Einmal hin und für immer

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Puffin Island vor der Küste Maines ist der perfekte Ort, um abzutauchen - und der denkbar schlechteste, wenn man sich wie Emily panisch vor dem Ozean fürchtet. Überall blaues Meer! Doch um ihre kleine Nichte vor dem Hollywood-Wahnsinn zu schützen, stellt sie sich ihrer größten Angst. Bald verfällt sie selbst dem Charme der Insel - sowie ihrer charismatischen Bewohner. Insbesondere dem Yachtclub-Besitzer Ryan Cooper. Ob er alle Frauen so verführerisch küsst, die einen Sommer hier verbringen? Eines weiß Emily bestimmt: Dieser Mann ist mit allen Wassern gewaschen …

"Mit ihrer neuen Serie beweist Sarah Morgan ihr großes Talent." Romantic Times Book Reviews


  • Erscheinungstag 10.05.2016
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783956495434
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sarah Morgan

Einmal hin und für immer

Roman

Aus dem Amerikanischen von Judith Heisig

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2016 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

First Time in Forever

Copyright © 2015 by Sarah Morgan

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold & partner GmbH, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Titelabbildung: HarperCollins Publishers, UK; Newdivision

ISBN eBook 978-3-95649-543-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

VORWORT

Liebe Leserin,

Freundschaften sind mir schon immer wichtig gewesen. Gute Freundinnen machen die guten Zeiten besser und die schlechten weniger schlimm. Deshalb entschied ich, in meiner neuen Romance-Serie über drei Freundinnen zu schreiben.

Emily, Brittany und Skylar sind seit über zehn Jahren beste Freundinnen und haben sich geschworen, einander beizustehen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten sollten. Ihr Zufluchtsort in schlimmen Zeiten? Castaway Cottage auf dem schönen Puffin Island in Maine.

Ich habe die Puffins genannten Papageitaucher zum ersten Mal vor vielen Jahren im Norden Englands gesehen. Sie sind ganz erstaunliche und wunderschöne Seevögel. Besonders fasziniert hat mich, dass sie zum Brüten auf die Insel zurückkehren, auf der sie großgezogen wurden. Auch wenn sie nicht zu den bedrohten Arten zählen, sind sie in Maine selten geworden. Daher gibt es Projekte, um sie auf einigen Inseln wieder anzusiedeln.

Das Thema der Heimkehr habe ich als roten Faden in den Geschichten eingesetzt. In diesem Fall ist Castaway Cottage das Zuhause, ein am Strand gelegenes Häuschen, das Brittany von ihrer Großmutter geerbt hat.

Als sich Emilys Lebensumstände plötzlich dramatisch ändern und sie Vormund ihrer Nichte wird, sucht sie Zuflucht auf Puffin Island. Doch das Leben am Meer hat seine speziellen Herausforderungen für Emily, deren Leben von einem Ereignis in ihrer Vergangenheit überschattet wird. Sie hat Geheimnisse, doch in der eingeschworenen Gemeinschaft der Insel ist es schwer, ein Geheimnis zu bewahren. Erst recht, als der attraktive Jachtclub-Besitzer Ryan Cooper es zu seiner persönlichen Mission macht, alle Schutzmauern niederzureißen, die sie um sich errichtet hat. Bald beschützt sie nicht nur ihre Nichte, sondern auch ihr Herz.

In diesen Geschichten geht es um Liebe, Freundschaft und Gemeinschaft. Ich hoffe, Sie verlieben sich in die Figuren und in die windgepeitschte Schönheit von Puffin Island. Auf meiner Homepage sarahmorgan.com finden Sie einige meiner Fotos von Maine und den Papageitauchern. Bestellen Sie meinen Newsletter, um über Neuerscheinungen informiert zu werden. Wenn Ihnen Einmal hin und für immer gefällt, dann verpassen Sie nicht Brittanys Geschichte in Für immer und ein Leben lang.

Danke fürs Lesen.

In Liebe

Sarah

1. KAPITEL

Es war der perfekte Ort für jemanden, der nicht gefunden werden wollte. Ein Traumziel für Menschen, die das Meer liebten.

Emily Donovan hasste das Meer.

Sie parkte den Wagen auf dem Gipfel des Hügels und schaltete die Scheinwerfer aus. Dunkelheit umfing sie, legte sich auf sie wie eine schwere Decke. Sie war an die Großstadt gewöhnt mit ihrer glitzernden Skyline und den blendenden Lichtern, die die Nacht zum Tag machten. Hier, auf dieser zerklüfteten Insel vor der Küste von Maine, gab es nur den Mond und die Sterne. Keine Menschenmengen, kein Hupen, keine Wolkenkratzer. Nichts als wellengepeitschte Klippen, das Geschrei der Möwen und den Geruch des Meeres.

Wenn nicht das Kind gewesen wäre, das hinten auf dem Rücksitz angeschnallt saß, hätte sie für die kurze Fährüberfahrt Beruhigungstabletten genommen.

Die Augen des kleinen Mädchens waren noch geschlossen, ihr Kopf zur Seite geneigt, mit den Armen umklammerte sie einen abgewetzten Teddybär. Emily griff nach ihrem Handy und öffnete sacht die Autotür.

Bitte wach nicht auf.

Sie entfernte sich ein paar Schritte vom Wagen und wählte, aber es meldete sich nur die Mailbox.

„Brittany? Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit in Griechenland. Ich wollte nur sagen, dass ich angekommen bin. Danke noch mal, dass ich das Cottage benutzen darf. Ich bin wirklich … Ich bin –“ Dankbar. Das war das Wort, das sie suchte. Dankbar. Sie atmete tief ein und schloss die Augen. „Ich drehe durch. Was zum Teufel mache ich hier? Hier ist überall Wasser, und ich hasse Wasser. Das ist … Na ja, es ist schwierig.“ Sie sah zu dem schlafenden Kind und sprach leiser. „Sie wollte auf der Fähre aus dem Wagen klettern, aber ich ließ sie angeschnallt, weil ich das auf keinen Fall geschafft hätte. Übrigens hält mich dieser gruselige Hafenmeister mit den dichten Augenbrauen jetzt vermutlich für eine Verrückte. Wenn du das nächste Mal zu Hause bist, solltest du also lieber so tun, als ob du mich nicht kennst. Ich bleibe bis morgen, weil ich keine Wahl habe, aber dann nehme ich die erste Fähre fort von hier. Ich gehe irgendwo anders hin. Irgendwohin, wo ich Land um mich habe … wie in … Wyoming oder Nebraska.“

Als sie auflegte, strich eine Brise durch ihr Haar, und sie roch die salzige Meeresluft.

Sie wählte erneut, dieses Mal eine andere Nummer, und war erleichtert, als der Anruf angenommen wurde und sie Skylars Stimme hörte.

„Skylar Tempest.“

„Sky? Ich bin’s.“

„Em? Was ist passiert? Das ist nicht deine Nummer.“

„Ich habe sie gewechselt.“

„Hast du Angst, dass jemand den Anruf zurückverfolgen könnte? Heiliger Mist, ist das aufregend.“

„Das ist nicht aufregend. Es ist ein Albtraum.“

„Wie fühlst du dich?“

„Als ob ich mich übergeben müsste, obwohl ich weiß, dass ich es nicht kann, weil ich seit zwei Tagen nichts gegessen habe. Alles, was sich in meinem Magen befindet, ist ein Klumpen nervöser Anspannung.“

„Hat die Presse dich aufgespürt?“

„Ich glaube nicht. Ich habe alles bar bezahlt und bin von New York aus losgefahren.“ Sie blickte auf die Straße hinter sich, doch sie lag im Dunkeln. „Wie können Menschen so leben? Ich fühle mich wie eine Kriminelle, dabei habe mich noch niemals vor jemandem versteckt.“

„Hast du den Wagen gewechselt, um sie zu verwirren? Hast du dein Haar rot gefärbt und eine Brille gekauft?“

„Nein. Hast du getrunken?“

„Ich kenne das aus Filmen. Du kannst niemandem trauen. Du brauchst eine Tarnung. Etwas, um dich deiner Umgebung anzupassen.“

„Ich werde mich niemals in diese Küstengegend hier einfügen. Ich bin diejenige, die mitten auf der Hauptstraße eine Schwimmweste tragen wird.“

„Es wird dir dort gut gehen.“ Skylars aufmunternder Ton deutete darauf hin, dass sie ganz und gar nicht von dem überzeugt war, was sie sagte.

„Ich werde morgen gleich wieder abfahren.“

„Das darfst du nicht! Wir waren uns einig, dass das Cottage der sicherste Ort ist, um sich zu verstecken. Niemand wird dich auf einer Insel bemerken, die voller Touristen ist. Sie ist ein Traumziel für Urlauber.“

„Sie ist kein Traumziel, wenn man allein beim Anblick von Wasser schon hyperventiliert.“

„Das wirst du nicht. Du wirst die Seeluft einatmen und dich entspannen.“

„Es ist überhaupt nicht nötig, hier zu sein. Diese ganze Sache ist eine Überreaktion. Niemand sucht nach mir.“

„Du bist die Halbschwester eines der größten Filmstars in Hollywood und der Vormund ihrer Tochter. Wenn sich diese Tatsache herumspricht, wird die gesamte Pressemeute Jagd auf dich machen. Du musst dich irgendwo verstecken, und Puffin Island ist perfekt.“

Ein Anflug kalter Panik ließ Emily erschauern. „Wie sollten sie von mir erfahren? Lana hat ihr ganzes Leben so getan, als ob es mich nicht gibt.“ Und das hatte ihr wunderbar gepasst. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie das Rampenlicht, das Lana zuteilwurde, auf sich ziehen wollen. Emily war extrem zurückhaltend. Lana dagegen hatte seit dem Tag ihrer Geburt um Aufmerksamkeit gebuhlt.

