Im Bett des griechischen Tycoon (4-teilige Serie)

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GESTÄNDNIS AUF SANTORIN
Auf der zauberhaften Insel Santorin trifft Abby den faszinierenden Griechen Theo Toyas. Obwohl sie befürchtet, dass er nur ein Abenteuer sucht, lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein ...

HERZ IN FESSELN
Topmodel Anneliese Christiansen hat alles - eine Jetset-Karriere, glamouröse Freunde und unzählige Bewunderer. Doch tief in ihrem Inneren fühlt sie sich einsam und allein. Bis sie Damon Kouvaris kennen- und lieben lernt. Mit seinem heißblütigen Charme gelingt dem griechischen Milliardär, was kein Mann zuvor schaffte: die Fesseln zu lösen, die nach einer tragischen Enttäuschung ihr Herz umschlingen. Aber kaum hat Anneliese den Glauben an die Liebe zurückgewonnen, stellt eine dramatische Entdeckung ihr junges Glück schon wieder auf die Probe ...

RING AUS FEUER
"Ich bin gekommen, um den Ring zurückzubringen." Stavros Denakis ist Tessas Traummann. Vor vier Jahren hat der Milliardär ihr das Leben gerettet und ein wertvolles Schmuckstück in ihrer Obhut zurückgelassen. Jetzt ist der Tag gekommen, an dem Tessa ihre Schulden begleichen kann. Doch entsetzt muss sie erkennen, dass Stavros völlig verändert erscheint. Eiskalt fordert er, dass sie seine Geliebte wird. Nacht für Nacht führt er sie in eine Welt voller Leidenschaft - nur um sie tagsüber mit Verachtung zu strafen. Verzweifelt fragt Tessa sich: Warum ist Stavros so verändert? Hat er vergessen, was der Ring einst versprach?

OLYMP DER LEIDENSCHAFT
Die Leidenschaft lodert zwischen ihnen genau wie früher, als das Topmodel Brianna und der Millionär Dimitrios Giannakis ein Paar waren. Doch Brianna hat sich geschworen: Diesmal wird sie stark bleiben! Schließlich ist sie nicht seinetwegen an die blaue Ägäis gereist, sondern weil sie die Einzige ist, die seiner kleinen kranken Tochter helfen könnte! Aber erst will der glutäugige Grieche von ihr wissen, woran ihre Beziehung damals gescheitert ist. Und dann verraten seine heißen Küsse: Er wird nicht eher ruhen, bis er Brianna erneut auf den Olymp der Liebe entführt hat …


  • Erscheinungstag 22.11.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733738655
  • Seitenanzahl 624
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Cathy Williams, Chantelle Shaw, Annie West, Catherine Spencer

Im Bett des griechischen Tycoon (4-teilige Serie)

IMPRESSUM

Geständnis auf Santorin erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2005 by Cathy Williams
Originaltitel: „The Greek’s Forbidden Bride“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 250 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Kara Wiendieck

Umschlagsmotive: 9783733738839

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733738839

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Von der Veranda vor seinem Schlafzimmer aus hatte Theo Toyas einen ungehinderten Blick auf die Einfahrt, die zur prachtvollen Villa seines Großvaters führte. Es war halb sieben abends, und langsam verschwand die Hitze des Tages. Trotzdem war es immer noch viel zu warm, um etwas anderes als Shorts und T-Shirt zu tragen.

Seit einer halben Stunde lag er in einem gemütlichen Liegestuhl, trank hin und wieder einen Schluck seines Whiskeys und genoss die Aussicht. Und die Aussicht war wirklich grandios. Zu seiner Rechten lag ein erstaunlich großer Pool, von dem aus man einen direkten Blick auf Santorins berühmten, mittlerweile erloschenen Vulkan werfen konnte. Dahinter erstreckte sich ein meisterhaft angelegter Garten.

Er hatte vergessen, wie beruhigend und verschlafen dieser Ort sein konnte, denn in letzter Zeit hatte er die Villa nicht oft besucht. Auch die Aussicht zu genießen war keine Tätigkeit, der sich Theo oft hingab. Tatsächlich fehlte ihm dafür einfach die Zeit. Sein Leben fand zwischen London, Athen und New York statt, denn er trug die alleinige Verantwortung für die weltweit operierende Reederei, die sein Urgroßvater gegründet hatte. Sich ein paar Tage frei zunehmen, war fast undenkbar.

Aber die Feier zum achtzigsten Geburtstag seines Großvaters war natürlich eine Ausnahme. Die meisten Familienmitglieder lebten über ganz Griechenland verstreut und waren zu diesem Anlass mit Privatflugzeugen eingeflogen worden. Andere kamen aus weiter entfernten Ländern der Erde und würden eine ganze Woche in der Villa verbringen.

Theo selbst wollte nur drei Tage bleiben und anschließend nach London zurückkehren.

Ein Taxi hielt in der Einfahrt. Theo beobachtete, wie erst sein Bruder Michael, dann dessen Begleitung ausstieg.

Endlich würde er die mysteriöse Frau sehen, die so plötzlich im Leben seines Bruders aufgetaucht war. Seine Mutter und sein Großvater hatten auf diese Nachricht mit Erleichterung reagiert.

Theo war zwar auch Single, doch es war allgemein bekannt, dass er die Gesellschaft von Frauen genoss. Erst mit vierzig wolle er die richtige Frau, mit den richtigen Verbindungen, heiraten, hatte er seine Familie trocken informiert. Bis dahin sollten sich alle bitte aus seinem Privatleben heraushalten.

Aber bei Michael hatten die Dinge schon immer anders gelegen. Er war fünf Jahre jünger als Theo, war von zarterer Statur und neigte zu Krankheiten.

Mit dreizehn hatte Theo Griechenland verlassen und in England ein Internat besucht. Dieser Schritt in die Unabhängigkeit hatte seine Persönlichkeit geformt. Michael hingegen war zu Hause geblieben. Lina Toyas hatte es nicht ertragen können, ihren empfindlichen und sensiblen Sohn in die Fremde zu schicken. Immer war sie um ihn besonders besorgt gewesen. Und die Tatsache, dass er nie Mädchen mit nach Hause brachte, hatte die Familie zusätzlich belastet.

Das überraschende Erscheinen einer Freundin hatte Lina Tränen der Freude in die Augen getrieben.

Theo war nach dem Anruf seiner überglücklichen Mutter weniger begeistert.

Irgendetwas stimmte an der Geschichte nicht, und als erfahrener Geschäftsmann wusste er, dass in solchen Fällen Vorsicht geboten war.

Wie konnte es sein, dass Michael Abigail Clinton niemals zuvor erwähnt hatte? Wenn die beiden wirklich ein Paar waren, hätte er doch zumindest den Namen in einem der vielen Telefonate mit seiner Mutter genannt. Tatsächlich hatte er erst vor zwei Wochen aus heiterem Himmel verkündet, er sei mit einer Engländerin verlobt und würde sie zur Geburtstagsfeier nach Santorin mitbringen.

Taktvoll hatte Theo davon abgesehen, Lina in seine Bedenken einzuweihen. Stattdessen würde er die kommenden Tage sinnvoll nutzen. Er würde herausfinden, ob sein Verdacht zutraf, dass die Frau nur hinter dem Geld seines Bruders her war. Michael lebte zwar mittlerweile in Brighton, besaß zwei eigene Restaurants und einen Nachtclub, doch natürlich gehörte ihm nach wie vor ein Teil des sagenhaften Reichtums der Familie Toyas. Allein sein Aktienanteil an der Reederei war ein Vermögen wert. Doch er führte einen bescheidenen Lebensstil, sodass man ihn beim flüchtigen Hinsehen für einen jungen Geschäftsmann halten konnte, der sich seinen Erfolg selbst erarbeitet hatte. Aber auch wenn Michael seinen Nachnamen und seine Herkunft nicht an die große Glocke hängte, hätte jeder mit ein bisschen Detektivarbeit leicht herausfinden können, wie Michael mit der Familie Toyas verbunden war. Und Theo war sich sicher, dass genau das passiert war.

Und genauso sicher war, dass er nicht zulassen würde, dass sein Bruder wie eine Weihnachtsgans ausgenommen wurde. Michael schenkte anderen Menschen viel zu schnell sein Vertrauen. Und zu vertrauen machte verwundbar. Nur Narren gaben sich selbst eine Blöße.

Theo richtete sich im Liegestuhl auf, seine Blicke fest auf die Frau gerichtet, die aus dem Taxi gestiegen war. Sie war schlank, und lange, sehr hellblonde Haare fielen über ihren Rücken. Unablässig spielte sie mit einigen Strähnen, während sie mit leicht geöffneten Lippen die luxuriöse Umgebung bestaunte.

Schweren Herzens musste er zugeben, dass sein Bruder Geschmack besaß. Er konnte die Gesichtszüge der Frau zwar nicht erkennen, aber ihre Beine waren perfekt geformt und die Arme überaus grazil. Ihre fast knabenhafte Figur füllte kaum das kurze Kleid. Im Gegensatz zum ihm hatte Michael nie auch nur einen Hauch von Interesse für die eher fülligen sinnlichen Mädchen Griechenlands gezeigt.

Theo beobachtete, wie das Gepäck ausgeladen wurde und die beiden ins Haus gingen. Als er sie nicht mehr sehen konnte, stand er auf und eilte in sein Schlafzimmer, dort trank er den letzten Schluck Whiskey und stellte das Glas ab.

Dann überlegte er, wie er sich der Frau am besten nähern konnte, ohne den Verdacht seines Bruders oder die Empörung seiner Mutter zu erregen. Letzteres, dachte er, würde auf jeden Fall die größere Herausforderung sein.

Aber wer, verfolgte er diesen Gedanken weiter, und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, hätte Theo Toyas jemals bezichtigt, eine Herausforderung abzulehnen?

Als er eine Stunde später die Treppe hinunterging, dachte er immer noch über die beste Strategie nach, wie er die wahren Absichten dieser Heiratsschwindlerin vor der ganzen Familie entlarven konnte. Die meisten Gäste würden erst morgen eintreffen. Im Wohnzimmer würden deshalb nur die engsten Familienmitglieder zusammensitzen, an ihren Drinks nippen und sich angeregt unterhalten.

„Es sieht großartig aus“, sagte er zu seiner Mutter, die vor dem großen Panoramafenster stand und ganz in den Anblick des von unzähligen Fackeln und Lichtern erhellten Gartens versunken war.

Lina wandte sich zu ihrem ältesten Sohn um und lächelte. Theo legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. „Wie lange ist es her, dass wir ein so großes Familientreffen hatten? Fünf Jahre? Als Elena und Stefano geheiratet haben, richtig?“

Seine Mutter bedachte ihn mit einem langen kritischen Blick. Sie war der einzige Mensch auf der Welt, der ihn so ansehen durfte. „Es hätte deine Hochzeit sein können“, meinte sie. „Du bist kein Jüngling mehr. Die Dynastie braucht Erben, Theo.“

„Und die wird sie bekommen“, murmelte er.

„Alexis Papaeliou wird auch kommen“, fiel Lina ihm ins Wort. „Sie würde so gut zu dir passen.“

„Alexis … ja, ich erinnere mich. Und ich muss gestehen, dass drei Monate Enthaltsamkeit wirklich eine lange Zeit sind.“ Er grinste, weil seine Mutter wegen seines intimen Geständnisses errötete. „Andererseits“, fuhr er fröhlich fort, „brauche ich mich nicht mehr zu beeilen. Michael hat das Rennen um die Hand einer Frau gewonnen.“

„Also Theo …“

„Wo ist denn das glückliche Paar?“, fragte er leichthin.

„Sie werden gleich nach unten kommen“, antwortete sie. „Und Theo … sei friedlich.“

„Mama, ich bin immer friedlich.“ Er seufzte, weil sie den Kopf schüttelte.

„Michael liebt diese Frau. Das fühle ich. Verdirb nicht alles.“

„Das werde ich mir merken.“ Und bevor ihm seine Mutter noch ein Versprechen abnehmen konnte, das er sowieso nicht zu halten gedachte, zog er sie zu einigen Verwandten hinüber.

Endlich kamen die beiden. Sobald die Frau das Lichtermeer im Garten entdeckt hatte, legte sie eine Hand auf Michaels Arm, und er streichelte in einer beruhigenden und beschützenden Geste über ihre Hand. Theo beobachtete, wie sie Michael ansah und etwas zu ihm sagte, woraufhin sein Bruder ihr ein warmes Lächeln schenkte.

Was für eine herzerweichende Scharade, dachte Theo.

Ihr Outfit hatte jedenfalls nur den Zweck, die Gäste von ihrer Tugend zu überzeugen. Nahezu züchtig lag das Oberteil eng an ihrer Brust an, und nur der Rock schwang weit um ihre Knie. Und es war rosa. Hellrosa – eine Farbe, die man mit unschuldigen Kindern assoziierte. Sie stand da, nervös und zögernd, und schien ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Sie hatte die Haare hochgesteckt, sodass ihr zarter Nacken verletzlich entblößt war. Genau so, dachte er, sieht sie aus. Verletzlich. Verärgert eilte er auf die beiden zu, begrüßte seinen Bruder und konnte sich endlich ihr zuwenden.

„Meine Verlobte, Abby“, grinste Michael. „Aber wahrscheinlich weißt du das längst. Neuigkeiten“, sagte er an Abby gewandt, „breiten sich in dieser Familie mit Schallgeschwindigkeit aus.“

Abby lächelte und versuchte verzweifelt, die Gegenwart des Mannes neben Michael zu ignorieren. Er hatte ihr viel von seinem Bruder erzählt. Deshalb hatte sie sich immer vorgestellt, die beiden Brüder würden sich ähneln. Sanftmütig, aufmerksam und humorvoll.

