Die Schöne und der Bastard - Kapitel 18

~ Kapitel 18 ~

Nach den vergangenen Tagen fühlte es sich gut an, sich draußen aufhalten zu können und die Sonne zu genießen, fand Soren. Er befand sich auf dem Weg zum anderen Ende der neu errichteten Mauer, um sich mit Stephen und Guermont zu treffen, die Neuigkeiten von Brice zu berichten hatten. Auch wenn er eben erst Sybilla verlassen hatte, waren seine Gedanken schon wieder bei ihr.

Hatte sie seine Truhe in ihren Gemächern entdeckt? War sie damit womöglich nicht einverstanden? Wusste sie überhaupt, dass er die letzten vier Nächte in ihrem Bett gleich neben ihr verbracht hatte? Sein Körper spürte es nur zu gut und reagierte allein schon auf die Erinnerung daran. Soren hatte sie berührt, als er ihre Verletzungen gesäubert und mit Salbe bestrichen hatte. Er war ein Mann, und daher war ihm nicht entgangen, wie zart sich ihre Haut anfühlte oder wie voll ihre Brüste waren. Auch der Schwung ihrer Hüften war ihm aufgefallen, ebenso das blasse Dreieck am Scheitelpunkt ihrer Oberschenkel.

Er zog an seiner Hose in dem Bemühen, die scheinbar allgegenwärtige Erregung zu kaschieren, mit der er leben musste. Noch nie zuvor hatte er so lange Zeit eine Frau begehrt, ohne sie zu bekommen. Es hatte immer mal wieder Gelegenheiten und Gründe gegeben, sich zurückzuhalten und zu verzichten, aber noch nie hatte er so etwas erlebt, wenn eine bestimmte Frau sein Verlangen geweckt und er auch noch zusammen mit ihr in einem Bett geschlafen hatte.

Jetzt war er verheiratet, er begehrte seine Ehefrau, und doch nahm er sie nicht. Soren wusste besser als jeder andere, was sie momentan durchmachte, und er würde ihr nicht noch eine zusätzliche Last aufhalsen. Was sie ihm voller Zorn und Entsetzen entgegengeschleudert hatte, traf dennoch zu: Er hatte ihre Blindheit verursacht. Sein wiedererwachtes Gewissen machte ihn darauf aufmerksam, dass er plante, diese Blindheit zu nutzen. Beides zusammen war für ihn Grund genug, sie nicht zu verführen, selbst wenn er wusste, dass er es tun könnte. Ihr Körper war bereit, auch wenn ihr Wille es noch nicht war.

Das Monster, das ihr Vater erschaffen hatte, führte einmal mehr Krieg gegen den Mann, der er einmal gewesen war. Er konnte nicht gewinnen, ganz gleich, wie der Kampf ausging. Wenn ihre Blindheit blieb, würde sie ihn verlassen, sobald die getroffene Vereinbarung erfüllt war. Sollte sie entgegen allen Erwartungen doch wieder sehen können, dann würde sie auf keinen Fall auch nur einen Tag länger mit ihm verheiratet bleiben, wenn sie erst einmal sein wahres Aussehen erblickt hatte. Und wenn sie erfuhr, wie tief seine Rachsucht tatsächlich saß – immerhin hatte er ihren Vater Durward nach dem hinterhältigen Angriff noch töten können –, dann würde sie ihn für alle Zeit hassen, ob sie blind war oder nicht.

Wie, um alles in der Welt, hatte er so tief sinken können? Rache war doch so viel einfacher.

Stephen rief seinen Namen und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Soren stellte sich zu den Männern. Brice’ Bote war eingetroffen und berichtete von verstärkten Angriffen der Rebellen, die ihren Ursprung im Westen zu haben schienen. Die Penninen – so benannt von den alten Römern, als dieses Land ihrer Kontrolle unterstanden hatte – trennten seine Ländereien von jenen in Cumbria; sie schienen das Versteck von Edmunds Streitkräften zu sein.

Nachdem er in den letzten Tagen seine Pflichten vernachlässigt hatte, um sich um Sybilla zu kümmern, war Soren zu dem Entschluss gelangt, eine kleine Gruppe seiner Leute in die nahegelegenen Hügel zu schicken, um dort nach Hinweisen auf die Anwesenheit von Edmund Haroldson oder seiner Rebellen zu suchen. Der Tag war noch lang, sie konnten das Tageslicht also noch nutzen. Außerdem würde es ihm guttun, sich der einen Aufgabe zu widmen, die William ihm mit der Überlassung dieses Guts aufgetragen hatte: Jeden ausfindig zu machen und zu vernichten, der William gegenüber nicht loyal war, ob es sich dabei um Angelsachsen, Normannen oder wen auch immer handelte.

