Julia Ärzte Spezial Band 31

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PER SMS INS LIEBESGLÜCK von JANICE LYNN

In den Träumen von Krankenschwester Beth spielt Dr. Eli Randolph schon lange die Hauptrolle. Der attraktive Arzt ahnt nichts von Beths Sehnsüchten – bis ihre Fantasien durch einen Zufall auf seinem Handy landen! Doch Mister Perfect reagiert anders, als sie erwartet hat …

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  • Erscheinungstag 12.04.2025
  • Bandnummer 31
  • ISBN / Artikelnummer 8203250031
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Janice Lynn

1. KAPITEL

Schwester Beth Taylor rollte sich im Bett herum und tastete auf dem Nachttisch nach ihrem Handy. Sie blinzelte, als das helle Display ihre müden Augen blendete.

Wer schickte ihr kurz vor Mitternacht eine SMS? Sie hatte gerade zwei Zwölf-Stunden-Dienste auf der Intensivstation hinter sich. Völlig erschöpft war sie nach Hause gekommen, nur noch ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen.

Und nun wurde sie von einer SMS geweckt! Die Handynummer war ihr unbekannt. Wenn es irgendeine dumme Werbung war, würde sie anfangen zu schreien.

Sie unterdrückte ein Gähnen, tippte aufs Display und öffnete die Nachricht.

Hallo! Wenn das hier Werbung war, sollte sie sie gleich abonnieren. Beth war plötzlich hellwach und starrte auf das Foto. Wahnsinn.

Noch einmal sah sie auf die Nummer und überlegte krampfhaft, wem sie gehören mochte. Auf jeden Fall niemandem, den sie kannte.

Auch dieses Sixpack hatte sie noch nie persönlich gesehen. Nicht einmal annähernd. Einem nackten männlichen Körper, heiß oder nicht, war sie seit ihrer Trennung von Barry vor einem Jahr außerhalb des Krankenhauses nicht mehr nahegekommen. Und wenn sie ehrlich war, interessierten sie auch weder SMS oder Bilder noch Nacktfotos von ihrem Ex oder sonst einem heißen Typen.

Mit einer Ausnahme.

Leider war der Mann in festen Händen und wusste nicht einmal, dass sie existierte. Trotzdem träumte Beth von Dr. Eli Randolph, seit sie ihn vor einigen Monaten an ihrem ersten Tag am Cravenwood Hospital hatte lächeln sehen.

Sie wusste auch nicht genau, warum er sie so faszinierte. Sicher, er sah toll aus, aber es war mehr als das. Die lebhaften Augen, sein offenes Lachen, wie fürsorglich und freundlich er mit Patienten und Mitarbeitern umging … Und dieses warme, einnehmende Lächeln, das mochte sie sehr.

Aber er hatte eine andere.

Diese Grenze würde sie nie überschreiten. Schließlich hatte sie so etwas am eigenen Leib erfahren. Nein, das konnte sie niemandem antun.

Allerdings durfte ein Mädchen ja wohl noch für jemanden schwärmen, oder? Beth betrachtete das Foto. Vielleicht machte sich eine ihrer Freundinnen einen Spaß mit ihr. Klar, das musste es sein. Sie hatte sich nämlich Anfang der Woche mit ihrer besten Freundin Emily einen Scherz erlaubt, und die nahm nun sicher Rache. Hatte Emily nicht von einer neuen App erzählt, bei der nicht die eigene, sondern eine völlig fremde Nummer angezeigt wurde?

Kurzerhand schickte sie ihrer Freundin eine SMS.

Du bist ja pervers!

Jetzt würde Emily hoffentlich Ruhe geben. Beth legte ihr Handy zurück auf den Nachttisch, kuschelte sich in die Kissen und hoffte auf süße Träume. Wenigstens da durfte sie wilden Sex haben, oder?

Jedenfalls konnte Emily ihr nicht vorwerfen, dass sie öffentlich zeigte, wie verzweifelt sie war. Ihr Leben, insbesondere ihr Liebesleben, war langweilig, langweilig, langweilig. Ihre beste Freundin wusste das und drängte sie, endlich den Mann zu vergessen, der von ihrer Existenz nicht das Mindeste ahnte. Das Dumme war nur, dass es keinen anderen gab, der es mit ihm aufnehmen konnte.

Emily machte sich ihren eigenen Reim darauf, amateurpsychologisch.

„Du suchst dir einen Mann, der unerreichbar ist, weil du das mit Barry noch nicht verkraftet hast“, hatte ihre Freundin gesagt. „Du hast einfach Angst, dich auf einen Mann einzulassen, und wieder verletzt zu werden.“

Großer Irrtum, meine Liebe, dachte Beth. Über Barry war sie längst hinweg. Außerdem wusste sie, dass nicht alle Männer klammheimlich zu ihren Exfreundinnen zurückkehrten, während sie in einer neuen Beziehung waren. Und jeder, der Dr. Eli Randolph kannte, konnte auf den ersten Blick sehen, warum sie sich nach ihm sehnte. Das hatte nichts mit ihrem treulosen Ex zu tun. Dr. Randolph war einfach rattenscharf!

Allerdings sollte sie Emilys Rat vielleicht doch annehmen und ihr Privatleben buchstäblich auf Vordermann bringen. Zum Beispiel mit dem Typen aus der Verwaltung, der sie schon ein paar Mal zum Essen eingeladen hatte. Beth schloss die Augen, sah ein markantes Gesicht mit blauen Augen vor sich, dichtes dunkelbraunes Haar und ein atemberaubendes Lächeln. All das gehörte allerdings nicht dem Verwaltungsangestellten, sondern ihrem Traummann. Dr. Eli Randolph.

Nun hellwach, griff sie wieder nach ihrem Handy, um Emily noch eine SMS zu schicken und ihr mitzuteilen, dass sie ihr auf die Schliche gekommen war.

Wie tief kann man sinken, fragte sich Eli, während er auf die Antwort starrte, die auf seine idiotische, versehentlich abgeschickte SMS hin auf dem Display erschienen war.

Anscheinend tiefer, als er sich vorstellen konnte.

Er rieb sich die müden Augen und schüttelte frustriert den Kopf. Was hatte ihn nur getrieben, ein Foto von seinem nackten Bauch zu machen und es versehentlich an sonst wen zu schicken?

Erst hatte er die Nummer seiner Exfreundin eingegeben, sie dann Ziffer für Ziffer wieder gelöscht, dann erneut getippt, während er sich fragte, was mit ihm los war. Warum konnte er nicht mit einer Frau glücklich sein, die eigentlich ideal für ihn war? Warum törnte ihn das Foto, das Cassidy ihm unerwartet aufs Handy geschickt hatte, nicht so an, wie es eigentlich sollte? Sie war eine wunderschöne Frau. Zornig auf sich, dass er sie nicht lieben konnte, hatte er eine falsche Ziffer getippt, es bemerkt und sie gleich wieder löschen wollen. Dummerweise hatte er danebengegriffen und auf „Senden“ getippt.

Er hatte ein unmögliches Foto an eine völlig fremde Person geschickt, die fast die gleiche Handynummer wie seine perfekte Ex hatte.

Perfekt.

Da war es wieder, dieses Wort. Und heute Nacht schlug es ihm auf den Magen.

Alle sagten ihm ständig, wie glücklich er sein konnte, dass er die perfekte Freundin hätte. Dass Cassidy und er das perfekte Paar wären. Dass sein Leben perfekt sei.

Die perfekte Cassidy …

Vor ein paar Wochen hatte er ihr den Laufpass gegeben.