Das Bild hätte nicht weiter von der Wirklichkeit entfernt sein können.

An diesem Mann war nichts Sanftmütiges. Sein Haar war länger als das seines Bruders und lockte sich im Nacken. Seine Augen funkelten wie Edelsteine. Seine Gesichtszüge waren härter und präziser definiert. Alles in allem erschreckte er sie; kalte Schauder liefen ihr über den Rücken. Obwohl sie keine Ahnung hatte, warum sie sich vor ihm fürchten sollte.

Jetzt sprach er sie direkt an, stellte eine harmlose Frage über das Wetter in Brighton. Aber als Abby ihn ansah, fühlte sie, dass sich etwas Dunkles und Bedrohliches hinter seiner freundlichen Fassade verbarg.

Gleichzeitig schien sein Blick den ihren wie magisch anzuziehen, was faszinierend und gleichzeitig Angst einflößend war.

Instinktiv schmiegte sie sich enger an ihren Verlobten, hoffte bei ihm Schutz zu finden, und spürte gleichzeitig, dass sein Bruder sie unverwandt beobachtete.

Dieser Mann war ein Sinnbild von Macht und Gefahr. Sie hörte sich selbst zu, wie sie irgendeinen Unsinn über den Winter an Englands Küsten stammelte, dann etwas über das wunderbare Wetter auf Santorin und wie schön es doch war, die Abende draußen ohne Jacke verbringen zu können. Mitten in ihrer gequälten Antwort wandte Michael sich ab, um einen weiteren Drink zu holen. In Abby stieg eine unerklärliche Panik auf.

„So warm scheint Ihnen nicht zu sein“, sagte Theo. „Sie zittern.“

„Oh, ich … ich schätze, ich bin nur … ein bisschen nervös.“

„Aber doch sicherlich nicht, weil Sie meine Familie kennenlernen?“ Ohne zu lächeln, suchte er ihren Blick. „Obwohl ich verstehen kann, dass es natürlich ein Unterschied ist, ob Sie mit Michael allein zurechtkommen müssen – oder mit uns allen.“

„Was meinen Sie mit ‚zurechtkommen müssen‘?“, fragte Abby schneidend.

„Warum kommen Sie nicht mit, und ich stelle Ihnen die anderen vor?“ Er legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zur nächsten Gruppe zu führen. Sofort fühlte er, wie sie sich instinktiv seinem Griff entziehen wollte.

Mit sanftem Druck führte er sie zu seiner Mutter, verabschiedete sich, blieb aber in der Nähe, um ihre Reaktionen weiter zu beobachten.

Als es Zeit zum Abendessen wurde, achtete er darauf, den Platz ihr gegenüber zu bekommen. So konnte er sie seine Gegenwart spüren lassen, ohne dass seine Absichten allzu offensichtlich waren. Wie bei diesen Familientreffen üblich, floss der Alkohol reichlich, und je weiter der Abend fortschritt, desto ungezwungener wurden die Gespräche.

Nach dem Essen wurden Likör und Schnaps gereicht. Die Gäste, die noch nicht wie seine Mutter zu Bett gegangen waren, erfanden eine Ausrede nach der anderen, um ihre Gläser zu erheben und auf alles und jeden anzustoßen. Schließlich klopfte Theo mit einem Löffel an sein Glas und wartete, bis die Tischgespräche verstummten und sich alle Blicke auf ihn gerichtet hatten.

Abby, bemerkte er, betrachtete ihn eher angespannt als erwartungsvoll. Ob sie sich fragte, was er sagen würde? Ihre Augen zumindest funkelten wachsam. Und sie hatte schöne Augen. Augen, die einen Mann in die Falle locken konnten. Braun, groß, und manchmal schien ein sinnlicher Schimmer in ihnen zu erscheinen. Er hob sein Glas und deutete damit direkt auf sie. „Auf die wunderschöne Abigail Clinton und auf ihre Verlobung mit meinem Bruder!“ In die begeisterte Zustimmung der Übrigen fügte er leise, nur für sie hörbar, hinzu: „Auf die ziemlich schnelle Verlobung …“

Abbys Blick traf den seinen. Wieder lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Im Schein der flackernden Kerzen wirkte sein Gesicht diabolisch. Dennoch schaffte sie es, ihr Glas zu heben.

„Warum Zeit verschwenden, wenn zwei Menschen genau wissen, was sie wollen?“, erwiderte sie. Um sie herum hatte die allgemeine Unterhaltung wieder ihre volle Lautstärke erreicht. Erschrocken stellte Abby fest, dass ihr geflüstertes Gespräch den Charakter von etwas sehr Privatem, Intimem angenommen hatte. Rasch setzte sie ein breites offenes Lächeln auf.

Aber ihre Hoffnung, ihn mit dieser Geste aus dem Konzept zu bringen, erfüllte sich nicht. Stattdessen hob er sein Glas zu einem schweigenden Toast und trank einen Schluck. Die ganze Zeit über musterte er sie so eindringlich, dass sie es nicht länger aushalten konnte und den Blickkontakt abbrach. Verzweifelt sah sie sich nach Michael um, doch der war damit beschäftigt, einen Onkel in seine neuesten Geschäftsideen einzuweihen. Mit einem übertriebenen Hüsteln gelang es ihr schließlich, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Gott sei Dank stand er sofort auf und wünschte der Tischgesellschaft laut Gute Nacht. Ein bisschen zu hektisch ergriff sie seine ausgestreckte Hand und achtete nur noch darauf, Theos Blick nicht mehr zu begegnen.

Erst als sie in ihrem Schlafzimmer angekommen waren und die Tür hinter sich verschlossen hatten, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus.

„Also“, sagte Michael, „was hältst du von meiner Familie?“

„Sehr … lebenslustig.“ Sie erwiderte sein Lächeln, dann ging sie zur Frisierkommode hinüber und löste ihren Zopf. „Deine Mutter ist wundervoll, so freundlich. Ich war mir nicht sicher, was ich erwarten sollte. Mütter können sehr besitzergreifend sein, wenn es um ihre Söhne geht.“ Im Spiegel trafen sich ihre Blicke, und Michael grinste.

„Ja, aber Gott sei Dank bin nicht ich der Erstgeborene. Auf Theos Schultern ruhen die großen Erwartungen. Nicht dass er sie nicht erfüllen würde.“

„Das tust du auch, Michael.“

„Wohl kaum.“ Sein Lächeln verschwand kurz, aber dann entspannte er sich sichtlich, trat hinter sie und massierte ihre verspannten Schultern. „Du verstehst, warum es so wichtig für mich war, dich hierher mitzunehmen … Abby, du bist der einzige Mensch, dem ich vertraue, und ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.“

Sie wandte sich um und zog ihn näher an sich, sodass er vor ihr kniete. „Ich vertraue dir auch … wir sind gut füreinander, Michael. Und so können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich hoffe nur …“

„Was?“

„Dein Bruder scheint mich nicht zu mögen“, meinte Abby tonlos. „Hast du das nicht bemerkt? Ich hatte den Eindruck, dass er mich den ganzen Abend über beobachtet hat. Nachdem er den Toast über unsere Verlobung ausgesprochen hatte und alle anderen sich wieder unterhielten, hat er sich zu mir gebeugt und etwas über eine ‚sehr schnelle‘ Verlobung geflüstert.“

„Mach dir keine Sorgen um Theo“, beruhigte Michael sie. „Er ist der ältere Bruder. Er will mich nur beschützen.“

„Ja, aber …“

„Kein Aber.“ Er streichelte ihren Arm. „Bald wird er einsehen, dass wir beide sehr glücklich miteinander sind.“

Abby war sich da nicht so sicher. Denn zwei Stunden später lag sie immer noch wach im Bett, und ihre Erinnerungen kreisten um Theo. Sie dachte an sein attraktives Gesicht, wie er sie ansah, wie er versuchte, sie einzuschätzen und ihre Gedanken zu lesen.

Michael würde nie die Dunkelheit hinter dem Licht sehen, aber sie konnte das. Und Theo Toyas ließ sie ihre Fassung verlieren. Er hatte etwas an sich, das die feinen Härchen an ihrem Nacken dazu brachte, sich aufzurichten. Selbst hier, in dem dunklen Zimmer, rannen ihr beim bloßen Gedanken an ihn eiskalte Schauer über den Rücken.

Früh am nächsten Morgen wachte sie auf. Sie vermisste ihre gewohnte Umgebung, und sie vermisste ihren Sohn. Michael schlief noch. Er hätte das Bett mit ihr teilen können, doch hatte er sich, rücksichtsvoll, wie er war, für das Sofa entschieden.

Abby stand auf. Einfach nur im Bett zu liegen und zu dösen, gehörte der Vergangenheit an. Seit Jamies Geburt schien ihre innere Uhr darauf zu bestehen, dass sie früh aufwachte und um zehn Uhr abends erschöpft ins Bett fiel.

Sie schlich auf Zehenspitzen zu Michael hinüber und schüttelte ihn vorsichtig, bis er halbwegs wach war.

„Ich muss Rebecca anrufen und mit Jamie sprechen“, flüsterte sie und streichelte mit einer Hand über seine wild abstehenden Haare. „Wo gibt es hier ein Telefon?“

Michael setzte sich auf und runzelte verschlafen die Stirn. „Nimm einfach mein Mobiltelefon. Am besten gehst du zum Pool und rufst von dort aus an. Soll ich dich begleiten?“

„Und dir deinen Schönheitsschlaf rauben?“ Abby grinste. „Das würde ich nie wagen.“ Rasch wusch sie ihr Gesicht, kämmte die Haare und schlüpfte in Jeans und T-Shirt. Dann verließ sie das Zimmer.

Es war das erste Mal, dass sie von ihrem Sohn getrennt war. Und Jamie fehlte ihr so sehr, wie sie befürchtet hatte. Auch das Wissen, dass gut für ihn gesorgt war, half nicht. Tagsüber ging er in die Schule, und anschließend kümmerte sich Rebecca um ihn.

Kaum war Abby im Freien, wählte sie auch schon die Nummer. Der Pool lag etwas abseits und war durch Sträucher und Büsche vom Haus abgeschirmt. Kurz hob sie den Blick; die Schönheit der Umgebung ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben.

Obwohl der Garten in üppigem Grün stand, lag die eigentliche Schönheit in dem felsigen Krater des erloschenen Vulkans und dem See, der in seiner Mitte ruhig in der Sonne schimmerte.

Das kann ich später noch bewundern, dachte sie und wandte sich ab. Neben dem Pool erspähte sie in einer kleinen Nische einen Liegestuhl, der ein bisschen Privatsphäre gewährte.

Nachdem sie kurz mit Rebecca geplaudert hatte, zauberte die Stimme ihres Sohnes ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, um das Bild ihres kleinen Sohnes besser heraufbeschwören zu können.

Er hatte ein Geheimnis. Und er würde nichts verraten. Es dauerte gute zehn Sekunden, bis er enthüllte, dass Rebecca einen Schokoriegel in seine Frühstücksdose gelegt hatte. Aber natürlich gab es auch Obst, beeilte er sich zu versichern. Danach plapperte er munter weiter.

„Ich rufe dich später wieder an“, versprach sie ihm nach zehn Minuten. „Vergiss nicht, mir ein Bild zu malen. Wenn ich zurückkomme, hängen wir es an die Pinnwand neben das mit dem riesengroßen Dinosaurier.“

Von der Veranda aus beobachtete Theo geduldig, wie Abby sich während des Telefonats im Liegestuhl zurücklehnte. Ihre Gesichtszüge waren entspannt, sie schien ganz in sich gekehrt zu sein.

Er presste seine Lippen zusammen. Es gab nur eine einzige Sache, die einen solchen Ausdruck auf das Gesicht einer Frau malen konnte: ein Mann. Und es gab nur einen einzigen Grund, warum sie zu dieser frühen Stunde aus dem Haus geschlichen war: Michael durfte von ihrem Gespräch nichts mitbekommen.

Mit einer einzigen fließenden Bewegung ergriff er ein Handtuch und machte sich auf den Weg zum Pool.

Abby war tatsächlich so tief in Gedanken versunken, dass sie Theo erst bemerkte, als er sie ansprach.

„Es tut mir leid“, stammelte sie. „Ich habe Sie gar nicht gehört.“

In einer Mischung aus Furcht und Vorsicht begann ihre Haut zu prickeln, während sie ihn verstohlen musterte.

Seine ungeheure männliche Attraktivität schockierte sie. Seine Haut war sonnengebräunter als die seines Bruders, und er besaß eine extrem maskuline Ausstrahlung, die Michael zu fehlen schien. Die dünnen Strahlen der Morgensonne verstärkten den Effekt zusätzlich, weil sie die Konturen seines Gesichts noch härter erscheinen ließen. In seinen Augen lag keine Spur von Wärme.

„Ich hatte noch nie die Angewohnheit, lange zu schlafen“, sagte Theo. „Selbst in den Ferien nicht. Und Sie offensichtlich auch nicht. Und es ist mir nicht entgangen, dass Sie telefoniert haben.“

„Haben Sie mir nachspioniert?“, fragte Abby. Wie lange hatte er schon hinter ihr gestanden, bis er sich bemerkbar machte? Hatte er etwa ihr Gespräch belauscht? Sie und Michael waren zu dem Schluss gekommen, Jamie noch nicht zu erwähnen. Einen Schritt nach dem anderen, hatte Michael gesagt. Und der erste Schritt war, sie seiner Familie vorzustellen.

Intuitiv ahnte Abby, dass es ein großer Fehler wäre, Theo jetzt von ihrem Sohn zu erzählen.

