Das Mädchen und der Highland-Krieger

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Schottland 1370: Als er vor ihr steht, ist es um Sorcha geschehen. Seine strahlendblauen Augen scheinen direkt auf den Grund ihrer Seele zu blicken! In den starken Armen von Alan Cameron die Freuden der Liebe erleben - das ist es, wovon Sorcha heimlich träumt. Die Sehnsucht nach den Küssen des tapferen Kriegers wächst mit jeder Stunde, die sie mit Alan verbringt. Doch sie muss der bittersüßen Versuchung widerstehen, so schwer es ihr auch fällt! Alan darf niemals in Erfahrung bringen, wer sie in Wirklichkeit ist. Sollte er das jemals herausfinden, wäre ihrer beider Leben in höchster Gefahr!


  • Erscheinungstag 24.07.2018
  • Bandnummer 343
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733803
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Castle Sween, Gebiet von Knap, Argyll, Schottland,

im Sommer des Jahres 1370

Sorcha, komm und setz dich ein wenig zu mir.“

Sorcha warf der Magd ihrer Mutter einen Blick zu, ob sie ihr gestattete, ans Bett zu treten. Anna nickte, und Sorcha ließ sich am Rand des hohen Seilbetts nieder, darauf bedacht, ihre Mutter nicht einzuzwängen. Erca MacNeill war schon seit Jahren nicht bei bester Gesundheit, seit einigen Wochen allerdings war ihr Gesicht eingefallen und grau. Annas besorgte Miene und der glasige, kraftlose Blick ihrer Mutter verrieten Sorcha überdeutlich, dass Erca nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt blieb.

Sie rutschte ein wenig näher und streckte die Hand nach der Hand ihrer Mutter aus, unfähig, etwas zu sagen. Es schnürte ihr die Kehle zu, und Tränen stiegen ihr in die Augen, als ihr bewusst wurde, dass sie hier und jetzt womöglich das letzte Mal Gelegenheit hatte, mit ihrer Mutter zu sprechen. Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung der Augen schickte ihre Mutter Anna fort. Wenig später ertönten in der Stille nur noch ihre schweren Atemzüge.

„Ehre“, presste ihre Mutter hervor und begann zu husten. Wieder zu Atem gekommen, rang sie sich die nächsten Worte ab, und Sorcha wusste, welche beiden es sein würden. „Treue. Mut.“ Wieder erfüllte ihr raues, markerschütterndes Husten das Gemach, und sie spuckte Blut. Sorcha versuchte, sie daran zu hindern, noch etwas zu sagen, doch ihre Mutter schüttelte nur den Kopf und wollte sich zwingen, fortzufahren.

„Bitte, Mutter, nicht reden“, sagte Sorcha und rutschte näher, wobei sie sorgsam darauf achtete, ihrer geschwächten Mutter nicht zu nahe zu kommen. Sie spürte, wie ihr die Tränen die Wangen hinabliefen.

„Ehre. Treue. Mut, Sorcha“, flüsterte ihre Mutter und zog an Sorchas Hand, damit ihre Tochter sich zu ihr beugte. „Frauen verstehen das. Frauen leben danach.“

„Aye, Mutter.“ Sorcha nickte und hoffte, mit ihrem Zugeständnis die aufgewühlte, mit sich ringende Frau zu beruhigen. „Ich werde danach leben. Wie ich es von dir gelernt habe.“

„Deinem Vater ist all das fremd. Sein Weg bedeutet für uns den Untergang. Und dir bringt er den Tod.“

Der Blick ihrer Mutter klarte sich auf, und Sorcha entdeckte in ihren Augen eine Kraft, die sie seit Jahren nicht bei ihr gesehen hatte. Zu lange hatte ihr Vater seine Frau mit rücksichtslosen Äußerungen und harschen Befehlen unterworfen und gefügig gemacht, ja sogar mit den Fäusten und brutalen Strafen. Und nun erkannte Sorcha in den Augen ihrer Mutter erstmals seit Langem wieder eine fast vergessene Regung – Widerstand.

„Du solltest dich jetzt ausruhen, Mutter“, sagte sie, doch ein fester Druck an ihrer Hand ließ sie innehalten.

„Ich werde nicht sterben, ohne für deinen Schutz gesorgt zu haben, Sorcha. Niemals werde ich zulassen, dass er dich an einen Menschen verkauft, bei dem ein Leben voller Leid und Schmerz auf dich wartet. Dir soll es nicht gehen wie mir. Nicht wegen Gold. Nicht wegen Macht. Und auch nicht wegen dieser Burg. Nicht mit mir.“

Ihre Mutter sprach so offen mit ihr wie noch nie zuvor. Es war allgemein bekannt, dass der Laird ein rauer Zeitgenosse war, einer, dem Zärtlichkeit und Güte fremd waren. Und hinter vorgehaltener Hand tuschelten die Leute, dass er seine Frau schlagen würde. Es erschien ihnen als ausgemacht, dass Erca MacNeill nicht mehr lange zu leben hatte und ihre Tochter schon bald verheiratet und fortgeschickt würde. Aber das hieß auch, dass sein Anspruch auf Castle Sween auf wackligen Beinen stand, denn Erca MacNeill hatte ihm keinen Sohn geschenkt.

Was allerdings so gut wie niemand wusste, war, dass Sorchas Vater bereits mit dem mächtigen Oberhaupt eines anderen Highland-Clans über Sorchas Verheiratung verhandelte. Einem Mann, dessen Macht so groß war, dass er seine Ansprüche gegen jeden behaupten würde, der es mit ihm aufnehmen wollte. Doch nicht das beängstigte Sorcha am meisten an den Gerüchten, die sie vernommen hatte. Nay, da war noch etwas weit Schlimmeres und Bedrohlicheres.

Es hieß, dieses Oberhaupt sei ein brutaler Mann und seine früheren Gemahlinnen hätten ein unglückliches Ende genommen. Doch das waren letztlich nur Gerüchte, und Sorcha war sich ihrer Stellung und ihrer Bedeutung für den Clan bewusst, daher würde sie als pflichtbewusste Tochter abwarten, bis ihr Vater seine Pläne für ihre Zukunft verkündete. Die warnenden Worte ihrer Mutter allerdings ließen sie sich nun fragen, ob an den Gerüchten nicht doch etwas dran war und mehr dahintersteckte, als sie wahrhaben wollte.

Sie musterte die gebrechliche, hinfällige Frau auf dem Bett. Nay, sie durfte ihre Mutter nicht am Sprechen hindern, wenn sie diese nicht noch mehr aufregen und erschöpfen wollte. Sorcha streichelte die Hand ihrer Mutter und nickte ihr zu.

„Sag mir, Mutter, was soll ich tun?“ Sie erwartete das übliche Gerede über den angemessenen Platz einer Frau und die Entscheidungen, die sie zu treffen hatte. Doch was ihre Mutter dann sagte, war klar und unmissverständlich.