Nachdem er die Bücher des Guts gefunden hatte, war ihm aufgefallen, dass darin Namen von Leuten aufgeführt wurden, die zum Gut gehörten, die sich aber nicht unter den Toten befunden hatten und dennoch nirgends auffindbar waren. Es handelte sich nicht um eine große Anzahl Personen, aber da seit dieser Woche zwei weitere spurlos verschwunden waren, kam doch einiges zusammen. Seine Männer und diejenigen, die bis zu Brice’ Ankunft in Shildon verweilten, reichten aus, um für die Sicherheit des Guts zu sorgen. Wenn er jedoch zuließ, dass die Leute, die ihm zu dienen verpflichtet waren, einfach die Flucht antraten, dann würde das auch andere dazu ermutigen, sich von ihm abzuwenden. Solange Edmund seine Botschaft vom Aufbegehren gegen William verbreitete, würde es immer wieder Abtrünnige geben, die eine Flucht und die damit verbundene Bestrafung in Kauf nahmen, um nach irgendeinem unbestimmten Ruhm zu streben.

Harold Godwinson, dem diese und weitere, mehr im Süden gelegene Ländereien gehört hatten, war tot. Der größte Teil von Williams Feinden war ausgeschaltet worden oder zumindest namentlich bekannt. Noch konnte sich William nicht mit dem König der Schotten anlegen, aber er wollte jenen, die von dort Hilfe zu erbeten versuchten, den Weg nach Schottland so mühselig wie möglich machen. Und genau an diese Aufgabe musste sich Soren nun ernsthaft begeben.

Er ließ sein Pferd bringen, saß auf und folgte Stephen auf dem Weg nach draußen, der in die Hügel hinaufführte. Auf einer Anhöhe hielt er sein Pferd an und drehte sich um, damit er einen Blick auf Alston werfen konnte. Aus der Ferne wirkte die Feste klein, die Umrisse der sie umgebenden Mauer waren kaum auszumachen. Die Felder ringsum bildeten einen bunten Flickenteppich, im Norden lag das Land der Schotten, weit im Osten fanden sich Northumbria und die See. Im Westen lagen Cumbria und die Irische See. Doch das da unten, das gehörte ihm, und niemand würde es ihm je wieder nehmen.

 

Viele Stunden später war die Sonne längst untergegangen, aber der Vollmond spendete ihnen genug Licht, um den Weg zurück nach Alston zu finden. Als Soren den Hof in Richtung Saal überquerte, schlug ihm köstlicher Essensgeruch entgegen. Larenz kam ihm entgegen, um Soren das Neueste über seine Ehefrau zu berichten.

„Seid ihr in den Hügeln fündig geworden?“, fragte Larenz, als sie nebeneinander über den Hof gingen, nachdem Soren sein Pferd den Stallburschen übergeben hatte, zu denen offenbar auch Raed gehörte.

„Überreste von mehreren Lagern, aber keines davon von nennenswerter Größe. Stephen wird am Tag noch mal hinreiten, um sich genauer umzusehen, allerdings liegen sie alle viele Meilen von hier entfernt.“

„Glaubst du, Edmund ist hier angekommen? Wird er sich hier gegen uns stellen, weil er die Schotten in seinem Rücken weiß?“

Soren zuckte mit den Schultern, während sie den Saal betraten. „Sein Verhalten ergibt keinen Sinn. Er hat nicht die Unterstützung jener Witan, die noch leben.“ Die meisten Adligen an Harolds Hof waren auf dem Schlachtfeld bei Senlac gefallen. „Deren Thronanwärter wurde gewählt, weil er den stärksten Anspruch hat“, sagte Soren, dann fügte er mit einem wissenden Blick zu Larenz hinzu: „Selbst wenn Edgar nachweisen kann, dass er mit William blutsverwandt ist.“

Edgars Anspruch überwog sogar den von William, aber als Junge von gerade einmal vierzehn Jahren hatte er keine Chance gegen den Herzog der Normandie und dessen Kriegsmaschinerie. Als Sohn von Harold und seiner dänischen Ehefrau hatte Edmund keinen Anspruch auf den englischen Thron. Das hatte ihn dennoch nicht davon abhalten können, eine kleine Armee in Wessex um sich zu scharen, wo sich die Ländereien seines Vaters befanden und wo man jeden Godwinson lieber sah als irgendeinen Fremden, der nach Norden marschierte, Chaos anrichtete und unterwegs mordete.

