Jetzt und für die Ewigkeit?

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

"Nenn mir deinen Preis!" Darcy ist schockiert von der Forderung des exzentrischen Milliardärs Max Fonseca. Zwar ist sie als seine Sekretärin an seine Launen gewöhnt. Aber dass er sie jetzt zwingt, seine Verlobte zu spielen, geht zu weit! Auch wenn sie sich insgeheim seit Langem nach ihm verzehrt. Doch sie weiß, dass er sie nur an seiner Seite braucht, damit er das Geschäft seines Lebens abschließen kann. Und eine derart berechnende Beziehung kommt für Darcy auf keinen Fall infrage! Bis Max sie mit einem zärtlichen Kuss überrascht, der sie gegen ihren Willen dahinschmelzen lässt … JULIA 122016


  • Erscheinungstag 07.06.2016
  • Bandnummer 2235
  • ISBN / Artikelnummer 9783733706784
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Na, sieh mal einer an. Das ist ja interessant. Die kleine Darcy Lennox, in meinem Büro, auf Jobsuche.“

Darcy unterdrückte einen Anflug von Ärger bei seiner Anspielung auf ihre Größe. Sie war überhaupt nicht richtig klein. Vor allem aber versuchte sie, den Aufruhr all ihrer Sinne in seiner Nähe zu unterdrücken. Nur der breite Schreibtisch trennte sie von Maximiliano Fonseca Roselli.

Er war schlicht und einfach umwerfend. Das war er immer schon gewesen, aber jetzt war er es mehr denn je. Er war ein Mann geworden, nicht mehr der siebzehnjährige Junge aus ihrer Erinnerung. Erotische Anziehung umgab ihn wie ein berauschender Duft.

Max Fonseca Roselli war halb Brasilianer, halb Italiener. Sein dunkelblondes Haar fiel immer noch widerspenstig und zerzaust auf den Kragen – lang genug, um zu zeigen, dass ihm nichts wichtig war, vor allem keine Regeln und Normen.

Doch irgendwann war ihm offensichtlich etwas wichtig genug gewesen, um einer der jüngsten Milliardäre Europas zu werden.

Ein Unternehmer, den man im Auge behalten sollte, hatte eine Finanzzeitschrift ihn genannt.

Darcy konnte sich lebhaft vorstellen, dass zahllose Frauen nur zu glücklich wären, jede seiner sexy Bewegungen im Auge zu behalten. Seine Gesichtszüge waren makellos – fast jedenfalls. „Du hast ja eine Narbe!“, platzte sie heraus.

Die Narbe zog sich von seiner linken Schläfe bis zum Kinn und ließ ihn nur noch geheimnisvoller und düsterer wirken.

Unter ihrem musternden Blick hob er eine Braue. „Deine Beobachtungsgabe ist einwandfrei.“

Darcy errötete. Seit wann war sie so taktlos? Bei ihrem Eintritt in sein imposantes Büro mitten in Roms Innenstadt hatte er sich erhoben. Jetzt standen sie immer noch, und in ihrem Hosenanzug brach Darcy langsam der Schweiß aus. Oder lag es an seinen goldbraunen Augen, die sie schon damals vom ersten Moment an gefesselt hatten?

Er verschränkte die Arme vor der Brust, und ihr Blick wurde unwiderstehlich von den eindrucksvollen Muskeln unter seinem weißen Hemd angezogen. Der oberste Knopf war geöffnet, die Ärmel aufgerollt. Ohne Zweifel war seine Kleidung maßgeschneidert. Doch Max wirkte auch in diesem tadellosen Outfit alles andere als zivilisiert. Dazu war sein Blick zu wissend, zu zynisch.

