Julia Exklusiv Band 375

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WAS VERSCHWEIGST DU MIR, DARLING? von DANI COLLINS

„Ich will dich.“ Bei Dimitris Worten fühlt Natalie sich plötzlich schwach. Doch das unmoralische Angebot des Bosses geht noch weiter. Natalie soll als seine Geliebte mit ihm um die Welt jetten! Spätestens jetzt müsste Natalie ihm sagen, wer zu Hause sehnlich auf sie wartet. Aber sie schweigt …

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  • Erscheinungstag 27.04.2024
  • Bandnummer 375
  • ISBN / Artikelnummer 0851240375
  • Seitenanzahl 448

Leseprobe

Dani Collins, Barbara McMahon, Jessica Hart

JULIA EXKLUSIV BAND 375

1. KAPITEL

Was für ein sympathisches Lachen! Es lenkte Dimitri Makricosta von der italienischen Schönheit ab, die gerade heftig mit ihm flirtete. Unwillkürlich sah er sich nach der Frau um, der dieses zauberhafte Lachen gehörte.

Er erhaschte nur einen kurzen Blick auf sie. Das kinnlange blonde Haar fiel schwungvoll nach hinten, als sie den Kopf zurückwarf. Ihre Haut war hell und fühlte sich bestimmt kühl und weich an, wenn man sie mit den Lippen berührte. Wie sie wohl duftete? Vielleicht nach einer Sommerfrucht. Sie hatte eine entzückende Stupsnase – und was sie sonst noch so hatte, konnte einen Mann schon um den Verstand bringen.

Aber sie trug eine Uniform von Makricosta.

Verdammt, verdammt, verdammt!

Er betrachtete die Frau genauer.

Wenn ihn nicht alles täuschte, gehörten die langen Hosen und der Blazer zur Ausstattung der Makricosta Crew von Montreal. Und er täuschte sich sicher nicht, denn auch er arbeitete für die familieneigene Hotelkette.

Das Problem war nur: Es ärgerte ihn, dass ausgerechnet diese Frau eine Makricosta-Uniform trug.

Eine Hand legte sich auf seinen Arm, und eine Stimme flüsterte: „Was ist, carissimo?“

„Ich dachte, ich hätte einen Bekannten gesehen“, redete er sich heraus und lächelte seiner Begleiterin zu. Dann schaute er wieder zu der lachenden Frau.

Sie nickte irgendjemandem zu und strich sich kokett das Haar hinters Ohr. Dann sagte sie etwas.

Dimitri wollte wissen, wer ein solches Strahlen auf ihr Gesicht zauberte, und lehnte sich etwas zurück, um besser sehen zu können.

Es war sein Schwager Gideon!

Er sprang empört auf. Seine Schwester hatte wirklich schon genug durchgemacht. Besonders schlimm war es gewesen, als Gideons Assistentin behauptet hatte, sie und Gideon hätten eine Affäre.

„Und ich kenne ihn auch!“, stellte er wütend fest. „Entschuldige mich bitte.“

Während er noch die Hotelhalle durchquerte, trennten sich Gideon und die Blondine schon wieder. Die Frau ging zum Empfang, während Gideon gerade rechtzeitig aufsah, um Dimitri zu entdecken. Mit kühler Miene blickte er ihm entgegen.

„Gut, dass du kommst“, meinte er, als Dimitri vor ihm stand. „Ich wollte dich sowieso noch sprechen, bevor ich gehe. Es geht um Adaras Geburtstag. Können wir damit rechnen, dass du kommst?“

Gideon Auge in Auge gegenüberzustehen war Dimitri unangenehm. Normalerweise ging er seinem Schwager aus dem Weg. Aber er rechnete es ihm hoch an, dass er seine Frau glücklich sehen wollte. Was diese alte Geschichte betraf, so hatte Gideon der Assistentin gekündigt, bevor sie noch mehr falsche Behauptungen in die Welt setzen konnte.

„Ich werde es versuchen.“

Gideon verschränkte die Arme. „Gibt es irgendeinen Grund, warum ihr Geburtstag keine Priorität für dich hat?“

Gideon gehört seit Jahren zur Familie. Da muss ich ihm doch nicht erklären, warum die von Adara organisierten Familientreffen für mich so verlockend sind wie eine Wurzelbehandlung, dachte Dimitri.

„Ich werde mein Bestes tun“, log er.

„Wirst du?“, erwiderte Gideon trocken.

Er schenkte seinem Schwager ein kurzes Lächeln und ging.

Genügt es nicht, dass ich zur Stelle war, als Adara schwanger geworden ist? Verdammt noch mal, der einzige Grund, warum er überhaupt im Familienunternehmen mitmachte, waren sie und Theo. Sollten sie doch mit ihren Babys heile Welt spielen! Er hatte kein Interesse daran, ein Familienmensch zu werden.

Mürrisch sah er zu dem italienischen Starlet hinüber, das ihn erwartungsvoll anschaute wie ein Hund, der die Autoschlüssel klirren hört. Seltsamerweise hatte er keine Lust, sie mit in seine Suite zu nehmen. Die unbekannte Blondine beschäftigte ihn viel mehr.

Vielleicht hatte sie den kurzen Streit zwischen ihm und Gideon gar nicht provozieren wollen. Wenn er ehrlich war, musste Dimitri sich eingestehen, dass er gern die Schuld auf andere abwälzte. Jedes Mal, wenn familiäre Verpflichtungen ihm auf die Nerven gingen, stieg eine Welle aus Wut und Rebellion in ihm auf, und die daraus entstehenden finsteren Gedanken hatten etwas stark Selbstzerstörerisches.

Normalerweise sah er sich als einen Liebenden und nicht als einen Kämpfer. Aber bei dem Gedanken, dass sein Bruder und seine Schwester ihm die Existenz seines ältesten Bruders verschwiegen hatten, erwachte ein ungeheurer Zorn in ihm.

Der Verrat hatte ihre Beziehung zerstört. Seitdem lauerte tief in seinem Herzen ein dunkles, kaltes Gefühl, das er lieber nicht näher untersuchen wollte.

Unter den neugierigen Blicken des Empfangspersonals eilte er ins Büro. Dort fand er die blonde Unbekannte im Gespräch mit dem Hotelmanager.

„Ich muss Sie sprechen“, sagte Dimitri.

Natalie sah auf und war sofort gefangen von Dimitri Makricostas Ausstrahlung. Er war der jüngste Bruder der Makricosta-Familie, bei der sie angestellt war. Der Mann mit dem skandalösen Ruf. Bisher hatte sie ihn nur von Weitem gesehen.

Sein gutes Aussehen war geradezu legendär. Und jetzt, da er so dicht vor ihr stand, nicht zu übersehen.

Sie verglich ihn mit seinem älteren Bruder Theo. Eine gewisse Ähnlichkeit war vorhanden, aber Theo wirkte kultivierter und zurückhaltender.

Dimitri war bekannt für seinen schlechten Charakter und dafür, dass er mühelos Frauen verführte. Gar nicht zu reden von seiner ausgeprägten Abneigung gegenüber Kleinigkeiten wie Büroarbeit und Ähnlichem. In Griechenland geboren, war er in Amerika aufgewachsen. Seine Haut unter dem Dreitagebart hatte diese warme, mediterrane Tönung. Er trug maßgeschneiderte Hosen und Westen, die seine breiten Schultern und die schmale Taille betonten. Der Mann sah aus wie der heißeste Gangster aus den Zwanzigerjahren.

Lasterhaft. Er sieht richtig lasterhaft aus.

Sie hörte auf, ihn zu betrachten, und ihre Blicke trafen sich. Dimitri kommentierte ihre Musterung mit spöttisch hochgezogener Braue. Er war wirklich völlig anders als alle Männer, die sie bis jetzt kennengelernt hatte. Schlau und viel zu wissend. Sie fand es beschämend, so durchschaubar zu sein.

Reiß dich zusammen, Natalie. Du bist Mutter.

Sie schluckte ihr Unbehagen hinunter und stand auf. „Ich bin in meinem Büro, Monsieur Renault. Nett, Sie getroffen zu haben, Mr Makricosta“, sagte sie und ging zur Tür.

„Ich wollte Sie sprechen, Miss …“ Er streckte die Hand aus.

Vor Schreck zögerte Natalie, ihm die Hand zu geben. „Adams“, brachte sie dann mühsam hervor.

„Lassen Sie uns in Ihr Büro gehen.“ Er deutete mit einer Handbewegung zum Gang.

Sie schob sich an Dimitri vorbei und ging vor ihm in ihr Büro, das sie noch mit anderen Mitarbeitern teilte. Doch jetzt war es leer. Deshalb hatte sie wie jeden Tag zur Lunchzeit via Webcam mit ihrer Tochter plaudern können. Zoey gefiel es bei ihrer Großmutter. Sie vermisste Natalie kein bisschen. Für ihre Mutter war das eine Erleichterung, und gleichzeitig brach es ihr das Herz. Denn sie vermisste ihr kleines Mädchen entsetzlich.

