Ein pikantes Versprechen

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Plötzlich steht Cruz Rodriguez vor ihr, und Aspen ringt um Atem! Damals hat ihr der ungestüme Polospieler mit feurigen Küssen das Herz gestohlen. Bis er mit Schimpf und Schande von Ocean Haven, dem Gestüt ihres Onkels, gejagt wurde … Doch inzwischen ist aus Cruz ein knallharter Geschäftsmann geworden, und er ist nicht gekommen, um zärtliche Erinnerungen in Aspen zu wecken. Sondern um der schönen Pferdezüchterin ein unmoralisches Angebot zu machen: Er leiht ihr zwanzig Millionen, mit denen sie den Ruin von Ocean Haven abwenden könnte. Wenn sie mit ihm dafür das Bett teilt!


  • Erscheinungstag 09.12.2014
  • Bandnummer 2157
  • ISBN / Artikelnummer 9783733701253
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Acht-drei. Der Punkt geht an mich.“

Cruz Rodriguez Sanchez, Selfmade-Milliardär und früher einer der besten Polospieler, ließ seinen Squashschläger sinken und sah seinen Gegenspieler ungläubig an. „Unsinn. Das war ein Netzball. Und es steht acht-drei für mich.“

„Keine Chance, compadre. Dieser Punkt geht an mich.“

Cruz behielt seinen Bruder Ricardo starr im Blick, während dieser zu einem weiteren Aufschlag ansetzte. Auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel sein mochte, war der Begriff „Freundschaft“ zwischen zwei konkurrierenden Brüdern nicht immer angebracht.

Ricardo grinste. „Du kannst nicht jedes Mal gewinnen, mi amigo.“

Vielleicht nicht, dachte Cruz. Er konnte sich allerdings nicht erinnern, wann er das letzte Mal verloren hatte. Und gewinnen wollte er auch unbedingt in einer für ihn wichtigen Angelegenheit, die seine Anwältin gerade für ihn regelte, während er mit seinem Bruder beim Squash Dampf abließ.

Begeistert parierte er Ricardos Aufschlag. Dessen Schuhe quietschten auf dem Kunstharzboden, als er lossprintete und vergeblich versuchte, den Ball zu erwischen.

„Caramba!“, fluchte er.

„Aber nicht doch. Jetzt steht es neun-drei. Für mich.“

„Angeber“, brummte Ricardo und wischte sich mit seinem Schweißband die Tropfen von der Stirn. „Das ist nicht fair. Squash ist doch gar nicht dein Sport.“

„Stimmt.“

Polo war sein Sport. Aber das war Jahre her.

Cruz griff in seine Sporttasche und warf seinem Bruder eine Flasche Wasser zu. Ricardo setzte sich in die Hocke und trank gierig.

„Ich lasse dich extra gewinnen, das weißt du. Weil du nämlich unerträglich bist, wenn du verlierst“, erklärte er.

Nun war es Cruz, der grinste. Sein Bruder hatte recht. Es war allgemein bekannt, dass professionelle Sportler schlechte Verlierer waren. Obwohl er seit acht Jahren nicht mehr Polo spielte, war sein Kampfgeist ungebrochen.

Was ihn wieder an sein neues Vorhaben erinnerte. Er nahm sein Handy aus dem Seesack, um nachzusehen, ob die Nachricht schon da war, auf die er sehnsüchtig wartete. Nichts!

„Warum schaust du so oft auf dieses Ding?“, wollte Ricardo wissen. „Sag nicht, dass sich eine chica im letzten Moment doch noch gegen deine Avancen sträubt.“

„Das hättest du wohl gern“, murmelte Cruz. „Es geht um etwas Geschäftliches.“

„Mach dir nichts draus. Eines Tages läuft dir deine Traumfrau über den Weg.“

Cruz winkte ab. „Im Gegensatz zu dir bin ich nicht auf der Suche.“

„Wenn das so ist, wirst du wahrscheinlich als Erster eine finden“, erwiderte Ricardo.

