From Manhattan with Love - Teil 4-6

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VERLIEBT BIS ÜBER BEIDE HERZEN

Ganz New York verehrt Molly als Ratgeberin in Liebesfragen. Nur hält sie sich selbst nie an das, was sie anderen empfiehlt. Wozu auch? Ihre große Liebe hat sie bereits gefunden. Er ist treu, sportlich, und seine dunklen Augen sind von betörender Schönheit: ihr Dalmatinerhund Valentine. Doch als sie im Central Park den zynischen Scheidungsanwalt Daniel trifft, bringt er ihre Expertise ganz schön durcheinander. Denn Daniel hat seine ganz eigenen, verführerischen Ansichten von der Liebe …

VERLIEBT BIS IN DIE FINGERSPITZEN

Eines hat Hundesitterin Fliss schon als Kind gelernt: Zeig niemandem, wie verletzbar du bist. Zeig niemandem deine Gefühle. Als sie erfährt, dass ihr Ex Seth als Arzt in der örtlichen Tierklinik anfängt, brennen Erinnerungen wie die Sonne auf ihrer Haut: die zärtlichen Stunden am Strand, der Geruch des Meeres. Prompt flüchtet sie aus New York in die Hamptons. Doch dort trifft sie ausgerechnet auf Seth. Verwirrt schlüpft sie in die Rolle ihrer Zwillingsschwester, um der schmerzlichen Begegnung aus dem Weg zu gehen: der Begegnung mit dem größten Fehler ihres Lebens ...

VERLIEBT FÜR EINE WEIHNACHTSNACHT

Harriet Knight will sich jeden Tag einer Herausforderung stellen. Aber als die Hundesitterin ihren neuesten Kunden kennenlernt, gerät sie mächtig ins Stottern: Obwohl der attraktive Arzt Ethan Black bei vielen Frauen einen Fieberschub auslöst, scheitert er an der Erziehung des unbändigen Spaniels Madi kläglich. Um dem Hund zu helfen, bleibt Harriet nichts anderes übrig, als in Ethans Apartment im winterlichen Manhattan einzuziehen - wo sie sich Hals über Kopf in Ethan verliebt. Doch wenn ihre Arbeit getan ist, muss sich Harriet eines fragen: Hat sie Ethan ihr Herz nur für eine Weihnachtsnacht geschenkt? Oder für ein ganzes Leben?

"Sarah Morgans brillantes Talent hört nie auf, zu begeistern."
Romantic Times Book Review

"Morgan verzaubert ihre Leser"
Publishers Weekly


  • Erscheinungstag 25.07.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783745751086
  • Seitenanzahl 1088
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Sarah Morgan

From Manhattan with Love - Teil 4-6

MIRA® TASCHENBUCH

Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der amerikanischen Originalausgabe:
New York, Actually
Copyright © 2017 by Sarah Morgan
erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V. / S. á r. l.

Covergestaltung: zero-media.net, München
Coverabbildung: Getty Images / Neil Webb
Redaktion: Eva Wallbaum
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN E-Book 9783955767563

www.harpercollins.de
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Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich wahnsinnig, mit diesem Roman meine in New York City spielende Serie fortzuführen.

Als Kind war ich eine unersättliche Leseratte, und eines meiner Lieblingsbücher war Hundertundein Dalmatiner von Dodie Smith. Mir haben vor allem die Warmherzigkeit und Originalität der Geschichte gefallen – und dass jeder Hund einen ganz eigenen Charakter hatte.

In meinen Büchern kommen oft Hunde vor, haben bisher aber eher eine kleine Nebenrolle gespielt. Bis ich letzten Winter über ein Foto von einem Dalmatiner mit einer herzförmigen Nase gestolpert bin. Ich wusste, ich musste ihm eine zentrale Rolle in einem Buch geben, und ich wusste, dass er Valentine heißen sollte.

Einigen Menschen fällt es leichter, Hunde zu lieben als andere Menschen, und genauso geht es Molly, der Heldin dieser Geschichte. Sie ist Expertin darin, anderen Leuten Beziehungsratschläge zu erteilen, aber ihr fehlt dieses Talent, wenn es um ihr eigenes Liebesleben geht. Sie kann sich nicht vorstellen, irgendwen mehr zu lieben als ihren Hund Valentine. Doch dann lernt sie den Anwalt Daniel kennen. Daniel weiß mehr über eidesstattliche Aussagen als über Hunde, aber er tut, was immer nötig ist, um Mollys Aufmerksamkeit zu erregen, selbst wenn er sich dazu einen Hund ausleihen muss.

Anfangs scheinen Molly und Daniel sehr viel gemeinsam zu haben, aber als die Wahrheit nach und nach ans Licht kommt, sind beide gezwungen, alles zu hinterfragen, was sie über sich selbst zu wissen glaubten.

Dies ist eine Geschichte darüber, die Vergangenheit loszulassen, aber auch eine Geschichte über Freundschaft und Liebe (zu Menschen und Hunden!), über Familien und Gemeinschaft, und wieder spielt sie vor dem glamourösen Hintergrund New York Citys. Von den belaubten Wegen des Central Parks bis zu den glitzernden Wolkenkratzern bietet New York für jeden etwas. Und manchmal, entdeckt Molly, ist die Stadt, die niemals schläft, der perfekte Ort, um die Liebe zu finden.

Ich hoffe, euch gefällt das Buch. Danke fürs Lesen!

Alles Liebe,
Sarah
xxx

Für die Washington Romance Writers,

eine lustige, fabelhafte Gruppe von Menschen.

Danke, dass ihr mich zu eurem Erholungsurlaub eingeladen habt.

»Einige meiner besten Filmpartner waren Hunde und Pferde.«

Elizabeth Taylor

1. Kapitel

Liebe Aggie, ich habe meiner Freundin zum Geburtstag eine teure Kaffeemaschine gekauft. Erst hat sie geweint, dann hat sie sie auf eBay verkauft. Ich verstehe die Frauen nicht.

Dein Entkoffeinierter

Lieber Entkoffeinierter, die wichtige Frage, die man sich in jeder Beziehung stellen sollte, lautet: Was will meine Partnerin? Was macht sie glücklich? Ohne die Einzelheiten zu kennen, kann ich nicht genau sagen, warum deine Freundin geweint und die Kaffeemaschine verkauft hat, aber als Erstes stellt sich mir die Frage: Trinkt deine Freundin Kaffee?

Molly hielt im Tippen inne und schaute zum Bett. »Bist du wach? Das musst du dir anhören. Es ist vollkommen offensichtlich, dass er ein Kaffeetrinker ist und das Geschenk eher für ihn war. Warum machen Männer so etwas? Ich habe so ein Glück, dich zu haben. Okay, wenn du meine Kaffeemaschine auf eBay verkaufen würdest, müsste ich dich natürlich umbringen, aber das ist kein Ratschlag, den ich online posten werde.«

Der Körper auf dem Bett rührte sich nicht, was angesichts der sportlichen Verausgabung am Vortag nicht verwunderlich war. Nach den Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, war sie verschwitzt und erschöpft gewesen. Heute tat ihr alles weh – eine kleine Erinnerung daran, dass ihr Fitnesslevel zwar gestiegen war, seitdem sie ihn kannte, seine Ausdauer ihre jedoch immer noch um Längen übertraf. Seine ausdauernde Energie war eines der vielen Dinge, die sie an ihm bewunderte. Wann immer sie geneigt war, eine Sporteinheit auszulassen, brauchte es nur einen Blick von ihm, damit sie zu ihren Laufschuhen griff. Er war der Grund, warum sie seit ihrer Ankunft in New York vor drei Jahren abgenommen hatte. An einigen Tagen schaute sie in den Spiegel und erkannte sich selbst nicht wieder.

Sie sah schlanker und straffer aus.

Aber vor allem sah sie glücklicher aus.

Wenn jetzt jemand aus ihrem alten Leben hier hereinspazieren würde, würde er sie vermutlich nicht wiedererkennen.

Nicht dass es wahrscheinlich wäre, dass jemand aus ihrem alten Leben auf ihrer Türschwelle auftauchte.

Drei Jahre waren vergangen. Drei Jahre, und endlich hatte sie ihren zerstörten Ruf wiederhergestellt. Auch beruflich gesehen war sie in der Spur. Aber persönlich? Sie schaute erneut zum Bett und spürte, wie sie innerlich weich wurde. Sie hatte sich nicht vorstellen können, jemals wieder jemandem so nahe zu sein – schon gar nicht so nah, dass sie ihn in ihr Leben oder ihr Zuhause, geschweige denn in ihr Herz lassen würde.

Und doch war sie verliebt.

Sie ließ ihren Blick einen Moment auf den perfekten Formen seines athletischen Körpers verweilen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder der E-Mail zuwandte. Sie hatte Glück, dass so viele Männer Probleme damit hatten, Frauen zu verstehen. Ansonsten wäre sie arbeitslos.

Ihr Blog Frag ein Mädchen war gut besucht, was wiederum die Aufmerksamkeit eines Verlegers erregt hatte. Ihr erstes Buch Verbunden fürs Leben – Tipps, um den perfekten Partner zu finden stand sowohl in den USA als auch in Großbritannien auf den Bestsellerlisten. Das wiederum hatte zu einem zweiten Buchvertrag geführt, ebenfalls unter ihrem Pseudonym Aggie. Damit war sie sowohl anonym als auch finanziell abgesichert. Sie hatte ihr Unglück in ein Vermögen verwandelt. Nun, vielleicht nicht wirklich in ein Vermögen, aber in genügend Geld, um hier in New York City gut leben zu können und nicht nach London zurückkriechen zu müssen. Sie hatte ein Leben hinter sich gelassen und war in ein neues geschlüpft, so wie eine Schlange sich ihrer Haut entledigte.

Endlich war ihre Vergangenheit da, wo sie hingehörte. Hinter ihr. Und sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nicht mehr in den Rückspiegel zu schauen.

Glücklich setzte sie sich in ihrem Lieblingssessel bequemer hin und konzentrierte sich wieder auf den Laptop.

»Okay, Entkoffeinierter, lass dir von mir zeigen, was du falsch gemacht hast.«

Sie fing wieder an, zu tippen.

Eine Frau will einen Mann, der sie versteht, und ein Geschenk sollte ihr dieses Verständnis zeigen. Es geht nicht um den Wert, sondern um das Gefühl dahinter. Wähle etwas aus, das zeigt, dass du sie kennst und dass du ihr zuhörst. Wähle etwas, …

»Und hier kommt der wichtige Teil, Entkoffeinierter, also pass gut auf«, murmelte sie.

… etwas, was keiner anderen Person einfallen würde ihr zu schenken, weil niemand sie so gut kennt wie du. Wenn du das tust, garantiere ich dir, dass deine Freundin sich für immer an ihren Geburtstag erinnern wird. Und an dich.

Zuversichtlich, dass der Mann, wenn er auf ihren Rat hörte, eine halbwegs gute Chance hätte, die Frau, die er liebte, glücklich zu machen, griff Molly nach ihrem Glas mit stillem Wasser und sah auf die Uhr an ihrem Laptop. Es war Zeit für ihren Morgenlauf. Und sie hatte nicht vor, allein zu gehen. Egal, wie viel sie zu tun hatte, das hier war die Zeit, die sie immer gemeinsam verbrachten.

Sie klappte den Computer zu, stand auf und streckte sich, wobei die Seide ihres Pyjamas sanft über ihre Haut strich. Sie hatte eine Stunde lang über den Laptop gebeugt gesessen und geschrieben, und nun war ihr Nacken verspannt. Es wartete immer noch ein Stapel individueller Fragen auf sie, aber um den würde sie sich später kümmern.

Durch das Fenster sah sie, wie die Dunkelheit allmählich nachließ und von einem Hauch Sonnenschein ersetzt wurde. Einen Moment lang sah sie nur Streifen aus poliertem Gold und blitzendes Glas. New York war eine Stadt voller heißer Ecken und Möglichkeiten, die bis in den Himmel ragten, dessen dunklere Seiten heute von dem Schimmer des Sonnenscheins verborgen wurden.

Jede andere Stadt würde um diese Uhrzeit langsam aufwachen, aber das hier war New York. Man konnte nicht aufwachen, wenn man niemals schlafen ging.

Schnell tauschte sie ihren Pyjama gegen ein lockeres T-Shirt, ihre Trainingsleggins und ihre dunkelroten Lieblingslaufschuhe. Im letzten Moment schnappte sie sich noch ein Sweatshirt, weil ein früher Frühlingsmorgen in New York City sehr frisch sein konnte.

Sie band die Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammen und griff nach ihrer Wasserflasche.

Auf dem Bett rührte sich immer noch nichts. Er lag mit geschlossenen Augen vollkommen regungslos zwischen den Laken.

»Hey, Hübscher.« Amüsiert stupste sie ihn an. »Habe ich dich gestern endlich ausgepowert? Das wäre das erste Mal.« Er befand sich in der Form seines Lebens und war fit und atemberaubend attraktiv. Wenn sie im Park zusammen joggten, schauten sich die Menschen neidisch nach ihnen um, was sie vor Stolz strahlen ließ, schließlich konnten die anderen zwar gucken, aber sie war diejenige, die ihn später mit zu sich nach Hause nahm.

In dieser Welt, in der es beinahe unmöglich war, den richtigen Menschen zu treffen, hatte sie jemanden gefunden, der beschützend, loyal und voller Zuneigung war, und er gehörte ihr ganz allein. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie sich immer auf ihn verlassen konnte. Sie wusste, dass er sie auch ohne Ehegelöbnis in Gesundheit und in Krankheit, in Armut und in Reichtum, bis an das Ende seines Lebens lieben würde.

Sie hatte so ein wahnsinniges Glück.

Was sie miteinander teilten, war frei von dem Stress und den Herausforderungen, die Beziehungen so oft zerstörten. Was sie teilten, war perfekt.

Ihr Herz war bis zum Bersten erfüllt mit Liebe, als sie beobachtete, wie er gähnte und sich langsam streckte.

Dunkle Augen fingen ihren Blick auf.

»Du«, sagte sie, »bist unglaublich attraktiv und alles, was ich je in einem Mann gewollt habe. Habe ich dir das schon mal gesagt?«

Er sprang schwanzwedelnd vom Bett, bereit für Action, und Molly ging auf die Knie, um ihn zu umarmen.

»Guten Morgen, Valentine. Wie geht es dem tollsten Hund auf der ganzen weiten Welt heute denn so?«

Der Dalmatiner bellte einmal und leckte ihr übers Gesicht. Molly grinste.

Ein weiterer Tag dämmerte in New York City, und sie war bereit, ihn zu erobern.

»Damit ich das richtig verstehe: Du willst dir einen Hund ausleihen, um eine Frau kennenzulernen, die Hunde mag? Hast du denn gar kein Schamgefühl?«

»Nein.« Daniel ignorierte das Missfallen seiner Schwester und zupfte ein Hundehaar von seinem Anzug. »Aber ich verstehe nicht, was das mit meiner Frage zu tun hat.«

Er dachte an das Mädchen im Park. Die mit den endlosen Beinen und dem dunklen Zopf, der wie ein Pendel über ihren Rücken schwang, wenn sie lief. Seit dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, wie sie über einen der vielen belaubten Wege gelaufen war, die sich wie ein Spinnennetz durch den Central Park zogen, während ihr Hund vor ihr hersprang, war er hingerissen von ihr. Es war nicht nur ihr Haar, das seine Aufmerksamkeit anzog, oder diese unglaublichen Beine. Es war ihre selbstbewusste Ausstrahlung. Daniel fühlte sich von Selbstbewusstsein angezogen, und diese Frau sah aus, als hätte sie das Leben an der Kehle gepackt und würde alles aus ihm herauspressen.

Er hatte seine frühmorgendlichen Joggingrunden immer genossen. In letzter Zeit jedoch hatten sie eine neue Dimension angenommen. Er hatte angefangen, sie zeitlich so zu legen, dass sie mit ihren zusammenfielen, auch wenn er dadurch ein wenig später ins Büro kam. Trotz dieser Opfer auf seiner Seite hatte sie ihn bisher noch nicht bemerkt. Überraschte ihn das? Ja. Denn was Frauen betraf, hatte er sich noch nie sonderlich anstrengen müssen. Sie bemerkten ihn einfach. Doch das Mädchen im Park schien durch das Joggen und den Hund schon voll und ganz beschäftigt zu sein – eine Situation, die ihn zu der Entscheidung geführt hatte, dass er etwas ändern und kreativ werden müsste.

Aber zuerst musste er eine seiner Schwestern überzeugen, und bisher sah das nicht gut aus. Er hatte auf Harriet gehofft, stattdessen aber Fliss erwischt, die wesentlich schwieriger zu überreden war.

Die Augen leicht zusammengekniffen pflanzte sie sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ernsthaft? Du willst so tun, als hättest du einen Hund, um eine Frau anzumachen? Findest du das nicht etwas inszeniert oder verlogen?«

»Das ist nicht verlogen. Ich behaupte ja nicht, dass der Hund mir gehört. Ich gehe nur mit ihm spazieren.«

»Was eine Liebe zu Tieren vortäuscht.«

»Ich habe kein Problem mit Tieren. Darf ich dich daran erinnern, dass ich es war, der letztes Jahr den Hund in Harlem gerettet hat? Ehrlich gesagt wäre er der perfekte Kandidat. Ich leihe ihn mir aus.« Die Tür ging auf und Daniel zuckte zusammen, als ein lebhafter Labrador ins Zimmer stürmte. Er hatte kein Problem mit Tieren, solange sie seinem Anzug nicht zu nahe kamen. »Er wird mich doch nicht anspringen, oder?«

»Weil du ja so ein Hundeliebhaber bist.« Fliss packte den Hund entschlossen am Halsband. »Das ist Poppy. Harriet hat sie gerade zur Pflege. Ich hoffe, dir ist das sie in dem Satz aufgefallen. Sie ist ein Mädchen, Dan.«

»Das erklärt, warum sie mich unwiderstehlich findet.« Er unterdrückte sein Lachen, streckte die Hand aus und spielte mit den Ohren des Hundes. »Hallo, meine Hübsche. Wie würde dir ein romantischer Spaziergang im Park gefallen? Wir könnten uns den Sonnenaufgang anschauen.«

»Sie will weder im Park spazieren gehen noch sonst irgendetwas. Du bist nicht ihr Typ. Sie hat eine schwere Zeit hinter sich und ist nervös im Umgang mit Menschen. Vor allem mit Männern.«

»Ich bin gut mit nervösen Frauen. Aber wenn ich nicht ihr Typ bin, dann sag ihr, dass sie aufhören soll, ihre blonden Haare auf meinem Anzug zu verteilen. Ich muss in ein paar Stunden vor Gericht sein.« Daniel spürte sein Handy vibrieren, zog es aus der Hosentasche und las die Nachricht. »Die Pflicht ruft, ich muss los.«

»Ich dachte, du wolltest zum Frühstück bleiben. Wir haben dich eine Ewigkeit nicht zu Gesicht bekommen.«

»Ich hatte viel zu tun. Wie es aussieht, hat halb Manhattan beschlossen, sich scheiden zu lassen. Also hast du morgen früh um sechs einen Hund für mich?«

»Nur weil eine Frau alleine joggen geht, heißt das nicht, dass sie Single ist. Vielleicht ist sie verheiratet.«

»Sie ist Single.«

»Ach ja?« Fliss schaute ihn finster an. »Selbst wenn, das bedeutet nicht, dass sie eine Beziehung will. Es macht mich wahnsinnig, wenn Männer davon ausgehen, eine alleinstehende Frau wartet nur auf einen Mann. Nehmt euch nicht so wichtig.«

Daniel musterte seine Schwester. »Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?«

»Ich kann mit dem Fuß aufstehen, mit dem ich will. Ich bin Single.«

»Leih mir einen Hund, Fliss. Und keinen kleinen. Er muss eine gewisse Größe haben.«

»Und ich dachte schon, du wärst dir deiner Männlichkeit sicher. Dabei bist du so ein großer Macho. Hast du wirklich Angst, mit einem kleinen Hund gesehen zu werden?«

»Nein.« Da er damit beschäftigt war, eine Nachricht zu tippen, schaute Daniel nicht auf. »Die Frau, an der ich interessiert bin, hat einen großen Hund, also brauche ich einen, der mithalten kann. Ich will den Hund beim Joggen nicht tragen müssen. Stell dir vor, wie lächerlich das aussehen würde – ganz zu schweigen davon, dass es für den Hund nicht sonderlich angenehm wäre.«

»Um Himmels … Hör auf, auf dein Handy zu starren! Hier ist ein Tipp, Dan. Wenn du mich um einen Gefallen bittest, gönne mir wenigstens einen Hauch deiner Aufmerksamkeit. Das wäre ein Zeichen von Liebe und Zuneigung.«

»Du bist meine Schwester. Ich kümmere mich um deine ganzen juristischen Angelegenheiten, ohne sie dir in Rechnung zu stellen. Das ist meine Art, Liebe und Zuneigung zu zeigen.« Er beantwortete eine weitere E-Mail. »Hör auf, so zu übertreiben. Ich will einfach nur einen süßen Hund. Einen, bei dem eine Frau stehen bleibt und ganz große Augen bekommt. Den Rest mache ich.«

»Du magst Hunde nicht mal.«

Daniel runzelte die Stirn. Mochte er Hunde? Die Frage hatte er sich noch nie gestellt. Ein Hund war eine Komplikation, und die versuchte er aus seinem Leben herauszuhalten. »Nur weil ich keinen Hund habe, heißt das nicht, dass ich sie nicht mag. Ich habe nur einfach in meinem Leben keine Zeit für einen Hund.«

»Das ist eine Ausrede. Viele Menschen, die arbeiten, haben einen Hund. Wenn sie das nicht täten, wären Harriet und ich arbeitslos. The Bark Rangers machen über …«

»Ich kenne euren Umsatz. Ich kann dir jede Zahl aus eurer Bilanz auswendig aufsagen. Das ist mein Job.«

»Du bist Scheidungsanwalt.«

»Aber ich kümmere mich auch um das Geschäft meiner Schwestern. Und weißt du, warum? Weil es ein Zeichen meiner Liebe und Zuneigung ist. Und wieso habe ich keinen Hund? Weil ich hundert Stunden die Woche arbeite. Das ist kein Leben für einen Menschen. Und ganz sicher kein Leben für einen Hund. Und darf ich darauf hinweisen, dass der dramatische Anstieg eures Gewinns ein Ergebnis eurer neuen Beziehung mit dem aufsteigenden Conciergeservice Urban Genie ist und ich diese Beziehung durch meinen Freund Matt arrangiert habe? Gern geschehen.«

»Manchmal bist du so selbstgefällig, dass ich dich schlagen könnte.«

Daniel lächelte, schaute aber immer noch nicht auf. »Also wirst du mir nun helfen oder nicht? Wenn nicht, frage ich Harry. Du weißt, dass sie Ja sagen wird.«

»Ich bin Harry.«

Endlich schaute Daniel hoch. Er musterte sie genauer und fragte sich, ob ihm ein Fehler unterlaufen war. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, du bist Fliss.« Das war ein Spiel, dass die Zwillinge während seiner Kindheit Tausende Male gespielt hatten.

Welcher Zwilling bin ich?

Seine Trefferquote lag bei einhundert Prozent. Bisher war es ihnen noch nie gelungen, ihn hereinzulegen.

Ihre Schultern sackten zusammen. »Wie machst du das?«

»Wie ich euch auseinanderhalten kann? Abgesehen davon, dass du so kratzbürstig wie ein Stachelschwein bist, bin ich dein großer Bruder. Ich übe das seit achtundzwanzig Jahren. Ihr beide habt mich noch nie reinlegen können.«

»Eines Tages wird es uns gelingen.«

»Nein. Wenn du wirklich tun willst, als wärst du Harriet, musst du dich ein wenig mehr zurückhalten. Versuch, ein wenig weicher zu sein. Selbst in der Wiege warst du diejenige, die immer geschrien hat.«

»Weicher?« Ihre Stimme hatte einen gefährlichen Unterton. »Du sagst mir, ich soll weicher sein? Was für ein sexistischer Kommentar ist das denn bitte? Vor allem, weil wir beide wissen, dass man mit Weichheit gar nichts erreicht.«

»Das ist nicht sexistisch, und ich sage dir nicht, dass du weich sein sollst. Ich gebe dir nur einen Tipp, wie du jemanden möglicherweise davon überzeugen könntest, Harriet zu sein. Und dieser jemand bin übrigens nicht ich, also spar dir die Mühe.« Er sah zur Tür, die aufging.

»Das Frühstück ist fertig. Ich habe dir dein Lieblingsessen gemacht – Pfannkuchen mit krossem Speck.« Harriet betrat den Raum. In den Händen hielt sie ein Tablett. Sie hatte die gleichen Haare wie ihre Schwester – glatt und buttermilchblond –, aber sie hatte sie unordentlich auf dem Kopf zusammengesteckt, als hätte sie sie einfach aus dem Weg haben wollen, damit sie sie bei ihrer Arbeit nicht störten. Körperlich waren sie identisch. Sie hatten die gleichen zarten Gesichtszüge, die gleichen blauen Augen, das gleiche herzförmige Gesicht. Vom Temperament her hätten sie jedoch nicht unterschiedlicher sein können. Harriet war nachdenklich und ruhig, Fliss dagegen impulsiv und stürmisch. Harriet liebte Yoga und Pilates, Fliss zog Kickboxen und Karate vor.

Als sie die angespannte Atmosphäre spürte, blieb Harriet stehen und schaute zwischen den beiden hin und her. Dann veränderte sich ihre Miene. »Habt ihr euch schon wieder gestritten?«

Wie können drei Geschwister aus der gleichen Familie so unterschiedlich sein, fragte Daniel sich. Und wie konnten Zwillinge, die äußerlich für die meisten Menschen nicht zu unterscheiden waren, innerlich überhaupt keine Ähnlichkeit haben?

»Wir? Streiten? Niemals.« Fliss’ Stimme troff nur so vor Sarkasmus. »Du weißt, wie sehr ich unseren großen Bruder anbete.«

»Ich hasse es, wenn ihr euch streitet.« Der angespannte Ausdruck in Harriets Augen verursachte ihm Schuldgefühle, und er tauschte einen Blick mit Fliss. Es war ein Blick, den sie im Laufe der Jahre Millionen Male geteilt hatten. Eine stillschweigende Übereinkunft, die Feindseligkeiten einzustellen, solange Harriet im Raum war.

Sie alle hatten ihren eigenen Weg gefunden, mit Konflikten umzugehen. Harriet versteckte sich vor ihnen. Als Kind war sie unter den Tisch gekrochen, um den lautstarken Streitereien zu entgehen, die von Anfang an Teil ihres Familienlebens gewesen waren. Einmal hatte Daniel versucht, sie hervorzuziehen, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Sie hatte die Augen fest zusammengepresst und sich die Hände über die Ohren gehalten, als würde etwas, wenn sie es nicht sah und nicht hörte, auch nicht passieren.

Er erinnerte sich, wie ungehalten er damals gewesen war. Bei der Erinnerung daran hatte er ein schlechtes Gewissen. Sie waren alle so selbstbezogen gewesen, ihre Eltern eingeschlossen, dass keiner verstand, was mit Harriet los war. Es war so offensichtlich gewesen, und selbst jetzt, zwanzig Jahre später, konnte er nicht an den Abend an der Schule denken, ohne in Schweiß auszubrechen.

Oberflächlich betrachtet wirkte Harriet nicht sonderlich tough, aber er und Fliss hatten gelernt, dass es unterschiedliche Arten der Zähigkeit gab. Auch wenn sie nicht so aussah, konnte Harriet knallhart sein.

