Phoebes Geheimnis

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Wer hätte gedacht, dass der neue Nachbar zum Verlieben ist? Wyatts Küsse schmecken so süß, und bei jeder seiner Berührungen fängt Phoebes Haut fast Feuer! Doch sie darf ihrer Sehnsucht nicht nachgeben: Sie hat Pläne für die Zukunft. Und in denen ist kein Platz für Wyatt!


  • Erscheinungstag 24.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766993
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Phoebe Lane klopfte bei ihrer Nachbarin an, und sogleich war das Miauen vieler Katzen zu hören. „Frannie?“, rief sie. „Bist du zu Hause?“

„Einen Moment“, kam Frannies Stimme durch die Tür. „Ich ziehe mir nur schnell etwas an.“

Kurz danach öffnete sie die Tür und begrüßte Phoebe. Sie sah verschlafen aus, und ihre Haare waren zerzaust.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.“

„Schon gut, komm schnell rein, bevor die Katzen rauslaufen.“

Die Katzen hatten jedoch gar nicht die Absicht, den Ort zu verlassen, an dem sie versorgt wurden. Mit bittendem Blick folgten sie Frannie, als sie in die Küche ging, um Kaffee zu kochen. „Ich musste sowieso aufstehen, um meine Kleinen hier zu füttern. Warum bist du denn schon so früh auf?“, wollte Frannie wissen.

„Das liegt an unserem neuen Nachbarn. Sein Auto steht vor der Tür, und ich wollte ihn mir mal von deiner Terrasse aus anschauen.“

„Der mysteriöse Wyatt Madison. Warum kannst du ihn nicht vom Hof aus sehen?“

„Weil deine riesigen Palmen die Aussicht verdecken.“

„Wieso sollte er ausgerechnet heute Morgen auf dem Balkon sein?“

„Ist das Wetter nicht schön?“ Phoebe ließ den Kopf hängen. „Schon gut, das ist wohl keine besonders gute Idee. Hast du eine bessere?“

„Hm.“ Frannie verteilte das Katzenfutter an ihre Lieblinge und zog die Stirn in Falten. Dann lächelte sie plötzlich. „Ja, habe ich.“

Neugierig beobachtete Phoebe, wie Frannie eine kleine Siamkatze hochhob und an sich drückte. Der Katze gefiel es gar nicht, dass sie am Fressen gehindert wurde. „Igor klettert sehr gern auf Bäume, nicht wahr, mein Liebling?“ Sie nahm eine Dose mit Katzenleckerbissen vom Kühlschrank. „Komm mit.“

Phoebe war gespannt, was ihrer findigen Nachbarin eingefallen sein mochte. Frannie wusste alles über die Bewohner von „Mesa Blue“, dem Apartmentkomplex, in dem sie lebten. Wyatt Madison, der die Wohnung seiner Großeltern hütete, während sie verreist waren, bildete eine große Herausforderung. Niemand hatte ihn bisher gesehen. Man wusste nur, dass er vor Kurzem von Chicago nach Phoenix gezogen war, um eine Talkshow mit dem Namen Heads Up zu produzieren.

„Du wirst doch freundlich zu Wyatt sein, ja?“, hatte die achtzigjährige Helen Madison gebeten, als Phoebe ihr beim Packen für die schon lange geplante Europareise half.

„Er ist sehr nett. Und er braucht eine weibliche Hand, wenn du weißt, was ich meine.“

Genau deshalb war Phoebe so neugierig auf diesen Mann.

„Ich kann gut verstehen, warum du Wyatt sehen willst, bevor die anderen ihn sich schnappen. Es ist höchste Zeit für etwas Romantik in deinem Leben“, meinte Frannie, während sie zu dem großen Innenhof ging, wo noch weitere Katzen in der Sonne dösten.

Phoebe lachte. „Ich bin nicht an einer Romanze mit Wyatt Madison interessiert!“

„Probier es doch mal aus“, schlug Frannie vor und klimperte mit den Wimpern. „Erst durch einen aufmerksamen Mann fühlt sich eine Frau jung und attraktiv. Natürlich gilt das nicht für dich. Du bist ohnehin jung und attraktiv.“

„Mit dieser Last muss ich leben“, scherzte Phoebe, wobei es ihr fast ernst war.

