Bianca Extra Band 136

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BRENNENDE KÜSSE UNTER DEM LIEBESSTERN von ELIZABETH BEVARLY

Max‘ sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung: Seine heimliche Jugendliebe Marcy Hanlon kehrt nach Endicott zurück! Vergessen scheint alles, was früher gegen sie beide sprach: Marcy flirtet heiß mit ihm! Max ahnt nicht: Marcys Küsse sind echt – aber alles andere Lügen …

BIST DU MEINE NEUE MAMA? von TARA TAYLOR QUINN

„Ich will meine Mama.“ Es zerreißt der hübschen Kinderpsychologin Mariah fast das Herz, dass Harpers Wunsch unerfüllbar ist. Als der attraktive Onkel die Kleine aus dem Heim abholt, merkt Mariah sofort: Michael O’Connell kennt sich nicht mit Kindern aus – also beschließt sie, ihm zu helfen …

UNSER FUNDAMENT HEISST LIEBE von ROCHELLE ALERS

Eine zerbrochene Ehe mit einem Kollegen reicht: Nie wieder wird Sonja Job und Liebe vermischen! Doch als sie mit dem charmanten Architekten Taylor Williamson bei der Sanierung eines Châteaus zusammenarbeitet, muss sie sich bald entscheiden: Herz oder Verstand?

DER LANDARZT UND DAS VERLORENE LÄCHELN von CATHERINE MANN

Wie tröstet man zwei Kinder, die ihre Eltern verloren haben? Nolan Barnett hofft so sehr, dass seinen Mündeln Ferien auf einer Ranch guttun. Nicht nur idyllische Natur finden sie dort, sondern auch das bezaubernde Cowgirl Eliza – für den vorsichtigen Landarzt eine Schicksalsbegegnung!


  • Erscheinungstag 01.06.2024
  • Bandnummer 136
  • ISBN / Artikelnummer 0802240136
  • Seitenanzahl 432

Leseprobe

Elizabeth Bevarly, Tara Taylor Quinn, Rochelle Alers, Catherine Mann

BIANCA EXTRA BAND 136

PROLOG

„Nicht schon wieder.“

„Junge, wie oft hat er das schon gemacht?“

„Diese Woche? Mindestens zehn Mal.“

„Nee. Allein dieses Wochenende waren’s schon zehn Mal.“

„Stimmt. Und jedes Mal sieht er aus, als würde er gleich kotzen.“

Der fünfzehnjährige Max Travers hörte kaum, was seine besten Freunde sagten. Er hatte sich zu sehr in der bezaubernden Gestalt auf der anderen Seite des Pools verloren: Marcy Hanlon. Das schönste, charmanteste, anmutigste, hervorragendste … Er unterdrückte einen Seufzer. Das klügste, netteste, großartigste, lieblichste … Er unterdrückte einen zweiten Seufzer. Das … fantastischste Mädchen auf der ganzen Welt.

Sie trug einen pinkfarbenen Bikini und schmierte sich Sonnencreme auf die elfenbeinfarbenen Schultern, während sie an diesem sonnigen Septembernachmittag im Endicott Country Club mit ihren zwei besten Freundinnen plauderte.

Hervorragend. Sie war absolut hervorragend. Strahlend. Sogar lumineszierend. Max hatte dieses Wort vergangene Woche in einem Buch für den Literaturunterricht gelesen. Nachdem er seine Bedeutung nachgeschlagen hatte, war er sich sicher, dass es die perfekte Beschreibung für Marcy war. Schließlich erleuchtete sie jeden Augenblick, in dem sie in seiner Nähe war, und ohne sie war sein Leben eintönig und trist.

Was meistens der Fall war. Abgesehen von den wenigen Malen am Pool während des Sommers sah er sie fast nie außerhalb der Schule, wo sie dieses Jahr nur zwei Kurse gemeinsam besuchten. Lediglich an den Samstagen, wenn er die Blumen im Garten ihrer Eltern pflegte und sein Boss Mr. Bartok sich um den Rest des perfekt getrimmten Anwesens kümmerte.

Doch schon in wenigen Wochen sollten diese samstäglichen Besuche vorbei sein. Er konnte höchstens noch um einen Monat verlängern und selbstständig für die Hanlons arbeiten. Das wäre dann aber wirklich das Ende. Denn Mr. Hanlon hasste ihn. Bestimmt auch, weil er wusste, dass Max für seine Tochter schwärmte. Aber der Alte wusste eben auch, dass niemand in Indiana seine Dahlien länger, geschweige denn früher blühen lassen konnte als Max Travers. Sobald sie aber verblüht waren, konnte Max sich von dem Gedanken verabschieden, Marcy noch mal außerhalb des Biologie- und Matheunterrichts zu sehen.

„Geh doch hin und sprich mit ihr“, schlug ihm sein Freund Chance von seiner linken Seite aus vor. „Frag sie, was sie später macht.“

„Ja“, stimmte ihm sein anderer Freund Felix von seiner rechten Seite her zu. „Claire und Amanda sind bei ihr. Vielleicht können wir alle drei überzeugen, uns später zum Burgeressen in Deb’s Diner zu treffen.“

Ja, klar. Da konnte er auch gleich versuchen, die Königin von Saba anzusprechen – beziehungsweise die Königin von Makeda, wie seine äthiopische Mutter sie immer genannt hatte, wenn sie ihm früher Gutenachtgeschichten erzählt hatte. Die Hanlons waren garantiert so reich wie Makeda und König Salomon zusammen. Niemals würden sie ihn an ihre Tochter heranlassen.

Wie zur Bestätigung warfen Marcys drei ältere Brüder ihm, Chance und Felix böse Blicke zu. Eigentlich schon, seitdem die drei Freunde den Poolbereich betreten hatten. Für diese besser betuchten Jungs waren sie nicht mehr als einfacher Arbeiterabschaum. Der einzige Grund, warum die drei überhaupt an den Pool gelassen wurden, waren ihre Ferienjobs. Max arbeitete als Greenkeeper für den Club, Felix kellnerte im Restaurant und Chance war Rettungsschwimmer.

Aber die Verachtung ihrer Brüder – und ihrer Eltern – für Max rührte noch aus einem anderen Grund her. Auf der mütterlichen Seite seiner Familie produzierten ihre Zellen einfach zu viel Melanin.

„Ich werde sie nicht ansprechen“, sagte er seinen Freunden, ohne dabei den Blick von Marcy abzuwenden. „Das wäre doch nur eine Einladung, von Remy, Percy und Mads verprügelt zu werden.“

„Ach“, schnaufte Chance theatralisch. „Remington, Percival und Maddenford Hanlon würden keine zwei Minuten gegen uns bestehen.“

„Ja“, stimmte Felix ihm zu. „Und wer gibt seinen Kindern schon solche Namen? Echt mal. Ihre Eltern wollten doch, dass sie von ihren Klassenkameraden verprügelt werden.“

Ha, dachte Max. Davon träumte Felix doch nur. Marcys Brüder waren Footballer und Ringer. Von ihm und seinen beiden Freunden würde nicht mehr als ein Fleck auf dem Rasen übrigbleiben, wenn die Hanlons es darauf anlegten.

„Wenigstens braucht man nicht den ganzen Tag, um Marcys Namen auszuschreiben“, sagte Chance.

„Wenigstens hält sich Marcy nicht für was Besseres“, ergänzte Felix. „Aber wie sie bei dieser Familie so geworden ist, werde ich nie verstehen.“

Es war eines der größten Rätsel von Endicott, musste Max zugeben. Marcys Vater Lionel Remington Hanlon IV war zweifellos der reichste Mann der Stadt. Vielleicht war er sogar einer der reichsten, wenn nicht gar der reichste Mann im ganzen Bundesstaat.

Die Hanlons wohnten in einem riesigen Haus auf einem Berg außerhalb der Stadt, das schon gebaut worden war, als Endicott nicht mehr als ein kleiner Hafen am Ohio gewesen war. Dazu gehörten vier Hektar Land, ein Tennisplatz, ein Swimmingpool und ein Stall mit drei Pferden. Max durfte das Haus nicht betreten, aber er hatte gehört, dass es im Keller eine Bowlingbahn, ein Kino und einen weitläufigen Weinkeller gab.

Und natürlich gab es auch noch den Garten. Zweitausend Quadratmeter, die Max liebte und hasste. Liebte, weil Mr. Hanlon nur die exotischsten und teuersten Blumen pflanzen ließ, von denen viele nicht einmal mit dem kapriziösen Klima von Indiana zurechtkamen. Und genau aus demselben Grund hasste er ihn auch. Jedes Jahr pflanzte und hegte Max die Blumen so lange, wie das Wetter es zuließ. Bis er ihnen mit Anbruch des Herbstes beim Verwelken zusehen musste. Danach blieb ihm nur noch, ihre ehemals prächtigen Kadaver zu Mulch für das kommende Jahr zu verarbeiten. Es war ein Verbrechen, wie dieser Kerl die schönsten Dinge dieser Welt einfach wegwarf, weil er kein echtes Interesse an ihnen hatte. Sie dienten ihm nur als Ausstellungsstücke, um seinen Reichtum zur Schau zu stellen.