Er beobachtete, wie sie das Tablett abstellte und sorgsam die Teller und die Servietten verteilte.

Servietten. Wer machte sich für ein lockeres Frühstück mit der Familie Mühe mit Servietten?

Harriet. Sie war die Architektin der Behaglichkeit, die in der Wohnung herrschte, die sie sich mit ihrer Schwester teilte.

Es gab Zeiten, da fragte er sich, ob sie drei ohne Harriet immer noch eine Familie wären.

Als Kind war sie besessen von ihren Puppen und ihrem Puppenhaus gewesen. Mit der Intensität eines Achtjährigen hatte er das als typische Mädchensache abgetan, aber im Rückblick erkannte er, dass sie damals schon selbst erschaffen wollte, was ihr damals fehlte. Harriet hatte sich an ihr Bild von einem Heim und einer Familie geklammert, das sie in ihrem eigenen Leben nicht besaß. Sie hatte darin eine Form von Stabilität für ihre Welt gefunden, wohingegen er und Fliss andere Wege gesucht hatten, den Rissen und emotionalen Schwankungen der Ehe ihrer Eltern auszuweichen.

Als Harriet und Fliss in diese Wohnung gezogen waren, hatte Harriet sie zu einem Heim gemacht. Sie hatte die Wände sonnengelb gestrichen und einen Teppich in gedämpften Grüntönen ausgewählt, um den Holzfußboden weicher wirken zu lassen. Allein sie war es, die die Blumen auf dem Tisch arrangierte, die Kissen auf den Sofas aufklopfte und sich um die Pflanzen kümmerte, die in einer dschungelähnlichen Gruppe zusammenstanden.

Fliss würde sich niemals eine Pflanze zulegen. Genau wie er würde sie nicht die Verantwortung für etwas übernehmen wollen, das Pflege und Aufmerksamkeit bedurfte. Das war der Grund, warum keiner von ihnen Interesse an einer festen Beziehung hatte. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass Fliss es versucht hatte. Nur ein Mal, aber das hatte ihr gereicht, um einen Punkt dahinter zu setzen.

Keiner von ihnen sprach darüber. Die Geschwister Knight hatten gelernt, der einzige Weg, einen schlechten Tag, einen schlechten Monat oder ein schlechtes Jahr zu überleben, war der, weiterzumachen.

»Wir haben uns nicht gestritten«, sagte Daniel langsam und bemüht lässig. »Ich habe ihr einen brüderlichen Rat gegeben, mehr nicht.«

Fliss verengte die Augen. »Wenn der Tag kommt, an dem ich deinen Rat brauche, werde ich dich danach fragen. Und übrigens, bevor dieser Tag anbricht, friert die Hölle achtmal zu.«

Daniel schnappte sich ein Stück Bacon vom Teller, und Harriet schlug ihm leicht auf die Hand.

»Warte, bis ich den Tisch gedeckt habe. Und bevor ich es vergesse, Fliss, wir haben zwei weitere Aufträge über Urban Genie erhalten. Wir haben einen geschäftigen Tag vor uns.«

»Genau wie Daniel.« Auch Fliss stahl sich ein Stück Speck. »Und er bleibt nicht zum Frühstück.«

»Nicht?« Harriet reichte ihm eine Serviette. »Aber ich dachte, das wäre der Grund für seinen Besuch.«

Daniel runzelte die Stirn unter der Anschuldigung, dass er immer nur kam, wenn er Hunger hatte. Stimmte das? Nein. Er besuchte sie trotz – oder wegen – seiner kampfeslustigen Beziehung zu Fliss. Und er behielt Harriet gerne im Auge. Aber es stimmte, seine Besuche fielen meistens mit einem Essen zusammen. Solange dieses Essen von Harriet zubereitet wurde, war er glücklich. Fliss schaffte es sogar, Wasser anbrennen zu lassen.

»Ich habe eine Nachricht von der Kanzlei bekommen, also ist das hier nur ein kurzer Besuch. Aber es ist schön, dich zu sehen.« Aus einem Impuls heraus stand er auf und umarmte seine Schwester, wobei er Fliss etwas murmeln hörte.

»Ja, alles klar, spiel ruhig den liebevollen Bruder. Harry wird darauf hereinfallen.«

»Es wird mir ja wohl erlaubt sein, meine Schwester zu umarmen.«

Fliss warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich bin auch deine Schwester, und mich umarmst du nicht.«

»Ich habe keine Zeit, den restlichen Tag damit zu verbringen, mir deine Stacheln aus dem Fleisch zu ziehen.«

»Worauf falle ich herein?« Harriet erwiderte die Umarmung, und Daniel wurde von einem Beschützerinstinkt gepackt. Er wusste, sie hatte ihre perfekte Nische im Leben gefunden, aber trotzdem sorgte er sich um sie. Wenn Fliss ein Problem hätte, würde ganz Manhattan das innerhalb weniger Minuten erfahren. Harriet hingegen behielt ihre Probleme für sich.

»Wie geht es dir?«, fragte er.

Fliss schnaubte. »Charmealarm. Er will etwas, Harry.« Sie lud sich eine großzügige Portion Speck auf ihren Teller. »Komm zum Punkt, Dan, vorzugsweise, bevor ich mein Frühstück wieder erbreche.«

Daniel ignorierte sie und lächelte Harriet an. »Ich brauche einen Hund.«

»Natürlich brauchst du den.« Erfreut erwiderte sie das Lächeln. »Dein Leben ist so auf deine Arbeit konzentriert und emotional so leer. Ich sage dir schon seit Jahren, dass du einen Hund brauchst. Der wird dir eine gewisse Stabilität geben, etwas, das du wirklich lieben kannst und mit dem du dich verbunden fühlst.«

»Er will den Hund aber nicht aus diesen ehrenwerten Gründen.« Den Mund voller Bacon wedelte Fliss mit ihrer Gabel. »Er will einen Hund, um eine Frau aufzureißen.«

Harriet wirkte verwirrt. »Wie soll ein Hund dabei helfen?«

Fliss schluckte. »Gute Frage, aber wir reden hier über unseren großen Bruder, was der beste Hinweis ist. Er will ein Accessoire. Er ruft ›Fass‹ – und der Hund bringt ihm das Mädchen.« Sie spießte ein weiteres Stück Bacon auf. »Selbst wenn es dir mit deinem Hundeplan gelingen sollte, diese Frau kennenzulernen, würdest du es niemals schaffen, sie zu halten. Was passiert, wenn du sie zu dir einlädst und sie sieht, dass der Hund gar nicht bei dir lebt? Hast du darüber mal nachgedacht?«

»Ich lade Frauen niemals zu mir ein, also sehe ich darin kein Problem. Meine Wohnung ist eine hundefreie, frauenfreie, stressfreie Zone.«

»Trotzdem, früher oder später wird sie merken, dass du kein Hundemensch bist, und dann wird sie dich verlassen.«

»Ich bin sicher, wenn es so weit ist, werden wir beide sowieso genug voneinander haben, also klingt das in meinen Ohren perfekt. Es wird eine einvernehmliche Trennung.«

»Der Herzensbrecher. Hast du niemals Schuldgefühle, weil du in ganz Manhattan eine Spur aus schluchzenden Frauen hinter dir herziehst?«

Daniel ließ Harriet los. »Ich breche keine Herzen. Die Frauen, mit denen ich ausgehe, sind genauso wie ich.«

»Unsensibel und aufdringlich?«

»Er ist nicht unsensibel.« Harriet versuchte, den Frieden zu wahren. »Er hat nur ein wenig Angst vor einer festen Bindung, das ist alles. Genau wie wir. Damit steht Daniel kaum alleine da.«

»Ich habe keine Angst vor festen Bindungen«, erwiderte Fliss unbekümmert. »Ich bin mir, meinem Glück und meinem persönlichen Wachstum verbunden.«

»Ich habe auch keine Angst.« Daniel spürte, wie ihm im Nacken der Schweiß ausbrach. »Bin ich vorsichtig? Ja, denn das liegt an meinem Job. Ich bin der Typ Mann, der …«

»… eine Frau dazu bringt, lieber Single bleiben zu wollen?« Fliss nahm sich einen Pfannkuchen.

»Ich will nicht Single sein«, sagte Harriet. »Ich will jemanden lieben und geliebt werden. Aber ich bin mir nicht sicher, wie ich das anstellen soll.«

Daniel fing Fliss’ Blick auf. Keiner von ihnen war in der Position, ihr dazu einen Ratschlag zu geben.

»Angesichts dessen, dass ich sämtliche meiner extrem langen Arbeitstage in der Woche damit zubringe, die Leben derjenigen in Ordnung zu bringen, die einmal beschlossen hatten, nicht länger Single zu sein«, sagte er, »würde ich sagen, die Frauen sollten mir dankbar sein, dass ich mich dafür entschieden habe, keine langfristigen Bindungen einzugehen. Wenn man nicht heiratet, kann man auch nicht geschieden werden.«

»Na, das sind ja mal fröhliche Aussichten.« Fliss goss Ahornsirup über ihren Pfannkuchen. »Irgendwann wird eine sehr kluge Frau dir ein paar Lektionen über Frauen erteilen. Die sind köstlich, Harry. Du solltest ein Restaurant eröffnen. Ich helfe dir auch.«

Harriet errötete. »Ich würde nur die Bestellungen durcheinanderbringen, und so sehr ich dich auch liebe, ich würde dich niemals in die Nähe einer Küche lassen. Das wäre der New Yorker Feuerwehr gegenüber nicht fair.«

»Ich brauche keine Lektionen über Frauen.« Daniel stahl sich ein Stück Bacon vom Teller seiner Schwester. »Ich weiß schon genau, was mich erwarten würde.«

»Du glaubst nur, alles über Frauen zu wissen, was dich tausendmal gefährlicher macht als den Mann, der zugibt, keine Ahnung zu haben.«

»Ich habe durchaus Ahnung. Mit euch beiden aufzuwachsen war eine Intensivausbildung im Verständnis weiblichen Denkens und Fühlens. Ich weiß zum Beispiel, dass du, wenn ich nicht schnellstens von hier verschwinde, explodieren wirst. Also ziehe ich mich zurück, solange wir noch Freunde sind.«

»Wir sind keine Freunde.«

»Du liebst mich. Und wenn du nicht gerade so finster dreinschaust wie jetzt, liebe ich dich auch. Und …« Er lächelte Harry an. »Fliss hat recht. Du bist eine unglaubliche Köchin.«

»Wenn du mich lieben würdest«, stieß Fliss zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »würdest du zum Frühstück bleiben. Du benutzt mich genauso, wie du alle Frauen benutzt.«

Daniel griff nach seiner Jacke. »Hier ist ein Tipp direkt aus dem Gehirn eines Mannes. Hör auf, so unleidlich zu sein, sonst kriegst du nie ein Date.« Er sah, wie seine Schwester dunkelrot anlief.

»Ich bin freiwillig Single«, zischte sie. Dann seufzte sie und funkelte ihn an. »Du machst das absichtlich. Warum erkenne ich das nicht? Du treibst mich in den Wahnsinn, und dann kann ich nicht mehr klar denken. Das ist eine deiner Taktiken, und ich kenne sie, aber trotzdem falle ich jedes Mal darauf herein. Bist du vor Gericht auch so nervtötend?«

»Noch schlimmer.«

»Kein Wunder, dass du immer gewinnst. Der Anwalt der Gegenseite will vermutlich einfach nur so schnell und so weit weg von dir wie möglich.«

»Das ist mit ein Grund. Und nur fürs Protokoll, ich benutze Frauen nicht. Ich lasse mich von ihnen benutzen, vorzugsweise nach Einbruch der Dunkelheit.« Er beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Seine Schwester zu ärgern war nach Poker sein Lieblingsspiel. »Also, um wie viel Uhr kann ich morgen den Hund abholen?«

2. Kapitel

Liebe Aggie, wenn Männer vom Mars sind, wann fliegen sie wieder zurück?

Herzlichst, deine verzweifelte Erdgebundene

Als Erstes fiel ihr sein Hund ins Auge. Ein großer Deutscher Schäferhund, der genauso stark und athletisch war wie sein Besitzer. Sie hatte die beiden in der letzten Woche jeden Tag direkt nach Sonnenaufgang gesehen. Und sie hatte sich den einen oder anderen Blick erlaubt, denn … nun, sie war auch nur ein Mensch, nicht wahr? Sie wusste den männlichen Körper genauso zu schätzen wie andere Frauen, vor allem, wenn dieser Körper so gut in Form war bei diesem Mann. Außerdem war es ihr Job, Menschen zu beobachten.

Wie so viele andere, die sich um diese Uhrzeit im Park befanden, trug er Laufkleidung, aber etwas an der Art, wie er sich bewegte, verriet ihr, dass er sonst eher Anzüge trug und in irgendeiner leitenden Position war. Seine Haare waren dunkel und kurz. Arzt? Banker? Buchhalter? So selbstbewusst, wie er rüberkam, war er sicher gut in dem, was auch immer er tat. Wenn sie weitere Überlegungen über ihn anstellen müsste, würde sie sagen, er war äußerst fokussiert, verbrachte zu viel Zeit bei der Arbeit und hatte Schwierigkeiten, Mitgefühl aufzubringen, wenn jemand Schwäche zeigte. Er würde natürlich eigene Schwächen haben, die hatte jeder. Und da er klug war, würde er das sogar wissen, sie aber trotzdem verbergen, weil Schwäche etwas war, was er anderen nicht zeigte. Er war der Typ Mann, der lachen würde, wenn er erfuhr, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente, und dann wäre er überrascht, dass irgendjemand überhaupt Ratschläge zu einer so selbstverständlichen Sache wie Beziehungen benötigte. Ein Mann wie er hätte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, zu wenig Selbstbewusstsein zu haben und nicht den Mut aufzubringen, eine Frau anzusprechen, die man interessant und attraktiv fand.

Er war der gleiche Typ Mann wie Rupert.

Sie runzelte die Stirn. Wo war der Gedanke nur hergekommen? Sie achtete sorgfältig darauf, niemals an Rupert zu denken. Sie hatte genügend Einsicht, um zu wissen, dass ihre Erfahrung mit ihm ihren Blick auf die Welt getrübt hatte. Vor allem ihren Blick auf Beziehungen. Vermutlich war dieser Mann überhaupt nicht wie Rupert.

Das einzige Detail, das mit ihrer Einschätzung von ihm nicht übereinstimmte, war die Tatsache, dass er einen Hund hatte. Sie hätte nie erwartet, dass ein Mann wie er die Verantwortung für einen Hund tragen wollte. Vielleicht gehörte der Hund einem kranken Freund, oder vielleicht hatte er einem verstorbenen Familienmitglied gehört. Aber wenn das der Fall wäre, hätte sie von einem Mann wie ihm erwartet, einen Hundesitter zu engagieren, so wie sie Valentine ab und zu in die Hände der Bark Rangers gab.

Der Hund war das einzige Puzzlestück, das nicht so recht zu dem Bild passen wollte, das sie sich von ihm gemacht hatte.

Entschlossen, sich nicht dabei erwischen zu lassen, wie sie ihn anstarrte, lief sie weiter. Ihre Füße trommelten in dem Rhythmus auf den Boden, den sie inzwischen instinktiv fand. Joggen war ein Weg, sich selbst zu testen. Sich aus der Komfortzone herauszubegeben. Was ihr bewusst machte, wie stark und kräftig ihr Körper war. Es erinnerte sie daran, dass sie, wenn sie glaubte, nichts mehr geben zu können, immer noch mehr finden konnte.

Auch wenn es noch früh war und der Park noch nicht für den Verkehr geöffnet, herrschte reger Betrieb. Jogger vermischten sich mit Radfahrern. In ein paar Stunden würden sie den Eltern mit Kinderwagen weichen, den Touristen, die das dreihundertvierzig Hektar große Gelände erkundeten, das von der 59th bis zur 110th Street und in Ost-West-Richtung von der Fifth Avenue bis Central Park West reichte.

Sie konnte sich nie entscheiden, welches ihre Lieblingsjahreszeit in New York war, aber im Moment hätte sie sich für den Frühling entschieden. Die Bäume bogen sich unter den Knospen, und in der Luft lag eine schwere Süße. Holzapfel-, Kirsch- und Magnolienbäume tauchten den Park in ein cremig-pinkfarbenes Licht, und exotische Vögel aus Zentral- und Südamerika versammelten sich für den Frühlingszug.

Sie dachte gerade darüber nach, wie der Park in seiner Pracht beinahe einer geschmückten Braut ähnelte, als Valentine vorschoss und sie fast über ihn gestolpert wäre.

Er rannte dem Schäferhund nach, der aufgeregt herumtollte und dabei den Befehl, zurückzukommen, vollkommen ignorierte.

»Brutus!« Die Stimme des Mannes donnerte durch den Park.

Molly verlangsamte ihre Schritte. Hatte er seinen Hund ernsthaft Brutus genannt?

Der Hund ignorierte ihn weiter. Er drehte nicht einmal den Kopf in Richtung seines Besitzers. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die beiden sich überhaupt kannten.

Molly entschied, dass Brutus entweder ein Hund war, der es liebte, Autoritäten herauszufordern, oder er sich nur selten in Gesellschaft anderer Hunde befand und nicht vorhatte, seinen Gehorsam über eine ordentliche Portion Spaß unter Kumpels zu stellen.

Mochten die Leute in ihrem Leben noch so mächtig sein, einen unerzogenen Hund konnte niemand kontrollieren. Gab es einen besseren Gleichmacher?

Sie pfiff nach Valentine, der mit seinem neuen Freund Spaß hatte.

Sofort hob er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich über die weite Rasenfläche hinweg. Er dachte den Bruchteil einer Sekunde nach, dann kam er so elegant und graziös wie ein Balletttänzer auf sie zugelaufen. Sie hörte das gedämpfte Aufkommen seiner Pfoten auf dem weichen Gras, sein rhythmisches Keuchen, bevor er direkt vor ihr stehen blieb und sein hündisches Freudenbarometer, den Schwanz, so heftig hin und her wedeln ließ, dass sein gesamtes Hinterteil mitschwang.

Es gab definitiv keine erhabenere Begrüßung als einen wedelnden Schwanz. Er übermittelte so viel – Liebe, Wärme und bedingungslose Akzeptanz.

Valentines neuer Freund, der Deutsche Schäferhund, war ihm gefolgt und kam ebenfalls direkt vor ihr schlitternd zum Stehen. Er glich eher einem Türsteher als einem Balletttänzer. Hoffnungsvoll und nach Bestätigung heischend sah er zu ihr hoch.

Molly fand, dass er trotz seines etwas rüpelhaften Wesens süß war. Aber wie alle bösen Jungs brauchte er eine feste Hand und klare Grenzen.

Das gilt vermutlich genauso für seinen Besitzer.

»Ah, bist du nicht bezaubernd?« Sie ging in die Knie, um ihm den Kopf zu streicheln und seine Ohren zu kraulen. Sie fühlte die Wärme seines Atems auf ihrer Haut und seinen Schwanz, der gegen ihre Beine schlug, während er sich ganz aufgeregt im Kreis drehte. Er versuchte, seine Pfoten auf ihre Schultern zu legen, wobei sie fast mit dem Po im Staub gelandet wäre. »Nein. Sitz.«

Der Hund sah sie tadelnd an und machte Sitz. Ganz eindeutig fand er ihre Auffassung von Spaß nicht sonderlich amüsant.

»Du bist süß, aber das heißt nicht, dass ich deine dreckigen Pfoten auf meinem T-Shirt haben will.«

Der Mann blieb neben ihr stehen. »Er hat sich tatsächlich für Sie hingesetzt.« Sein Lächeln war entspannt, sein Blick warm. »Für mich macht er das nie. Was ist Ihr Geheimnis?«

»Ich habe ihn nett darum gebeten.« Sie stand auf und war sich der verschwitzten Strähnen bewusst, die an ihrem Nacken klebten, und sofort war sie genervt, weil es ihr etwas ausmachte.

»Wie es aussieht, haben Sie ein magisches Händchen. Oder vielleicht steht er auch nur auf den britischen Akzent. Brutus …« Der Mann bedachte den Hund mit einem strengen Blick. »Brutus.«

Brutus drehte nicht einmal den Kopf in seine Richtung. Es war, als wüsste der Hund gar nicht, dass der Mann mit ihm sprach.

Molly war verwirrt. »Ignoriert er Sie oft?«

»Ständig. Er hat ein Verhaltensproblem.«

»Verhaltensprobleme sagen normalerweise mehr über den Besitzer aus als über den Hund.«

»Autsch. Tja, das hab ich wahrscheinlich verdient.« Sein Lachen hatte einen vollen, sinnlichen Klang. Hitze stieg in ihr auf und sammelte sich in ihrem Unterleib.

Sie hätte erwartet, dass er auf ihre Bemerkung defensiv reagieren würde. Doch stattdessen fühlte sie sich jetzt in der Defensive. Sie hatte Mauern und Grenzen aufgebaut, die niemand überwinden konnte, aber sie war sicher, dass dieser Mann mit den gefährlich blauen Augen und der sexy Stimme keine Grenzen kannte. Sie fühlte sich atemlos und ein wenig schwindelig, was sie überhaupt nicht gewohnt war.

»Er braucht nur ein wenig Training. Er ist nicht gut darin, das zu tun, was man ihm sagt.« Sie konzentrierte sich lieber auf den Hund als auf den Mann. So musste sie sich nicht mit den amüsiert blitzenden Augen seines attraktiven Besitzers herumschlagen.

»Ich war auch nie gut darin, Befehle zu befolgen, also werde ich ihm das nicht vorwerfen.«

»Es kann gefährlich werden, wenn ein Hund Autoritäten herausfordert.«

»Ich habe nichts dagegen, herausgefordert zu werden.«

Das überraschte sie nicht. Ein Blick hatte ihr verraten, dass dieser Mann genau wusste, was er wollte und wie er es bekommen konnte. Sie spürte außerdem, dass die ebenmäßigen Schichten aus Charme und Charisma, die ihn umhüllten, einen Kern aus Stahl verbargen. Er war ein Mann, den nur ein Dummkopf unterschätzen würde. Und sie war kein Dummkopf.

»Sie erwarten keinen Gehorsam?«

»Sprechen wir immer noch über Hunde? Denn wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, und ich würde mich selbst als fortschrittlich einschätzen.«

Wann immer eine Situation oder ein Mensch sie verunsicherten, versuchte sie, sich zurückzuziehen und sich vorzustellen, welchen Rat sie als Aggie geben würde.

Sich in Gegenwart eines Mannes atemlos zu fühlen und einen Knoten in der Zunge zu haben, kann unangenehm sein, aber vergiss nicht, egal, wie attraktiv er ist, unter seiner Fassade hat er seine eigenen Unsicherheiten, auch wenn er die nicht zeigen mag.

Das sorgte auch nicht dafür, dass es ihr besser ging. Sie fing an zu glauben, dass dieser Mann nicht eine einzige Unsicherheit hatte.

Es ist egal, wie du dich innerlich fühlst, solange du es nicht nach außen zeigst. Lächle und gib dich cool, dann muss er nie erfahren, dass er dein Inneres in Wackelpudding verwandelt.

Lächeln und cool tun.

Das schien ihr der beste Ansatz zu sein.

»Sie sollten mit ihm eine Hundeschule besuchen.«

Er hob eine Augenbraue. »So etwas gibt es?«

»Ja. Und es könnte helfen. Er ist ein wunderschöner Hund. Haben Sie ihn von einem Züchter?«

»Er ist aus der Tierrettung. Das Opfer einer hässlichen Scheidung in Harlem. Der Ehemann wusste, dass seine Frau Brutus mehr liebte als alles andere auf der Welt, also hat er während der Scheidung um ihn gekämpft. Sein Anwalt war besser als ihrer, deshalb hat er gewonnen und stand dann da mit einem Hund, den er nicht wollte.«

Molly war so entsetzt, dass sie das seltsame Gefühl in ihrem Bauch vergaß. »Wer war sein Anwalt?«

»Ich.«

Anwalt. Diese Möglichkeit hatte sie auf ihrer Liste an möglichen Berufen ausgelassen. Jetzt fragte sie sich, warum, denn es passte perfekt. Es war leicht, sich vorzustellen, wie er die Gegenseite einschüchterte. Er war mit Sicherheit ein Mann, der es gewohnt war, jede Schlacht zu gewinnen, in die er zog.

»Warum hat er Brutus nicht seiner Frau zurückgegeben?«

»Erstens, weil sie zu ihrer Mutter nach Minnesota zurückgezogen ist. Zweitens wäre ihm nicht im Traum eingefallen, etwas zu tun, was seine Exfrau glücklich gemacht hätte. Und drittens, so sehr die Frau den Hund liebte, so sehr hasste sie ihn. Sie wollte ihm das Leben so schwer wie möglich machen, also hat sie dafür gesorgt, dass er den Hund behalten musste.«

»Das ist eine schreckliche Geschichte.« Molly, die in ihrem Leben schon viele schlimme Geschichten gehört hatte, war schockiert.

»So sind Beziehungen eben.«

»Das war eine Scheidung und nicht alle Beziehungen. Also haben Sie ihn gerettet?« Diese Erkenntnis pulverisierte alle Vorstellungen, die sie sich von ihm gemacht hatte. Sie hatte angenommen, er wäre jemand, der sich immer an erste Stelle setzte und für niemanden irgendwelche Unannehmlichkeiten auf sich nahm, aber er hatte diesen wunderschönen verletzlichen Hund gerettet, der den einzigen Menschen verloren hatte, von dem er je geliebt worden war. Der Mann mochte attraktiv und wortgewandt sein, aber offensichtlich war er ein guter Mensch. »Ich finde es toll, dass Sie das gemacht haben.« Traurig darüber, dass dieser Hund dafür hatte bezahlen müssen, dass zwei Menschen ihre Differenzen nicht aus dem Weg räumen konnten, streichelte sie Brutus über den Kopf. Wenn Beziehungen zerbrachen, waren die Konsequenzen oft sehr weitreichend. Sie wusste das besser als jeder andere. »Armer Kerl.« Der Hund stieß hoffnungsvoll mit der Schnauze gegen ihre Tasche, und sie lächelte. »Suchst du ein Leckerli? Darf er?«

»Aber sicher. Wenn Sie eins übrig haben.«

»Ich habe immer welche für Valentine dabei.« Als er seinen Namen hörte, war Valentine sofort an ihrer Seite.

»Valentine?« Der Mann sah zu, wie sie den beiden Hunden jeweils ein Leckerli gab. »Soll er so was wie ein Mann für Sie sein?«

»Nein. Als ich letztes Mal nachgeguckt habe, war er definitiv noch ein Hund.«

Er ließ ein anerkennendes Grinsen aufblitzen. »Ich dachte, vielleicht hätten Sie die Männer aufgegeben und sich mit der Liebe eines braven Hundes zufriedengegeben.«

Das kam der Wahrheit näher, als er sich vorstellen konnte, aber das würde sie niemals zugeben, schon gar nicht gegenüber jemandem, dem die Welt zu Füßen zu liegen schien. Was würde er schon darüber wissen, wie es sich anfühlte, seine Schwächen öffentlich entblößt zu sehen? Gar nichts.

Und sie hatte nicht vor, ihn aufzuklären.

Ihre Vergangenheit gehörte ihr und ihr allein. Sie war privater als ein Bankkonto, sicher hinter einer Firewall verborgen, die niemand überwinden konnte. Wenn sie ein Passwort hätte, wäre es Versagerin. Oder vielleicht Mega-Versagerin.