„Wenn du ihn nicht für dich willst …“

„Ich bin nur neugierig“, erwiderte Phoebe. Sie wollte sich über Wyatt informieren, aber nicht für sich selbst. Eine ihrer besten Freundinnen, Daisy Redford, suchte einen Mann. Phoebe und Elise Foster, eine andere gute Freundin, wollten Daisy unbedingt bei der Suche helfen, und sie wollten nichts unversucht lassen.

Frannie stand jetzt auf der Terrasse, setzte den Kater ab, öffnete die Dose mit Katzenfutter und ließ Igor daran schnuppern. „Lecker“, meinte sie. Dann nahm sie ein Stück aus der Dose und warf es in die Richtung von Wyatts Balkon.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, meinte Phoebe lachend. „Das klappt niemals.“

„Warte ab.“

Nach einigen Versuchen hatte Frannie das Ziel erreicht, und ein Stück Katzenfutter war auf Wyatts Balkon gelandet. Der Kater hatte alles genau beobachtet.

Daraufhin hielt Frannie den Kater an den Stamm einer Palme, und Igor wusste sofort, worum es ging. Er grub seine Krallen in den Baum und kletterte behände die Palme hoch.

„Woher wusstest du, dass er so reagieren würde?“, wollte Phoebe wissen.

„Ich sagte doch, dass Igor gerne Bäume hochklettert. Leider kommt er nie von selbst herunter, und wir müssen Mr Madison um Hilfe bitten.“

Phoebe und Frannie warteten, bis der geschmeidige Kater seine Mission erfüllt hatte, und eilten dann selbst zur dritten Etage, wobei sie die Treppe bevorzugten.

Als sie vor Wyatts Tür standen, begann Phoebes Herz wild zu klopfen. „Ganz ehrlich sind wir ja nicht.“

„Natürlich nicht. Aber wie sollen wir sonst den Kater holen?“

„Wer ist da?“, fragte eine tiefe, gedämpft klingende Stimme auf ihr Klopfen hin.

„Ihre Nachbarinnen, Frannie und Phoebe“, antwortete Frannie munter.

„Kommen Sie herein, die Tür ist offen.“

Ohne Zögern trat Frannie ein. Phoebe folgte ihr, und gemeinsam überlegten sie, woher die Stimme gekommen war.

„Mr Madison?“, rief Frannie.

„In der Küche.“

Die beiden Frauen folgten dem Klang der Stimme, und Phoebe hielt den Atem an, als sie plötzlich ein wohlgeformtes männliches Hinterteil vor Augen hatte. Schnell wurde klar, warum Wyatts Stimme so gedämpft geklungen hatte. Er befand sich mit seinem Oberkörper unter der Spüle.

„Ich kann jetzt nicht aufhören, denn sonst setze ich die Küche unter Wasser“, erklärte er freundlich. „Was kann ich für Sie tun?“

Frannie, die wie gebannt auf den knackigen Hintern starrte, brachte kein Wort heraus. Phoebe reagierte jedoch.

„Frannies Kater ist auf Ihren Balkon geklettert und kommt nicht mehr herunter. Vielleicht könnten Sie ihn holen.“

„Das geht jetzt schlecht.“ Wyatt schien mit einem Rohr zu kämpfen. Als er die Rohrzange ansetzte, wölbten sich seine Muskeln.

„Wie lange brauchen Sie noch?“

„So, wie es jetzt aussieht, noch Stunden. Warum gehen Sie nicht auf meinen Balkon und holen den Kater selbst?“

So war das allerdings nicht geplant! Phoebe schaute Frannie an, die mit den Schultern zuckte. „Wir können es versuchen“, erwiderte Phoebe.

Draußen fanden sie einen regelrechten Dschungel vor. Helen hatte einen grünen Daumen, und sie zog Farne und Kakteen auf ihrer großzügigen Terrasse. Alle Pflanzen machten einen gepflegten Eindruck, als würde Wyatt gut für sie sorgen.

