Gefangen zwischen Vernunft und Begehren

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Hotelmanager Shane Adams ist Workaholic und überzeugter Single. An die große Liebe glaubt er nicht. Trotzdem wandern seine Gedanken immer wieder zu der umwerfenden Isabel, die am Empfang arbeitet. Ihre Schönheit und ihre Lebenslust faszinieren ihn. Als eines Nachts ein heftiger Sturm um das Luxusresort tost, siegt das Begehren. Shane verbringt mit Isabel eine atemberaubend leidenschaftliche Liebesnacht. Sie will jedoch mehr von ihm als nur eine Affäre - aber kann Shane ihr geben, was sie sich so sehnlich wünscht?


  • Erscheinungstag 04.02.2020
  • Bandnummer 2119
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726041
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Er steht einfach nicht auf dich.

So lautete der Titel von Isabel Withers’ Lieblingsromantikkomödie und leider auch das Motto ihres Liebeslebens. Das sie nicht hatte. Der Titel hätte genauso gut Er weiß nicht, dass du lebst heißen können.

Dasselbe konnte man von Isabel nicht behaupten. Sie war sich Shane Adams’ Anwesenheit nur allzu bewusst. Jedes Mal, wenn er das Opulence betrat, ein 5-Sterne-Luxus-Resort, das eine Stunde östlich von Seattle lag, geriet sie ins Schwärmen, ihr Herz klopfte, und sie war erregt. Mit seinen breiten Schultern und den dunklen Augen war der Präsident der Richmond Hotelgruppe nicht nur unglaublich attraktiv, sondern strahlte eine Unnahbarkeit aus, die sie in ihren Bann zog. Isabel war vom ersten Blick an fasziniert von ihm gewesen.

Vielleicht hätte der Filmtitel eher lauten sollen: Er weiß, dass du lebst, sieht aber nur die hilfsbereite Angestellte in dir, die alles stehen und liegen lässt, um ihm das zu bringen, was er braucht, in der Hoffnung, dass er die Frau unter der Uniform bemerkt.

„Du hast gerade geseufzt“, bemerkte Aspen Wright, Isabels beste Freundin.

„Und du seufzt, seit Richmond angekündigt hat, seine Klausurtagung anlässlich seines fünfjährigen Bestehens hier abzuhalten“, konterte Isabel.

„Ich seufze, um Stress abzubauen“, behauptete Aspen. Als kreatives Genie hinter den verschwenderischen Events des Resorts war Aspen aufs Äußerste angespannt, seit Matt Richmond die bekannte Eventplanerin Teresa St. Claire angeheuert hatte, um die anstehende Tagung zu koordinieren. „Du seufzt, weil gerade dieser Adonis mit der distanzierten Ausstrahlung vorbeigelaufen ist.“

Isabel versuchte erst gar nicht, es abzustreiten. „Ich kann nichts dafür. Er ist unglaublich attraktiv.“

„Das ist er. Und durch und durch Geschäftsmann.“

Isabel merkte, dass Aspen wieder einmal versuchte, ihr ihre Schwärmerei auszureden. Daher antwortete sie mit derselben sturen Entschlossenheit, durch die sie es von jemandem, der in Second-Hand-Kleidung aufgewachsen war, zur leitenden Concierge des The Opulence und selbsternannten Repräsentantin aller romantischen Dinge im Resort geschafft hatte. „Und als solchen werde ich ihn dieses Mal ansprechen.“

„Oh, Schätzchen …“

Isabel hob die Hand wie ein resoluter Verkehrspolizist. „Schluss jetzt.“ Sie hatte Aspens Predigten schon zu oft gehört und wusste, was kam. „Ich weiß einfach, dass da was zwischen uns ist. Ich könnte sonst unmöglich so viel für ihn empfinden.“

„Das sagt jeder Stalker.“

„Ich bin kein Stalker.“

„Du schaffst es immer, mit ihm zusammenzustoßen, und kennst seinen Terminplan besser als er. Außerdem sorgst du dafür, dass er immer den besten Tisch im Overlook bekommt und sein Zimmer voll mit seinem Lieblingszeug ist, wenn er hier übernachtet.“ Aspen zählte jeden Punkt an ihren Fingern ab.

