Sinnliches Spiel in Atlanta

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„Was zur Hölle willst du denn hier?“ Mit allem hat die schöne Sängerin Porscha nach ihrem Auftritt im Footballstadion von Atlanta gerechnet – nur nicht mit ihrem Ex-Lover Xavier Lockett! Genauso arrogant wie damals steht der Sportmoderator vor ihr. Und genauso umwerfend sexy! Porscha hat sich geschworen, sich nie wieder auf ihn einzulassen. Viel zu schmerzhaft war das Ende ihrer Affäre in einer Zeit, als sie beide verzweifelt und schutzlos waren. Aber Xavier glaubt offenbar, dass das sinnliche Spiel zwischen ihnen noch längst nicht abgepfiffen ist …


  • Erscheinungstag 03.01.2023
  • Bandnummer 2271
  • ISBN / Artikelnummer 0803232271
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

PROLOG

„Darling, ich freue mich ja so, dass du heute Abend dabei sein kannst“, rief Angelique Lockett, als ihr Sohn Xavier die VIP-Loge im Stadion der Atlanta Cougars betrat.

Seine älteren Brüder Roman und Julian und seine Schwester Giana waren bereits da, um mit den Eltern das Spiel zu sehen, und auch seine frischgebackene Schwägerin Shantel hatte sich dazugesellt.

„Hallo, Ma“, Xavier küsste seine Mutter auf die Wange. Sie musterte sein Outfit. Er trug legere dunkle Jeans, Jordan-Turnschuhe und, als Zugeständnis an Angelique, ein blaues Button-Down-Hemd.

Seine Arbeitszeiten als Sportmoderator machten es ihm normalerweise unmöglich, während der Football-Saison die Sonntagsspiele als Zuschauer zu sehen. An diesem Wochenende wollte der Sender jedoch einen neuen Kollegen testen, und so hatte Xavier frei. Aber auch vor seinem derzeitigen Job hatte er nicht oft Gelegenheit gehabt, die mit allen Annehmlichkeiten ausgestattete private Loge seiner Familie zu genießen. Damals war er auf dem Spielfeld gewesen. Doch das gehörte einem anderen Leben an.

Aufgrund einer Knieverletzung, die er sich drei Jahre zuvor als Quarterback der Atlanta Cougars zugezogen hatte, würde er nie wieder Football spielen können. Xavier fühlte sich wie ein Versager. Er hatte seinen Vater enttäuscht und sein Team im Stich gelassen. Denn als es zu der Verletzung kam, hatten die Cougars gerade eine Glückssträhne und standen kurz davor, ihren ersten Titel zu gewinnen. Doch dann hatte Xavier einen falschen Move gemacht und war unter einem Berg von Männern begraben worden. Er war auf einer Trage vom Feld geholt worden, was das restliche Team vollkommen demoralisierte.

„Sollte ich mir Sorgen machen, dass du nicht auf Sendung bist?“, fragte sein Vater. Josiah hatte seine Beziehungen spielen lassen, damit sein Sohn die Chance beim Fernsehen bekam, doch das war nicht der Grund, warum Xavier den Job behalten hatte. Er war einfach extrem gut in allem, was er tat, und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase konnte er auch als Sportreporter punkten. „Du weißt, dass bei den Atlanta Cougars immer ein Platz im Trainerteam für dich frei ist.“

„Es läuft alles bestens“, erwiderte Xavier und ging zur Bar und zu Julian hinüber. Es war nicht das erste Mal, dass sein Vater den Trainerjob erwähnte, und Xavier vermutete, dass es auch nicht das letzte Mal bleiben würde.