„Du musst bereit sein. Nach meinem Tod, vielleicht auch schon davor, wird jemand dich aufsuchen, am helllichten Tag, möglicherweise auch mitten in der Nacht. Alles Weitere wird dir diese Person sagen, ein Mensch, von dem du weißt, dass ich ihm vertraue.“

„Mutter! Ich flehe dich an, sag nicht so etwas! Du wirst dich erholen…“ Der Blick ihrer Mutter trübte traurig ein, sodass ihre blauen Augen beinahe grau erschienen und Sorcha nicht länger zweifeln konnte.

„Nur Mut, Sorcha. Du musst bereit sein.“

„Bereit wofür? Was soll ich tun?“

Auf der Stirn und über dem Mund ihrer Mutter bildeten sich kleine Schweißperlen. Sie umklammerte Sorchas Hand derart fest, wie diese es angesichts der schwindenden Kräfte ihrer Mutter nicht für möglich gehalten hätte.

„Du musst fliehen…“

Damit sackte ihre Mutter in sich zusammen, und der Druck ihrer Hand lockerte sich. Sorcha rief nach Anna. Die Magd kam mit raschen Schritten in das Gemach und eilte mit einem dampfenden, aromatisch duftenden Becher in der Hand ans Bett. Sorcha trat beiseite, damit Anna Platz hatte und sich um die Todkranke kümmern konnte. Sie beobachtete die Magd und ließ sich die befremdlichen und beunruhigenden Worte ihrer Mutter durch den Kopf gehen.

Aber auch den Klang ihrer Stimme. Eine derartige Entschlossenheit hatte Sorcha schon seit Wochen nicht mehr bei ihrer Mutter erlebt. Seit vierzehn Tagen hatte sie überhaupt nicht mehr das Bett verlassen. Und doch hatten ihre Stimme und ihr Griff eine Kraft offenbart, die irgendwo tief in ihr verborgen gewesen sein musste und sich nun noch einmal Bahn gebrochen hatte.

Sie sollte also fliehen?

Während Anna Sorchas Mutter ein wenig von dem Gebräu einflößte, beschäftigten Sorcha immer noch Ercas Worte oder vielmehr ihre Warnung. Von hier fliehen? Zu wem? Wohin? Als Anna vom Bett zurücktrat, erwartete Sorcha nicht, dass ihre Mutter ihr noch Antworten auf ihre Fragen geben konnte. Ein grauer Schleier hatte sich über die Haut ihres Gesichts und ihres Halses gebreitet, indessen sie apathisch auf den Kissen lag und noch zarter und zerbrechlicher als kurz zuvor wirkte. Aber Sorcha musste es einfach probieren.

„Wohin soll ich fliehen, Mutter? Ich kenne nur unsere Freunde und Verwandten hier, doch von ihnen wird mir niemand helfen und Vaters Zorn riskieren.“

„Die Familie meiner Mutter wird dir helfen. Eine Cousine von mir ist Äbtissin im Norden, du musst es nur zu ihr schaffen“, presste ihre Mutter hervor. „Auch andere Cousinen von mir würden dich aufnehmen, die MacPhersons.“

„Du meinst also, ich soll das heilige Gelübde ablegen?“

„Das ist eine Möglichkeit, all dem zu entkommen.“ Ihre Mutter richtete sich mühsam auf und ließ sich von Anna die Kissen als Stütze zurechtrücken. „Sobald du es abgelegt hast…“

Sorcha verstand, dass nicht einmal ihr Vater das Gelübde aufheben konnte, durch das man sich einem Leben im Dienste Gottes weihte. Doch war die Aussicht auf ein solches Leben verlockender als auf eine Heirat? Da Sorcha die erschöpfte Miene ihrer Mutter sah und wusste, wie mutlos diese war, würde sie sich wohl damit abfinden müssen.

„Anna“, flüsterte ihre Mutter, worauf ihre Vertraute zu einer Stelle neben der Tür ging und die Hände über die Mauer gleiten ließ, um schließlich einen kleinen Stein herauszuziehen. Dahinter kam ein Ledersäckchen zum Vorschein. Anna nahm es und reichte es Sorcha.

„Für Euch, Mylady. Tut das Säckchen zu den anderen und haltet Euch bereit, wie Eure Mutter gesagt hat“, erklärte Anna mit sanfter Stimme.

Sorcha ertastete verschiedene Gegenstände in dem Säckchen. Der Größe und der Form nach musste es sich erneut um Schmuck und Edelsteine handeln. Über die vergangenen Monate hatten ihre Mutter und Anna ihr immer wieder solche Säckchen ausgehändigt, und es schien fast so, als verfolgten sie einen bestimmten Plan. Nur zu gerne hätte sie die beiden Frauen danach gefragt, doch ihre grimmig entschlossenen Gesichter ließen keinen Zweifel daran, dass sie von ihnen keine Aufklärung erwarten konnte. Sie trat noch einmal ans Bett, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden.

„Erhol dich gut, Mutter“, sagte sie sanft und nahm ihre Hand, um sie zu küssen. „Ich werde morgen früh wieder nach dir schauen.“ Die einzige Antwort darauf war eine einzelne Träne, die sich aus dem Augenwinkel ihrer Mutter stahl und ihr die Wange hinabrann.

Mit einem Nicken passierte Sorcha Anna. Sie schob das Säckchen in ihren Ärmel, falls sie vor der Tür des Gemachs jemandem begegnen sollte. In ihrem Gemach angekommen, schickte sie ihre Magd hinaus und versteckte das Säckchen bei all den anderen Päckchen und Beuteln, die ihre Mutter ihr in den vergangenen Monaten hatte zukommen lassen.

Die Nacht brach herein, und die Burg mit den MacMillans kam zur Ruhe. Nur Sorcha fand keinen Schlaf. Die Worte ihrer Mutter und die hinter vorgehaltener Hand weitergegebenen Gerüchte rund um Gilbert Cameron gingen ihr nicht aus dem Kopf und hielten sie wach. Was nur sollte sie davon halten? Schließlich gab sie den Kampf auf, erhob sich, zündete eine kleine Talgkerze an und holte all die Sachen hervor, die ihre Mutter ihr gegeben hatte. Vielleicht würde sie zur Ruhe kommen, wenn sie diese durchging und sortierte.

Sie hatte den Überblick verloren, wie oft sie von ihrer Mutter und Anna etwas bekommen hatte, und zählte nun überrascht fünfzehn derartige Päckchen. Die meisten enthielten kleine Schmuckstücke oder Münzen, die sie eintauschen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Einer der Ringe war jedoch so wertvoll, dass er sofort Misstrauen erregen würde. Ihre Mutter hatte ihn seit Jahren nicht mehr getragen, aber Sorcha erinnerte sich, dass Erca ihn von ihrer Mutter schenkt bekommen hatte. Es war ein breiter, mit wertvollen Steinen und Juwelen besetzter Goldring. Was ein solches Stück wert sein würde… Ein kleines Vermögen.

Ihr Schatz wühlte Sorcha derart auf, dass es ihr auch dann noch nicht gelang einzuschlafen, als sie die Gegenstände schon längst wieder zusammengeräumt und in ihrem Versteck verstaut hatte. Als schließlich die Sonne aufging und der schlaflosen Nacht ein Ende bereitete, ließ Sorcha sich zum Gebet nieder. Sie betete zu Gott, dass ihre Mutter nicht sterben und es noch lange dauern würde, bis es so weit war, dass sie fliehen musste. Oder dass es vielleicht nie so weit kommen würde.

