Die Aguilar Brüder – Zwei heißblütige Spanier im Bann der Liebe (2-teilige Serie)

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DIE FEURIGE RACHE DES SPANISCHEN MILLIARDÄRS

Wie ein Tornado wirbelt die schöne Elise in das perfekt geordnete Leben des Milliardärs Alejandro Aguilar. Was er dabei spürt? Neben Verlangen blanke Wut! Denn er hat die brillante Marketing-Chefin nicht engagiert, um seine Zeit mit ihren abstrusen Ideen zu vergeuden, sondern um mit ihrer Hilfe einen brisanten Deal abzuschließen! Trotzdem, je näher sie sich kommen, desto stärker entflammt zwischen ihnen ein sinnliches Feuer! Bald fühlt der heißblütige Spanier: In der nächsten Nacht gehört sie ihm … doch dann entdeckt er Elise in den Armen seines Rivalen …

VERHÄNGNISVOLLES BEGEHREN

Als Schauspielerin Goldie Beckett nach einer leidenschaftlichen Nacht erwacht, erfährt sie die größte Demütigung ihres Lebens: Denn Gael Aguilar, der aufregendste Mann der Filmbranche, sagt ihr nicht mit einem Kuss Lebewohl, sondern mit 10.000 Dollar! Aber das ist noch nicht alles: Als Gael erfährt, dass sie sein Kind erwartet, will er sie sogar für eine Ehe mit ihm bezahlen! Goldie ist verzweifelt, wie kann sie dem smarten Filmtycoon nur beweisen, dass sie sich in ihn verliebt hat … und nicht in sein Geld?


  • Erscheinungstag 26.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504485
  • Seitenanzahl 288
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Maya Blake

Die Aguilar Brüder - Zwei heißblütige Spanier im Bann der Liebe (2-teilige Serie)

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2016 by Maya Blake
Originaltitel: „A Deal with Alejandro“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2292 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Natasha Klug

Abbildungen: Brainsil / Thinkstock, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733708498

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Als Alejandro Aguilar um vier Uhr morgens nach einer eiskalten Dusche aus dem Badezimmer trat, empfing ihn das Klingeln seines Telefons. Die meisten Menschen hätte ein Anruf zu solch früher Stunde vermutlich beunruhigt. Doch Alejandro ahnte bereits, wer seine morgendliche Routine störte.

Er durchquerte das Schlafzimmer seines Chicagoer Penthouses, ein Handtuch um den Nacken geschlungen, und nahm das Gespräch an.

„Ist es erledigt?“

Sein Chef-Stratege, Wendell Grant, seufzte am anderen Ende der Leitung unterdrückt. „Es tut mir wirklich leid, Sir, aber sie haben sich durch nichts und niemanden umstimmen lassen. Wir haben wirklich alles versucht.“

Alejandros Hände schlossen sich fester um den Telefonhörer. Das nagende Gefühl, das ihn nun schon seit ein paar Wochen begleitete, schien Realität zu werden. Es gab viel zu viele Anzeichen, als dass er seinen Verdacht noch länger ignorieren konnte.

„Um ehrlich zu sein, ich begreife nicht, warum sie plötzlich so kompromisslos sind“, sprach Wendell weiter. „Das Team der Ishikawa-Brüder weigert sich rigoros, das Problem auch nur zu besprechen. Sie sagen immer nur, dass sie mehr Zeit benötigen.“

Alejandro wusste genau, wo das Problem lag. Die Köpfe des Japanischen E-Commerce-Konzerns zögerten den Abschluss des Deals heraus, der schon vor mehr als einem Monat hätte stattfinden sollen. Und dafür gab es nur einen möglichen Grund: Es existierte eine dritte Partei, die ebenfalls ihr Interesse angemeldet hatte.

„Wie sind Sie verblieben?“, fragte er.

„Sie haben um ein paar weitere Tage gebeten. Wir wollten einen früheren Termin herausschlagen, aber da war nichts zu machen. Schließlich haben wir uns auf eine Videokonferenz am Freitag geeinigt.“

„Das ist inakzeptabel! Ich warte nicht noch einmal fünf Tage. Rufen Sie sie zurück und sagen Sie ihnen, dass ich die Ishikawa-Brüder morgen zu einer Konferenz erwarte.“

„Ja, Sir.“

Alejandro war eigentlich schon im Begriff aufzulegen, als er innehielt. Irgendetwas an der Zurückhaltung seines Angestellten machte ihn stutzig. „Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?“

„Nun … Ich habe das Gefühl, dass sie glauben, die Zügel in der Hand zu halten. Die Atmosphäre der Verhandlungen scheint sich verändert zu haben.“

Wendell sprach das aus, was Alejandro schon die ganze Zeit über befürchtete. Ärgerlich ballte er die Hände zu Fäusten. Wenn seine Führungsangestellten die Lage schon genauso einschätzten, dann war es vermutlich an der Zeit, wieder selbst das Ruder zu ergreifen.

„Ich übernehme von hier an“, erklärte er. „Richten Sie dem ganzen Team meinen Dank aus. Sie alle können sich einen Tag freinehmen – das haben Sie sich wirklich verdient.“

„Soll ich trotzdem wie besprochen den Anruf machen?“, hakte Wendell nach.

„Nein, darum kümmere ich mich.“ Nun, wo er wusste, womit er es zu tun hatte, war es an der Zeit, andere Saiten aufzuziehen.

„Dann sollte ich wohl zusehen, dass ich nach Hause komme, ehe meine Frau die Scheidung verlangt.“ Wendell lachte matt. „Ach, noch eine letzte Sache. Ich bat meinen Assistenten, eine Liste von PR-Firmen für Sie zu erstellen. James PR hat die meiste Erfahrung auf dem asiatischen Markt. Ich denke, an diesem Punkt sollten wir jede Hilfe annehmen, die wir kriegen können.“

Alejandro verabschiedete sich und beendete das Gespräch. Dann ging er ins Ankleidezimmer, das angefüllt war mit den für ihn typischen grauen Anzügen, schwarzen Hemden und Krawatten mit Nadelstreifenmuster. Er entschied sich für einen anthrazitfarbenen Anzug, zog sich mit geradezu militärischer Präzision an und verließ keine fünfzehn Minuten später die Wohnung.

Die Fahrt nach The Loop, dem Geschäftsbezirk von Chicago, dauerte noch einmal etwa zehn Minuten. Dass er so früh unterwegs war, brachte den Vorteil mit sich, dass die Straßen verlassen waren und er den Motor seines Bugatti Veyron ungestört röhren lassen konnte.

Doch heute Früh half ihm auch das nicht, die Anspannung abzubauen, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Und es milderte auch nicht seinen Zorn, der mit jeder verstreichenden Sekunde heftiger zu werden schien.

Er war einundzwanzig gewesen, als er Spanien verließ und zuerst nach Kalifornien und ein Jahr später nach Chicago zog – einzig und allein, weil er nichts mit irgendjemandem aus seiner Familie zu tun haben wollte. Mit seinem Fortgang aus Spanien hatte er alle Brücken hinter sich abgebrochen – nur um herauszufinden, sich ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zu seinem Halbruder niedergelassen zu haben.

