Die Schöne und der Bastard - Kapitel 16

~ Kapitel 16 ~

Soren bekam sie zu fassen, gerade als sie ihn wie eine Furie ansprang. Mit einem Bein stand er noch im Zuber, doch irgendwie gelang es ihm, das Gleichgewicht zu wahren und nicht mit Sybilla zusammen auf dem Boden zu landen. Sie benahm sich wie ein wildes Tier, das um sein Leben kämpfte. Mit beiden Fäusten schlug sie auf ihn ein, und kaum hatte Soren ihre Hände zu fassen bekommen, begann sie nach ihm zu treten.

„Sybilla“, flüsterte er. „Du musst dich wieder beruhigen.“

Aber ihm war klar, dass sie ihn nicht hören konnte. In ihrem Zustand aus blankem Entsetzen und rasender Wut vernahm sie nichts außer der Stimme, die in ihrem Kopf verheerende Gedanken herausschrie. Er wusste es, er selbst hatte das auch durchgemacht.

Soren bewegte sich nur langsam, zum Teil weil sie sich beharrlich gegen seinen Griff zur Wehr setzte, zum Teil aber auch, weil er ihrem Zorn freien Lauf lassen musste, bis der ausgebrannt war. Mit einem bedächtigen Schritt nach dem anderen bewegte er sich mit Sybilla vom Badezuber weg. Dabei wurde sie langsamer, und auch ihr unverständliches Geschrei ebbte ab. Schließlich kam sie wieder zur Ruhe und keuchte angestrengt, da sie keine Luft mehr bekam. Er brachte sie zum Bett, setzte sich hin und zog sie auf seinen Schoß. Dabei ignorierte er ihre immer noch vorhandene Gegenwehr, drückte eine Hand auf ihre Brust, die andere auf ihren Rücken, dann sagte er leise: „Presse dagegen, Sybilla. Presse beim Atmen gegen meine Hände.“

Es dauerte ein wenig, bis sie seiner Aufforderung nachkam, dann aber konnte er deutlich spüren, wie sehr sie gegen den Druck seiner Hände ankämpfte, um tief durchatmen zu können. „Braves Mädchen“, sagte er und hielt sie nicht mehr ganz so fest, ließ aber seine Hände, wo sie waren.

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, doch Soren schickte den ungebetenen Besucher mit einer ungeduldigen Kopfbewegung wieder nach draußen, ohne überhaupt zu sehen, wer an der Tür gewesen war. Er wollte niemanden in diesem Raum haben, da er völlig nackt war und Sybilla sich nicht schämen sollte, wenn sie erst einmal zur Besinnung kam und ihr klar wurde, was sie getan hatte. Auch wenn sie blind bleiben sollte, hätte dieser Moment ernste Folgen für ihre Würde, sollte sie sich an alle Einzelheiten erinnern.

Später würde sich alles andere schon finden.

Fast hätte er laut über die Ironie dieses Augenblicks gelacht. Schließlich war es noch nicht lange her, da hatte er nichts anderes gewollt als sie leiden zu lassen. Und jetzt tat ihm sein Herz weh – dieses Herz, das er für kalt und leer, ja, sogar für tot gehalten hatte –, wenn er sah, wie Geist und Seele dieser stolzen jungen Frau Höllenqualen litten.

„Du hast mir das angetan“, schrie sie auf einmal. Als sie die Fäuste hob, um gegen seine Brust zu trommeln, bemerkte er Blut an ihren Händen. „Du … hast … mir … das … angetan!“ Er bekam ihre Handgelenke zu fassen und hielt sie fest gegen sich gedrückt.

Es half nichts, jetzt irgendetwas zu erwidern, denn sie brauchte im Moment vor allem Zeit, um ihrer Wut und ihrer Angst freien Lauf zu lassen, da sie mit einem Leben in Blindheit konfrontiert war. Wenn sie ihm auch nur annähernd ähnlich war, würde es nicht bei diesem einen Wutausbruch bleiben. Aber zumindest war ein Anfang gemacht worden. Es war so, als würde man mit einer Nadel eine Blase unter dem Fuß aufstechen – das Schlimmste war vorüber, aber es würde noch dauern, bis alles verheilt war.

