Am Ziel aller Wünsche?

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Im Wüstenparadies von Scheich Hakim fühlt sich Catherine wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Niemand hat sie je so charmant umworben wie der aufregende Wüstenprinz. Deshalb nimmt sie auch ohne Zögern seinen Heiratsantrag an. Doch dann erfährt sie: Ihr Traummann hat sie gar nicht aus Liebe geheiratet. Er hat sie gekauft - eiskalt und berechnend!


  • Erscheinungstag 21.09.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727604
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Miss Benning.“

Sie war nicht Miss Benning. Sie war Catherine Marie, Gefangene des Falken, eines Scheichs, der noch nach dem Kodex der Wüste lebte, wo nur die Stärksten überlebten.

Er kam jetzt. Sie konnte seine tiefe, männliche Stimme hören, als er sich außerhalb des Zeltes in einer ihr fremden Sprache mit jemandem unterhielt. Sie kämpfte mit den Fesseln an ihren Händen. Vergeblich. Die seidenen Tücher waren weich, aber widerstandsfähig, und sie konnte sich nicht befreien. Falls es ihr gelang, was würde sie tun? Fliehen? Wohin?

Sie befand sich mitten in der Wüste. Die Sonne brannte aufs Zelt nieder und heizte das höhlenartige Innere auf. Allein würde sie keinen Tag in der endlosen Einöde überstehen.

Plötzlich war er da, stand am Eingang des Raums, in dem sie gefangen war. Seine Züge lagen im Schatten. Sie konnte nur seine stattliche Gestalt in der für seinen Volksstamm typischen weißen Hose und Tunika erkennen. Ein schwarzer Mantel, die Abajeh, fiel von seinen breiten Schultern bis zu den Waden, den Kopf hatte er mit der rot-weißen Kefije bedeckt, die ihn als Scheich auswies. Das Tuch wurde mit einer Kordel aus schwarzen Lederschnüren gehalten.

Er war keine fünf Meter von ihr entfernt, und doch war sein Gesicht vor ihr verborgen. Lediglich das markante Kinn, das von seiner Arroganz zeugte, war unverkennbar.

„Miss Benning!“

Catherine Marie Bennings Kopf, der soeben noch auf ihren Fäusten geruht hatte, schoss in die Höhe, und ihr Blick richtete sich wieder auf ihre Umgebung. Die von heller Seide verhängten Zeltwände wichen grauem Beton, dessen Tristesse nur von Postern gemildert wurde, die für einen Leseabend warben. Es waren die Wände des Pausenraums in der öffentlichen Bibliothek von Whitehaven, einer Kleinstadt in der Nähe des kalten, nassen Seattle und fern der heißen Sahara.

Das grelle Licht einer Neonröhre fiel auf das mürrische Gesicht der Frau vor ihr.

„Ja, Mrs. Camden?“

Catherines Vorgesetzte strich ihre Strickjacke glatt. „Sie waren schon wieder mit dem Kopf in den Wolken, Miss Benning.“

Der Tadel der älteren Frau stellte Catherines normalerweise grenzenlose Geduld auf eine harte Probe. Wenn der Mann in ihren Träumen bloß einmal sein Gesicht zeigen würde, wäre sie vielleicht nicht so frustriert, doch er blieb im Schatten.

„Ich habe Pause“, erinnerte sie Mrs. Camden ruhig.

„Mag sein, aber wir müssen alle unsere Pflicht erfüllen.

Catherine war dieser Beginn einer Standpauke nur allzu vertraut. Sie unterdrückte ein Seufzen, denn auch heute würde ihre Mittagspause ein vorzeitiges Ende finden.

Hakim bin Omar al Kadar betrat die Bücherei und schaute sich im Informationsbereich suchend nach Catherine Marie Benning um. Ihr Bild hatte sich ihm unauslöschlich eingeprägt. Seine künftige Gemahlin. Obwohl arrangierte Ehen in der königlichen Familie von Jawhar nichts Ungewöhnliches waren, war seine einzigartig.