Ihr kam der Gedanke, dass ihre Halbschwester sich vermutlich freute, auch über einen Monat nach dem Flugzeugabsturz, bei dem sie und ihr vermutlicher Liebhaber ums Leben gekommen waren, noch immer für Schlagzeilen zu sorgen.

„Journalisten können alles herausfinden. Das Ganze ist wie eine Geschichte aus einem Film.“

„Nein, ist es nicht! Es ist mein Leben. Ich will nicht, dass es in Stücke zerrissen und der Welt zum Gaffen präsentiert wird, und ich will …“ Emily brach ab und sprach die Worte dann zum ersten Mal laut aus. „Ich will nicht für ein Kind verantwortlich sein.“ Erinnerungen an die Vergangenheit drangen aus den dunklen Winkeln ihres Gehirns hervor wie Rauch unter einer geschlossenen Tür. „Ich kann es nicht.“

Es war dem Mädchen gegenüber nicht fair.

Und es war ihr gegenüber nicht fair.

Warum hatte Lana ihr das angetan? War es Bosheit? Gedankenlosigkeit? Irgendein verdrehter Wunsch nach Rache für eine Kindheit, in der sie nichts geteilt hatten außer dem Wohnraum?

„Ich weiß, dass du das glaubst, und ich verstehe deine Reaktion, aber du kannst das. Du musst. Im Moment bist du alles, was sie hat.“

„Ich sollte nicht alles sein, was jemand hat. Das ist gemein. Ich sollte keine fünf Minuten auf ein Kind aufpassen, geschweige denn einen ganzen Sommer.“

Auch wenn in ihrem alten Leben Menschen sie um Rat gefragt, ihr Fachwissen anerkannt und ihr Urteilsvermögen geschätzt hatten – in dieser Sache war sie nicht kompetent. Sie hatte keinerlei Qualifikationen für diese Stelle. In ihrer Kindheit war es ums Überleben gegangen. Sie hatte lernen müssen, für sich selbst zu sorgen und sich zu beschützen, während sie mit einer Mutter zusammenlebte, die meistens abwesend war – manchmal körperlich, emotional jedoch immer. Nachdem sie ausgezogen war, hatte sie studiert und lange, anstrengende Stunden gearbeitet, um Männer zum Schweigen zu bringen, die ihr unbedingt beweisen wollten, dass sie weniger wert war als sie.

Und nun war sie hier, hineingeworfen in ein Leben, in dem nichts davon zählte, was sie gelernt hatte. Ein Leben, das ihr eine Fähigkeit abverlangte, die ihr sicher nicht gegeben war. Sie hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte, und kein Interesse daran gehabt, es herauszufinden. Es war ungerecht, sich jetzt ausgerechnet in einer Situation wiederfinden zu müssen, die sie ihr Leben lang mit aller Kraft vermieden hatte.

Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, und sie hörte Skylars Stimme durch einen Nebel von Angst.

„Wenn die Kleine dich von dem Gedanken abbringen kann, dann wird es das Beste sein, was dir je passiert ist. Du trägst keine Schuld an dem, was geschah, als du ein Kind warst, Em.“

„Ich will nicht darüber sprechen.“

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass dir keiner Schuld daran geben kann. Und du musst nicht darüber sprechen, denn was du empfindest, zeigt sich daran, wie du dein Leben führst.“

Emily blickte zurück zu dem im Wagen schlafenden Kind. „Ich kann mich nicht um sie kümmern. Ich kann nicht das sein, was sie braucht.“

„Du meinst, du willst es nicht sein.“

„In meinem Leben dreht sich alles um Erwachsene. Ich arbeite sechzehn Stunden am Tag und habe Geschäftsessen.“

„Dein Leben ist Mist. Ich sage dir das schon lange.“

„Ich mochte mein Leben! Ich will es zurück.“

„Du meinst das Leben, in dem du gearbeitet hast wie eine Maschine und mit einem Mann zusammen warst, der über das Gefühlsspektrum eines Steins verfügte?“

„Ich mochte meinen Job. Ich wusste, was ich tat. Ich war kompetent. Und Neil und mich hat vielleicht nie die große Leidenschaft verbunden, aber wir hatten viele gemeinsame Interessen.“

„Sag mir eine.“

„Ich … Wir sind gerne essen gegangen.“

„Das ist kein Interesse. Das ist nur ein Zeichen, dass ihr zu faul zum Kochen wart.“

„Wir haben beide gern gelesen.“

„Wow, da muss das Schlafzimmer ja ein aufregender Ort gewesen sein.“

Emily bemühte sich, etwas anderes vorzubringen, aber ihr fiel nichts ein. „Warum sprechen wir über Neil? Das ist vorbei. Mein ganzes Leben dreht sich um ein sechsjähriges Mädchen. Da sind ein paar Feenflügel in ihrer Tasche. Ich weiß nichts über Feenflügel.“

Ihre Kindheit war eine öde Wüste gewesen, eine Zeit des Aushaltens statt der Entfaltung und ohne Raum für etwas so Zerbrechliches wie hauchzarte Feenflügel.

„Ich erinnere mich gut daran, wie ich mit sechs war. Ich wollte Ballerina werden.“

Emily sah stur geradeaus und erinnerte sich, wie sie sich mit sechs gefühlt hatte. Zerbrochen. Auch nachdem sie sich nach und nach wieder zusammengesetzt hatte, wusste sie, dass sie nie mehr dieselbe sein würde.

„Ich bin so wütend auf Lana. Ich bin wütend, dass sie gestorben ist und mich in diese Situation gebracht hat. Wie bescheuert ist das?“

„Es ist nicht bescheuert. Es ist menschlich. Was erwartest du, Em? Du hast Lana seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesprochen –“ Skylar brach ab, und Emily hörte Stimmen im Hintergrund.

„Hast du Besuch? Passt es dir gerade nicht?“

„Richard und ich gehen ins Plaza zu einer Benefizveranstaltung, aber er kann warten.“

So wie sie Richards rücksichtslose politische Ambitionen und sein ungeduldiges Wesen kannte, bezweifelte Emily, dass er warten würde. Sie konnte Skylar vor sich sehen, ihr blondes Haar zu einem eleganten Knoten zusammengesteckt und ihren schmalen Körper in einem atemberaubenden Designerkleid. Trotzdem hatte Emily den Verdacht, dass sein Interesse an Sky eher auf die einflussreichen Beziehungen ihrer Familie zurückging als auf ihren sonnigen Optimismus oder ihre Schönheit. „Ich hätte dich nicht anrufen sollen. Ich hatte es bei Brittany versucht, aber sie ging nicht ran. Sie ist noch immer bei dieser Ausgrabung auf Kreta. Ich schätze, dort drüben ist es mitten in der Nacht.“

„Sie scheint sich gut zu amüsieren. Hast du ihr neuestes Update auf Facebook gesehen? Sie hat alle Hände voll zu tun mit Grabungen im Dreck – und mit heißen Griechen. Sie arbeitet mit dieser netten Keramik-Expertin Lily, die mich auf die Ideen für meine letzte Kollektion gebracht hat. Und wenn du mich nicht angerufen hättest, hätte ich dich angerufen. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Erst hat Neil dir den Laufpass gegeben, dann musstest du deinen Job aufgeben und jetzt noch das! Man sagt ja, dass der Ärger immer dreifach daherkommt.“

Emily musterte das Kind, das noch immer im Wagen schlief. „Ich wünschte, die dritte Sache wäre ein kaputter Toaster gewesen.“

„Du durchlebst gerade eine schlechte Phase, aber du musst dich daran erinnern, dass nichts ohne Grund geschieht. Zunächst mal hält die Geschichte dich davon ab, dich im Bett zu wälzen und Frühstücksflocken aus der Packung zu essen. Du hast ein Ziel gebraucht, und jetzt hast du eines.“

„Ich wollte bestimmt keine hilflose Sechsjährige, die sich in Pink anzieht und Feenflügel trägt.“

„Warte eine Minute …“ Es folgte eine Pause und dann das Geräusch einer sich schließenden Tür. „Richard redet mit seinem Kampagnenleiter, und ich möchte nicht, dass sie zuhören. Ich verstecke mich im Badezimmer. Was ich nicht alles im Namen der Freundschaft tue. Bist du noch da, Em?“

„Wo soll ich schon hingehen? Ich bin von Wasser umgeben.“ Sie schauderte. „Ich sitze in der Falle.“

„Liebes, die Leute zahlen viel Geld, um auf Puffin Island in der Falle zu sitzen.“

„Ich zähle nicht dazu. Was, wenn ich nicht für ihre Sicherheit sorgen kann, Sky?“

Für einen kurzen Moment herrschte Stille. „Sprechen wir über Sicherheit vor der Presse oder Sicherheit vor anderen Dingen?“

Ihr Mund war trocken. „Das alles. Ich will keine Verantwortung. Ich will keine Kinder.“

„Weil du Angst hast, etwas von dir preiszugeben.“

Es hatte keinen Zweck, gegen die Wahrheit anzugehen.

