Im leuchtenden Sturm

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Der Bad Boy des Olymps ist zurück – der zweite Teil der Götterleuchten-Serie

Die Schlacht gegen die Titanen ist geschlagen! Josie hat ihren Erzfeind Hyperion besiegt, aber der Krieg der Götter ist noch nicht vorbei. Um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein, braucht Josie dringend Verbündete. Doch bevor sie sich auf die Suche nach den anderen Halbgöttern machen kann, muss sie ihre Kräfte unter Kontrolle bringen – so wie ihre komplizierten Gefühle für Seth. Immer heftiger fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Das Problem: Ihre Nähe scheint auch die dunkle Seite des attraktiven Kriegers zu verstärken ...

»Schlagfertige, bissige Dialoge sind Jennifer L. Armentrouts Markenzeichen. Den Leser erwarten spannende Actionszenen und viele witzige Momente.«
Publishers Weekly


  • Erscheinungstag 16.02.2021
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783745752069
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für alle Leser,
die hier sind, um Seths Reise zu verfolgen.

1.
JOSIE

Ich fühlte eine federleichte Liebkosung meinen Arm hinab und auf meiner Hüfte. Ein Moment verging, während ich aus tiefem Schlaf erwachte und mich bewegte. Etwas Hartes, Warmes drückte sich in meinen Rücken, und mich durchliefen Schauer.

Noch im Halbschlaf lächelte ich und öffnete blinzelnd die Augen. Im Zimmer war es schummrig, was mir verriet, dass es viel zu früh war, um aufzustehen.

Lippen strichen über die empfindsame Stelle an meinem Hals, knapp unterhalb des Pulses, und wieder tanzten leichte Schauer über meine Haut. Tief in meinem Inneren zogen sich die Muskeln zusammen.

Noch ein Kuss, dieses Mal direkt auf den Punkt, wo mein Puls spürbar schlug, und meine Zehen krümmten sich.

Es war viel zu früh, aber wer wollte sich darüber beklagen, so geweckt zu werden? Ich nicht. Wenn ich den Rest meines Lebens so aufwachen würde, wäre ich ein glückliches Mädchen. So glücklich.

Ich drehte mich auf den Rücken; mein verschlafenes Grinsen erlosch, sowie mein Blick auf pechschwarze Obsidian-Augen traf. Was zum …? Verwirrung wich rasch eisigem Grauen, das tief in jede meiner Körperzellen eindrang und sich in Knochen und Gewebe fraß.

Oh nein.

Mein Herz machte einen Satz und raste dann so schnell, dass ich meinte, es werde gleich aus meiner Brust springen und aus dem Zimmer rennen.

Ein Titan beugte sich über mich und verzog die Lippen zu einem bitteren, rachsüchtigen Lächeln.

»Ich werde dich finden, wenn du am wenigsten damit rechnest«, erklärte er mit einer Stimme, die erstickend wirkte wie dichter Rauch. »Ich werde immer direkt hinter dir sein. Du kannst mir nicht …«

Blitzschnell schoss ich hoch und streckte die Hand nach vorn, um einen wahrscheinlich nicht besonders effektiven Schlag gegen seine Kehle zu landen. Gleichzeitig öffnete ich den Mund zu einem Schrei, doch kein Laut kam heraus, und plötzlich befand sich vor mir nichts. Nichts.

Kein Titan.

Ich saß aufrecht und starrte vor mich hin, mein Herz hämmerte. Als ich mich im halbdunklen Wohnheimzimmer umsah, entdeckte ich keine Spur des gefährlichen, abscheulichen Gottes. Alles war so, wie es gewesen war, bevor ich am Sonntagabend eingeschlafen war. Der Fernseher gegenüber dem Bett war ausgeschaltet. Die Jalousie vor dem kleinen Fenster in der Nähe des Bads war leicht geöffnet, sodass ich das blassblaue Licht über die Black Hills flimmern sah, ein Naturschutzgebiet tief in den Northern Hills von South Dakota.

Mein neues Zuhause.

Irgendwie ähnelte dieser Ort meiner alten Heimat, der Radford-Universität. Nur dass diese Hochschule wie etwas wirkte, das direkt aus Griechenland hierher versetzt worden war, aus der Zeit, in der die Menschen die Götter noch aktiv verehrten. Und ich war von mythischen Wesen umgeben statt von Studenten, deren hervorstechendste Kräfte in der Fähigkeit bestanden, verkatert und mit einem Minimum an Schlaf Aufgaben zu erledigen.

Korrektur. Eigentlich war ich selbst ein mythisches Wesen, und die Studenten an der Covenant-Universität unterschieden sich nicht besonders von ihren sterblichen Gegenstücken. Mit Ausnahme des Umstands, dass sie von Göttern abstammten, und mit Ausnahme des ganzen Theaters in letzter Zeit, seit sie versuchten, sich gegenseitig umzubringen.

In den dunklen Ecken meines Zimmers versteckte sich kein psychotischer Titan, um mich auszusaugen, bis ich nur noch eine vertrocknete Hülle war, und um andere fiese, abstoßende Dinge mit mir anzustellen, die ich …

Über die ich nicht nachdenken mochte.

Ich atmete aus, schloss die Augen und rieb mir die Stirn. Das war nur ein Traum gewesen – ein dummer Traum. Titanen konnten nicht in die Universität gelangen. Schutzzeichen verhinderten das. Die Schatten, uralte Seelen, die die Titanen während ihrer Herrschaft unterstützt hatten, waren zwar dazu in der Lage, aber ich fände mich lieber hundert aus dem Tartarus entflohenen Seelen gegenüber, als das Gesicht Hyperions oder das eines anderen Titanen wiederzusehen.

Keine Ahnung, wer der Mann war, von dem ich geträumt hatte; ich wusste jedoch tief im Inneren, dass er ein Titan war.

»Josie?«, ließ sich eine heisere, schlaftrunkene Stimme mit einem leichten Akzent vernehmen. »Was machst du da?«

Erneut schlug mein Herz schneller, dieses Mal allerdings aus völlig anderen Gründen. Ich drehte mich um und erhaschte eine Aussicht auf den wahrscheinlich sexiesten aller lebenden Menschen.

Seth Dio … – wie auch immer sein Familienname buchstabiert oder ausgesprochen wurde – lag auf der Seite. Die dünne Bettdecke war tief um die Hüften geschlungen, was eine ganze Menge goldfarbener Haut enthüllte – straffe Haut und ausgeprägte Muskeln.

Seth hatte ein echtes Sixpack. Also nicht aufgemalt oder nur zu sehen, wenn er die Muskeln anspannte oder anstrengenden Tätigkeiten nachging. Ich hatte den dumpfen Verdacht, dass er so geboren worden war; ein Baby mit Waschbrettbauch und stahlharten Brustmuskeln, das Bizeps-Übungen mit Milchfläschchen gemacht hatte. Apropos Bizeps, seine waren ebenfalls äußerst nett anzusehen. Genau wie seine breiten Schultern und seine schmale Taille. Und sein Gesicht?

Gott.

Er war schön. Fast zu sehr. Als wären seine Züge sorgfältig zusammengesetzt worden, als hätte jemand vollkommene Gesichtszüge gesammelt – es war perfekt. Kantig, mit hohen Wangenknochen und vollen, sinnlichen Lippen, in deren Betrachtung man sich verlieren konnte. Von denen man träumte und die in einem wilde Fantasien wachriefen. Eine gerade, makellose Nase und seine Augen … Sie waren von einem atemberaubenden Gelbbraun und wurden von dichten Wimpern umrahmt. Seine geschwungenen Brauen waren einen Hauch dunkler als sein blondes Haar – das er sich kürzlich hatte schneiden lassen. Ich war noch dabei, mich an seinen kürzeren Haarschnitt zu gewöhnen. Seitlich waren die weichen Strähnen knapp über der Kopfhaut rasiert, oben waren sie länger, wo sie gerade herabhingen und ab und zu einen Lockenwust bildeten. Ich strich gern mit den Handflächen an den Seiten entlang und spürte, wie das Haar meine Haut kitzelte.

Ich berührte Seth überhaupt gern.

Manchmal hatte ich keine Ahnung, wieso er ausgerechnet in meinem Bett gelandet war. Ich meine, natürlich war er hier, weil ich ihn eingeladen hatte und ihn dort haben wollte, aber ich glaube nicht, dass ich die Art von Mädchen war, die man sich zusammen mit jemandem wie ihm vorstellte. Und dabei machte ich mich keineswegs selbst runter. Das war schlichter Realismus. Ich war gut eins fünfundsiebzig groß und stolperte meist über meine eigenen Füße. Meine Hüften wären im sechzehnten Jahrhundert oder so gefragt gewesen, als ein »gebärfreudiges Becken« der letzte Schrei war. Und ich war mir sicher, Oberschenkel wie meine waren nie modisch und würden es auch nie sein. Anscheinend konnte ich noch so viel trainieren – Kickboxen, Ringen, Laufen oder Verteidigungs- und Angriffstechniken, und würde dennoch nie einen straffen Bauch oder eine schmale Taille bekommen. Ich war weder dünn noch geschmeidig oder anmutig oder zurückhaltend. Ich war laut und konnte ziemlich widerlich werden, und ich schwafelte ab und zu.

Aber Seth mochte mich. Er behauptete, ich sei seine Rettung.

Und ich mochte ihn.

Sehr.