Max sah noch einmal zu Marcy. Sie unterhielt sich angeregt mit ihren Freundinnen und hatte keinen Blick für Max übrig. Er nahm das nicht persönlich. Für andere Jungs hatte sie nämlich auch keinen Blick übrig. Obwohl es in Endicott nicht einen Jungen gab, der nicht über heiße Kohlen für sie gehen würde. Felix hatte recht – sie war ganz und gar nicht wie der Rest ihrer Familie.

Im vergangenen Schuljahr hatten sie in Naturwissenschaft nebeneinandergesessen und auch eine Woche lang an einer Projektarbeit über Der scharlachrote Buchstabe für den Englischunterricht gearbeitet. Max hatte das Buch langweilig und die Charaktere nervig gefunden, aber Marcy hatte sie geliebt. Dank ihrer Begeisterung hatten sie eine Eins bekommen. Und da sie so nett und klug und schön und exzellent und perfekt war, hatte Max sich hoffnungslos in sie …

„Also wenn wir nachher nicht ins Diner gehen“, holte Felix Max ins Hier und Jetzt zurück, „dann lasst uns hier ins Restaurant gehen. Die haben noch ein paar Bob-Kekse übrig.“

Max musste lächeln. Komet Bob war das Einzige, womit sich Endicott rühmen konnte. Schon seit Jahrhunderten zog Bob alle fünfzehn Jahre an der Erde vorbei und kam ihr genau über Endicott am nächsten. Niemand wusste warum. Und inzwischen interessierte es auch niemanden mehr. Aber die Einwohner feierten dieses Ereignis ausgiebig.

Der Legende nach konnten sich alle, die in einem Jahr des Kometen geboren worden waren – so wie Max, Chance und Felix –, etwas wünschen, wenn der Komet das zweite Mal vorbeikam. Bei seinem dritten Besuch sollten diese Wünsche dann in Erfüllung gehen.

Max konnte sich dieser Tradition nicht erwehren. Vor ein paar Nächten, als Bob direkt über ihnen gewesen war, hatten er und seine Freunde ihre Wünsche gen Himmel geschickt. Chance hatte sich eine Million Dollar gewünscht. Felix hatte sich gewünscht, dass in ihrer verschlafenen Kleinstadt etwas Interessantes passierte. Und Max …

Max hatte sich die edelste Sache der ganzen Welt gewünscht: wahre Liebe. Er wollte, dass Marcy Hanlon in ihm mehr sah als nur den Gärtner.

„Wer will ’nen Keks?“, fragte Felix. „Die Clubmitglieder bekommen keine mehr, weil sie nicht mehr frisch sind, aber wir Armseligen dürfen uns bedienen. Bereit für ’nen Überfall auf die Küche?“

Er und Chance sprinteten los, aber Max konnte sich noch nicht zum Gehen durchringen. Marcy hatte nämlich gerade lange genug herübergesehen, um ihn zu bemerken. Sie hob eine Hand und winkte ihm zu. Und dann – dann – lächelte sie sogar. Das schönste Lächeln, das Max je gesehen hatte.

Doch dann rief Remy ihren Namen, und ihre Brüder stellten sich zu ihr. Sie sahen Max geradezu bedrohlich an. Ihm war das egal. In fünfzehn Jahren würde nichts davon mehr zählen. Denn in fünfzehn Jahren würde Marcy Hanlon nicht mehr unter der Fuchtel ihrer Familie stehen, und Bob würde seinen Wunsch erfüllen.

Bis dahin wollte Max hier in Endicott bleiben und warten.

1. KAPITEL

Noch bevor Bob am Horizont aufgezogen war, hatte Max den Kometen angefleht, sie für das diesjährige Festival zurückzubringen und ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Schon seit Wochen redete er sich Mut zu, damit er sich nicht wieder in den schüchternen Jungen von damals verwandelte, wenn er auf sie traf. Er hatte sich versichert, dass er ein guter Mann war. Dass sie als erwachsene Frau nicht mehr unter dem Einfluss ihrer Familie stand. Dass die soziale und ökonomische Kluft zwischen ihnen keine Bedeutung mehr hatte. Und dass er – obwohl sie die unglaublichste Frau war, die je gelebt hatte – nun sogar eine Chance bei ihr hatte.

Aber obwohl er sich so gründlich auf Marcy Hanlons Rückkehr nach Endicott vorbereitet hatte, war Max Travers überhaupt nicht auf Marcy Hanlons Rückkehr nach Endicott vorbereitet.

Sie stand auf der anderen Seite der Water Street und sah ins Schaufenster von Barton’s Bookstore. Max konnte nicht anders, als wie angewurzelt stehenzubleiben, als wäre er durch ein Portal in die Vergangenheit getreten und wieder zu einem Teenager geworden.

Marcy sah gar nicht mehr aus wie Marcy, stellte er fest. Sie hatte schulterlange, kastanienbraune Locken statt der glatten, rotblonden Strähnen, die ihr früher bis auf den Rücken gefallen waren. Die alabasterweiße Haut, die sie früher mit Lichtschutzfaktor 50 eingecremt hatte, hatte jetzt einen sonnengeküssten Goldton angenommen. Sie trug eine fließende Tunika und weite Hosen in der Farbe von Sommersalbei statt zerrissener Röhrenjeans und Tops. Und eine große Designersonnenbrille verbarg ihre Augen. Augen, welche, wie er sich erinnerte, genauso perfekt blassblau waren wie Tibet-Scheinmohn.

Dennoch wusste er, dass sie es war. Er erkannte es an ihrer Haltung. Wie sie ihr Gewicht auf den linken Fuß verlagerte, den rechten auf der Ferse abstellte und ihre Zehen gen Himmel streckte. Daran, wie sie sich unsicher mit einer Hand an den Nacken fasste, was im völligen Widerspruch zu ihrer selbstbewussten Haltung stand, mit der Marcy immer die perfekte Hanlon’sche Familienharmonie aufrechterhalten hatte. Wobei die Hanlons ganz und gar nicht perfekt oder harmonisch waren – abgesehen natürlich von Marcy. Sie war in jederlei Hinsicht perfekt.

Außerdem erkannte er sie an dem heißen Knistern, das ihn durchströmte und jede Zelle seines Körpers fast zum Bersten brachte. Schon immer hatte sie diese Wirkung auf ihn gehabt, wenn sie nur auf die Länge eines Footballfeldes in seine Nähe gekommen war. Dieses Knistern war einfach da, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Als ob sie beide seit Anbeginn der Zeit zusammengehörten und mit einem kosmischen Faden verbunden waren, der nicht zu durchtrennen war.

O ja, da war sie wieder: Max’ Unsicherheit wie zu Teenagertagen. Eigentlich konnte er direkt nach Hause gehen und eine weitere „Ode an Marcy“ aufschreiben, so wie er es früher so oft getan hatte. Er hatte gehofft, seine Scham hinter sich gelassen zu haben, aber so wirklich verließ sie einen wohl nie.

Und jetzt stand er wieder genauso da wie damals, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Marcy hatte ihm aus dem Heckfenster des Escalade ihres Vaters zugewunken, als die Hanlons gefolgt von einer ganzen Flotte aus Umzugswagen aus der Stadt gefahren waren. Es war eine Woche nach dem letzten Schultag gewesen, und die Erkenntnis, dass er sie vielleicht niemals wiedersehen würde, hatte sich wie ein Eisklumpen in seinem Magen festgesetzt. Das Ganze war noch davon verschlimmert worden, dass Marcys Mutter ihre Tochter plötzlich mit einem Ruck vom Fenster weggezogen und Max daraufhin einen der bösartigsten Blicke zugeworfen hatte, den er je gesehen hatte. Dabei hatten ihm alle Hanlons, bis auf Marcy, vorher schon sehr bösartige Blicke zugeworfen.

Jetzt beobachtete er, wie sie in den Buchladen ging und aus seinem Blickfeld verschwand, genauso wie vor fünfzehn Jahren. Damals hatte er nichts gegen ihr Verschwinden tun können. Was hätte er ihr damals auch sagen können? Hätte ihn ihre Familie überhaupt an sie herangelassen? Mehr als ein „Hey, Marcy, was geht?“ hatte er sowieso nie herausbekommen. Aber jetzt …

Ach, wem wollte er etwas vormachen? Er war immer noch nicht selbstbewusster geworden und sollte lieber das tun, was er immer getan hatte: den Schwanz einziehen und nach Hause gehen.

Nein, sagte er sich. Niemals. Er hatte viel zu lange auf diesen Tag gewartet. Bob würde seinen Wunsch dieses Jahr mit Sicherheit erfüllen.

Als sie im Buchladen verschwunden war, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Früher waren sie sich oft bei Barton’s und noch häufiger in der Bibliothek begegnet, weil sie beide echte Leseratten waren. Manchmal hatte er bei den Hanlons gearbeitet, wenn Marcy am Pool gelesen hatte. Dann hatte er genug Mut aufgebracht, um sie auf ihr Buch anzusprechen, und so hatten sie sich nett unterhalten. Bis jemand von ihrer Familie aufgetaucht war, um Max daran zu erinnern, dass er zum Arbeiten hier war.

Der wahre Grund, warum die Hanlons ihn immer verscheucht hatten, hatte natürlich nichts mit seinen Verpflichtungen zu tun gehabt, sondern nur damit, ihn von Marcy fernzuhalten. Aber von den Hanlons war niemand mehr hier, also konnte er mit Marcy reden, so viel er wollte. Vorausgesetzt, dass sie einverstanden war.