„Diese Frage finde ich ein wenig seltsam“, spekulierte Theo. Gestern Abend hatte sie in dem hellrosa Kleid jung und verletzlich gewirkt, und jetzt, obwohl sie Jeans und T-Shirt trug, hatte er denselben Eindruck. Ihre Haare waren von einem schimmernden Blond, für das die meisten Frauen sehr viel Geld ausgeben würden. Jung, verletzlich und natürlich – die besten Voraussetzungen, um einen Mann in die Falle zu locken. Denn welcher Mann konnte schon jungfräulichem Charme widerstehen?

„Warum glauben Sie, ich hätte Ihnen nachspioniert?“, fragte er. „Dann würde ich ja vermuten, Sie hätten etwas zu verbergen. Und das haben Sie doch nicht, oder …?“

Abby spürte, wie sie errötete. Ihre Blicke trafen sich, und sie öffnete den Mund, um seine Frage mit einem Lachen abzutun, aber kein Laut kam über ihre Lippen.

Etwas zu verbergen. Womit soll ich anfangen? hätte sie fragen können. Allein der Gedanke daran, dass er irgendetwas herausfinden könnte, ließ sie innerlich erschauern.

„Ich sollte wieder ins Haus gehen“, meinte sie schließlich und erhob sich mit weichen Knien.

„Warum? Es wird noch mindestens eine Stunde dauern, bis die anderen aufstehen. Ich wollte gerade schwimmen gehen. Warum leisten Sie mir nicht Gesellschaft?“ Theo hätte sich selbst ohrfeigen können. Die erste Regel der Jagd lautete, das Wild nicht zu erschrecken. Und was hatte er getan? Er hatte lauthals zum Angriff geblasen.

„Ihnen Gesellschaft leisten?“, wiederholte Abby entsetzt. „Nein, es ist wirklich ein nettes Angebot, aber ich werde Sie in Ruhe lassen …“ Sie ging ein paar Schritte rückwärts, doch dann ließ er ein Lächeln aufblitzen. Ein Lächeln von einem so unglaublichen Charme, dass sie beinahe gestolpert wäre.

„Ich bin ein Mann, der Ruhe nur schwer ertragen kann“, murmelte er. „Was meinen Sie? Ist das sehr traurig?“

„Ja. Ehrlich gesagt, ja“, antwortete sie atemlos, und er runzelte die Stirn.

„Warum?“

„Ich muss gehen.“

„Aber doch nicht jetzt. Wie grausam wäre das denn? Erst nennen Sie mich traurig und dann laufen Sie ohne weitere Erklärung davon.“

„Oh nein, ich wollte nicht … was ich meinte, war …“

„Holen Sie Ihren Badeanzug. Wir können dieses Gespräch im Pool weiterführen. Oder vielleicht würde es Sie glücklicher machen, am Beckenrand zu sitzen und mir beim Schwimmen zuzusehen?“

„Ja! Ich meine … nein!“

„Außerdem“, fuhr Theo genüsslich fort, „Michael würde es bestimmt freuen, wenn wir beide uns besser kennenlernen. Er wäre entsetzt, wenn ihm der Gedanke käme, dass ich … Ihnen Angst einjage.“

2. KAPITEL

Abby hielt sich selbst für eine Kämpferin. Fast wäre sie am Ende der Beziehung zu Jamies Vater zerbrochen, doch sie hatte die Schwangerschaft ohne Unterstützung gemeistert, und sie zog ihren Sohn ganz allein groß. Weder konnte sie ihre Eltern um Hilfe bitten, noch verfügte sie über ein weitverzweigtes Netzwerk von besorgten Verwandten. Ihre beiden Waffen waren ihr Wille, das Baby auf die Welt zu bringen, und ihr Entschluss, ihm all ihre Liebe zu geben.

Theo Toyas Behauptung, sie würde vor ihm davonlaufen, hatte dieselbe Wirkung auf sie wie ein rotes Tuch auf einen Stier.

Wie erwartet schlief Michael noch, als sie ihr gemeinsames Zimmer betrat, um einen Hut, Sonnencreme und ein Buch zu holen. Ohne ihn zu wecken, ging Abby zurück zum Pool.

Noch vor einer Stunde hätte die Aussicht, mit Theo allein zu sein, sie in Angst und Schrecken versetzt, aber jetzt stolzierte sie mit hoch erhobenem Kopf und fest zusammengepressten Lippen zu ihrer Verabredung.

Als sie zurückkam, war Theo bereits im Wasser. Für ein paar Minuten sah sie ihm zu, fasziniert von dem Spiel seiner Muskeln, dann ging sie langsam zu einem der Liegestühle hinüber.

Abby versuchte, sich auf die überwältigende Natur zu konzentrieren, doch ihr Blick wanderte immer wieder zu dem anmutigen Körper im Pool hinüber. Schließlich setzte sie ihren Sonnenhut auf und lehnte sich zurück.

Trotz ihrer geschlossenen Augen spürte sie diesmal genau, wann er zu ihr kam. Sie hörte, wie er sich aus dem Becken stemmte, das Geräusch seiner nassen Füße, dann, wie er eine Liege neben die ihre zog.

„Ich habe nicht geglaubt, dass Sie meine Einladung annehmen werden“, sagte Theo. Er betrachtete ihren schlanken Körper, besonders die Stelle zwischen Jeansbund und T-Shirt, wo die zarte helle Haut ihres Bauches sichtbar war.

„Warum nicht? Außerdem hatten Sie recht. Michael würde es freuen, wenn wir Freunde werden.“

„Ist das Ihr erster Besuch in Griechenland?“, fragte er und bemühte sich, seiner Stimme einen gleichmütigen Klang zu verleihen. Ihre Augen waren immer noch geschlossen, sodass er in aller Ruhe ihre Brüste betrachten konnte. Die zarten Rundungen zeichneten sich verführerisch unter ihrem T-Shirt ab. Es kostete ihn einige Überwindung, den Blick abzuwenden.

Abby schlug die Augen auf und sah ihn widerwillig an. Seine nassen Haare waren streng zurückgestrichen und einige Wassertropfen glitzerten auf seinem Körper. Sie wünschte sich, er würde sein T-Shirt wieder anziehen, denn der Anblick seines muskulösen Körpers so nah bei ihr war kaum zu ertragen.

„Mein erster Besuch auf Santorin“, präzisierte sie, während sie stur geradeaus starrte. „Vor ein paar Jahren war ich in Athen.“

„Mit Ihrer Familie?“

„Nein.“

Da sie offenbar nicht die Absicht hatte weiterzusprechen, lehnte er sich zurück und wartete. Früher oder später würde sie fortfahren. Menschen waren berechenbar.

„Ich habe keine Familie. Zumindest nicht in England“, sagte Abby schließlich wütend. „Meine Eltern sind vor sieben Jahren nach Australien ausgewandert. Wir sehen uns sehr selten.“

„Dann sind Sie mit Freunden gefahren?“, fragte Theo weiter. „Athen ist wunderschön, aber es überrascht mich, dass Sie diese Stadt als Urlaubsziel gewählt haben. Es gibt kaum ein Nachtleben, nur Kultur … Ich dachte, in Ihrem Alter fährt man eher nach Ibiza, um zu feiern. Fahren nicht viele junge Engländer dorthin?“

„Die meisten“, stimmte Abby zu, ging aber nicht weiter darauf ein. Sie wollte nicht über Athen und das verlängerte Wochenende, das sie dort verbracht hatte, sprechen. Damals hatte sie zum letzten Mal unbeschwertes Glück erfahren. Sie war verliebt oder glaubte, es zu sein, und das Leben war schön. Die Frau, die sie zu jener Zeit gewesen war, kam ihr heute wie eine Fremde vor.

„Sie wissen also nicht viel über unsere Insel?“ Theo gelang es kaum noch, die Ungeduld in seiner Stimme zu unterdrücken. „Oder doch? Hat Michael Ihnen etwas erzählt?“

„Oh nein, nicht viel. Er hat nur gesagt, dass die Villa das Feriendomizil Ihres Großvaters ist und dass der seinen Geburtstag hier feiert.“

„Und, hat die Villa Ihren Erwartungen entsprochen?“ Abby versteifte sich. „Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte.“

„Ich bitte Sie, das kann nicht wahr sein. Jeder Mensch entwickelt eine Vorstellung von seinem Urlaubsziel.“ Vor allem, wenn er nichts für die Reise bezahlen muss, hätte er beinahe noch hinzugefügt.

„Das Haus ist ganz wundervoll“, meinte Abby sachlich. Sie warf ihm einen langen kühlen Blick zu. „War das die richtige Antwort, oder hätte ich etwas anderes sagen müssen?“

Auch wenn sie wie ein neunzehnjähriger Teenager aussieht, dachte er, sie ist klug und schlagfertig. Aber hatte er etwas anderes erwartet? Eine Heiratsschwindlerin musste schlau wie ein Fuchs sein, und sie musste wissen, wann und wie sie ihre Fähigkeiten einzusetzen hatte. Natürlich hatte sie nicht versucht, Michael über die Familie und die Insel auszufragen, das hätte nur Verdacht erregt. Selbst sein vertrauensseliger Bruder wäre irgendwann misstrauisch geworden.

„Mein Großvater liebt die Insel und kommt oft hierher, um den Frieden und die Stille zu genießen.“

„Ist das nicht ein bisschen einsam, hier allein Ferien zu machen?“ Gegen ihren Willen führte Abby das Gespräch weiter. Das Thema kam ihr relativ sicher vor, und ob es ihr gefiel oder nicht, seine tiefe samtweiche Stimme hatte etwas Hypnotisierendes an sich.

„Meistens begleitet ihn meine Mutter.“ Theo ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen.

„Und verbringen Sie Ihre Ferien auch immer hier?“, fragte Abby neugierig.

„Ich mache überhaupt keine Ferien“, erwiderte er tonlos.

„Warum nicht?“

„Wie bitte?“

„Warum machen Sie keine Ferien? Gehören Sie zu den Menschen, die Entspannung für eine Sünde halten?“

Theo sah sie ungläubig an. Die Art und Weise, wie sie die Frage gestellt hatte, grenzte an Unverfrorenheit. Und das war eine Eigenschaft, die er weder bei den Menschen, mit denen er arbeitete, noch bei Frauen allgemein sonderlich schätzte. Er fühlte, wie sich sein Puls vor Wut beschleunigte, weil sie ihn weiterhin ruhig und ein wenig verächtlich musterte.

Eine Heiratsschwindlerin, dachte er, eine gewöhnliche kleine Heiratsschwindlerin wagt es, mit mir die Schwerter zu kreuzen.

„Ich leite ein Firmenimperium, Miss Clinton, und, wie seltsam Ihnen das auch erscheinen muss, alle zwei Wochen Urlaub zu machen, ist nicht der Schlüssel meines Erfolges.“

„Die Menschen glauben immer, sie seien unersetzbar, doch das stimmt nicht. Michael sagt, seine wichtigste Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die beiden Restaurants und der Nachtclub auch ohne ihn zurechtkommen. Das ist so ähnlich wie bei Kindern. Man tut alles für sie, und natürlich brauchen sie unsere Hilfe, solange sie klein sind. Doch letzten Endes geht es nur darum, dass sie irgendwann ihren eigenen Weg gehen. Dann haben die Eltern gute Arbeit geleistet.“

„Und woher haben Sie dieses Wissen über Kinder?“

Abby hätte sich ohrfeigen können. Theo Toyas war gefährlich. Sie hätte aufpassen müssen und sich nicht von bedeutungsloser Konversation einlullen lassen dürfen. „Das war nur ein Beispiel.“ Sie zuckte die Schultern, was seine Wut nur weiter steigerte. Und, um ihrem Verhalten die Krone aufzusetzen, wandte sie auch noch den Blick von ihm ab.

Sein Plan, mehr über sie herauszufinden, war fehlgeschlagen. Deshalb entschied er sich, die weitere Befragung auf später zu verschieben. „Selbstverständlich sind meine Mitarbeiter ausgesprochen fähig und loyal, aber ich behalte die Zügel gerne in der Hand. Nennen Sie das die ‚griechische‘ Methode.“ Ihr Gesicht, genau wie ihr Körper, war ausgesprochen hübsch. Plötzlich ertappte er sich, wie er sie anstarrte. Ärgerlich senkte er den Kopf.

„Okay.“

„Wie bitte?“

„Wenn Sie sich dann besser fühlen, nenne ich es die ‚griechische Methode‘.“

Theo konnte sich nur noch mühsam beherrschen. „Wie lange kennen Sie meinen Bruder schon?“

„Oh, seit ein paar Jahren.“

„Sie sind seit ein paar Jahren mit ihm zusammen, und erst jetzt stellt er Sie seiner Familie vor? Das fällt mir sehr schwer zu glauben. Michael ruft unsere Mutter jede Woche an.“

„Ich sagte, ich kenne ihn seit ein paar Jahren, und das stimmt. Wir sind Freunde.“ Abby wusste, dass sie sich auf gefährliches Terrain begeben hatte. Und sie wusste auch, was Theo vorhatte. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. Und das war natürlich unmöglich, solange er sich über sie ärgerte …

Deshalb setzte sie ein Lächeln auf. Ein warmes Lächeln, wie sie hoffte. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Michael hat alle Eigenschaften, die ich bei einem Mann bewundere. Er ist freundlich, zuvorkommend und bescheiden. Wahrscheinlich sind Sie der Meinung, dass ihm gerade diese Eigenschaften bei seinen Geschäften hinderlich sind, aber das Gegenteil ist der Fall. Alle Angestellten mögen ihn, und ich auch.“

„Und wie haben Sie sich kennengelernt?“ Theo konnte die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme hören, doch ihre Schilderung kam ihm etwas zu glatt vor, um wahr zu sein. Sobald viel Geld im Spiel war, hörten Menschen auf, ehrlich zu sein.