„Das gehört zum Service“, entgegnete Isabel. „Es steigert seine Meinung über das Resort.“

„An manchen Tagen bin ich nicht sicher, dass er die positiven Dinge hier überhaupt registriert. Er ist zu beschäftigt damit, alles noch weiter zu optimieren.“

Perfekt durchorganisiert und entschlossen, die bereits hohe Effizienz des Resorts noch weiter zu verbessern, war Shane ein Vorgesetzter, der allen eine Heidenangst einjagte, wenn er auftauchte. Dabei war er nicht unfreundlich, aber eben ein Mann, der so auf den Erfolg fokussiert war, dass er schlichtweg vergaß zu lächeln, wenn alles gut lief.

„Er braucht jemanden, der seine Ecken und Kanten abschleift“, sagte Isabel. „Der ihm zeigt, dass der Erfolg des Resorts nicht nur von unserem tollen Service abhängt, sondern dass wir mit Herz und Seele für unsere Gäste da sind.“

„Etwa jemanden wie dich?“

Isabel grinste breit. „Kennst du jemand Besseres?“

„Nein“, gab Aspen zu. „Sei nur nicht enttäuscht, wenn du scheiterst. Ich bewundere dich für alles, was du in dem einen Jahr erreicht hast, seit du hier bist. Aber das Herz dieses Mannes könnte selbst für deine Warmherzigkeit zu tiefgefroren sein.“

„Ich bin die Romantik-Concierge des Opulence.“ Triumphierend reckte Isabel die Faust. „Ich werde nicht scheitern.“

Als Verfechterin der wahren Liebe glaubte sie, dass jeder sein perfektes Pendant hatte. Selbst Aspen, auch wenn diese nur die Augen verdrehte, sowie Isabel das Thema anschnitt. Doch Isabel träumte weiter von Shane Adams, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie gegensätzlicher nicht sein konnten.

Aspen warf ihr einen würdevollen Blick zu. „Vielleicht sollte ich meinen Eiscreme- und Rotweinvorrat auffüllen. Nur für den Fall …“

Den Zynismus ihrer Freundin abschmetternd, warf Isabel ihr einen Luftkuss zu und machte sich auf den Weg in das kleine Büro hinter dem Empfangstresen. Dort organisierte sie romantische Events für Gäste, die ins Opulence kamen, um mit ihrem Partner zu feiern. Dank einer Umfrage, die Isabel in den letzten Monaten ausgearbeitet hatte, war jedes Event auf die Bedürfnisse und Wünsche des jeweiligen Paares zugeschnitten.

Abgesehen von einem Abschluss als Hotelfachfrau hatte sie ein Talent für Kundenbetreuung. Dieses Talent war zu einer Leidenschaft für fantasievolle, romantische Events geworden, als sie miterlebt hatte, wie ein von ihr geplantes Wochenende im Opulence die Ehe eines langverheirateten Paares gerettet hatte.

„Auf in den Kampf für die Liebe“, murmelte sie, als sie sich hinter ihren Schreibtisch setzte. Sie zog ihre Präsentation hervor, mit der sie Shane davon überzeugen wollte, das Resort als romantisches Liebesnest zu bewerben.

Mit wild klopfendem Herzen wählte Isabel die Nummer von Shanes persönlicher Assistentin und wartete, bis diese abnahm.

„Hi, Sheila, hier ist Isabel Withers vom Opulence.“

„Hallo, Isabel.“ Im Gegensatz zu ihrem Chef hatte Shanes Assistentin eine warme, einladende Art. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich hatte gehofft, mit Shane sprechen zu können, solange er hier ist. Ich habe ein paar Ideen für das Resort.“

Wenn Sheila es merkwürdig fand, dass Isabel dabei das Management des Resorts überging, zeigte sie es nicht. Tatsächlich hatte Isabel ihr Konzept bereits Tom vorgestellt, aber der hatte dessen Potenzial nicht erkannt. Es mit Shane zu besprechen war ein Risiko. Aber wenn sie ihn überzeugen konnte, würde es sich auszahlen.