Gael Aguilar.

Er und seine Mutter hatten den bis dahin namenlosen Gestalten, die die schmutzigen Affären seines Vaters für Alejandro gewesen waren, ein Gesicht verliehen.

Gael hatte Kalifornien kurz nach ihm erreicht. Und Silicon Valley war für sie beide nicht groß genug gewesen. Zumal sein Bruder schnell damit anfing, sich in genau die Geschäfte zu drängen, an denen Alejandro Interesse zeigte. Natürlich hätte er Gaels aufblühendes Internetunternehmen auch einfach ausradieren können. Doch damit hätte er eingestanden, dass er noch so etwas wie Verbundenheit mit seinem alten Leben verspürte. Und dem war einfach nicht so. Die Vergangenheit besaß keine Macht mehr über ihn – deshalb hatte er sich entschieden, das Weite zu suchen.

Er mochte ein Aguilar sein, doch das nur dem Namen nach. Soweit es ihn betraf, hatte er niemanden mehr auf der Welt. Dummerweise schien sein lieber Halbbruder die Sache ein wenig anders zu sehen. Knapp ein Jahrzehnt, nachdem sie ein zweites und letztes Mal aneinandergeraten waren, hatte Gael es offenbar wieder darauf abgesehen, sich in seine Geschäfte zu drängen.

Zumindest will er sich den Deal unter den Nagel reißen, an dem ich so lange und hart gearbeitet habe …

Alejandro stellte seinen Wagen in der Tiefgarage seines Unternehmenshauptsitzes ab und trat in den Lift, der ihn direkt in die Chefetage von SNV International beförderte. Während die Kabine lautlos nach oben glitt, erinnerte er sich an sein letztes Gespräch mit Gael.

„Du verlegst deinen Geschäftssitz? Warum? Hast du Angst, ich könnte dich vorführen?“

Gaels Lächeln, herausfordernd und herablassend, hatte Alejandro auf unangenehme Art und Weise an ihren gemeinsamen Vater erinnert.

„Mach dir nichts vor. Meine Firma ist erfolgreich genug, um überall auf der Welt wachsen zu können. Du solltest deinem Glücksstern danken, dass ich der Versuchung nicht nachgebe, dich unter meinem Absatz zu zerquetschen. Auf diese Weise besteht wenigstens die leise Hoffnung, dass du etwas aus dir machst.“

Seine Worte hatten das Lächeln vom Gesicht seines Bruders gewischt. Stattdessen nahmen seine Züge einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit an, den Alejandro nur allzu gut von sich selbst kannte.

„Ich freue mich auf den Tag, an dem du dich an diesen Worten verschlucken wirst, Bruderherz.“

Alejandro hatte nur mit den Schultern gezuckt und war gegangen. Gael und er würden niemals echte Brüder sein. Ihm einmal als Teenager zu begegnen, war schon schlimm genug gewesen. Ihr zweites Aufeinandertreffen Jahre später des Guten eindeutig zu viel.

Mit einem dritten Mal hatte er nicht gerechnet.

Er betrat sein Büro, als sich gerade die Aprilsonne über dem Lake Michigan erhob. Normalerweise hätte er den Anblick bei einer Tasse Espresso genossen, doch an diesem Montagmorgen stand ihm der Sinn nicht danach. Stattdessen warf er seine Schlüssel auf den Schreibtisch, zog seine Jacke aus und ging an die Arbeit.

Gegen neun Uhr hatte er die endgültige Bestätigung dafür, dass es tatsächlich Gael war, der sich in seinen Deal mit den Japanern einmischte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und runzelte die Stirn. Gaels Firma, Toredo Inc., hatte sich in eine treibende Kraft auf dem E-Commerce-Sektor entwickelt, nur noch übertroffen von Alejandros eigenem Unternehmen.

Dieser Umstand hatte ihn jedoch nie auch nur eine Sekunde lang beunruhigt. Der Wert seiner Firma belief sich auf mehrere Milliarden Dollar und war der Top-Player in seinem Geschäftsfeld. Manchmal war ihm die Konkurrenz durch Toredo sogar willkommen gewesen. Aber nicht dieses Mal.

Den Deal mit den Japanern unter Dach und Fach zu bringen würde bedeuten, eine ganz neue Stufe von Erfolg zu erklimmen. Es wäre der Höhepunkt all dessen, was er seit seinem Fortgang aus Spanien erreicht hatte.

Seine erste Millionen hatte er mit vierundzwanzig gemacht, kurz bevor er Kalifornien verließ. Und in den vergangenen zehn Jahren war er bis ganz an die Spitze aufgestiegen.

Der Ishikawa-Deal wäre die Krönung all seiner Erfolge. Alejandro hatte zu hart und zu lange daran gearbeitet, um sich nun von Gael alles kaputtmachen zu lassen.

Sein Strategieteam hatte ihm geraten, mit einer erfahrenen PR-Agentur bei der Betreuung japanischer Firmen zusammenzuarbeiten. Alejandro hatte die Idee auf Eis gelegt, bis die Verhandlungen nun plötzlich zum Stillstand gekommen waren. Obwohl er noch immer nicht davon überzeugt war, dass eine Agentur von außen mehr leisten konnte als seine eigenen Leute, öffnete er nun das Exposé.

Das Porträt der Bewerberin fesselte seine Aufmerksamkeit sofort. Aber warum eigentlich? Ihr Mund war eine Spur zu breit, ihre Nase ein wenig zu spitz. Ihre mandelförmigen goldbraunen Augen wirkten verhangen, und für seinen Geschmack trug sie einen Hauch zu viel Make-up. Er bevorzugte es eher natürlich.

Dennoch fiel es ihm schwer, seinen Blick von Elise Jamesons Bild losreißen. Er überflog ihren akademischen Werdegang, der beeindruckend genug war, dass er weiterlas. Die Erkenntnis, dass es sich bei Jameson PR um ein Familienunternehmen handelte, entlockte ihm ein schiefes Lächeln. Anscheinend war nicht jede Familie so verpfuscht und kaputt wie seine eigene.

Genug damit!

Er musste einen klaren Kopf behalten, um dieses Geschäft durchzuziehen. In der Vergangenheit zu schwelgen war unter diesen Umständen keine besonders gute Idee. Er schaute sich die zwei anderen Lebensläufe an, doch für ihn stand schnell fest, dass diese Kandidaten nicht infrage kamen.

Als er sich schließlich dabei ertappte, wieder das Porträt von Elise Jameson anzustarren, griff er zum Telefon und rief in seinem Vorzimmer an.

„Margo, arrangieren Sie doch bitte ein Gespräch mit den Leuten von Jameson PR für heute Nachmittag.“

„Ähm … Einer ihrer Geschäftsführer ist bereits hier. Soll ich sie zu Ihnen reinschicken? Ihr Terminkalender ist für den Rest des Tages relativ frei.“

Er runzelte die Stirn. „Sie haben jemanden einfach auf gut Glück hergeschickt?“ Alejandro wusste nicht recht, was er davon halten sollte.