„Vergiss es.“ Cruz warf den Ball hoch und schlug ihn über den Court, ein wenig abgelenkt von Ricardos Bemerkung.

Denn es gab tatsächlich eine Frau, an die er in letzter Zeit viel zu oft dachte. Obwohl er sie schon seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte und hoffte, dass es auch so bleiben würde.

Außerdem wollte er sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das, was einem am meisten bedeutete, brachte auch den größten Schmerz mit sich, das hatte er früh lernen müssen. Um sich davor zu schützen, hatte er hart gearbeitet und viel Geld gemacht.

Cruz galt als ungebildeter Einzelgänger. Jemand, der mit gewagten Börsenspekulationen ein Vermögen gemacht hatte.

Wobei das Polospiel ihn perfekt darauf vorbereitet hatte, in der Geschäftswelt etwas zu erreichen. Sein Killerinstinkt, kombiniert mit einem ausgeprägten Arbeitsethos und einem scharfen Verstand, war die beste Voraussetzung, um im Polo und im Business Erfolg zu haben. Voraussetzungen, über die Cruz wie kaum ein anderer verfügte. Was ihm fehlte, war eine Nachricht seiner Anwältin, die ihn hoffentlich bald davon in Kenntnis setzte, dass er der neue stolze Besitzer von Ocean Haven war, einem der renommiertesten Pferdegestüte von East Hampton.

Er zwang sich, nicht wieder aufs Handy zu sehen, wischte sich mit seinem verschwitzten T-Shirt das Gesicht ab und sprintete ins Aufschlagfeld.

„Tolle Muskeln“, rief eine weibliche Stimme anerkennend von oben.

Da war sie ja.

Lauren Burnside, seine Anwältin aus Boston. Eine Hüfte vorgeschoben, verriet ihre Miene sowohl selbstbewusste Professionalität wie auch das Bewusstsein der eigenen sexuellen Ausstrahlung.

„Ich habe schon immer vermutet, dass unter Ihren Anzügen ein Bombenkörper steckt, Señor Rodriguez. Jetzt weiß ich, dass es stimmt.“

„Lauren.“ Cruz zog sein T-Shirt wieder herunter und wartete, bis ihr begieriger Blick sich wieder auf sein Gesicht richtete. Sie war eine kurvige, elegante und gebildete Frau. Vor etwa einem Jahr hätte er fast mit ihr geschlafen, war aber in letzter Sekunde davor zurückgeschreckt. Warum, das wusste er immer noch nicht. „Für einen Hausbesuch haben Sie einen langen Weg auf sich genommen. Eine SMS hätte auch gereicht.

„Nicht unbedingt. Es gibt einen Haken.“ Sie lächelte. „Und da ich sowieso in Kalifornien war, also nur einen Katzensprung von Acapulco entfernt, dachte ich, ich könnte Ihnen die Neuigkeit auch persönlich überbringen.“

Cruz achtete nicht darauf, wie sie mit ihrer Zunge über ihre glänzenden Lippen fuhr.

Er wusste, dass Frauen ihn attraktiv fanden. Er war groß, durchtrainiert, hatte dichte schwarze Haare, war vermögend und nicht an einer festen Beziehung interessiert. Was eine perfekte Mischung zu sein schien. Unbezähmbar, wie eine seiner Verabredungen einmal gegurrt hatte. Lächelnd hatte er ihr erklärt, dass sich daran auch nichts ändern würde, was sie nur umso mehr angefeuert hatte. Seiner Erfahrung nach waren Frauen nur selten mit etwas zufrieden. Hatten sie Geld, wollten sie Liebe. Und umgekehrt. Hatten sie zwanzig Paar Schuhe, wollten sie einundzwanzig. Eine höchst ermüdende Angelegenheit.

Darum ignorierte er die Avancen seiner Anwältin. „Das ist eigentlich nicht das, was ich hören wollte. Ich dachte, die Sache wäre vor zwei Stunden perfekt gemacht worden, Ms Burnside.“

„Ich komme zu Ihnen herunter.“

Offenbar hatte sie gemerkt, dass Cruz nicht an ihr interessiert war, und gab sich nun sachlich, smart wie sie war.