„Erzähl, Darcy, warum bewirbt sich eine Absolventin von Boissy le Château um einen Job als Chefsekretärin?“ Bevor sie antworten konnte, ergänzte er mit einer Andeutung von Spott: „Ich hätte erwartet, dass du inzwischen in den europäischen Adel eingeheiratet und eine Schar von Erben produziert hättest – wie jedes andere Mädchen, das diese anachronistische Institution aus mittelalterlichen Tagen besucht hat.“

Gefesselt von seinem goldbraunen Blick, bereute sie, dass sie sich ausgerechnet auf diesen Job beworben hatte. Wie hatte sie das jemals für eine gute Idee halten können? Ich wollte ihn wiedersehen, gestand sie sich ein.

„Nachdem du gegangen warst, bin ich nur noch ein Jahr in Boissy geblieben …“ Sie zögerte und dachte daran zurück, wie Max draußen im Schnee einen anderen Jungen verprügelt hatte, an die blutroten Flecken in dem makellosen Weiß. Sie schob den Gedanken zur Seite. „Das Geschäft meines Vaters hat damals sehr unter der Rezession gelitten, und er konnte das Schulgeld für Boissy nicht mehr zahlen. Darum bin ich nach England zurückgekehrt und habe dort die Schule beendet.“

Sie erwähnte nicht, wie froh sie gewesen war, der bedrückenden Atmosphäre in Boissy zu entkommen.

Max verzog übertrieben mitleidig sein Gesicht. „Das heißt, Darcy war nicht die Ballkönigin von Paris?“

Bei seiner Erwähnung des jährlichen Debütantinnenballs biss Darcy die Zähne zusammen. Eine Ballkönigin, sie? Niemals … Sie schob den Gedanken beiseite und wandte sich einem anderen zu. Darcy wusste, Max hatte auf Boissy keine gute Zeit gehabt. Sie aber hatte nicht zu seinen Gegnern gehört. Ganz im Gegenteil. Sie krümmte sich innerlich, als eine weitere lebhafte Erinnerung vor ihrem inneren Auge aufstieg.

Es war nicht lange nach seiner Ankunft in dieser Schule gewesen. Darcy war dazugekommen, als zwei Jungen Max festhielten. Ein anderer wollte ihn gerade in den Magen boxen. Ohne nachzudenken hatte sie sich dazwischengeworfen und geschrien: „Stopp!“

Bei dem Gedanken, er könnte sich ebenfalls daran erinnern, stieg ihr das Blut in die Wangen. „Nein“, erwiderte sie gepresst. „Ich war nicht auf dem Debütantinnenball. Wie du meinen Bewerbungsunterlagen entnehmen kannst, habe ich in London Sprachen studiert.“ Dieses Bewerbungsgespräch war ein entsetzlicher Fehler gewesen. „Max, ich habe einfach deinen Namen bei den Jobangeboten entdeckt und dass du nach einer Chefsekretärin suchst. Wahrscheinlich hätte ich nicht herkommen sollen.“ Darcy bückte sich und nahm ihre Aktentasche auf.

Max runzelte die Stirn. „Was ist – willst du einen Job oder nicht?“

„Natürlich will ich einen Job“, erwiderte sie schnippischer als beabsichtigt. Wieso musste Max so verdammt atemberaubend und verwirrend sein? „Ich brauche einen Job.“

Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Haben deine Eltern alles verloren?“

Offenbar unterstellt er mir, ich würde mich nur um einen Job bewerben, weil meine Eltern mir kein Geld mehr geben können, dachte Darcy ärgerlich. „Nein, zum Glück hat sich das Geschäft meines Vaters wieder erholt. Aber ob du es glaubst oder nicht: Ich verdiene meinen Lebensunterhalt selbst“, ergänzte sie knapp.

Max stieß ein Geräusch aus, als könnte er ihr nicht ganz glauben. Darcy biss sich auf die Lippen, um ruhig zu bleiben. Sie konnte ihm nicht einmal wirklich einen Vorwurf machen. Er hatte schon recht: Eine Schülerin von Boissy erwartete üblicherweise, dass ihr alles im Leben in den Schoß gelegt wurde.

