Julia Extra Band 193

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Haley nimmt einen Job bei dem Kinderbuchautor Sam Winton an, um herauszufinden, ob er der Vater ihres kleinen Neffen ist. Hätte sie geahnt, welch starke erotische Anziehungskraft dieser charmante Mann auf sie ausübt - niemals wäre sie in sein Haus gezogen. Kaum noch kann sie seinen heißen Verführungsversuchen widerstehen...


  • Erscheinungstag 08.12.2012
  • Bandnummer 0193
  • ISBN / Artikelnummer 9783954460564
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Image

Valerie Parv

Bist du der Vater?

1. KAPITEL

Jetzt, da Haley Glen vor dem Tor zu Sam Wintons Villa stand, war sie gar nicht mehr sicher, ob ihr Plan tatsächlich so gut war. Denn sie verspürte das dringende Bedürfnis, diesen Mann bei den Schultern zu packen und so lange zu schütteln, bis er zugab, dass er der Vater des kleinen Jungen ihrer Schwester war.

Joel war jetzt sechs Monate alt, und Ellen seit fünf Monaten tot. Trotzdem war dies die erste Gelegenheit für Haley, diesen Mann überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr im letzten Moment noch die Nerven durchgehen würden.

Sie musste sich daran erinnern, wie viel Überredungskunst es sie gekostet hatte, ihre Freundin Miranda Holt dazu zu bringen, ihr diesen Termin zu übertragen. Wenn sie jetzt kniff, würde sie nicht nur Ellen und das Baby, sondern auch ihre Freundin im Stich lassen.

Ihr blieb also gar nichts anderes übrig, als diese Geschichte durchzuziehen. Selbst wenn sie daran ersticken sollte.

Mit einem schweren Seufzer streckte sie die Hand aus und drückte den Knopf der Sprechanlage. Immerhin konnte sie ein wenig von ihrer Frustration ablassen, indem sie den Finger länger auf dem Klingelknopf ließ, als die Höflichkeit es erlaubte.

Irgendwo auf dem großen Anwesen schlug laut heulend ein Hund an, dann hörte sie eine ärgerliche Stimme durch den kleinen Lautsprecher.

“Schon gut, schon gut! Sie müssen ja nicht gleich die Mauer einreißen. Wer sind Sie, und was wollen Sie?”

Sie verkniff sich den bissigen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, und flötete zuckersüß: “Ich bin Haley Glen von der HomeBody-Agentur und habe einen Termin mit Sam Winton hinsichtlich des angeforderten Haus-Sitters.”

“Ich bin Winton. Wo ist Miranda?”

Normalerweise hätte Miranda, die Eigentümerin der HomeBody-Agentur, einen so wichtigen Klienten wie Sam Winton persönlich aufgesucht, und Sam Winton wusste das auch. “Sie wurde aufgehalten. Sie musste …” Haley merkte, wie ihr Ärger wuchs, und sie sparte sich den Rest zu Mirandas Entschuldigung. “Wäre es nicht besser, darüber zu reden, wenn wir uns gegenüberstehen? Oder ziehen Sie es vor, dieses Vorstellungsgespräch über die Sprechanlage zu führen?”

Ein lautes Summen ertönte, als die großen schmiedeeisernen Torflügel aufschwangen. Haley stieg in ihren Wagen. Sie war kaum durch das Tor gefahren, als sich die Flügel hinter ihr auch schon wieder schlossen. Ihr Verstand lieferte ihr die Erklärung, dass sie höchstwahrscheinlich eine Art Sensor überfahren hatte, der den Schließmechanismus auslöste, aber ihr Gefühl gaukelte ihr vor, hinter ihr wären Gefängnistore ins Schloss gefallen.

Sie fuhr die Auffahrt entlang bis zu einem beeindruckenden großen Gebäude im Kolonialstil, hielt an und stieg aus. Im gleichen Moment bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung.

Der Hund, zu dem das Baskerville-Geheul offensichtlich gehört hatte, kam mit irrsinnigem Tempo um eine Hausecke gerannt, der Kies der Auffahrt spritzte unter seinen riesigen Pfoten auf. Haley hatte gerade noch Zeit, sich fluchtartig in ihr Auto zurückzuziehen, als dieser Hund von der Größe eines Kalbs auch schon die Vorderpfoten auf die geschlossene Wagentür legte und laut bellend die riesigen Reißzähne bleckte.

“Aus, Dougal! Bei Fuß!”

Der Befehl ertönte mit der Lautstärke und dem Tonfall eines Feldwebels, deshalb überraschte es Haley auch nicht, dass das große Tier sofort gehorchte und sich wie der Blitz von ihrem Wagenfenster zurückzog. Wahrscheinlich hätte sie ebenso schnell gehorcht, hätte der Befehl ihr gegolten. Jetzt erst merkte sie, dass sie zitterte, und sie fragte sich, ob das nun an dem plötzlichen Auftauchen des Hundes lag – oder an dem seines Herrn. Erleichtert sah Haley, wie der Hund sich ganz zahm neben seinem Herrn und Meister auf die Hinterpfoten setzte.

Der Mann, der jetzt am Ende der breiten Freitreppe stand, war Sam Winton selbst. Haley erkannte ihn, sie hatte Fotos von ihm auf seinen Büchern gesehen. Allerdings hatten diese Fotos seine Erscheinung in natura weder einfangen können noch wurden sie ihm gerecht.

Eigentlich hatte sie sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht, wie man sich einen Kinderbuchautor vorzustellen hatte, aber sie wusste mit Sicherheit, dass sie einen solch vitalen Mann nicht erwartet hatte. Ihn schien eine Aura von purer Energie zu umgeben, von Macht und Kraft. Seine Haut war sonnengebräunt, und sein Haar genauso schwarz wie Joels, nur eben dichter. Im Nacken kräuselten sich widerspenstige Locken, wie bei den mittelalterlichen Rittern, die man aus den Filmen kannte. Allerdings trug dieser Ritter hier keine eiserne Rüstung, sondern ein cremefarbenes Polo-Shirt und schwarze, lässige Hosen.

Ihre Schwester hatte ihm den Spitznamen “das Biest” verpasst, doch Haley musste zugeben, dass nichts an ihm “biestig” oder gar Angst einflößend wirkte. Er war größer, als sie erwartet hatte, mindestens einen halben Kopf größer als sie. Und er hatte eine großartige Figur – nicht die übertriebenen Muskelpakete eines Bodybuilders, aber die Statur eines Menschen, der auf sich achtete und sich nicht gehen ließ.

Das Einschüchterndste an ihm war im Moment die tiefe Falte, die auf seiner Stirn stand und bis zu den blauesten Augen, die Haley je gesehen hatte, hinunterreichte. Und ihr zweifelnder Blick auf den Hund vertiefte diese Falte nur noch.

“Sie können aussteigen. Er wird Ihnen nichts tun.”

Vorsichtig öffnete sie die Tür, da war Sam Winton auch schon bei ihr und ergriff ihre Hand. Ein Stromstoß durchzuckte sie bei der Berührung. Pure Energie, sie hatte es ja schon vermutet. Alarmiert versuchte sie ihre Hand zurückzuziehen. “Was machen Sie denn da …?”

Er hielt Dougal ihre Hand vor die Nase, damit der Hund sie beschnüffeln konnte. Misstrauisch fragte sie sich, ob Dougal nun mit einem Biss ihre Hand vom Gelenk abtrennen würde. Fähig war er dazu bestimmt. Doch dann hörte sie Sam Winton sagen: “Freund, Dougal, Freund.”

Der Hund wedelte zuerst nur zögernd mit dem Schwanz, doch dann stellte er die Rute in die Höhe, und das begeisterte Wedeln schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Als er dann Haleys Hand ausgiebig mit seiner rauen Zunge leckte, konnte Haley sich endlich entspannen. Mit der anderen Hand kraulte sie kräftig das drahtige Fell hinter seinen Ohren, was Dougal ausgiebig genoss. “Guter Hund, braver Hund”, lächelte sie und wunderte sich gleichzeitig, wie sie vor diesem übermütigen struppigen Kerl überhaupt Angst hatte haben können.

Sam nickte zufrieden. “Sie kennen sich mit Hunden aus?”

“Ich liebe Hunde. Als Kind hatte ich einen australischen Terrier, Buddy.” Sam Winton hielt noch immer ihre Hand, und das machte es irgendwie schwierig für sie, sich zu konzentrieren.

Ihm schien das allerdings nicht aufzufallen. “Sie sind aber regelrecht aus der Haut gefahren, als Dougal auftauchte.”

Natürlich hatte er ihren wenig würdevollen Rückzug beobachten müssen! Damit befand sie sich in einer noch schwächeren Position. “Immerhin musste ich davon ausgehen, dass es sich um einen Wachhund handelt, der darauf abgerichtet ist, Eindringlingen an die Kehle zu gehen”, versuchte sie das letzte bisschen Würde zu verteidigen.

Sam Winton gab endlich ihre Hand frei – und seltsam, sie verspürte plötzlich so etwas wie Enttäuschung. Ein Gefühl, das sie sich entschieden verbot.

“Tja, Dougal sollte eigentlich ein Wachhund werden, aber es ist eher davon auszugehen, dass er Eindringlinge zu Tode leckt – vor lauter Freude, dass er Gesellschaft hat.”

Ein Gefühl, das scheinbar nicht von seinem Herrchen geteilt wird, dachte sie und fragte sich, wieso sie darauf kam. “Lassen sich denn oft Eindringlinge auf diesem Anwesen finden?”, fragte sie.

“Nein, schließlich ist Dougal da. Aber jetzt verschwinde wieder”, redete er mit dem Hund. “Geh und such deinen Knochen.”

Bei dem Zauberwörtchen “Knochen” zuckten die Schlappohren kurz hoch, dann drehte Dougal sich gehorsam um und trottete in die Richtung davon, aus der er gekommen war.

“Sollen wir dann hineingehen?” Sam deutete auf die Treppe.

Sein plötzlich so geschäftsmäßiger Ton vertrieb sämtliche Vertrautheit, die durch die kleine Szene mit dem Hund aufgekeimt war. Haley fragte sich, ob er vielleicht ahnte, wer sie war, doch dann beruhigte sie sich. Seine Distanz rührte nur daher, dass sie auch nicht gerade überfreundlich gewesen war. Wenn sie ihn besser kennenlernen wollte, würde sie so nie weiterkommen. Außerdem hatte sie Miranda versprochen, sich zu benehmen.

“Ich muss mich entschuldigen, falls ich vorhin unhöflich gewirkt haben sollte”, schluckte sie ihren Stolz.

“Nun, Sie waren ganz eindeutig unhöflich, aber nicht völlig ohne Grund.”

Das ist immerhin die Andeutung einer Entschuldigung, und mehr werde ich wohl von ihm nicht erwarten können, sagte sie sich, während sie ihm in das große alte Haus folgte.

Er führte sie durch eine geräumige Halle unter einem großen runden Bogen hindurch, vorbei an einem großzügigen, mit Antiquitäten eingerichteten Wohnzimmer. Als sie an einer offen stehenden Tür vorbeikamen, konnte Haley gerade noch erkennen, dass es sich um das Schlafzimmer handelte, mit einem riesigen Doppelbett, bevor er die Tür mit einer knappen Bewegung zuzog. Den zerwühlten Laken nach zu urteilen schlief er entweder sehr unruhig, oder aber er frönte einem ausgiebigen Vergnügen auf dieser Fläche.

Der Gedanke verwirrte sie. Sie fragte sich, warum es schwieriger für sie war, sich diesen Mann als “Biest” vorzustellen denn als sexuell agilen Athleten, für den ihre Schwester nur eine seiner vielen Trophäen gewesen war. Aber beide Vorstellungen führten sie auf ein Gebiet, mit dem sie nicht vorhatte, sich zu beschäftigen. Sein Privatleben hatte nichts mit dem Grund zu tun, aus dem sie hier war.

Er öffnete jetzt eine schwere Tür, die in ein großes Bücherzimmer führte, dessen Wände mit Regalen bedeckt waren, die aber lange nicht ausreichten, um die vielen Bände zu fassen. Ein Großteil der Bücher waren Nachschlagewerke zu den verschiedensten Wissensgebieten und Lexika, wie Haley feststellte. An einer Seite stand eine Tür offen, die den Blick in das nächste Zimmer freigab. Es musste sein Arbeitszimmer sein, wie Computer, Drucker, Kopierer und andere technische Einrichtungen vermuten ließen. Auf seinem Schreibtisch herrschte absolutes Chaos. Ein Umstand, der sie überraschte. Er schien ihr wie ein Mann, der sein Leben mit militärischer Präzision führte.

“Nehmen Sie Platz.” Er deutete auf das schwere Ledersofa.

Eisgraue Tierhaare, die auf dem weichen Leder lagen, deuteten darauf hin, dass Dougal ihm oft hier Gesellschaft leistete, während er arbeitete. Die Vorstellung gefiel ihr so gut, dass sie viel milder gestimmt war, doch dann nahm sie sich zusammen. Na schön, er erlaubte seinem Hund also, auf einem kostbaren Möbelstück zu liegen. Das machte Sam Winton nicht weniger zu einem “Biest”.

“Kaffee?”, hörte sie ihn fragen, als sie sich vorsichtig auf die Kante des Sofas niederließ. Wahrscheinlich glaubte er, sie hätte Angst, Hundehaare auf ihr Kostüm zu bekommen, und dass sie deshalb so angespannt auf der Kante herumrutschte. Würde er den wahren Grund für ihre Nervosität kennen, würde er wahrscheinlich seinen Hund rufen, damit dieser sie bis zum Tor geleitete.

“Danke, ja.” Sie hatte zwar nicht vorgehabt, mit Sam Winton ein Plauderstündchen abzuhalten, aber die Flüssigkeit würde ihrer trockenen Kehle nur guttun. “Schwarz, bitte.”