Aber ihr Gebet wurde nicht erhört, und schließlich war es so weit.

Nicht etwa an dem Tag, an dem ihr Vater sie wissen ließ, dass sie dem Oberhaupt der Camerons versprochen worden war, und sie es wagte, ihrem Widerstand Ausdruck zu verleihen, und von ihrem Vater für ihren Ungehorsam bestraft wurde.

Sondern vielmehr mitten in der Nacht.

1. KAPITEL

Achnacarry Castle, Loch Arkaig, Schottland

Du hast dir ziemlich viel Zeit gelassen, um meiner Aufforderung Folge zu leisten.“

Gilbert Cameron saß an der Stirnseite des Großen Saals, und seine wütende, überhebliche Stimme drang wie ein Donnerhall zu dem am Eingang stehenden Alan. Wer nicht durch dienstliche oder andere Gründe in dem Raum festgehalten wurde, beeilte sich, durch die nächstgelegene Tür zu türmen. Niemand wollte riskieren, dass das Oberhaupt des Clans der Camerons seinen Blick oder seinen Zorn auf ihn richtete. Wie es nun Alan geschah.

„Ich bin losgeritten, sobald ich Eure Nachricht erhalten habe, Onkel“, sagte Alan und näherte sich langsam. Ein paar der noch ausharrenden Männer nickten ihm zu, ängstlich darauf bedacht, dass sein Onkel ihren Gruß nicht bemerkte. Als er vor seinem Onkel stand, der auf dem imposanten Stuhl des Clanoberhaupts saß, verbeugte er sich. „Mylord.“

Alan verachtete seinen Onkel, doch er hatte sich geschworen, das niemandem gegenüber zu verraten, weder durch Worte oder Taten noch durch irgendwelche gemurmelten Flüche. Und wenn er nun dennoch fluchte, dann nur über seine eigene Dummheit. In der Tat hatte er es nicht gerade eilig gehabt, als ihn die Anordnung erreicht hatte, denn noch nie war eine Begegnung zwischen ihnen für ihn erfreulich verlaufen. Zumindest nicht, seit sein Onkel zum Clanoberhaupt ernannt worden war. Oder, um die Wahrheit zu gestehen, seit Gilbert Cameron Agneis geheiratet hatte.

„Du tanzt doch nicht etwa nach der Pfeife des Mackintoshs, mein Neffe?“, fragte Gilbert höhnisch. „Und konntest deswegen dem Befehl deines Oberhaupts nicht binnen einer angemessenen Frist nachkommen?“ Ein paar der Männer stimmten prustend und kichernd in den Spott seines Onkels ein.

„Ich war nicht in Glenlui, Onkel.“ Nicht ganz die Wahrheit. „Sobald Eure Botschaft bei mir eingetroffen ist, habe ich mich auf mein Pferd geschwungen.“ Alan schaute, wie sein Onkel auf seinen sanften und fast schon ehrerbietigen Tonfall reagierte. Die Laune seines Gegenübers wechselte, von Hohn zu…

„Ich habe etwas mit dir zu besprechen“, sagte Gilbert und deutete mit dem Kopf auf ein kleines Nebengemach beim Korridor. „Komm.“

Alan folgte seinem Onkel und zwei weiteren Männern in das Gemach, das vom Verwalter von Achnacarry Castle genutzt wurde, und wartete darauf, dass sein Onkel sich niederließ. Dieser schwieg noch immer, was Alan fürchten ließ, dass ihm das Thema des Gesprächs gar nicht behagen würde. Endlich wurde er nicht länger im Unklaren gelassen.

„Du musst mich zum Territorium der MacMillans im Süden begleiten.“

„Bis Knapdale sind es ungefähr vier Tagesritte, wenn ich allein reite.“ Ohne Begleitung wäre er wesentlich schneller, deshalb ritt Alan eigentlich immer allein. Ihm drängten sich mehrere Fragen auf, aber zunächst einmal wollte er noch mehr über seinen Auftrag erfahren. Da ging ihm noch einmal die Formulierung seines Onkels durch den Kopf: zum Territorium der MacMillans. „Zu ihrem Territorium oder zu ihnen?“

„Angeblich soll ich dort mit meiner Verlobten zusammentreffen“, sagte Gilbert. Alan atmete hörbar aus und schüttelte den Kopf.

„Eurer Verlobten, Onkel? Mir war nicht bekannt, dass Ihr erneut heiraten wollt.“

Allein der Gedanke daran war furchtbar. Abermals würde eine Frau der rücksichtslosen Gnade eines brutalen Mannes ausgeliefert sein, der seine Macht nur für seine eigenen Bedürfnisse ausnutzte. Alan spürte den eisigen Blick seines Onkels und wusste, dass er mal wieder zu vorlaut gewesen war. Er musste Gilbert von seinem Zorn und seiner Kränkung ablenken, indem er dessen Aufmerksamkeit auf konkrete Fragen zurücklenkte. „Wie gesagt, vier Tage.“

„Da du auf dich hast warten lassen, werden wir sie wohl auf halber Strecke treffen.“ Gilbert nickte den anderen Männern zu. „Sie dürften bald in Ballachulish ankommen. Dorthin sollten wir rund zwei Tage brauchen.“ Gilbert hielt inne, als es an der Tür klopfte. „Tretet ein.“

„Mylord, die Leute sind bereit“, teilte ein Dienstbote mit und schloss die Tür wieder, um nicht länger zu stören.

„Wir brechen auf“, erklärte Gilbert. „Aber zunächst einmal geh dich stärken.“ Damit verließ er das Gemach. Alan blieb noch einen Augenblick zurück, um sich die überraschende Neuigkeit durch den Kopf gehen zu lassen.

Nachdem die ersten beiden, ausgesprochen jungen Frauen seines Onkels beide gestorben waren, hatte er sich also eine neue Frau gesucht. Offenkundig ganz heimlich. Denn wenn die Kunde davon bis zum Mackintosh vorgedrungen wäre, hätte dieser es Alan wissen lassen, nicht zuletzt, um von ihm mehr zu erfahren. Bei dem Gedanken an diese Heimlichkeit lief es Alan ahnungsvoll den Rücken hinab. Der frühere Laird war durchaus manchmal grimmig und rücksichtslos gewesen, aber Alan hatte ihm und seinem Wort jederzeit trauen können. Und genau das war in diesem Moment das Problem, so viel wurde ihm klar, als er sich aus dem Gemach zur Küche aufmachte, um seine Vorräte aufzufüllen.

Er vertraute seinem Onkel nicht.

Nicht einen einzigen Augenblick lang.

Er glaubte nicht, dass sein Onkel die Interessen des Clans über die eigenen stellen würde.

Oder dass eine junge Frau bei ihm in guten Händen wäre.

