Das Zimmermädchen und der italienische Milliardär

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Seit drei Monaten arbeitet die junge Haushälterin Maggie auf dem einsamen Anwesen bei Dublin, und noch nie hat sie den Besitzer gesehen. Bis Nikos Marchetti unerwartet vor der Tür steht: groß, dunkelhaarig und verboten sexy! Dass es sinnlich zwischen ihnen prickelt und Nikos sie eine Nacht lang mit seiner Liebe verwöhnt, ist das Aufregendste, was Maggie jemals passiert ist. Doch am nächsten Tag verschwindet der italienische Milliardär wieder, und Maggie ist allein – mit den süßen Konsequenzen einer sündigen Nacht der Leidenschaft …
  • Erscheinungstag 28.06.2024
  • Bandnummer 2491
  • ISBN / Artikelnummer 9783963691706
  • Laufzeit 04:43:00
  • Audio Format mp3-Download
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Leseprobe

1. KAPITEL

Maggie Taggart sah sich in der riesigen, chromglänzenden Küche um.

Sie fühlte sich rastlos.

Gerade hatte sie ihr Geschirr vom Abendessen abgewaschen und weggeräumt, und die Küche im Kellergeschoss des majestätischen Herrenhauses war wieder in tadellosem Zustand.

Das Anwesen befand sich eine gute Stunde Autofahrt von Dublin entfernt und lag eingebettet in die herrliche, saftig grüne Landschaft Irlands. Das vier Hektar große Grundstück war wie ein Park angelegt und äußerst gepflegt. Es gab sogar einen kleinen See und ein verwunschenes Wäldchen.

Auf der Rückseite des Herrenhauses erstreckten sich weitläufige Rasenflächen, und neben dem Haus befand sich ein großer, von einer Mauer umgebener Küchengarten. Dahinter lagen großzügige Stallungen, die jedoch leer standen. Der neue Besitzer des Hauses, ein milliardenschwerer Geschäftsmann, hatte das Haus gekauft, ohne es sich vorher überhaupt anzusehen. Vermutlich nur aus einer Laune heraus, weil er sich kurzzeitig für Rennpferde interessierte, denn dieser Teil Irlands war berühmt für seine hervorragende Pferdezucht.

Doch seit dem Kauf gab es weder Pferde, noch war der Eigentümer je hier gewesen. Alles war nach seinen Wünschen und Vorgaben renoviert und eingerichtet worden, und alles war bis ins kleinste Detail perfekt, aber das Haus stand leer.

Selbst die Haushälterin, Maggies Mutter, war von einer seiner Assistentinnen eingestellt worden.

Als sie plötzlich krank geworden war, hatte sie aus Angst, ihre neue Anstellung zu verlieren, ihre Tochter gebeten, ihr zu helfen. Maggie hatte sofort zugesagt und ihren Job als Köchin in einem Restaurant in Dublin gekündigt, um ihrer Mutter zur Seite zu stehen. Ihr Chef war ein übler Zeitgenosse gewesen, also war ihr diese Entscheidung nicht sehr schwergefallen.

Nach dem völlig unerwarteten Tod ihrer Mutter hatte Maggie den Hauseigentümer informiert, und eine distanziert wirkende Mitarbeiterin hatte gefragt, ob sie übergangsweise die Stelle übernehmen würde. Nur bis man einen Ersatz gefunden hätte, so hieß es.

Die Vorstellung, noch ein wenig länger in dem herrlichen, einsamen Anwesen zu bleiben und ganz in Ruhe um ihre Mutter zu trauern, war Maggie sehr verlockend erschienen. Also hatte sie zugesagt.

Das war jetzt über drei Monate her.

Drei Monate, die ihr rückblickend wie in einem Nebel erschienen – voller Trauer und Verzweiflung.

Doch langsam legte sich der erste Schmerz, und Maggie spürte immer häufiger eine innere Unruhe, so wie heute. Das Haus hatte sie wie ein riesiger luxuriöser Kokon von der Außenwelt abgeschirmt und ihr Sicherheit gegeben. Doch die anfängliche Verzweiflung war verflogen, und mittlerweile füllte sie die Aufgabe, das leere Anwesen in Ordnung zu halten, nicht mehr aus.