„Ich habe für ihn gearbeitet“, sagte Abby. „Ich habe mich um die Buchführung seiner Restaurants gekümmert. Am Anfang gab es nur mich und eine Sekretärin, mittlerweile ist das Team auf zehn Personen angewachsen. Sie waren noch nie in Brighton und haben Michael besucht, oder?“

„Es ist einfacher, wenn mein Bruder nach London zu mir kommt. In letzter Zeit haben wir uns aber nicht oft gesehen. Wir waren beide sehr beschäftigt.“

„Seine Restaurants sind fantastisch“, begeisterte sich Abby, um das sichere Thema fortzuführen. „Eines ist im Stil eines Pubs gehalten, sehr gemütlich, aber mit erstklassigem französischem Essen. Das andere ist ausgefallener eingerichtet, dafür sind die Menüs schlichter. Für beide Restaurants gibt es eine Warteliste von zwei Monaten.“

„Was für eine brillante Lobpreisung der kulinarischen Abenteuer meines Bruders“, entgegnete Theo. „Ich bin mir sicher, dass er Ihren Enthusiasmus sehr inspirierend findet.“

Abby fiel es immer schwerer, sich nicht anmerken zu lassen, wie groß ihre Abneigung gegen Theos arrogantes Verhalten war. Sie wusste, dass er versuchte, den schwachen Punkt in ihrer Geschichte zu finden, um sie des Betrugs überführen zu können.

„Das hoffe ich“, meinte sie deshalb. „Es ist schwer, sich selbstständig zu machen. Unterstützung ist unbezahlbar.“

„Und irgendwann war mein Bruder dankbar für Ihre unbezahlbare Anteilnahme an seinem Leben?“

„Ich war nicht die Einzige, die auf seinen Erfolg vertraute.“

Aber ich wette, du warst die Einzige, die mit sehr überzeugenden weiblichen Tricks gearbeitet hat, dachte Theo. Abigail Clinton mochte nicht über einen offensichtlichen Sex-Appeal verfügen, doch selbst er musste zugeben, dass etwas Faszinierendes von ihr ausging.

„Sie sollten Ihren Badeanzug anziehen“, sagte er, um das Thema zu wechseln. „Das Wasser ist herrlich.“

„Ich habe keinen mitgebracht.“

„Wie bitte?“

Abby errötete. „Ich … ich kann nicht schwimmen“, gestand sie zerknirscht, wurde dann aber wütend, weil er sie zuerst fassungslos anstarrte, dann taktlos grinste. „Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Viele Menschen können nicht schwimmen. Sie sind in der Nähe des Meeres, umgeben von Swimmingpools aufgewachsen, aber ich nicht!“

Theos Interesse war geweckt. Er war auf wertvolle Informationen aus gewesen, Informationen, die er gegen sie verwenden konnte. Doch dieser nutzlose Schnipsel machte ihn neugierig.

„Ich wusste nicht, dass das die Voraussetzung ist, um schwimmen zu lernen“, meinte er und beobachtete ihr gerötetes Gesicht. „Ich dachte, an Englands Schulen sei Schwimmen Teil des Lehrplans.“

„Vielleicht!“ Sie hatte gesprochen, ohne nachzudenken. Es war nicht schwer, seine nächste Frage zu erraten, und so wartete sie schweigend auf das Unvermeidbare.

„Sie meinen, Sie sind nicht in England zur Schule gegangen? Sind Sie in Australien aufgewachsen? Sind Ihre Eltern deshalb dorthin zurückgekehrt?“

„Nein, ich bin nicht in Australien aufgewachsen. Ich hatte eine ungewöhnliche Kindheit“, murmelte sie schließlich.

„Wie ungewöhnlich?“ Theo setzte sich auf und sah sie – wie Abby fand – etwas zu interessiert an.

Konnte er denn nicht sehen, dass ihr dieses Thema unangenehm war? Doch, dachte sie verdrießlich, das tat er. Was für ihn aber eben kein Grund war, das Thema fallenzulassen. Andererseits war ihre Kindheit nun wirklich kein großes Geheimnis.

„Meine Eltern waren … ein bisschen unkonventionell. Sie sind viel gereist.“

„Sie meinen, Ihre Eltern waren Zigeuner?“

„Natürlich waren sie keine Zigeuner! Nicht, dass ich etwas gegen Zigeuner habe. Aber sehe ich wie eine Zigeunerin aus?“ Sie nahm den Hut von ihrem Kopf und hielt ihm eine Strähne ihres langen blonden Haars entgegen. Theo genoss die surreale Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte. Er nahm die Strähne in die Hand und untersuchte sie sorgfältig.

„Könnte gefärbt sein“, kommentierte er.

„In meinem ganzen Leben habe ich mir noch nie die Haare gefärbt.“

„Dann erklären Sie mir alles.“

„In Ordnung. Wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Meine Eltern waren … waren … Hippies.“ Sie hatte es tatsächlich gesagt. Jetzt wartete sie auf seinen Lachanfall. Stattdessen sah er sie weiterhin neugierig an. „Sie glaubten nicht an materielle Besitztümer und wollten sich nicht an einen Ort binden. Als ich älter wurde, hat mir meine Mutter erklärt, das Leben sei ein Abenteuer. Und wie abenteuerlich ist es, ein Haus zu bauen, die Hypothek abzubezahlen und einen Job in der Bank zu haben? Deshalb sind wir gereist. Selbstverständlich bin ich zur Schule gegangen, aber wir waren nie lange an einem Ort, nie lange genug, um …“

„Um schwimmen zu lernen? Freundschaften zu schließen?“

„Natürlich habe ich Freunde! Sogar sehr viele.“ Aber die waren gekommen und mit jedem Umzug wieder verschwunden. Ihre Eltern hatten sich stets über neue Bekanntschaften gefreut und nicht verstehen können, warum ihre Tochter das anders empfand. Mit Jungs auszugehen, als sie älter wurde, kam überhaupt nicht infrage, weil jede Beziehung von vorneherein zum Scheitern verurteilt war. Und dann, als ihre Eltern nach Australien ausgewandert waren und sie endlich an einem Ort wohnen bleiben konnte, fehlte ihr die Erfahrung, einen Taugenichts zu erkennen. Oliver Jarnie hatte charmant und hartnäckig um sie geworben. Und Abby hatte sich in ihn verliebt – ohne dass ihr je seine Fehler aufgefallen wären. Fehler, bei denen die meisten Mädchen das Weite gesucht hätten.

Doch das, dachte sie, würde Theo Toyas nie erfahren.

„Das war aber unglaublich egoistisch von Ihren Eltern. Warum sind sie nach Australien gegangen?“

„Mehr Platz, weniger Menschen.“ Abby setzte ein schiefes Grinsen auf. „Obwohl sie inzwischen in Melbourne ein Geschäft für fair gehandelte Lebensmittel und Ethno-Schmuck eröffnet haben. Sogar ein kleines Haus haben sie mittlerweile gekauft.“

„Ich würde sie gerne kennenlernen.“ Theo war selbst am meisten überrascht, die Worte aus seinem Mund zu hören. Er stellte sich Abby als kleines Mädchen vor, wie sie sich nach Stabilität und Normalität sehnte, um wie alle anderen sein zu können.

Allerdings war genau das wahrscheinlich der perfekte Hintergrund, um sich einen reichen Mann zu angeln – einen Mann, der ihr Beständigkeit und Geborgenheit bieten konnte.

Wie rührend ihre kleine Geschichte auch immer sein mochte und wie gerne er ihr auch weiter zugehört hätte, er musste sich um wichtigere Dinge kümmern. Er bedachte sie mit einem kühlen Lächeln und stand auf. „Ich möchte vor dem Frühstück noch eine Runde schwimmen. Falls Sie es noch nicht wissen, Frühstück wird hier als Buffet serviert. Alle werden mit den Vorbereitungen für die Feier heute Abend beschäftigt sein, deshalb sollten Sie nicht erwarten, bedient zu werden.“

Mit diesen Worten wandte er sich um und marschierte zum Pool hinüber. Vor Wut über seine gemeine Anspielung hatte Abby ihm am liebsten ihr Buch an den Kopf geworfen. Aber Gefühlsausbrüchen nachzugeben war nicht ratsam. Schließlich musste sie Michael beschützen.

Deshalb stand sie ebenfalls auf und kehrte in ihr Zimmer zurück.

Michael schlief immer noch, also stupste Abby ihn so lange an, bis er die Augen aufschlug. „Du kannst nicht den ganzen Tag im Bett verbringen“, ermahnte sie ihn.

„Du klingst wie eine Ehefrau“, grinste er.

„Michael, sei ernst!“

„Ich bin ernst. Wo warst du überhaupt?“

„Am Pool.“

„Du kannst nicht schwimmen.“

„Das weiß ich. Ich war mit deinem Bruder zusammen, und langsam glaube ich, dass unsere Verlobung keine gute Idee war.“

Abrupt setzte er sich auf. Michaels einzige Schwäche war sein Faible für Seidenpyjamas. Heute trug er einen dunkelblauen mit beigefarbenem Paisleymuster. Abby fragte sich kurz, ob auch Theo diese Vorliebe teilte. Doch wahrscheinlich, überlegte sie weiter, schlief dieser Mann ohne ein einziges Kleidungsstück an seinem Körper. Sofort verbat sie sich, diesen Gedankengang noch weiter zu verfolgen, und blickte Michael an, der sie besorgt musterte.

„Das ist sogar eine ganz hervorragende Idee. Du wirst mich doch jetzt nicht im Stich lassen, Abby?“

„Vielleicht habe ich nicht alle Einzelheiten bedacht“, murmelte sie. „Ich verstehe, warum du es wolltest. Aber jetzt, da ich tatsächlich hier bin … ich will deine Mutter nicht betrügen, und deinen Großvater auch nicht. Die beiden sind nette Menschen.“

„Wir betrügen niemanden“, flüsterte Michael. „Und wir machen das alles, weil es nette Menschen sind. Bitte, lass mich jetzt nicht hängen. Bitte, Abby.“

„Da ist noch etwas“, meinte sie schließlich. „Dein Bruder hat Verdacht geschöpft.“

„Was?“

„Er glaubt, ich sei nur auf dein Geld aus.“

Michael grinste wieder. „Oh, das ist okay. Damit ist er von den tatsächlichen Gründen erfreulich weit entfernt.“

„Stimmt. Aber er wird nicht locker lassen, bis er die Wahrheit herausgefunden hat.“

„Er wird nur drei Tage lang hier sein. Wie viel kann er in dieser Zeit schon herausfinden?“

Ein normaler Mensch nicht viel, aber dein Bruder mehr, als uns lieb ist.

„Ich schätze, ich kann ihm aus dem Weg gehen“, meinte Abby. „Das sollte nicht allzu schwierig sein.“

„Das wird Theo erst recht dazu bringen, zu glauben, du hättest etwas zu verbergen“, erwiderte er stirnrunzelnd. „Vielleicht ist es besser, wenn du versuchst, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Ich meine, sprich mit ihm, zeig ihm, dass wir beide uns mögen. Was ja zufällig auch keine Lüge ist.“ Sein schelmisches Grinsen war so ansteckend, dass Abby nach kurzem Zögern in seinen Optimismus einstimmte.

„Mach dir keine Sorgen. In einer Woche sind wir wieder in England und kehren zur Normalität zurück. Ich werde mich jetzt anziehen, dann gehen wir frühstücken und anschließend besichtigen wir die Stadt, einverstanden?“ Er zog sie eng an sich, in eine beruhigende und zugleich Mut machende Umarmung.

Die Anspannung, die Abby in Theos Gegenwart empfunden hatte, fiel von ihr ab. Michaels Freundschaft bedeutete ihr sehr viel. Deshalb hatte sie auch der Verlobung zugestimmt.

„Du wirst ein wenig Zeit mit ihm verbringen müssen“, bat er. „Ich weiß, dass Theo manchmal ein bisschen überschwänglich ist. Aber er ist der fairste Mensch, den ich kenne.“

„Wenn er wirklich so fair ist …“

„Du hast von ihm nichts zu befürchten. Du bist nicht hinter meinem Geld her, und wir mögen uns wirklich. Also, gib mir ein paar Minuten, und dann gibt es Frühstück. Okay?“

Eine halbe Stunde später gingen sie nach unten. Mittlerweile waren auch die anderen Familienmitglieder aufgestanden. Theo beobachtete die beiden, wie sie sich mit seinen Verwandten unterhielten. Ihre Körpersprache zeugte von einer gewissen Nähe, von deren Echtheit er nicht wirklich überzeugt war.

Es ärgerte ihn maßlos, wie munter Abby sich mit den anderen unterhielt. Irgendwann wandte sie sich um und sagte etwas zu Michael. Sein Bruder antwortete mit einem breiten Grinsen und beugte sich zu ihr, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Wahrscheinlich süße Schmeicheleien, dachte Theo. Der arme Narr. Nimm eine sexy Frau und einen leichtgläubigen Mann, und man erhält innerhalb eines Jahres eine Scheidung – mit einer stattlichen Abfindung für die Heiratsschwindlerin.

Er runzelte die Stirn. Wann hatte er aufgehört, von ihr als knabenhaftem Mädchen und stattdessen von einer sexy Frau zu denken?

Aber die Hauptsache bleibt, überlegte er weiter, dass ich meinen kleinen Bruder beschütze.

Als wäre Abby sich plötzlich seiner Blicke bewusst geworden, hob sie den Kopf und sah ihn an. Theo erwiderte ihren Blick und war sehr zufrieden, weil sie den ihren hektisch wieder abwandte. Mochte sie auch seinen Bruder für einen ausgemachten Trottel halten, er würde dafür sorgen, dass sie von ihm nicht dasselbe dachte.