Seine faszinierenden Augen waren viel zu nah, und Darcy wurde sich schmerzlich ihrer winzigen Statur und der üppigen Figur bewusst. Schon lange hatte sie jede Hoffnung aufgegeben, so dünn zu werden wie die Frauen auf den Titelblättern. Stattdessen versuchte sie, das Beste aus dem zu machen, was das Leben ihr mitgegeben hatte.

„Sprichst du fließend Italienisch?“, fragte Max in schnellem Italienisch.

Darcy blinzelte, dann erwiderte sie in derselben Sprache: „Ja. Meine Mutter stammt aus Rom. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und spreche außerdem Spanisch, Deutsch und Französisch. Und mein Chinesisch ist akzeptabel.“

Er warf einen Blick in ihre Unterlagen, die geöffnet vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. „Ich sehe, dass du in den letzten fünf Jahren in Brüssel gelebt hast“, fuhr er wieder auf Englisch fort. „Ist das jetzt dein Zuhause?“

Darcys Magen zog sich zusammen. Seit ihrem achten Lebensjahr hatte sie kein Zuhause mehr gehabt. Damals hatten sich ihre Eltern getrennt und den Familienwohnsitz verkauft. Danach war Darcy zwischen den Eltern und ihren Schulen hin und her gereist. Durch den Beruf ihres Vaters und die wechselnden Beziehungen der Mutter blieb sie nie lange genug an einem Ort, um sich zu Hause zu fühlen.

Darcy hatte gelernt, dass sie sich nur auf sich selbst und ihre Fähigkeiten verlassen konnte. „Im Moment habe ich keinen festen Wohnsitz. Ich bin frei und kann dort leben, wo ich meinen nächsten Job bekomme.“

Wieder betrachtete er sie mit diesem eindringlichen Blick. Wahrscheinlich verglich er sie in diesem Moment mit den anmutigen Models, mit denen er ständig fotografiert wurde. Neben ihnen würde Darcy mit ihren Einsachtundfünfzig wie ein Baby-Elefant aussehen.

Ihr gefiel die Unsicherheit gar nicht, die bei diesem Gedanken in ihr aufstieg. In schwachen Momenten hatte sie in den letzten Jahren alle Zeitungsartikel über ihn gelesen – zum Beispiel den, der ein Foto von Max im Bett mit zwei russischen Models gezeigt hatte. Wütend auf sich selbst, hatte sie hinterher die ganze Zeitung in den Müll gestopft.

Plötzlich streckte Max die Hand aus. „Du bist engagiert, mit einer zweiwöchigen Probezeit. Ab morgen. Hast du eine Unterkunft?“

Darcy wurde blass. Er bot ihr den Job an? In ihrem Kopf wirbelten immer noch Bilder von halbnackten dünnen Blondinen mit Schmollmund herum, verschlungen mit Max’ athletischem Körper. Ohne nachzudenken streckte sie ebenfalls die Hand aus und ergriff seine. Seine langen warmen Finger umschlangen ihre. Für einen Moment kam es Darcy vor, als würde sie kopfüber in einen Abgrund stürzen.

Abrupt zog er seine Hand fort, blickte auf seine Uhr, dann wieder zu ihr.

Darcy erwachte aus ihrer Erstarrung. „Äh … ja, für die nächsten Tage habe ich ein Hotelzimmer gebucht.“ Bei dem Gedanken an das mehr als einfache Hotel in einem der weniger attraktiven Bezirke Roms hätte sie fast eine Grimasse geschnitten.

Max nickte. „Gut. Sollte ich dich nach der Probezeit übernehmen, suchen wir dir etwas Festes.“

Sie sahen sich an. Die Vorstellung, mit ihm zusammenzuarbeiten, machte Darcy sprachlos.