„Wegen der bevorstehenden Konferenz ist sein Terminkalender randvoll“, erwiderte Sheila.

„Könnten Sie mich nicht noch irgendwie reinquetschen?“ Isabel war es egal, wie verzweifelt sie klang. „Ich brauche nur fünfzehn Minuten.“ Zur Hölle, sie war so überzeugt von ihrer Idee, dass sie ihn auch in einem Fahrstuhl gebrieft hätte.

„Tja …“ Sheila zögerte. „Heute Abend um acht zum Dinner wäre er noch frei.“

Isabel zögerte keine Sekunde. „Sehr gut.“ Dinner mit Shane? Ein Traum wurde wahr. „Ich buche uns einen Tisch im Overlook. Danke, Sheila.“

„Ich habe es ihm eingetragen. Und Sie sind seine letzte Besprechung, also müssen Sie sich nicht beeilen.“

Bildete sie sich das nur ein, oder hörte sie tatsächlich, wie Shanes Assistentin leise lachte?

„Danke für Ihre Hilfe.“ Isabel legte auf und ging zurück zum Empfangstresen. Dabei schien der Teppich aus Sprungfedern zu bestehen, so beschwingt fühlte sie sich beim Laufen.

Die diensthabende Concierge sah hoch. „Shane Adams hat vor ein paar Minuten nach dir gefragt.“

Isabels Nerven vibrierten vor Aufregung und Freude. „Hat er gesagt, worum es geht?“

„Er wollte deinen Bericht über die Freizeitaktivitäten für die Richmond-Tagung.“

Sie hatte diese Informationen bereits Teresa St. Claire und der Geschäftsführung des Opulence zukommen lassen. Trotzdem war sie nicht überrascht. Shane Adams hatte in den letzten Wochen aktiv an den Vorbereitungen mitgewirkt. Und das aus gutem Grund. Es war die Gelegenheit, vor VIPs und einigen der reichsten Leute des Landes mit dem Hotel anzugeben.

Natürlich hätte sie Shane den Bericht auch per E-Mail schicken können, aber wenn sich die Gelegenheit ergab, selbst mit ihm zu reden … „Hat er gesagt, wo er ist?“

„Er steht da drüben.“ Cindy deutete zur Eingangstür, wo Shane sich gerade angeregt mit Tom Busch, dem Geschäftsführer des Opulence, unterhielt.

Als wüsste er, dass über ihn geredet wurde, sah Shane zum Empfangstresen hinüber. Der scharfe Blick aus seinen braunen Augen ließ Isabel die Luft ausstoßen. Dass der Mann ihre Sinne mit einem einzigen Blick derart in Aufruhr versetzen konnte, hätte ihr eine Warnung sein sollen. Stattdessen lächelte sie ihn an – ein deutliches Zeichen ihrer Vernarrtheit.

Er blinzelte.

Als er die Augen verengte und sie zum allerersten Mal wirklich wahrzunehmen schien, machte Isabels Herz einen Satz. Dies war er – der Moment, auf den sie gewartet hatte. Endlich würde er sie als die schöne Frau sehen, die er begehrte und als jemanden anerkannte, der bei jeder Gelegenheit den Ruf des Hotels aufpolieren wollte.

Doch dann war der Augenblick auch schon wieder vorbei. Shane wandte sich Tom zu und schien keinen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden.

Sie sackte in sich zusammen wie ein angestochener Ballon.

Kurz darauf beendete er seine Unterredung und kam auf sie zu. Isabel presste das zehnseitige Dokument an die Brust, das alle Informationen über die Vorlieben der Gäste, ihre Wellnesswünsche, Golfrunden, Ausflüge und ein kulinarisches Erlebnis im Quintessential Chef enthielt.