»Valentine ist kein Ersatz für irgendetwas oder irgendjemanden. Er ist mein Hund. Mein bester Freund.«

Ihre Blicke trafen sich, und sie spürte die Verbindung wie einen Blitzschlag.

Sie war nervös, und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das zum letzten Mal gewesen war. Es waren seine Augen. Sie hätte wetten können, dass diese teuflischen Augen mehr als ein paar Frauen dazu gebracht hatten, alle Vorsicht in den Wind zu schießen. Vermutlich hatte er irgendwo ein Etikett kleben, auf dem stand: Mit Vorsicht handhaben.

Ihr Kopf versuchte zu ignorieren, was sie fühlte, aber ihr Herz war da anderer Meinung.

Oh nein, Molly. Nein, nein, nein. Ihr E-Mail-Eingang war voller Fragen von Frauen, die wissen wollten, wie man mit Männern wie ihm umging, und auch wenn sie gut darin war, Ratschläge zu geben, endete ihre fachliche Kompetenz genau hier.

Als spüre er, dass er das Thema der Unterhaltung war, wedelte Valentine mit dem Schwanz.

Sie hatte ihn gefunden, als er noch ein Welpe gewesen war.

Sie erinnerte sich noch gut an seinen Gesichtsausdruck. Ein wenig verwirrt und sehr verletzt, als könnte er nicht richtig fassen, dass jemand ihn lieber in der Gosse ausgesetzt hatte, als ihn zu behalten. Als wenn diese Tat ihn alles hatte infrage stellen lassen, was er jemals über sich geglaubt hatte.

Das Gefühl kannte sie.

Sie hatten einander gefunden, zwei verlorene Seelen, und sofort eine Verbindung geknüpft.

»Ich habe ihn Valentine genannt, weil er eine herzförmige Nase hat.« Das war das Einzige, was sie gewillt war mit diesem Mann zu teilen. Es war an der Zeit, zu gehen. Bevor sie noch etwas sagte oder tat, das sie auf den falschen Weg führen würde. »Genießen Sie Ihre Runde.«

»Warten Sie …« Er hob eine Hand, um sie aufzuhalten. »Ich sehe Sie heute nicht zum ersten Mal hier. Wohnen Sie in der Gegend?«

Zu wissen, dass er sie beobachtet hatte, während sie ihn beobachtet hatte, ließ ihren Puls in die Höhe schnellen.

»Nicht weit weg.«

»Dann werden wir uns wiedersehen. Ich bin Daniel.« Er streckte ihr die Hand hin, und sie nahm sie, wobei ihr Körper die Warnungen ihres Kopfes ignorierte. Seine Finger schlossen sich fest um ihre. Sie stellte sich vor, dass er wusste, was er mit diesen Händen anstellen musste, was ihren Atem flacher gehen ließ und das Denken beinahe unmöglich machte.

Sie hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, während er sie die ganze Zeit erwartungsvoll und abwartend anschaute.

»Versuchen wir das noch mal«, murmelte er. »Ich bin Daniel, und Sie sind …«

Ihr Name. Er wartete darauf, dass sie ihm ihren Namen sagte. Und angesichts des amüsierten Funkelns in seinen Augen wusste er genau, warum sie einen Knoten in der Zunge hatte.

»Molly.« Es gab immer noch Tage, an denen es sich unnatürlich anfühlte, diesen Namen zu benutzen, was unlogisch war, denn Molly war ihr Name. Oder zumindest einer davon. Es sollte keinen Unterschied machen, dass sie ihn erst benutzte, seitdem sie nach New York gezogen war.

Sie gab ihm nicht mehr als diesen Namen, aber trotzdem sah sie, dass er ihn sich merkte. Sie spürte, dass er ein Mann war, der nicht viel vergaß. Er war klug. Aber selbst wenn er ihren Nachnamen herausfinden und sie online suchen würde, würde er nichts finden. Das hatte sie schon überprüft.

»Leisten Sie mir bei einem Kaffee Gesellschaft, Molly.« Er ließ ihre Hand los. »Ich kenne da ein nettes Café gleich hier in der Nähe, das den besten Kaffee an der Upper East Side macht.«

Das war irgendwo zwischen einer Einladung und einem Befehl. Clever und glatt. Ein müheloser Vorschlag von einem Mann, der das Wort Zurückweisung nicht kannte.

Aber nun würde er es lernen, denn auf keinen Fall würde sie mit ihm einen Kaffee trinken oder sonst irgendetwas.

»Danke, aber ich muss zur Arbeit. Genießen Sie den Morgen, Sie und Brutus.«

Sie gab weder ihm die Gelegenheit, zu widersprechen, noch sich selbst die Zeit, ihre Entscheidung anzuzweifeln, sondern lief einfach los. Sie rannte durch den von Sonnenschein gesprenkelten Park, durch den Duft der Blüten, Valentine an ihrer Seite und die Versuchung auf den Fersen. Sie schaute sich nicht um, obwohl gerade das ihren Nacken schmerzen ließ und sie eine größere Willenskraft dafür aufbringen musste, als für alles andere in letzter Zeit. Beobachtete er sie? War er genervt, dass sie ihn abgewiesen hatte?

Erst als sie eine, wie sie fand, sichere Entfernung erreicht hatte, verlangsamte sie ihr Tempo. In der Nähe einer der knöchelhohen Trinkfontänen für Hunde blieb sie stehen, um zu Atem zu kommen und den durstigen Valentine trinken zu lassen.

Leisten Sie mir bei einem Kaffee Gesellschaft …

Und was dann?

Dann nichts.

Was Beziehungen anging, war sie in der Theorie großartig, aber ganz schlecht in der Praxis. Wie schlecht genau, war öffentlich ausgebreitet worden. Erst kam die Liebe. Dann kam der Schmerz.

Du bist eine Beziehungsexpertin, aber was Beziehungen angeht, bist du ein hoffnungsloser Fall. Weißt du überhaupt, wie verrückt das ist?

Oh ja, das wusste sie. Genau wie ein paar Millionen Fremder. Was der Grund dafür war, dass sie sich heutzutage nur noch an die Theorie hielt.

Und was den geschmeidigen Anwalt Daniel anging, schätzte sie, dass er ungefähr fünf Minuten brauchen würde, um sie zu vergessen.

Sie ging ihm nicht aus dem Kopf.

Genervt und auch ein wenig fasziniert von dieser Erfahrung drückte Daniel auf den Klingelknopf, woraufhin Harriet ihm die Tür öffnete.

Er roch frischen Kaffee und etwas Köstliches, das im Ofen backte.

»Wie war die Runde?« Sie trug einen winzigen Chihuahua unterm Arm, und Daniel krampfte die Finger fester um Brutus’ Halsband, um den enthusiastischen Ausbruch an Energie abzufangen, mit dem der Hund durch die Haustür stürmen wollte.

»Willst du die beiden wirklich zusammenlassen? Brutus könnte ihn mit einem Happs verschlingen.«

Harriet wirkte verwirrt. »Wer ist Brutus?«

»Das hier ist Brutus.« Daniel machte die Leine ab, und der Deutsche Schäferhund tobte in die Wohnung, wobei er mit dem Schwanz eine von Harriets Pflanzen umwarf und die Scherben und Erde auf dem ganzen Fußboden verteilte.

Harriet stellte den winzigen Hund auf den Boden und sammelte, ohne sich zu beklagen, die spärlichen Überreste ihres Blumentopfes ein. »Der Hund heißt Ruffles. Und er ist zu groß für diese Wohnung.«

»Ich kann nicht mitten im Central Park stehen und ›Ruffles‹ rufen, also habe ich ihn umbenannt. Rieche ich da Kaffee?«

»Du kannst einen Hund nicht einfach umbenennen.«

»Kann ich schon, wenn jemand so dumm war, ihn Ruffles zu nennen.« Daniel schlenderte in die helle, vom Sonnenlicht erleuchtete Küche und nahm sich einen Kaffee. »Was für ein Name ist das bitte für einen großen, männlichen Hund? Da muss er ja eine Identitätskrise kriegen.«

»Das ist nun mal der Name, der ihm gegeben wurde«, sagte Harriet geduldig. »Es ist der Name, den er kennt und auf den er reagiert.«

»Dieser Name ist ihm peinlich. Ich habe ihm einen Gefallen getan.« Daniel trank einen Schluck Kaffee und sah auf die Uhr. Er war immer viel beschäftigt, und in den letzten Tagen hatte er nie ausreichend Zeit gehabt, was zum Teil an seinen verlängerten morgendlichen Joggingrunden lag.

»Du bist später als üblich. Ist etwas passiert? Hat sie endlich mit dir gesprochen?« Harriet warf die Scherben des Blumentopfes weg und hob die Pflanze auf.

Daniel wusste, in dem Moment, wo er fort wäre, würde sie die Pflanze wieder sorgfältig eintopfen und ihr alle nötige Aufmerksamkeit schenken, damit sie sich erholte.

»Äh, ja, wir haben geredet.« Die paar Worte, die sie gewechselt hatten, konnte man nicht wirklich als Unterhaltung bezeichnen. Er hatte ein paar Fragen gestellt. Sie hatte geantwortet. Aber ihre Antworten waren kurz gewesen und dazu gedacht, ihn auf keinen Fall zu ermutigen. Sie hatte klargemacht, dass sie mehr an seinem Hund als an ihm interessiert war, was die Seele eines in Beziehungsangelegenheiten weniger erfahrenen Mannes sicher zerstört hätte.

Aber auch wenn es keinerlei verbale Anzeichen gegeben hatte, dass sie an ihm interessiert war, hatte es nonverbale Zeichen gegeben.

In dem Bruchteil der Sekunde, bevor sie ihre Mauer hochgezogen hatte, hatte er Interesse gesehen.

Er fragte sich, wer für diesen Schutzschirm verantwortlich war. Vermutlich ein Mann. Eine Beziehung, die schlecht gelaufen war. Beispiele dafür sah er täglich bei seiner Arbeit. Menschen hatten Affären, lebten sich auseinander oder entliebten sich einfach. Liebe war eine Pralinenschachtel voller Herzschmerz und Katastrophen, aus der sich jeder seine Lieblingssorte auswählen konnte.

»Sie hat mir dir gesprochen?« Harriet strahlte. »Was hat sie gesagt?«

Sehr wenig.

»Wir gehen es langsam an.«

»In anderen Worten, sie ist nicht interessiert.« Fliss kam in die Küche. Sie trug eine Yogahose, ein Sweatshirt und schwarze Laufschuhe mit einem neonfarbenen Streifen. Sie schnappte sich die Schlüssel vom Tresen. »Offensichtlich eine Frau mit Verstand. Entweder das, oder dir geht dein glückliches Händchen verloren. Heißt das, du wirst morgen nicht mit Ruffles joggen gehen?«

»Ich habe mein Händchen nicht verloren, und natürlich werde ich mit Brutus joggen gehen. Übrigens, er hat ein paar Verhaltensprobleme, am schlimmsten ist, dass er nicht kommt, wenn ich ihn rufe.«

»Das muss für dich eine ganz neue Erfahrung sein.«

»Sehr lustig. Habt ihr irgendwelche Tipps?«

»Ich habe keine Beziehungstipps, außer vielleicht, lass es sein.«

»Ich habe von dem Hund gesprochen.«

»Oh. Du könntest zum Beispiel damit anfangen, ihn bei dem Namen zu rufen, den er tatsächlich kennt.« Fliss ging zur Tür. »Und wenn er Verhaltensprobleme hat, dann habt ihr beide wenigstens eine Gemeinsamkeit.«

3. Kapitel

Liebe Aggie, wenn es Männer wie Fische im Meer gibt, warum ist mein Netz dann immer leer?

Molly schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf, legte die Schlüssel auf die Ablage und ging direkt unter die Dusche.

Zehn Minuten später saß sie wieder an ihrem Computer. Valentine hatte sich in dem Körbchen unter ihrem Schreibtisch zusammengerollt und seinen Kopf auf die Pfoten gelegt.

Sonnenlicht flutete durch die Fenster, spiegelte vom gebohnerten Eichenparkett wider und erhellte den handgewebten Teppich, den sie bei einem Ausflug an den Union Square in einem Textildesignstudio gekauft hatte. In einer Ecke des Zimmers stand eine große Giraffe aus Holz, die ihr Vater ihr aus Afrika geschickt hatte. Niemand, der einen Blick auf ihre überquellenden Bücherregale warf, hätte daraus viel über ihren Charakter ableiten können. Biografien und Klassiker drängten sich an Thriller und Liebesromane. Auf dem Regal standen außerdem ein paar übrig gebliebene Exemplare ihres ersten Buchs, Verbunden fürs Leben – Tipps, um den perfekten Partner zu finden.

Mach, was ich sage, aber tu nicht, was ich tue, dachte sie. Sie hatte es ihrem Vater gewidmet, aber vermutlich hätte sie es Rupert widmen sollen. Für Rupert, ohne den dieses Buch niemals geschrieben worden wäre.

Aber das hätte bedeutet, Gefahr zu laufen, enttarnt zu werden, und sie hatte nicht vor, irgendjemanden die wahre Person hinter »Dr. Aggie« sehen zu lassen.

Nein. Ihr Vater war die bessere Option gewesen. So konnte sie sicherstellen, dass alles erhalten blieb, was sie sich aufgebaut hatte. Und sie konnte die ganze Episode mit Rupert, wie ihr Vater es nannte, in eine gedankliche Schublade mit der Aufschrift »Lebenserfahrung« stecken.

Als sie nach New York gezogen war, hatte sie sich am Rand von Brooklyn ein schäbiges Apartment mit drei Frauen geteilt, die süchtig nach Bierpong und nächtlichen Partys waren. Nach sechs Monaten, in denen sie jeden Tag einhundertzweiundneunzig Stufen hinaufgeschnauft (sie hatte jede einzelne davon gezählt) und mit der U-Bahn nach Manhattan gefahren war, hatte Molly ihre letzten Ersparnisse für eine kleine Zweizimmerwohnung im zweiten Stock eines Gebäudes ausgegeben, das nur wenige Straßenzüge vom Central Park entfernt lag. Sie hatte sich auf den ersten Blick in die Wohnung und das Gebäude mit den fröhlichen grünen Türen und verschnörkelten Eisengeländern verliebt.

Und sie hatte sich in ihre Nachbarn verliebt. Im Erdgeschoss wohnte ein junges Pärchen mit einem Baby und eine Etage darüber Mrs. Winchester, eine Witwe, die schon seit sechzig Jahren in der gleichen Wohnung lebte. Sie hatte die Angewohnheit, ihre Schlüssel zu verlieren, also hatte Molly einen Ersatzschlüssel. Direkt über Molly wohnten Gabe und Mark. Gabe arbeitete in der Werbung, und Mark war Kinderbuchillustrator.

Sie hatte sie an ihrem ersten Abend in der Wohnung kennengelernt, als sie versucht hatte, das ungezogene Schloss an ihrer Tür zu reparieren. Gabe hatte ihr geholfen, und Mark hatte ihr etwas gekocht. Seitdem waren sie Freunde, und, wie sie entdeckt hatte, neue Freunde waren manchmal verlässlicher als alte.

Die Freunde aus ihrer Kindheit hatten sie in Scharen im Stich gelassen, als ihr Leben zusammengebrochen war, weil sie nicht in den tödlichen Treibsand ihrer Demütigung mit hineingezogen werden wollten. Anfangs hatte es noch ein paar unterstützende Anrufe gegeben, aber als die Situation sich verschlimmerte, waren Unterstützung und Freundschaften versandet. Sie hatten sich benommen, als wäre ihre Situation ansteckend. Als würden sie sich, wenn sie zu ihr stünden, die gleiche Krankheit einfangen.

Und auf gewisse Weise konnte sie es ihnen nicht verübeln. Es war grauenhaft, wenn Reporter vor dem Haus campierten und der eigene Ruf im Internet zunichte gemacht wurde. Wer brauchte schon so was?

Viele Leute sehnten sich nach Ruhm und Geld, aber scheinbar wollte niemand die Topnachricht auf Twitter sein.

Das hatte ihr die Entscheidung, London zu verlassen, leichter gemacht. Sie hatte ein neues Leben unter einem neuen Namen angefangen. Hier in New York hatte sie neue Leute kennengelernt. Leute, die nichts davon wussten. Die Menschen in ihrem Wohnblock waren wundervoll, genau wie die Upper East Side. Inmitten der rauen mit Bäumen eingefassten Straßen der Stadt hatte sie ein Viertel entdeckt, das vor New Yorker Geschichte und Tradition nur so strotzte. Sie liebte alles daran – von den verzierten Vorkriegsgebäuden bis zu den Reihenhäusern aus braunem Backstein und den klassischen Villen an der Fifth Avenue. Es fühlte sich wie ein Zuhause an, und sie hatte hier schon ein paar Lieblingslokale. Wenn sie keine Lust hatte zu kochen, ging sie kurz um die Ecke, um sich ein Panini oder hausgemachte Pasta im Via Quadronno zwischen der Madison und der Fifth zu holen, und wenn ihr feierlich zumute war, ging sie ins Ladurée und gönnte sich eine Auswahl an Macarons.

Sie hatte Manhattan erkundet und versteckte Salsa-, Kunst- und Jazzclubs entdeckt. Sie war durch Galerien gestreift, durch das Met, das Frick- und das Guggenheim-Museum. Aber ihr Lieblingsort war immer noch der Central Park, der zu Fuß nur zehn Minuten von ihrer kleinen Wohnung entfernt lag. Gemeinsam mit Valentine brachte sie Stunden damit zu, seine verborgenen Ecken zu erkunden.

Sie schaltete ihren Laptop an und griff nach ihrem Wasser, während sie darauf wartete, dass er hochfuhr. Auf ihrem Schreibtisch herrschte das reinste Chaos. Papierstapel, Kritzeleien und Notizen, zwei vergessene Kaffeebecher. Wenn sie arbeitete, war sie voll konzentriert, und dazu gehörte, die Unordnung auszublenden.

Ihr Telefon klingelte. Sie sah auf das Display und ging sofort ran. »Dad! Wie geht es dir?« Sie hörte zu, als ihr Vater ihr von seinem letzten Abenteuer erzählte. Er war ein paar Monate, bevor sie in Ungnade gefallen war, aus London weggezogen, wofür sie für immer dankbar sein würde. Nachdem er von seinem Job in einer Elektronikfirma in Rente gegangen war, hatte er sich ein Wohnmobil gekauft und sich auf eine epische Fahrt durch die USA gemacht, auf der er sein Heimatland Staat für Staat erkundete. In einer staubigen, von der Sonne ausgetrockneten Stadt in Arizona hatte er Carly kennengelernt, und seitdem waren sie zusammen.

Molly hatte sie einmal kennengelernt und mochte sie, aber was ihr am besten gefiel, war, ihren Vater so glücklich zu sehen. Sie erinnerte sich daran, wie er die ersten Jahre, nachdem ihre Mutter ihn verlassen hatte, durch sein Leben gestolpert war. Sein Selbstvertrauen war in der Bugwelle einer monumentalen Zurückweisung beinahe vollständig ertrunken.

Sie wusste nicht mehr genau, wann sie angefangen hatte, ihn zu ermutigen, wieder auszugehen. Es musste noch während der Schulzeit und sie ein Teenager gewesen sein, als sie gemerkt hatte, dass sie mehr daran interessiert war, die Beziehungen von anderen Leuten zu beobachten, als selbst eine zu haben. Und durch Beobachtung hatte sie die Fähigkeit entwickelt, Menschen zu verkuppeln. Sie sah so deutlich, wer gut zusammenpassen würde und wer nicht. Wessen Beziehung halten und wessen beim ersten Anflug von rauer See an den Klippen zerschellen würde. Schnell machte das Wort die Runde, dass sie eine Gabe hatte. Und sie liebte es, diese Gabe zu benutzen. Und warum auch nicht? Es war schwer, in dieser übervölkerten, verrückten Welt den richtigen Partner zu finden. Manche Menschen brauchten einfach ein wenig Hilfe.

Sie hatten sie die Kupplerin genannt. Was wesentlich besser war als der Name, den man ihr ein paar Jahre später verpasst hatte.

Als sie noch zur Schule ging, verbrachte sie die meisten Pausen und einen Großteil ihrer Abende damit, Beziehungsratschläge zu geben. Nachdem sie gesehen hatte, wie ihr Vater sich bei dem Versuch verausgabt hatte, ihre Mutter zufriedenzustellen – und dabei gescheitert war –, ermutigte sie die Menschen immer, sie selbst zu sein. Wenn man nicht so geliebt wurde, wie man war, hatte eine Beziehung keine Zukunft. Das wusste sie. Wenn man für jemanden nicht genug war, würde man nie genug werden.

Egal, wie sehr er sich auch bemüht hatte, ihr Vater war für ihre Mutter nicht genug gewesen.

Und Molly auch nicht.

Die Stimme ihres Vaters hallte durch den Hörer und holte sie in die Gegenwart zurück. »Wie geht es meiner Kleinen?«

»Sehr gut.« Mit einem Tastendruck löschte sie ein paar E-Mails. »Ich habe viel zu tun. Ich arbeite gerade an den Korrekturfahnen meines nächsten Buchs.«

»Ah, du hilfst immer noch anderen Menschen mit ihren Beziehungen. Wie sieht es bei dir aus? Und ich rede nicht von Valentine.«

»Ich habe ausreichend Männer in meinem Leben, Dad. Und einen vollen Terminkalender. Dienstags und freitags gehe ich Salsa tanzen. Am Donnerstag ist mein Spinningkurs. Mittwoch habe ich meinen Kochkurs, Montag die Theatergruppe – und überall dort sind auch Männer.«

»Aber du bist Single.«

»Das stimmt. Und nur, weil ich Single bin, kann ich all diese Sachen machen.«

»Beziehungen sind wichtig, Honey. Das hast du mir immer gesagt.«

»Ich habe Beziehungen. Vor ein paar Tagen habe ich mit Gabe und Mark zu Abend gegessen. Mark macht gerade einen italienischen Kochkurs. Seine Tortellini sind unglaublich, die musst du mal probieren.«

»Gabe und Mark sind schwul.«

»Na und? Sie sind meine besten Freunde.« Auch wenn sie diese Freundschaft nie auf die Probe gestellt hatte. Sie hatte am eigenen Leib erfahren müssen, dass der Test für wahre Freundschaft war, ob man gewillt war, jemandem beizustehen, der beschimpft und gedemütigt wurde. Und sie hoffte aufrichtig, dass sie diesen Test nie wieder würde durchstehen müssen. »Eine Freundschaft ist auch eine Beziehung. Die beiden sind gute Zuhörer und sehr glücklich zusammen. Es ist schön, Zeit mit ihnen zu verbringen.«

»Weißt du, dass du eine Heuchlerin bist? Die ganzen Jahre hast du versucht, mich mit jemandem zusammenzubringen und mir gesagt, ich solle das Risiko eingehen. Aber selbst traust du dich das nicht.«

»Das ist etwas anderes. Mir hat es nicht gefallen, dich so allein zu sehen. Du hast wunderbare Eigenschaften, die förmlich danach geschrien haben, mit einem besonderen Menschen geteilt zu werden.«

»Du hast auch wundervolle Eigenschaften, Molly.« Er gab ein kleines Geräusch von sich. »Es fühlt sich immer noch seltsam an, dich so zu nennen.«

»Aber es ist mein Name, Dad.«

»Den du vor deinem Umzug nach New York nie benutzt hast. Fühlst du dich wie eine Molly?«

»Definitiv. Ich mag es, Molly zu sein. Und ich teile Mollys Eigenschaften mit einer Handvoll Menschen, die sie zu schätzen wissen.«

Ein Seufzen drang durch den Hörer. »Ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe das Gefühl, das ist alles meine Schuld. Ich fühle mich verantwortlich.«

»Das bist du aber nicht.« Diese Unterhaltung hatten sie im Laufe der Jahre schon oft geführt, auch wenn Molly in den Wochen und Monaten nach dem Weggang ihrer Mutter immer nur im Badezimmer geweint hatte, wo ihr Vater sie nicht hatte hören können. Den Rest der Zeit hatte sie getan, als käme sie gut damit zurecht, weil sie es für ihn nicht noch schlimmer hatte machen wollen. Es ist schrecklich ungerecht, dachte sie, dass er sich wegen etwas schuldig fühlt, über das er keine Kontrolle hatte.

»Carly hat dein Buch gelesen. Sie glaubt, du hast Verlustängste.«

»Sie hat recht. Die habe ich. Aber damit habe ich schon vor langer Zeit meinen Frieden geschlossen.« Molly nahm ihren Stift in die Hand und fing an, auf dem Block vor sich herumzukritzeln. Vielleicht sollte sie sich ein Ausmalbuch für Erwachsene besorgen. Angeblich waren die zurzeit der Renner unter den Mitteln zur nicht-medizinischen Stressbewältigung. Sie warf einen Blick zu Valentine. »Vielleicht könnte ich mir einen schwarzen Filzstift nehmen und deine Punkte zu Bildern verbinden.«

»Wie bitte?« Ihr Vater klang verwirrt. »Warum solltest du das tun?«

»Das war nur ein Witz, Dad. Du musst aufhören, dir Sorgen um mich zu machen. Ich bin die Psychologin in dieser Beziehung.«

»Ich weiß. Und ich weiß, dass die Menschen mit dir über alles sprechen. Aber mit wem sprichst du, Honey? Tu mir einen Gefallen. Geh auf ein Date. Tu es für mich.«

»Hast du jemand Bestimmtes im Kopf? Oder soll ich mir einfach den Erstbesten schnappen, dem ich auf der Straße begegne?« Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild des Mannes aus dem Park mit den sündhaften blauen Augen und dem sexy Lächeln auf. Allein der Gedanke an ihn ließ ihr Herz ein wenig heftiger schlagen.

»Wenn es nicht anders geht. Geh einfach raus. Hol dir dein Selbstvertrauen zurück. Willst du mir wirklich sagen, dass du bei all deinen Aktivitäten nicht einen einzigen Mann getroffen hast, der deine Aufmerksamkeit erregen konnte?«

»Nicht einen.« Molly warf Valentine einen Blick zu und war froh, dass er nicht reden konnte. Denn sonst würde er sie jetzt eine Lügnerin nennen. »Also, wohin zieht es dich und Carly als Nächstes?«

»Wir fahren Richtung Norden nach Oregon, um auf dem Pacific Crest Trail zu wandern.«

»Habt viel Spaß und schick mir Fotos.«

»Carly hat ein Blog angefangen. Mut kennt kein Alter.«

»Ah, den werde ich mir mal angucken. Und jetzt muss ich auflegen, ich habe noch Unmengen an Arbeit vor mir. Zieh in die Welt hinaus und sei mutig. Versuch nur, es nicht in der Öffentlichkeit zu tun. Und grüß Carly schön von mir.« Lächelnd beendete sie den Anruf und drehte sich zu ihrem Computer.

Sie war glücklich mit ihrem Single-Dasein. Und wenn das für jemanden, der sich auf Beziehungen spezialisiert hatte, seltsam war, interessierte sie das nicht. Heutzutage trennte sie strikt zwischen Arbeit und echtem Leben.

Ihre Gedanken wanderten zu dem Mann im Park zurück. Ein paar verbotene Sekunden lang hatte sie sich gefragt, wie es wohl wäre, mit einem Mann wie ihm zusammen zu sein, die Idee aber ganz schnell wieder verworfen.

Sie wusste, wie es wäre. Trauma und Probleme.

Sie würde sich nicht fragen, ob es feige von ihr gewesen war, seine Einladung auf einen Kaffee auszuschlagen.

Das war keine Feigheit, das war gesunder Menschenverstand.