Als Dimitri die Tür hinter ihnen schloss, hatte Natalie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. „Was kann ich …“

„Lassen Sie die Finger von meinem Schwager“, sagte er nur.

„Wie bitte?“ Sie starrte ihn fassungslos an. „Gideon? Ich meine, Mr Vozaras?“

„Gideon“, bestätigte er. Er klang, als hielte er es für nicht angemessen, dass sie seinen Schwager beim Vornamen nannte.

„Warum glauben Sie, zwischen uns wäre etwas?“

„Das glaube ich gar nicht. Aber ich kenne ihn, und ich kenne meine Schwester. Und ich habe gesehen, wie Sie mit ihm geflirtet und ihn nach seiner E-Mail-Adresse gefragt haben. Lassen Sie das, oder Sie werden gefeuert.“

„Das war rein geschäftlich.“ Die Beleidigung ließ sie vor Zorn erröten. „Ich bin nicht hinter verheirateten Männern her! Schon gar nicht, wenn ihre Frauen so nett zu mir sind. Ihre Schwester hat mir diesen Job verschafft. Jetzt ließ sie mir durch ihn ausrichten, dass ich einen Bericht für sie schreiben soll. Und ich habe nur gefragt, ob ihr Sohn seine Erkältung gut überstanden habe. Da zeigte er mir ein Foto des Jungen.“

Dass Demitri verächtlich das Gesicht verzog, machte Natalie noch wütender.

„Wer, zum Teufel, gibt Ihnen das Recht, ein Urteil zu fällen? Bei allem, was ich über Ihre moralischen Qualitäten gehört habe, wundert es mich, dass Sie meine infrage stellen.“

Das saß. Sein zorniger Blick ließ sie einen Moment stocken. Aber sie war viel zu wütend, um den Mund zu halten.

Sie reckte das Kinn vor, verschränkte die Arme vor der Brust und zischte durch zusammengebissene Zähne: „Und? Werden Sie mich jetzt feuern?“

„Weswegen?“

„Eben“, schoss sie zurück. Sie brauchte ihren Job. Wenn sie ihn gut machte, verbesserte das ihre Position. Mehr Gehalt bedeutete mehr Sicherheit für Zoey.

„Wie ist Ihr Vorname?“, fragte Dimitri.

„Natalie. Warum?“ Halb erwartete sie, dass er nach dem Telefon griff und die Personalabteilung anrief.

„Was machen Sie hier in Paris, Natalie? Was will Adara von Ihnen?“

„Meine Aufgabe ist ein Upgrade der Software. Das habe ich auch schon in Toulouse gemacht. Jetzt bin ich eine Woche in Paris, danach fahre ich nach Lyon.“

„Sie sind ein IT Nerd?“

„Ich hätte in Ihnen auch kein Marketinggenie vermutet“, konterte sie.

„Und ein äußerst kreatives noch dazu“, stimmte er ihr aalglatt bei. „Sie arbeiten in allen europäischen Hotels?“

„Nein, nur in den englischen und französischen. Und ich kann auch nie länger als drei Wochen von Montreal weg sein.“

Sie und Zoey würden nicht verhungern, sollte er sie wirklich feuern. Dieses Wissen beruhigte Natalie. Sie würden noch nicht einmal ihr Haus verlieren. Außerdem plante sie immer noch, mit ihrer Exschwiegermutter zusammenzuziehen. Zoey würde das gefallen, denn sie liebte die Farm. Sie war ganz außer sich gewesen vor Freude bei der Aussicht, drei Wochen bei ihrer Grandma zu wohnen.

„Dann sind Sie also zum Arbeiten hier. Nicht, um eine Affäre zu haben. Ist es das, was Sie mir sagen wollen?“

„Ja.“ Irgendetwas tief in ihrem Unterbewusstsein ließ sie schon wieder erröten. Vielleicht hatte sie sich von der Reise insgeheim doch eine kleine Affäre erhofft. Aber das fiel eher ins Reich der Träume. Sie hatte nicht vor, sich wirklich darum zu bemühen.

Es war nicht leicht, diesem Blick zu begegnen und dabei so zu tun, als käme eine Affäre nicht infrage. Besonders nicht, da ein spöttisches, wissendes Glitzern in seinen Augen funkelte.

„Und selbst wenn ich auf ein Abenteuer aus wäre“, platzte Natalie heraus, „würde ich mir dafür kaum den Firmenchef aussuchen, oder?“

„Ich weiß nicht. Lassen Sie uns heute Abend essen gehen. Dann können wir darüber reden.“

Ihr blieb das Herz stehen.

Mit ihm ausgehen? Unmöglich. Irgendwie gelang es ihr, Haltung zu bewahren. „Soll das ein Test sein? Ich weiß, dass Theo – oh ja, wenn keiner von Ihnen es hört, nennen wir die Mitglieder Ihrer Familie beim Vornamen. Also Theo mag ja ein ehemaliges Zimmermädchen geheiratet haben, aber wir alle wissen, dass das eine Ausnahme war. Sie sind absolut sicher vor mir und alle anderen Männer Ihrer Familie auch.“

So! Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

Dimitri nahm ihre Haltung ein, was die breiten Schultern betonte. „Sie sind lustig“, meinte er.

„Ich bin absolut ernst!“

„Das ist ja gerade das Lustige. Zu behaupten, irgendeiner von uns strebe danach zu heiraten, ist saukomisch.“ Doch er lachte nicht, sondern verzog den Mund nur zu einem ironischen Lächeln. Das lenkte Natalies Aufmerksamkeit auf seine Lippen. Die untere war voller als die obere, aber die obere hatte eine kleine Mulde zwischen den beiden Bögen. Wie geschaffen für eine Fingerspitze. Die Mundwinkel gingen in kurze, tiefe Falten über, die ihm den Anschein gaben, als würde er sich fortwährend über das Leben der armen Sterblichen um ihn herum amüsieren.

Sein Lächeln wurde breiter. „Gehen Sie mit mir essen, Natalie“, schnurrte er ihr leise und vertraulich ins Ohr.

Er hat meine geheime Sehnsucht erkannt. Natürlich hat er das! Er ist der geborene Aufreißer. Wo waren die Naturkatastrophen, wenn man sie brauchte? Es war wirklich an der Zeit, dass sich die Erde auftat und sie verschluckte.

„Verabredungen mit Arbeitskollegen werden nicht gern gesehen.“ Gott sei Dank hatte sie eine Ausrede gefunden. „Es tut mir leid, dass Sie dachten, ich wäre hinter Ihrem Schwager her. Aber ich bin mir der Firmenregeln bewusst und habe nicht die Absicht, gegen sie zu verstoßen. Wenn das alles ist, würde ich jetzt gern wieder an meine Arbeit gehen.“

„Jetzt kommen Sie schon! Das Essen soll meine Entschuldigung sein. So etwas nennt man Networking“, drängte er.

„So? Nennt man das so?“ Gegen ihren Willen musste Natalie lachen. Für sie war er nur ein Playboy. Aber er präsentierte sein Angebot so, als würde er ihr bei ihrer Karriere helfen.

Als sie lachte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig, und er wirkte weniger arrogant. In seinem Blick lag männliches Interesse und noch etwas Eindringlicheres. Als würde er sie abschätzen. Und das brachte Natalie auf den Gedanken, dass sie gute Chancen haben könnte, sich in einem geistigen Wettstreit mit ihm zu behaupten.

„Ich bin wirklich geschmeichelt.“ Hoffentlich merkt er nicht, wie sehr! „Aber ich habe die Frauen gesehen, mit denen Sie sich verabreden. Ich spiele nicht in deren Liga. Darum danke ich Ihnen für dieses außerordentlich interessante Gespräch, aber ich muss jetzt zurück zu meiner Arbeit. Ich möchte nicht gefeuert werden“, fügte sie spitz hinzu.

„Nicht in deren Liga?“, wiederholte er stirnrunzelnd. Wieder musterte er Natalie sorgfältig von oben bis unten. Die Art, wie er es tat, ließ ihre Haut prickeln.

Er sah sie an, und sie las in seinen Augen unverhülltes Begehren.

Ein erregender Schauer überlief sie. Erschrocken stellte sie fest, dass sie zu allem bereit war.

„Sie sind Mitglied einer ganz besonderen Liga.“

„Mr Makricosta …“

„Dimitri“, korrigierte er sie.