Maggie fragte sich, ob der Besitzer seinem neuen Anwesen überhaupt jemals einen Besuch abstatten würde. Sie presste bei diesem Gedanken fest die Lippen zusammen. Sie hatte sich bisher nicht die Mühe gemacht, im Internet über den Eigentümer zu recherchieren, aber sie hatte trotzdem eine ziemlich genaue Vorstellung von ihm.

Jemand, der ein gigantisches Landhaus im Grünen kaufte und dann nicht einmal dorthin fuhr, um es sich anzusehen, konnte nur ein Snob sein.

So etwas taten nur Männer, die mehr Geld als Verstand hatten. Das waren zumindest die Worte ihrer Mutter gewesen – und die musste es schließlich wissen.

Maggies Vater war auch so ein reicher Kerl gewesen. Ein Immobilien-Mogul aus Schottland, der mit Maggies Mutter eine Affäre gehabt hatte. Als sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, da hatte er alle Verantwortung von sich gewiesen. Vor lauter Angst, dass Maggies Mutter und sein uneheliches Kind am Ende etwas von seinem Vermögen abbekommen könnten, hatte er weder Unterstützung angeboten noch zu der Vaterschaft gestanden. Stattdessen hatte er wüste Drohungen ausgesprochen und versucht, seine ehemalige Geliebte einzuschüchtern.

Maggies Mutter war eine stolze Frau gewesen, deshalb hatte sie nicht um Unterhalt gekämpft. Außerdem war sie viel zu verletzt gewesen. Sie hatte mit ihrem ungeborenen Kind Schottland verlassen und war nach Irland gegangen. Dort hatte sie als Haushälterin gearbeitet und so im Laufe der Jahre immer wieder den Wohnort gewechselt.

Aus diesem Grund war Maggie gar nicht gut auf reiche Männer zu sprechen.

Sie seufzte gedankenverloren.

Trotz allem wurde sie ziemlich gut bezahlt, um sich um das leere Haus eines wohlhabenden Mannes zu kümmern, also konnte sie sich eigentlich nicht beschweren.

In diesem Moment wurde die Stille, die Maggie seit vielen Wochen so genossen hatte, von einem Geräusch durchbrochen.

Ein Klopfen.

An der Haustür?

Es kam so selten vor, dass jemand hier vorbeikam, dass Maggie das Geräusch erst gar nicht richtig zuordnen konnte.

Sie eilte nach oben.

Als sie den Flur erreichte, ließ der Besucher den Klopfer gerade wieder gegen die Tür schlagen.

„Immer mit der Ruhe …“, murmelte Maggie, schaltete die Außenbeleuchtung an und öffnete schwungvoll die Eingangstür.

Ihr stockte der Atem.

Vor ihr stand ein großer, dunkelhaariger Mann in einem eleganten schwarzen Smoking und füllte den Türrahmen fast vollständig aus. Er hatte schon die Hand erhoben, um erneut zu klopfen. Den anderen Arm hatte er lässig gegen den Türrahmen gelehnt.

Der lavendelfarbene Abendhimmel hinter ihm beschattete das Gesicht des Mannes und ließ ihn noch beeindruckender erscheinen.

Maggie hatte sich noch immer nicht von ihrem Schock erholt.

Ihr war noch nie ein so gut aussehender Mann begegnet.

Er war geradezu umwerfend.

Maggie betrachtete bewundernd seine markanten Wangenknochen und seine faszinierenden dunklen Augen. Kein Braun, sondern eher ein Goldton, stellte sie fest. Auch seine Haut war dunkel, und auf seinen Wangen und seinem Kinn zeichnete sich ein dunkler Schatten von seinen Bartstoppeln ab. Er hatte dunkle Locken, und die dunklen Augenbrauen betonten seine markanten Gesichtszüge noch zusätzlich.

Hitze stieg in ihr auf. Seine Körpergröße, seine muskulöse Statur und seine männliche Präsenz waren atemberaubend.

Ihr Körper reagierte innerhalb von Sekundenbruchteilen. Das musste ein Urinstinkt sein, wenn ein potenzieller Partner auftauchte, dachte Maggie irritiert.