Catherine Marie Benning ahnte nicht, dass sie seine Frau werden sollte. Ihr Vater hatte es so gewollt. Eine der Klauseln im Vertrag zwischen Hakims Onkel und Harold Benning besagte, dass Hakim Catherine bewegen müsse, seine Frau zu werden, ohne die Vereinbarung zwischen ihrem Vater und dem König von Jawhar zu erwähnen. Hakim hatte nicht nach den Gründen gefragt. Dank seiner Ausbildung im Westen wusste er, dass Amerikanerinnen arrangierte Ehen nicht mit der gleichen Gelassenheit akzeptierten wie die Frauen seiner Familie.

Er würde Catherine umwerben müssen, doch das war nicht weiter schlimm. Selbst bei einer arrangierten Ehe wurde in Jawhar von einem Prinzen erwartet, dass er seiner künftigen Braut den Hof machte. Diese Ehe war nicht anders. Er wollte Catherine einen Monat Zeit geben.

Vor zehn Wochen war sein Onkel von Harold Benning über mögliche Vorkommen eines seltenen Erzes in den Bergen von Jawhar informiert worden. Der Amerikaner hatte eine Partnerschaft zwischen Benning Excavations und der königlichen Familie vorgeschlagen.

Während die beiden Männer noch über die Bedingungen verhandelt hatten, war Hakim am frühen Morgen bei einem Ritt durch die Wüste angegriffen worden. Nachforschungen hatten ergeben, dass der Anschlag von der gleichen Rebellengruppe ausgeführt worden war, die verantwortlich war für den Tod seiner Eltern vor zwanzig Jahren.

Hakim war nicht klar, weshalb die Hochzeit mit Catherine Teil des Vertrages geworden war. Er wusste bloß, dass sein Onkel es für sinnvoll erachtete. Sollten von der königlichen Familie je unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigungen benötigt werden, wäre Hakim als Ehemann einer Amerikanerin in der Lage, sie zu besorgen. Dadurch könnte man sich komplizierte Formalitäten mit dem Außenministerium ersparen und außerdem die Privatsphäre der Beteiligten schützen.

In der nunmehr drei Jahrhunderte währenden Regentschaft der königlichen Familie von Jawhar hatte man noch nie in einem anderen Land um politisches Asyl ersuchen müssen und würde es auch nie tun. Da er sich bereits um die Familiengeschäfte in Amerika kümmerte, war die Wahl logischerweise auf Hakim gefallen.

Für Harold Benning war die Ehe geradezu eine Erlösung. Er war sichtlich besorgt über das Junggesellinnendasein seiner vierundzwanzigjährigen Tochter. Seinen Worten zufolge hatte sie sich noch nie verabredet.

Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den beiden älteren Männern war ein königliches Dekret: Hakim musste Catherine Benning heiraten.

Er entdeckte sie auf der gegenüberliegenden Seite des Saals, wo sie gerade einem kleinen Jungen half. Sie reckte sich, um ein Buch aus dem obersten Regal zu holen, und der hochgeschlossene schwarze Pullover, den sie über einem engen Rock trug, erregte seine Aufmerksamkeit. Das weiche Gewebe betonte ihre Brüste und enthüllte überraschend üppige weibliche Formen. Hakims Verlangen erwachte.

Es kam völlig unerwartet. Ihr Foto hatte eine hübsche Frau gezeigt, die nicht im Entferntesten den exotischen Schönheiten ähnelte, mit denen er sich in der Vergangenheit vergnügt hatte. Dass er so spontan auf einen solch unschuldigen Anblick reagierte, ließ ihn auf dem Weg zu ihr innehalten.

Was hatte ihn so erregt? Ihr Teint war hell, aber nicht bleich. Ihr Haar war blond, aber dunkelblond, und sie hatte es hochgesteckt. Die strenge Frisur ließ es fade wirken. Ihre Augen versetzten ihm einen Schock. Sie waren dunkelblau und hatten ihn schon auf dem Bild fasziniert, doch in natura waren sie noch atemberaubender.

Obwohl außer ihren Augen nichts Besonderes an ihr war, ließ sich die Reaktion seines Körpers nicht leugnen. Hakim begehrte sie. Wenn er früher solch plötzliche Anziehungskraft empfunden hatte, war er stets dazu provoziert worden. Eine gewisse Art zu gehen, sich zu kleiden oder ein verführerischer Blick. Catherine Benning bot nichts dergleichen.