Julian schlug ihm grinsend auf die Schulter. „Du bist gar nicht auf dem heißen Stuhl gelandet. Dann sind wahrscheinlich wir heute an der Reihe.“

Xavier grinste zurück. Julian und ihr Vater verstanden sich nicht besonders gut, die beiden waren einfach zu verschieden. „Tut mir leid, Bruderherz.“

Julian schenkte ihm ein Glas Whiskey ein, das Xavier dankbar entgegennahm. Er trank einen großen Schluck, um seine Nerven zu beruhigen. Im Stadion zu sein war nie leicht für ihn. Es rief einfach zu viele Erinnerungen wach.

„Das Spiel müsste bald anfangen“, verkündete ihre Mutter. „Ich werde die Kanapees bringen lassen.“

Xavier und Julian mussten beide schmunzeln. Normalerweise aßen sie Fast Food, wenn sie sich ein Spiel ansahen, Chicken Wings zum Beispiel oder Nachos. Doch wenn ihre Mutter dabei war, mussten es Gourmet-Häppchen sein.

Giana trat zu ihnen. „Was habt ihr beide zu flüstern?“ Xaviers schöne Schwester trug einen Jumpsuit aus Jeansstoff, der ihren schokoladenfarbenen Teint gut zur Geltung brachte, und einen breiten Gürtel, der ihre schmale Taille betonte.

„Wir versuchen, unter Dads Radar langzufliegen“, erklärte Julian.

„Dann viel Glück“, erwiderte Giana belustigt.

Die Geschwister richteten ihre Aufmerksamkeit auf den riesigen Fernsehbildschirm. Das Spiel hatte noch nicht angefangen, doch die Kommentatoren unterhielten sich über die Gewinnchancen der Atlanta Cougars mit ihrem neuen Quarterback Wayne Brown.

„Da habt ihr verdammt recht“, rief Josiah quer durch den Raum. „Er ist ein großartiger Neuzugang für das Team und wird uns den Titel holen.“

Ist das ein Seitenhieb gegen mich?, dachte Xavier.

Im Blick seines Vaters war etwas erloschen, als die Ärzte ihnen mitteilten, dass sein Sohn nie wieder Football spielen würde. Xavier konnte nicht sagen, wen es härter getroffen hatte, ihn oder seinen Vater. Also erlaubte er Josiah eine Zeit lang, einen Spezialisten nach dem anderen anzuschleppen. Doch schließlich bat er ihn, damit aufzuhören. Er würde nie wieder zu seiner alten Form zurückfinden.

Und er fragte sich, ob er deshalb nicht mehr Josiahs Ansprüchen an seine Söhne genügte.

Erst nach monatelanger Therapie hatte Xavier verstanden, dass das Footballspielen ihn nicht als Menschen definierte. Der Psychologe half ihm zu erkennen, dass es sein Leben war und er entscheiden musste, was ihn glücklich machte. Doch als Xavier aus der Klinik nach Atlanta zurückkehrte, hatte Josiah bereits eigene Pläne für ihn gemacht. „Werde doch Sportmoderator“, sagte er. Und Xavier hatte gehorsam nachgegeben.

„Du bist furchtbar still“, bemerkte Giana. „Alles in Ordnung mit dir?“

Xavier nippte an seinem Drink. „Klar.“

Sie musterte ihn misstrauisch. „Das glaube ich dir keine Sekunde.“

Xavier zuckte die Achseln und starrte dann gebannt auf den Fernseher. Er traute seinen Augen nicht, denn mitten auf dem Spielfeld stand Porscha Childs. Xavier blinzelte ein paar Mal, um sicherzugehen, dass es kein Trugbild war.

Doch er irrte sich nicht.

Verdammt, sie sieht immer noch gut aus.

Falsch, sie sah sogar noch besser aus.

Die Jahre waren gut zu der Sängerin gewesen. Ihre goldbraune Haut leuchtete förmlich, ihre hellbraunen Augen funkelten, und das lange, pechschwarze Haar fiel ihr in zerzausten Locken über den schmalen Rücken. Sie sah in ihrem königsblauen Tuxedo-Kleid mit dem tiefen V-Ausschnitt einfach unglaublich heiß aus, und ihre üppigen, knallrot geschminkten Lippen schienen zum Küssen gemacht.