Seine ungebundene Fliege hing lose über dem geöffneten obersten Knopf seines Hemdes und gab ihm ein verwegenes Aussehen.

Er musterte sie von oben bis unten, und Maggie las Bewunderung in seinen Blicken. Sie trug lediglich eine abgeschnittene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt – ihre normale Arbeitskleidung, wenn sie alleine war –, und ihre Haare hatte sie zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden.

„Ist das hier Kildare House?“, fragte der sexy Fremde. Er hatte eine angenehme, tiefe Stimme und einen leichten Akzent.

Maggie spürte ein ungewohntes Kribbeln im Bauch.

„Ja, ist es“, antwortete sie.

Sie hatte befürchtet, dass der Mann vielleicht betrunken war, aber sein Blick war viel zu wach dafür. Er wirkte eher gelangweilt.

Jetzt richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und drehte sich um.

Erst jetzt bemerkte Maggie das Taxi, das mit laufendem Motor am Fuß der breiten Eingangstreppe wartete.

„Ich bin hier richtig, danke“, rief er dem Fahrer zu.

Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Maggie, wie der Taxifahrer freundlich winkte und dann davonfuhr. „Entschuldigung, aber wer sind Sie?“, fragte sie angespannt.

Der Fremde drehte sich wieder zu ihr um. „Ich bin der Eigentümer dieses Hauses, Nikos Marchetti. Viel wichtiger ist aber die Frage, wer Sie sind. Ich habe ein Foto der Haushälterin gesehen – und das sind ganz bestimmt nicht Sie“, sagte er.

Nikos Marchetti.

Der Besitzer des Anwesens.

Sie hatte ihn sich immer als dicken, arroganten Kerl mittleren Alters vorgestellt, aber stattdessen stand sie einem umwerfend gut aussehenden Mann gegenüber. Er wirkte wie ein Gladiator aus dem alten Rom – nur in moderner Kleidung.

Er ließ seinen Blick erneut über Maggies Körper wandern, und die unverhohlene Bewunderung darin löste einen Gefühlssturm in ihr aus – dabei hätte sie eigentlich empört sein müssen.

Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Nikos Marchetti entsprach vielleicht äußerlich nicht ihren Erwartungen – aber sein Verhalten dafür umso mehr.

„Ich bin Maggie Taggart, Edith’ Tochter. Meine Mutter ist vor drei Monaten verstorben, und Ihre Mitarbeiter baten mich, so lange auszuhelfen, bis eine neue Haushälterin eingestellt ist. Aber das hat man Ihnen anscheinend nicht mitgeteilt.“

Nikos Marchetti musterte sie mit undurchdringlicher Miene.

„Nein, das hat man nicht – aber meine Angestellten wissen auch, dass sie mich nur dann behelligen sollen, wenn es wirklich wichtig ist. Anscheinend hatte man den Eindruck, dass Sie die Situation hier gut im Griff haben. Ihr Verlust tut mir natürlich leid. Dürfte ich jetzt bitte mein eigenes Haus betreten?“

Seine Art, den Tod ihrer geliebten Mutter wie eine Belanglosigkeit abzufertigen, weckte Wut und Trotz in Maggi. Dass sie ihre Mutter verloren hatte, war das Schlimmste, was ihr je passiert war. „Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich Nikos Marchetti sind?“, fragte sie daher herausfordernd. „Sie könnten doch sonst wer sein.“

Nikos betrachtete die Frau vor sich erstaunt.

Damit hat er nun wirklich nicht gerechnet.

Anscheinend wusste sie wirklich nicht, wer er war. Das kam so gut wie nie vor. Außerdem fand er sie unglaublich sexy. Ihm war noch nie eine Frau begegnet, die so ein unerwartetes und spontanes Verlangen in ihm geweckt hatte. Er war an diesem Abend Gast auf einem Ball in Dublin Castle gewesen, dort hatte er unzählige schöne, attraktive Frauen getroffen – aber keine hatte so seine Aufmerksamkeit erregt wie dieser … Wildfang.

Sie war groß und hatte eine sportliche Figur. Ihre vollen Brüste zeichneten sich deutlich unter ihrem dünnen T-Shirt ab und überließen nur wenig seiner Vorstellungskraft. Außerdem hatte sie geschwungene Hüften und lange, schlanke Beine, die kein Ende zu nehmen schien. Sie war ein blasser Typ und hatte wilde, rotgoldene Locken, die sie zu einem unordentlichen Dutt geknotet hatte.