Es war eine verwirrende, aber nicht unangenehme Überraschung. Ein aufrichtiges sexuelles Interesse seinerseits würde ihre Verführung viel leichter machen. Er war bereit gewesen, seine Pflicht ungeachtet seiner persönlichen Wünsche zu erfüllen. An erster Stelle kam das Land. An zweiter die Familie. Seine eigenen Neigungen und Bedürfnisse kamen zuletzt.

Er ging weiter und blieb in ihrer Nähe stehen. Als der Junge sich entfernte, schaute sie sich um, der Blick ihrer saphirblauen Augen streifte Hakim und kehrte dann zu einem Mann zurück, der vor dem Tresen stand.

Aber selbst, als sie ihm etwas auf dem Computermonitor zeigte, glitt ihr Blick zu Hakim zurück. Er erwiderte ihn und hielt ihn fest, während der Mann wegging, dem sie geholfen hatte. Der nächste Wartende in der Schlange blieb unbeachtet, da ihre Aufmerksamkeit unverwandt auf Hakim gerichtet war.

Sie wirkte wie in Trance, und er lächelte. Ihre Wangen röteten sich, doch sie sah nicht weg.

Sein Lächeln vertiefte sich. Seine Pflichterfüllung würde sich darin erschöpfen, dieses Interesse zu dem unstillbaren Drang, ihn zu heiraten, zu verwandeln.

„Miss Benning! Passen Sie auf. Sie haben Kunden.“

Catherine wandte sich ab und errötete noch mehr. „Entschuldigung“, bat sie unbeeindruckt. „Ich war abgelenkt.“ Dann widmete sie sich dem nächsten Besucher, wiederholte die Entschuldigung, fragte, wie sie ihm helfen könne, und nahm so ihrer unerbittlichen Vorgesetzten den Wind aus den Segeln.

Die ältere Frau murmelte etwas Unverständliches und rauschte davon wie ein gereizter General, der seiner Kriegsbeute beraubt war.

Hakim wartete, bis der letzte Ratsuchende gegangen war, bevor er Catherine begrüßte. „Guten Tag.“

Sie lächelte. Aus der Nähe betrachtet, waren ihre Augen noch betörender. „Hallo. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich interessiere mich für antike Teleskope und die Geschichte der Astronomie. Vielleicht können Sie mir ein paar gute Nachschlagewerke empfehlen.“

Ihre Augen leuchteten begeistert auf. „Ist es ein neues Hobby von Ihnen?“

„Ziemlich neu.“ Seit der Unterredung, die er mit ihrem Vater gehabt hatte. Obwohl Hakims eigener Vater Catherines Leidenschaft für alte Sternenkarten geteilt hatte, lagen seit seinem Tod seine Bücher unbenutzt im Observatorium des Kadar-Palastes.

„Das ist eines meiner Spezialgebiete. Wenn Sie sich einen Moment gedulden würden, zeige ich Ihnen die richtige Abteilung und einige Abhandlungen, die ich für besonders gelungen halte.“

„Das wäre sehr nett.“

Catherine atmete tief durch und versuchte, ihr wie wild pochendes Herz zu beruhigen, während sie den ebenso attraktiven wie beeindruckenden Mann in die Abteilung für Fachliteratur führte. Die Aura von Macht, die von ihm ausging, genügte, um ihren Puls zu beschleunigen, doch die Tatsache, dass er bis ins kleinste Detail den Mann ihrer Tagträume verkörperte, versetzte ihre Sinne in hellen Aufruhr.

Mit seinen knapp einsneunzig überragte er ihre einsfünfundsechzig und vermittelte ihr das Gefühl, winzig zu sein. Sein seidiges schwarzes Haar war nur eine Nuance dunkler als seine Augen und hätte er kein so makelloses Englisch gesprochen, hätte sie ihn für den Fantasie-Scheich halten können.

Eine Woge nie gekannten Verlangens durchflutete sie und machte sie noch atemloser und verwirrter.

Er hatte sie nicht berührt, und dabei hatte sie immer geglaubt, eine derart intensive sexuelle Wahrnehmung würde allein durch körperlichen Kontakt hervorgerufen. Sie hatte sich geirrt.

