Julia Ärzte zum Verlieben Band 174

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AUCH DAS PARADIES BRAUCHT ÄRZTE von JULIE DANVERS
Ein Job im Paradies: Diesen Wunsch hat sich die schöne Willow erfüllt! Auf einer herrlichen Karibikinsel arbeitet sie in einer Klinik für VIPs. Liebe? Ist für sie kein Thema! Bis eines Tages ein attraktiver Fremder am Strand erscheint – und ihr etwas Schockierendes eröffnet …

IM BRAUTKLEID NACH ALASKA von AMY RUTTAN
Warum trägt die neue Krankenschwester ein Brautkleid? Doch bevor Schiffsarzt Thatcher Bell eine Erklärung bekommt, legt ihr Kreuzfahrtschiff Richtung Alaska ab. Thatcher ist entschlossen, zwischen den medizinischen Einsätzen an Bord das Geheimnis der hübschen Lacey herauszufinden …

AM SEE DER GOLDENEN WÜNSCHE von ANNIE CLAYDON
Leistungssportlerin Laurie ignoriert den Schmerz in ihrem Körper. Sehr zum Ärger ihres charismatischen Arztes! Dr. Summerby verlangt enge Zusammenarbeit von ihr in seiner Klinik am See. Und weckt damit in Laurie einen Wunsch, der sehnlicher als der nach olympischem Gold ist …


  • Erscheinungstag 10.02.2023
  • Bandnummer 174
  • ISBN / Artikelnummer 8031230174
  • Seitenanzahl 384

Leseprobe

Julie Danvers, Amy Ruttan, Annie Claydon

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 174

1. KAPITEL

„Komm, Maisie! Strampeln! Du schaffst das!“

Willow Thompson hielt ihre dreijährige Tochter bei den pummeligen Händchen, während Maisie ihr Bestes gab, um sich über Wasser zu halten. Der Strand hinter ihrem Haus war ideal, um schwimmen zu lernen. Die sanft geschwungene Bucht bot Schutz vor hohen Wellen.

Willow hätte auch in einer der Unterkünfte wohnen können, die ihr Arbeitgeber bereitstellte. Sie war Krankenschwester an der Island Clinic, einer hochmodernen Privatklinik, die als erste Adresse für die Reichen und Berühmten dieser Welt galt. Hier konnten sie nicht nur eine erstklassige medizinische Betreuung erwarten, sondern auch den gewohnten Luxus. Das extravagante Ambiente erstreckte sich auch auf die Personalunterkünfte.

Doch sosehr Willow Eleganz genoss, noch wichtiger war ihr die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben. Das Häuschen in Strandnähe, das sie gemietet hatte, bot ihr und ihrer Tochter die nötige Privatsphäre. Nicht auf dem Klinikgelände zu leben, bedeutete auch, dass sie – und Maisie – mitten ins Inselleben eintauchen konnten. In der Karibik aufzuwachsen, hatte viele Vorteile, und Willow wollte, dass ihre Kleine jeden einzelnen nutzte. Dazu gehörten die Schwimmstunden.

Die meisten Inselkinder konnten schwimmen, noch bevor sie laufen gelernt hatten, aber Willow und Maisie waren erst im letzten Jahr hierhergezogen. Während Maisie im seichten türkisblauen Meer paddelte, beglückwünschte sich Willow zum x-ten Mal, dass sie die trostlose Wohnung im Norden Londons gegen eine sonnenwarme Insel in der Karibik getauscht hatte. In London hätte sie sich Schwimmstunden gar nicht leisten können. Mit ihrem bescheidenen Gehalt als Intensivpflegeschwester und der geringen Summe, die ihre Großmutter für Maisie hinterlassen hatte, konnte sie gerade Miete und Lebensunterhalt bezahlen.

Willow hatte zeitlebens in Islington gewohnt. Ihre Großmutter hatte sie aufgezogen. Und obwohl das Geld immer knapp war, fühlte sie sich nie arm, weil sie wusste, dass ihre Gran sie liebte. Doch als alleinerziehende Mutter litt sie darunter, dass sie Maisie all die kleinen Wünsche abschlagen musste, die den anderen Kindern zu Hause selbstverständlich erfüllt wurden. Schlimmer noch, nachdem sie den ganzen Tag gearbeitet hatte, blieben ihr nur wenige Stunden mit ihrer Tochter, bevor Maisie ins Bett musste. Und sie selbst war so erschöpft, dass sie sich am liebsten neben sie gelegt und bis zum Morgen geschlafen hätte. Aber es war noch genug zu tun, bevor ihr nächster Dienst anfing.

Sie hatte sich so lange ein Kind gewünscht, und nun nagte an ihr das Gefühl, dass Maisies Kindheit im Galopp an ihr vorbeizog. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Tag, als sie Maisie aus der Kita abholte und hörte, dass die Kleine ihr erstes Wort gesprochen hatte. Willow war unendlich traurig, dass sie nicht dabei gewesen war, und am Abend beschloss sie, dass es so nicht weitergehen konnte. Was sie verändern wollte, wusste sie noch nicht genau, aber eins stand fest: Sie wollte ein anderes Leben, nicht den ewig gleichen, frustrierenden Trott im Norden Londons.

Auf Saint Victoria fand sie es. Statt grauer Wolken und Smog leuchtend türkisgrünes Meer und über der Insel ein endlos blauer Himmel. Ihr Haus war klein, aber gemütlich. Wie viele Häuser in der Karibik war es auf Pfählen errichtet, um es bei Überschwemmungen und Wirbelstürmen zu schützen. Sehr zu Maisies Freude führte die Hintertür direkt auf den Strand. Genug Sand zum Spielen, Gezeitentümpel, die erforscht werden wollten, und meilenweit klares, ruhiges Wasser, zum Schwimmen perfekt.

Natürlich musste man schwimmen können, um Letzteres zu genießen. Konzentriert, die Brauen leicht zusammengezogen, strampelte Maisie mit den Beinchen.

Da sie am Strand lebten, musste ihre Tochter so bald wie möglich schwimmen lernen. Leider tauchte das erste Hindernis auf, kaum dass sie damit angefangen hatten. Maisie scheute sich davor, Wasser ins Gesicht zu bekommen.

„Sieh mal, Schatz, wenn du Schwimmen lernen willst, musst du das Gesicht ins Wasser tauchen.“

„Will ich nicht.“ Maisie schob die Unterlippe vor, ein Schmollmund, den Willow nur zu gut kannte.

„Mummy kann es auch. Siehst du?“ Willow tauchte unter und kam wieder an die Oberfläche. „Es ist nicht schlimm, es fühlt sich herrlich an.“

Jetzt begann die Unterlippe zu zittern. Gleich würden Tränen fließen. Maisie war sonst ein einsichtiges Kind, das selten trotzig wurde. Es sei denn, etwas machte ihr Angst oder sie brauchte besonderen Zuspruch. Wenn die Dämme jedoch einmal brachen, hörte ihre Tochter nicht so schnell wieder auf zu weinen. Was als ein vergnüglicher Tag begonnen hatte, drohte mit herzzerreißendem Gebrüll zu enden.

Vielleicht hatten sie für heute genug Schwimmversuche gemacht. Willow wollte, dass sie Maisie Spaß machten, damit ihre Tochter sich im Wasser wohlfühlte. Sie zu bedrängen, konnte ihnen beiden den Tag verderben.

„Na schön. Lauf zum Haus und hol dein Sandspielzeug. Mal sehen, was für eine Burg du hier bauen kannst.“

Augenblicklich verzogen sich die dunklen Wolken. Maisie lächelte strahlend und rannte los, den Strand hinauf.

Wie immer ging Willow das Herz auf, wenn Maisie glücklich war. Gleichzeitig verspürte sie eine Unsicherheit, die sich öfter einstellte, je älter ihre Tochter wurde. War es richtig gewesen, so schnell nachzugeben? Natürlich wollte sie Maisie nicht zu etwas drängen, das sie ängstigte. Andererseits brauchten Kinder Herausforderungen. Maisie sollte stark und widerstandsfähig werden. Wenn Willow zu nachsichtig war, würde ihre Tochter in unangenehmen Situationen jedes Mal anfangen zu weinen, statt sich ihnen zu stellen.

Ob zu ihrem Schicksal der alleinerziehenden Mutter diese Zweifel immer dazugehörten? Sie hatte den Entschluss, Maisie allein großzuziehen, nie bereut, aber erst lernen müssen, ihren Instinkten zu vertrauen. Gran war bald nach Maisies Geburt gestorben, und mehr Familie, die Willow hätte um Rat fragen können, gab es nicht. In Momenten wie diesen sehnte sie sich nach jemandem, der ihr Halt gab. Jemand, auf den sie sich verlassen konnte.

Ein schöner Traum, aber Willow war praktisch veranlagt. Träume von einem Partner für sich selbst und einem Vater für Maisie mussten genau das bleiben: Träume.

Sie hatte immer Kinder haben wollen. Als Krankenschwester erlebte sie oft genug die unbeschreibliche Freude, die ein neugeborenes Baby seinen Eltern bereitete. Mehr noch, sie hatte gesehen, wie viel Halt eine Familie in harten Zeiten bot. Bei ihr zu Hause war nur Gran gewesen, und nach ihrem Tod hatte Willow niemanden mehr, der ihr Trost und Zuversicht gab.

Natürlich mochte sie ihre Kindheit und Jugend mit Gran nicht missen, sie hatte ihre Großmutter sehr geliebt. Doch manchmal fragte sie sich, wie es gewesen wäre, in einer großen Familie aufzuwachsen, mit Geschwistern und Cousinen und Cousins. Da sie ihre eigene Geschichte nicht ändern konnte, beschloss sie früh, selbst viele Kinder zu bekommen. Jahrelang hatte sie davon geträumt, eine Familie zu gründen, und gedacht, dass Jamie, ihre Sandkastenliebe, sich das Gleiche wünschte.

Jamie hatte immer gesagt, dass er heiraten und eine große Familie haben, aber lieber noch warten wollte. Acht Jahre lang wartete Willow mit ihm, war an seiner Seite, während er seine Karriere aufbaute, und sah ihre Freundinnen heiraten und Kinder bekommen. Nach der Hochzeit ihrer besten Freundin beschloss sie, dass sie genug gewartet hatte. Sie fragte Jamie, wann genau sie heiraten würden.

„Wozu die Eile?“, hatte er gefragt. „Wir haben alle Zeit der Welt.“

Aber das stimmte nicht. Als Krankenschwester wusste sie genau, dass das Alter der Mutter Auswirkungen auf die Gesundheit des Babys hatte. Neuere Forschungen zeigten, dass das auch für die Väter galt. Obwohl sie Frauen in den Vierzigern gesehen hatte, die kerngesunde Kinder zur Welt brachten, mochte sie kein unnötiges Risiko eingehen. Und das sagte sie ihm. Wenn sie Kinder wollten, würde sie bald damit anfangen wollen.

Da ließ Jamie die Bombe platzen. Er wollte keine Kinder. Hatte nie welche gewollt.

Als sie wissen wollte, warum er ihr diese nicht unwichtige Information vorenthalten hatte, machte seine Antwort sie sprachlos.

„Ich dachte, du verlässt mich, wenn ich dir die Wahrheit sage. Es war einfacher, den Mund zu halten. Das kannst du mir nicht vorwerfen. Ich habe es nur getan, damit wir zusammenbleiben.“

Für Willow zerbrach eine Welt. Ihr Traum von einer großen Familie drohte sich in Luft aufzulösen, und der Mann, dem sie vertraute, hatte sie belogen und manipuliert.