Ihre Gesichtszüge waren klassisch schön, mit hohen Wangenknochen, einem festen Kinn und einer geraden Nase. Am meisten beeindruckten ihn jedoch ihre riesigen blauen Augen und die sinnlichen Lippen – die sie allerdings gerade fest zusammenpresste. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm und verweigerte ihm den Zutritt zu seinem Besitz.

Sie wirkte wie eine Wikingerkönigin – leidenschaftlich, wahnsinnig weiblich und wunderschön.

Nikos’ Verstand schien bei ihrem Anblick geradezu dahinzuschmelzen.

Das war vermutlich auch der Grund, weshalb er noch immer so ruhig vor ihr stand, denn normalerweise hätte er diese Unverschämtheit nicht lange geduldet.

„Sie waren schließlich noch nie hier!“

Nikos hob eine Augenbraue. „Mir war nicht bewusst, dass ich mich bei Ihnen für irgendetwas rechtfertigen muss. Aber nein, ich war noch nie hier.“

„Und warum dann heute Abend? Niemand hat mir Bescheid gesagt, dass Sie kommen.“

„Das Haus gehört mir, und ich bezahle gut dafür, dass es jederzeit besuchsbereit ist“, sagte er gedehnt.

„Aber es ist spät … Ich hätte schon im Bett sein können.“

Sofort stellte Nikos sie sich in ihrem Bett vor, nackt und die glänzenden Locken um sich ausgebreitet – wie eine Einladung, ihren wundervollen Körper zu erkunden. Das Blut schoss ihm in die Lenden, und er verwünschte seine unkontrollierbare Reaktion auf Maggie Taggart.

Normalerweise hat er sich besser im Griff.

Gereizt erwiderte er: „Jetzt lassen Sie mich endlich rein.“

„Nein, nur wenn Sie sich ausweisen können. Wenn Sie wirklich der Besitzer sind, dann sollte es Ihnen doch nur recht sein, dass ich nicht mitten in der Nacht einen Wildfremden in Ihr Haus lasse.“

Nikos unterdrückte ein genervtes Stöhnen.

Es kam nur selten vor, dass sich jemand seinen Befehlen widersetzte. Aber sie hatte natürlich recht. Er war es einfach nicht gewohnt, dass jemand ihn nicht zu kennen schien.

Das gefiel ihm irgendwie.

Normalerweise wurde er von allen hofiert, wenn er irgendwo auftauchte. Er war nun mal der Erbe eines riesigen Wirtschafts-Imperiums und eines genauso großen Vermögens.

Er seufzte unmerklich und schob die Gedanken beiseite. Er wollte jetzt nicht daran denken, denn das löste nur wieder diese Beklemmungen aus, die ihn dazu verleitet hatten, Kildare House zu kaufen. Dabei hatte er fast schon wieder vergessen, dass er es besaß.

„Ich fasse es nicht, dass ich das hier tatsächlich mache …“, murmelte er, während er in die Innentasche seines Smokings griff und seinen Ausweis herausholte. Er reichte ihn der Haushälterin, die eigentlich eher wie eine Cheerleaderin aussah.

„Wie alt sind Sie?“, fragte er unvermittelt. Die Worte waren heraus, bevor er etwas dagegen tun konnte.

Sie sah von seinem Ausweis auf und antwortete: „Dreiundzwanzig. Das ist ein griechischer Pass. Ich dachte, Sie seien Italiener?“

Nikos nahm das Dokument wieder entgegen. „Ich bin halb Grieche, halb Italiener und habe mich für die griechische Seite entschieden. Haben Sie noch weitere Fragen – oder darf ich jetzt endlich mein Haus betreten?“

Maggie konnte selbst kaum glauben, dass sie dem Eigentümer von Kildare House – und damit ihrem Arbeitgeber – so feindselig gegenüber aufgetreten war.

Nikos Marchetti.