„Ich lege nicht annähernd Ihr Tempo vor, Dimitri.“ Sie gab sich alle Mühe, ihre Stimme reserviert und leicht amüsiert klingen zu lassen. Aber Dimitri war ein erstaunlich sinnlicher Name für einen Mann mit amerikanischem Akzent. „Würde es sich wirklich nur um eine Einladung zum Essen handeln, hätte ich schon Lust, sie anzunehmen. Aber ich habe den Verdacht, dass Sie sich nur über mich lustig machen.“

Ihre Antwort überraschte ihn. „Warum sollte ich nicht mit Ihnen ausgehen wollen? Sie sind schön, amüsant, und Sie haben ein hübsches Lachen.“

Die Aufrichtigkeit, mit der er es sagte, ließ ihr Herz höher schlagen. „Und dieses Lachen möchten Sie in Ihrem Bett hören?“, gab sie schlagfertig zurück.

Er schenkte ihr ein anerkennendes Grinsen. Dann wurde sein Blick heiß und hungrig und ließ sie nicht mehr los.

„Ich lasse den Wagen um sieben vorfahren.“

2. KAPITEL

Geben Sie sich keine Mühe. Mehr hätte Natalie nicht sagen müssen. Eine E-Mail wäre das Einfachste gewesen. Und darin der schlichte Satz: Ich kann leider nicht.

Sie hatte es nicht getan.

Warum nicht?

Sie war einsam und hatte Heimweh. Geschäftsreisen waren nicht annähernd so aufregend, wie sie es sich vorgestellt hatte. Zoey zwei Mal am Tag anzurufen reichte bei Weitem nicht. Natalie war daran gewöhnt, dass Zoey übers Wochenende mit ihrem Vater auf der Farm verschwand. Aber zehn Tage, in denen sie ihre Kleine nicht in den Arm nehmen konnte, waren die reinste Folter.

Und darum hatte sie das Recht, auch einmal auf Kosten der Firma auszugehen. Auf jeden Fall war diese Einladung für sie kein Date. Und ganz bestimmt keines, bei dem sie in Dimitris Bett landen würde.

Trotzdem rasierte sie sich die Beine und zog die schwarze Reizwäsche an, die sie in Paris gekauft hatte. Und ein Kleid aus schwarzer Spitze. Dann schlüpfte sie in die Pumps, die sie gar nicht hatte mitnehmen wollen, weil die Absätze viel zu hoch waren. Mit den falschen Diamantohrringen, die unter den frisch gewaschenen Locken hervorblitzten, und dem Make-up, das etwas dramatischer ausgefallen war als sonst, war sie dieser Verabredung absolut würdig.

Und jetzt stand sie wie bestellt und nicht abgeholt seit zehn Minuten an der Bordsteinkante!

Gerade wollte sie wieder die Drehtür betreten, als Dimitri, aus dem Hotel kommend, das Gleiche tat. Ohne ihn zu beachten, ging sie in die Lobby.

„Hey! Natalie. Warten Sie!“, rief er, bewegte sich mit der Tür erneut im Kreis und folgte ihr ins Hotel.

„Sie haben mich versetzt“, warf sie ihm über die Schulter zu, drehte sich dann um und funkelte ihn wütend an. „Lektion gelernt, falls das Ihre Absicht war. Gute Nacht!“ Damit marschierte sie Richtung Aufzug.

„Ich stand vor Ihrer Zimmertür und dachte das Gleiche.“

Sie wandte sich um und sah ihn prüfend an.

„Sie sagten, Sie würden mich draußen auf der Straße treffen.“ Sie war sich mehr als bewusst, dass alle Angestellten sie sehen, wenn nicht sogar hören konnten.

„Nein, ich sagte, der Wagen würde dort sein. Mit was für Männern verabreden Sie sich eigentlich, wenn die Sie auf dem Trottoir abholen?“

Vielleicht hatte sie Dimitri unrecht getan. Bei Männern rechnete sie nun einmal immer mit dem Schlimmsten.

Leicht verärgert reichte er ihr den Arm, und nach kurzem Zögern hakte Natalie sich bei ihm ein.

Er warf einen kurzen Blick auf ihr Kleid, das unter dem offenen Regenmantel zu sehen war. „Weil Sie so hübsch aussehen, verzeihe ich Ihnen, dass Sie mich unterschätzt haben.“

Ein eher zweifelhaftes Kompliment. Trotzdem wurde ihr warm bei seinen Worten. Unwillkürlich betrachtete sie ihn genauer. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd unter einem rauchgrauen Wildlederjackett, das sich so weich anfühlte, dass sie es am liebsten fortwährend angefasst hätte. Außerdem roch er fantastisch und war frisch rasiert.

Genau so eine Verabredung hatte sie sich von dieser Reise erhofft. Und jetzt passierte es wirklich! Die vernachlässigte Frau in ihr hatte sich verzweifelt nach männlicher Aufmerksamkeit gesehnt. Und freute sich jetzt unbändig darüber, diese Aufmerksamkeit zu bekommen.

Zum Restaurant war es nicht weit. Dort angekommen, führte ihr Kellner sie an einen Tisch mit wunderbarem Blick auf Notre Dame und die Seine.

„Soll ich für Sie bestellen?“, fragte Dimitri.

„Mit was für Männern bin ich wohl ausgegangen, wenn die es gewagt haben, mich die Speisekarte lesen zu lassen?“, gab sie spöttisch zurück.

„Deswegen frage ich ja. Einige von euch Feministinnen finden das herablassend.“

„Und Sie finden es galant?“

„Ich bin altmodisch erzogen“, erwiderte er. „Außerdem möchte ich wissen, ob meine Begleiterin etwas bestellt, was ich mag. Nur für den Fall, dass sie nicht alles aufisst“, fügte er mit mokantem Lächeln hinzu.

„Da kennen Sie mich aber schlecht!“

„Ich arbeite daran“, meinte er und warf ihr einen Blick zu, der sie nicht mehr losließ.

„Haben Sie meine Personalakte gelesen?“ Natalie erschrak. Weiß er von Zoey?

„Das wäre zu einfach.“ Als Dimitri sich vorbeugte, schien er ein magnetisches Feld zu erzeugen, das sie einfing und zu ihm hinzog. „Mir ist die persönliche Annäherung lieber.“

Also wusste er nicht, dass sie eine Tochter hatte. Natalie spielte mit dem Gedanken, es ihm zu sagen. Aber sie wollte nicht, dass die prickelnde Atmosphäre sich abkühlte. Es war so aufregend, mit dem Feuer zu spielen.

„Das glaube ich Ihnen gern.“

„Wenn Sie glauben, dass ich so ein Womanizer bin, warum sind Sie dann hier?“, fragte er.

„Soll ich ehrlich sein? Ich werde nie wieder Gelegenheit bekommen, wie die oberen Zehntausend zu speisen. Außerdem haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen mit dem, was Sie über die Männer gesagt haben, mit denen ich ausgehe. Ich wollte mal sehen, wie es ist, wenn ich zur Abwechslung mal das Mädchen spiele.“

Er hob die Brauen.

„Mir von Ihnen die Tür aufhalten lasse“, erklärte sie. „Sie bezahlen lasse. Aber Sie wissen schon, dass es nur um ein Abendessen geht, nicht wahr? Schließlich arbeite ich für Sie.“

„Sie arbeiten für meinen Bruder“, stellte er fest. Ihre Offenheit brachte ihn nicht im Geringsten aus dem Konzept. „Das vorhin war nur eine leere Drohung. Ich habe gar nicht die Befugnis, Sie zu feuern. Aus dem gleichen Grund kann ich aber auch nichts für Ihre Karriere tun. Sollte aus unserem Dinner etwas mehr als nur ein gemeinsames Abendessen werden, so bringt Ihnen das keinerlei berufliche Vorteile.“

Der Dämpfer saß! Doch Natalie fühlte sich seltsam erleichtert.

„Sieh mal an, da liegt ja einiges auf dem Tisch, was wir gar nicht bestellt haben“, meinte sie freiheraus.

Zum Glück kam in diesem Moment der Kellner.

„Bestellen Sie bitte für mich“, sagte Natalie. „Ich bin gespannt.“

Dimitri nickte. Ihm schwirrte der Kopf. Er brachte es gerade mal fertig, die Vorspeisen und einen passenden Wein zu bestellen. Dann wandte er sich wieder Natalie zu und gab sich alle Mühe, ihrem Zauber nicht noch mehr zu verfallen.

Wann hat sie mich am Haken gehabt? War es dieses erste Lachen? Der Blick aus den unschuldigen Rehaugen, als ich sie um das Gespräch gebeten habe? Auf jeden Fall war er neugierig geworden, als sie ihm scharf die Meinung gesagt hatte. Denn jede liebte ihn. Selbst Frauen, die er innerhalb von Stunden geliebt und verlassen hatte, klebten wie Honig an ihm, wenn er ihnen später noch einmal über den Weg lief.