Sie blieben vor einer Reihe von Büchern stehen. Catherine zog eines aus dem Regal und reichte es ihm. „Das ist mein Lieblingswerk. Ich habe eine Kopie der Erstausgabe zu Hause.“

Als er nach dem Band griff, streifte er kurz ihre Finger. Schockiert zuckte sie zusammen. Obwohl ein Schauer sie durchrann, bemühte sie sich, so unbeteiligt wie möglich zu wirken.

„Entschuldigung.“ Sein Blick suchte ihren und verunsicherte sie noch mehr.

Sie schüttelte errötend den Kopf. „Schon gut.“ Eine glatte Lüge.

Er schlug das Buch auf und betrachtete es. Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich gehen sollte, aber die Beine verweigerten ihr den Dienst.

Das Buch wurde geräuschvoll zugeschlagen. „Können Sie mir noch etwas empfehlen?“

„Ja.“ Sie verbrachte die nächsten zehn Minuten damit, auf verschiedene Bände zu verweisen und etliche Zeitschriften vorzuschlagen, die er vielleicht abonnieren könnte.

„Ich danke Ihnen vielmals, Miss …?“

„Benning, aber nennen Sie mich bitte Catherine.“

„Ich bin Hakim.“

„Das ist ein arabischer Name.“

Er lächelte. „Ja.“

„Aber Ihr Englisch ist perfekt.“ So ein Unsinn! In der Umgebung von Seattle lebten viele Araber, und manche von ihnen waren bereits in der zweiten oder dritten Generation Amerikaner.

„So soll es sein“, erwiderte er mit einer Stimme, die Catherines Innerstes zum Schmelzen brachte. „Der königliche Lehrmeister wäre äußerst bekümmert, wenn einer seiner Schüler auch nur mit dem geringsten Akzent sprechen würde.“

„Königlich?“, wiederholte sie fassungslos.

„Verzeihen Sie mir. Ich bin Hakim bin Omar al Kadar, Prinz der königlichen Familie von Jawhar.“

Sie atmete tief ein, aber der Sauerstoff schien ihre Lungen nicht zu erreichen. Ein Prinz? Sie unterhielt sich schon seit über zehn Minuten mit einem Prinzen? Begehrte ihn! Himmel. Ihre vage Absicht, ihn zum nächsten Treffen der Antique Telescope Society einzuladen, starb einen schnellen Tod. Leider konnte man dies von der Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, nicht behaupten.

Sie schluckte trocken. „Kann ich Ihnen noch behilflich sein?“

„Ich habe bereits genug von Ihrer Zeit beansprucht.“

„In Seattle gibt es eine Gesellschaft von Leuten, die sich für antike Teleskope interessieren.“ Catherine mochte das Thema nicht fallen lassen. Sie würde ihn zwar nicht einladen, sie dorthin zu begleiten, aber zumindest wollte sie ihm von dem Treffen erzählen.

„Ja?“

„Sie kommen heute Abend zusammen.“ Sie nannte Zeit und Ort.

„Werde ich Sie dort sehen?“, fragte er.

„Wahrscheinlich nicht.“ Sie würde natürlich dort sein, aber sie saß immer im hinteren Teil des Raums, und er war kein Mann, der sich damit begnügte, das Geschehen vom Rand aus zu beobachten.

Catherine war damit auch nicht zufrieden, aber sie wusste nicht, wie sie diese ein Leben lang antrainierte Gewohnheit ablegen sollte.

„Sie werden nicht daran teilnehmen?“ Er wirkte enttäuscht.

„Ich gehe immer hin.“

„Dann werde ich Sie also sehen?“

Sie zuckte die Schultern. „Es ist eine große Versammlung.“

„Ich werde nach Ihnen Ausschau halten, Catherine.“

Es lag ihr auf der Zunge, zu fragen, warum er das tun wolle. Stattdessen lächelte sie. „Vielleicht laufen wir uns wirklich über den Weg.“

„Ich überlasse solche Dinge nie dem Schicksal.“

Zweifellos. Er war viel zu bestimmend. „Dann bis heute Abend.“

Sie wandte sich um und war nur leicht enttäuscht, dass er sie nicht zurückrief. Schließlich hatte er gesagt, er werde nach ihr Ausschau halten.