Nach der Trennung hatte sie nur wenig Hoffnung, überhaupt jemals ein Kind zu bekommen. Jamie war ihre erste ernsthafte Beziehung gewesen, und nach acht Jahren bei demselben Mann fehlte ihr der Mut, sich selbstbewusst in die Dating-Szene zu stürzen … Abgesehen davon, dass ihr Vertrauen in Männer – und in sich selbst – tief erschüttert war. Willow war überzeugt, dass sie nie wieder jemandem so weit trauen könnte, dass sie bereit wäre, mit ihm zusammenzuleben.

Doch obwohl sie mit Männern ein für alle Mal fertig war, die Sehnsucht nach einer eigenen Familie blieb. Nein, sie konnte diesen Traum nicht aufgeben!

Also entschied sie sich für einen anderen Weg. Wenn ihre Gran sie eins gelehrt hatte, dann das: Lass dich von Hindernissen nicht aufhalten. Es gab viele Möglichkeiten, eine Familie zu gründen, und ein zerbrochener Traum bedeutete nicht, dass alle Träume sterben mussten!

Von ihrer Großmutter aus vollem Herzen unterstützt, entschloss sich Willow zur künstlichen Befruchtung mit einer Samenspende. Da sie wusste, dass die Kliniken die Gesundheit ihrer Spender auf Herz und Nieren prüften, machte sie sich keine Sorgen um versteckte Erbkrankheiten und andere gesundheitliche Risiken. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr freundete sie sich mit dem Gedanken an, ihr Kind allein großzuziehen.

Unerwartet gab es eine kleine Komplikation. Kurz nach der Befruchtung rief der Direktor der Fertilitätsklinik an, entschuldigte sich wortreich und zutiefst zerknirscht und teilte ihr mit, dass ihnen ein Versehen unterlaufen wäre. Statt der Samenspende eines gründlich untersuchten Spenders hätte man ihr den Samen eines Krebskranken eingesetzt, der ihn hatte einfrieren lassen, weil er nicht sicher war, wie sich die Chemotherapie auf seine Zeugungsfähigkeit auswirkte.

Im ersten Moment schockiert, glaubte Willow kaum, was sie da hörte. Wie konnte der Klinik ein solcher Fehler unterlaufen? Der Direktor versicherte ihr jedoch, dass es sich um ein Melanom handelte, eine nicht vererbbare Form von Krebs. Willows Kind wäre nicht betroffen. Sie hätten sie dennoch informieren wollen und würden den Spender ebenfalls kontaktieren.

Willow fühlte sich gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass der Mann irgendwelche Rechte auf ihr Kind anmelden könnte. Andererseits hätte sie, wäre sie an seiner Stelle, auch gern Bescheid gewusst. Die Verwechslung war passiert, Schuldzuweisungen änderten auch nichts, und für sie war sowieso am wichtigsten, dass ihr Baby gesund war. Also erlaubte sie der Klinik, ihre Kontaktdaten weiterzugeben, falls der Mann sich mit ihr in Verbindung setzen oder vielleicht sogar sein Kind kennenlernen wollte.

Aber er schien nicht das geringste Interesse daran zu haben. Damals nicht und auch nicht einige Monate später, nachdem sie ihr Einverständnis gegeben hatte, ihn von Maisies Geburt zu unterrichten. Was Willow nur recht war. Alles verlief, wie sie es geplant hatte.

Schwangerschaft und Geburt waren problemlos verlaufen, und Gran und sie waren vom ersten Moment an hin und weg von der Kleinen. Gran hatte sogar vor ihrem Tod all ihre Ersparnisse in einem Treuhandfonds für Maisie angelegt.

Während sie zusah, wie ihre Tochter, den Eimer mit dem Sandspielzeug in der Hand, munter die Treppen zum Strand hinunterhüpfte, floss ihr das Herz über vor Liebe. Maisie brachte mehr Freude in ihr Leben, als Willow es sich jemals hätte vorstellen können.

Auf der Suche nach Veränderung war sie auf die Island Clinic der Karibikinsel Saint Victoria gestoßen und anfangs skeptisch gewesen. Sie wollte als Krankenschwester arbeiten und nicht die Launen verwöhnter Prominenter bedienen. Als sie herausfand, wie sehr die Klinik die lokale Bevölkerung unterstützte und sogar freie Behandlung anbot, war sie beruhigt. Das Leitmotiv der Island Clinic deckte sich mit ihren eigenen Werten. Wir sind immer da, um zu helfen. Natürlich störte es auch nicht, dass sie hier doppelt so viel verdiente wie in London.

Zwar hatte sie nicht die große Familie, die sie sich ein Leben lang gewünscht hatte, aber sie hatte Maisie, und das genügte ihr. Und auf einer Insel wie Saint Victoria kannte jeder jeden. Eigentlich waren ihre Nachbarn wie eine Familie. Mrs. Jean nebenan steckte ihre Nase gern überall hinein, aber sie besaß ein großes Herz und passte nicht nur gern auf ihre Enkelkinder, sondern auch auf Maisie auf. Und im Krankenhaus fühlte sich Willow geschätzt und respektiert und hatte sich mit einigen Kolleginnen bereits angefreundet. Auch dort war sie aufgehoben wie in einer Familie.

Und Liebe? Es gab verschiedene Arten von Liebe, und sie fühlte sich im kleinen Kreis der Menschen in ihrem Leben geliebt. Mit romantischer Liebe hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Noch immer verspürte sie einen Stich im Herzen, wenn ihr Jamies Worte in den Sinn kamen. Ich dachte, du verlässt mich, wenn ich dir die Wahrheit sage.

Wie sollte sie jemals erkennen, ob jemand ihr etwas vormachte, wenn sie acht Jahre lang ahnungslos mit einem Lügner zusammengelebt hatte? Sie konnte sich nur schützen, indem sie sich nie wieder auf eine enge Beziehung einließ.

Willow fand sich damit ab, dass Romantik in ihrem Leben keinen Platz hatte. Allerdings schien nicht jeder auf dieser Insel damit einverstanden zu sein.

Bestes Beispiel: Mrs. Jean, die in ihrem Kräutergärtchen gerade Rosmarin schnitt. Anscheinend hatte sie es zu ihrer Mission gemacht, Willow an den Mann zu bringen. Willows Protest ignorierte sie völlig.

„Guten Morgen!“, rief sie ihr zu, als Willow näher kam. „Heute haben Sie und Maisie ja mal etwas länger geschlafen.“

Willow lächelte. Maisie war eine notorische Frühaufsteherin. Länger schlafen hieß, dass sie spätestens um acht voller Tatendrang aus dem Bett sprang. „Maisie ist gestern Abend länger aufgeblieben, da konnten wir beide ein bisschen mehr Schlaf gebrauchen.“

Mrs. Jean zwinkerte ihr zu. „Oh, und ich dachte, Sie hätten ein heißes Date gehabt und mussten ausschlafen.“

„Mein heißes Date bestand darin, vier Runden Candyland zu spielen und anschließend eine übermüdete Dreijährige in die Badewanne zu stecken.“

Ihre Nachbarin schnaubte. „Sie arbeiten nur und kümmern sich um Maisie. Denken Sie gelegentlich auch mal an sich, nehmen Sie sich eine kleine Auszeit.“

„Ooh, ist das ein Babysitter-Angebot?“

„Sie wissen, dass Maisie jederzeit bei mir übernachten kann. Was halten Sie davon, wenn ich Freitagabend auf sie aufpasse, damit Sie sich eine Pause gönnen?“

„Das wäre großartig! Ich muss dringend in der Klinik Papierkram abarbeiten.“

Mrs. Jean verzog schmerzlich das Gesicht. „Ich passe nicht auf Maisie auf, damit Sie Büroarbeit erledigen können. Ich möchte, dass Sie ausgehen, sich amüsieren. Fahren Sie nach Williamtown, treffen Sie sich mit einem netten jungen Mann.“

„Mrs. Jean, Sie wissen genauso gut wie ich, dass es auf Saint Victoria nur wenige Singles gibt – abgesehen davon, dass ich für Dates keine Zeit habe. Ich kann mir nicht vorstellen, auf dieser kleinen Insel jemandem zu begegnen, den ich noch nicht kenne.“

„Wie wäre es mit einem dieser netten Ärzte, mit denen Sie zusammenarbeiten?“

„Auf gar keinen Fall. Ich würde nie mit einem Kollegen ausgehen. Mein Job ist mir wichtig, und Beziehungen am Arbeitsplatz machen alles nur kompliziert.“

„Und was ist mit den berühmten Leuten, die in die Klinik kommen? Hat sich nicht dieser gefeierte Hollywood-Action-Star die Gallenblase entfernen lassen? Haben Sie nicht wenigstens versucht, seine Nummer zu kriegen?“

Willow lachte hell auf. „Wenn ich es schon schwierig finde, Kollegen zu daten, dann sollte ich mich bei Patienten erst recht zurückhalten, finden Sie nicht? Es könnte mich den Job kosten.“

„Wer braucht einen Job, wenn er sich einen Filmstar oder Ölscheich angelt?“

„Mrs. Jean!“

„Okay, okay, schon verstanden. Sie haben Ihre Prinzipien, ich nenne es Unsinn. Patienten sind also tabu. Dann müssen wir uns nach jemand anderem für Sie umsehen.“

„Tut mir leid, Mrs. Jean, aber ich fürchte, ich bin ein hoffnungsloser Fall – selbst wenn ich mich wieder verabreden wollte. Jeder hier auf der Insel ist entweder schon liiert oder ein Kollege von mir. Oder ein Nachbar oder ein Freund.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Was ist mit dem attraktiven langen Kerl da drüben?“

Überrascht wandte Willow sich um. Fremde fanden selten den Weg zu dem abgeschiedenen Strand, an dem sie lebte. Und doch kam keine zwanzig Fuß entfernt ein hochgewachsener Mann mit hellbraunem Haar den Strand entlang. Das makellos weiße Hemd und die Krawatte wirkten unter der karibischen Sonne seltsam fehl am Platz, und der hellen Haut des Mannes nach zu urteilen, war er lange nicht in der Sonne gewesen. Er lief barfuß, hatte die Hosenbeine aufgekrempelt und trug Schuhe und Anzugjacke in der einen und eine Aktentasche in der anderen Hand.

Als er näher kam, musste sie sich eingestehen, dass er tatsächlich sehr gut aussah. Das Haar fiel ihm in die Stirn und verlockte sie, es ihm aus dem Gesicht streichen zu wollen. Seine Augen waren von einem warmen Haselnussbraun. Er war dünn, aber sein Gang verriet, dass er einen muskulöseren Körper hatte. Willow fragte sich, ob er sich vielleicht von einer langen Krankheit erholte. Oder er war es nicht gewohnt, auf heißem Sand zu laufen. Blass, wie er war, hielt er sich bestimmt selten am Strand auf.

Als er aufblickte und sie sah, lächelte er zum Gruß. Sein Lächeln durchzuckte sie unerwartet heftig. Ihr Blick fiel auf seinen Mund, blieb dort hängen, sie wusste selbst nicht, warum. Vielleicht weil er zusammen mit der markanten, männlichen Kinnpartie sehr … zum Küssen einlud.

„Nicht schlecht, nicht schlecht“, murmelte Mrs. Jean.

Der Klang ihrer Stimme holte Willow in die Gegenwart zurück, und sie schalt sich für ihre absurden Gedanken. Sie kannte den Mann doch gar nicht! Als er sich jetzt zu Maisie hinunterbeugte, erwachte ihr Mutterinstinkt.

„Maisie!“, rief sie und lief zu ihr. „Du sollst nicht mit Fremden sprechen.“

Sie versuchte, streng zu klingen, aber sie war nicht besonders gut darin, bei Maisie streng zu sein. Fremde waren außerdem in diesem Teil der Insel äußerst selten, sodass Willow sich eher neugierig als mahnend angehört hatte.

