Zunächst wollte Raed seinen Fehler nicht zugeben, aber Larenz hatte immer viel Geduld mit ihm, so wie früher sein Vater. Auch wenn Lord Soren ihm damit gedroht hatte, ihn zu verprügeln, war das bislang nicht vorgekommen. Stattdessen gab er ihm jeden Tag genug Essen, damit er nicht hungern musste, und am Abend ein warmes Nachtlager. Larenz hatte ihm gesagt, dass jeder Mensch Fehler machte und dass das nicht ganz so schlimm war, solange man daraus lernte. Als Raed nahe genug war, fuhr Larenz ihm mit der Hand durchs Haar, so wie der Junge es mit einem Hund des Müllers gemacht hatte, wenn er mit ihm spielen durfte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Larenz. Er und die anderen Männer unterhielten sich in einer fremden Sprache, aber die meisten von ihnen konnten die hiesigen Wörter so deutlich aussprechen, dass er auch verstand. Nur ein paar von Lord Sorens Leuten taten das nicht, weshalb er ihnen befohlen hatte, es schnell zu lernen.
„Ich habe der Herrin die Botschaft überbracht, wie Lord Soren es mir gesagt hatte.“
„Und?“, fragte Larenz. „Was ist passiert? Hat sie ihm verweigert, ihre Gemächer zu benutzen?“
„Nein“, sagte Raed und schüttelte den Kopf. „Warum soll sie das machen? Er ist hier der Herr, ihm gehört alles.“ Für ihn war das alles völlig klar, nur wieso hatte Lady Sybilla das nicht verstanden?
Larenz lachte laut auf und schüttelte vergnügt den Kopf. „Junge, du hast keine Ahnung, was sich zwischen Männern und Frauen abspielt.“ Er kniete sich vor ihm hin, damit er Raed in die Augen sehen konnte. „Sag mir, was passiert ist.“