Alan hatte Gilberts erste Frau, Beatha, nicht gekannt, die zweite, Agneis, dafür umso besser. Als Kinder waren sie gemeinsam durch die Wälder gestreift und hatten in Seen gebadet. Die Jungen hatten Agneis von keinem ihrer kindlichen Abenteuer ausgeschlossen. Die kleine Agneis machte alles mit und behauptete unerschrocken ihren Platz unter ihnen … Doch irgendwann kam die Zeit, da sie nicht länger verbergen konnte, dass sie zu einer jungen Frau heranreifte.

Als ihr Körper erblühte, hegte Alan sogar eine Zeit lang die leise Hoffnung, sie würden eines Tages Mann und Frau. Doch durch ihre enge Vertrautheit miteinander konnte er in ihr unmöglich mehr als eine Freundin sehen. Schließlich wurde bekannt, dass sie Gilberts zweite Frau werden würde, und Alan wurde verboten, auch nur mit ihr zu reden.

Agneis sträubte sich gegen die Heirat mit Gilbert. Aber da dieser im Ältestenrat des Clans hohes Ansehen genoss und noch dazu sein Bruder das Clanoberhaupt war, ließ ihr Vater ihr keine Wahl. Zwei Jahre sollte sie nach der Heirat noch leben. Die Zeichen der Misshandlung waren zunächst kaum erkennbar, doch mit der Zeit wurden sie immer unübersehbarer. Dennoch zog niemand ihren Ehemann zur Rechenschaft. Alan machte sich immer noch Vorwürfe wegen ihres Todes. Er war nicht vor Ort gewesen, war nicht für sie da gewesen.

Um eine Ecke biegend, gelangte er in den Gang zur Küche und grüßte hier und da. Als er sich des grimmigen Lächelns auf seinen Lippen bewusst wurde, zwang er sich zu einem weniger furchterregenden Gesichtsausdruck. Nach wie vor zählte er viele der Leute auf Achnacarry Castle zu seinen Freunden, und die wollte er bei seinem kurzen und überhasteten Besuch nicht verschrecken.

Da sein Onkel auf ihn wartete, hielt Alan sich nicht lange mit seinen Reisevorkehrungen auf, weder in der Küche noch in dem Gemach, das er bei seinen Aufenthalten auf der Burg nutzte.

Nicht einmal eine Viertelstunde später schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte mit dem Clanoberhaupt und seinen Männern davon. Sie alle waren Krieger und daran gewöhnt, zielstrebig und ausdauernd zu reiten. Auch allein wäre Alan nicht wesentlich schneller gewesen als mit ihnen.

In den zwei Tagen ihrer Reise hielt Alan sich ein wenig abseits von den anderen, wie eigentlich immer, wenn er in der Gesellschaft seines Onkels war. Womöglich hätte Alans Vater die Feindseligkeit zwischen Alan und seinem Onkel ein wenig abmildern können, doch Gilbert sorgte dafür, dass Alans Vater sich ebenso selten auf Achnacarry aufhielt wie Alan selbst. Gilbert hatte seinen Bruder einfach aus dem Weg geräumt und Alans Vater die Verantwortung für Tor Castle am südlichen Rand des Clan-Gebiets übertragen. Im Grunde kam das einer Verbannung gleich, auch wenn Gilbert behauptet hatte, die Maßnahme sei notwendig für die Verteidigung ihrer Ländereien. Als sie sich den Grenzen des Cameron-Territoriums näherten, schloss Gilbert mit seinem Pferd zu seinem Neffen auf.

„Du wirst niemandem ein Wort hiervon erzählen“, sagte Gilbert. „Nichts von all dem, was du hier hörst oder siehst. Niemandem. Es sei denn, ich erlaube es dir ausdrücklich.“

„Selbstverständlich, Onkel“, erwiderte Alan und nickte zur Bekräftigung, auch wenn er sich immer noch fragte, was er eigentlich hier sollte. Seine Position im Clan war nicht bedeutsam genug, als dass man ihn als Zeuge benötigt hätte, zudem empfand sein Onkel eine tiefe Abneigung gegen ihn. Wieso also hatte man ihn mitgenommen?

„Auch nicht deinen geschätzten Mackintoshs.“ In der Stimme seines Onkels lag weit mehr als Verachtung und Abneigung. In ihr schwang noch etwas ganz anderes mit, etwas abgrundtief Bedrohliches.

Alan nickte abermals. Sein Onkel ließ sein Pferd abdrehen und ritt ebenso rasch davon, wie er gekommen war. Ganz offenkundig hatte er erledigt, was zu erledigen war, und verspürte darüber hinaus kein Verlangen nach einer Unterhaltung mit Alan. Der Kommentar, oder vielmehr der Befehl, seines Onkels die Mackintoshs betreffend beunruhigte Alan.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Wieso eine geheime Verlobung mit der MacMillan-Erbin? Die MacMillans pflegten alles andere als freundschaftliche Beziehungen mit den Mackintoshs sowie den anderen Clans der Chattan-Konföderation. Und dasselbe galt für ihre Beziehungen zu den Camerons. Weshalb also sollte sein Onkel mit seiner Heirat ein Bündnis der beiden Clans anstreben? Irgendeinen Vorteil musste er sich davon versprechen, zumindest einen persönlichen, nicht unbedingt einen Vorteil für den Clan. Nur sah Alan noch nicht, worin dieser liegen könnte.

Ohne anzuhalten, passierten sie Tor Castle mit Alans Vater, und Alan wurde klar, dass er sich mit niemandem würde austauschen können, um sich einen Rat zu holen. Nay, er würde abwarten müssen, was passierte, wenn sein Onkel erst mit seiner jüngsten Verlobten zusammengetroffen war. Würden sie nach Achnacarry zurückkehren oder nach Knapdale weiterreisen? Würde die Hochzeit bald gefeiert werden? Alan hatte noch viele offene Fragen, nur wagte er nicht, sie zu stellen.

Jede Hoffnung auf irgendeine Antwort wurde am nächsten Morgen endgültig zunichte gemacht, als sie das Lager der MacMillans erreichten. Ein imposanter Mann mit mit finsterem, drohendem Blick erwartete sie. Die Neuankömmlinge hielten ein paar Schritte von ihm entfernt und verharrten auf ihren Pferden, indessen Gilbert abstieg und zu dem Mann schlenderte.

Die beiden tauschten keinerlei Höflichkeiten aus. Keinerlei Begrüßung oder Anzeichen von Vertrautheit oder Freundschaft. Vielmehr nahm Alans Onkel dieselbe Haltung ein wie der Mann, breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen. Die beiden unterhielten sich leise, sodass niemand ein Wort verstehen konnte. Das Gespräch der beiden Oberhäupter verlief in gespannter Atmosphäre, und mit der Zeit wurde der Tonfall der beiden Männer immer schärfer. Alan musterte sie. Sein Onkel wirkte entspannter als der Fremde. Ruhig. Konzentriert. Der MacMillan dagegen – denn niemand anderes konnte der fremde Mann sein – erschien erregt. Wütend. Besorgt.