Ihr Anblick erinnerte Xavier an eine andere Zeit, als er Porschas Lippen küssen durfte.

Xavier war eine Zeit lang in einer Einrichtung in Colorado gewesen, die auf die Behandlung von Körper und Seele spezialisiert war und von Athleten und Prominenten frequentiert wurde. Xavier hatte sich dort einweisen lassen, um sein Knie zu behandeln, doch auch, um seine mentale Verfassung zu verbessern. Denn der Verlust seines Lebenstraums hatte ihn in eine tiefe Depression gestürzt.

Vor seinem Aufenthalt in der Klinik hatte er sich monatelang in Selbstmitleid gesuhlt, bis sein Vater ihm in den Hintern trat und befahl, seine Probleme gefälligst anzugehen. Das war genau das, was Xavier gebraucht hatte, um schnellstmöglich auf den Weg der Besserung zu kommen. Und so war er nach Colorado geflogen und hatte Tag für Tag pflichtschuldig an dem Programm teilgenommen, das morgens Physiotherapie beinhaltete und nachmittags Gruppensitzungen.

Dort traf er das atemberaubendste Wesen, das ihm je begegnet war. Bei ihrer ersten Begegnung versuchte die junge Frau, sich in einer großen Kimono-Strickjacke zu verstecken. Das lange Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengefasst, doch es waren ihre hellbraunen Augen, die ihn in ihren Bann zogen. Vielleicht, weil sie Xavier verrieten, dass sie nicht dort sein wollte. Sie wirkte vollkommen verängstigt, so als wolle sie auf keinen Fall von dem Gruppenleiter aufgerufen werden, der bekanntermaßen gerne die Neuen aufforderte, etwas von sich zu erzählen. Es war auch Xavier nicht leichtgefallen, der Gruppe zu erklären, warum er in Therapie war, doch er hatte es geschafft, Und sie würde das auch schaffen.

Er war zu ihr hinübergegangen und hatte sich neben sie gesetzt. „Hi, mein Name ist Xavier“, sagte er, als sie aufschaute.

Sie senkte den Blick wieder, und er fragte sich, ob sie überhaupt mit ihm reden würde. „Hi“, erwiderte sie schließlich.

„Ist das alles? Ich habe dir zumindest meinen Namen genannt.“

Als sie ihn schließlich wieder ansah, schloss er eine Sekunde lang gequält die Augen. Großer Gott! Aus der Nähe betrachtet, schienen ihre Augen dazu gemacht, einen Mann zum Schmelzen zu bringen. Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, und sofort wanderte sein Blick zu ihrem köstlichen Mund, der einen Hauch von rosafarbenem Lippenstift trug. „Ich bin Porscha“, sagte sie zögernd und streckte ihm ihre kleine Hand entgegen.

Xavier ergriff sie. Eigentlich hatte er der Frau für die Zeit in der Klinik seine Freundschaft anbieten wollen, doch jetzt überfiel ihn eine Ahnung, dass er und Porscha mehr als Freunde sein würden. Viel mehr.

„Sie ist großartig, oder?“, holte Giana ihn wieder in die Gegenwart zurück. Porscha schmetterte gerade die Nationalhymne. „Ich liebe ihre Musik.“

„Ja, sie ist ganz okay“, räumte Julian ein. „Ich weiß nicht, ob ich mit der ganzen Aufmerksamkeit umgehen könnte, die eine solche Berühmtheit auf sich zieht.“

„Du bekommst doch auch ganz schön viel Aufmerksamkeit von der Presse“, wandte Xavier ein.

Julian zuckte die Achseln. „Ja, von der lokalen Presse. Aber sie wird von der nationalen Presse verfolgt. Das erzeugt eine ganze Menge Druck.“

Ihr habt ja keine Ahnung, dachte Xavier.