Sie versuchte, sich die Dinge, die sie von ihrer Mutter über ihn wusste, in Erinnerung zu rufen, aber sie hatte damals nicht gut aufgepasst. Die Krankheit ihrer Mutter war wichtiger gewesen. Er war der Erbe der Marchetti Group – eines gigantischen Konzerns, dem die bedeutendsten Luxusmarken der Welt, zahlreiche Immobilien in erstklassiger Lage, Hotels, Clubs und ganze Häuserblöcke in den Metropolen der Welt gehörten.

„Kommen Sie bitte rein, Mr. Marchetti. Es freut mich, Sie in Kildare House begrüßen zu dürfen.“ Maggie trat beiseite und hielt ihm die Tür auf.

Nikos machte ein unwirsches Geräusch und ging an ihr vorbei. In der hell erleuchteten Eingangshalle wirkte er sogar noch größer und beeindruckender. Er stellte eine kleine Reisetasche auf einen Stuhl in der Nähe und sah sich um.

Dann ging er in einen der angrenzenden Salons.

Sein maskuliner Duft hüllte Maggie ein wie eine Wolke. Er roch unglaublich gut, herb. Kein Parfum – oder so edel, dass es nicht künstlich roch.

Sie schloss die Eingangstür und folgte ihm.

Er hatte seine Smokingjacke ausgezogen und über die Lehne eines Stuhls gelegt. Als Maggie eintrat, stand er gerade an der Hausbar und schenkte sich ein Glas Whisky ein.

„Möchten Sie, dass ich Ihnen das Haus zeige?“ Maggie versuchte, professionell zu klingen – auch wenn sie sich nicht so fühlte. Nikos Marchetti hatte etwas an sich, das ihr unter die Haut ging und ein Kribbeln tief in ihrem Innersten auslöste.

Er drehte sich zu ihr um. „Sehr gerne“, sagte er beiläufig und nahm einen Schluck Whisky.

Er sah beeindruckend und irgendwie gefährlich aus. Ein sinnlicher Schauer lief ihr über den Rücken. Sie war sich seiner Anwesenheit überdeutlich bewusst, als er lautlos und anmutig wie eine Raubkatze hinter ihr herging.

Sie zeigte ihm die einzelnen Räume, die vom zentralen Eingangsbereich abgingen. Auf der einen Seite befand sich ein Besprechungszimmer und ein großes, elegantes Wohnzimmer, auf der Rückseite des Hauses lag ein weitläufiges Büro mit modernsten Computern, die bisher noch niemand benutzt hatte, und auf der anderen Seite war noch ein weiteres, weniger offizielles Wohnzimmer mit einem Media-Center und einem Beamer, um Filme anzuschauen.

Dies war Maggies Lieblingsraum, denn die Wände waren mit deckenhohen Regalen voll mit Büchern gesäumt. Sie vermutete jedoch, dass die Werke von Shakespeare, Dickens und anderen großen Schriftstellern nur dazu da waren, um Eindruck zu schinden.

„Gehen Sie ruhig weiter“, forderte Nikos Marchetti sie auf.

Maggie wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert, als sie ihm voran durch das Foyer und die breite Treppe hinunter ins Untergeschoss ging.

Unten befanden sich neben der Küche ein Fitnessraum, ein Schwimmbad, ein Spa-Bereich, eine Sauna und ein Dampfbad.

Nikos bot ein Bild absoluter Nonchalance, wie er mit seinem offenen Hemd, der lockeren Fliege und dem Glas Whisky in seiner Hand sein Anwesen besichtigte. Eine Immobilie, die er ungesehen gekauft hatte und die anzuschauen er sich bisher noch nie die Mühe gemacht hatte.

In diesem Moment verkörperte er all ihre Vorurteile über reiche, einflussreiche Männer.

Er wandte sich zu ihr um und leerte den letzten Schluck seines Whiskys.

Fasziniert stellte Maggie fest, dass seine hellbraunen, fast goldfarbenen Augen kleine grüne und dunkelbraune Sprenkel hatten.

Plötzlich wurde ihr ganz warm. Sie schämte sich für diese Empfindung und drehte sich schnell um, bevor er ihre roten Wangen bemerken konnte. So hellhäutig, wie sie war, sah man ihr jede Gefühlsregung sofort an.