Beinahe hätte Edmund Giles’ Ehefrau an einen walisischen Lord verkauft und im Gegenzug Geld und Soldaten erhalten. Dann verbündete er sich mit Oremund of Shildon und versuchte, die Kontrolle über Brice’ Land in Thaxted an sich zu reißen. Nun benutzte er Alston als Zugangsweg nach Norden. Doch wenn Edmund zu den Schotten gelangen wollte, musste er zunächst an Soren vorbeikommen, und der war fest entschlossen, das Vorhaben dieses Mannes zu vereiteln.

„Das Abendessen ist schon vorüber?“, fragte Soren, als er sah, dass im Saal Bänke und Pritschen hergerichtet wurden.

„Aye“, erwiderte Larenz und klopfte ihm auf den Rücken. „Aber Aldys sagt, Lady Sybilla habe eine Portion für dich zurückgehalten, ehe sie sich für die Nacht zurückgezogen hat.“ Larenz ließ einen ausgelassenen Lacher folgen. „Einer der Vorteile, wenn man eine Ehefrau hat, wie?“

Soren verspürte Enttäuschung darüber, dass Sybilla sich bereits schlafen gelegt hatte. Aber nach so vielen Tagen im Bett jetzt wieder von Sonnenaufgang an auf den Beinen zu sein, musste für sie sehr anstrengend gewesen sein.

„Mylady hat für einigen Aufruhr gesorgt, nachdem du aufgebrochen warst, Soren.“

Soren drehte sich um und warf dem anderen Mann einen verärgerten Blick zu. Er merkte, dass Larenz ihn zu ködern versuchte, und das verabscheute er mehr als alles andere. „Sag es mir einfach, alter Mann.“

„Lady Sybilla hat beschlossen, die Treppe allein zurückzulegen, nach unten und nach oben.“

Sorens Magen verkrampfte sich vor Entsetzen, als er das hörte. Er hatte das Gefühl, seine Beine würden wegknicken, und er musste ein paar Schritte machen, um wieder Halt zu finden. Noch am Morgen hatte sie so wacklig neben dem Bett gestanden, dass er sie hatte stützen müssen! Wie war sie da nur auf die Idee verfallen, sie könnte sich ohne jede Hilfe auf die Treppe wagen? Er stürmte los, aber nach wenigen Schritten in Richtung Treppe packte Larenz ihn am Arm und hielt ihn zurück.

„Du wärst stolz auf sie gewesen, Soren. Sie war genauso starrköpfig wie du, wenn du vor einer Herausforderung stehst.“

„Ist sie gestürzt?“, fragte er, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete. Er hatte ja gewollt, dass sie nicht den ganzen Tag in ihren Gemächern zubringt, aber doch nicht … doch nicht …

„Sie haben ihr zugejubelt. Sie haben ihr alle zugejubelt, als sie gesehen haben, wie sie sich ihren Ängsten gestellt hat. Ich alter Mann war glücklich, das miterleben zu können.“

„Du hast es mitangesehen?“, vergewisserte sich Soren.

„Ich fand, ich sollte dabei sein für den Fall, dass sie Hilfe benötigt. Aldys hat mich wissen lassen, was Lady Sybilla beabsichtigte, und ich bin sofort hergekommen. Lady Sybilla wollte von ihrem Vorhaben nicht ablassen. Das war jedem hier klar.“

„Dann schläft Sybilla jetzt?“

„Aye, Aldys hat sie ins Bett gebracht“, antwortete Larenz.

Der alte Mann und der Drache. Soren konnte es noch immer nicht fassen, aber er hatte schon seltsamere Paare gesehen. „Sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?“

„Sie sagte, morgen will sie versuchen, allein den Hof zu überqueren.“

Larenz’ misslungener Scherz entlockte ihm nur ein Kopfschütteln, dann ging er die Stufen hinauf, denen sich Sybilla früher an diesem Tag gestellt hatte. Er konnte erahnen, welche Ängste sie ausgestanden haben musste, vermutlich vergleichbar mit seinem ersten Gefecht nach seiner Genesung. Dabei hatte es sich zwar nur um ein Scharmützel gehandelt, aber die Schlacht, die ihm fast den Tod gebracht hätte, war ihm dabei unablässig durch den Kopf gegangen, und er war fest davon überzeugt gewesen, jeden Augenblick einen tödlichen Hieb abzubekommen.

Dass sie mit ihrer Blindheit würde leben können, das stand jetzt für ihn fest. Wenn sie den Mut gefunden hatte, einen ersten Schritt zu machen, würde sie auch die nächsten Schritte unternehmen und sich allem stellen können, was die Zukunft ihr brachte – ob mit ihm oder ohne ihn an ihrer Seite. An der Tür angekommen, hob er den Riegel so leise an, wie er nur konnte.