Er trank den letzten Schluck seines Kaffees und ging zu dem Tisch hinüber, an dem Abby und Michael zusammen mit einigen Onkels und Tanten saßen.

„Also“, meinte er und stützte sich auf dem Tisch auf, „wie lautet der Plan für heute?“ Er hatte zu der ganzen Gruppe gesprochen, seinen Blick allerdings fest auf Abby gerichtet. Die jedoch ignorierte ihn völlig und konzentrierte sich auf ihr Croissant.

Die Verwandtschaft schien in der Villa bleiben zu wollen. Die Tanten, um bei den Partyvorbereitungen zu helfen, und die Onkel, der griechischen Tradition folgend, um sich am Pool zu entspannen.

„Eine Stadtbesichtigung“, sagte Abby rasch. In der Sekunde, in der sie ihn erblickt hatte, hatte sie gewusst, dass er sie beobachtete. Sie hätte ihm ein Lächeln schenken sollen, doch es war ihr nicht gelungen. Es war, als würden seine dunklen Augen alle normalen Reaktionen verhindern. Mittlerweile hatte sie allerdings genug Zeit gehabt, sich innerlich gegen ihn zu wappnen, und sie setzte ein fröhliches Lächeln auf.

„Was ist mit Ihnen? Helfen Sie bei den Vorbereitungen, oder bleiben Sie am Pool?“

„Ich muss arbeiten“, erwiderte Theo.

„Das darf doch nicht wahr sein“, meinte Michael, woraufhin ihn Abby und Theo neugierig ansahen. „Liebling, ich weiß, ich habe versprochen, dir Santorin zu zeigen, aber …“

Im Bruchteil einer Sekunde wusste Abby, was er vorhatte, und warf ihm einen warnenden Blick zu. Um sicherzugehen, verpasste sie ihm unter dem Tisch einen Tritt gegen sein Schienbein, aber er reagierte nur mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln.

„Kein Problem, wir können die Besichtigung auf später verschieben“, sagte Abby, um das Unvermeidliche doch noch zu verhindern.

„Ich wollte dich fragen, ob du meinen Platz einnehmen könntest, Theo. Abby hat sich so auf unsere kleine Tour gefreut. Ich hasse es, sie enttäuschen zu müssen, aber gestern Abend hat mir einer der Küchenchefs eine E-Mail geschickt; es gibt Probleme bei der Lieferung der Meeresfrüchte.“

Wieder schickte Abby ihm einen warnenden Blick, den Michael ebenfalls ignorierte. „Aber wenn du arbeiten musst, Theo“, fuhr er ungerührt fort, „könntest du Abby dann vielleicht mit dem Wagen in die Stadt fahren?“

„Meine Arbeit kann warten“, unterbrach Theo seinen kleinen Bruder entschlossen. Selbstverständlich hatte er die Blicke bemerkt, die Abby Michael zugeworfen hatte. Ganz offensichtlich wollte Miss Clinton nicht mit ihm zusammen wegfahren, und er fragte sich, warum. Nun, das Risiko, sich in ihrem Lügengebilde zu verheddern, wurde mit der Zeit natürlich immer größer.

Abby versuchte verzweifelt, keine entsetzte Miene aufzusetzen.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen unsere kleine Insel zu zeigen“, sagte Theo. „Treffen wir uns doch in einer Stunde.“ Er freute sich wirklich darauf, den Tag mit ihr zu verbringen. Sein Lächeln wurde breiter. Dieser Ausflug verschaffte ihm die Gelegenheit, nicht nur das Mädchen kennenzulernen, sondern ihr auch zu zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Einige Stunden der Zweisamkeit sollten Wunder wirken …

3. KAPITEL

Theo wartete bereits auf sie. Ihr Herz klopfte schneller, als sie ihn sah. Er stand in der Einfahrt, gegen einen der Wagen gelehnt, und telefonierte.

Der einfachste und sicherste Weg, das Misstrauen seines Bruders aus der Welt zu schaffen, sei, mit ihm diesen Ausflug zu machen, hatte Michael argumentiert. Theo würde das Interesse an ihr verlieren, sobald er erkannte, dass sie ein offener freundlicher Mensch sei, der nichts zu verbergen hatte.

Michael hatte schon immer die Fähigkeit besessen, seinen Willen durchzusetzen, und Abby wusste auch, warum. Sie vertraute ihm. Dennoch verspürte sie jetzt einen Anflug von Furcht.

Als Theo ihre Schritte hörte, wandte er sich zu ihr um, schloss sein Handy und steckte es in die Hosentasche. Er trug khakifarbene Bermudashorts und ein kurzärmliges T-Shirt. Zusammen mit der dunklen Sonnenbrille wirkte er in diesem Outfit cool, lässig und sehr weltgewandt.

„Sie müssen das wirklich nicht auf sich nehmen“, sagte Abby, sobald sie in Rufweite war. „Ihre Arbeit wartet auf Sie, und mir macht es überhaupt nichts aus, den Tag mit einem Buch im Garten zu verbringen.“

Theo neigte kurz den Kopf, um zu zeigen, dass er ihren Vorschlag gehört hatte. Aber anstatt zu antworten, öffnete er die Beifahrertür.

„Im Garten zu lesen ist wohl kaum ein angemessener Ersatz für das Abenteuer einer Inselbesichtigung, oder?“, sagte er, als beide im Wagen saßen.

Hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht sehen, doch den Triumph, der jetzt in ihnen schimmern würde, konnte sie sich nur allzu gut vorstellen.

„Ich will keine Abenteuer erleben“, meinte Abby. Wegen der Hitze des Tages hatte sie ihre Jeans gegen einen kurzen Limonen grünen Rock und eine ärmellose weiße Weste eingetauscht. Obwohl sie wusste, dass Theo kein Interesse an ihren Beinen hatte, fühlte sie sich nun ziemlich entblößt.

„Was hat Michael Ihnen von der Insel erzählt?“

„Sie ist recht klein, und es gibt ein paar sehr gute Boutiquen.“

Theos Mundwinkel zuckten. „Erinnern Sie mich daran, meinem Bruder zu verbieten, jemals als Fremdenführer zu arbeiten. Okay, ich gebe Ihnen einige Fakten. Die Insel ist eigentlich einer der aktivsten Vulkane der Welt. Manche Forscher behaupten, dass vor dreitausend Jahren die gesamte minoische Zivilisation bei einem Ausbruch ausgelöscht wurde. Und ob Sie es glauben oder nicht, lange Zeit gab es hier überhaupt keinen nennenswerten Tourismus. Erst seit ein paar Jahren hat man angefangen, den berühmten Krater und die unvergleichlichen schwarzen Sandstrände als Attraktion zu vermarkten. Natürlich fördern jetzt alle den Tourismus, weil es hilft, den eigenen Lebensstandard zu heben. Aber dadurch, und da müssen Sie mir zustimmen, geht natürlich auch etwas von der Ursprünglichkeit der Insel verloren.“

„Wenn ich die Wahl hätte, ein Dach über meinem Kopf und einen gefüllten Magen zu haben für den Preis von ein paar Touristen für einige wenige Monate im Jahr, dann wüsste ich, wie ich mich entscheiden würde.“

„Aha, Sie sind eine pragmatische Frau.“ Oder etwas ganz anderes. „Und ich dachte immer, Frauen seien von Natur aus eher romantisch veranlagt.“

„Nur weil jemand vorausschauend ist, heißt das nicht, dass er nicht auch romantisch sein kann.“

Anstatt die Brisanz ihrer Aussage in aller Breite zu diskutieren, entschied Theo sich, ihr weitere Informationen zu entlocken.

„Ich schätze, die Reisen mit Ihren Eltern haben Sie nicht mit der ausreichenden Dosis Realität konfrontiert, um Ihren Sinn für Romantik auszulöschen.“

Abby wandte den Blick von der beeindruckenden Landschaft ab und starrte ihn an. Sei nett, freundlich und offen, erinnerte sie sich. „Vielleicht, doch ich muss sagen, ich habe eine ordentliche Dosis Realität in Form von behelfsmäßigen Unterkünften und gefährlichen Vierteln abbekommen. Nein, das war gelogen, wir sind nie in gefährliche Gegenden gezogen. Wolf und River haben kleine Dörfer der Stadt vorgezogen.“

„Wolf und River?“

Abby hatte das nicht sagen wollen. Noch nicht einmal Michael wusste von den lächerlichen Namen, die ihre Eltern sich gegeben hatten.

„Ihre Eltern nannten sich Wolf und River?“ Gut, dachte er, vielleicht ist sie eine etwas vielschichtigere Heiratsschwindlerin, als ich angenommen hatte.

„Sie haben mir erklärt, sie brauchen Namen, die ihrem Wesen entsprechen. Natürlich habe ich sie weiterhin Mum und Dad genannt.“

„Das hat ihnen bestimmt gefallen.“

„Sie haben akzeptiert, dass ich … nicht wie sie war. Außerdem ist das lange her. Erzählen Sie mir mehr über die Insel. Ist der Vulkan noch aktiv?“

Flüchtig betrachtete er ihre schlanken Beine, die durch den kurzen Rock großzügig enthüllt wurden. Dann versuchte er, sich wieder auf seine Aufgabe zu konzentrieren.

„Was war Ihr Spitzname?“

„Stream“, erwiderte sie kurz angebunden. „Ich habe meinen Eltern das Versprechen abgenommen, mich in der Öffentlichkeit nie damit anzusprechen. Sie wollten mir gerade von der Gefährlichkeit vulkanischer Inseln erzählen?“

„Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das ziemlich peinlich vor Ihren Freunden war.“

Abby erinnerte sich mit Schaudern an ein Ereignis zurück, als ihre Eltern sie von der Schule abholen sollten und sie bei ihrem Kosenamen Stream – kleiner Fluss – gerufen hatten. Ihr kurzer Aufenthalt an dieser Schule gehörte nicht zu den glücklichsten Erinnerungen ihres Lebens.

Noch mehr erstaunte sie allerdings die Tatsache, dass sie, die Geschichte beinahe dem Mann neben sich gebeichtet hätte. Gerade rechtzeitig stoppte sie sich und lenkte das Gespräch wieder auf die Insel. Zu ihrer größten Erleichterung ging Theo diesmal auf den Themenwechsel ein.

„Nach dem großen Ausbruch vor dreitausend Jahren haben sich neue Krater gebildet. Zurzeit sind alle inaktiv“, informierte er sie. „Aber sie werden auch ständig von Geologen überwacht.“

„Wie beruhigend. Haben inaktive Dinge nicht die schlechte Angewohnheit, irgendwann aktiv zu werden?“

„Hoffentlich nicht. Aber jetzt entführe ich Sie zu einer kleinen Spritztour.“

„Was für eine Spritztour?“, fragte sie vorsichtig. Doch Theo ließ nur ein breites Grinsen aufblitzen. Seine Zähne schimmerten wunderbar weiß; plötzlich wurde sie sich der Gegenwart dieses Mannes überdeutlich bewusst.

Die Spritztour entpuppte sich als wilde Talfahrt. Abby klammerte sich fest an Theo und hatte keinen Blick für die atemberaubende Schönheit der Vulkanlandschaft. Über Lavabrocken und Felsen steuerte er den Wagen und lachte nur, weil sie ihren Kopf an seine Schultern presste.

„Sie sind ein Sadist“, schrie sie, als der Wagen endlich im Tal hielt und sie mit zitternden Knien ausgestiegen war.

„Sie sind ein Feigling“, erwiderte er. Seine Beine zitterten nicht.

Es verblüffte ihn, wie jemand, der so zielgerichtet handelte wie sie, jemand, der nur des Geldes wegen mit seinem Bruder ausging, gleichzeitig so widersprüchlich sein konnte.

Zum ersten Mal fragte er sich, ob seine Einschätzung der Situation nicht vielleicht falsch war. Das wäre die erste Fehleinschätzung seines Lebens, aber unmöglich war es natürlich nicht.

„Ich habe Ihnen Shopping versprochen“, meinte er und wartete auf ihre Weigerung; er musste nicht lange warten.

„Ich gehe nicht gerne einkaufen.“ In Wahrheit wollte sie ein paar Mitbringsel für Jamie kaufen, aber solange Theo wie eine Klette an ihr hing, kam das nicht infrage.

„Nun, dann sehen Sie sich die Schaufenster an, und ich erledige das Einkaufen.“

Trotz des flauen Gefühls im Magen von der Fahrt konnte Abby nicht widerstehen, nun auch eine spitze Bemerkung zu machen.

Wo stand geschrieben, dass er das Monopol auf peinliche Fragen besaß? „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Milliardäre gerne shoppen“, zog sie ihn auf. „Ist das nicht eine sehr feminine Eigenschaft?“

„Versuchen Sie mir zu sagen, ich sei feminin?“

Sein Tonfall klang so beleidigt, dass Abby beschloss, noch einen Schritt weiterzugehen. „Es ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn ein Mann einfühlsam ist. Oder gerne einkaufen geht.“ Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, bei diesem Gespräch die Oberhand zu haben. „Ich schätze, manche Männer achten sehr darauf, nur das Beste zu tragen, um die Frauen besser beeindrucken zu können.“

„Manche Männer vielleicht“, stimmte Theo ihr sanft zu. „Obwohl ich nicht annehme, dass Sie zu den Frauen gehören, die sich von einem Maßanzug beeindrucken lassen?“

„Nein.“

„Dann hätten Sie sich auch in meinen Bruder verliebt, wenn Sie ihn in dreckigen Jeans und löchrigem Pullover gesehen hätten?“

Verliebt?

„Ich liebe Ihren Bruder, egal, was er anhat“, wich sie seiner Wortwahl aus.