Aber nicht Natalie. Sie spielte ihm bestimmt nichts vor. Seine Anschuldigung hatte sie wütend gemacht und sie beleidigt. Und seiner Einladung gegenüber war sie misstrauisch gewesen. Als er vor ihrer Zimmertür gestanden hatte, hatte er sich gewundert, dass sie ihm nicht geantwortet hatte. Denn ihn hatte bisher noch nie jemand abgewiesen.

Als er sie endlich vor dem Hotel fand, entsetzte es ihn fast, wie erleichtert er sich fühlte. Und dann war sie entschlossen gewesen, ihn wegen seiner Gedankenlosigkeit einfach stehen zu lassen.

Ich sollte die Warnzeichen sehen, sagte er sich. Frauen mit Prinzipien geht man besser aus dem Weg.

Ihre Ehrlichkeit und ihr Witz waren jedoch unglaublich erfrischend. Und sie war schön, mit ihrer Haut wie Sahne und Honig und den blitzenden Augen.

„Erzählen Sie mir etwas über sich, Natalie“, forderte er sie auf.

Sie schien kurz zu zögern, dann sah sie ihn an. Sie wirkte reserviert, so als hätte sie beschlossen, alle persönlichen Dinge beiseitezulassen und nur das Allernötigste über sich preiszugeben.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich wuchs zusammen mit meinem Bruder bei meiner Mutter auf. Kaum hatte ich geheiratet, war ich auch schon wieder geschieden. Ich arbeitete zwei Jahre lang bei Makricosta, bevor man mich in der kanadischen Niederlassung fest anstellte. Manchmal arbeite ich auswärts, aber meistens von zu Hause aus.“

Er vermutete, dass da noch mehr war, aber bevor er nachfragen konnte, drehte sie den Spieß um. „Und Sie?“

„Warum sagen Sie mir nicht, was Sie bereits wissen?“, fragte er gedehnt. Ihm gefiel die Art, wie sie schuldbewusst die vollen Lippen zusammenpresste. Natürlich redeten die Angestellten über ihn. Er bemühte sich genauso wenig darum, diskret zu sein, wie er sich um gutes Benehmen bemühte. Ihm ging es allein darum zu provozieren.

Im Grunde benahm er sich ziemlich unreif. Das wurde ihm jetzt unter Natalies Blick klar. Aber er hatte seine Gründe, warum er die Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Ich weiß eigentlich nicht viel“, sagte sie. „Ihre Familie hält sich sehr bedeckt. Dass Ihr Bruder plötzlich mit einem Kind von einem Zimmermädchen auftauchte, war eine Weile ein heißes Thema. Aber ich arbeite nicht direkt in den Hotels und bin mit niemandem dort befreundet. Wenn ich ein Problem beheben kann, bin ich sehr beliebt. Doch meistens betrachtet man mich als notwendiges Übel. Gut, dass ich eine ziemlich dicke Haut habe. Aber jetzt rede ich schon wieder über mich.“

„Ich bin ganz Ohr“, sagte er und wunderte sich darüber, dass das wirklich stimmte. „Wie alt waren Sie bei Ihrer Hochzeit?“

„Neunzehn. Waren Sie je verheiratet?“

„Um Gottes willen, nein!“

„Ich wünschte, ich hätte auch so viel Verstand besessen.“ Der bittere Zug um ihren Mund verriet, dass sie es ehrlich meinte.

Eine Frau nach meinem Geschmack, dachte Dimitri ironisch.

„Warum ist Ihre Ehe gescheitert? Untreue?“

Natalie reagierte nicht sofort. Sie starrte aus dem Fenster. „Kurz gesagt, er kam nicht zur Beerdigung meiner Mutter“, antwortete sie schließlich.

Als sie ihn wieder ansah, hatte Dimitri den Eindruck, dass es ihr sehr schwergefallen war, das zu sagen, ohne Gefühle zu zeigen.

Ein seltsamer Schmerz regte sich in seiner Brust.

Alle hielten ihn für oberflächlich und glaubten, er besäße kein Mitgefühl. Damit konnte er gut leben. Tiefgründige Gedanken interessierten ihn wirklich nicht. Aber er konnte sehr gut in den Gesichtern der Menschen lesen. Wenn man Jahre in einer Familie verbracht hatte, die Gefühle so tief verbarg, dass man eine Hacke brauchte, um sie auszugraben, entwickelte man gewisse Fähigkeiten.

Natalie wollte sein Mitleid nicht. Das signalisierte sie ihm unmissverständlich. Es bekümmerte ihn, denn er wusste genau, wie sie sich fühlte.

„Ich selbst habe es nicht über mich gebracht, zur Beerdigung meiner Mutter zu gehen, und einen Termin vorgeschoben. Wie verlogen ist das?“, gestand er.

„Waren Adara und Theo nicht da?“

„Doch.“ Und Nic. Der ältere Bruder, von dem Dimitri nichts gewusst hatte. Er wollte nicht daran denken, wie verwirrend es war, einen Fremden im engsten Familienkreis zu haben. „Aber wir haben kein so enges Verhältnis, dass es dadurch leichter gewesen wäre.“ Er hatte kaum mit ihnen gesprochen. Er war zu bestürzt gewesen, voller Fragen, die er nicht stellen wollte.

„Aber Sie sagten, Sie seien zusammen mit Ihrem Bruder aufgewachsen. Dann muss er doch mit Ihnen bei der Beerdigung gewesen sein?“, wechselte Dimitri dann schnell das Thema.

Sie zuckte zusammen und lehnte sich zurück. Trotz des warmen Kerzenlichts sah sie plötzlich sehr blass aus.

„Er ist ein Jahr vor meiner Mutter gestorben. Bitte, ich möchte nicht darüber reden.“

„Es tut mir leid.“ Ohne zu wissen, was er tat, legte er eine Hand auf ihre. „Ehrlich. Theo treibt mich zum Wahnsinn, aber ich wüsste nicht, was ich ohne ihn tun würde.“

Sie lachte. Es war eher ein kleines Schluchzen. Als sie aufblickte, hatte sie feuchte Augen. „Danke. Es ist sechs Jahre her. Aber ich vermisse ihn immer noch.“

Der Kellner kam und lenkte sie ab. Als er weg war, zeigte Natalie wieder ihr tapferstes Lächeln. „Erzählen Sie mir, warum Ihr Bruder Sie in den Wahnsinn treibt.“

Er schüttelte den Kopf. „Dann muss ich weinen.“

„Ihr Problem. Erzählen Sie es mir?“

„Das interessiert Sie doch nicht wirklich“, wich er aus.

Natalie zuckte mit den Schultern. „Immerhin kommen Sie viel herum. Treffen berühmte Leute. Für mich ist dieser Abend das Interessanteste, was ich bisher erlebt habe.“

„Leute, die sich für berühmt halten, sind verdammt langweilig. Kommen Sie, Sie müssen doch wenigstens ein dunkles Geheimnis haben.“

„Eines“, gestand sie und unterdrückte ein Lächeln. „Es ist aber nicht dunkel, höchstens dunkelblond. Und ich werde es Ihnen nicht verraten.“ Nur so konnte sie sich wie eine sorglose junge Frau benehmen und nicht wie eine Mutter. Alles ganz harmlos, sagte sie sich. Schließlich war es nur ein Abendessen.

„Ich möchte es aber wissen“, drängte er.

Natalie schüttelte entschlossen den Kopf. „Was ist mit Ihnen? Hüten Sie irgendwelche dunklen Geheimnisse?“

Dimitris Wachsamkeit hatte so nachgelassen, dass er Natalie beinahe von Nic erzählt hätte. Dass ihm dessen Existenz verheimlicht worden war, hatte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Auch sein Platz in der Familie war seitdem nicht mehr derselbe. Er hatte sich innerlich von ihr entfernt und ernsthaft darüber nachgedacht, eine eigene Firma zu gründen.

Ein paar Wochen später hatte Gideon angerufen, um ihm von Adaras Schwangerschaft zu erzählen und ihm zu sagen, dass man Überstunden von ihm erwartete. Die Firma brauchte ihn, und eine Weile kehrte wieder Normalität ein. Bis Adara versucht hatte, die ganze Familie um sich zu versammeln. Sie und Theo waren ein Herz und eine Seele, redeten andauernd über ihr Leben als Eltern, und er stand mal wieder außen vor und sah zu.

Selbst in der Firma brauchten sie ihn nicht mehr. Das nagte an seinem Selbstbewusstsein. Er versuchte, das alles zu verdrängen, wandte sich wieder Natalie zu und lenkte sie mit ein paar seiner altbewährten Geschichten von ihren Fragen ab.