„Ich habe jetzt ein Meeting“, sagte Max. Ein Hauch Ungeduld schwang in seinem Tonfall mit. „Ich sehe dich morgen früh um neun. Dann gehen wir alles genau durch.“

Hastig nahm Darcy ihre Aktentasche. „Gut. Dann … bis morgen.“ An der Tür wandte sie sich noch einmal um. „Du tust das aber nicht nur, weil wir uns von früher kennen …?“

Max stemmte eine Hand in die Hüfte. Seine Ungeduld spiegelte sich in seiner Miene. „Nein, Darcy, das hat damit nichts zu tun. Zufällig bist du von allen Bewerbern die Qualifizierteste. Und nach diversen Sekretärinnen, die alle dachten, es gehöre zum Job, den Chef zu verführen, bin ich froh über jemanden, der seine Grenzen kennt.“

Darcy gefiel gar nicht, wie tief es sie verletzte, dass Max die Möglichkeit, von ihr verführt zu werden, so rundum abtat. Bevor sie sich noch mehr blamieren konnte, murmelte sie etwas zum Abschied und ging.

Ungewohnt still starrte Max auf die Tür, die sich gerade geschlossen hatte. Darcy Lennox.

Ihr Name auf der Liste der Bewerber hatte ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Genau wie ihr Gesicht, das sofort lebhaft vor seinen Augen aufgetaucht war. Er bezweifelte, dass er viele seiner Klassenkameraden wiedererkennen würde. Und Darcy war nicht einmal in seinem Jahrgang gewesen.

Aber so klein und bescheiden sie auch gewesen war: Offenbar hatte sie einen nachhaltigen Eindruck auf ihn hinterlassen. Das Gefühl war ihm seltsam unangenehm. Üblicherweise strich er die Menschen ohne einen zweiten Gedanken aus seinem Leben, wenn er fertig mit ihnen war, ganz gleich, ob es sich um eine Geliebte oder einen Geschäftspartner handelte.

Noch immer sah er ihre Augen vor sich – riesig und blau, ein verwirrender Kontrast zu ihrer olivfarbenen Haut, offenbar ein Erbe ihrer italienischen Mutter.

Verwirrend? dachte Max ärgerlich. Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. Es würde wirklich eine Erleichterung sein, endlich mit jemandem zusammenzuarbeiten, der ihn nicht als eine erotische Herausforderung ansah.

Darcy Lennox strahlte gesunden Menschenverstand und Sachlichkeit aus. Verlässlichkeit. Die Tatsache, dass auch sie Boissy besucht hatte – wenn auch nur für kurze Zeit – bedeutete, dass sie ihren Platz kannte und niemals die Grenzen überschreiten würde. Nicht wie seine letzte Sekretärin, die eines Morgens in seinem Schreibtischsessel auf ihn gewartet hatte – nur mit einem seiner Hemden bekleidet.

Einen Moment lang versuchte er, sich eine ähnliche Situation mit Darcy vorzustellen, aber er sah nur ihr ernstes Gesicht und ihre vernünftige Kleidung vor sich, das ordentlich zurückgebundene dunkle Haar. Erleichterung durchflutete ihn. Endlich eine Sekretärin, die ihn nicht vom Geschäft seines Lebens ablenken würde!

Sollte es mit seinem aktuellen Klienten zu einem Vertragsabschluss kommen, würde ihm das endgültig seinen Platz in der globalen Finanzwirtschaft sichern.

Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm der Gedanke. Darcy einzustellen, war das Beste, was ihm seit Wochen passiert war. Sie würde nicht nur ihre Pflichten gewissenhaft erfüllen, sondern sich gleichzeitig nahtlos einfügen. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des Personalbüros. „Schicken Sie alle anderen Bewerber weg. Miss Lennox beginnt morgen.“

Er war so zuversichtlich, dass er sich nicht einmal die Mühe machte, die zweiwöchige Probezeit zu erwähnen.

Drei Monate später.

„Darcy, komm her – sofort!“

Bei dem gebrüllten Befehl verdrehte Darcy die Augen. Sie stand von ihrem Schreibtischstuhl auf und strich dabei ihren Rock glatt. Als sie Max’ Büro betrat und sah, wie er mit großen Schritten hinter seinem Schreibtisch auf und ab lief, verfluchte sie den Stich in ihrem Magen, wie jedes Mal, wenn sie ihn anschaute.