Er blätterte die Bücher durch, die sie ihm empfohlen hatte, und verließ wenige Minuten später die Bibliothek.

Catherine beobachtete ihn fasziniert. Eines stand fest: Der Scheich ihrer Träume war nicht länger gesichtslos.

Er würde die Züge von Hakim tragen.

2. KAPITEL

Catherine betrat den Konferenzraum in einem von Seattles elegantesten Hotels. Obwohl sie früh dran war, war bereits die Hälfte aller Plätze besetzt. Während sie die Menge nach Hakim absuchte, tanzten tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch.

Würde er hier sein? Würde er wirklich nach ihr Ausschau halten?

Es war schwer, zu glauben. Noch schwerer fiel es ihr, die Erregung zu ignorieren, die sie bei dem bloßen Gedanken an seine Anwesenheit befiel.

Ein von Narben entstelltes Gesicht und die anschließende Laserbehandlung hatten dazu geführt, dass sie sich weder auf der High School noch auf dem College jemals mit jungen Männern verabredet hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Schüchternheit schon so tief verwurzelt gewesen, dass das „späte Erblühen“, mit dem ihre Eltern gerechnet hatten, nie eingetreten war. Catherine dachte, sie hätte sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie als altjüngferliche Tante enden würde – in bester Tradition kleiner, alter Damen mit weißem Haar und einem Heim, das angefüllt war mit Erinnerungen anderer Leute. Sie war zu scheu, um Männern schöne Augen zu machen, und zu unscheinbar, um eines zweiten Blickes gewürdigt zu werden. Trotzdem hatte irgendetwas an Hakim sie bewogen, ihre Schutzzone zu verlassen.

Und das machte ihr Angst. Ein Mann wie er würde ihr Interesse keinesfalls erwidern.

„Catherine. Sie sind gekommen.“

Sie kannte den Besitzer dieser zutiefst männlichen Stimme. „Guten Abend, Hakim.“

„Würden Sie sich zu mir setzen?“

Sie nickte stumm.

Er führte sie zu einem Stuhl mitten im Saal, viel dichter am Podium als ihr üblicher Platz. Dann nahm er ihren Arm und half ihr, sich zu setzen – eine Geste, die sowohl galant als auch gefährlich war. Gefährlich, weil er sie berührte, und seine warmen Finger auf ihrer Haut zu spüren genügte, um ihre Sinne in Aufruhr zu versetzen.

Blicke aus mehreren Augenpaaren folgten ihnen, die Neugier der Zuschauer war förmlich zu spüren. Sie lächelte einer älteren Dame zu, die sie ungeniert anstarrte. Catherine erinnerte sich, dass sie beim letzten Treffen mit der hoffnungslos aufdringlichen Frau geplaudert hatte.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit aufs Podium, wo der Redner des Abends mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft sprach. Der Vortragende war die führende Kapazität des Teleskopherstellers George Lee and Sons. Er hatte zugesagt, ein Stück aus seiner Sammlung mitzubringen, damit die Mitglieder der Gesellschaft in der Lage waren, es aus der Nähe zu betrachten. Sie konnte kaum erwarten, es zu sehen, und war sicher, dass es sich unter dem roten Seidentuch verbarg, das über ein Gestell drapiert war.

Eine Dreiviertelstunde später wurde ihre Vermutung bestätigt. Die Hülle wurde entfernt und das Publikum eingeladen, näher zu treten und die Kostbarkeit zu bewundern.

„Wünschen Sie es zu sehen?“, erkundigte Hakim sich.

Catherine zuckte die Schultern. „Ich werde vermutlich auf das Vergnügen verzichten.“

„Ich begleite Sie.“

Wie ein Bodyguard? „Darum geht es nicht“, wehrte sie ab, obwohl genau dies ihr Problem war. „Ich mag einfach nicht Schlange stehen. Sehen Sie, wie viele Leute bereits darauf warten, es zu betrachten?“

Hakim schaute zu der langen Reihe hinüber und dann wieder auf Catherine. „Sind Sie ganz sicher, dass Sie es nicht zu sehen wünschen?“

Selbst ein George-Lee-and-Sons-Teleskop konnte ihr Interesse nicht von Hakim ablenken. „Ganz sicher.“

„Dann würden Sie vielleicht einwilligen, heute mit mir zu Abend zu essen. Wir könnten über mein neues Hobby sprechen. Sie scheinen auf diesem Gebiet höchst bewandert zu sein.“

„Zu Abend essen?“, wiederholte sie.