Auf dem Tisch stand eine brennende Öllampe und spendete gerade genug Licht, um das Bett in der anderen Ecke des Raums erkennen zu können. Er schloss die Tür und legte sein Kettenhemd ab, wobei er entschied, es beim nächsten Mal vor dem Betreten von Sybillas Gemächern abzulegen. Es verursachte so laute Geräusche, dass er nur hoffen konnte, Sybilla damit nicht aus dem Schlaf zu reißen. Wenn sie sich allerdings regen sollte, dann … sein bloßer Gedanke reichte, um ihn wieder zu erregen, was es für ihn etwas schwierig machte, die Hose auszuziehen. Dann folgten der Waffenrock und die Kappe.

Aus dem Krug goss er ein wenig Wasser in die Schüssel, damit er sich Hände und Gesicht waschen konnte. Als er dann nach dem Saum seines Hemds griff, hielt er kurz inne und überlegte es sich anders. Wenn sich ihre Körper in der Nacht berührten, dann sollte sie nicht aus Versehen die vernarbte Haut ertasten müssen. Das Leinenhemd würde dies verhindern. Soren stellte sich neben das Bett und betrachtete Sybilla, wie sie schlafend dalag.

Ihre Haare waren um ihren Kopf herum ausgebreitet wie eine fahle Wolke. Andere Frauen flochten ihr Haar zum Zopf, wenn sie sich schlafen legten, sie tat das nicht. Es schien ihr lieber zu sein, es offen zu tragen. Soren bemerkte, dass allein die Vorstellung, über ihre Haare zu streichen, ausreichte, um ihn mit nass geschwitzten Handflächen dastehen zu lassen. Er war so sehr darin vertieft sie anzusehen, dass er bei seinem nächsten Schritt mit dem Bein gegen den Tisch stieß und einen erstickten Fluch ausstieß.

„Soren?“, fragte sie verschlafen.

„Aye, Sybilla. Schlaf weiter“, sagte er und hoffte, sie würde auf ihn hören … oder vielleicht auch nicht … verdammt!

„Hast du gegessen? Aldys hat gesagt, dass dein Essen am Kamin steht, damit es warm bleibt.“

Sie setzte sich auf und griff einen Moment zu spät nach der Bettdecke, sodass er einen kurzen und sehr erregenden Blick auf ihre Brüste werfen konnte. Essen wollte er überhaupt nichts mehr, sondern viel lieber Sybilla auf den Mund küssen … und auf ihre Brüste. Sein Blut geriet in Wallung, ihm wurde heiß.

„Nein“, antwortete er und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

Wenn sie ein falsches Wort sagte, irgendetwas, das sich als Aufforderung oder Einladung auslegen ließ, dann würde er sich vermutlich so schnell zwischen ihre Schenkel drängen, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. Er atmete ein paar Mal tief durch und versuchte, sich an jene Beherrschung zu klammern, die ihm zu entgleiten drohte.

„Was machen deine Verletzungen?“, fragte er. Sehr gut, denk an diese Kratzer und Schnitte, sagte er sich. Sie hatte fast vier Tage lang mehr oder weniger bewusstlos im Bett gelegen und war erst heute Morgen aufgewacht. Da musste man schon ein rücksichtsloses Scheusal sein, wenn man über eine Frau herfallen wollte, deren Genesung noch längst nicht abgeschlossen war.

Schweißperlen traten ihm auf die Oberlippe, solche Anstrengung kostete es ihn, sie nicht zu berühren. Einige Male streckte er einen Arm nach ihr aus, aber er konnte ihn immer noch im letzten Augenblick zurückziehen, bevor er ihre Haut berührte. Da er spürte, dass er das Ringen mit sich selbst zu verlieren drohte, entfernte er sich ein paar Schritte von ihrem Bett.

„Was Teyen da auch zusammengebraut haben mag, es hat mir geholfen. Heute Nachmittag fühlte ich mich sogar so gut, dass ich mich getraut habe, die Treppe zu bewältigen“, berichtete sie ihm. Das wusste er zwar längst, doch als er die Begeisterung aus ihrer Stimme heraushörte, die er bislang so schmerzlich vermisst hatte, brachte ihn das nur noch näher an jenen Punkt heran, an dem es für ihn kein Zurück mehr geben würde. „Ich habe es geschafft, Soren!“, rief sie erfreut, strich die Haare nach hinten und bot ihm unwissentlich einen ungehinderten Blick auf ihren anmutigen Hals. „Ich bin allein die Treppe hinunter- und auch wieder hinaufgegangen!“

Er konnte nur froh sein, dass sie seinen Namen mit schierer Begeisterung ausgesprochen hatte, und nicht mit einem auch nur andeutungsweise sinnlichen Unterton in der Stimme, der von Lust und Leidenschaft zeugte. Dann hätte er … dann hätte er … sich wie ein unerfahrener Knabe blamiert. Soren wandte sich ab und beschloss, stattdessen lieber zu essen. Das würde ihn hoffentlich ablenken.