Wahrscheinlich könnte sich kein lebendes Wesen seiner charismatischen Ausstrahlung entziehen, versuchte sie sich schnell zu beruhigen. Max verströmte so viel pure Männlichkeit, dass die Luft um ihn herum zu vibrieren schien.

Als sie eintrat, wandte er sich um und heftete den Blick seiner bernsteinfarbenen Augen auf sie. „Was ist? Steh nicht einfach so herum – komm rein.“

Im Laufe der vergangenen Wochen hatte Darcy gelernt, mit Max Fonseca Roselli umzugehen. Sie behandelte ihn wie einen arroganten temperamentvollen Vollbluthengst: mit äußerstem Respekt, Vorsicht und einer festen Hand.

„Es gibt keinen Grund zu schreien“, erklärte sie gelassen. „Ich bin direkt nebenan.“ Sie trat ein, setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und sah ihn abwartend an. Auch wenn seine Manieren zu wünschen übrig ließen, war die Arbeit für ihn das Aufregendste, was sie bisher erlebt hatte. Allein mit seinem flinken Verstand mitzuhalten, war eine Herausforderung, und in den wenigen Wochen mit ihm hatte sie schon mehr gelernt als in all ihren bisherigen Jobs zusammen.

Kurz nachdem sie ihre Arbeit angetreten hatte, hatte er sie in einer luxuriösen Wohnung ganz in der Nähe des Büros untergebracht – zu einer lächerlich geringen Miete.

Ihre Proteste hatte er mit einer Handbewegung abgetan. „Ich kann es nicht brauchen, mir Gedanken um meine Sekretärin zu machen, weil sie in einer üblen Gegend wohnt. Außerdem erwarte ich, dass du manchmal auch außerhalb der Bürostunden erreichbar bist. Also dient es meiner Bequemlichkeit genauso wie deiner.“

Das hatte Darcy zum Schweigen gebracht. Er hatte sie nicht aus Fürsorglichkeit in der Wohnung untergebracht, sondern damit sie schneller zu seiner Verfügung stand.

Aber warum sollte sie sich beschweren? Die Wohnung besaß die ideale Lage, um auf eigene Faust Rom zu erkunden. Wenn sie denn die Zeit dazu fand. Max hatte nicht zu viel versprochen: Sie arbeitete oft abends und an den Wochenenden. Seine Arbeitseinstellung war furchteinflößend – um es vorsichtig auszudrücken.

„Wie lautet Montgomerys Antwort?“, fragte er jetzt.

Darcy brauchte nicht in ihre Notizen zu schauen. „Er möchte dich zum Abendessen treffen, wenn er nächste Woche mit seiner Frau nach Rom kommt.“

Max’ Gesicht wurde hart. „Verdammt! Ich wette, dieser durchtriebene alte Kerl zögert die Sache so lange wie möglich hinaus, und ich bin mir sicher, er genießt jede einzelne Sekunde.“

Bei seinem Anblick konnte Darcy sich nur mit Mühe konzentrieren, aber sie zwang sich, ihn anzusehen. Sie musste zugeben, dies war ungewöhnlich. Es gab kaum jemanden auf dieser Welt, der auf die Idee kam, Max etwas zu verweigern.

Seine Lippen wurden schmal. „Montgomery traut mir nicht zu, sein Vermögen zu verwalten. Ich habe mir noch keinen Namen gemacht, ich entstamme keiner blaublütigen Familie, und am schlimmsten in seinen Augen ist, dass ich nicht anständig verheiratet bin“, sagte er leise, fast, als würde er mit sich selbst reden.

Nein, das bist du ganz sicher nicht, stimmte Darcy im Stillen zu. Sie dachte an das vergangene Wochenende, das Max im Nahen Osten verbracht hatte, zu Besuch bei seiner exotisch schönen Geliebten, einem weltbekannten Supermodel.

Etwas griesgrämig stellte Darcy sich die exotisch schönen Babys vor, die Max einmal mit ihr haben würde: mit bernsteinfarbenen Augen, dunklen Haaren und endlos langen Beinen.