“Sehr vernünftig”, murmelte er, und auf ihr Stirnrunzeln hin erklärte er: “Schwarz ist die einzig vernünftige Art, einen anständigen Kaffee zu trinken. Ich lasse mir meinen Kaffee von der Kona-Küste in Hawaii einfliegen.”

“Wie angenehm für Sie.” Sie hatte nicht verhindern können, dass sich ein beißender Ton in diese Worte einschlich. Sie musste jeden Penny zweimal umdrehen, um für sich und Baby Joel sorgen zu können, während er die finanziellen Mittel besaß, sich seinen Kaffee einfliegen zu lassen. Ihre Ersparnisse waren dabei draufgegangen, Ellen die letzten Lebensmonate so angenehm wie möglich zu gestalten und die Arztrechnungen zu bezahlen, die die Versicherung nicht übernommen hatte. Nicht, dass ihr das leidtat, aber pleite sein hatte sich in letzter Zeit zu einem chronischen Zustand entwickelt.

Als Computerconsultant verdiente sie eigentlich nicht schlecht, aber seit Ellens Tod musste sie sich um Joel kümmern, und das ließ ihr nur sehr eingeschränkt Zeit, um Aufträge zu übernehmen. Deshalb war sie auch sofort auf Mirandas Angebot eingegangen, für einige Zeit in ihrer Agentur zu arbeiten. Erstens konnte Haley Joel mit ins Büro nehmen, und zweitens war das regelmäßige Einkommen sehr beruhigend, wenn es darum ging, Rechnungen zu bezahlen.

Zwar hatten Haleys Mutter und ihr Stiefvater, Greg, ebenfalls versucht zu helfen, aber sehr vermögend waren die beiden auch nicht. Und es wurmte sie, jetzt herauszufinden, dass Sam Winton durchaus hätte helfen können, wenn er nur gewollt hätte.

“Entnehme ich Ihren Worten, dass Sie keinen hawaiianischen Kaffee mögen?”, riss seine Stimme sie in die Gegenwart zurück.

“Nein … nein, ich sagte, dass er sehr angenehm ist”, improvisierte sie. Plötzlich überkam sie das Gefühl, sofort verschwinden zu müssen, bevor sie sich gehen ließ und ihm irgendetwas an den Kopf warf. Was hatte sie sich davon erhofft, Sam Winton persönlich zu treffen? Als Ellen ihm damals eröffnet hatte, dass sie ein Kind von ihm erwartete, hatte er sie ja auch nicht mit offenen Armen empfangen. Im Gegenteil. Laut Ellen hatte er jegliche Verantwortung vehement bestritten und Ellen mehr oder weniger vor die Tür gesetzt.

Die schmerzlichen Erinnerungen kamen zurück. Ellens Tumor war schon über ein Jahr in Remission, als sie als Illustratorin für Sam Winton zu arbeiten begann. Keiner konnte sagen, ob dieser Zustand stabil geblieben wäre, wäre Ellen nicht schwanger geworden – nachdem Haley nun Sam Winton gesehen hatte, zweifelte sie keine Sekunde mehr daran, dass er Joels Vater war – fest stand allerdings, dass die Schwangerschaft keine gesundheitsfördernde Wirkung gehabt hatte. Nur einen Monat nachdem sie Joel zur Welt gebracht hatte, war Ellen gestorben. Allein die Freude und das Glück, die sie in den Augen ihrer Schwester gesehen hatte, konnte Haley ein wenig über den Verlust ihrer Schwester hinweghelfen. Sie wusste, Ellen hätte es nicht anders gewollt.

Nur Sams Reaktion hatte sie sich anders erhofft. Ellen war am Boden zerstört gewesen über seine Ablehnung. Sie war so sicher gewesen, dass sie nie schwanger werden könnte, nach all den Medikamenten und Behandlungen, die sie über sich hatte ergehen lassen müssen. Deshalb hatte sie auch keine Schutzmaßnahmen für nötig gehalten. Zwar hatte Ellen Haley keine Details erzählt, aber so wie es aussah, hatte Sam Winton offensichtlich auch keine getroffen. Außerdem konnte Sam ihre Schwester nicht gut gekannt haben, wenn er behauptete, das Kind müsse von einem anderen Mann stammen. Wahrscheinlich bildete er sich sogar ein, Ellen hätte sich ihm nur hingegeben, weil er reich und berühmt war. Aber Haley wusste, dass Ellen sich aus einem akuten Gefühl von Angst und Einsamkeit mit Sam eingelassen hatte – sie hatte auf die Resultate der letzten Kontrolluntersuchung gewartet.

Und Sam, so hatte Ellen erzählt, hatte an jenem Tag seine Scheidungspapiere per Post erhalten. Verständlicherweise hatten beide keine große Lust gehabt zu arbeiten. Sie suchten Trost und fanden ihn in den Armen des anderen. Sam hatte zwar nicht wissen können, warum Ellen Trost brauchte, aber er hatte gespürt, dass sie ihn ebenso dringend brauchte wie er sie. Und dabei war dann Joel entstanden.

Haley konnte weder ihrer Schwester noch Sam Winton einen Vorwurf machen. Ellen ging durch die Hölle, und es war kein Wunder, dass sie versuchte, am Leben festzuhalten. Und Sam Winton hielt es schwarz auf weiß in den Händen, dass seine Ehe endgültig zerbrochen war.

Haley wusste aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es war, einsehen zu müssen, dass die Beziehung zu einem anderen Menschen zu Ende war. Sie war für ein paar Monate mit Richard Cross, einem Geschäftspartner, zusammen gewesen, und sie war gerade zu der Überzeugung gekommen, dass sie sich näherkamen und immer besser verstanden, als Richard sie vor die Wahl stellte: entweder er oder das Baby.

Die Wahl war ihr nicht schwergefallen, auch wenn sie gemeint hatte, ihre Welt würde zusammenbrechen. Es tat ihr auch keineswegs leid, dass sie sich für das Baby entschieden hatte. Trotzdem schmerzte es noch.

Sie hatte nichts tun können, um Richard zu halten, selbst wenn sie es nach diesem grausamen Ultimatum gewollt hätte. Aber in Bezug auf Sam Winton konnte sie etwas tun. Sie hielt ihm seine kaltherzige Verweigerung, Verantwortung zu übernehmen, vor.

Dieser Gedanke machte ihren Kopf wieder klar. Sie hatte hier etwas zu erledigen, vor allem Mirandas Auftrag. Haley öffnete ihren Aktenkoffer und nahm einige Papiere heraus. “Wenn ich es recht bedenke, verzichte ich lieber auf den Kaffee und komme zum eigentlichen Anlass meines Besuches.”

Sam zuckte nur mit den Schultern. “Wie Sie meinen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mir eine Tasse genehmige. Ich arbeite jetzt seit fünf Uhr morgens, ich brauche einen Kaffee.”

Er ging in sein Büro, und Haley hörte das Zischen einer Espressomaschine. Nun, darben tut er hier sicherlich nicht, dachte sie böse. Abgesehen von dem Luxus einer Espressomaschine in seinem Arbeitszimmer deuteten auch die alten Kupferstiche an den Wänden und das ausgewählt elegante Mobiliar keineswegs darauf hin, dass es Sam Winton schlecht ging. In Haley begann es zu brodeln. Wieso erlaubte Sam Winton es sich, in Luxus zu schwelgen, während sein Sohn gerade das Nötigste hatte?

Als Sam mit der Tasse in der Hand zurückkam, der ein wunderbares Aroma entströmte, bereute Haley ihre Ablehnung. Außerdem – wenn sie sich weiterhin so feindselig benahm, würde Sam Winton wahrscheinlich bald argwöhnisch werden und sich nach dem wahren Grund ihres Besuches fragen.

Sie hatte gewusst, Sam Winton aufzusuchen würde kein Spaziergang werden, aber sie hatte nicht erwartet, dass es ein solcher Gang nach Canossa werden würde. Sie musste die Trauer um ihre Schwester zurückstellen, durfte nicht an das letzte Jahr denken, in dem sie ihre Schwester gepflegt hatte. Jetzt galt es, alles für das Baby zu tun. Joel war ihr so ans Herz gewachsen, als wäre er ihr eigenes Kind. Und daher rührte ja auch ihre Wut auf Sam Winton. Sie konnte ihm gegenüber also gar nicht objektiv und kühl bleiben – obwohl sie genau das Miranda schuldig war. Also war es besser, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, bevor sie etwas sagte oder tat, das sie bereuen würde.

“Wenn wir dann den Auftrag besprechen könnten …”

Er kam zur Couch hinüber und setzte sich neben sie, so nah, dass sich ihre Beine fast berührten. “Nicht, bevor Sie mir nicht erklären, warum Sie so wütend auf mich sind.”

Diese unnötige Körpernähe war der letzte Tropfen. Trotzdem war es nicht Ärger, den sie im Moment verspürte. Nein, es war ein ganz anderes Gefühl, und es gefiel ihr noch weniger. “Wie kommen Sie darauf, dass ich wütend bin?” Sie hatte keine Ahnung wie, aber es gelang ihr tatsächlich, ihre Stimme kühl zu halten.

“Der Instinkt eines Schriftstellers”, antwortete er lässig. “Am liebsten würden Sie mir etwas an den Kopf werfen, und ich wüsste gern, warum. Bestimmt nicht, weil ich Sie über die Sprechanlage angeknurrt habe. Ich war gerade mitten in einer Szene, und Miranda hat Sie bestimmt vorgewarnt, dass ich dann nicht unbedingt nett bin, wenn ich gestört werde.”

Sie nickte wahrheitsgemäß. “Ja, und sie hat mir auch gesagt, dass Sie einer ihrer liebsten Kunden sind.”

Er lächelte. Und etwas Dramatisches passierte. Haley hatte das Gefühl, als hätte jemand die Sonne per Knopfdruck im Zimmer eingeschaltet. Nur mit Mühe riss sie sich zusammen. “Es ist ein persönliches Problem”, wehrte sie ab.

Die meisten Männer hätten sich von dem Wort “persönlich” abschrecken lassen, nicht aber Sam Winton. “‚Persönlich wie ‘einen Mann betreffend‘?”

Sie hatte den neugierigen Schriftsteller in ihm geweckt. Ein kapitaler Fehler. Zukünftig musste sie vorsichtiger sein. “Ich denke nicht, dass …”

“Genau das sage ich ja”, unterbrach er sie. “Sie können nicht klar denken, solange Ihre Gedanken bei einer völlig anderen Sache sind. Erinnere ich Sie vielleicht an den Mann, um den es geht?”

Wenn er wüsste, was er da sagte! Sie achtete sorgfältig auf eine ausdruckslose Miene. “Vielleicht.” Ein klares Nein hätte er ihr nie geglaubt, dazu besaß er zu viel Intuition.

“Das könnte diese unwillkürliche Feindseligkeit erklären”, murmelte er, mehr zu sich selbst. Dann lächelte er sie wieder an. “Entschuldigen Sie, aber es ist ein Hobby von mir, Leute zu analysieren – wie übrigens bei den meisten Schriftstellern.”

“Aber Sie sind doch Kinderbuchautor.”

Er sah beleidigt drein. “Meine Leser erwarten trotzdem glaubhafte Charaktere und Handlungen. Der einzige Unterschied liegt in der bewussten Auswahl des Vokabulars für das entsprechende Altersniveau.” Er zuckte die Schultern. “Aber wissen Sie, ich bin daran gewöhnt, dass Literatur für Kinder mit einem abwertenden Lächeln betrachtet wird. Haben Sie Kinder, Haley?”

“Ich wüsste nicht, was …”

“… Was mich das anginge?”, beendete er ihren Satz freundlich. “Sie haben wahrscheinlich recht, aber wenn wir zusammen Fragen erörtern wollen, sollten wir uns doch ein wenig besser kennenlernen, nicht wahr?”

Himmel, dieser Mann war ja so einnehmend! Wirklich beeindruckend. Kein Wunder, dass Ellen sich mit ihm eingelassen hatte. Aber sie, Haley, würde diesen Fehler nicht machen. “Alles, was Sie von mir zu wissen brauchen, ist, dass Miranda mich zu Ihnen geschickt hat, um Sie hinsichtlich Ihrer Wünsche zu befragen.”

“Richtig”, stimmte er zu. “Also, haben Sie Kinder?”

Er war unmöglich! “Ja”, fauchte sie, nur um endlich zum Thema kommen zu können.

“Jungen oder Mädchen?”

Für wie alt hielt er sie eigentlich? “Ein Junge. Immerhin bin ich erst dreiundzwanzig. Joel ist sechs Monate alt, also wird er Sie kaum um ein signiertes Buch bitten können.”

Sam berührte ihre Ironie überhaupt nicht. “Ja, er ist noch ein bisschen jung dazu. Aber hoffentlich gibt es meine Bücher noch, wenn er alt genug ist.”

So kam sie nicht weiter. Sie ermahnte sich, an Miranda zu denken. “Ich bin sicher, Ihre Bücher werden noch auf dem Markt sein”, schmeichelte sie.

Aber er durchschaute ihre Taktik. “Dieser Mann, auf den Sie so wütend sind, ist das Joels Vater?”

Das konnte sie ohne zu zögern wahrheitsgemäß beantworten. “Ja.”

Sein Blick glitt zu ihrer rechten Hand. “Aber Sie sind nicht mit ihm verheiratet?”

Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie nicht daran gedacht und einen Ring übergestreift hatte. “Nicht, solange es sich irgendwie vermeiden lässt.”

Ihr Ausbruch überraschte ihn. “Interessant. Sie haben ein Kind, aber Sie wollen den Vater des Kindes nicht in Ihr Leben lassen.”

Es gefiel ihr nicht, dass das Gespräch von ihm in ganz andere Bahnen gelenkt wurde, als sie eigentlich geplant hatte. Ihre Absicht war es gewesen, so viel wie möglich über ihn herauszufinden, damit sie Joel Fragen nach seinem Vater beantworten konnte, wenn er alt genug war, sie zu stellen.