Aus nächster Nähe betrachtet, passte er wirklich nicht hierher. Ein Tourist vielleicht, der nach Williamtown wollte und sich verlaufen hatte. Aber in seinem weißen Businessshirt hatte er mehr von einem Anwalt als von einem Urlauber. Und er sah wirklich gut aus, trotz der Blässe, mit seinen dunkelbraunen Augen und den sandbraunen Haaren.

„Entschuldigen Sie die Störung“, sagte er, als sie auf ihn zukam. „Ich habe der Kleinen nur gesagt, was für eine großartige Sandburg sie gebaut hat.“

Willow erkannte sofort die akzentuierte Sprechweise eines Nordlondoners, und ihr ging ein Licht auf. Ihre anfängliche Vermutung, dass er Anwalt war, konnte tatsächlich stimmen.

Das Treuhandvermögen, das Gran ihrer Urenkelin Maisie hinterlassen hatte, war nicht groß, aber reichte aus, um sie finanziell zu unterstützen, falls Willow etwas zustoßen sollte. Einmal im Jahr erkundigte sich ein Notar der Kanzlei nach Maisie, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Dann passt jemand auf euch auf, hatte Gran gesagt. Schließlich hatten Willow und Maisie sonst niemanden auf der Welt.

Willow hatte nicht damit gerechnet, dass die Kanzlei jemanden in die Karibik schicken würde, sondern dass dieser jährliche Check über Video-Anrufe stattfinden würde. Aber ihre Gran war eine energische Frau gewesen. Wahrscheinlich hatte sie der Sozietät angedroht, sie aus dem Grab heraus zu verfolgen, wenn sie ihrer Pflicht nicht penibel nachkamen – und jeder, der Gran je kennengelernt hatte, würde nicht daran zweifeln, dass sie dazu in der Lage war!

„Sie müssen aus Camden sein“, erklärte sie, weil die Kanzlei in diesem Stadtbezirk lag.

„Stimmt“, antwortete er sichtlich überrascht. „Theo Moore. Ich suche Willow Thompson.“

„Sie haben sie gefunden. Ich bin Willow, und das ist meine Tochter Maisie.“

Einen Moment lang hätte sie schwören können, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Vielleicht war er neu in seinem Job. Oder einfach müde von der langen Reise. Er schluckte, schien sich zu fangen. „Maisie“, murmelte er. „Sie haben einen schönen Namen für sie ausgesucht.“

Willow lächelte. Sie liebte diesen Namen. „Wir beide finden, dass er gut passt, nicht wahr, Maisie?“ Ihre Tochter nickte mit kindlich ernster Miene.

Theo schwieg. Der Mann wirkte völlig fertig.

„Kommen Sie direkt vom Flughafen?“

„Ja. Es tut mir furchtbar leid, Sie so zu überfallen. Ich hätte mich ja angekündigt, aber ich wusste nur, dass Sie irgendwo auf Saint Victoria leben. Also musste ich Detektiv spielen, um Sie ausfindig zu machen.“

„Das wundert mich. Ich hatte dem Büro meine neue Adresse mitgeteilt, nachdem wir umgezogen waren.“

Er blickte sie fragend an. „Das … Büro, nehme ich an, hatte … Ihre alte Londoner Adresse. Dass Sie weggezogen sind, habe ich von Ihren Nachbarn erfahren.“

Aus dem Augenwinkel sah Willow, wie Mrs. Jean sich ihnen näherte. „Wollen Sie nicht hereinkommen und ein Glas frische Limonade trinken?“, sagte Willow rasch. „Camden ist weit weg, und Sie sind nach dem langen Flug sicher müde.“

Wieder wirkte er überrascht, sagte jedoch: „Sehr gern. Wir haben viel zu besprechen, und es ist sicher besser, wenn wir das drinnen tun.“

Willow konnte sich nicht vorstellen, dass es viel zu bereden gab, da die jährlichen Checks normalerweise ziemlich kurz ausfielen. Da dieser Theo Moore den weiten Weg von London auf sich genommen hatte, war diesmal wohl ein längerer Besuch geplant.

Zu ihrem Erstaunen schob Maisie auf dem Weg zum Haus ihre kleine Hand in Theos. Ihm schien es nichts auszumachen. Im Gegenteil, er wirkte gerührt.

Willow fühlte, wie ihr Herz einen seltsamen Hüpfer machte. Beruhige dich, sagte sie sich. Du kennst den Mann seit vierzig Sekunden und starrst ihn an wie ein Teenager auf dem Schulball. Sie zwang sich, den Blick von ihm loszureißen, und wandte sich zum Haus. Hoffentlich hat er nichts gemerkt.

Sie betraten durch den Hintereingang die Küche, und Willow holte einen Glaskrug mit selbst gemachter Limonade aus dem Kühlschrank.

„Ich kann eingießen“, verkündete Maisie.

„Der Krug ist zu schwer für dich, mein Schatz. Aber du kannst drei große Becher aus dem Regal holen.“ Sie blickte Theo an. „Maisie ist in einem Alter, in dem sie bei allem mithelfen möchte.“

„Das sehe ich.“ Er sah zu Maisie hinüber, die sich reckte, um an die Plastikbecher zu kommen. „Ich möchte auch helfen. Darf ich dich hochheben, Maisie?“ Theo blickte Willow an, die zustimmend nickte.

Maisie nickte auch, und er hob sie gerade so weit hoch, dass sie die Becher nehmen und auf den Tisch stellen konnte.

„Sie scheint Sie zu mögen“, meinte Willow, während sie die Plastikbecher füllte. „Normalerweise besteht sie sehr darauf, alles allein zu machen.“

„Man hat mir gesagt, dass ich einen fantastischen ersten Eindruck mache.“ Theo lächelte, und Willow bekam weiche Knie.

Rasch zog sie einen Stuhl unterm Küchentisch hervor. „Wollen wir uns nicht setzen? Nach der langen Reise können Sie bestimmt eine Pause gebrauchen.“

„Danke.“ Er setzte sich ihr gegenüber und trank einen Schluck Limonade. „Sehr freundlich von Ihnen. Seit der Landung habe ich noch nichts getrunken.“

„Gern geschehen. Wir Londoner müssen aufeinander achten.“

Theo deutete auf den Strand, der sich vor dem Küchenfenster erstreckte. „London ist weit weg.“

„Das war der Plan.“

„Interessante Entscheidung, ein Kind so weit von zu Hause entfernt großzuziehen.“

Willow straffte die Schultern. Eine sehr persönliche Aussage für einen Anwalt. Umwerfend attraktiv oder nicht, dieser Mann hatte kein Recht zu bewerten, wo sie ihre Tochter großzog. Selbst wenn er Grans Vermögen verwaltete. „Saint Victoria ist jetzt unser Zuhause“, entgegnete sie. „Das mag Ihnen ungewöhnlich erscheinen, aber ich glaube, dass Maisie hier mehr fürs Leben lernt als in einer überteuerten Kita in der Großstadt.“

„Da haben Sie sicher recht. Ich meinte nur, hier in der Karibik sind Sie weit weg von Ihrer Familie.“

„Familie?“ Misstrauisch betrachtete sie ihn. „Wovon reden Sie? Ich dachte, dem Anwaltsbüro, das Grans Treuhandvermögen verwaltet, sei bekannt, dass Maisie und ich keine Verwandten haben.“

Jetzt wirkte er verwirrt. „Treuhandvermögen?“

„Das meiner Großmutter … Vera Brown …, das sie vor ihrem Tod für Maisie festgelegt hat. Sind Sie nicht deswegen hier? Ein Anwalt von der Kanzlei? Als ich vorhin das Büro erwähnte, sagten Sie, man hätte dort nur meine alte Londoner Adresse.“

„Ich fürchte, ich war nicht ganz sicher, was sie mit ‚Büro‘ meinten, und dachte an die Klinik. Wo Sie waren, um … Maisie zu bekommen.“

Ihr wurde eiskalt.

„Seit Monaten suche ich nach Ihnen“, fuhr er fort. „In der Klinik gab man mir Ihre letzte dort bekannte Adresse, aber in den letzten Jahren scheinen Sie ein paarmal umgezogen zu sein. Schließlich fand ich heraus, dass Sie auf Saint Victoria leben, und als ich hier ankam, zeigten mir ein paar hilfsbereite Einwohner den Weg zu diesem Strand. Sie meinten, ich müsste nur immer weitergehen, irgendwann würde ich Ihnen begegnen.“

Sie kannte die Antwort bereits, aber sie zwang sich, die Frage zu stellen. „Warum suchen Sie mich?“

„Weil ich meine Tochter sehen wollte.“

Willow schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“

„Doch, ich bin Maisies Vater.“

2. KAPITEL

Willow saß an ihrem Küchentisch, ihr war schwindlig, Theos Worte ergaben keinen Sinn. Maisie hatte keinen Vater. Maisie hatte Willow, so wie Willow ihre Gran gehabt hatte. Eine kleine, ganz besondere Familie. In der ein Vater nicht vorkam.

Obwohl sie den Stuhl unter sich spürte, umklammerte sie mit beiden Händen die Tischkante, um Halt zu suchen.

„Es ist für Sie sicher ein bisschen viel auf einmal“, sagte Theo. „Ich hatte die Klinik gebeten, Sie darüber zu informieren, dass ich zu Ihnen Kontakt aufnehmen möchte. Aber die Kontaktdaten waren veraltet, was, wie gesagt, kein Wunder ist. Es ist Jahre her.“

Ihre mütterlichen Instinkte setzten sich gegen den Schock durch, und Willow stand auf. „Geh ruhig in deinem Zimmer spielen, Schatz“, sagte sie und zog Maisies Stuhl vom Tisch weg. „Mr. Moore und ich haben etwas zu besprechen.“

„Kann ich meine Limonade mitnehmen?“

„Ja, aber halt den Becher mit beiden Händen fest, damit du nichts verschüttest.“

Maisie tat, was Willow sagte, und verließ langsam die Küche, den Blick konzentriert auf den Becher gerichtet.

Ein bekümmerter Ausdruck tauchte in Theos dunklen Augen auf, als er Willow ansah. „Sie wollen sie nicht in meine Nähe lassen.“

Überrascht stellte sie fest, dass sie so etwas wie Mitgefühl empfand. Aber sie kannte den Mann kaum. Selbst wenn er Maisies Vater war, wollte sie erst mehr über ihn erfahren. „Nehmen Sie es nicht persönlich, Mr. Moore. Doch ich weiß nicht das Geringste über Sie – oder warum Sie hier sind.“

„Bitte, nennen Sie mich Theo. Mir ist klar, dass mein Auftauchen Sie beunruhigt, aber ich kann alles erklären. Hören Sie mir bitte zu, und wenn Sie danach wollen, dass ich gehe, verschwinde ich. Geben Sie mir eine Chance.“

Er sprach ruhig, doch als Krankenschwester besaß sie ein geschultes Ohr. Sie merkte es sofort, wenn jemand Schmerzen hatte oder es ihm nicht gut ging. Natürlich war ihr der besorgte Unterton in seiner Stimme nicht entgangen, und irgendwie berührte er sie. Willow hatte keine Ahnung, was der Mann hier wollte, aber es schien ihm wichtig zu sein. So wichtig, dass er fast verzweifelt wirkte.

Was konnte ihn dazu bewogen haben, persönlich hier zu erscheinen? Bisher hatte ihn seine Tochter nie interessiert. Es sei denn … Ihr wurde das Herz schwer. Der Klinikleiter hatte ihr versichert, dass die Krebserkrankung ihres Vaters keine Folgen für Maisies Gesundheit haben würde. Aber wenn man nun bei ihm eine neue Krankheit entdeckt hatte, mit Folgen für ihre Tochter? Willow drängte die aufsteigende Panik zurück. Weswegen Theo auch immer gekommen war, musste wichtig sein, aber es bestand kein Grund, das Schlimmste anzunehmen. Noch nicht.