Außerdem war ich eine Halbgöttin und Apollos Tochter.

Und Seth war der Apollyon, der Abkömmling eines Halbbluts und einer Reinblüterin, erschaffen vom kürzlich verblichenen Ares. Inzwischen war ich im Vollbesitz meiner Kräfte – jedenfalls, sobald ich den Bogen herauskriegte, wie sich meine neu entdeckten Fähigkeiten kontrollieren ließen.

Seth zog die bernsteinfarbenen Augen zusammen, die wie Edelsteine schimmerten.

»Bist du wach? Oder ist das so eine unheimliche Schlafwandel-Nummer?«

Leicht grinste ich. »Ich bin wach.«

»Aha …«

Er rollte sich auf den Rücken und legte einen Arm hinter den Kopf, und ich konnte mich nicht davon losreißen, wie sein Bizeps sich wölbte und bewegte.

»Du sitzt einfach da und starrst mich an, während ich schlafe?«

Ich verdrehte die Augen. »Nein.«

»So sieht’s aber nicht aus.«

»Eigentlich habe ich dagesessen und die Wand angestarrt, bis du mich unterbrochen hast.«

Er legte eine Hand tief auf seinen flachen Bauch. Aus meinem Blickwinkel aus wirkte es, als wäre er unter der Decke nackt, was jedoch leider nicht der Fall war.

»Das ist jetzt nicht komisch oder so.«

»Meinetwegen.« Ich fixierte einen Träger meines Tanktops. »Du bist komisch.«

Seine Mundwinkel zuckten noch stärker. »Und du bist heiß.«

Erneut rollte ich mit den Augen, doch ich fühlte mich total geschmeichelt.

Er neigte den Kopf zur Seite. »Ein Traum?«

Das warme, wohlige Gefühl wegen seiner Schmeichelei verflog, und ich nickte.

»Alles in Ordnung bei dir?«

»Ja. Mir geht’s gut.« Ich räusperte mich und schob mir das Haar über die Schulter zurück. »Bloß ein merkwürdiger Traum.«

Aufmerksam musterte er mich. Das war nicht mein erster Albtraum seit meinem Showdown mit dem Titanen gewesen. Und es war nicht irgendein Titan, sondern Hyperion. Das göttliche Wesen, das mein Vater vor Tausenden von Jahren in ein Grab gesperrt hatte und das jetzt frei herumlief und versessen auf Rache war. Irgendwie hatte ich ihn in die Wüste geschickt, nachdem meine Halbgötter-Kräfte freigesetzt worden waren, aber er würde wiederkommen.

Das wusste ich.

Er und die anderen entflohenen Titanen würden zurückkehren, es sei denn, wir fanden die restlichen fünf Halbgötter, setzten ihre blockierten Kräfte frei und schafften es, mit vereinter Stärke die Titanen erneut im Tartarus zu begraben. Allerdings hatten wir keine Ahnung, wo die anderen Halbgötter sich aufhielten und wie wir sie aufspüren sollten. Oder wie wir es anstellen mussten, die Titanen in ein Grab zu verbannen. Mit dieser Information war Apollo noch nicht herausgerückt.

Obwohl ich mir mit aller Macht wünschte, das wäre der letzte Albtraum gewesen, wusste ich es besser. Die Stunden mit dem Titanen hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt, und ich versuchte, versuchte wirklich, mich nicht damit zu beschäftigen. Wahrscheinlich hätte ich eine Therapie gebrauchen können.

Moment mal. Gab es eine Therapie für Halbgötter? Einen Spezialisten hier, der sich mit der geistigen Gesundheit mystischer Wesen beschäftigte?

Seth strich über meinen Arm und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Unsere Blicke trafen sich. Er umfasste mein Handgelenk und zog mich herunter, sodass ich halb auf ihm lag.

Oh, mir gefiel, wie sich das entwickelte.

Unter meinen Armen fühlte seine Brust sich warm an, und seine Hand war ruhig, als er sie hob und ein paar Haarsträhnchen von mir einfing. Er steckte sie zurück hinter mein Ohr und berührte meine Wange. Ich drückte den Mund auf seinen und küsste ihn sanft. Als ich den Kopf hob, glühten seine Augen.

»Das hat mir gefallen«, murmelte er.

»Mir auch.« Dann fiel mir etwas Superwichtiges ein. Ich hatte es nicht wirklich vergessen. Es war mir nur durch den Nachhall des Albtraums entfallen. Unwillkürlich schaute ich ihn breit und albern grinsend an. »Ich glaube, du kriegst heute noch mehr.«

Er legte eine Hand um meinen Nacken. »Ich finde, ich sollte jeden Tag mehr bekommen.«

»Natürlich, aber heute ist das was anderes.«

Er verstand, was ich meinte. Seine Augen weiteten sich leicht. Einen Moment lang war er verblüfft, und als ich das bemerkte, spürte ich kurz einen Schmerz in der Brust. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich daran denken würde.

Seth erwartete so wenig.

Ich verdrängte die aufkeimende Traurigkeit, die diese Erkenntnis immer mit sich brachte, und küsste ihn noch einmal. Und dann noch einmal, weil ich ihm zeigen wollte, dass er jedes Recht hatte, alles von der Welt zu erwarten. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«

»Josie …«

Bei der Art, wie er meinen Namen flüsterte, zärtlich und doch machtvoll, stockte mir der Atem. »Also, wie fühlt man sich mit zweiundzwanzig?«

Er schob die Finger in mein Haar und antwortete erst nach einem Moment: »Genau wie mit einundzwanzig.«

»Das klingt nicht aufregend.«

Wieder grinste er. »Das liegt daran, dass du erst zwanzig bist und es noch – wie lange? – sechs Monate dauert, bis du einundzwanzig wirst.«

»Du stehst auf junge Dinger.«

Leise lachte Seth, hob den Kopf und küsste mich auf die Mundwinkel. »Ich glaube, das hat bisher niemand über mich gesagt.«

»Gut.« Ich strich über seine Brust und genoss es, wie er scharf den Atem einsog. »Ich wollte dir etwas besorgen, aber Onlineshops liefern nicht wirklich nach hier draußen, also …«

Ich hatte ihm ein Geschenk kaufen wollen, doch da es nicht besonders sicher für mich war, das Gelände zu verlassen, wäre meine einzige Möglichkeit der Laden auf dem Campus gewesen. Allerdings bezweifelte ich, dass Seth sich einen Kaffeebecher oder einen Kapuzenpulli mit dem Aufdruck der Covenant-Uni wünschte. Nicht einmal ein Essen konnte ich ihm kochen, da ich keinen Zugang zu einer Küche hatte, also war ich als Freundin ziemlich lahm.

Freundin.

Ein Schauer durchrieselte mich.

Das Wort fühlte sich nach wie vor unglaublich neu an. Glänzend. Unergründlich. Ich glaube, wir waren beide noch dabei, einander zu erkunden, und wir gingen langsam vor. Ungefähr so langsam wie eine dreibeinige Schildkröte. Unsere Beziehung war alles andere als perfekt. Uns standen mehr Hindernisse im Weg, als die meisten Paare je erleben würden; zum Beispiel der Umstand, dass unsterbliche Wesen hinter uns her waren.

Dann war da Seths teilweise verstörende Vergangenheit.

Außerdem gab es die Möglichkeit, dass seine Zukunft stark abgekürzt würde. Ich hatte nicht vor, das zuzulassen, war mir jedoch nicht sicher, was ich tun konnte, um es zu verhindern.

Zusätzlich vermutete ich, dass mein Vater irgendwie vorhatte, ihn zu ermorden.

Ich musste wirklich aufhören, über all das nachzudenken.

»Weißt du was?«, fragte er.

»Hmm?«

Er schlang einen Arm um meine Taille, drehte mich auf den Rücken und legte sich auf mich. Sein Gewicht auf mir zu spüren stellte verrückte Dinge mit meinen Sinnen an – wunderbare, verrückte Dinge.

»Du hast mir schon genug geschenkt.«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Hab ich gar …«

»Doch.« Er drückte die Lippen auf meine, und als er mich küsste, war nichts sanft oder zurückhaltend daran.

Seth küsste wie jemand, der halb verdurstet ist. Er trank und kostete von mir, als wäre ich eine Delikatesse. Er war ein Mann, der das Küssen zutiefst genoss, sich Zeit dabei ließ und es absolut nicht eilig hatte, das Ziel zu erreichen.

Aber ich wollte an dieses Ziel.

Er und ich; verschlungene nackte Körper, meine Unschuld über Bord geworfen.

Seth knabberte an meiner Unterlippe und entlockte mir ein scharfes Aufkeuchen.

»Mmm«, murmelte er, strich an einem meiner Arme hinunter und nahm dabei den Träger meines Tops mit. »Du schenkst mir diesen Laut.«

Mein Atem beschleunigte sich, als er sein Gewicht auf den linken Arm verlagerte und sich gerade so weit hochschob, dass sich ein winziger Abstand zwischen uns auftat. Mit seinen gelenkigen Fingern beschäftigte er sich mit meinen Trägern, bis sie auf meine Handgelenke fielen.

Die kalte Luft bescherte mir eine Gänsehaut. Wie benommen sah ich zu, wie er sich herunterbeugte und die eigenartige Narbe küsste, die zurückgeblieben war, nachdem Apollo meine Kräfte befreit hatte.

