Baccara Gold Band 23

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WIE EIN SINNLICHER TRAUM von HEIDI BETTS
Was für eine Nacht! Verschlafen greift Ethan neben sich, um Gwen zärtlich an sich zu ziehen. Gestern hat er sie zum ersten Mal geliebt, jetzt will er mehr. Aber er greift ins Leere – und ist hellwach! Er hat nicht mal ihre Adresse! Wie soll er sie jemals wiederfinden?

EINE HEIßE NACHT IST NICHT GENUG von EMILIE ROSE
Nur eine Nacht hat die junge Amelia mit dem Rennfahrer Toby Haynes verbracht - hat einmal alles vergessen und nur die Leidenschaft genossen! Nun begegnet sie dem umschwärmten Playboy in Monaco erneut. Soll sie die Affäre fortsetzen - auf die Gefahr hin, ihr Herz zu verlieren?

KÜSSE VOLLER LEIDENSCAFT von PEPPER ADAMS
Nacht für Nacht erscheint Clay in Mollys sinnlichen Träumen. Ihr Körper sehnt sich nach seiner heißen Leidenschaft, doch ihr Verstand warnt sie, denn sie befürchtet: Ihr lebenslustiger Traummann will alles - nur keine lange Beziehung ...


  • Erscheinungstag 30.07.2021
  • Bandnummer 23
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501392
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Heidi Betts, Emilie Rose, Pepper Adams

BACCARA GOLD BAND 23

1. KAPITEL

Vom ersten Moment an, als Gwen Thomas die Augen öffnete, wusste sie, dass es kein gewöhnlicher Freitag werden würde. Sicher, wie an jedem anderen Tag würde sie auch heute aufstehen, sich anziehen und zur Arbeit gehen, aber irgendetwas war nicht wie sonst. Sie blickte zur Decke und versuchte, den Grund für ihre seltsame Unruhe, die fast einer Niedergeschlagenheit gleichkam, auszumachen.

Dann fiel es ihr siedend heiß ein. Heute hatte sie Geburtstag, und nicht nur irgendeinen, sondern ihren einunddreißigsten.

Leise stöhnend warf sie die Decke zurück und schlurfte ins Badezimmer. Einunddreißig Jahre alt, aber sie fühlte sich eher wie fünfzig. Wo war nur all die Zeit geblieben? Und wann hatte sie sich in etwas verwandelt, das eher einem Hamster in seiner Tretmühle ähnelte als einer jungen, lebenslustigen Frau? Jeden Tag dasselbe, nichts änderte sich. Ihre Jugend flog in Windeseile vorüber, und Gwen hatte sie bis zum heutigen Tag noch nicht einmal genossen. Eine wirklich beklagenswerte Angelegenheit.

Der neunundzwanzigste Geburtstag war unspektakulär vorübergegangen, den dreißigsten hatte sie auch kaum bemerkt und ihn hinter sich gebracht, ohne Anzeichen einer verfrühten Midlife-Crisis zu spüren. Aber an ihrem einunddreißigsten … Ihr grauste schon seit Wochen vor diesem Tag.

Und jetzt war er da, und sie war hochoffiziell eine einunddreißig Jahre alte Jungfrau.

Eine alte Jungfer.

Lieber Gott. Jetzt fehlte nur noch ein Haus voller Katzen, und das Bild war perfekt. Glücklicherweise waren in ihrem Mietshaus keine Haustiere erlaubt, sonst würde sie diesem Klischee sicherlich auch noch entsprechen. Andererseits standen ziemlich viele Kätzchen aus Ton und Porzellan überall in ihrer Wohnung herum, da sie die putzigen Tierchen nun mal mochte und sammelte.

Wie schaffte es eine recht attraktive Frau, dreißig Jahre alt zu werden – ganz zu schweigen von einunddreißig –, ohne mit einem einzigen Mann ins Bett gegangen zu sein? Gwen konnte es sich einfach nicht erklären. Kein Mensch würde sie für normal halten, wenn sie so dumm sein sollte, es jemandem zu erzählen. Sie drückte Zahnpasta auf die Zahnbürste und fing an, sich automatisch die Zähne zu putzen.

Zugegeben, ihre Eltern waren übertrieben fürsorglich gewesen, als sie ein Kind war, und Gwen war auf der Highschool schüchtern gewesen und etwas zu sehr in ihre Bücher vertieft. Aber auf dem College war sie mit einigen netten Männern ausgegangen. Bei keinem von ihnen waren ihr allerdings die Knie weich geworden, und deswegen hatte sie wohl auch nie auf deren Annäherungsversuche reagiert.

Gwen spülte sich den Mund aus, wusch und trocknete sich das Gesicht und hob dann den Kopf, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie war nicht gerade eine Schönheit, das gab sie ja auch zu.

„Aber doch auch nicht so abstoßend, dass die Männer schreiend vor mir davonlaufen müssten, du meine Güte!“, sagte sie bedrückt zu ihrem Spiegelbild.

Ihre Augen waren braun und ein wenig dunkler als ihr etwas mattes mausbraunes Haar. Und ihre Figur war ebenfalls nicht schlecht, wenn auch ein wenig zu zierlich. Ihre Brüste könnten mit ein bisschen Glück höchstens eine Teetasse füllen. Dafür hatte sie keinen Buckel, keine Warzen und keine kaputten Zähne. Was war nur schiefgelaufen? Wie hatte sie so tief sinken können?

Gwen ging ins Schlafzimmer zurück, blieb vor dem offenen Schrank stehen und betrachtete ihre Sachen. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie wenig abwechslungsreich ihre gesamte Garderobe war. Einige Teile waren lang, andere kurz, aber alle Sommerkleider sehr mädchenhaft und brav und aus geblümtem Stoff. Himmel, wie bieder konnte man eigentlich sein?

Nachdem sie die Schranktür zugeknallt hatte, ließ sie sich auf den Bettrand fallen und seufzte aus tiefster Brust. Einunddreißig Jahre alt, und sie zog sich immer noch an, als ginge sie auf die Highschool. Und jedes einzelne Paar Schuhe war flach und langweilig und entweder schwarz oder braun. Auch ihr Haar trug sie immer noch lang und glatt bis zu den Schultern, mit einem Pony, der so gerade geschnitten war, als hätte man ein Lineal zu Hilfe genommen.

Gwen war kurz davor, sich unter der Decke zusammenzurollen und nie wieder ihre Wohnung zu verlassen. Dann könnte sie herrlich in ihren geblümten Kissen und in Selbstmitleid versinken, bis sie über kurz oder lang an gebrochenem Herzen starb – als mehr oder weniger alte Jungfer wohlgemerkt.

Dieser Gedanke brachte sie dann doch ziemlich aus der Fassung. Es gab doch bestimmt noch einen anderen Weg, aus ihrer Misere herauszukommen. Vielleicht sollte sie zur Abwechslung die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Genau, das war’s. Sie würde sich weigern, noch ein Jahr vergehen zu lassen, ohne wenigstens zu versuchen, sich ein dickes Stück vom Kuchen des Lebens abzuschneiden.

Sie rollte über das Bett, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer der öffentlichen Bücherei von Washington. Als Marilyn Williams, die Leiterin der Bibliothek und Gwens Chefin, sich meldete, täuschte Gwen ein raues Hüsteln vor und bat darum, sich einen Tag freinehmen zu dürfen, um sich von einer üblen Erkältung zu erholen.

Marilyn war angemessen besorgt um sie, da Gwen noch nie um einen freien Tag gebeten hatte, und so gab sie ihr natürlich sofort ihre Erlaubnis.

Sobald Gwen aufgelegt hatte, zog sie ihr grünes Nachthemd aus – das, wen wundert’s, gänzlich mit winzigen Blüten bedruckt war – und schlüpfte in eins ihrer hoffnungslos altmodischen Baumwollsackkleider und ein Paar Schuhe. Dann griff sie zum Telefonbuch und machte sich auf die Suche nach einem Schönheitssalon, einem Nagelstudio und einer modischen Boutique.

Sie war nicht ganz sicher, was sie eigentlich vorhatte, aber mit ein wenig Glück könnte dies der letzte Tag sein, an dem sie eine einunddreißigjährige Jungfrau war.

An einigen Abenden blieb Ethan Banks in seinem Büro, das sich über der Tanzfläche des Clubs befand, und spürte den Rhythmus der lauten Musik, die durch die Stahlbalken des Gebäudes vibrierte, während er an seinem Schreibtisch arbeitete oder die schick aufgeputzten, gut aufgelegten Partygänger durch die schalldichten Fensterscheiben beobachtete. An anderen Abenden wiederum kam er herunter und half hinter der Bar oder mischte sich unter die Gäste.

Das „Hot Spot“ war einer der vornehmsten Nachtclubs im Zentrum von Georgetown und Ethans ganzer Stolz. Er hatte das heruntergekommene Gebäude vor fast fünf Jahren gemietet und von Grund auf renoviert, und der Club war seitdem einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt geworden.

Ethan war stolz auf diesen Erfolg, aber noch wichtiger war ihm, dass er das alles allein geschafft hatte, ohne einen einzigen Cent von seinen Eltern. Nicht, dass sie ihm kein Geld angeboten hätten. Jack und Karen Banks liebten ihre Kinder über alles und unterstützten alle drei in jedem ihrer Vorhaben. Aber Ethan wollte sich seinen persönlichen Erfolg oder Misserfolg nicht mit dem Geld seiner Eltern erkaufen.

Sein Entschluss war allerdings bei Susan auf volle Ablehnung gestoßen – einer der vielen Gründe und der wichtigste überhaupt –, weswegen sie jetzt seine Exfrau war. Ethan hatte nicht geplant, sich scheiden zu lassen, aber das Junggesellenleben hatte sicherlich seine Vorteile. Ganz besonders für einen Mann, der den beliebtesten Nachtclub der Stadt besaß.

Heute arbeitete er mal wieder an der Bar. Eine wohlgerundete Blondine mit blitzenden Ohrringen und einem hautengen Bodysuit in knalligem Pink, dessen Reißverschluss bis fast zum Nabel geöffnet war, stützte ihren üppigen Busen auf die Theke und wippte im Takt zu dem Hip-Hop-Hit, der gerade aus den Lautsprechern plärrte. Er mixte ihr den „Orgasmus“, den sie augenzwinkernd bestellt hatte, und so wie sie ihn mit den Blicken verschlang, zeigte sie ihm, dass er gute Chancen hatte, sie zu sich nach Hause einzuladen und ihr einen echten Orgasmus zu verschaffen, wenn er nur wollte. Dank des „Hot Spot“ und, wie er hoffte, seiner charmanten Persönlichkeit war sein Bett nur leer, wenn er selbst es so wollte.