Dass Natalie ihm hingerissen zuhörte, war nichts Neues für ihn. Alle, besonders Frauen, reagierten so auf ihn. Es war ihm schon früh aufgefallen, und er zog seinen Nutzen daraus. Aber im Unterschied zu sonst genoss er es heute Abend. Gleichzeitig gefiel ihm nicht, dass sie ihn zum Reden brachte. Schließlich wollte er mehr über sie erfahren.

Sie genossen ihr Essen und tranken eine Flasche Wein. Statt über Persönliches sprachen sie über ihre Lieblingsfilme und über Orte, die er kannte und die sie gern besucht hätte.

„Sie sind doch Single. Setzen Sie sich ins Flugzeug“, schlug er vor. „Was hält Sie davon ab?“

„Ich habe mich doch ins Flugzeug gesetzt“, entgegnete sie lächelnd und senkte dann den Blick. Die langen Wimpern verbargen ihre Augen. „Ich bin hier. Danke für den reizenden Abend“, setzte sie hinzu und sah ihn wieder an. „So etwas habe ich mir erhofft, als ich mich um die Reise bewarb.“

Sie hat sich einen Mann erhofft, der sie verführt. Er konnte es sehen und merkte, wie die Erregung in ihm erwachte. Verführung verlangt Geduld, ermahnte er sich.

„Tanzen Sie gern? Wir könnten in einen Club gehen.“

„Ich muss morgen arbeiten“, gab sie zu bedenken. Aber ihr Blick verriet, dass es ein verlockender Vorschlag war.

Er lachte. „Langsam verstehe ich, warum Sie kein eigenes Leben haben.“ Er verlangte nach der Rechnung.

„Aber …“, sie sah ihn mit schräg gehaltenem Kopf an und zog die Nase kraus, „… ich bin dafür gar nicht richtig angezogen.“

„Glauben Sie mir, wirklich coole Leute putzen sich nicht heraus, um in einen Club zu gehen.“

„Und werden prompt an der Tür abgewiesen, weil sie nicht auf der Liste stehen.“

„Ich stehe immer auf der Liste.“

Natalie hatte entschieden ein Glas zu viel intus, wenn ihr die Arbeit am nächsten Tag plötzlich egal war, aber Dimitri konnte man nicht gut Nein sagen. Er nahm sie bei der Hand, schlängelte sich mit ihr zwischen den Tischen hindurch und führte sie zur Limousine.

„Das ist keine gute Idee“, behauptete sie und sah ihn herausfordernd an.

Er schenkte ihr ein breites Grinsen. „Weil es mehr zu werden droht als nur ein Dinner?“

„Sie gehören zu den Männern, die immer bekommen, was sie wollen, oder?“

„Ja“, antwortete er geradeheraus.

Sei vorsichtig, Natalie. Sei sehr, sehr vorsichtig.

„Nun, ich gehe nur aus Neugierde mit“, redete sie sich heraus. „Damit Sie nicht sagen, ich mache Ihnen etwas vor. Und überhaupt, wir kommen da gar nicht rein“, fügte sie hinzu, als sie vor dem Eingang vorfuhren, vor dem etwa hundert Leute im Regen warteten.

Doch Dimitri schnaubte nur verächtlich und wartete, bis der Chauffeur den Schlag öffnete und sie mit einem Schirm bis zur Tür begleitete.

„Jean“, grüßte Dimitri den Türsteher und steckte ihm im Vorübergehen einen Schein zu.

Hämmernde Musik überfiel sie, als sie den dunklen Raum betraten. Neonblitze zuckten durch das violette Glühen. Als sie sich zwischen den eng stehenden Tischen und den dicht gedrängten Menschen hindurchzwängten, ließ eine atemberaubende Frau, die viel braune Haut zeigte, ihr Serviertablett sinken und küsste Dimitri auf beide Wangen. Sie sprachen kurz miteinander, die Frau deutete in eine Richtung, er nickte und zog Natalie mit sich.

Eine illustre Gesellschaft besetzte die VIP Loge und erhob sich, um Dimitri überschwänglich zu begrüßen. Alle bestanden darauf, dass sie sich zu ihnen setzten. Von dem Dutzend Leute kannte Natalie drei. Zwei aus dem Fernsehen und einen aus einem Blockbuster.

Jemand bestellte noch mehr Champagner und drückte Natalie auf einen Stuhl neben einem Filmstar.

Du lieber Himmel! In was für ein Leben war sie hier geraten! Kein Wunder, dass die Frauen sich wie die Fliegen auf Dimitri stürzten. Er holte sie aus ihrem kleinen langweiligen Leben und brachte sie in eine Fantasiewelt, in der Geld keine Rolle spielte und reiche, hinreißend aussehende Männer einem schamlos schmeichelten.

Nicht, dass es für Natalie besonders aufregend gewesen wäre, als sich der sehr gut aussehende Schauspieler zu ihr hinüberbeugte. Aber die Art, wie er mit ihr sprach und so tat, als wäre er ehrlich an ihr interessiert, schmeichelte ihrem Ego. Und als er sie zum Tanz aufforderte, sagte sie natürlich Ja.

Er wollte eng mit ihr tanzen. Warum denn nicht? Und wenn sie sich schon einen Flirt mit einem reichen Fremden wünschte, dann war ein Flirt mit diesem Mann wahrscheinlich sehr viel einfacher als mit Dimitri.

Er strich mit den Händen über ihre Hüften, und sie ließ es geschehen, in der Hoffnung, ein wenig von der elektrisierenden Erregung zu spüren, die sie bei Dimitri empfunden hatte.

Plötzlich schob sich ein Arm zwischen sie und stieß den Schauspieler nicht gerade sanft beiseite.

Dimitri schob sich in die entstandene Lücke. Obwohl er kein Wort sagte, wirkte seine Haltung erschreckend aggressiv. Wie eine Wand hatte er sich zwischen ihnen aufgebaut.

„Ich dachte, du hättest kein Interesse mehr an ihr“, entschuldigte sich der Schauspieler.

Natalie wandte sich ab. Sie fühlte sich wertlos und schmutzig.

Jemand packte ihren Arm mit festem Griff. „Wir gehen“, flüsterte ihr Dimitri zu.

Denkst du? hätte sie ihn gern angefaucht, ließ es dann aber. Sie war so angeekelt, dass sie sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte. Vielleicht trug sie sogar selbst die Schuld an dieser Bemerkung. Immerhin hatte sie den Schauspieler nicht gerade entmutigt. Trotzdem entschuldigte das nicht seinen Ton. Als wäre sie ein Gegenstand, den man herumreichte!

Und was sagt das über Dimitri aus? Dass seine Frauen reihum gereicht werden? Warum reagiert er dann so besitzergreifend? Weil er mich noch nicht gehabt hat? Er musste nicht so tun, als wäre sie sein Besitz, und sie zum Wagen führen, als hätte er sie gerade aus dem Gefängnis befreit!

„Sie wissen …“, begann sie, während der Wagen über die nassen Straßen rollte.

„Nicht jetzt“, unterbrach er sie eisig.

Natalie starrte ihn an. Er saß regungslos mit zusammengebissenen Zähnen da, die Augen geradeaus gerichtet. In der immer unerträglicher werdenden Stille hörte sie, dass er stoßweise, mit geblähten Nasenflügeln, atmete.

Erst brachte er sie in die Lage, angebaggert zu werden, und war dann wütend, dass es passierte! Als wäre es ihr Fehler gewesen. Schweigend fuhren sie zum Hotel.

„Sie müssen mich nicht auf mein Zimmer bringen“, erklärte Natalie frostig, als sie die Lobby betraten. „Danke für das Dinner.“

„Wie Sie wollen“, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen und ging Richtung Aufzug.

Sie starrte auf seinen Rücken. Es war besser, ihn gehen zu lassen. So sah jeder, dass sie ihm nicht folgte.

Um in ihr Zimmer zu kommen, musste sie allerdings auch den Aufzug nehmen.

Mit klappernden Absätzen holte sie ihn ein.

„Ich bin ein freier Mensch“, zischte sie ihm zu. „Nur für den Fall, dass Sie es vergessen haben: Der Verlauf dieses Abends war nicht garantiert. Warum hören Sie also nicht auf, sich zu benehmen, als wäre ich die Böse? Die Frau, die Ihr Ego verletzt hat, indem sie mit Ihrem besten Freund getanzt hat.“

Langsam wandte Dimitri den Kopf. Natalie schluckte schwer, und ihre ganze Körperhaltung verriet ihm, wie bedrohlich er auf sie wirkte. Obwohl er sich in der Gewalt hatte, tobte er innerlich immer noch vor Wut. Sie war explosionsartig in ihm aufgestiegen, als er feststellen musste, dass Natalie fehlte.