„Nun, Wendell nahm an, dass es klug wäre, für den Fall, dass Sie rasch eine Entscheidung an der PR-Front treffen wollen.“

Alejandro nickte. Erneut schaute er die Fotografie auf seinem Bildschirm an. „Welcher Repräsentant von Jameson ist da?“

„Die Junior-Chefin – Elise Jameson. Ich kann natürlich dafür sorgen, dass …“

„Nein, schon gut“, fiel er seiner Assistentin ins Wort. „Schicken Sie sie herein. Und bringen Sie uns doch bitte Kaffee. Gracias.“

Ein paar Minuten später klopfte es an der Tür zu seinem Büro, und er blickte auf. Margo trat zuerst ein, einen Servierwagen mit einer Kanne und zwei Tassen vor sich herschiebend.

Alejandro schaute an ihr vorbei, seine Aufmerksamkeit sofort wie gebannt von der dunkelhaarigen Frau, die ihr folgte. Es gefiel ihm nicht, dass er bei ihrem Anblick beinahe auf der Stelle einen Anflug von Verlangen verspürte. Doch im Grunde war es ja kein Wunder. Die Verhandlungen hatten seine volle Aufmerksamkeit gefordert, sodass für Dinge wie Sex seit nunmehr fast einem Jahr einfach keine Zeit gewesen war.

Allerdings musste er zugeben, dass er auch nur überraschend selten den Drang verspürte, fleischlichen Genüssen zu frönen. Die Jagd war irgendwann langweilig geworden. Seine Reaktion auf Elise Jameson aber machte deutlich, dass er durchaus noch ein heißblütiger Mann war.

Das goldene Licht der Morgensonne hauchte den Zügen, die er bereits von dem Porträtfoto kannte, Wärme und Leben ein. Und wenn er schon vorher wie gebannt von ihr gewesen war, so ließ die Wirkung, die ihr richtiger Anblick auf ihn ausübte, sich kaum mit Worten beschreiben.

Mit selbstsicherem Gang trat sie in den Raum. Sie trug einen marineblauen Bleistiftrock und einen dazu passenden Blazer. Der Schnitt ihrer Kleidung zog seinen Blick auf ihren perfekt geformten Körper. Sie war attraktiv. Bezaubernd. Und dennoch nicht wirklich etwas Besonderes.

Doch dann lächelte sie Margo zu, als diese das Büro verließ, und die Erkenntnis traf Alejandro wie ein Blitzschlag. Elise erinnerte ihn an das Bild einer Frau, das er mit vierzehn im Arbeitszimmer seines Vaters hatte hängen sehen. Einer Frau, die mit geschlossenen Augen an einem Fenster stand, während der Sonnenschein ihr Gesicht zum Leuchten brachte.

Die Ähnlichkeit war frappierend.

Mit dem Unterschied, dass die Frau auf dem Gemälde nichts am Leib getragen hatte.

Das Bild war ein immerwährender Zankapfel zwischen seinen Eltern gewesen. Seine Mutter hatte geschworen, es zu verbrennen, während sein Vater sie für ihre übertriebene Eifersucht aufzog. Nach sechs Jahren war es dann plötzlich verschwunden. Und obwohl Alejandro sich immer wieder heimlich ins Arbeitszimmer seines Vaters geschlichen hatte, um es zu betrachten, war er froh gewesen, als es fort war.

Für ihn war nur wichtig gewesen, dass die Streitereien endlich aufhörten. Doch das war natürlich nicht von Dauer gewesen.

Er verscheuchte die Erinnerungen.

„Vielen Dank, dass Sie mich empfangen, Mr. Aguilar. Ich bin Elise Jameson.“

Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er ergriff die perfekt manikürte Hand, die ihm entgegengestreckt wurde, und war angenehm überrascht über den kräftigen Händedruck. Doch noch mehr erstaunte ihn die Tatsache, dass diese eigentlich so harmlose Berührung ausreichte, um ein heftiges Kribbeln bei ihm zu verursachen.

„Mir ist klar, dass einer meiner Angestellten Ihnen nahegelegt hat, wir könnten an Ihren Diensten interessiert sein“, sagte er. „Aber halten Sie es nicht für ein bisschen töricht, deswegen gleich herzukommen? Sie hätten einen ganzen Tag verschwenden können.“

Ihre Augen weiteten sich ein wenig, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Sie mögen es als töricht bezeichnen, ich nenne es perfektes Timing.“

Er hob eine Braue. „Wir sind uns wirklich schnell uneins. Kein gutes Zeichen für eine potenzielle Zusammenarbeit – oder wie sehen Sie das?“

Ihre Haltung wirkte nun angespannt. „Entschuldigen Sie meine Offenheit, aber wenn Sie nur jemanden suchen, der Ihnen nach dem Mund redet, dann ist Jameson vermutlich wirklich nicht die richtige Agentur für Sie.“

Obwohl ihr Akzent eindeutig amerikanisch war, deuteten ihre Züge auf eine asiatische Herkunft hin, was ihre Schönheit noch unterstrich. Außerdem bemerkte er, dass ihr Ärger ihn amüsierte.

Er stand auf, trat um seinen Schreibtisch herum und nahm den Servierwagen, beladen mit Kaffee und Bagels in Augenschein. „Kaffee?“, fragte er, während er sich selbst seinen fünften Kaffee heute einschenkte.

„Nein, danke. Ich hatte heute bereits meine Dosis an Koffein. Noch mehr, und ich hüpfe wie ein Flummi durch dieses Büro.“

„Wenn das so ist, dann setzen Sie sich doch bitte, Miss Jameson“, sagte er und kehrte selbst wieder zu seinem Platz hinter dem Schreibtisch zurück. „Und dann erzählen Sie mir, was Ihr Aufgabengebiet ist.“

Sie nahm sich die Zeit, ihren Blazer aufzuknöpfen. Alejandro erhaschte einen Blick auf ein jadefarbenes Seidentop.

„Normalerweise läuft es umgekehrt. Sie sagen mir, wobei Sie in Sachen PR Hilfe benötigen, und wir beraten Sie, wie Sie Ihr Ziel erreichen können.“

Sie trug einen sehr dezenten Duft. Es war einzigartig. Betörend. Er ertappte sich selbst dabei, wie er tief einatmete, und runzelte die Stirn.

„Mir scheint, dass wir die übliche Vorstellungsprozedur ohnehin schon ein wenig durcheinandergebracht haben. Warum sehen wir also nicht einfach, wohin uns das Ganze führt?“

Sie blinzelte. „Oh, das würde ich sehr gern. Dummerweise war Wendell Grant nicht besonders mitteilsam, als er mich anrief, um mich herzubitten. Unter diesem Umständen kann ich Ihnen schwerlich helfen.“

„Da ich noch nicht entschieden habe, ob wir Sie engagieren oder nicht, werde ich keine vertraulichen Informationen mit Ihnen teilen.“

Ihre Lippen wurden schmal, ehe sie sich zu einem gekünstelten Lächeln verzogen. „Ich kann Ihnen versichern, dass Verschwiegenheit unser oberstes Gebot ist. Sie können jederzeit Erkundigungen über uns einholen, wenn Sie wollen.“

„Wie auch immer – bis ich darüber entschieden habe, Sie offiziell in unsere Dienste zu stellen, möchte ich lieber ein wenig … Zurückhaltung üben.“

Ihre Blicke begegneten sich, und einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen.