Und das, nachdem er drei Jahre seines Lebens mit ihr verbracht und sich immer vorgestellt hatte, mit der hübschen blonden Ärztin alt zu werden. Aber als sie vor einiger Zeit anfing, Andeutungen über eine Ehe zu machen, und ihn fragte, warum sie nicht den letzten Schritt auch noch täten, hatte ihn etwas zurückgehalten.

Da ihm nichts Besseres eingefallen war, hatte er als Grund vorgeschoben, dass es im Bett mit ihnen nicht besonders berauschend wäre. Und heute Nacht hatte sie ihm nun ein Foto von sich geschickt, das wohl leidenschaftliche Gefühle in ihm wecken sollte. Gern hätte er etwas empfunden, aber da war nichts. Da er wusste, dass es an ihm lag und nicht an der perfekten Cassidy, hatte er sich gedacht, warum nicht ein bisschen Sexting? Telefonsex per SMS, vielleicht würde ihn das in Stimmung bringen.

Noch nie hatte er Fotos von seinem eigenen Körper gemacht. Doch er zog sein Hemd hoch, spannte die Bauchmuskeln an und drückte auf den Auslöser. Eine halbe Stunde saß er dann da, ohne das Bild abzuschicken. Ein ungutes Gefühl hielt ihn davon ab, und es war so ziemlich das gleiche Gefühl, das ihn davon abgehalten hatte, Cassidy einen Antrag zu machen.

Irgendwie konnte er sich Cassidy, so perfekt sie auch war, nicht als Mutter seiner Kinder vorstellen. Genauso wenig wie er sich vorstellen konnte, die nächsten fünfzig Jahre jeden Morgen neben ihr aufzuwachen. Er hatte nicht gelogen, als er von mangelnder Leidenschaft gesprochen hatte. Es funkte absolut nicht zwischen ihnen. Schon so lange nicht mehr, dass er sich fragte, ob es überhaupt jemals anders gewesen war.

Glücklicherweise war er so klug gewesen, nur seinen Bauch abzulichten und nicht sein Gesicht oder die Region noch weiter südlich, wie es beim Sexting üblich war.

Wieder summte sein Handy. Genervt öffnete er die SMS, in der es wahrscheinlich wüste Beschuldigungen hagelte. Verdient hätte er es. Vielleicht sollte er sich einfach entschuldigen und zugeben, das Foto versehentlich abgeschickt zu haben.

Ich weiß übrigens, dass du es bist, Emily. Hast du dir diese App runtergeladen, durch die deine Handynummer in eine andere verwandelt wird? Du brauchst dir aber keine Sorgen zu machen, du hast in diesem Schlafzimmer nichts gestört außer meinem Schlaf.

Wer immer seine SMS bekommen hatte, hielt ihn für jemand anders. Was für ein Glück! Am besten wäre es, gar nicht zu antworten und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Trotzdem reizte es ihn zurückzuschreiben.

Wobei hätte ich dich denn unterbrechen sollen?

Er war nicht richtig bei Verstand, dass er jetzt auch noch antwortete. Oder nur wahnsinnig müde. Aber er konnte nicht anders.

Ha, als wüsstest du das nicht längst.

Sag es mir noch mal.

Dr. Eli Randolph an mein Bett gefesselt und meiner Zunge ausgeliefert.

Eli blieb der Mund offen stehen. Er starrte auf die Handynummer. Seine Müdigkeit war schlagartig verschwunden. Wer steckte hinter dieser Nummer?

Was würdest du bei Dr. Randolph mit deiner Zunge anstellen?

Fast hätte er geschrieben bei mir. Er merkte es jedoch zum Glück noch rechtzeitig und änderte es in seinen Namen um.

All das, was jeder Frau bei diesem Mann in den Sinn kommt.

Eli bezweifelte, dass jeder Frau bei ihm erotische Fantasien in den Sinn kamen. Er war ein ganz normaler Kerl, trieb Sport, um sich fit zu halten, und arbeitete hart, um finanziell abgesichert zu sein. Alles in allem hatte er ein gutes Leben. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, wann er sich zuletzt heißen sexuellen Fantasien hingegeben hatte. Jeder Frau? Sollte er jetzt einfach nur die Augen schließen und an Sex denken?

Bei Cassidy hatte er an alles Mögliche gedacht: Wie gut sie miteinander auskamen, wie perfekt ihr gemeinsames Leben werden könnte, dass sie ihre guten Gene an ihre Kinder weitergeben würden und so weiter. Aber bestimmt nicht an Sex.

Er war ein Mann. Ab und zu sollte er an Sex denken. Was stimmte mit ihm nicht? Er tippte eine kurze Antwort.

Sag es mir.

Auch wenn es verrückt war, er wollte es wissen. Er wollte an Sex denken, sich normal fühlen statt wie jemand, der nicht in der Lage war, sich einer tollen Frau wie Cassidy hinzugeben.

Jeden Zentimeter seines aufregenden Körpers verwöhnen, bis er in Ekstase meinen Namen schreit.

Eli musste schlucken. Das war ja völlig verrückt. Er war völlig verrückt. Jetzt dachte er an Sex.

Und welcher Name wäre das?

Du bist heute ein bisschen schwer von Begriff, Em. Mein Name natürlich.

Was ihm auch nicht weiterhalf. Er starrte aufs Display und überlegte, was er antworten sollte. Bevor er sich entschieden hatte, summte das Handy wieder.

Ich will die Frau sein, für die er seiner perfekten Freundin den Laufpass gibt. Ich will, dass er mich in ein wildes, heißes Wochenende mit viel, viel Sex entführt. Unsere Körper schweißnass aneinander. Mein Mund auf seiner Haut. Sein Mund auf meiner. Das hättest du unterbrechen sollen. Aber dann hätte ich deine SMS nicht beantwortet, weil ich gerade sehr beschäftigt gewesen wäre …

Eli wurde warm. Nein, er war nicht der Typ, der auf so etwas abfuhr. Bestimmt nicht. Doch bevor er darüber nachdenken konnte, tippte er:

Dr. Randolph hat keine Freundin.

Auch wenn Cassidy ihm unerwartet ein erotisches Foto geschickt hatte. Er hatte angenommen, die Trennung wäre für sie okay, aber vielleicht hatte er sich geirrt. Dennoch, seine Meinung würde er nicht ändern. Dass ihn der Handy-Chat mit einer Fremden mehr anmachte als seine Exfreundin, sprach Bände.

Oder chattete er vielleicht mit einer Achtzigjährigen? Oder mit einem Mann?

Der Gedanke war wie eine kalte Dusche.

Nein, die Absenderin war eindeutig eine Frau, das sagten ihre Worte. Eine Frau ungefähr in seinem Alter. Da war er sich sicher.

Dr. Randolph und Dr. Qualls sind auseinander? Seit wann? Warum hast du mir nichts davon gesagt? Und du willst meine beste Freundin sein?

Eli wusste, er sollte sein Handy weglegen und nicht mehr antworten. Er war kein Mann, der fremden Frauen SMS schickte. Absolut uncool und nicht sein Stil. Er hatte mit seiner Freundin Schluss gemacht und musste nun herausfinden, was mit ihm nicht stimmte, und nicht merkwürdige SMS mit einer Unbekannten austauschen.

Aber vielleicht war sie gar keine Fremde. Dies war jemand, der ihn und Cassidy kannte. Nur wer?

Seit ein paar Wochen.

Em, wenn das ein dummer Scherz von dir ist, bringe ich dich um.

Warum sollte Em sich einen Spaß über ihn und Cassidy machen? Noch während er das dachte, tippte er automatisch:

Ich bin mir sicher.

Wirklich? Ich habe nichts davon gehört, und du weißt, wie im Krankenhaus getratscht wird.

Er bezweifelte, dass viele dort wussten, dass Cassidy und er sich getrennt hatten. Es war ihm eigentlich egal, aber er war nicht damit hausieren gegangen. Sein Privatleben ging nur ihn etwas an. Und Cassidy hatte es bestimmt auch nicht an die große Glocke gehängt.