Sie auf der Tanzfläche zu entdecken und zu sehen, wie dieser Schmierendarsteller sie befummelte, hatte ihn noch wütender gemacht. Ein noch nie gedachter Gedanke war ihm durch den Kopf geschossen: Sie gehört mir!

Er hatte gewusst, dass er sich wie ein eifersüchtiger Liebhaber aufführte, aber das Bedürfnis, mit den Fäusten dazwischenzugehen, war einfach übermächtig gewesen.

„Ist es das, was Sie denken? Dass ich wütend auf Sie bin? Wir mussten gehen, Natalie, sonst hätte ich ihn umgebracht.“

Die Aufzugstüren öffneten sich, aber keiner von ihnen rührte sich. Natalie starrte ihn an, und Dimitri ließ sie die Wut sehen, die in seinen Augen brannte.

Die Türen begannen schon wieder, sich zu schließen, als er rasch die Hand dazwischenschob und ausstieg. „Gute Nacht“, sagte er, beugte sich vor und drückte von draußen auf den Knopf.

„Warten Sie!“ Jetzt hielt Natalie die Tür auf. „Vielleicht lag es ja irgendwie an mir, dass er glaubte …“

„Nein, es war nicht Ihre Schuld. Es war meine.“ Er schämte sich so sehr, dass er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte.

„Warum?“

Er vermied ihren Blick und bereute, etwas gesagt zu haben. Aber er konnte nicht zulassen, dass sie glaubte, er wäre wütend auf sie. Wo doch er es gewesen war, der sie dem Schauspieler wie auf dem Präsentierteller dargeboten hatte.

Dimitri holte tief Luft, ging in den Aufzug zurück und drückte auf den Knopf Penthouse. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Natalie an.

„Normalerweise macht es mir nichts aus, wenn Frauen, die ich zu solchen Abenden mitnehme, anschließend mit einem anderen weggehen. Dieser Kerl weiß das. Du lieber Himmel, die meisten Frauen, mit denen ich ein Date habe, wollen ja, dass ich sie mit solchen Typen bekannt mache. Es ist mir wirklich egal“, beteuerte er. Und bis zu diesem Abend war es auch tatsächlich so gewesen.

„Aber heute war es Ihnen nicht egal?“

„Heute Abend habe ich gesehen, wie schäbig das ist“, gestand er.

Der Aufzug hielt in Natalies Stockwerk. Die Tür öffnete sich, aber beide blieben stehen.

„Er brachte es fertig, dass ich mich schämte“, gestand er. „Sie sagten, Sie würden nicht in derselben Liga spielen wie die Frauen, mit denen ich mich treffe. Das stimmt.“

Natalie war überrascht.

„Was Sie haben, werden diese Frauen nie erreichen. Ich meine nicht Weltgewandtheit. Sie haben ein Niveau, das die Leute, die ich meine Freunde nenne, auch nicht ansatzweise erreichen.“

„Das ist nicht wahr“, widersprach sie und machte ihm ein Zeichen, die Aufzugtür loszulassen.

Der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung. Natalie stand mit hochgezogenen Schultern da, die Hände ineinander verschränkt. Sie wirkte gekränkt.

„Ich bin nicht weltgewandt, richtig. Aber was das andere betrifft, das stimmt nicht. Ich kam nach Frankreich und träumte davon, vielleicht eine kleine Affäre zu haben. Ich meine, ich habe nicht wirklich erwartet, dass etwas passiert“, stammelte sie und knetete nervös ihre Hände. „Aber während des Tanzes habe ich mir vorgestellt, wie es sein könnte. Bestimmt habe ich einen falschen Eindruck bei ihm erweckt.“

Dimitri kam es vor, als würde eine Explosion in seinem Gehirn alle Gedanken auslöschen – außer einem: Ich kann sie besitzen.

„Wenn Sie sich eine Affäre wünschen, bin ich Ihr Mann, Natalie“, stieß er hervor, und seine heisere Stimme klang sündig und verrucht.

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Ich … Es war nur Fantasie“, beteuerte sie, aber ihr Protest klang etwas dünn.

Wieder hielt der Aufzug, und wieder blockierte Dimitri die Tür.

Er stützte die Hände rechts und links von ihrem Kopf an die Wand und erwiderte ruhig ihren misstrauischen Blick. Er gab ihr Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.

„Schon als ich Sie zum ersten Mal sah, dachte ich, dass Sie eine weiche Haut haben müssen.“ Er beugte sich so weit vor, dass er ihren Duft riechen konnte. Verführen bedeutet, einer Frau Zeit zu geben, Begierde zu empfinden, und dann für deren Erfüllung zu sorgen.

„Ich weiß nicht …“, flüsterte sie. Aber ihr Blick war auf seinen Mund gerichtet. „Ich wollte nicht, dass Sie denken …“

Geduld, sagte er sich, während er hinter der Mauer seiner Selbstbeherrschung vor Verlangen bebte.

„Ich will es …“, flüsterte sie.

Er handelte mit dem Geschick eines Mannes, der immer bekam, was er wollte. Und zwar nicht durch Gewalt, sondern durch Überredungskunst.

Ihr Mund war ein köstliches Geschenk, das Dimitri ein leises Stöhnen entlockte. Ihre Antwort kam zögernd, dann gab sie sich dem Kuss hin, lud ihn ein, sie ganz zu besitzen, ließ sich von ihm in die sinnliche Welt entführen, die er mit ihr erkunden wollte. Sie war hinreißend, scheu und doch großzügig. Als sie mit einem kleinen Seufzer kapitulierte und das Streicheln ihrer Hände wie ein zärtliches Versprechen war, hob er gerade so weit den Kopf, dass er sprechen konnte.

„Komm mit.“

3. KAPITEL

Tu es nicht, dachte Natalie.

Aber dann fragte sie sich: Warum eigentlich nicht? In Gedanken hatte sie sich doch genau darauf eingestellt. Dimitri war das Musterexemplar eines kultivierten Mannes. Exakt diesen Typ hatte sie sich doch erhofft. Außerdem kannte er sich mit solchen Situationen aus.

Trotzdem hatte sie nicht wirklich erwartet, dass es zu einer Affäre kommen würde. Sie war langweilig und ganz normal. Nicht irgendeine unwiderstehliche Frau, die einen Mann für sich gefangen nahm.

Doch Dimitri sah sie an, als wäre sie genau das. Er gab ihr das Gefühl, schön zu sein und verlockend. Eine Frau zu sein, die es verdiente, dass ein Mann sie liebte.

Als er ihre Hand nahm und sie mit sich zog, ließ sie es geschehen.

Mit weichen Knien, klopfendem Herzen und Lippen, die immer noch von seinem Kuss brannten, folgte sie ihm den Gang entlang. Halb hielt sie alles immer noch für einen Traum. Solche Dinge passierten nicht so einfach. Jedenfalls nicht ihr.

Sie passierten Türen, die zu privaten Suiten führten. Natalie wusste von den Familiensuiten in jedem Makricosta-Hotel. Aber sie hatte nicht erwartet, jemals eine von innen zu sehen.

Dimitri ließ sie durch eine dieser Türen treten.

Sie sah die halbrunde Couch, den Tisch für zwölf Personen und den Marmorkamin. Das weiche Licht der Tischlampen fiel auf die zugezogenen Vorhänge. Die Suite war geschmackvoll eingerichtet, wirkte aber irgendwie kalt.

„Gibst du mir deinen Mantel?“, fragte er.

Sie stellte ihre Handtasche auf eine Truhe neben der Tür und wandte ihm den Rücken zu. Unwillkürlich überlief sie ein Schauer, als er ihr den Mantel abnahm und sie dabei berührte. Alles in ihr zog sich erwartungsvoll zusammen. Vor Nervosität schlug ihr das Herz bis zum Hals.

Sie musste ihm sagen, dass sie es nicht tun würde. Das war nicht sie. Er würde enttäuscht sein.

Sie nahm all ihren Mut zusammen und drehte sich zu ihm um.

Den Mantel in der Hand, hatte er gerade ihre Beine betrachtet. Jetzt sah er sie mit heißem Blick an. Ohne sie aus den Augen zu lassen, warf er den Mantel achtlos auf das Ledersofa.

Heiße, knisternde Erotik erfüllte plötzlich den Raum.

Was für ein Mann! Nicht nur das scharf geschnittene Kinn und die glutvollen dunklen Augen waren fantastisch, auch sein zum Küssen einladender Mund und die starken Schultern. Die breite Brust, der flache Bauch und die langen Beine.

Ich weiß nicht mehr, was ich tue. Sie suchte nach Worten, aber er legte ihr einfach den Finger unter das Kinn.