„Ist das deine Neue?“

„Nein. Aber sie wäre es gern.“

Als Lauren den Court betrat, verschränkte Cruz die Arme vor der Brust. Ihr strenges Kostüm konnte nicht verbergen, dass sie einen umwerfenden Körper hatte. Sie atmete tief ein. Offensichtlich reizte der Geruch von männlichem Schweiß ihre Sinne.

„Ihr Jungs habt euch ziemlich verausgabt“, murmelte sie provokant und sah sie unter dunklen Wimpern an.

Vielleicht war sie doch nicht so smart.“ Also, wo ist der Haken?“, wollte Cruz wissen.

Sie hob eine der perfekt gezupften Brauen. „Wollen wir uns nicht irgendwo unterhalten, wo wir ungestört sind?“

„Das ist mein Bruder Ricardo. Und er ist Vizepräsident des Rodriguez Poloclubs. Noch einmal: Wo ist der Haken?“

Obwohl er immer gereizter wurde, blieb Lauren gelassen.

„Der Haken“, sagte sie ruhig, „ist die Enkelin. Aspen Carmichael.“

Seine Schultern sackten herab, als er den Namen der Frau hörte, die er unbedingt vergessen wollte. Sie war siebzehn gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals hatte sie nichts als ein Nachthemdchen und Reitstiefel getragen und sich ihm in einer Pose präsentiert, die einer Marilyn Monroe alle Ehre gemacht hätte.

Die kleine Verschwörung, die sie und ihr properer Verlobter sich ausgedacht hatten, hatte Cruz’ Zukunftspläne zerstört. Aber noch schlimmer war, dass er dabei den Respekt seiner Familie und Freunde verloren hatte.

Aspen Carmichael hatte ihn schon einmal besiegt, und er war gegangen. Verflucht sollte er sein, wenn er noch einmal klein beigab.

„Wie das?“

„Sie will Ocean Haven für sich behalten, und ihr Onkel hat großherzig zugestimmt, ihr die Immobilie für eine geringere Summe zu verkaufen. Wenn sie in den nächsten fünf Tagen das Geld auftreibt, gehört der Besitz ihr.“

„Um wie viel ist der Kaufpreis reduziert worden?“

Als Lauren die Hälfte der Summe nannte, die er geboten hatte, fluchte er laut. „Joe Carmichael ist zwar nicht der Hellste, aber warum zum Teufel sollte er das tun?“

Lauren zuckte mit den Schultern. „Familie, mein Lieber. Sie wissen doch, Blut ist dicker als Wasser.“

Natürlich wusste er das. Aber er wusste auch, dass jeder letztlich auf sich allein gestellt war, wenn es hart auf hart kam.

Er fuhr sich so heftig mit der Hand durch die feuchten Haare, dass Schweißtropfen um seinen Kopf flogen.

Darauf sprang Lauren zurück, als habe er ihr Designerkostüm verätzt, dann warf sie Ricardo einen abschätzenden Blick zu, der ihre Reize unverhohlen musterte.

Ausdruckslos starrte Cruz auf die Wand. Bis vor acht Jahren war Ocean Haven sein Zuhause gewesen. Elf Jahre lang hatte er über dem Hauptstall gewohnt und mit den Pferden gearbeitet – zunächst als Pferdepfleger, dann als Cheftrainer und schließlich als Manager und Captain des berühmten Poloteams von Charles Carmichael. Der reiche Amerikaner hatte ihn auf einer hacienda entdeckt und war begeistert von seinen Reitkünsten gewesen. So war Cruz einem Leben in Armut und Unbekanntheit entronnen.

Er knirschte mit den Zähnen.

Mit dreizehn hatte er versucht, seine Familie vor dem Untergang zu retten, nachdem sein Vater plötzlich gestorben war.