Ganz sicher. Sie sind nur noch befreundet.

Dass ich nicht lache, Em. Sie war eindeutig verliebt in ihn. Sie hofft, dass sie ihn wiederbekommt, darum ist sie noch nett zu ihm.

Hatte Cassidy ihm deswegen heute Abend das Foto geschickt? Weil sie sich Hoffnungen machte? Wenn er ehrlich war, so hatte er sich von ihr getrennt, weil ihm noch mehr fehlte als nur die körperliche Anziehung. Cassidy war seine beste Freundin, eine schöne Frau, eine brillante Ärztin mit einem großen Herzen, und er hatte Schluss gemacht, weil ihm das nicht genügte. Er musste verrückt sein.

War es nicht verrückt, dass er sich wünschte, die Unbekannte sehen zu können, die ihm eine SMS nach der anderen schrieb? Einige seiner Freunde hatten über die sozialen Medien eine Partnerin gefunden. Bisher fand er das ziemlich blödsinnig, doch jetzt fragte er sich, ob manche Menschen nicht den Schutz der Anonymität brauchten, um sich aus ihrem Schneckenhaus hervorzuwagen. Allerdings hätte er sich niemals vorstellen können, dass er eine unbekannte Frau faszinierend fand, weil er las, dass sie ihn ans Bett binden und mit der Zunge verwöhnen wollte. Doch so war es.

Wenn sie es schlau anstellt, geht er zu ihr zurück.

Eli schüttelte den Kopf. Keine Chance. Außerdem hatte er bis heute Abend angenommen, dass Cassidy ihn gar nicht wiederhaben wollte. Sie hatte das Ende der Beziehung akzeptiert, so, als wäre sie zu dem gleichen Schluss wie er gekommen. Er schrieb:

Was würdest du tun, um ihn wiederzugewinnen?

Hallooo! Ich hätte ihn niemals verloren!

Eli lachte, ihm gefiel die selbstbewusste Art. Ja, er hätte gern gewusst, wie die Fremde jetzt aussah.

Ich habe ihn doch an mein Bett gefesselt, und er ist mir ausgeliefert.

Wie konnte ich das vergessen?

Eli schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, an ein Bett gefesselt zu sein. Das hatte er noch nie erlebt. Nicht beim Sex und auch in keiner Beziehung hatte er jemals die Kontrolle aus der Hand gegeben. Allerdings hatte es in seinem Leben noch nicht viele Frauen gegeben.

Frage ich mich auch. Em, du weißt genau, wie scharf ich auf Dr. Randolph bin.

Scharf? Auf ihn? Wer war diese Frau? Hatte sie seine Handynummer erkannt und machte sich nun auf seine Kosten einen Spaß mit ihm?

Em. Emily. Wer konnte das sein? Die einzigen Emilys, die er kannte, waren Emily Jacobs, eine temperamentvolle Krankenschwester mit feuerrot gefärbten Haaren, die meistens in der Notaufnahme und gelegentlich auf der Intensivstation arbeitete, und die Emily, die im Chemiekurs an der Highschool hinter ihm gesessen hatte. Letztere hatte er allerdings seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Hinzu kam, dass Cravenwood eine mittelgroße Universitätsstadt war. Wahrscheinlich gab es Hunderte von Emilys in dieser Gegend von Tennessee und vielleicht weitere Emilys am Cravenwood Hospital?

Es reicht jetzt, Em. Du hast deinen Spaß gehabt, und wir beide wissen, dass dieses perfekte Paar weiterhin gemeinsam die körperlichen Freuden genießt.

Bei dem Wort perfekt zuckte Eli zusammen.

Vielleicht hast du recht, und ich muss ihn einfach vergessen. Ich verstehe nur nicht, dass du mir ausgerechnet heute Nacht damit kommst. Du weißt, dass ich gerade zwei Zwölf-Stunden-Dienste hinter mir habe, weil Leah krank geworden ist.

Weil Leah krank geworden ist … Wer auch immer diese Person war, sie arbeitete mit ihm zusammen im Krankenhaus!

Leah Windham?

Kennst du noch eine Leah, die auf der Intensivstation arbeitet? So, jetzt ist es genug. Wir haben beide morgen Frühdienst. Gib deinem tollen Freund einen Kuss und lass mich schlafen. Gute Nacht, Emily.

Gute Nacht.

Wer auch immer sie war.

„Das ist nicht lustig, Em.“ Beth schnappte sich einen Apfel aus dem Obstkorb auf dem Kantinentresen und wünschte, sie könnte ihn zusammenpressen wie einen Antistressball. „Du hast mir doch neulich von dieser App erzählt, die anstatt der eigenen eine fremde Handynummer vortäuscht. Gestern Nacht, das warst du.“

Ihre Freundin, die mit ihr in der Schlange stand, kicherte vergnügt. „Ich wünschte, ich wäre es gewesen, aber ich war’s wirklich nicht.“

Das behauptete sie steif und fest, seit Beth ihr am Morgen von den SMS erzählt hatte. Von Emilys Freund Eddie konnte das Foto nicht sein, der war anders gebaut. Aber Emily hätte das Bild aus dem Internet herunterladen können. Beth traute ihr solche Streiche jederzeit zu.

„Zeig mir doch die Nachrichten“, meinte Emily, als sie sich an einen Tisch in der Kantine setzten. Viel Zeit blieb ihnen wahrscheinlich nicht. Beth wunderte sich sowieso, dass Emily die Notaufnahme verlassen konnte. Oft genug kam es vor, dass ihre Mittagspause ausfallen musste.

„Du kennst sie doch. Gib es endlich zu.“

Emily schüttelte den Kopf. „Ich war es nicht, Ehrenwort.“ Theatralisch legte sie die Hand aufs Herz. „Hoffentlich hast du nichts Verfängliches gesagt.“

„Du weißt genau, was ich gesagt habe und über wen.“

Ihre Freundin riss die Augen auf. Sie senkte die Stimme. „Du hast diesem mysteriösen Menschen gegenüber zugegeben, dass du auf Dr. Randolph stehst?“ Sie formte den Namen lautlos mit den Lippen, falls jemand in der Nähe die Ohren spitzte. „Und du hast seinen Namen genannt?“

Emily starrte sie schockiert an, und Beth zog sich der Magen zusammen. Auch wenn ihre Freundin manchmal am örtlichen Theater mitwirkte, das war wohl doch nicht gespielt.

Sie versuchte ihre Gefühle zu verbergen, biss in den Apfel und kaute langsam. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Ich habe keine Lust, noch länger darüber zu reden.“

„Ich schon.“ Emilys Augen leuchteten aufgeregt. „Ich möchte wissen, mit wem du gechattet hast, weil ich an dem Abend auf jeden Fall mit Eddie beschäftigt war.“

Jetzt kamen Beth allmählich Zweifel. „Dann werden wir es ja nie erfahren, oder?“

„Klar werden wir.“

Beth starrte ihre Freundin an. „Und wie?“

„Hallo?“ Emily schnipste mit den Fingern vor ihrem Gesicht herum. „Ich hätte dich für schlauer gehalten.“

Da begriff Beth. „Das mache ich auf gar keinen Fall! Ich rufe nicht diese Nummer an.“

Emily streckte die Hand aus. „Na schön. Gib mir dein Handy.“

„Vergiss es.“ Der Druck im Magen verstärkte sich. „Wenn du es nicht gewesen bist, möchte ich lieber nicht wissen, wer hinter mein größtes Geheimnis gekommen ist. Oh, Em, das ist so peinlich!“

„Wieso denn? Was macht es schon, wenn jemand erfährt, dass du auf ihn stehst? Schließlich ist er ein echt heißer Typ.“

Unwillkürlich wurde Beth rot.