Er reichte der Blonden ihren Drink und wollte sich schon vorbeugen und den ersten Annäherungsversuch unternehmen, als ein kurzes Aufblitzen von Gold am anderen Ende der Bar seine Aufmerksamkeit erregte. Er drehte den Kopf in die Richtung und sah eine olivgrüne Polyesterjacke, gegeltes, glatt zurückgekämmtes Haar und übertrieben viel Schmuck an Handgelenken und Hals. All diese Pracht gehörte zu einem der Stammkunden seines Clubs. Der Mann war überhaupt nicht nach Ethans Geschmack, ein ausgesprochen mieser Typ, der es sich zur Gewohnheit machte, sich im „Hot Spot“ an alles heranzumachen, was nicht schnell genug auf den Bäumen war – jedenfalls wenn es weiblichen Geschlechts war.

Für gewöhnlich tat Ethan ihn als harmlosen Spinner ab, oder zumindest nahm er an, dass jede Frau, die dumm genug war, mit diesem Gigolo anzubändeln, verdient hatte, was sie sich da einbrockte. Aber als Ethans Blick zu der heutigen Begleiterin des Mannes ging, war er erstaunt. Das Auftreten der jungen Frau schien ihm um einiges weniger abgebrüht und welterfahren als das der üblichen weiblichen Kundschaft des Clubs.

Sie war zwar gekleidet, als gehörte sie hierher, mit ihrem kurzen schwarzen Kleid und dem schick toupierten rotbraunen Haar. Aber Ethan hatte sie kein einziges Mal tanzen sehen, sie mischte sich nicht unter die anderen Gäste, und sie schien auch nicht sonderlich daran interessiert zu sein, was dieses Überbleibsel aus dem Disco-Zeitalter ihr ins Ohr flüsterte. Sie schaute nur unverwandt ihren Drink an, in dem sie geistesabwesend rührte.

Ethan sah, wie der Typ mit dem Handrücken über ihren nackten Arm strich. Die Frau hob den Kopf und blinzelte, als wäre sie gerade aus einem verwirrenden Traum aufgewacht. Sie senkte den Blick auf die dunkle Hand, die auf ihrer zarten weißen Haut lag, bevor sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und dann langsam nickte.

Daraufhin sprang der Mann mit dem angeklatschten Haar von seinem Barhocker auf, als hätte jemand Feuer darunter gelegt. Die Frau trank ihren Drink aus, schloss die Hand um die kleine, strassbesetzte Tasche neben ihrem Glas und folgte dem Mann. Ein unangenehmes und alarmierendes Gefühl ergriff Ethan.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Normalerweise mischte er sich nicht in die Angelegenheiten seiner Gäste ein, aber der Anblick dieser beiden erinnerte ihn an eine große, hässliche Spinne, die auf der Lauer lag und wartete, bis ein winziger, unschuldiger, schöner Schmetterling ihr ins Netz ging. Nun, dieser schöne Schmetterling würde nicht gefressen werden, wenn Ethan es verhindern konnte.

Er vergaß die üppige Blondine und ging ans andere Ende der Bar. Er hielt nur kurz an, um seinem Barkeeper zu sagen, dass er wieder auf sich allein gestellt war, ging um die Theke herum und stellte sich vor den Gigolo, bevor der die Frau auf Nimmerwiedersehen abschleppen konnte. Der Mann sah Ethan lächelnd an, wobei er die Lippen und den bleistiftdünnen Schnurrbart darüber höhnisch hochzog.

Ethan schätzte ihn mit einem kühlen Blick ab, beschloss, nicht lange zu fackeln, und wandte sich direkt an die zierliche Frau, die auf nicht allzu festen Beinen neben ihm stand.

„Hallo“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Ich bin Ethan Banks, der Besitzer des ‚Hot Spot‘.“

Sie nahm keine Sekunde den Blick von ihm, während sie ihm die Hand gab. Wenn man ihre hohen Pfennigabsätze und das toupierte Haar nicht zählte, musste sie ihm etwa bis zum Kinn reichen. Bei seinen eins achtzig musste sie also ungefähr eins fünfundsechzig groß sein. Genau richtig, dachte er und fragte sich daraufhin gleich verwundert, was er damit meinte. Genau richtig für wen und was?

Im Allgemeinen zog es ihn eher zu hochgewachsenen, langbeinigen Frauen hin, die allein auf sich achtgeben konnten – also das absolute Gegenteil dieses kindhaften Geschöpfs. Aber vielleicht verspürte er gerade deswegen das plötzliche Bedürfnis, sie vor Raubtieren wie ihrem Begleiter zu beschützen.

Er beugte sich vor und sagte laut genug, um bei der lauten Musik gehört werden zu können: „Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber es sieht so aus, als hätten Sie ein wenig zu viel getrunken, und ich glaube, Sie sollten noch einmal überdenken, ob Sie mit diesem Herrn weggehen wollen. Als Besitzer des Clubs versichere ich Ihnen, dass ich Sie sicher nach Hause bringen lasse, wenn Sie es wünschen.“

Sie nickte und lehnte sich Schutz suchend an ihn.

„Tut mir leid“, sagte Ethan zu dem Mann, der inzwischen tiefrot angelaufen war vor Entrüstung. „Sieht so aus, als würde ich von jetzt an übernehmen, mein Freund.“

Ohne auf eine Reaktion zu warten, legte Ethan einen Arm um die Taille der jungen Frau und führte sie durch die Menge zum Ausgang des Clubs. Sobald er sie sicher nach draußen befördert hatte, brachte er sie bis zur Bürgersteigkante und suchte nach einem freien Taxi.

„Und wie heißen Sie?“, fragte er.

Gwen blinzelte. Ihre Augen gewöhnten sich nach der Dunkelheit des Clubs erst allmählich an die Helligkeit der Straßenbeleuchtung direkt über ihnen. Sie war immer noch nicht ganz sicher, was sie dazu getrieben hatte, gleich mit zwei völlig fremden Männern zu gehen. Das Einzige, was sie jetzt noch wusste, war, dass der erste Mann, der sie in der Bar angesprochen hatte, ein wenig unheimlich und nicht besonders attraktiv gewesen war, und dass der Mann, der jetzt ihre Hand hielt, im Gegensatz dazu sogar sehr attraktiv aussah und die aufregendsten Gefühle in ihr weckte.

Er hatte dunkles, fast schwarzes Haar und wahrscheinlich braune Augen. Sie könnten allerdings auch grün sein, dachte sie fasziniert. Seine saphirblaue Jacke betonte seine breiten Schultern, und er war sehr groß. So groß, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können.

Ihr Blick glitt langsam über seinen aufregend männlichen Körper, und schließlich bemerkte sie, dass er sie ansah. Plötzlich fiel ihr ein, dass er sie nach ihrem Namen gefragt hatte.

Sie räusperte sich verlegen. „Gwen“, antwortete sie. „Gwen Thomas.“

„Gwen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, das Gwen erschauern ließ. „Das ist ein hübscher Name. Erzählen Sie doch mal, Gwen Thomas. Haben Sie schon viele Clubs besucht?“

Was für eine seltsame Frage, dachte Gwen, während sie geistesabwesend ihren Rock weiter nach unten zu ziehen versuchte. Wovon redete er? Aber schon den ganzen Abend ging es ihr so, als würde sie nicht verstehen, worum es ging. Sie konnte nicht begreifen, was die Leute in so einem Club an der plärrenden Musik und der schummrigen Atmosphäre fanden. Oder an der Hitze und dem Gedränge.

Aber die Mädchen vom Schönheitssalon hatten ihr diesen Club empfohlen. Es sei der tollste Club in der ganzen Stadt, und dort würde sie auf jeden Fall einen fantastischen Mann aufgabeln können. Nun, das war ja wohl eher ein Reinfall geworden. Aber ansonsten hatten sie Gwen sehr geholfen und ihr sogar eine Boutique empfohlen, wo eine große Afroamerikanerin mit fuchsiaroten Strähnen im Haar ihr dieses trägerlose schwarze Kleid und die Sandaletten mit den Bleistiftabsätzen angedreht hatte.

„Aha. Ich nehme an, dass Sie die Szene noch nicht allzu lange unsicher machen“, bemerkte Ethan trocken, öffnete die Tür des knallgelben Taxis, das neben ihnen gehalten hatte, und half Gwen hinein.

Er ließ sich neben sie auf den Sitz gleiten, und Gwens Augen füllten sich unwillkürlich mit Tränen. Als umwerfender, erfahrener Mann hatte er natürlich sofort gemerkt, dass sie nur vorgab, ganz locker und lässig zu sein.

„He, ist ja gut, Kleines.“

Er strich ihr sanft mit dem Daumen die Tränen von den Wangen. Seine blaue Sportjacke öffnete sich dabei und gab den Blick frei auf eine breite Brust, die sich deutlich unter dem engen T-Shirt abzeichnete. Bei diesem Anblick und seiner Nähe wurde Gwen auf einmal ganz eigenartig zumute. Ihr Mund war ganz trocken, die Handflächen dagegen feucht. Und ihr Herz klopfte zum Zerspringen.

„Ich wusste sofort, dass Sie kein Stammgast sind“, fuhr er fort. „Aber das heißt nicht, dass Sie nicht willkommen sind bei mir. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, um sich das ‚Hot Spot‘ anzusehen.“

Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, und Gwen spürte, wie ihre Anspannung nachließ. Er war so freundlich zu ihr. Und wenn es stimmte, dass er der Besitzer des Clubs war, dann hatte er wahrscheinlich Besseres zu tun, als sich um sie zu kümmern. Aber sie wusste immerhin, dass sie von Glück sagen konnte, dass er sie vor dem schmierigen Typen im Club gerettet hatte.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht? So verzweifelt wollte sie ihre Jungfräulichkeit nun auch nicht loswerden, oder?

„Wo wohnen Sie, Gwen?“ Er wies mit einer Kopfbewegung auf den Fahrer. „Ich werde ihn bitten, Sie nach Hause zu fahren.“

Die Adresse lag ihr auf der Zungenspitze. Gwen wollte sie schon sagen. Aber wenn sie das tat, dann würde das Taxi sie von ihm fortbringen, und Ethan würde wieder in seinem Club verschwinden. Ihre Nacht wäre zu Ende, ohne dass das Geringste geschehen wäre. Und all ihre Bemühungen mit ihrer neuen Frisur, der Maniküre, den neuen Sachen und der angeblich neuen Ausstrahlung wären umsonst gewesen. Und sie würde immer noch eine einunddreißigjährige Jungfrau sein.

Ein plötzliches Gefühl von Panik ergriff sie. „Nein!“

Ethan sah sie halb amüsiert, halb verwirrt an. „Nein?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht nach Hause fahren. Ich bin gerade erst angekommen, und ich habe heute Geburtstag und gehe erst nach Hause, wenn …“

„Wenn?“

Wenn ich etwas Aufregendes erlebt habe und keine Jungfrau mehr bin, dachte sie verzweifelt. Aber sie sagte: „Wenn ich so weit bin.“

„Heißt das, Sie wollen wieder rein?“, fragte er. „Ich halte das für keine besonders gute Idee. Sie hatten schon etwa zwei oder drei Martinis, nicht wahr? Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber es sieht nicht so aus, als könnten Sie noch viel vertragen. Und der Typ, der versucht hat, Sie aufzugabeln, ist immer noch da, also wird er es wahrscheinlich noch einmal versuchen. Möchten Sie das wirklich riskieren?“

Nein, das wollte sie nicht. Aber wenn sie jetzt nach Hause fuhr, würde sie sich nur unter die Decke verkriechen und sich in den Schlaf weinen. Sie würde so enttäuscht von sich sein, dass sie wahrscheinlich wirklich nie wieder aufstehen würde.