„Alan!“

Er schwang das eine Bein über den Rücken des Pferdes und ließ sich nach unten gleiten. Zumindest würde er nun herausfinden, was geschehen war und was für eine Rolle ihm zugedacht war. Er ging zu den beiden Männern und verneigte sich. „Onkel. Mylord.“

„Offenbar gibt es ein Problem mit der Tochter des MacMillans“, erklärte sein Onkel. Alan schwieg, denn sein Onkel schien selbst bestimmen zu wollen, in welchen Worten er davon berichtete. „Sie ist verschwunden.“

Alan hatte sich vieles vorstellen können, damit allerdings hatte er nicht gerechnet. Er warf zunächst seinem Onkel, dann Lord MacMillan einen Blick zu. Und eines war ihm sofort klar: Sein Onkel war alles andere als überrascht. Damit war Alan zugleich klar, weshalb er gerufen worden war.

„Und wie kann ich mich nützlich machen?“, fragte er und spielte die Rolle, die man für ihn vorgesehen hatte.

„Euer Onkel hat in den höchsten Tönen von Eurer Fähigkeit geschwärmt, verschwundene Personen ausfindig zu machen. Es sind nun bereits fast drei Tage, seit meine Tochter verschwunden ist.“

Alan hatte jede Menge Fragen, doch jede von ihnen wäre als unverfroren oder allzu persönlich angesehen worden. Also beschränkte er sich auf das, was er wissen musste, um seine Arbeit aufzunehmen.

„Wann ist sie verschwunden? Wo ist sie zuletzt gesehen worden?“ Alans Blick wanderte zum Lager der MacMillans. Sie hatten eine Stelle am Fluss gewählt, die hoch genug gelegen war, um vor den Fluten sicher zu sein.

„Das letzte Mal wurde sie nach dem Abendessen vor drei Tagen gesehen. Sie hatte sich in ihr Zelt zurückgezogen, wo ihre Magd sich um sie kümmerte. Als man sie am nächsten Morgen zum Frühstück holen wollte, war ihr Zelt leer.“

Alan nickte. „Bringt mich zu ihrem Zelt.“ Alan sah den verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht des Clanoberhaupts der MacMillans. Jemand wagte es, ihm einen Befehl zu erteilen! Also fügte er schnell hinzu: „Wenn es Euch beliebt, Mylord.“

Das Oberhaupt der MacMillans schnaubte verärgert, drehte sich um und stapfte voraus zu den Zelten in der Nähe des Flusses. Sie kamen an ein paar stattlichen Zelten vorbei und gelangten schließlich zu dem letzten, das dem Fluss am nächsten stand. Das Geräusch des tosenden Wassers schwoll mit jedem Schritt mehr an. Wie hatte die Lady bei einem solchen Lärm schlafen können? „Dies hier?“, fragte Alan und musste beinahe schon brüllen. „Hat irgendjemand etwas darin berührt oder verändert? Habt Ihr die Umgebung abgesucht?“ Er war überzeugt, dass der MacMillan genau dies als Erstes angeordnet hatte.

„Aye, meine Männer sind dem Fluss bis zum nächstgelegenen Dorf gefolgt. Ohne eine Spur von ihr zu finden.“ Alan lupfte die Zeltklappe, und der Mann fuhr fort: „Laut ihrer Magd fehlt nichts, und als meine Tochter sich zur Nachtruhe zurückzog, wirkte alles vollkommen normal.“

„Und außer ihr ist niemand verschwunden? Könnte Eure Tochter mit einem aus Eurem Clan oder einem Bediensteten zusammen geflohen sein?“, erkundigte Alan sich.

Er blieb am Eingang des Zeltes stehen, damit der MacMillan ihm nicht nach drinnen folgen konnte. Zunächst einmal wollte er sich selbst ein Bild machen. Die Tochter eines Clanoberhaupts, eine wohlhabende Erbin, ging nicht einfach ohne Grund von ihrem Vater fort. Wahrscheinlich war sie entführt worden.

„Habt Ihr irgendwelche Forderungen für ihre Rückkehr erhalten?“

„Du glaubst, sie wurde gegen ihren Willen fortgebracht?“, fragte sein Onkel und kam damit dem anderen Mann zuvor. „Wer sollte das tun?“

Seinem Gesichtsausdruck nach hatte sein Onkel diese Möglichkeit noch überhaupt nicht in Betracht gezogen. Wieso nicht? Die Tochter des MacMillans war die einzige Erbin und würde ein stattliches Lösegeld einbringen. Alan musterte seinen Onkel aufmerksam, und sein Magen rebellierte, für ihn ein eindeutiges Zeichen, dass der Cameron sehr viel mehr über diese Angelegenheit wusste als der Vater der Dame. Und vielleicht auch weitaus tiefer in sie verstrickt war.

So gerne Alan sich weiter mit der Rolle seines Onkels beschäftigt hätte, zunächst einmal musste er nach Spuren Ausschau halten, die ihn zu der Frau führen würden. Großer Gott, er kannte nicht einmal ihren Namen!

„Mylord, könnt Ihr mir sagen, wie ihr Name lautet? Der Name Eurer Tochter? Wie alt ist sie?“, ratterte er rasch seine Fragen herunter. Als Erstes musste er sich einen Überblick über die Fakten verschaffen. „Wie groß ist sie? Welche Farbe haben ihre Haare und ihre Augen?“

„Der Name meiner Tochter ist Sorcha“, sagte Hugh MacMillan. Seine Stimme verriet weder Zuneigung noch Sorge. „Sie ist neunzehn Jahre alt und reicht mir bis hierher.“ Das Clanoberhaupt legte sich eine Hand an die Brust und zeigte so die Größe seiner Tochter an. „Sie hat dunkelbraunes Haar, ihre Augen sind größtenteils blau.“

„Ich benötige ein wenig Zeit, um ihre Habseligkeiten zu durchsuchen. Wie weit den Fluss hinab haben Eure Männer ihre Suche ausgedehnt?“

„Wegen des Unwetters, das hier bis in die Nacht wütete, sind sie bisher nicht weit vorgedrungen.“

„Auch in der Nacht ihres Verschwindens herrschte ein Unwetter?“ Alan ließ seinen Blick zu dem angeschwollenen, reißenden Strom wandern, und ihm kam noch eine andere Möglichkeit als eine Entführung in den Sinn.

„Aye. Wolkenbrüche, Gewitter.“ Der MacMillan deutete zum Fluss. „Ein wenig stromaufwärts wurde gestern eine Brücke fortgeschwemmt. Mehrere Bauern meinten, sie hätten noch nie ein vergleichbares Unwetter oder Hochwasser erlebt.“

Eine merkwürdige Traurigkeit überfiel Alan. Es erschien ihm möglich, dass das Mädchen nicht einfach verschwunden, sondern vielmehr tot war. Wenn sie aus irgendeinem Grund ihr Zelt verlassen und sich verlaufen oder den Halt verloren hatte, war sie womöglich vom Wasser mitgerissen worden.

„Ich würde jetzt gerne ihre Sachen durchsuchen“, sagte er. „Wenn Ihr den Suchtrupp zusammenrufen könntet, würde ich auch gerne mit den Männern reden, Mylord.“

Die folgenden Stunden verbrachte Alan damit, die Habseligkeiten der Dame zu durchwühlen, ihre Magd zu befragen, mit den Männern, die nach ihr gesucht hatten, zu sprechen und selbst dem Flusslauf mehrere Meilen zu folgen. Sein Onkel beobachtete alles mit verständnisvollem Blick, und auch der MacMillan ließ Alan nicht einen Moment aus den Augen, wenngleich er in keiner Weise Mitgefühl für seine Tochter oder echte Sorge über ihren Verlust zu erkennen gab.