Später hatte er von Charles Carmichaels ambitionierten Plänen erfahren, ein erstklassiges Poloteam aufzubauen. In Cruz hatte er seinen zukünftigen Schützling gesehen. Für seine Mutter hingegen war er ein wilder und ungestümer Junge, der die Familie vor dem drohenden Elend bewahren sollte. Es wäre das Beste für ihn, hatte sie gesagt, wenn sie ihn mit dem Amerikaner fortschickte. Wobei sie eigentlich gemeint hatte, dass es das Beste für sie alle sei, weil der alte Carmichael ihr ein kleines Vermögen gezahlt hatte, um ihn mitzunehmen. All das hatte Cruz damals gewusst. Und auch wenn es ihm ganz und gar nicht gefiel, hatte er eingewilligt, weil er seine Familie mehr als alles andere liebte.

Und am Ende hatte seine Mutter recht gehabt, verdammt. Mit siebzehn war Cruz der jüngste Spieler mit einem Handicap von zehn – die höchste Stufe, die ein Polospieler erreichen konnte. Nur eine Handvoll hatte es bisher so weit geschafft. Mit zwanzig wurde er als der beste Polospieler gehandelt, den es je gegeben hatte.

Mit dreiundzwanzig war der Traum vorbei, und die gehobene Gesellschaft hatte ihm den Rücken gekehrt.

All das verdankte er Aspen Carmichael. Der hinterhältigen und außergewöhnlich schönen Aspen Carmichael. Am meisten schockierte ihn, dass er so etwas nie von ihr erwartet hätte. Und er hatte sich wie ein Idiot gefühlt, nachdem sie ihn hintergangen hatte.

Sie war zehn gewesen, ein einsames, liebes Mädchen, als sie nach Ocean Haven kam. Ihre Mutter war bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen, wobei nie geklärt wurde, ob es nicht Selbstmord gewesen war. Während all dieser Jahre hatte er sie kaum gesehen. Seine Sommer hatte er beim Polospiel in England verbracht, während sie den Rest des Jahres über irgendein vornehmes Internat besucht hatte. Mit ihren wilden blonden Haaren, die aussahen, als gehörten sie einmal richtig geschnitten, sah sie für ihn wie ein schlaksiges Kind aus. Als er dann ein paar Jahre später wegen einer Schulterverletzung den Sommer in Ocean Haven verbrachte, war es passiert. Aspen hatte gerade Sommerferien, war inzwischen um die sechzehn und hatte sich in eine atemberaubende junge Frau verwandelt.

Alle Jungen buhlten um ihre Aufmerksamkeit.

Auch Cruz entging nicht, wie schön sie war, doch er hielt sich zurück. Okay, vielleicht hatte er ein paar Mal an mehr gedacht, vor allem wenn sie ihm diese heißen Blicke zuwarf, als sie sich unbeobachtet glaubte. Vielleicht konnte er sich auch an ein oder zwei Träume erinnern, in denen sie eine Hauptrolle spielte. Aber er hätte sie nie angefasst, wenn sie nicht die Initiative ergriffen hätte. Sie war zu jung gewesen, zu schön und zu unschuldig.

Er merkte, wie er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Verdammt, in jener Nacht hatte sie nichts von einer Unschuld gehabt.

Entschlossen schob er den Gedanken an sie beiseite. Die Erinnerung konnte genauso launisch sein wie eine Frau. Und was Aspen Carmichael betraf, trug er definitiv keine rosa Brille.

„Alles klar, hermano?“

Gedankenverloren starrte er Ricardo an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Er hielt sich eigentlich für einen Mann, der vergeben und vergessen konnte. Er hatte sich von Ocean Haven ferngehalten und von allem, was damit in Verbindung stand, nachdem Charles Carmichael ihn hinausgeworfen hatte. Nun stand dessen Besitz zum Verkauf, ein Anwesen in bester Lage. Und Cruz hatte beschlossen, es zu kaufen, allerdings um es abzureißen und dort ein Hotel zu bauen.