Außerdem störte es sie ungemein, dass ihr Körper einen eigenen Willen entwickelt zu haben schien. Sam saß ihr so nah, dass sein würziger, männlicher Duft ihre Sinne betörte. Es war ein frischer, herber Duft, lässig, selbstsicher, nicht so elegant und übertrieben gepflegt wie Richards. Der Vergleich hatte sich unwillkürlich aufgedrängt, und nur unwillig stellte sie die beiden Männer gegenüber. Von Sam Winton ging eine Ausstrahlung aus, so überwältigend, dass sie fast gefährlich, weil nicht einzuschätzen war. Richard hatte sie nie so aufgewühlt und durcheinandergebracht.

Ich habe ja auch nicht vor, mich mit Sam auf etwas einzulassen, ermahnte sie sich in Gedanken. Es ging hier weder um Richard noch um Sam, sondern einzig und allein um Joel. Also war es besser, in ihm “das Biest” zu sehen, und zwar eines, das sich nie in einen Prinzen zurückverwandeln würde.

“Nun, ich würde sagen”, drang seine Stimme in ihre Gedanken, “die Tatsache, dass Sie ein Kind haben, ist äußerst wichtig, wenn Sie auf das Haus aufpassen sollen, während ich auf Reisen bin.”

“Da handelt es sich wohl um ein Missverständnis”, erwiderte sie knapp. “Ich bin nur hier, um Ihre Vorstellungen in Erfahrung zu bringen. Ich werde den Job keineswegs selbst übernehmen.”

“Wieso nicht? Sie sind doch bei Miranda eingestellt, oder? Wo ist eigentlich die hübsche Rothaarige mit dem ansteckenden Lachen? Wie hieß sie noch – Donna?”

Es kümmerte sie nicht, dass er Mirandas rechte Hand Donna offensichtlich attraktiv fand – so sagte sie es sich zumindest. Trotzdem bereitete es ihr eine ungemeine Befriedigung, sagen zu können: “Ich arbeite nur als Urlaubsvertretung, bis Donna aus den Flitterwochen zurück ist. Einer von Mirandas Klienten hat sie wohl unwiderstehlich gefunden.”

Er war überrascht, das konnte sie an seiner Miene mit den hochgezogenen Augenbrauen erkennen. Geschieht ihm recht, sagte sie sich. Da hat er sich wohl was von Donna versprochen, und sie hat einem anderen den Vorzug gegeben. Jetzt konnte er mal von seiner eigenen bitteren Medizin schlucken.

Gleichzeitig aber gestand sie sich unangenehm berührt den Grund ein, woher diese bösartigen Gedanken kamen: Eifersucht. Wie würde es wohl sein, zum Objekt seiner Begierde zu werden?

“Aber sie kommt doch wieder zurück, oder?”

Gab dieser Mann denn nie auf? “Sie wird in ein paar Tagen zurück sein, mit ihrem frisch angetrauten Ehemann.” Sie betonte das Wort “Ehemann” besonders deutlich.

“Und was wird dann aus Ihnen?”

Hatte sie ihn vielleicht missverstanden? Sie hatte angenommen, dass sein Interesse Donna galt, aber … galt es etwa ihr? Sie brauchte und wollte sein Interesse nicht, allerdings fühlte sie sich mehr geschmeichelt, als angebracht war. “Sie wird ihre Stelle wieder übernehmen und ich meine.”

“Und die wäre?”

Sie wollte ihm nichts von sich erzählen, aber ihr schien gar keine andere Wahl zu bleiben. “Ich bin Computerconsultant und erstelle Systempläne für kleinere Firmen, mit denen sie Arbeitskraft und Computersysteme am effektivsten einsetzen können. Aber könnten wir jetzt bitte endlich …”

“Moment, lassen Sie mich nur eine Minute überlegen.” Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Obwohl er sich heute Morgen rasiert haben musste, ließ sich schon wieder ein schwarzer Schatten auf dem Kinn erkennen, was ihm ein fast piratenhaftes Aussehen verlieh. “Also, wir haben da ein Organisationstalent mit Mirandas Empfehlung … Hm …”, murmelte er. Dann strahlte er sie an. “Sie sind genau die Person, die ich brauche. Wissen Sie, letzten Monat ist mein Assistent nach Simbabwe ausgewandert. Und da ich einen ziemlich engen Termin habe, hatte ich bisher noch keine Zeit, mich nach Ersatz umzusehen.”

Das erklärt zumindest das Chaos in seinem Arbeitszimmer, dachte sie. “So, wie ich Miranda verstanden habe, suchen Sie jemanden, der auf Ihr Haus achtgibt.”

“Ja, sicher, während ich mit meinem neuen Buch auf Tour gehe. Aber es wäre doch eine große Erleichterung für mich, zu wissen, dass diese Person sich auch um mein Büro kümmern könnte.”

Das ließ sich überhaupt nicht mit Mirandas Konzept vereinen. Hastig zog Haley einen Notizblock aus dem Aktenkoffer, auf dem sie sich alle Punkte aufgeschrieben hatte. “Diese Entscheidung liegt nicht bei mir”, setzte sie an, doch sie kam nicht weit.

“Nein, aber es liegt bei mir, zu entscheiden, wen ich für richtig halte, und wenn ich Miranda sage, dass Sie die Richtige dafür sind, wird sie sicher nichts dagegen haben. Schließlich weiß sie, dass ich gut zahle.” Er nannte eine Summe, die weit über Mirandas übliches Honorar hinausging. Selbst wenn man Mirandas Vermittlungsgebühr abrechnete, blieb immer noch ein Betrag, der viele von Haleys Problemen mit einem Schlag lösen könnte.

Das Hauptproblem würde es allerdings nicht lösen – nämlich die Tatsache, dass Sam Winton Joels Vater war. Trotzdem war das Angebot so verlockend, dass sie sich dabei ertappte, ernsthaft darüber nachzudenken. Außerdem würde ihr diese Arbeit mehr Einblicke in sein Leben geben können, als sie je erhofft hatte zu bekommen. Sicherlich wäre ihr ein regelmäßiger Kontakt zwischen Vater und Sohn lieber gewesen, aber der würde wohl nie zustande kommen, wenn Sam die Vaterschaft abstritt.

Haley kannte das Gefühl, wie es war, seinen Vater nicht richtig zu kennen. Heute noch war es ihr ein Rätsel, wie ihre Mutter, die zerstreuteste Person, die ihr je auf Erden begegnet war, es geschafft hatte, ihren Vater, einen geradlinigen, konservativen Geschichtsprofessor, dazu zu bringen, sie zu heiraten. Haley war sechs gewesen, als ihre Eltern sich getrennt hatten, und ihre Mutter hatte einen Insektenkundler geheiratet, der genauso exzentrisch war wie sie. Im Moment befanden sich die beiden auf irgendeiner Expedition im brasilianischen Dschungel, um Schmetterlinge zu fangen. Haley hatte sie zuletzt bei Ellens Beerdigung gesehen.

Ihre Mutter war geblieben, um Haley nach der Beerdigung zu helfen, aber innerhalb weniger Wochen hatte sie ein solches Chaos angerichtet, dass Haley zu der Überzeugung gekommen war, dass sie allein besser zurechtkam. Schließlich hatte sie ihre Mutter liebevoll dazu gedrängt, zu Greg in den Dschungel zurückzukehren, er brauche ihre Hilfe dringender als sie. Und sie hatte auch den Eindruck, dass ihre Mutter eigentlich erleichtert über diese Wendung gewesen war. Sie liebten einander, das stand außer Frage, aber die Art, wie sie ihr jeweiliges Leben führten, war einfach zu verschieden.

In der Art schlug sie nach ihrem Vater – geradlinig, organisiert, ordentlich. Allerdings war ihr Vater auch unfähig gewesen, Gefühle zu zeigen. Nachdem die Ehe ihrer Eltern geschieden worden war, hatte Haley als Teenager versucht, ihren Vater kennenzulernen, doch ihre Treffen waren immer recht steif und hölzern ausgefallen. Und als sie älter wurde, hatte Haley erkennen müssen, dass ihr Vater Königin Elizabeth von England besser kannte als seine eigene Tochter. Es schien, dass das Organisationstalent das Einzige war, das sie gemein hatten. Als er dann nach einem solchen Treffen zugegeben hatte, nichts vom Vatersein zu verstehen, und meinte, es sei besser, ohne ihn zurechtzukommen, hatte sie zwei Tage lang geheult wie ein kleines Kind. Dann hatte sie beschlossen, die Situation zu akzeptieren. Das Leben ging weiter. Trotzdem blieb die schwarze Wolke.

Und genau diese schwarze Wolke, die traurigen Erinnerungen, die Fragen, zu denen es nie eine Antwort geben würde, wollte sie Joel ersparen. Auch wenn das hieß, diese Stelle bei Sam anzunehmen.

Immerhin wusste sie genug über Sam Winton, dass er generell nicht leicht von seiner Meinung abzubringen war. Was bedeutete, dass er wahrscheinlich darauf pochen würde, Haley als Haus-Sitter einzustellen. Und schließlich konnte sie Miranda nicht im Stich lassen. Aber erst wollte sie absolut sicher sein, ob er nicht doch eine Alternative akzeptieren würde.

“Vielleicht sollten wir erst einmal die übliche Prozedur einhalten, damit wir Ihren Vorstellungen genau entsprechen können”, sagte sie also.

“Von mir aus”, brummte er. “Solange nach Durchgehen dieser Checkliste Ihr Name da unten auf dem Formular steht.”

Also las sie die Fragen vor, und er antwortete bereitwillig, während sie Kästchen abhakte und Kommentare auf Linien setzte. Als sie alle Fragen durchgegangen waren und sie den Fragebogen wieder zusammenfaltete, grinste er sie zufrieden an, und sie hatte das Gefühl, wie Butter in der Sonne zu zerlaufen. Sie musste sich daran erinnern, dass er “das Biest” war, sonst lief sie Gefahr, von seinem Charme und seiner Ausstrahlung wie von einer Flutwelle hinweggeschwemmt zu werden.

“Ich hatte recht, stimmt’s?”

Sie wusste nicht, was er meinte. “Womit?”

“Nach all dem Abhaken und Ausfüllen kommt am Ende heraus, dass Sie die perfekte Person für diesen Job sind, nicht wahr?”

“Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch überhaupt nicht.” Und er würde sie auch nicht kennenlernen, wenn sie es irgendwie verhindern konnte. Sollte er sie mit Ellen in Verbindung bringen, würde er sie – und auch Joel – ebenso grausam behandeln wie ihre Schwester.

“Ich brauche Sie auch nicht zu kennen. Sie ziehen ein, wenn ich auf meine Tour gehe. Es wird gerade genug Zeit bleiben, um Ihnen die notwendigen Instruktionen zu geben, und dann haben Sie dieses Haus für sich allein.”

Sie hätte schwören mögen, dass da so etwas wie Enttäuschung in seiner Stimme mitschwang, aber dann sagte sie sich, dass ihre Nerven einfach nur überspannt waren. Die Situation war ja auch seltsam genug. “Ich hoffe nur, es macht Ihnen nichts aus, dass für die Zeit ein Baby mit hier im Haus leben wird.”

Sein Gesicht verdüsterte sich leicht. “Meine Schwester Jessie hat zwei kleine Kinder, das Haus ist also für Kleinkinder ausgestattet. Außerdem ist es kaum anzunehmen, dass ich bei meinem Beruf Kinder als Problem ansehe.”

Nur Joel ist ein Problem, dachte Haley gallig. “Ich könnte immer noch ablehnen, diese Stellung zu übernehmen.”

“Aber das werden Sie nicht.”

Sie hielt seinem durchdringenden Blick stand. “Was macht Sie da so sicher?”

“Weil Sie es Miranda nicht mit einem ihrer besten Kunden verscherzen wollen.”

Mit sinkendem Mut musste Haley sich eingestehen, dass er gewonnen hatte.

2. KAPITEL

Als Haley durch das große Tor zu Sams Villa fuhr, hatte sie das völlig unsinnige Gefühl, nach Hause zu kommen. Es konnte nur daran liegen, dass dies ihr zweiter Besuch war, und vor allem deshalb, weil Joel mit ihr im Wagen saß. Der Kofferraum war vollgepackt mit Koffern, Kinderwagen und mit allem Nötigen für das Baby.

Als sie beim Haus ankam, trat Sam gerade aus der Tür, Dougal an seiner Seite. Anstatt zu bellen, wedelte der große Hund diesmal unbändig mit dem Schwanz.

“Guten Morgen”, grüßte sie, als sie aus dem Wagen stieg, und ärgerte sich gleichzeitig maßlos über ihren Magen, der bei Sams Anblick Kapriolen schlug. Der Mann in der dunkelblauen Hose und dem hellen Sommerpullover, der da auf der Treppe stand, war genau der Typ Mann, der Haley gefiel – wenn sie denn dumm genug war, das zuzulassen.

Allerdings sah er so gereizt aus, wie sie sich fühlte. Vielleicht mag er ja keine Babys, dachte sie, während sie Joel aus dem Kindersitz hob. Aber das hätte er sich eben früher überlegen müssen, bevor er Ellen zur Mutter gemacht hatte.

“Sie kommen zu spät”, stellte er verärgert fest.

Haley sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hin. Sein Ton verletzte sie. Sie fühlte sich schon so unprofessionell genug, zu einem Auftrag mit Kind und Kegel zu kommen. Sie war zu spät, weil Joel ihr beim Frühstück das Früchtemus auf ihre beste Bluse gespuckt hatte und sie sich hatte umziehen müssen. Aber das hatte sie nicht vor zu erwähnen. “Miranda sagte mir, dass Sie erst nachmittags abreisen. Es bleibt also genügend Zeit, um mir das Haus zu zeigen und mir alles zu erklären. Wenn Sie mir mein Zimmer zeigen wollen, kann ich Joel zu seinem Vormittagsschläfchen hinlegen, und dann können Sie mir die nötigen Anweisungen geben.”