Er erinnerte sich noch gut an die Unterhaltungen mit Porscha in der Klinik darüber, wie sehr das Publikum sie idealisierte und wie schwierig es war, ihr öffentliches Image aufrechtzuerhalten.

Er vermisste Porscha.

Sie hatten gut zueinander gepasst, nicht nur im Bett. Dort aber auch.

Vielleicht ließ sich da ja doch etwas machen.

Xavier stellte sein Glas auf die Bar. „Ich bin sofort wieder zurück.“ Er musste Porscha sehen.

„Wo willst du hin?“, fragte sein Vater. „Das Spiel fängt gleich an.“

„Ich komme sofort wieder“, murmelte Xavier und verließ hastig die VIP-Loge. Draußen rannte er zum Aufzug, der zur unteren Ebene führte. Vermutlich holte Porscha zuerst ihre Sachen aus der Garderobe, bevor sie das Stadion verließ.

Xavier hoffte, dass er sich nicht irrte.

Porscha war vollkommen erschöpft. Sie war mit der Nachtmaschine aus Deutschland zurückgekehrt, wo sie am Abend zuvor ein Konzert auf einer Militärbasis gegeben hatte. Eigentlich wollte sie nur noch nach Hause fahren, sich in ihrem Bett zusammenrollen und ausschlafen. Doch ihre Mutter und Managerin Diane Childs bestand darauf, dass sie kurzfristig bei dem Spiel der Atlanta Cougars die Nationalhymne sang, nachdem die ursprünglich vorgesehene Sängerin wegen einer Kehlkopfentzündung ausgefallen war.

„Die nächsten sechs Monate sind entscheidend“, hatte Diane nach Porschas Auftritt in Deutschland in der Garderobe gesagt. „Jetzt beginnt der Endspurt bis zu den Grammys, und wir wollen, dass dein Name in aller Munde ist. Je mehr Publicity du bekommst, desto besser.“

Also gab Porscha nach.

Sie hatte mit nichts angefangen und hart gearbeitet, um es so weit zu bringen. Ihre Mutter war mit achtzehn schwanger geworden und hatte Porschas Vater geheiratet, der sie jedoch später mittellos im Stich ließ, um eine andere Frau zu heiraten, mit der er eine neue Familie gründete. Porschas Mutter war danach am Boden zerstört gewesen und hatte sich ganz auf ihre Tochter fixiert. Als sie entdeckte, dass Porscha singen konnte, meldete sie sie bei Gesangswettbewerben an. Irgendwann wurde Porscha von einem kleinen Plattenlabel unter Vertrag genommen.

Ihr erstes Album war ein riesiger Erfolg und wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet. Sie gewann drei Grammys und unzählige Auszeichnungen. Doch durch den Erfolg geriet sie ins Rampenlicht. Die unbarmherzige Presse ging brutal mit ihr um, denn Poscha besaß nicht die typischen Modelmaße. Trotzdem führte der Erfolg dazu, dass sie sich irgendwann in dem Glauben wiegte, die ganze Welt läge ihr zu Füßen. Ihr zweites Album reichte jedoch nicht an ihr erstes heran und fiel tatsächlich durch. Die Kritiker zerrissen es gnadenlos in der Luft, und die junge Sängerin stürzte unsanft von ihrem Podest herunter.

Danach verfiel Porscha in eine üble Depression, die noch schlimmer wurde, als kurz darauf ihr Vater starb. Obwohl er Porscha irgendwann doch noch finanziell unterstützt hatte, war es ihr nicht gelungen, bis zu seinem Tod eine richtige Beziehung zu ihm aufzubauen. Die Tatsache, dass sie ihren Zorn und ihre Enttäuschung nicht mehr verarbeiten konnte, traf sie hart. Also schlug Diane ihr vor, eine Weile in eine Promi-Klinik nach Denver zu gehen. Die Therapie machte Porscha so einiges klar, und sie kämpfte sich ins Leben zurück. Doch das schaffte sie nicht alleine. Sie hatte Hilfe.