Die Entscheidung war also gefallen. Und so machte er sich auf den Weg über die Straße.

Marcy Hanlon schob ihre gigantische Sonnenbrille nach oben, starrte auf den Bücherstapel auf dem Tisch in Barton’s Bookstore und versuchte, nicht zu weinen.

Marcella Robillards neuester Kriminalroman Was der Teufel verspricht hatte einen annehmbaren Titel und ein wunderschönes Cover. Es war eine Zeichnung im Art-déco-Stil von einer jungen Frau mit geschlossenen Augen, roten, leicht geschürzten Lippen und einer langen Zigarettenspitze im Mund. Es war das Buch mit der bisher größten Auflage für Marcella Robillard, und der Verlag hatte Unsummen für die Werbung für den Roman ausgegeben. Bei seiner Veröffentlichung hatte er jedes Schaufenster geschmückt, und die Rezensenten hatten Marcella mit Agatha Christie und Dorothy L. Sayers verglichen. Ihr neuester Krimi hätte sofort an die Spitze aller Bestsellerlisten schießen müssen.

Doch nur sechs Monate später verstaubte er bereits hier im hinteren Teil des Buchladens.

Marcy wusste das alles so genau, weil sie Marcella Robillard war. Wie zum Beweis nahm sie eines der Bücher in die Hand und drehte es um. Ja, dort war ihr Foto. Sie sah erfolgreich und selbstbewusst aus, wie sie an ihrem antiken Schreibtisch im Büro ihres Schlosses – ja, Schlosses – saß, in dem sie früher gewohnt hatte. Das offene Fenster hinter ihr gab den Blick auf südfranzösische Weinberge frei, die sich sanft unter dem strahlend blauen Himmel mit den weißen Schäfchenwolken hinzogen. Es waren die berühmten Robillard-Weinberge, die einen der besten Cabernet Sauvignons der Welt hervorbrachten.

Marcella Robillard war kein Pseudonym, sondern ihr richtiger Name. Marcy war als Marcella Genevieve Hanlon zur Welt gekommen und war zur Madame la Comtesse de Robillard geworden, als sie Monsieur le Comte de Robillard – kurz auch Ollie genannt – vor sechs Jahren geheiratet hatte. Jetzt nach der Scheidung konnte sie auch getrost wieder ihren alten Namen annehmen. Zumindest in ihrem Privatleben. Nicht, dass der Name Marcella Robillard heute im Literaturbetrieb noch irgendeine Bedeutung hatte. Vielleicht wäre es für Marcy ohnehin besser, unter einem anderen Namen zu schreiben.

Falls sie die Schreibblockade irgendwann überwinden sollte, die ihr gerade das Leben schwer machte. Während sie ihre ersten drei Romane noch locker aus dem Handgelenk geschüttelt hatte, waren ihre Fähigkeiten ins Stocken geraten, als sie von den acht Seitensprüngen ihres Mannes und der Tatsache erfahren hatte, dass er auch noch ihr ganzes Geld auf den Kopf gehauen hatte. Ihr viertes Buch hatte ein Ghostwriter beenden müssen. Am fünften hatte sie gar nicht mehr mitgearbeitet. Nun hatte sie sich vorgenommen, wieder selbst zu schreiben, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal überhaupt ein paar gute Seiten zu Papier gebracht hatte. Konnte sie sich überhaupt noch Geschichten ausdenken?

Sie war gerade im Begriff, das Buch wegzulegen, als das Glöckchen über der Tür einen weiteren Kunden ankündigte. Automatisch schaute sie auf, um zu sehen, wer es war.

Und bereute es sofort.

O Mist. Max Travers. Auf ihn war sie absolut nicht vorbereitet.

Bleib cool, sagte sie sich, als er auf den Tisch mit den Neuerscheinungen zuging. Früher waren sie sich oft hier im Laden begegnet, weil Max der einzige Mensch in Endicott gewesen war, der genauso viel las wie sie. Als sie einmal gemeinsam an einer Hausarbeit zu Der scharlachrote Buchstabe gearbeitet hatten, hatte ihm der Roman zwar nicht gefallen, aber dank seiner klugen Ansichten hatten sie eine Eins bekommen.

Witzig, dachte sie jetzt. Jedes ihrer Bücher war gut hunderttausend Wörter lang. Fast jedes war auf der Bestsellerliste der New York Times gelandet und drei sogar in den Top Ten. Aber trotzdem hatte sie in der neunten Klasse Max’ Hilfe gebraucht, um einen fünfseitigen Essay über ein Buch zu schreiben, das es schon gab.

Auch in anderen Dingen hatte sie seine Hilfe damals gebraucht, fiel ihr ein, als die Erinnerungen ungefragt vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Seine liebenswürdige Art und sein schüchternes Lächeln hatten sie stets aufgemuntert, wann immer ihre Welt unter ihren Füßen wegzubrechen gedroht hatte.

Wie konnte es dann nur sein, dass er sie so hintergangen hatte?

Sie brauchte noch mehr Zeit, bevor sie bereit war, sich ihm zu stellen. Erst musste sie sich wieder an dem Ort einleben, an dem sie aufgewachsen war, und wieder zu Marcy Hanlon werden – falls das überhaupt möglich war.

Leider stand er genau zwischen ihr und dem Ausgang. Und so entspannt, wie er sich die Auslage ansah, schien er nicht so bald gehen zu wollen.

Das war schon immer seine Art gewesen. Als hätte er keinerlei Sorgen. Wenn sie ihn früher heimlich aus ihrem Schlafzimmerfenster bei der Arbeit beobachtet hatte, hatte er sich immer für jede einzelne Pflanze Zeit genommen und war trotzdem rechtzeitig fertig geworden. In der Schule war er immer als Letzter aufgestanden und lässig zur nächsten Unterrichtsstunde geschlendert. Beim Mittagessen hatte er nie geschlungen und selbst beim Diskuswerfen hatte er sich jeden Wurf gut überlegt – und damit am weitesten geworfen. Auf sie hatte er einfach immer wie ein nachdenklicher, anständiger Junge gewirkt.

Umso schockierender war es gewesen, die Wahrheit über ihn herauszufinden. Dass Max Travers nichts weiter als ein gewöhnlicher Dieb war.

Bleib cool, sagte sie sich erneut. Er durfte nicht herausfinden, dass sie wusste, was er ihrer Familie angetan hatte. Für ihr Vorhaben hatte sie sich einen Vierpunkteplan überlegt. Erstens: Vorgeben, dass sich zwischen ihnen nichts verändert hatte. Zweitens: Ihn in dem Gefühl falscher Sicherheit wiegen und ihn dazu bringen zuzugeben, was er vor fünfzehn Jahren getan hatte. Drittens: Sobald er gestanden hatte, ihn mit der Tatsache überrumpeln, dass sie wusste, dass er den Schmuck und die Dokumente aus dem Haus ihrer Familie gestohlen hatte. Und viertens …

Na gut. Den vierten Schritt hatte sie noch nicht ganz ausgearbeitet.

Also erst zu Schritt eins: Nichts hatte sich verändert. Doch als Max in das Sonnenlicht trat, das durch das Schaufenster fiel, erkannte sie, dass sich in Wahrheit einiges verändert hatte. Zumindest was Max betraf. Schon damals als Jugendlicher hatte sie ihn attraktiv gefunden. Aber jetzt als Mann … war er einfach umwerfend.

Dichte schwarze Locken fielen ihm in die Stirn. Die Nachmittagssonne strahlte auf seine braune Haut und betonte seine kräftigen Wangenknochen. Sie sah, wie sich sein Bizeps unter dem Ärmel seines Poloshirts anspannte. Schon damals hatte er wegen seines anstrengenden Jobs tolle Arme gehabt. Er war schlank gewesen und kaum größer als sie. Aber seit damals war er mindestens fünfzehn Zentimeter gewachsen, und sein Bizeps war nicht der einzige Muskel, der sich unter seinem Shirt abzeichnete.

Sie erinnerte sich, wie es sie früher gereizt hatte, einmal mit ihren Fingern jeden seiner Muskeln auszukundschaften. Doch niemals hätte sie es gewagt, ihn zu berühren. Max hatte etwas an sich, das sie glauben ließ, dass sie ihn nie wieder loslassen könnte, wenn sie ihn einmal berührte, und sie dabei ihr altes Selbst vergessen würde.

Sie unterdrückte ein Kichern. Als ob sie überhaupt noch wusste, wer sie war. Seit sie Endicott verlassen hatte, hatte sie sich so oft neu erfunden, dass ihr altes Selbst ihr vollkommen unbekannt war.

Max blickte auf und sah ihr in die Augen. Dann lächelte er. O Gott. Es war dasselbe schüchterne Lächeln wie damals in der Schule. Sofort fühlte sie sich wieder fünfzehn Jahre alt.

Max hob eine Hand zur stummen Begrüßung, und irgendetwas in Marcy explodierte. Oh, sie war wirklich noch nicht bereit, ihm zu begegnen. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er war nicht mehr der Junge, in den sie als Mädchen verknallt gewesen war. Und mehr noch: Sie war nicht mehr das Mädchen, das jedem blindlings vertraute.