Mit federnden Schritten kam er die Treppe herunter und starrte auf den voll beladenen Kofferraum. “All das Gepäck für nur zwei Wochen? Du lieber Himmel, was brauchen Sie denn, wenn Sie vier Wochen unterwegs sind?”

“Wenn man mit einem Kind reist, braucht man eben so viel.”

Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand in Sekundenbruchteilen. “Ja, dieses Wissen fehlt mir.” Er griff sich zwei der schwersten Koffer und ging mit energischen Schritten ins Haus voran.

Verblüfft über seine Reaktion, starrte Haley ihm nach. Was hatte sie denn Falsches gesagt? Verärgert, weil sie mit einem Kleinkind ankam, konnte er nicht sein, schließlich war das von Anfang an klar gewesen.

Allerdings schien es, als wolle er nichts mit Joel zu tun haben, ja, noch nicht einmal seine Anwesenheit anerkennen. “Er ist ein menschliches Wesen, wissen Sie?”, rief sie Sam wütend nach.

Mitten in der Bewegung hielt Sam inne und wandte ihr den Kopf zu. “Wie bitte?”

Bei seiner Miene wäre jedem mulmig geworden, aber jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. “Sam, das ist Joel. Joel, das ist Sam. Sagen Sie Joel Guten Tag, Sam.”

Er sah aus, als würde er lieber nackt durch die Hölle gehen – ein Bild, das Haley ziemlich durcheinanderbrachte: Sam nackt … Aber das war ein Gebiet, auf das sie nicht zu gehen plante.

“Hallo, Joel”, presste Sam schließlich zwischen den Zähnen hervor.

“Na sehen Sie, das war doch gar nicht so schwer, oder?”

Wenn sie wüsste, dachte Sam bitter. Alles in ihm sträubte sich, als sich die molligen Babyarme nach ihm ausstreckten. Diese bezaubernde Geste erinnerte ihn zu schmerzhaft an seine eigene Unzulänglichkeit. Als er Haley für den Job engagiert hatte, war er der festen Überzeugung gewesen, es würde ihm nichts ausmachen, dass sie mit ihrem Kind unter seinem Dach wohnte. Auf keinen Fall hatte er damit gerechnet, dass die Ankunft eines Babys diese Sehnsucht in ihm auslösen würde, so stark, dass es wie eine körperliche Qual war.

Und jetzt schob Haley ihm auch noch das Baby in die Arme. “Also, ihr seid einander vorgestellt worden. Dann halten Sie ihn doch bitte einen Moment, damit ich sein Lieblingsspielzeug holen kann. Es liegt noch im Wagen.”

Bevor Sam überhaupt ein Wort sagen konnte, war Haley schon die Treppe hinuntergeeilt. Der Kleine grinste ihn breit an, und Sam fühlte, wie sein ganzer Körper sich verkrampfte. Joel sah genauso aus, wie er sich seinen eigenen Sohn vorgestellt hatte, bevor er akzeptieren musste, dass ihm dieses Glück nie beschieden sein würde. Ein eiserner Ring legte sich um sein Herz.

Joel schien seine Anspannung zu spüren, und er verzog das Gesicht, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Instinktiv hob Sam den Kleinen in die Höhe und schaukelte ihn ein wenig. “He, sie ist doch in einer Minute wieder zurück”, versicherte Sam. “So lange werden wir Männer es doch auch ohne sie aushalten, oder?”

Der ernste Ton zeigte Wirkung. Joels Gesichtchen wurde wieder glatt, und mit großen Augen starrte er Sam an. Dann streckte Joel die Hand aus und zog an Sams Kragenknopf.

Sofort spürte Sam dieses Ziehen tief in seinem Innern, als Wehmut ihn durchfuhr, scharf wie ein Speer. Er hatte schon vorher Babys auf dem Arm gehalten. Seine Schwester Jessie hatte zwei Kinder. Aber damals hatte er noch geglaubt, irgendwann einmal selbst Vater zu werden. Heute wusste er, dass er nie eigene Kinder haben würde. Und Joel im Arm zu halten verstärkte dieses bittere Gefühl von Enttäuschung und Verlust nur noch.

“Nein, Wonneproppen, es ist nicht deine Schuld.” Sams Stimme klang heiser. “Es ist nur, dass du genau der Junge bist, den ich mir immer gewünscht habe.”

Joel hörte ganz aufmerksam zu, so, als würde er jedes Wort verstehen.

“Ja, kannst du mir glauben. Und noch ein Mädchen, genau wie …” Sam ertappte sich dabei, dass er hatte sagen wollen: “wie deine Mutter”, also räusperte er sich und beendete den Satz nur mit: “Nun, ein Mädchen eben.”

Bei dem Wort “Mädchen” begann Joel leise zu murmeln. Sam musste grinsen. “Was denn, du magst keine Mädchen? Keine Sorge, das ändert sich. Spätestens dann, wenn du das ganz spezielle eine Mädchen triffst und glaubst, ohne sie nicht mehr leben zu können. Ich dachte, ich hätte dieses Mädchen in Christine gefunden”, erzählte Sam dem Baby, und Joel nickte ernst, als lausche er hingerissen der Erzählung. “Nun, Christine und ich sind vielleicht kein so gutes Beispiel. Sie war Model, musst du wissen. Wir haben uns auf einer Weihnachtsfeier bei meiner Verlegerin kennengelernt. Aber es muss ja nicht bei jedem schiefgehen, nicht wahr?” Sam fragte sich ernsthaft, ob er den Verstand verloren hatte. Warum erzählte er diese Geschichte ausgerechnet einem Baby? Aber Joel war ein guter Zuhörer, und außerdem schien dieser Monolog ihn zu beruhigen. Im Grunde war es also gleichgültig, was Sam sagte, solange er nur in einem ruhigen Ton sprach. “Sie behauptete, es mache ihr nichts aus, dass ich keine Kinder zeugen kann. Ihr großer Bruder, der angesehene Arzt, hat den Test gemacht, damit das in der Familie blieb und nach außen vertuscht werden konnte. Ihr Bruder hat mich nie gemocht. Dachte immer, ein Schriftsteller sei nicht gut genug für seine kostbare Schwester. Nun, medizinisch gesehen hatte er wohl recht.”

Joel klopfte mit der kleinen Faust auf Sams Brust. “Le-le.”

“Richtig, das ist ziemlich schlecht”, stimmte Sam zu. “Aber ich mag ihn auch nicht, also sind wir quitt. Aber das willst du sicher gar nicht alles hören, oder? Ehrlich gesagt, ich würde es nicht hören wollen.”

“Um was geht es denn?” Haley kam die Treppe hinaufgespurtet, in der Hand ein wollenes kleines Lamm. Joels Augen begannen zu leuchten, und er streckte beide Hände nach seinem Plüschtier aus.

Während Haley ihm Joel aus dem Arm nahm, sagte Sam rau: “Nichts Wichtiges. Das war ein Gespräch unter Männern.” Er war wütend auf sich selbst, dass er sich von dem Baby so mürbe hatte machen lassen.

Allerdings war er auch nicht darauf vorbereitet, welche Reaktionen Haley in ihm auslöste. Als er zusah, wie sie das Kind auf ihre Hüfte hob, schossen Flammen durch seinen Leib.

Seine Schwester Jessie hatte mal gesagt, das einzig Gute an einer Schwangerschaft sei, dass die Brüste größer wurden. Haleys Oberweite schien allerdings trotz der Mutterschaft nicht übermäßig angeschwollen zu sein, das Größenverhältnis zum Rest ihrer schlanken Gestalt war … perfekt. Ja, perfekt ist das passende Wort, beschloss er nach einigem Überlegen.

Und als Baby Joel jetzt zutraulich die Hand auf eine dieser Brüste legte, um sich an dem eng anliegenden T-Shirt festzuhalten, hätte Sam fast laut aufgestöhnt.

Jetzt kam Dougal auf die Treppe gelaufen und bellte, um ebenfalls beachtet zu werden. Joel riss die Augen auf, aber Haley beugte sich vor und ließ Dougal an dem Baby schnuppern. “Freund, Dougal, Freund”, sagte sie bestimmt, und Dougal wedelte wild mit dem Schwanz und leckte Joel vorsichtig die Hand. Joel lachte begeistert auf. Mit der kleinen Hand griff er sich ein Bündel der struppigen Haare und zog kräftig, aber Dougal schien zu wissen, dass er nichts tun durfte. Er stand still wie eine Statue und wartete geduldig, bis Haley die kleinen Fingerchen aus seinem Fell gelöst hatte. Und von da an schien Dougal die Absicht zu haben, zwei Wochen lang nicht mehr von Haleys Seite zu weichen.

“Wenn das so weitergeht, wird er mich überhaupt nicht mehr erkennen”, brummte Sam. Natürlich machte es ihm nichts aus, dass sein Hund so offensichtlich Fahnenflucht beging. Nein, ganz und gar nicht. Genauso wenig wie ihn dieses Madonna-mit-Kind-Bild vor ihm berührte. Oder wie leer sich seine Arme anfühlten, seit Haley Joel wieder genommen hatte.

Haley. Jetzt sah sie ihn an und lächelte. Und eine strahlende Sonne trat hinter den dunklen Wolken hervor. “Keine Sorge, Hunde haben so viel Liebe, da können sie sie auch auf mehrere Menschen verteilen. Ich bin nur froh, dass Joel keine Angst hat.”

Sam hatte sich geschworen, sich nicht mit Haley und ihrem Kind einzulassen. Er wollte sie nur in ihren Zimmern unterbringen, Haley die entsprechenden Anweisungen geben und dann zusehen, dass er sich so schnell wie möglich auf den Weg machte. Doch jetzt hatte er viel mehr Lust, noch ein Weilchen zu bleiben.

“Joel sieht aus, als hätte er vor nichts Angst”, sagte er.

“Doch, Gewitter.” Sie gab dem Kleinen einen zärtlichen Nasenstüber. “Nicht wahr, Mäuschen, du magst keinen Donner.”

“Aha, Gewitter also.” Sam drückte die Haustür mit den beiden großen Koffern auf und hielt sie offen, damit Haley mit dem Kind hineingehen konnte. Als sie sich durch den engen Durchlass schob, berührten sich ihre Beine. Es war eine unabsichtliche Berührung, Sekundenbruchteile nur, aber diese Berührung raubte Haley den Atem. Das musste aufhören! Wohin sollte das denn führen?!

Sam stellte die beiden Koffer auf dem glänzenden Parkettboden ab und schloss die Tür. “Da ist Joel nicht der Einzige. Als ich klein war, hatte ich auch Angst vor Gewittern.”

Sie schaute ihn erstaunt an. Er wirkte so selbstsicher, so männlich, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er das Gefühl Angst überhaupt kannte. “Wirklich?”

Er nickte. “Als ich vier war, ist ein Blitz in den Baum vor dem Fenster meines Zimmers eingeschlagen. Ich habe Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen.”

Das Bild eines kleinen verängstigten Jungen stieg vor ihr auf. Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, das Mitleid mit diesem Jungen ließ sich nicht unterdrücken. “Das würde jedem so ergehen”, meinte sie mitfühlend.

“Aber ich bin darüber hinweggekommen. Joel wird es auch schaffen.”

Plötzlich wurde ihr bewusst, wie nahe sie beieinander standen – nah genug, um sich zu küssen. Wie würde es wohl sein, seinen sinnlichen Mund auf ihrem zu spüren …?

Sie schüttelte sich leicht, um den angenehmen Schauer, der ihr bei der Vorstellung über den Rücken gerieselt war, zu verscheuchen. Das wurde ja immer schlimmer! Jetzt fantasierte sie schon davon, Sam Winton zu küssen. Sie war froh, dass das Baby in ihren Armen ein solches Unterfangen sowieso unmöglich gemacht hätte. Und dann hörte sie seine Stimme, die in ihre Gedanken drang.

“Ich habe Sie in meinem Zimmer untergebracht.”

“Wie bitte?!”

“Es ist Ihr Zimmer während meiner Abwesenheit”, tat er ihren empörten Ausruf ab. “Es verfügt über einen angrenzenden Ankleideraum, der groß genug ist, um ein Kinderzimmer für Joel daraus zu machen.”

“Oh … Danke.” Himmel, wie viel mehr konnte sich eine Frau überhaupt blamieren? Für einen Moment hatte sie doch wirklich gedacht … Sie ermahnte sich, immer daran zu denken, dass sie nur hier war, um einen Auftrag zu erfüllen. Vielleicht nicht gerade ein Auftrag, wie Sam es sich dachte, aber nichtsdestotrotz ein Auftrag.

Wenn Sam von ihren Plänen wüsste, würde er sicherlich nicht so entgegenkommend sein. Und ihr schon gar nicht sein Zimmer anbieten. Aber seltsamerweise ließ sich ihr Gewissen auch dann nicht beruhigen, als sie sich sagte, dass ihr durch Sams Verhalten gar keine andere Wahl geblieben war, wenn sie Gerechtigkeit für Joel erreichen wollte.

Denn Sam Winton hatte nicht nur die Vaterschaft abgestritten, er hatte auch Ellens Idee von der Cosmic Panda-Figur gestohlen und Joel damit seines Geburtsrechtes beraubt. Haley musste nur noch den unwiderlegbaren Beweis finden. Und das würde sie, während Sam abwesend war.

Ihre Schwester hatte ihr die Geschichte in groben Zügen erzählt. Vor drei Jahren hatte Ellen, die als Buchillustratorin arbeitete, Sam Winton bei einem Empfang des Verlagshauses kennengelernt. Sie hatte ihre Gedanken zu der Figur auf eine Speisekarte skizziert, und laut Ellen war das die Geburtsstunde von Cosmic Panda gewesen.

Sechs Monate später war Ellen krank geworden, aber sie wollte nicht, dass jemand erfuhr, wie krank sie in Wirklichkeit war, und Sam hatte versprochen, zusammen mit Ellen an der Bücherserie zu arbeiten. Da Ellen jedoch immer ihre Arbeit über ihr eigenes Wohl gestellt hatte, legte sie Sam nahe, so lange einen anderen Künstler hinzuzuziehen, bis sie sich wieder erholt hätte.