Es bedeutete, dass sie aus ihren Erfahrungen gelernt hatte, und diese Erfahrungen sagten ihr, dass es nicht bei einer Einladung zum Kaffee bleiben würde. Das war nur der Anfang, kein Ende, und sie war nicht in der Stimmung, irgendetwas anzufangen. Vor allem nicht mit einem Mann wie Daniel. Daniel …? Ihr fiel auf, dass sie seinen Nachnamen nicht wusste.

Sie öffnete eine E-Mail und las die Frage.

Liebe Aggie, meine Mutter hat sexy Unterwäsche für meine Freundin ausgesucht, aber die weigert sich, sie zu tragen. Warum?

Mit einem verzweifelten Stöhnen lehnte Molly sich auf ihrem Stuhl zurück und griff nach ihrem Wasser.

Meinte der Kerl das ernst?

Weil nichts so viel Zuneigung ausdrückt, wie die Unterwäsche von der Mutter aussuchen zu lassen.

Einige Männer hatten wirklich keine Ahnung.

Seufzend fing sie an zu tippen.

Sie konnte nicht nur gut von dem leben, was sie machte, sie tat auch der Öffentlichkeit einen Dienst.

Am nächsten Tag war nichts von ihm zu sehen.

Valentine rannte im Kreis herum, schnüffelte am Boden und in der Luft und sah sehr hoffnungsvoll aus. Als ihm aufging, dass er alleine würde spielen müssen, bedachte er sie mit einem vorwurfsvollen Blick.

»Das ist nicht meine Schuld.« Molly atmete tief durch. »Oder vielleicht doch. Ich habe ihn abgewiesen, aber glaub mir, das war das Richtige. Komm, gehen wir.«

Valentine setzte sich hin und rührte sich nicht.

»Es hat keinen Sinn, länger hier herumzulungern. Er wird nicht auftauchen. Und das ist gut. Ich bin froh, dass er nicht hier ist.« Sie verspürte ein unbekanntes Ziehen im Magen. »Du musst noch viel über Beziehungen lernen. Sie sind kompliziert, selbst wenn es sich nur um eine Freundschaft handelt. Ich rate dir, deine Erwartungen herunterzuschrauben. Menschen lassen dich im Stich und enttäuschen dich. Ich schätze, bei Hunden ist es das Gleiche. Nach Brutus Ausschau zu halten ist eine ganz schlechte Idee.«

Valentine ignorierte sie und schnüffelte wieder am Boden. Auf der Suche nach seinem liebsten Spielgefährten ließ er sowohl einen süßen Labrador als auch eine etwas zu enthusiastische Bulldogge links liegen.

Atemlos von ihrem Lauf dehnte Molly sich und setzte sich dann auf eine Bank.

War sie tatsächlich enttäuscht? Sie hatte nur einmal mit ihm gesprochen. Ein Mal, mehr nicht.

Aber sie hatten schon die ganze Woche über Blicke ausgetauscht, und aus diesen Blicken war im Laufe der Zeit ein Lächeln geworden. Dann hatte sich das Lächeln von höflich zu persönlich gewandelt, mit dem Ergebnis, dass sie das Gefühl hatte, ihn schon eine Weile zu kennen.

Genervt von sich stand sie auf und wollte gerade weiterjoggen, als Valentine aufgeregt bellte und ihr beinahe die Leine aus der Hand riss.

Sie drehte den Kopf – und erblickte Daniel, der auf sie zugeschlendert kam. In der rechten Hand hielt er Brutus’ Leine, in der linken einen Pappträger mit vier Kaffeebechern.

Selbst aus der Entfernung wirkte er beeindruckend. Eine Joggerin verlangsamte ihr Tempo, als sie an ihm vorbeikam, und drehte sich noch einmal um, um zu sehen, ob er von hinten genauso gut aussah wie von vorne, aber Daniel würdigte sie keines Blickes. Molly fragte sich, ob er so an die Bewunderung von Frauen gewöhnt war, dass sie ihm gar nicht mehr auffiel.

Vielleicht bemerkte er es aber auch nicht, weil sein Blick fest auf sie gerichtet war.

Als er näher kam, hämmerte ihr Herz heftig gegen ihre Rippen. Mit einem Mal erwachten ihre verschlafenen sexuellen Gefühle, und ein Kribbeln breitete sich auf ihrer Haut aus und setzte sich tief in ihrem Bauch fest. Zu merken, dass sie ihn wollte, war ein Schock.

Es brachte Erinnerungen an den Tag zurück, als sie Rupert das erste Mal getroffen hatte. Es war, wie einen Elektrozaun anzufassen. Fünftausend Volt purer sexueller Energie waren durch sie hindurchgeschossen, hatten ihr Gehirn frittiert und ihr komplettes Alarmsystem lahmgelegt. Ohne Schutz war sie blind in diese Beziehung gestolpert und hatte alle ihre persönlichen Grenzen vergessen. Erst im Rückblick hatte sie erkannt, dass sie vollkommen geblendet gewesen war.

Das hatte sie sich seitdem nie wieder gestattet. Kein gebrochenes Herz mehr.

Liebe Aggie, da ist dieser Typ, den ich sehr mag, aber ich habe das Gefühl, mich auf ihn einzulassen wäre eine ganz schlechte Idee. Andererseits weckt er Gefühle in mir wie kein anderer Mann je zuvor. Was soll ich tun?

Du solltest auf deine innere Stimme hören, die dir sagt, dass das eine ganz schlechte Idee ist, und die Beine in die Hand nehmen, dachte Molly. Rennen, nicht joggen. So schnell in die andere Richtung laufen, wie du nur kannst.

In den letzten drei Jahren hatte sich alles darum gedreht, ihre Karriere und ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Sie würde nichts tun, was das gefährden konnte.

Im Park gab es ein paar Areale, in denen es zu bestimmten Zeiten erlaubt war, die Hunde frei laufen zu lassen. Das hier war eines davon, also löste sie Valentines Leine, und er sprang in großen Sätzen auf Brutus zu und begrüßte ihn schwanzwedelnd.

Sie schraubte ihre Wasserflasche auf und nahm ein paar hastige Schlucke.

Hatte er sie hier sitzen sehen? Glaubte er, sie hatte in der Hoffnung gewartet, dass er kommen würde?

Jetzt wünschte sie, sie wäre einfach weitergejoggt.

Ihr Vater hatte recht. Sie war eine Heuchlerin. Wenn sie einer anderen Frau einen Rat hätte geben müssen, hätte sie gesagt, sie solle sich von ihm fernhalten. Oder zumindest vorsichtig sein. Aber sie selbst saß hier und freute sich genauso, ihn zu sehen, wie Valentine sich über Brutus freute.

»Sorry, dass ich zu spät bin.« Sein Lächeln hätte die dunkelste Nacht erhellt, und hinter ihren Rippen flatterte etwas auf.

Es war praktisch, dass sie so gut darin war, Männern zu widerstehen, denn ansonsten würde sie jetzt in Schwierigkeiten stecken.

»Wofür sind Sie zu spät?« Sie schaffte es, normal zu klingen. Entspannt. Aber das war völlig umsonst, denn sein Lächeln verriet ihr, dass er wusste, dass sie gewartet hatte. Und gehofft.

Sie war sicher, dass ein Mann wie er wartende und hoffende Frauen gewohnt war.

Wie viele Herzen hatte er schon gebrochen? Wie viele Träume zerstört?

»Ich wäre schon vor zehn Minuten hier gewesen, aber die Schlange war heute länger als üblich.«

»Die Schlange?«

»Im Coffeeshop. Da Sie sich geweigert haben, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen, bringe ich den Kaffee zu Ihnen.«

Sie war schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass es zwei Arten von Menschen gab. Die einen, die ein Hindernis sahen und aufgaben. Und die anderen, wie dieser Mann hier, die jedes Hindernis ignorierten und einfach einen anderen Weg fanden, um ihr Ziel zu erreichen.

»Ich trinke keinen Cappuccino.«

»Deshalb habe ich für Sie einen Tee mitgebracht. Sie sind Engländerin, also müssen Sie Tee trinken.« Brutus’ Leine immer noch in der Hand haltend, setzte er sich neben Molly auf die Bank. »Ich war mir nur nicht sicher, ob English Breakfast oder Earl Grey.«

»Für welchen haben Sie sich dann entschieden?«

»Für beide. Ich bin ein Mann, der gerne alle Eventualitäten abdeckt.«

»Sind Sie immer so hartnäckig?«

Lächelnd versuchte er mit einer Hand, Brutus’ Leine zu entwirren. »Das Glück begünstigt nicht die, die beim ersten Hindernis aufgeben.«

»Ein altes chinesisches Sprichwort?«

»Nein, mein ganz eigenes amerikanisches Sprichwort. Sitz. Ich sagte sitz

Molly zog die Augenbrauen hoch. »Ich oder der Hund?«

Seine Augen funkelten. »Beide, aber ich schätze, keiner von euch wird auf mich hören. Tja, das ist wohl mein Schicksal.«

Sie lächelte. »Was, wenn ich sagen würde, dass ich nur Pfefferminztee trinke?«

»Dann bin ich geliefert.« Er zog die Leine unter Brutus’ Bein durch. »Aber Sie wirken auf mich nicht wie eine Pfefferminzteefrau. Vielleicht trinken Sie keinen Kaffee, aber Sie brauchen definitiv Ihr Koffein.«

»Ich trinke Kaffee. Nur keinen Cappuccino. Und zufällig liebe ich Earl Grey.«

»Ich werde mich bemühen, mir darauf nichts einzubilden.« Er reichte ihr einen der Becher. »Earl Grey mit einem Hauch Zitrone.«

»Sie machen Witze.«

»Über Getränke mache ich niemals Witze, vor allem nicht nach der Woche, die hinter mir liegt. Koffein ist meine Droge – zumindest tagsüber.«

Sie beobachtete, wie Brutus und Valentine miteinander spielten. »Wir können die Hunde hier von der Leine lassen.«

»Brutus ist nicht gut darin, zurückzukommen, wenn man ihn ruft.«

»Wenn Valentine zurückkommt, wird er ihm folgen.«

Er wägte das Risiko ab und löste dann die Leine. »Es wäre besser, wenn Sie recht haben, denn sonst schätze ich, dass ich ihn demnächst aus New Jersey abholen kann.«

»Er wird kommen. Passen Sie auf. Valentine!«

Valentine kam stockend zum Stehen und drehte sich zu ihr um. Dann schoss er auf sie zu – und Brutus folgte ihm.

»Guter Junge.« Sie lobte ihn ausgiebig und schickte ihn dann wieder los.

»Haben Sie auf alle Jungs diese Wirkung?«

»Immer.« Sie machte den Deckel von ihrem Becher ab, damit der Tee abkühlen konnte. »Ich kann nicht glauben, dass wir hier auf einer Bank im Central Park sitzen und ich Earl Grey mit Zitrone trinke.« Sie rutschte ein Stück zur Seite, um ausreichend Platz zwischen ihnen zu lassen, damit ihr Bein nicht aus Versehen gegen seines stieß. Wenn ein Gespräch mit ihm schon diese Wirkung auf sie hatte, wollte sie eine Berührung lieber nicht riskieren. »Akzeptieren Sie jemals ein Nein als Antwort?«

»Nur, wenn es die Antwort ist, die ich haben will. Und in diesem Fall war sie es nicht.«

Gelächter schwebte zu ihnen herüber. Molly schaute auf und sah eine Frau in einem langen weißen Brautkleid einen Mann im Anzug umarmen, während ein Fotograf sie munter knipste. Das Pärchen posierte für ein paar intime Umarmungen, und Molly wünschte, sie hätten sich für ihre Fotos einen anderen Ort ausgesucht. Die Szene bereitete ihr Unbehagen. Es fühlte sich an wie etwas, von dem sie nicht Zeuge sein sollte, vor allem nicht mit einem Fremden an ihrer Seite.

»Das habe ich noch nie verstanden.« Daniel streckte seine Beine aus und wirkte so entspannt, wie sie angespannt war. »Gestellte Fotos. Als wenn sie öffentlich verkünden müssten, wie glücklich sie sind.«

»Vielleicht sind sie glücklich.«

»Ja, vielleicht.« Er sah sie an. »Glauben Sie an Happy Ends?«

Etwas an seinem Blick machte es ihr schwer, sich daran zu erinnern, woran sie überhaupt glaubte.

»Natürlich.« Sie glaubte für andere Leute daran, nur nicht für sich. Für immer glücklich zusammen zu sein war ihr Ziel für andere. Ihr eigenes war, alleine glücklich zu sein. Und das gelang ihr ganz gut. »Die Jahreszeit ist ziemlich gut für Hochzeitsfotos. Die Blüten sind hübsch.«

»Hoffen wir, dass die beiden nicht in fünf Jahren diese Fotos ansehen und denken, ›was zum Teufel haben wir uns nur dabei gedacht?‹«

Das war eine Bemerkung, die genauso gut von ihr hätte stammen können, nur hätte sie sich außerdem gefragt, wie die beiden sich kennengelernt und was sie gemeinsam hatten. Würde es halten?

»Ich entnehme dem, dass Sie nicht verheiratet sind?« Sie nippte an ihrem Tee und dachte, dass ein Mann wie er, der jede Frau haben konnte, vermutlich nicht geneigt war, sich an eine zu binden.

»Richtig. Und Sie? Ob es einen Typen gibt, der noch erschöpft und zufrieden in Ihrem Schlafzimmer liegt?«

»Zehn Typen. Die Chancen stehen gut, dass sie sich niemals erholen. Falls sie noch da sind, wenn ich nach Hause komme, rufe ich einen Krankenwagen.«

Er lachte. »Das habe ich in dem Augenblick geahnt, in dem ich Sie das erste Mal gesehen habe. Sollten Sie je nach einem Mann suchen, der die zehn ersetzen kann, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«

»Sie haben die Ausdauer von zehn Männern?«

»Wollen Sie es testen?«

»Im Moment nicht, danke.« Das hier war ein Gespräch, bei dem sie sich wohlfühlte. Die Art Unterhaltung, die nirgendwo hinführte und oberflächlich blieb. Und er war gut darin. Gut in diesem atemlosen, schwindelig machenden Flirten, das so leicht wie ein Schmetterling war und genauso kurz an einer Stelle verweilte. »Was ist mit Ihnen? Warten zu Hause zehn Frauen auf Sie?«

»Ich hoffe nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich die Tür abgeschlossen habe.«

Er war so unmöglich, dass sie nicht anders konnte, als zu lachen.

»Sie glauben nicht an die Ehe?« In dem Moment, in dem sie die Frage gestellt hatte, bereute sie es auch schon. Sie wünschte, sie hätte sich für ein unpersönlicheres Thema entschieden, wie das wechselhafte Wetter oder den plötzlichen Anstieg der Touristenzahlen in der Stadt. Alles, nur nicht ein intimes Thema wie Beziehungen. Jetzt würde er glauben, sie wolle eine bestimmte Antwort hören, und dann würde er sich fragen, ob das hier für sie mehr war als nur ein Becher Tee auf einer Parkbank an einem sonnigen Frühlingsmorgen.

»Ich bin in meinem Leben viele Risiken eingegangen – Fallschirmspringen, Base-Jumping – aber niemals das der Ehe.« Sein Ton verriet, dass sich das auch so schnell nicht ändern würde.

»Sie sehen die Ehe als ein Risiko?«

»Natürlich. Wenn man den richtigen Menschen findet, ist die Ehe bestimmt super. Aber diesen richtigen Menschen zu finden …« Er zuckte mit den Schultern. »Das ist der schwere Teil. Es ist viel leichter, das falsch zu machen, als richtig. Was ist mit Ihnen?«

Die Hunde jagten einander zur Bank zurück, und Daniel lobte Brutus ausgiebig. Molly sah, wie sich sein Hemd über seinen Schultern spannte und um die mächtigen Muskeln schmiegte.

»Niemals.« Sie beobachtete ihn, als er einen der Becher in die Hand nahm und einen Schluck trank. »Für wen ist der vierte Becher?«

»Für mich.«

»Sie haben sich zwei Getränke gekauft? Haben Sie ein Problem damit, Entscheidungen zu treffen?«

»Nein, ich habe ein Problem damit, wach zu bleiben, wenn ich bis zwei Uhr nachts gearbeitet habe. Wie gesagt, es ist meine Droge. Ich brauche morgens zwei Kaffee – und hier habe ich sie. Aber, was machen Sie beruflich, Molly? Nein – lassen Sie mich raten. Ihr Hund ist gut erzogen, und Sie sind eindeutig sehr diszipliniert, also denke ich, Sie könnten Lehrerin sein, aber ich spüre, dass Sie das nicht sind. Ich glaube, was auch immer Sie tun, Sie sind Ihr eigener Boss. Sie sind ganz offensichtlich klug, also schätze ich, Sie sind selbstständig. Vielleicht arbeiten Sie von zu Hause aus? Irgendwo hier in der Nähe? Schriftstellerin? Journalistin? Habe ich recht?«

»Auf gewisse Weise.« Sie merkte, dass sie sich instinktiv zurückzog, und erinnerte sich dann daran, dass sie unter einem Pseudonym schrieb. »Für meinen Job muss ich auch schreiben, aber ich bin keine Journalistin.«

»Was schreiben Sie denn? Oder soll ich weiterraten? Ist es etwas Anrüchiges? Dann will ich es unbedingt lesen.«

Sie wusste genug über die menschliche Natur, um zu erkennen, dass ein Geheimnis daraus zu machen seine Neugier nur steigern würde. »Ich bin Psychologin.«

»Also analysieren Sie mein Verhalten.« Er nahm den Becher herunter. »Ich gebe gerne zu, dass mich das ein wenig verstört. Und jetzt gehe ich unsere Unterhaltung noch einmal durch und versuche, mich zu erinnern, was ich gesagt habe. Andererseits sitzen Sie noch hier, also kann es nichts allzu Schlimmes gewesen sein.«

Sie saß tatsächlich immer noch hier, und darüber war niemand überraschter als sie selbst.

»Vielleicht sitze ich noch hier, weil ich Sie für einen hoffnungslosen Fall halte, der Hilfe braucht.«

Er nickte. »Ja, das bin ich definitiv.« Er beobachtete Brutus und Valentine, die ein wildes Spiel spielten, bei dem sie sich immer wieder auf dem Rasen herumrollten. »Also nehmen Sie mich an?«

»Wie bitte?«

»Sie sagten, ich bräuchte Hilfe. Da wäre es nur fair, wenn Sie mir die auch zukommen lassen. Wenn Sie möchten, dass ich zu Ihnen komme und mich auf Ihre Couch lege, ist das für mich in Ordnung.«

»Sie würden nicht auf meine Couch passen. Wie groß sind Sie?«

»Eins neunzig.«

»Wie gesagt, Sie sind zu groß.« Ehrlich gesagt war er zu alles. Zu attraktiv. Zu charmant. Zu gefährlich für ihr inneres Gleichgewicht.

Wie um das zu bestätigen, lächelte er sie an. Er hätte genauso gut einen Schweißbrenner auf einen Eisklotz richten können, dachte sie und spürte, wie sie dahinschmolz. »Es ändert auch nichts, wenn Sie mich anlächeln. Sie würden trotzdem nicht auf meine Couch passen.«

»Sie müssen sich keine Sorgen machen.« Er beugte sich zu ihr und senkte die Stimme. »Ich verspreche, sanft zu Ihnen zu sein.«

»Oh bitte … haben Sie das gerade wirklich gesagt?« Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie sich Tee über die Leggins schüttete. »Autsch!« Sie sprang auf, und sein Lächeln wich einem besorgten Ausdruck.

»Ziehen Sie sie aus.«

»Das ist nicht lustig.«

»Ich versuche nicht, lustig zu sein. Ich meine das ernst. Das ist Grundwissen in Erster Hilfe bei Brandverletzungen. Der Stoff wird den Schmerz noch schlimmer machen.«

»Ich werde nicht im Park meine Hose ausziehen.« Aber sie zog den Stoff von ihrer Haut, und tatsächlich ließ das Brennen sofort nach.

»Tut mir leid.« Er klang aufrichtig zerknirscht.

»Wofür entschuldigen Sie sich?« Sie schnappte sich eine Handvoll Servietten und presste sie auf ihren Oberschenkel. »Ich habe doch den Tee verschüttet.«

»Aber nur, weil ich Sie nervös gemacht habe.« Seine Stimme war weich, sein Blick verständnisvoll, als hätten sie gerade etwas sehr Persönliches miteinander geteilt.

»Sie haben mich nicht nervös gemacht«, log sie. »Ich bin nur so früh am Morgen keine sexuellen Anspielungen gewohnt. Oder Männer wie Sie. Sie sind …«

»Süß? Unwiderstehlich? Interessant?«

»Ich dachte mehr an nervtötend, vorhersehbar und unanständig.«

Sein Lächeln versprach Spaß und Sünde und tausend Dinge, an die sie nicht denken wollte, solange sie einen Becher mit heißem Tee in der Hand hielt.

»Ich habe Sie nervös gemacht. Und durcheinandergebracht. Und wenn ich Sie analysieren müsste, würde ich sagen, Sie sind eine Frau, die es hasst, sich so zu fühlen.«

Durcheinander? Oh ja, das war sie. In seiner Nähe zu sein machte sie schwindelig. Sie war sich jeder Kleinigkeit schmerzhaft bewusst – vor allem seiner düsteren Männlichkeit, die von seinem unrasierten Kinn und dem sündigen Funkeln in seinen Augen kam. Aber unter dem Schalk, den er mit ihr trieb, lauerte ein scharfes Auge für Details, und das machte ihr mehr Sorgen als alles andere.

Sie hatte das Gefühl, dass er weit mehr von ihr sah als andere.

Es war, wie sich im Schrank zu verstecken und zu wissen, dass jemand direkt vor der Tür stand und nur darauf wartete, dass man sich verriet.

Und das war näher, als ihr je hatte jemand kommen dürfen.

»Danke für den Tee.« Sie warf den Becher in den nebenstehenden Mülleimer und griff nach Valentines Leine.

»Warten Sie.« Er ergriff ihre Hand. »Gehen Sie noch nicht.«

»Ich muss arbeiten.« Was stimmte, auch wenn es nicht der Grund dafür war, warum sie gehen wollte. Das wusste sie. Und er wusste es auch. Eine Unterhaltung, ein kleiner Flirt – das war alles schön und gut. Aber mehr wollte sie nicht. »Auf Wiedersehen, Daniel. Ich wünsche Ihnen einen tollen Tag.« Sie pfiff nach Valentine, leinte ihn an und machte sich auf den Weg durch den Park, ohne ein einziges Mal zurückzublicken.

Morgen würde sie eine andere Route nehmen.

Auf keinen Fall würde sie das Risiko eingehen, ihm noch einmal über den Weg zu laufen.

Auf. Keinen. Fall.

4. Kapitel

Er hatte keinen tollen Tag. Er hatte einen frustrierend langen, ermüdenden Tag, an dem ihm ständig Molly in den Sinn kam. Er fragte sich, wo sie nach dem Park hingegangen war. Er fragte sich, wer ihre Freunde waren, was für ein Leben sie führte. Er hatte eine Million Fragen und nur sehr wenige Antworten.

Vor allem fragte er sich, was er gesagt hatte, um sie in die Flucht zu schlagen.

Er hatte das Geplänkel mit ihr genossen, den Flirt. Es war das verbale Äquivalent zum Wasserskifahren gewesen – schnell über die Oberfläche gleiten, aber niemals in die tiefen, schlammigen Wasser darunter abtauchen. Das war ihm nur recht, denn er hatte keine Lust, tiefer zu gehen.

Er schätzte, sie war genauso.

Ihre Miene hatte ihm verraten, dass sie mit einigen Dingen Probleme hatte. Diesen Gesichtsausdruck hatte er schon öfter auf der anderen Seite seines Schreibtischs gesehen, als er zählen konnte, und er erkannte die Schatten der Verletzung. Das machte ihm jedoch keine Sorgen. Er hatte noch keinen Menschen über zwanzig getroffen, der nicht irgendwelche Probleme hatte. Das passierte nun mal, wenn man am Leben teilnahm. Wenn man sein Leben lebte, trug man irgendwann unweigerlich Narben davon.

Er fragte sich, wer für Mollys Narben verantwortlich war.

Es war der Drang, mehr über sie zu erfahren, der ihn an diesem Morgen in den Park zurückzog, während Brutus an der Leine zerrte. Ihm war gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht nicht auftauchen könnte. Immerhin musste sie mit Valentine Gassi gehen, und er bezweifelte, dass sie ihre Gewohnheiten änderte, nur um ihm aus dem Weg zu gehen, deshalb hatte er mit Brutus an seiner Seite den üblichen Weg gewählt.

Ohne Valentine, der ihn in Schach hielt, bestand die Gefahr, dass Brutus nicht kommen würde, wenn er ihn rief, also behielt er ihn an der Leine. Einmal hatte er sogar »Ruffles« gerufen, um zu sehen, ob das etwas änderte, aber es hatte nur seine Vermutung bestätigt: Der Hund hatte kein Problem damit, seinen Namen zu erkennen. Er hatte ein Problem damit, Autoritäten anzuerkennen.

Als jemand, der schon seit frühester Kindheit alles und jeden herausgefordert hatte, konnte Daniel das nur zu gut nachvollziehen.

Er zerrte gerade Brutus von einer Pfütze weg, in die er seine Schnauze versenken wollte, als Valentine auftauchte.

Doch von Molly war nichts zu sehen.

»Wo ist sie?« Daniel blieb stehen, um den Dalmatiner zu streicheln. Er war kein Experte, aber selbst er sah, dass Valentine ein wunderschöner Hund war. Und seine herzförmige Nase war wirklich süß. »Vielleicht ist das mein Fehler. Ich brauche eine herzförmige Nase, um sie für mich zu gewinnen.«

Er fragte sich, ob er den Hund festhalten oder wieder loslassen sollte, als Molly außer Atem und genervt angejoggt kam.

»Valentine!« Sie blieb vor ihnen stehen und sah den Hund böse an. »Was glaubst du, was du hier tust?«

Valentine wedelte heftig mit dem Schwanz.

Daniel hatte den Eindruck, dass der Hund genau das getan hatte, was er hatte tun wollen.

Und er schätzte, dass Molly heute einen anderen Weg hatte gehen wollen, aber zum Teufel. Sie war hier. Das war alles, was zählte.

Heute trug sie eine hautenge Laufhose, die mit pinken und schwarzen Wirbeln bedruckt war. Ihr Pferdeschwanz hing wie ein Fragezeichen über ihren Rücken.

Daniel löste Brutus’ Leine, und der sprintete mit Valentine davon. »Wann immer ich ihn von der Leine lasse, mache ich mir Sorgen, dass ich ihn nie wiedersehe. Ich lasse ihn nur los, wenn Valentine da ist.«

»Valentine läuft normalerweise nie weg.« Sie sah den Hunden stirnrunzelnd hinterher. »Ich verstehe das nicht.«

»Ich schätze, er wollte mit seinem besten Freund spielen. Sehen Sie doch nur, wie glücklich die beiden sind.« Er setzte darauf, dass ihren Hund so zufrieden zu sehen sie davon abhalten würde, erneut die Flucht zu ergreifen. Und angesichts ihres Lächelns lag er damit richtig. Sie hatte entschieden, ihrem Hund seinen Ungehorsam zu verzeihen. »Also, wie überzeugt man einen Hund davon, zu kommen, wenn man ihn ruft?«

»Durch Training.«

»Und wenn das nicht funktioniert?«

»Dann haben Sie ein Problem.«

Er liebte es, wie ihre Augen aufleuchteten. Er liebte das kleine Grübchen, das an ihrem Mundwinkel erschien. Er liebte es, wie ihre Haare über ihren Rücken schwangen, wenn sie rannte. Er liebte es, dass sie lief, als gehöre der Park ihr allein. Er liebt die Art, wie sie ihren Hund liebte …

Ich stecke definitiv in Schwierigkeiten.