Es war eine zarte, federleichte Berührung. So viel Finesse hatte sie nicht erwartet. Er will mir nur zeigen, wie gut er so etwas kann, dachte sie. Trotzdem war ihr, als würde er ihr mit seinem Finger ein erlesenes Zeichen aufdrücken. Als sie den Blick hob, war sie wieder fasziniert von seinem Mund. Und er kam immer näher …

Wann war sie seit Zoeys Geburt je geküsst worden?

Und auch noch so gut?

Er wusste wirklich, was er tat. Öffne den Mund, lass ihn eindringen. Entspann dich, lass dich in seine Arme sinken und stöhne, weil es sich so gut anfühlt.

So verführerisch.

Er schlang den Arm um sie und zog sie an seine Brust. Das tat so gut! Warum wurde sie schon allein durch seinen muskulösen Körper schwach und schmolz dahin vor lauter Hingabe?

Sie schmiegte sich enger an ihn, bis sie sich völlig an ihn verlor. Als er eine Hand auf ihren Po legte, schien sie ein heißer Blitz zu treffen, der all ihre erogenen Zonen zum Leben erweckte.

Das war es, was sie sich gewünscht hatte. Sich als Frau zu fühlen, verführt zu werden und nicht darüber nachdenken zu müssen, was richtig und falsch war. Dankbar, dass er es ihr so leicht machte, legte Natalie die Arme um seinen Hals, küsste ihn und ließ ihn spüren, dass sie zu allem bereit war.

Dass Dimitri sich aufstöhnend an sie drängte, verriet ihr, wie erregt er war, und erregte sie selbst noch mehr. Entschlossen umfasste er ihren Po, legte die andere Hand auf ihre Brust und rieb ihre Brustwarze unter dem Kleiderstoff, bis Natalie sich ungeduldig in seinen Armen wand.

Beide atmeten schwer, ließen sich zwischen den leidenschaftlichen Küssen kaum Zeit zum Luftholen. Natalies Hände strichen über diesen wunderbaren Körper, von dem sie nicht genug bekommen konnte. Sie sog seinen Duft ein, der sie berauschte und erregte, ließ sich vom lodernden Feuer des Verlangens verzehren. Seine Kraft schien sie zu überwältigen, sodass sie fast strauchelte. Dann merkte sie, wie Dimitri sie hochhob und auf den Tisch neben der Tür setzte. Ihr Kleid rutschte nach oben, und sie spürte den kalten Marmor unter sich.

Bevor sie wusste, was sie davon halten sollte, spreizte er ihre Beine und küsste sie wieder, wild und hemmungslos.

Die edle Spitze ihres neuen Pariser Slips riss.

Natalie rang nach Luft, biss sich auf die Unterlippe und wartete … Da! Er berührte sie. Es war ein federleichtes Streicheln, eine quälende Liebkosung, die in ihr das Verlangen nach mehr weckte. Nach einem endlos langen Augenblick drang er mit dem Finger in sie ein.

Sie bog sich ihm entgegen, ermutigte ihn mit ihren Küssen und ließ ihn spüren, wie sehr sie seine Liebkosungen genoss. Wellen der Lust gingen von seinen Berührungen aus, jagten ihr Schauer über den ganzen Körper und weckten in ihrem Innersten eine gierige Erwartung.

Hastig knöpfte sie sein Hemd auf.

Ihre Hände wollten diese Brust fühlen, jeden Zentimeter dieser glatten Haut spüren.

Dimitri nahm etwas aus seiner Tasche, dann öffnete er seine Hose. So erregt Natalie auch war, einen winzigen Augenblick lang hatte sie Bedenken. Sie waren im Begriff, es wirklich zu tun. Hier und jetzt.

Sie wandte den Blick von dem Kondom ab und sah Dimitri an. In seinen Augen entdeckte sie eine so blinde Leidenschaft, dass ihr das Herz stockte. Sein Hunger war genauso groß wie ihrer. Er konnte sich kaum noch beherrschen.

„Dimitri“, brachte sie mühsam heraus.

„Du bist unglaublich“, murmelte er und zog sie an den Tischrand. Dann fing er ihren Blick auf – und sie las etwas wie Panik in seinen Augen.

„Bist du nicht einverstanden?“, keuchte er erschrocken.

„Doch. Ich will dich. Jetzt.“

Seine Lippen waren dicht an ihren. Sie fühlte, wie er erleichtert die Luft ausstieß, und schloss die Augen.

Ohne zu zögern, drang er in sie ein. Natalie wurde von einem brennenden Schmerz überrascht und sog hörbar die Luft ein.

Dimitri richtete sich auf. „Du bist keine Jungfrau mehr“, sagte er.

„Nein!“ Sie lachte leise. „Es ist nur eine ganze Weile her. Bitte hör nicht auf. Ich will es wirklich.“

Sie schlang Arme und Beine um ihn, zog ihn an sich, in sich. Ja, das war es, was sie so sehr brauchte: ein warmer Körper, an den sie sich schmiegte, und Männerhände, die sie streichelten, als wäre sie eine Kostbarkeit. Etwas, das sie ausfüllte, wo sie sich für immer leer geglaubt hatte.

Dimitri warf den Kopf in den Nacken und stöhnte: „Du bringst mich um.“

Lächelnd lockerte sie ihre Umklammerung etwas, spannte sich aber innerlich leicht an, um ihm zu zeigen, dass sie bereit war. Ihn wollte. Sie krallte die Fingernägel in seine Seite und biss in seine Brust, um ihn noch mehr zu erregen.

Dimitri schnappte laut aufstöhnend nach Luft. Ohne Natalie aus den Augen zu lassen, zog er sie fast vom Tisch und fest an sich. Mit einer Hand hielt er sie noch auf der Tischkante, die andere schob er unter eines ihrer Knie und spreizte ihre Beine. Es war primitiver, heißer Sex, aber es war wunderbar. Dimitri mochte ein Macho sein, aber egoistisch war er nicht. Die ganze Zeit über beobachtete er sie, als wollte er sie zwingen, sich ganz im Liebesspiel zu verlieren.

Die Bewegungen seiner Hüften riefen Explosionen der Lust in ihr hervor. Sie konnte sich nicht länger beherrschen. Wie im Fieber und mit überempfindlichen Sinnen spürte sie ihn in sich. Und als er den Kopf senkte, um sie lustvoll in den Hals zu beißen, bog sie sich ihm entgegen, damit er ihr leichter sein Mal aufdrücken konnte.

Sie liebten sich unter lustvollem Stöhnen und fiebrigem Keuchen. Gierig kämpfte Natalie um ihren Orgasmus, genoss es, wie Dimitri sie ausfüllte, ihr unter dem Kleid rastlos über den Schenkel strich. Er schob ihr den BH hoch, sodass er ihre Brustwarze reiben konnte, schien vor Verlangen zu zittern, während er immer schneller wurde, und küsste sie, als wäre es sein letzter Kuss.

„Jetzt, Natalie“, brach es aus ihm heraus. „Jetzt!“

Es war, als würde der Klang seiner Stimme einen kribbelnden Stromstoß ihren Rücken hinunterjagen. Das intensive Gefühl an der Stelle, an der er sich in ihr bewegte, vertiefte sich, eine nie gekannte Spannung baute sich in ihr auf, der sie einfach nachgeben musste. Es tat so gut, aber was danach kommen würde, würde noch besser sein. Als er tief in sie eindrang, sie festhielt und sie mit sich in die Ekstase riss, gab sie sich ihm ganz und gar hin. Sie klammerten sich aneinander, als würden sie in den weiten Himmel stürzen.

Eine Sekunde lang stürzten sie ins Bodenlose. Dann erlebten sie einen Orgasmus, dessen Gewalt sie fast zu zerreißen drohte. Natalie spürte, wie Dimitri in ihr pulsierte, sie hörte seinen triumphierenden Schrei, der ihre Erregung noch steigerte, sodass sie nur noch zittern und keuchen konnte, hilflos dem gemeinsamen Höhepunkt ausgeliefert. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu verglühen. Eine vollkommene Glückseligkeit überflutete ihr ganzes Sein, und sie wünschte sich, dass es niemals endete.

Aber die überwältigenden Emotionen erstarben schließlich doch. Sie kam wieder zu sich, hörte das schwere Atmen und fühlte den harten Marmor unter sich.

Verlegen wurde sie sich der Situation bewusst. Sie hatte gerade einen One Night Stand gehabt. Buchstäblich im Stehen.

Dimitri zog ein paar Tücher aus der Box, die neben ihr auf dem Tisch stand, und löste sich von ihr. Als er ihr den Rücken zuwandte, rutschte sie unsicher vom Tisch. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Beine sie trugen.

Er ging zur ersten Tür am Ende des Ganges. Wahrscheinlich ein Badezimmer, dachte sie, machte sich aber nicht die Mühe, es herauszufinden.

Beschämt griff sie nach ihrer Handtasche und ging ohne ein Wort.