„Und er ist wieder zu haben, wenn er und Dr. Qualls sich getrennt haben.“ Emily zwinkerte ihr zu. „Wenn du mich fragst, solltest du ihm sagen, dass du ihn attraktiv findest.“

Beth’ Verstand setzte jedes Mal aus, wenn sie diesen Mann nur von Weitem sah. Wie sollte sie ihm da so etwas ins Gesicht sagen? „Ich weiß nicht, ob sie sich wirklich getrennt haben. Aber selbst wenn, werden sie wahrscheinlich bald wieder ein Paar sein.“

„Frag ihn. Du kannst nicht jeden Mann danach beurteilen, was Barry getan hat.“

Beth schüttelte den Kopf, als würde das Barry Neal für immer daraus vertreiben.

„Ehrlich gesagt, du hast ein echtes Problem.“ Emily sah sie ernst an.

Das wusste Beth selbst.

„Du lässt es zu, dass dein blöder Ex deine Einstellung und dein Verhalten zu allen anderen Männern bestimmt. Und nun verknallst du dich in einen, den du unter allen Umständen meidest. Wenn er auch nur in deine Nähe kommt, sieht man von dir nur noch rauchende Sohlen.“ Emily seufzte enttäuscht. „Ich denke, diese ganze Sache mit Eli ist nur ein weiterer Versuch, irgendwelchen möglichen Dates aus dem Weg zu gehen.“

„Mag sein.“

„Du bist ja verrückt.“

Da sie einer fremden Person verraten hatte, dass sie wie ein dummes Schulmädchen für Dr. Randolph schwärmte, konnte sie ihrer Freundin nur zustimmen. Sie war wirklich verrückt.

Verrückt nach einem Mann, der gar nicht wusste, dass es sie gab.

Eli hatte ständig an den Chat gestern Nacht denken müssen. Er war sogar so weit gegangen, im Internet nach Hinweisen auf die Handynummer zu suchen. Vergeblich, da sie nirgendwo öffentlich vermerkt war.

Die SMS-Nachrichten gingen ihm einfach nicht aus dem Sinn.

Besonders in Momenten wie diesen, wenn er in den Gesichtern zu lesen versuchte, ob ein bestimmter Blick, eine bestimmte Miene ihm verriet, dass er die geheimnisvolle Fremde der letzten Nacht vor sich hatte. Was erwartete er eigentlich? Dass die Wahrheit in scharlachroten Lettern auf ihrer Stirn stand?

Eli kombinierte messerscharf, dass sie auf der Intensivstation arbeiten musste, weil sie den Nachtdienst für Leah Windham übernommen hatte. Wahrscheinlich war sie Krankenschwester, was dazu passen würde, dass sie mit Emily Jacobs befreundet war.

Mit etwas Geduld und unauffälligen Nachfragen, welche Schwester letzte Nacht Dienst gehabt hatte, sollte er spätestens am Abend Genaueres wissen.

Normalerweise war er im Job tiefenentspannt und Geduld eine seiner Stärken. Aber heute fühlte er sich seltsam unruhig. Er wollte wissen, mit wem er gechattet hatte. Ob er Emily Jacobs direkt fragte, welche ihrer Freundinnen für ihn schwärmte? Nein, entschied er. Die kesse Krankenschwester würde ihn zum Teufel schicken.

„Dr. Randolph?“ Eine attraktive Mittfünfzigerin hielt ihn auf dem Weg zum Fahrstuhl auf. „Wir erwarten eine Patientin mit Lungenembolie auf der Intensivstation. Sie möchten sie sich bitte ansehen. In einer halben Stunde müsste sie hier sein.“

„Danke, Ruth“, sagte er zu der Schwester und warf einen Blick auf seine Uhr. Besser war es, einen Happen zu essen, solange er noch hier war. Dann würde die Patientin wohl auf der Station sein und er konnte sie sich ansehen, bevor seine Nachmittagssprechstunden anfingen.

Und vielleicht, vielleicht würde er auf der Intensivstation einen Blick auf die Frau von heute Nacht werfen können, denn, wer immer sie auch war, sein Interesse war erwacht.

2. KAPITEL

„Nicht hinsehen, aber rate mal, wer gerade in die Kantine kommt.“

Noch bevor ihre Freundin ein Wort gesagt hatte, wusste Beth genau, wer hereingekommen war, während Emily und sie ihr Mittagessen aßen. Ihr Dr.-Randolph-Radar hatte losgepiept. Und wie! Piep. Piep. Piep. Es war völlig absurd, aber all ihre Sinne waren auf diesen Mann ausgerichtet. Wann immer er in ihre Nähe kam, stand sie unter Starkstrom.

Ihre Hände schwitzten, sie brachte kein Wort mehr hervor. Ihr Stammhirn übernahm das Kommando und löste den Fluchtreflex aus.

Deswegen hatte sie ihre Vorgesetzte gebeten, dass sie keine von Dr. Randolphs Patienten betreuen musste. Bestimmt fand Stationsschwester Rogers ihre Bitte merkwürdig. Sie hatte jedoch keine Fragen gestellt, und ihr mitfühlender Blick zeigte, dass sie tun würde, was möglich war. So begegnete Beth ihm nur noch ab und zu, wenn sie es schaffte, ihm bei seinen Visiten aus dem Weg zu gehen.

„Und was ist, wenn er jetzt Single ist?“, fragte Emily. „Was unternimmst du dann?“

Beth verzog das Gesicht. „Hätte ich dir bloß niemals erzählt, dass ich ihn toll finde.“

„Du findest ihn mehr als nur toll. Ich kenne dich seit dem College, weiß von deinen beiden festen Beziehungen, und ich weiß auch, wie du warst, ehe Barry dir den Schlag deines Lebens versetzt hat.“

Muss sie denn unbedingt von Barry reden, dachte Beth gereizt. Der war ihr völlig egal, aber sie ärgerte sich immer noch über ihre eigene Dummheit.

„Mir kannst du nichts vormachen. Ich sehe doch, wie du den Mann anschaust“, betonte Emily und musterte Eli ungeniert. „Bei dem Mistkerl, der dich für seine Ex verlassen hat, haben deine Augen nie so geleuchtet. Barry kann Eli nicht das Wasser reichen.“

Da hatte Emily recht. Barry hatte mit seiner Ex geschlafen, noch während er mit ihr zusammen war. Männer.

„Also, was ist? Schnappst du ihn dir? Du brauchst ihm nur zu sagen, was für ein heißer Typ er ist.“

„Hör auf mit dem Quatsch, Em. Und starr ihn nicht so an!“ Allerdings konnte sie selbst den Blick nicht von ihm losreißen. Was war nur an Eli, dass sie so reagierte? Abgesehen davon, dass er brillant war, atemberaubend gut aussah und das wundervollste Lächeln hatte? „Ich arbeite schon seit Monaten mit ihm zusammen und bezweifle ernsthaft, dass er auch nur meinen Namen kennt. Ich würde mich blamieren und ziemlich dumm dastehen.“

„Du stehst noch dümmer da, wenn eine klügere Frau als du die Gunst der Stunde nutzt. Dann kannst du ihn nur noch aus der Ferne anschmachten, während er eine Neue hat, nur weil du zu feige bist, dir den Mann deiner Träume zu angeln.“

Autsch. Emily nahm wirklich kein Blatt vor den Mund.

„Aus der Ferne anschmachten ist doch gut“, sagte Beth. Da bekam sie wenigstens keine Atemprobleme. Außerdem schien sie bei ihm keinen Eindruck hinterlassen zu haben. Sie hatte schon bei der ersten Begegnung Herzklopfen gehabt, er aber anscheinend nicht.