Er entnahm seiner Aktentasche eine Mappe, schlug sie auf und entnahm ihr einige Dokumente. Willows Blick fiel auf seine Hände mit den schlanken Fingern, die sich trotz seiner inneren Anspannung ruhig bewegten. Theo sah auf, ihr direkt in die Augen. Es waren freundliche Augen, und jetzt las sie hoffnungsvolle Entschlossenheit darin. Als er sich vorbeugte, entdeckte sie goldene Flecken in dem warmen Haselnussbraun.

„Na schön, Mr. Moore“, betonte sie seinen Nachnamen. „Warum beweisen Sie mir nicht erst einmal, dass Sie der sind, für den Sie sich ausgeben?“

Seine Erleichterung war mit Händen greifbar. „Nichts leichter als das“, sagte er und reichte ihr ein paar Unterlagen.

Mit bebenden Fingern griff sie danach und breitete sie vor sich auf dem Tisch aus.

Unter anderem waren Briefe der Fertilitätsklinik dabei, die das Versehen mit wortreichen Entschuldigungen erklärten. Willow erinnerte sich gut an ähnliche Briefe, die man ihr geschickt hatte.

Sie wusste noch genau, wie schockiert sie gewesen war. Natürlich hätte sie die Klinik verklagen können, entschloss sich jedoch dagegen. Für sie zählte nur, dass ihr Baby gesund sein würde. Als sie erfolgreich schwanger geworden war, gestattete sie der Klinik, den Vater darüber zu informieren. Und nach Maisies Geburt ließ sie ihn benachrichtigen, dass er seine Tochter gern kennenlernen könnte. Aber er hatte sich nie bei ihr gemeldet.

Bei den Unterlagen befand sich tatsächlich ein Schreiben der Klinik mit einer Kopie der Ultraschallaufnahme, die sie nur zu gut kannte. Das gerahmte Original stand in ihrem Schlafzimmer.

Auch wenn er ihr nicht all diese Dokumente präsentiert hätte, hätte sie gewusst, dass er die Wahrheit sagte. Sie brauchte nur Maisie anzusehen. Das kleine Mädchen sah ihm verblüffend ähnlich. Willow betrachtete die Kopie seines Personalausweises und die Mitarbeiterkarte, die ihn als Onkologen in der Krebsforschung des Londoner Regent’s Hospital auswies. Auf dem Foto trug er die Haare länger, was die Ähnlichkeit zwischen ihm und Maisie noch hervorhob. Ihre Tochter hatte ihre welligen Haare geerbt, aber die Farbe, ein helles Sandbraun, stammte eindeutig von Theo. Auch ihre Größe – ein weiteres Rätsel, das nun gelöst war. Mit drei Jahren war Maisie einen halben Kopf größer als alle anderen Kinder im Kindergarten. Willow brauchte nur einen Blick auf Theos hochgewachsene Gestalt zu werfen und wusste, warum.

Theo war wirklich Maisies Vater.

Also zumindest ihr Erzeuger. Ein Samenspender, sagte Willow sich. Kein Vater.

Wieder blickte sie auf den Mitarbeiterausweis. „Sie sind Onkologe?“

„Ja. Weitgehend in der Forschung, aber ich arbeite auch gern mit Patienten, wenn es möglich ist. Allerdings gab es gewisse … unerwartete Veränderungen, die die Arbeit am Krankenbett schwierig machten. Damit hat alles angefangen.“

„Erzählen Sie.“

„Vor vier Jahren wurde bei mir ein malignes Melanom diagnostiziert. Deshalb habe ich mein Sperma einfrieren lassen. Meine Ärzte hatten mir dazu geraten, weil die Chemotherapie die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen könnte. Ich wollte immer Kinder haben, also bin ich auf Nummer sicher gegangen.“

Schwarzer Hautkrebs, ein bösartiger Tumor. Theo war anzusehen, dass er eine schwere Erkrankung durchgemacht hatte. Für seine Statur und Größe wog er an die dreißig Pfund zu wenig, und seine Haare hatten die Länge wie auf dem Foto noch nicht wieder erreicht. Mitgefühl wallte in ihr auf. Allein die Diagnose Krebs war ein Schock, und die Behandlung setzte dem Körper fast so sehr zu wie die Krankheit selbst.

„Als ich den Anruf von der Klinik bekam, war ich zuerst wütend“, fuhr er fort. „Wie konnte ihnen so ein schwerwiegender Fehler passieren? Aber als ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, war ich sogar froh darüber.“

Wie bitte? Einen Moment lang fragte sie sich, ob er die karibische Sonne nicht vertrug. Doch dann erinnerte sie sich an ihre eigene Reaktion und die vielen Gedanken, die sie sich gemacht hatte. Ohne die Verwechselung hätte sie Maisie heute nicht. Und ihre Tochter war ihr größtes Glück.

Für Theo galt das jedoch nicht. „Warum?“, wollte sie wissen.

„Es mag merkwürdig klingen, aber ich wollte immer Kinder, und damals konnte ich nicht sicher sein, dass ich jemals Vater werden würde. Nun ist es nicht so eingetreten, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber allein dass ich eine Tochter habe, bedeutet mir unbeschreiblich viel.“

„Ich wünschte, ich hätte das alles früher gewusst. Die Klinik hatte Ihre Krankengeschichte erwähnt, aber das erklärte nicht, warum Sie sich nie gemeldet haben. Da ich nichts von Ihnen hörte, nahm ich an, dass Sie entweder kein Kind ... oder Maisie nicht wollten.“ Willow versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen. Sie hatte Verständnis für Theos Lage gehabt, sich jedoch trotzdem gefragt … Was ist das für ein Mann, der sein Kind drei Jahre lang ignoriert? Selbst unter schwierigen Umständen?

„Das verstehe ich.“ In seiner Stimme lag ein gefühlvoller Unterton. „Ich hatte nicht geplant, mich einzubringen, obwohl ich mir gewünscht hatte, dabei zu sein. Dass ich mich von Maisie ferngehalten habe, bedaure ich wie selten etwas in meinem Leben.“

„Warum haben Sie sich dann nie gemeldet? Sie hätten Ihre Situation in den letzten drei Jahren jederzeit erklären können.“

Theo schüttelte den Kopf. „Nein. Es war schwer genug, krank zu sein. Ein unschuldiges Kind – mein Kind – damit zu belasten, war ein Gedanke, den ich einfach nicht ertrug. Und wenn die Behandlung nicht … anschlug, sollte mein Kind nicht den Verlust eines Elternteils erleben.“

Er sprach ruhig und besonnen, doch sie hörte ihm an, dass es eine harte Zeit für ihn gewesen sein musste. Während einer Krebstherapie ließ sich nicht vorhersagen, wie es am Ende ausging. Man konnte nur abwarten und das Beste hoffen.

„Warum sind Sie dann hergekommen? Nach all den Jahren?“

„Weil ich endlich in Remission bin. Sobald ich die guten Neuigkeiten gehört hatte, habe ich angefangen, nach Ihnen und Maisie zu suchen.“

Eine Woge der Erleichterung überschwemmte sie. Willow merkte erst jetzt, wie angespannt sie darauf gewartet hatte zu erfahren, ob die Therapie erfolgreich gewesen war.

Gleichzeitig war sie aufgewühlt. Alles, was Theo ihr gerade erzählte, passte überhaupt nicht zu dem Bild, das sie sich in den letzten Jahren von ihm gemacht hatte. Sie dachte selten an ihn, aber wenn, dann kam er dabei nicht gut weg. Ein Mann, der den Menschen zurückwies, der ihr das Liebste auf der Welt war! Und nun fand sie heraus, dass alles ganz anders gewesen war. Theo hatte Maisie nicht ignoriert. Er hatte versucht, sie zu schützen.

Heute, drei Jahre später, war der Krebs gestoppt, und Theo hoffte … Ja, was genau? An Maisies Leben teilzunehmen? Seine nächsten Worte verstärkten ihre Befürchtungen.

„Ich möchte meine Tochter kennenlernen“, sagte er. „Zwar habe ich rechtlich keinen Anspruch darauf, aber ich bin ihr Vater, und ich hatte gehofft, einen Weg zu finden, in ihrem Leben eine Rolle zu spielen.“

Die unterschiedlichsten Gefühle stürmten auf sie ein. Da war das Bedürfnis, Maisie zu beschützen, zusammen mit einem Anflug von Eifersucht. Als Willow schwanger war, hatte sie andere Vorstellungen von der Zukunft gehabt, als plötzlich einem Mann gegenüberzustehen, der unangekündigt in ihrem kleinen Paradies auftauchte und sich als Maisies Vater vorstellte. Einem, der zwar blass und untergewichtig war, dafür jedoch ein atemberaubendes Lächeln hatte und faszinierende braune Augen, deren grüne und goldene Flecken sie an die schimmernden Kiesel in den Gezeitentümpeln unten am Strand erinnerten.

Doch ganz gleich, wie interessant sie Theos Augen fand, seine Anwesenheit auf dieser Insel störte. Er bedeutete eine Komplikation, die sie nicht gebrauchen konnte.

Ihr Leben verlief genau so, wie sie es geplant hatte, und dabei sollte es auch bleiben. Theo hatte recht: Er hatte keinerlei Anrecht auf Maisie. Sein Name stand nicht auf ihrer Geburtsurkunde. Wenn Willow ihm sagte, dass er gehen sollte, musste er es tun.

Aber Theo wirkte so voller Hoffnung, und er hatte viel durchgemacht. Sie hätte ihm gern gesagt, dass er natürlich herzlich willkommen war. Doch sie musste an ihre Tochter denken. Willow beschloss, ihm so behutsam wie möglich beizubringen, dass sie für ihn keinen Platz in Maisies Leben sah.

„Ich verstehe ja, wie wichtig es Ihnen ist, Maisie kennenzulernen“, begann sie. „Es scheint Ihnen wirklich schwergefallen zu sein, im Hintergrund zu bleiben.“

„Ich wollte ihr Kummer ersparen.“

„Natürlich wollten Sie das Richtige tun, aber … es ändert nichts an der Tatsache, dass Maisie inzwischen drei Jahre alt ist und Sie ein Fremder für sie sind. Was wollen Sie ihr sagen?“

An seiner Wange zuckte ein Muskel. „Ich bin ihr Vater.“

„Für Sie ist das klar, aber nicht für Maisie. Sie kennt Sie nicht, hat Sie noch nie gesehen.“

„Genau deshalb bin ich hier. Um ihr der Vater zu sein, der ich die ganze Zeit nicht sein konnte.“

„Und wie soll das funktionieren? Allein praktisch betrachtet. Maisie und ich leben auf dieser Insel, Sie in London. Viertausend Meilen entfernt.“

„Ich werde einen Weg finden. Ich bin mit dem Entschluss hergekommen, alles zu tun, um am Leben meiner Tochter teilzuhaben.“

„Ihre Entschlossenheit in Ehren, Mr. Moore, aber haben Sie sich das auch gut überlegt? Wie lange wollten Sie in der Karibik bleiben?“

„Mein Rückflugticket ist unbegrenzt gültig. Ich kann so lange bleiben, wie es nötig ist.“

„Aber was haben Sie geplant?“

„Ich konnte nicht einschätzen, wie Sie reagieren, wenn ich hier auftauche, also dachte ich, vielleicht … eine Woche?“

„Und was dann? Sie fliegen nach London zurück, Maisie bleibt hier. Wie oft sehen Sie sie im Jahr, ein oder zwei Mal? Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Mr. Moore, aber ich muss meine Tochter schützen. Sie soll sich nicht erst an jemanden gewöhnen, der ein paar Tage später wieder verschwindet. Mit einem Vater sollte Maisie nicht verbinden, dass es jemand ist, der sie einmal jährlich besucht.“

„Dann weiß ich, was ich zu tun habe. Mir bleibt keine andere Wahl.“

Willow atmete erleichtert aus. Gut, er hatte begriffen, wie unrealistisch seine Vorstellungen waren.