Dann nickte Elise. „Gut, sprechen wir also ganz hypothetisch. Was kann ich für Sie tun?“

Alejandro runzelte die Stirn. Sie war intelligent. Und sie sagte immer genau das Richtige. Dennoch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass sie etwas vor ihm zu verbergen versuchte.

„Wie alt sind Sie?“, fragte er.

Sie hob eine Braue. „Inwiefern ist das für die Sache relevant?“

Alejandro verschränkte die Arme vor der Brust. Er ärgerte sich selbst über seine Frage. Doch er würde jetzt keinen Rückzieher machen. „Handelt es sich um ein Staatsgeheimnis?“

„Nein, natürlich nicht. Aber Sie haben meine Akte. Ich bin sicher, dass Sie sie gelesen haben, bevor Sie mich hereinbaten. Sie kennen also mein Alter. Wenn ich Sie wegen irgendetwas anlügen wollte – was ich, nebenbei bemerkt, nicht vorhabe –, wäre es ziemlich dumm, ausgerechnet mit meinem Alter zu beginnen. Und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, warum Sie mir eine solche Frage stellen sollten, wenn nicht, um mich bei einer Lüge zu erwischen.“

„Beantworten Sie eine einfache Frage immer mit einem solchen Monolog?“

Ihre Wangen färbten sich in einem zarten Rosa, und ihre Augen blitzten, ehe sie die Fassung wiedergewann. „Ich bin fünfundzwanzig – genau, wie es in meiner Akte steht“, erwiderte sie kühl.

„Wie lange arbeiten Sie schon für Ihre Eltern?“ Wieder eine Frage, die er eigentlich gar nicht hatte stellen wollen.

Ihre Lippen pressten sich zusammen. „Seit ich mit einundzwanzig die Universität abgeschlossen habe.“

Alejandro musterte sie schweigend. Eines musste man ihr lassen – sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Er holte tief Luft. „Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird, Miss Jameson. Trotzdem vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“

Zuerst wirkte sie fast ein wenig erleichtert, dann überrascht. Bis sie schließlich verarbeitete, was er gesagt hatte. „Verzeihung?“

„Wenn Sie nicht einmal ein paar Fragen beantworten können, ohne gleich emotional zu werden, weiß ich nicht, wie Sie zurechtkommen wollen, wenn es hart auf hart kommt. Margo wird Sie hinausführen.“

Langsam erhob sie sich – ließ sich dann aber wieder zurücksinken. „Das ist eine Art Test, oder?“

Jetzt war es an Alejandro, überrascht zu sein. Er hatte sich jedoch gleich wieder im Griff. „Ich arbeite an einem Geschäft, das kurz vor dem Abschluss den Bach hinunterzugehen droht. Sie können mir ruhig glauben, dass ich meine kostbare Zeit nicht mit irgendwelchen Tests verschwenden würde. Auf Wiedersehen, Miss Jameson.“

Er konnte deutlich die Fragen lesen, die in ihren haselnussbraunen Augen standen. Schließlich stand sie auf und drehte sich ohne ein weiteres Wort um.

Alejandro wünschte, auch er hätte den Blick abgewandt, denn ihre wohlgeformte Kehrseite ließ erneut Verlangen in ihm aufflackern.

Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass es keine gute Idee war, das Vergnügen mit dem Geschäftlichen zu vermischen. Damals war er noch jung und naiv genug gewesen, zu glauben, dass man beides voneinander trennen konnte. Seitdem hielt er seine Affären oberflächlich und vor allem vertraulich.

Mit Mühe riss er seinen Blick von den langen Beinen los, die sich soeben in Richtung Ausgang bewegten, wandte sich zum Fenster um und starrte hinaus. Doch auch der Lake Michigan bot ihm keine Ablenkung. Stattdessen sah er immerzu Elise vor seinem inneren Auge.

Elise, Elise und noch mal Elise.

Ein leises Klicken verriet ihm, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er schüttelte den Kopf. Was war heute bloß los mit ihm? Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und drehte sich wieder um.

Zu seiner Überraschung stand Elise Jameson unmittelbar vor seinem Schreibtisch, ihre Augen suchten seine.

„Wenn ich mich recht entsinne, habe ich Sie gebeten zu gehen.“

Sie atmete langsam aus. Alejandro nahm an, dass es sich um eine Technik handelte, ihre innere Mitte zu finden. Und er hatte das Gefühl, dass er eine solche noch dringend brauchen würde, bevor der Tag vorüber war.

„Das haben Sie, aber ich bin immer noch hier. So, wie ich das sehe, werden Sie mich entweder engagieren, oder wir werden uns niemals wiedersehen. Also ist das hier meine einzige Gelegenheit, Ihnen Folgendes zu erklären: Ich war nicht emotional. Ich sehe einfach nur keinen Sinn darin, Zeit auf Fragen zu verschwenden, deren Antworten Sie bereits kennen. Und ja, ich hätte meinen Ärger darüber besser unter Kontrolle halten müssen. Geben Sie mir noch eine Chance, und ich verspreche, dass so etwas nie wieder passieren wird. Und erlauben Sie mir noch eine Anmerkung.“ Sie schaute ihn direkt an. „Ich bin gut in meinem Job. Sie werden niemand Besseren finden.“

Er zuckte mit den Schultern. „Das war eine nette Rede – aber eben auch nur eine Rede. Sie können mir viel versprechen.“

Versprechungen waren leicht zu machen und noch leichter zu brechen. Diese Lektion hatte er als Kind immer und immer wieder lernen müssen.

Sie senkte kurz den Blick, hob ihn aber sofort wieder. „Führen Sie unser Gespräch zu Ende – wie auch immer Sie wollen. Und danach entscheiden Sie.“

Alejandro wollte sie zurückweisen. Doch noch viel mehr wollte er, dass sie blieb. Er entschied, für den Augenblick nicht zu erforschen, woher dieser Wunsch rührte. Dieser ganze Tag war von Anfang an nicht rund gelaufen.

„Gut, setzen Sie sich, Miss Jameson. Aber lassen Sie mich eines klarstellen.“

Sie nahm ihm gegenüber Platz. „Ja?“

„Ich bediene mich keiner Tricks, um potenzielle Mitarbeiter zu testen. Jegliche Form von Täuschung ist mir zuwider. Denken Sie bitte daran, bevor wir hier weitermachen.“

Sie nickte ernsthaft. „Das sollte kein Problem für mich darstellen.“

2. KAPITEL

Was, zum Teufel, ging hier eigentlich vor?