„Es ist bescheuert, wenn du mich fragst“, stichelte Emily.

Okay, Emily hatte recht. Das musste sie ihr aber nicht unbedingt sagen, um nicht noch Wasser auf ihre Mühlen zu gießen. Doch es stimmte: Wenn der Traumprinz einen nicht wahrnahm, hörte man deswegen ja nicht auf, sich nach ihm zu sehnen.

„Wenn du ihm nicht irgendwie klarmachst, dass du interessiert bist, nehme ich weiter an, dass er nur eine Ausrede für dich ist, nicht wieder etwas mit einem Mann anzufangen.“

„Aber das stimmt nicht. Der Mann ist wundervoll. Das hast du doch selbst zugegeben.“

„Dann beweise es.“

Beweisen? Wie stellte Emily sich das denn vor? Dass sie zu ihm ging und ihm anbot, ihn von oben bis unten mit dem Mund zu verwöhnen? Weil sie Tag und Nacht an ihn denken musste?

„Sieh mal.“ Beth deutete in Elis Richtung. Er war nicht allein. Eine hinreißende Blondine mit freundlichen blauen Augen und einem strahlenden Lächeln stand nun bei ihm. „Dr. Qualls macht ihm schöne Augen.“ Jetzt legte sie ihm auch noch besitzergreifend die Hand auf den Arm. Heiße Eifersucht durchfuhr Beth, auch wenn sie kein Recht dazu hatte. „Ich glaube nicht, dass sie Schluss gemacht haben.“

Emily warf den beiden einen Blick zu und fuchtelte dann mit ihrer Gabel in der Luft herum. „Dein Schreiber von heute Nacht hat recht, denke ich. Sie sind nicht mehr zusammen. Sieh nur.“

Emily zwang sich hinzusehen. Dr. Qualls stand noch immer da, doch sie lächelte nicht mehr. Mit nachdenklichem, unsicherem Ausdruck blickte sie Eli hinterher, der davonging und sich dann an einen Tisch setzte. Allein.

War er vielleicht doch wieder Single, fragte sich Beth. Davon hätte sie nie zu träumen gewagt. Sie hatte Eli und Cassidy Qualls schon vor dem Traualtar gesehen.

„Ich finde, du solltest zu ihm gehen und mit ihm reden“, bemerkte Emily.

Was? Die Freundin – Exfreundin? – stand nur ein paar Schritte von ihm entfernt. Seine nette Exfreundin, die Beth bewunderte und für eine hervorragende Ärztin hielt. Die Frau, die alles hatte. Hatte sie vielleicht das Einzige verloren, um das Beth sie beneidete?

„Auf keinen Fall! Was soll ich denn sagen?“ Beth trank einen Schluck. Ihr Blick flog zwischen Eli und Cassidy hin und her, suchte nach der Wahrheit. Sicher war, dass sie sich nicht normal verhielten. Wahrscheinlich nur ein kleiner Streit unter Liebenden, die sich schon bald wieder vertragen würden.

„Hallo.“ Emily ahmte ihre Stimme nach. „Ich heiße Beth Taylor und möchte Kinder mit Ihnen.“

Beth starrte ihre Freundin fassungslos an. „Du hast sie ja nicht mehr alle!“

„Warte, ich versuche es noch einmal.“ Emily räusperte sich und versuchte, wie Beth zu sprechen. „Ich bin Beth Taylor. Ich möchte Ihnen mit den Zähnen die Kleidung vom Leib reißen und Sie vernaschen, morgens, mittags und abends.“ Emily klimperte mit den Wimpern. „Aber seien Sie gewarnt, ich bin eine Frau mit gesundem Appetit.“

Niemals würde sie das herausbringen! Sie hatte ja schon Mühe, überhaupt etwas zu sagen, wenn Eli in der Nähe war. Auch ein Grund, warum sie ihm aus dem Weg ging.

Sie warf einen Blick auf Eli, der allein an einem rechteckigen Tisch für sechs Personen saß. Er trug blaue OP-Kleidung, die im Farbton ein wenig dunkler war als seine Augen. Sein leicht gewelltes Haar sah so aus, als wäre er heute mehr als sonst mit den Fingern hindurchgefahren. Ein anderer Arzt, ein Kardiologe, kam an den Tisch und fragte, ob er sich hinsetzen dürfe. Eli nickte lächelnd, und Emilys Herz schlug schneller.

Wahrscheinlich würde sie einen Herzanfall erleiden, wenn er sie jemals so anlächeln würde. Das wäre die beste Lösung. Er würde an ihr vorbeigehen, sie anlächeln, und sie würde umfallen. Immerhin würde sie mit dem Gefühl seiner Lippen auf ihren sterben, wenn er versuchte, sie zu reanimieren. Vielleicht wäre es das wert, ein wenig früher das Zeitliche zu segnen.

„Wie ich sehe, leugnest du es nicht.“ Emily grinste süffisant.

Wieder musste Beth ihr recht geben. Sie wollte Eli. Und nicht nur einmal … „Ja, an den Speiseplan könnte ich mich gewöhnen.“

Emily lachte. „Egal, aus welchen Gründen du an Dr. Randolph interessiert bist, wenn er tatsächlich wieder zu haben ist, solltest du das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Nicht jeder Mann ist so wie Barry, und ehrlich gesagt, war der nie gut genug für dich. Dr. Randolph ist ein anständiger Mann“, fuhr Emily zwischen zwei Bissen fort. „Wenn du es nicht versuchst, wirst du es für immer und ewig bedauern, glaub mir. Also, los!“

„Das bedeutet aber doch nicht, dass er an mir interessiert ist.“ Sein Geschmack, was Frauen betraf, war das genaue Gegenteil von ihr: groß, schlank, blond, perfekt.

„Wieso nicht? Du bist klug, hübsch, lustig, nett, manchmal ein wenig skurril, aber niemand ist perfekt, oder? Außer mir natürlich …“ Emily grinste.

„Okay.“ Beth lächelte schwach und verriet ihrer Freundin nicht, dass sie das Prädikat „perfekt“ gerade einer gewissen blonden Ärztin verliehen hatte.

„Du willst ihn, das weißt du!“

Ja, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. „Und was nützt mir das, wenn er mich nicht einmal wahrnimmt?“

„Wie soll er das, wenn du dich jedes Mal verdrückst, sobald er auf der Intensivstation erscheint. Aufwachen, meine Liebe!“ Emily schnipste wieder mit den Fingern. „Der Mann hatte eine Freundin. Er ist ein netter Mann, keiner, der es bei anderen Frauen versucht, während er in einer Beziehung ist. Und es spricht für ihn, dass er dich bislang nicht richtig bemerkt hat. Nun, da er Single ist, schwing deinen Hintern, damit er auf dich aufmerksam wird.“

Im Moment war Beth gar nicht nach Hintern schwingen. „Vielleicht ist er doch kein Single.“

„Er ist es.“

„Das kannst du nicht hundertprozentig wissen. Nur weil er nicht mit Dr. Qualls am Tisch sitzt, muss er nicht mit ihr Schluss gemacht haben. Außerdem, selbst wenn, so können sie sich doch wieder vertragen, oder?“

„Das wahre Problem ist, dass du zu feige bist.“

Beth zuckte zusammen. Ließ sie es tatsächlich zu, dass die Vergangenheit sie so sehr beeinflusste? Könnte es nicht sein, dass er doch Single war?

Und wenn er an ihr interessiert wäre? Würde sie sich auf eine kurze Affäre mit ihm einlassen, obwohl sie wusste, dass sie mit der perfekten Cassidy nicht konkurrieren konnte?

Die Frage war, wie viel wollte sie riskieren?