Als sie die Augen öffnete, kam Max geradewegs auf sie zu. Ihr Herz pochte so heftig in ihrer Brust, dass sie hoffte, dass er es nicht hören konnte. Instinktiv drückte sie das Buch an sich, das sie immer noch in der Hand hielt, um ihre Emotionen im Zaum zu halten.

Bleib cool, sagte sie sich ein drittes Mal. Zum Glück gelang es ihr, sich wieder zu fassen. Aber als sie die Zuneigung in seinen Augen sah, die dieselbe Farbe wie sein Poloshirt hatten, wäre sie beinahe dahingeschmolzen.

Er ist ein Dieb, rief sie sich ins Gedächtnis. Er ist der Grund, weswegen in deinem Leben so vieles schiefgelaufen ist. Doch seltsamerweise fühlte sich dieser Augenblick seit langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig an.

„Hey, Marcy“, sagte er mit tiefer, voller Stimme. Hätte sie über ihn geschrieben, hätte sie sie als samtig bezeichnet. Früher waren ihr solche Adjektive zu blumig vorgekommen. Aber zu Max passte es perfekt.

„Hallo, Max“, schaffte sie es, mit selbstbewusster Stimme zu antworten, obwohl sie sich ganz und gar nicht so fühlte.

Einen Moment lang betrachteten sie sich schweigend. Marcy hatte sich genauso verändert wie Max. Nach fünf Jahren in der Provence war ihre Haut gebräunt. Schon seit dem College färbte sie sich die Haare und trug sie kürzer. Sie war ein Stückchen gewachsen und – durch das Leben auf einem französischen Weingut mit eigenem Koch – nicht mehr so schlaksig wie früher. Sie hatte ein Leben gelebt, von dem sie als Kind niemals zu träumen gewagt hätte. Ein Leben voller Glamour, Abenteuer und Leidenschaft. Ihre Erfahrungen – die guten wie die schlechten – hatten sie erfahrener, aber auch komplizierter gemacht.

Eigentlich mochte sie sich. Auch wenn es ihr nicht gefiel, wo sie gelandet war. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte wieder das unbeholfene Mädchen von früher sein. Nicht nur, weil das Leben früher einfacher gewesen war, sondern auch, weil sie manche Entscheidungen gerne rückgängig gemacht hätte.

Eine davon war, sich in Max Travers zu verlieben.

„Schön, dich zu sehen, Marcy“, sagte er. „Ich habe mich gefragt, ob du für Bobs Rückkehr in die Stadt kommst.“

„Das würde ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen.“

Natürlich nicht. Genauso wie Max war sie in einem Jahr des Kometen geboren worden. Und wie alle in ihrem Alter hatte sie sich bei seinem nächsten Besuch etwas gewünscht. Es war ein Wunsch, der unbedingt wahr werden musste.

Ein weiterer unbehaglicher Moment verging, in dem sie sich nur mit großem Interesse ansahen. Dann fragte Max: „Und was hast du in den vergangenen fünfzehn Jahren so getrieben?“

Beinahe wäre Marcy das Buch aus der Hand gefallen. Fragte er das, um sie zu ärgern? Oder wusste er wirklich nicht, wie die letzten fünfzehn Jahre für sie verlaufen waren, obwohl alle Boulevardzeitungen über einen Großteil dieser Jahre berichtet hatten? Natürlich war Max nicht der Typ, der Boulevardzeitungen las. Aber Tratschen war ein beliebtes Hobby in Endicott, also musste doch jemand über sie geredet haben. Oder etwa nicht? Doch bestimmt. Wie könnte Max nicht von ihren literarischen Erfolgen und ihrer skandalumwitterten Ehe gehört haben? Schon vor ihrer Ehe mit Ollie hatten alle „Gesellschaftsseiten“ von ihrem Partyleben berichtet. Wie konnte er nicht von ihren Datingkatastrophen und den Ausschweifungen ihres Ehemannes gehört haben? Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie in der Zeit zurückgereist war.

Dann sah sie nach unten auf das Buch, das sie umklammert hielt. Nein, sie befand sich immer noch in der Gegenwart. Leider. Sie legte das Buch zurück auf den Tisch, und zwar so, dass ihr Foto verdeckt blieb, und stellte sich sicherheitshalber noch vor den Tisch. Mit einer Mischung aus Erstaunen und Erleichterung stellte sie fest, dass Max wirklich nichts zu wissen schien. Für ihn war sie nur Marcy Hanlon, die für das Kometenfestival, das große Highlight ihrer Jugend, in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt war.

„Mal sehen“, begann sie zögerlich. Sie überlegte, wie sie ehrlich antworten konnte, ohne ihm die ganze Wahrheit zu verraten. Sie wollte nicht, dass er erfuhr, was für eine Versagerin sie war. „Ich habe Englisch an der Barnard studiert und nach meinem Abschluss in verschiedenen Jobs gearbeitet.“

Was auch stimmte. Niemand konnte sagen, dass man mit einem Abschluss in Englisch keine Arbeit fand. Bevor Marcy ihr erstes Buch verkauft hatte, hatte sie als Kellnerin, Barkeeperin, Verkäuferin in einem Dessousgeschäft und Lektorin gearbeitet.

„Und dann“, fuhr sie schnell fort, „habe ich eine Weile in Europa gelebt.“

Er sah sie mit seinen wunderschönen blaugrauen Augen überrascht an. „Wow, das ist ja cool. Was hast du dort gemacht?“

Wieder hatte sie Mühe, die richtigen Worte zu finden. Kein Wunder, dass sie eine Schreibblockade hatte. Sie konnte sich nicht mal ein gutes Ablenkungsmanöver ausdenken, geschweige denn einen Roman. „Nun“, sagte sie wieder. „Ich habe, ähm, vieles gemacht.“

Das stimmte auch. Sie war viel gereist, hatte mit den Reichen und Schönen gefeiert und mehr Geld ausgegeben, als jeder normale Mensch brauchte. Und sie hatte dabei zugesehen, wie ihr ganzes Leben in Rauch aufgegangen war.

„Hauptsächlich auf einem Weingut gearbeitet“, sagte sie schließlich.

Und auch das stimmte. Nur, dass sie Bücher geschrieben und nicht die Weintrauben zertreten hatte. Marcy selbst hatte nichts mit dem Betrieb des Robillard-Weinguts zu tun gehabt. Das war alles Aufgabe ihres Ehemannes gewesen, und das erklärte auch, warum das Weingut Konkurs gegangen war.

Max sah trotzdem beeindruckt aus. „Krass, du hast seit der Schule viel mehr gemacht als ich.“

Vielleicht stimmte das. Aber sie wettete darauf, dass er seine Zeit sinnvoller verbracht hatte als sie.

„Und wie ist es dir seit der Schule ergangen?“, fragte sie, froh, von sich ablenken zu können.

Er zuckte mit der Schulter, wobei der Ärmel seines Poloshirts ein Stückchen nach oben rutschte und den Hauch eines Tattoos offenbarte. Dieser überraschende Anblick machte sie nur noch neugieriger. Natürlich nur, weil sie mehr über ihn wissen musste, um ihn endgültig zur Rechenschaft ziehen zu können. Nur deshalb interessierte sie sich für seinen Bizeps und Trizeps. Und seine Delta-, Trapez- und Brustmuskeln …

„Ich habe mich in den vergangenen fünfzehn Jahren kaum verändert“, sagte er.

Klar. Zwei Meter heiße Männlichkeit verpackt in ein attraktives Gesamtpaket mit samtiger Stimme und einem geheimnisvollen Tattoo. Überhaupt nicht anders als der sanfte Junge mit dem unsicheren Lächeln.

„Das würde ich nicht sagen“, platzte es aus ihr heraus. Als sie sein überraschtes und nicht weniger erfreutes Lächeln sah, redete sie schnell weiter. „Ich meine, du bist zwar immer noch in Endicott, aber ich wette, du arbeitest nicht immer noch für Mr. Bartok.“

„Nein“, gab er zu. „So gesehen nicht. Vor ein paar Jahren habe ich ihm seine Landschaftsgärtnerei abgekauft, als er sich zur Ruhe gesetzt hat.“

Dieser Satz reichte, um die Wut in ihr wieder neu zu entfachen. Bestimmt hat er bar bezahlt, dachte sie. Mit dem Geld, das er mit den gestohlenen Habseligkeiten ihrer Familie gemacht hatte. Der Schmuck ihrer Mutter war seit Jahrhunderten in der Familie gewesen und hätte eines Tages Marcy gehören sollen. Die gestohlenen Dokumente hätten ihren Vater entlastet, der für ein Verbrechen verurteilt worden war, das er nicht begangen hatte. Sie war fest entschlossen, alles zurückzubekommen – komme, was wolle. So oder so würde Max Travers gestehen, was er getan hatte.

Und so oder so würde Max Travers dafür bezahlen.

2. KAPITEL

Nachdem Max erzählt hatte, dass er Mr. Bartoks Garten- und Landschaftsbaubetrieb gekauft hatte, schien die Temperatur um ihn herum schlagartig abzunehmen, und Marcy wurde merklich steif. Er hätte ihr genauso gut gerade erzählt haben können, dass er seit Jahren Kätzchen aussetzte.

Sie war merklich nervös, seitdem er Blickkontakt mit ihr aufgenommen hatte. Warum nur? In Gegenwart dieser perfekten Frau müsste doch eigentlich er es sein, der nervös und unsicher wurde und ihre Fragen kaum beantworten konnte. Stattdessen schien sie ihm mit jeder Antwort auszuweichen.