Elise hatte das Gefühl zu taumeln, und es war klar, dass der Mann, der ihr gegenübersaß, genau das beabsichtigte. Dieser unglaublich maskuline Mann, dessen grüne Augen jede ihrer Bewegungen zu beobachten und nach irgendwelchen Fehlern und Schwachstellen Ausschau zu halten schienen.

Sie atmete tief durch. Die Situation war irritierend. Warum nahm er sie so in die Mangel? Immerhin war sie doch hier, um zu helfen.

Vielleicht war der Grund einfach nur das Misstrauen, das er auszustrahlen schien wie ein flackerndes Feuer. Oder sie trug selbst die Schuld daran. Sie hatte ein skeptisches Stirnrunzeln nicht zurückhalten können, als sie sein Büro betrat. Seine Präsenz war umwerfend und erinnerte sie an ein gefährliches Raubtier.

Was auch immer der Grund sein mochte – es hatte ihre innere Balance aus dem Gleichgewicht gebracht. Und das ließ sie unwillkürlich daran denken, was beim letzten Mal passiert war, als sie vor etwas mehr als einem Jahr einem Kunden gegenüber Schwäche gezeigt hatte.

Ihre Handinnenflächen wurden feucht, doch sie zwang die quälenden Erinnerungen beiseite. Anders als im vergangenen Jahr hatte sie sich diesen Auftrag hier selbst ausgesucht. Als Mann mochte Alejandro Aguilar eine unbekannte Größe sein, doch sein Ruf als Geschäftsmann war legendär. Sie musste sich von ihrer besten Seite zeigen, denn sie konnte es sich nicht erlauben, diesen Auftrag zu verlieren.

Die Zusammenarbeit mit SNV bedeutete Freiheit von Jameson PR, und damit auch Freiheit von ihren Eltern. Und genau dieser Drang nach Freiheit war es, der der anfänglichen Erleichterung, aus Alejandro Aguilars Nähe zu entkommen, eine bittere Note gegeben hatte. Nur deshalb war Elise nicht davongelaufen, während ihr Instinkt danach geschrien hatte, die Flucht zu ergreifen.

Dieser Instinkt war jetzt noch immer da, doch sie weigerte sich, auf ihn zu hören. Dies war ihre Chance, ihre Verpflichtungen ihren Eltern gegenüber zu erfüllen und sich endlich von ihnen abzunabeln.

„Also gut“, sagte er, als wäre niemals etwas vorgefallen. „Wenn ein Geschäft, an dem Sie ein ganzes Jahr lang gearbeitet haben, plötzlich schiefzugehen droht – auf was würden Sie das zurückführen?“

„Das hängt von der anderen Partei ab, wobei die meisten Rückzieher in letzter Minute in der Regel mit Geld zu tun haben.“

„Ich bin davon überzeugt, dass das in diesem besonderen Fall nicht zutrifft.“

Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen. Er glich einer griechischen Marmorstatue, und es fiel ihr schwer, den Blick von ihm abzuwenden. Alles an Alejandro Aguilar war auf verstörende Art und Weise faszinierend. Das energische Kinn, die wie in Stein gemeißelten Wangenknochen, die breiten Schultern und die muskulöse Brust.

Doch es war vor allem seine überwältigende Ausstrahlung, die sie in den Bann zog.

Elise atmete tief durch. Sie wusste, was ihre Eltern von ihr erwarteten. Marsha und Ralph Jameson hatten ihr von Kindesbeinen an eingetrichtert, welche Eigenschaften sie im Leben voranbringen würden: Rücksichtslosigkeit, Macht und arroganter Charme.

Sie waren nicht ein einziges Mal auf den Gedanken gekommen, dass ihre Tochter sich womöglich ein anderes Leben wünschen könnte. Sie waren sogar so weit gegangen, sie in eine Situation zu drängen, aus der sie nur mit knapper Not hatte entkommen können.

Energisch schob Elise die traumatischen Erinnerungen beiseite und verdoppelte ihre Anstrengungen, sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren.

„Wenn es nicht ums Geld geht, dann ist es ein Mitbewerber.“ Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen. „Aber das wissen Sie sicherlich.“

Er nickte. „Ja.“

„Die Frage ist also, was bietet dieser Mitbewerber, bei dem Sie nicht mithalten können.“

„Nichts“, folgte die Antwort prompt.

„Sind Sie davon überzeugt?“

Er hob eine Braue. „Zweifeln Sie etwa meine Kompetenz an?“

Er war empfindlich. Sehr sogar. Männer, die so erfolgreich waren wie Alejandro Aguilar, besaßen normalerweise ein dickes Fell. Oder war sie es nur, die überempfindlich war, weil sie sich erneut in der Gegenwart eines mächtigen Mannes befand?

Kurz bevor sie aufgebrochen war, hatte sie ein angespanntes Gespräch mit ihrer Mutter geführt. Marsha Jameson war entschlossen gewesen, die Fima bei SNV selbst zu vertreten. Und das, obwohl Elise es gewesen war, die zuerst Kontakt mit der PR-Abteilung von SNV geknüpft hatte.

Am Ende war es ihr gelungen, sich gegen ihre Mutter durchzusetzen – worüber die natürlich nicht gerade glücklich war.

Und schon allein deshalb würde Elise nun alles daransetzen, Alejandro Aguilar zu überzeugen.

Sie durfte nicht versagen.

„Natürlich nicht“, entgegnete sie. „Doch vier Augen sehen manchmal mehr als zwei. Deshalb erwägen Sie doch, eine PR Agentur von außerhalb zu engagieren, oder?“

Er schwieg einen Moment lang, die Fingerspitzen aneinandergelegt. „Ihre Akte besagt, dass Sie auf US-Japanische Verhandlungen spezialisiert sind.“

„Das stimmt.“

„Bei dieser Fusion geht es um ein japanisches Unternehmen.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach. „Die Ishikawa Corporation.“

Elises Herz setzte einen Schlag aus. Es war klar gewesen, dass er ihr ein paar Brocken würde hinwerfen müssen, damit sie ihre Arbeit machen konnte. Dass er es schon nach so kurzer Zeit tat – und dann gleich mit einem Namen –, damit hatte sie nicht gerechnet.

Es erklärte jedoch nicht dieses warme Gefühl, das sich in ihr ausbreitete.

Sie nickte knapp. „Geben Sie mir eine Stunde, um ein paar Recherchen anzustellen. Mal sehen, ob ich Ihnen danach schon etwas Genaueres sagen kann.“

Seine Augen wurden schmal. „Sie meinen also, eine Stunde reicht aus, um mein Problem zu lösen?“

„Das weiß ich nicht, bevor ich es nicht versucht habe, Mr. Aguilar. Lassen Sie es uns doch einfach probieren.“

„Sie bekommen dreißig Minuten.“ Er nickte zu einer Sitzgarnitur, die an der gegenüberliegenden Wand des Büros stand. „Ich lasse Ihnen von Margo ein Laptop …“

„Das ist nicht nötig, ich habe mein eigenes mitgebracht.“ Elise klopfte mit der flachen Hand auf ihre Tasche.