Im Verlauf der nächsten Stunden kam es in Abständen immer wieder zu diesen Ausbrüchen, aber jeder weitere fiel schwächer aus als der vorangegangene, und schließlich sank sie schlaff gegen seine Brust. Ihr Atem ging flach, ihre bleiche Haut war schweißnass, doch ihr Herz schlug kraftvoll und gleichmäßig. Er hob sie von seinem Schoß und legte sie aufs Bett, dann zog er sich an und füllte Wasser in eine kleine Schüssel, tauchte ein Leinentuch hinein und säuberte dann die Schrammen und Kratzer an ihren Händen, im Gesicht und an anderen Stellen ihres Körpers.

Als er den Riegel hob und die Tür öffnete, sah er sich im Korridor einer regelrechten Menschenmenge gegenüber. In vorderster Reihe stand der alte Drache und wollte an ihm vorbei in die Gemächer gelangen. Soren schüttelte jedoch den Kopf und sagte der Frau stattdessen, was er benötigte.

Aldys rührte sich nicht von der Stelle, sondern gab den Auftrag an Gytha weiter, damit sie die Vorräte und Arzneien besorgte.

„Mylord“, begann sie zu widersprechen, als sie ihm die Verbände und Salben aus Teyens Bestand überreichte.

„Komm gar nicht erst auf die Idee, mir Widerworte zu geben, Aldys“, warnte er sie leise. „Ich werde mich um Lady Sybillas Verletzungen kümmern, und dich werde ich rufen, wenn sie wieder in der Lage ist, Besucher zu empfangen.“

Er sah, wie sie trotzig die Schultern straffte, eine Entgegnung verkniff sie sich dann aber doch. Sehr klug von ihr. Ehe er die Tür wieder schloss, nickte er ihr zu. Dann trug er alles zum Bett und zog einen kleinen Tisch heran, auf dem er die Sachen ablegte. Er goss etwas von dem für sein Bad vorgesehenen, inzwischen kalten Wasser in eine Schüssel, mischte es mit ein wenig von dem heißen Wasser, das ihm soeben gebracht worden war, und tauchte ein frisches Leinentuch hinein. Behutsam öffnete er Sybillas Fäuste und wischte Schmutz und Blut von ihren Handflächen. Sie stöhnte und stieß leise Schreie aus, aber sie erwachte nicht aus dem tiefen Schlaf, in den sie gefallen war.

Soren ging um das Bett herum, damit er ihr die Kleidung ausziehen konnte, um sich all ihrer Verletzungen anzunehmen. Er drehte sie zur einen, dann zur anderen Seite, öffnete die Schnüre ihres Kleids und des Mieders, damit sich alles über den Kopf ziehen ließ. Das Unterkleid war weiter geschnitten und behinderte ihn nicht bei seiner Arbeit. Er säuberte die Schrammen an den Armen und verteilte ein wenig von Teyens Salben darauf. Als er ihr Unterkleid hochhob und ihre Knie sah, zuckte er unwillkürlich zusammen. Die würden noch eine ganze Weile wund sein, sodass sie vorläufig darauf verzichten musste, sich beim Beten hinzuknien.

 

Es dauerte fast eine Stunde, bis alle Verletzungen versorgt waren, dann deckte er Sybilla zu. Er sah sich um, da er eigentlich vorhatte, einen Stuhl neben das Bett zu stellen und dazusitzen, bis sie aufwachte. Doch er entschied sich dagegen und beschloss stattdessen, sich zu ihr zu legen. Da er größer war als die meisten hier in der Feste, würde er die Nacht ohnehin nicht auf einem Stuhl sitzend verbringen können. Vorsichtig legte er sich ins Bett – nahe genug, um sofort für sie da zu sein, wenn sie ihn brauchte, aber auch weit genug entfernt, damit sie sich nicht berühren konnten.

Seit Wochen hatte er nicht mehr gut geschlafen – und in einem richtigen Bett schon seit mindestens einem Monat nicht mehr. So blieb es nicht aus, dass der weiche, warme Untergrund ihn binnen weniger Augenblicke schläfrig werden ließ. Die Kerzen waren heruntergebrannt und erloschen, sodass er in völliger Dunkelheit dalag. Als er aufstand und sich zur Tür vortastete, bekam er eine Vorstellung davon, wie es für Sybilla sein musste, nichts sehen zu können. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit, damit der Schein der Fackeln draußen im Korridor für ein wenig Helligkeit im Zimmer sorgte. Nach kurzer Suche fand er eine Öllampe, entzündete sie und stellte sie auf den Tisch neben dem Bett, damit er wieder etwas sehen konnte.