„Darcy!“

Sie errötete ertappt. Durch die tägliche Arbeit mit ihm sollte sie sich eigentlich längst an seine Ausstrahlung gewöhnt haben. Stattdessen wurde es von Tag zu Tag schlimmer.

„Es ist nur ein Abendessen, Max, kein Test“, stellte sie ruhig fest.

Er ging auf und ab, und wieder war Darcys Konzentration in Gefahr, aber sie riss sich zusammen.

„Natürlich ist es ein Test“, erwiderte er gereizt. „Warum sollte er sonst seine Frau mitbringen?“

„Vielleicht will er dich einfach nur besser kennenlernen? Immerhin überlegt er, dir den Auftrag zu erteilen, nicht nur eines der ältesten und berühmtesten Vermögen in ganz Europa zu verwalten, sondern noch dazu sein Familienerbe.“

Max schnaubte. „Montgomery hat seine Entscheidung längst getroffen. Ein Mann wie er hat keine andere Aufgabe mehr in seinem Leben, als mit Menschen zu spielen, als wären sie Bauern auf dem Schachbrett.“

Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, für Darcy eine mittlerweile vertraute Geste. Darcy war so ärgerlich über ihre Reaktion auf ihn, dass sie ohne nachzudenken sagte: „Dann nimm doch …“ Sie brach ab und suchte nach den besten Worten, um seine Geliebte zu benennen. Sie entschied sich für die diplomatischste. „Nimm Noor mit zu dem Dinner und überzeuge Montgomery davon, dass eure Beziehung etwas Festes ist.“

Max starrte sie entsetzt an. „Ich soll Noor al-Fasari zu einem Dinner mit Montgomery mitnehmen? Hast du den Verstand verloren?“

Darcy runzelte die Stirn. Sie konnte nicht verhindern, dass seine Reaktion auf ihren Vorschlag sie freute. „Warum nicht? Sie ist deine Geliebte, und sie ist wunderschön, erfolgreich …“

Max winkte ab. „Sie ist verwöhnt, launisch, habgierig … und davon abgesehen, ist sie nicht länger meine Geliebte.“

Darcy musste sich mit aller Kraft zusammenreißen, ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren. Sie sah Max so unschuldig wie möglich an. „Das ist bedauerlich. Sie hört sich ausgesprochen entzückend an.“

Wieder schnaubte er. „Es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, nach denen ich mir meine Geliebten aussuche. Entzückend gehört nicht dazu.“

Nein, er wählte sie, weil sie die schönsten Frauen der Welt waren – und weil er haben konnte, wen er wollte. Einen Moment lang hielten seine Augen ihre gefangen. Irgendetwas Undeutbares lag in seinem Blick, und sie spürte, wie Hitze tief in ihrem Inneren aufstieg. Dann klingelte sein Telefon. Darcy unterbrach den beunruhigenden Augenkontakt, beugte sich vor und hob den Hörer ab.

„Der Sultan von Al-Omar“, teilte sie Max mit und reichte ihm das Telefon.

Er nahm das Gespräch an, und Darcy verließ das Büro. Hinter sich hörte sie seine tiefe Stimme, als er mit seinem Freund und einem seiner wichtigsten Klienten sprach.

Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich einen Augenblick lang gegen das kühle Holz. Was hatte dieser Augenausdruck zu bedeuten gehabt? In der letzten Zeit hatte sie Max einige Male dabei ertappt, wie er sie ansah, mit genau diesem undeutbaren Ausdruck in seinen Augen, und jedes Mal fing ihr dummes Herz an, schneller zu schlagen.

Sie rief sich zur Ordnung. Wie konnte sie auch nur eine Sekunde lang denken, dass Max sie jemals mit etwas anderem als beruflichem Interesse ansehen würde?

Es war nicht einmal so, dass sie sich wünschte, er würde sie mit mehr als rein beruflichem Interesse ansehen. Sie wollte den besten Job ihres Lebens nicht gefährden, indem sie ihn anschmachtete, wie sie es damals in der Schule getan hatte.