„Hier ist der Bericht.“ Atemlos wartete Isabel, während Shane die Infos durchging. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, um im Anblick seines markanten Kinns und der scharfgeschnittenen Wangenknochen zu schwelgen. Der Falte zwischen seinen Augenbrauen und den überraschend vollen, zum Küssen einladenden Lippen. Sie erschauerte bei dem Gedanken, wie weich sie sich auf ihrer Haut anfühlen würden … und war nicht darauf vorbereitet, als er plötzlich hochsah und sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte.

Schweigend musterte er sie eingehend. Isabel biss sich auf die Lippen, um nicht mit einer Entschuldigung herauszuplatzen. Doch dann klingelte sein Handy.

„Wenn Sie Fragen haben, können wir heute Abend darüber sprechen“, sagte sie hastig. „Ich habe uns um acht einen Tisch im Overlook reserviert.“ Shane hatte bisher weder seinen Anruf beantwortet noch überhaupt einen Blick auf das verdammte Handy geworfen, und sie würde jede Millisekunde seiner Aufmerksamkeit ausnutzen. „Ich freue mich sehr auf unser Dinner.“

Mit für ihn ungewöhnlich heftig klopfendem Herzen betrachtete Shane Adams den couragierten Rotschopf vor sich. Das Klingeln seines Handys nahm er kaum wahr. In dem Wunsch nach Ablenkung – die irgendwie unmöglich zu finden war – musterte er ihre makellose, blasse Haut, die von dichten Wimpern umrahmten, lebhaften braunen Augen und ihre vollen rosigen Lippen, während ihre Worte in seinem Kopf widerhallten.

Ich habe uns um acht einen Tisch im Overlook reserviert. Ich freue mich sehr auf unser Dinner.

Hatte sie ihn gerade um ein Date gebeten?

Seit Isabel Withers zur Richmond Hotelgruppe gestoßen war, hatte er die verstörende Tendenz an sich bemerkt, bei seinen Besuchen im Opulence abgelenkt zu sein. Schließlich musste er einsehen, dass dieses kleine Leuchtfeuer mit seinem rotbraunen Haar und der lebhaften Persönlichkeit seine Aufmerksamkeit wie magisch anzog. Doch erst als er sich bei der ersten seiner vierteljährlichen Inspektionen fragte, was an ihrem Parfum ihn dazu gebracht hatte, sich vorzubeugen und ihren wohlriechenden, süßen Duft tief einzuatmen, wurde ihm klar, welche Gefahr sie für seine Disziplin und Professionalität darstellte.

„Ähem …“ Verdammt. Angesichts ihrer Einladung starrte er sie an wie ein Idiot. „Ich bin nicht sicher, dass mein Terminplan …“

„Oh, keine Sorge. Sheila sagte, Sie hätten zum Dinner noch einen Termin frei.“

„Sie haben mit meiner Assistentin gesprochen?“ Shane konnte sich lebhaft vorstellen, wie entzückt Sheila über dieses Telefonat gewesen war. Schließlich drängte sie ihn ständig dazu, sich auch mal privat zu verabreden.

„Natürlich.“ Bei Isabels strahlendem Lächeln wurde Shane schwindelig. „Ich bespreche jeden Ihrer Besuche mit ihr, um sicherzustellen, dass alle Ihre Bedürfnisse befriedigt werden.“

Meine Bedürfnisse?

Sexuelles Begehren durchflutete seinen Körper. Er schaffte es gerade noch, seinen Blick nicht an ihrer schlanken Figur hinuntergleiten zu lassen. Was ihn nicht davon abhielt, sich zu fragen, welche Kurven wohl unter der blaugoldenen Uniform des Hotels versteckt waren. Dann riss er sich zusammen. Sie war eine seiner Angestellten und damit tabu für ihn.

In Gedanken machte sich Shane eine Notiz, kurzfristig eine der Frauen anzurufen, die er von Zeit zu Zeit traf. Offensichtlich hatte er wegen der Richmond-Tagung seine Bedürfnisse vernachlässigt.