Was war nur mit ihr los?

Er rief sich ins Gedächtnis, dass sie früher nicht wirklich befreundet gewesen waren, weshalb er keine überschwängliche Begrüßung erwarten durfte – so sehr er sich das auch gewünscht hatte. Sie war immer nett zu ihm gewesen und hatte nie nervös gewirkt. Beim letzten Mal hatte sie ja sogar gelächelt und ihm zugewinkt. Andererseits hatte er seit ihrem Wegzug aus Endicott auch nichts mehr von ihr gehört. Eine Zeit lang waren sie noch über die sozialen Netzwerke befreundet geblieben, doch dann, im zweiten Jahr ihres Studiums, hatte sie all ihre Konten plötzlich gelöscht.

Im Laufe der Jahre hatte Max ab und an versucht, sie zu googeln, aber entweder nur andere Marcy Hanlons oder Bilder und Artikel aus der Zeit aufgespürt, bevor Marcy Endicott verlassen hatte. Über die erwachsene Marcy war einfach nichts zu finden gewesen, was ihm merkwürdig vorkam. Jeder landete doch irgendwie im Internet, egal, wer man war. Und die Hanlons waren schließlich die bekannteste Familie in Endicott gewesen.

Aber auch bei der Suche nach ihrer Familie hatte er kaum mehr Glück gehabt. Als er den Namen ihres Vaters, Lionel Remington Hanlon IV, in die Suchmaschine eingegeben hatte, gab es überhaupt keine Treffer. Zu ihrer Mutter LuEllen erfuhr er nur, dass sie Spenden für ein Kinderkrankenhaus gesammelt hatte. Er konnte sich vorstellen, dass sie sich zur Ruhe gesetzt hatten und mitsamt ihrem ungeheuerlichen Vermögen auf einer einsamen Insel untergetaucht waren.

Also hatte er einen anderen Ansatz versucht und nach ihren drei älteren Brüdern gesucht. Sie waren einfach zu finden gewesen. Remy leitete eine Investmentfirma in Providence, Percy arbeitete als Architekt in Miami und Mads war Vizepräsident einer Bank in Seattle. Familienangehörige waren nirgendwo erwähnt worden. Keine Ehefrauen, keine Kinder, gar nichts. Auf Marcy, ihre Eltern oder die Brüder selbst hatte es keinerlei Hinweise gegeben.

Es war eine verdammt merkwürdige Sache. Aber die Hanlons hatten, gelinde gesagt, auch nie wie eine eingeschworene Gemeinschaft gewirkt.

Er konnte nur hoffen, dass sie ihm mehr über sich erzählen und ihn nicht wie einen Fremden behandeln würde, mit dem sie nichts zu tun haben wollte.

Aber eigentlich waren sie inzwischen Fremde geworden. Trotz seiner Gedankenspiele, in denen sie gleich nach der Schule geheiratet hatten, er seine eigene Landschaftsgärtnerei eröffnet und sie den nächsten großen amerikanischen Roman geschrieben hatte. In denen er sie auf ihren Lesereisen rund um die Welt begleitete und sie unterwegs die schönsten botanischen Gärten besuchten. Und zwar zusammen mit ihren Kindern. Allen vieren, die von ihren Großeltern auf beiden Seiten der Familie verwöhnt wurden.

Hey, er wusste ja, dass das nur ein Traum war. Niemals hätten Marcys Eltern etwas mit Nachkommen zu tun haben wollen, die von ihm abstammten. Und auch Marcys Vorfahren würden sich bestimmt im Grabe umdrehen, wenn sie gewusst hätten, dass ihre Nachfahren nicht mehr genauso weiß waren wie die ersten Siedler am Plymouth Rock …

Gerade wollte er sie auf einen Kaffee einladen, um über die alten Zeiten zu plaudern, als sie plötzlich einen Schritt nach rechts machte und auf die Tür deutete.

„Es war schön, dich zu sehen, Max“, sagte sie etwas atemlos. „Aber ich muss los. Ich habe noch …“ Sie hielt lange genug inne, um sich eine Ausrede zu überlegen. „Ich habe noch … einen Termin. Mit dem Geschichtsverein. Ja, genau. Um über das Haus zu sprechen.“

Das gigantische Anwesen außerhalb der Stadt hatte jahrelang zum Verkauf gestanden, nachdem die Hanlons weggezogen waren. Niemand aus Endicott hatte es sich leisten können und niemand von außerhalb mit den finanziellen Mitteln hatte einen Grund gehabt, nach Endicott zu ziehen.

Doch wegen der historischen Bedeutung des Hauses – es war fast zweihundert Jahre alt – und weil Mr. Hanlon irgendwann klar geworden sein musste, dass er es niemals zum Marktwert verkaufen würde, hatte der Geschichtsverein die Hälfte des Betrages zusammengekratzt und das Haus in ein einigermaßen erfolgreiches Hotel verwandelt. Es war zu einem beliebten Ort für Klassenfahrten, Hochzeiten und Flitterwochen geworden.

Und noch immer kümmerte sich Max um den Garten. Er arbeitete umsonst, dafür ließ man ihm freie Hand. Max wählte nur Pflanzen aus, die aus der Region stammten und authentisch für die Zeit waren, in der das Haus gebaut worden war. Der Garten war jetzt weniger prunkvoll, aber immer noch ein Ort der Schönheit.

Er fragte sich, was Mr. Hanlon wohl davon hielt, dass jetzt alles und jeder sein Haus betreten und sein Arbeits- und sein Schlafzimmer bestaunen durfte. Früher hatte er fast niemandem erlaubt, über die Schwelle zu treten. Nur ganz bestimmten Personen, von denen die wenigsten aus Endicott kamen. Max wettete darauf, dass zu Zeiten des alten Mr. Hanlon noch nie eine Person of Color das Haus betreten hatte. Und davor natürlich auch nicht. Abgesehen von jenen, die früher einmal der Familie gehört hatten.

„Meine Eltern versuchen, in die Leitung des Hauses involviert zu bleiben“, fuhr Marcy fort, während sie sich immer weiter von Max entfernte. „Auch wenn es ihnen nicht mehr gehört. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich nach dem Rechten sehe.“

Max zweifelte nicht daran. Natürlich hielten die Hanlons an etwas fest, das ihnen einst gehört hatte. Woran er aber zweifelte, war, dass Marcy wirklich einen Termin hatte.

Doch er bedrängte sie nicht. „Vielleicht können wir uns mal auf einen Kaffee treffen und über früher reden.“

Was eigentlich das Letzte war, was er wollte. Er wollte mit ihr nach vorne sehen. Aber so wie Marcy reagierte, schien das ausgeschlossen.

„Klar“, sagte sie und ging weiter auf den Ausgang zu. „Das wäre nett. Wir sehen uns.“

Und bevor er noch etwas sagen konnte, verschwand Marcy durch die Tür und eilte draußen am Schaufenster vorbei, als könnte sie ihm nicht schnell genug entkommen. Es ging alles so schnell, dass Max noch den Luftzug auf seinem Gesicht spürte. Einen kalten Luftzug.

Marcy konnte nicht schlafen, obwohl sie vollkommen erschöpft in ihr Bett im Hanlon House Historic Home and Inn gefallen war. Trotz ihrer gemischten Gefühle hatte sie es sich nicht verkneifen können, ausgerechnet in ihrem alten Zuhause ein Zimmer zu buchen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, in dem früheren Zimmer ihres Bruders Percy unterzukommen.

Nicht nur das Schlafen bereitete ihr Sorgen. Auch ihre Träume. Denn sie war gerade aus einem Traum erwacht, in dem sie versucht hatte, mehr über Max’ Tattoo herauszufinden. Und über den Rest seines Körpers. Nein, danke. Solche Träume wollte sie lieber nicht haben.

Unruhig wälzte sie sich auf die Seite und boxte ihr Kissen zurecht. Sie versuchte, sich auf die laue Septemberluft zu konzentrieren, die durch das offene Fenster wehte, und hörte einen Waldkauz rufen. Es war ein vertrauter Klang, den sie aus ihrer Kindheit kannte. Ansonsten kam ihr an ihrem früheren Haus nichts mehr bekannt vor. Der Geschichtsverein hatte die Zimmer mit historischen Möbeln und Baumwollteppichen ausgestattet und die Wände in blassen Farbtönen gestrichen, die authentisch für die Entstehungszeit des Hauses waren. Aus der Bowlingbahn und dem Kino hatte man wieder einen Keller gemacht. Die Tennisplätze und der Pool waren verschwunden.

Als es noch Percys Zimmer gewesen war, hatten hier Legomodelle gestanden und Poster von Bands an den Wänden gehangen. Jetzt war alles mit Keramikschalen und Ölgemälden dekoriert. Percy wäre entsetzt, würde sie ihm davon erzählen. Nicht, dass das passieren würde. Die Hanlon-Geschwister hatten seit mehr als zehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Seit ihr strenger Familienpatriarch die Bombe hatte platzen lassen: dass ihm eine siebenjährige Haftstrafe drohte, weil er seinen Kunden und Geschäftspartnern Millionen Dollar gestohlen hatte und er jeden Cent aus der eigenen Tasche zurückzahlen musste.