Seth blickte auf, eine Sekunde lang sah ich sein selbstgefälliges, verwegenes Lächeln, schließlich senkte er erneut den Kopf. Mit der Zungenspitze zeichnete er die Narbe von unten nach oben nach, insgesamt zwölf Zentimeter. Doch dort hielt er nicht an. Oh nein, mit winzigen Zungenschlägen zog er die beiden Linien nach, die sich darum schlangen. Er leckte sogar die Zeichen rechts und links des seltsamen Mals, die mich an Flügel erinnerten.

Hitze schoss durch meine Adern, sowie seine Küsse sich von der Narbe entfernten und er andere sehr, sehr empfindsame Gebiete erkundete. Stöhnend fuhr ich über seine kurzen Haarsträhnen und schob die Finger in die längeren. Ich bog den Rücken durch, und er drängte seine Hüften zwischen meine Oberschenkel.

»Du schenkst mir das hier«, meinte er. »Und das ist ein Geschenk, das immer wieder Freude macht.«

Ich lachte. »Du bist ein Perversling.«

»Ich sage nur die Wahrheit.«

Er schloss den Mund um eine meiner Brustspitzen, wo seine Zunge unartige, herrliche Dinge anstellte.

»Das verdammt beste Geburtstagsgeschenk, das ich je gekriegt habe.«

»Seth …«

Schnell und mit verblüffender Präzision bewegte er sich aufwärts. Er presste die Lippen auf meine und schnitt mir so das Wort ab. Ich hatte nichts dagegen, so, wie er mit der Zunge an meiner entlangstrich. Nichts dagegen, wie meine Brüste flachgedrückt wurden. Und ganz bestimmt nichts dagegen, dass er diese Hüftbewegungen machte und genau auf die Stelle drückte, die bei mir absolut und total den Wunsch erweckte, den langen Weg abzukürzen und direkt ins Gelobte Land vorzustoßen.

Ich schlang ein Bein um seins, reckte ihm die Hüften entgegen, tat es ihm nach. Seth stöhnte in meinen Mund hinein; ein erregender, männlicher Laut, bei dem eine Flut von Empfindungen durch meinen Körper raste. Wieder ruckten seine Hüften, und ich dachte, vielleicht würden wir heute Morgen, weil es sein Geburtstag war …

Schrill kreischend ging der Wecker auf dem Nachttisch los. Jaulend tat er kund, dass es Zeit zum Aufstehen und fürs Training war.

Seth hob den Kopf und stöhnte. »Verdammt.«

Ich grub eine Hand tiefer in sein Haar. »Wir können es ignorieren.«

»Dann wäre ich aber ein sehr schlechter Trainer.« Er strich mit den Lippen über meine. »Und ich versuche, ein sehr guter Coach zu sein.«

»Du hast Geburtstag. Wir können später anfangen.«

Er ließ eine Handfläche über meine Brustspitzen gleiten. »Kein ausreichend guter Grund.«

»Wir haben Montag.«

Er grinste. »Josie.«

»Was? Ich finde, das ist ein verdammt ausreichend guter Grund.«

Seth küsste mich und zog meine Hemdträger hoch. Das war eine offizielle Ablehnung.

»Du bist in den letzten paar Wochen besser geworden, aber du hast immer noch viel Arbeit vor dir.«

Ich runzelte die Stirn. »Herrje. Danke.«

Grinsend rollte er sich von mir herunter, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Das tat er so mühelos und so elegant, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte.

»Krieg deinen süßen Hintern hoch. Zeit, an die Arbeit zu gehen.«

Ich sprang auf, wobei ich mich bewegte wie ein leicht bekiffter Gorilla. »Nur, weil du ein Polyanna bist, Sethie, darfst du mich noch lange nicht herumkommandieren.«

Er warf mir einen ausdruckslosen Blick zu. »Apollyon, Joe. Sprich mir nach: Apollyon.«

Ich grinste.

Er kniff die Augen zusammen. »Du machst mich noch wahnsinnig.«

Ich lief an ihm vorbei und warf auf dem Weg zum Bad einen Blick über die Schulter. »Auf eine gute Art?«

»Unentschieden.«

»Mistkerl.«

Seth verzog einen Mundwinkel, sodass er ausgesprochen boshaft aussah. Sein Glück, dass er Geburtstag hatte und ich ihm deswegen die ganze Sache von wegen »Joe« durchgehen ließ. Ich öffnete die Badezimmertür.

»Josie?«

»Was?« Ich drehte mich um und stellte verblüfft fest, dass er direkt vor mir stand. Immer noch kam ich gar nicht darüber hinweg, wie schnell und lautlos er sich bewegen konnte.

»Ich …« Er verstummte, hob die Hände und legte sie behutsam um meine Wangen.

Er küsste mich, und das war sanft und zärtlich und so rührend.

»Danke, dass du an meinen Geburtstag gedacht hast.«

Und dann war er verschwunden.

Aus dem Zimmer und nach nebenan. Wahrscheinlich schon unter der Dusche, während ich verharrte, auf die Stelle starrte, an der er gewesen war, und mich fragte, ob noch nie jemand an seinen Geburtstag gedacht hatte.

Oder sich genug aus ihm gemacht hatte, um sich daran zu erinnern.

Dieses Jahr, dieser Geburtstag würde jedenfalls anders werden.

2.
SETH

Ich war ein Idiot, dass ich auf ein paar Stunden im Bett mit Josie verzichtete, um zuzusehen, wie sie alles Mögliche in Brand setzte, weil sie aus Versehen das Feuerelement anrief, obwohl sie das Luftelement nehmen sollte.

Deswegen hielten wir uns im Freien auf, weit weg von allen Gebäuden in der Nähe des Friedhofs, ungeachtet der Tatsache, dass es immer noch ziemlich frisch war, gerade mal um die zehn Grad. Hier schien es nie richtig warm zu werden. Hoffentlich würde sie nicht als Nächstes anfangen, Grabsteine und Statuen hochgehen zu lassen, denn ich bezweifelte, dass das bei Marcus, dem aktuellen Dekan der Universität, gut ankäme. Er war kein Mitglied in meinem Fanclub.

Auch deshalb war es notwendig, unseren Hintern aus dem Bett zu hieven und zu trainieren. Es war wichtig, sich mit Nahkampf auszukennen, aber wenn es so weit war, sich den Titanen zu stellen, musste Josie in der Lage sein, ihre Halbgötter-Fähigkeiten einzusetzen und sie zu kontrollieren.

Luke unterstützte mich und übernahm die Nachmittagsstunden. Als Josie zum ersten Mal – beim letzten Training – die Elementarkräfte gegen ihn einsetzte, schleuderte sie ihn unabsichtlich an eine Mauer – verdammt, fast durch sie hindurch.

Rasend komisch.

Jedoch schmerzhaft für ihn.

Josie kniff die Augen zusammen und marschierte an mir vorbei auf den Dummy aus Stroh zu, bei dessen Herstellung Deacon viel zu gern mitgeholfen hatte. Das Teil sah aus wie eine modische Vogelscheuche und war mit einem Poloshirt und einem weichen Filzhut herausgeputzt.

Keine Ahnung, wieso das Ding einen Hut aufhatte.

Ich fragte nicht nach.

Ich verschränkte die Arme, bis Josie wirkte, als wäre sie bereit. Zwanzig Stunden später oder so. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, die Elemente einzusetzen, daher lief sie hin und her, trat von einem Fuß auf den anderen und tänzelte herum wie ein Pferd, bis sie ruhig wurde.

»Reine Kopfsache«, erinnerte ich sie. »Dir steht all diese Macht zur Verfügung, aber du musst das vollkommen verstehen.«

»Kapiere ich doch.«

»Tust du nicht.«

Sie ballte die Hände zu Fäusten und sah zu mir herüber. Ihre blauen Augen leuchteten ganz ähnlich wie die ihres Vaters, falls er denn Augen hatte. Wenn Josie frustriert oder ärgerlich war, erinnerten ihre mich an das tiefe Blau der Ägäis, die die Kykladeninseln umgab.

Diese dunkle Schattierung nahmen sie auch an, wenn sie erregt war.

»Ich weiß, dass ich die Kräfte habe«, wandte sie ein. »Logisch.«

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Schön, du weißt es, aber du glaubst nicht wirklich daran und traust dir selbst nicht. Ansonsten würdest du nicht jedes Mal, wenn du spitz bist, verdammt noch mal alles in Brand setzen.«

Ihre Wangen liefen rosig an. »Mach ich nicht!«

Ich grinste.

»Das war höchstens ein, zwei Mal.« Sie rang die Hände. »Okay, eventuell öfter. Heute Morgen aber nicht.« Ihre Augen blitzten auf. »Andererseits heißt das vielleicht nur, dass du nachgelassen hast.«

»Ach ja? Ich lasse nach?« Ich lachte. »Baby, wenn du heute Morgen noch schärfer gewesen wärst, wäre das ganze verfluchte Wohnheim abgebrannt.«

Dieses Mal wurde ihr Gesicht knallrot, und dieser Funke in ihren Augen wurde zu einer Flamme. Ich wusste, dass sie daran dachte, wie wir im Bett gelegen hatten und ich ihr für das wunderbare Geschenk ihrer Brüste gedankt hatte.

»Mistkerl«, murmelte Josie und blinzelte.