Er räusperte sich. „Tja, essen muss ich.“ Es war ja bloß ein geschäftliches Treffen. „Wir sollten die Arrangements für die VIPs durchgehen, die nächste Woche hier eintreffen.“

Isabel nickte. „Dafür haben wir morgen ein Meeting mit Teresa. Eigentlich wollte ich etwas anderes mit Ihnen besprechen.“

Etwas Geschäftliches? Sie hatte sich ihm gegenüber nie anders als professionell verhalten. Offensichtlich führte sein persönliches Interesse an ihr dazu, dass er ihre Motive hinterfragte. „Geben Sie mir einen Tipp?“

„Nein, ich würde Sie lieber überraschen.“ Sie schenkte ihm ein unwiderstehliches Lächeln. „Ich hätte gern, dass Sie der Sache ganz unvoreingenommen begegnen.“

Wider besseres Wissen keimte heftige Neugier in Shane auf. „Wieso gehen Sie vom Gegenteil aus?“

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Na ja, Sie haben eine sehr feste Meinung über die Abläufe hier.“

Auch wenn ihr Tonfall neutral blieb, entging Shane nicht, worauf sie abzielte. Seit die Richmond Hotelgruppe vor drei Jahren die Leitung des Opulence übernommen hatte, hatte er rigoros durchgegriffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte im Resort das Chaos geherrscht. Durch Einführung strikter Regeln hatte er den Betrieb in Rekordzeit auf Vordermann gebracht und war zum Präsidenten der Richmond Hotelgruppe aufgestiegen. Nicht zu Unrecht war er stolz darauf, wie die Richmond Hotels mit ihm an der Spitze florierten. Zuletzt hatte er sich mehr mit den neu hinzugewonnenen Hotels beschäftigt und die ursprünglichen nur noch sporadisch überprüft. Bei den meisten hatte das gut funktioniert.

Doch seit Tom Busch vor zehn Monaten Geschäftsführer des Opulence geworden war, sanken die Gästezahlen, und das gefiel Shane gar nicht. Angesichts der in weniger als zwei Wochen stattfindenden Feier zum fünfjährigen Jubiläum von Richmond Enterprises hätte das Timing nicht schlechter sein können.

„Dann essen wir also zusammen, um über das Resort zu sprechen?“, fragte er.

Ihr geschockter Gesichtsausdruck ließ ihn innerlich fluchen. Hatte er gerade zugegeben, dass er annahm, ihre Einladung wäre persönlicher Natur gewesen?

Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe und mied seinen Blick. Ihr Hals und ihre Wangen röteten sich verräterisch. Shane bemerkte, dass selbst seine Haut sich mit jedem Atemzug mehr erhitzte. Was hatte Isabel nur an sich, das ihn derart aus der Bahn warf?

Sie lachte verlegen. „Natürlich. Sie haben doch wohl nicht geglaubt, dass ich Sie anmachen wollte, oder?“

„Na ja … nein“, erwiderte er wenig überzeugend und räusperte sich unbehaglich. Wo war nur sein Urteilsvermögen geblieben?

„Und wenn ich es täte?“, fragte sie mit einem neckischen Lächeln.

Urplötzlich flackerte die Verlockung wieder auf. Seine Kehle verengte sich. Das unwillkommene Gefühl ärgerte ihn. „Ich halte meine beruflichen Beziehungen streng professionell.“

„Natürlich.“ Sie nickte energisch. „Und es ist nicht so, dass ich dachte …“ Hitze stieg ihr in die Wangen, und sie brach ab.

Shane fiel auf, dass dies die längste Unterhaltung war, die er je mit Isabel geführt hatte. Langsam fing er an zu begreifen, warum die gesamte Geschäftsführung so oft ihr gewinnendes Wesen lobte. Sie hatte ein Talent dafür, Menschen für sich zu begeistern.

„Ich kann mir vorstellen, dass Sie von vielen Frauen angemacht werden“, sagte sie, als er das Schweigen zwischen ihnen nicht brechen mochte. „So attraktiv, intelligent und erfolgreich, wie Sie sind.“

„Es sind nicht so viele, wie Sie denken“, log er und lächelte trocken. „Ich arbeite zu viel. Meine Freunde behaupten, ich würde noch als mürrischer alter Junggeselle enden.“

Wieso sprach er mit einer Angestellten über sein Privatleben? Weil dieser hübsche Rotschopf alle möglichen unprofessionellen Gefühle in ihm weckte.