Gwen holte tief Luft und hob entschlossen das Kinn. „Das ist mir egal. Ich fahre noch nicht nach Hause.“

„Wenn Sie weder nach Hause wollen noch in den Club zurück, wo wollen Sie dann hin?“

Die Idee kam plötzlich, und Gwen erschauerte insgeheim über ihre Dreistigkeit. „Ich will zu Ihnen.“

Sie sah, wie er überrascht die Augenbrauen hob. „Zu mir“, wiederholte er. „Sind Sie sicher?“

Gwen schluckte nervös, hielt aber seinem Blick stand und nickte. Ethan betrachtete sie einen Moment lang und atmete den exotischen Duft ein, der von ihr ausging und der plötzlich ein unmissverständliches Verlangen in ihm weckte.

Es wäre nicht das erste Mal, dass er eine Frau direkt vom Club zu sich nach Hause brachte, aber seine Wahl fiel dabei normalerweise nicht auf zierliche Brünette, die schon nach zwei Drinks beschwipst waren. Die Frauen, die er mitnahm, wussten genau, worauf sie sich einließen, und kamen meist genau aus diesem Grund in den Club.

Und doch fand er Gwen faszinierend. Die Art, wie sie ging, als wäre sie ein besonders junges, noch ungelenkes Fohlen, verriet ihm, dass sie nicht oft hohe Absätze trug. Außerdem zog sie ständig am Saum ihres kurzen schwarzen Kleids, als wäre sie es nicht gewohnt, sexy gekleidet zu sein.

Aus welchem Grund auch immer, jedenfalls war er nicht bereit, sie schon gehen zu lassen. Außerdem war es unhöflich, die Wünsche einer schönen Frau nicht zu erfüllen. Besonders wenn sie den eigenen Wünschen so ähnlich waren.

Er wandte sich an den Fahrer, der geduldig abwartete, bis sie sich geeinigt hatten. „Sie haben sie gehört. Wir fahren zu mir.“

Als der Taxifahrer vielsagend die Augenbrauen hob, gab Ethan dem Mann hastig seine Adresse und hoffte, dass er keinen großen Fehler beging, der sich nicht wiedergutmachen ließ.

Ethan führte sie in seine Wohnung, warf die Schlüssel auf den neben der Tür stehenden Tisch und sah Gwen zu, wie sie auf etwas wackligen Beinen über den weißen Teppich zum Fenster ging, das einen großartigen Blick auf die Innenstadt bot. Unzählige Lichter blitzten in der Nacht auf und erinnerten an eine Märchenlandschaft.

„Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Etwas Alkoholfreies?“, fragte er.

Sie sah ihn über die Schulter an, und es erstaunte Ethan schon wieder, wie unschuldig sie ihm vorkam. Trotz der hohen Absätze, des knappen Kleids und der schicken Frisur hatte sie etwas an sich, das ihm deutlich sagte, dass sie bei Weitem nicht so erfahren war, wie sie die Menschen glauben machen wollte.

„Ja, etwas Alkoholfreies“, stimmte sie zu und verzog ihre feucht schimmernden roten Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Bitte.“

„Wie wäre es mit einem Glas Soda?“

Sie nickte und drehte sich wieder zum Fenster um.

Nachdem er ihnen beiden ein Soda eingeschenkt hatte, ging er zu ihr und reichte ihr das Glas. Sie nahm es und nippte daran.

„Übrigens, herzlichen Glückwunsch. Sagten Sie nicht, Sie hätten heute Geburtstag?“

Sie nickte. „Ich wollte zur Abwechslung mal etwas Spaß haben.“

„Und? Hatten Sie Spaß, meine ich?“

Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn nachdenklich aus ihren braunen Augen an. „Ich weiß noch nicht“, flüsterte sie.

Ethan spürte, wie ihm von einem Moment zum nächsten sehr heiß wurde. Sein Körper reagierte mit einer Heftigkeit auf die unverhohlene Sinnlichkeit in ihrer Stimme, dass es fast wehtat.

Bis jetzt hatte er sich nicht erlaubt, seine Gedanken in diese Richtung abschweifen zu lassen. Nicht, dass er nicht versucht gewesen war. Aber ihre Absicht war unmissverständlich, und all seine guten Vorsätze, sich wie ein Gentleman zu benehmen und sie nach einer Weile brav nach Hause zu bringen, lösten sich in Luft auf.

Er schluckte mühsam. Sie war unschuldig. Jedenfalls mehr als jede Frau, mit der er sich sonst abgab. Daran musste er denken und nicht versuchen, die Situation auszunutzen.

Statt sie wortlos hochzuheben und in sein Schlafzimmer zu tragen, wie er es sich gewünscht hätte, nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Glas und wies auf das Sofa.

„Wollen Sie sich setzen?“

Einen Moment lang glaubte er, Enttäuschung in ihrem Blick zu sehen, aber dann ging sie an ihm vorbei zum Sofa und setzte sich. Ethan folgte ihr langsam und nahm neben ihr Platz – dicht neben ihr, aber nicht zu dicht.

„Ihre Wohnung gefällt mir“, sagte sie und sah sich neugierig um. Der Mann hatte Geschmack, das erkannte sie sofort.

„Danke.“

Die Einrichtung ganz in Schwarz und Chrom hatte einen eindeutigen Junggesellentouch. Genau, wie Ethan es sich gewünscht hatte. Zu ihm passten keine gemütlichen, heimeligen Möbel, die an Familie und Kinder erinnern würden. Diesen Weg hatte er einmal eingeschlagen und als Dank für seine Mühe eins aufs Dach gekriegt.

„Sie können gern über Nacht bleiben“, hörte er sich zu seinem Erstaunen sagen, obwohl er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was ihn gerade ritt. „Ich habe ein kleines Gästezimmer, das Sie benutzen können. Das heißt, wenn Ihnen immer noch nicht danach zumute ist, heute noch nach Hause zu fahren.“

Sie sah ihn unsicher an. „Ich habe Ihnen schon genug Umstände gemacht. Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen.“

Fast so etwas wie Enttäuschung zog ihm den Magen zusammen. Vor einer Minute noch hatte es so geklungen, als wollte sie sich ihm anbieten, aber wie der Idiot, der er war, hatte er so getan, als hätte er sie missverstanden. Jetzt schien sie kurz davor zu sein, doch noch zu gehen, und plötzlich wollte er das nicht mehr?

Er öffnete den Mund, um ihr genau das zu sagen, aber sie kam ihm zuvor.

„Da ist nur ein Gefallen, um den ich Sie bitten möchte“, sagte sie so leise, dass er sich anstrengen musste, um sie zu hören. „Wenn Sie mich nicht für zu unverschämt halten.“

Er schüttelte den Kopf, nur allzu bereit, alles zu tun, damit sie ein wenig länger bei ihm blieb. „Was ist es denn?“

Sie senkte den Blick und holte tief Luft. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die vollen roten Lippen, und Ethan stöhnte fast laut auf.

„Würden Sie mich bitte küssen?“

2. KAPITEL

Gwen spürte, wie ihr wegen ihrer Waghalsigkeit das Blut in die Wangen schoss. Hatte sie tatsächlich gerade einen wildfremden Mann gebeten, sie zu küssen? Himmel, was würde sie als Nächstes tun? Ihn nackt ausziehen und ihn vergewaltigen?

Sie hatte zwar vorgehabt, an ihrem Geburtstag etwas Verrücktes zu tun, aber so wie Ethan sie ansah, hatte sie das Gefühl, dass er sie für die größte Idiotin von ganz Georgetown hielt. Sie senkte den Kopf und stellte das Glas auf den Kaffeetisch, um aufzustehen. Wie peinlich! Jetzt wollte sie nichts lieber, als so schnell und elegant wie möglich die Wohnung dieses Mannes zu verlassen.

„Entschuldigen Sie“, sagte sie und wich seinem Blick aus. „Ich hätte Sie nicht um so etwas bitten dürfen.“

Er hielt sie am Handgelenk fest, als sie aufstehen wollte. „Warten Sie. Gehen Sie doch nicht. Und entschuldigen Sie sich nicht“, sagte er und drängte sie, sitzen zu bleiben. „Ich war nur einen Moment völlig verblüfft. Ich hocke hier die ganze Zeit und zwinge mich, nicht auf Ihren Mund zu starren oder Sie mir nackt vorzustellen. Ich war entschlossen, mich wie ein Gentleman zu benehmen und Ihnen einen Platz zum Schlafen anzubieten – einen Platz außerhalb meines Betts, heißt das“, fügte er mit einem trockenen Lächeln hinzu. „Glauben Sie mir, dieses Zugeständnis ist mir nicht leichtgefallen. Und so beschäftigt, wie ich damit war, edel zu sein, hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, dass Sie mich sogar darum bitten würden, Sie zu küssen.“

Gwen schüttelte den Kopf. „Entschuldigung, ich hätte nicht …“

„He.“ Er drehte sanft ihr Gesicht zu sich herum. „Ich habe doch gesagt, keine Entschuldigungen. Eine schöne Frau zu küssen ist nicht gerade eine Zumutung, wissen Sie.“

Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Gwen war noch von niemandem schön genannt worden, und ob sie ihm glaubte oder nicht, dieser Mann gab ihr das Gefühl, wirklich schön zu sein.

Sie holte tief Luft, fuhr sich wieder mit der Zunge über die Lippen und sah ihm in die grün gesprenkelten Augen. „Werden Sie’s also tun? Mich küssen, meine ich.“

Er lächelte vergnügt. „Doch, schon. Aber geben Sie mir einen Moment Zeit, mein Glück zu fassen, ja?“

Gwen konnte es kaum fassen. In was war sie da hineingeraten? Sollte sich ihr größter – und einziger – Geburtstagswunsch doch noch erfüllen? Ihr Herz machte vor freudiger Erwartung einen Sprung, es fiel ihr plötzlich schwer zu atmen, so wie dieser Mann sie ansah. Warum küsste er sie nicht endlich? Worauf wartete er? Machte sie irgendetwas falsch?

Vielleicht küsste er eine Frau nicht gern, wenn sie die Augen offen hatte? Aber Gwen wollte sehen, was geschehen würde. Und er war so unglaublich attraktiv, dass sie nicht den Blick von ihm nehmen konnte. Aber wenn sie die Augen schließen musste, damit er sie endlich küsste, würde sie es natürlich tun.