„Die Schlafzimmer sind im ersten Stock“, sagte sie und ging zurück in den Eingangsbereich, ohne sich noch einmal zu vergewissern, ob er ihr folgte.

Doch Nikos Marchetti blieb dicht hinter ihr.

Sie konnte ihn spüren. Es war, als hätten sich ihrem Bewusstsein auf einmal ganz neue Dimensionen eröffnet.

Es fiel Nikos schwer, sich auf das Haus zu konzentrieren, während er ständig die verführerische Kehrseite seiner Angestellten vor sich hatte. Und diese langen Beine.

Theos.

Normalerweise war er über solche Empfindungen erhaben. Er hatte einfach nur nicht erwartet, dass … dass jemand wie sie ihm die Tür seines einsam gelegenen Landsitzes irgendwo außerhalb von Dublin öffnen würde.

Sie ging jetzt eilig den Korridor entlang, öffnete die Türen und sagte: „Das hier sind alles zusätzliche Schlafzimmer. Ihre Suite ist hier, am Ende des Flurs.“

Sie öffnete eine Tür und trat zurück.

Nikos fiel erst jetzt auf, dass sie Flip-Flops trug.

Sie hatte wirklich schöne Füße mit korallenrot lackierten Nägeln.

Er biss die Zähne zusammen und ging an ihr vorbei durch die Tür. Dabei stieg ihm ihr Duft in die Nase – nach Rosen und Frische. Er presste seine Zähne noch fester zusammen und versuchte, sich auf das luxuriöse Schlafzimmer vor ihm zu konzentrieren.

Auf drei Seiten hatte man aus großen Fensterfronten eine herrliche Aussicht auf den gepflegten Park und die weitläufige Landschaft. Selbst jetzt – im dämmrigen Abendlicht – konnte man den Ausblick noch erahnen. Nikos erinnerte sich aber auch an die Fotos, die der Innenarchitekt ihm davon geschickt hatte.

Dies war das erste richtige Haus, das er gekauft hatte. Seine anderen Immobilien waren alles Apartments und befanden sich in den Hotels, die seinem Unternehmen gehörten. Bei dem Gedanken daran, dass seine Gründe für diesen impulsiven Kauf nur zu offensichtlich sein könnten, fühlte er sich plötzlich unwohl.

Er spürte, dass sie ihn beobachtete. Maggie Taggart, die Frau mit dem Körper einer Göttin und den riesigen blauen Augen. Er drehte sich zu ihr um. Sie hatte ihre Arme wieder vor der Brust verschränkt, was die üppigen Rundungen ihrer Brüste unter dem dünnen T-Shirt nur noch mehr zur Geltung brachte, und betrachtete ihn.

Das Gefühl, dass ihm jemand in die Karten blicken konnte, verstärkte sich.

Schnell versuchte er, die Aufmerksamkeit wieder von sich fortzulenken. „Warum sind Sie so angezogen, als würden Sie zu einer Grillparty gehen?“

Dunkle Röte überzog ihre Wangen. „Wenn man mich über Ihre Ankunft informiert hätte, dann wäre ich auch angemessen gekleidet gewesen. Darüber hinaus ist es ziemlich spät, und meine Kernarbeitszeit ist vorbei, deshalb wüsste ich nicht, warum ich mich nicht so anziehen sollte, wie es mir gefällt. Dass Sie zu Besuch kommen, ist ja eher ungewöhnlich, deshalb habe ich mir angewöhnt, mir meine Arbeitszeiten relativ frei einzuteilen.

Ich glaube nicht, dass es am Zustand des Hauses irgendetwas auszusetzen gibt. Ich arbeite an sieben Tagen die Woche, und das Haus ist immer vorbildlich sauber.“

Nikos hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Das kam bei ihm eher selten vor. Unumwunden gab er zu: „Ja, Sie haben wirklich alles perfekt in Schuss gehalten. Vielleicht sollten wir einfach noch mal von vorne anfangen?“

Maggie stand noch immer an der Tür. Er ging auf sie zu, und auf einmal wirkte sie nicht mehr ganz so selbstsicher. Er bemerkte, wie ihr Puls aufgeregt an ihrem Hals pochte.

Also ist sie doch nicht so widerborstig, wie sie sich gibt, dachte er amüsiert.