Das erste Buch war ein Riesenerfolg, der einzige Name allerdings, der erwähnt wurde, war der Sam Wintons.

Als Ellen dann Sam kontaktierte, nachdem es ihr wieder besser ging, hielt er sein Versprechen, und sie arbeiteten gemeinsam an dem zweiten Panda-Buch. Bei der Veröffentlichung und den begeisterten Kritiken hatte Haley dann vergeblich nach dem Namen ihrer Schwester gesucht. Mit keinem Wort wurde die Arbeit der Illustratorin gewürdigt. Auch wenn Ellen sehr enttäuscht war, so wollte sie jedoch kein Aufsehen deswegen machen. Und solange Ellen lebte, hatte Haley sich dem Wunsch ihrer Schwester gebeugt. Jetzt bestand dazu keine Veranlassung mehr.

Sobald sie den Beweis hatte, dass die Figur Ellens geistiges Eigentum war, würde sie Sam damit konfrontieren. Aber sie würde darüber schweigen, wenn Sam endlich zugeben würde, dass Joel sein Sohn war. Das war sicherlich nicht die feine Art, aber es war gerecht. Und wenn Haley dann mit einem schlechten Gewissen über ihre Vorgehensweise leben musste – nun, dann musste sie eben damit leben.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Sam jetzt eine Tür öffnete und ihr bedeutete, einzutreten. Es war das Schlafzimmer, in das sie bei ihrem ersten Besuch einen Blick erhascht hatte, aber jetzt war es aufgeräumt.

In dem großen Kleiderschrank hatte Sam offensichtlich einen Teil ausgeräumt, um Platz für ihre Garderobe zu schaffen. Eine weitere Tür im Zimmer führte in einen kleineren, aber hellen Raum, der als Kinderzimmer eingerichtet worden war. Lächelnd fuhr sie mit der Hand über das warme Holz des Schaukelstuhls, der in einer Ecke stand. Dann erblickte sie die handgeschnitzte Kinderwiege und hielt unwillkürlich die Luft an. “Die ist wunderschön! Ich habe Joels Reisebett mitgebracht, aber das hier ist natürlich viel schöner. Ist es ein altes Bett?”

“Ein Familienstück”, antwortete er. “Ich hab’s für Sie vom Speicher heruntergeholt.” Er verschwieg aber, dass er sich Laken, Bettzeug und einige andere Dinge, die man für ein Baby brauchte, von seiner Schwester geliehen hatte. Ihr gutmütiges Gewitzel und ihre anzüglichen Bemerkungen, dass die Mutter des Babys ihn wohl ziemlich beeindruckt hätte, hatte er stoisch über sich ergehen lassen.

Wie hätte er es auch abstreiten sollen? Nie zuvor hatte eine Frau ihn so auf den ersten Blick beeindruckt. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien sie nicht viel von ihm zu halten. Manchmal lächelte sie ihn an, ein Lächeln, bei dem sein Magen zu flattern begann, aber dann riss sie sich wieder zusammen, ganz so, als ermahne sie sich, ihn nicht zu mögen. Das Ganze war ihm ein Rätsel, und er konnte Rätseln nur wenig Gefallen abgewinnen.

Das Baby war auch ein Rätsel. Irgendwie erinnerte der Kleine ihn an jemanden, aber er wusste nicht, an wen. Sich zu sagen, dass alle Babys in dem Alter gleich aussahen, half auch nicht.

“Sie haben sich wirklich viel Mühe gemacht”, sagte Haley jetzt zu ihm.

“Ich konnte Joel ja wohl kaum eine Schrankschublade als Bett anbieten, oder?”

Aber er kann die Vaterschaft abstreiten, dachte Haley böse, und der Gedanke vertrieb ihre Freude über den Aufwand, den er mit diesem Zimmer betrieben hatte.

Sie legte Joel in das Bettchen und klappte einen Koffer auf. “Es ist Zeit für Joels Vormittagsschlaf. Ich muss ihm die Windeln wechseln und ihn umziehen. Ich warne Sie, es ist kein sehr schöner Anblick.”

Da, sie tat es schon wieder – sie ging ganz abrupt auf Distanz. Er konnte es sich nicht erklären. Genauso wenig gefiel ihm ihre Unterstellung, er könnte ein Problem haben, mit den Grundbedürfnissen eines Babys umzugehen.

“Nur zu Ihrer Information – ich habe einige Erfahrung. Meine Schwester hat zwei Kinder. Ich werde bei dem Anblick also nicht gleich umfallen. Aber da ich Ihnen offensichtlich im Weg bin, werde ich Sie jetzt allein lassen. Sie finden mich im Bücherzimmer, damit wir dann die Anweisungen durchgehen können. Es ist die letzte Tür am Ende des Korridors.”

“Ich erinnere mich noch. Es wird nicht lange dauern.”

“Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wie Sie bereits anmerkten, habe ich noch ein paar Stunden Zeit. Vielleicht möchten Sie sich ja zuerst einrichten.”

“Ja, das täte ich wirklich gern. Danke.”

Ihr eisiger Ton könnte Wasserrohre einfrieren lassen, dachte er. An der Tür drehte er sich noch einmal um. “Warum sind Sie eigentlich so wütend auf mich?”

Nur an ihren Augen konnte man sehen, dass sie erschrocken war. “Ich weiß nicht, was Sie meinen.”

“Bei unserem ersten Gespräch sagten Sie, Sie seien auf Joels Vater wütend, und aufgrund seiner Abwesenheit gehe ich davon aus, dass Sie jedes Recht dazu haben. Aber warum lassen Sie diese Wut an mir aus? Oder haben Sie etwas gegen Männer im Allgemeinen?”

Sie zog eine dicke Wickelmatte aus dem Koffer und bedeckte damit die Kommode, dann nahm sie Joel und legte ihn darauf. “Nein, ich habe nichts gegen Männer.”

“Dann muss es an mir liegen.”

Sie war dabei, Joel auszuziehen, doch jetzt hielt sie inne. “Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie nicht mag?”

“Nun, Ihr Verhalten lässt kaum annehmen, dass Sie demnächst dem Sam-Winton-Fanclub beitreten.”

“Mir war nicht bewusst, dass das eine notwendige Qualifikation für Ihren Haus-Sitter ist.”

“Sie weichen aus.”

Himmel, war dieser Mensch hartnäckig! “Ich kann Ihnen keine Antwort darauf geben. Ich kenne Sie ja noch nicht einmal.”

“Nun, das ließe sich leicht ändern.”

Ging er etwa davon aus, dass sie das ändern wollte? Das wollte sie ganz bestimmt nicht! Sie wollte Gerechtigkeit für Joel, sonst nichts. “Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.”

Er schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann überlegte er es sich offenbar anders, drehte sich um und schloss die Tür so leise hinter sich, dass Haley annahm, er habe es nur getan, um sich davon zurückzuhalten, sie zuzuknallen.

Aber wieso? Während sie mit routinierten Handgriffen Joels Po wusch, puderte und in eine saubere Windel verpackte, dachte sie über Sams seltsames Verhalten nach. Normalerweise spielte sie während dieser Minuten immer mit Joel, aber heute war sie zu abgelenkt. Joel schien es nichts auszumachen, er starrte fasziniert auf das bunte Mobile, das über der Kommode hing und sich leicht drehte.

Woher hatte Sam dieses Mobile bloß? Es sah auf jeden Fall nicht wie ein Familienerbstück aus. Richtig, er hatte doch erwähnt, dass seine Schwester Kinder hatte. Wahrscheinlich hatte sie das Mobile zugesteuert, wie auch einige der anderen praktischen Dinge, die hier im Raum standen. Das war wirklich sehr viel Aufmerksamkeit für jemanden, der nur zwei Wochen blieb.

Sie dachte über Sams Frage nach. Mochte sie ihn nicht? Sie hatte sich fest vorgenommen, ihn nicht zu mögen, so, wie er Ellen behandelt hatte. Aber er machte es ihr wirklich schwer.

“Warum musste er es unbedingt so hübsch hier für uns machen?”, fragte sie über Joel gebeugt.

Das Baby strampelte lachend, und Haley seufzte. “Ach, du kannst es mir auch nicht sagen, nicht wahr?” Haley warf einen Blick auf die geschlossene Tür. “Warum kann dein Daddy sich nicht wie “das Biest” verhalten, das er ist? Dann wäre es viel einfacher, ihn zu verabscheuen.”

“Da-da-da”, brabbelte Joel vor sich hin.

Haley sah ihn misstrauisch an. “Willst du etwa ‚Daddy‘ sagen? Das ist doch wohl noch ein bisschen früh, oder?”

“Da-da-da”, wiederholte Joel fröhlich.

Ein eifersüchtiger Stich durchfuhr Haley. Sie nahm den jetzt wieder wunderbar duftenden Joel auf den Arm und drückte ihn an sich. “Kannst du auch schon Mama sagen?”

“Ba.”

“Ma-ma”, sprach Haley vor.

“Ba-ba”. Und dann, von einem Moment auf den anderen, fielen Joel die Lider zu, und er lehnte sein Köpfchen an Haleys Schulter.

Na ja, wahrscheinlich war es das Beste so. Es war ein anstrengender Morgen für Joel gewesen, und die unterschwellige Spannung zwischen ihr und Sam half dem Kind bestimmt auch nicht. Sie legte Joel in das Bettchen und deckte ihn zärtlich zu. Das kleine Lamm setzte sie an die Seite, damit Joel es sofort fand, wenn er aufwachte.

“Träum schön.” Sie hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und drückte sie Joel sanft auf die Stirn. Dann schlich sie zur Tür, um Sam zu suchen. Sie würde mit dem Auspacken warten, bis sie das Haus für sich allein hatte.

Sam war nicht im Bücherzimmer, als sie dort ankam. Dafür hörte sie durch die offen stehende Tür des Arbeitszimmers unterdrücktes Fluchen. Neugierig näherte sie sich.

Sam saß an seinem Computer und sah aus wie der Inbegriff eines Schriftstellers. Das Haar wirr in alle Richtungen stehend – offensichtlich war er sich immer wieder mit den Fingern hindurchgefahren –, die Stirn in tiefe Falten gelegt, starrte er mit düsterem Blick auf den Bildschirm.

“Probleme?”, fragte Haley von der Tür her.

Er zuckte zusammen - er war so konzentriert gewesen, dass er sie nicht hatte kommen hören. “Ein neues Programm. Um Manuskripte zu schreiben. Aber ich krieg dieses verflixte Ding nicht geladen. Von Cosmic Panda soll eine Fernsehserie gemacht werden, und ich brauche das Programm, um das Drehbuch zu schreiben. Übrigens”, fügte er an, “das ist noch nicht öffentlich bekannt. Mein Agent will bis nach meiner Tour mit der Bekanntgabe warten.”

Zu erfahren, dass die Figur, die er Ellen weggenommen hatte, noch mehr Profit und Erfolg einheimsen würde, ließ immerhin das Bedürfnis, zu ihm zu gehen und ihm die Sorgenfalten von der Stirn zu streichen, wie eine Seifenblase zerplatzen. “Brauchen Sie das Programm vor Ihrer Abreise?”, fragte sie. Als er den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: “Dann lassen Sie es hier, ich werde es für Sie laden.”

“Ich wusste doch, dass Sie genau die Richtige für mich sind.”

Die Worte und sein strahlendes Lächeln untergruben ihren Entschluss, kühl zu bleiben. Ihr Puls beschleunigte sich, als er sie weiterhin ansah. “Was ist denn?”

“Sie haben Babypuder auf der Nase.”

Sie fuhr mit dem Handrücken über ihr Gesicht und zog eine schmerzhafte Grimasse. “Uh”, stöhnte sie auf, “jetzt habe ich es im Auge!”

Eilig kam er hinter dem Schreibtisch hervor. “Lassen Sie mal sehen.” Mit der Geschmeidigkeit eines Pumas legte er den Arm um ihre Schultern und zog sie zum Fenster. Er bog ihren Kopf zurück und untersuchte ihr Auge. “Ja, es ist ein bisschen gerötet, aber das Puder hat sich wohl aufgelöst. Sie sollten eine Spülung machen, damit es klar wird.”

“Es geht schon wieder.” Die Worte waren kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern, seine Berührung hatte ihr alle Kraft genommen. Sie wollte sich losmachen, sich aus diesem Bann befreien, aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Dafür summte es in ihrem Kopf auf Hochtouren. Sie konnte nur daran denken, wie sehr sie seine Nähe und seine Berührung genoss.

Als er seinen Kopf beugte und sie küsste, wehrte sie sich nicht. Warum auch, es fühlte sich so gut und so richtig an. Mit einem leisen Seufzer schloss sie die Augen und ergab sich seinem zärtlichen Spiel. Sie wusste, wenn sie auch nur den kleinsten Protest äußerte, würde er sie sofort freigeben. Also warum sagte sie dann nicht endlich etwas?

Seine Finger streichelten über ihren Hals und kamen an ihrem Puls zu ruhen. Sie wusste, dass ihm das wilde Pochen unmöglich entgehen konnte, aber sie konnte auch nichts gegen dieses verräterische Indiz tun, genauso wenig wie sie ihre Lippen von den seinen lösen konnte.

Im Gegenteil. Schauer durchfuhren sie, als sie die Arme um seinen Nacken schlang, um ihn noch näher an sich zu ziehen und den Kuss zu vertiefen. Sie hatte genügend Erfahrung mit dem Küssen, um zu wissen, dass dies die Art Kuss war, die zu mehr führen würde. Und zu ihrer Scham musste sie sich eingestehen, dass sie mehr wollte. Sie wollte alles, was er ihr geben konnte.

Bei diesem Gedanken schrillte eine Alarmsirene los. Was tat sie hier nur? Nein, sie wollte gar nichts von diesem Mann, zumindest nicht in dieser Hinsicht. Alles, was sie wollte, war Rache für ihre Schwester und Gerechtigkeit für Joel.