Natürlich hatte er seine Unschuld beteuert, nur leider konnte er sie nicht beweisen. Denn der kleine Safe, in dem er die Dokumente aufbewahrt hatte, die seinen Namen reingewaschen hätten, war aus ihrem Haus gestohlen worden. Zusammen mit dem Familienschmuck, der schon seit Generationen von einer Hanlon-Frau an die nächste vererbt worden war. Erschwerend kam hinzu, dass es sich bei dem Dieb um den fünfzehnjährigen Jungen gehandelt hatte, dem sie einen Teil ihres Grundstücks anvertraut hatten – Max Travers.

Auf Aufnahmen der Überwachungskamera war zu sehen gewesen, wie er sich eines Tages unbeobachtet und unerlaubt in das Haus geschlichen hatte. Als ihr Vater einige Tage später etwas aus dem Safe hatte holen wollen, war er verschwunden gewesen.

Max musste ihn gestohlen haben. Schließlich war außer der Familie sonst niemand im Haus gewesen. Leider gab es aber eben keine Aufnahmen davon, wie er den Safe wegtrug, und darum hatten ihre Eltern den Diebstahl auch nicht der Polizei gemeldet. Marcy konnte das immer noch nicht wirklich verstehen.

Und so hatte ihre Familie vor dem Ruin gestanden.

Ihr Bruder Remy hatte noch alles dafür getan, das Schlimmste zu verhindern. Er war der Einzige gewesen, der genug Geld gehabt hatte, um jeden Hinweis auf Lionel Remington Hanlon IV aus dem Internet verbannen zu lassen. Marcy ahnte jedoch, dass Remy das mehr für sich selbst als für ihren Vater oder die Familie getan hatte. Schließlich trug er denselben Namen und wollte sicher nicht mit einem Verbrecher in Verbindung gebracht werden.

Sie drehte sich auf die andere Seite und klopfte nochmals ihr Kopfkissen zurecht. Der Waldkauz rief wieder, und sie versuchte, sich auf das beruhigende Geräusch und nicht auf ihre beunruhigenden Gedanken zu konzentrieren. Stattdessen überlegte sie, wie ihr Zimmer früher ausgesehen hatte, nämlich voller Harry-Potter-Figuren und Plüschtiere. Jetzt erinnerte nichts mehr an ihrem Elternhaus an ihre Kindheit. Irgendwie passte das.

Sie drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Auch in Endicott erinnerte nicht mehr viel an ihre Kindheit. Ja, auf der Water Street gab es immer noch dieselben Läden. Aber in Barton’s Bookstore waren die Regale umgeräumt und die Musikabteilung aussortiert worden. In der Eisdiele gab es andere Sorten. Die Kellnerinnen in Deb’s Diner trugen jetzt Jeans statt der obligatorischen Schürzen. Nichts war mehr wie in ihren Erinnerungen. Alles hatte sich verändert.

Aber das hatte sie sich ja auch. Und Max genauso. Marcy war zwar heimgekehrt, aber diese Stadt war nicht mehr ihr Zuhause, so sehr sie sich auch danach sehnte. Genauso wenig wie die Provence oder Manhattan, wo sie während ihres Studiums gelebt hatte und derzeit wieder bei Freunden untergekommen war. Und in San Francisco, wohin ihre Familie gezogen war, hatte sie eh nie Fuß gefasst, weil sie ihre Freunde in Indiana zu sehr vermisst hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Marcella Robillard würde sich dafür schämen, dass Marcy Hanlon die Kleinstadt in Indiana dem Nervenkitzel der Metropolen vorzog. Also sagte Marcy ihr, sie solle bitte einfach still sein und sie schlafen lassen.

Marcy war noch völlig schlaftrunken, als sie am nächsten Morgen zum Frühstück jenes Zimmer betrat, das ihre Mutter immer den „Salon“ genannt und nur für Partys und an Weihnachten genutzt hatte. Jetzt standen hier überall Tische mit weißen Leinentischdecken, an denen Fremde das Frühstücksbüfett genossen. Ihre Mutter wäre entsetzt, aber Marcy musste zugeben, dass die Croissants äußerst verlockend aussahen.

Sie befüllte ihren Teller und setzte sich an einen Tisch, der gerade frei geworden war. Just als sie ihr Smartphone gezückt hatte, um die morgendlichen Schlagzeilen zu lesen, erschienen zwei schwere Arbeitsstiefel, die unter einer verblichenen Jeans hervorlugten, in ihrem Blickfeld unter dem Tisch. Bestimmt gehörten sie zu jemandem, der sich zu ihr an den Vierertisch setzen wollte. Na schön. Sie war bereit, ihren Tisch mit jemandem zu teilen, in einem Haus, in dem sie einst tun und lassen konnte, was sie wollte.

Als sie aufsah, stand aber gar kein Fremder vor ihr. Zumindest nicht im wörtlichen Sinne. Es war Max. In der einen Hand hielt er einen Teller mit einem Plunderstück und Obst und in der anderen eine dampfende Tasse Kaffee. Zusätzlich zu den Stiefeln und der Jeans trug er ein salbeigrünes T-Shirt mit dem Logo von Travers Landscaping darauf, das sich eng an seinen muskulösen Oberkörper anschmiegte und es ihr äußerst schwer machte, ihren Blick von ihm abzuwenden. In ihrer himmelblauen Tunika und der gestreiften Palazzohose kam sie sich plötzlich vollkommen overdressed vor.

„Darf ich mich setzen?“, fragte er verlegen und zuckte dabei mit einer Schulter, so wie sie es früher schon oft gesehen hatte. Seine Ärmel waren diesmal zu lang, sodass sie nichts von der Tätowierung erkennen konnte, die sich darunter versteckte. „Es ist ziemlich voll“, bemerkte er unnötigerweise.

„Natürlich“, sagte sie und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. „Ich wusste nicht, dass du auch hier zu Gast bist. Wohnst du gar nicht mehr in Endicott?“ Eigentlich seltsam, schließlich hatte er doch sein eigenes Unternehmen in der Stadt. Aber vielleicht gab es einen Stellvertreter, der alles für ihn leitete. Auf jeden Fall konnte sie sich Endicott ohne Max gar nicht vorstellen.

„Doch“, antwortete er und setzte sich. „Vor Jahren habe ich das alte Lambert-Haus an der Route 42 gekauft. Seitdem baue ich es um.“

Marcy kannte die alte Farm gut. Jeden Samstag hatten die Lamberts Pfirsiche und anderes Obst von ihren hofeigenen Obstplantagen verkauft. Marcy und ihre Mutter waren oft dort gewesen. Sie erinnerte sich, dass das Haus zwar recht heruntergekommen, das Grundstück aber sehr groß gewesen war. Alles zusammen konnte nicht billig gewesen sein. Es war ein weiterer Beweis dafür, wie Max von den Dingen profitierte, die er ihrer Familie gestohlen hatte.

Sie schluckte ihre Wut herunter und bemühte sich, eine Unbeschwertheit an den Tag zu legen, die sie ganz und gar nicht verspürte. „Ich erinnere mich. Gibt es die Obstplantagen noch?“

Er nickte und spießte eine Erdbeere mit der Gabel auf. „Mit Pfirsich- und Apfelbäumen.“

„Es muss viel Aufwand sein, neben der Arbeit noch eine Farm zu bewirtschaften.“

„Ich bestelle das Land nicht“, erklärte er ihr. „Seit die Lamberts weggezogen sind, wurde nichts mehr gepflanzt. Ich überlasse die Natur sich selbst.“

„Was?“

„Ich lasse der Natur einfach ihren Lauf. Auch den Obstplantagen. Trotzdem wächst dort alles wunderbar.“

„Aber was passiert mit dem Obst? Lässt du es einfach verrotten?“

Er sah sie an, als wäre ihr gerade ein drittes Auge auf der Stirn gewachsen. „Natürlich nicht. Ich würde doch diese Köstlichkeiten niemals verderben lassen. Alle in der Stadt wissen, dass sie sich gern an den Bäumen bedienen dürfen.“ Nun lächelte er und entfachte ein kleines Feuer in Marcys Magengegend. „Das ist der natürliche Weg, das Land zu bewirtschaften.“

„Du gibst das Obst einfach so weg?“, fragte sie entrüstet. Reich wurde er mit dem Obst bestimmt nicht, aber etwas Geld musste doch dabei herausspringen.

Ihre Reaktion schien ihn zu verwundern. „Klar. Ich kann das doch nicht alles alleine essen. Das Tor lasse ich offen, für alle, die sich etwas Obst holen wollen.“

Das Ganze kam ihr nicht wie die Art eines gierigen, furchtbaren Menschen vor. Dabei musste Max aber gierig und furchtbar sein. Nach allem, was er ihrer Familie angetan hatte!

Sie besann sich wieder auf das Wesentliche. „Und warum frühstückst du dann hier?“

„Ich frühstücke immer hier, bevor ich mich an die Arbeit mache. Das sind die Vorzüge des Vertrags, den ich mit dem Geschichtsverein ausgehandelt habe.“

Es dauerte einen Moment, bis sie verstanden hatte. „Du kümmerst dich immer noch um den Garten.“

Er nickte und lächelte wieder, und Marcy versuchte, nicht spontan in Flammen aufzugehen. „Ich kümmere mich immer noch um deinen Garten, Marcy“, sagte er sanft.