Sie senkte die Lider und rutschte auf dem weich gepolsterten Sofa dichter an ihn heran, legte den Kopf leicht nach hinten und spitzte erwartungsvoll den Mund. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht und erschauerte.

„Gwen. Mach die Augen auf.“

Sie folgte seiner Aufforderung sofort, und er war genau vor ihr, nur Zentimeter entfernt von ihrem Mund. Und bevor sie sich noch richtig an die neue aufregende Situation gewöhnt hatte, küsste er sie.

Seine Lippen fühlten sich an wie Samt, als sie sich mit behutsamem Druck auf ihren Mund legten. Gleich darauf spürte sie seine Zunge, die leicht über ihre Unterlippe fuhr und dann sanft eindrang.

Gwen war oft geküsst worden, ein- oder zweimal war sie es auch gewesen, die mit dem Küssen angefangen hatte. Aber noch nie hatte es sich so angefühlt wie bei Ethan. Noch nie hatte allein die Berührung männlicher Lippen ihr Herz zum Aussetzen gebracht und sie so erregt wie jetzt. So sanft Ethan auch vorging, er war dennoch so leidenschaftlich, dass Gwen alles um sich herum vergaß.

Als er sie schließlich freigab, fiel sie in die Sofakissen zurück und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

Wow. Sie hatte zwar von dem alten Sprichwort gehört, dass man sich gut überlegen sollte, was man sich wünscht, weil der Wunsch in Erfüllung gehen könnte, aber sie hatte sich nie vorgestellt, dass dieser Grundsatz nicht nur für negative Dinge galt, sondern ebenso für positive. Aber wem machte sie hier etwas vor? Der Kuss war nicht nur einfach etwas Positives, er war unbeschreiblich schön gewesen. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper, und ihre Lippen schienen zu brennen.

Ein Blick auf Ethan genügte, um ihr zu sagen, dass auch er nicht ungerührt geblieben war. Seine Brust hob und senkte sich heftig, und sein Blick hing immer noch sehnsüchtig an ihrem Mund.

Gwen schluckte mühsam, während sie ihm gerade in die Augen sah. Ethans Blick wurde sogar noch hitziger. „Würdest du mich für schamlos halten, wenn ich dir sage, dass ich das gern noch mal tun würde?“, fragte sie, selbst ganz überrascht von ihrer Kühnheit.

„Nein“, antwortete er ohne Zögern, „aber ich würde denken, dass du meine Gedanken lesen kannst.“

Er strich ihr mit der Hand über die Wange, und Gwen legte den Kopf zur Seite, um seine Berührung besonders intensiv auszukosten. Sie hatte noch nie ein solches Verlangen gespürt, sich einem Mann hinzugeben, ihn zu umarmen und nie wieder loslassen zu wollen. Und plötzlich wusste sie, dass sie diese Wohnung unmöglich verlassen konnte, ohne mit Ethan Banks geschlafen zu haben. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie diese Gelegenheit ungenutzt vorbeigehen ließ.

„Und wenn du mich wieder geküsst hast“, sagte sie langsam und legte ihre Hand auf seine, „glaubst du, du könntest vielleicht auch mit mir schlafen?“

Ethan bekam sekundenlang kein Wort heraus, weil ihm einfach die Luft dazu fehlte. Er musste gestorben und im Himmel gelandet sein. Oder er schlief und hatte gerade einen unvorstellbar schönen Traum. Sie bot sich ihm sozusagen auf dem Silbertablett an, und er wollte nichts lieber, als ihr den Wunsch zu erfüllen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er je so erregt gewesen war.

Aber trotzdem war sein Wunsch, Gwen zu beschützen, fast noch stärker. Er wollte ihr wenigstens die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu ändern, bevor er sie auf den Boden zerrte und ihr süßes Angebot annahm.

„Gwen. Du bist eine wunderschöne Frau, aber …“

Sie legte ihm die Hand auf den Mund, um ihn am Weiterreden zu hindern. „Bitte“, flüsterte sie, „sag nicht Nein. Es sei denn, du findest mich nicht anziehend genug. Was ich natürlich verstehen würde.“

Die letzten Worte sagte sie sehr hastig und senkte verlegen den Blick.

„Um Himmels willen, das ist es nicht“, versicherte Ethan eilig. „Glaub mir bitte, das ist es ganz und gar nicht.“

„Dann könntest du es vielleicht als eine Art Geburtstagsgeschenk betrachten und es einfach versuchen? Mir zuliebe.“

Ethan entfuhr ein ersticktes Lachen. Er sollte es versuchen und es als Geschenk an sie betrachten? Hatte sie keine Ahnung, wie schwer es ihm fiel, die Finger von ihr zu lassen? Ob er mit ihr schlafen würde?

Und ob!

Würde sie es am nächsten Morgen bedauern?

Vielleicht.

Aber in diesem Moment war ihm das ziemlich gleichgültig. Ethan hatte nie behauptet, ein Heiliger zu sein. Was für Folgen dieses Abenteuer auch haben mochte, er würde schon mit ihnen fertigwerden. Aber erst sehr viel später.

Ethan rutschte näher zu ihr, bis seine Knie ihre seidenbestrumpften Beine berührten. Er fuhr ihr mit der Hand durch das Haar, strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und lächelte. „Ich möchte, dass du dir absolut sicher bist, Gwen. Ich möchte, dass du es bist, die diese Entscheidung trifft, und nicht die zwei, drei Martinis, die du im Club viel zu schnell hintereinander getrunken hast.“

„Es waren nur zwei“, wandte sie ein. „Und ich war mir noch nie so sicher wie jetzt.“

Dann ist es ja gut, dachte er, stand auf und zog Gwen mit sich. Er hatte überlegt, sie gleich hier auf dem Teppich vor dem Sofa zu nehmen. Aber sie hatte heute Geburtstag, und so wild er auch auf sie war, ein wenig Feingefühl konnte nicht schaden.

„Komm“, sagte er und führte sie durch die Wohnung in Richtung Schlafzimmer.

Sie sah sich nicht um, ihr Blick haftete auf ihm, während er sie zu seinem Bett brachte. Ihre Finger waren immer noch miteinander verschränkt, und er strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.

Es fühlte sich seltsam intim an für Ethans Verhältnisse. Normalerweise kam er mit den Frauen, die er aus dem Club mit nach Hause brachte, sofort zur Sache. Aber aus irgendeinem Grund wollte er heute langsamer vorgehen. Er wollte Gwen das Gefühl geben, dass sie willkommen war und dass er sich für sie so viel Zeit nehmen wollte, wie sie sich nur wünschen konnte.

Als sie sein Schlafzimmer erreichten, wartete er darauf, dass sie sich an die Dunkelheit gewöhnte. Sie betrachtete sein mit blauer Satinbettwäsche bezogenes Bett. „Ich habe noch nie ein so großes Bett gesehen.“

Er lächelte. „Es wird dir gefallen“, sagte er. Dafür würde er sorgen.

Sie blieb regungslos stehen und starrte das Bett an, als hätte es riesige Zähne und könnte sie beißen.

„Sei nicht nervös, Gwen. Wir gehen so langsam vor, wie du möchtest.“

Sie blinzelte, als hätte sie seine Gegenwart einen Moment vergessen. „Ich bin nicht nervös. Ich weiß nur nicht … wo ich anfangen soll.“

Er trat vor sie hin, sodass er mit dem Rücken zum Bett stand, und legte die Hände auf ihre Schultern. „Warum fangen wir nicht mit noch einem Kuss an? Der erste war doch gar nicht so schlecht, oder?“

Gwen erwiderte sein Lächeln schüchtern. Als er sie küsste, spürte er, wie ihre Spannung sofort nachließ. Leise seufzend schmiegte sie sich an ihn und legte die Hände auf seine Arme.

Sie öffnete die Lippen und erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, die Ethan verblüffte. So kühn, so gierig presste sie sich an ihn, dass auch Ethan unwillkürlich stöhnte. Falls er noch irgendwelche Zweifel gehabt haben sollte, ob es richtig wäre, Gwen zu verführen, oder nicht, so waren sie ab diesem Moment vergessen.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, drehte er Gwen so herum, dass sie mit den Waden gegen die Bettkante stieß. Ihre Knie gaben nach, aber Ethan hielt sie fest und ließ sie behutsam auf die Matratze sinken.

Sie mussten sich voneinander trennen und saßen sekundenlang schwer atmend nebeneinander. Gwen sah ihn aus dunklen, leicht verschleierten Augen an, und Ethan nahm an, dass er selbst einen ähnlichen Anblick bieten würde, wenn er sich die Mühe machte, in den Spiegel zu sehen.

Diese Frau hatte eine unerklärliche Wirkung auf ihn. Etwas derartig Intensives hatte er noch nicht erlebt. Was war es, das sein Herz schneller schlagen ließ, sein Blut in Aufruhr brachte und seinen Körper mit einer fast schmerzhaften Erregung auf sie reagieren ließ?

Er konnte nur hoffen, dass sie von ihm ähnlich fasziniert war, aber nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, würde er sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Langsam ging er vor ihr auf dem Teppich auf ein Knie, ohne den Blick von ihr zu lassen, und umfasste ihre Knöchel. Bedächtig strich er mit den Fingern über die glatte Seide und rutschte langsam immer höher.

Gwen atmete so tief ein, dass ihre Brüste aus dem tiefen Ausschnitt zu rutschen drohten. Wie sehr sehnte er sich danach, sie dort zu berühren und zu küssen und zu sehen, wie ihre Brustspitzen sich vor Erregung zusammenzogen. Würden sie groß und dunkel sein wie Himbeeren oder klein und rosa wie Kirschblüten?

Er streichelte ihre Waden, ihre Knie, ihre Schenkel und glitt mit den Daumen immer näher auf das Zentrum ihrer Weiblichkeit zu. Unter dem Saum ihres kurzen Kleids trafen seine Finger plötzlich auf nackte, warme Haut.

Er erschauerte. Sie trug doch tatsächlich Seidenstrümpfe mit den dazugehörigen Strapsen. Bestimmt aus schwarzer Spitze … oder vielleicht aus roter, als Kontrast zum strengen Schwarz.

Plötzlich konnte Ethan es nicht länger erwarten, sie in ihrer Unterwäsche zu sehen. Er hatte eigentlich vorgehabt, ihr langsam Schuhe und Strümpfe auszuziehen, aber jetzt beschloss er, seine Taktik zu ändern.

Er richtete sich wieder auf, zog Gwen an sich und lächelte beruhigend. „Lass uns das etwas anders machen, ja?“

Sie sah ihn ein wenig nervös an, aber nach kurzem Zögern nickte sie.

Ethan schlüpfte aus seiner Jacke, damit Gwen nicht die Einzige war, die hier langsam, aber sicher ihrer Kleidung entledigt wurde. Dann befreite er sich von Schuhen und Gürtel, hörte dann aber auf, um Gwen nicht einzuschüchtern. Als Nächstes legte er die Hand auf den Reißverschluss an der Seite ihres Kleids.