Zwei neue Kakteen fielen Phoebe auf, und im gleichen Moment sah sie Igor auf einer Palme in Reichweite. Verflixt! Er miaute mitleiderregend, und Frannie holte ihn vom Baum und streichelte ihn. „Mein armes Baby. Mama war gemein zu dir, lass uns jetzt nach Hause gehen und eine Belohnung holen.“

„Jetzt können wir wohl nicht mehr hier bleiben“, stimmte Phoebe zu.

In der Küche war Wyatt immer noch mit seinen Klempnerarbeiten beschäftigt. Zumindest wussten sie jetzt, dass er über ein ansehnliches Hinterteil und eine nette Stimme verfügte.

„Haben Sie den Kater?“, fragte er.

„Ja, kann ich Ihnen zum Dank einige Schokoladenkekse bringen?“

„Ich habe doch gar nichts gemacht. Gegen Schokolade bin ich allergisch, aber vielen Dank.“

Frannie und Phoebe sahen sich ratlos an. „Nun, dann gehen wir jetzt, oder brauchen Sie Hilfe?“

„Nein danke, ich habe es fast geschafft.“

Mit den Worten „Mission gescheitert“ verabschiedete Phoebe sich an der Treppe von Frannie.

Nachdem die beiden Frauen gegangen waren, blieb Wyatt noch ein wenig unter der Spüle, um seine Reparatur zu beenden. Er hätte gern einen Blick auf die junge Phoebe geworfen. Von seinen Großeltern hatte er gehört, dass sie sehr attraktiv, nett und solo wäre. Es war kein Geheimnis, dass sie ihn gern verheiratet sähen und Urgroßeltern werden wollten.

Er hatte immer vorgehabt, irgendwann zu heiraten, aber der Tag war noch nicht gekommen. Wyatt war jetzt neununddreißig, aber er hatte es nicht eilig. Vielmehr war er während eines sechzehnstündigen Arbeitstages damit beschäftigt, Heads Up zum Erfolg zu bringen. Und an einer platinblonden Schönheit war er erst recht nicht interessiert, da die Schönen immer nur Ärger machten und man ihnen nicht trauen konnte.

Phoebes Stimme hatte ihm allerdings gefallen, und anschauen würde sicher nicht schaden.

Nach vollendeter Arbeit bewunderte er sein Werk. Das Abflussrohr funktionierte wieder perfekt. Als Belohnung holte er eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und ging auf den Balkon. Seit er nach Phoenix gezogen war, hatte er sich nur im Fernsehstudio aufgehalten. Endlich mal konnte er den Frühling genießen.

Er setzte sich auf einen Liegestuhl und nahm einen Schluck Saft, aber es fiel ihm schwer, sich zu entspannen. Erst sah er braune Blätter an einem Farn, die entfernt werden mussten, dann erspähte er etwas Orangefarbenes auf dem Boden. Er hob das undefinierbare Teil auf und roch daran. Fisch, Katzenfutter.

Offensichtlich wandte Phoebe Tricks an, um in seine Wohnung zu gelangen. Wahrscheinlich wollte sie sich nicht einfach vorstellen.

Enttäuscht seufzte er. Warum sollte Phoebe Lane auch anders sein als die vielen attraktiven Frauen, die er schon getroffen hatte? Egal, wie sehr sie sich anstrengte, er würde sie nicht ins Fernsehen bringen.

Im zweiten Stock klopfte Phoebe bei Elise an.

„Komm herein, die Tür ist offen“, rief Elise. In „Mesa Blue“ war das so üblich, da jeder jeden kannte. Mit Ausnahme von Wyatt Madison natürlich. Ein Sicherheitsdienst sorgte in dem Komplex rund um die Uhr für die Bewachung, sodass man sich hier wie in einer kleinen Stadt fühlen konnte. Phoebe hatte die Wohnung von ihrer Großmutter geerbt. Überrascht und dankbar, da sie die Mutter ihres Vaters kaum gekannt hatte, hatte sie Hollywood den Rücken gekehrt und sich in der warmen, freundlichen Umgebung von „Mesa Blue“ niedergelassen.