Von Xavier Lockett.

Manchmal stockte ihr schon der Atem, wenn sie nur seinen Namen aussprach.

Während ihrer Zeit in der Klinik hatten sie eine leidenschaftliche Affäre, doch Porscha machte den fatalen Fehler anzunehmen, dass es mehr bedeutete. Sie glaubte, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gab. Doch dann hörte sie zufällig, wie Xavier mit einem anderen Mitglied ihrer Gruppe über ihre Beziehung sprach. Er sagte dem Mann, dass sie nur Freunde seien, mehr nicht. In diesem Moment erkannte Porscha ihren Irrtum, und die anschließende Trennung verlief nicht sehr freundschaftlich.

Seitdem mied Porscha Atlanta, wann immer es möglich war, da Xavier dort lebte. Die Nationalhymne vor einem Spiel der Atlanta Cougars zu singen konnte eigentlich nur zu einem Desaster führen, denn es bestand die sehr reelle Gefahr, dass sie einander über den Weg liefen.

Obwohl Porscha alles tat, sich von ihm fernzuhalten, suchte sie hin und wieder online nach Xavier, um herauszufinden, was er so trieb. Er arbeitete inzwischen als Sportmoderator für ASN, und es schien ihm gut zu gehen. Ihr fiel auf, dass er seit Denver Frauen zu sammeln schien wie Trophäen und sich mit ihnen auf Partys der Sportindustrie oder bei anderen High Society Events in Atlanta schmückte. Doch er blieb nie lange mit einer zusammen. Sobald sie den Reiz des Neuen verlor, trennte er sich und wandte sich der nächsten zu.

Porscha hingegen hatte keine Zeit für Romantik, sondern konzentrierte sich auf ihre Karriere. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass sie bei Männern kein Rückgrat besaß, und war daher abstinent geblieben. Kein anderer Mann hatte in ihr eine solche Leidenschaft geweckt wie Xavier.

Energisch schob sie die Erinnerungen an ihn beiseite, beschloss, nur noch an den Film zu denken, den sie gerade drehte, und an den dazugehörenden Soundtrack. Jetzt musste sie sich nur noch rasch umziehen und dann so schnell wie möglich aus dem Dunstkreis von Xavier Lockett verschwinden.

Xavier rannte an den Spielerkabinen vorbei zu den Garderoben, wo sich ihm ein paar Bodyguards in den Weg stellten.

„Tut mir leid, Sir, aber Sie können hier nicht weiter“, sagte einer der großen, muskulösen Männer und musterte ihn von unten bis oben.

Glücklicherweise hatte Xavier seine Zugangskarte bei sich und zeigte sie dem Bodyguard.

„Tut mir leid, Sir, ich wusste nicht, dass Sie zu den Locketts gehören“, entschuldigte sich der Mann. „Bitte …“, er winkte Xavier weiter.

„Kein Problem. Wo ist Ms. Childs’ Garderobe?“, fragte Xavier. „Ich wollte ihr für ihre Interpretation der Nationalhymne danken.“

Der Bodyguard führte ihn den Flur entlang zu einer Tür mit der Aufschrift Talent.

„Danke, ab hier komme ich alleine klar.“ Xavier holte tief Luft und bereitete sich innerlich auf eine wenig begeisterte Begrüßung vor. Er und Porscha hatten sich nicht sehr harmonisch getrennt. Sie glaubte, er sei nur auf Sex aus gewesen, auch wenn das überhaupt nicht den Tatsachen entsprach. Zwischen ihnen bestand eine echte Verbindung, und sie hatten sich gegenseitig durch die schlimmste Zeit ihres Lebens geholfen.