Jetzt brannte ein wohliges Feuer in ihr. „Das war noch nie mein Garten. Er gehörte meinem Vater“, sagte sie schnell, um dieses Gefühl zu ignorieren.

„Ich weiß nicht so recht“, meinte Max. „Du hast dort viel Zeit verbracht. Manchmal denke ich an dich, wenn ich dort arbeite. Ich habe noch mehr von deinen Lieblingsblumen gepflanzt.“

Woher wusste er, welche Blumen sie mochte?

„Jetzt gibt es hier mehr Lobelien als je zuvor“, fuhr er fort. „Die Gibraltar-Azaleen, die dein Vater immer wollte, wachsen hier nicht gut, weil die Erde zu sauer ist. Und die Eschen überleben wegen dem Eschenprachtkäfer leider nicht mehr, darum habe ich stattdessen Blüten-Hartriegel gepflanzt. Tatsächlich habe ich in Absprache mit dem Geschichtsverein alle exotischen Pflanzen gegen solche ausgetauscht, die hier gut gedeihen. Ich habe auch mehr Bartnelken gepflanzt.“

Je länger er sprach, desto verblüffter sah Marcy ihn an. Er hat recht, erinnerte sie sich. Ihr Vater hatte ihr nie verboten, den Garten zu betreten. Und so hatte sie oft auf einer Bank neben den Lobelien oder im Schatten eines Hartriegels gelesen. Und die Farbenpracht der Bartnelken hatte sie so sehr fasziniert, dass sie manchmal eine Blüte gepflückt und in ihr Haar gesteckt hatte – natürlich nur, wenn ihr Vater sie nicht dabei beobachten konnte.

Wie konnte sich Max an all das erinnern, wo sie es doch noch nicht einmal konnte?

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte er: „Ich erinnere mich an vieles, Marcy. Immer, wenn ich hierherkomme, fällt mir alles wieder ein.“

Verführerisch und gefährlich sah er sie mit seinen blaugrauen Augen über den Rand seiner Kaffeetasse an. Er trank einen Schluck und stellte die Tasse ab, ohne nur ein einziges Mal den Blick abzuwenden. Ein wahrer Tsunami an Gefühlen überkam sie. Alles drehte sich immer schneller um sie, bis ihr fast schwindelig wurde. Zum Glück sah er plötzlich hinunter auf seinen Teller, um ein Stück Ananas mit der Gabel aufzuspießen, und der Moment war vorbei.

„Also, was bringt dich wieder in die Stadt?“, fragte er und führte die Ananas zu seinem Mund. „Bloß das Festival? Oder gibt es einen anderen Grund?“

Warum diese Frage? Führte er etwas im Schilde?

Ach, was soll’s? dachte sich Marcy. Sie konnte es ihm auch einfach sagen. Natürlich nicht den wahren Grund für ihre Rückkehr – dass sie seinen Diebstahl aufdecken wollte und darauf wartete, dass sich ihr Wunsch erfüllte. Sondern die Ausrede, die sie sich hatte einfallen lassen. „Ich schreibe ein Buch über den Kometen und die Wünsche, die er im Laufe der Jahre erfüllt hat. Und ich hoffe, dass es sich wie warme Semmeln verkauft.“

3. KAPITEL

Unnötigerweise war Max überrascht von Marcys Ankündigung. Als sie vor Jahren zusammen an der Hausarbeit gearbeitet hatten, hatte sie ihm erzählt, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Außerdem wusste er, dass sie am College Literatur studiert hatte und, soweit er das beurteilen konnte, schien ihr Lebensstil sich geradezu für das Schriftstellerdasein anzubieten. Er schätzte, dass wie so oft einfach das Timing stimmen musste. Und nun, da Bob an den Ort zurückkehrte, wo sie aufgewachsen war, bot es sich an, dass sie endlich mit dem Schreiben anfing und Bobs Geschichte erzählte.

Seltsam, dass vorher noch niemand auf diese Idee gekommen war.

„Das ist eine großartige Idee“, sagte er. „Das liegt dir perfekt.“

Sie lächelte, aber es lag etwas Angestrengtes darin. Sie schien immer noch nervös zu sein und ihn nicht an sich heranlassen zu wollen. Irgendetwas sagte ihm, dass es nicht nur daran lag, dass die Zeit einen Keil zwischen sie getrieben hatte.

„Danke“, sagte sie. „Das finde ich auch.“

Als sie nicht näher darauf einging, fragte er: „Wird es ein Roman oder ein Sachbuch werden?“

Sie öffnete den Mund, um zu antworten, zögerte jedoch. Stattdessen nahm sie sich ihre Kaffeetasse und trank bedächtig einen Schluck. „Ich bin mir noch unsicher“, sagte sie nach einigen Sekunden. „Zuerst hatte ich an ein Sachbuch gedacht. Ich wollte von der Geschichte des Kometen berichten und von den Kometenkids. Wie ich seinen Besuch vor fünfzehn Jahren erlebt habe und was diesmal anders ist. Außerdem wollte ich Zeitzeugen interviewen und sie fragen, ob ihre Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Was hast du dir vor fünfzehn Jahren gewünscht, Max?“

Obwohl er diese Frage vorausgeahnt hatte, traf sie ihn unerwartet.

Ja, nee. Niemals würde er ihr das erzählen. Erstens, weil sie nicht wissen sollte, was er für sie empfand, und zweitens, weil er es nicht riskieren wollte, dass sein Wunsch sich nicht erfüllte, weil er ihn verraten hatte.

„Das werde ich dir nicht verraten“, antwortete er und hoffte, dass sein Lächeln verführerisch und nicht verzweifelt wirkte, so wie er sich in Wahrheit fühlte.

Sie nickte verständnisvoll. „Das heißt wohl, dass dein Wunsch dieses Jahr noch nicht in Erfüllung gegangen ist.“

„Noch nicht. Aber das Festival dauert noch eine Woche. Und das Jahr noch drei Monate.“ Dann drehte er den Spieß um. „Was hast du dir gewünscht, Marcy?“

Ihr Lächeln verschwand, und sie wich seinem Blick aus. „Ich verrate es auch nicht.“

Diesmal nickte Max. „Das heißt, dein Wunsch ist auch noch nicht in Erfüllung gegangen.“

„Noch nicht“, wiederholte sie und sah ihm wieder in die Augen. „Wie du schon sagst, es ist noch Zeit.“

Plötzlich verspürte er das dringende Gefühl, zu erfahren, was sich Marcy vor fünfzehn Jahren gewünscht hatte. Was konnte sich ein Mädchen wünschen, das schon alles hatte? Sie hatte kein Geld gebraucht. Keine Freunde, kein gutes Aussehen, kein Glück. Nichts dergleichen. Was hatte die fünfzehnjährige Marcy Hanlon damals nur haben wollen? Max konnte es sich nicht vorstellen.

„Sag mir Bescheid, wenn du Hilfe mit deinem Buch brauchst. Chance’ und Felix’ Wünsche sind schon wahr geworden.“

Das schien sie zu überraschen und zu freuen. „Wirklich?“

„Ja, du solltest mit ihnen reden.“

„Das werde ich, falls es ein Sachbuch wird.“

„Also schreibst du vielleicht doch einen Roman?“, fragte er interessiert.

„Wie gesagt, ich weiß es noch nicht. Es könnte eine gute Story abgegeben.“

Daraufhin verfielen sie mehrere Minuten lang in Schweigen, unschlüssig, was sie sagen sollten. Sie aßen einfach weiter ihr Frühstück und musterten sich gelegentlich.

Schließlich hatte Marcy ihr letztes Stück Croissant hinuntergeschluckt. „Und was hat sich in der Stadt verändert, seit ich das letzte Mal hier war?“, fragte sie.

Am liebsten wollte er ihr sagen, dass sich ohne sie alles verändert hatte. Denn für ihn hatte es sich genauso angefühlt, obwohl sie sich nicht besonders nahegestanden hatten. Doch ganz zugeben wollte er das auch nicht.

Also log er. „Nichts wirklich. Dein Haus natürlich.“ Er deutete mit den Händen in die Luft. „Und dass mir jetzt die Landschaftsgärtnerei und die Lambert-Farm gehören. Chance ist in das Viertel gezogen, wo deine Freundin Amanda gewohnt hat. Als Felix’ Großmutter gestorben ist, hat er ihr Restaurant übernommen. Es gibt ein paar neue Geschäfte auf der Water Street. Und Kickapoo Park wurde nach Mrs. Barclays verstorbenem Mann umbenannt, aber alle sagen immer noch Kickapoo Park. Mrs. Barclay lebt noch. Erst vor Kurzem hat sie ihren 90. Geburtstag gefeiert …“

Er unterbrach sich, als er Marcy wieder lächeln sah. „Was?“, fragte er verwundert.

„Es hat sich also doch vieles verändert“, stellte sie fest.

Ja, na gut. Vielleicht hatte sich in Endicott doch vieles verändert. Nur nicht die Dinge, die ihn betrafen. Seine Gefühle für das einzige Mädchen, für das er je etwas empfunden hatte, zum Beispiel.

Auch die Stadt und die Leute waren immer noch dieselben.