Er streckte ihr die Hand entgegen und sagte: „Ich bin Nikos Marchetti, der Besitzer dieses Hauses. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht über meine späte Ankunft informiert habe. Ich danke Ihnen, dass Sie sich so gut um das Haus gekümmert haben – Sie leisten wirklich hervorragende Arbeit.“

Nikos war froh, dass seine Worte nicht spöttisch geklungen hatten.

Seine Haushälterin zögerte einen Augenblick und musterte ihn misstrauisch, doch dann legte sie ihre Hand in seine.

Sobald er ihre schmale, ein wenig raue Hand spürte, erwachte das Begehren, das schon die ganze Zeit unterschwellig in ihm gelodert hatte, und pulsierte heiß und drängend durch seine Adern. Instinktiv schloss er seine Finger um ihre.

Maggie konnte plötzlich nicht mehr atmen.

Was hatte Nikos Marchetti gerade gesagt? Sie fühlte sich ein wenig benommen und konnte nur noch an seine große warme Hand denken, die die ihre fest umschlossen hielt.

Neben Nikos Marchetti fühlte sie sich klein – dabei war sie für eine Frau ziemlich groß. Es kam nicht oft vor, dass sie zu einem Mann aufsehen musste. Andere beschrieben sie als stark und selbstbewusst, und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich zerbrechlich und zart. Nikos überragte sie um einiges, und selbst in High Heels würde sie ihm nur bis ans Kinn reichen. Das war eine ziemlich aufregende neue Erfahrung.

Durch die vielen Umzüge in ihrer Kindheit und Jugend hatte Maggie keinen großen Freundeskreis, und all ihre bisherigen Dates hatten nur mit einem laschen Händedruck geendet. Sie hatte von ihrer Mutter ein generelles Misstrauen Männern gegenüber übernommen, und die Tatsache, dass die meisten Männer kleiner waren als sie, hatte die Sache auch nicht leichter gemacht.

Doch das hier fühlte sich unerwartet vertraulich an.

Schnell entzog sie Nikos ihre Hand. „Haben Sie schon etwas gegessen? Es ist noch Hühnerfrikassee übrig. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf der Liste Ihrer Lieblingsgerichte steht, aber ich wärme Ihnen gerne etwas davon auf“, bot sie an.

Immer wenn sie aufgeregt war, begann sie zu plappern. Sie hasste diese Eigenschaft. Sie trat ein paar Schritte zurück und brachte etwas Abstand zwischen sich und den gut aussehenden Mann, der sie so durcheinanderbrachte und sie plötzlich über Dinge wie Nähe und Vertrautheit nachdenken ließ.

Er war immerhin ihr Boss.

Schulterzuckend erwiderte er: „Gerne. Ich gehe eben duschen und mich umziehen und komme dann zum Essen.“

„In Ihrem Ankleidezimmer finden Sie eine komplette Garderobe, falls Sie noch etwas benötigen“, sagte Maggie und machte sich auf den Weg in die Küche.

Sie ärgerte sich, dass sie sich so von ihm durcheinanderbringen ließ. Er war zweifellos ein beeindruckender Mann – unheimlich gut aussehend und sexy –, aber den gleichen Effekt hatte er vermutlich auf jede andere Frau auch. Sie war halt nicht immun gegen seine Ausstrahlung, das war alles.

Als sie durch die Eingangshalle ging, bemerkte sie seine Reisetasche, die noch immer auf dem Stuhl stand. Sie blieb stehen und überlegte, ob sie sie ihm in sein Zimmer bringen sollte. Genau das gehörte doch zu ihren Aufgaben als Haushälterin, oder nicht?

Sie nahm die Tasche und machte sich wieder auf den Weg nach oben. Vor Nikos’ Suite blieb sie unsicher stehen. Die Zimmertür war nur angelehnt. Es war nichts zu hören, also klopfte sie vorsichtig und räusperte sich.

Nachdem sie so lange alleine in diesem Haus gelebt hatte, war das eine ungewohnte Situation.

Nikos antwortete nicht, und vorsichtig schob Maggie die Tür weiter auf. Dann bemerkte sie, dass die Tür zum Badezimmer halb geöffnet war, und hörte Wasser rauschen. Er stand anscheinend gerade unter der Dusche.