Alejandro runzelte die Stirn. „Ich lege Wert darauf, dass die vertraulichen Details, über die wir gesprochen haben, diese vier Wände nicht verlassen. Bestehen Sie den Test, sehen wir, was wir Ihnen an Sicherheitsfreigaben einräumen können.“

Das warme Gefühl verebbte gleich wieder. „Oh, natürlich.“ Sie ärgerte sich darüber, dass sie seine Andeutung, sie sei nicht vertrauenswürdig, so nah an sich heranließ.

„Stellt das ein Problem dar?“, erkundigte er sich, und ihr wurde klar, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte.

Mit einem erzwungenen Lächeln erhob sie sich. „Nein, selbstverständlich nicht. Ich bin so weit, wenn Sie es sind.“ Während er seine Assistentin anrief, ging Elise zum Sofa hinüber und setzte sich. Wenige Minuten später erschien Margo mit einem Laptop und stellte es vor ihr auf dem Rauchglastisch ab.

Elise öffnete den Deckel und seufzte, als das SNV Logo samt Passwortabfrage erschien.

„Gibt es ein Problem?“, fragte Alejandro kühl.

„Ja. Ich benötige ein Passwort.“

Er erhob sich und kam zu ihr herüber. Ihre Nerven fingen an zu flattern, als er unmittelbar neben ihr stand und den Laptop zu sich heranzog. Seine Finger flogen mit der Eleganz eines Pianisten über die Tasten, dann schob er das Gerät wieder zu ihr herüber.

Elise hatte angenommen, dass er wieder hinter seinen Schreibtisch zurückkehren würde. Doch stattdessen lehnte er sich gegen die Rückenlehne des Sofas und fing an, in den Papieren zu blättern, die er mitgebracht hatte.

Sie schluckte hart. Es fiel ihr überaus schwer, sich in seiner Gegenwart auf irgendetwas zu konzentrieren. Und ganz offensichtlich verbarg sie dies nicht so gut, wie sie gehofft hatte, denn er räusperte sich.

„Sofern Sie nicht erwarten, meinem Unterbewusstsein die Antworten entlocken zu können, nach denen Sie suchen, schlage ich vor, dass Sie mit der Arbeit beginnen, Miss Jameson.“

Einmal mehr spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie zwang ihre Aufmerksamkeit zurück zum Laptop und begann mit der Arbeit. Ihre ersten Suchanfragen ergaben nur wenig hilfreiche Ergebnisse über die Ishikawa Corporation. Und das waren allesamt Informationen, die Alejandro vermutlich selbst besaß. Daraufhin schickte sie drei kurze E-Mails an vertrauenswürdige Quellen in Kyoto und Osaka, tauchte tiefer in die Firmengeschichte ein und erforschte die Herkunft der einzelnen Gründer.

Fünfzehn Minuten später durchzuckte sie Aufregung.

„Irgendetwas gefunden, das Sie mir gern mitteilen würden?“, fragte Alejandro.

Sie schaute auf und blickte geradewegs in seine Augen. „Wie?“

„Das war doch gerade der universale Frauen-Laut für Aufregung, oder etwa nicht?“

Sie wollte wegsehen, musste aber feststellen, dass sie es nicht fertigbrachte.

„Nun?“, hakte er ungeduldig nach.

Mit einiger Mühe lenkte sie ihre Konzentration wieder auf den Bildschirm. „Nun, ich habe noch weitere dreizehn Minuten, bis meine Zeit abgelaufen ist. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht …“

Mit einem tiefen Grollen, das Elise einen Schauer über den Rücken rieseln ließ, stieß er sich von der Couch ab, um erneut seine Kaffeetasse aufzufüllen. Verdammt, was war bloß los mit ihr? Selbst vor der Sache damals, die sie nachts noch immer nicht ruhig schlafen ließ, hatte sie nie so heftig auf einen Mann reagiert. Und seitdem wagte sie es nicht einmal, in dieser Weise an jemanden zu denken.

Nun, zumindest bis jetzt.

Aber wieso ausgerechnet bei Alejandro Aguilar, der nicht einen Funken Interesse an ihr gezeigt hatte?

Ein aufsteigender Dreiklang verkündete den Eingang einer neuen E-Mail. Elise öffnete sie und überflog rasch den Text, ehe sie nach ihrem Handy griff. „Ich muss einen kurzen Anruf machen.“

„Wozu?“, fragte er, ohne seinen Blick von dem Dokument abzuwenden, in dem er las.

„Ich möchte ein paar Dinge bestätigen, ehe ich Ihnen meine Erkenntnisse präsentiere. Mir bleiben noch fünf Minuten.“

Er nickte in Richtung Kaffeetisch, auf dem ein High-Tech-Smartphone lag. „Benutzen Sie dieses dort.“

Sie atmete tief durch, konnte die beißenden Worte jedoch nicht zurückhalten, die ihr auf der Zunge lagen. „Sie haben echt Probleme damit, anderen Menschen zu vertrauen, was?“

Er bedachte sie mit einem eisigen Blick. „Sie mögen es Problem nennen, ich halte es für notwendig, um jederzeit die Kontrolle zu bewahren. Ihre Zeit ist fast rum. Benutzen Sie das Telefon jetzt, oder wollen Sie lieber gleich gehen?“

Ihre Hand schloss sich fest um ihr Telefon. „Sie würden mich rauswerfen, ohne sich anzuhören, was ich herausgefunden habe? Und das nur, weil ich ein paar Wahrheiten ausgesprochen habe, die Sie nicht gern hören?“

„Wir haben uns vor einer Stunde zum ersten Mal gesehen. Sind Sie wirklich so naiv und glauben, dass ich Ihnen nach so kurzer Zeit vertrauen würde?“

„Nein, selbstverständlich nicht. Und dennoch gefällt es mir nicht, wie eine Verbrecherin behandelt zu werden. Immerhin will ich nur helfen.“

Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Es scheint Ihnen Freude zu bereiten, mit mir unbedeutende Dinge zu diskutieren, während Sie sich eigentlich darauf konzentrieren sollten, mir zu Diensten zu sein. Indem Sie lernen, mir zu geben, was ich will, erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine Zusammenarbeit immens.“

Ihr stockte der Atem, als eine weitere Erinnerung über sie hereinbrach.

„Hör auf, dich zu zieren. Gib mir was ich will, und es soll dein Schaden nicht sein …“

Sie schmeckte bittere Galle. „Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt – wenn Sie nach jemandem suchen, der einfach Ja und Amen sagt zu allem, was Sie verlangen, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse.“

„Wir scheinen erneut in einer Pattsituation gelandet zu sein. Und der nächste Zug ist Ihrer.“

Jede Faser ihres Körpers schrie danach, einfach den Laptopdeckel zuzuknallen, ihre Sachen zusammenzupacken und die Flucht zu ergreifen. Doch sie tat nichts dergleichen. Stattdessen versuchte sie, ihre überbordenden Gefühle in den Griff zu bekommen.