»Sind Sie in der Stimmung für einen Earl Grey? Sie müssen nur ein Wort sagen.« Er konnte nicht glauben, dass er einen Tee anbot, wenn er doch eigentlich Champagner, Mondlicht und sie nackt haben wollte.

»Wie lautet das Zauberwort? Bitte?«

»Nein. Fass.«

Ihr Lächeln wurde zu einem Lachen. »Sie haben schon den letzten Kaffee ›gefasst‹. Jetzt bin ich dran.«

Es gefiel ihm, wie das klang. Als würden sie sich von nun an regelmäßig hier treffen. »Aber dann muss ich auf die Hunde aufpassen, und von uns beiden sind Sie die verantwortungsvolle Erwachsene.«

»Sie sind nicht verantwortungsvoll?«

Sein Blick fiel auf ihren Mund. »Ich bin dafür bekannt, ab und zu sehr verantwortungslos zu sein.«

Molly saß auf der Bank und beobachtete die Hunde beim Spielen. Verantwortungslos? Verantwortungslos war, hier zu sitzen und auf seine Rückkehr zu warten, anstatt ihre Runde zu Ende zu laufen und nach Hause zu gehen.

Sie hatte den Tag damit angefangen, verantwortungsvoll zu sein. Sie hatte bewusst einen anderen Weg eingeschlagen, aber Valentine hatte sich widersetzt. Er war weggelaufen und hatte sich zum ersten Mal überhaupt geweigert, auf sie zu hören, als sie ihn gerufen hatte. Und jetzt war sie wieder hier, auf dieser Bank, und wartete auf Daniel.

Das ist alles nur oberflächlich, ermahnte sie sich. Es war locker und lustig.

Ein Herz konnte nicht brechen, wenn es nicht gebunden war.

»Erzähl mir von ihm«, sagte sie zu Brutus, aber der war zu sehr damit beschäftigt, Valentine ins Ohr zu beißen, um auf sie zu achten.

Daniel kehrte in dem Moment zurück, in dem Brutus und Valentine wie ein Knäuel über den Boden rollten. »Ich schätze, Sie sind nicht auf Hundepsychologie spezialisiert? Mein Hund braucht Hilfe.«

Sie nahm ihm den Tee ab und achtete darauf, auf keinen Fall Daniels Finger zu berühren. »Ich bin besser darin, das menschliche Verhalten zu verstehen.«

»Ah, Sie sind also Verhaltenstherapeutin?«

»Ja.« Sie sah keinen Grund, nicht aufrichtig zu sein.

»Und ziehen Sie gutes oder schlechtes Verhalten vor?« Seine rauchige Stimme ging ihr unter die Haut. Sie spürte, dass dieser Mann eine heftige Dosis Bösartigkeit rüberbringen konnte, wenn es ihm passte – vermutlich trug das dazu bei, ihn zu einem Frauenmagneten zu machen.

»Die meisten Menschen sind eine Mischung aus beidem. Ich urteile nicht.«

»Jeder urteilt.« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Was tut eine Verhaltenstherapeutin? Geben Sie Beziehungsratschläge?«

»Ja.«

Er ließ den Becher sinken. »Wenn Sie also Psychologin sind und diese ganzen Sachen studiert haben, müssen Ihre Beziehungen ja alle perfekt sein.«

Beinahe hätte sie gelacht, aber da sie wusste, dass es hysterisch geklungen hätte, hielt sie sich zurück.

Es war überraschend, wie viele Leute wie selbstverständlich davon ausgingen, sie würde die perfekten Beziehungen führen. Das war, als würde man erwarten, dass ein Arzt niemals krank würde.

»Sie haben recht. Meine Beziehungen sind alle total perfekt.«

»Sie lügen. Niemand hat perfekte Beziehungen.« Er schaute von ihr zu Valentine. »Und Sie sind jeden Morgen mit Valentine hier im Park, was mir verrät, dass er ihre wichtigste Beziehung ist.«

Wieder war die Unterhaltung irgendwie ins Persönliche abgedriftet, aber Molly folgte ihrem Instinkt und zog sie wieder auf die allgemeine Ebene. »Da stimme ich zu. Keine Beziehung ist perfekt. Am besten, man versucht, sie für sich selbst perfekt zu gestalten.«

Er streckte die Beine aus und sah wieder so entspannt und behaglich aus wie am Vortag. »Für mich wäre die perfekte Beziehung vor allem eins: kurz. Ich mag es nicht, mich über einen gewissen Punkt hinaus einzubringen. Und angesichts Ihrer Reaktion denke ich, dass es Ihnen genauso geht.«

Da hatte er richtig geraten. Und ihre Neugierde geweckt.

»Sie fürchten sich vor Intimität?« Warum führte sie überhaupt diese Unterhaltung? Was stimmte nicht mit ihr? Sie sollte ihren Tee trinken und gehen.

»Ich habe keine Angst vor Intimität. Es ist eher so, dass ich keine Zeit für die Forderungen habe, die damit einhergehen. Meine Arbeit vereinnahmt mich ziemlich, und in der Zeit, die ich für mich habe, will ich keine Komplikationen.«

»Das ist normal bei Leuten mit Vermeidungsproblemen.«

»Sie glauben, ich habe ein Vermeidungsproblem?«

»Liebesvermeidung.« Sie sah, dass Valentine etwas im Gras beschnüffelte, und stand auf, um ihn davon wegzuziehen. »Menschen, die Intimität vermeiden, tun das oft, weil sie Angst haben, verletzt zu werden. Das ist ein Selbstschutzmechanismus. Typischerweise stellen Menschen, die sich in einer Vermeidungsbeziehung befinden, ihren Partner nicht ihren Freunden und ihrer Familie vor, weil sie nicht glauben, dass die Beziehung lange hält. Sie bedienen sich verschiedener Distanzierungstechniken. Und es geht nicht wirklich um die aktuelle Beziehung, sondern um das, was in der Vergangenheit passiert ist. Oft wurden die Grundlagen für dieses Verhalten in der Kindheit gelegt. Es sind meist Menschen, die keine stabile Eltern-Kind-Dynamik und gesunde Grenzen entwickelt haben.«

»Meine Kindheit war zwar vielleicht nicht das, was man fürsorglich nennen könnte, aber das habe ich vor langer Zeit hinter mir gelassen. Wenn Sie sich nach den Gründen für meine Sicht auf Beziehungen fragen, kann ich Ihnen versichern, dass es nichts mit meinen Eltern zu tun hat. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihre Vergangenheit in die Zukunft tragen.«

»Jeder trägt zumindest einen kleinen Teil seiner Vergangenheit mit sich.«

»Was ist es bei Ihnen?«

Okay, diese Reaktion hatte sie provoziert. »Wir sprechen hier über Sie.«

»Aber jetzt würde ich gerne über Sie sprechen. Oder lenken Sie immer ab, wenn es persönlich wird?«

»Ich lenke nicht ab.« Sie seufzte. »Okay, vielleicht doch. Manchmal. Sie haben mich gefragt, ob mein Hund meine wichtigste Beziehung ist. Die Antwort lautet: ja, im Moment schon. Ich genieße die Einfachheit meines Lebens.«

»Also vermeiden Sie Intimität?«, ahmte er ihre Frage nach, und Molly lachte widerstrebend.

»Definitiv. Und ich bin nie glücklicher gewesen.«

»Wenn wir uns also weiterhin treffen, werden Sie jede meiner Bewegungen analysieren?«

»Wir werden uns nicht weiterhin treffen. Wir führen nur eine Unterhaltung im Park, mehr nicht.«

»Sie kennen mich bereits besser als die letzten drei Frauen, mit denen ich ausgegangen bin. Und nun wollen Sie mir sagen, es ist vorbei?« Sein Lächeln war ihr Untergang. Das und ein spätabendliches Update von Frag ein Mädchen, das sie und ihre Abwehrkräfte erschöpft hatte.

Für all das war nur Schlafmangel verantwortlich.

Sie nippte an ihrem Tee und hätte den Rest beinahe verschüttet, als Brutus sie anstupste.

»Sitz.« Daniel sah ihn ernst an. »Dieses Tier ist völlig außer Kontrolle.«

»Er muss wissen, wer der Boss ist.«

»Er glaubt, er wäre der Boss. Das ist ein Problem, dessen wir uns annehmen müssen.«

»Brutus!«, sagte Molly mit fester Stimme, aber der Hund drehte nicht einmal den Kopf. »Vielleicht ist es kein Verhaltensproblem, sondern mit seinem Hörvermögen stimmt etwas nicht.«

»Meines Wissens nach ist da alles in Ordnung. Warum?«

»Weil er seinen Namen überhaupt nicht zu kennen scheint. Es ist ungewöhnlich, dass ein Hund seinen Namen ignoriert, auch wenn er den Befehl nicht befolgt, der ihn begleitet. Hey … Brutus.« Sie zog ein Leckerli aus ihrer Tasche, und sofort wirbelte der Hund zu ihr herum. »Hm, wenn ein Leckerli im Spiel ist, kennst du deinen Namen. Warum überrascht mich das nicht? Wie lange haben Sie ihn schon?«

»Nicht lange. Wie lange haben Sie Valentine schon?«

»Seit drei Jahren.«

»Sind Sie damals nach New York gezogen?«

Molly erinnerte sich daran, dass jeden Tag Tausende Menschen nach New York zogen. Es war nicht sonderlich wahrscheinlich, dass er ein Foto von ihr machen und im Internet nach ihr suchen würde. »Ja.«

»Was hat Sie hierhergeführt?«

Eine romantische Katastrophe.

Professionelle und persönliche Demütigung.

Sie hätte ihm eine ganze Liste geben können.

»Ein Schritt auf der Karriereleiter. Und ich habe hier Familie. Mein Dad ist Amerikaner, er wurde in Connecticut geboren.«

»Karriere? Einen Moment lang dachte ich, es wäre ein gebrochenes Herz gewesen.« Er musterte ihr Gesicht. »Glauben Sie, dass Sie irgendwann zurückkehren?«

»Nein.« Sie lächelte einfach weiter und bemühte sich um einen lockeren Tonfall, als sie fortfuhr. »Ich liebe New York City. Ich liebe meine Arbeit, meine Wohnung und meinen Hund. Eine Rückkehr interessiert mich nicht.”

»Wie wäre es mit einem gemeinsamen Dinner?« Daniel streckte die Hand aus und streichelte Valentine. »Würde Sie das interessieren?«

Molly sah fasziniert zu, wie er seine langen, starken Finger über das Fell ihres Hundes fahren ließ. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Ihre Eingeweide purzelten wild durcheinander. Und trotzdem starrte sie diese Hände an, die ihren Hund mit leichten, behaglichen Strichen verführten.

Er hatte sie etwas gefragt. Aber was? Warum fiel es ihr in seiner Nähe so schwer, sich zu konzentrieren?

Dinner. Das war es. Dinner. »Sie wollen mich zum Essen einladen?«

»Warum nicht? Sie sind mir eine angenehme Gesellschaft. Ich würde Ihnen gerne etwas anderes als einen Earl Grey ausgeben.«

Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie versucht gewesen. Und ganz sicher geschmeichelt. Welche Frau wäre das nicht? Aber diese Zeit lag hinter ihr.

»Ich bin im Moment ziemlich beschäftigt.« Sie sprang auf und trat in ihrer Eile Valentine auf die Pfote. »Sorry.« Von Schuldgefühlen geschüttelt hockte sie sich hin und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. »Sorry, Baby. Habe ich dir wehgetan?« Valentine wedelte mit dem Schwanz. Er hatte ihr schon längst vergeben. »Ich sollte gehen.« Sie war sich bewusst, dass Daniel sie beobachtete. Der Blick aus seinen blauen Augen wirkte nachdenklich und ein wenig amüsiert.

»Ich schätze, Sie haben keine tödliche Lebensmittelallergie, also werde ich das persönlich nehmen.«

»Ich gehe nicht mit Männern aus, die ich im Park getroffen habe.«

»Wo ist der Unterschied zu einem Typen, den Sie in einer Bar kennenlernen?«

»Mit denen gehe ich auch nicht aus.«

Er trank aus und stand ebenfalls auf. Er war über einen Kopf größer als sie, seine Schultern breit und mächtig. Sein Haar schimmerte in der frühen Morgensonne. »Wovor haben Sie Angst?«

»Ich lehne Ihre Einladung ab, und Sie gehen davon aus, dass ich Angst habe? Ist das nicht ein wenig arrogant? Vielleicht will ich einfach nur nicht mit Ihnen essen gehen.«

»Vielleicht. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Nämlich, dass Sie sehr wohl mit mir essen gehen wollen und das Ihnen Panik bereitet.« Brutus stupste ihn in der Hoffnung auf ein weiteres Spiel am Bein an, aber Daniel behielt seinen Blick fest auf Molly gerichtet.

Sie war sich seiner Anwesenheit auf einmal viel zu sehr bewusst. »Ich habe keine Panik.«

»Gut. Kennen Sie das kleine französische Bistro zwei Blocks von hier entfernt? Wir treffen uns dort um acht. Es ist ein öffentlicher Ort, das sollte zumindest ihre Angst, ich könnte ein Stalker oder Serienmörder sein, beschwichtigen.«

»Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Heute ist Dienstag, und da gehe ich Salsa tanzen.«

»Salsa tanzen?«

»Ja, wann immer ich Zeit habe, gehe ich dort Dienstag und Freitag hin.«

»Mit wem tanzen Sie?«

»Mit jedem. Mit allen. Es ist ziemlich locker.« Und heiß, verschwitzt, sexy und lustig. Harmloser Spaß. Nichts Tiefgehendes. Nichts Ernstes. Nichts, was in ihr die Gefühle weckte, die sie empfand, wenn sie mit Daniel zusammen war.

»Also haben Sie kein Problem damit, mit Fremden zu tanzen, aber mit einem Fremden essen gehen wollen Sie nicht? Wie wäre es mit morgen?«

»Morgen ist Mittwoch.«

»Und Mittwoch ist …? Tango?«

»Mittwochs ist mein italienischer Kochkurs.«

»Sie lernen, italienisch zu kochen?«

»Ich habe gerade angefangen. Ich will so gute Tortellini machen wie mein Nachbar. Wenn Sie seine Tortellini probiert hätten, würden Sie es verstehen.«

»Donnerstag?«

»Donnerstag ist mein Spinningkurs.«

»Ich habe noch nie den Sinn darin verstanden, sich abzustrampeln, ohne irgendwo anzukommen. Samstag? Sagen Sie es nicht … Samstag gehen Sie zum Quilten.« Der Park war inzwischen voll mit Joggern, Spaziergängern und Menschen, die Kinderwagen schoben, aber sie konzentrierten sich nur aufeinander.

»Samstag halte ich mir frei. Da treffe ich mich normalerweise mit meinen Freunden.«

»Super. Dann also acht Uhr am Samstagabend. Wenn Sie mich nicht in einem Restaurant treffen wollen, können Sie auch gerne kochen. Ich bringe den Champagner.« Er wirkte so locker und entspannt, während sie sich fühlte, als stolperte sie in das tiefe Ende eines Swimmingpools.

»Wenn Sie mit mir essen wollen, können Sie mich zu meinem italienischen Kochkurs begleiten.«

Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Der findet mittwochs statt und Mittwoch ist mein Pokerabend.«

»Sie spielen Poker? Ach, was frage ich, natürlich tun Sie das.«

»Warum natürlich?«

»Ein rücksichtsloser Killerinstinkt gepaart mit dem Talent, die eigenen Gefühle zu verbergen. Ich wette, Sie sind gut.«

»Das bin ich.« Etwas Teuflisches blitzte in seinen Augen auf. »Wollen Sie herausfinden, wie gut?«

Ihr Mund wurde ganz trocken. Wenn er mit ihr flirtete, würde sie es ignorieren. »Ich spiele kein Poker.«

Sein Lächeln wurde breiter, aber er ließ es damit bewenden. »Poker ist eigentlich nur eine Ausrede, mich mit Freunden zu treffen und Alkohol zu trinken. Ich bin nicht sonderlich versessen auf Wettkämpfe.«

»Das glaube ich nicht eine Sekunde.«

Er lachte. »Ich sollte Sie mal mitnehmen. Sie könnten die Gedanken meiner Mitspieler lesen und mir Hinweise geben.«

»Ich bin Psychologin, keine Hellseherin.«

»Sagen Sie, angesichts Ihres vollen Terminplans, wann gehen Sie da mal aus?«

»Gar nicht.« Verdammt, das hätte sie nicht sagen sollen. Das ließ sie nicht nur wie eine Versagerin klingen, sondern ein Mann wie er würde das als Herausforderung ansehen. »Ich meine, im Moment gehe ich nicht mit Männern aus. Ich konzentriere mich ganz auf meine Arbeit. Ich liebe mein Leben genau so, wie es ist.«

»Jetzt verstehe ich, warum Sie so viel Sport treiben.«

»Weil ich mich gerne fit halte.«

»Nein, weil Sie keinen heißen Sex haben. Also müssen Sie einen anderen Weg finden, um Ihren aufgestauten Frust abzubauen und Endorphine auszuschütten.«

Molly keuchte auf. »Ich bin nicht frustriert! Wir laufen nicht alle herum und denken die ganze Zeit an Sex.« Bis sie ihn getroffen hatte. Seitdem war das so ziemlich alles, woran sie dachte.

»Nicht ständig, aber sehr oft. Und das müssen Sie doch wissen. Sie sind Psychologin. Wir hüllen uns in den Mantel der Zivilisation, weil die Gesellschaft das von uns erwartet, aber darunter werden wir alle von den gleichen primitiven Bedürfnissen angetrieben. Wollen Sie wissen, welche das sind?« Er beugte sich zu ihr, und wieder sah sie das teuflische Funkeln in seinen Augen. »Uns fortzupflanzen und erfolgreicher zu sein als die anderen Typen.«

»Das ist genau der Grund, warum wir beide niemals essen gehen werden.«

»Wir gehen nicht zusammen essen, weil Sie zu viel zu tun haben. Und Sie haben zu viel zu tun, weil sie Sex gegen Salsa und Spinning eingetauscht haben.«

»Ich würde lieber zum Spinning gehen, als mit Ihnen Sex zu haben.«

»Sollten Sie nicht erst einmal Sex mit mir gehabt haben, bevor Sie diese Behauptung aufstellen?« Sein Lächeln wurde breiter, und sein Blick glitt zu ihrem Mund. »Vielleicht lehnen Sie gerade die Nacht Ihres Lebens ab, Molly-ohne-Nachnamen.«

»Ich habe einen Nachnamen. Ich ziehe es nur vor, ihn Ihnen nicht mitzuteilen.«

»Ein Essen.« Seine Stimme war die reinste Verführung. »Und wenn Sie sich langweilen, werde ich Sie nie wieder belästigen.«

Langweilen? Keine Frau würde sich jemals mit ihm langweilen. Aber sie würden andere Dinge tun. Vor allem wären sie verletzbar. Es gab keine tödlichere Waffe als den gefährlichen Charme eines Mannes. Und dieser Kerl hatte davon zur Genüge. »Nein, danke.«

Er bedachte sie mit einem langen, suchenden Blick. »Wer hat Sie so verschreckt, Molly? Wer hat dafür gesorgt, dass Sie Spinning und Salsa über Sex stellen?«

Sie war es so gewohnt, sich zu verstecken; dass er so schnell hinter ihre Fassade geschaut hatte, erschütterte sie zutiefst.

»Ich muss jetzt gehen. Danke für den Tee.« Sie warf den Becher in den Mülleimer, schnappte sich Valentine und lief über die Abkürzung, die sie kannte, zu ihrer Wohnung zurück.

Natürlich hatte er recht.

Sie war verängstigt.

Wenn man fiel, achtete man beim nächsten Mal sorgfältiger darauf, wohin man trat. Und sie war hart gefallen.

5. Kapitel

»Daniel! Gott sei Dank, du bist zurück. Ich muss mit dir über das Sommerfest reden, und du musst das hier unterschreiben.« Marsha, seine Assistentin, empfing ihn an der Tür. In den Händen hielt sie eine Akte und eine Liste. »Und Elisa Sutton ist in deinem Büro.«

»Elisa? Oh, übrigens alles Gute zum Geburtstag.«

»Gut wäre ein Tag im Spa. Aber stattdessen bin ich hier.« Sie drückte ihm die Akte in die Hand. »Ich hoffe, du weißt meine Loyalität zu schätzen.«

»Das tue ich, weshalb ein lächerlich extravaganter Blumenstrauß auf dem Weg zu dir ist. Und jetzt erzähl mir von Elisa.«

»Sie ist vor einer halben Stunde aufgetaucht und will dringend mit dir sprechen.« Marsha senkte die Stimme. »Ich habe schon nach mehr Taschentüchern geschickt. Das letzte Mal hat sie anderthalb Packungen gebraucht.«

»Du würdest vermutlich auch anderthalb Packungen Taschentücher vollweinen, wenn du mit ihrem Mann verheiratet wärst.«

»Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der gut mit weinenden Frauen umgehen kann. Warum bist du so geduldig?«

Weil er ausreichend Erfahrung besaß.

Eine Vision seiner Mutter blitzte vor seinem inneren Auge auf, und er schob sie sofort beiseite.

Er war keiner, der sich in der Vergangenheit suhlte. Er hatte damit abgeschlossen und war weitergezogen. Warum zum Teufel war ihm dann dieses Bild in den Sinn gekommen?

Die Antwort war: Molly.

Molly mit ihren bohrenden Fragen über seine Kindheit.

Sie hatte in einer Wunde herumgestochert, die ihn nun schmerzte.

Das, dachte er grimmig, passierte, wenn man die Oberflächlichkeit verließ. Einen anderen Menschen nicht besser kennenzulernen hatte viel für sich.

Genervt davon, dass die Situation seinen Tag beeinflusste, konzentrierte er sich auf die Arbeit. »Eine Scheidung ist immer emotional. Damit umzugehen gehört zu meinem Job.«

»Zu Max Carters Job gehört das auch, aber er hat gerade eine Klientin rausgeschickt, die in seinem Büro ganze Fluten geweint hat. Er meinte, er würde ihr Zeit geben, sich ›zu sammeln‹. Wenn ich nicht genau wüsste, was für ein brillanter Anwalt er ist, hätte ich es vermutlich nicht geglaubt. Bist du sauer, weil ich Mrs. Sutton ohne Termin in dein Büro gelassen habe? Du kannst mich gerne feuern, wenn du willst.«

»Der Tag, an dem du gehst, ist auch der Tag, an dem ich gehe. Wir werden gemeinsam hier hinausspazieren und unsere toten Zimmerpflanzen umklammern.«

»Hey, ich gieße diese Pflanzen.«

»Dann musst du damit aufhören. Sie gehen ein.«

»Vielleicht haben deine Klientinnen hineingeweint. Oder vielleicht sind sie depressiv. Wenn ich mir den ganzen Tag die traurigen Geschichten anhören müsste, die man dir erzählt, wäre ich auch depressiv.« Marsha hatte angefangen, für ihn zu arbeiten, als ihre jüngste Tochter aufs College gekommen war. Am gleichen Tag war ihre Scheidung rechtskräftig geworden. Die Scheidung, die er verhandelt hatte.

Ihre Reife, ihr Humor und ihre ruhige Ausstrahlung hatten sie für ihn unersetzlich gemacht.

»Weißt du, warum Elisa hier ist?«

»Nein.« Marsha warf einen Blick zu der geschlossenen Tür und senkte die Stimme. »Letzte Woche war sie hier und hat über ihren faulen, fremdgehenden Ehemann geweint, aber heute lächelt sie schon wieder. Glaubst du, sie hat ihn umgebracht und seine Leiche irgendwo verscharrt? Sollte ich ihr einen deiner Kollegen aus der Strafverteidigung vermitteln?«

Daniel ließ ein Lächeln aufblitzen. »Sparen wir uns diese Entscheidung noch ein wenig auf.«

»Vielleicht ist sie hier, um dir zu sagen, dass sie sich einen Liebhaber genommen hat. Das wäre die beste Rache.«

»Vielleicht. Aber das würde die Unterhaltsschlacht noch komplizierter machen, also hoffe ich, dass du dich irrst.« Was auch immer der Grund für den überraschenden Besuch war, ihm schwante Böses. »Warum willst du über das Sommerfest sprechen?«

»Weil ich dafür verantwortlich bin und es letztes Jahr ein Fiasko war. Wir hatten Star Events engagiert, und ich musste mich mit einer schrecklichen Frau mit Machtkomplex herumschlagen. Ich erinnere mich nicht mehr an ihren Namen, aber ich weiß noch, dass ich sie ohrfeigen wollte. Cynthia. Ja, so hieß sie. Kann ich jemand anderen engagieren?«

»Wen auch immer du willst. Solange der Alkohol fließt, ist mir alles egal.«

»Da gibt es dieses frische, junge Unternehmen namens Urban Genie …«

»Das drei smarten jungen Frauen gehört, die vorher bei Star Events gearbeitet haben. Paige, Frankie und Eva. Gute Idee. Nimm die.«

Marsha sah ihn fassungslos an. »Kennst du eigentlich jeden in New York City?«

»Matt Walker hat meine Dachterrasse gestaltet. Er ist Paiges älterer Bruder. Und Urban Genie hat viel getan, um die Hundesitting-Agentur meiner Schwestern zu unterstützen. Und außerdem sind sie gut. Sie sind von dieser schrecklichen Frau, die du erwähnt hast, gefeuert worden, also ist das hier sozusagen Karma.«

»Du glaubst nicht an Karma.«

»Aber du. Ruf sie an.«

»Das mache ich.« Sie hakte das auf ihrer Liste ab. »Nur noch ein paar Dinge, bevor du zu Elisa reingehst. Du bist von Phoenix Publishing zu einem Abend mit Cocktails in der Met eingeladen worden. Soll ich dich entschuldigen?«

»Definitiv.«

Auch das hakte sie ab. »Heute wurde das Interview veröffentlicht, das du gegeben hast. Willst du es lesen?«

»Wird mir gefallen, was ich lese?«

»Nein. Sie haben dich einen Herzensbrecher und New Yorks begehrtesten Junggesellen genannt. Sie hätten mich interviewen sollen. Ich hätte ihnen gesagt, dass keine vernünftige Frau jemals mit dir ausgehen würde.«

»Danke.«

»Gern geschehen. Also, willst du das Interview lesen?«

»Nein. Nächstes Thema.«

»Als Nächstes steht Elisa an. Oh, und herzlichen Glückwunsch.«

»Wozu?«

»Zu dem Tanner-Fall. Du hast gewonnen.«

»In einer Scheidungsschlacht gibt es keine Gewinner, sondern nur Verlierer.«

Marsha musterte ihn. »Ist alles in Ordnung? Wo ich so darüber nachdenke, du bist später als üblich hier, außerdem wirkst du verändert.«

»Mir geht es gut.« Er wappnete sich gegen das eheliche Drama, das ihn empfangen würde, und betrat sein Büro. Es gab viele Tage, an denen er sich fragte, warum er diesen Beruf ausübte. Heute war einer davon.

Aber Elisa Sutton weinte nicht. Sie wirkte im Gegenteil so lebhaft, dass es selbst Daniel überraschte, der die emotionale Achterbahnfahrt einer Scheidung bestens kannte.