„Bereitet es Ihnen Unbehagen, mit einem Fremden eine Mahlzeit zu teilen?“

Der durchaus gerechtfertigte Einwand wäre ihr nie in den Sinn gekommen, allerdings war sie auch noch nie in Gesellschaft eines Scheichs gewesen oder hatte je so berauschende Gefühle erlebt wie in seiner Gegenwart.

„Nein“, versicherte sie nachdrücklich.

„Dann gestatten Sie mir also, Sie heute zum Dinner einzuladen?“

„Ich weiß nicht recht …“

„Bitte.“ Das Wort klang eher nach einem Befehl als nach einer Bitte, und dennoch verfehlte es seine Wirkung nicht.

„Nun, ich schätze, ich könnte Ihnen mit meinem Wagen zu einem Restaurant folgen.“ Sie wollte zumindest einen Rest von Selbstbewusstsein zeigen.

„Sehr schön. Wären Meeresfrüchte nach Ihrem Geschmack?“

Bei dem bloßen Gedanken lief ihr das Wasser im Mund zusammen. „Unbedingt.“

„Nur einen Block von hier entfernt gibt es ein schönes Restaurant. Wir könnten dorthin zu Fuß gehen.“

„Ich glaube, es hat gerade angefangen zu regnen.“

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich leihe Ihnen gern meinen Regenmantel.“

Catherine malte sich aus, wie sie in einem viel zu großen Mantel aussehen würde. „Das ist nicht nötig“, erwiderte sie lachend. „Ich dachte nur, dass Sie wahrscheinlich nicht gern durch die Nässe laufen.“

„Wenn ich Regen scheuen würde, hätte ich es nicht vorgeschlagen.“

„Natürlich.“

Es war nur ein kurzer Weg, und obwohl die grauen Wolken sich bedrohlich zusammenzogen, fiel kein einziger Tropfen.

Beim Essen sprachen sie über Catherines Hobby. Sie war erstaunt über Hakims Wissen und lobte seine Kenntnisse.

„Ich habe die Bücher gelesen, die Sie mir heute Nachmittag gegeben haben.“

„Schon?“

Er zuckte die Schultern. „Die meisten.“

„Wow. Demnach mussten Sie nicht wieder zur Arbeit.“

„Man muss Prioritäten setzen“, meinte er schmunzelnd.

„Ich hätte Sie nicht für jemanden gehalten, der seine Hobbys über die Arbeit stellt.“

„Manchmal bestimmt das Unerwartete unser Leben.“

Sie wunderte sich über die sonderbare Bemerkung, wagte jedoch nicht, ihn danach zu fragen, da sie ihn nicht gut genug kannte.

Nach dem Dinner begleitete er sie zu ihrem Wagen zurück. Er nahm ihr die Schlüssel aus der Hand und öffnete die Tür, damit sie einsteigen konnte.

„Danke für das Abendessen.“

„Es war mir ein Vergnügen, Catherine.“

Zwei Tage später lud Hakim Catherine zu einer Vorführung im Planetarium ein. Sie würden den ganzen Tag miteinander verbringen, denn allein die Fahrt nach Portland dauerte drei Stunden. Die Aussicht, so viel Zeit mit ihm auf engstem Raum zusammen zu sein, zerrte an ihren Nerven. Sie zuckte zusammen, als der Türsummer Hakims Ankunft meldete.

Catherine drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. „Ich bin gleich unten.“

„Ich warte.“ Seine Stimme klang sogar über das hausinterne Kommunikationssystem sexy und exotisch.

Sie konnte noch immer nicht glauben, dass ein so umwerfender Mann ernsthaft an ihr interessiert sein sollte. Nachdem sie ihre Tasche genommen hatte, verließ sie das Apartment.