Natürlich würde sein kleiner Bruder nicht verstehen, warum er Ocean Haven unbedingt haben wollte, und er war nicht in der Stimmung, es ihm zu erklären. Er hatte Mexiko verlassen, als Ricardo noch jung gewesen war. Sein Bruder hatte damals geweint, Cruz nicht. Als er acht Jahre später wie ein geprügelter Hund wieder heimgekehrt war, hatten Ricardo und er überraschenderweise wieder da begonnen, wo sie aufgehört hatten. Ihre starke Verbindung war noch intakt, die einzige richtige Verbindung, die er innerhalb seiner Familie hatte.

Sein Blick ging zu Lauren. „Wegen Aspen Carmichael mache ich mir keine Sorgen. Als der alte Carmichael starb, hat er mehr Schulden als Geld hinterlassen. Also wird sie das nötige Bargeld wohl kaum irgendwo herumliegen haben.“

„Nein, das hat sie nicht“, bestätigte Lauren. „Sie leiht es sich.“

Das war schlicht dumm. In Ocean Haven wurden zwar gute Pferde gezüchtet, aber die Tiere würden niemals die Summe aufbringen, über die sie sprachen.

„Sie wird es nicht bekommen.“

Lauren sah aus, als wüsste sie es besser. „Meine Informanten sagen, dass sie kurz davor steht.“

Ricardos interessierten Blick ignorierend, behielt Cruz eine bewusst gelassene Miene bei. „Wie kurz?“

„Zwei Drittel hat sie schon.“

„Bleiben zwanzig Millionen! Wer könnte so dumm sein, ihr bei der herrschenden Wirtschaftslage zwanzig Millionen US-Dollar zu leihen?“ Und wichtiger noch, was bot sie als Sicherheit an?

Als er ungewohnt laut wurde, hob Lauren die Brauen, war aber klug genug zu schweigen.

„Verdammt!“ Wie in aller Welt hatte sie es geschafft, so viel Geld aufzutreiben? Und was konnte er dagegen tun?

„Soll ich mit ihr in Verhandlung treten?“, wollte Lauren wissen.

„Nein.“ Cruz versuchte, sich darauf zu konzentrieren, eine Lösung zu finden. Stattdessen geisterte das Bild eines strahlenden Teenagers in enger Reithose und schmal geschnittener Bluse in seinem Kopf herum. Das junge Mädchen lehnte an einem weißen Gatter und plauderte vergnügt, während die Sonne ihre weizenblonden Locken in goldenes Licht tauchte. Er spürte seine Erregung. Auch das noch! „Sie konzentrieren sich auf Joe Carmichael und auf jedes andere Angebot, das im Raum steht“, instruierte er seine Rechtsanwältin. „Ich kümmere mich um Aspen Carmichael.“

„Natürlich.“ Lauren schenkte ihm ein knappes Lächeln.

„In der Zwischenzeit könnten Sie herausfinden, von wem Aspen sich das Geld leiht und was sie als Gegenleistung anbietet.“ Obwohl er sich schon denken konnte, was es war. „Wir treffen uns in einer Stunde in meinem Büro in Acapulco.“

Ricardo wartete, bis Lauren verschwunden war, und sagte dann: „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du das Carmichael-Anwesen kaufen willst.“

„Warum sollte ich? Es ist doch nur eine geschäftliche Angelegenheit.“

„Ist es auch Teil des Geschäfts, sich um die reizende Aspen Carmichael zu kümmern?“

„Das geht dich nichts an.“

Leider gehörte sein Bruder zu den wenigen Menschen, die Cruz’ Warnungen ignorierten.

„Vielleicht nicht, aber du hast einmal geschworen, nie wieder einen Fuß auf Ocean Haven zu setzen. Also, was ist los?“

Der Punkt war der, dass der alte Charlie das Zeitliche gesegnet hatte und Joseph Carmichael – sein Sohn und Aspens Onkel – es sich nicht leisten konnte, das Anwesen zu halten. Also wollte er mit seiner verwöhnten Frau nach England ziehen. Cruz hatte angenommen, dass Aspen mitgehen würde, um auf seine Kosten zu leben, jetzt, da ihr Großvater nicht mehr lebte.

Offenbar hatte er sich geirrt.