„Das ist der Grund, warum Neil die Beziehung beendet hat. Er sagte, er hätte es satt, mit einem Roboter zu leben.“

„Scheinbar hat er eine Antenne dafür gehabt. Der Mistkerl. Bist du sehr niedergeschlagen deswegen?“

„Nein. Ich bin nicht so emotional wie du und Brittany. Ich habe keine so tiefen Gefühle.“ Aber sie sollte zumindest etwas fühlen, oder? Tatsächlich fühlte sie sich dem Mann nach zwei Jahren des Zusammenlebens nicht näher als an dem Tag, an dem sie eingezogen war. Die Liebe zerstörte die Menschen, und sie wollte nicht zerstört werden. Und jetzt hatte sie ein Kind. „Was glaubst du, warum Lana das gemacht hat?“

„Warum sie dich zum Vormund bestimmt hat? Keine Ahnung. Aber so wie ich Lana kenne, lag es daran, dass es niemand anderen gab. Sie hat halb Hollywood verärgert und mit der anderen Hälfte geschlafen, insofern hat sie wohl keine Freunde gehabt, die ihr helfen würden. Nur dich.“

„Aber sie und ich –“

„Ich weiß. Also, wenn du meine aufrichtige Meinung hören willst, lag es vermutlich daran, dass sie wusste, dass du dein Leben auf Eis legen und das Beste für ihr Kind tun würdest, trotz der Art, wie sie dich behandelt hat. Egal, was du von dir glaubst, du hast ein großes Verantwortungsbewusstsein. Sie hat sich die Tatsache zunutze gemacht, dass du ein guter, anständiger Mensch bist. Em, es tut mir so leid, aber ich muss gehen. Der Wagen wartet draußen, und Richard läuft schon auf und ab. Geduld gehört nicht gerade zu seinen Stärken, und er muss auf seinen Blutdruck achten.“

„Sicher.“ Insgeheim dachte Emily, wenn er seine Ungeduld zügeln könnte, würde sein Blutdruck dem vielleicht folgen, doch sie sagte nichts. Sie war nicht in der Position, irgendjemandem Beziehungsratschläge zu geben. „Danke fürs Zuhören. Viel Spaß heute Abend.“

„Ich rufe dich später an. Nein, warte – ich habe eine bessere Idee. Richard hat dieses Wochenende zu tun, und ich wollte in mein Studio flüchten, aber warum komme ich nicht einfach zu dir?“

„Hierher? Nach Puffin Island?“

„Warum nicht? Wir könnten eine richtige Mädchenparty veranstalten. Im Pyjama rumhängen und Filme gucken. Wie damals, als Kathleen noch lebte. Wir können über alles reden und einen Plan entwerfen. Ich bringe alle pinkfarbenen Sachen mit, die ich finden kann. Halt durch bis zum Wochenende. Nimm einen Tag nach dem anderen.“

„Ich bin nicht in der Lage, fünf Minuten lang auf ein Kind aufzupassen, geschweige denn fünf Tage.“ Doch der Gedanke an die Rückkehr auf die Fähre am nächsten Morgen verursachte ihr fast genauso viel Übelkeit wie der Gedanke, für einen anderen Menschen zu sorgen.

„Hör mir zu.“ Skylar senkte die Stimme. „Ich spreche nicht gerne schlecht von Toten, aber du kannst sehr vieles besser, als Lana es konnte. Sie hat das Kind allein in einem Haus zurückgelassen, das so groß wie Frankreich war, und hat sie kaum je gesehen. Sei einfach da. Denselben Menschen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu sehen, wird völlig neu für sie sein. Wie geht es ihr überhaupt? Versteht sie, was geschehen ist? Ist sie traumatisiert?“

Emily dachte an das Mädchen, das so still und ernst war. Ein Trauma, das wusste sie, hatte unterschiedliche Gesichter. „Sie ist sehr ruhig. Hat Angst vor jedem, der eine Kamera hat.“

„Vermutlich völlig überfordert von den Paparazzi-Horden vor dem Haus.“

„Die Psychologin sagte, am wichtigsten sei es jetzt, ihr zu zeigen, dass sie in Sicherheit ist.“

„Du musst ihr die Haare schneiden und ihren Namen ändern, oder so was. Ein sechsjähriges Mädchen mit langem blonden Haar und dem Namen Juliet ist zu verräterisch. Da könntest du ihr genauso gut ein Schild mit der Aufschrift ‚Made in Hollywood‘ um den Hals hängen.“

„Meinst du wirklich?“ Panik krallte sich mit scharfen Klauen in ihr fest. „Ich dachte, es würde reichen, hierher ans Ende der Welt zu kommen. Der Name ist nicht so ungewöhnlich.“

„Der allein vielleicht nicht, aber in Verbindung mit einem sechsjährigen Mädchen, über das alle sprechen? Glaub mir, du musst ihn ändern. Puffin Island mag geografisch gesehen abgelegen sein, aber es gibt auch dort Internet. Jetzt los, versteck dich, und wir sehen uns am Freitagabend. Hast du noch deinen Schlüssel zum Cottage?“

„Ja.“ Den ganzen Weg von New York bis hierher hatte sie sein Gewicht in ihrer Tasche gespürt. Brittany hatte ihnen beiden am letzten Collegetag je einen Schlüssel geschenkt. „Und danke.“

„Hey.“ Skys Stimme wurde weicher. „Wir haben uns etwas versprochen, erinnerst du dich? Wir sind immer füreinander da. Bis später!“

Kurz bevor sie auflegte, hörte Emily eine aggressive Männerstimme im Hintergrund und fragte sich erneut, was die freigeistige Skylar in Richard Everson sehen mochte. Als sie sich wieder in den Wagen setzte, rührte sich das Kind. „Sind wir da?“

Emily drehte sich zu dem Mädchen um. Sie hatte Lanas Augen, jenes wunderschöne frische Grün, das das Filmpublikum weltweit in den Bann geschlagen hatte. „Fast da.“ Sie umfasste das Steuer fester und spürte, wie die Vergangenheit über sie hereinbrach wie eine zerstörerische Welle, die ein winziges Boot zu verschlingen droht.

Sie war nicht die Richtige für das hier. Die Richtige würde das Mädchen beruhigen und einen endlosen Vorrat an altersgemäßem Spielzeug, gesunden Drinks und nahrhaftem Essen bereithalten. Emily wollte am liebsten die Wagentür öffnen und sich in die dichte Dunkelheit stürzen, doch sie spürte den Blick, der auf sie gerichtet war.

Verletzt. Verloren. Vertrauensvoll.

Sie wusste, dass sie dieses Vertrauen nicht verdient hatte.

Und Lana hatte das ebenfalls gewusst. Warum also hatte sie das getan?

„Warst du schon immer meine Tante?“ Die schläfrige Stimme riss sie zurück in die Gegenwart, und sie erinnerte sich, dass dies ihre Zukunft war. Es spielte keine Rolle, dass sie darauf nicht vorbereitet war und keine Ahnung hatte – sie musste es tun. Es gab niemand anderen.

„Immer.“

„Warum wusste ich nichts davon?“

„Ich – Deine Mom hat vermutlich vergessen, es zu erwähnen. Und wir wohnten am jeweils anderen Ende des Landes. Ihr in Los Angeles und ich in New York.“ Irgendwie brachte sie die Worte hervor, auch wenn sie wusste, dass der Ton nicht richtig war. Erwachsene hatten andere Stimmen, wenn sie mit Kindern sprachen, oder? Weiche, beruhigende Stimmen. Emily hatte keine Ahnung, wie man beruhigend klang. Sie kannte Zahlen. Formen. Muster. Anders als Gefühle waren Zahlen kontrollierbar und logisch. „Wir können das Cottage bald sehen. Nur noch eine Kurve auf der Straße.“

Es gab immer noch eine weitere Kurve. Immer wenn man glaubte, das Leben hätte eine sichere Gerade erreicht und man könnte auf Autopilot schalten, bekam man die Quittung für seine Selbstzufriedenheit: Eine Haarnadelkurve brachte einen gefährlich ins Schleudern, sodass man in eine dunkle Leere steuerte.

Das kleine Mädchen setzte sich aufrechter hin und reckte den Hals, um in die Dunkelheit zu sehen. „Ich sehe kein Meer. Du sagtest, wir würden in einem Cottage am Strand wohnen. Du hast es versprochen.“ Die schläfrige Stimme bebte, und Emily spürte, wie sie Kopfschmerzen bekam.

Bitte weine nicht.