Hakim wartete in der Lobby auf sie. „Guten Morgen, Catherine. Sind Sie bereit?“

Sie nickte stumm, sein Anblick hatte ihr die Sprache verschlagen. Der hautenge schwarze Pullover und die braune Hose betonten seine durchtrainierten Muskeln. Sie schluckte trocken. „Ich habe alles, was ich brauche.“

„Dann lassen Sie uns aufbrechen.“ Er nahm ihren Arm und führte sie auf die Straße, wo eine Stretchlimousine bereitstand.

„Ich dachte, Sie würden fahren.“

„Ich wollte in der Lage sein, meine Aufmerksamkeit ganz auf Sie zu konzentrieren. Es gibt eine Trennscheibe im Wagen. Wir werden so abgeschirmt von der Außenwelt sein, wie wir wollen.“

Sein Tonfall beschwor völlig unpassende Bilder vor ihrem geistigen Auge herauf, und prompt richteten sich die Knospen ihrer Brüste steil auf. Schockiert über die verräterische Reaktion ihres Körpers rang Catherine um Atem.

„Geht es Ihnen gut?“

„O ja“, behauptete sie, bevor sie schnell auf den Rücksitz der Limousine glitt.

Der Versuch, ihr Unbehagen vor Hakim zu verbergen, scheiterte jedoch kläglich. Die meisten seiner Begleiterinnen geduldeten sich vermutlich, bis er ihnen in den Wagen half. Diese Begleiterinnen hatten natürlich auch ein Liebesleben, das sich außerhalb ihrer Fantasie abspielte, und blieben in der Nähe eines so hinreißenden Mannes gelassen. Im Gegensatz zu ihr.

Sie war bis über beide Ohren verliebt, und dabei hatte der Mann sie noch nicht einmal geküsst. Als er sich auf dem Platz ihr gegenüber niederließ, klopfte ihr Herz, als wollte es zerspringen. Und sein Lächeln war der Tod für ihre Selbstbeherrschung.

„Hätten Sie gern eine Erfrischung?“ Er öffnete eine kleine Tür in der Seitenverkleidung des Wagens, hinter der sich ein gut gefüllter Kühlschrank verbarg.

„Ein Saft wäre schön.“ Catherine war stolz, dass ihre Stimme fast normal klang.

Er goss Orangensaft in ein Glas und reichte es ihr. „Sind antike Teleskope Ihr einziges Hobby?“

„O nein. Ich lese auch leidenschaftlich gern – sonst würde ich wohl kaum in einer Bibliothek arbeiten.“

„Nun, ich denke, damit hatte ich gerechnet.“

Sie erwiderte sein Lächeln. „Richtig, aber außerdem mag ich ausgesprochen gern durch die unberührte Natur wandern.“ Angesichts seiner ratlosen Miene fügte sie rasch hinzu: „Besser gesagt, ich stolpere durchs Unterholz.“

„Oh.“ Er trank einen Schluck Mineralwasser. „Und während Sie laufen, hängen Sie Ihren Tagträumen nach.“

Es verblüffte sie, dass er ihr Geheimnis so mühelos erraten hatte. „Ja. Ich finde es irgendwie magisch, im Freien und fernab von anderen Leuten zu sein.“

„Ich schätze diese Freiheit ebenfalls, aber ich ziehe die Wüste den Wäldern vor.“

„Bitte, erzählen Sie mir davon.“

Er erfüllte ihr den Wunsch, lenkte das Gespräch aber mehrfach geschickt wieder auf Catherine, und bald schon diskutierten sie Themen, die sie sonst nicht einmal mit ihrer Schwester erörterte.

Dabei tat er ihre Ansichten auch nicht so geringschätzig ab wie ihr Vater. Hakim hörte einfach zu, und während er das tat, verfiel Catherine dem Zauber seiner Persönlichkeit.

Zum Lunch lud er sie in ein Restaurant ein, das einen herrlichen Blick auf den Willamette River bot. Das Essen war köstlich, die Aussicht romantisch und seine Gesellschaft betörend für ihr Herz und ihre Sinne. Zu ihrem Entsetzen musste sie sich eingestehen, dass sie sich mit jeder Minute mehr in einen Mann verliebte, der für sie unerreichbar war.

Autor

Lucy Monroe
<p>Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...
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