Alan hatte nur einige Fetzen der Unterhaltung der beiden Clanoberhäupter aufgeschnappt, doch was er mitbekommen hatte, warf in ihm die Frage auf, welcher der beiden rücksichtsloser war. Ihm wurde schnell klar, dass es beiden nicht um das Mädchen ging, sondern um die Heirat und das damit verbundene Bündnis ihrer Clans. Das allein schien für sie zu zählen.

Bei Einbruch der Nacht hatte Alan seine Arbeit erledigt und stand nun vor den beiden Oberhäuptern und ihren Männern, um ihnen von seinen Erkenntnissen zu berichten. Seine Schlussfolgerung war denkbar einfach: Sorcha MacMillan war tot. Doch etwas daran bereitete ihm Kopfzerbrechen. Allzu problemlos hatte er zahlreiche Hinweise entdeckt, daher fragte er sich nun, wie diese den anderen Männern hatten entgehen können. Stofffetzen des Nachtkleids, in dem sie in jener Nacht ins Bett gegangen war. Stücke der Bänder, mit denen sie ihr Haar zu Zöpfen flocht. Sogar eine Haarlocke von ihr hatte er im Gebüsch unweit des Flusses entdeckt. Das Ganze erschien ihm beinahe so, als hätte man für ihn Spuren ausgelegt, die nur einen Schluss zuließen.

Sein Onkel und der Vater der Frau standen beieinander und erwarteten seinen Bericht. Alan dachte daran, dass der aus wenig erfahrenen Männern zusammengesetzte Suchtrupp die Hinweise womöglich schlicht übersehen hatte, während sie für ihn ganz leicht zu finden gewesen waren. An seinem Befund jedoch gab es keinen Zweifel, auch ohne den Leichnam der Frau, der möglicherweise von den reißenden Fluten des Wassers meilenweit durch die Schluchten davongetragen worden war.

„Mylord MacMillan“, sagte er mit ruhiger Stimme und zeigte das Band, das er gefunden hatte, „ich fürchte, Eure Tochter ist tot.“

Falls Alan damit gerechnet hatte, der Vater würde seine Gefühle offenbaren oder mit ein paar innigen Worten seiner Trauer Ausdruck verleihen, so erfüllte sich diese Erwartung nicht. Der harte Mann wurde höchstens noch ein wenig härter, und in seine Augen trat ein eisiger Ausdruck, der das kühle Wetter harmlos erscheinen ließ. Auf ein Nicken von Alans Onkel hin folgte ihm das Oberhaupt der MacMillans zu einer Stelle ein wenig abseits der versammelten Männer, jenseits der Zelte. Und obschon sie sich mit einer raschen Bewegung wegdrehten und davoneilten, entging Alan nicht das Lächeln auf dem Gesicht seines Onkels.

Gilbert Cameron kam dieser Todesfall alles andere als ungelegen.

Einmal mehr schien er einen Vorteil aus dem Tod einer jungen Frau zu ziehen. Während Alan auf Anordnungen seines Onkels wartete, schickte er ein kurzes Stoßgebet zum Himmel. Wenn doch nur dieses Mädchen, ebenso wie ihre Vorgängerinnen, an einem Ort angekommen sein würde, wo sie ein besseres Schicksal erwartete, als ihr als Gilberts Frau geblüht hätte.

2. KAPITEL

Zwei Wochen später, in der Nähe von Glenfinnan

Die Müdigkeit und Kälte waren schlimmer als alles, was sie bisher erlebt hatte, und hatten sich tief in ihren Knochen und ihrer Seele ausgebreitet. Tagelang war sie Padruig in dem furchtbaren Unwetter gefolgt, immer weiter fort von ihrem Vater. Sie hatte in seinem Gefolge Seen umrundet und war seinen unbarmherzigen Schritten gefolgt, mit denen er sie in die Freiheit führte.

Nur um jetzt den Bewohnern eines Dorfes dabei zuschauen zu müssen, wie sie ihn der Erde übergaben.

Bisher hatte Sorcha noch nie die Hoffnung verloren, selbst in den furchtbaren Tagen nach dem Tod ihrer Mutter nicht. Und auch nicht, als ihr Vater sie gezwungen hatte, der Verlobung mit dem rücksichtslosen und brutalen Oberhaupt der Camerons zuzustimmen. Denn schließlich hatte ihre Mutter ihr versichert, dass sie dem allen würde entkommen können. Doch nun, am tiefsten Punkt der vergangenen beiden Monate, fand Sorcha nicht mehr die Kraft, weiter an ihrer Hoffnung festzuhalten.

Ihre so lange unterdrückten Tränen drohten sie nun zu überwältigen. Aber sie durfte nicht zulassen, dass ihre Schwäche die Oberhand gewann. Sorcha wusste, dass sie nur überleben würde, wenn sie ihre Ängste unter Kontrolle hielt, bis sie sicher an ihrem Ziel angelangt war. Am Ende der Beerdigung nickte sie den Umstehenden zu, die dachten, der Tote sei ihr Vater. Wie sollten sie auch wissen, dass Sorcha um ihren Vater keine Träne vergossen hätte?

„Was habt Ihr jetzt vor?“, fragte die Frau des Müllers Sorcha am Rand des Grabes. „Habt Ihr Verwandte oder Freunde hier in der Nähe?“

„Nay“, brachte sie leise hervor und schüttelte den Kopf. „Die Familie meiner Mutter lebt auf Skye.“ Padruig hatte sie kurz nach ihrer Flucht aus Ballachulish in die Pläne ihrer Mutter eingeweiht. Dazu gehörte, dass sie zur Schwester ihrer Mutter nach Skye fliehen sollte – um dort in einem Kloster zu leben.

„Dann wart Ihr also auf dem Weg dorthin, als er verstorben ist?“, fragte die Frau. Das Mitgefühl in ihrer Stimme vertrieb ein wenig die eisige Kälte aus Sorchas Herzen. Sie war überwältigt, von einer Fremden eine derartige Fürsorge zu erfahren.

„Aye.“

„Die Straße hier führt genau dorthin. Wenn Ihr also abwartet, findet Ihr bestimmt jemanden, der auf dem Weg dorthin ist, und könnt mit ihm reisen.“ Die Frau, Coira, lächelte ihr mit einem Kopfnicken zu. „Allein solltet Ihr Euch besser nicht auf den Weg machen.“

Sorcha schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Sie musste entscheiden, wie sie weiter vorgehen wollte. Auch wenn es im Augenblick so schien, als läge diese Entscheidung nicht in ihrer Macht. Sie sollte sich ausruhen und ihre Gedanken sortieren, bevor sie den nächsten Schritt unternahm. Wohin auch immer der sie führen würde.