Seit zwanzig Jahren hatte es in ihrem Leben keine Tränen gegeben. Sie hatte dafür gesorgt, dass ihr nichts so sehr am Herzen lag, dass sie deswegen weinte. „Du kannst es nicht sehen, aber es ist da. Das Meer ist überall.“ Mit zitternden Händen fummelte sie an den Knöpfen herum, bis das Seitenfenster mit einem leisen Brummen herabglitt. „Schließ die Augen und hör zu. Sag mir, was du hörst.“

Das Kind verzog das Gesicht und hielt den Atem an, als die kühle Nachtluft in den Wagen drang. „Ich höre ein Krachen.“

„Das Krachen ist das Geräusch der Wellen, die sich an den Felsen brechen.“ Sie unterdrückte den Drang, sich die Ohren zuzuhalten. „Das Meer schlägt seit Jahrhunderten an diese Felsen.“

„Hat der Strand viel Sand?“

„Ich erinnere mich nicht. Es ist ein Strand.“ Und sie konnte sich nicht vorstellen, dort hinzugehen. Seit jenem Tag, der ihr Leben verändert hatte, war sie nie wieder an einem Strand gewesen.

Sie war damals nur der tiefen Freundschaft wegen hergekommen und die ganze Zeit über im Haus geblieben, wo sie es sich mit ihren Freundinnen auf Brittanys bunter Tagesdecke gemütlich gemacht und dem Meer den Rücken gekehrt hatte.

Brittanys Großmutter Kathleen hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Wenn ihre Freundinnen den sandigen Weg zum Strand zum Schwimmen hinunterrannten, hatte sie Emily eingeladen, ihr in der sonnigen Küche zu helfen, von der aus man in den farbenprächtigen Garten blicken konnte. Hier, wo das sanfte Pfeifen des Wasserkessels das Geräusch der Wellen übertönte, hatte sie so tun können, als ob das Meer nicht fast vor der Veranda lag.

Sie hatten Pancakes gebraten in der alten Pfanne, die einst Kathleens Mutter gehört hatte. Wenn ihre Freundinnen lachend und voller Sand zurückkehrten, stand auf dem Tisch ein Teller, auf dem sich die Pfannkuchen stapelten – Berge luftiger Köstlichkeit, die eine goldene Wärme verströmten. Sie aßen sie getränkt mit Ahornsirup und mit frischen Blaubeeren garniert, die von den Büschen in Kathleens hübschen Küstengarten gepflückt wurden. Emily erinnerte sich noch immer an den aromatischen, süßen Geschmack, wenn sie in ihrem Mund platzten.

„Muss ich mich drinnen verstecken?“ Die Stimme des kleinen Mädchens riss sie aus ihren Erinnerungen.

„Ich – Nein. Ich denke nicht.“ Die Fragen hörten nie auf und befeuerten ihr eigenes Gefühl von Unzulänglichkeit, bis sie vor lauter Zweifeln ihr Selbstvertrauen nicht mehr finden konnte.

Sie wollte fortlaufen, konnte es jedoch nicht.

Es gab niemand anderen.

Sie wühlte in ihrer Tasche nach einer Flasche Wasser, doch es machte keinen Unterschied. Ihr Mund war noch immer trocken. Er war trocken seit dem Augenblick, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch geklingelt und sie die Nachricht erhalten hatte, die ihr Leben verändern sollte. „Wir müssen über die Schule nachdenken.“

„Ich war nie in der Schule.“

Emily erinnerte sich, dass das Leben dieses Kindes niemals auch nur annähernd normal gewesen war. Sie war die Tochter eines Filmstars, gezeugt während einer gefeierten Broadway-Produktion von Romeo und Julia. Es hatte Gerüchte gegeben, dass Lanas Co-Star der Vater war, doch da er damals eine Ehefrau und zwei Kinder gehabt hatte, wurde das von allen Betroffenen energisch geleugnet. Bei ihrem jüngsten Projekt waren sie wieder zusammengetroffen, und nun war er ebenfalls tot – umgekommen bei demselben Flugzeugunglück, das auch Lana das Leben gekostet hatte, gemeinsam mit dem Regisseur und anderen Mitgliedern des Produktionsteams.

Juliet.

Emily schloss die Augen. Danke, Lana. Sky hatte recht. Sie musste etwas wegen des Namens unternehmen. „Wir werden das Ganze einen Tag nach dem anderen angehen.“

„Wird er uns finden?“

„Er?“

„Der Mann mit der Kamera. Der Große, der mir überallhin folgt. Ich mag ihn nicht.“

Kälte drang durch das geöffnete Fenster. Emily schloss es rasch und überprüfte, ob alle Türen verschlossen waren.

„Hier wird er uns nicht finden. Keiner von ihnen.“

„Sie sind in unser Haus geklettert.“

Emily spürte Ärger in sich aufwallen. „Das geschieht nicht noch einmal. Sie wissen nicht, wo du wohnst.“

„Aber was, wenn sie es herausfinden?“

„Dann werde ich dich beschützen.“

„Versprochen?“ Die Bitte des Kindes ließ sie an Skylar und Brittany denken.

Lasst uns eins versprechen. Wenn eine von uns in Schwierigkeiten steckt, helfen die anderen, ohne zu zögern.

Freundschaft.

Für Emily hatte sich Freundschaft als das eine unzerstörbare Band in ihrem Leben erwiesen.

Ihre Panik wurde von einem so überwältigenden Gefühl abgelöst, dass sie zitterte. „Ich verspreche es.“ Vielleicht hatte sie keine Ahnung davon, wie man eine Mutter war, und vielleicht war es ihr auch nicht möglich, es zu lieben, aber sie konnte sich zwischen dieses Kind und den Rest der Welt stellen.

Sie würde dieses Versprechen halten. Auch wenn es bedeutete, dass sie ihr Haar rot färben musste.

Ich habe Licht im Castaway Cottage gesehen.“ Ryan zog vom Steg aus die Bugleine fest, damit das Boot nicht zurück auf die Rampe driftete. Die Lichter vom Ocean Club schickten tänzelnde Streifen von Gold über das Wasser, der Wind trug Fetzen von Gelächter und Musik zu ihnen, in die sich das Geschrei der Möwen mischte. „Weißt du etwas davon?“

„Nein, aber ich schenke meinen Nachbarn auch nicht so viel Aufmerksamkeit wie du. Ich kümmere mich um meine eigenen Sachen. Hast du mal versucht, Brittany anzurufen?“

„Mailbox. Sie arbeitet auf einer Ausgrabung irgendwo in Griechenland. Wahrscheinlich ist es dort noch vor Sonnenaufgang.“

Das Meer schlug an die Seiten des Bootes, als Alec die Achterleine befestigte. „Vermutlich ein Feriengast.“

„Normalerweise vermietet Brittany das Cottage nicht.“ Gemeinsam machten sie das Boot fest, wobei Ryan zusammenzuckte, als seine Schulter protestierte.

Alec sah ihn an. „Schlechter Tag?“

„Nicht schlechter als üblich.“ Der Schmerz erinnerte ihn daran, dass er am Leben war und das Beste aus jedem einzelnen Augenblick machen sollte. Ein Stück seiner Vergangenheit, das ihn zwang, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. „Ich gehe am Morgen hinüber zum Cottage und sehe mal nach.“

„Oder du kümmerst dich am besten einfach um deine eigenen Angelegenheiten.“

Ryan zuckte die Achseln. „Kleine Insel. Ich weiß gerne, was vor sich geht.“

„Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“

„Ich bin nur aufmerksam.“

„Du bist wie Brittany, immer gräbst du irgendwo herum.“

„Nur dass sie in der Vergangenheit stochert und ich in der Gegenwart. Hast du es eilig, wieder Holzplanken zu schleifen, oder trinkst du ein Bier mit mir?“

„Wenn du zahlst, würde ich wohl eins vertragen.“

„Du solltest eigentlich zahlen. Du bist der reiche Engländer.“

„Das war vor meiner Scheidung. Außerdem bist du derjenige, der eine Bar besitzt.“

„Ich lebe den Traum.“ Ryan unterbrach sich, um einen der Trainer vom Segelclub zu begrüßen, informierte sich über die Ebbe- und Flutzeiten, die auf der Tafel am Kai standen, und ging dann mit Alec die Rampe hinauf, die vom Jachthafen zu der Bar und zum Restaurant führte. Obwohl der Sommer gerade erst angefangen hatte, war es sehr belebt. Ryan nahm die Lichter und die Menschenansammlungen wahr und erinnerte sich, wie der alte stillgelegte Segelhafen vor drei Jahren ausgesehen hatte. „Wie läuft es denn mit dem Buch? Es sieht dir gar nicht ähnlich, so lange an einem Ort zu bleiben. Deine Muskeln werden bald verschwinden, wenn du zu lange auf den Bildschirm starrst und in staubigen Büchern blätterst. Du siehst kümmerlich aus.“

„Kümmerlich?“ Alec rollte seine mächtigen Schultern zurück. „Darf ich dich daran erinnern, wer dir geholfen hat, den Ocean Club fertigzustellen, als deine Schulter dir Probleme gemacht hat? Davon abgesehen habe ich den letzten Sommer damit verbracht, in Dänemark ein originalgetreues Wikingerschiff zu bauen und es dann bis Schottland zu segeln, was mehr Stunden am Ruder bedeutete, als ich mir in Erinnerung rufen möchte. Also behalte deine abschätzigen Kommentare über staubige Bücher besser für dich.“

„Du merkst schon, dass du dich gerade verteidigst, oder? Genau, wie ich sagte. Kümmerlich.“ Ryans Handy piepte. Er holte es aus der Tasche, um die Textnachricht zu lesen. „Interessant.“

„Wenn du darauf wartest, dass ich nachfrage, kannst du lange warten.“

„Das war Brittany. Sie hat Castaway Cottage einer Freundin in Schwierigkeiten zur Verfügung gestellt, was das Licht erklärt. Sie möchte, dass ich auf sie aufpasse.“

„Du?“ Alec krümmte sich vor Lachen. „Das ist, als würde man einem Wolf ein Lamm schenken und sagen: Bitte nicht fressen.“

„Danke. Und wer sagt denn, dass sie ein Lamm ist? Wenn sie Brittany auch nur ein bisschen ähnlich ist, kann sie genauso gut ein Wolf sein. Ich habe noch eine Narbe, wo Brittany mir vor zwei Sommern einen Pfeil in den Hintern geschossen hat.“

„Ich dachte, sie wäre eine perfekte Schützin. Hat sie das Ziel verfehlt?“

„Nein. Ich war das Ziel.“ Ryan schrieb ihr auf dem Handy eine Nachricht zurück.