Max beendete sein Telefonat, dann stand er auf und ging zum Fenster. Warum bin ich so ruhelos? fragte er sich, während er auf die antiken Ruinen hinunterschaute. Normalerweise beruhigte ihn dieser Blick mit seiner Zeitlosigkeit. Aber nicht heute.

Sultan Sadiq of Al-Omar gehörte zu dem kleinen Kreis von Max’ guten Freunden. Erst vor Kurzem hatte er sein wildes Junggesellenleben aufgegeben, um zu heiraten, und gerade hatte sein Freund ihm mitgeteilt, dass sie in einigen Monaten Baby Nummer zwei erwarteten. Während des Telefonats war Sadiqs Frau mit ihrem Sohn ins Zimmer gekommen, im Hintergrund hatte Max fröhliches Plappern von einem Kleinkind gehört.

Max dachte über Sadiqs Neuigkeiten nach. Er hatte seinen Freund schon oft mit seinem neuen ruhigen Leben geneckt. Aber heute ließen das Glück in Sadiqs Stimme und seine offensichtliche Zufriedenheit ein seltsam leeres Gefühl in ihm zurück.

Max dachte an die Hochzeit seines Bruders in Rio de Janeiro. Auch wenn Luca und er Zwillinge waren, standen sie sich nicht besonders nah. Nicht, nachdem sie von ihren Eltern in der Kindheit auseinandergerissen worden waren und ihr Leben auf verschiedenen Kontinenten verbracht hatten.

Trotzdem hatte Max die Hochzeit besucht – mehr wegen gemeinsamer Geschäftsinteressen als aus dem Bedürfnis heraus, bei seinem Bruder zu sein.

Falls er je etwas mit Luca gemeinsam gehabt hatte, war es ihr tief verwurzelter Zynismus. Doch auf der Hochzeit hatte er festgestellt, dass kein Funken Zynismus in den Augen seines Bruders lag, wenn er seine neue Frau voller Liebe anschaute.

Max seufzte und schob die Erinnerung zur Seite. Seit wann fühlte er sich leer oder grübelte über seinen Bruder und dessen Frau nach?

Er runzelte die Stirn und sah wieder auf die Ruinen hinunter. Er war ein Einzelgänger, war es schon seit seiner Kindheit, seitdem er begriffen hatte, dass es niemanden gab, zu dem er mit seinen Problemen gehen konnte. Er musste selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen. Und er tat es.

Aber trotzdem musste er widerwillig zugeben, dass es ein seltsames Gefühl war zurückzubleiben, während seine Freunde einer nach dem anderen ihr häusliches Glück fanden. Die Aussicht auf ein Abendessen mit Montgomery und seiner Ehefrau gefiel ihm immer weniger. Garantiert wollte der alte Mann die Gelegenheit nutzen, um zu zeigen, wie ungeeignet Max für den Job war.

Ihm fiel wieder Darcys Vorschlag ein, seine Ex-Geliebte mitzunehmen. Aber aus irgendeinem Grund dachte er weniger an Noor als an Darcys große blaue Augen. Und an die Röte in ihren Wangen, als er ihr gesagt hatte, was er von ihrem Vorschlag hielt.

Ohne genau zu wissen, warum, verglich er die beiden Frauen miteinander. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Zweifellos war Noor al-Fasari eine der schönsten Frauen der Welt. Und doch … Max stellte fest, dass er sich kaum an ihr Gesicht erinnern konnte.

Darcy dagegen … Max runzelte die Stirn. Er hatte immer gedacht, sie wäre nicht schön. Überrascht stellte er fest, dass der Gedanke sich plötzlich nicht richtig anfühlte. Auch wenn sie sicher nicht Noors atemberaubendes exotisches Aussehen besaß, war sie doch mehr als einfach nur hübsch.