„Gibt es hier eine Unterkunft, wo ich bleiben könnte? Vielleicht irgendwo in der Nähe? Ich habe ein paar Münzen bei mir und könnte zahlen.“ Damit meinte sie nicht etwa die Schätze, die in den Saum und das Futter ihres Kleides eingenäht waren. Denn sie war keineswegs so töricht, irgendjemandem davon zu erzählen, ob es sich nun um wohlmeinende Fremde oder Verwandte handeln sollte.

„Ach!“, sagte Coira und hakte sich bei Sorcha unter. „Ihr könnt bei uns bleiben. Wir haben immer einen Schlafplatz und einen Kanten Brot übrig und teilen gern mit jemanden in Not.“

„Euer Mann wird nichts dagegen haben?“, fragte Sorcha. Der Mann hatte für Padruigs Begräbnis gesorgt, nachdem Sorcha ihren Begleiter am Morgen tot aufgefunden hatte. „Er und die anderen haben mir bereits so sehr geholfen.“

„Nay. Unter seiner rauen Schale ist Darach ein herzensguter Mann. Etwas an Euch berührt ihn im Innersten, Liebes. Unsere erste Tochter wäre jetzt in Eurem Alter, und ich denke, er sieht etwas von ihr in Euch“, erklärte Coira. So viele Kinder starben vor ihrer Zeit, und dieses Schicksal hatte auch ihr Mädchen ereilt. Sorcha konnte sich in den Verlust einfühlen, denn ihre eigene Mutter hatte sechs Kinder in der Schwangerschaft und dem ersten Jahr nach der Geburt verloren.

Sorcha folgte der Frau vom Friedhof zu einer Hütte, die neben der Mühle am Fluss stand. Coira öffnete die Tür und bat sie herein. Ein Torffeuer flackerte in dem Kamin, der in eine Wand eingelassen war. Sie genoss die Wärme, nachdem sie unterwegs schier endlose Tage lang dem über die Highlands hinwegfegenden Sturm und dem Regen ausgesetzt gewesen war, und ihr die Kälte und Nässe tief in die Knochen gekrochen waren. Sie rückte näher an den Kamin heran und beobachtete die Frau dabei, wie sie einen Topf vom Feuer nahm und etwas von seinem Inhalt in einen Becher goss.

„Hier, trinkt das, Liebes“, sagte sie. „Das wird Euch aufwärmen. Habt Ihr schon etwas gegessen?“

„Vielen Dank.“ Sorcha ergriff den Becher und trank einen Schluck des Gebräus, dessen Wärme sich in ihrem Leib ausbreitete. Der Trank war nicht nur heiß, sondern auch süß. „Aye, ich habe gegessen.“ Sie stellte den Becher auf dem Tisch ab. „Ich sollte mein Gepäck holen. Und die Pferde.“

Sie wollte sich umdrehen, doch da geriet sie ins Wanken. Coira umfasste sie beherzt und geleitete sie zu einem Stuhl. Sorcha schob sich die Haare aus dem Gesicht, dann ließ sie sich auf den Sitz plumpsen.

„Macht Euch wegen des Gepäcks und der Pferde keine Sorgen“, sagte Coira und holte den Becher für sie. „Trinkt, und ruht Euch etwas aus.“ Die Frau ging zur Tür. „Kennan! Hol das Pferd und das Gepäck der Dame. Kümmer dich darum.“

„Kennan?“, fragte Sorcha und leerte den Becher.

„Unser Sohn. Der jüngste“, erklärte Coira, ohne einmal innezuhalten, während sie von einem Ende der Hütte zum anderen huschte. Sie faltete Wäsche zusammen, schenkte nach und kümmerte sich um tausenderlei andere Dinge. „War Euer Vater schon lange krank?“

Einen Moment lang war Sorcha verwirrt, weil sie an ihren tatsächlichen Vater dachte, nicht an den Mann, der jahrzehntelang ihrer Mutter gedient hatte. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, er war überhaupt nicht krank.“

Ihr gingen noch einmal die letzten Tage ihrer gemeinsamen Reise durch den Kopf, und erst jetzt wurde ihr klar, wie erschöpft Padruig gewesen war. Tags zuvor hatte er über Schmerzen in Arm und Schulter geklagt und ihr damit die Sorgen zu nehmen versucht, dass er lachend erklärt hatte, er sei eben ein alter Mann. Und am Abend, vorm Schlafengehen, hatte er über Schmerzen im Magen gestöhnt. Das Ganze hätte alles Mögliche bedeuten können, aber eine Erkrankung war Sorcha nicht in den Sinn gekommen. Der Weg war lang gewesen, voller Anspannung und Angst, dass man sie finden und zu ihrem Vater zurückbringen würde. Auch in ihrem Magen hatte es seit Tagen rumort, und die Arme hatten ihr geschmerzt, weil sie ihr Pferd stunden- und tagelang über unbekannte Wege geführt hatte.

„Nun, Liebes, manchmal zeigt sich der Allmächtige gnädig und nimmt jemanden ganz unvermittelt zu sich. Und doch schmerzt es.“

Sorcha murmelte irgendetwas. Sie wusste nicht, was sie dieser Frau sagen sollte, die ihr offensichtlich Halt geben und sie ein wenig über den Verlust ihres vermeintlichen Vaters hinwegtrösten wollte.

Im Lauf der nächsten Stunden erkannte Sorcha, dass sie noch nie zuvor derart viel Zeit mit Menschen aus der einfachen Bevölkerung verbracht hatte, Menschen, die ihr Leben außerhalb der bequemen Welt der Privilegierten fristeten.

Abgesehen von den Dienstleuten auf Castle Sween hatte Sorcha so gut wie keinen Umgang mit Menschen, die nicht auf der Burg beheimatet waren. Und auch hatte sie nie die Lebensumstände der Bediensteten mit eigenen Augen gesehen. Natürlich hatte sie die Hütten in dem zur Burg gehörenden Dorf bemerkt, aber sie war immer nur vorbeigeritten, ohne dort anzuhalten, den Leuten bei ihren Beschäftigungen zuzusehen oder sich, wie nun, mit ihnen zu unterhalten. Ihr Vater hatte ihr lediglich völlig oberflächliche Unterhaltungen bei kurzen Stippvisiten gestattet, alles andere wäre unter der Würde seiner Tochter gewesen.

Als Coiras Familie von den Arbeiten und Pflichten des Tages heimkehrte, begrüßten sie einander herzlich. Auch wenn Sorcha nichts für sie getan hatte, wurde sie freundschaftlich aufgenommen und war ihnen dankbar dafür. Doch Coira erstickte jede Dankbezeugung von Seiten Sorchas im Keim. Nicht lange, und die Nacht senkte sich über alle. Sorcha lag wach in der Finsternis und dachte über ihre Misere nach. Was sollte sie nur tun?

Als der Morgen graute, lag Sorcha unverändert wach, jedoch ohne einen Entschluss gefasst zu haben, wie es weitergehen sollte. Zunächst einmal würde sie hierbleiben können, allerdings nicht lange. Denn auch wenn die Menschen hier ihr keine besondere Aufmerksamkeit schenkten, würde ihnen schon allzu bald auffallen, dass Sorcha in ihrem Leben noch nie für sich selbst hatte sorgen oder gar arbeiten müssen.