Ihre Freundin lag auf dem Sofa und las gerade eine Hochzeitszeitschrift. Sie trug das hellbraune Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und sah aus, als hätte sie gerade Sport getrieben.

„Nimm dir Kaffee und setz dich“, begrüßte Elise sie.

Phoebe nahm die Einladung gern an, denn Elises Apartment mit den gemütlichen Möbeln, den vielen Büchern, Bildern und Pflanzen gefiel ihr sehr gut. Es war genau die richtige Wohnung für Elise, die an der Arizona State University Französisch unterrichtete.

Leider würde Elise in wenigen Monaten ausziehen, aber da sie in James Dillon einen wunderbaren Mann gefunden hatte, freute Phoebe sich für sie.

„Hast du Wyatt Madison inzwischen kennengelernt?“, wollte Elise wissen.

„Deswegen bin ich hier. Ich habe kläglich versagt, aber er hat einen tollen Hintern.“

Elise hob die Brauen. „Wirklich?“

„Und eine angenehme Stimme.“

„Vielleicht sollte ich nicht weiter fragen.“

„Er hatte seinen Kopf unter der Spüle. Selbst Frannie konnte ihn nicht hervorlocken. Wir brauchen einen Plan.“

Ihre Freundin legte die Zeitschrift beiseite. „Wenn das so ist …“ Sie ging zum Bücherregal und kam mit einem Taschenbuch zurück.

„Warum habe ich daran nicht selbst gedacht?“, meinte Phoebe, als Elise sich hinsetzte und durch das Buch 2001 Ways to Wed blätterte. Das Buch war ein großer Erfolg bei vielen Frauen, die schon gedacht hatten, dass sie ihr Leben als Single verbringen müssten. Überall lobte man die guten Ratschläge, mit deren Hilfe viele Frauen einen Ehemann gefunden hatten.

Elise war selbst eine dieser Frauen, obwohl sie nicht nach einem Ehemann gesucht hatte, als sie James kennenlernte. Sie hatte nur einen Begleiter für eine Hochzeitsfeier gesucht, der so tun sollte, als sei er mit ihr verlobt.

„Das Buch enthält wirklich sehr gute Tipps“, meinte Elise.

„Steht auch drin, wie man einen arbeitssüchtigen Einsiedler aus seinem Versteck locken kann?“, wollte Phoebe wissen. „Wenn die Madisons nicht erzählt hätten, dass er so ein guter Fang wäre, würde ich mich überhaupt nicht bemühen.“

„Ein ganzes Kapitel. ‚Vergessen Sie Ihren Nachbarn nicht‘ beschäftigt sich damit, einen geeigneten Mann ganz in der Nähe zu finden.“

Phoebe legte die Beine auf Elises Couchtisch. „Was rät denn die Autorin?“

„Manchmal führt der Weg zum Herzen eines Mannes durch den Magen“, las Elise vor. „Backen Sie ihm Schokoladenkekse als Willkommensgeschenk.“

„Frannie hat das schon versucht, aber er ist gegen Schokolade allergisch.“

„Was ist hiermit? ‚Liebt der Mann Tiere? Sie könnten ganz zufällig Ihren Hund oder Ihre Katze bei ihm verlieren …‘“

„Schon versucht. Er hat Frannies Kater nicht aus der Palme geholt.“

„Ein schwerer Fall“, stellte Elise fest, während sie das Buch nach weiteren Ratschlägen durchblätterte. „Hier ist noch einer … ‚Wenn Sie im Haus einen Notfall haben, dann rufen Sie statt Elektriker oder Installateur beim nächsten Mal Ihren Nachbarn zu Hilfe. Wenn Sie Glück haben, zeigt er Ihnen gern, wie gut er mit seinem Werkzeug umgehen kann. Selbst wenn es dann nicht mit Ihnen klappt, haben Sie viel Geld für Reparaturkosten gespart‘.“

„Du vergisst Bill“, erinnerte Phoebe die Freundin. Bill White war der Hausmeister in „Mesa Blue“, und er hielt das Gebäude in tadellosem Zustand.