War er zu schroff zu Cassidy gewesen? Eli sah unsicher zu ihr hin. Hoffentlich nicht. Er hatte nicht unfreundlich zu ihr sein wollen. Andererseits brauchten sie beide mehr Abstand zueinander. Gerade hatte sie behauptet, gestern Nacht betrunken gewesen zu sein, aber sie trank nie mehr als ein Glas Wein. War es ihr peinlich gewesen, dass er nicht auf ihre SMS geantwortet hatte? Wenn sie wüsste …

Wie auch immer, sie konnten nur noch Freunde sein, mehr nicht. Alles andere wäre unfair und grausam einer Frau gegenüber, die er mochte und schätzte. Und genau das machte alles so schwierig. Er wollte ihre Freundschaft nicht verlieren.

„Was ist los mit dir und Wonder Woman?“, wollte Dr. Andrew Morgan wissen, als er sich zu ihm setzte.

Eli atmete einmal tief durch. Sein Privatleben ging eigentlich nur ihn etwas an, aber natürlich musste er mit Fragen der Kollegen rechnen. „Du meinst Cassidy?“

„Ja, natürlich“, erwiderte Andrew, als wäre Eli begriffsstutzig. „Habt ihr euch gestritten?“

Eli schüttelte den Kopf. „Wir haben uns getrennt.“

„Hat sie dich verlassen?“

Eli zögerte mit der Antwort. Er wollte nichts sagen, das Cassidy verletzen könnte. „Wir haben beschlossen, nur noch Freunde zu sein.“

„Wie kann man mit einer Frau wie Cassidy nur befreundet sein?“

Eli fiel auf, dass Andrews Gesicht sich rötete und er das Kinn ein wenig vorgeschoben hatte. Interessant.

„Weil wir so füreinander empfinden. Freundschaftlich. Mehr wird es für uns nie sein.“

„Ihr habt aber lange gebraucht, um das herauszufinden.“

„Wem erzählst du das?“ Der Gedanke war Eli auch schon gekommen. „Aber wie du sagst, sie ist eine wunderbare Frau.“ Seine Familie liebte sie. Seine Mutter hatte immer wieder betont, dass sie sich keine bessere Schwiegertochter wünschen könnte. Dass sie enttäuscht sein würde, war noch stark untertrieben. „Jeder Mann zögert, sie gehen zu lassen, selbst wenn ihm klar wird, dass eine Beziehung mit ihr keine Zukunft hat.“

Andrew nickte, aber Eli sah ihm an, dass er ihn nicht verstand. Wie seine Mutter. Er verstand sich ja selbst nicht. Warum war er nicht zufrieden gewesen?

„Lade sie doch mal zum Essen ein“, schlug er vor. Andrew empfand offenbar mehr für Cassidy.

Andrew wich seinem Blick aus. „Das kann ich nicht machen.“

„Warum nicht? Sie ist Single, du bist Single.“

Sein Kollege sah ihn misstrauisch an. „Dir würde es wirklich nichts ausmachen?“

„Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich würde mich freuen, wenn ihr euch näherkommt. Sie ist eine großartige Frau und verdient einen Mann, der sie glücklich macht. Ich habe jedenfalls vor, mit anderen auszugehen, und ich glaube, dass sie das auch tut.“

Andrew stocherte mit seiner Gabel im Salat herum. „Vielleicht frage ich sie wirklich.“

Eigentlich hätte Eli eifersüchtig sein oder Bedauern empfinden müssen, weil die Frau, mit der er Jahre zusammen gewesen war, irgendwann einem anderen gehören würde. Aber so war es nicht. Er war einfach nur erleichtert, dass er nicht mehr an Cassidy gebunden war. Hatte er vielleicht zu hohe Ansprüche?

„Tu das“, riet er Andrew. „Eine Frau wie sie bleibt nicht lange Single.“

Eli meinte, so etwas wie Panik in Andrews Augen aufblitzen zu sehen. Es war ihm nun klar, dass Andrew in Cassidy verliebt war, sich aber aus Respekt vor ihrer Beziehung zurückgehalten hatte.

In diesem Augenblick bemerkte Eli Emily Jacobs.

Emily. Für die ihn gestern Nacht jemand gehalten hatte. War die Frau, die ihr gegenübersaß, die geheimnisvolle Schreiberin von letzter Nacht?

Dunkles Haar, blaugrüne Augen, glatte Haut, Sommersprossen im Gesicht. Auf natürliche Weise schön. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor.

Ja, sie arbeitete auf der Intensivstation. Er erinnerte sich nun, sie flüchtig dort gesehen zu haben, wenn auch nur ab und zu. Merkwürdig. Er selbst hatte oft auf der Station zu tun. Beth Soundso. Wieso sah er sie dort nur so selten?

Weil sie ihm aus dem Weg ging?

Aber warum sollte sie das tun?

Vielleicht war sie die SMS-Schreiberin, fand ihn attraktiv und mied ihn deswegen absichtlich?

Möglich war es durchaus. Er musste es herausfinden.

„Entschuldige mich“, sagte er zu seinem Kollegen und holte sein Handy heraus.

Er öffnete die SMS der vergangenen Nacht und warf einen Blick auf die Telefonnummer. War es ihre Nummer? Die von Beth auf der Intensivstation? Er war sich ziemlich sicher, wollte es aber genau wissen. Eli tippte auf das Telefonsymbol und ließ Schwester Beth nicht aus den Augen.

Als sie die Gabel auf den Teller legte, in ihre Kitteltasche griff, das Handy herauszog und das Gespräch annahm, ohne aufs Display zu schauen, lächelte Eli.

Bingo.

Er lächelte breiter. Auf einmal empfand er eine erwartungsvolle Erregung, wie er sie seit Jahren nicht empfunden hatte … falls überhaupt jemals.

Schon möglich, dass mit ihm etwas nicht stimmte, weil er Cassidy keinen Antrag gemacht hatte. Doch darüber wollte er sich nicht mehr den Kopf zerbrechen. Fürs Erste war Schluss mit quälenden Gedanken an die Zukunft. Er würde nicht mehr über seinen Erwartungen brüten oder denen seiner Eltern oder der Tatsache, dass er es vorzog, Single zu sein, statt die perfekte Frau zu heiraten. Er wollte das Leben genießen, Spaß haben und nicht alles so ernst nehmen. Etwas, das er – wie ihm jetzt auffiel – in den vergangenen Jahren völlig vergessen hatte.

„Hallo?“ Beth erwartete, dass die Stationsschwester am Apparat war, um ihr zu sagen, dass sie auf der Station gebraucht wurde. Stattdessen wurde aufgelegt.

Sie nahm das Handy vom Ohr und warf einen Blick auf die Anrufernummer.

Neiiin!

„Was ist?“, fragte Emily besorgt.

Habe ich das etwa laut gesagt? Oder hatte ihre Freundin gesehen, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich? „Es ist …“ Ihr versagte die Stimme.

„Na komm, spuck’s aus“, drängte Emily sie. „Du siehst aus, als wäre deine beste Freundin gestorben, was aber nicht sein kann, da ich hier vor dir sitze.“

Beth schloss die Augen, dann hielt sie Emily ihr Handy hin, sodass sie aufs Display sehen konnte.

„Was ist denn? Die Verbindung ist abgebrochen. Sag es mir.“

„Es war die Nummer.“

Die Nummer?“, fragte Emily.

Beth, die sich fragte, ob man in einer Krankenhauskantine zu Tode hyperventilieren konnte, nickte und versuchte, normal weiterzuatmen.

„Was hat er gesagt?“

„Nichts.“

„Nichts?“ Emily sah sie verdutzt an.

Beth war ein wenig schwindlig. Der Sauerstoff im Gehirn wurde knapp. Atmen, Beth, atmen.