Und ihn misstrauisch machte. Hatte Marsha recht? Hatte sie sich einen Liebhaber genommen?

»Elisa?« In Erwartung eines Geständnisses sexueller Natur drückte er die Tür ins Schloss. Wenn seine Klientin sein Büro mit ihrer dreckigen Wäsche füllen würde, wollte er nicht, dass etwas davon nach außen drang. »Ist etwas passiert?«

»Ja. Wir sind wieder zusammen.«

»Wie bitte?« Daniel legte seinen Laptop auf den Tisch. »Wer? Ich wusste nicht, dass du dich mit jemandem triffst. Wir haben doch über die Risiken gesprochen, die damit einhergehen, wenn du zu diesem Zeitpunkt mit einem anderen Mann …«

»Es ist kein anderer Mann, sondern Henry. Wir sind wieder zusammen. Kannst du das glauben?«

Nein. Konnte er nicht.

Elisa hatte in den vergangenen Monaten so viele Tränen geweint, dass er überlegt hatte, eine Flutwarnung für Manhattan herauszugeben.

»Elisa …«

»Oh, du benutzt deine ernste Anwaltsstimme. Wenn du mich warnen willst, dass das keine gute Idee ist, kannst du dir deinen Atem sparen. Ich habe mich entschieden. Als er anfangs sagte, dass er sich ändern will, habe ich ihm nicht geglaubt, aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass er es ernst meint. Wir probieren es noch einmal. Er ist immerhin noch mein Mann.« Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie presste sich eine Hand an den Mund. »Ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde. Ich habe es nicht kommen sehen. Ich dachte, es wäre vorbei.«

Daniel hatte es auch nicht kommen sehen. Nach allem, was er bisher mitbekommen hatte, war die Ehe von Elisa und Henry so schlecht, dass man, wenn man das Gift daraus in Flaschen abfüllen würde, ganz New Jersey damit vergiften könnte. Und auch wenn er gelernt hatte, dass beide immer einen Teil der Schuld tragen – wenn auch nicht immer einen gleich großen –, gehörte der Löwenanteil in diesem Fall Henry, dem kältesten, egoistischsten Mann, den Daniel je getroffen hatte.

Er hatte einen Anwalt engagiert, der so bissig war wie ein Dobermann, und er hatte ihn auf seine Frau gehetzt, die Frau, die er angeblich einst geliebt und mit der er zwei einstmals glückliche, jetzt aber schwer traumatisierte Kinder gezeugt hatte.

Zum Glück hatte Daniel kein Problem damit, ein Rottweiler zu sein, wenn es nötig war.

Er runzelte die Stirn. Seit wann benutzte er Hundeanalogien?

Mit Brutus spazieren zu gehen hatte eindeutig einen nachhaltigen Effekt auf ihn.

»Letzte Woche hast du weinend hier in meinem Büro gesessen«, sagte er vorsichtig. »Du hast mir gesagt, du wolltest ihn nie wiedersehen und würdest alles tun, was dafür nötig wäre.« Er hielt sämtliche Gefühle aus seiner Stimme heraus. Seine Klienten brachten unweigerlich so viele Emotionen in sein Büro, dass er gelernt hatte, diese nicht noch zu füttern.

»Das war letzte Woche, als ich noch dachte, für uns gäbe es keine Hoffnung mehr. Er hat mich verletzt.«

»Und jetzt willst du diesen Kerl zurück?«

»Ich glaube wirklich, dass er entschlossen ist, sich zu ändern.«

Daniel verspürte einen Anflug von Verzweiflung. »Elisa, ab einem gewissen Alter ändern Menschen sich nur selten, und ganz sicher nicht über Nacht.« Musste er diese Sachen wirklich aussprechen? Wussten die Leute das denn nicht? »Du kennst das Sprichwort: Die Katze lässt das Mausen nicht?« Er wartete auf ihre Reaktion, doch sie ignorierte ihn.

»Ich habe die Veränderungen bereits gesehen. Am Samstag ist er mit Geschenken zu mir gekommen. Mit wohlüberlegten Geschenken.« Ihre Augen strahlten. »Weißt du, dass Henry mir in all den Jahren, die wir verheiratet waren, nicht ein einziges richtiges Geschenk gemacht hat? Er ist ein praktischer Kerl. Ich habe Küchengeräte und einmal sogar einen Vakuumsauger bekommen, aber er hat mir nie etwas Persönliches oder Romantisches geschenkt.«

»Was hat er dir gekauft?«

»Er hat mir ein Paar Ballettschuhe und Tickets für das Bolschoi-Ballett gekauft. Das ist gerade auf Tournee.«

Ballettschuhe? Was sollte sie damit anfangen? Seiner Meinung nach sollte Henry die tragen, damit er über das dünne Eis trippeln konnte, auf dem er stand.

Er behielt eine neutrale Miene bei. »Und das Geschenk hat dir gefallen?«

Elisa errötete. »Er hat es gekauft, weil ich als junges Mädchen das Ballett geliebt habe. Als wir uns damals kennenlernten, hatte ich immer noch gehofft, einen Beruf daraus machen zu können, aber ich war zu groß dafür. Wie er nur auf die Idee gekommen ist. Das war so aufmerksam. Und er hat mir Rosen gekauft. Eine für jedes Jahr unserer Ehe. Für das Jahr, das wir getrennt waren, hat er eine ausgelassen.«

Daniel wartete darauf, dass sie die Ironie darin erkannte, aber sie sagte nichts.

»Und das reicht dir, um die Streitigkeiten und das Elend zu vergessen und neu anzufangen? Ein Paar Ballettschuhe, die du nicht tragen kannst, und ein Strauß Rosen? Die Rosen werden in einer Woche verwelkt sein.« Und ihre Ehe in noch kürzerer Zeit.

»Er hat mir auch einen Ring gekauft.«

»Einen Ring? Elisa, vor zwei Monaten musste ich dich davon abhalten, deinen aktuellen Ring in den Hudson River zu schmeißen.«

»Ich weiß. Und das war ein guter Rat. Ich habe ihn schätzen lassen und … ach, egal. Das ist jetzt Geschichte. Henry hat mir gesagt, dass er viel nachgedacht hat und dass das, was wir am Anfang hatten, immer noch irgendwo sein müsste. Er will daran arbeiten, das wiederzuentdecken, und er hat mir den Ring als Versprechen seiner Ernsthaftigkeit gegeben.«

»Ernsthaftigkeit? Und das von einem Mann, der konstant dein Selbstbewusstsein unterminiert hat und dann einfach gegangen ist, ohne dich in irgendeiner Weise zu unterstützen?«

»Er hat nur Raum gebraucht, das ist alles. Unsere Kinder haben ein Alter erreicht, in dem sie sehr viel fordern.«

»Hat er das gesagt? Denn nach allem, was du mir erzählt hast, hat er diesen Teil eures Lebens komplett dir überlassen.«

»Und weil ich so viel mit den Kindern zu tun hatte, habe ich ihm nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die er verdient hat.«

Daniel setzte sich hinter seinen Schreibtisch und atmete tief durch, um den Ärger in Schach zu halten. Hier passierte gerade etwas mit ihm, und das gefiel ihm überhaupt nicht. »Sie sind Kinder, Elisa, und er sollte der Erwachsene sein. Elternschaft sollte etwas sein, das man sich teilt. Ich weiß, du hast Angst, und ich verstehe, dass zusammenzubleiben nach dem leichteren Weg aussieht, zumindest auf kurze Sicht. Eine Ehe aufzulösen, vor allem, wenn Kinder mit im Spiel sind, ist milde ausgedrückt beängstigend. Aber …«

»Oh, wir machen das nicht, weil es der leichtere Weg ist. Wir tun es den Kindern zuliebe.«

»Ihretwegen wolltest du überhaupt erst die Scheidung.«

»Aber Kindern geht es besser, wenn sie beide Elternteile haben, findest du nicht?«

Er dachte an Harriet, die sich mit fest zusammengekniffenen Augen unter dem Tisch versteckt und sich die Ohren zugehalten hatte.

»Nein, das sehe ich nicht so«, sagte er mit immer noch neutraler Miene. »Meiner persönlichen Meinung nach sind Kinder besser dran, wenn sie in einer ruhigen, positiven Umgebung mit nur einem Elternteil aufwachsen als in einer explosiven Umgebung mit zweien.« Verdammt. Er hatte seine persönlichen Gefühle gegenüber einer Klientin bislang immer zurückgehalten.

»Aber du bist Scheidungsanwalt.« Zum Glück schien Elisa nicht aufzufallen, dass irgendetwas nicht stimmte. »Ich würde von dir nicht erwarten, dass du Versöhnungen zwischen Ehepaaren positiv gegenüberstehst. Du musst deine Stunden rechtfertigen, und je länger wir das hinauszögern, desto höher wird deine Rechnung.«

Daniel war genervt. »Ich bin kein Heiliger, Elisa, aber ich kann dir versichern, meine Ratschläge entstammen dem Wunsch, das Beste für dich und deine Kinder zu erreichen, und nicht dem Drang, so viele Stunden wie möglich auf meine Rechnung zu schreiben. Und mein Rat in diesem Fall ist: Tu es nicht. Du bist zu mir gekommen, weil deine Tochter angefangen hat, ins Bett zu machen und Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Und das Asthma deines Sohnes wurde immer schlimmer. Du warst überzeugt, dass dafür die Atmosphäre zu Hause verantwortlich war.«

»Und daran war ich zum Teil mit schuld. Seine Affären haben mich sehr aufgeregt, und ich war nicht sonderlich gut darin, meine Gefühle zu verbergen.«

»Er war derjenige, der die Affären hatte.« Daniel ermahnte sich, dass seine Aufgabe darin bestand, juristischen Rat zu geben. Normalerweise hatte er damit auch keine Probleme, aber heute …

»Stimmt etwas nicht? Bist du krank?« Elisa musterte ihn eindringlich. »Du wirkst nicht wie du selbst.«

»Ich bin nicht krank.« Es kostete ihn große Anstrengung, seine Emotionen zu zügeln. »Ich sage nur, du solltest nichts übereilen. Belasse es erst einmal bei getrennten Wohnungen und gib dir Raum zu atmen.«

»Er will, dass wir unser Ehegelübde wiederholen, und ich will das so schnell wie möglich machen, für den Fall, dass er seine Meinung ändert. Dieses Mal wollen wir beide, dass es funktioniert. Und es ist schon seltsam, so viel Geld für Paartherapie ausgegeben zu haben, wenn der beste Rat schlussendlich kostenlos war.«

Daniel war alarmiert. »Jemand hat euch einen Rat gegeben?«

»Ja. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einer anderen Frau dafür danken würde, mir meinen Ehemann zurückzugeben. Aber wenn ich Aggie jemals treffen sollte, werde ich sie ganz fest umarmen.«

»Aggie? Willst du damit sagen, dass Henry seit eurer Trennung noch eine Affäre hatte?«

»Nein! Ich spreche von der Aggie. Der, über die man überall liest. Sie hat einen großartigen Blog. Frag ein Mädchen. Wie auch immer, Henry war so verwirrt über all das, was passiert ist, dass er ihr geschrieben hat, und sie hat darauf hingewiesen, dass wir Kinder haben, die es wert wären, sich besonders zu bemühen. Du hast doch sicher schon mal von ihr gehört. Sie weiß alles über Beziehungen. Wie man sie repariert, wie man das richtige Geschenk aussucht oder was auch immer. Sie hat Millionen Follower in den sozialen Medien.«

»Du meinst, Henry hat einen Rat von einer Bloggerin angenommen? Von einer Journalistin, die Kolumnen schreibt?« Daniel versuchte vergeblich, seine Fassungslosigkeit zu verbergen. »Darum geht es hier also? Wie war ihr Name doch gleich?«

»Aggie.«

»Aggie was? Aggie Aufdringlich? Aggie Ahnungslos?« Er sah den Anflug von Zweifel und Elend in Elisas Augen und fühlte sich schuldig. »Es tut mir leid, Elisa. Aber ich will nicht, dass du einen Fehler machst. Wenn du das hier tust, will ich sichergehen, dass du es auch willst, und bei dieser Entscheidung kann dir keine Fremde helfen, die du nie getroffen hast. Egal, wie viele Follower sie in den sozialen Medien hat.«

»Aber manchmal kann ein unbeteiligter Beobachter die Dinge klarer sehen.«

»Wir haben hier ein Team aus qualifizierten Leuten, die …«

»Nein. Und Aggie weiß genau, wovon sie spricht. Ich glaube nicht, dass sie einen Nachnamen hat, aber sie hat einen Doktortitel.«

»Jeder hat einen Nachnamen. Wenn sie ihn nicht enthüllt, hat das vermutlich einen Grund.« Er bezweifelte, dass Aggie irgendeinen Doktortitel hatte, außer vielleicht einen in Irreführung. »Ich schlage nur vor, dass du gut nachdenkst, bevor du einen Rat von jemandem annimmst, der nicht qualifiziert ist, sich um die Probleme zu kümmern, mit denen du es zu tun hast.«

»Aggie ist gut. Du bist so misstrauisch.«

»Das ist mein Job. Ich werde dafür bezahlt, misstrauisch zu sein. Ich stelle die Fragen, die du eigentlich stellen solltest.« Daniel notierte sich den Namen auf einem Block. Seiner Erfahrung nach verbargen Menschen, die ihren Nachnamen nicht preisgaben, etwas. Im Moment sollte »Aggie« sich besser gut verstecken, denn er würde sie aufspüren und ihr sagen, was er von ihrem Ratschlag hielt. Und das würde keine höfliche Unterhaltung werden.

Der Gedanke an Elisa und Henry zusammen unter demselben Dach jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Elisa würde wieder zu der Hälfte der Person zusammenschrumpfen, die sie war, und was die Kinder anging …

Er dachte erneut an Harriet und diesen grauenhaften Abend in der Schule, als ihr Vater unvermittelt im Publikum aufgetaucht war. Selbst jetzt noch erschauderte er unter der Erinnerung.

Elisa stand auf. »Daniel, du bist der beste Scheidungsanwalt in Manhattan, und du warst toll. Aber ich brauche keinen Scheidungsanwalt mehr, weil ich mich nicht scheiden lasse. Was Aggie gesagt hat, hat in uns eine Saite zum Klingen gebracht. Sie hat uns geraten, an das Leben zu denken, das wir gemeinsam erschaffen haben. Unser Zuhause. Unsere Freunde. Unsere Kinder.«

»Hat er die nicht mal als Last bezeichnet?«

Sie errötete. »Da hatte er ein paar Drinks intus. Wir haben beide erkannt, dass wir die Kinder an erste Stelle setzen müssen.«

Nachdem sie das Büro verlassen hatte, blieb Daniel an seinem Schreibtisch sitzen und starrte durch die bodentiefen Fenster, die sein Büro an zwei Seiten begrenzten. Von seinem Platz aus konnte er das Empire State Building sehen und etwas weiter weg die glitzernden Glas- und Stahltürme des One World Trade Centers.

Normalerweise beruhigte ihn diese Aussicht, aber heute nicht.

Wer war diese Aggie, dass sie einer vollkommen dysfunktionalen Familie riet, zusammenzubleiben? Wie konnte sie so eine wichtige Entscheidung nur auf Basis einer einzigen Nachricht treffen? Und was auch immer Henry in seinem Brief oder seiner E-Mail geschrieben hatte, Daniel war sicher, dass er das tiefe Trauma unerwähnt gelassen hatte, unter dem seine Kinder im Ergebnis dieser Ehe litten.

Er konnte immer noch nicht fassen, dass Elisa gewillt war, alles zu vergessen, was passiert war.

Und er verstand nicht, warum ihm heute alles so nahe ging.

Fluchend drückte er sich von seinem Schreibtisch ab und stand auf.

Sein Büro war so elegant und aufgeräumt wie der Rest seines Lebens.

So hatte er es am liebsten. Er zog es vor, ohne Anker oder Gepäck durchs Leben zu segeln. Sollte er jemals an einer Klippe zerschellen, würde er so die anderen um sich herum nicht mit hinunterziehen.

Was wäre aus ihm geworden, wäre seine Kindheit anders verlaufen? Hätte er sich dann auch entschieden, Anwalt zu werden? Oder hätte er einen anderen, sanfteren Weg eingeschlagen?

Die Tür zu seinem Büro ging auf, und Marsha trat mit ein paar Akten und einem Becher Kaffee ein.

»Ich dachte, den könntest du gebrauchen. Und wenn ich deinen Gesichtsausdruck sehe, habe ich sogar recht.«

»Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag in einem Kampf zu stecken. Warum bin ich nicht Boxer oder Martial-Arts-Kämpfer geworden? Das wäre klarer gewesen.«

»Du liebst es, zu kämpfen. Dann bekommst du diesen besonderen Ausdruck – angespannter Kiefer, dieses gefährliche Funkeln in den Augen. Ich schätze, Elisa hat nichts gesagt, was du gerne gehört hast?«

»Meine Augen funkeln? Warum hast du mir das nie gesagt?«

»Weil ich, wenn sie das tun, viel zu viel Angst habe, in deiner Gegenwart den Mund aufzumachen. Und wenn sie aufhören zu funkeln, vergesse ich immer, es zu erwähnen. Die Blumen sind angekommen, und sie sind wunderschön. Vielen Dank. Und jetzt sag mir, warum du so gestresst bist.«

»Ich bin nie gestresst. Immer nur ruhig oder nicht ganz so ruhig.« Er ließ die Maske fallen und massierte sich den Nacken, um die Spannung loszuwerden. »Wie die Leute es immer wieder schaffen, ihr Leben zu vermasseln, das überrascht mich immer wieder.«

»Ich hasse es, dich darauf hinzuweisen, aber das ist der Grund dafür, warum das hier eine gut ausgelastete, florierende Kanzlei ist. Wenn wir immer alles richtig machen würden, hättest du keinen Job.« Sie legte die Akten auf seinen Tisch. »Die sind für dich. Und falls du es vergessen hast, Audrey hat heute auch Geburtstag. Im Moment sind alle in der Küche und essen Kuchen. Falls du eine Minute hast … Ich weiß, es würde ihr viel bedeuten, wenn du dich kurz blicken lässt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie unser Arbeitsalltag ohne Audrey aussähe, und Max treibt sie in den Wahnsinn. Ein paar Worte von dir täten ihr gut.«

Audrey war eine der Anwaltsgehilfinnen. Sie arbeitete seit zwei Jahren in der Kanzlei und hatte sich bereits nach fünf Minuten als unersetzlich erwiesen.

»Danke, dass du mich daran erinnerst. Und ich werde mal mit Max reden.« Er schob alle Gedanken an Elisa und die Auswirkungen einer Versöhnung auf ihre Kinder beiseite, blätterte die Dokumente durch und unterschrieb an den entsprechenden Stellen. »Sagt dir der Name Aggie etwas?«

»Die Beziehungsexpertin?«

»Wieso kennt jeder diese Frau außer mir?«

»Fragst du je nach Tipps für Beziehungen?«

»Warum sollte ich das tun? Ich habe jede Beziehungsform gesehen, die es gibt.«

»Und doch bist du Single.«

»Gerade deshalb bin ich Single. Also, was weißt du über Aggie?«

Marsha lächelte. »Sie ist wundervoll. Ich habe mir ihr Buch gekauft.«

»Sie hat ein Buch geschrieben?«

»Verbunden fürs Leben. Hast du das nicht gesehen? Es stand ganz oben auf der Beststellerliste und war in jedem Buchladen ausgestellt.«

»Ich kaufe nur online ein. Weil ich es nie schaffe, mein Büro während der Öffnungszeiten zu verlassen.«

»Im Internet war es auch ganz groß. Ein ausgezeichnetes Buch. Sie ist sehr klug und vernünftig.«

»Wirklich? Denn sie hat Elisa und Henry gesagt, sie sollten sich zum Wohle der Kinder wieder vertragen. Daran kann ich nichts Kluges oder Vernünftiges erkennen.«

Marsha schürzte nachdenklich die Lippen. »Vielleicht wäre es für die Kinder wirklich besser.«

»Machst du Witze? Elisa und Henry hassen einander. Ihre Kinder werden für den Rest ihres Lebens Narben davontragen. Warum die Leute das für das beste Ergebnis halten, wird mir immer ein Rätsel bleiben.« Daniel sah den neugierigen Ausdruck in Marshas Augen und deutete schnell auf seinen Laptop. »Such mir etwas raus, das sie geschrieben hat. Ich muss mehr über sie erfahren.«

»Das ist nicht schwer.« Marsha kam um seinen Schreibtisch herum. »Du könntest mit dem Brief anfangen, den Max ihr geschrieben hat.«

»Er hat ihr geschrieben?« Daniel schüttelte ungläubig den Kopf. »Nur als Scherz, nehme ich an.«

»Warum nimmst du das an? Wir wissen beide, dass Max in Beziehungsdingen dringend Hilfe braucht. Erinnerst du dich noch an die Kaffeemaschine, die er seiner Freundin als Geburtstagsgeschenk gekauft hat?«

»Nenn mich ruhig unsensibel, aber mein Interesse am Privatleben meiner Kollegen beschränkt sich ausschließlich auf ernsthafte Ereignisse, nicht auf Geschenke.«

»Das war ernst.« Marsha öffnete einen Link. »Er hat ihr eine Kaffeemaschine geschenkt. Sie hat sie auf eBay verkauft. Sie haben Schluss gemacht.«

Daniel runzelte die Stirn. »Warum hat sie die Maschine verkauft? War es die falsche Marke?«

»Sie trinkt keinen Kaffee.«

Daniel lachte laut auf. »Und er hat dieser Aggie schreiben müssen, um sie zu fragen, was er falsch gemacht hat?«

»Wir reden hier über Max, also ja. Er meinte, eine Kaffeemaschine würde ihn glücklich machen, und sie sollte glücklich darüber sein, dass er glücklich wäre. Sie hat das nicht so gesehen. Wie er jemals sein Staatsexamen bestanden hat, werde ich wohl nie erfahren.«

»Weil er ein brillanter Anwalt und unglaublich klug ist.«

»Nicht, was Frauen angeht. Hier.« Sie scrollte nach unten. »Lies. Nicht, dass du irgendwelche Beziehungstipps bräuchtest.«

Frag ein Mädchen.

Die Worte standen in einem knalligen Blau da.

Daniel runzelte die Stirn. »Frag ein Mädchen was? Welche Fragen stellen die Leute da?«

»Alle. Ihre Ratschläge sind ehrlich und direkt. Sie hat eine große Fangemeinde.«

»Also weiß sie das Thema auszuschlachten.«

»Sie ist eine Geschäftsfrau. Sie hat eine Gabe und das Wissen und benutzt beides. Seit wann verspottest du eine Frau dafür, clever zu sein?«

»Ich verspotte sie nicht, weil sie clever ist, sondern dafür, dass sie die Verletzlichen ausnutzt und ihnen gefährliche Ratschläge gibt.«

»Das ist deine Meinung, Daniel. Und auch wenn viele Menschen Trilliarden Dollar pro Stunde bezahlen, um deine Meinung zu hören, heißt das nicht, dass du immer in allem recht hast.«

»Aber hierbei schon.«

»Ihre Kolumne ist gut. Interessant. Ich lese sie jede Woche. Das tun wir hier alle.«

»Alle?«

»Alle Frauen in der Kanzlei und auch ein paar der Männer. Der Blog ist nur ein Teil davon. Sie beantwortet Fragen, und ich denke, sie bietet auch persönliche Beratungen per Telefon an.«

Daniel scrollte durch ihre Website. »Hier ist nicht ein einziges Foto. Wie sieht sie aus?«

»Sie zeigt keine Fotos von sich. Nur ihr Herzlogo.«

»Sie hat also keinen Nachnamen und zeigt ihr Gesicht nicht. Jeder, der sein Gesicht nicht zeigen will, muss einen Grund dafür haben. Vielleicht ist sie gar kein Mensch. Vielleicht ist sie einfach nur eine Gruppe von Computernerds, die sich ins Fäustchen lachen.«

»Auf keinen Fall können ihre Ratschläge von einem Kerl geschrieben worden sein.«

»Das ist sexistisch.«

»Aber es stimmt«, erwiderte sie trocken. »Lies selbst.«

Er las.

Liebe Aggie, bei mir in der Firma gibt es eine Frau, die eine wahre Göttin ist. Ich bin nur ein normaler Kerl und nichts Besonderes. Wie kann ein Mann wie ich jemals die Aufmerksamkeit einer Frau wie sie erregen? Verschwende ich hier meine Zeit? Herzlichst, Unselbstbewusst

Daniel schaute ungläubig auf. »Das ist ein Witz, oder?«

»Das ist echt.«

»Und sie antwortet darauf? Meine Antwort wäre: Ja, du verschwendest deine Zeit. Lass dir ein Rückgrat wachsen.«

»Was der Grund dafür ist, dass du nicht derjenige bist, der diese Frage beantwortet. Ich erwarte gar nicht, dass du es verstehst, aber manche Männer haben Probleme damit, eine Frau anzusprechen. Nicht alle haben deine Erfolgsquote.«

Daniel dachte an die Frau im Park. Dank ihr hatte seine Erfolgsquote einen herben Einbruch erfahren. »Hat sie geantwortet?«

»Scroll runter, ihre Antwort steht unten. Und die Leser dürfen auch Ratschläge geben. Es ist eine Gemeinschaft.«

»Eine Gemeinschaft von Leuten, die nicht wissen, wovon sie reden. Bitte verpass mir die Kugel. Lieber Unselbstbewusst …« Sein Blick huschte kurz zu Marsha. »Kannst du glauben, dass sich jemand wirklich so genannt hat?«

»Ich finde das bezaubernd ehrlich.«

»Das ist prophetisch. Du bist, was du denkst zu sein.« Er las weiter. »Lieber Unselbstbewusst, jeder ist auf seine eigene Art besonders … Ernsthaft? Kannst du mir einen Eimer bringen. Mir ist übel.«

»Nur weil du nicht der sentimentale Typ bist, heißt das nicht, dass das Unsinn ist. Nicht jeder hat Angst vor Gefühlen.«

»Nur weil ich vollkommene Kontrolle über meine Emotionen habe, heißt das nicht, dass ich Angst habe. Aber ich habe einen gesunden Respekt vor dem Schaden, den Gefühle anrichten können. In Beziehungen führen Gefühle nur zu schlechten Entscheidungen.« Seine Stimme bebte, und Marsha starrte ihn an, als wären ihm Hörner und Flügel gewachsen.

»Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, fragte sie vorsichtig. »Ist hier irgendetwas Persönliches im Spiel, von dem ich wissen sollte?«

»Nein.«

»Wir arbeiten jetzt seit fünf Jahren zusammen, und ich bin alt genug, um deine Mutter zu sein. Trotz deiner Behauptung, herzlos zu sein, wissen wir beide, dass du das nicht bist. Du hast mir geholfen, als ich am Tiefpunkt war, und ich hoffe, du weißt, dass du jederzeit im Vertrauen mit mir reden kannst.«

»Es gibt nichts, worüber ich reden müsste. Und du hast keinerlei Ähnlichkeit mit meiner Mutter.« Er erkannte, dass er zu viel gesagt hatte, und massierte sich erneut den Nacken, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Er wollte nicht an seine Mutter denken. Er hatte schon vor langer Zeit Frieden geschlossen mit dem, was passiert war. Um Himmels willen, er war ein Kind gewesen. Er hatte getan, was er konnte. Und er hatte seitdem unzähligen Frauen geholfen. Mehr, als er zählen konnte. »Gefühle sind es, die die Menschen in mein Büro strömen lassen. Wenn mehr Leute ihr Gehirn einschalten würden, anstatt sich auf ihre Hormone zu verlassen, würde die Scheidungsrate sinken.«

»Und du würdest keine Millionen verdienen.«

»Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber Geld war für mich schon immer zweitrangig.« In dem Versuch, sich abzulenken, überflog er noch ein paar Fragen auf der Seite und war zugleich fasziniert und abgestoßen. »Das sind wirklich echte Leute, die ihr diese Fragen stellen? Können die das nicht allein herausfinden?« Er versuchte, sich vorzustellen, welche Art von Menschen sich dabei wohlfühlte, ihre privaten und intimen Geheimnisse so öffentlich auszubreiten.