„Du sagst ihr, dass du Besseres zu tun hast, als dich um ihre Freundin zu kümmern?“

„Ich sage ihr, dass ich es tue. Wie schwer kann das schon sein? Ich schaue vorbei, biete eine Schulter zum Ausweinen, tröste sie –“

„– und nutzt eine verletzliche Frau aus.“

„Nein, denn ich möchte bestimmt kein zweites Mal in den Hintern geschossen werden.“

„Warum sagst du nicht einfach ab?“

„Weil ich Brittany etwas schuldig bin, das ich jetzt zurückgebe.“ Er dachte an ihre gemeinsame Geschichte, und es versetzte ihm einen Stich von Schuldgefühl. „Sie fordert es ein.“

Alec schüttelte den Kopf. „Keine weiteren Fragen.“

„Das ist auch besser so.“ Ryan steckte das Handy ein und nahm zwei Stufen gleichzeitig auf der Treppe hinauf zum Club. „Also noch mal, wie läuft es mit deinem Buch? Wird es schon spannend? Ist jemand gestorben?“

„Ich schreibe über die Marinegeschichte zur Zeit der Amerikanischen Revolution. Da sterben viele Menschen.“

„Irgendwas mit Sex dabei?“

„Natürlich. Sie haben für gewöhnlich mitten in der Schlacht aufgehört, um es miteinander zu treiben.“ Alec trat zur Seite, als ihnen eine Gruppe Frauen Arm in Arm entgegenkam. „Ich fliege nächste Woche zurück nach London, also musst du dir einen neuen Mittrinker suchen.“

„Geschäftlich oder privat?“

„Beides. Ich muss in die Caird Library in Greenwich.“

„Warum sollte jemand dort hingehen müssen?“

„Sie haben das umfassendste maritime Archiv weltweit.“

Eine der Frauen blickte Alec kurz an und blieb dann mit aufgerissenen Augen stehen. „Ich kenne Sie.“ Sie lächelte verzückt. „Sie sind der Schiffswrack-Jäger. Ich habe jede Staffel gesehen, die Sie gedreht haben, und die neueste schon vorbestellt. Das ist so cool. Das Verrückte ist, in der Schule habe ich Geschichte gehasst, aber Sie schaffen es, sie richtig sexy zu machen. Viele von uns folgen Ihnen auf Twitter, auch wenn Sie das wohl nicht bemerken, weil Sie vermutlich hunderttausend Follower haben.“

Alec antwortete höflich, und als die Frauen endlich gingen, schlug Ryan ihm auf die Schulter.

„Hey, das sollte dein Slogan sein: Ich mache Geschichte sexy.

„Willst du im Wasser landen?“

„Hast du ernsthaft hunderttausend Follower? Wahrscheinlich passiert das einfach, wenn man halb nackt mit dem Kajak durch den Amazonas-Dschungel fährt. Irgendjemand muss deine Anakonda gesehen haben.“

Alec verdrehte die Augen. „Kannst du mir erklären, warum ich überhaupt Zeit mit dir verbringe?“

„Ich habe eine Bar. Und außerdem kümmere ich mich darum, dass du am Boden bleibst, und beschütze dich vor den Scharen dich anhimmelnder Frauen. Also – du sagtest, du fliegst nach Übersee, um eine Bibliothek zu besuchen.“ Ryan ging durch die Bar, wobei er hier und da die Leute grüßte. „Was ist der angenehme Teil der Reise?“

„Die Bibliothek ist der angenehme Teil. Das Geschäftliche ist meine Exfrau.“

„Autsch. Ich verstehe langsam, warum dir die Bibliothek wie eine Party erscheint.“

„Das wird dir eines Tages auch passieren.“

„Niemals. Um geschieden zu sein, muss man heiraten, und dagegen wurde ich schon in frühen Jahren geimpft. Ein weißer Lattenzaun kommt einem Gefängnis gefährlich nahe, wenn man dahinter in der Falle sitzt.“

„Du hast dich um deine Geschwister gekümmert. Das ist etwas anderes.“

„Glaub mir, für einen dreizehnjährigen Jungen gibt es keine bessere Lektion in Sachen Verhütung, als die Verantwortung für seine vierjährige Schwester übernehmen zu müssen.“

„Wenn du allen Beziehungen aus dem Weg gehst, warum bist du dann wieder auf der Insel, auf der du aufgewachsen bist?“

Weil ich dem Tod ins Gesicht gesehen habe und nach Hause gekrochen bin, um zu gesunden.

„Ich bin aus freien Stücken hier und nicht aus Pflichtgefühl. Und die Wahl habe ich wegen der Hummer und den dreieinhalb tausend Meilen Küstenlinie getroffen. Ich kann gehen, wann immer es mir passt.“

„Ich verspreche, das nicht deiner Schwester gegenüber zu wiederholen.“

„Gut. Denn wenn es etwas noch Furchteinflößenderes gibt als eine Exfrau, dann ist das eine Schwester, die in der ersten Klasse unterrichtet. Was ist nur los mit diesen Lehrerinnen? Sie haben alle diesen besonderen Blick, der schlechtes Benehmen auf tausend Schritt im Keim erstickt.“ Ryan wählte einen Tisch mit Ausblick auf das Wasser. Auch wenn es bereits dunkel war, hatte er es gerne in der Nähe. Er griff nach der Speisekarte und hob die Brauen, als Tom, der Barmann, mit zwei riesigen Cocktails samt Wunderkerzen vorbeiging. „Möchtest du so einen?“

„Nein, danke. Ich mag meine Drinks lieber ohne Deko. Bei Feuerwerken muss ich mich nur an meine Ehe erinnern, und bei Regenschirmen an das Wetter in London.“ Alec wappnete sich, als eine junge Frau mit wehenden blonden Haaren quer durch die Bar auf sie zulief, doch diesmal galt die Aufmerksamkeit Ryan.

Sie küsste ihn geräuschvoll auf beide Wangen. „Schön, dich zu sehen. Es war großartig heute. Wir haben Seehunde gesehen. Kommst du auch zur Hummerparty?“

Sie plauderten ein wenig, bis ihre Freundinnen an der Bar sie zurückriefen und sie in einer Wolke von frischem Zitronenduft verschwand.

Alec sah auf. „Wer war das?“

„Sie heißt Anna Gibson. Wenn sie nicht auf Deck der Alice Rose aushilft, arbeitet sie als Praktikantin für die Papageitaucher in der Vogelschutzstation. Warum? Bist du interessiert?“ Ryan gab Tom hinter der Bar ein Zeichen.

„Ich habe die letzte Frau noch nicht ausbezahlt. Außerdem war nicht ich es, den sie angelächelt hat. So wie sie dich angesehen hat, würde ich sagen, dass sie ihr Navi auf das Ende des Regenbogens programmiert hat. Vergiss nie, dass das Ende des Regenbogens zur Heirat führt, und Heirat ist der erste Schritt zur Scheidung.“

„Wir hatten doch schon festgestellt, dass ich der Letzte bin, der diese Lektion benötigt.“ Ryan hängte sein Jackett über die Stuhllehne.

„Was führt so ein Mädchen so weit weg von der Zivilisation?“

„Abgesehen davon, dass die Alice Rose einer der schönsten Schoner von ganz Maine ist? Sie hat vermutlich das Gerücht gehört, dass nur echte Männer hier überleben.“ Ryan streckte seine Beine aus. „Und darf ich dich daran erinnern, dass mein Hafen voll angeschlossen ist – Telefon, Elektrizität, Wasser, Kabel und WiFi? Ich bringe die Zivilisation nach Puffin Island.“

„Die meisten Menschen kommen an einen Ort wie diesen, um diesen Dingen zu entgehen. Mich eingeschlossen.“

„Da irrst du dich. Ihnen gefällt vielleicht die Illusion, diesen Dingen zu entgehen, aber nicht die Realität. Die Konsumgesellschaft mag sein, was sie ist, doch die Leute wollen miteinander in Verbindung bleiben. Wenn sie das nicht können, gehen sie woanders hin, und diese Insel kann es sich nicht leisten, sie gehen zu lassen. Das ist mein Geschäftsmodell. Wir bringen sie hierher, wir verzaubern sie, wir geben ihnen WiFi.“

„Das Leben hat mehr zu bieten als WiFi, und es hat viel für sich, keine E-Mails empfangen zu können.“

„Nur weil du sie bekommst, musst du nicht darauf antworten. Deshalb hat man ja Spam-Filter erfunden.“ Ryan blickte auf, als Tom ihnen zwei Bier servierte. Er schob eines zu Alec hinüber. „Oder ist dir das hier schon zu viel Zivilisation?“

„Schriftliche Aufzeichnungen belegen, dass bereits die alten Ägypter Bier tranken.“

„Was bedeutet, dass die Menschheit schon immer ihre Prioritäten zu setzen wusste.“

„Wo wir schon bei Prioritäten sind – hier ist ziemlich viel los.“ Alec griff nach dem Bier. „Vermisst du dein altes Leben denn nicht? Es langweilt dich nicht, deine Zeit immer am selben Ort zu verbringen?“

Sein altes Leben war etwas, an das Ryan rein gar nicht denken wollte.