»Ich habe einen neuen Spitznamen für dich.«

»Oh. Kann es kaum abwarten, ihn zu hören.«

Ich senkte den Kopf und grinste. Sie beobachtete mich. »Du bist in meiner Nähe immer so was von bereit, dass ich dich einfach Rutschbahn nennen werde.«

Sie lachte erstickt auf. »Oh mein Gott, das ist furchtbar. Wenn ich das je wieder von dir höre, Seth, tue ich dir vielleicht weh. Echt jetzt.«

Grinsend nickte ich in Richtung Dummy. »Greif auf den Wind zu, Josie. Spüre, wie er durch dich hindurchfährt. Du kannst das.«

Sie zog die Nase kraus und konzentrierte sich auf den Dummy. Erneut ballte sie die Hände zu Fäusten. Sie zog die Schultern hoch, und da spürte ich es – eine leichte Energiewelle. Sie floss über die Entfernung zwischen uns und strich über meine Haut. Der Kuss der Macht – des Äthers, der angezapft und eingesetzt wurde – fühlte sich an, als träte ich in den Sommersonnenschein hinaus.

Ich biss die Zähne zusammen, verlagerte mein Gewicht und atmete tief und stetig ein. Auf Josie, und nur auf sie, konzentrierte ich mich, bis die verlockende Energiewelle abgeklungen war.

Über unseren Köpfen blitzte und donnerte es. Dicke, dunkle Wolken bildeten sich. Ich hob das Kinn und seufzte, als ein Regentropfen auf meinen Nasenrücken platschte.

»Mist«, murrte sie, und ihre Schultern sackten nach vorn.

Ich schürzte die Lippen und sah zu, wie die graue Wolkendecke aufbrach. »Wir haben Glück«, verkündete ich trocken. »Dieses Mal sorgst du nicht dafür, dass wir nass bis auf die Knochen werden.«

»Halt die Klappe.«

Ich verzog den Mund zu einem Lächeln. »Versuch’s noch mal.«

Genau das tat Josie. Wieder krachten Blitz und Donner. Sie setzte den Stuhl in Brand, den ich nach draußen geschleppt hatte. Irgendwann begann der Dummy zu qualmen, aber der Regenschauer, den sie anrief, löschte das Feuer.

Der Hut allerdings überlebte es nicht.

Kurz vor dem Mittag schnallte Josie es endlich. Sie rief das Luftelement an, hob damit den Dummy hoch und hielt ihn mehrere Sekunden in der Schwebe.

Jedes Mal, wenn sie auf den Äther zugriff, spürte ich den Kuss der Macht und setzte auch noch das letzte bisschen Beherrschung ein, das ich hatte, um ihn zu ignorieren. Die Nähe von Reinblütern hatte dazu beigetragen, dass ich eine gewisse Toleranz gegenüber kleineren Ausübungen von Macht entwickelt hatte. Außerdem hatte ich schon Schlimmeres erlebt, zum Beispiel die Erektion an diesem Morgen. Es fiel mir alles andere als leicht, mich Josie zu verweigern, die unsere Beziehung auf die nächsthöhere Ebene heben wollte, obwohl ich mich … nun, ihr gegenüber anständig verhalten wollte. Merkwürdige Vorstellung und alles, aber es war schwer, mich zu benehmen. Das hatte ich jedoch im Griff.

Doch wenn wir mit Akasha arbeiteten, konnte ich … konnte ich der Verlockung beinahe nicht widerstehen.

Nichts Stärkeres existierte, und wenn diese Kraft in der Luft lag, war es, als berührte ich einen Blitz. Es rief nach mir, sprach das an, was tief in meinem Inneren lauerte – dieses Ding, das so unbedingt Äther brauchte wie ein Daimon. Wie verkorkst war das? Die Erkenntnis, dass ich etwas mit den Daimonen gemeinsam hatte, bremste mich und sorgte zumindest teilweise dafür, dass ich dieses Ding in mir wegsperrte.

Josie war der andere Faktor.

Sobald der Dummy wieder auf dem Boden stand, ließ ich sie das Luftelement noch einige Male einsetzen, nur um sicherzugehen, dass das kein Glückstreffer gewesen war. Bei ihr wusste man nie.

Josie drehte sich zu mir um und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein zaghaftes Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie auf mich zukam.

»Ich glaube, beim Luftelement habe ich endlich den Bogen raus.«

Die Wahrheit war, dass ich nicht sagen konnte, ob sie es endgültig unter Kontrolle hatte; sicher würden wir erst sein, wenn sie es an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen schaffte. Sie sah aus strahlenden Augen hoffnungsvoll zu mir auf, und ich wollte ihr die Freude nicht verderben.

»Ja.« Ich beugte mich vor und berührte mit den Lippen ihre Stirn. »Das hast du wirklich gut gemacht, Josie.«

Sie reckte sich, schlang die Arme um meinen Nacken und drückte mich kurz und fest, bevor sie sich wieder auf die Füße herunterließ.

Ich stand da und starrte sie ein paar Sekunden lang an. Wie ein Perverser. Manchmal hatte ich keine Ahnung, was ich mit ihr anfangen sollte. Ich konnte empfindlich sein. Die Götter wussten, dass ich ein Problem mit persönlichen Grenzen hatte. Ich hatte keine Schwierigkeiten damit … Zuneigung zu zeigen, aber ich war es absolut nicht gewöhnt, dass jemand sich mir gegenüber liebevoll verhielt. Nicht so. Das hier war tatsächlich echt und nicht aus dem einen oder anderen Grund erzwungen und ging tiefer als alles Körperliche.

Josie war freigebig mit ihrer Zuneigung – ihrem Lächeln und ihren Berührungen, ihren sanften Küssen und ihrer Nähe.

Mit all dem überwältigte sie mich.

Manchmal fragte ich mich auch, was ich ihr antat, indem ich mich auf eine richtige Beziehung einließ, denn das war ihr gegenüber nicht gerade fair. Noch vor ein paar Monaten hätte ich mich bei der Vorstellung vor Lachen weggeworfen, aber hier war ich: in einer Beziehung mit Apollos Tochter.

Und mal abgesehen von all dem schrecklichen Mist, den ich in meiner Vergangenheit verbrochen hatte, und der miesen Sucht nach Äther, gegen die ich nach wie vor ankämpfte, ich hatte buchstäblich keine Zukunft.

Absolut keine.

Irgendwann, falls das Problem mit den Titanen gelöst war und ich das überlebt hatte, würde ich wieder die Drecksarbeit der Götter erledigen und Sanierungen vornehmen müssen. Mit anderen Worten, diejenigen aufspüren und vernichten, die sich mit Ares gegen die Kerntruppe der Olympier gestellt hatten. Und danach? Sobald ich starb, gehörte meine Seele Hades. Ich hatte weder eine Zukunft noch erwartete mich das Paradies.

Deswegen war das mit Josie egoistisch. Unfair. Alles stand gegen mich, gegen uns, und ebenso wie ich mir sicher war, dass Apollo irgendwann im unpassendsten Moment auftauchen würde, wusste ich, dass all das sie schließlich verletzen würde.

Aber wie gesagt, ich war egoistisch.

Ich konnte Josie nicht verlassen. Ich hatte versucht, meine Gefühle für sie zu ignorieren. Schon an dem Tag, an dem ich sie hierher, an die Universität, gebracht hatte, hatte ich versucht fortzugehen, wie es mir befohlen worden war, ich war jedoch nicht in der Lage dazu gewesen. Ich würde es nicht schaffen.

Ich hoffte nur, dass sie später nicht teuer dafür bezahlen musste.

Während mir das alles durch den Kopf ging, lächelte Josie zu mir auf.

»Ich habe Hunger.«

Ich verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. »Natürlich.«

Josie schlug mich auf den Arm. »Mistkerl.«

Ich schob meine düsteren Gedanken beiseite und schlang einen Arm um ihre Schultern. »Komm. Gehen wir in die Cafeteria.«

»Können wir uns nicht einfach etwas zu essen mitnehmen und uns in mein Zimmer verkrümeln?«

»Klar.« In Anbetracht des Umstands, dass die Cafeteria sich von einem Ort, an dem man aß, immer mehr zu einem Kampfgebiet zwischen Halb- und Reinblütern entwickelte, hatte ich damit kein Problem.

Seit zum allerersten Mal ein Halbblut – das Kind eines Reinbluts und eines Sterblichen – geboren worden war, hatten diejenigen, die von reinblütiger Abstammung waren, das Volk der Halbblüter unterdrückt. Eine perverse Kastengesellschaft, die an das alte Griechenland erinnerte, wo das Schicksal eines Menschen davon abhing, ob sein Blut als rein betrachtet wurde.

Bis vor Kurzem hatten die Halbblüter es schlecht gehabt und absolut keine Wahl. Die Fortpflanzungsgesetze, die seit jeher in Kraft gewesen waren, machten sie rechtlos und verboten die Vermischung beider Gruppen.

In der Vergangenheit waren die Halbblüter im Alter von acht Jahren vor einen Rat aus Reinblütern gebracht worden, und der hatte entschieden, ob sie das Elixier einnehmen mussten – einen von den Göttern geschaffenen Trank, der einem Halbblut den freien Willen nahm – und in Knechtschaft, eine Art Sklaverei, kamen, oder ob sie eine Ausbildung erhielten. Manche hatten geglaubt, die Ausbildung zum Wächter oder Gardisten sei der Sklaverei vorzuziehen, doch Wächter und Gardisten lebten bekannterweise nicht lange. Die meisten wurden nicht älter als Mitte zwanzig und starben bei der Jagd auf Daimonen – Rein- und Halbblütern, die süchtig nach Äther geworden waren – oder als Leibwächter für Reinblüter.