„Soren?“, fragte sie leise. „Soren?“ Ihre Stimme näherte sich mit jedem weiteren Versuch der Tonlage, die für ihn und sie gefährliche Folgen haben konnte.

„Was ist, Sybilla? Ich wollte jetzt etwas essen.“

Er entdeckte den Topf, den Aldys für ihn zur Seite gestellt hatte, und nahm ein Tuch vom Tisch, um den Topf vom Feuer wegzuziehen. Als er den Deckel abnahm, schlug ihm das köstliche Aroma eines Eintopfs entgegen, auf dem sich mittlerweile eine dicke Haut gebildet hatte.

Und Sybillas Magen knurrte so laut, dass beide es hören konnten.

Sie musste lachen, während Soren sich so fest an die Tischkante klammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten, weil er sich nur so davon abhalten konnte, zu ihr zu eilen und sie so stürmisch zu küssen, dass ihr die Luft wegblieb.

„Ich muss gestehen, ich habe heute Abend nicht viel gegessen.“

Bei ihren Worten fand er sich mit dem Unvermeidbaren ab, nämlich dem Schicksal, in den kommenden sechs Monaten Tag für Tag von einem Weib gequält zu werden, das er als seine Ehefrau bezeichnete. „Komm“, sagte er, ging zum Bett und nahm ihre Hand, dann reichte er ihr das Unterkleid, das über das Brett am Kopfende gelegt worden war.

Schließlich saßen sie beide am Tisch und teilten sich das Mahl, wie er es sich für früher an diesem Tag vorgestellt hatte. Er verrührte die Haut auf dem Eintopf, dann füllte er eine Hälfte in einen Becher, der eigentlich für Wein bestimmt war, und reichte Sybilla einen Löffel. Soren selbst aß aus dem Topf. Er konnte von sich nicht behaupten, ein Feinschmecker zu sein, aber er wusste, was gut und was schlecht schmeckte.

Der Koch von Alston beherrschte sein Handwerk.

Entweder waren sie beide sehr hungrig, oder jeder von ihnen war in gleichem Maße darum bemüht, kein Wort zu sagen, denn sie aßen schweigend weiter, bis ihm auffiel, dass sie beide mit dem Löffel über den Bodensatz kratzten. Er drückte ihr den Weinbecher in die Hand, sie trank einen Schluck, dann nahm er ihn etwas zu früh weg, sodass ein Tropfen Wein an ihrer Unterlippe hängen blieb, der auf ihr Unterkleid fallen würde, wenn sie ihn nicht mit der Zunge auffing. Ohne überhaupt zu begreifen, was er da tat, kniete Soren auf einmal neben ihr.

Er beugte sich vor und nahm den Tropfen im letzten Moment auf, dann küsste er sie so, wie er es schon seit Tagen hatte tun wollen. Seine Hand lag auf ihrem Stuhl, und Soren berührte mit seinen Lippen nichts weiter als ihre Lippen. Er hätte noch aufgehört, davon war er überzeugt, aber Sybilla seufzte und berührte seinen Arm. Er legte den Kopf ein wenig schräg und küsste sie weiter, diesmal noch inniger, weil er auf einen weiteren Seufzer hoffte.

Den schenkte sie ihm dann tatsächlich, gleich darauf musste sie nach Luft schnappen. Er legte einen Arm auf ihren Rücken, den anderen schob er unter ihren Kniekehlen hindurch, dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett, ohne den Kuss zu unterbrechen.

Als er mit den Schienbeinen das Bett berührte, hielt er inne und löste seine Lippen von ihren.

„Hast du Angst?“, fragte er so wie zuvor schon einmal.

Sie nickte hastig, ihre Unterlippe begann leicht zu beben.

„Kannst du mir vertrauen? Wirst du mir vertrauen?“

Er hätte schwören können, dass sie ihm in diesem Moment genau in die Augen sah, als wollte sie in seine Seele blicken. Gebannt hielt Soren den Atem an und wartete darauf, dass sich der Himmel auftat … oder aber die Hölle.


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