Xavier klopfte an die Tür. „Herein“, erklang eine sanfte Stimme. Als er den Raum betrat, sagte die Stimme: „Was zur Hölle willst du denn hier?“

Porscha war nicht wirklich überrascht, Xavier zu begegnen. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie aufsuchen würde. Schließlich waren drei Jahre vergangen. Trotz der Wut über sein plötzliches Auftauchen spürte sie Schmetterlinge in der Magengrube.

Wie war es nur möglich, dass er immer noch diese Wirkung auf sie hatte?

Porscha rettete sich in einen verächtlichen Tonfall. „Ich frage dich noch einmal, was du hier willst.“

„Das ist doch wohl offensichtlich. Ich wollte dich sehen.“

„Ach ja?“, erwiderte Porscha spöttisch.

In diesem Moment erhob sich ihre Mutter von der Couch. „Ich nehme an, Sie sind Xavier Lockett?“ Sie musterte ihn kritisch.

„Genau der bin ich, Ma’am.“

„Sie sollten gehen. Porscha hat einen sehr vollen Terminplan.“

„Vielleicht kann Porscha ja für sich selbst sprechen.“

„Ich bin ihre Managerin.“

„Mom, ist schon in Ordnung. Ich komme allein zurecht.“ Porscha hatte tatsächlich eine Menge zu sagen. Dinge, die sie besser schon drei Jahre zuvor gesagt hätte.

Ihre Mutter drehte sich zu ihr um. „Bist du dir sicher?“

Porscha nickte. Diane starrte ihre Tochter ein paar Sekunden lang an, dann ging sie hinaus und ließ Porscha allein mit Xavier zurück.

„Schön, dich zu sehen“, sagte er. „Du siehst fantastisch aus.“

„Typisch für dich.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du warst ja schon immer nur an einem interessiert.“

„Ach, komm schon, Porscha. Du weißt, dass das nicht stimmt.“

„Ach, tatsächlich?“ Sie fühlte sich auf der anderen Seite des Raums relativ sicher. Doch Xavier durfte auf keinen Fall näher kommen. Er besaß die Gabe, sie mühelos in seinen Bann zu ziehen, und das durfte sie nicht zulassen. Sie war nicht so leicht zu haben. Zumindest redete sie sich das ein.

„Ja, tatsächlich“, gab er hitzig zurück. Er schien sie mit seinem Blick zu durchbohren, und Porscha konnte die Augen nicht von ihm abwenden. „Es war nicht nur körperlich. Wir haben uns gegenseitig durch eine schwere Zeit geholfen.“

„Das hast du damals aber nicht gesagt.“

„Weil ich keine Lust hatte, jedem in der Klinik die Wahrheit über uns zu erzählen. Das war privat und ging nur uns beide etwas an.“

„Erwartest du wirklich, dass ich dir das glaube? Es ist drei Jahre her, und du hast nicht ein einziges Mal versucht, die Sache zu klären. Also warum jetzt?“

„Als ich dich oben auf dem Bildschirm sah, da wusste ich, dass das zwischen uns noch nicht vorbei ist.“ Langsam kam Xavier auf sie zu, und Porscha wich zurück, bis sie gegen den Spiegeltisch hinter sich stieß. Nun gab es keinen Ausweg mehr. „Und wenn ich dich jetzt aus der Nähe vor mir sehe, dann bin ich mir dessen ganz sicher.“

„Du weißt ja nicht, was du da sagst.“

„Mag sein. Vielleicht aber doch. Was ich so mitbekommen habe, hattest du in den letzten drei Jahren nicht viele Dates.“

„Im Gegensatz zu dir. Du hattest offensichtlich unzählige Frauen“, entgegnete sie bissig.

Xavier lächelte. „Hast du mich etwa gegoogelt?“

Porscha warf ihre pechschwarzen Locken nach hinten. „Nicht wirklich.“

„Lügnerin.“ Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu.

Porscha wollte ihn wegstoßen oder mit den Fäusten auf seine Brust trommeln, doch tief in ihrem Innern wollte sie etwas anderes.