„Ich ziehe nach Saint Victoria.“

Sie riss die Augen auf. „Sie können nicht einfach so beschließen, in die Karibik zu ziehen!“

„Wieso nicht? Das haben Sie doch auch getan.“

„Ja, aber ich habe fast ein Jahr lang Stellenangebote im Ausland recherchiert, bis ich einen Ort fand, der sich am besten eignete, um meine Tochter großzuziehen.“

„Und ich versuche seit drei Jahren, das Beste für mein Kind zu tun, indem ich mich von ihm fernhalte. Als ich endlich hoffen konnte, wieder gesund zu werden, wollte ich keinen weiteren Tag verschwenden. Ich möchte sie aufwachsen sehen. Dies ist keine impulsive Entscheidung, sondern die leichteste der Welt!“

Theo war entweder rücksichtslos oder verrückt oder … tatsächlich verzweifelt entschlossen, seine Tochter nicht mehr aus den Augen zu lassen.

Vielleicht erzählte er ihr auch nur, was sie seiner Meinung nach hören wollte. So wie Jamie. Aber Jamies Augen hatten nie diese Entschlossenheit gespiegelt, die sie jetzt in Theos las. Nicht nur das, seine ganze Haltung strahlte Entschlossenheit aus!

Sie hatte Jamie vertraut, weil sie ihn seit Jahren kannte. Aber obwohl er immer davon sprach, Kinder zu wollen, hatte er nichts unternommen. Theo dagegen nutzte selbst spärliche Informationen, um sie ausfindig zu machen, und flog viertausend Meilen weit, ohne zu wissen, ob seine Hoffnung sich erfüllte.

Konnte sie sich darauf verlassen, dass er Maisie nicht enttäuschte?

Willow dachte lange nach. Schließlich fragte sie: „Warum ist Maisie Ihnen so wichtig?“

„Was für eine Frage. Sie ist mein Kind.“

„Wissen Sie denn ganz sicher, dass sie Ihre einzige Chance ist, Vater zu sein? Sie könnten einen Test machen lassen, ob Ihre Zeugungsfähigkeit tatsächlich beeinträchtigt ist. Wenn nicht, wollen Sie dann wirklich Ihr Leben auf einer winzigen Karibikinsel verbringen? Sie hätten ganz andere Chancen.“

Theo sah ihr intensiv in die Augen. „Erstens ist Maisie hier, unabhängig davon, ob ich weitere Kinder haben werde. Sie ist und bleibt meine Tochter, und ich möchte für sie da sein. Zweitens wäre das Ergebnis eines solchen Tests frühestens in einem Jahr verlässlich. Ich weiß nicht, ob Maisie mein einziges Kind bleibt oder ich noch mehr Kinder haben kann. Aber ich muss nicht ein weiteres Jahr warten, um zu entscheiden, ob ich sie kennenlernen will oder nicht. Ich habe drei Jahre ihres Lebens verpasst, und ich werde keine einzige Minute mehr verpassen. Und drittens – obwohl ich nicht bei ihr sein konnte, war Maisie bei mir. Zumindest in meiner Vorstellung. Zu wissen, dass es sie gibt, hat mich durch die schlimmsten Tage meines Lebens getragen. Egal, was in Zukunft passiert, Maisie wird mir immer wichtig sein.“

Willow glaubte ihm beinahe, dass er jedes Wort ernst meinte. Beinahe. Sie hatte keine Ahnung, ob er sich gut überlegt hatte, was es bedeutete, Verantwortung als Vater zu übernehmen – und sein Londoner Zuhause gegen das Leben auf einer Tropeninsel zu tauschen.

Aber er schien wild entschlossen, es zu versuchen.

Theo Moore hatte zwei Chancen gehabt, sich um seine Tochter zu kümmern, und keine davon wahrgenommen. Sollte sie ihm eine dritte geben? Vor allem, seit sie wusste, was er auf sich genommen hatte, um hier zu sein, an ihrem Küchentisch?

Seine Anwesenheit machte ihr Leben komplizierter. Trotzdem scheute sie davor zurück, Theo zu bitten, wieder zu gehen. Weil sie Mitleid mit ihm hatte? Weil seine Entschlossenheit sie beeindruckte? Oder doch eher … wegen seiner tiefgründigen braunen Augen?

Was auch immer es war, sie konnte ihn nicht wegschicken. „Wenn Sie hierbleiben, brauchen Sie einen Job“, hörte sie sich sagen.

„Ich bin Onkologe.“

„Das ist schön. Ich bin Krankenschwester. Aber Onkologe ist ein Beruf, kein Arbeitsplatz. Wie wollen Sie hier auf Saint Victoria Ihren Lebensunterhalt verdienen? Sie brauchen etwas, das Ihnen ein Gehalt zahlt und einen Grund gibt hierzubleiben.“

„Maisie ist mein Grund hierzubleiben.“

„Zurzeit ja, aber was ist nächste Woche? Nächstes Jahr? Das Inselleben ist nicht für jeden gemacht, und Saint Victoria ist klein. Wie lange wird es dauern, bis Sie den Strand leid sind und Ihre Familie und Freunde vermissen? Wie lange wird es dauern, bis Sie Maisie die Schuld geben, dass Sie berufliche Chancen verpassen oder Chancen auf ein interessanteres Leben, die London Ihnen bieten kann?“

„Das wird nie passieren.“

Willow presste die Lippen zusammen. „Meine Zustimmung steht und fällt mit dem Job“, sagte sie fest. „Ich muss sicher sein, dass Sie wirklich langfristig hier leben wollen.“

„Vertrauen ist nicht Ihre Stärke, oder?“

„Was mein Kind betrifft, vertraue ich niemandem, bis ich einen guten Grund dazu habe.“

„Okay. Ich besorge mir Arbeit.“

„Und eine Wohnung.“

„Ich fange gleich an zu suchen.“

Willow konnte nicht anders, sie war beeindruckt. „Sie verstehen mich hoffentlich richtig“, sagte sie. „Ich weiß, dass Sie viel durchgemacht haben, und ich bin sehr froh, dass Sie endlich Licht am Ende des Tunnels sehen. Aber für mich sind Sie praktisch ein Fremder, der eine Beziehung zu meiner Tochter aufbauen will. Ich kann nicht riskieren, dass sie sich an jemanden gewöhnt, der es sich irgendwann wieder anders überlegt und nur noch Postkarten zu Weihnachten und zum Geburtstag schickt. Kinder brauchen Stabilität. Beständigkeit.“

Theo sah sie intensiv an. „Und was brauchen Sie?“

Die Frage verwirrte sie, ihr Herz geriet aus dem Takt, ihr Magen vollführte einen kleinen Salto. Wen interessierte schon, was sie brauchte? Solange es Maisie gut ging, war sie zufrieden. Doch jetzt, als sie in Theos Augen schaute, verspürte sie eine Sehnsucht, die nichts mit Lebensmitteleinkäufen oder Dachreparaturen zu tun hatte, sondern mit der Wärme, die sie zunehmend erfüllte, seit Theo ihr Haus betreten hatte.

„Ich habe alles“, erwiderte sie knapp.

„Was ist mit finanzieller Unterstützung? Lassen Sie mich wenigstens für Maisies Schulkosten oder Ähnliches aufkommen.“ Er blickte sich um, als suche er nach Reparaturbedürftigem, das er bezahlen konnte.

„Wir brauchen kein Geld. Mein Gehalt reicht mehr als genug aus. Von Ihnen, Mr. Moore, will ich nur eins: Zeigen Sie, dass man sich auf Sie verlassen kann. Für den Fall, dass Maisie jemals Ihre Hilfe benötigt.“

„Darauf kann sie zählen. Jederzeit. Ich werde es ihr – und Ihnen – beweisen.“

Willow hoffte aus tiefstem Herzen, dass er die Wahrheit sagte.

„Weißt du was? Ich finde, das ist richtig gut gelaufen. Alles in allem kannst du ein gutes Gefühl haben, Theo. Wirklich.“

Theo presste die Finger an die rechte Schläfe, froh darüber, dass seine Zwillingsschwester nicht sah, wie er das Gesicht verzog. Optimistisch wie immer, neigte Becca dazu, die Realität mit einem rosigen Hauch zu überziehen. Zwar hatte ihm ihre hoffnungsfrohe Art in den düsteren Tagen der Krebserkrankung geholfen, nicht zu verzweifeln, aber in ihrem Bestreben, nur die Sonnenseite zu sehen, begriff sie nicht, welchen Hürden er sich gegenübersah.

Theo war wieder in seinem Zimmer im Harbor Hotel, einem charmanten Gebäude im Hazienda-Stil, in dem Touristen ihren Urlaub genossen. Er hatte Becca gleich nach seinem Gespräch mit Willow angerufen. Von all seinen Geschwistern war sie die Einzige, die von seiner Reise in die Karibik wusste. Sie war auch die Einzige, die wusste, dass er eine Tochter hatte.

Als Theo von seinem Kind erfuhr, hätte er die gute Neuigkeit am liebsten jubelnd von allen Dächern gerufen, sich jedoch dagegen entschieden. Seine Familie hätte sofort alles in Bewegung gesetzt, um das jüngste Mitglied herzlich willkommen zu heißen. Für ihn war es schon schwer genug gewesen, nicht den Kontakt zu seiner Tochter zu suchen. Er brauchte nicht noch den Druck seiner Familie und vertraute es nur Becca an. Bei ihr konnte er sicher sein, dass sie seine Gefühle respektierte.

Allerdings war er sich weniger sicher, ob sie die Situation richtig einschätzte. „Das nennst du gut? Obwohl die Mutter meines Kindes sich nicht entschließen kann, mich in die Nähe ihrer Tochter zu lassen?“

„Ich halte es für ein gutes Zeichen, dass sie von dir Verlässlichkeit und Stabilität verlangt. Natürlich muss sie darauf bauen können, dass du es ernst meinst. Wäre es mein Kind, ich würde genauso vorsichtig sein wie sie.“

Becca hatte recht. Dennoch hatte er wohl insgeheim gehofft, dass Willow ihm sofort vertraute. Er sehnte sich danach, Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Als Willow ihn zu sich nach Hause eingeladen und Maisie auf dem Weg dorthin ihre Hand in seine geschoben hatte, war ihm das Herz übergeflossen vor Glück. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten, wieder ihre Hand zu halten.

„Natürlich, aber als ich meine Tochter heute sah …“ Emotionen schnürten ihm die Kehle zu. „Mir wurde wieder klar, was der Krebs mir genommen hat.“

„Und jetzt holst du es dir zurück, Schritt für Schritt. Angefangen mit dem Wichtigsten … Maisie. Süßer Name, übrigens.“

„Mir gefällt er auch.“

„Und wie ist ihre Mum so?“

„Sie ist Krankenschwester. Sympathisch. Allerdings habe ich sie mit meinem plötzlichen Auftauchen wohl überfallen. Wir haben die Kontaktdaten ausgetauscht, und ich werde sie anrufen, sobald ich einen Job und eine Wohnung gefunden habe.“

„Das könnte eine Weile dauern. Willst du dich nicht zwischendurch mal melden, um sie auf dem Laufenden zu halten?“

„Nein. Ich möchte sie eine Weile in Ruhe lassen, ihr Zeit geben, damit wir uns ohne Druck kennenlernen. Das darf ich auf keinen Fall vermasseln.“

„Wie sieht sie aus?“

„Sie ist schön“, sagte Theo spontan und wünschte im selben Moment, er hätte es nicht getan. Seine Schwester würde nur Vermutungen anstellen, die jeder realistischen Grundlage entbehrten.