Aber er hatte nicht die Absicht, seine Pläne mit seinem Bruder zu besprechen, der zweifellos mehr hinter dem Ganzen vermuten würde als eine einfache Möglichkeit, viel Geld zu machen. „Ich habe jetzt keine Zeit, darüber zu reden“, wiegelte er ab und traf eine schnelle Entscheidung. „Ich muss mich um einen Flug kümmern.“

„Du fliegst nach East Hampton?“

„Und wenn schon?“, konterte Cruz finster.

Ricardo hob die Hände. „Morgen ist Miamas Überraschungsgeburtstagsparty.“

Doch Cruz marschierte schon zum Umkleideraum, in Gedanken schon in Hampton, oder besser gesagt in Ocean Haven. „Rechne nicht mit mir.“

„So selten, wie du dich zu Hause blicken lässt, ist Miama wohl die Einzige, die noch auf deinen Besuch hofft.“

Ricardos unverblümte Worte versetzten Cruz einen Stich, und er blieb stehen. Seine Familie bedeutete ihm alles, und er wäre sofort für jeden da, der Hilfe brauchte. Aber die Dinge hatten sich verändert. Außer Ricardo wusste niemand aus der Familie, wie sie ihn behandeln sollten. Und seine Mutter warf ihm ständig schuldbewusste Blicke zu, die ihn permanent an die dunklen Tage seiner Jugend erinnerten, nachdem er gegangen war, um auf der Farm Carmichael zu leben.

Charles Carmichael war ein schwieriger Mann mit aufbrausendem Temperament gewesen, wobei Cruz nie vor einer Auseinandersetzung mit ihm zurückgeschreckt war. Bis zu besagter Nacht. Er wollte nicht mehr daran denken. Denn eines hasste er noch mehr als Launenhaftigkeit: das Kleben in der Vergangenheit.

Er sah Ricardo an. „Du stellst dich in diesem Punkt wohl stur, was?“

Sein Bruder lachte. „Sturheit ist dein Ressort, mi amigo. Ich bin nur hartnäckig.“

„Verdammt hartnäckig. Du brauchst keine Frau, Brüderchen, du bist selbst eine.“

Seit Neuestem hatte Aspen großen Respekt vor Telefonverkäufern. Es war nicht einfach, ständig ein Nein zu hören und trotzdem weiterzumachen. Doch sie musste hart bleiben, positiv denken und ihren Weg weitergehen. Vor allem, da sie so kurz vor dem Ziel stand. Jetzt zu versagen oder, schlimmer noch, jetzt aufzugeben, würde bedeuten, ihr geliebtes Zuhause zu verlieren. Und das war undenkbar.

Aspen zupfte an ihrem Seidenkleid, mit dem sie die Schirmherren des Poloturniers beeindrucken wollte, das während der Sommermonate auf Ocean Haven veranstaltet wurde. Sie lächelte den Muskelprotz an, der vor ihr stand, als wäre sie nicht voller Zweifel und Ängste.

Ihr Kleid hatte sich durch die sengende Sonne in ein nasses Geschirrtuch verwandelt, was nicht gerade ihre Stimmung hob, während sie Billy Smyth lauschte. Smyth war der Sohn eines Erzfeindes ihres verstorbenen Großvaters und ließ sich weitschweifig über das Polospiel aus, das sein sicher gut bezahlter Reiter für ihn gewonnen hatte.

„Ach ja“, murmelte sie mit gespieltem Interesse. „Ich habe gehört, dass es das Tor des Tages war.“

Als reicher Nichtsnutz lebte Billy Smyth vom Geld seines Vaters aus dessen Kartonagenfabrik. Er genoss sein Leben, wie so viele aus seinen Kreisen. Auch ihr Exmann bediente sich unbekümmert des Familienvermögens, und sie war froh, dass er längst aus ihrem Leben verschwunden war. Sie würde sich diesen ohnehin schwierigen Tag nicht dadurch verderben, dass sie an ihn dachte.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf den reichen Mann vor ihr mit seinen polierten Schuhen und dem dicken Bauch, der über seinen Hosenbund quoll. Sie hatte versucht, Billy in positivem Licht zu sehen. Doch er vertrat ein bisschen zu vehement den Standpunkt, dass Frauen den Mund zu halten und nur schön auszusehen hätten. Dass sie sich überhaupt mit ihm abgab, war Beweis genug für ihre Verzweiflung.