Wächter zu werden hatte nicht geheißen, dass die Halbblüter über sich selbst bestimmen konnten; es war nur das kleinere Übel gewesen.

Die Herrschaft der Fortpflanzungsgesetze war jedoch endgültig beendet, genau wie die Existenz des Elixiers. Die Halbblüter lebten jetzt gleichberechtigt mit den Reinblütern, und während viele Reinblüter vollkommen einverstanden mit der Veränderung waren, begeisterte es einige nicht gerade, dass ihnen ihre unbezahlte Arbeitskraft nicht mehr zur Verfügung stand. Und es gab Halbblüter, die nicht bereit waren, das Unrecht, das ihnen über Jahrtausende zugefügt worden war, zu vergeben.

Konnte ich ihnen nicht wirklich verübeln.

Einige Halbblüter entschieden sich, ihre Wächterausbildung fortzusetzen. Manche verließen ihre Posten. Wieder andere blieben. Und sogar ein paar Reinblüter stellten sich, ähnlich wie der heiligmäßige Aiden St. Delphi, der Herausforderung und ließen sich nun zu Wächtern ausbilden.

Das Chaos hatte die unangenehme Angewohnheit, über einen hereinzubrechen, wenn man am wenigsten damit rechnete. Obwohl es in den letzten Tagen ruhig gewesen war, bezweifelte ich, dass es dabei bleiben würde.

In der Cafeteria ließ Josie die Theke, an der gegrilltes Hähnchen und Salat angeboten wurden, links liegen und stürmte die Abteilung mit den Fritteusen. Ein Mädchen nach meinem Herzen. Sie schnappte sich eine Schale Pommes frites, und ich holte Hähnchen-Nuggets. Nachdem wir uns mit Getränken beladen hatten, gingen wir zurück zum Wohnheim, und die ganze Zeit strahlte Josie so breit, dass ich schon fürchtete, sie würde sich das Gesicht brechen.

Während wir den schmalen Gang entlangschlenderten, der zu unseren Zimmern führte, musterte ich sie. »Worüber strahlst du denn so?«

»Nichts«, zwitscherte sie und tänzelte vor mir her.

Ich klemmte mir die Flaschen unter den Arm und stellte fest, dass ich lächelte, als mein Blick auf Josies herzförmigen Hintern fiel. Verdammt. Sie machte normale, vom Covenant ausgegebene Trainingshosen zu etwas, von dem man träumte. »Kommt mir aber nicht vor wie nichts.«

»Manchmal lächle ich einfach ohne Grund.«

»Davon kriegt man vorzeitig Falten.«

»Und wenn man verkniffen guckt, nicht. Schon klar.« Sie blieb vor ihrer Zimmertür stehen und warf mir einen Blick zu. »Vielleicht lächle ich ja nur, weil ich gern in deiner Nähe bin.«

Ich starrte sie an.

Ihre Mundwinkel sanken herab. »War das zu viel?«

Langsam schüttelte ich den Kopf. »Nein. Das kann nie zu viel sein.«

Ihr Lächeln kehrte mit voller Macht zurück. »Gut.« Sie schloss die Tür auf. »Denk genau jetzt daran«, sagte sie.

Mit hochgezogenen Brauen folgte ich ihr, blieb dann aber mitten in der Tür stehen. Als ich ins Zimmer sah, klappte mir die Kinnlade herunter.

»Überraschung!«

Das war eine – nein, zwei oder drei Stimmen gleichzeitig, und ich glaubte, ich hörte Josie lachen.

»Alles Gute zum Geburtstag«, rief sie.

Ich konnte den Blick nicht von all den … Ballons losreißen. Rote. Weiße. Gelbe. Einige hatten die Form von … Penissen? Aus zusammengekniffenen Augen sah ich einen roten an, der gut fünfundzwanzig Zentimeter lang war und – jepp – Eier an der Basis hatte. Penis-Ballons. Ich blickte nach unten, und da saß Deacon St. Delphi, Aidens jüngerer und entschieden nicht so heiligmäßiger Bruder, unter den Ballons. Seine blonden Locken standen in alle Richtungen ab, seine silbrigen Augen blitzten fröhlich.

»Jetzt bist du von den Socken, was?« Er grinste selbstgefällig. »Hab ich dir doch gesagt, Luke. Die Ballons sind das i-Tüpfelchen.«

Luke hatte die Füße übereinandergeschlagen und lehnte an der Wand. »Mit den Ballons habe ich nichts zu tun.«

»Das war ich ganz allein.« Deacon deutete mit dem Daumen auf seine Brust und lächelte stolz. »Ganz … allein.«

Josie setzte das Körbchen mit den Fritten auf dem Beistelltisch neben dem kleinen Sofa im Wohnbereich ab. Dann nahm sie mir die Hähnchen-Nuggets und die Getränke ab und stellte sie daneben.

Leicht lächelte sie. »Kann schon sein, dass ich … ähm … neulich erwähnt hatte, dass du demnächst Geburtstag hast.«

»Wirklich?«, murmelte ich.

»Kuchen«, warf Deacon ein und sprang zum Sofatisch. »Wir haben dir einen Kuchen besorgt.«

»Auch mit dem Kuchen hatte ich nichts zu tun«, verkündete Luke, und als ich ihn ansah, zuckte er die Achseln. »Ich bin größtenteils bloß hier, um zu sehen, wie du reagierst.«

Mir fehlten die Worte.

»Du hast ja keine Ahnung, was ich tun musste, damit Libby diesen Kuchen gebacken hat. Libby ist übrigens eine unserer großartigen Köchinnen in der Cafeteria«, erklärte Deacon. »Und ich finde, er ist echt toll geworden.«

In diesem Moment fiel mein Blick auf den Kuchen. Ich sah ihn an, sah ihn richtig an, und meine Augen weiteten sich. »Spider-Man?«

Josie senkte den Kopf und versuchte erfolglos, ihr Grinsen zu verbergen.

»Kam mir so vor, als ob du Spider-Man magst.«

Ich öffnete den Mund. Jepp. Wortlos starrte ich den kleinen runden Kuchen an. Libby sollte sich als Konditorin selbstständig machen, denn das war eine total exakte Wiedergabe von Spider-Man, bis hin zur blauen Strumpfhose und dem Spinnennetz-Muster.

»Solos wollte versuchen zu kommen, doch er ist bereits den ganzen Vormittag auf Kundschaft«, erklärte Josie und verschränkte die Hände. »Aber er schickt dir die besten Wünsche zum Geburtstag.«

Jetzt starrte ich sie schon wieder an und war vollkommen … geplättet. Ich konnte nicht glauben, dass ich dieses Wort wirklich benutzte, ich war jedoch schockiert.

»Dann lasst uns Kuchen essen, bevor ihr etwas Wichtiges zu tun habt wie trainieren und in die Vorlesung gehen wie ich und so zu tun, als passe man auf«, sagte Deacon und wandte sich dem Kuchen zu. Daneben standen Teller.

Sie hatten sogar Teller besorgt.

Penis-Ballons. Spider-Man-Kuchen. Und Plastikteller, auf denen in bunten Farben die Worte HAPPY BIRTHDAY standen – Farben, die zum Spider-Man-Kuchen passten.

»Herzlichen Glückwunsch, Mann.« Luke klopfte mir auf die Schulter und ging an mir vorbei auf Deacon zu. Er trat von hinten an den schlankeren Reinblüter heran, legte ihm einen Arm um die Taille, beugte sich hinunter und küsste ihn auf den Hals. »Ich will ein Stück vom Rand.«

Deacon richtete sich auf und hob grinsend den kleinen Finger, an dem Glasur klebte. Er sah Luke eindringlich in die Augen und lutschte den weißen Zuckerguss ab, sodass Luke erstarrte … wahrscheinlich an mehreren Stellen.

Da würde jemand später sehr glücklich werden.

Jemand berührte behutsam meinen Arm, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich blickte nach unten und stellte fest, dass Josie zu mir aufsah und dabei auf ihre Unterlippe biss, was mich auf die Idee brachte, das für sie zu übernehmen. Ein Ruck ging durch meinen ganzen Körper.

»Ist das in Ordnung für dich?«, fragte sie leise. »Ich wollte nur … du weißt schon, eine Geburtstagsfeier für dich veranstalten.«

Ich blinzelte und riss mich aus meiner Benommenheit. Ich stand nach wie vor in der Tür und hatte noch keine zwei Worte gesagt. Ich starrte bloß wie ein totaler Schwachkopf.

»Ich … ich finde es großartig. Danke.« Ich räusperte mich, sah zu den Jungs und sprach lauter: »Danke.« Ein erleichterter Ausdruck huschte über ihr Gesicht.

Luke nickte und trat beiseite, einen Teller mit einem Stück Kuchen in der Hand.

Während Deacon sich an die Arbeit machte und den Rest des Kuchens aufschnitt, griff ich um Josie herum und zupfte sanft an ihrem Pferdeschwanz. Als sie sich zu mir beugte, legte ich einen Arm um sie und flüsterte ihr zu: »Das hat noch … noch nie jemand für mich getan.«

Josie lehnte sich zurück und sah mich forschend an. »Was getan? Mit dir Geburtstag gefeiert?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das … das ist das erste Mal.«

Ihre blauen Augen nahmen einen dunkleren Farbton an, und sie reckte sich und küsste mich auf die Wange.