„Vielleicht sollte ich nach Brighton kommen und mich mit eigenen Augen davon überzeugen“, sagte er. In Abbys Magen stieg wieder ein flaues Gefühl auf.

„Michael ist meistens sehr beschäftigt“, sagte sie unbestimmt.

Ihr ausweichender Tonfall war ihm nicht entgangen. „Sicherlich nicht zu beschäftigt, um seinen einzigen Bruder zu treffen. Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee. Ich besuche euch beide, dann lade ich euch zum Essen ein, und wir feiern …“

„Ich dachte, Sie verbringen die meiste Zeit in Athen?“, entgegnete Abby schwach.

„Bis vor einigen Jahren, ja. Mittlerweile verbringe ich viel Zeit in London. Ich besitze dort sogar ein Apartment.“

„Wir könnten doch zu Ihnen kommen“, schlug sie rasch vor. „Ich weiß, dass Michael die Stadt liebt, und ich habe auch nur selten die Gelegenheit, in London zu sein.“ Nicht mit den Verpflichtungen einer alleinerziehenden Mutter, dachte sie. Gott allein wusste, mit welcher gemeinen Bemerkung er diese Tatsache kommentieren würde. Wahrscheinlich würde es hervorragend in sein Konzept passen und ihm einen weiteren Grund liefern, warum sie einen reichen Mann heiraten wollte. Wenn er mit seinen Verhören weitermachte, würde Michael ihm irgendwann die Wahrheit gestehen. Die ganze Scharade war nur dazu da, um seinen Großvater zu beruhigen, ihm zu zeigen, dass sein Lieblingsenkel endlich den richtigen Lebensweg eingeschlagen hatte. Wenn er jemals herausfand, dass …

„Warum haben Sie so selten die Gelegenheit, nach London zu kommen? Mein Bruder befiehlt Ihnen bestimmt nicht, jede Minute an seiner Seite zu verbringen?“

„Nein, natürlich nicht! Ich … irgendwie scheine ich einfach nicht dazu zu kommen. Sie wissen, wie das ist. Man hat einen Plan, einen Traum, aber bevor man sich’s versieht, ist ein weiteres Jahr vorbei.“

„Was haben Sie sich vorgenommen?“

„Und was haben Sie sich vorgenommen?“, konterte sie herausfordernd. „Es muss etwas geben. Arbeit allein kann Sie nicht glücklich machen.“

„Ich arbeite nicht nur“, erwiderte er. „Ich bin auch ein großer Anhänger von Sport und Spaß.“

„Oh, wirklich?“, fragte Abby höflich. „Und welche Sportarten?“

Theo lachte leise und hob belustigt eine Augenbraue. „Die Art, zu der man willige Vertreter des anderen Geschlechts braucht.“

In dem nun folgenden Schweigen fühlte Abby, wie ihr das Blut heiß ins Gesicht schoss. Sie spürte, wie er sie beobachtete, sich amüsierte bei dem Gedanken daran, wie sie sich den von ihm beschriebenen Sport vorstellte.

„Natürlich ist das nicht der einzige Sport, den ich ausübe“, errettete er sie schließlich. „Ich schwimme und versuche, wenigstens einmal in der Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Das ist nicht immer ganz einfach. Meine Filialen sind über die ganze Welt verstreut. Auf meine Art bin ich genauso ein Nomade wie Ihre Eltern. Hören wir auf, über mich zu sprechen. Es ist Zeit zum Einkaufen.“

So viel also zum Thema Sightseeing, dachte sie. Natürlich hatte sie einige Sehenswürdigkeiten zu Gesicht bekommen, aber die Unterhaltung mit Theo hatte sie so in Anspruch genommen, dass sie nicht wirklich ein Auge dafür gehabt hatte. Und auch die Kamera war die ganze Zeit in ihrer Handtasche geblieben.

„Dieser Ort ist nicht der hübscheste auf der Welt“, plauderte Theo weiter, während sie nebeneinander durch die Straßen und Gassen schlenderten, „aber es gibt hier einige sehr gute Designerboutiquen.“

„Normalerweise kaufe ich keine Designerkleider. Ich würde lieber einen Blick in die kleineren Handarbeitsläden werfen und einige Souvenirs kaufen.“

„Sie haben heute Morgen gesagt, Sie hätten keinen Badeanzug mitgebracht …“

„Ja.“

„Und das sollten wir ändern …“

Zu spät bemerkte sie, dass Theo seine Schritte offensichtlich auf ein bestimmtes Ziel gerichtet hatte: ein kleines Geschäft für Bademode, mit teuren Preisschildern und übereifrigen Verkäuferinnen.

Abby blieb stehen. „Ich brauche keinen Badeanzug.“

„Oh, das sehe ich anders. Wir werden die nächsten Stunden am Strand verbringen, und Ihr Outfit ist definitiv zu warm.“

„Ich gehe nicht an den Strand!“

„Warum nicht? Ich habe meinem Bruder versprochen, Ihnen die Sehenswürdigkeiten zu zeigen, und die Strände gehören zu jeder guten Tour dazu.“

„Michael würde es nicht gefallen …“

„Warum nicht?“

„Weil …“ Plötzlich bemerkte Abby, dass sie die Tür zum Geschäft blockierten. Ein wütendes Pärchen drängte sich zwischen ihnen hindurch.

„Glaubt er etwa, ich würde seine Verlobte verführen?“

„Nein, natürlich nicht! Und das war sehr unanständig!“

Theo warf den Kopf zurück und lachte. „Aus Ihrem Mund klingt das irgendwie höhnisch.“

„Was meinen Sie damit?“

Anstatt ihr zu antworten, schob Theo sie von der Tür fort und presste sie gegen die Wand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Abby atmete seinen herben männlichen Duft ein.

„Warum beenden wir nicht dieses Spielchen?“ Sein Tonfall war seltsamerweise überhaupt nicht aggressiv, dafür umso kälter. „Wir beide wissen, was wirklich hinter der Verlobung steckt. Ich habe beobachtet, wie Sie mit meinem Bruder umgehen. Und ich habe darauf gewartet, dass Sie meine Vermutungen widerlegen, aber nichts von dem, was Sie gesagt oder getan haben, konnte mich davon überzeugen, dass Sie nicht nur hinter Michaels Geld her sind.“

„Das ist nicht wahr“, stammelte Abby; alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. „Warum behaupten Sie so etwas?“

„Weil ich nicht naiv bin.“

„Und Michael ist das?“

„Michael ist … Michael. Während die meisten Jungs mit vierzehn herausfinden, wie viel Spaß sie mit Mädchen haben können, hat Michael sich neue Marinaden für Fleisch ausgedacht. Geld bedeutet ihm nicht viel, und aus irgendeinem Grund geht er davon aus, dass der Rest der Menschheit genauso empfindet. Aber ich weiß es besser.“

„Sie verstehen gar nichts.“ Abby kam es vor, als würde sie in einer Flut von Anschuldigungen und falschen Verdächtigungen ertrinken. Und sie hatte nicht die Macht, irgendetwas richtigzustellen.

„Was verstehe ich nicht?“ Sein kalter Tonfall war wie ein Schlag ins Gesicht. Alles, was sie tun konnte, war, seinem Blick halbwegs standzuhalten.

Schließlich schüttelte er verärgert den Kopf. „Kaufen wir Ihnen einen Badeanzug. Aber unser Gespräch ist noch nicht beendet, allerdings möchte ich es nicht hier fortführen.“

„Sie erwarten doch nicht etwa, dass ich jetzt noch mit Ihnen an den Strand gehe? Nicht, nachdem Sie mich beschuldigt haben …“

„Wir unterhalten uns entweder irgendwo, wo wir ungestört sind, oder in der Villa. Es ist Ihre Entscheidung.“

„Das Geld Ihres Bruders interessiert mich überhaupt nicht“, versuchte es Abby ein letztes Mal.

Theos Antwort war, sich auf dem Absatz umzudrehen und das Geschäft zu betreten. Abby blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Mit verschränkten Armen wartete er auf sie in der Mitte des Ladens. Eine Verkäuferin stand nicht weit von ihm entfernt und warf ihm ein albernes Lächeln zu; eine zweite saß neben der Kasse und lächelte genauso. Entweder bemerkte Theo die verführerischen Augenaufschläge nicht, oder er war zu sehr daran gewöhnt. Bei Abbys Eintritt nickte er einer der Verkäuferinnen zu, und diese eilte sofort an seine Seite.

Noch nie in ihrem Leben hatte Abby in einem Geschäft eine solch unterwürfige Bedienung erfahren.

„Ich will keinen Badeanzug.“

Das Lächeln der Verkäuferin erstarrte, wie bei jemandem, der nicht richtig verstanden hatte, und Theo wechselte ins Griechische. Eine halbe Stunde später verließen sie den Laden; Abby trug jetzt einen schwarzen Bikini unter ihrer Kleidung.

Schweigend lenkte Theo den Wagen zum Strand. Er informierte sie nur mit knappen Worten, dass Handtücher und ein Picknickkorb im Kofferraum bereitlagen.

Offensichtlich hat er den Tag gut vorbereitet, dachte sie. Er hatte keine Besichtigungstour geplant, sondern wollte nur Zeit mit ihr verbringen, um seine Version der Wahrheit zu bestätigen.

Abby fühlte ihr Herz heftig in ihrer Brust schlagen, als sie endlich an einem der berühmten Strände Santorins ankamen.

„Auf den umliegenden Inseln gibt es noch schönere Strände“, teilte er ihr während des Aussteigens mit, „aber dahin gelangt man nur mit der Fähre.“

Abby antwortete nicht. Jetzt, da er seine wahren Absichten offenbart hatte, wollte sie das Gespräch nur noch hinter sich bringen, obwohl sie kaum einen Ausweg für sich sah. Michaels Vorschlag, nett zu sein, hatte nichts gebracht.

Theo holte den Picknickkorb aus dem Kofferraum und blickte sich suchend nach einem leeren Strandabschnitt um. Langsam folgte Abby ihm und bewunderte lustlos den schwarzen Sand und das klare ruhig daliegende Meer.

„Es besteht kein Grund, so deprimiert zu gucken“, meinte Theo, nachdem er die Handtücher ausgebreitet hatte. Dann zog er sein T-Shirt aus und konfrontierte Abby mit dem Anblick seiner schmalen Hüften und einem flachen überaus muskulösen Bauch.

„Ich bin nicht deprimiert“, erwiderte sie aufgebracht. „Ich bin wütend, weil Sie mich wie eine Gefangene hergebracht haben. Ich habe keine andere Möglichkeit, als mir Ihre unsinnigen Beschuldigungen anzuhören. Ich bin wütend, weil Sie Michael wie einen Trottel behandeln, der immerzu und vor allem beschützt werden muss. Ich weiß nicht, was Sie damit bezwecken. Glauben Sie, Sie müssen nur rücksichtslos genug nachfragen und ich werde etwas gestehen? Sie sind arrogant und eingebildet, und ehrlich gesagt, haben Sie einen Bruder wie Michael, der nichts auf Sie kommen lässt, nicht verdient!“ Abby schäumte vor Wut über seine gemeinen Unterstellungen.

Theos Lippen bildeten nur noch eine schmale Linie. Heiße Wut stieg in ihm auf, als er ihr gerötetes Gesicht und ihre selbstgerechte Haltung sah; die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, und ihr Körper zitterte nahezu unmerklich vor Anspannung. Diese miese kleine Heiratsschwindlerin, dachte er. Hinterlistig, wie sie war, hatte sie seinen Bruder ins Spiel gebracht! Doch langsam zerbrach ihre Maske. Endlich zeigte sie ihr wahres Gesicht.

Er ignorierte ihre Vorwürfe und streckte sich auf dem Handtuch aus.

„Nun?“, forderte Abby. „Wollen Sie nicht anfangen?“

„Setzen Sie sich und hören Sie auf, sich aufzuregen.“

„Aufzuregen!“

„Das typisch hysterische Verhalten von Frauen.“ Er neigte den Kopf und sah sie an. „Typisch hysterisches Verhalten!“

„Diese Unterhaltung hat wenig Sinn, wenn Sie alles wiederholen, was ich sage. Und jetzt setzen Sie sich!“

„Sie glauben vielleicht, Ihnen gehört die Welt, Mr. Theo Toyas, aber Sie können mir nicht vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe.“

„Nein, aber ich kann Ihnen erklären, dass es in einer Minute ziemlich ermüdend für Sie sein wird, in der Hitze stehen zu bleiben. Das hier ist der einzige schattige Platz am ganzen Strand, der noch nicht von anderen Menschen wimmelt.“ Theo wandte sich ab und wartete. Kurz darauf wurde seine Geduld belohnt, denn auch sie setzte sich auf das Handtuch.

„Fangen Sie an.“

„Für wann ist die Heirat geplant?“

„Wie bitte?“

„Die Hochzeit. Haben Sie schon ein Datum festgelegt?“

„Nein.“

„Nein? Sie überraschen mich. Was für einen Sinn hat eine Verlobung, wenn Sie nicht schnellstmöglich vor den Altar treten wollen?“

„Das passt nicht zu Ihrer schönen Theorie, nicht wahr?“ Abby konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Wahrscheinlich dachten Sie, ich hätte mir bereits einen Taschenrechner gekauft und könnte Ihnen vorrechnen, wie viele Millionen mir zustehen. Es tut mir wirklich sehr leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber wir haben weder ein Datum festgelegt, noch haben wir bislang über die Hochzeit auch nur gesprochen.“

„Warum nicht?“, fragte Theo.