„Aber warum hat er dich angerufen, wer immer es auch sein mag?“, beharrte Emily.

Beth holte tief Luft und atmete betont langsam aus. „Vielleicht will mich jemand schikanieren.“

„Aber wieso denn? Du hast doch nichts Schlimmes getan!“

„Bislang noch nicht, aber … Ich glaube, ich habe geschrieben, dass ich einen gewissen Arzt festbinden und abschlecken möchte.“

Emily starrte sie mit großen Augen an. Dann lachte sie schallend. „Das ist nicht wahr, oder?“

Beth schnitt eine Grimasse. „Ich habe dir doch erzählt, dass ich erwähnte, wie sehr dieser Mann mich fasziniert.“

„Das hört sich nicht so heiß an wie das, was du gerade gesagt hast.“

Da hatte Emily leider recht.

„Und was hast du noch geschrieben?“

Beth warf ihr einen betretenen Blick zu. „Das weiß ich nicht mehr genau. Irgendetwas von unseren schweißnassen Körpern aneinander. Mein Mund auf seiner Haut.“

„Oh, Baby.“ Emily amüsierte sich königlich. „Ich wünschte, ich hätte dich wirklich aufziehen wollen und dir diese SMS geschickt. Hört sich alles ziemlich scharf an, und du weißt, ich stehe auf so etwas.“

Beth nickte, sie kam sich so dumm vor. „Ich war müde und musste daran denken, dass du mir eine Revanche angedroht hattest. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich niemals solchen Schwachsinn geschrieben.“

„Wie ich schon sagte, was macht es denn? Soll doch jemand wissen, dass du Dr. Randolph heiß findest. Ist doch eigentlich völlig unwichtig.“

„Aber ich will nicht, dass er davon erfährt.“

„Hallo? Das hatten wir doch schon abgehakt, oder? In den tiefsten Tiefen deiner Seele willst du doch, dass er es weiß. Also ran an ihn. Ganz direkt.“ Verschmitzt fügte Emily hinzu: „Mit deiner Zunge. Er hat bestimmt auch etwas zu bieten.“

Beth verdrehte die Augen. „Du bist nicht meine beste Freundin, sondern ein Freak mit tollen Haaren, mit dem ich mich nur abgebe, weil ich mit ihm zusammenarbeiten muss.“

Emily tätschelte ihre hochgebundenen knallroten Haare, lehnte sich zurück und grinste. „Du magst mich, und wir beide wissen es.“

„Traurig, aber wahr.“

„Ebenso wissen wir, dass ich dich nicht untätig hier sitzen lasse, während dein Traummann dort drüben getröstet werden muss.“

„Untersteh dich!“

Emilys Augen blitzten herausfordernd. „Entweder unternimmst du etwas, oder aber Dr. Randolph und ich werden eine sehr interessante Unterhaltung führen.“

„Das wagst du nicht.“

„Wetten doch?“

Das Problem war, dass Emily ihm wirklich alles brühwarm erzählen würde, wenn sie meinte, es wäre gut und richtig für Beth. Was bedeutete, dass sie nun selbst etwas unternehmen musste. Wer wusste schon, was ihre Freundin ihm sagen würde.

Beth atmete tief durch und blickte zu seinem Tisch hinüber.

Im nächsten Moment kämpfte sie wieder mit Schnappatmung.

Dr. Eli Randolph betrachtete sie!

Und er sah nicht weg, als ihre Blicke sich trafen.

Stattdessen lächelte er.

Wissend. Vielsagend.

Erst da entdeckte sie, was er in der Hand hielt.

Sein Handy.

3. KAPITEL

„Hallo, Beth.“

Wo war der Kardiologe? Sie brauchte ihn. Dringend. Gleich würde ihr Herz stehen bleiben. Ohne Zweifel.

Dr. Eli Randolph lächelte sie an, und er hatte gerade ihren Namen gesagt.

Er kannte ihren Namen?

Er hatte ihn gesagt!

Aus keinem anderen Grund, als um mit ihr zu sprechen. Hatte er das jemals vorher getan?

Nein. Niemals. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie vor dem Mittagessen heute überhaupt schon einmal angesehen hatte. Und ganz bestimmt hatten sich ihre Blicke noch nie so getroffen.

Aber jetzt sah er sie an, und sosehr sie sich bemühte, den Blickkontakt zu unterbrechen, sie schaffte es nicht. Bildete sie es sich nur ein, oder las sie tatsächlich Interesse in seinen blitzenden blauen Augen?

Hatte derjenige, dem sie in der Nacht die SMS geschrieben hatte, wer auch immer es sein mochte, Eli ihre intimsten Geheimnisse verraten? Ihr fiel ein, wie er sie vorhin in der Kantine angelächelt hatte, das Handy in der Hand, und sie musste schlucken. Hatte sie etwa mit ihm gechattet? Und wenn ja, spielte er nun mit ihr? Oder war er wie durch ein Wunder tatsächlich an ihr interessiert? Hatte er sie absichtlich vergangene Nacht angeschrieben, und sie Dummkopf hatte ihm ihre Fantasien preisgegeben, ohne zu wissen, dass er es war?

Aber wieso hatte er ihr geschrieben? Und dazu noch ein Foto geschickt? Ein ziemlich heißes sogar. Nein, der Schreiber konnte nicht Eli gewesen sein. Eher der Typ aus der Verwaltung, dem sie eine Abfuhr erteilt hatte. Vielleicht hatte der sich ihre Handynummer aus der Personalakte besorgt und dann Eli von ihren Fantasien erzählt.

Das war wahrscheinlicher.

Aber wieso stand Eli nun vor ihr und lächelte sie an?

Sie brachte kein Wort hervor, starrte ihn nur stumm an. Wieso war er überhaupt noch hier? Sonst stand er nie am Stationstresen und machte Small Talk. Zumindest hatte sie das nicht erlebt. Bis heute. Sie hatte sich um ihre Patienten gekümmert, immer wieder nach ihnen gesehen, damit sie nicht am Tresen vorbei musste. Jedes Mal, wenn sie ein Zimmer verließ, sah sie Eli immer noch dort stehen. Lässig gegen die Platte gelehnt, unterhielt er sich mit der Stationssekretärin und zwei Krankenschwestern.

Der Mann hing hier herum, als wüsste er nicht, wo er hingehen sollte. Bestimmt standen die Patienten vor seinem Sprechzimmer inzwischen Schlange! Warum bist du noch hier, hätte sie am liebsten gerufen. Geh endlich!

Aber er blieb. Lächelte sie an, als würde er all ihre Geheimnisse kennen.

Was wahrscheinlich sogar der Fall war.

„Beth?“, wiederholte er, als sie auf seine Begrüßung nicht reagierte.

„Muss was trinken“, keuchte sie und schoss den Flur hinunter. Sie spürte seinen Blick im Rücken, wusste, dass ihre Kolleginnen alles mitbekommen hatten und nun sahen, wie sie den Flur entlangraste, als gäbe es eine Goldmedaille zu gewinnen.

Sicher hielt Eli sie für merkwürdig. Ihre Kolleginnen wohl ebenfalls.

Sie war merkwürdig.

Der Mann ihrer Träume hatte sie angesprochen, und sie flüchtete wie ein erschrecktes Reh. Aber warum nur? Sonst war sie in Gegenwart von Männern nie gehemmt, aber bei Eli setzte ihr Verstand aus. Ihr Körper jedoch lief auf Hochtouren, jeder ihrer Sinne war geschärft, und sie fühlte sich lebendiger als je zuvor.

Nur zu dumm, dass sie in seiner Gegenwart einfach nicht kühl und locker daherkommen und ihm sagen konnte, dass er für sie der Größte war.

Der Allergrößte.