Und so ließ sie Xavier gewähren, als er seine Hände in ihrem Haar vergrub und sie an sich zog. Er senkte den Kopf. „Sag mir, dass du das nicht willst“, sagte er, als er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war. Seine tiefe Stimme war heiser und unglaublich sexy, und Porscha lief ein Schauer über den Rücken.

Sekunden später zog sie ihn zu sich herunter, und ihre Lippen trafen sich zu einem explosiven Kuss, der eine Welle der Lust durch Porschas Körper schickte.

Der Kuss schien nicht enden zu wollen. Porscha versuchte, im Hier und Jetzt zu bleiben, doch die Vergangenheit vermischte sich mit der Gegenwart, und Erinnerungen daran, wie unersättlich sie bei diesem Mann gewesen war, stürmten auf sie ein.

Sie versuchte mit aller Macht, nicht vor Erregung zu stöhnen, doch Xavier schmeckte einfach köstlich. Als er mit der Zungenspitze über den Rand ihrer Lippen strich, gab sie erneut dem fordernden Druck seiner Zunge nach und genoss den aufreizenden Kuss. Xaviers Lippen waren sanft und fest zugleich, und schließlich konnte sie sich nur noch hilflos an ihn klammern. Wie war es möglich, dass dieser Mann mit nur einem Kuss solch ein Verlangen in ihr weckte? Sie spürte, wie ihre Weiblichkeit zum Leben erwachte und vor Erregung feucht wurde.

Als Xavier sich von ihr löste, spürte er das unwiderstehliche Verlangen nach mehr. „Ist die Sache zwischen uns vorbei, Porscha?“ Er blickte in ihre vor Leidenschaft verhangenen Augen, und darauf gab es nur eine Antwort.

Nein.

1. KAPITEL

Sechs Monate später

„Schön, dass du dich auch noch zu uns gesellst, Xavier“, sagte Vincent Chandler, der Produzent von Atlanta Sports Night, als Xavier montags in einem königsblauen T-Shirt und dunklen Jeans in das bereits laufende Meeting geschlendert kam.

Xavier warf einen Blick auf seine Rolex. „Tut mir leid, aber bin ich zu spät? Das Meeting fängt doch immer um zehn an.“

„Ich habe es auf halb zehn vorverlegt“, erwiderte Vincent. „Und das wüsstest du auch, wenn du deine Nachrichten lesen würdest.“

Xavier verdrehte die Augen. Er konnte gut darauf verzichten, dass Vincent ihn so langmachte. Schließlich war er längst nicht mehr der unerfahrene Neuling wie damals, als er vor ein paar Jahren hier anfing. Natürlich hatte er eine Weile gebraucht, um sich zurechtzufinden. Davor war es sein Job gewesen zu spielen, nicht das Spiel zu kommentieren.

„Tut mir leid“, sagte er beiläufig und setzte sich neben Marcus Elliot, seinen Partner bei der Sendung.

„Lange Nacht gehabt?“, wollte Marcus wissen.

„Das kannst du laut sagen“, erwiderte Xavier. Er hatte die Nacht mit einer gewissen anmutigen R&B Sängerin verbracht.

„Zusätzlich zu deinen Kommentaren“, verkündete Vincent gerade, „möchten wir, dass du ein Hintergrund-Interview mit De’Sean Jones machst.“

„Warum ich?“, wollte Xavier wissen. Er war nicht der erfahrenste Sportjournalist des Senders und fragte sich, warum sie ihm und nicht Marcus das Interview mit dem aufstrebenden Liga-Neuling gaben.

„Weil du weißt, wie er sich fühlt“, erwiderte Vincent. „Du hast die Heisman Trophy gewonnen.“

Erinnere mich nicht daran, dachte Xavier.

