Leise schlüpfte Lizzy aus ihrem Zimmer, wobei sie vorsichtig den langen raschelnden Rock ihres Kleides anhob.
Ben schlief. Seine übliche Schlafenszeit war längst vorüber, aber er hatte auch einer ausgiebigen Modenschau beiwohnen müssen. Er und Rico hatten auf dem Bett gesessen und zugesehen, wie sie ein Kleid nach dem anderen vorführte. So hatten sie entscheiden wollen, welches Outfit sie bei dem morgigen Fotoshooting tragen sollte.
Bei dem Gedanken daran verspannte sie sich immer noch. Jean-Paul würde die Bilder machen. Sie wusste, er war ein Freund von Rico, dem dieser völlig vertraute.
Dennoch war sie froh, dass Rico vorgeschlagen hatte, gemeinsam ein Kleid auszuwählen. Als sie endlich ein Kleid gefunden hatten, hatte er sie gebeten, es anzubehalten.
„So kannst du dich an das Gefühl gewöhnen“, sagte er, bevor er in sein Zimmer eilte, um sich ebenfalls für das Abendessen umzuziehen.
Das trägerlose altrosa Abendkleid mit seinen fließenden Röcken war ein Traum, aber für eine Villa am Meer kam sich Lizzy ein bisschen zu aufgedonnert vor.
„Ah, da bist du ja.“
Beim Klang von Ricos Stimme wandte sie sich um.
Ihr stockte der Atem.
Im sanften Licht der Terrassenbeleuchtung schlenderte er auf sie zu. Auch er trug Abendgarderobe.
Er sah unglaublich aus!
Der maßgeschneiderte dunkle Anzug betonte perfekt seinen schlanken Körper. Das frisch gewaschene Haar fiel ihm in die Stirn, und als er sich näherte, konnte sie den Hauch eines Aftershaves auf seinem rasierten Kinn wahrnehmen. Ihre Knie fühlten sich sehr weich an.
Hilflos sah sie ihn an, unfähig, den Blick abzuwenden.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Buona sera, Principessa“, sagte er leise, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen.
Sein Mund berührte ihre Fingerknöchel, und ihr war, als würden tausend Schmetterlinge in ihrem Inneren anfangen, mit den Flügeln zu flattern.
Rico legte ihre Hand auf seinen Arm. Dankbar hielt Lizzy sich fest und ließ sich über die Terrasse führen.
„Wir essen heute Abend im Haus. Es ist Regen angekündigt.“
Abwesend blickte sie zum Himmel hinauf, im Westen zeigten sich bereits die ersten Wolken.
Sie betraten ein Zimmer, in dem sie noch nie zuvor gewesen war. Allerdings verstand sie jetzt, warum er auf Abendkleidung bestanden hatte. In der Mitte des Raums stand ein großer Glastisch, dessen Rand mit goldenen Verzierungen versehen war. Ein prunkvoller Kristalllüster hing von der Decke und tauchte das Zimmer in warmes Licht. Überall an den Wänden waren Spiegel angebracht.
„Es ist ein bisschen überladen“, erklärte Rico trocken.
Jetzt führte er sie zu ihrem Platz und rückte ihren Stuhl zurecht. Kaum hatte er sich ebenfalls hingesetzt, ertönte das Knallen eines Champagnerkorkens. Ein Angestellter schenkte ihre Gläser ein.
Rico hob sein Glas zu einem Toast.
„Auf uns“, sagte er. Sanft senkten sich seine langen Wimpern über die dunklen Augen, und wieder spürte Lizzy die Schmetterlinge in ihrem Bauch.
Das Essen verlief wie im Traum. Die schweigenden flinken Angestellten stellten Teller vor sie hin und entfernten sie wieder, ohne dass sie etwas davon mitbekam. Eins nach dem anderen wurden die verschiedenen Gläser vor ihr gefüllt und mit dem nächsten Gang weggenommen. Lizzy musste gegessen und getrunken haben, aber sie konnte sich nicht daran erinnern.
Wie durch Magie schien der Mann ihr gegenüber ihren Blick gefangen zu halten.
Sie mussten sich unterhalten haben, aber nichts davon war in ihrem Gedächtnis haften geblieben.
Sie wollte ihn nur ansehen.
Schauen und immer weiter schauen.
Niemals zuvor hatte sie sich das erlaubt. Stets hatte sie den Blick abgewandt. Aber heute Nacht … heute Nacht war alles anders. Sie tat, was sie seit der ersten Begegnung in Cornwall hatte tun wollen.
Und er tat genau dasselbe, ließ sie nicht für eine Sekunde aus den Augen.
Endlich stand er auf und streckte die Hand nach ihr aus. „Komm.“
Das war alles, was er sagte.
Alles, was er zu sagen brauchte.
Er führte sie durch die Villa zu einer Tür, öffnete sie und betrat an ihrer Seite das Zimmer.
Es war ein Schlafzimmer.
Rico umfasste ihre Schultern und drehte Lizzy zu sich um.