Lügner, schalt eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Vom ersten Augenblick an, da sie Sam Winton gesehen hatte, hatte sie ihn gewollt. Sosehr sie auch versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken, es war die Wahrheit. Sam Winton übte eine stärkere Wirkung auf sie aus als jeder andere Mann vor ihm.

Und sie war nicht die Einzige, die diese Anziehungskraft spürte. Sie war sicher, dass sie es sich nicht nur einbildete. Vor allem nicht, als er sich jetzt nur unwillig und zögernd von ihr löste. In seinen Augen standen all die Fragen geschrieben, auf die auch sie keine Antwort wusste. Und ihre verwirrte Miene ließ ihn den Kopf schütteln.

“Entschuldigung, das hatte ich nicht vor”, murmelte er.

“Ich auch nicht.” Das Verlangen in ihr war so groß, dass es schmerzte. Viel schmerzhafter allerdings war die plötzliche Erkenntnis, dass sie wahrscheinlich viel zu viel in diesen einen Kuss hineinlas. Sie wusste doch, wie leichtfertig er Affären begann. Die Erfahrungen ihrer Schwester waren Beweis genug. Haley hielt nichts von flüchtigen Affären. Rein gar nichts. Und mit Sam Winton erst recht nicht.

Sie musste jetzt etwas tun, musste Zeit haben, sich wieder zu fassen. Also ging sie zum Schreibtisch und stapelte die Papiere ordentlich – auch wenn ihre Hände zitterten wie Espenlaub. “Für gewöhnlich lasse ich mich nicht von jedem Fremden küssen”, meinte sie mit rauer Stimme.

“Für gewöhnlich küsse ich auch nicht jede Fremde.”

Und das von ihm! Glücklicherweise hatte er damit den Bann gebrochen. “Nein, natürlich nicht”, stimmte sie spöttisch zu.

Er kniff die Augen zusammen. “Das hört sich an, als glaubten Sie mir nicht.”

Sie musste an ihre Schwester denken. Joel war der lebende Beweis dafür, dass Sam mit einer praktisch Fremden sein Bett geteilt hatte. “Warum sollte ich Ihnen das glauben?”, konterte sie.

Er betrachtete sie argwöhnisch. “Ich weiß nicht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie mehr über mich wissen als ich über Sie.”

Wenn er wüsste, wie nahe er der Wahrheit kam. Sie wandte sich ab, um sich nicht zu verraten. “Selbst wenn ich mehr über Sie wüsste, aber dann doch kaum über Ihr Liebesleben, oder?”

Glücklicherweise nahm er den Kommentar anstandslos hin. “Stimmt. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass seit dem Erscheinen meines ersten Buches alle Welt von mir gehört hat.”

Nur zu gern ließ sich Haley auf den Themenwechsel ein. “Haben Sie schon immer Kinderbücher geschrieben?”

Er musterte sie scharf. “Sie meinen, ob ich je ein richtiges Buch geschrieben habe, oder?”

Sie verheimlichte nicht, dass sie beleidigt war. “Wenn ich es so gemeint hätte, hätte ich es auch so gesagt.”

Die düstere Sturmwolke, die über seinem Kopf hing, klarte genauso schnell auf, wie sie gekommen war. “Ja, den Eindruck hatte ich auch von Ihnen. Und die Antwort lautet ebenfalls Ja. Ich habe drei Bücher über griechische Philosophen und Dichter veröffentlicht, bevor ich anfing, für Kinder zu schreiben. Bei Homer fand ich die Anregung, mich mit den Mythen als Erklärungsmuster des menschlichen Charakters zu beschäftigen. Panda war da die logische Weiterentwicklung.”

Er sprach mit solcher Überzeugung und mit solchem Ernst, dass ihr zum ersten Mal Zweifel kamen. Cosmic Panda war eine Figur, die Kindern half, sich selbst und ihre Welt zu erkennen. Aber wenn ihm diese Idee wirklich beim Studium Homers gekommen war, wie konnte er sie dann ihrer Schwester gestohlen haben? Haley wusste, dass sie keinen Frieden mehr haben würde, bis sie die Antwort darauf gefunden hatte. Aber das konnte sie erst tun, wenn sie allein im Haus war.

“Wenn Sie vorhaben, rechtzeitig aus dem Haus zu kommen, sollten Sie mir dann jetzt nicht besser alles erklären?”, schlug sie vor.

Er nickte und setzte sich an den Schreibtisch. “Es wird nicht lange dauern. Vor allem möchte ich, dass Sie meinen Computer aufräumen und die Dateien in eine thematische Ordnung bringen.”

Das war neutraler Boden. Hier kannte sie sich aus. “Sie haben hoffentlich Sicherheitskopien von allem?”

Er zog eine Augenbraue in die Höhe. “Trauen Sie Ihren eigenen Fähigkeiten nicht?”

Sie schüttelte den Kopf. “Ich traue grundsätzlich keiner Maschine, die auf Strom angewiesen ist.”

“Richtig”, brummte er. “Aber keine Sorge, die Sicherheitskopien sind alle vorhanden. Sie können sich also beruhigt an die Arbeit begeben. Wenn ich zurückkomme, erwarte ich, dass mein Arbeitszimmer ein Musterbeispiel an Organisation und Effizienz ist.”

Sie überblickte zweifelnd das Chaos an Papieren und Notizzetteln überall. “Ich bin Organisator, aber ich kann keine Wunder vollbringen.”

Er seufzte theatralisch. “Und dabei hatte ich Miranda ausdrücklich gebeten, mir einen Engel zu schicken.”

Sie warf das Haar zurück. “Tja, mehr kann ich Ihnen nicht bieten.”

So, wie sie da vor ihm stand, reichte ihm das auch völlig. Der süße Geschmack ihrer Lippen haftete noch immer an seinem Mund. Was würde er nicht dafür geben, sie noch einmal zu schmecken. Selbst bei dem ersten Kuss hatte er sich sehr zusammennehmen müssen, um sie nicht völlig zu verschrecken.

Als er gesagt hatte, dass der Kuss nicht geplant gewesen sei, war es die Wahrheit gewesen. Sicher, er hatte gewusst, dass er sie küssen würde, schon in dem Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber dass es so schnell passieren würde …? Das sollte übrigens keine Beschwerde sein, im Gegenteil. Immerhin bewies dieser Kuss ihm, dass er recht gehabt hatte. Es gab diese unglaublich starke Anziehungskraft zwischen ihnen, kein Zweifel.

Sie hatte es auch gefühlt, da war er sicher. Aber sie hielt sich zurück, schien ihm nicht zu trauen. Warum, konnte er sich nicht erklären. Schließlich waren sie sich nie zuvor begegnet. Und genau deshalb wollte er nichts tun, zu dem sie noch nicht bereit war.

Leider war er generell kein sehr geduldiger Mann. Das Leben war zu kurz für ein Zaudern und Zögern bei den wichtigen Dingen im Leben. Und obwohl sie es noch nicht wusste – Haley war ihm wichtig. Sie würden hervorragend zusammenpassen, ohne Frage. Sie hatte bereits ein Kind, also würde sein Problem ihr nichts ausmachen. Und da sie offensichtlich schlechte Erfahrungen mit dem Vater des Kindes gemacht hatte, war sie wahrscheinlich auch nicht auf eine Ehe aus, genauso wenig wie er. Alle Voraussetzungen waren also perfekt.

Während sie zusammen das Haus besichtigten, lag seine Hand an ihrem Rücken, und das verräterische Ziehen in seinen Lenden bestätigte ihm nur, dass es gar nicht so schlecht war, wenn er erst einmal für zwei Wochen verreiste und nicht etwa mit ihr unter einem Dach wohnte. So würde es ihm erheblich leichterfallen, seine Selbstbeherrschung zu wahren.

Zumindest, bis sie so weit war. Bis sie bereit war, zu akzeptieren, dass sie früher oder später ihm gehören würde. Rein egoistisch gesehen, hoffte er natürlich früher. Sollte er sie allerdings erst umwerben müssen, dann eben später. Aber auch das würde ihm Spaß machen, und er würde darauf achten, dass es ihr auch Spaß machen würde.

Solange am Ende dasselbe Resultat herauskam: Haley Glen in seinem Bett, die wunderbaren Locken wirr, mit verhangenem Blick und erhitzter Haut, zufrieden ausgestreckt, nachdem sie sich geliebt hatten.

3. KAPITEL

Ein äußerst ausgefallener Tag, dachte Haley, während sie in Sams breitem Bett lag, todmüde, aber zu aufgedreht, um einzuschlafen.

Nachdem er ihr alles im Haus gezeigt, ihr seine Vorstellungen hinsichtlich seines Arbeitszimmers erklärt und sie in die Benutzung des Alarmsystems eingewiesen hatte, war er davongefahren. Nur unwillig, wie Haley zu bemerken glaubte, und auch sie hatte das Gefühl gehabt, etwas sehr Wichtiges verloren zu haben.

Absolut verrückt. Sie kannte den Mann doch kaum, und was sie von ihm wusste, war nicht gerade schmeichelhaft. “Dass du dich von ihm hast küssen lassen, war nicht besonders clever”, murmelte sie vor sich hin.

Dieser Kuss hatte die Dinge eindeutig verkompliziert. Sie wollte wütend auf ihn sein, doch stattdessen gerieten ihre Sinne bei der leichtesten Berührung in Aufruhr. Nie zuvor hatte ein Kuss solche Dinge in ihr bewirkt. Hätte sie Sam davon abhalten müssen, sie zu küssen? Auf jeden Fall! Aber hatte sie ihn aufhalten wollen? Keine zehn Pferde hätte sie dazu gebracht.

Sie redete sich ein, erleichtert zu sein, dass er fort war. So kam sie wenigstens gar nicht erst in Versuchung. Und das war gut so.

Allein die Arbeit in Sams Büro würde genug Zeit in Anspruch nehmen. Erst einmal musste sie sich durch die Papiere wühlen und überhaupt eine Andeutung von System finden. Und sie musste aufpassen, dass sie darüber nicht ihre eigentliche Mission aus den Augen verlor. Denn das war das Mindeste, was sie für Ellen und Joel tun konnte.

Sie war froh, dass der Kleine sich ohne große Probleme eingelebt hatte und so schnell eingeschlafen war. Allerdings hatte sie ihn auch müde gemacht. Nach dem Abendessen hatten sie im Garten gespielt, zusammen mit Dougal. Der große Hund und das kleine Baby – als ob die beiden füreinander geschaffen worden wären. Dieser riesige, struppige Hund wurde sanft wie ein Lamm, sobald er in Joels Nähe kam.

Sie lächelte warm im Dunkeln, als sie das Bild wieder vor sich sah: Sie hatte eine Decke unter einem schattigen Baum ausgebreitet. Dougal hatte es sich auf der einen Hälfte der Decke bequem gemacht, und Haley hatte Joel mit einem Kissen im Rücken und seinem Spielzeug auf der anderen Hälfte hingesetzt. Doch schon nach kurzer Zeit war der Hund immer näher an das Baby herangerutscht, und schließlich benutzte Joel ihn als Kissen.

Ein Bild wie aus einer glücklichen Familie, dachte sie, nur der Vater fehlte.

Verärgert über sich selbst, setzte sie sich auf und schüttelte ihr Kissen auf. Vielleicht würde ihr das helfen, endlich einzuschlafen.

Und dann hörte sie ein Geräusch. Sie erstarrte und lauschte angestrengt. Es kam aus der Eingangshalle. Dougal lief draußen auf dem Anwesen herum, er konnte es also nicht sein. Dann hörte sie, wie eine Tür auf- und wieder zugemacht wurde.

Ihre Nackenhärchen sträubten sich. Da war jemand im Haus! Warum war die Alarmanlage nicht angegangen? Warum hatte der Hund nicht gebellt? Hatte der Eindringling erst den Hund eingeschläfert und dann die Alarmanlage funktionsunfähig gemacht?

Sie griff nach dem Telefon auf dem Nachttischchen neben dem Bett, aber dann erinnerte sie sich, dass sie ja nicht bei sich zu Hause war. Sam hatte überall schnurlose Telefone, und sie hatte das handliche Gerät auf der Kommode an der gegenüberliegenden Wand liegen lassen, nachdem sie mit Miranda telefoniert und ihr berichtet hatte, dass alles wie am Schnürchen gelaufen war.

Aber niemand, niemand auf der ganzen Welt würde ihrem Baby auch nur ein Haar krümmen! Leise schlug sie die Decke zurück und schlich zum Kamin. Der Schürhaken würde eine gute Waffe abgeben!

Mit klopfendem Herzen presste sie sich an die Wand. Als die Tür aufging und eine riesengroße männliche Gestalt im Türrahmen erschien, war sie bereit, wie eine Löwin zu kämpfen. Doch da blendete sie auch schon gleißendes Licht, als die Deckenbeleuchtung aufflammte.

“Sam, was tun Sie denn hier?”

Er blinzelte verdutzt. “Ach du lieber Himmel, ich hatte ja ganz vergessen, dass ich Sie in meinem Zimmer untergebracht hatte.”

Sie musste ein komisches Bild abgeben, in ihrem Nachthemd, den schweren eisernen Feuerhaken hoch über ihren Kopf erhoben. Langsam senkte sie die Arme wieder. “Das erklärt nicht, wieso Sie hier sind.” Ihre Stimme verriet immer noch die ausgestandene Angst, und sie zitterte am ganzen Körper.

Endlich bemerkte auch er es. “Entschuldigung, ich wollte Sie nicht beunruhigen.”

“Beunruhigen? Sie haben mich zu Tode erschreckt!” Ihre Angst schlug in Wut um.