„Darf ich?“, fragte er.

Gwen nickte, ohne zu zögern. Und Ethan machte sich sofort daran, ihn zu öffnen. Schon lockerte sich der Stoff um ihren Körper, gleich würde Ethan ihre süßen Brüste sehen können. Das Kleid rutschte ein wenig herunter und enthüllte weiche, zarte helle Haut und die Körbchen eines knappen, trägerlosen Spitzen-BHs.

Ethan hielt unwillkürlich den Atem an, denn er verlor allmählich die Kontrolle über seine Gefühle. „Jetzt bin ich dran.“

Er zog sich das T-Shirt über den Kopf und öffnete Knopf und Reißverschluss über seiner bis aufs Äußerste erregten Männlichkeit. Er wollte Gwen nicht erschrecken, aber er war entschlossen, sie in kürzester Zeit auszuziehen, und hielt es für klüger, wenn er dann keine Zeit mehr mit seiner Kleidung zu verschwenden brauchte.

Nachdem er seine Hose abgestreift hatte, stand er nur noch in schwarzer Boxershorts vor ihr, die ihm unter den gegebenen Umständen viel zu eng geworden war.

Gwen beobachtete ihn die ganze Zeit mit leicht geöffnetem Mund und angehaltenem Atem. Und jetzt, da er fast nackt vor ihr stand, verschlug es ihr ein für alle Mal den Atem, und ihr wurde ein wenig schwindlig.

Sie hatte noch nie einen so hinreißenden Mann gesehen wie Ethan Banks, nicht einmal im Kino. Seine breite, muskulöse Brust war einfach vollkommen. Er musste seinen Körper trainieren, anders ließen sich die festen Muskeln seiner Arme und seines Bauchs nicht erklären. Seine Hüften waren schmal, seine Schenkel stark, aber was Gwen vor allem anzog wie ein Magnet, war die offensichtlich enorme Männlichkeit, die sich gegen die Boxershorts drängte.

Es erfüllte sie mit Ehrfurcht, dass sie eine solche Reaktion hatte hervorrufen können, dass ein solcher Mann sie so sehr begehrte und sich nicht schämte, es sie sehen zu lassen.

Sie wollte am liebsten die Hand ausstrecken und ihn berühren, diese harte, glatte Haut berühren und seine Erregung spüren. Würde er etwas dagegen haben? Durfte sie ihn anfassen, so wie er es bei ihr getan hatte?

Sie wollte ihn gerade fragen oder wenigstens einen Schritt auf ihn zu machen, als er ihr zuvorkam und die Hände auf den Stoff ihres Kleids legte.

„Du bist mir gegenüber im Vorteil“, sagte er leise. „Wenn ich halb nackt bin, dann möchte ich, dass du es auch bist.“

Er zog das Kleid über ihre Hüften herunter, bis es zu ihren Füßen auf dem Boden landete. Dann senkte er den Blick auf die sexy Strapse und den winzigen Streifen aus Seide, den die Dame im Laden einen Slip genannt hatte.

Gwen hatte noch nie etwas so Knappes oder Durchsichtiges getragen, aber die Verkäuferin hatte darauf bestanden, dass BH und winziger Slip nun einmal zusammengehörten. Und da schon das trägerlose schwarze Kleid für Gwen unglaublich gewagt war, hatte sie beschlossen, aufs Ganze zu gehen. Wenn schon, denn schon!

Und jetzt war sie froh, dass sie es getan hatte. Sie errötete leicht, weil sie wusste, dass ihre Unterwäsche, statt ihre intimsten Stellen zu verbergen, sie nur wie mit einem durchsichtigen Schleier überzog, sodass sie noch verführerischer aussahen. Aber der Blick, mit dem Ethan ihren kaum bedeckten Körper anstarrte, entschädigte sie für jede Verlegenheit.

Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang sich, Gwen ins Gesicht zu sehen. „Erinnere mich bitte daran, der Verkäuferin, die dich zu diesem Kauf überredet hat, ein Dankschreiben zu schicken.“

Sie musste lachen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Sie wird sich darüber freuen, dass es dir gefällt.“

„‚Gefallen‘ ist eine Riesenuntertreibung. Bevor die Nacht vorbei ist, werde ich dir beweisen, wie groß meine Begeisterung wirklich ist. Andererseits hängt sie auch davon ab, wie leicht sich diese süßen Dessous entfernen lassen.“

Sie erschauerte unwillkürlich.

„Möchtest du es auch herausfinden?“

Sie nickte und atmete tief ein. Ethan ging vor ihr auf ein Knie und strich am Rand ihrer Seidenstrümpfe entlang. Dann öffnete er die vorderen beiden Strapse. Gwen sog scharf die Luft ein, als die Gummibänder, die ihre Strümpfe festhielten, gegen ihre Haut schnellten.

„Entschuldige“, sagte er, allerdings mit einem frechen Lächeln um seine Lippen.

Er legte die Hände auf ihre Schenkel, umfasste sie genüsslich und öffnete die anderen beiden Strapse. Gwen hielt den Atem an, als er sich vorbeugte und den Mund auf die zarte Haut ihres Schenkels drückte und sie mit der Zunge liebkoste.

„Oh“, brachte Gwen nur leise hervor, und ihre Knie begannen zu zittern. Diesem Mann war sie eindeutig nicht gewachsen.

3. KAPITEL

Gwen hatte noch nie mit einem Mann geschlafen, und jetzt, da sie endlich beschlossen hatte, diesen traurigen Zustand zu ändern, hatte sie sich einen Mann ausgesucht, der sie mit einem einzigen Blick, einer einzigen Berührung, einem Kuss zum Höhepunkt bringen konnte. Sie zitterte bei dem Gedanken, was er als Nächstes tun würde – wenn sie überhaupt noch lange genug bei Bewusstsein blieb, um es zu erleben.

Sein Atem auf ihrer Haut ließ sie erschauern, und sie stöhnte leise, als er das zarte Material des einen Strumpfs zwischen die Zähne nahm und langsam immer tiefer zog.

Gwen schloss die Augen und überließ sich den leidenschaftlichen Gefühlen, die sie überwältigten und die sie nie für möglich gehalten hätte. Sie hielt sich an seinen Schultern fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er ihr auf diese verführerische Weise erst den einen und dann den anderen Seidenstrumpf auszog.

Als Ethan fertig war, hob er den Kopf und lächelte sie an. „Ich hoffe, das hat dir genauso gefallen wie mir“, sagte er leise mit heiserer Stimme.

Gwen schluckte mühsam und nickte. Sie packte seine Schultern noch fester, als er mit einer einzigen geschickten Bewegung auch den Slip und den schwarzen Strapsgürtel nach unten zog. Gwen hatte erwartet, dass sie nervös oder vielleicht sogar ängstlich sein würde, wenn der Augenblick gekommen war, wo sie nackt vor ihm stand, aber stattdessen war sie seltsam ruhig. Der schwarze BH war immer noch an seinem Platz, aber Ethan hatte bereits den intimeren Teil ihres Körpers entblößt.

Langsam hob sie ein Bein, um aus dem Slip zu steigen, und stieß ihn gleich darauf beiseite. Dann griff sie nach hinten, öffnete den BH und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen.

Ethan hielt hörbar den Atem an. Im nächsten Moment hatte er sich aufgerichtet und zog Gwen an sich, sodass ihre Brüste sich an seinem Oberkörper rieben.

„Wenn du so weitermachst, Süße, halte ich nicht sehr viel länger durch.“

Da sie so etwas noch nie getan hatte, wusste sie nicht, nach welchem Zeitplan sie sich richten musste. Aber so wie ihre Haut prickelte und ihr ganzer Körper sich anfühlte, als stünde er unter Strom, wann immer Ethan sie berührte, glaubte sie eigentlich nicht, dass sie allzu schnell vorging.

Scheinbar mühelos hob er sie hoch und legte sie in die Mitte des riesigen Betts. In Sekundenschnelle schlüpfte er aus der Shorts, war mit zwei langen Schritten an dem schwarzen Lacknachttisch und öffnete eine Schublade.

Zum Glück hat wenigstens er sich daran erinnert, ein Kondom zu benutzen, dachte Gwen, als sie ihn eine Packung öffnen sah. Für eine junge Frau, die zu dem einzigen Zweck ausgegangen war, sich von einem Mann die Jungfräulichkeit nehmen zu lassen, war sie nicht wirklich gut vorbereitet.

Noch ein Grund mehr, dass sie von Glück sagen konnte, dass sie mit Ethan gegangen war und nicht mit dem anderen Mann, der sie zuerst aufgegabelt hatte.

Sie glaubte außerdem nicht, dass dieser andere Kerl nackt auch nur annähernd so gut ausgesehen hätte wie Ethan. Neugierig betrachtete sie ihn von den breiten Schultern bis zu seiner beeindruckenden voll erregten Männlichkeit.

Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach, als er sich zu Gwen legte und das Kondom überstreifte. Erwartungsvoll sah sie ihn an, und schon war er bei ihr und legte sich der Länge nach auf sie, sodass Gwen ihn von der Brust bis zu den Knöcheln spüren konnte, und jeder Gedanke an irgendetwas, das sich außerhalb dieses Betts abspielte, löste sich in Luft auf.

Ethan fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar an ihrer Schläfe. „Fühlst du dich okay?“

Sie nickte, obwohl es alles andere als die Wahrheit war. Sie fühlte sich erhitzt und sehnsüchtig, sie war neugierig und ungeduldig und ein wenig nervös, also alles andere als einfach nur okay.

Er lächelte und küsste sie auf den Mund. Sie öffnete die Lippen, und der Kuss wurde tiefer und heißer. Unwillkürlich schlang Gwen die Arme um Ethans Nacken und drückte ihn an sich. Er legte die Hände auf ihre Brüste und spielte mit den erregten Brustspitzen.

Keuchend löste er sich von ihren Lippen und verteilte kleine Küsse auf ihrem Kinn, ihrem Hals und ihrer Brust. Dann liebkoste er ihre Brustknospen mit der Zunge und den Lippen, zuerst die eine, dann die andere.

Gwen bog sich ihm genüsslich entgegen, und von ihrer Reaktion ermutigt, strich er mit der Zunge über eine Brustspitze und nahm sie dann in den Mund, um an ihr zu saugen. In Gwens Kopf drehte sich alles, und als Ethan zur anderen Brust wechselte, um sie ebenso raffiniert zu liebkosen, beschleunigte ihr Puls sich noch mehr.

Doch plötzlich rutschte Ethan tiefer. Gwen keuchte erschrocken, denn nun spürte sie seinen warmen Atem auf den Locken zwischen ihren Beinen. Instinktiv presste sie die Schenkel zusammen, aber Ethan bog sanft ihre Beine auseinander und begann, ihre intimste Stelle mit Mund und Händen zu liebkosen.

Es war, als gingen heiße Stromstöße durch ihren Körper, und Gwen schrie erstickt auf und bog sich Ethan unwillkürlich entgegen.