Wow.“

„Komm nicht auf falsche Gedanken. Ich wollte damit nichts andeuten. Ich meinte nur, dass sie zufällig und objektiv betrachtet eine schöne Frau ist.“ Und freundlich. Warmherzig. Er war nervös gewesen, hatte sich Sorgen um seinen ersten Eindruck gemacht, aber sie hatte etwas an sich, das diese Unruhe beschwichtigte. Und sie war wirklich schön. Dichte dunkelbraune Haare umrahmten ihr Gesicht, und er hätte die schimmernden Strähnen gern berührt, um herauszufinden, ob sie sich so seidig anfühlten, wie sie aussahen.

Aber er war hier, um seine Tochter kennenzulernen, mehr nicht. Die Situation war kompliziert genug. Die Anziehung, die Willow auf ihn ausübte, würde er ignorieren.

„Ich weiß, dass du noch zögerst, Bruderherz, aber irgendwann musst du wieder anfangen, dich umzusehen“, sagte Becca. „Du wolltest immer eine eigene Familie. Falls du dir nicht jemanden suchen willst, der damit einverstanden ist, den Rest der Samenzellen zu benutzen, die du vor vier Jahren eingefroren hast, wirst du ums Dating nicht herumkommen.“

„Über diese Brücke gehe ich, wenn es so weit ist. Dates interessieren mich zurzeit überhaupt nicht. Vor allem nicht mit der Frau, die darüber entscheidet, ob ich mein Kind sehen darf oder nicht. Außerdem sehe ich immer noch … Na, du weißt, wie ich aussehe.“

„Theo, du siehst gut aus.“

Er glaubte ihr nicht. Jedes Mal, wenn er in den Spiegel blickte, traf es ihn erneut, wie sehr sein Körper sich durch die Krankheit verändert hatte. Über dreißig Pfund hatte er an Gewicht verloren, sein Körper wirkte mager und kraftlos. Dazu die bleiche Haut, die Haare, die zwar inzwischen wieder nachwuchsen, aber die gewohnte Fülle noch nicht wieder erreicht hatten. Theo konnte sich nicht vorstellen, dass ihn eine Frau attraktiv finden würde. Erst recht keine wie Willow.

„Du hast die Chemo hinter dir, dein Körper wird bald wieder so fit und stark sein wie früher. Außerdem ist eine Frau, der Äußerlichkeiten wichtiger sind als dein Charakter, sowieso nicht die Richtige für dich.“

Natürlich war er Becca für ihre aufmunternden Worte dankbar, aber sie konnte bestimmt nicht nachvollziehen, wie hart ihn allein die körperlichen Veränderungen durch die letzten Jahre ankamen. Frauen und Beziehungen waren das Letzte, was er jetzt brauchte.

„Übrigens muss ich dich um einen Gefallen bitten“, sagte er in der Hoffnung, das Thema wechseln und Becca von seinem Liebesleben ablenken zu können. „Es fällt mir nicht leicht, aber ich müsste mir von dir Geld leihen.“

„Kein Problem“, antwortete sie. „Sag mir, wie viel du brauchst, und ich lasse die Summe anweisen.“

Er hasste es, seine Schwester anzupumpen. Nicht, weil Becca vielleicht Nein sagen könnte. Sie war eine erfolgreiche Finanzexpertin und hatte ihm bereits während seiner Erkrankung ihre Unterstützung angeboten. Sie zu fragen, erinnerte ihn jedoch daran, was der Krebs ihm alles genommen hatte. Einer geregelten Arbeit nachzugehen, war ihm in den vergangenen Jahren kaum möglich gewesen. Solange sein gesundheitlicher Zustand es zuließ, hatte er als Onkologe mit seiner Erfahrung immer Forschungsprojekte gefunden. Doch es war nicht einfach gewesen, sein Bankkonto ausreichend zu füllen. Zum Leben reichte es, aber nicht noch für eine Wohnung oder ein Haus in der Karibik.

„Es müsste für ein paar Monatsmieten reichen.“

„Natürlich. Unterschreib besser gleich einen Vertrag für länger. Die Mutter von Maisie sollte sehen, dass es dir ernst ist.“

„Aber wenn …“

„Nein, Theo. Schluss mit Wenn und Aber. Du kannst nicht alles aufschieben, weil dieses oder jenes passieren könnte. Keiner von uns weiß, wie lange er noch hat. Denk an Dad. Denk an dich“, betonte sie. „Wir alle sollten leben, richtig leben, solange es uns möglich ist. Was in deinem Fall bedeutet, dass du dir von deiner fantastisch reichen Zwillingsschwester ein bisschen Geld borgst, um eine passable Unterkunft zu finden.“

„Ich gebe es dir zurück, sobald ich einen Job habe.“ Hoffentlich brauchten sie auf Saint Victoria einen Onkologen. Allerdings würde er so gut wie jede Arbeit annehmen, um bei seiner Tochter sein zu können.

„Das weiß ich doch. Und weißt du was? Ich bin froh, dass du mich gefragt hast. Es ist gut, dass du dir Hilfe holst, statt starrsinnig zu versuchen, allein klarzukommen.“

„Danke, Becca. Ich zahle dir alles zurück. Eines Tages. Versprochen.“

„Hey, wofür hat man sein Vermögen, wenn nicht, um dem Bruder zu helfen, in die Karibik zu ziehen? Mach dir wegen des Geldes keine Gedanken. Konzentrier dich darauf, dir dein Leben zurückzuholen. Und regele das mit deiner Tochter, damit ich dich besuchen und sie kennenlernen kann.“

„Danke“, sagte er noch einmal und legte auf.

Becca war die Einzige in seiner Familie, mit der er in den letzten Tagen gesprochen hatte. Entsprechend waren auf seinem Handy siebzehn Nachrichten auf der Mailbox. Während der Reise hatte er wenig Zeit dafür gehabt zurückzurufen. Nun hatten sie sich angesammelt, die Anrufe seiner Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Die einen wollten wissen, wo er steckte. Die anderen, ob sie ihn an den bevorstehenden Feiertagen sehen würden oder er Zeit zum Quatschen hätte. Reagiert hatte er nur auf Beccas Nachricht. Vielleicht sollte er den Rest löschen und sich später dafür entschuldigen, dass er sich nicht gemeldet hatte.

Theo scrollte weiter durch die Anrufliste und sah, dass das medizinische Team, das ihn betreute, versucht hatte, ihn zu erreichen. Er hörte die erste Nachricht ab.

„Wir sind alle froh, dass Sie in Remission sind, aber der Kampf ist noch nicht vorbei“, erklang die besorgte Stimme des leitenden Arztes. „Rufen Sie mich bitte bald an, damit wir für die nächsten zwölf Monate Nachsorgetermine vereinbaren können.“

Eigentlich müsste er zurückrufen, aber er war gerade nicht in der Lage, wieder über seinen Krebs zu reden. Die Krankheit hatte in den letzten vier Jahren zu viel Zeit, Energie und Aufmerksamkeit beansprucht. Theo brauchte einen Moment für sich selbst, um das Hier und Jetzt zu genießen: Er hatte seine Tochter gesehen. Mit ihr gesprochen. Sich mit eigenen Augen davon überzeugt, dass es sie gab. Dass sie ein wundervolles Kind war.

Seltsamerweise wanderten seine Gedanken zu Willow, wann immer er an Maisie dachte. Sie strahlte eine Wärme aus, die Theo sofort für sie einnahm, selbst als sie ihm ihre Vorbehalte erklärte. Dass sie ihm direkt und unverblümt sagte, was sie von ihm in Bezug auf Maisie erwartete, erfüllte ihn mit Respekt und dem Gefühl, eine vertrauenswürdige, verlässliche Mutter vor sich zu haben.

Offenheit bewunderte Theo bei anderen, weil er selbst damit seine Schwierigkeiten hatte. Er war in einer großen Familie aufgewachsen. Privatsphäre gab es kaum, geschweige denn, dass Geheimnisse gewahrt wurden. Sobald jemand etwas herausgefunden hatte, wussten es bald darauf alle.

Theo war immer zurückhaltend gewesen. Als Kind hatte er es gehasst, wenn er etwas Besonderes erlebt hatte und seine Geschwister es als Erste hinausposaunten. Er war ruhiger als sie, behielt seine Gefühle meistens für sich. Ausgenommen bei Becca. Theo war froh, dass er eine Zwillingsschwester hatte, der er sich anvertrauen konnte. Bei ihr war ein Geheimnis gut aufgehoben – und ihre waren es bei ihm.

Und es gab Zeiten, in denen er genau diese Verschwiegenheit dringend brauchte. Die Diagnose Krebs traf ihn, kurz nachdem bei seinem Vater Alzheimer festgestellt wurde. Seine Mutter und seine Geschwister waren am Boden zerstört gewesen. Seinem Dad ging es so weit gut, doch Theo wollte seiner Familie nicht noch mehr Sorgen zumuten. Nicht, wenn die Pflege seines Vaters so viel Kraft kostete und seine Mutter jede Unterstützung brauchte. Er hatte seine Erkrankung heruntergespielt. Ein kleines Melanom. Hohe Überlebensrate. Kein Grund zur Panik.

Allein Becca hatte seine Beschwichtigungsversuche durchschaut. Nicht, dass sie ihn gedrängt hätte, über seine Krankheit zu reden, aber sie war für ihn da. Vor allem in den langen Nächten, wenn er unter den Nebenwirkungen der Chemo litt. Sie kam vorbei, sah nach ihm, tat, als wollte sie nur Hallo sagen. Doch er wusste es besser.

Theo fragte sich, wie für Willow die letzten drei Jahre als alleinerziehende Mutter gewesen waren. Hatte sie jemanden, an den sie sich wenden konnte, wenn sie Hilfe brauchte?

Ihm war nicht entgangen, wie ihre grünen Augen aufleuchteten, als sie ihn sah. Da wusste sie noch nicht, wer er war, schien ihn jedoch freundlich willkommen zu heißen. Was er wohl tun würde, um ihre Augen wieder zum Strahlen zu bringen?

Eins nach dem anderen. Ein Haus, ein Job und dann … irgendeinen Plan für sein neues Leben auf Saint Victoria.

Er war nicht davon ausgegangen, sich hier niederzulassen, aber er meinte es ernst, als er Willow sagte, die Entscheidung fiele ihm leicht. Sie war in dem Moment gefallen, als er Maisies warme kleine Hand in seiner gespürt hatte. Wo seine Tochter lebte, wollte auch er leben.

Theo beschloss, seinen Arzt später zurückzurufen. Er löschte die Nachricht, steckte sein Smartphone in die Gesäßtasche und machte sich auf den Weg zur Hotelrezeption, um nach einem guten Makler zu fragen.

3. KAPITEL

Willow war leicht enttäuscht, jedoch nicht überrascht, dass eine Woche verging, ohne dass sie von Theo hörte. Sie hatten ihre Telefonnummern ausgetauscht, und er wollte sich melden, sobald er sich eingerichtet hatte. Sieben Tage waren natürlich nicht genug Zeit, um einen Arbeitsplatz oder eine Unterkunft zu finden, aber falls es ihm ernst war, hätte er sie bestimmt auf dem Laufenden gehalten. Stattdessen brachte ihr die Woche das, was sie von Theo Moore gewohnt war: Schweigen.