„Du hast recht. Niemand würde seinen Nachbarn belästigen, wenn Bill da ist. Noch ein Vorschlag. ‚Machen Sie eine Party und laden Sie ihn ein. Wenn er allein kommt, gut für Sie. Bringt er eine Partnerin mit, seien Sie freundlich zu beiden. Sie könnten nette Freunde gewinnen. Wenn er nicht kommt, machen Sie so viel Lärm, dass er nicht umhin kann, an dem Spaß teilzunehmen‘.“

„Das ist es! Warum habe ich nicht früher daran gedacht?“

„Ich dachte, du verabscheust Partys“, meinte Elise. „Du hattest doch angeblich so viele in L. A., dass du für immer genug hast.“

In Erinnerung daran rümpfte Phoebe die Nase. Als sie nach Kalifornien gezogen war, schienen die Partys in Hollywood aufregend zu sein. Erst gefiel es ihr, dass sich viele Leute um sie bemühten und ihr sagten, wie schön sie sei.

Als sie die Rolle der Vanessa Vance in der Fernsehserie Skin Deep bekam, hörte das Werben um sie auf. Jeder dachte, dass sie mit dem gut aussehenden Produzenten geschlafen hätte, um die Rolle zu bekommen.

Wenn sie erklärt hätte, warum sie mit Joel Spinner zusammen war, hätte man sie ausgelacht. Sie hatte gedacht, sie wäre in ihn verliebt und konnte nicht ahnen, worauf sie sich eingelassen hatte. Joel hatte in kürzester Zeit alles über ihre Affäre ausgeplaudert, und schon bald dachte der junge Star der Show, dass sie auch mit ihm schlafen würde. Als sie sich weigerte, verbreitete er Lügen über sie.

Einige Wochen lang hatte sie in Hollywood den Ruf, sie sei leicht zu haben. Leider war sie nicht ganz unschuldig daran. Nachdem sie sich von Joel getrennt hatte, war sie bei der Auswahl ihrer Freunde nicht immer klug gewesen.

Dennoch war sie niemals mit jemandem ins Bett gegangen, um eine Rolle zu bekommen. Nachdem bekannt geworden war, dass das Gerücht nicht stimmte, ging es mit ihrer Karriere bergab. Vanessa Vance kam bei einem Autounfall ums Leben. Die Fernsehserie wurde eingestellt, und ihr Agent erwartete, dass sie erneut an Partys teilnahm. Dieses Mal wurde alles schwieriger, denn sie war nicht länger neu in der Stadt.

Deshalb entschloss sie sich – zur Enttäuschung ihrer Mutter –, Hollywood zu verlassen.

„Meine Party wird ganz anders als die in L. A.“, verkündete Phoebe. „Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen, für meine beste Freundin und James eine Verlobungsparty zu geben?“

„Das habe ich aber nicht gemeint“, wehrte Elise ab.

„Egal, die Idee ist glänzend. Fangen wir mit der Gästeliste an. Deine große Familie, James Familie und alle Nachbarn. Wir feiern am Pool!“

„Mesa Blue“ war hufeisenförmig angelegt und verfügte über einen riesigen Pool, der es Phoebe auf den ersten Blick angetan hatte. Sie schwamm für ihr Leben gern. Während sie ihre Bahnen zurücklegte, lernte sie chemische Formeln. Am Pool konnte man gut feiern, und alle Bewohner konnten ihn nutzen.

„Die Idee ist wirklich gut“, stimmte Elise zu. „Jeff könnte den Barkeeper spielen.“ Jeff Hawkin kümmerte sich um den Pool und die Außenflächen des Gebäudekomplexes. Außerdem arbeitete er zeitweise als Barkeeper im Grillrestaurant „The Prickly Pear“, wo Phoebe, Elise und Daisy sozusagen ihr zweites Zuhause hatten.

„Toll, vielleicht kann ‚The Prickly Pear‘ sogar den Partyservice übernehmen.“

Bald waren Phoebe und Elise völlig in ihre Pläne vertieft. Auf der Gästeliste standen auch einige interessante Männer für Daisy.