Die Schmerzen in seiner Schulter waren zu einem dumpfen Pochen verblasst, doch andere Wunden, dunkler und tiefer, würden nie heilen. Und vielleicht war das gut so. Es schärfte ihm ein, aus jedem Moment das Beste herauszuholen. „Ich bin gekommen, um zu bleiben. Es ist meine Bürgerpflicht, Puffin Island ins einundzwanzigste Jahrhundert zu führen.“

Mommy, Mommy.“

Noch gefangen in ihrem Traum, drehte sich Emily am nächsten Morgen um und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Der Duft war ungewohnt, und durch ihre halb geöffneten Augen sah sie ein seltsames Muster von winzigen Rosen auf weißem Leinen. Dies war nicht ihr Bett. Ihre Bettwäsche war frisch, modern und einfarbig. Das hier war, als würde man mit dem Gesicht im Garten einschlafen.

Durch den Nebel ihrer Schläfrigkeit hörte sie ein Kind rufen. Es konnte nicht nach ihr rufen. Sie war niemandes Mommy. Sie würde niemals eine sein. Diese Entscheidung hatte sie schon vor langer Zeit getroffen, als man ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte.

„Tante Emily?“ Diesmal war die Stimme näher. Im selben Raum. Und sie war real. „Da ist ein Mann an der Tür.“

Kein Traum.

Es war, als würde man sie mit einem Schwall kaltem Wasser wecken.

Wie der Blitz und mit pochendem Herzen stand Emily neben dem Bett. Erst als sie einen Bademantel anziehen wollte, bemerkte sie, dass sie in ihrer Kleidung auf dem Bett eingeschlafen war – was ihr noch nie zuvor im Leben passiert war. Sie hatte Angst gehabt einzuschlafen und war zu überwältigt gewesen von der Verantwortung, um das Kind auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Sie hatte auf dem Bett gelegen und beide Türen offen gelassen, damit sie jedes Geräusch hören konnte, doch irgendwann hatte ihre Erschöpfung offenbar über ihre Angst gesiegt und sie einschlafen lassen mit dem Resultat, dass ihre makellose schwarze Hose jetzt nicht länger makellos war, ihre schicke Bluse verknittert und ihr Haar sich aus der Klammer gelöst hatte.

Doch nicht ihre äußere Erscheinung bereitete ihr Kopfzerbrechen.

„Ein Mann?“ Sie schlüpfte in ihre Schuhe, bequeme, flache Halbschuhe für die Straße und die U-Bahn. „Hat er dich gesehen? Ist er allein, oder sind es mehrere?“

„Ich habe ihn von meinem Schlafzimmer aus gesehen. Es ist nicht der Mann mit der Kamera.“ Das kleine Mädchen hatte die Augen ängstlich aufgerissen, und Emily fühlte sich sofort schuldig. Sie sollte ruhig und verlässlich sein. Eine Respektsperson und kein wandelndes hysterisches Wrack.

Sie blickte hinunter in grüne Augen voller Unschuld, auf die goldfarbenen Locken einer Märchenprinzessin.

Holt mich hier raus.

„Er wird es nicht sein. Er weiß nicht, wo wir sind. Alles wird gut.“ Sie sagte die Worte, ohne sie zu fühlen, und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie sich wohl kaum hier aufhalten würden, wenn alles gut wäre. „Versteck dich im Schlafzimmer. Ich kümmere mich darum.“

„Warum muss ich mich verstecken?“

„Weil ich nachsehen muss, wer es ist.“ Sie hatten die letzte Fähre genommen und waren spät angekommen. Das Cottage lag auf der landabgewandten Seite der Insel, eingebettet am Rand von Shell Bay. Ein Versteck am Strand. Eine Zuflucht vor den Problemen, die das Leben mit sich brachte. Nur, dass sie in ihrem Fall die Probleme mitgebracht hatte.

Niemand durfte wissen, dass sie hier waren.

Sie dachte daran, aus dem Fenster zu spähen – durch diese hauchdünnen romantischen Vorhänge, die in einer pragmatischen Welt wie ihrer keinen Platz hätten –, doch sie entschied, lieber keinen Verdacht zu erregen.

Mit dem Handy in der Hand und bereit, im Notfall bis aufs Blut zu kämpfen, zog Emily die schwere Haustür auf.

Sofort roch sie das Meer. Die salzige Frische traf sie ebenso überraschend wie der Anblick ihres Besuchers.

Ihn als beeindruckend zu beschreiben, wäre eine Untertreibung gewesen. Sie wusste sofort, mit welcher Art sie es hier zu tun hatte. Seine Männlichkeit war tief in seiner DNA verankert, seine physische Ausstrahlung sollte vermutlich die Fortpflanzung der Menschheit sicherstellen. Die Laufschuhe, die schwarze Jogginghose und das T-Shirt wiesen ihn als jemanden aus, der sich gerne an der frischen Luft aufhielt und mit jeder Naturgewalt zurechtkam. Obgleich sie wusste, dass es nicht anders wirken würde, wenn er nackt oder in einem Anzug dort stünde. Die Kleidung änderte nichts an den Tatsachen. Und Tatsache war, dass er der Typ von Mann war, der eine vernünftige Frau zu einer großen Dummheit verlocken konnte.

Er musterte sie wie selbstverständlich von oben bis unten, und sie ertappte sich bei dem Gedanken an Neil, der fest daran glaubte, dass Männer ihre feminine Seite pflegen sollten.

Dieser Mann hatte keine feminine Seite.

Er stand im Türrahmen, muskulös und stark, und überragte sie sowohl in der Größe als auch in der Breite seiner Schultern. Sein Kinn zierten einige Bartstoppeln, sein Hals war von einem glänzenden Schweißfilm überzogen. Offensichtlich hatte er vor Kurzem noch Sport getrieben.

Nicht einmal unter der Androhung von Folter hätte Neil sich jemals unrasiert in der Öffentlichkeit gezeigt.

Ein merkwürdiges Kribbeln breitete sich auf ihrer Haut aus und durchzog jede Faser ihres Körpers.

„Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Sie hätte sich die Frage selbst beantworten können.

Es war so einiges nicht in Ordnung. Dabei hatte sie noch nicht einmal angefangen, sich ihre körperliche Reaktion auf diesen Fremden zu erklären, der nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft vor ihrer Tür stand.

Es konnte wohl nur eines bedeuten. Sie hatten sie gefunden.

Man hatte sie vor der Presse gewarnt. Journalisten waren wie Regen auf dem Dach. Sie fanden jeden Spalt, jede Schwachstelle. Aber wie hatten sie es so schnell geschafft? Die Behörden und Anwälte, die sich um Lanas Angelegenheiten kümmerten, hatten ihr versichert, dass niemand von ihrer Existenz wusste. Sie hatten den Plan gefasst, sich ruhig zu verhalten und so lange zu warten, bis sich niemand mehr für die Story interessierte.

„Das wollte ich Sie auch eben fragen.“ Seine Stimme war tief und gedehnt und passte perfekt zu ihm. „Sie wirken etwas hektisch. Wir lassen es eher ruhig angehen hier auf Puffin Island. Hektik ist schon fast eine kleine Sensation.“

Er war ein Einheimischer?

Nicht in einer Million Jahren hätte sie erwartet, dass ein Mann wie er sich mit einem Leben auf einer ländlichen Insel zufriedengab. Trotz der Sportkleidung hatte er eine Eleganz an sich, die auf eine Lebenserfahrung weit jenseits der Küste von Maine schließen ließ.

Sein vom Wind zerzaustes Haar war schwarz, sein Blick scharfsinnig. Wieder musterte er sie einen Augenblick, als ob er sich über etwas klar werden musste, bevor sein Blick über ihre Schulter wanderte. Intuitiv zog sie die Tür weiter zu. Hoffentlich blieb Juliet außer Sichtweite.

Wenn sie sich nicht so miserabel fühlen würde, hätte sie gelacht.

Würde sie wirklich so leben?

Eigentlich dachte sie doch rational und nüchtern. Das hier war die Art von Drama, die sie von Lana erwartet hätte.

„Sie leben hier?“, fragte sie.

„Überrascht Sie das?“

Das tat es tatsächlich, aber darauf kam es nicht an, ermahnte sie sich. Hauptsache, er gehörte nicht zu dieser Meute von Journalisten und Fotografen. Er konnte nicht dazugehören. Abgesehen von einem Insel-Newsletter und einigen geschlossenen Facebook-Gruppen gab es keine Medien auf Puffin Island.