Er drehte sich zu Sybilla um und betrachtete sie, wie sie schlafend dalag. Sie bewegte sich nicht, wenn man von tiefen, gleichmäßigen Atemzügen absah, die von ihrer völligen Erschöpfung zeugten. Es dauerte nicht lange, dann war auch Soren eingeschlafen.

 

Soren wurde vom Lärm seiner Männer geweckt, die auf dem Hof ihre Kampfübungen absolvierten. Er verließ das Bett, ging zum Fenster und öffnete die Läden, dann sah er, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand.

Er streckte sich, um so wie jeden Morgen die Verspannungen zu lösen. Das Bad am Abend zuvor hatte bereits einen Teil dazu beigetragen, aber die ganze Wirkung konnte es nicht entfalten, da er nicht lange genug hatte baden können. Am schlimmsten war die Partie an Schulter und Hals, dort, wo die Klinge tief eingedrungen und dann vom Knochen abgeprallt war, um dann eine Spur der Verwüstung auf seinem Körper zu hinterlassen. Er hätte eine solch ernste Verletzung eigentlich nicht überleben können, weshalb er sich einmal mehr fragte, wieso er dennoch nicht tot war.

Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er das letzte Abendessen ausgelassen hatte. Er griff nach seiner frischen Kleidung und zog sich an, damit die Dienerinnen wieder herkommen konnten. Nachdem er fertig angekleidet war, zog er die Stoffkappe über den Kopf, die in geschlossenen Räumen angenehmer zu tragen war als die Lederkappe, die eher einen Teil seiner Rüstung ausmachte. Nach einem letzten Blick zu Sybilla entschied er, sich nicht allzu weit von ihr zu entfernen, falls sie ihn brauchte.

Soren öffnete die Tür und sah sich einem ganzen Gefolge gegenüber – die Diener, die die Gemächer in Ordnung bringen und den Badezuber hinaustragen wollten, seine eigenen Männer, die auf ihre Befehle für den Tag warteten, Aldys, die ihn finster ansah, eine vor Sorge zitternde Gytha sowie Guermont und Stephen, die ihn ungläubig anschauten, da er die Nacht bei Sybilla verbracht hatte. Er zog die Tür weiter auf und gab den Dienern ein Zeichen, damit sie eintraten. „Leise“, warnte er sie, als sie an ihm vorbeieilten. Schnell und zielstrebig leerten sie den Zuber und trugen ihn nach draußen. Ein anderer Diener zündete im Kamin ein Feuer an, ein weiterer brachte einen eisernen Kessel und hängte ihn über dem Feuer auf einen Haken.

„Teyen sagt, es ist ein Kräutertee für Mylady, wenn sie aufwacht“, flüsterte der Mann ihm zu.

Von der älteren Dienerin erwartete er eigentlich ein Donnerwetter, aber nichts geschah. Stattdessen trug Aldys ein Tablett herein und stellte es auf den Tisch, den man zur Seite geschoben hatte, um Platz für das Bad zu machen. Sie nahm das Tuch weg, das über einem Teller und einer kleinen Schale ausgebreitet lag, darunter kamen dampfendes Porridge sowie ein Stück Käse und ein kleiner Brotlaib zum Vorschein. Daneben standen ein Becher und ein Krug. Als sie fertig war, nickte sie Soren zu.

„Euer Frühstück, Lord Soren“, sagte sie leise und zog sich zurück.

Nach kürzester Zeit war die Kammer sauber gemacht worden, im Kamin loderte ein Feuer, und auf Soren wartete ein Frühstück. Beeindruckt von der zügigen, gründlichen Art der Diener stellte er fest, dass er ein ganz neues Bild von dem bekam, was Sybilla hier geleistet hatte. Er wusste, dass sie das Gut ganz allein führte seit … seit Durwards Tod. Bislang war ihm nicht klar gewesen, welche Verantwortung sie damit getragen hatte. Auch wenn ihre taktischen und strategischen Fertigkeiten sehr zu wünschen übrig ließen, hatte sie den Haushalt hervorragend im Griff gehabt und dafür gesorgt, dass alle Leute Kleidung und Essen hatten, obwohl es ein verheerender Winter mit zahlreichen Hungertoten gewesen war. Dann hatte sie im Frühjahr die Aussaat für das neue Getreide überwacht und den Bau einer neuen Mauer rund um die Feste in Angriff genommen.

Wäre er nur ein paar Wochen später hier eingetroffen, dann hätte ihn die Eroberung von Alston vermutlich weitaus mehr Mühe gekostet.