Sie holte tief Luft, nahm nun Alejandros Smartphone vom Tisch und wählte eine Nummer, die sie auswendig kannte. Sie stellte auf Lautsprecher, und als die ihr so wohlbekannte Stimme den Raum erfüllte, fragte Elise sich für einen Moment, ob sie das richtige tat.

„Hi, Grandma.“

Ein kurzer Blick in Alejandros Richtung zeigte ihr, dass seine Lippen sich zu einem leicht spöttischen Lächeln verzogen hatten. Sie zwang sich, ihn zu ignorieren.

„Elise, mein Schatz, was für eine angenehme Überraschung. Ich hoffe, du meldest dich an, um mir zu sagen, dass endlich ein junger Mann dein Herz erobert hat? Ich weiß, die Hälfte von denen ist begriffsstutzig, und die andere Hälfte jagt dem schnöden Mammon hinterher. Aber ein intelligentes und schönes Mädchen wie du wird doch wohl den Richtigen an Land ziehen können. Du bist doch hoffentlich nicht zu wählerisch und …“

„Nein, Grandma, bin ich nicht. Ich rufe wegen etwas vollkommen anderem an.“ Sie senkte den Blick, ignorierte die verräterische Hitze, die ihr in die Wangen gestiegen war, und wechselte ins Japanische. „Es geht um die Arbeit.“

„Oh … okay.“

Elise stellte die Fragen, auf die sie Antworten benötigte, und dann noch ein paar, um sicherzustellen, dass sie auf der richtigen Fährte war. Schließlich beendete sie das Gespräch, um zu verhindern, dass ihre Großmutter noch weitere peinliche Fragen über ihr nichts-existentes Liebesleben stellte.

Die Stille war erdrückend, und Elise räusperte sich mühsam.

„Nun, ich werde jetzt mal nicht darauf eingehen, dass Sie einfach alles stehen und liegen lassen haben, um ein privates Telefongespräch zu führen“, bemerkte Alejandro ärgerlich.

„Das war … ähm … nicht wirklich ein privates Gespräch. Nun, zumindest nicht von meiner Seite.“ Elise hielt inne und strich glättend über ihren Rock, während sie im Geiste versuchte, zusammenhängende Sätze zu formulieren. „Meine Großmutter ist Japanerin. Sie lebt auf Hawaii, besitzt aber noch verschiedene Unternehmen in Kyoto. Ich dachte, dass sie vielleicht Informationen für mich haben könnte. Informationen darüber, welche Steine Ihrer Fusion im Wege liegen.“

Alejandro begegnete ihrem Blick argwöhnisch, nahm dann aber ihr gegenüber Platz. Wortlos beugte er sich vor.

„Kenzo Ishikawa hat das Unternehmen gegründet“, krächzte Elise. „Jason und Nathans Ishikawas Großvater.“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Er ist altmodisch. Ein Traditionalist.“

„Mir ist klar, was altmodisch bedeutet. Kommen Sie endlich zum Punkt.“

„Kenzo hat sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen, zieht aber im Hintergrund noch immer die Strippen.“ Als er sie düster anfunkelte, beeilte sie sich, fortzufahren. „Der Stammsitz des Unternehmens ist seit seiner Gründung Kyoto. Haben Sie vor, einige der Fabriken umzusiedeln?“

Alejandro nickte. „Siebzig Prozent davon, ja. Es würde Millionen einsparen und einen schnelleren Lieferservice gewährleisten, wenn wir diese Fabriken und Lagerhäuser nach Europa und in die Vereinigten Staaten verlegen.“

„Die Kostenersparnis interessiert ihn vermutlich nicht so sehr. Es handelt sich immerhin um eine Fusion, nicht um einen Verkauf – der Name Ishikawa wäre nach wie vor mit dem Unternehmen verbunden. Und Ihre Umzugspläne dürften Kenzo nicht gefallen.“

„Sie denken also, dass der Deal aufgrund von nostalgischen Gefühlen des Firmengründers ins Stocken geraten ist?“

„Sentimentalität kann mitunter ein starker Motivator sein.“

„Ich für meinen Teil habe keine Zeit für Sentimentalitäten. Oder für langwierige Verzögerungen. Sich zurückzulehnen und darauf zu warten, dass meine Geschäftspartner ihre Gefühlsduseleien in den Griff bekommen, ist nicht kosteneffektiv für mich.“

„Ich vermute, dass die Ishikawas anfangs nicht glaubten, diese Karte ausspielen zu können“, sprach sie weiter. „Nun allerdings …“

Er runzelte die Stirn, sprang auf und fing an, hin und her zulaufen.

„Sie kennen den Grund, nicht wahr?“, fragte sie.

„Warum die Ishikawas plötzlich glauben, mit dieser Nummer durchzukommen? , das weiß ich allerdings.“

Elise war davon überzeugt, dass er jeden Moment anfangen würde, Feuer zu speien, so heftig war der Zorn, der wie in unsichtbaren Wellen von ihm ausging. Doch stattdessen kehrte er einfach an seinen Schreibtisch zurück. Wie benommen hörte sie, dass Alejandro am Telefon mit Margo sprach und sie anwies, sein Strategieteam zusammenzutrommeln. Danach trat er ans Fenster und blickte hinaus auf den Lake Michigan, doch Elise war sich ziemlich sicher, dass er mit den Gedanken ganz woanders war.

Sie saß da, die Hände in den Schoß gelegt, während die Minuten sich wie Stunden dahinzogen. Schließlich hielt sie es einfach nicht mehr länger aus, stand auf und trat auf ihn zu.

„Entschuldigen Sie, aber bedeutet die Tatsache, dass ich bei Ihnen für eine Erleuchtung gesorgt habe, dass ich engagiert bin?“

Seine Schultern versteiften sich. Langsam drehte er sich zu ihr um. „Sí, ich bin geneigt, Ihnen den Auftrag zu erteilen.“

Bei seinen Worten durchzuckte sie Erregung, doch sie kämpfte sie zurück. „Warum klingt es für mich so, als seien in diesem Satz eine ganze Menge Abers enthalten?“

Seine Augen glitzerten gefährlich. „Nun, ich denke, wir müssen zunächst ein paar Grundregeln festlegen.“

„Ich kann mit vernünftigen Regeln durchaus umgehen.“

Er lächelte herablassend. „Das will ich Ihnen auch geraten haben. Wir sind uns einig, dass alles, was Sie von mir erfahren, streng vertraulich bleiben muss?“

„Selbstverständlich.“

„Also keine Anrufe bei Oma mehr.“

Erneut schoss ihr das Blut ins Gesicht. „Keine Anrufe bei Oma.“

„Schön. Sie arbeiten hier, in meinem Büro. Vollzeit – so lange, bis der Deal über die Bühne gebracht ist.“

„Ich nahm an, ich werde mit Ihrem PR-Team zusammenarbeiten.“

„Sie werden hinzugeholt, wenn Ihre Unterstützung notwendig ist. Keine Sorge, Sie werden selbstverständlich angemessen entlohnt.“

Sie presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und nickte.