Vermutlich hatte sie sich von Lanas Anwälten und ihren Anweisungen verrückt machen lassen. Inzwischen sah sie die Journalisten sogar schon in ihren Träumen und vergaß völlig, dass es dort draußen auch normale Menschen gab. Menschen, zu deren Job es nicht gehörte, sich in die Angelegenheiten von anderen einzumischen.

„Ich habe keinen Besuch erwartet. Aber es ist nett, dass Sie nach uns sehen. Mir. Ich meine, nach mir.“ Sie erkannte an seinen sich verengenden Augen, dass ihr Patzer nicht unbemerkt geblieben war, und fragte sich, ob er das kleine Mädchen am Fenster gesehen hatte. „Das ist eine hübsche Insel.“

„Das ist sie. Weshalb ich mich frage, warum Sie sie nur durch einen Türspalt ansehen. Außer natürlich, Sie sind Rotkäppchen.“

Der Schalk in seinen Augen beunruhigte sie. Ein Blick auf seinen breiten, sinnlichen Mund zeigte ihr nur zu deutlich, dass er ein Wolf sein konnte, wenn es ihm passte. Tatsächlich würde sie jede Wette eingehen, dass man aus den vielen Herzen, die er gebrochen hatte, eine Brücke bis zum vierzehn Meilen entfernten Festland bauen konnte.

„Erzählen Sie mir, was nicht in Ordnung ist.“

Seine Frage bestätigte ihr nur, wie schlecht das schauspielerische Talent ihrer Schwester bei ihr ausgeprägt war.

Sein Blick ruhte auf ihr, und ihr Herz schlug schneller. Eine gestresste ehemalige Unternehmensberaterin, die eigenmächtig Wasser in Eis verwandeln konnte, würde wohl kaum seinem Geschmack entsprechen, schärfte sie sich ein.

„Es ist alles in Ordnung.“

„Sind Sie sicher? Denn ich könnte einen Drachen töten, wenn das eine Hilfe wäre.“

Sein herzlicher Humor erschütterte sie noch mehr als der träge, abwägende Blick, mit dem er sie noch immer betrachtete.

„Dieses Cottage ist abgelegen, weshalb ich keinen Besuch erwartet habe, das ist alles. Ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch.“ Vor allem, seitdem sie das Kind ihrer Halbschwester geerbt hatte.

„Brittany bat mich, nach Ihnen zu sehen. Hat Sie Ihnen nichts gesagt?“

„Sie sind ein Freund von Brittany?“ Dieses Wissen verlieh der Situation eine Intimität, die sie nicht haben sollte. Auf einmal bestand eine Verbindung zwischen ihr und dem Fremden. Sie fragte sich, warum Brittany darum gebeten hatte, und erinnerte sich dann an die panische Nachricht, die sie ihrer Freundin am Abend zuvor auf der Mailbox hinterlassen hatte. Brittany hatte offenbar sofort Hilfe herbeigerufen.

Ihr Herzschlag setzte kurz aus und normalisierte sich wieder, als ihr einfiel, dass Brittany ihr Geheimnis niemals verraten würde. Wenn sie diesen Mann eingeschaltet hatte, dann nur, weil sie ihm vertraute.

„Wir sind hier beide aufgewachsen. Sie ist mit einer meiner Schwestern zur Schule gegangen und hat die Sommerferien immer im Camp Puffin verbracht – mit Segeln, Kajakfahren und mit Marshmallows, die sie über dem Lagerfeuer gegrillt hat.“

Das klang ebenso wohlig wie fremd. Sie versuchte, sich eine Kindheit vorzustellen, in der Sommercamps eine Rolle spielten.

„Es war nett von Ihnen vorbeizuschauen. Ich werde Brittany sagen, dass Sie hier waren und Ihre Pflicht erfüllt haben.“

Er lächelte verwegen. „Glauben Sie mir, ich könnte mir keine schönere Pflichterfüllung vorstellen.“

Etwas an der Art, wie er das sagte, berührte ihre Sinne ebenso wie sein anerkennender Blick. Kurz, aber durchdringend genug, ihr das Gefühl zu geben, dass er ihre Körpermaße angeben könnte, wenn man ihn danach fragte.

Das überraschte sie.

Normalerweise fanden Männer sie unnahbar. Neil hatte ihr mal vorgeworfen, sie sei wie der Nordpol, nur ohne Klimaerwärmung.

„Wenn ich dich heirate, werde ich lebenslang vor Kälte zittern und Thermo-Unterwäsche tragen müssen.“

Er war überzeugt davon, ihr Problem läge in ihrer Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen.

Für Emily war das kein Problem, sondern eine bewusste Entscheidung. Liebe machte ihr Angst. Sie machte ihr so viel Angst, dass sie schon früh entschieden hatte, lieber ohne sie zu leben, als sich dem Schmerz auszusetzen. Es ging ihr nicht in den Kopf, warum Menschen sich danach sehnten. Sie führte jetzt ein abgesichertes Leben. Ein Leben, in dem das Wissen ihr Halt gab, dass niemand eine Bombe in ihrem Herzen explodieren lassen würde.

Sie sehnte sich nicht nach den Dingen, die sich die meisten Menschen wünschten.

Sein Blick machte sie verlegen, und mit der Hand strich sie sich befangen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin sicher, es gibt eine Million Dinge, die Sie an diesem Tag anstellen könnten. Und ich bin auch sicher, dass den Aufpasser zu spielen nicht auf der Liste der Dinge steht, mit denen Sie sich am liebsten die Zeit vertreiben.“

„Sie sollten wissen, dass ich ein vollendeter Aufpasser bin. Erzählen Sie mir, woher Sie Brittany kennen. Eine College-Freundin? Sie sehen nicht aus wie eine Archäologin.“ Er hatte das angeborene Selbstbewusstsein eines Menschen, der noch nie in einer Situation gewesen war, mit der er nicht hätte umgehen können. Und jetzt ging er mit ihr um, indem er ihr Informationen entlockte, die sie nicht herausgeben wollte.

„Ja, wir haben uns auf dem College kennengelernt.“

„Wie geht es ihr denn?“

„Hat Sie Ihnen das nicht gesagt, als sie Sie bat, den Aufpasser zu spielen?“

„Das war eine Textnachricht, und nein, sie hat nichts gesagt. Gräbt sie noch auf Korfu?“

„Kreta.“ Emilys Mund fühlte sich trocken an. „Sie ist auf der westlichen Seite von Kreta.“ Da war etwas in diesen verschatteten dunklen Augen, das eine Frau ermutigte, sich ihm anzuvertrauen. „Dann kennen Sie Brittany schon Ihr ganzes Leben?“

„Ich habe sie in der ersten Klasse bei einem Streit gerettet. Sie hatte ein Stück von Kathleens Seeglas mit in die Schule gebracht, um es im Unterricht vorzustellen, und ein paar Kinder haben es geklaut. Sie ist explodiert wie ein menschliches Feuerwerk. Ich wette, die Funken waren bis Port Elizabeth zu sehen.“

Das klang so sehr nach Brittany, dass sie den Wahrheitsgehalt der Geschichte nicht infrage stellte.

Sie entspannte sich etwas, atmete tief durch und bemerkte, wie sein Blick flüchtig auf ihre Brust fiel.

Brittany hatte einmal scherzhaft gesagt, dass der liebe Gott ihr fünfzehn Zentimeter Größe verweigert und sie stattdessen Emilys Brüsten zugefügt hätte. Wenn es nach Emily gegangen wäre, hätte er sie besser ihrer Höhe zuteilwerden lassen.

„Sie kannten Kathleen?“

„Ja, ich kannte Kathleen. Heißt das, dass Sie mir die Tür öffnen werden?“ Seine Stimme klang heiser und amüsiert. „Puffin Island ist eine kleine Gemeinde. Die Inselbewohner kennen sich nicht nur, wir verlassen uns auch aufeinander. Vor allem im Winter, nachdem die Sommertouristen fort sind. Ein Ort wie dieser schweißt die Menschen zusammen. Abgesehen davon war Kathleen eine gute Freundin meiner Großmutter.“

„Sie haben eine Großmutter?“ Sie versuchte, sich ihn jung und verletzlich vorzustellen, doch es gelang ihr nicht.

„Das habe ich. Sie ist eine großartige Frau, die immer noch hofft, mich auf den rechten Weg zu bringen. Wie lange werden Sie bleiben?“ Seine Frage traf sie unvorbereitet. Sie begriff, wie wenig sie sich gewappnet hatte. Sie hatte keine Geschichte. Keine Erklärung für ihre Anwesenheit.

„Das habe ich noch nicht entschieden. Sehen Sie, Mr. …“

„Ryan Cooper.“ Er trat vor und streckte die Hand aus, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sie zu ergreifen.

Warme Finger schlossen sich um ihre, und ein Schauer durchzuckte sie. Diese starke sinnliche Anziehung war ihr neu, doch das hieß nicht, dass sie sie nicht als solche erkannte. Sie flimmerte in der Luft, breitete sich auf ihrer Haut aus und drang in ihre Knochen. Sie stellte sich seine Hände auf ihrem Körper, seine Lippen auf ihrem Mund vor. Verstört zog sie die Hand zurück. Doch ein leises Kribbeln blieb, als ob seine Berührung etwas in Gang gesetzt hatte, von dem sie nicht wusste, wie sie es wieder ausschalten konnte.