Er rieb sich über das stoppelige Kinn. “Tut mir wirklich leid, ich habe nicht überlegt. Erst am Flughafen teilte mein Agent mir mit, dass die Lieferanten einen Blitzstreik ausgerufen haben und die Bücher nicht zum geplanten Zeitpunkt in den Läden erhältlich sein werden. Ich habe noch versucht, mit den Leuten von der Gewerkschaft zu reden, aber die rücken nicht von ihrer Position ab. Letztendlich blieb uns gar nichts anderes übrig, als die Werbetour zu verschieben. Allerdings hätte ich Sie anrufen und vorwarnen sollen. Aber nach dem Tag, den ich hinter mir habe, habe ich einfach nicht daran gedacht.” Eigentlich hätte er stinkwütend sein müssen, und der Schriftsteller in ihm war es auch. Aber da war noch ein anderer Teil in ihm – ein Teil, der sich vorstellte, wie er Haley in den Armen halten und küssen würde. Und dieser Teil war eindeutig stärker.

Er war ganz automatisch in sein Zimmer gegangen. Er hatte sie erschreckt, und das tat ihm wirklich leid. Aber es tat ihm keineswegs leid, dass er sie in diesem Zustand überrascht hatte. Ihr offenes Haar wallte über ihre Schultern, und der dünne Stoff des Nachthemdes betonte mehr ihre schlanke Figur, als dass er sie verhüllte. Sam spürte, wie die Erregung ihn packte. Er schluckte hart. Konnte er denn keine fünf Minuten in ihrer Nähe sein, ohne auf solche Gedanken zu kommen? Er sollte sich besser aus dem Staub machen, bevor seine Fantasie mit ihm durchging und er die Selbstbeherrschung verlor.

“Ich werde in einem der Gästezimmer schlafen”, sagte er rau.

“Warten Sie.”

Er merkte ihr an, dass sie einen inneren Kampf focht. Sie mochte ihn nicht, wollte ihn nicht mögen, aber es fiel ihr immer schwerer. Gut. Das war immerhin schon ein Fortschritt.

“Sie sehen aus, als könnten Sie einen Schlaftrunk gebrauchen. Ich mache Ihnen etwas.”

Das wurde ja immer besser! “Ja, hört sich gut an.”

Willig ließ er sich von ihr in die Küche führen. Und während sie mit Geschirr hantierte, hängte er sein Jackett über eine Stuhllehne und öffnete die ersten beiden Knöpfe seines Hemds. Mit Haley schien die Küche irgendwie gemütlicher zu wirken, anheimelnder. Es störte ihn, dass es ihm so gefiel. Mit Haley schlafen zu wollen war eine Sache, eine ganz andere allerdings war es, sie in seinem Haus und seinem Leben haben zu wollen.

“Kakao?” fragte er mit einem schiefen Grinsen, als sie eine dampfende Tasse vor ihn hinstellte. Er hatte eigentlich eher an einen doppelten Scotch gedacht, und als zweiten Gang dann Haley.

Sie stützte sich auf die Küchenbar auf. “Kakao hilft beim Einschlafen. Sie sehen völlig erschöpft aus.”

“Ja, es war ein langer Tag.” Er legte beide Hände um die Tasse und genoss die Wärme. Es wäre sehr viel netter gewesen, die Hände auf ihre Hüften zu legen, aber so war es mit Sicherheit vernünftiger.

Er nippte an dem Kakao und war überrascht. Das letzte Mal hatte er als kleiner Junge den Kakao getrunken, den seine Mutter ihm vor dem Zubettgehen bereitet hatte. Er hatte ganz vergessen, wie gut Kakao schmeckte, etwas süß vielleicht, aber gut.

Genauso süß wie Haley. Zwar hatte sie sich einen Morgenmantel übergeworfen, aber so ganz in Satin sah sie einfach zum Anbeißen aus.

Er zwang sich dazu, den Blick starr auf die Tasse gerichtet zu halten. Aber die kleinen weißen Schaumbläschen auf der sich langsam drehenden braunen Flüssigkeit in der Tasse erinnerten ihn an die hellen Pünktchen in ihren braunen Augen …

“Sie müssen wegen mir nicht aufbleiben”, brummte er, nur um zu vertuschen, wie sehr ihm ihre pure Anwesenheit gefiel.

Sie stellte eine zweite Tasse auf die Frühstücksbar und setzte sich auf einen Hocker ihm gegenüber. “Ich konnte sowieso nicht schlafen.”

“Weil Sie in einem fremden Haus sind?”

“Wahrscheinlich.”

“Ich bin so oft unterwegs, dass ich mittlerweile überall schlafen kann.” Warum erzählte er ihr das eigentlich? Seine Schwester konnte bestätigen, dass er so wenig wie möglich von sich preisgab. Je weniger die Menschen von einem wussten, desto weniger Munition besaßen sie, um einen zu verletzen. Doch bei dieser Frau war das anders. “Sie haben wahrscheinlich Ihr ganzes Leben lang in einem Haus gelebt, oder?”

Sie schüttelte den Kopf. “Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich klein war. Meine Mutter hat wieder geheiratet, und durch die Arbeit meines Stiefvaters sind wir viel in der Welt herumgereist. Solange eine Bleibe Schutz vor Wasser bietet, halten sie es für ein Zuhause.”

“Hippies?”

“Nein, Intellektuelle. Materielle Dinge zählen nicht für sie, sie leben mehr von geistiger Nahrung. Meine Mutter ist Sprachwissenschaftlerin und mein Stiefvater Entomologe. Im Moment sind sie irgendwo in Südamerika, um einen Käfer zu finden, der angeblich zur Krebsbekämpfung beisteuern soll.”

Er sah sie nachdenklich an. “Ja, ich habe auch so etwas gehört. Meine Schwester ist mit einem Insektenkundler verheiratet. Vielleicht kennt er ja sogar Ihre Eltern.”

“Das glaube ich kaum”, sagte sie hastig. “Mein Stiefvater hat schon jahrelang nicht mehr hier in Australien gearbeitet.”

Warum sah sie plötzlich so verschreckt aus? Als ob es ein Fehler gewesen sei, ihre Familie zu erwähnen. Doch dann sagte er sich, dass er sich das nur einbildete. “Haben Sie noch Geschwister?”

“Eine Schwester.” Ihre Hände umklammerten die Tasse. “Aber sie ist vor fünf Monaten gestorben.”

“Das tut mir leid.” Es hörte sich mager an, aber was hätte er auch sagen können? Er hätte sie gern in die Arme genommen und getröstet, aber das würde sie wohl nicht zulassen.

“Ja, mir auch.”

Sie hörte sich schon wieder so aggressiv an, als ob er etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun hätte. Natürlich war das Unsinn, aber er wurde dieses Gefühl einfach nicht los. Vielleicht konnte er ja mehr herausfinden. Er beugte sich vor. “Wie hieß Ihre Schwester?”

“Ellen.”

Sie schien zu erwarten, dass er eine Reaktion zeigte. Tatsächlich hatte er mal eine Ellen gekannt, aber die hatte bestimmt nichts mit Haleys Familie zu tun. Ein schmales, blasses Wesen mit rabenschwarzem kurzem Haar. Eine Kollegin, die ihm zur Seite gestanden hatte und für ihn da gewesen war, als er durch eine sehr schwierige Phase in seinem Leben gegangen war. Liebe war es nicht gewesen, eher ein gegenseitiges Trösten, beruhend auf einem beiderseitigen Bedürfnis nach menschlicher Wärme. Wenn sie damals nicht beide dieses Verlangen gehabt hätten, wäre ihre Beziehung wohl nie über kollegiale Freundschaft hinausgegangen. Unwillkürlich runzelte er die Stirn, als er daran dachte, wie unangenehm die ganze Geschichte ausgegangen war.

Diese Ellen hatte doch tatsächlich behauptet, sie würde ein Kind von ihm erwarten. Er hätte sich nie träumen lassen, dass eine so großzügige und eigentlich wunderbare Frau auf solch billige Tricks verfallen würde. Und hartnäckig war sie auch gewesen. Wahrscheinlich hatte sie sich ausgerechnet, mit ihm das große Los gezogen zu haben. Aber sie hatte ja nicht ahnen können, dass er nicht der Vater ihres Kindes sein konnte, selbst wenn er gewollt hätte.

Er versuchte sich Haleys Ellen vorzustellen, wie sie ausgesehen haben mochte. Wahrscheinlich ein ähnlicher Typ wie Haley, und ebenso barmherzig wie sie, um ihm mitten in der Nacht noch einen Kakao zu machen.

“Ich kannte mal eine Ellen”, meinte er nachdenklich.

Haleys Nerven waren zum Zerreißen gespannt. “Wie interessant.”

“Nein, war es nicht.”

Ihr Blick schien ihn durchbohren zu wollen. “Warum? Sie kamen nicht gut miteinander aus?”

“Doch, eigentlich schon. Bis sie mich angelogen hat.”

“Sie muss einen guten Grund dafür gehabt haben.”

Sein Stirnrunzeln wurde tiefer. Es ärgerte ihn, dass sie so anstandslos Partei für Ellen ergriff. “Nein, hatte sie nicht. Sie wollte mich austricksen, damit ich ihr Kind unterstütze.”

Haley verschüttete etwas von ihrem Kakao. Sam bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Hatte er etwa einen wunden Punkt getroffen? Hatte Joels Vater Haley vielleicht das Gleiche vorgeworfen?

Hektisch wischte sie die braune Pfütze auf. “Sie sind sich sehr sicher, dass es ein Trick war.”

Das Zittern in ihrer Stimme sagte ihm, dass er mit seiner Annahme nicht weit danebenliegen konnte. Auf jeden Fall hatte sie durch Joels Vater gelitten. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Haley lügen würde, wenn es um Joels Vater ging. Nein, bestimmt nicht. “Ja”, sagte er schließlich dumpf, “ich bin mir sicher. Und glauben Sie mir, ich wäre es lieber nicht.”

Sie sah ihn verständnislos an, aber er hatte nicht vor, es ihr zu erklären. Zumindest noch nicht. Dann senkte sie den Blick und rieb sich die Oberarme, als sei ihr kalt.

“Ich kann die Heizung aufdrehen”, bot er an. Er konnte sich einen viel besseren Weg vorstellen, um sie aufzuwärmen, aber er bezweifelte, dass sie das mitmachen würde.

“Nein, nicht nötig.” Sie trank ihre Tasse leer. “Ich werde sofort wieder warm, wenn ich im Bett bin.”

Die Vorstellung gefiel ihm, aber er war in diesem Szenario wohl nicht vertreten.

Sie stellte ihre Tasse ins Spülbecken und ließ Wasser hineinlaufen. “Ich werde dann morgen früh wieder fahren.”

Erst jetzt wurde ihm klar, dass er davon ausgegangen war, sie würde bleiben. Das hatte ihm ja auch die unvorhergesehene Katastrophe bei der Werbetour leichter gemacht. “Müssen Sie denn weg?”

“Sie brauchen wohl keinen Haus-Sitter, wenn Sie selbst hier sind, oder?”

Natürlich, das war nur logisch, aber trotzdem spürte er bei der Aussicht, sie zu verlieren, einen Schlag in den Magen. “Aber mein Büro muss in Ordnung gebracht werden.”

Sie drehte sich um. “Das kann ich auch, ohne unter Ihrem Dach zu wohnen.”

Er musste schnellstens ein paar gute Gründe finden! “Wird es denn nicht schwierig für Sie sein, ständig mit dem Baby zu pendeln?”

“Das schaffe ich schon.”

“Ich meinte auch nicht, dass Sie es nicht schaffen. Aber warum so viel Umstand, wenn es hier im Haus doch genügend Zimmer gibt? Es sei denn, Ihnen behagt der Gedanke nicht, mit mir unter einem Dach zu leben. Aber ich versichere Ihnen, ich werde ein Paradebeispiel an Zurückhaltung sein.” Warum sagte er einen solchen Unsinn? In ihrer Nähe kam ihm alles Mögliche in den Sinn, aber keine Zurückhaltung.

Sie schien ebenso zu denken. “So wie heute Nachmittag?”

“Was denn, Sie wollten nicht von mir geküsst werden?”

Er wusste ganz genau, dass sie es gewollt hatte, und er konnte es auch in ihren Augen sehen.

“Falls ich bleibe, darf das nicht wieder geschehen.”

War das nun als Ermahnung für ihn oder für sie selbst gedacht gewesen? Immerhin hatte sie nicht gesagt, dass sie es nicht wollte. Aber wie sollte er ihr so etwas versichern können? Hier, mitten in der Nacht, in seiner Küche, war sie das Verführerischste, das er seit Langem gesehen hatte.

“Eine Garantie kann ich dafür nicht geben”, sagte er schließlich bedachtsam. “Und ich glaube, Sie können das auch nicht.”

Sie hatte gerade ihre gespülte Tasse wieder in den Schrank gestellt und schwang zu ihm herum. “Als Nächstes werden Sie noch den alten Spruch herauskramen, dass es Schicksal sei und somit stärker als wir beide zusammen, was?”

“Sind Sie so sicher, dass es das nicht ist? Können Sie mir in die Augen sehen und ehrlich sagen, dass Sie es nicht gespürt haben, seit wir uns das erste Mal begegnet sind?” Er hatte nicht so schnell damit herauskommen wollen, aber wenn er es nicht tat, würde sie die Beine in die Hand nehmen und verschwinden, und er würde nie herausfinden, was genau diese Sache zwischen ihnen war.

Sie senkte die langen Wimpern. “Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.”

“Dann werde ich Ihre Erinnerung wohl ein bisschen auffrischen müssen.”

Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Sobald er sie berührte, war seine Müdigkeit verschwunden, durch eine Energie ersetzt, die von ihrem Körper auf seinen überzugehen schien.

Er ließ ihr Zeit, zu protestieren, ihn abzuwehren, aber sie tat keines von beidem. Im Gegenteil, nach einem anfänglichen Zögern legte sie die Hände auf seine Schultern, genau da, wo sie hingehörten.

Sie seufzte leise auf, und sein Herz floss über. Sie schloss die Lider, flatternd, als kämpfe sie einen Kampf gegen sich selbst. Er behielt seine Augen offen, um jedes kleinste Detail ihres schönen Gesichtes zu studieren. Sie duftete nach Zahnpasta und einem Hauch Kakao, ein Duft, der ihn mehr erregte als das teuerste Parfum. Er konnte nicht anders, er musste es einfach auf seiner Zunge schmecken.