Er widmete sich seinem Frühstück, aß bis zum letzten Krümel alles auf und trank sämtliches Ale, das Aldys für ihn mitgebracht hatte. Ein Krieger lernte schon früh in seiner Ausbildung, dass er auf keine Mahlzeit verzichten sollte. Wenn man einen Marsch unternahm, konnte es bis zur nächsten Mahlzeit manchmal Tage dauern, also aß man, was man bekam und wann man es bekam, und dann betete man, dass es schon bald wieder etwas zu essen geben würde.

Williams Armee war monatelang in Caen aufgehalten worden, weil schwere Stürme eine Überquerung des Ärmelkanals unmöglich machten. Die schwierigste Aufgabe von allen war die gewesen, so viele Krieger zu ernähren. Tausende mussten essen, aber allzu oft konnten nicht alle versorgt werden. Diese Lektion war Soren nur zu gut in Erinnerung geblieben.

Nachdem er aufgegessen hatte, stellte er das Geschirr zurück auf das Tablett. Als er aufstand und sich umdrehte, um das Tablett nach draußen zu tragen, fiel sein Blick auf Sybilla. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie reden, aber es war kein Ton zu hören.

Der ganze Körper tat ihr weh, sogar ihre Haut schmerzte. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, weil sie gar nicht wissen wollte, wie schlimm die Schmerzen dann sein würden. Es war schon qualvoll genug, ein- und auszuatmen, so sehr tat ihr alles weh. Lediglich die Augen und die Lippen konnte sie ohne Schmerz bewegen. Sybilla schickte ein Stoßgebet zum Himmel, ihre Blindheit möge nur ein schlimmer Albtraum gewesen sein, und wenn sie gleich die Augen aufschlug, würde sie den neuen Tag begrüßen können.

Sie nahm ihren wenigen noch verbliebenen Mut zusammen und schlug die Augen auf.

Schwärze.

Unverändert beharrliche Schwärze war das Einzige, was sie sah. Tränen liefen ihr über die Wangen, aber zu ihrer Verwunderung berührte ein Stück Stoff ihr Gesicht, um die Tränen aufzunehmen. Sie zuckte vor Schreck zusammen, gleich darauf musste sie vor Schmerzen aufstöhnen, die durch ihr Zucken verursacht worden waren.

„Ich bin es, Soren“, hörte sie ihn sagen. „Ich habe einen Kräutertee vom Heilkundigen erhalten, um deine Schmerzen zu lindern.“

Er legte eine Hand hinter ihren Kopf und hob ihn behutsam vom Kissen hoch. Solange sie ihn gewähren ließ und sie sich nicht selbst rührte, blieben die Schmerzen erträglich. Nach ein paar Schlucken konnte sie sich wieder nach hinten sinken lassen. Sie wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Also lag sie schweigend und reglos eine Weile da, bis der Trank seine Wirkung entfaltete und die Schmerzen dumpfer wurden.

„Es müsste bald wirken“, erklärte er, während er um das Bett herumging und die Decke glatt strich. Die Decke, die ihren Körper bedeckte … ihren nackten Körper.

Sie kniff die Augen zu und wollte nur noch sterben.

Es gab so viele Gründe, warum sie jetzt auf der Stelle sterben wollte.

„Ich habe deine Verletzungen versorgt und die Nacht über auf dich aufgepasst, Sybilla“, sagte er, als hätte sie ihm eine Frage gestellt. „Aldys ist zwar ein alter Drache, aber sie hätte deinen Zorn nicht bändigen können.“

Seine Worte ließen sie lachen, zumindest jedoch versuchte sie es, aber die Tränen strömten immerzu, und sie konnte ihre Hand nicht heben, um sie wegzuwischen. Selbst wenn sie nur die Finger rührte, kam es ihr so vor, als würde ihr die Haut vom Fleisch gerissen. Aber es waren nicht die Schmerzen, die sie weinen ließen, sondern die Erkenntnis, dass sie das, was ihr genommen worden war, niemals zurückerhalten würde. Wieder wurden ihr mit einem Tuch die Tränen abgetupft.

Soren verhielt sich fast förmlich, wenn er ihr Gesicht abwischte oder wenn er sie dazu veranlasste, noch etwas von diesem Trank zu sich zu nehmen, dessen Wärme sich in ihrem Körper ausbreitete und die Schmerzen weiter zurückdrängte. Er nahm ihr den einen oder anderen Verband ab, legte ihn aber gleich wieder an, nachdem er irgendeine Salbe auf ihrer Haut verteilt hatte. Dass Soren nicht zu fürsorglich handelte, war ihr nur recht, weil sie so diese Situation durchstehen konnte, während sie andernfalls wohl die Beherrschung verloren hätte.