Marsha wirkte amüsiert. »Hast du nie wegen einer Frau um Rat gefragt?«

»Ich weiß bereits alles, was es über Frauen zu wissen gibt, einschließlich der Tatsache, dass diese Frau Menschen ausnutzt, die emotional verletzlich sind.« Daniel klappte den Laptop zu und erhaschte einen Blick von Marsha. »Was ist?«

»Bitte sag mir, dass du die Ironie darin erkennst. Du bist der Scheidungsanwalt, von dem jeder Ehepartner hofft, dass der andere ihn nicht engagiert.«

»Soll heißen?«

»Man könnte argumentieren, dass du auch Menschen zur Kasse bittest, wenn sie am verletzlichsten sind. Du kannst ihr nicht vorwerfen, zu versuchen, etwas zu reparieren, anstatt es zu zerbrechen.«

»Ich habe nie etwas zerbrochen, was repariert werden konnte. Und das zwischen Henry und Elisa reparieren zu wollen, wäre wie eine zerbrochene Vase, die mit nichts als Spucke und Hoffnung gekittet wird.« Seine Schultermuskeln schmerzten vor Anspannung. Er wünschte, er wäre wieder im Central Park und würde beobachten, wie die Sonne durch die Blätter fiel und Molly und Valentine über die Wege liefen.

»Vielleicht sind ihre Ratschläge fundiert«, sagte Marsha. »Vielleicht sollten wir uns darüber freuen. Sie haben zwei kleine Kinder, Daniel.«

»Ich verstehe nicht, warum die Leute glauben, es wäre besser, mit unglücklichen Eltern aufzuwachsen als mit einem glücklichen, alleinerziehenden Elternteil.«

»Ich erwarte auch nicht, dass du das verstehst. Du hast keine Kinder.«

Aber er hatte zwei jüngere Schwestern. Er wusste wesentlich mehr über dieses Thema, als Marsha sich vorstellen konnte.

»Wenn sie wieder zusammenkommen, werden sie sich in einem Jahr scheiden lassen.«

»Ich hoffe, du irrst dich. Aber wenn nicht, dann haben sie die Entscheidung wenigstens selbst getroffen und werden nicht ihren Anwälten die Schuld daran geben.«

»Nein, stattdessen werden sie dieser Martertante die Schuld geben.« Daniel ließ das Thema fallen und ging zur Tür. »Hast du einen Hund?«

»Zwei sogar. Warum?«

»Kommen die, wenn du sie rufst?«

»Normalerweise schon. Außer sie haben in der Ferne etwas Interessanteres entdeckt.« Sie wirkte verblüfft. »Warum fragst du?«

Daniel wollte ihr schon von Brutus erzählen, überlegte es sich dann aber anders. Die Spaziergänge mit dem Hund waren nur eine vorübergehende Sache. Er musste darin kein Experte werden.

»Ich hatte keine Ahnung, dass so viele Menschen in New York Hunde haben. Was machst du tagsüber mit ihnen, während du hier bist?«

»Ich habe einen Hundesitter engagiert. Ist das hier deine Art, mir zu sagen, dass du vorhast, dir einen Hund anzuschaffen?«

»Warum guckst du so entsetzt?«

»Ich … Das hat keinen Grund. Ich habe dich nur nie als Hundemenschen gesehen.«

»Und wie sieht so ein Hundemensch aus?« Er dachte an Mollys lange Beine und die Art, wie sie Valentine anlächelte. Wenn ein Hundemensch so aussah, dann könnte er sich gut daran gewöhnen.

»Zum einen tragen sie normalerweise keine maßgeschneiderten Anzüge und arbeiten auch nicht achtzehn Stunden am Tag. Und Hundemenschen haben meistens auch eine weiche Seite.«

»Ich habe eine weiche Seite, was der Grund dafür ist, warum ich diesem Berg an Arbeit auf meinem Schreibtisch jetzt den Rücken kehre und in die Küche gehe, um Audrey zum Geburtstag zu gratulieren. Zur Stärkung des Teams, du weißt schon. Oh, und Marsha …« Er blieb an der Tür stehen. »Finden wir heraus, wer Aggie ist. Setz bitte Max darauf an.«

»Willst du sie um Rat fürs Daten bitten?«

»Nein. Ich will ihr nur sagen, dass sie sich verdammt noch mal von meinen Klienten fernhalten soll.«

6. Kapitel

Liebe Aggie, warum sagen Frauen, dass »alles gut« ist, wenn offensichtlich nicht alles gut ist? Was genau bedeutet »gut«? Ich schätze, es handelt sich um ein Codewort, und ich brauche Hilfe beim Entschlüsseln. Dein Verwirrter

»Wie können menschliche Wesen Tiere nur so schlecht behandeln?« Harriet verlagerte ihr Gewicht, sodass es der Welpe auf ihrem Schoß bequemer hatte. »Er ist sechs Wochen alt. Wie kann irgendjemand etwas so Verletzlichem schaden wollen?«

»Ich weiß es nicht, aber jetzt ist er in Sicherheit, weil er dich hat, und du bist der beste Platz für verlorene und verlassene Dinge.« Fliss zog ihre Laufschuhe an und band sich die Haare zum Zopf. »Ich muss los. Ich habe einen vollen Tag.«

»Was, jetzt schon? Du hast noch nicht einmal gefrühstückt.« Sie schnüffelte. »Was ist das für ein fürchterlicher Gestank? Brennt hier etwas?«

»Mein Toast ist angebrannt, aber keine Sorge. Ich kann zwar nicht kochen, aber ich kann Flammen löschen.«

»Du kannst nicht gehen, ohne etwas gegessen zu haben.«

»Müsliriegel.« Fliss steckte die Hand in die Tasche und holte den Beweis heraus.

Harriet erschauderte. »Das ist kein Frühstück, das ist eine ernährungstechnische Beleidigung.«

»Ich habe keine Zeit für etwas anderes. Ich treffe mich mit einer neuen Kundin, bringe den Pudel Paris für Annie zum Tierarzt, weil sie über Nacht nicht in der Stadt ist, und dann habe ich noch zwölf private Gassirunden. Na ja, wenigstens hält mich das in Form. Was gut ist, denn ich habe vor, auf dem Rückweg bei der Magnolia Bakery anzuhalten und mir etwas zu kaufen, was jemand anderes gebacken hat. Kann ich dich mit irgendetwas verlocken?«

Harriet schüttelte den Kopf. »Ich werde später selbst noch backen, also kannst du dir den Bäckereiausflug für einen anderen Tag aufheben.«

»Deine berühmten Schoko-Chips-Kekse? Lecker. Dafür liebe ich dich so.« Fliss nahm auf dem Weg zur Tür ihre Schlüssel mit und hielt dann inne. »Übrigens, Molly hat Valentine nächste Woche für drei Spaziergänge gebucht. Sie muss ihr Buch Korrektur lesen und hat ein Treffen mit ihrem Verleger.«

»Kein Problem. Ich bete Valentine an. Er ist der süßeste Hund auf der Welt.«

»Das sagst du über jeden Hund.«

»Stimmt.« Harriet streichelte das weiche Fell des Welpen mit der Fingerspitze. »Hab einen schönen Tag. Du willst nicht warten, bis Daniel zurückkommt? Als er Brutus abgeholt hat, warst du gerade unter der Dusche.« Sie errötete, als Fliss eine Augenbraue hochzog. »Was? Ich finde wirklich, dass der Name besser zu ihm passt als Ruffles. Ruffles sollte ein süßer Pudel oder vielleicht ein Schnauzer heißen. Ein Griffon. Aber kein kräftiger Deutscher Schäferhund mit Muskeln an genau den richtigen Stellen. Da hat Daniel recht.«

»Verrate ihm das nur nicht. Dann wird er unerträglich.«

»Ich mag es, ihn mit einem Hund zu sehen.«

»Warum? Weil du glaubst, es ist gut, wenn er sich mal um jemand anderen als nur um sich kümmert?«

»Er hat sich immer um uns gekümmert«, erwiderte Harriet stur.

Fliss seufzte. »Ja, ich weiß. Mach mir keine Schuldgefühle. Wir beide wissen, dass er den Hund fallen lässt, sobald er das Mädchen hat. Und kurz darauf wird er das Mädchen fallen lassen. Das ist seine Standardprozedur, für die er keine Ausnahmen zulässt. Also fang nicht an, schon ein Happy End zu planen.«

»Zumindest geht er ab und zu aus. Das ist mehr, als wir tun.«

»Du willst ausgehen?«

»Ja.« Harriet war ehrlich. »Das will ich. Ich würde gerne jemanden kennenlernen. Ich will ein Zuhause und eine Familie.« Sie fing den Welpen ab, bevor er von ihrem Schoß fallen konnte. »Du nicht?«

»Ich habe zu viel zu tun, um mir mein Leben von einem Mann kaputtmachen zu lassen. Bis später.« Fliss ging mit langen Schritten zur Tür, und als die hinter ihr zufiel, zuckte der Welpe auf Harriets Schoß zusammen.

»Sie kennt nur eine Art, eine Tür zuzumachen«, beruhigte Harriet ihn. »Du wirst dich an sie gewöhnen.« Und dann erkannte sie, dass er sich nicht daran gewöhnen würde, weil er nicht bleiben würde. Er war ein Welpe und noch dazu ein sehr süßer. Es würde nicht lange dauern, bis sie eine Familie für ihn gefunden hätten. »Wir müssen die perfekten Menschen für dich finden. Menschen, bei denen du glücklich bist.«

Und vielleicht sollte sie dasselbe für sich tun.

Es nützte gar nichts, zu sagen, dass sie ausgehen wollte, und dann nichts in der Richtung zu unternehmen.

Sie setzte den Welpen auf das Sofa. »Vielleicht sollte ich mich auch zur Adoption freigeben.«

Molly streckte sich auf dem Sofa aus und sah zu, wie Mark noch ein wenig Brühe ins Risotto gab. »Ich sehe ihn seit zwei Wochen jeden Morgen im Park, wo er mit seinem Hund spazieren geht. Wir haben uns ein wenig unterhalten. Nun ja, etwas mehr sogar. Und dann hat er mich zum Essen eingeladen. Aber ein Dinner ist kein Zufall. Ein Dinner ist kein lockeres Treffen. Es ist eine Entscheidung. Ein Schritt. Und ich habe Nein gesagt. Findest du, dass ich feige bin?«

Wenig war so entspannend, wie Mark beim Kochen zuzusehen. Seine Bewegungen waren geschmeidig und entspannt, kein Vergleich zu der Panik, die in ihrer Küche herrschte. Mark war beim Kochen genauso ein Künstler wie mit Stift und Papier. »Wenn man weiß, dass man in etwas schlecht ist, sollte man es dann einfach aufgeben? Oder sollte man üben? Wenn du vom Pferd fällst, weil du ein echt schlechter Reiter bist, ist es doch sicher besser, davon Abstand zu nehmen und stattdessen mit dem Schwimmen anzufangen, oder?«

»Es ist egal, was ich denke.« Er gab noch einen Schuss Brühe in den Topf. »Wichtig ist nur, was du denkst.«

»Diese Freundschaft hat nur Platz für eine Psychologin, und die Position habe ich schon besetzt.«

»Also muss ich dir dein Verhalten nicht erklären. Aber falls es dich interessiert, ich finde nicht, dass du feige bist. Es ist nichts falsch daran, dich schützen zu wollen, Molly.«

»Ich weiß, aber …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Mein Dad meint, ich wäre eine Heuchlerin. Nachdem Mom weggegangen ist, habe ich ihn motiviert, sich wieder rauszuwagen, und er behauptet, ich würde mich nach der Sache mit Rupert weigern, das Gleiche zu tun.«

»Nach allem, was du mir erzählt hast, war Rupert ein Idiot.«

Molly spürte, wie ihre Wangen ganz heiß wurden. Sie hatte ihm nur einen kleinen Teil dessen erzählt, was passiert war. »Das war er, aber es ist kompliziert.« Du hast keine Ahnung, wie man eine Beziehung führt. »Ich habe ein paar Probleme.«

»Jeder hat Probleme, Molly.«

»Meine beeinträchtigen meine Fähigkeit, eine gesunde Beziehung einzugehen.«

»Hören Sie sich selber zu, Dr. Parker. Wenn du die Diagnose stellen kannst, wieso kannst du es dann nicht ändern?«

»Ich bin nicht sicher, ob ich es ändern will. Liebe ist riskant. Ich bin nicht ohne Grund vorsichtig.«

»Große Risiken bergen große Belohnungen.«

»Ich weiß nicht, ob ich das als Belohnung ansehen kann.« Sie atmete tief ein. »Es geht nicht nur darum, mein Herz zu schützen. Es geht um berufliche Sicherheit. Ich habe mir mein Leben neu aufgebaut, und ich bin glücklich. Das will ich nicht vermasseln. Es ist wichtig, im Leben seine Stärken auszuspielen. Und Beziehungen gehören nicht zu meinen Stärken.«

»Das stimmt nicht. Du bist eine tolle Freundin.«

Sie dachte an all die Menschen, zu denen sie den Kontakt verloren hatte. Menschen, die mit ihr gebrochen hatten, nachdem ihr Leben in sich zusammengefallen war. »Freundschaften sind etwas anderes.«

»Was ist eine Partnerschaft wert, wenn man nicht auch befreundet ist?« Er neigte den Topf ein wenig und rührte um, damit der Reis nicht anbrannte. »Ich denke, das Ziel ist, glücklich und erfüllt zu sein. Vielleicht brauchst du dazu keinen anderen Menschen. Ich meine, du hast so viele Freunde. Gute Freunde.« Er hörte auf zu rühren und warf ihr einen Blick zu. »Freunde, die mit dir durch dick und dünn gehen.«

Den Teil hatte sie ihm erzählt. Wie ihre Freunde sich von ihr distanziert hatten, als ihr Leben in aller Öffentlichkeit auseinandergefallen war.

»Bin ich ein Trendthema in deiner Twitter-Timeline?«

Er lächelte. »Absolut, Honey.«

Ihr wurde ganz warm ums Herz. »Das ist gut. Aber bin schon mit so vielen Leuten durch dick und dünn gegangen in meinem Leben. Und ich stimme dir in allem zu. Also warum wünscht sich ein Teil von mir, ihm zuzusagen?«

Mark schaltete die Hitze herunter. »Schieb es auf die Hormone.«

»Ich hasse Hormone. Und ich hasse es, wie die Gesellschaft Druck auf uns ausübt, damit wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten und den gängigen Stereotypen anpassen. Wenn man Single ist, tätscheln einem die Menschen immer mitfühlend den Kopf und sagen, dass man sicher bald jemanden treffen wird. Dann heiratet man, und sie fragen, wann denn der erste Nachwuchs ansteht. Alles hat eine bestimmte Reihenfolge. Man geht davon aus, dass Menschen, die nicht Teil eines Paares sind, bemitleidet werden müssen. Als wenn Single zu sein ein anormaler Status wäre, der korrigiert werden müsste.«

Mark gab den letzten Rest Brühe zum Risotto. »Wenn du den Druck untersuchen willst, den die Gesellschaft auf das Individuum ausübt, damit es sich konform verhält, dann versuch mal, homosexuell zu sein. Oder das seltsame Kind auf der Highschool zu sein.«

»Ich war das seltsame Kind auf der Highschool, bis sie entdeckt haben, dass ich gut darin bin, Leute zu verkuppeln. Dann hatte ich auf einmal einen Zweck. Und das gefällt mir. Ich denke, es ist meine Berufung, anderen Menschen zu helfen, den richtigen Partner zu finden. Warum ist es so wichtig, dass mir das für mich nicht gelingt? Ein Orthopäde muss sich auch nicht ein Bein brechen, um zu wissen, wie man einen Bruch behandelt.«

»Das stimmt, aber findest du es nicht ermüdend, dieses Doppelleben zu führen?«

»Es ist kein wirkliches Doppelleben.«

»Du hast ein Pseudonym und eine ganze Persönlichkeit, die du vor den Menschen versteckst.«

»Das ist nicht ermüdend, das bringt Spaß. Den Teil liebe ich. Er ist mein Tarnumhang. Meine Verkleidung.«

Mark legte den Löffel weg. »Ich weiß alles darüber, eine Verkleidung zu tragen. Jahrelang bin ich mit diesem großen Geheimnis in mir herumgelaufen. Es war, als trüge ich ein ausgefallenes Kostüm. Niemand wusste, wer ich darunter war.«

»Und hast du dich damit nicht total sicher gefühlt?«

Mark überlegte einen Moment. »Ehrlich? Nein. Ich habe mich allein und isoliert gefühlt. Das ist die Kehrseite von Geheimnissen.« Er wandte sich wieder dem Herd zu. »Ich hoffe, Gabe ist bald zurück, sonst ist das hier hinüber.«

Es gibt nichts Besseres, dachte Molly, als Nachbarn zu haben, die auch tolle Freunde waren.

Die Wohnung lag ein Stockwerk über ihrer und war sehr charmant. Sonnenschein flutete durch das große Erkerfenster, Bücher füllten jede nur erdenkliche Fläche, standen in Zweierreihen auf den Regalen und lagen in großen Stapeln auf dem Boden. Marks Kunst hing an den Wänden – große Leinwände mit dicken, bunten Pinselstrichen. An heißen Sommerabenden öffneten sie die Türen und saßen auf der Feuertreppe, tranken Mojitos und taten so, als wären sie irgendwo am Strand anstatt in einer stickigen Stadt und in der schwülen New Yorker Hitze gefangen.

»Ich werde nicht mit einem Fremden essen gehen«, kehrte Molly zum Thema zurück. Sie schlüpfte aus den Schuhen und machte es sich auf dem Sofa bequem, während Valentine sich auf dem Teppich vor dem Sofa hinlegte. »Am Ende des Tages ist Daniel auch nur ein zufälliger Fremder, den ich im Park getroffen habe. Das ist verrückt, oder?«

»Das kommt darauf an, wie heiß er ist.« Gabe kam mit einem Karton Champagner unter dem Arm in die Wohnung.

Molly hob die Augenbrauen. »Wow. Als du gesagt hast, ›Komm auf einen Drink vorbei‹, hatte ich nicht damit gerechnet, wie viel du vorhast.«

Gabe ließ ein Lächeln aufblitzen.

Er war attraktiv im klassischen Sinne mit hohen Wangenknochen und blauen Augen. Mark hatte Molly einst erzählt, dass Gabe an seinem ersten Tag in der Werbeagentur, in der er als Kreativdirektor arbeitete, allen gleich gesagt hatte, dass er schwul sei. Offensichtlich hatte ihm das in seinen vorherigen Jobs sehr viele Peinlichkeiten und unangenehme Situationen erspart, aber es schien die Frauen trotzdem nicht davon abzuhalten, sich reihenweise in ihn zu verlieben.

»Mark hat mir geschrieben, dass du über einen Mann reden willst. Also erzähl mir alles.« Gabe zog seine Jacke aus. »Ist er heiß?«

»Er ist heiß. Ich meine, wenn einem das Aussehen wichtig ist.«

»Ist er charmant? Charismatisch?«

Molly dachte an ihre Unterhaltungen zurück. »Ich schätze, schon. Er fühlt sich wohl in seiner Haut. Das ist immer attraktiv.« Ach, wem wollte sie hier etwas vormachen? Er war mehr als attraktiv. Und genau das machte ihr Angst.

»Worauf wartest du dann noch?«

»Ich will keine Beziehung.«

»Wie wäre es mit Spaß?« Gabe schnitt eine dünne Scheibe vom Parmesan ab und steckte sie sich in den Mund. »Willst du den auch nicht?«

»Ich finde Beziehungen nicht spaßig, wenn es sich um meine handelt.«

»Du weißt mehr über Beziehungen als jeder, den ich kenne. Du hast den sechsten Sinn, was Menschen angeht. Ich verstehe nicht, warum du diesen gesunden Menschenverstand und deine Erfahrungen nicht bei deinen eigenen Beziehungen einsetzen kannst.«

»Das verstehe ich auch nicht.« Wobei, eigentlich schon. Molly streichelte Valentines Kopf. Es war eine Sache, sich zurückzuhalten, wenn man sich mit einem Fremden im Park unterhielt, aber eine ganz andere, Geheimnisse vor seinen besten Freunden zu haben, die einem gegenüber immer ehrlich waren. »Okay, das ist gelogen. Ich verstehe es schon. Aber etwas zu verstehen heißt nicht, dass man es ändern kann. Was echt ätzend ist, weil ich als Psychologin eigentlich wissen sollte, wie ich meinen Ballast sicher verstaue.«

»Ballast ist Ballast, Süße. Du kannst versuchen, ihn im Fundbüro abzugeben, aber irgendwie findet er doch immer wieder den Weg zu dir zurück.« Gabe nahm eine Champagnerflasche aus der Kiste und stellte sie in den Kühlschrank.

Mark hob eine Augenbraue. »Feiern wir etwas, wovon ich wissen sollte?«

»Wir pitchen gerade um einen Champagnerkunden. Im nächsten Monat wird es nur noch perlen bei uns.«

»Pitchen heißt, das Produkt zu trinken?«

»Natürlich. Ich kann ja nicht etwas bewerben, mit dem ich nicht vollkommen vertraut bin.«

Molly grinste. »Wir sollten alle dankbar sein, dass du nicht den Werbeauftrag für einen Hustensaft gewinnen willst.«

»Ich suche mir meine Kunden sehr sorgfältig aus.« Gabe fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. »Ich muss kurz unter die Dusche. Ihr unterhaltet euch schön weiter.«

Zehn Minuten später kehrte er zurück. Mark war gerade dabei, das Risotto zu servieren, und Molly deckte den Tisch. Valentine lag mit dem Kopf auf den Pfoten da und beobachtete sie beschützend.

»Ich habe es schon mal gesagt, und ich werde es wieder sagen, dieser Hund wird ein wunderbares Kindermädchen abgeben, wenn du einmal Kinder hast.« Gabe trug ein frisches Hemd und eine Jeans, dazu war er barfuß. »Also, warum hängst du mit uns ab und bist nicht bei diesem heißen, charmanten Typen, den du im Park kennengelernt hast?«

Molly trug die Teller von der Küche zum Esstisch. »Ich hänge gerne mit euch ab.«

»Weil es so gemütlich und sicher bei uns ist.«

»Weil ihr Freunde seid.« Heutzutage wählte sie ihre Freunde sehr sorgfältig aus. Das Leben hatte sie vorsichtig werden lassen.

Mark setzte sich an den Tisch. »Was macht Mr. Hot aus dem Park denn so? Die Berufswahl kann einem viel über einen Menschen verraten.«

Gabe runzelte die Stirn. »Dem stimme ich nicht zu.«

»Menschen entscheiden sich, Arzt zu werden, weil sie fürsorglich sind.«

»Nicht immer. Da sind auch noch das Geld und der Status. Und der Arzt in dem Buch, das ich gerade lese, ist ein Serienmörder. Er hat Medizin studiert, weil er Leichen mag.«

Molly verzog das Gesicht. »Du solltest deine Lektüre ändern.«

»Das kann ich nicht. Ich bin süchtig nach Lucas Blade. Was auch immer er schreibt, ich lese es.«

»Tja, der Mann aus dem Park ist kein Arzt. Er ist Anwalt.«

»Also ist er klug und kann gut mit Worten umgehen. Ich mag ihn jetzt schon. Und wie oft habt ihr euch bisher getroffen?«

»Ein oder zwei Mal.« Molly spürte, dass ihre Wangen heiß wurden. »Vielleicht auch öfter.«

»Wie viel öfter?«

»Er war in den letzten Wochen jeden Morgen da.«

»Wow.« Gabe riss die Augen auf. »Das ist ja eine ernsthafte Langzeitbeziehung.«

»Gar nicht. Wir sitzen auf einer Parkbank und sind die ganze Zeit in der Öffentlichkeit. Unsere Hunde sind miteinander befreundet.«

»Also quatschst du mit ihm, damit Valentine mit seinem Kumpel herumtoben kann?«

»Das ist ein Teil davon. Es ist so etwas wie eine Hundeverabredung zum Spielen.«

»Honey, du machst hier niemandem etwas vor. Du bist an diesem Kerl interessiert. Das merke ich. Also warum nimmst du die Essenseinladung nicht an?«

Molly wand sich. »Weil er zu …« Sie biss sich auf die Lippe, und Gabe hob eine Augenbraue.

»Zu …?«

»Ich weiß es nicht. Er ist zu … alles. Zu attraktiv, zu charmant.«

»Für dich kann kein Mann ›zu‹ sein.« Gabe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Du, Molly Parker, verdienst das Beste von allem. Einschließlich Champagner. Wo wir gerade davon sprechen …« Er stand auf, holte die Flasche aus dem Kühlschrank und löste den Korken mit einem zufriedenstellenden Ploppen.

»Du bist voreingenommen.« Molly sah zu, wie er die prickelnde Flüssigkeit in drei Gläser schenkte.

»Warum glaubst du, dass du weniger wert bist als andere? Nur weil ein Armleuchter mit einem großen Ego dir vor tausend Jahren das Gefühl gegeben hat, klein wie ein Reiskorn zu sein?«

»Das war vor drei Jahren und ist somit noch nicht allzu lange her.« Sie hatte ihnen einen Teil der Geschichte erzählt, aber natürlich nicht alles. Niemand wusste alles. Aber ein großer Teil war eines Abends einfach bei einem großen Teller Spaghetti Bolognese und einer Flasche Wein aus ihr herausgesprudelt. An dem gleichen Abend hatte Gabe ihr erzählt, dass sein Vater seit seinem Coming-out im letzten Jahr auf der Highschool nicht mehr mit ihm gesprochen hatte, und Mark hatte gestanden, dass er einen Schrank voller rosafarbener Hemden hatte, weil seine Mutter glaubte, Schwule würden so etwas tragen.

Familien, dachte sie. Die explosivsten Beziehungen von allen.

»Soll ich ehrlich sein? Ich bin nicht gut mit Typen wie ihm.«

»Heiß, sexy und charmant? Ja, das ist wirklich eine schreckliche Kombination. Ich verstehe, warum du damit Probleme hast.«

»Sehr selbstbewusste Männer machen mich misstrauisch.«

»Weil es bei ihnen wahrscheinlicher ist, dass sie die Mauern einreißen, die du um dich herum aufgebaut hast? Honey, Selbstbewusstsein ist sexy.«

»Selbstbewusstsein kann einschüchternd sein. Und außerdem ist er Scheidungsanwalt. Ich hingegen bin eine Befürworterin von Beziehungen.«

»Auch wenn du selbst keine hast.« Mark untersuchte das Risotto eingehend und schien offensichtlich zufrieden zu sein. »Weiß dein heißer Kerl aus dem Park von deiner geheimen Identität?«

Panik erfasste Molly. »Nein! Natürlich nicht. Ich bin Molly.«

»Also weiß er nichts von Aggie?«

»Außer euch, meinem Dad und meinem Verleger weiß niemand, dass ich Aggie bin. Und so soll es auch bleiben.«

»Du solltest auf deinen Erfolg stolz sein.«

»Das bin ich auch. Aber heutzutage trenne ich meinen Beruf und mein Privatleben.« Molly schaute zu Valentine, und Gabe folgte ihrem Blick.