Vorsichtig ging sie ein paar Schritte weiter und stellte die Tasche schnell auf das Bett. Gerade als sie wieder gehen wollte, ging das Wasser aus, und Nikos trat aus der Dusche. Durch den Türspalt konnte Maggie ihn im Dampf stehen sehen.

Wie gelähmt starrte sie ihn an. In ihrem Kopf rauschte es. Er war nackt und sah großartig aus. Atemberaubend. Er war groß und muskulös, mit langen schlanken Beinen und einem breiten Oberkörper.

Seine olivfarbene Haut glänzte, Wassertropfen perlten daran ab. Ein Streifen dunkler Härchen auf seiner Brust verjüngte sich nach unten und zog sich über seinen flachen Bauch bis zum Beweis seiner Männlichkeit. Maggie wurde bei diesem Anblick feuerrot.

Plötzlich spannte sich sein Körper merklich an.

Maggie sah auf und blickte direkt in seine goldgrünen Augen.

Er hatte sie ertappt.

Schweigend griff Nikos Marchetti nach einem Handtuch, und schlang es gelassen um seine schmalen Hüften.

Als hätte jemand sie aus ihrer Erstarrung gerissen, stammelte Maggie: „Entschuldigung … Ihre Tasche … ich dachte, Sie würden …“ Dann drehte sie sich hastig um und flüchtete mit brennenden Wangen aus seinem Zimmer.

Nikos leerte das Glas Weißwein, das Maggie ihm zu dem erstaunlich wohlschmeckenden Hühnerfrikassee serviert hatte.

Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie hungrig er gewesen war, doch als Maggie im weniger formalen Esszimmer den Teller vor ihn hingestellt hatte, hatte sein Magen angefangen zu knurren. Essen war für ihn normalerweise eher eine lästige Notwendigkeit.

Er lehnte sich zurück und dachte über den bisherigen Abend nach. Was für eine Überraschung – die Haushälterin war nicht nur zwanzig Jahre jünger, als er erwartet hatte, sie war dazu auch noch ausgesprochen hübsch und sexy.

Er hielt die Dinge immer gern oberflächlich und hatte kein Interesse an einer Beziehung. Er hatte früh gelernt, dass seine Gefühle und Bedürfnisse niemandem wichtig waren, deshalb hatte er sich auf seine Karriere konzentriert und hatte immer nur kurze Affären gehabt.

Aber Maggie ging ihm unter die Haut.

Er musste wieder daran denken, wie sie ihn angestarrt hatte, als er aus der Dusche gekommen war. Wie ein Reh, das, geblendet im Kegel eines Scheinwerferlichts, unfähig war zu fliehen. Sie hatte mit ihren großen blauen Augen fasziniert seine Männlichkeit bestaunt – fast so, als hätte sie noch nie einen nackten Mann gesehen.

Zum Glück hatte sie sich dann schnell umgedreht, sonst hätte sie noch mitbekommen, welchen Effekt sie auf ihn hatte. Nikos hatte sich danach noch mal unter den eiskalten Wasserstrahl der Dusche gestellt. Es ärgerte ihn, dass sein Körper und seine Hormone ihm nicht gehorchten – egal wie attraktiv die Haushälterin auch sein mochte.

Maggie erschien in der Tür des Esszimmers. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt eine weiße Bluse, die sie ordentlich in ihre schwarze Hose gesteckt hatte, und dazu flache Schuhe. Ihre Haare hatte sie zu einem ordentlichen Knoten gebunden.

Jetzt sah sie zwar so aus, wie man es von einer Haushälterin erwarten würde, aber trotzdem brachte sie ihn noch durcheinander.

Er konnte ihr auch keine Schuld geben – sie lebte und arbeitete hier, und er war ohne Vorankündigung einfach aufgetaucht. Das Haus war in tadellosem Zustand, und er konnte nicht erwarten, dass sie jederzeit korrekt gekleidet war. Das wäre vermessen.

Sie begann, das Geschirr abzuräumen, und vermied dabei jeden Blickkontakt.

„Es war hervorragend. Haben Sie das gekocht?“

Autor

Abby Green
<p>Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...
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