„Nicht jede Frau verfolgt das Lebensziel, in möglichst kurzer Zeit einen Ring am Finger zu tragen.“

„Nein, aber die meisten schon.“

„Wirklich? Wie kommt es dann, dass Sie nicht verheiratet sind? Ich bin überrascht, dass noch keine kluge Frau versucht hat, das phänomenale Vermögen der Toyas zu erobern!“

„Oh, versucht haben es viele“, erwiderte er trocken. „Ich muss wohl kaum hinzufügen, wie das ausgegangen ist.“

„Armer Theo“, spottete Abby. „Zur Einsamkeit verdammt, weil Sie bei jeder Frau, mit der Sie ausgehen, niedere Beweggründe vermuten.“

„Jetzt geht es nicht um mich“, sagte er kalt und richtete sich auf. „Und es ist sinnlos, das Gespräch in eine andere Richtung lenken zu wollen. Außer uns ist niemand hier, also lassen Sie uns zum Punkt kommen. Ich werde es niemals zulassen, dass Sie Michael heiraten.“

Entsetzt öffnete Abby den Mund, doch er kam ihrer Antwort zuvor.

„Vielleicht haben Sie noch nicht über einen Termin für die Hochzeit gesprochen, aber vermutlich nur, weil Sie nicht den Eindruck erwecken wollten, ihn zu bedrängen. Michael mag ein wenig naiv sein, aber selbst bei ihm würden die Alarmglocken läuten, wenn Sie sofort nach der Verlobung von Hochzeit reden.“

Es war Abby gelungen, ihren Mund wieder zu schließen, während sie versuchte, zu verstehen, was Theo ihr gerade mitteilte. Die Zeit der Höflichkeit war vorbei.

„Sie können mir nicht vorschreiben, wen ich heiraten kann und wen nicht“, war alles, was sie schließlich sagen konnte.

„Ich kann, wenn es um meine Familie geht. Ansonsten ist es mir völlig egal, wen Sie ehelichen oder was Sie sonst mit Ihrem Leben anstellen.“ Theo sah, wie ihre Unterlippe zu zittern begann, und wappnete sich innerlich, um sich nicht wie ein Schuft zu fühlen. Sie schauspielert nur, versicherte er sich, und wie geht man am besten mit so etwas um? Ganz einfach, man ignoriert es.

„Ich kann nicht glauben, was ich höre“, flüsterte sie.

„Doch, das können Sie“, erwiderte Theo brüsk. „Was ist es Ihnen wert, die Verlobung zu lösen?“

„Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“ Verwirrt schüttelte sie den Kopf, obwohl ihr die Bedeutung seiner Worte langsam und verschwommen klar wurde.

Theo seufzte. „Ich habe Sie und meinen Bruder beobachtet. Leidenschaft konnte ich nicht feststellen, aber ich muss zugeben, dass es so etwas wie ein freundschaftliches Band zwischen Ihnen zu geben scheint. Ich bin ein fairer Mann …“

„Sie? Fair?“

„… deshalb“, fuhr er fort, als hätte sie ihn nicht unterbrochen, „bin ich bereit, Ihnen eine angemessene Summe für die Lösung der Verlobung zu zahlen. Ich glaube, mit dieser Regelung sollten alle Parteien zufrieden sein. Ich werde glücklich sein, meinem Bruder ein Leben voller Enttäuschungen erspart zu haben. Und ich biete Ihnen die Möglichkeit, die Freundschaft zu Michael so lange aufrechtzuerhalten, bis Sie in naher Zukunft aus seinem Leben verschwinden. Und Sie bekommen auch noch etwas für Ihre Kooperation. Ich kann wirklich sehr großzügig sein.“

Heißes Blut voller Zorn errötete Abbys Gesicht. Sie konnte das Beben jeder Nervenfaser in ihrem Körper spüren, als sie sich nach vorn beugte, die Hand ausstreckte und ihm ins Gesicht schlug. Hart.

4. KAPITEL

Abby stand vor einem großen Spiegel und betrachtete sich bedrückt. Michael hatte ihr zu diesem Outfit geraten; er wollte, dass sie wirklich gut aussah. Und das burgunderrote Kleid stand ihr ausgezeichnet. Sie hatte Make-up aufgelegt, Pumps mit hohen Absätzen angezogen und eine kleine Tasche als nutzloses, aber sehr elegantes Accessoire gewählt.

Sie wandte den Kopf, um auch ihren Rücken begutachten zu können. Der Ausschnitt reichte fast bis zu ihrer Hüfte; ein extremer Kontrast zu der züchtigen hochgeschlossenen Vorderseite, auf der verspielte Falten verdeckten, dass sie keinen BH trug. Es kam ihr seltsam vor, ein langes Kleid an einem so heißen Ort wie Santorin zu tragen, aber der weiche Stoff umschmeichelte angenehm kühl ihre Beine.

Alle würden sich nach ihr umdrehen, hatte Michael ihr versichert. Abby hatte darauf nicht geantwortet. Auch das Angebot, das Theo ihr am Nachmittag unterbreitet hatte, hatte sie ihm verschwiegen.

Sie seufzte und blieb einfach vor dem Spiegel stehen. Lange konnte sie den Gang nach unten nicht mehr hinauszögern. Es war bereits halb acht, die Party hatte vor einer halben Stunde angefangen. Sie hatte mit Jamie telefoniert, aber selbst sein fröhliches Geplapper hatte ihre Stimmung nicht heben können.

Theo würde morgen Nachmittag abreisen. Es würde einfach für Abby sein, ihm in dieser Zeit aus dem Weg zu gehen, denn mittlerweile wimmelte das Haus von Verwandten und Geburtstagsgästen.

Der zurückliegende Ausflug schien sich als Endlosschleife in ihrem Kopf zu wiederholen und endete immer mit Theos unverschämtem Angebot, sie für die Aufhebung der Verlobung zu bezahlen. Sie hatte ihn geschlagen und nichts damit erreicht, außer einem kurzen Gefühl der Genugtuung.

„Für dieses eine Mal sind Sie entschuldigt“, hatte Theo sie angeherrscht, ihre Hand festgehalten und Abby an sich gezogen. „Aber tun Sie das nie wieder. Und wenn ich Sie wäre, würde ich sehr genau über meinen Vorschlag nachdenken. Denn entweder gehen Sie mit einer großzügigen Abfindung in der Tasche, oder Sie gehen mit nichts. Wie auch immer Sie sich entscheiden, eins steht fest: Sie gehen.“

In eisigem Schweigen waren sie zur Villa zurückgefahren. Abby hatte sich an die Tür gepresst und aus dem Fenster gestarrt. Mit nichts in der Welt schien sie ihn überzeugen zu können, dass er sich im Irrtum befand.

„Auf geht’s“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Und ich werde mich nicht verstecken.“

Mit hoch erhobenem Kopf verließ sie das Zimmer. Theo hatte nur so viel Macht, wie sie ihm zugestand. Und Abby hatte nicht mehr die Absicht, ihm auch nur den kleinen Finger zu reichen.

Am Fuß der Treppe blieb sie stehen. Einige Gäste hatte sie am Nachmittag, nach dem katastrophalen Ausflug, kennengelernt, die meisten waren ihr jedoch unbekannt. Sie unterdrückte das übermächtige Verlangen, sich umzudrehen und wegzulaufen, und ging stattdessen auf die erste Person zu, die ihr bekannt vorkam. Michael und Theo waren nirgends zu entdecken.

Kellner und Kellnerinnen durchquerten die Räume mit großen Tabletts, auf denen Teller mit Horsd’œuvres und Gläser mit Champagner oder Orangensaft standen. Das laute Gelächter und die lockeren Gespräche der Anwesenden erfüllten die Räumlichkeiten.

Abby hatte sich darauf eingestellt, sich als Außenseiterin zu fühlen und den Abend mit höflichem Lächeln und nichtssagendem Geplauder zu verbringen. Doch binnen weniger Minuten erkannte sie, dass das nicht der Fall sein würde.

Alle hießen sie begeistert und interessiert willkommen. Die Frauen machten ihr Komplimente wegen des Kleides, und die Männer widmeten ihr deswegen unanständige, aber charmante Witze, über die sie selbst am lautesten lachten.

Während sie von einer Gruppe zur nächsten schlenderte, hielt sie nach Michael Ausschau; doch sie konnte ihn weiterhin nicht entdecken.

Plötzlich flüsterte eine leise Stimme ihr genau das ins Ohr, was sie gerade gedacht hatte. „Michael braucht dringend ein paar Nachhilfestunden über den richtigen Umgang mit Frauen. Seine Verlobte darf man doch nicht allein lassen.“

Abby erstarrte, dann holte sie tief Luft, wandte sich langsam zu Theo um.

Er sah atemberaubend gut aus. Die schwarze Hose war ein Tribut an die Etikette der Party; die Ärmel seines weißen Hemdes hatte er bis zum Ellenbogen aufgekrempelt, was schon einen kleinen Affront darstellte. Denn alle anderen männlichen Gäste wahrten zumindest bis zu diesem Zeitpunkt noch die offizielle Kleiderordnung und trugen Jackett und Krawatte. Theos Krawatte hingegen hing lose um seinen Nacken, sodass er auch die obersten Hemdknöpfe hatte öffnen können.

Woher war er so unerwartet gekommen? Er musste nach ihr gesucht haben, denn sie hatte ihn nicht gesehen.

„Ich brauche keinen Aufpasser.“

„Vielleicht keinen Aufpasser“, korrigierte sich Theo, „aber ich hätte gedacht, dass er als Ihr Verlobter nicht von Ihrer Seite weicht. Vor allem bei dem Kleid.“

„Was ist mit meinem Kleid?“ Abby trank den letzten Schluck Champagner, doch der Alkohol verfehlte seine Wirkung und trug nicht zu ihrer Entspannung bei.

„So viel entblößte Haut auf der Rückseite“, flüsterte er in einem Tonfall, der kleine Schauder über ihren Körper sandte. „Da fragt ein Mann sich doch, wie wohl die Vorderseite aussehen mag.“ Er hob sein Glas und trank, wandte aber den Blick nicht von ihr ab.

„Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss Michael finden.“

„Warum? Sie scheinen großartig ohne ihn zurechtzukommen. Seltsam.“

„Ich kann daran nichts Seltsames finden“, erwiderte Abby wütend.

„Sie haben sich erst kürzlich verlobt. Sollten Sie sich nicht in dem glückseligen Stadium befinden, in dem Sie kaum die Hände voneinander lassen können, geschweige denn, sich für eine Sekunde zu trennen?“

„Ich wusste nicht, dass Sie ein so großer Romantiker sind“, wich Abby seiner Frage aus, die leider berechtigt war. Wäre sie wirklich mit Michael verlobt, sollte er jetzt bei ihr sein.

„Also, ich würde meine Verlobte nicht aus den Augen lassen.“

„In England handhaben wir die Dinge etwas anders. Die Ansicht, Frauen seien das Eigentum ihrer Männer, ist im Mittelalter ausgestorben.“

„Das erklärt wahrscheinlich auch, warum britische Frauen so unweiblich sein können. Zu viel Freiheit kann auch fatal sein.“

„Oh, richtig.“ Abby vergaß, dass sie eigentlich auf der Suche nach Michael war, der sie vor genau solchen Situationen beschützen sollte. „Alle Feministinnen, die für die Rechte der Frauen gekämpft haben, würden sich bei Ihrer Einstellung die Haare raufen. Man würde Sie am nächsten Baum aufhängen. Und Freiheit ist ein erstrebenswertes Ziel. Nur ein unsicherer Mann will eine Frau, die ihn auf ein Podest stellt und anbetet!“ Oh ja, die Lektion, einen Mann nicht auf ein Podest zu stellen, hatte sie gründlich gelernt.

„Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube durchaus an die Rechte der Frauen. Ich habe keinerlei Verständnis für Arbeitgeber, die ihren weiblichen Angestellten für dieselbe Arbeit weniger als männlichen Kollegen bezahlen. Und ich will auch nicht, dass jede Frau auf die Knie sinkt, sobald sie ihren Mann sieht. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Sie allein hier sind.“

„Michael …“, setzte sie an. „Ich weiß, dass Michael viele Leute treffen wollte. Wenn ich darauf bestanden hätte, wäre er natürlich an meiner Seite geblieben. Doch das fand ich unfair. Es gefällt mir, mich treiben zu lassen, die anderen zu beobachten …“

„Tun Sie das auch in England? Wenn Sie beide eine Party besuchen? Sich allein treiben lassen, während mein Bruder seine eigenen Wege geht?“

„Wir gehen nicht häufig auf Partys“, erwiderte sie. „Mit zwei Restaurants und einem Nachtclub hat Michael selten Zeit.“

„Stört Sie das nicht?“

„Ich glaube, ich sollte mich jetzt wieder unter die anderen Gäste mischen.“

„Ich bin nur neugierig.“

„Wirklich?“, fragte Abby sarkastisch. „Oder ist das ein weiteres Verhör? Sie haben Ihren Verdacht deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Ich sehe keinen Sinn darin, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten.“

„Was auch immer ich für Ihre Motive halte, sich mit meinem Bruder zu verloben, bin ich doch neugierig, wie Sie auf die Idee kommen, einen Mann zu heiraten, der nie Zeit für Sie hat.“ Er winkte einem Kellner und nahm zwei Champagnergläser vom Tablett. Eines reichte er an Abby weiter.

Theo hatte die Wahrheit gesagt. Er war neugierig. Außerdem, musste er sich zögernd eingestehen, war er fasziniert von Abbys Ausstrahlung. Ihr langes, glattes und unglaublich blondes Haar leuchtete vor dem Hintergrund des roten Kleides. Das Fehlen von üppigen Rundungen, das ihn eigentlich hätte abstoßen sollen, reizte ihn immens. Alle ihre weiblichen Reize waren zudem verhüllt, und erstaunlicherweise spornte das seine Fantasie mehr an, als er wahrhaben wollte. Es verwunderte ihn, dass sein Bruder diese Frau allein gelassen hatte.