Nach einer Weile merkte Sybilla, wie der Schlaf wieder übermächtig wurde, während Soren leise auf sie einredete, sich nicht gegen die Müdigkeit zu sträuben. Es kam ihr so vor, als würde er wieder und wieder das Gleiche sagen, aber sicher war sie sich nicht.

 

Als sie irgendwann erneut aufwachte, herrschte in der Feste Stille, und damit war für sie klar, dass die Nacht angebrochen war. Nach der Wärme zu urteilen, die sie neben sich spürte, musste Soren bei ihr im Bett liegen, was er Augenblicke später auch bestätigte.

„Wie geht es dir, Sybilla?“, fragte er mit leiser Stimme. „Haben die Schmerzen nachgelassen?“

Vorsichtig bewegte sie eine Hand, dann einen Arm, einen Fuß und ein Bein, bis sie so gut wie jede Körperpartie auf schmerzhafte Reaktionen überprüft hatte. Sie hatte nach wie vor Schmerzen, mal mehr, mal weniger stark, aber es war ein himmelweiter Unterschied zu dem, was sie noch vor Kurzem hatte ertragen müssen. Sie wollte sich räuspern und auf seine Frage antworten, doch ihre Stimme versagte ihr auch jetzt den Dienst.

Er schien einen Fluch in seiner Sprache auszustoßen, was gleich darauf bestätigt wurde, als er eine hastige Entschuldigung folgen ließ. Dann drehte er sich zur Seite und verließ das Bett, sie hörte ihn eine Weile durch das Zimmer gehen, schließlich setzte er sich zu ihr. Soren legte einen Arm um ihren Nacken und half ihr auf, bis sie sich weit genug aufgerichtet hatte, dass er ihr einen Becher an die Lippen setzen konnte. Der verdünnte Wein tat ihrer trockenen Kehle gut, und sie sah sich in der Lage zu reden, auch wenn ihre Stimme so rau klang, wie sie sich anfühlte.

„Nicht mehr ganz so schlecht, Soren“, brachte sie nur im Flüsterton heraus, weil ihr das nicht so wehtat. Sie versuchte, sich auf seinem Arm abzustützen, rutschte jedoch ab, sodass ihre Hand auf seinem Bein landete, seinem Oberschenkel … seinem muskulösen, nackten Oberschenkel. Sie schluckte und tat so, als sei nichts geschehen, obwohl sie natürlich genau wusste, was geschehen war.

Wieder schwieg er nur und stand vom Bett auf, dann vernahm sie, wie er den Becher auf dem Tisch abstellte. Schließlich legte er sich auf der anderen Seite des Bettes abermals zu ihr. Sie erwartete, dass er näher an sie heranrücken würde, doch sie irrte. Vielmehr wahrte er genügend Abstand, sodass sich ihre Körper nicht berührten.

Aber es war egal, ob sie sich berührten oder nicht, sie wusste auch so, dass er bei ihr war.

 

Und so verliefen auch die folgenden Tage und Nächte. Soren blieb die ganze Zeit bei Sybilla, ihre Dienerinnen durften ihr Quartier nur betreten, um sich um ihre persönlichsten Angelegenheiten zu kümmern, danach zogen sie sich gleich wieder zurück. Sybilla rechnete damit, dass Soren irgendwann auch weggehen würde, um sich seinen Pflichten zu widmen, doch wann immer sie aufwachte, war er bei ihr.

Dann eines Tages – nach den Geräuschen aus der Feste zu urteilen, musste es Morgen sein – begann sich der Nebel in ihrem Kopf zu lichten, und sie fühlte sich so gut wie schon seit Tagen nicht mehr.

Sie bewegte sich nur behutsam, dabei stellte sie erleichtert fest, dass ihr Körper nicht mehr bei der kleinsten Regung vor Schmerzen schrie. Als sie sich zur Bettkante drehte um aufzustehen, bemerkte sie allerdings, dass etwas Schweres sie daran hinderte. Sie tastete nach dem rätselhaften Gegenstand und erkannte, dass es sich dabei um … einen Arm handelte.

Ein Männerarm, der auf ihren Hüften lag, von ihrer nackten Haut nur durch ein dünnes Laken getrennt.


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