Als Wyatt den farbigen Umschlag öffnete, den er unter seiner Tür gefunden hatte, kamen ihm sofort Hintergedanken. Die flüssige, weibliche Handschrift war schon ein deutlicher Hinweis. Sicher, es handelte sich nur um die Verlobungsparty für seine Nachbarin Elise Foster. Seine Großeltern hatten sie schon häufig erwähnt. Die Anmerkung der Gastgeberin Phoebe Lane bestätigte jedoch seinen Verdacht.

„Jeder möchte Sie gern kennenlernen“, las er jetzt laut. „Ich hoffe sehr, dass Sie kommen.“

Natürlich reizte ihn die Einladung. Seine Kollegen im Studio hatten ihn schon häufig gebeten, mit ihnen nach der Arbeit auszugehen, aber er hatte immer abgelehnt. Zu viel Arbeit. Nach und nach würde er mehr Verantwortung abgeben können, wenn er loyale und kompetente Mitarbeiter eingestellt hatte. Momentan fühlte er sich noch verpflichtet, sich um jede Einzelheit persönlich zu kümmern. Das Befragen der Studiogäste nahm viel Zeit in Anspruch, aber er bestand darauf, dass jeder, der in der Show auftrat, genau überprüft wurde. Heads Up sollte auf keinen Fall eine dieser primitiven Talkshows werden, in denen die unmöglichsten Leute auftraten.

Seine Großeltern hätten ihn sicher gedrängt, zu der Party zu gehen. Oft genug hatten sie ihm gesagt, welch nette Nachbarn sie in „Mesa Blue“ hatten.

Durch Phoebes Einladung könnte Wyatt neue Leute kennenlernen. Eine Freundin wäre auch nicht schlecht, denn er war schon lange Single. Auf einer Party war es aber nicht leicht, Freunde zu finden. Seiner Erfahrung nach versammelten sich dort vor allem Menschen, die alles versuchten, um ins Fernsehen zu kommen.

In Chicago, wo er eine morgendliche Talkshow produziert hatte, war es schon schlimm genug gewesen. Aber seit Heads Up die ersten Erfolge verbuchen konnte, kamen die Möchtegernberühmtheiten aus allen Löchern.

Wenn nicht schon jeder über seinen Job beim Fernsehen Bescheid wüsste, könnte er vielleicht zu der Party gehen. Aber wie er seine Großeltern kannte, hatten sie wahrscheinlich schon allen von ihm vorgeschwärmt. Nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern hatten sie ihn großgezogen, und aus unerklärlichen Gründen hielten sie ihn für perfekt.

Damit wäre alles geklärt. Mit leichtem Bedauern warf er die Einladung in den Mülleimer.

2. KAPITEL

Phoebe freute sich, wie schnell sie die Party für Elise und James organisiert hatte. Im Hof würde ein mexikanisches Büffet von „The Prickly Pear“ aufgebaut werden. Jeff hatte sich bereit erklärt, den Barkeeper zu spielen, obwohl Phoebe den Verdacht hatte, dass es ihm in erster Linie darum ging, den Pool im Auge zu behalten, den er mit so viel Liebe pflegte. Fast alle Geschwister von Elise wollten kommen, sowie einige Mitglieder aus James Familie und dessen Haushälterin.

Eine Temperatur von 25°C war ideal für das Fest, und Phoebe musste sich nur noch zurechtmachen. Dabei half ihr die Erfahrung als Model und Schauspielerin. In kürzester Zeit konnte sie sich umziehen, frisieren und schminken. Da ihr noch Zeit blieb, hatte sie eine Gesichtsmaske aus Avocado, Honig und Joghurt aufgetragen. Sie hatte dieses Rezept selbst entwickelt und erzielte damit große Erfolge bei dem Kosmetikinstitut „Sunrise Spa“, wo sie arbeitete.

Jetzt saß sie in einem gemütlichen Sessel und las in einem Buch über Organische Chemie. Wegen der Vorbereitungen zur Party war sie mit ihren Studien etwas im Rückstand, und am Montag sollte sie einen Test schreiben. Gut, dass sie am nächsten Tag noch lernen konnte. Obwohl ihre Chefin nicht glücklich darüber war, hatte sie sich den Sonntag freigenommen.