Wobei das auch nicht stimmt, erkannte er. Die Stadt und die Einwohner hatten sich verändert, nachdem die Hanlons weggezogen waren. Ohne das arrogante Auftreten von Mr. Hanlon und seinen Söhnen war die Atmosphäre in der Stadt besser geworden. Aber ohne Marcy …

„Na gut“, pflichtete er ihr bei. „Vieles hat sich verändert. Und einiges mehr auch nicht.“

Sie sah aus, als wollte auch sie das Thema wechseln. „Du hast dich auch verändert, Max“, stellte sie jedoch stattdessen fest.

Er hatte keine Ahnung, warum sie so dachte. Er hatte sich am wenigsten verändert. „Ich habe mich nicht verändert“, versicherte er ihr. „Ich habe immer noch denselben Job und dieselben Freunde. Ich ziehe mich immer noch genauso an und höre noch dieselbe Musik. Und meine Familie sehe ich auch immer noch jeden Tag.“

Ich liebe immer noch dasselbe Mädchen, das ich früher schon geliebt habe, gestand er sich endlich ein. Er liebte Marcy. Er hatte sie schon immer geliebt. Wie könnte er auch nicht? Sie stand für alles, was gut war in dieser Welt. Sie war die Perfektion in Person. Seit er sie am Vortag vor dem Buchladen gesehen hatte, schien seine Welt wieder ins Gleichgewicht gekommen zu sein, nachdem sie vor Jahren aus der Bahn geraten war. Tatsächlich fühlte er sich nach langer Zeit wieder komplett.

Marcy schüttelte den Kopf. „Nein, du hast dich verändert.“

„Inwiefern?“, forderte er sie heraus.

Doch sie lächelte nur rätselhaft. „Du bist gewachsen. Dein Haar ist länger. Und du hast ein Tattoo.“

Er schaute an seinem linken Arm hinunter. Woher wusste sie davon?

„Es ist mir gestern aufgefallen“, erklärte sie, als sie seinem Blick folgte. „Deine Ärmel waren kürzer. Aber ich habe nicht erkannt, was es ist.“

Sie unterstrich die Bemerkung mit einem fragenden Blick. Max würde es ihr jedoch nicht zeigen. Denn das Tattoo war ein Strauß Lobelien. Chance und Felix hatten ihn so lange wegen des Motivs aufgezogen, bis er eine Woche später wieder ins Tattoostudio gegangen war, um sich auf den rechten Arm einen „männlicheren“ Bogenhanf tätowieren zu lassen. Mann, wenn die Kerle nicht mal bald ihrer Vorurteile überwanden, dass Blumen nur etwas für Frauen wären, dann würde ihnen viel cooles Wissen entgehen. Ganz zu schweigen davon, dass Blumen zu den sexuellsten Kreationen auf dem Planeten gehörten.

„Du hast dich auch verändert“, warf er ein, um das Gespräch von sich wegzulenken.

Sie sah enttäuscht aus ob des abrupten Themenwechsels. „Ich weiß.“

„Neue Frisur, neue Kleidung, neuer Lebensstil.“

„Das sind nur die offensichtlichen Veränderungen“, erklärte sie ihm.

Er erkannte sofort, dass sie es bereute, das gesagt zu haben. Sie riss die Augen beinahe panisch auf und sah schnell nach unten auf ihren leeren Teller. Fast so, als hoffte sie, sie könnte noch etwas Essbares heraufbeschwören, um nicht weiter mit ihm reden zu müssen. Doch Max würde nicht nachgeben.

„Was sind die weniger offensichtlichen Veränderungen?“

Statt zu antworten, sah sie auf ihr Handy. „Oje, ist es schon so spät?“, fragte sie, ohne zu verbergen, dass sie das Gespräch beenden wollte. Sie sah zu ihm und stand auf, wie um sich zu sammeln. „Ich muss los. Es war schön, dich wiederzusehen, Max. Ich bin mir sicher, dass wir uns noch mal über den Weg laufen werden. Hab noch einen schönen Tag.“

„Warte, Marcy!“ Mit heftig pochendem Herz stand auch er auf und hielt sie am Arm fest, bevor sie verschwinden konnte. Er konnte sie nicht einfach schon wieder gehen lassen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er sich für diese alles entscheidende Frage rüstete. „Marcy“, begann er zögerlich. „Möchtest du mit mir morgen Abend zum Sternegucken mit Mr. Aizawa in den Park kommen?“

Sie zögerte, bevor sie lächelte. Dieses süße, sanfte Lächeln, das er von früher kannte. „Das würde ich gerne. Danke.“

Max lächelte zurück. „Großartig. Der Vortrag beginnt um 20:30 Uhr. Wollen wir uns um 20 Uhr am Park treffen?“

Sie nickte. Und noch bevor er etwas sagen konnte, stürmte sie in Richtung Ausgang davon.

Später am Abend hatten Max und seine Freunde Chance Foley und Felix Suarez sich um die Feuerschale in Chance’ Garten versammelt und tranken ein Bier.

„Was ist das für ein Buch, das Marcy schreiben will?“, fragte Chance, als das Feuer kleiner wurde.

„Sie hat gesagt, dass es von Bob, seinen Besuchen in der Stadt und den Wünschen handeln soll, die er in der Vergangenheit bereits erfüllt hat. Es steht noch nicht fest, ob es ein Roman oder ein Sachbuch wird.“

„Bestimmt ein Roman“, bemerkte Felix. „Wird sie ihn unter Marcy Hanlon oder Marcella Robillard schreiben?“

Die Frage verwunderte Max. Vor allem, als Chance Felix einen harten Klaps auf den Hinterkopf gab.

„Was denn?“, fragte Felix verärgert und rieb sich den Kopf.

Theatralisch riss Chance die Augen auf und nickte in Max’ Richtung.

Noch einen Augenblick lang sah Felix irritiert aus, dann nahm sein Gesicht einen bestürzten Ausdruck an.

„Ai, dios mio“, murmelte er. Dann sah er zu Max. „Vergiss, was ich gesagt hab, Mijo, okay?“

„Was gesagt?“, fragte Max verwundert. „Wer ist Marcella Robillard?“

„Mann, Felix“, sagte Chance mit zusammengebissenen Zähnen.

„Was?“, wollte Max mit noch mehr Nachdruck wissen.

Seine beiden Freunde tauschten kryptische Blicke aus und drehten sich dann gleichzeitig zu ihm um.

„Marcy schreibt schon seit Jahren Bücher“, antwortete Chance schließlich. „Krimis. Und einige von ihnen haben es sogar auf die Bestsellerlisten geschafft.“

„Das kann nicht sein. Davon hätte ich doch etwas mitbekommen.“

„Sie schreibt nicht unter Marcy Hanlon, sondern unter Marcella Robillard“, erklärte ihm Chance.

Warum wusste Max davon nichts? Vor allem da Chance und Felix ja bestens informiert zu sein schienen. „Ist das ihr Pseudonym?“

Chance sah zu Felix. Felix sah zu Chance. Beide zuckten mit den Achseln. Dann sahen sie wieder zu Max. „Nein“, antwortete Chance. „Marcella ist ihr echter Vorname.“

„Wieso weißt du das und ich nicht?“

„In der ersten Klasse hat sie hinter mir gesessen, und Mrs. Hazlett hat sie als Marcella Hanlon aufgerufen. Nach ein paar Wochen hat sie darum gebeten, dass wir sie Marcy nennen.“

„Der Name war zu groß für ein kleines Mädchen“, sinnierte Felix.

Chance nickte weise.

„Und woher kommt Robillard?“, wollte Max nun wissen.

Schon wieder sahen sich die beiden groß an.

„Robillard ist ihr angeheirateter Name“, erklärte ihm Felix.

Was? dachte sich Max. „Was?“, rief er. „Sie ist verheiratet?“

Warum hatte sie ihren Mann bisher nicht erwähnt? Er überlegte, ob sie bei ihren Treffen einen Ehering getragen hatte, konnte sich aber nicht erinnern. Schließlich hatte er weniger auf ihre Hände und mehr auf ihr Gesicht und diese wunderschönen Augen geachtet. War ihr Mann hier? Warum war er nicht bei ihr? Und warum hatte Max nicht von ihrer Hochzeit gehört? Was war hier n...

Autor

Elizabeth Bevarly
<p>Elizabeth Bevarly stammt aus Louisville, Kentucky, und machte dort auch an der Universität 1983 mit summa cum laude ihren Abschluss in Englisch. Obwohl sie niemals etwas anderes als Romanschriftstellerin werden wollte, jobbte sie in Kinos, Restaurants, Boutiquen und Kaufhäusern, bis ihre Karriere als Autorin so richtig in Schwung kam. Sie...
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Tara Taylor Quinn
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Rochelle Alers
<p>Seit 1988 hat die US-amerikanische Bestsellerautorin Rochelle Alers mehr als achtzig Bücher und Kurzgeschichten geschrieben. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Zora Neale Hurston Literary Award, den Vivian Stephens Award for Excellence in Romance Writing sowie einen Career Achievement Award von RT Book Reviers. Die Vollzeitautorin ist Mitglied der...
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Catherine Mann
<p>Bestsellerautorin Catherine Mann schreibt zeitgenössische Liebesromane, die im militärischen Milieu spielen. Ihr Mann, der bei der US Air Force arbeitet, versorgt sie mit allen nötigen Informationen, sodass sie keine Recherche betreiben muss. In der Zeit vor ihren Romanveröffentlichungen machte sie ihren Bachelor in Bildender Kunst auf dem College von Charleston...
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