Während er sie mit Mund und Zunge fast um den Verstand brachte, drang er mit einem Finger ein. Gwen stöhnte laut auf vor Erregung, und alles in ihr spannte sich an. Sie stemmte die Fersen in die Matratze und hob sich Ethan entgegen, um ihm noch näher zu sein. Die Hitze tief in ihrem Innern wuchs und wuchs. Ethan drang mit einem weiteren Finger ein, und gleichzeitig reizte er ihren empfindlichsten Punkt mit der Zunge. Und auf einmal war es um Gwen geschehen. Sie schrie heiser auf und klammerte sich an Ethans Schultern, als die Lust sie mitriss. Es war, als brandeten in ihr immer höhere, immer gewaltigere Wellen auf, und sie schwamm auf den Wogen der Glückseligkeit.

Nur ganz vage nahm sie wahr, dass Ethan wieder höher rutschte. Er sah sie sekundenlang nur an und lächelte dann. „Ich hoffe, es hat dir gefallen.“

Sie öffnete die Lippen, um ihm zu antworten, aber es kam kein Wort heraus. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken, und sie selbst hatte das Gefühl, gar nicht mehr auf dieser Welt zu sein, sondern irgendwo weit darüber zu schweben.

„Gut“, sagte er mit seiner verführerischen Stimme. „Und jetzt habe ich eine sogar noch bessere Idee.“

Er nahm ihre Beine und legte sie sich um die Hüften. Gwen spürte seine Erektion, und einen Moment lang sagte sie sich, dass sie eigentlich Angst haben müsste. Aber sie wollte ihn, und alles, was er tat, steigerte ihre Sehnsucht nach ihm ins Unermessliche.

Ganz langsam begann er einzudringen, aber obwohl es nicht wehtat, schnappte Gwen doch unwillkürlich nach Luft.

„Entspann dich“, flüsterte er.

Er strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn, und sie öffnete die Augen. Es war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie sie zugekniffen hatte.

Es tat gar nicht weh. Sie wusste nicht, warum sie es erwartet hatte, außer dass man sich so viele Geschichten erzählte von Frauen, die beim Verlust ihrer Jungfräulichkeit geweint und geblutet hätten.

Aber Gwen weinte nicht, und sie hatte auch keine Schmerzen, sie fühlte sich nur einfach herrlich. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie einen Mann tief in sich. Und sie hatte das unglaubliche Glück, dass dieser Mann Ethan war.

„Besser?“, fragte er und betrachtete sie aufmerksam.

„Ja.“ Wie sollte es das auch nicht sein, wenn er so sanft und rücksichtsvoll war? Sie hatte von Männern gehört, die ungeduldig gewesen waren und sich nicht sehr um das Vergnügen ihrer Geliebten gekümmert hatten.

Ethan war das genaue Gegenteil. Er war geduldig und aufmerksam, immer um Gwens Genuss und Wohlergehen besorgt. Oh ja, sie hätte es schlechter treffen können.

Plötzlich kam es ihr fast unerträglich vor, regungslos und still unter ihm zu liegen. Sie spürte das Verlangen, sich zu bewegen, sie wünschte sich, dass er etwas tat, um das wilde Verlangen zu stillen, das sie auf einmal erfüllte.

Unbewusst kratzte sie ihn mit den Fingernägeln an Rücken und Po, hob die Knie an und kreuzte die Knöchel auf seinem Rücken, um Ethan fester an sich pressen zu können.

Aufstöhnend stützte er die Ellbogen ab und fing an sich zu bewegen. Je schneller sein Rhythmus wurde, desto heftiger kam Gwen ihm entgegen. Sie warf den Kopf zurück und keuchte bei jedem Stoß heiser auf.

Aber als er mit einer Hand ihre Brüste zu liebkosen begann, ohne das Tempo zu verlangsamen, und mit der anderen zwischen ihre schweißfeuchten Körper rutschte, um ihren sensibelsten Punkt zu streicheln, wurde sie von Gefühlen mitgerissen, wie sie sie nicht für möglich gehalten hätte, und schrie erstickt seinen Namen. Ethan jedoch unterbrach seine harten, kraftvollen Stöße nicht, bis auch er laut stöhnend den Gipfel der Lust erreichte.

Es verging eine ganze Weile, bis sie beide wieder ruhiger atmeten und ihre Herzen normal schlugen. Ethan lag schwer auf Gwen und presste sie in die Matratze, aber es gefiel ihr. Sie genoss das Gefühl seiner Nähe, seiner muskulösen Arme und Beine und seines leicht kratzenden Kinns an ihrer Wange, als er den Kopf wandte, um sie anzusehen.

„Das war unglaublich“, sagte Ethan. „Das machen wir auf jeden Fall noch mal – sobald ich mich wieder erholt habe.“ Sanft glitt er aus ihr heraus.

Sie lächelte entzückt. Sie konnte es kaum erwarten, wieder von ihm geliebt zu werden, und das Wissen, dass er genauso viel Vergnügen empfunden hatte wie sie, machte sie noch glücklicher. Und das musste er, sonst würde er es nicht so schnell wiederholen wollen.

Bevor sie den Mut verlor, zog sie sein Gesicht zu sich herunter und küsste ihn auf den Mund. „Danke“, sagte sie schlicht. „Weil du mir die Unsicherheit genommen hast, weil du ein großartiger Liebhaber gewesen bist und weil du mir das wundervolle Gefühl gegeben hast, eine schöne, sinnliche Frau zu sein.“

Er sah sie einen Moment verblüfft an und erwiderte dann ihr Lächeln. „Es war mir ein Vergnügen.“ Er presste sich an sie und stöhnte leise.

Gwen biss sich erregt auf die Unterlippe.

„Und ich glaube, in weniger als einer Minute wird es mir wieder ein Vergnügen sein.“

Daran zweifelte Gwen nicht, denn sie spürte, dass er bereits wieder hart wurde. Wie machte er das nur? Wie hatte er es geschafft, sie von einem schüchternen Mädchen in eine sinnliche Frau zu verwandeln? Diese Verwandlung würde vielleicht nicht anhalten, wenn sie sein Bett erst mal verlassen hatte, aber solange sie bei ihm war, würde sie rückhaltlos ihre Leidenschaft mit ihm genießen und so ungehemmt sein, wie sie es sich immer gewünscht hatte.

Als Gwen das nächste Mal die Augen öffnete, war es früher Morgen, und die Sonne schien ins Zimmer. Zuerst war Gwen verwirrt, und leichte Panik stieg in ihr auf, als sie die ungewohnte Umgebung aufnahm und einen fremden Körper neben sich spürte.

Und dann fiel ihr alles wieder ein. Ihr Geburtstag, der Schönheitssalon, der Club … Ethan.

Ihre Wangen wurden knallrot, als sie sich daran erinnerte, was sie in der vergangenen Nacht alles miteinander angestellt hatten. Doch gleich darauf schlug ihr Herz heftig vor Glück, dass die Bezeichnung einer langweiligen, unscheinbaren alten Jungfer von einer Bibliothekarin endlich nicht mehr auf sie zutraf. Sie war zwar immer noch Bibliothekarin und auch noch recht unscheinbar, aber eindeutig keine Jungfrau mehr. Nicht nach dieser unglaublichen Nacht mit Ethan.

Gwen schlüpfte vorsichtig aus dem warmen Bett und machte sich auf die Suche nach ihren Sachen. Sie zog Slip und Kleid an und stopfte BH und Seidenstrümpfe so gut es ging in ihr kleines Abendtäschchen, statt sich die Zeit zu nehmen, sich richtig anzuziehen.

Ethan schlief immer noch tief und fest, und einen Moment lang war Gwen versucht, wieder zu ihm ins Bett zu klettern, damit sie bei ihm sein konnte, wenn er aufwachte.

Aber was dann? Sie könnten sich wieder lieben – schon bei dem Gedanken wurden ihr die Knie weich –, aber am Ende würde er aufstehen und frühstücken wollen und sich wahrscheinlich mit ihr unterhalten.

Sie hatte gestern Nacht ihr Ziel erreicht, weil sie ein wenig getrunken hatte. Und sie hatte große Angst, dass sie sich heute wieder in ihr gewohnt langweiliges Ich verwandelt haben könnte, so wie Aschenputtel um Schlag Mitternacht.

Im hellen Tageslicht vorzugeben, dass sie eine erfahrene, interessante Frau war, würde ihr zu schwer fallen. Ethan würde sie sofort durchschauen. Und wenn er herausfand, wer sie wirklich war, dann würde die wundervolle Märchenwelt, die sie für wenige Stunden hatte erleben dürfen, für immer verschwinden. Ethan würde enttäuscht sein und sie verachten. Nein, da war es viel besser zu gehen, bevor er aufwachte und sie sich vor seinen Augen sozusagen in einen Frosch zurückverwandelte. Wenn sie sich jetzt diskret verzog, würde er sie als heißblütige Frau in Erinnerung behalten, mit der er eine aufregende Nacht verbracht hatte.

Die Sandaletten in den Händen, um keinen Laut zu machen, ging Gwen auf Zehenspitzen den Flur hinunter. Als sie neben dem Telefon einen kleinen Notizblock sah, zögerte sie kurz und beschloss dann, Ethan eine Nachricht zu hinterlassen.

Sie ließ das Stückchen Papier an einer Stelle, wo er es finden konnte, öffnete leise die Haustür und schlich sich dann davon.

Ethan gähnte herzhaft, als er erwachte, dann streckte er sich und wartete darauf, dass er allmählich munter wurde. Gott, wie wunderbar er sich fühlte. Es war eine Ewigkeit her, dass er morgens so erfrischt aufgewacht war.

Was wahrscheinlich etwas damit zu tun hatte, dass Gwen ihn völlig erschöpft hatte.

Er lächelte, als er sich daran erinnerte, wie ihre zarte Haut unter seinen Liebkosungen errötet war, wie ehrfurchtsvoll Gwen ihn angesehen hatte und wie wundervoll alles gewesen war, was sie die ganze Nacht hindurch getan hatten.

Normalerweise ließ er keine Frau die Nacht über in seinem Bett schlafen. Er brachte sie meist mit sich in seine Wohnung, aber sobald sie fertig waren, fuhr er sie nach Hause oder begleitete sie zum Club zurück.

Aber letzte Nacht mit Gwen … Ihm war keinen Moment der Gedanke gekommen, sie gehen zu lassen. Vielmehr war er bereit gewesen, sich irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen, weswegen sie ihn nicht verlassen durfte. Und nach ihrer zweiten oder dritten Runde war er mit Gwen im Arm vom Schlaf übermannt worden.

Vielleicht hatte er ja Glück und konnte sie heute Morgen zu einem weiteren Liebesspiel überreden. Der Club konnte auf ihn warten, sein gut geschultes Personal konnte einen Tag die Zügel übernehmen, ohne dass alles gleich den Bach hinunterging. Ethan hatte heute Wichtigeres, sprich Erfreulicheres zu tun.