»Es ist das erste Mal von vielen, Sethie. Gewöhn dich daran.«

Ich schloss die Augen und lehnte die Stirn an ihre Schläfe. Verdammt. Drei Dinge waren mir in diesem Moment klar. Ich hatte das nicht verdient. Ich verdiente sie nicht. Und ich hatte nicht das Herz, ihr zu sagen, dass dieser Geburtstag wahrscheinlich unser erster und letzter sein würde.

3.
JOSIE

Am nächsten Tag konnte ich während des Nachmittagstrainings – richtiger, in der Zeit, in der ich immer wieder in den Boden gestampft wurde – nicht aufhören, darüber nachzudenken, was Seth gesagt hatte. So war es mir schon gestern Abend ergangen. Ich sah ihn an, dachte an seine Worte und wollte ihn nur umarmen.

Okay. Ich wünschte mir noch andere Dinge, die Spaß machten und zu denen mehr gehörte, als ihn in den Arm zu nehmen. Einen Teil davon taten wir auch – allerdings nicht das. So langsam hatte ich den Eindruck, Harry Potter würde neu verfilmt werden, bevor ich Sex bekam.

Jedenfalls konnte ich es nicht glauben. Niemand hatte je mit ihm Geburtstag gefeiert? Kein Mensch, nicht mal seine Mutter? Sie war eine ganz miese Mom gewesen. Nach allem, was er mir schon erzählt hatte, war mir das klar, aber nicht mal seinen Geburtstag zu feiern?

Irgendwie wünschte ich, die Frau würde noch leben, damit ich sie umbringen könnte. Was für eine abscheuliche Person. Oder Reinblut. Was immer, sie war eine miese, gemeine Person gewesen. Meine eigene Mutter hatte ihre Probleme gehabt, trotzdem hatte sie jedes Jahr meinen Geburtstag mit mir gefeiert.

Mom hatte mich vielleicht nicht gewollt, doch sie liebte mich, und schlussendlich kam es nur darauf an.

Das Training war nicht schrecklich. Nicht so wie zu Anfang, als ich nicht mal einen Schlag korrekt wegstecken konnte. Jetzt wusste ich, wie ich fallen musste, um nicht nur Verletzungen zu vermeiden, sondern auch schnell wieder auf die Füße zu kommen. Ich schaffte es, Hiebe und Tritte abzuwehren, und hatte gelernt, selbst ein paar gemeine Angriffe anzubringen.

Ich war so kurz davor, eine krasse Killer-Ninja-Halbgöttin zu werden.

»Du musst deinen Dolch so einsetzen, als wärst du tatsächlich bereit, die Person, gegen die du ihn führst, zu töten«, erklärte Seth von der Seite her. »Nicht, als wolltest du sie nur damit piken.«

Aus zusammengekniffenen Augen sah ich zu ihm hinüber. Okay. Also war ich vielleicht doch noch kein Killer-Ninja. Ich hob den Covenant-Dolch, eine rasiermesserscharfe gefährliche Klinge aus Titan, die dazu geschaffen war, ein blutiges Gemetzel anzurichten, und umfasste das Heft fester. »Ich versuche nicht, den Dummy zu piken.«

»Du stupst ihn nur an«, bekräftigte Luke.

Die beiden taten sich gegen mich zusammen.

Seth marschierte zu dem äußerst lebensecht wirkenden Dummy und zeigte auf einen flachen Einschnitt in der sehr hautähnlichen Hülle. Igitt.

»Diese Verletzung hier«, erklärte er und meinte den Schnitt auf der Brust der Puppe, »würde nicht mal einen Sterblichen umbringen.«

Ich runzelte die Stirn. »Und ob.«

»Sie würde ihn langsamer machen, so viel ist sicher, ihn aber nicht töten.« Luke ließ den Dolch, den er in der Hand hielt, herumschnellen und fing ihn mit Leichtigkeit wieder auf. War er nicht ganz toll? »Würde nicht einmal die Lunge streifen.«

Das musste ich ihm wohl abnehmen.

»Du weißt, wie du den Dolch zu gebrauchen hast.« Seth strich sich durchs Haar. »Wir haben dir alles beigebracht, was du wissen musst. Du kennst den korrekten Griff und die richtige Position. Du weißt, wo du treffen musst, um deinen Gegner zu fällen. Es gibt keinen Grund dafür, nicht deine gesamte Kraft hineinzulegen.«

Ich begann, Einwände zu erheben, doch als ich die Einschnitte auf dem Dummy musterte, wurde mir klar, dass er nicht ganz unrecht hatte. Die Brust der Puppe war mit Schnitten und Stichen übersät, und die meisten, wenn nicht alle, waren so tief wie mein Finger. Diese stammten von Seth und Luke. Meine waren flach und im Vergleich zu ihren nur Kratzer.

So ungern ich es zugab, Seth hatte recht. Die Vorstellung, jemanden absichtlich umzubringen, entsetzte mich. Ich meine, zu glauben und zu wünschen, ich könnte es, war etwas völlig anderes, als es wirklich zu tun. Aber nur weil etwas mir Grauen einflößte, hieß das noch nicht, dass ich nicht in der Lage dazu sein würde, wenn es hart auf hart käme.

Ich würde mich schützen.

Und ich würde die Menschen, die ich liebte, beschützen.

Zumindest sagte ich mir das ständig.

Seth warf Luke einen Blick zu. »Lassen wir es für heute gut sein.«

»Aber wir haben noch eine Stunde Zeit«, protestierte ich.

»Ich weiß.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Wir beide sind noch nicht fertig.«

Luke schien zu verstehen.

Er nickte und klopfte mir im Vorbeigehen auf die Schulter. »Bis später dann.«

Als die Tür des Trainingsraums hinter ihm zuschwang, hatte ich das Gefühl, dass mich eine Standpauke erwartete.

Seth zog eine Augenbraue hoch. »Du siehst aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen. Ich habe nicht vor, dir Vorhaltungen zu machen.«

Ich riss die Augen auf. »Bist du sicher, dass du keine Gedanken lesen kannst?«

Er lachte. »Alles, was du denkst oder fühlst, steht dir ins Gesicht geschrieben.« Er nahm mir den Dolch aus der Hand. »Ich möchte, dass du mir zusiehst.«

Ich hatte ihn seit Wochen während des Trainings beobachtet, aber ich verschränkte die Arme und schaute zu.

Seth hielt meinen Blick einen Moment lang fest und wirbelte dann herum. Er zögerte keinen Augenblick. Nicht so wie ich, weil der verdammte Dummy so real wirkte. Auf einem seiner muskulösen Beine stehend schnellte er vor und stieß der Figur den Dolch tief ins Brustbein. Ein tödlicher Angriff innerhalb von zwei Sekunden. Keine Pause. Kein Abschwächen der Bewegung in letzter Minute.

Er zog den Dolch heraus und drehte sich zu mir um. Seine bernsteinfarbenen Augen blickten ernst drein.

»So macht man das, und ich weiß, dass du dir vollkommen im Klaren darüber bist, wie man einen tödlichen Stich führt.«

»Ja.«

Er trat auf mich zu und neigte den Kopf. »Aber du tust es nicht. Du hast es noch nicht ein einziges Mal gemacht, ohne wieder und wieder dazu aufgefordert worden zu sein, und selbst dann tust du es schlussendlich nur aus Frust über Luke oder mich.«

Ich schürzte die Lippen. Am liebsten hätte ich protestiert, doch er hatte einmal mehr recht. Und ich hasste es, wenn er recht hatte, was für meinen Geschmack viel zu oft der Fall war.

»Da ist etwas, das ich wissen muss, okay?«

Ich reckte das Kinn und grinste. »Ja, du bist sexy und ein richtiges Tier.«

»Das weiß ich schon«, gab er trocken zurück. »Das ist nicht meine Frage.«

Ich seufzte. »Okay.«

Er hielt meinen Blick fest. »Bist du dazu in der Lage?«

»Ja …«

»Du sollst noch nicht antworten«, unterbrach er mich. »Ich möchte, dass du richtig darüber nachdenkst und überlegst, ob du das wirklich kannst. Nicht kämpfen. Kein Einsatz der Elemente. Frage dich, ob du bereit bist, jemanden zu töten, ohne eine Sekunde zu zögern. Ob du so weit bist, dass du einen tödlichen Schlag führst, bevor dein Gegner dich trifft. Ob du bereit bist, der Aggressor zu sein.«

Mich überlief es kalt. Am liebsten hätte ich behauptet, ich könnte es, wenn ich müsste, doch in Wahrheit? Vor mir schwankte der Dummy aus Gummi und synthetischem Fleisch leicht. Ich war nicht bereit, Ja zu sagen, zu erklären, ich könne etwas töten. Nun ja, abgesehen davon, dass ich mit meinem Auto schon Tiere totgefahren und deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, aber mit Absicht?

Ich dachte über Hyperion nach und kniff die Augen zusammen. Ihn hätte ich umbringen können. Mit Leichtigkeit. Was er gesagt und getan hatte … Scharf sog ich die Luft ein und erschauerte. Ich brauchte mich nicht mal an seinen eisigen Atem oder seine schwere Hand zu erinnern.