Wenn er an Michaels Stelle gewesen wäre …

„So ungewöhnlich ist das nicht. Viele Menschen …“

„Ich sprach nicht von Menschen im Allgemeinen. Ich meinte Sie.“

Abby leerte ihr Glas. Ihr Instinkt riet ihr, sich schnellstmöglich von Theo zu entfernen. Er lauerte nur darauf, dass sie einen Fehler machte und sich verriet. Er wollte, dass sie aus dem Leben seines Bruders verschwand und nicht einen Cent der Toyas-Millionen erhielt. Ihr wurde übel, sobald sie nur daran dachte. Doch irgendetwas war an diesem Mann, etwas Dunkles und Faszinierendes, das sie ihre Vorsätze vergessen ließ.

Und zwei Gläser Champagner auf nüchternen Magen machten die Sache auch nicht besser.

„Menschen brauchen Freiräume. Hin und wieder muss man den Partner aus einer Distanz heraus beurteilen.“

„Und Sie glauben, das ist notwendig?“

„Selbstverständlich. So vermeidet man, dass man sich selbst zum Trottel macht und jemandem vertraut, der es nicht wert ist.“ Gerade noch rechtzeitig hielt sie inne und setzte ein dünnes Lächeln auf. „Ganz allgemein gesprochen natürlich.“

„Wer war er?“

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“ Abby kämpfte jetzt gegen die Wirkungen des Alkohols an. Die Gespräche um sie herum schienen in weite Ferne zu rücken. Dieser Mann hatte sie gefangen genommen, und sie spürte ihr Herz unkontrolliert in ihrer Brust schlagen.

„Doch, das wissen Sie“, sagte Theo sanft.

Im Halbdunkel der Nacht, und den flackernden Lichtern schien er nur aus Schatten zu bestehen. Überdeutlich wurde ihr seine Männlichkeit bewusst. Aber dieses Mal empfand Abby keine Furcht mehr. Sie empfand …

„Nun?“, drängte er. „Wer war er? Denn ganz sicher haben Sie nicht Michael gemeint.“ Gelassen beobachtete er sie. Ihr Haar schimmerte im Schein der Fackeln. Er umklammerte den Stiel seines Champagnerglases fester, denn einen aberwitzigen Augenblick lang hatte er ihr Haar berühren wollen, hatte wissen wollen, ob es sich so gut anfühlte, wie es aussah.

„Oh, nur jemand, den ich vor langer Zeit kannte“, erwiderte sie.

Sein Verlangen, ihr Haar zu berühren, verwandelte sich in den Wunsch, denjenigen zu töten, der sie so tief verletzt hatte. Mit Nachdruck befahl er seinen Gedanken, diese verschlungenen Pfade zu verlassen und wieder in normale Bahnen zurückzukehren.

Trotzdem wollte er es wissen …

Zu seinem Leidwesen wählte Michael ausgerechnet diesen Moment, um ihm einen Arm auf die Schultern zu legen.

„Ist Abby nicht die Königin des Balls?“, fragte Michael. „Ach ja, Mama möchte, dass du deine zukünftige Braut begrüßt. Alexis Papaeliou.“ Er setzte ein listiges Grinsen auf. „Du kannst zwar weglaufen, großer Bruder, aber du kannst dich nicht verstecken.“

Theo wünschte sich, Michael würde sofort verschwinden. Und obwohl er Abby nicht mehr ansah, spürte er ihre Gegenwart mit jeder Faser seines Körpers. Es war … unglaublich.

„Alexis, ja, ich erinnere mich …“

„Sie ist genau dein Typ, Theo. Lange dunkle Haare, üppige Kurven, und ihr Kleid lässt kaum Raum für Spekulationen.“

Natürlich ist genau das sein Typ, dachte Abby gehässig. Pralle Brüste und Schenkel, aber nicht allzu klug.

Sie errötete. Wie konnte sie nur so gemein zu jemandem sein, den sie gar nicht kannte?

„Ich habe keinen besonderen Typ“, entgegnete Theo zornig.

„Klar hast du einen!“ Michael war in seinem Element. „Was war mit Raquel? Und Nora? Und …?“

„Vielleicht sollten Sie sich doch Alexis vorstellen“, warf Abby mit ausdruckslosem Gesicht ein. „Wir möchten Ihnen nicht im Weg stehen, wenn Sie die Frau Ihres Lebens kennenlernen, nicht wahr, Michael?“

Nur zögernd ging Theo zu der Gruppe um die attraktive Griechin. Unter normalen Umständen hätte er sich darauf gefreut, mit dem Mädchen zu sprechen. Aber von diesem blonden Engel Abby entfernte er sich nur widerwillig.

Verdammt, hatte er vergessen, dass der blonde Engel mit seinem Bruder verlobt war?

Sie teilten dasselbe Zimmer, sogar dasselbe Bett! Er musste verrückt geworden sein … an die Verlobte seines Bruders zu denken … sich zu fragen, ob …

Alexis Papaeliou war genau das richtige Gegenmittel: eine brünette Sexbombe, die unaufhörlich plauderte. Sein Blick schweifte über die einzelnen Gruppen, und zu seiner größten Überraschung musste er feststellen, dass Michael seine Verlobte schon wieder allein gelassen hatte. Doch Abby schien sich im Kreis einiger junger Männer sehr wohl zu fühlen.

Schließlich wurden alle Gäste zum Essen gebeten. Alexis war gerade bei ihren Zukunftsplänen angelangt: heiraten und Kinder bekommen.

An diesem Punkt entschied Theo, dass das Gespräch etwas zu privat für seinen Geschmack wurde. Er hatte nicht gelogen, als er seiner Mutter mitteilte, dass er erst mit vierzig heiraten wollte. Das war das richtige Alter, um Verantwortung für eine Familie zu übernehmen. Er würde ein nettes griechisches Mädchen zum Altar führen, eben jemand wie Alexis, die jetzt neben ihm Platz nahm.

Abby, kam er nicht umhin zu bemerken, saß neben Michael am selben Tisch. Er war zu weit entfernt, um ihre Gespräche zu belauschen, aber beobachten konnte er sie.

Mit halbem Ohr bekam er mit, wie Alexis ihm einige Fragen stellte. Frustriert wandte er sich von dem Objekt seiner Aufmerksamkeit ab und tat sein Bestes, seine Begleiterin zu unterhalten.

Das Essen wurde serviert, und dank des ausgezeichneten Weins wurden die Tischgespräche im Verlauf des Abends immer lauter.

Theo trank gerade genug, um nicht als Außenseiter zu gelten, dann hörte er auf. Er wollte einen klaren Kopf behalten.

Schließlich klopfte sein Großvater mit einem Löffel an sein Glas und hielt eine launige Rede, in der er seiner verstorbenen Frau gedachte und allen Gästen für ihr Kommen dankte.

Das war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Reden, die jeweils mit tosendem Applaus gefeiert wurden.

„Nach meinen Vorrednern“, sagte Theo, als er aufstand und sein eigenes Glas hochhielt, „müssen sich meine Worte bescheiden ausmachen …“

Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Hatte Abby auch mehr Alkohol getrunken, als sie gewohnt war, erinnerte sie sich doch später immer daran, wie großartig Theos Rede gewesen war.

Sie stand mit den anderen auf und erhob ihr Glas. Für einen winzigen Moment trafen sich ihre und Theos Blicke. Ein merkwürdiges Gefühl durchströmte ihren Körper. Was war das denn? fragte sie sich verwirrt. Während des Essens hatte sie seinen Blick gemieden, auch wenn sie sich seiner Gegenwart bewusst war.

Sie gab dem Champagner die Schuld.

Nach dem Essen zogen sich die älteren Gäste zum Schlafen zurück. Die Jüngeren strömten in den Garten. Dort war eine Musikanlage aufgebaut worden, und der DJ legte Platten von Nat King Cole auf.

Nachdem Abby Michael wiedergefunden hatte, flüsterte sie ihm ins Ohr, ob es nicht auch für sie an der Zeit sei, schlafen zu gehen.

„Die Nacht ist noch jung“, grinste er und umarmte sie. „Liebling, du bist großartig. Du siehst fantastisch aus und hast alle in deinen Bann gezogen.“

„Und du klingst ein bisschen beschwipst“, erwiderte sie wütend. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Theo mit der Brünetten im Arm vom Tisch aufstand. Sie wandte beiden den Rücken zu.

„Darf ich um einen Tanz bitten?“, fuhr Michael unbeeindruckt fort. „Wenn du dann müde bist, kannst du ja ins Bett gehen. Ich habe vor, bis Sonnenaufgang wach zu bleiben.“

Sie gesellten sich zu den anderen Paaren, die eng umschlungen zu der langsamen Musik tanzten. Abby ließ ihre Blicke über die Tanzenden schweifen und erspähte Theo, der die griechische Schönheit fest in seinen Armen hielt.

Abbys Herz machte einen kleinen Sprung. Sie wusste nicht, was sie mehr irritierte, ihre Reaktion oder dass sie überhaupt nach ihm gesucht hatte. Ob er und Alexis gemeinsam die Party verlassen würden? Der Gedanke machte sie kribbelig und ärgerlich zugleich.

Michael legte seine Arme um ihre Hüften, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Bald ließ sich Abby von der Musik verzaubern.

Gerade als ihr bewusstes Denken aussetzte, riss Theos Stimme sie aus ihren Träumen. Abby war so versunken in die Musik gewesen, dass sie ein paar Sekunden benötigte, um zu verstehen, dass er um den nächsten Tanz bat.

Bevor sie noch protestieren konnte, trat Michael zu Seite, und die schützenden Arme um sie herum wurden durch eine ungleich gefährlichere Umarmung ersetzt. Abby versteifte sieh und versuchte, ein paar Zentimeter zwischen sich und Theo zu bringen.

„Entspannen Sie sich“, flüsterte er. „Fühlen Sie die Musik, kämpfen Sie nicht dagegen an.“

„Sollten Sie nicht mit Ihrer Freundin tanzen?“, erwiderte sie gepresst. Sein leises Lachen löste wieder diese erregenden Schauer aus, die ihr über den Rücken liefen. Ein einziger klarer Gedanke bahnte sich seinen Weg durch ihr vom Alkohol verwirrtes Gehirn: Dieser Mann war sexy – wirklich und wahrhaftig und verstörend sexy. Und entsetzt musste sie erkennen, dass ihr Körper auf seine Nähe reagierte. Ihre Brüste wurden empfindsamer, die aufgerichteten Knospen zeichneten sich deutlich unter ihrem Kleid ab.

„Ich war es nicht, der Alexis meine Freundin genannt hat“, murmelte er mit tiefer Stimme. „Obwohl ich zugeben muss, dass sie die richtige Form hat …“

„Die richtige Form?“ Abby trat einen Schritt zurück, um zu sehen, ob er sich über sie lustig machte, aber Theo zog sie einfach wieder an sich.

„Natürlich. Griechische Männer sind sehr traditionell. Frauen wie Alexis sind perfekt. Der richtige Stammbaum, die richtigen Beziehungen … und sie verfolgt die richtigen Lebensziele. Sie möchte viele Kinder und ihren Ehemann beglücken …“

„Das ist ein Schlag ins Gesicht jeder modernen Frau“, entgegnete sie. Schönheit hatte er nicht erwähnt, aber es verstand sich wahrscheinlich von selbst, dass seine Idealfrau hübsch war.

„Sind Sie so viel besser?“, flüsterte er leise.

Abby war zu träge, um mit ihm zu diskutieren. Die Nacht war angenehm warm, die Musik verführerisch, und sie hatte genug Champagner getrunken, um sich nicht weiter provozieren zu lassen. „Nein“, meinte sie also. „Als Heiratsschwindlerin, für die Sie mich halten, bin ich nicht besser. Für einen kurzen Moment hatte ich nur vergessen, dass ich eine kalte skrupellose Frau bin, die jeden Mann wegen seines Bankkontos ins Unglück stürzen will.“

Adrenalin breitete sich auf angenehme Art und Weise in Theos Körper aus. „Wie machen Sie das?“

„Was?“

„Als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, Sie stiegen gerade aus dem Taxi aus …“

„Sie haben mir nachspioniert?“

„Ich habe die Landschaft genossen, als Sie ankamen. Sie sahen aus wie ein Kind … aber Sie haben eine scharfe Zunge … diese Seite haben Sie Michael wohl noch nicht gezeigt … hm?“

„Das ist unfair“, protestierte sie. „Sie lassen mich wie eine Xanthippe aussehen, und das bin ich nicht. Ich bin müde. Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen.“

„Nun, Michael sieht aber nicht wie jemand aus, der die Party schon verlassen möchte.“

„Das erwarte ich auch nicht. Er arbeitet so hart in England, er verdient ein bisschen Spaß.“

„Wie verständnisvoll Sie sind … wären Sie auch so verständnisvoll, wenn er die Freiheit, die Sie ihm einräumen, ausnutzt, und mit der nächstbesten Frau flirtet oder …?“

Abby konnte nicht anders, sie kicherte.

Theo ließ sie los, zog sie an die Seite der Tanzfläche und blickte sie stirnrunzelnd an. „Was ist daran so komisch?“

„Es tut mir leid. Ich wollte nicht lachen. Ich bin den Champagner nicht gewöhnt …“

Theo musterte sie irritiert. Sie verwirrte ihn, und das gefiel ihm gar nicht. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

„Sie glauben nicht, dass Michael sich eine andere nimmt? Haben Sie so großes Vertrauen in Ihre Verführungskünste?“

„Nein, wirklich nicht … ich bin müde … ich …“

Autor

Catherine Spencer
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