Er glitt mit der Hand über die Matratze und öffnete träge die Augen, in der Erwartung, jeden Moment mit irgendeinem schönen Teil ihres Körpers in Berührung zu kommen. Aber Gwen war nicht da.

Er blinzelte, um seine Sicht zu klären, und blickte sich verwirrt um, aber es stimmte – sie lag nicht mehr neben ihm. Er setzte sich auf und sah die Sachen, die er sich gestern Abend hastig ausgezogen hatte, überall auf dem Boden verstreut liegen, aber Gwens Kleidung war verschwunden.

Er lächelte. Offenbar war sie schon aufgewacht und in die Küche gegangen, um Frühstück zu machen. Sein Magen knurrte wie auf Befehl und sagte ihm, dass das gar keine so schlechte Idee wäre.

Er stand auf und ging nackt bis zur Kommode, wo er eine Pyjamahose aus der Schublade holte und hineinschlüpfte. Dann ging er barfuß den Flur hinunter und in die Richtung von Salon und Küche.

Am Ende des kurzen Flurs hielt er inne und lauschte auf irgendein Geräusch von Gwen. Das Öffnen von Schranktüren oder das Klirren von Geschirr oder Besteck. Aber es umgab ihn eine eher unheimliche Stille. Wenn Gwen hier war, dann war sie erstaunlich leise.

Aber sie war nicht mehr hier.

Nachdem er die Wohnung durchsucht hatte, ging er in die Küche zurück, um Kaffee aufzusetzen. Sehr schade, dass Gwen nicht geblieben war. Er hätte sie zum Frühstück ausführen oder sie mit seinen Kochkünsten beeindrucken können. Ganz zu schweigen davon, dass sie wieder ins Schlafzimmer hätten gehen können.

Als er den Zettel auf dem Küchentresen sah, erfasste ihn ein seltsames Gefühl tiefer Enttäuschung, gleich darauf gefolgt von ziemlicher Wut.

Ich danke Dir für einen ganz besonderen Geburtstag.

Sie hatte nicht einmal unterschrieben.

Ethan fluchte laut, zerknüllte den Zettel und warf ihn in die ungefähre Richtung des Abfalleimers, traf aber nur die Wand, und der Zettel rollte unter den Küchenschrank.

Warum ärgerte ihn das so sehr? Sonst war er doch froh, in einer leeren Wohnung aufzuwachen und nicht gezwungen zu sein, höflich Konversation zu machen.

Aber sie hätte sich wenigstens verabschieden können. Oder ihm zumindest ihre Telefonnummer geben oder ihm sagen können, wo sie wohnte. Wie sollte er sie jetzt wiederfinden, ohne mehr zu wissen als ihren Namen?

Er erschrak. Was dachte er denn da?

Er wollte sie wiederfinden? Hatte er denn überhaupt die Absicht, nach ihr zu suchen? Das hatte er noch nie vorher getan, und er hatte auch noch nie das Bedürfnis gehabt, eine Frau wiederzusehen, außer vielleicht seine Exfrau. Und das hatte er später ja auch bitter bereut. Aber irgendetwas an Gwen war ihm unter die Haut gegangen, sodass er unbedingt mehr über sie erfahren wollte.

Hinzu kam, dass sie noch Jungfrau gewesen war. Sie glaubte vielleicht, das wäre ihm nicht aufgefallen, aber sie war sehr eng gewesen, und als er sie genommen hatte, hatte er gespürt, wie sie sich sekundenlang angespannt und sich auf die Unterlippe gebissen hatte, um nicht aufzuschreien.

Er fragte sich nur, warum sie es ihm nicht vorher gesagt hatte. Er war zwar nicht grob mit ihr gewesen, aber er wäre noch sanfter vorgegangen, wenn er es gleich gewusst hätte.

Und dann kam ihm der Gedanke, dass es wahrscheinlich von Anfang an ihre Absicht gewesen war, mit ihm zu schlafen. Hatte sie ihm deswegen für einen ganz besonderen Geburtstag gedankt?

Sie hätte das „Hot Spot“ fast mit diesem schmierigen Typen verlassen und schien dann sehr froh gewesen zu sein, als Ethan sie vor ihm rettete. War das von Anfang an ihre Absicht gewesen? Hatte sie irgendeinen Mann kennenlernen wollen, der sie von ihrer Jungfräulichkeit befreien konnte?

Er war nicht sicher, wie alt Gwen war, aber sie sah nicht jung genug aus, um noch nie mit einem Mann geschlafen zu haben. Besonders bei diesem Körper, diesem Haar, diesem unglaublich süßen, herausfordernden Blick.

Aber wenn er recht hatte … dann hatte sie ihn zielsicher für diesen einen Zweck benutzt. Er hatte sie entjungfern sollen.

Seltsam, dass ausgerechnet er das erleben musste, der schon so viele One-Night-Stands hinter sich hatte. Es kam nicht selten vor, dass er eine Frau nur aus dem offensichtlichen Grund umwarb, um eine Nacht mit ihr zu schlafen und sie dann nie wiederzusehen – sie also auch in gewisser Weise benutzte. Aber er konnte nicht behaupten, dass ihm das Gefühl im umgekehrten Fall gefiel.

Er holte den zusammengeknüllten Zettel unter dem Schrank hervor und glättete ihn wieder. Vielleicht würde er tatsächlich nach ihr suchen. Es gab da einige Fragen, die er ihr gern stellen würde, wenn er sie wiedertraf. Und irgendwann würde sie ja wohl wieder zum Club kommen. Er würde einfach sein Personal nach einem zierlichen Rotschopf mit schokoladenbraunen Augen und einem aufregenden Lächeln Ausschau halten lassen.

Damit kehrte er ins Schlafzimmer zurück, duschte und zog sich an. Wenn er heute früher als sonst zum Club ging, würde er ein wenig am Schreibtisch arbeiten und den Angestellten Anweisungen wegen Gwen geben können.

Er würde sie finden, denn mit dieser jungen Frau hatte er noch ein Wörtchen zu reden.

4. KAPITEL

Zwei Wochen vergingen, und Gwen ließ sich kein einziges Mal im „Hot Spot“ blicken. Ethan wurde mit jedem Tag, der verging, mürrischer.

Gestern Abend hatte er eine der Kellnerinnen angefahren, weil sie ihm einen Scotch on the rocks gebracht hatte und nicht pur, wie er ihn bestellt hatte – und vor allem, weil sie die Frechheit besessen hatte, ihr rotbraunes Haar ähnlich zu tragen wie Gwen.

Das muss aufhören, dachte er und schlug gereizt mit der Hand auf das Steuer. Offenbar hatte Gwen tatsächlich nicht vor, noch einmal in seinem Club zu erscheinen, da sie es ja auch in den vergangenen dreizehn Tagen, vier Stunden und siebenundzwanzig Minuten nicht für nötig befunden hatte.

Und das bedeutete, dass er sie entweder vergessen oder andere Maßnahmen ergreifen musste, um sie zu finden.

Nun, er hatte versucht, sie zu vergessen. Er hatte sogar mehr getrunken, als es sonst seine Gewohnheit war, sodass sein Personal schon anfing, ihm neugierige Blicke zuzuwerfen.

Er war mit seinem besten Freund Peter ins Fitnesscenter gegangen, um dort seinen Ärger durch exzessives Hanteltraining abzureagieren, aber auch das hatte nicht geholfen.

Das Schlimmste war, dass er seit Gwen mit keiner Frau geschlafen hatte, als hätte sie das Verlangen nach anderen Frauen in ihm erstickt. Obwohl er mit einigen von ihnen, die ihm eindeutig ermutigende Signale gesendet hatten, geflirtet hatte, fiel ihm schon bald auf, dass er es eher gewohnheitsmäßig und ohne jegliche Begeisterung tat.

Was ihm fehlte, war eine schnelle Nummer, die ihm die Anspannung und die Wut nehmen würde, die ihn seit zwei Wochen erfüllten. Leider war die einzige Frau, die ihm dabei helfen konnte, eine kleine Rothaarige namens Gwen Thomas.

Als hätten seine Gedanken sie heraufbeschworen, entdeckte Ethan sie auf den Stufen zur öffentlichen Bücherei.

Zumindest glaubte er, dass es Gwen war.

Er trat heftig auf die Bremse, und erst kurz darauf fiel ihm ein, dass er mitten im dichten Berufsverkehr steckte, der durch die Innenstadt von Georgetown kroch. Ethan fuhr wieder an und verhinderte es um Haaresbreite, dass der Wagen hinter ihm auf ihn auffuhr.

Dann sah er schnell noch mal zur Bücherei hinüber. Wo war sie jetzt? Hatte er sie schon wieder verloren?

Nein, da war sie ja. Sie war die Straße hinuntergegangen. Ethan reckte den Hals, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, bis er sich aus dem Verkehr schlängeln und seinen Wagen irgendwo parken konnte.

Schnell sprang er aus seinem silberfarbenen Lexus, fütterte die Parkuhr mit einigen Münzen, die er lose in der Tasche hatte, wobei er gleichzeitig verzweifelt versuchte, die Frau, die er für Gwen hielt, nicht aus den Augen zu verlieren.

Sie sah anders aus. Ihr Haar war dunkler, nicht rotbraun, wie er es in Erinnerung hatte. Und auch ihre Kleidung war zurückhaltender. Das schwarze Kleid, das sie neulich im Club getragen hatte, hatte sich an sie geschmiegt wie eine zweite Haut und jede Rundung aufs Beste zur Geltung gebracht. Doch das Kleid, das sie heute trug, war lang und weit und mit romantischen kleinen Blümchen bedruckt. Es floss locker um ihre Waden und lenkte Ethans Aufmerksamkeit auf die flachen rotbraunen Sandaletten an ihren Füßen.

Sie kam ihm um einiges bodenständiger und schlichter vor, aber zu seiner Überraschung fand er die Veränderung nicht weniger attraktiv.

Jetzt hatte er sie fast eingeholt, hielt aber noch Abstand, weil er sichergehen wollte, dass es wirklich Gwen war und nicht nur eine Frau, die ihr unglaublich ähnlich sah. Er war außerdem neugierig und wollte erfahren, wo sie hinging, und der einzige Weg, das herauszufinden, war, ihr dorthin zu folgen.

Sechs oder acht Häuserblocks später betrat sie den Eingang eines großen braunen Backsteingebäudes. Ethan hielt an der Stelle inne, an der die Frau eben gestanden hatte, sah hoch und erkannte, dass es sich um ein Mietshaus handelte. Dann folgte er ihr schnell, bevor die Haustür hinter ihr ins Schloss klicken konnte.

Nachdem er eine Reihe von Briefkästen zu seiner Rechten hinter sich gelassen hatte, ging er die Mahagonitreppe hinauf. Er achtete darauf, kein Geräusch zu machen, um Gwens Schritte über sich hören zu können. Er ließ sich Zeit, um sie nicht einzuholen, bevor sie an ihrem Ziel angekommen war.