„Dafür braucht es nur die richtige Frau.“

Das bezweifelte er. „Sie sind eine echte Romantikerin.“

„Sie sagen das, als wäre es etwas Schlimmes.“

Mit dem Daumen deutete er auf seine Brust. „Mürrischer alter Junggeselle.“

„Glauben Sie nicht an Romantik?“

Als emotional verschlossener Workaholic? „Sagen wir einfach, dass ich dafür keine Zeit habe.“

„Aber glauben Sie daran?“ Isabel ließ nicht locker.

Shane wurde von den grünen Punkten hypnotisiert, die in ihren braunen Augen aufblitzten. „Nein.“

Seine unverblümte Antwort hatte die Unterhaltung beenden sollen, aber dummerweise hatte er diese zierliche kleine Idealistin unterschätzt. Ihr herausforderndes Grinsen warnte ihn zu spät davor, dass er sich gerade auf gefährliches Terrain begeben hatte.

In diesem Moment summte ihr Handy. Sie warf einen Blick auf das Display und seufzte. „Die Hochzeitsgäste der Jamisons treffen zu früh ein. Wir sind noch nicht ganz fertig. Ich muss los. Bis um acht.“ Und dann marschierte sie davon.

Plötzlich dämmerte es Shane, warum er diese Frau mied. Es machte Sinn, dass alle behaupteten, sie sei so gut in ihrem Job, weil sie großartig mit Menschen umgehen konnte. Ihre Gäste kamen immer wieder und bevölkerten ihren Empfangstresen, weil sie wussten, dass alles, was Isabel für sie plante, einfach perfekt werden würde.

Kopfschüttelnd entschied Shane, an die frische Luft zu gehen. Durch eine Seitentür betrat er die untere Terrasse und hielt sein erhitztes Gesicht in die kühle Brise. Er war nicht überrascht über den unerwarteten Gesprächsverlauf. Isabels wacher Verstand, ihre leidenschaftliche Natur und Wortgewandtheit konnten es locker mit seiner verbissenen Entschlossenheit und seinem Pragmatismus aufnehmen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es nur noch vier Stunden bis zu ihrem nächsten Treffen waren. Kaum genug Zeit, um seine Verteidigungslinie wieder aufzubauen, denn eines war sicher: Wenn er es mit Isabel Withers zu tun bekam, brauchte er einen kühlen Kopf.

2. KAPITEL

„Ich kann nicht glauben, dass du mich angelogen hast.“

Überrascht von Liam Christophers anklagendem Blick, starrte Teresa St. Claire auf das Dokument in seiner Hand. Das Testament seines Vaters. Das Gift, das er versprühte, schnitt ihr tief ins Herz. Es war, als ob alles, was sie sich in den letzten paar Wochen aufgebaut hatten, in der Zeit ausgelöscht worden war, die sie im Badezimmer verbracht hatte.

Als sie die Lounge der Jacht verlassen hatte, war er entspannt und guter Stimmung gewesen. Seine offensichtliche Zuneigung hatte ihr die Knie weich werden lassen. Das Letzte, was sie bei ihrer Rückkehr erwartet hatte, war diese kalte Wut.

„Das habe ich nicht“, beharrte sie verwirrt. „Was ist denn los?“

„Mein Vater hat dir fünfundzwanzig Prozent seines persönlichen Aktienbesitzes an der Christopher Corporation vermacht.“

Er hat was?

„Das ist doch verrückt“, murmelte sie nach Atem ringend. Wie sollte sie begreifen, dass Liams Vater, ihr Mentor, ihr ein kleines Vermögen hinterlassen hatte? „Ich verstehe das nicht.“

Schock und Bestürzung vernebelten ihre Gedanken. Unter ihren Füßen dümpelte die achtundsechzig Meter lange Jacht im friedlichen Gewässer des Puget Sound, trotzdem kämpfte Teresa darum, das Gleichgewicht zu halten. Sie torkelte zum nächsten Sessel und setzte sich.