Er beugte den Kopf und strich flüchtig über ihre Lippen, hörte, wie sie den Atem anhielt, schmeckte die Mischung aus Minze und Schokolade, als ihre Lippen nachgaben und sich unter seinem Kuss öffneten. Alles in ihm drängte danach, sie wild an sich zu reißen und sie hier und jetzt zu verführen, seine Gier nach ihr endlich zu stillen. Doch er wollte sie nicht verschrecken.

So vertiefte er nur den Kuss, und sie erwiderte ihn mit der gleichen Leidenschaft, bis sein ganzer Körper vor Verlangen schmerzte. Wenn er jetzt nicht aufhörte, würde er die Kontrolle über sich verlieren. Aber zu mehr war sie noch nicht bereit. Sie würde es sein, später, wenn er es irgendwie bewerkstelligen konnte.

Als er schwer atmend den Kopf hob, sah sie ihn mit vor Verlangen glühenden Augen an. “Verstehst du jetzt, was ich meine?” fragte er rau.

Sie lehnte sich an die Anrichte und stützte sich Halt suchend mit den Händen zu ihren Seiten ab, ihre Beine schienen sie nicht tragen zu wollen. “Ich verstehe genau. Und du hast mir gerade den Grund gegeben, warum ich am besten so schnell wie möglich meine Sachen wieder zusammenpacke.”

“Wovor hast du eigentlich Angst?” fragte er aus einem Impuls heraus.

Sie wickelte den Morgenmantel fest um sich und verknotete energisch den Gürtel. Schade, dachte er, sie hatte sich so wunderbar weich und warm angefühlt, wie sie sich da gegen ihn gepresst hatte. Es war ja geradezu eine Sünde, so viel Schönheit zu verstecken.

“Vor dir zumindest nicht”, sagte sie. “Oder muss ich vor dir Angst haben?”

“Du lieber Himmel, nein! Ich würde mich dir nie aufzwingen.” Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, fügte er hinzu: “Das habe ich auch jetzt nicht getan.”

Sie war ehrlich genug, es zuzugeben. “Stimmt. Na schön, da gibt es also etwas zwischen uns. Aber es kann nicht mehr sein als bloße Chemie.”

Warum eigentlich nicht? wollte er fragen, ließ es aber dann. Irgendetwas hatte sie misstrauisch gegenüber Männern gemacht. Und das hieß, er musste langsam und behutsam vorgehen. “Und wenn ich verspreche, dass ich dich das nächste Mal nur küsse, wenn du mich darum bittest?”

Es war ein unüberlegter, übereilter Vorschlag, er konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass er ein solches Versprechen auch würde halten können. Aber es wirkte. Er sah, wie sie sich entspannte.

“Es wird kein nächstes Mal geben.”

“Also bleibst du?”

“Es ist eine vernünftige Lösung. So lange, bis die Arbeit erledigt ist.”

“Außerdem – wenn der Streik beendet wird und ich kurzfristig auf Reisen gehen muss, bist du schon hier und gut eingelebt.” Er hielt es für unnötig, zu erwähnen, dass die Chancen für ein schnelles Streikende minimal waren. Aber warum sollte er sich selbst den Boden unter den Füßen weggraben?

Sie dachte nach. “Stimmt. Und in deinem Büro gibt es vorerst genug Arbeit.”

So leicht, wie sie eingewilligt hatte, musste sie ebenso sehr bleiben wollen, wie er wollte, dass sie blieb. Seine Stimmung, die heute diverse Schläge hatte einstecken müssen, hob sich immens. Dass die Werbetour ins Wasser gefallen war, schien ihm jetzt fast wie ein Geschenk der Götter.

“Nun, dann sehen wir uns also morgen früh”, meinte er gut gelaunt. “Aber ich muss dich warnen: Ich bin ein Frühaufsteher. Ich habe mein Tagespensum schon fast erledigt, wenn die meisten Leute gerade von ihrem Wecker aus dem Schlaf gerissen werden. Ich werde versuchen, dich nicht zu stören.”

“Keine Sorge, ich schlafe wie ein Stein. Vor allem, wenn Joel mich in der Nacht mehrmals weckt. Aber es wird besser. Er schläft jetzt schon fast die ganze Nacht durch.”

“Es muss schwer sein für dich, so ganz allein mit allem fertigzuwerden.”

“Ist es, ja, aber wir schaffen das schon.”

Sie war wieder auf Distanz gegangen. Was hatte er nur gesagt? Irgendwann würde er herausfinden, was genau zwischen ihr und Joels Vater geschehen war. Vielleicht würden die Wunden dann auch zu heilen anfangen. Aber bis dahin war sie wie ein Pulverfass aus Bitterkeit und Wut, das beim kleinsten Funken explodieren konnte.

“Also, ich werde mir dann den Wecker stellen. Und du solltest jetzt auch wieder zu Bett gehen”, sagte er.

“Wirklich? Ich meine, ich bin für eine Aufgabe eingestellt und …”

“Nein, es gibt eine geregelte Arbeitszeit. Und übrigens bin ich auch während der Arbeitszeit kein Monster, es sei denn, man stört mich beim Schreiben.” Oder wenn mich jemand anlügt, dachte er, sagte es aber nicht.

Das würde sicherlich nie ein Problem zwischen ihm und Haley werden.

4. KAPITEL

Ein lauter, fordernder Schrei ertönte, und Haley hob jäh den Kopf. Sie arbeitete an Sams Computer, und ihr Mut sank. Joel konnte doch unmöglich schon wieder wach sein. Sie hatte ihn erst vor einer halben Stunde zu seinem Mittagsschlaf hingelegt und darauf gehofft, er würde mindestens zwei Stunden schlafen, damit sie sich auf die Arbeit konzentrieren könnte.

“Tja, erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt”, seufzte sie ergeben und erhob sich.

“Es ist nicht deine Schuld, dass ich so gereizt bin”, murmelte sie, als sie Joel aus dem Kinderwagen hob. Sobald er sich in ihre Arme gekuschelt hatte, hörte er schlagartig auf zu weinen. “Du solltest dir mal das Chaos da drüben”, sie deutete mit dem Kopf zu Sams Arbeitszimmer, “ansehen. Mir ist unbegreiflich, wie Sam überhaupt etwas findet. Er kann froh sein, dass er diesen Assistenten los ist. Aber wahrscheinlich war das der Einzige, der sich Sams üble Laune hat gefallen lassen.”

Joel lehnte das Köpfchen an ihre Schulter, steckte den Daumen in den Mund und brabbelte: “Mem-mem.”

Sie grinste schief. “Du meinst wohl ‚Männer‘, was?” Sie drückte Joel einen dicken Kuss auf die Wange und erntete dafür ein breites Lachen. “Ich vergesse immer, dass du auch einer bist. Oder besser, du wirst ein Mann sein, wenn du groß bist. Aber ich werde schon zusehen, dass du dich zu einem dieser wunderbaren neuen Männer mauserst, eines von diesen sensiblen, gefühlvollen männlichen Wesen, von denen jede Frau träumt.”

“Spricht da jemand von mir?”

Sie verschluckte sich fast, als Sam hinter ihr auftauchte. Sofort waren ihre Sinne in Alarmbereitschaft. Außerdem wurde sie ärgerlich. Niemand käme auf die Idee, ihn sensibel oder gefühlvoll zu nennen, außer er selbst natürlich. Ihrer Schwester gegenüber hatte er sich so kalt und unmenschlich wie nur denkbar benommen. Haley gegenüber gab er sich zwar anders, aber das lag sicher nur daran, weil er ihre Hilfe brauchte.

Er hatte sie ja gewarnt, er werde zu einem Monster, wenn er arbeitete, und damit hatte er keineswegs übertrieben. Gestern Morgen hatte Haley den kapitalen Fehler gemacht und ihm eine Frage gestellt, während er am Computer saß und schrieb. Seine Antwort war in einem Vokabular abgefasst gewesen, das sie noch nicht einmal kannte. Eigentlich erwartete sie eine Entschuldigung, aber auch heute wartete sie noch immer.

“Lass mich überlegen – früher warst du nur eingebildet, aber jetzt bist du einfach perfekt, nicht wahr?”, flötete sie so süß, dass der Hohn wie zäher Honig aus ihrer Stimme tropfte.

Er lächelte ein Lächeln, das jeden Stein erweicht hätte. “Richtig erkannt.”

Und auch auf sie blieb dieses Lächeln nicht ohne Wirkung. Aber sie widerstand. Das Kind auf ihrem Arm erinnerte sie daran, dass Sams Lächeln nur kalkulierte Fassade war, genauso wie das Image des netten Mannes, hinter dem sich der wahre Sam Winton versteckte. Nette Männer verleugneten weder ihre Kinder noch stahlen sie geistiges Eigentum von anderen Menschen.

Sam ging zu einer Bücherwand und zog ein Lexikon heraus. Er blätterte darin, las eine Zeit lang schweigend, dann murmelte er zufrieden: “Ich wusste es doch! Aber es ist immer wieder ein gutes Gefühl, den Beweis zu finden, dass man recht hat.” Er sah triumphierend zu Haley. “Wie üblich!”

Seit sie in seinem Büro arbeitete, hatte Sam sich mit seinem Laptop ins Arbeitszimmer zurückgezogen. Als Haley heute Morgen aufgestanden war, hatte er bereits an seinem Schreibtisch gesessen. Seltsam, obwohl sie doch immer allein mit Joel frühstückte, war sie sich heute Morgen irgendwie ignoriert und versetzt vorgekommen. Was natürlich völlig unsinnig war! Zu Joel hatte sie gesagt, dass sie sowieso besser ohne Sam dran seien. Schließlich war es wahrscheinlicher, dass er ihnen beiden den Kopf abreißen würde, anstatt den Tag mit einem unbeschwerten Frühstück zu beginnen. Aber sich selbst hatte sie damit nicht so recht überzeugen können.

Sie wohnte und arbeitete jetzt seit drei Tagen in Sams Haus, und in diesen drei Tagen hatte sie an der elektrisch geladenen Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte, Gefallen gefunden – sehr zu ihrem Unmut. Sam war ein amüsanter, geistreicher Unterhalter mit einem enormen Wissen. Nie zuvor hatte sie die Gesellschaft eines Mannes als so stimulierend empfunden. Es kostete sie immense Mühe, sich daran zu erinnern, dass Elektrizität zwar eine Urgewalt war, aber eben auch sehr, sehr gefährlich.

Trotzdem war sie neugierig. “Wobei hast du heute – wie üblich – recht gehabt?”

“Die Migrationsgewohnheiten der Wale.” Er machte sich ein paar Notizen, faltete den Zettel zusammen und steckte ihn sich in die Hemdtasche.

“Gestern Fakten über Packeis, heute Wale. Wohin verschlägt es Cosmic Panda denn diesmal? In die Antarktis?”

“Er befindet sich gerade auf einem Eis-Planeten, der viel Ähnlichkeit mit der Antarktis hat, ja.” Sam verschränkte die Arme hinter dem Kopf und streckte sich ausgiebig. “Aber im Moment werden die Abenteuer warten müssen. Für heute habe ich mein Pensum erfüllt. Außerdem drangsaliert mich mein Agent wegen des Kinder-Literatur-Archivs. Ich habe versprochen, ihnen die Zeichnungen des ersten Buches für eine Ausstellung zu überlassen. Und natürlich habe ich es so lange aufgeschoben, dass es jetzt wirklich dringend ist. Könntest du nicht vielleicht, mit deinem Organisationstalent …?” Er grinste sie bittend an.

Das war die Gelegenheit! Unter den Zeichnungen waren bestimmt auch einige von Ellens Entwürfen! Sollten diese Entwürfe datiert sein, hätte sie den Beweis, dass der Cosmic Panda Ellens Idee war.

Ihr Gewissen meldete sich, aber sie dachte an Joel. “Aber gern.”

Sam deutete auf Joel in ihrem Arm. “Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig wird, mit einer Hand zu arbeiten.”

Sie blickte nachdenklich auf das Baby. “Ich hatte ihn zum Schlafen hingelegt, aber er war offensichtlich anderer Meinung.”

“Würde es helfen, wenn ich ihm eine Geschichte erzähle?”

Sie wusste, Sam bot nur an zu helfen, damit sie sich um die Ausstellung kümmern konnte. Aber ihre Stimmung hob sich trotzdem. Sie hatte sich schon gefragt, wie sie Sam dazu bringen könnte, mehr Zeit mit Joel zu verbringen. “Ja, das ist eine gute Idee”, stimmte sie freudig zu.

“Das heißt aber, du wirst die Zeichnungen allein durchgehen müssen, bis Joel eingeschlafen ist.”

“Deswegen bin ich ja hier, nicht wahr?” Allerdings verstand Sam diesen Satz mit Sicherheit anders als sie! “Um zu arbeiten”, fügte sie noch hinzu.

“Ich könnte mich an deine Hilfe gewöhnen”, meinte er.

Sie schüttelte den Kopf. “Keine gute Idee.” Vor allem nicht für ihren Seelenfrieden.

Autor

Kathryn Ross
Kathryn Ross wurde in Afrika geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in England und Irland. Eigentlich ist sie ausgebildete Therapeutin, aber die Liebe zum Schreiben war stärker, und schließlich hängte sie ihren Beruf an den Nagel. Als Kind schrieb sie Tier- und Abenteuergeschichten für ihre Schwester und Freundinnen. Mit...
Mehr erfahren
Moyra Tarling
„Ich wurde in Aberdeenshire in Schottland geboren und wanderte 1968 nach Kanada aus, wo ich meinen Mann kennen lernte. Mittlerweile sind wir 30 Jahre verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder. Wir genießen es, das Haus wieder für uns zu haben. Manchmal setzen wir uns spontan in unseren Camper und reisen...
Mehr erfahren
Valerie Parv
Mehr erfahren
Alison Fraser
Mehr erfahren