Dimitri konnte keinen klaren Gedanken fassen. Tief in seinem Innern wusste er, dass er mit Natalie keinen Sex hätte haben dürfen. Aber das war nicht der Grund, warum er einen Moment allein sein wollte, um wieder zu sich zu kommen. Noch nie hatte er bereits in der Lounge die Kontrolle über sich verloren.

Und das war ihm unangenehm. Er liebte Sex, liebte das Vergessen und die Lust, die ein weiblicher Körper ihm verschaffte. Auch wenn man ihm vorwarf, impulsiv zu sein, wusste er doch immer, was er tat. Wie viel Schaden er anrichtete und warum.

Aber heute hatte er jeden Gedanken an mögliche Konsequenzen in den Wind geschlagen.

Er war entschlossen, es wieder zu tun. Diesmal aber in einem Bett. Wieder und wieder.

Und das beunruhigte ihn. Er hatte einen gesunden Appetit auf Sex, aber in seinen Augen waren alle Frauen gleich, und noch nie war ihm der Gedanke gekommen „Ich will sie“.

Am besten brachte er sie zurück auf ihr Zimmer und fertig.

Er vermied es, einen Blick in den Spiegel zu werfen, und ging, immer noch erschöpft und etwas zittrig, in die Lounge zurück.

Wo war sie? Ihr Mantel lag noch auf dem Sofa, also …

„Natalie?“

Im Schlafzimmer? Plötzlich fühlte er sich seltsam erleichtert. Die Nacht war noch lange nicht vorbei. Eigentlich sollte es ihm unangenehm sein, dass sie seine Zustimmung so einfach voraussetzte. Aber alles, was er denken konnte, war, dass er sein Verlangen würde befriedigen können.

Doch sie war nicht in seinem Schafzimmer.

„Natalie“, rief er. Sie war nirgends zu finden.

Als er durch die Lounge ging, bemerkte er, dass ihre Handtasche verschwunden war. Und er erschrak, als er den Spitzenslip auf dem Boden entdeckte.

Es war ihm seltsam peinlich, den Beweis ihrer Leidenschaft dort liegen zu sehen. Was, wenn die Haushälterin ihn fand? Rasch stopfte er ihn in seine Tasche.

Dimitri warf einen Blick in den Gang vor der Suite.

Leer.

Er ging zum Aufzug und drückte den Knopf. Die Türen öffneten sich sofort. Also hatte der Aufzug sich nicht bewegt.

Ratlos ging er in seine Suite zurück.

Hat sie die Treppe genommen?

Er rief ihr Zimmer an.

Sie antwortete mit einem kurzen: „Hello … Bonjour.“

„Natalie?“

Eine winzige Pause, dann: „Ja?“

„Ich bin es, Dimitri.“

„Ich weiß. Ich habe Ihre Stimme erkannt.“

Wieder eine Pause. Er verspürte von ihrer Seite eine erwartungsvolle Neugier, und ihm dämmerte, dass sie nicht mit seinem Anruf gerechnet hatte.

„Oh, ich habe meinen Mantel vergessen!“, stöhnte sie auf einmal. „Könnten Sie ihn morgen früh in den kleinen Konferenzraum im zweiten Stock schmuggeln? Dort findet unser Seminar statt. Ich werde so tun, als hätte ich ihn mitgenommen, um nicht noch einmal auf mein Zimmer zu müssen, wenn wir zum Lunch gehen.“

„Klingt raffiniert.“ Wenn ich klug bin, stimme ich ihrem Plan zu und schätze mich glücklich, dass sie nicht mehr in den gemeinsamen Abend hineininterpretiert. Stattdessen ertappte er sich dabei, wie er ihr leise vorschlug: „Ich könnte Ihnen den Mantel jetzt bringen. Oder Sie könnten zu mir kommen.“

„Es wird schon genug Gerede geben. Ich möchte lieber so tun, als wäre nichts passiert.“

Autsch! Verdrossen musterte Dimitri die stille, leere Lounge.

„Sind Sie deshalb gegangen, ohne Gute Nacht zu sagen? Hatten Sie Angst, man wird über Sie reden?“

Wegen so etwas machte er sich keine Gedanken. Er musste ihr nur klarmachen, dass seine Kreditkarte allen Ärger aus der Welt schaffte, den sie vielleicht bekommen würde. Ihm wurde bewusst, dass er mit Freuden bereit war, jede Summe zu zahlen, um sie in sein Bett zu bekommen.

„Ich glaube kaum, dass ich das Spießrutenlaufen am Morgen genießen würde“, erwiderte sie. Das war ein zweiter, erschreckend wirkungsvoller Schlag in seinen Magen. Für die meisten Frauen war der Sex mit ihm eine Auszeichnung. Dass sie in ihm etwas Schmutziges sah, empfand er überraschenderweise als ziemlich entmutigend.

„Es tut mir leid, wenn es unhöflich war, einfach so zu gehen, aber ich muss morgen arbeiten und brauche etwas Schlaf … Es war wirklich sehr nett. Danke.“ Klick.

Wirklich?

Dimitri starrte das Telefon an.

„Lass es gut sein“, sagte er laut, aber in seinem Kopf schrie es: Wirklich?

Er betrachtete Natalies Mantel, der über der Sofalehne lag. Aus Trotz ging er hin und hob ihn hoch. Ihr Parfüm stieg ihm in die Nase und weckte eine Menge verwirrender Gefühle. Bedenken, Gewissensbisse und sexuellen Hunger.

Er ließ ihn fallen, als hätte er sich an ihm verbrannt.

Sie tut mir einen Gefallen, sagte er sich. Es bei einem One Night Stand zu belassen ist das Beste, was wir tun können.

Und das Beste, was er tun konnte, war, ein frisches Hemd anzuziehen, zurück in die Disco zu gehen und sich eine Frau zu suchen.

Aber er rührte sich nicht.

In seinem Kopf klangen die Worte des Schauspielers nach. Ich dachte, du hättest genug von ihr.

Warum wurde er schon wieder wütend, wenn er nur daran dachte? Er verstand es nicht.

Während er sich einen Drink einschenkte, warf er einen finsteren Blick auf Natalies Mantel und dachte: Ich habe genug von ihr!

Doch in seinem Kopf hörte er immerfort ihre Stimme: Spießrutenlaufen, Spießrutenlaufen, Spießrutenlaufen.

Natalie war stolz, dass sie in der vergangenen Nacht die Treppe genommen hatte. Und sie redete sich ein, dass das Zittern und die Atemlosigkeit vom schnellen Laufen kamen. Nicht vom heißen Sex oder vom Schock.

Das hatte sie wirklich nicht erwartet!

Das Dinner – in Ordnung. In die Disco zu gehen war zwar keine gute Idee gewesen, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Ein Gutenachtkuss? Im Allgemeinen war der nach einem Date durchaus möglich. Allerdings war es falsch gewesen, gerade diesen Mann zu küssen.

Sex? Den hatte sie wirklich nicht eingeplant. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie sich dazu hatte hinreißen lassen. Und dazu auch noch in der Lounge!

Wenn jemand den Aufzug beobachtet hatte, würde er bemerkt haben, dass er in ihrem Stockwerk anhielt und dann im Penthouse. Und dass er nicht in ihr Stockwerk zurückfuhr. Die Leute achteten auf solche kleinen Zeichen. Die meisten von ihnen waren wunderbare Menschen, aber einige konnten nicht genug bekommen von Klatsch und Tratsch.

Zum Glück gehörte ein Halstuch zu ihrer Uniform. Es verbarg den Knutschfleck an ihrem Hals – den sie eigentlich beschämend finden müsste. Aber dazu fühlte sie sich einfach zu gut. Irgendwie schwebend. Und wunderbar. Ihr Körper schmerzte auf die angenehmste Weise.

Ihr Herz schmerzte auf eine andere Art. Nachdem die Euphorie gewichen und sie wieder in der Realität angekommen war, hatte ein Gefühl der Einsamkeit sie gepackt. Ihre Affäre mit Dimitri war nichts für die Ewigkeit. Sie war noch nicht einmal der Beginn einer Romanze. Natalie war nur eine weitere Frau auf der Liste seiner Eroberungen.

Aber ich habe ihn auch benutzt, dachte sie. Es ist in Ordnung so, redete sie sich ein, als sie den Tag in Angriff nahm. Ihr Leben war immer voll Verantwortung und familiärer Pflichten gewesen. Erst hatten die Bedürfnisse ihres Bruders immer an erster Stelle gestanden, dann die von Zoey. Die vergangene Nacht war für Natalie eine der seltenen Gelegenheiten gewesen, den eigenen Bedürfnissen nachzugeben. Auf schmerzliche Weise war es sehr befriedige...

Autor

Dani Collins
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