Völlig fertig nach einem langen Dienst kroch Beth ins Bett, konnte aber einfach nicht einschlafen.

Natürlich wusste sie, warum sie hellwach und so aufgedreht war.

Eli.

Zuerst hatte er sie in der Kantine angelächelt. Dann, auf der Intensivstation, hatte er sie zum allerersten Mal persönlich angesprochen. Und sie war davongerannt.

Sie schloss die Augen, wälzte sich im Bett herum und verabscheute sich selbst. Was war nur los mit ihr? Schließlich hatte sie sich schon öfter mit Männern verabredet, doch bei keinem war sie so verkrampft gewesen.

Aber sie hatte auch noch keinen Mann angesehen und das brennende Verlangen verspürt, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Eli Randolph weckte genau diesen Wunsch in ihr. Kein Wunder, dass sie davongelaufen war. Wäre sie geblieben, hätte man sie vielleicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet.

Ihr Handy auf dem Nachttisch vibrierte.

Eine SMS.

Noch ehe sie einen Blick aufs Display geworfen hatte, wusste sie, wer es war. Aber wem gehörte diese Nummer?

Seit sie Eli in der Kantine gesehen hatte, lächelnd, das Handy in der Hand, hatte sie sich immer wieder gefragt: Was wäre, wenn? Wenn Dr. Eli Randolph ihr nun ein Foto geschickt hatte, weil er sich für sie interessierte? Er war wieder Single, und das anscheinend schon seit ein paar Wochen. Es könnte also sein. Höchst unwahrscheinlich zwar, aber nicht unmöglich.

Hatte er ihr gerade eine SMS geschickt?

Ihr Herz raste. Mit bebender Hand griff sie nach dem Telefon und las die Nachricht.

Bist du wach?

Nein.

Es war das Erste, was ihr in den Sinn kam, und ihre Finger waren zu schnell gewesen.

Dann träumst du wohl.

So ähnlich.

Ich habe heute oft an dich gedacht.

Schäm dich.

Es gefällt mir.

Was?

Dass du mich zum Lachen bringst.

Du solltest mich nackt sehen.

Da! Es musste Eli sein. Warum sonst versuchte sie schon wieder, ihre Kleidung loszuwerden?

Unbedingt.

Haha. Dann würdest du wirklich lachen.

Das bezweifle ich, aber du bringst mich zum Lächeln. Willst du wissen, wozu du mich noch bringst?

Ich bin ganz Ohr.

Ich muss unbedingt wissen, was du noch mit Dr. Randolph anstellst, wenn er an dein Bett gefesselt ist.

Beth war sich ziemlich sicher, dass Dr. Randolph am anderen Ende war. Die Vorstellung machte sie glücklich, schrecklich aufgeregt und verlegen zugleich. Als sie nicht gleich antwortete, kam die nächste SMS.

Ich weiß, dass du es mir erzählen willst.

Ha, das glaubst du. Ich hätte das gar nicht sagen sollen.

Warum nicht? Willst du Dr. Randolph nicht mit der Zunge verwöhnen?

Unterhielt sie sich tatsächlich mit Eli? Wollte er wirklich wissen, ob sie ihn wollte? Vielleicht war es besser, es nicht hundertprozentig zu wissen. Es war einfacher, offen zu sein, wenn sie sich nur mit einem Fremden unterhielt, den sie niemals kennenlernen würde.

Ich hätte es dir wirklich nicht sagen sollen. Ich habe dich für jemand anders gehalten.

Emily?

Ja, meine Freundin Emily.

Und was hat deine Freundin dazu gesagt, dass du Dr. Randolph mit der Zunge verwöhnen möchtest?

Oh, sie findet es toll, und ich soll sofort damit anfangen, da er ja jetzt Single ist. Aber woher hast du vor den anderen gewusst, dass er und Dr. Qualls sich getrennt hatten?

Das hat mir ein kleiner Vogel gesungen.

Na klar. Ich habe einen kleinen Vogel in meiner Hand, der mir sagt, wohin sich Leute scheren können, die mich mitten in der Nacht aufwecken.

Nun bringst du mich wieder zum Lachen.

Ich wollte nicht lustig sein.

Umso besser.

Wenn du es sagst.

Genau. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber da du nun wach bist, erzähl mir, was du anhast.

Beth verdrehte die Augen.

Im Ernst? Das ist Klischee pur.

Dann gib mir eine klischeehafte Antwort.

Beim Schein ihres Handys schaute Beth unter die Bettdecke, auf ihr verwaschenes T-Shirt mit dem Aufdruck des Eishockeyteams Nashville Predators und auf ihren Seidenslip. Der war vielleicht noch einigermaßen sexy. Aber das alte T-Shirt? Niemals.

Höschen und Strapse. Zehn Zentimeter hohe High Heels. Was eine Frau im Bett so anhat.

Natürlich. Sehr klischeehaft, aber eine tolle Vorstellung.

Und was hast du an?

Wer sagt, dass ich überhaupt etwas anhabe?

Beth schluckte. Sie stellte sich Eli vor. Breitschultrig, muskulös, mit einem phänomenalen Sixpack wie auf dem Foto.

Es wäre auch schade, diesen Waschbrettbauch zu bedecken. Bist du das wirklich auf dem Foto?

Und wenn nicht? Macht das was?

Kommt darauf an.

Worauf?

Deine faszinierende Persönlichkeit. Nur deswegen chatte ich mit dir.

Oh, und ich dachte, du hast eine Schwäche für Dirty Talk.

Beth lächelte über seine schnelle Antwort.

Ach ja?

Du bist mir etwas schuldig.

Nicht dass ich wüsste.

Aber ich.

Und was bitte schön?

Ein Foto.

Sie lachte. Es war doch völlig absurd, ihm ein Foto von sich zu schicken, wer auch immer er war. Und wenn es Eli am anderen Ende war, würde sie sich hüten, ein Selfie von sich zu senden.

Vergiss nicht weiterzuatmen, wenn du darauf wartest. Es könnte zu lange dauern.

Und wenn mir die Luft wegbleibt, reanimierst du mich dann?

Du meinst, von Mund zu Mund?

Hatte sie sich das neulich nicht genauso vorgestellt? Wenn Eli der Schreiber war, dann bestand wirklich eine merkwürdige Verbindung zwischen ihnen.

Fürs Erste ja.

Heißt das, mein Mund auf deinem reicht nicht, um dich wiederzubeleben? Bist du alt und hinfällig? Dafür gibt es kleine blaue Pillen.

Ich bin alt genug, um zu wissen, was ich will. Dein Mund auf meinem, macht mich das … lebendig?

Beth hielt sich nicht für eine Sirene, die einen Mann nur mit ihren Küssen wild machen konnte. Aber in dieser Anonymität fühlte sie sich sicher, alles zu sagen, was ihr in den Sinn kam. Sie durfte eine Sexgöttin sein. Und wenn es wirklich Eli war, brauchte sie hier, allein in ihrem Bett, keine Angst zu haben, dass ihr die Stimme versagte, ihr die Wor...

Autor

Caroline Anderson
<p>Caroline Anderson ist eine bekannte britische Autorin, die über 80 Romane bei Mills &amp; Boon veröffentlicht hat. Ihre Vorliebe dabei sind Arztromane. Ihr Geburtsdatum ist unbekannt und sie lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Suffolk, England.</p>
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Maggie Kingsley
Maggie Kingsley ist in Edinburgh, Schottland geboren. Als mittlere von 3 Mädchen wuchs sie mit einem schottischen Vater und einer englischen Mutter auf. Als sie 11 Jahre alt war, hatte sie bereits 5 unterschiedliche Grundschulen besucht. Nicht weil sie von ihnen verwiesen wurde, sondern der Job ihres Vaters sie durch...
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