Er gab sich die größte Mühe, diese glorreichen Zeiten, die niemals wiederkehren würden, hinter sich zu lassen, doch Vincent machte ihm das nicht leicht. „Ich finde, Marcus wäre besser geeignet.“ Xavier wusste, dass solche Interviews seiner Karriere nutzten, doch er war sich immer noch nicht sicher, ob der Sportjournalismus das Richtige für ihn war oder ob er nur seinem Vater zuliebe damit angefangen hatte.

„Der Sender möchte ein bisschen Abwechslung“, erklärte Vincent. „Sie wollen eine frische Perspektive und halten dich für den perfekten Kandidaten.“

„Das bezweifle ich“, erwiderte Xavier trocken.

„Das war keine Bitte.“

Xavier starrte seinen Chef wütend an. Vincent hatte ihn von Anfang an auf dem Kieker gehabt. Gerüchten zufolge hatte er damals bereits einen eigenen Kandidaten für die Stelle gehabt, dann jedoch Xavier nehmen müssen, da dessen Vater mit dem Chef von ASN befreundet war.

„Na schön. Wo und wann?“

Später kam Marcus an Xaviers Schreibtisch vorbei. „Mach dir keine Gedanken, Xavier, ich helfe dir. Schließlich habe ich schon unzählige Interviews gemacht.“

„Ich weiß, aber eigentlich wäre das hier dein Ding gewesen.“

Marcus zuckte nur die Achseln. „So etwas kommt vor.“

„Aber es ist nicht fair. Du hast eine Menge zum Erfolg des Senders beigetragen.“

„Mag sein. Doch wenn du dich in diesem Business halten willst, solltest du niemanden verärgern und nach deren Regeln spielen. Du kommst gut an. Mach dir das zunutze.“

Nachdem Marcus weg war, dachte Xavier über den Ratschlag nach. Vielleicht ging er das Ganze einfach nur falsch an. Es hatte ihn immer gestört, dass sein Vater ihm dabei geholfen hatte, den Job zu bekommen. Xavier brauchte niemanden, der seine Kämpfe ausfocht. Doch nun, da er beim Sender Erfolg hatte, konnte er seine Popularität nutzen, um seine wohltätigen Projekte voranzubringen.

„Ja, Porscha, genau so“, rief der Fotograf, und sie hielt ihr Gesicht weiter in den Luftstrom der Windmaschine, damit ihr seidiges Haar sie wie eine Wolke umwehte. „Jetzt gib mir ein bisschen mehr sexy. Zieh einen kleinen Schmollmund.“

Porscha beugte sich vor und versuchte, ihr Unbehagen auszublenden. Sie bewegte sich so, wie man es ihr sagte, und war nichts weiter als eine Leinwand, auf die andere ein Wunschbild von ihr projizierten. Doch so lief das nun mal. Das Foto-Shooting war für das Cover des Soundtracks zu dem neuen Film mit Ryan Mills. Sobald der Film angelaufen war, würde Porschas Gesicht sicherlich auf sämtlichen Magazin-Titelseiten in den Staaten erscheinen. Schließlich war Ryan extrem beliebt.

Um in Stimmung zu kommen, tagträumte Porscha davon, wie Xavier sie in der Nacht zuvor an die Wand gedrängt und im Stehen geliebt hatte. Sie konnte seiner überwältigenden, animalischen Anziehungskraft einfach nicht widerstehen und hatte hemmungslos genossen, wie er ihr mit seinem muskulösen, nackten Körper unendliche Lust bereitete.

„Oh, ja, Porscha, das machst du super. Ja, genau so!“

Autor

Yahrah St John
Yahrah St. John hat bereits dreißig Bücher geschrieben. Wenn sie nicht gerade zu Hause an einer ihrer feurigen Liebesgeschichten mit unwiderstehlichen Helden und temperamentvollen Heldinnen arbeitet und sie mit einem Schuss Familientragödie würzt, kocht sie gern aufwändige kulinarische Leckereien oder reist auf der Suche nach neuen Abenteuern um die Welt....
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