Überrumpelt von einem Gefühl von Verbundenheit, das sie nicht erwartet hatte, trat sie einen Schritt zurück. „Ich bin sicher, dass Brittany es zu schätzen weiß, dass Sie vorbeigekommen sind, um nach dem Cottage zu sehen, aber wie Sie sehen, ist alles in Ordnung, so …“

„Ich kam nicht, um nach dem Cottage zu sehen. Ich kam, um nach Ihnen zu sehen. Eleanor, nehme ich an. Oder vielleicht Alison.“ Mit gespreizten Beinen stand er da, wich nicht einen Zentimeter. Offensichtlich würde er sich erst bewegen, wenn er es wollte. „Rebecca?“

„Was?“

„Ihr Name. Puffin Island ist ein freundlicher Ort. Hier in der Gegend ist der Name das Erste, was wir voneinander erfahren. Danach werden wir vertraulicher.“

Ihr stockte der Atem. War das eine sexuelle Anspielung? Etwas in seiner dunklen, samtenen Stimme ließ sie es vermuten, allerdings musste sie nur in den Spiegel sehen, um zu erkennen, dass ein Mann wie er seine Zeit kaum mit jemandem wie ihr verschwenden würde. Er war der Typ, der sich eine feurige Frau und keine eisige wünschte. „Ich glaube nicht, dass ich viel unter Leute gehen werde.“

„Das werden Sie nicht vermeiden können. Die Insel ist klein. Sie müssen einkaufen, essen und sich die Zeit vertreiben, und bei all dem treffen Sie zwangsläufig Menschen. Bleiben Sie einen Winter, und Sie lernen, was Gemeinschaft wirklich bedeutet. Nichts bringt Sie Ihren Nachbarn näher als anhaltende Stürme und wabernder Nebel. Wenn Sie hier leben wollen, müssen Sie sich daran gewöhnen.“

Sie konnte sich nicht daran gewöhnen. Sie war für die Sicherheit eines Kindes verantwortlich, und sosehr sie auch bezweifelte, der Aufgabe gewachsen zu sein, nahm sie diese Verantwortung dennoch ernst.

„Mr. Cooper …“

„Ryan. Vielleicht hat Ihre Mutter keine Vorliebe für traditionelle Namen und eher etwas Exotischeres gesucht. Amber? Arabella?“

Sollte sie ihm einen falschen Namen nennen? Doch worin lag der Sinn, wenn er Brittany bereits so gut kannte? Sie fühlte sich überfordert. Ihr Leben war aus der Bahn geraten, und um sie herum herrschte das Chaos. Statt sicher und vorhersehbar zu sein, lag die Zukunft plötzlich voller schwarzer Löcher vor ihr, die nur darauf warteten, sie zu verschlucken.

Und nun musste sie sich nicht nur um sich selbst Sorgen machen.

„Emily“, sagte sie schließlich. „Ich bin Emily.“

„Emily.“ Er wiederholte den Namen langsam und lächelte auf eine Weise, dass die Temperatur um ein paar Grad zu steigen schien. „Willkommen auf Puffin Island.“

2. KAPITEL

Geheimnisse und Angst. Er hatte beides in dem Moment gewittert, als sie die Tür gerade weit genug geöffnet hatte, um reden zu können, aber nicht so weit, um es als Willkommensgeste deuten zu können.

Er erkannte, wenn eine Person etwas zu verbergen hatte.

Es lag in seiner Natur, Geheimnisse aufzudecken und untersuchen zu wollen. Er hatte versucht, diesen Teil seiner selbst auszuschalten, doch der Drang, Fragen zu stellen und Antworten zu finden, war geblieben.

An manchen Tagen trieb es ihn in den Wahnsinn.

Um sich abzulenken, dachte er an Brittanys Freundin.

Er hatte sie aufgeweckt. Auf den ersten Blick hatte er sie als jemanden eingeschätzt, der gerne auf alles vorbereitet war, und dieser Besuch hatte sie unvorbereitet getroffen. Ein paar Strähnen ihres Haares hatten sich aus der Klammer an ihrem Hinterkopf gelöst und ihre vom Schlaf geröteten weichen Wangen umspielt. Sie war ziemlich nervös gewesen und hatte ihn aus diesen grünen Augen argwöhnisch angestarrt.

Sie hatte ausgesehen, als wäre sie bereit, jemanden oder etwas zu verteidigen.

Vielleicht diesen Körper.

Verdammt.

Ryan war stolz, dass er nicht seine Zunge verschluckt und rumgestammelt hatte. Er hatte es sogar geschafft, seinen Blick auf ihrem Gesicht zu lassen. Die meiste Zeit über jedenfalls. Dann hatte sie tief eingeatmet, was die Knöpfe an ihrer schlichten Bluse vor eine große Herausforderung stellte, und diese vollen Brüste hatten sich gewölbt, als ob sie auf ein Entkommen gehofft hatten. Das dadurch ausgelöste Aufflackern sexueller Lust war stark genug gewesen, um ihn den Gesprächsfaden verlieren zu lassen.

Es war schwer gewesen, nicht mit offenem Mund dazustehen. Noch schwerer, sie nicht gegen die Wand zu pressen und ihr zu beweisen, dass trotz WiFi nicht alles auf Puffin Island zivilisiert war.

Mit Glück hatte sie nicht bemerkt, wie abwesend er gewesen war.

Er steigerte das Tempo und lief den Küstenweg zurück, hinunter an das felsige Ufer und wieder hinauf, bis seine Lungen nach Luft schrien und seine Muskeln schmerzten.

Niemand, der ihn heute sah, hätte vermutet, dass er vor vier Jahren in seinem eigenen Blut gestorben war. Er hatte es der Kunst der Ärzte zu verdanken, dass sie ihn ins Leben zurückgeholt hatten.

Auf dem Gipfel hielt er an, weil eins der Versprechen, die er sich selbst gegeben hatte, darin bestand, sich Zeit zu nehmen, um das Leben wertzuschätzen. Von allen Orten, die er auf der Welt bereist hatte, erschien ihm die Penobscot Bay in Maine als der schönste. Vierzig Meilen lang und zehn Meilen breit erstreckte sie sich von Rockland aus am westlichen Ufer der Blue-Hill-Halbinsel entlang bis zum Mount Desert. Die Landschaft reichte von wellenumtosten Felseninseln bis zum üppigen Nationalpark. Für Wassersportler war es das Paradies, für Naturliebhaber eine Spielwiese. Für ihn war es sein Zuhause.

An einem Tag wie diesem fragte er sich, warum er so lange gebraucht hatte, um zurückzukommen. Warum er einen Totalabsturz hatte erleben müssen, bevor er diese Entscheidung treffen konnte. Er hatte in den Schlund der Hölle gestarrt und wäre vielleicht hineingefallen, wenn es diesen Ort hier nicht gegeben hätte.

Er hatte Stress gegen sandige Ufer und felsige Gezeitentümpel eingetauscht, die Gerüche und Geräusche von fremden Städten gegen das Krachen der Brandung und das Geschrei der Möwen, fremdländisches Essen, für das er meist keine Zeit fand, gegen gebackenen Hummer und selbst gemachtes Eis. Statt der Wahrheit nachzujagen, jagte er den Wind und die Gezeiten.

Er war klug genug, um die Ironie der Situation zu erkennen. Als Teenager hatte er sich so verzweifelt fortgewünscht, dass er sich vorgestellt hatte, mitten in der Nacht durch die Bucht zu schwimmen, um bloß von dieser verdammten Insel runterzukommen. Er hatte in der Falle gesessen, war durch die Umstände gefangen gewesen. Seine Zellengenossin war die Verantwortung, die seit dem Tod seiner Eltern auf ihm lastete. Um nicht verrückt zu werden, hatte er sich an andere Orte und in andere Länder geträumt. Am meisten hatte er sich gewünscht, anonym zu sein, an einem Ort zu leben, wo die Menschen nur das von einem wussten, was man ihnen freiwillig zeigte.

Er nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche und beobachtete dabei einen Schoner, der mit geblähten Segeln über die Bucht glitt.

Aus einem Impuls heraus zog er sein Handy aus der Tasche und rief Brittany an. Nach seiner Berechnung musste es in Griechenland nachmittags sein.

Sie meldete sich sofort. „Rufst du mich an, um mir zu sagen, dass du es mit meiner Freundin vermasselt hast?“

„Wie gewünscht bot ich meine Hilfe an.“ Er wartete kurz. „Du hast mir nichts von einem Kind gesagt.“

„Das hatte ich vergessen.“

Da er wusste, dass sie nie etwas vergaß, fragte sich Ryan, warum sie es ihm nicht gesagt hatte. „Ich dachte schon, du hättest mir einen Gefallen getan. Ich hätte wissen müssen, dass da ein Haken ist.“

„Ein Kind ist kein Haken. Du behandelst Kinder wie Viren, Ryan. Werd erwachsen.“

Er lächelte. „Also, was steckt dahinter? Du sagtest, sie steckt in Schwierigkeiten. Habe ich Besuch von einem gewalttätigen Ehemann zu erwarten?“

„Was spielt das für eine Rolle? Du würdest auch linkshändig mit ihm fertigwerden.“

„Ich weiß gerne, womit ich es zu tun habe, das ist alles.“

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