Im dritten Stock änderte sich der Rhythmus ihrer Schritte, und Ethan nahm zwei Stufen auf einmal, um sehen zu können, in welche Wohnung sie ging. Im Profil, während er sie beobachtete, wie sie die Wohnungstür aufschloss, sah sie genauso aus wie die Gwen, die er kannte, trotz ihres veränderten Aussehens.

Sein Herz schlug augenblicklich schneller bei dem Gedanken, dass er sie endlich gefunden hatte und ihr wieder nahe war – wenn auch zunächst nur räumlich. Er hoffte nur, dass sie genauso froh sein würde, ihn wiederzusehen, wie er. Das jedoch war wohl eher zweifelhaft, wenn man bedachte, wie schnell sie seine Wohnung verlassen und nie wieder versucht hatte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.

Diese Erkenntnis brachte ihn wieder zu der Frage – und ganz gewiss nicht zum ersten Mal –, warum er so versessen darauf war, sie wiederzufinden. Er hoffte, dass es sich nur um verletzten Stolz handelte, da sie die einzige Frau war, mit der er geschlafen hatte, die nicht versucht hatte, sich an ihn zu klammern.

Als sie in der Wohnung verschwand und die Tür hinter sich zuschlug, kam Ethan aus seinem Versteck heraus und hob die Hand, um anzuklopfen.

Gwen zuckte zusammen. Sie war gerade dabei, sich ein Sandwich zum Mittagessen zu machen, und das laute Klopfen an der Tür überraschte sie. Sie hatte kaum je Besuch und konnte sich nicht vorstellen, welcher ihrer Bekannten mit solchem Nachdruck anklopfen würde.

Mr. Gonzalez, ihr Vermieter, war ein großer Mann, aber Gwen glaubte nicht, dass er einen Grund hatte, bei ihr vorbeizuschauen. In letzter Zeit gab es ausnahmsweise keine Probleme mit der Gasleitung oder sonstigen Installationen in der Wohnung. Und die freundliche Mrs. Snedden vom Ende des Gangs klopfte kaum hörbar an, wenn sie sie besuchte, allerdings meist nur abends, wenn sie etwas Leckeres gekocht hatte, das sie mit Gwen teilen wollte.

Sie wischte sich die Finger an einem Tuch ab und ging zur Tür, um durch den Spion zu sehen. Sobald sie erkannte, wer auf der anderen Seite ihrer Tür stand, setzte ihr Herz einen Schlag aus.

Du lieber Himmel, es war Ethan!

Wie hatte er sie gefunden?

Was wollte er?

Sie sah an sich herab und stellte entsetzt fest, dass sie wieder höchst unelegant, um nicht zu sagen stinklangweilig aussah. Nichts an ihr erinnerte an das Sexkätzchen, das Ethan an jenem Abend im Club kennengelernt hatte.

Obwohl Gwen die Freiheit und das Selbstbewusstsein geliebt hatte, die ihre Veränderung mit sich gebracht hatte, musste sie bald feststellen, dass sie im normalen Leben das Image einer raffinierten, sexy Frau nicht aufrechterhalten konnte. Ihre Kollegen in der Bücherei würden in Ohnmacht fallen, wenn sie sich plötzlich komplett veränderte. Also hatte sie erst einmal mit kleinen Schritten angefangen.

Ihre Kleidung war einer dieser Schritte gewesen. Sie war ein wenig moderner als vorher. Gwen hatte gemerkt, dass es ihr Spaß machte, einkaufen zu gehen, und sie ließ sich jeden Morgen ausreichend Zeit, um verschiedene Teile ihrer Garderobe miteinander zu kombinieren, um ein neues Outfit zu schaffen.

Ihr Haar war ein weiterer Meilenstein. Sie hatte das Mädchen im Schönheitssalon gebeten, die Farbe von Rotbraun wieder in ihr ursprüngliches Braun zu ändern, ihm aber einen lebhafteren Ton zu geben. Und sie fand, dass der neue Schnitt ihr Gesicht besser zur Geltung brachte – auch ohne all das Zupfen und Sprayen und Toupieren, mit dem die Stylistin an ihrem Geburtstag ihre Frisur in Form gebracht hatte.

Aber Gwen wagte es trotzdem nicht, sich Ethan so zu zeigen. Er würde denken, dass er an der Tür von Gwens altbackener Zwillingsschwester gelandet war.

Sie holte tief Luft und rief: „Wer ist da?“

Ein Moment verging, bevor seine Antwort kam. „Ethan Banks. Ich suche Gwen Thomas.“

Der vertraute tiefe Ton seiner Stimme ließ Gwen erschauern. So erschrocken sie auch über sein plötzliches Auftauchen war, ein Teil von ihr freute sich darüber, dass er sich die Mühe gemacht hatte, sie ausfindig zu machen. Und plötzlich konnte sie es kaum erwarten, wieder mit ihm zu reden.

„Ethan! Was für eine Überraschung“, erwiderte sie, froh, dass ihre Stimme ihr gehorchte, und ging auf ihr Schlafzimmer zu. „Warte bitte einen Moment. Ich komme sofort.“

Sie schleuderte ihre Sandaletten fort und riss sich in Rekordzeit das Kleid vom Körper, während sie im Schrank nach etwas herumwühlte, das Ethan passender finden würde für die Frau, für die er sie hielt.

Sie entschied sich für eine enge weiße Jeans und ein schulterfreies rosafarbenes Stricktop mit einer aufgestickten Blume auf der einen Brust. Beides hatte sie sich erst vor Kurzem zugelegt, und es betonte wenigstens ihre weiblichen Rundungen, die sowieso eher bescheiden waren.

Lange Silberohrringe und ein Paar rosa Pumps vervollständigten das Bild, das hoffentlich einen guten Eindruck auf Ethan machen würde. Vielleicht war es nicht ganz so weiblich und sinnlich, wie Ethan es von ihr erwarten würde, aber immerhin ein eindeutiger Unterschied zu ihrem vorherigen Aufzug.

Schnell eilte sie zur Tür, ließ sich nur einen Moment Zeit, um tief Luft zu holen, und öffnete die Tür einen Spaltbreit.

Himmel, er sah sogar noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sein dunkles Haar war ein wenig zerzaust, als wäre er ein Dutzend Mal mit den Händen hindurchgefahren, während er auf sie gewartet hatte. Er sah sie leicht fragend aus seinen braunen Augen an, als könnte er etwas nicht ganz verstehen, aber ansonsten schien er völlig entspannt zu sein. Er trug khakigrüne Hosen mit passender Jacke und ein helles Hemd darunter.

Zum Anbeißen, wie die jungen Mädchen sagen würden, die ab und zu in die Bücherei kamen.

„Ethan. Hi“, begrüßte sie ihn ein wenig atemlos und hielt die Tür wohlweislich fest, damit er nicht in ihre Wohnung hineinsehen konnte.

Ihr Sofa mit dem Blumenmuster, die beigefarbenen Wände und ihre Sammlung kleiner Porzellankätzchen wies sie nicht gerade als besonders aufregend oder sexy aus. Und sie hatte Angst, dass er merken würde, was für eine Betrügerin sie war, wenn er hereinkam.

„Gwen“, sagte er fast erleichtert. „Du bist es. Ich war nicht sicher, als ich dich auf der Straße sah, aber ich hatte es gehofft.“

Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln und sah dann über ihre Schulter. „Willst du mich nicht hereinbitten?“

„Oh“, erwiderte sie verlegen und tastete hinter sich nach ihrer Handtasche auf dem Flurtisch, „ich wollte gerade ausgehen.“

„Schön. Dann begleite ich dich.“

Sie erstarrte. Ihr Magen zog sich nervös zusammen. Verflixt noch mal. Sie hatte das Erste gesagt, was ihr in den Sinn gekommen war, ohne zu überlegen, dass er ihr vorschlagen könnte, ihr Gesellschaft zu leisten.

„Nun …“

„Komm schon“, redete er ihr gut zu. „Ich fahre auch.“

Mit einer Schulter am Türrahmen und den Händen in den Hosentaschen sah er zu gut aus, um wahr zu sein. Gwen wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Aber das ging natürlich nicht.

Sie senkte den Kopf und seufzte. „Na schön, lass mich nur kurz noch etwas erledigen.“

Bevor er sie aufhalten konnte, hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Sie rannte fast zum Telefon und wählte die Nummer der Bibliothek. Nachdem sie sich ausgiebig entschuldigt und sich einen persönlichen Notfall aus den Fingern gesaugt hatte, flehte sie ihre Chefin an, ihr den Nachmittag freizugeben. Gleichzeitig stellte sie Brot, Salat, Mayonnaise und eine Büchse Corned Beef, die sie zuvor für ihr Mittagessen herausgenommen hatte, zurück in den Kühlschrank.

Marilyn war glücklicherweise sehr verständnisvoll gewesen, aber Gwen fragte sich, wie oft sie sich noch mit solch fadenscheinigen Ausreden aus einer schwierigen Situation retten konnte, bevor jemand misstrauisch wurde oder sie ihren Job verlor.

Sobald sie aufgelegt hatte, öffnete sie wieder die Tür, schlüpfte in den Flur hinaus und zog die Tür ins Schloss.

Ethan stieß sich von der Tür ab und rieb, immer noch lächelnd, die Hände aneinander. „Bist du fertig?“

Gwen nickte und ging ihm voraus.

Ihm war nicht anzumerken, ob ihn ihr seltsames Verhalten erstaunte oder nicht. Er passte sich ihrem Schritt an und schien völlig entspannt zu sein. „Gibt es einen bestimmten Grund, weswegen du mich nicht in deiner Wohnung haben wolltest?“, fragte er sie dann jedoch leichthin.

Seine Frage kam unerwartet. Gwen hatte so gehofft, dass ihm ihr merkwürdiges Verhalten nicht auffallen würde, aber dazu war Ethan natürlich viel zu aufmerksam. „Aber nein“, versicherte sie ihm nervös.

Sie warf ihm einen besorgten Blick zu, als sie die Treppe erreichten, um von seiner Miene abzulesen, was er wohl dachte. Aber sie sah nichts als freundliche Neugier in seinem attraktiven Gesicht, was ohne Schwierigkeiten dazu führte, dass ihr Puls raste.

„Es ist nur, dass … meine Wohnung ist in einem heillosen Durcheinander, und es war mir peinlich, sie dir in diesem Zustand zu zeigen.“ Ja, das klang nicht schlecht. Das war eine gute Ausrede. „Vielleicht kannst du ja ein anderes Mal hereinkommen, wenn ich vorher aufgeräumt habe.“ Wenn sie Glück hatte, würde es nie dazu kommen. Sie bezweifelte sehr, dass er noch irgendein Interesse an einer Wohnungsbesichtigung haben würde, wenn er erst erkannte, was für eine biedere, langweilige Frau sie wirklich war.

„Okay“, erwiderte er mit einem Achselzucken.

Autor

Heidi Betts
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