Wieso sollte Linus mir irgendwas hinterlassen?

„… ein Jahr?“ Liam sprach weiter, doch seine Stimme hörte sich gedämpft und verzerrt an. „Ich brauche diese Aktien sofort zurück.“

Seine Wut lichtete den Nebel um sie herum. Teresa zuckte zusammen und blinzelte einige Male. Beschwichtigend hob sie die Hände. „Den Teil über die Nachlassbedingungen habe ich nicht mitbekommen. Könntest du das bitte wiederholen? Das ist alles total überwältigend.“

„Mein Vater hat verfügt, dass du die Aktien nicht vor Ablauf eines Jahres abstoßen kannst, und während dieser Zeitspanne musst du im Vorstand mitarbeiten.“

„Was?“

„Mein Vater scheint geglaubt zu haben, du seist gut für unsere Firma.“

Tja, Liam offensichtlich nicht.

Seine Blicke bohrten sich wie Pfeile in sie, und er zitterte vor Wut. Ihr Herz raste, wenn auch aus den völlig falschen Gründen.

Hör auf.

Der Mann war kurz davor, sie zu ermorden, und sie fiel angesichts seines attraktiven Äußeren beinah in Ohnmacht.

„Das Ganze ist völlig inakzeptabel“, stieß er wütend hervor und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Problem. „Du verdienst diese Aktien nicht.“

„Vielleicht nicht“, gab sie zu. Aber warum wollte dein Vater dann, dass ich sie bekomme?

Liam packte die Lehnen ihres Sessels und beugte sich zu ihr vor. „Jetzt ist ja wohl klar, dass du deine Beziehung zu meinem Vater die ganze Zeit runtergespielt hast.“

„Das ist nicht wahr.“ Wie satt sie es hatte, sich zu verteidigen. „Ich habe keine Ahnung, was Linus sich dabei gedacht hat.“

„Ach nein?“

Teresa presste die Zähne zusammen. „Wir hatten nie eine Affäre.“ Wie oft musste sie das noch beteuern, bis er ihr endlich glaubte?

Er wird mir niemals glauben. Genauso wie er mir niemals vertrauen wird.

Ihre Beziehung mit Liam war hoffnungslos zum Scheitern verurteilt.

„Du lügst.“

Vor Frust und Verzweiflung hätte Teresa am liebsten laut geschrien. „Weswegen sollte ich dich jetzt anlügen? Ich verstehe das Ganze genauso wenig wie du. Bevor deine Eltern sich scheiden ließen, standen Linus und ich uns sehr nahe, aber er war nichts als mein Mentor.“

Niemals hätte sie mit Liam geschlafen, wenn sie nicht sicher gewesen wäre, dass er ihr wirklich glaubte. Seine Anschuldigungen zeigten ihr einmal mehr, wie richtig es gewesen war, sich auf ihre Karriere zu konzentrieren und romantische Verwicklungen zu meiden.

„Ich werde dich dazu bringen, die Aktien zurückzugeben.“

Einen Augenblick lang wünschte sie sich, dass Liam sie wieder so ansehen würde wie in den Momenten, als sie sich geliebt hatten. Als die sorgfältig um ihr Herz errichtete Mauer zerbröckelt war.

„Das kannst du ein Jahr lang versuchen“, erwiderte sie.

„Es wird kein Jahr dauern.“

„Du kannst mich nicht derart unter Druck setzen, dass ich dir die Aktien verkaufe.“

„Verkaufen?“ Liam lachte hart. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mich anflehen, sie dir abzunehmen.“

Shane kam zehn Minuten zu früh im Overlook an, doch Isabel war schon da. Als die Bedienung ihn zu ihrem Tisch führte, bemerkte er sofort, dass Isabel ihr Haar offen trug. Wie ein schimmernder rotbrauner Teppich fiel es ihr über die Schultern. Außerdem hatte sie ihre Hoteluniform gegen etwas Weißes mit Spitze eingetauscht.

Autor

Cat Schield
<p>Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St. Croix...
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