Außerdem musste er zugeben, dass ihr Job nicht gerade dazu beitrug, ihre ganz besondere Art von Schönheit zu betonen. Wie würde sie wohl in einem verführerischen Kleid und mit etwas Make-up aussehen, das ihre Augen und die vollen rosigen Lippen betonte? fragte er sich. Zu seinem wachsenden Schrecken stellte er fest, dass er ihre üppige Figur so deutlich vor Augen hatte, als stünde sie noch immer vor ihm.

Er hatte versucht, sich einzureden, dass er auf das Telefonat mit Sadiq konzentriert war, aber in Wahrheit hatte er seine Augen nicht vor Darcy losreißen können. Er dachte daran, wie provokant der Bleistiftrock ihre üppigen Hüften umspannte, während der glänzende Ledergürtel den Blick auf die schmale Taille lenkte. So schmal, als könnte er sie mit einer Hand umspannen.

Seine Haut prickelte. Seit wann nahm er ihre Anwesenheit so deutlich wahr? Wie um seine beunruhigende Erkenntnis zu unterstreichen, stellte er entsetzt fest, dass sein Körper reagierte wie der eines Teenagers. Schockiert ließ er sich in seinen Schreibtischsessel fallen. Hoffentlich spazierte Darcy nicht gerade jetzt herein!

Bestimmt lag seine körperliche Reaktion nur daran, dass er gerade an seine Ex-Geliebte gedacht hatte. So musste es sein! Und doch … als er noch einmal versuchte, sich Noors Gesicht vor Augen zu rufen, konnte er sich nur an ihr schrilles Gekreische erinnern – und das Scheppern von ein oder zwei Vasen, als er die Affäre beendet hatte.

Es klopfte kurz an der Tür, und ohne seine Antwort abzuwarten, kam Darcy herein. „Falls du nichts mehr für mich zu tun hast, würde ich jetzt nach Hause gehen.“

Und Max’ Blut kochte. Eine Schleuse war geöffnet worden. Er konnte nur noch ihr glänzendes dunkelbraunes Haar sehen. Ihre aufreizenden Kurven. Die schwellenden Brüste unter einer dünnen Seidenbluse. Die zierliche Taille. Weibliche Hüften, feste Schenkel und wohlgerundete Waden. Schmale Knöchel.

Dabei war ihre Kleidung nicht einmal verführerisch, sondern der Inbegriff des klassischen Stils. Er konnte ihr nichts vorwerfen – nicht das Geringste. Und doch konnte er nur daran denken, dass er zu ihr gehen wollte, sie in die Arme nehmen und an sich ziehen.

Was zum Teufel …? War er dabei, den Verstand zu verlieren?

Darcy runzelte die Stirn. „Ist etwas nicht in Ordnung, Max?“

„Nicht in Ordnung?“, brüllte er. „Alles ist bestens!“

„Oh“, sagte Darcy. „Aber warum starrst du mich dann so wütend an?“

Max dachte an das bevorstehende Dinner. Er traf seine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde. „Ich habe an das Essen mit Montgomery gedacht …“

Darcy hob eine Braue. „Ja?“

„Du kommst mit.“

Sie sah ihn verblüfft an. „Oh. Hältst du das wirklich für angemessen?“

„Ja, sogar für ausgesprochen angemessen. Du hast von Anfang an zusammen mit mir an diesem Abschluss gearbeitet, du kennst jedes Detail so gut wie ich. Aber ich brauche dich nicht nur wegen des Geschäfts, du kannst dich auch mit Montgomerys Frau anfreunden.“

„Denkst du nicht, jemand anderer wäre mehr …“

Max unterbrach sie, indem er eine Hand hob. „Ich will nicht weiter darüber diskutieren. Du begleitest mich, und Punkt.“

Darcy sah ihn an, und einen verwirrenden Moment lang kam es Max vor, als könnte sie in sein tiefstes Inneres blicken. „Also gut“, sagte sie offensichtlich widerstrebend. „Brauchst du heute Abend sonst noch etwas?“

Autor

Abby Green
<p>Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...
Mehr erfahren