»Er ist süß. Eine Schande, dass Menschen keine Hunde heiraten können. Er ist definitiv einer, an den man sich binden sollte.«

Molly nickte. »Selbst Mrs. Winchester liebt ihn, und sie ist nicht so leicht zu beeindrucken.«

Gabe schenkte ihr nach. »Wo wir gerade von Mrs. Winchester sprechen, ich habe sie gerade eben gesehen. Ihr Hörgerät ist repariert worden, also bitte keine anzüglichen Gespräche mehr im Treppenhaus.«

»Sie schreit immer so, wenn ihr Hörgerät kaputt ist.« Mark leerte sein Glas. »Hoffentlich hört sie jetzt auf, jedes Mal ›Sie sind der nette schwule Mann, der oben wohnt‹ zu rufen, wenn ich sie treffe.«

»Ich bekomme immer zu hören: ›In deinem Alter war ich schon verheiratet‹«, sagte Molly. »Das ist einer meiner Lieblingssprüche.« Sie trank einen großen Schluck Champagner und genoss das Kribbeln und die Wärme, die sich langsam in ihren Adern ausbreiteten. »Es gibt nichts Besseres, als mit Freunden Champagner zu trinken. Jeder Tag ist ein Fest.«

Gabe starrte sie an. »Das ist es!«

»Das ist was?«

»Champagner – Jeder Tag ist ein Fest.« Sein Stuhl wackelte gefährlich, als er sich zur Seite beugte, um sich vom Sideboard einen Flyer vom örtlichen Pizzadienst und einen Stift zu schnappen. »Das muss ich mir sofort aufschreiben, bevor ich es vergesse. Verdammt, Molly, du bist ein Genie.«

Mark verdrehte die Augen. »Achte auf deine Sprache. Mrs. Winchester toleriert Hundehaare und dass wir schwul sind, aber wenn sie dich fluchen hört, bist du hier raus.«

Molly runzelte die Stirn. »Sollte Champagner nicht für besondere Gelegenheiten aufbewahrt werden?«

»Wenn die Leute ihn nur zu speziellen Anlässen trinken, verkauft die Firma nicht so viel und kann ihren Gewinn nicht steigern. So aber schaffen wir es, dass die Leute ständig Champagner trinken und wir einen dicken, fetten Bonus bekommen.« Er legte den Stift ab. »Auf Freunde. Und auf Mrs. Winchesters Hörgerät, das hoffentlich länger durchhält als das letzte.«

7. Kapitel

Der Tag begann mit einem dunklen, bedrohlichen Himmel, aber Daniel änderte seine Pläne nicht. Am Vortag hatten er und Molly eine halbe Stunde damit zugebracht, sich über ihre Lieblingsplätze in New York auszutauschen, während Brutus und Valentine gemeinsam durchs Gras getollt waren. Sie hatte seine Einladung zum Dinner zwar immer noch nicht angenommen, aber er spürte, dass sich das ziemlich bald ändern würde. Es war natürlich eine Herausforderung, eine Zeit zu finden, die für sie beide passte, denn auch wenn diese Frau nicht mit Männern ausging, hatte sie einen vollen Terminkalender.

Harriet übergab ihm Brutus. »Sei heute nicht zu spät. Es kommt jemand, der an ihm interessiert ist. Und lass ihn nicht in Pfützen spielen. Er muss so gut aussehen wie möglich.«

»Führst du jetzt eine Hunde-Dating-Agentur?«

»Er ist aus dem Tierschutz, Daniel. Ich habe ihn nur bei mir aufgenommen, weil das Tierheim überlaufen ist, aber unser ultimatives Ziel ist immer, für jeden verlassenen Hund ein neues Zuhause zu finden. Poppy ist letzte Woche vermittelt worden.«

»Wer ist Poppy?«

»Der Labrador, den du letzten Monat kennengelernt hast.«

Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass Brutus nicht immer bei seinen Schwestern sein würde.

Daniel schaute den Hund an, der in den letzten Wochen sein täglicher Begleiter gewesen war. Brutus wedelte mit dem Schwanz und stieß mit der Schnauze gegen Daniels Oberschenkel, begierig darauf, endlich spazieren zu gehen. »Ich hatte immer angenommen, dass er bei euch bleibt.«

»Bei den ganzen Tieren, die ich zur Pflege aufnehme, ist kein Platz für einen Dauermieter.«

Daniel fragte sich, ob der Hund wohl wusste, dass er bald zu vollkommen Fremden ziehen würde. »Er ist ein sehr intelligenter Hund. Du kannst ihn nicht einfach irgendjemandem geben.«

»Das werden wir auch nicht. Das Tierheim führt ausführliche Hintergrundchecks bei den Leuten durch, die einen Hund aufnehmen wollen. Sie nehmen die Sache sehr ernst.«

»Wie können sie das, wenn sie keine Zeit mit ihm verbracht haben? Es geht nicht nur darum, dass die Umgebung stimmt, sondern um den Menschen. Brutus muss mit jemandem zusammenleben, der versteht, dass er ein echter Hund ist. Er wird nicht glücklich mit jemandem, der ihm rosa Schleifen um den Hals bindet und ihn Ruffles nennt.«

Harriet schaute Brutus an. »Was meinst du? Siehst du dich mit einer rosa Schleife, Ruffles?«

Der Hund wedelte mit dem Schwanz.

Daniel sah seine Schwester düster an. »Das liegt nur an deinem Tonfall. Er denkt, du gibst ihm gleich einen saftigen Knochen.«

»Er mag es, seinen Namen zu hören.«

»Ich kann dir sagen, dass dieser Hund jetzt wesentlich glücklicher ist, als er es unter dem Namen Ruffles war. Ich habe ihn vor einer großen Identitätskrise gerettet.«

Harriet sah ihn misstrauisch an. »Warum interessierst du dich so sehr für ihn? Ich meine, du lässt dich doch mit niemandem auf eine Bindung ein.«

»Ich habe keine Bindung zu ihm.« Oder doch? »Der Hund hat bereits eine schlechte Erfahrung gemacht. Er sollte es nicht noch einmal durchleben müssen.«

»Niemand will, dass ein geretteter Hund noch einmal etwas Schlimmes durchmachen muss. Sie überprüfen die Interessenten auf Herz und Nieren, was eine Weile dauert. Also mach dir keine Sorgen, du kannst ihn noch ein wenig länger für deine Hundedates benutzen. Ich meine, das war es doch, was dir durch den Kopf ging, oder?«

»Ja, vermutlich ist es das.« Er löste seinen Blick von Brutus’ vertrauensvollen Augen. »Welche Tests machen die so? Woher wissen sie, dass die Leute ihnen nicht nur etwas vorspielen, um den Hund zu kriegen, und ihn dann, sobald er ihnen gehört, schlecht behandeln?«

»Das Team ist sehr erfahren. Und gut darin, Vortäuscher zu erkennen. Oft haben die Menschen, die sie auswählen, in der Vergangenheit schon einen Hund gehabt.« Harriet musterte ihn. »Er ist dir ans Herz gewachsen, oder?«

»Was?« Der Gedanke löste eine leichte Panik in ihm aus. »Nein. Er ist ein Hund.«

»Es ist sehr leicht, Hunde zu lieben.«

»Ich liebe ihn nicht, aber ich muss zugeben, dass er ziemlich nützlich ist. Und ein echter Charakter. Ich würde nicht wollen, dass er zu jemandem kommt, der ihn nicht versteht.«

Das Glänzen in den Augen seiner Schwester ließ ihn überlegen, ob er etwas Lustiges gesagt hatte. »Er kennt dich auf jeden Fall. Er bellt immer, wenn er dich an der Tür hört. Und guck nur, wie er mit dem Schwanz wedelt.«

»Ich könnte jeder sein.« Nicht in einer Million Jahren würde Daniel zugeben, dass er anfing, seine morgendlichen Runden mit dem Hund zu genießen. Brutus stupste ihn an, und Daniel streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln. »Bist du so weit, mein Junge? Wollen wir mal gucken, was der Park uns heute Morgen so zu bieten hat?«

»Taucht die Frau immer noch jeden Morgen auf? Dann solltest du sie um eine Verabredung bitten, Daniel. Bevor Brutus vermittelt wird und du keine Entschuldigung mehr hast, morgens dorthin zu gehen.«

»Ich nehme dann einfach einen anderen Hund.« Brutus legte den Kopf schief. »Hör auf, mich so anzusehen. Du machst mir Schuldgefühle. Du sollst doch nur mein Wingman sein.«

»Eher dein Wing-Hund.« Harriet kicherte. »Du kannst nicht mit einem anderen Hund auftauchen. Das wäre komisch. Außer du hast ihr schon gesagt, dass der Hund dir nicht gehört?«

»Nein.« Doch er wusste, dass er das tun sollte. Langsam fing es nämlich an, ihn zu stören. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr mochte er Molly. Er hatte ihr nie direkt gesagt, dass Brutus sein Hund sei, aber er wusste, dass sie vermutlich diesen Schluss gezogen hatte. Er hatte immer darauf geachtet, sein Leben nicht zu verkomplizieren, aber mit einem Mal war es genau das. Es war an der Zeit, Molly die Wahrheit zu sagen. »Ich dachte, ich würde bei meinem ersten Spaziergang mit Brutus mit ihr ins Gespräch kommen, und sie würde bei unserem zweiten Spaziergang meine Einladung zum Essen annehmen. Ich hatte nicht erwartet, dass ich das so lange durchziehen muss. Vielleicht hat Fliss recht und die Frau ist einfach nicht interessiert an mir.«

»Doch, das ist sie. In New York City gibt es genug Orte, wo man mit seinem Hund spazieren gehen kann, Daniel. Wenn sie dir aus dem Weg gehen wollte, hätte sie das leicht tun können.«

»Warum hat sie dann meine Einladung ausgeschlagen?«

»Weil es ein großer Schritt ist, Ja zu einer Einladung von einem Mann zu sagen, den man im Park kennengelernt hat. Du könntest ein irrer Stalker sein.«

Fliss kam mit einem angebrannten Toast in der einen und einem Becher Kaffee in der anderen Hand an ihm vorbei. »Er hat sich einen Hund ausgeliehen, um eine Frau anzusprechen. Er ist ein irrer Stalker.«

Harriet ignorierte sie. »Gemeinsam spazieren zu gehen ist leicht. Da muss man keine Entscheidung treffen. Man tut es einfach. Ein Abendessen hingegen …« Sie dachte kurz nach. »Ein Abendessen ist eine Verpflichtung.«

»Ein Dinner ist keine Verpflichtung, wenn die Einladung von mir kommt. Ich lade sie nur ein, mit mir zu essen, das ist alles. Wir teilen uns eine Mahlzeit, nicht das Leben.«

»Trotzdem ist es ein großer Schritt.«

»Ein großer Schritt?«

»Ja. Deine Frau ist vermutlich nervös.« Harriets sehnsüchtiger Unterton brachte ihn auf den Gedanken, dass sie diesen Schritt vermutlich selbst gerne mal wieder gehen würde.

»Sie ist nicht meine Frau.«

»Tja, du beeilst dich besser, sie dazu zu machen, bevor dir Brutus für deine Spaziergänge nicht mehr zu Verfügung steht.«

Daniel und Brutus erreichten den Park zeitgleich mit Molly. Valentine rannte sofort freudig auf seinen Kumpel zu.

Molly hätte gerne das Gleiche getan. Daniel wiederzusehen war wie ein kleiner elektrischer Schlag. Sein Bild war ihr ins Gedächtnis gebrannt, und doch schien er in echt noch größer, attraktiver und bedrohlicher für ihr emotionales Gleichgewicht zu sein. Eine seltsame Lethargie breitete sich in ihren Gliedmaßen aus, und sie setzte sich auf die Bank, die sie in Gedanken schon als ihre Bank bezeichnete. Würde er sie wieder zum Dinner einladen? Und würde sie die Einladung dieses Mal annehmen?

Sie hatte keine Ahnung. In ihrem Gehirn herrschte das reinste Chaos.

»Hast du gewusst, dass es um die neuntausend Bänke im Central Park gibt?«, plapperte sie drauflos, aber zu reden war für sie die einzige Möglichkeit, die Spannung zu durchbrechen, die auf einmal zwischen ihnen herrschte. »Ich liebe die Gedenkplaketten. Jede Bank erzählt eine eigene Geschichte. Sieh nur …« Sie drehte sich so herum, dass sie die Inschrift lesen konnte. »Der Liebe meines Lebens zum Hochzeitstag. Das ist optimistisch, findest du nicht? So etwas auf eine Bank zu schreiben ist dauerhaft. Die Leute werden es für immer lesen, also muss man wirklich meinen, was man sagt. Hast du dich je gefragt, welche Menschen hinter diesen Inschriften stehen?«

Da sie sich nun schon seit zwei Wochen jeden Morgen trafen, hatten sie vor ein paar Tagen beschlossen, die Förmlichkeiten wegzulassen und sich zu duzen. Molly wunderte sich immer noch, wie leicht ihr dieser Übergang fiel.

»Bisher nicht.« Daniel setzte sich neben sie und reichte ihr einen Becher Earl Grey. »Wenn wir eine Plakette hätten, würde darauf stehen: Mein Hund liebt deinen Hund.«

Sie spürte, wie sein Bein ihres streifte. Es war nur ein ganz leichter Druck, und doch fühlte sie die Härte seines Oberschenkels.

Verstört von dem plötzlichen Anflug von Gefühlen beugte sie sich vor und tätschelte Brutus. »Ich war immer ein wenig vorsichtig, wenn es um Schäferhunde ging, und er ist ein echt großer, männlicher Hund, aber er hat ein so sanftes Wesen. Ich hab ihn gern.«

»Hast du je darüber nachgedacht, dir einen zweiten Hund zu holen?«

»Warum? Willst du Brutus verkaufen?« Das sollte ein Witz sein, aber etwas in seinen Augen ließ sie denken, dass sie gerade gefährliches Terrain betreten hatte. »Das war ein Scherz. Ich sehe doch, wie nah ihr euch steht.«

»Wirklich?«

»Natürlich. Du siehst immer so glücklich aus, wenn du mit ihm zusammen bist. Mir geht es mit Valentine genauso. Egal, wie schlecht der Tag auch ist, es fällt ziemlich schwer, schlecht gelaunt zu sein, wenn man einen Hund hat. Sie heitern einen auf.«

»Das stimmt.« Er wirkte überrascht, als wäre ihm das noch nie aufgefallen.

»Und dann kann man noch diese seltsamen Spiele spielen, von denen noch nie jemand gehört hat, wie ›Lass den Stock in Ruhe‹.«

»Das ist seltsam?«

»Ja, weil die meisten Leute wollen, dass ihre Hunde den Stock apportieren. Das ist das eigentliche Spiel.«

»Ich bringe ihm Selbstkontrolle bei, und das scheint ihm zu gefallen.«

»Er mag es, gelobt zu werden. Was süß ist. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hätte ich nie gedacht, dass du ein Hundemensch bist.«

Er zögerte. »Ich mag Hunde.«

»Offensichtlich, sonst hättest du Brutus nicht.« Es war beinahe schmerzhaft sexy, zu sehen, wie dieser starke, mächtige Mann seinen Hund mit so viel Geduld und sanftem Humor behandelte. »Was machst du mit ihm, während du arbeitest?«

»Meine Schwestern kümmern sich um ihn.« Es entstand eine Pause. »Hör mal, Molly …«

Ein Anflug von Panik raubte ihr kurz den Atem.

»Du hast mir nie viel darüber erzählt, was du tust. Ich weiß nur, dass du Scheidungsanwalt bist.« Sie sprach, bevor er die Chance hatte, sie erneut zum Essen einzuladen. Nicht, weil sie Angst davor hatte, abzulehnen, sondern weil sie fürchtete, dass sie dieses Mal zusagen könnte. Und das würde ihr auf lange Sicht wehtun und das Leben gefährden, das sie sich für sich aufgebaut hatte.

Er schaute sie an. »Wenn ich mir deinen Gesichtsausdruck anschaue, bist du kein großer Fan von Scheidungsanwälten. Was hat meine Zunft dir angetan?«

»Ich hatte noch nie mit einem Scheidungsanwalt zu tun, aber es stimmt, generell finde ich, dass eine Scheidung etwas ganz Schlimmes ist.«

»Da stimme ich dir zu.« Er nippte an seinem Kaffee und ließ sich Zeit. »Weshalb ein guter Anwalt so wichtig ist. Denn wenn es etwas gibt, was noch schlimmer ist als eine Scheidung, dann ist es, in einer schrecklichen Ehe gefangen zu sein. Der schreckliche Teil beginnt meistens schon lange bevor ich ins Spiel komme. Ich versuche, dafür zu sorgen, dass die Situation nicht eskaliert.«

Was auch immer sie über das Thema dachte, sie war sicher, dass er ein sehr, sehr guter Anwalt war. »Findest du es nicht deprimierend, immer nur mit Menschen am Ende ihrer Beziehung zu tun zu haben?«

»Manchmal. Und manchmal ist es sehr befriedigend, jemandem zu helfen, sich aus einer Situation zu befreien, die für ihn oder sie unerträglich ist. Wie auch immer, ich versuche, emotionale Distanz zu wahren.«

Konnte jemand dem Stress und Leid eines anderen Menschen so nahe sein, ohne zumindest einen kleinen Teil davon in sich aufzunehmen?

»Eine Scheidung ist so endgültig. Findest du nicht, es wäre besser, wenn die Leute versuchen würden, ihre Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, bevor alles komplett schiefläuft? Das ist doch, wie ein Loch im Pullover zu ignorieren und sich dann zu wundern, wenn er sich nach und nach auflöst.«

»Was ist, wenn der Pullover von Anfang an nicht richtig gepasst hat?« Er beugte sich vor und stützte die Unterarme auf seine Oberschenkel. »Manchmal können die Leute das, was falschläuft, geraderücken und manchmal nicht. Wenn nicht, dann kann die Trennung freundschaftlich verlaufen, aber manchmal ist auch das nicht möglich und sie müssen sich einen Anwalt nehmen. Das ist meine professionelle Meinung.«

»Du fühlst dich deswegen nicht schlecht?«

»Weil ich gut in meinem Job bin? Nein. Die Wahrheit ist, dass eine Ehe manchmal einfach nur ein großer Fehler ist. Dann muss man den Schaden begrenzen und sich trennen.« Seine Worte trafen mit Leichtigkeit einen empfindlichen Nerv in ihr, den sie normalerweise immer gut unter Verschluss hielt.

Hatte ihre Mutter genau das getan?

Hatte sie ihren Ehemann und ihre einzige Tochter als einen großen Fehler angesehen?

Sie schluckte. »Woher weißt du, dass du nicht etwas kaputt machst, das möglicherweise noch gerettet werden könnte?«

»In dem Moment, in dem die Leute mein Büro betreten, ist das, was sie hatten, bereits zerbrochen. Ich zeige ihnen, wie sie mit dem geringsten Schaden davonkommen.«

»Was, wenn Kinder mit im Spiel sind?«

Ein Ausdruck huschte über seine Gesichtszüge, den sie beinahe verpasst hätte, wenn sie ihn nicht angestarrt hätte.

»Du bist einer der Menschen, die denken, Eltern sollten zusammenbleiben, egal, was passiert? Hältst du das für eine gute Idee?« Für jemanden, der weniger besessen davon war, Menschen zu beobachten, als sie, wirkte er entspannt. Aber ihr fielen die kleinen Anzeichen der Anspannung auf. Und diese Anspannung verriet ihr, dass seine Haltung von etwas eingefärbt war, das mehr war als rein professionelles Interesse.

»Ich bin einer dieser Menschen, die denken, wenn zwei Menschen sich genug lieben, um zu heiraten, dann sollten sie zumindest versuchen, etwas von diesen Gefühlen, die sie zu Anfang hatten, wiederzuentdecken. Ich finde, manchmal geben die Menschen zu früh auf.«

»Ist das eine professionelle oder eine private Beobachtung?«

»Professionell.« Sie hielt inne. »Und vielleicht auch ein wenig privat.«

»Ein wenig? Haben deine Eltern sich scheiden lassen?«

»Meine Mutter hat uns verlassen, als ich acht war. Ich habe das hinter mir gelassen, aber ich schätze, ich bin immer noch ein wenig empfindlich, was dieses Thema angeht.« Sie hatte keine Ahnung, warum sie ihm etwas so Privates erzählte. Darüber sprach sie normalerweise nie und schon gar nicht mit jemandem, den sie kaum kannte. Es war ihr peinlich, als hätte sie sich vor ihm ausgezogen, aber er wirkte überhaupt nicht unbehaglich oder befremdet.

Stattdessen reagierte er, als würden sie regelmäßig Vertraulichkeiten miteinander austauschen. »Wie ist deine Beziehung zu ihr inzwischen? Ist es komisch, wenn du sie triffst?«

»Ich habe keine Beziehung zu ihr, also ist es auch nicht komisch.«

»Ihr habt keinerlei Kontakt?«

»Sie war der Meinung, eine klare Trennung wäre für alle das Beste.«

»Und war es das?«

Molly senkte die Hand mit dem Becher. Sie hatte Daniel schon so viel erzählt, also sah sie keinen Sinn darin, jetzt aufzuhören. »Damals nicht. Es war schwer. Es ist nicht leicht, damit umzugehen, dass deine eigene Mutter dich nicht in ihrem Leben haben will. Aber als ich älter wurde, habe ich erkannt, dass es vermutlich so tatsächlich einfacher war.«

»Weil sie, wenn sie immer wieder in deinem Leben aufgetaucht und wieder verschwunden wäre, die Wunde ständig neu aufgerissen hätte?«

»So in der Art.« Sie spürte die Wärme des Bechers in ihrer Hand. »Aber vor allem, weil ich glaube, dass mein Dad damit nicht hätte umgehen können.«

»Es hat ihn schwer getroffen?«

»Sehr schwer.« Sie führte das nicht näher aus. Und sie erzählte ihm auch nicht, dass es Tage gegeben hatte, an denen sie Angst hatte, zur Schule zu gehen und ihren Vater allein zu lassen. Und andere Tage, an denen sie sich davor gefürchtet hatte, nach Hause zu gehen, weil sie nicht wusste, was sie dort finden würde. »Wir hatten ein hartes Jahr, und dann bin ich eines Tages nach Hause gekommen und habe etwas Verbranntes gerochen und wusste, jetzt wird alles wieder gut.«

»Das Haus abzubrennen war ein gutes Zeichen?«

Sie lachte. »Nein. Aber die Tatsache, dass er kochte, war ein gutes Zeichen. Danach wurde es langsam besser, auch wenn es eine Weile gedauert hat, bevor mein Dad den Mut fand, wieder auszugehen. Das war das Schwerste. Er hat seinen Selbstwert verloren. Für meine Mutter war er nicht genug gewesen, und daraus leitete er ab, dass er für niemanden je genug sein würde.«

Daniel beobachtete zwei Eichhörnchen, die einander über den Rasen jagten. »Das erklärt, warum du Beziehungen gegenüber misstrauisch bist.«

»Das ist ein Teil davon, aber nicht alles. Der echte Grund ist einfacher. Ich bin darin nicht gut.« Sie dachte daran, wie ihre Beziehungen immer geendet hatten. Nicht sauber, sondern schmutzig. Mit Schmerz und Leid. »Was ist mit dir? Du verbringst deine Tage damit, Beziehungen zu sehen, die total verkorkst sind. Das muss es schwer machen, zu glauben, dass es jemals funktionieren könnte.«

»Es macht mich definitiv vorsichtig.«

Sie pustete auf ihren Tee und fragte sich, warum mit ihm zu reden so vertraut und natürlich war. »Warum hast du dich entschieden, Scheidungsanwalt zu werden? Warum nicht Straf- oder Körperschaftsrecht?«

Er beugte sich vor und schloss die Finger um einen Stock. »Ich bin Scheidungsanwalt geworden, weil ich mit Eltern aufgewachsen bin, die nicht hätten zusammenbleiben sollen. Ich hätte viel dafür gegeben, jemanden zu haben, der ihnen hilft, ihre Ehe aufzulösen. Stattdessen habe ich aus erster Hand erfahren, wie es ist, mit Eltern zu leben, die einander nicht mögen.« Er warf den Stock in einem anmutigen Bogen und ließ Brutus warten, bis er ihm schließlich das Kommando gab, ihn zu holen.

Seine Offenheit überraschte sie. Sie hätte erwartet, dass er emotional zurückhaltender wäre.

»Das erklärt, warum du es nicht immer für eine gute Idee hältst, wenn ein Paar nur wegen der Kinder zusammenbleibt.«

»Es kommt immer ganz auf den Fall an.« Er beobachtete Brutus, der den Stock zurückbrachte. »Vielleicht wäre es für einige Menschen das Richtige.«

»Haben sie sich schließlich doch scheiden lassen?«

»Ja. Aber erst, nachdem meine Schwestern ausgezogen waren.« Er wandte sich wieder ihr zu. Gefangen von seinem intensiven Blick fiel es ihr schwer, einen professionellen Gedanken zu fassen.

»Warum sind sie so lange zusammengeblieben?«

»Weil meine Mutter Angst hatte, ihn zu verlassen. Und weil mein Vater ihr gesagt hat, wenn sie ginge, würde sie ihre Kinder verlieren.« Er trank seinen Kaffee aus und versenkte den Becher mit einem gezielten Wurf im Mülleimer.

Molly war geschockt. »War er gewalttätig?«

»Körperlich nicht, aber verbal. Das kann jedoch genauso schlimm sein. Er hat sie runtergemacht und ihr das Selbstvertrauen geraubt, bis sie überzeugt war, ohne ihn nicht überleben zu können. Du willst wissen, warum ich Scheidungsanwalt geworden bin? Deswegen. Sie hat mir eines Tages gesagt, wenn sie ginge, würde er sich einen schicken Anwalt nehmen, der sicherstellen würde, dass sie uns nie mehr wiedersieht. Sie würde uns und ihr Zuhause verlieren. Das Risiko wollte sie nicht eingehen. Ich habe ihr gesagt, wenn ich groß bin, würde ich ein noch schickerer Anwalt als alle anderen werden, die er hätte engagieren können. Ich habe ihr gesagt, ich würde dafür sorgen, dass sie uns und ihr Zuhause behalten könne.« Er beugte sich vor, um einen Zweig abzuzupfen, der sich in Brutus’ Fell verhakt hatte. »Und das sind viel zu viele Informationen für jemanden, den ich gerade erst im Park kennengelernt habe.«

»Das Gleiche habe ich über das gedacht, was ich dir erzählt habe.« Molly beobachtete fasziniert, wie seine Finger sanft und geduldig über den Hals des Hundes strichen, bis er den Zweig entfernt hatte.

Er kraulte Brutus hinter den Ohren und lehnte sich dann zurück. »Ist deine Mutter der Grund dafür, dass du nicht mit Männern ausgehst?«

Sie konnte nur an seine Finger denken, die den Hund gestreichelt hatten. Ob er wohl in allem so sanft war? »Ich … ausgehen? Oh, nein, nicht wirklich. Ich hab Spaß daran, Single zu sein.«

Er beugte sich zu ihr. »Geh mit mir essen, und ich beweise dir, dass es Dinge gibt, die noch mehr Spaß machen, als Single zu sein.«

Desorientiert von seiner Stimme brauchte sie einen Moment, um ihre Antwort zu formulieren. »Dazu wird es nicht kommen.«

Autor

Sarah Morgan
<p>Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.</p>
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Sarah Morgan
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