Ja. Ich hätte ihn töten können.

Aber das hier? Bewusst Leute umbringen – ähm, Daimonen, was auch immer? Das war etwas anderes. Bei dem Ganzen ging es mir nicht um das Töten. Der Punkt war, wer ich werden musste, um zu überleben. Ich durfte nicht schwach sein. Ich musste stärker werden, als ich es derzeit war. So stark wie die Wächterinnen, die ich jeden Tag sah. So stark, wie Alex in meiner Vorstellung gewesen war … nach wie vor war.

»Alex hatte kein Problem mit dem Töten, oder?«

Seth blinzelte und trat einen Schritt zurück.

Echt jetzt, er wich zurück. Ich riss die Augen auf. Eigentlich hatte ich das nicht sagen wollen, ich hatte nicht mal eine Ahnung, woher das gekommen war. Na gut, okay. Natürlich wusste ich, woher: aus meinem Mund, der anscheinend mit diesem tiefen, dunklen, unbewussten Teil von mir verbunden war, der verdammt noch mal nicht den Schnabel halten konnte.

»Ja, ähm … kann ich … Also, ich habe diese Frage nicht gestellt.« Mein Gesicht lief heiß an, und ich wandte mich hastig ab und ging zu der Stelle, an der ich meinen Hoodie und meine Wasserflasche zurückgelassen hatte.

Ich konnte nicht glauben, dass ich Alex so einfach in einem Gespräch erwähnt hatte.

Seth sprach nie über sie.

Aus offensichtlichen Gründen war das ein heikles Thema. Ich verstand, warum. Seth und Alex hatten eine ziemlich eigenartige gemeinsame Vergangenheit. Da sie beide Apollyons waren, waren sie vom Schicksal dazu bestimmt, zusammen zu sein, waren so geschaffen. Aber Alex liebte Aiden, und ich … ich war mir nicht sicher, was Seth für Alex empfand. Deacon hatte es so klingen lassen, als wäre es nicht besonders ernst gewesen, Deacon war jedoch nicht Seth.

Deacon war Aidens jüngerer Bruder, und vielleicht sah er, was Alex und Seth anging, nur das, was er sehen wollte.

Seths Vergangenheit war unentwirrbar mit der von Alex verknüpft. Ich wusste, dass er ihr einiges angetan hatte, als er mit Ares zusammengearbeitet hatte, aber auch, dass er sich für sie eingesetzt hatte, als sie es am dringendsten brauchte.

Zum Teufel, für Alex’ Glück hatte er alles geopfert. Das musste etwas zu bedeuten haben.

Mir war nicht entgangen, dass Deacon während der letzten Woche oder so superaufgeregt gewesen war. Aufgrund eines verrückten Deals mit den Göttern befanden sich Alex und Aiden seit sechs Monaten in der Unterwelt, doch diese Zeit war fast um.

Sie würden bald zurückkehren.

Ich bückte mich, nahm den Kapuzenpulli und zog ihn an. Dann schnappte ich mir meine Wasserflasche und suchte nach einem anderen Gesprächsthema. An diesem Punkt wäre mir alles recht gewesen.

»Nein.«

Ich erstarrte und presste die Lippen zusammen. Natürlich nicht. Wenn man Deacon glauben wollte, war Alex die krasseste unter den Allercoolsten.

»Bis auf eine gewisse Zeit, in der sie nicht hier gelebt hat, ist sie in diese Umgebung hineingeboren worden und darin aufgewachsen. Alex ist anders als du.«

Vor Verbitterung verkrampfte sich mein Magen. Ich wusste, das war lächerlich, aber die Säure, die mir in den Mund stieg, schmeckte nach Eifersucht. Alberne, unvernünftige Eifersucht.

»Sie hatte es nicht leicht, und das habt ihr beide gemeinsam«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. »Ich weiß, dass ihr das nicht gefiel und dass es ihr zugesetzt hat. Es hat sie schwer belastet.«

Langsam drehte ich mich um, die Flasche an die Brust gedrückt.

Er hatte sich lautlos bewegt und war nur noch dreißig Zentimeter oder so von mir entfernt.

»Und bevor … alles den Bach runterging, hat sie davon gesprochen, wie es wäre, keine Wächterin mehr zu sein. Obwohl das immer ihr größter Wunsch gewesen war. Sie hatte die Nase voll von alldem. Vom Töten und Kämpfen.«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte nicht mal eine Ahnung, ob ich überhaupt etwas dazu äußern konnte, denn das verstand ich. Wer würde des Tötens und Kämpfens nicht überdrüssig werden?

»Sie hatte es nicht leicht, Josie, aber sie hat es getan, weil es ihre Pflicht war – sie hat es getan, um sich selbst und diejenigen, die ihr wichtig waren, zu schützen.« Seth griff um mich herum, zog mir den Pferdeschwanz aus dem Hoodie und legte ihn über meine Schulter. »Auch für dich wird es nicht leicht werden.«

Ich befeuchtete mir die Lippen. »Du glaubst nicht, dass ich das schaffe, stimmt’s?«

Einen Moment lang sah er mich direkt an, dann schlug er die Wimpern nieder, sodass sie seine Augen abschirmten. »Das gehört zu den Dingen, die ich an dir so mag, Josie. Trotz allem, was und wer du bist, wirkst du so außerordentlich sterblich.«

Ein leichtes Flattern breitete in meiner Brust die Flügel aus. »Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment ist.«

»Ist es.« Er senkte den Kopf und küsste mich auf einen Mundwinkel. »Komm schon. Gehen wir zurück und besorgen uns Popcorn. Wir können uns einen Film ansehen, bevor Deacon aufkreuzt und uns zwingt, noch eine Folge von Supernatural anzuschauen.«

»Ich liebe Supernatural

Er grinste. »Du liebst Dean Winchester.«

»Erwischt«, murmelte ich. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass Seth meiner Frage total auswich, allerdings hakte ich nicht nach. Wahrscheinlich, weil ich seine Antwort schon kannte; wusste, was er glaubte.

Und Junge, Junge, das war so was von demotivierend.

Ich sagte nichts, während er den Dolch an die Wand hängte, an seinen Platz zwischen den anderen tödlichen, blitzenden Waffen. Vorbei an mehreren Studenten, die zu einem der angrenzenden Trainingsräume unterwegs waren, gingen wir in die Haupthalle hinaus. Keine Ahnung, ob es sich um Halb- oder Reinblüter handelte, sie waren genau wie ich gekleidet. Wächter in der Ausbildung.

Ich hätte wetten mögen, dass sie kein Problem mit dem Töten hatten.

Die Nachmittagssonne wärmte die Luft, aber die Temperatur war längst nicht so wie in Missouri oder Virginia im Mai. Ich bezweifelte, dass es hier je richtig heiß wurde. Im Schatten unter dem Vordach des Trainingsgebäudes war es sogar unangenehm kühl.

Ich ging neben Seth her und gab mir die größte Mühe, die Blicke zu ignorieren, die in unsere Richtung geworfen wurden. Die meisten Leute hier hielten mich immer noch für eine Sterbliche. Aus irgendeinem Grund spürten sie mich nicht so, wie sie einander fühlten. Ich vermutete, dass Apollo dafür gesorgt hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich eine Halbgöttin war. Nicht, dass Apollo da gewesen wäre, um mich darüber aufzuklären. So oder so starrten alle Seth an. Jeder. Ständig.

Ätzend war das.

Ich warf ihm einen Blick zu. Immer noch hatte er dieses selbstzufriedene Grinsen auf den Lippen. Ja, er wusste genau, dass alle glotzten. Statt mich darauf zu konzentrieren, dachte ich über das nach, worüber wir gestern Abend gesprochen hatten. In letzter Zeit hatte Seth sich angewöhnt, mir merkwürdige, hypothetische Fragen zu stellen. Was würde ich tun, wenn Apollo nicht mein Vater wäre? Die Antwort war einfach. Dann wäre ich in Radford und würde Psychologie studieren. Er hatte mich auch gefragt, wohin ich gehen würde, wenn ich nicht hier sein müsste, zum Beispiel, um zu reisen. Für diese Antwort brauchte ich ein wenig länger, weil ich wirklich darüber nachdenken wollte. Schließlich hatte ich mich für Schottland entschieden, denn ich fand die Geschichte dieses Landes faszinierend. Ich kam nie dazu, ihn dasselbe zu fragen, ich schlief immer vorher ein, oder wir wurden unterbrochen.

»Ich habe eine Frage an dich«, sagte ich.

»Vielleicht habe ich ja eine Antwort für dich.«

Ich lächelte. »Also, wenn du überall auf der Welt hingehen könntest, wohin würdest du reisen?«

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an. »Ernsthaft?«

»Ja.« Ich lachte. »Du weißt, dass ich nach Schottland fliegen würde.«

»Und ich weiß, dass du fast eine Viertelstunde gebraucht hast, um darüber nachzudenken.«

»Sei still und beantworte meine Frage.«

»Bin mir nicht sicher, wie ich das beides gleichzeitig tun soll.«

Ich verdrehte die Augen. »Seth.«

Er setzte sein sexy Grinsen auf, das mich wütend machte.