„War das ein Ja, Miss Jameson? Denn wenn dem so ist, dann würde ich es gern aus Ihrem Mund hören, damit es keine Missverständnisse gibt.“

„Ja“, entgegnete sie knapp. „Es war ein Ja.“

„Perfekt. Sie fangen gleich heute an. Sofort. Margo wird Sie zur Personalabteilung bringen, damit Sie die Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen können. Wenn Sie etwas zum Mittagessen wünschen, geben Sie ihr Bescheid – sie wird etwas für Sie organisieren.“

„Ich bin durchaus in der Lage, mir meinen eigenen Lunch zu besorgen.“

„Nur ist dies einer der Fälle, bei denen das Verschwenden von Zeit als Regelbruch anzusehen ist.“

Erstaunt riss sie die Augen auf. „Wie bitte?“

„Mittagessen ist Mittagessen – es sollte nicht von Bedeutung sein, wer es besorgt. Und darüber zu streiten ist mehr als konterproduktiv.“

„Ich … Ist das Ihr Ernst?“

Er nickte zu einer Tür, die seitlich aus dem Raum führte. „Gleich nebenan befindet sich mein persönliches Esszimmer. Ein Sternekoch wartet nur darauf, Ihnen zu servieren, wonach auch immer es Ihnen gelüstet – Sie müssen nur danach fragen.“

Elise war sich bewusst, dass die meisten ihrer Kollegen angesichts solcher Vergünstigungen vollkommen aus dem Häuschen wären. Ihre Eltern würden ganz sicher keine Sekunde zögern, um damit sowohl bei der Konkurrenz als auch bei der Kundschaft anzugeben.

„Ich habe keinen besonders ausgefallenen Geschmack, Mr. Aguilar. Ein einfaches Sandwich ist für mich vollkommen ausreichend. Davon abgesehen steigert es meine Konzentrationsfähigkeit, wenn ich zwischendurch in der Lage bin, mir ein wenig die Beine zu vertreten.“ Sie atmete tief durch. „Aber natürlich weiß ich, dass Sie unter enormem Zeitdruck stehen. Sofern Ihr Sternekoch es also nicht als unter seiner Würde betrachtet, mir ein einfaches Sandwich herzurichten, werde ich es mit Freuden in Ihrem Speisezimmer zu mir nehmen.“

Seine Mundwinkel zuckten leicht. „Ich glaube, dass Sie gerade ein weiteres Zugeständnis an mich gemacht haben, Miss Jameson – wenn auch auf eine sehr umständliche Art und Weise.“ Er nickte zur Tür. „Lassen Sie Margo nicht warten.“

Elise zwang sich, sich zu entspannen. Sie schaute ihm nach, als er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm … wie ein König, der über sein Reich regierte, und für den Elise nicht mehr war als eine lästige Fliege, die er mit einer Handbewegung verscheuchte.

„Habe ich irgendetwas an mir, das Sie verärgert, Mr. Aguilar?“, fragte sie, bemüht, nicht wieder mit ihm aneinanderzugeraten.

Er musterte sie von oben bis unten, dann noch einmal – langsamer, bis sie das Gefühl hatte, seine Blicke wie Berührungen zu spüren.

„Sind Sie sicher, dass Sie ein weiteres Streitgespräch mit mir anfangen wollen?“, entgegnete er.

Sie schüttelte den Kopf, blieb aber hartnäckig. „Nein. Aber falls es etwas gibt, das Sie an mir stört, sollten wir das jetzt besprechen, bevor …“ Sie hielt inne, widerstrebend, ihre hässliche Vergangenheit zum Gegenstand dieser Unterhaltung zu machen.

„Bevor was?“

„Ich mag einfach keine Überraschung, Mr. Aguilar“, wich sie ihm aus. „Und noch viel weniger mag ich es, unter angespannten Bedingung zu arbeiten.“

Er versteifte sich einen Moment lang, doch dann entwich ein leises Seufzen seinen Lippen, und er massierte seine Schläfen mit den Fingerspitzen. „Dieser Deal hätte schon vor Monaten über die Bühne gehen sollen. Ich habe wirklich nichts gegen herausfordernde Verhandlungen, wenn es sich nicht vermeiden lässt“, erklärte er und überraschte sie, indem er praktisch zugab, dass er nicht allmächtig war. „Aber die Spielchen, die die Ishikawas auf einmal spielen, gehen mir gehörig auf die Nerven …“

„Ich glaube nicht …“

Er blickte auf, und für einen Moment sah sie nur das kühle Grün seiner Augen. „Ja, ich weiß, was Sie denken. Aber es nervt mich trotzdem. Und wenn man mich reizt, werde ich unberechenbar.“

Sie war sich sicher, dass dies nur ein Vorwand war und er die wahren Gründe für sein Verhalten verbarg. Ob diese wahren Gründe etwas mit ihr zu tun hatten, wusste sie hingegen nicht. Doch er würde ihr ganz sicher nicht antworten, wenn sie noch weiter bohrte.

Sie musste aus diesem Büro raus. Am besten machte sie sich auf die Suche nach Margo, damit die sie zur Personalabteilung führte. Je eher sie an die Arbeit kam, umso schneller würde ihr letzter offizieller Einsatz für Jameson beendet sein. Und danach konnte sie endlich die Vergangenheit hinter sich zurücklassen.

Doch anstatt genau das zu tun, nahm sie eine Flasche Mineralwasser vom Servierwagen und hielt sie Alejandro hin.

Er schaute von der Flasche zu ihrem Gesicht, ohne sie entgegenzunehmen. Elise stellte sie vor ihm auf den Schreibtisch. „Versuchen Sie mal das, anstatt sich den ganzen Tag mit Koffein zuzuschütten. Möglich, dass Ihnen das auch bei Ihren Kopfschmerzen hilft, wegen denen Sie sich ständig die Schläfen reiben.“

„Ich habe Sie nicht als Kindermädchen eingestellt. Konzentrieren wir uns doch auf Ihre eigentlichen Aufgaben, ja?“

„Zur Kenntnis genommen“, erwiderte sie. „Ich versichere Ihnen, dass ich mich nicht mal dann von meiner Arbeit werde ablenken lassen, wenn Sie von einem Blitz getroffen oder von einem Axtmörder überfallen werden sollten.“

Ihr entging die Andeutung eines Lächelns nicht, das seine Mundwinkel zucken ließ. Und sie ertappte sich selbst dabei, wie sie sich fragte, wie ein richtiges Lächeln bei ihm wohl aussehen mochte.

Der Gedanke ließ sie innerlich zusammenfahren.

Dreh dich um – und geh!

Sie ging auf die Tür zu.

„Miss Jameson“, erklang seine befehlsgewohnte Stimme hinter ihr.

Sie schluckte hart – und ging weiter.

„Elise.“

Sie erstarrte. Ihr Vorname klang aus seinem Mund wie Musik, und sie konnte nicht verhindern, dass ein überraschtes Keuchen aus ihrer Kehle drang.

Langsam drehte sie sich zu ihm um.

Autor

Maya Blake
<p>Mit dreizehn Jahren lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum...
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