Sie schlenderte am Fluss entlang und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Als Coira aus der Hütte kam, um die nasse Wäsche zum Trocknen aufzuhängen, trat Sorcha zu ihr, um ihr zu helfen. Sie folgte dem Beispiel der Frau und wrang ein paar Wäschestücke zunächst aus, um sie anschließend kräftig auszuschütteln. Schließlich stellte sie der Frau die Fragen, die ihr auf der Seele lagen.

„Wie weit ist es von hier bis nach Skye? Wie viele Tage würde die Reise dauern?“

Coira hielt mit ihrer Arbeit inne, stemmte die Hände in die Hüften und richtete den Blick westwärts, als könnte sie von hier aus bis zur Insel schauen.

„Bis zur Küste sind es ungefähr drei Tage. Dann die Zeit für die Überfahrt und um zu Eurem Ziel zu gelangen.“ Sie wandte sich um und musterte Sorcha. „Wohin soll es auf Skye gehen?“

„In die Nähe von Portree.“

„Dann müsst Ihr mit einem weiteren Tag rechnen, oder zwei, falls ein Sturm vom Meer landeinwärts bläst.“

Sorcha dachte an ihre andere Möglichkeit. Anstatt sich in den Schutz eines Klosters zu begeben, hatte ihre Mutter auch erwähnt, dass eine ihrer Cousinen in den Clan der Mackintoshs eingeheiratet hatte. Vielleicht konnte sie diese aufsuchen und sie um Rat bitten.

„Könnt Ihr mir sagen, wie weit es bis zum Dorf des Mackintosh-Clans ist?“

„Nach Glenlui? In der Nähe von Loch Arkaig?“ Sorcha nickte. Weiter im Norden lebten auch noch andere Mackintoshs, denn es war ein großer Clan mit vielen Zweigen. Aber ihr ging es um die erwähnten. „Nicht allzu weit. Zwei Tage das Tal hinauf. Länger, wenn Ihr den Weg zurück nehmt, auf dem Ihr gekommen seid.“

Doch auf diesem Weg konnte sie nicht zurück. Padruig hatte ihr erklärt, dass sich zwischen ihnen und dem Gebiet der MacPhersons im Nordosten und dem der Mackintoshs im Nordwesten noch die Ländereien der Camerons erstrecken würden. Schnell und dennoch vorsichtig hatten sie das Gebiet der Camerons umrundet, um gar nicht erst Gefahr zu laufen, gefasst zu werden. Ihre Tarnung als Händler und dessen Tochter hatte sie vor allzu genauen Blicken geschützt. Dazu kam, dass niemand die Tochter des MacMillans kannte oder, falls doch, niemand zu dieser Zeit und an diesem Ort mit ihr rechnete.

„Wisst Ihr, ob jemand von hier nach Glenlui aufbrechen will?“, erkundigte Sorcha sich. „Meine Mutter hat oft von einer Cousine gesprochen, die einen der Glenlui-Mackintoshs geheiratet hat.“ Sie brauchte Begleitung, denn allein würde sie es unter keinen Umständen schaffen und sie würde auch nicht so dumm sein, es überhaupt zu versuchen. Auch wenn sie müde und ihr Herz gebrochen war und ihre Hoffnung sank. „Ich könnte jemanden anheuern. Oder demjenigen im Tausch für seine Begleitung das Pferd meines Vaters anbieten.“

Sie sah, wie Coiras Augen interessiert aufblitzten. Sorcha war bewusst, wie wichtig ein Pferd war, selbst wenn Padruigs schon langsam alt und schwächlich wurde.

„Aye, vielleicht weiß ich da jemanden.“

Wer dieser jemand war, zeigte sich drei Tage später, als Sorcha sich von den hilfsbereiten Bewohnern des Dorfes und insbesondere von Coira verabschiedete und nach Norden aufbrach, im Gefolge von Coiras und Darachs ältestem Sohn, Tomas. Coira hatte ihr noch versprochen, dafür zu sorgen, dass der Priester für Padruig betete, wenn er das nächste Mal ins Dorf kam, und Sorcha fand ein wenig Trost in der Vorstellung, dass Padruigs Seele gesegnet würde, auch wenn ihm vor seinem Tod nicht mehr die Beichte abgenommen worden war. Er war ein guter Mann gewesen, ein treuer Diener ihrer Mutter und ein mutiger Freund, der ihr bei ihrer Flucht geholfen hatte, obwohl er wusste, welches Schicksal ihm drohte, sollte man sie fassen.

Etwas mehr als eine Woche nach Padruigs Tod, zwei Monate, nachdem ihre Mutter gestorben war, und drei Wochen nach ihrer Flucht aus dem Lager war Sorcha schließlich in Glenlui angekommen. Sie stand vor dem Haus von Clara MacPherson, der Cousine ihrer Mutter, die James Mackintosh geheiratet hatte. Sorcha schaute Tomas hinterher, der aus dem Dorf in Richtung Talschlucht davonritt. Schließlich klopfte sie an die Tür des Hauses, in dem Clara sich um ihre Kinder kümmerte.

Sorcha brachte kein Wort heraus, während Clara sie anstarrte, die Augen zusammenkniff und sie wieder öffnete, um Sorcha dann kopfschüttelnd von Kopf bis Fuß zu mustern. Schließlich legte sie den Kopf schief und schüttelte ihn abermals.

„Einen Augenblick lang dachte ich, die Cousine meiner Mutter, Erca, vor mir zu haben.“ Clara betrachtete Sorcha ausgiebig und lachte. „Du hast dieselbe Haarfarbe wie sie, und dein Gesicht hat dieselbe Form wie ihres. Aber dein Kinn ist ganz anders. Und die Augen ähneln ihren wiederum auch nicht. Hab ich recht?“ Einen Moment später trat ein vorsichtiger Ausdruck auf ihr Gesicht. „Wie kommt es, dass du hier bist? Wo ist deine Mutter?“

Dann hatte es sich also noch nicht herumgesprochen? Von den MacMillans zu den MacNeills und MacPhersons? Die Camerons dagegen würden gewiss davon gehört haben. Sorcha atmete tief ein und wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Und wenn es ihr bis jetzt gelungen war, ihre Tränen zurückzuhalten, brachen diese auf einmal aus ihr hervor und strömten ihr die Wangen hinab. Was für ein Segen, dass Clara auch ohne Worte begriff. Sie zog Sorcha an sich und wiegte sie in ihren Armen, unablässig mitfühlende und tröstende Worte murmelnd.

„Komm rein“, sagte sie. „Wir können drinnen darüber reden, was mit ihr ist und wie es kommt, dass du hier vor meiner Tür aufgetaucht bist.“

Nachdem die Tränen sich erst einmal Bahn gebrochen hatten, dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich wieder legten. Sorcha hatte sich auf einen Stuhl in einer Ecke des Gemeinschaftsraumes zurückgezogen, während Clara Tee kochte und sich um ihre drei Kinder kümmerte. Klein-Jamie, Klein-Clara und Rory, der Jüngste, hingen am Rockzipfel ihrer Mutter und linsten immer wieder einmal zu Sorcha hinüber, bevor Clara die drei zum Mittagsschlaf ins Zimmer nebenan brachte.

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