»Ich glaube, ich würde … nach Hause auf die Kykladeninseln fahren – nach Andros. Seit ich fortgegangen bin, war ich nie wieder da.« Er legte eine Pause ein. »Ich frage mich, ob dort wirklich noch jemand ist. Damals lebten da nicht viele Menschen. Die Insel war nicht besonders dicht bevölkert.«

Seine Antwort hätte mich nicht mehr verblüffen können, wenn er gestanden hätte, insgeheim ein großer Fan der Band One Direction zu sein. Angesichts des Umstands, wie schwer seine Kindheit gewesen war, hatte ich nicht erwartet, dass er dahin zurückkehren wollte. »Warum gerade dorthin?«

Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich will es nur sehen. Irgendwie nicht leicht zu erklären.«

Einen Moment lang dachte ich darüber nach und fragte mich, ob es damit zu tun hatte, dass er die Dämonen seiner Vergangenheit ruhen lassen wollte. »Wieso würdest du …?«

Ein Aufschrei, laut und kurz, unterbrach mich. Sofort geriet mein Herzschlag ins Stolpern. Ein hässliches Knacken zog über den Innenhof, ein Knall, der zwischen den Marmorstatuen widerhallte. Ein schriller, durchdringender Schrei folgte, dann noch einer. Ich fuhr herum. Im selben Moment nahm Seth mir die Sicht und schirmte mich vor dem ab, was dort vor sich ging.

Es war jedoch zu spät.

Ich sah es.

»Verdammte Götter«, murmelte er.

Voller Grauen schlug ich mir eine Hand vor den Mund und taumelte blinzelnd einen Schritt zurück. Ich hatte das Gefühl, was ich sah, müsse eine Halluzination sein, aber das stimmte nicht. Es war real.

Ein Körper hing in der Luft, direkt vor dem Trainingsgebäude, aus dem Seth und ich gerade herausgekommen waren. Die schlaffen, in Jeans steckenden Beine schaukelten hin und her. Um den Hals, der in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt war, lag eine Art Kette.

Jemand hatte sich aufgehängt.

Oh mein Gott, nein.

Mein Blick ging zu seinem Oberkörper. Nein. Hier hatte niemand Selbstmord begangen. Er war gehängt worden.

Ein Stück Papier – eine aus einem Notizbuch herausgerissene Seite, hing an seiner Brust, festgeheftet mit einem Messer, das darin steckte. Obwohl sein Bauch von Blut getränkt war, waren die Worte darauf deutlich zu lesen und schwer zu vergessen.

KEINE FREIHEIT FÜR HALBBLÜTER.

4.
JOSIE

Rasch sammelte sich eine kleine Menschenmenge an, deren Gesichter vor meinen Augen verschwammen. Vor Übelkeit verkrampfte sich mein Magen, und ich musste den Blick abwenden. Der Körper – der junge Mann – konnte nicht älter gewesen sein als ich, vielleicht jünger. Seinen Anblick würde ich nie vergessen. Den schlaffen Kiefer. Die leichenblasse Haut. Die offenen, leeren blauen Augen.

»Das ist so was von verkehrt«, sagte ein Mädchen mit zitternder Stimme. »Das ist so was von abartig.«

Ein anderes Mädchen meldete sich zu Wort: »Oh Götter, das ist Brandon.« Sie hatte Tränen in den Augen und drängte sich durch die Menschentraube. »Jemand soll ihn herunterholen. Bitte.« Sie drehte sich zu einem Typen in der Menge um. »Warum holt ihn denn niemand herunter?«

Seth hatte sich schon in Bewegung gesetzt.

Mit ausdrucksloser, steinharter Miene, die keinerlei Emotionen zeigte, umfasste er behutsam die Beine des armen Kerls, damit er zu schaukeln aufhörte. Seth hob den linken Arm, und bernsteinfarbenes Licht tanzte über seine Fingerknöchel. Der Strahl aus reiner Energie traf die Kette und ließ sie entzweibrechen.

Seth hielt den Toten fest und legte ihn auf die Marmorplatten des Weges. Wortlos erhob er sich. Während er das Dach des Trainingsgebäudes musterte, zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. Jetzt befand sich dort niemand, doch jeder Einzelne hier auf diesem Campus konnte sich superschnell bewegen. Er oder sie hätte den Jungen über den Rand stoßen und bereits außer Sicht sein können, als sein … sein Genick brach.

Falls er durch einen Genickbruch gestorben war. Es könnte auch das Messer in seiner Brust gewesen sein. Galle stieg mir in den Hals und drohte sich Bahn zu brechen.

»Was zur Hölle ist hier los?«

Als ich Solos’ Stimme hörte, drehte ich mich um. Er pflügte durch die Menge und verlangsamte seine Schritte, als er den Körper auf dem Boden erblickte. Rund um die gezackte Narbe wurde sein gebräuntes Gesicht blass.

»Götter«, knurrte er.

»Jemand hat ihn aufgehängt«, erklärte Seth ausdruckslos.

Das erste Mädchen, das vorhin gesprochen hatte, riss die violetten Augen weit auf und trat vor. »Oder jemand hat geistigen Zwang gegen ihn eingesetzt. Ihn dazu gezwungen.«

In der kleinen Gruppe kam leises Stimmengewirr auf, und die scheußliche Galle in meinem Hals war knapp vorm Überschwappen. Geistiger Zwang? Guter Gott, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass jemand den Wunsch verspürte, einen anderen zu etwas so Abscheulichem zu zwingen. Aber Reinblüter besaßen diese Fähigkeit. Seth auch. Die Götter ebenfalls. Sie waren in der Lage, ein Halbblut oder einen Sterblichen zu allem zu zwingen. Das hatte ich mit eigenen Augen gesehen. Selbst dazu, sich aufzuhängen oder sich ein Messer in den Bauch zu stoßen. Diese Art von Macht war Furcht einflößend.

Verstörend.

»So oder so, wer immer das getan hat, ist lange fort.« Seth sah zu mir. Kurz trafen sich unsere Blicke, dann wandte er sich wieder dem Toten zu. Er sagte etwas zu Solos, aber so gedämpft, dass ich es nicht hörte.

Solos trat beiseite und sah die Gruppe an. »In Ordnung, ich will, dass ihr euch alle in Bewegung setzt. Geht in eure Vorlesung oder wo ihr sonst hingehört, hier werdet ihr nicht gebraucht.«

»Ja, weil es nämlich ein Tatort ist.«

Der große, gut gebaute Typ, der das sagte, trug genau wie ich Covenant-Trainingskleidung. Ich hätte gewettet, dass er ein Halbblut war.

»Oder ist es euch einfach egal, weil er ein Halbblüter ist?«, fragte er.

»In Anbetracht der Tatsache, dass ich selbst Halbblut bin, macht es mir allerdings etwas aus.« Solos verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Gardisten tauchten auf, die im Gegensatz zu den schwarzen Uniformen der Wächter vollständig weiß gekleidet waren. »Das wissen Sie doch, Colin.«

Seth zog sein Hemd aus, sodass er in einem Shirt mit kurzen Ärmeln dastand, und wandte sich dem Toten zu. Er trat näher an den Körper heran und verhüllte behutsam und respektvoll das Gesicht des Mannes.

Erneut sah ich weg und presste die Lippen zusammen. Das hier war falsch, so falsch, dass das Wort »falsch« es nicht annähernd ausdrückte. Dieser Typ war zwar ein Fremder für mich, dennoch tat mir das Herz weh. Die Schlussfolgerung aus dem, was geschehen war, bereitete mir Übelkeit.

Man hatte ihn einfach umgebracht, weil er ein Halbblut war.

Das war nicht ansatzweise akzeptabel.

»Ihnen ist es vielleicht nicht egal, aber Sie wissen verdammt genau, dass über die Hälfte der Leute auf diesem verfluchten Campus sich einen Dreck darum schert, was alles schon vorgefallen ist. Sie werden sich auch nichts daraus machen, wenn die Götter anfangen, uns zu ermorden«, sagte der Typ namens Colin herausfordernd. »Bis jetzt war es ihnen immer egal.«

»Er hat recht«, ließ sich jemand aus dem hinteren Teil der Menge vernehmen, ein Mädchen. »Ihr wisst doch, was Felecia vor zwei Tagen passiert ist.«

Ich kannte Felecia nicht und wusste nicht, was ihr zugestoßen war.

Solos biss die Zähne zusammen. »Das wird untersucht. Sie …«

»Ein Reinblut hat geistigen Zwang gegen sie ausgeübt, sie vergewaltigt und sie dann herumgereicht.« Colins Stimme war rau vor Zorn. »Und was für Konsequenzen hat das nach sich gezogen? Verdammt noch mal absolut keine.«

Oh mein Gott. Ich würde wirklich gleich kotzen.

»Ja und? Allen ist es egal, und Felecia ist eine Hure. Ist doch so.«

Ungläubig fuhr ich zusammen, und Seth drehte sich zu der Menge um. Die weiß gekleideten Gardisten erstarrten.

Mehrere Studenten traten beiseite, sodass ein hochgewachsener, eisblonder Typ sichtbar wurde.

»Das hast du jetzt nicht gesagt«, murmelte jemand.

Autor

Jennifer L Armentrout
<p>Ihre ersten Geschichten verfasste Jennifer L. Armentrout im Mathematikunterricht. Heute ist der bekennende Zombie-Fan eine internationale Bestsellerautorin und schreibt Fantasy- und Liebesromane für Jugendliche und Erwachsene – und denkt nicht mehr an die schlechten Mathenoten von damals.</p>
Mehr erfahren