Als er sie gebeten hatte, sich nach dem Turnier mit ihr zu treffen, hatte sie die Chance genutzt. Vielleicht würde er ihr tatsächlich die letzten zwanzig Millionen leihen, die sie noch brauchte, um Ocean Haven zu kaufen. Das Leuchten in seinen Augen deutete vermutlich darauf hin, dass er sie nackt sehen wollte. Aber so verzweifelt war sie nicht, dass sie sich verkaufen würde.

Noch nicht.

Nein, niemals, sagte sie sich im Stillen.

Also lächelte sie weiter und stellte ihren Plan vor, wie sie „Die Farm“ – so nannte sie Ocean Haven liebevoll – in ein gewinnbringendes, kommerzielles Objekt umwandeln wollte, in das jeder gewiefte Geschäftsmann gern investieren würde. Zwei der alten Freunde ihres Großvaters waren schon mit an Bord, aber sie hatte schnell gemerkt, dass sie nahezu keine anderen Optionen mehr hatte, um den Rest aufzutreiben. Zwanzig Millionen waren nicht viel für Billy. Und er schien aufrichtig interessiert.

„Dein Großvater würde sich bei der Vorstellung im Grab umdrehen, dass die Smyth in die Farm investieren“, sagte er.

Das stimmte, aber nur weil ihr Großvater ein sturer, unversöhnlicher Traditionalist gewesen war. „Er ist nicht mehr unter uns“, rief Aspen ihm in Erinnerung. „Und wenn ich das Geld nicht auftreibe, wird Onkel Joe an den höchsten Bieter verkaufen.“

Mit schräg gelegtem Kopf musterte Billy sie von Kopf bis Fuß. „Man munkelt, er hätte bereits einen.“

Aspen versuchte sich zu entspannen. „Ja. Irgendein Konsortium mit viel Geld. Vermutlich wollen die dort ein Hotel bauen. Aber ich will die Farm im Familienbesitz belassen. Sicher verstehst du, wie wichtig mir das ist, da du ja selbst ein Familienmensch und treuer Ehemann und Vater bist.“

Langsam kroch ein Lächeln über Billys Gesicht, und Aspen stöhnte innerlich auf. Sie übertrieb ein wenig, und das wussten sie beide.

Billy warf ihr ein anzügliches Grinsen zu, und Aspen betete im Stillen, nie wieder mit so arroganten Männern zu tun haben zu müssen.

Denn genau darum war sie überhaupt in diese Lage geraten. Ihr Großvater hatte an drei Dinge geglaubt: Testosteron, Macht und Tradition. Mit anderen Worten: Männer sollten die Welt regieren, und die Frauen sollten ihnen dankbar dafür sein. Mit seinem allseits gefürchteten eisernen Willen hatte er dafür gesorgt, dass niemand ihm widersprach.

Als ihre Mutter kurz vor Aspens zehntem Geburtstag plötzlich gestorben und ihr Vater nicht aufzutreiben gewesen war, wurde sie zu Großvater und Onkel geschickt, um bei ihnen zu leben. Ihre Großmutter war damals schon lange tot gewesen. Aspen hatte ihren Onkel Joe sofort gemocht, auch wenn er sich nie besonders für sie eingesetzt hatte, als ihr Großvater versucht hatte, aus ihr eine perfekte Dame zu machen.

Zuerst war sie also von der Gnade ihres herrschsüchtigen Großvaters abhängig gewesen, dann von ihrem ebenso dominanten Exmann und jetzt von ihrem Onkel, der unter dem Pantoffel seiner verschwendungssüchtigen Frau stand.