Bisher hatte sie niemandem von seiner Ankunft erzählt, sondern nur Maisie erklärt, er sei ein Freund, der sie besuchen wollte. Jeder Tag, der ohne ein Lebenszeichen von Theo verstrich, bestärkte sie darin, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Vielleicht war er schon gar nicht mehr auf der Insel. Hatte in einer ruhigen Minute eingesehen, dass er nicht einfach in ihr Leben und das seiner Tochter platzen konnte.

Dennoch hatte sie insgeheim doch ein bisschen gehofft, dass er sein Versprechen hielt. Weil er so sicher gewesen war, so entschlossen. Allerdings wusste sie aus Erfahrung, dass Menschen nicht immer waren, wie sie zu sein schienen.

Während ihres Gesprächs hatte sie den Eindruck gehabt, dass Theo ein Mensch war, der nicht schnell aufgab. Die markante Kinnpartie, das Feuer in seinen braunen Augen … Fast wäre sie darauf hereingefallen. Gut, dass sie wachsam geblieben war. Worte waren Schall und Rauch, und seine Entschlossenheit war es anscheinend auch!

Besser so, dachte sie. Für Maisie war es nicht gut, einen Vater zu haben, der gelegentlich in ihrem Leben auftauchte, um dann wieder für längere Zeit zu verschwinden. Sie selbst war auch ohne Vater groß geworden, und es hatte ihr nicht geschadet. Gran hatte sich nie nach einem Mann umgesehen und sicher keinen Gedanken daran verschwendet, dass ihre Enkelin ein männliches Rollenvorbild brauchte. Willow war ein Jahr alt, als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, und ihre Großmutter gab ihr all die Liebe und Unterstützung, die sie brauchte.

Ganz selten nur wünschte sich Willow, dass ihre Eltern noch da waren. Als ihre Beziehung zu Jamie zerbrach, zum Beispiel, hätte sie gern einen Vater gehabt, den sie um Rat fragen konnte. Gran war immer mit ganzem Herzen für sie da gewesen, aber die Sicht aus männlicher Perspektive konnte sie ihr nicht bieten. Und jetzt, da Theo unerwartet aufgetaucht war, wäre ein Vater auch hilfreich gewesen.

Aber Gran hatte ihr beigebracht, das Beste aus dem zu machen, was ihr zur Verfügung stand. Und im Moment musste sie sich einfach auf ihr Bauchgefühl verlassen, dass es für Maisie besser war, keinen Vater zu haben als einen, auf den sie nicht bauen konnte.

Für sie selbst war es auch besser, wenn er auf Abstand blieb. Obwohl sie ihn seit Tagen nicht gesehen hatte, spielte ihre Erinnerung ihr immer wieder Bilder vor … Wie ihm die kurzen, leicht zerzausten Haare in die Stirn fielen … Wie seine Mundwinkel sich hoben und dann sein Lächeln das ernste Gesicht faszinierend veränderte …

Nein, du fühlst dich nicht zu Theo hingezogen, sagte sie sich. Er hatte ein interessantes Gesicht, das war alles. Und ein warmes Lächeln. Sosehr sein unerwarteter Besuch sie verwirrt hatte, das Lächeln geisterte seit Tagen durch ihre Gedanken. Im Grunde war Willow erleichtert, dass er sich nicht mehr gemeldet hatte.

Ein Vollzeitjob und die Erziehung ihrer kleinen Tochter ließen ihr kaum die Zeit für Romantik und Liebe in ihrem Leben. Außerdem verspürte sie seit der Katastrophe mit Jamie wenig Lust auf eine neue Beziehung. Nachdem sie ihm jahrelang vertraut hatte, verletzte er sie nicht nur zutiefst, sondern zerstörte ihr auch fast alle Zukunftsträume. In diese Lage wollte sie nie wieder geraten, vor allem nicht mit einem Kind.

Ihre Gedanken wanderten zu Theo zurück. Wie konnte er ihren Bedingungen erst glaubhaft zustimmen und dann eine Woche lang nichts von sich hören lassen? Wenn er sich entschieden hatte, wieder abzureisen, hätte er ihr wenigstens Bescheid sagen können, oder?

Sicher, er war bestimmt enttäuscht gewesen, dass er nicht mit offenen Armen empfangen wurde. Doch solange er keine Wohnung, keinen Job und keinen Plan vorweisen konnte, wie er für Maisie da zu sein gedachte, würde Willow ihm nicht erlauben, ihr Kind zu sehen. Eltern trugen eine große Verantwortung. Natürlich war all das, was sie von ihm verlangte, nicht so einfach zu realisieren. Schließlich war sie selbst auch an dem Punkt gewesen und hatte sich schon während der Schwangerschaft darum gekümmert. Sie wusste, was Eltern leisten mussten, um gut für ihre Kinder zu sorgen. Weniger kam für ihre Tochter nicht infrage.

Natürlich hatte er viel durchgemacht, und sie war froh, dass es ihm besser ging. Das hieß jedoch nicht, dass er in der Lage war, ein Kind großzuziehen.

Auf dem Weg zur Klinik beschloss Willow, an Theo Moore keinen Gedanken mehr zu verschwenden. Es ist über eine Woche her, dachte sie. Wenn er bleiben wollte, hätte ich längst von ihm gehört. Es wird Zeit, zur Normalität zurückzukehren.

Genau dieses wundervolle Gefühl von Normalität stellte sich ein, als sie auf die Stationszentrale zuging. Sie liebte ihren Job. Während sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte, traten ihre persönlichen Probleme in den Hintergrund – die beste Art, sich abzulenken. Das war nicht immer so gewesen. Auch wenn sie gern Krankenschwester war, hatte sie sich in London oft überarbeitet und erschöpft gefühlt, auch weil das Geld vorn und hinten nicht reichte, obwohl sie sehr sparsam wirtschaftete. In dieser Inselklinik, wo ihr Gehalt nicht nur angemessen, sondern auch großzügig bemessen war und ihre Kolleginnen und Kollegen genauso gern wie sie morgens zum Dienst kamen, hatte Willow eine neue Begeisterung für ihre Arbeit entwickelt.

Anfangs war sie etwas nervös gewesen. Sie war Krankenschwester geworden, um Menschen in Not zu helfen. Aber in dieser Klinik traf sie auf eine Klientel, die eine Liste ausgefallener und detaillierter Wünsche im Gepäck hatte. Angefangen beim Speiseplan bis hin zur Musik, die im Untersuchungsraum gespielt werden sollte.

Doch die Klinik umsorgte nicht nur die Reichen und Berühmten aus aller Welt, sondern war auch für die Inselbewohner da. Alle, die hier arbeiteten, nahmen den Leitspruch der Island Clinic sehr ernst. Wir sind immer da, um zu helfen.

Nie wurden Patienten abgewiesen, weil sie die Behandlungskosten nicht aufbringen konnten. Oft übernahm die Klinik Fälle des Saint Victoria Hospital, die eine schwierige oder für das Krankenhausbudget zu kostspielige Therapie erforderten. Willow war mehr als bereit, die Marotten verwöhnter Celebrities zu bedienen, wenn dafür die Inselbewohner – Menschen, die nun ihre Freunde und Nachbarn waren – die medizinische Versorgung bekamen, die sie brauchten.

Als sie die Patientendaten des heutigen Tages durchsah, gestand sie sich ein, dass sie inzwischen so manchen Luxus an ihrem Arbeitsplatz genoss. Natürlich brauchte sie ihn nicht, um eine gute Krankenschwester zu sein, und hatte schon unter widrigen Bedingungen effektiv gearbeitet. Doch sie hatte nichts dagegen, dass der Kaffee, den sie gerade trank, aus einer French Press stammte. Oder dass ihr Mittagessen genau wie das der Patientinnen und Patienten von einem Drei-Sterne-Koch zubereitet wurde. Tatsächlich gewöhnte sie sich allmählich sogar daran.

Sie sah von der Akte auf und blickte durch das Panoramafenster gegenüber der Stationszentrale. An den Anblick von schneeweißem Sand und mächtigen Palmen würde sie sich allerdings nie gewöhnen, und sie war froh darüber. Der Anblick des Ozeans war so atemberaubend wie am Tag ihrer Ankunft.

Hinter ihr ertönten Stimmen. Drei Krankenschwestern, die sich aufgeregt unterhielten, eilten zur Zentrale. „Hast du es schon gehört, Willow?“, stieß ihre Kollegin Talia hervor. „Es gibt Gerüchte, dass Roni Santiago auf dem Weg in unsere Klinik ist!“

Willow zog die Brauen hoch. Die Klinik hatte schon viele Prominente empfangen, aber noch keine illustre Persönlichkeit wie Veronica Santiago – oder Roni, wie alle Welt sie nannte. Roni hatte ihre Medienkarriere vor Jahrzehnten als Gastgeberin einer Talkshow begonnen. Immer wieder setzte sie erfolgreich ernste soziale Themen auf die Tagesordnung, die über den üblichen Sensationsjournalismus weit hinausgingen.

Sie erarbeitete sich den Ruf einer einfühlsamen, geschickten Talkmasterin, die ihren Studiogästen tiefe Emotionen entlockte. Außerdem war sie bekannt und beliebt für ihre großzügigen Geschenke. Einmal hatte sie der gesamten Zuschauerschaft im Studio eine einwöchige Ostsee-Kreuzfahrt spendiert. Neben der Talkshow hatte sie eine globale Nonprofit-Organisation und ihr eigenes Medienimperium gegründet. Es gab eine Roni-Zeitschrift, einen Roni-Fernsehkanal und eine Lifestyle-Webseite, auf der angemeldete Mitglieder mit Roni und untereinander in Kontakt treten konnten.

„Ist das nicht wahnsinnig aufregend?“, jubelte Talia. „Immer nach der Schule habe ich mir zusammen mit meiner Mutter ihre Show angesehen. Ich wollte sie immer einmal treffen.“

Unter anderen Umständen hätte Willow Talias Begeisterung geteilt. Aber sie hatte auf ein paar Tage Alltagsroutine gehofft. Frakturen zu pflegen und Wunden zu verbinden, würde ihr helfen, den inneren Sturm zu vergessen, den Theo ausgelöst hatte. Sie pflegte nicht zum ersten Mal eine Berühmtheit, und ihrer Erfahrung nach bedeutete das weniger medizinische Arbeit als vielmehr eine Art Babysitting. Willow hoffte sehr, dass sie sich nicht um Roni kümmern musste.

Ihre Hoffnung wurde nur Momente später im Keim erstickt, als ihr Chef Dr. Nate Edwards zur Stationszentrale kam.

Nate leitete die Island Clinic, und Willow bewunderte ihn sehr. Seine Herzlichkeit und Geduld hatten ihre letzten Zweifel ausgeräumt, ob die Entscheidung, nach Saint Victoria zu ziehen, richtig gewesen war. Inzwischen arbeitete sie lange genug mit ihm zusammen, um sich hundertprozentig darauf verlassen zu können, dass er für die Klinik, die Belegschaft und die Patienten das Beste tat.