Lange schaute Rico in ihre weit geöffneten grauen Augen, mit denen sie ihn den ganzen Abend über angesehen hatte.
Wie hatte er so lange warten können? Bestimmt ahnte sie nicht, dass ihre Blicke während des Essens die reinste Folter für ihn gewesen waren. Er hatte all seine Selbstbeherrschung gebraucht, um nicht den Stuhl zurückzuschieben, zu ihr zu eilen, sie in die Arme zu nehmen und an sich zu ziehen.
Aber er hatte es nicht getan. Er wusste, dass sie Zeit brauchte.
Zeit, sich dem hinzugeben, was zwischen ihnen passierte.
Wusste sie, wie sehr er sie begehrte? Wahrscheinlich nicht. Die Wünsche der Männer waren für sie ein unentdecktes Land.
Ein weiterer Gedanke stieg in ihm auf: Werde ich ihr erster Liebhaber sein?
„Elisabetta.“ Er legte seine Hände auf ihre nackten Schultern. Ihre Haut fühlte sich warm an. Mit den Daumen streichelte er über ihr Dekolleté. Lizzy erschauerte unter der Berührung.
In ihren Augen schimmerte eine Sehnsucht, deren Intensität sie sich unmöglich bewusst sein konnte.
Rico konnte ihr nicht länger widerstehen.
Langsam, ganz langsam neigte er seinen Mund dem ihren entgegen.
Sie stieß einen kleinen hilflosen Seufzer aus und schloss die Augen.
Rico küsste sie zärtlich und sanft. Es war ein vorsichtiger Kuss, eine sachte Liebkosung mit den Lippen.
Wie ein zarter Windhauch auf dem Wasser bewegte er seinen Mund auf ihrem. Er nahm sich Zeit, unendlich viel Zeit.
Für sie sollte es perfekt sein!
So ließ er Lizzy die Geschwindigkeit bestimmen, mit der er sie auf ihre wundervolle sinnliche Reise mitnehmen durfte.
Nun küsste er einen schmalen Pfad ihr Kinn entlang bis zu ihrem Ohr, ließ seine Zunge über ihre weiche Haut streifen und liebkoste dann ihr Ohrläppchen in verhaltenem erotischem Spiel.
Mit einer Hand umfasste er ihren Nacken, spielte mit den weichen Haarsträhnen, während er seine andere Hand auf ihren Hals legte.
Unter seinen Fingerspitzen spürte er ihr leises Aufstöhnen. Rasch widmete er sich wieder ihrem Mund, verwöhnte und neckte sie, bis sie die Lippen ein wenig öffnete.
Sein Körper reagierte sofort auf die unglaubliche Sinnlichkeit, als er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ. Er fühlte, wie sie erstarrte, doch als er den Kuss intensivierte, ergab sie sich ihrer Sehnsucht.
Rico löste seine Hand von ihrem Nacken und streichelte über ihren Rücken. Er ertastete den Reißverschluss des Kleides und zog ihn mit einer geübten Bewegung langsam nach unten.
Ihr Oberteil geriet ins Rutschen, schnell hielt er es mit seiner anderen Hand fest.
Dio, sie war perfekt. Weich und zart schmiegte sich ihre Brust gegen seine Handfläche. Ihre Knospen hingegen hatten sich bereits fest aufgerichtet.
Wieder reagierte sein Körper, drängender diesmal, dunkler. Vorsichtig begann er, ihre Brüste zu massieren.
Lizzy seufzte und bog den Rücken durch, presste sich enger an ihn.
Mehr brauchte er nicht. Verlangen flackerte heiß in ihm auf, und er hob sie in seine Arme.
Die Welt neigte sich zu einer Seite, und Lizzy schlug die Augen auf.
Ricos Augen funkelten lebendig im Licht. Sachte, als sei sie eine kostbare Blume, ließ er sie aufs Bett sinken.
„Elisabetta.“
Lange betrachtete er sie, wie sie, umgeben von der Seide ihres Kleides, eine Brust entblößt, zu ihm hinaufsah. Erstaunen und Verzauberung schimmerte in ihren Augen.
Dann schlüpfte er mit einer Hast, die ihre ganz eigene Botschaft enthielt, aus seinen Kleidern und legte sich ganz dicht neben sie. Lizzy konnte die Stärke seines maskulinen Oberkörpers, die schmalen Hüften, die muskulösen Beine und nicht zuletzt seine erregte Männlichkeit spüren.
Sie rang nach Luft, als ihr die Bedeutung ihrer Wahrnehmung bewusst wurde.
„Ich habe dich begehrt“, hauchte er. „Seit dem ersten Moment. Als du auf mich zugegangen bist und dich mir in all deiner Schönheit gezeigt hast.“
Langsam, ganz langsam, neigte er den Kopf und küsste sie.
„Sei mein“, murmelte er. „Sei mein, wunderschöne Elisabetta.“
Darauf gab es nur eine Antwort.
„Rico …“, flüsterte sie seinen Namen.
Lizzy legte die Arme um ihn und folgte mit den Fingern den Linien seines Rückens.