„Tut mir leid, Aspen“, hatte er ihr vor einem Monat gesagt. „Vater hat mir den Besitz überlassen, damit ich damit tun kann, was ich will.“

„Ja, schon, aber er hätte nicht damit gerechnet, dass du ihn verkaufst“, hatte sie erwidert.

„Aber er hätte von Joe auch nicht erwartet, das Durcheinander in den Finanzen wieder in Ordnung zu bringen“, konterte Tammy, Joes resolute Frau.

„Die letzten Jahre ist es ihm nicht besonders gut gegangen“, meinte Aspen zu ihrer Tante, doch da sie wusste, dass diese nicht auf sie hören würde, wandte sie sich wieder an ihren Onkel. „Verkauf Ocean Haven nicht, Onkel Joe. Der Besitz gehört seit hundertfünfzig Jahren unserer Familie. Dein Blut steckt in diesem Land.“

Genauso wie das Herz ihrer Mutter.

Doch ihr Onkel schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Aspen, ich brauche das Geld. Aber im Gegensatz zu Vater bin ich nicht habgierig. Falls du die Summe zusammenbekommst, die ich für meine Investition in Russland brauche, und wenn noch etwas übrig bleibt für das Haus, das Tammy in Knightsbridge haben möchte, kannst du Ocean Haven haben.“

„Wie bitte?“

„Wie bitte?“

Aspen und ihre Tante Tammy hatten gleichzeitig aufgeschrien.

„Das ist absurd, Joe Carmichael“, sagte Tammy.

Doch dieses Mal behauptete Onkel Joe sich gegen seine Frau. „Ich hatte immer vor, für Aspen zu sorgen, und das tue ich hiermit. Trotzdem, du musst verrückt sein, Aspen, wenn du diesen Besitz halten willst.“ Kopfschüttelnd sah er sie an.

Aspen war so glücklich gewesen, dass sie förmlich aus dem Raum geschwebt war. Bis ihr bewusst wurde, was ihr Onkel ihr angeboten hatte. Sie müsste eine enorme Summe Geld aufbringen.

Die Glocke kündigte das Ende des letzten Chukka an, und Aspen schüttelte die Angst ab, sie könnte wirklich verrückt sein.

„Hör zu, Billy, das ist ein Supergeschäft“, schnauzte sie und vergaß die guten Manieren, die ihr Großvater ihr eingebläut hatte. Und sie vergaß in diesem Moment auch, dass Billy wahrscheinlich ihre letzte Hoffnung war, um ihre Zukunft nach ihren Vorstellungen zu gestalten. „Aber von mir aus mach, was du willst!“

Oh ja, mit deinem Ausbruch kannst du ihn bestimmt auf deine Seite ziehen, tadelte sie sich selbst.

Eine kleine Staubwolke erhob sich zwischen ihnen, als Billy mit seinem Schuh eine Acht in den Sand malte. „Die Sache ist die, Aspen, dass wir mit Oaks Place schon genug zu tun haben. Und in die Farm muss eine Menge Arbeit gesteckt werden. Obwohl du versucht hast, dein Bestes zu geben und dort hart gearbeitet hast.“

„Ja, ein bisschen Arbeit sicher“, räumte Aspen mit erzwungener Ruhe ein. Offenbar hatte sie doch nicht ihr Bestes gegeben, da sie ihn mit ihrem Flickwerk bezüglich der Instandhaltung nicht hatte täuschen können. „Aber das habe ich alles in meinen Plänen berücksichtigt.“ Irgendwie.

„Ich denke nur, dass ich etwas Überzeugenderes brauche, wenn ich die Sache meinem Dad vorlegen soll“, erwiderte er und sah sie eindringlich an.

Autor

Michelle Conder
<p>Schon als Kind waren Bücher Michelle Conders ständige Begleiter, und bereits in ihrer Grundschulzeit begann sie, selbst zu schreiben. Zuerst beschränkte sie sich auf Tagebücher, kleinen Geschichten aus dem Schulalltag, schrieb Anfänge von Büchern und kleine Theaterstücke. Trotzdem hätte sie nie gedacht, dass das Schreiben einmal ihre wahre Berufung werden...
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