Deshalb sank ihr das Herz in den Magen, als er sagte: „Willow, kannst du die Pflege von Roni Santiago koordinieren, sobald sie hier eintrifft?“

„Bist du sicher, dass du mich nicht woanders brauchst? Im OP? Oder bei den Infektionskrankheiten?“

„Ich weiß, dass du dich nicht darum reißt, unsere Berühmtheiten zu betreuen. Aber bei Roni liegt der Fall etwas anders als sonst. Vor einem Monat begann sie ihre Chemotherapie, nachdem man bei ihr Brustkrebs diagnostiziert hatte. Leider hat entweder jemand aus ihrem Umfeld oder vom Behandlungsteam Informationen an die Presse durchgestochen. Die Sensationspresse hat die Sache natürlich hochgejubelt, und wenn man das liest, könnte man meinen, dass Roni bereits auf dem Totenbett liegt.“

„Wie schrecklich. Ich hatte keine Ahnung, dass Roni Santiago Krebs hat. Und dann solche Berichte über sie. Den Stress kann sie nicht auch noch gebrauchen.“

„Die Paparazzi sind ein ernstes Problem. Sie verfolgen Roni auf Schritt und Tritt. Sie und ihre Ärzte waren sich einig, dass sie am besten zu uns kommt. Hier ist sie vor neugierigen Fragen und Kameras sicher. Aber wir müssen alle besonders wachsam sein. Ich möchte, dass sie sich in aller Ruhe erholt.“

„Besteht Gefahr, dass die Medien Wind davon bekommen?“

„Der Leiter der Klinik, wo sie ihre Krebstherapie bekommen hat, versicherte mir, dass niemand dort enthüllen kann, dass Roni zu uns kommt. Also können wir ihre Privatsphäre wahren, ohne von Paparazzi überschwemmt zu werden. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Diese Reporter waren ziemlich rücksichtslos.“

„Das tut ihr sicher nicht gut.“ Gerade bei Krebskranken war es wichtig, dass sie nicht in Niedergeschlagenheit verfielen. Dennoch hatte Willow gehofft, eine Pause von der anspruchsvollen Klientel machen zu können. „Sicher, dass ich ihre Betreuung koordinieren soll?“

„Wenn es dir nichts ausmacht. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich meine Hintergedanken, wenn ich Ronis Pflege einer unserer besten Krankenschwestern anvertrauen möchte.“

Willow lächelte. Nates Meinung war ihr wichtig, und das Kompliment bedeutete ihr viel. Sie musste nicht lange überlegen, welche Hintergedanken er meinte. Nate hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, der Inselbevölkerung eine gute medizinische Versorgung zu bieten, vor allem denen, die sich teure Behandlungen oder Medikamente nicht leisten konnten. Mit dem, was er von seinen betuchten Patientinnen und Patienten einnahm, konnte er schon einiges bewirken. Trotzdem nahm er auch gern eine großzügige finanzielle Zuwendung entgegen, wenn ein Klient seine Zufriedenheit ausdrücken wollte.

„Du hoffst, dass sie sich mit einer Spende erkenntlich zeigt, entweder für uns und oder das Saint Victoria Hospital, stimmt’s?“

„Selbstverständlich. Wenn Roni sieht, über welches Potenzial sie verfügt, um den Menschen hier zu helfen, schickt sie hoffentlich Leute von ihrer gemeinnützigen Stiftung zu uns, die hier weitere Unterstützung leisten können. Aber … da ist noch etwas.“

Willow wartete. Nate sah sich um, als wollte er sich vergewissern, dass ihnen niemand zuhörte. Dann wandte er sich ihr wieder zu. „Die Sache ist die … Ich bin ein begeisterter Roni-Fan.“

„Was?“ Willow lachte überrascht auf. Nate passte nun wirklich nicht zur Fangemeinde der Talkshow-Königin. Ihre typischen Anhänger waren älter und vor allem weiblicher Natur.

„Es stimmt. Ich bin praktisch mit ihrer Show aufgewachsen. Unsere Haushälterin schaltete sie jeden Tag ein, wenn ich von der Schule nach Hause kam. Über Gefühle redete man in meiner Familie nicht. Als ich die Show zum ersten Mal sah, war ich fasziniert. Ihre Studiogäste und die Zuschauer kannten sich nicht, und dennoch sprachen sie in fünf Minuten mehr über ihre Gefühle als meine Eltern in einem Monat. Und Roni packte jedes heiße Eisen an, klammerte kein Thema aus. Ich denke, Roni Santiago persönlich war für gut neunzig Prozent meiner emotionalen Entwicklung als Teenager verantwortlich.“

„Wow. Ich hätte dich nie für einen Roni-Fan gehalten.“

„Einer ihrer größten.“ Nate klopfte auf seine Messenger-Bag. „Diese Tasche stand vor zwei Jahren auf Ronis Herbstliste der Must haves. Seitdem benutze ich sie täglich. Ronis Empfehlungen waren für mich immer wertvoll.“

Wieder musste Willow lächeln. „Gut. Wenn dir so viel daran liegt, ist es für mich auch wichtig. Ich werde alles tun, damit sie sich bei uns wohlfühlt.“

„Davon bin ich überzeugt.“

„Ich habe noch keine Patientenakte von ihr gesehen. Schickt uns die Klinik, wo sie behandelt wurde, noch die Unterlagen?“

Er zog eine Akte aus seiner Tasche und reichte sie Willow. Sie blätterte sie durch, prägte sich das Wichtigste ein. „Sie hatte schon einmal Brustkrebs?“

„Ja, vor acht Jahren. Damals konnte die Krankheit vollständig gestoppt werden.“

„Anscheinend hat sie Glück gehabt. Man hat nur den Tumor entfernt und ihr Bestrahlungen verordnet. Keine Chemo.“

„Die Geschwulst war kaum einen Zentimeter groß und eingekapselt, als sie entdeckt wurde. Auch diesmal stehen ihre Chancen gut. Der Tumor wurde im frühen Stadium gefunden, und sie hat bereits mit der Chemotherapie begonnen. Abgesehen davon, dass hier ihre Privatsphäre gewahrt wird, fanden sie und ihre Ärzte, dass diese Umgebung ihr helfen wird, sich zu entspannen. Chemotherapie bedeutet eine hohe Belastung für den Körper.“

Willow nickte. Die Behandlung war kräftezehrend und verlangte den Betroffenen einiges ab, aber wenn sie schon sein musste, konnte Willow sich keinen besseren Ort vorstellen als ein tropisches Inselparadies, auf dem Weltklasse-Mediziner jederzeit zur Verfügung standen.

„Ach, noch etwas. Wir haben gerade einen neuen Onkologen eingestellt. Natürlich wird er Ronis Fall von ärztlicher Seite begleiten.“

Eine düstere Ahnung beschlich sie. Nein, dachte sie. Das kann nicht sein.

Sie musste sich am Tresen festhalten, weil ihre Knie nachzugeben drohten. Willow schluckte, hatte Mühe zu sprechen. „Ein neuer Onkologe? Was ist mit Dr. Armstrong?“

„Sie redet schon eine Weile davon kürzerzutreten. Um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, möchte sie ihre Stunden reduzieren. Der Neue ist die perfekte Lösung. Da er sich auf die Forschung konzentrieren will, kann er sich die Stelle mit Dr. Armstrong teilen. Die perfekte Win-win-Situation – wir bekommen einen Top-Krebsforscher, Dr. Armstrong kann halbtags arbeiten, und wir sind trotzdem in der Lage, unsere Patienten zu versorgen und die, die wir vom Saint Victoria übernehmen. Außerdem ist er ein netter Kerl. Du wirst Theo Moore mögen.“

Wie auf Stichwort schwang die Doppeltür hinter Nate auf, und Theo erschien.

Er machte sich auf den Weg zur Stationszentrale, nickte Nate grüßend zu … und bekam große Augen, als er Willow sah. Sie wappnete sich, versuchte, nach außen hin ruhig zu bleiben, obwohl der Raum sich zu drehen begann. Als sie von Theo verlangte, sich einen Job zu suchen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass er ausgerechnet hier arbeiten könnte. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass für die Klinik ein neuer Onkologe gesucht wurde.

Hätte sie ihm davon erzählt? Nein! Sie konnte nicht mit ihm zusammenarbeiten. Dass er Maisies leiblicher Vater war, machte alles nur kompliziert. Er war ein Fremder und doch über ihr Kind mit ihr verbunden. Und dann seine Augen, die waren auch ein Problem, lenkten sie immer wieder ab.

Dafür hatte sie keine Zeit! Als alleinziehende, voll berufstätige Mutter hatte sie genug um die Ohren. Sie wollte Theo nicht anziehend finden, wollte nicht auf seinen faszinierenden Mund starren.

Da lächelte er, und sie hielt den Atem an.

Verdammt, dachte sie. Egal, wie beschäftigt sie war, es führte kein Weg daran vorbei, dass Theo ein umwerfend attraktiver Mann war. Und nun war er auch ihr umwerfend attraktiver Kollege.

Theo hatte nicht vorgehabt, in derselben Klinik wie Willow zu arbeiten. Als er sie unerwartet am Stationstresen sah, dämmerte ihm, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht haben könnte. Zwar hatte sie ihm erzählt, sie sei Krankenschwester, doch in der Hektik der letzten Tage, zwischen Wohnungs- und Jobsuche, war ihm nicht einmal in den Sinn gekommen, dass sie sich am selben Arbeitsplatz wiedersehen würden.

Zuerst hatte er sich an das Saint Victoria Hospital gewandt. Dr. Burke, der leitende Onkologe, erklärte ihm, dass das Budget keinen weiteren Onkologen hergebe, riet ihm jedoch, Nate Edwards anzusprechen. Der Direktor der Inselklinik zeigte sich interessiert und war begeistert, als er von den Forschungsvorhaben hörte, an denen Theo beteiligt war. Und da die Onkologin der Klinik vor ihrem Renteneintritt weniger arbeiten wollte, bot Nate ihm eine Halbtagsstelle an, die ihm Zeit für seine Forschungen ließ.

Anfangs zögerte er, sich einer Klinik für berühmte, vermögende Patientinnen und Patienten anzuschließen. Doch nachdem Nate ihm sein Konzept geschildert hatte, zerstreuten sich seine Zweifel. Die Leistungen der Island Clinic waren nicht exklusiv für die, die es sich leisten konnten. Theo gefiel die Vorstellung, weiterhin Forschungen betreiben und gleichzeitig mithelfen zu können, dass niemand abgewiesen wurde.

Allerdings bedeutete Willows Anwesenheit eine Komplikation, mit der er nicht gerechnet hatte. Seine gesamte Vorfreude darauf, sie anzurufen und ihr mitzuteilen, dass er Arbeit gefunden hatte, verflüchtigte sich in dem Moment, als er sie an der Stationszentrale sah.

„Theo!“ Nate klopfte ihm auf die Schulter. „Wir haben gerade von dir gesprochen. Komm, ich stelle dir eine unserer besten Schwestern vor.“

„Wir kennen uns“, sagte Willow knapp.

„Wirklich? Wie …“ In dem Moment wurde er über Lautsprecher in die Trauma-Abteilung gebeten. „Die Pflicht ruft. Über den Santiago-Fall reden wir später. Und erzählt mir unbedingt, wie ihr euch kennengelernt habt!“ Nate grinste und eilte davon.

Theo holte tief Luft und lächelte Willow verhalten an. „Das wird ein interessantes Gespräch. Was sollen wir ihm sagen?“

„Vielleicht sagen Sie mir erst einmal, was Sie hier machen!“

Theo deutete auf seinen weißen Arztkittel. „Sie meinten, ich sollte mir einen Job besorgen. Nun, da bin ich.“

Sie schloss kurz die Augen, und ihre Miene verriet wenig Begeisterung.

„Ich hatte keine Ahnung, dass Sie auch hier arbeiten“, fügte er schnell hinzu. „Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mir etwas anderes gesucht. Aber finden Sie nicht, dass es ein Riesenvorteil ist? Sie waren vorsichtig, weil ich für Sie und für Maisie ein Fremder bin. Wenn wir zusammen arbeiten, wird sich das ändern. Wir werden uns schnell kennenlernen.“

„Ja, aber … das ist es ja. Sie kommen hierher. Verlangen, an Maisies Leben teilzunehmen. Und jetzt arbeiten Sie auch noch in derselben Klinik wie ich. Das ist mir alles ein bisschen viel auf einmal. Außerdem haben Sie sich seit einer Woche nicht mehr bei mir gemeldet.“

Verflucht. Becca hatte recht, er hätte Willow eher anrufen sollen.

Autor

Julie Danvers
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