Nach einigen Minuten war es Zeit für die Dusche. Sie wollte gerade vorsichtig ihren Unterrock ausziehen, damit er keine Avocadoflecken bekäme, als sie ein Geräusch hörte, das wie tosendes Wasserrauschen klang. Es kam aus ihrem Waschraum.

Sie rannte durch die Küche und schlitterte bis zur Tür des kleinen Raumes, in dem ihre Waschmaschine stand. Hinter ihrer Waschmaschine hatte sich eine Fontäne gebildet, und das Wasser spritzte überall hin.

„Oh nein!“ Phoebe lief zurück in die Küche und wählte Bill Whites Nummer, aber es meldete sich nur der Anrufbeantworter.

Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Da sah sie, wie das Wasser schon auf den Küchenboden lief. Wenn das so weiter ging, wäre bald der Wohnzimmerteppich an der Reihe.

Wen konnte sie bloß … Wyatt! Natürlich. Hatte er nicht vor ein paar Tagen an seiner Spüle gearbeitet? Ohne weiter nachzudenken, lief sie zu seiner Wohnung und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür.

„Wyatt, Hilfe, ich brauche Sie!“

Das gibt es nicht jeden Tag, dachte Wyatt, als er eine verführerische Stimme hörte, die um Hilfe rief.

Wenn er jetzt die Tür öffnete, würde eine reizende Frau vor ihm stehen und ihm eine tolle Geschichte erzählen. Ein Kakerlak in der Küche, ein Glas, das geöffnet werden musste, oder vielleicht etwas im Auge?

Fast hätte er die Rufe ignoriert. Er wohnte schon zwei Wochen in „Mesa Blue“ und hatte es bisher geschafft, seinen Nachbarn aus dem Weg zu gehen. Die Frau rief aber immer noch, und die Stimme klang panisch. Was wäre, wenn wirklich etwas nicht stimmte. Seine Großeltern würden ihm nie verzeihen, wenn Phoebe Lane etwas zustieß.

Schnell öffnete er die Tür. Davor stand ein Wesen, das bestimmt nicht darauf aus war, ihn zu beeindrucken. Die Bekleidung stimmte zwar, denn eine Frau im Unterrock erregte natürlich die Aufmerksamkeit eines Mannes. Besonders diese Frau, die fantastisch gebaut war. Groß und schlank, schmale Hüften, volle Brüste und Beine bis zum … Ab dem Hals aufwärts erinnerte sie jedoch an ein Ungeheuer mit erbsengrüner Schmiere im Gesicht.

Wyatt musste sich ein Lachen verkneifen. Sie griff ihn am Arm und zog ihn zu ihrer Wohnung.

„Sie machen doch Installationsarbeiten, nicht?“, fragte sie atemlos. „Ich sah Sie neulich unter der Spüle. Kennen Sie sich mit Wasserleitungen aus?“

„Nun, ja.“

Aus ihrer Wohnung hörte man ein Rauschen. Phoebe zeigte auf die Küche, aus der das Wasser auf den Wohnzimmerteppich lief.

Wyatt rannte zum Waschraum, wo er die Ursache des Übels vermutete. Der Schlauch der Waschmaschine war geplatzt. Entschlossen griff Wyatt hinter die Maschine und drehte das Ventil zu. Der Wasserfall versiegte.

„Vielen Dank, ich wusste nicht, was zu tun war, und Bill ist nicht da.“

„Haben Sie Eimer?“

„Eimer?“ Sie schaute ihn aus riesigen blauen Augen an. Mit der grünen Masse im Gesicht ähnelte sie einem Frosch.

„Und Aufnehmer. Bevor das Wasser in den unteren Stock dringt, müssen wir es aufwischen.“

Sofort suchte Phoebe nach den verlangten Utensilien. „Elise würde mich umbringen. Sie möchte ihre Wohnung verkaufen.“

„Ist sie diejenige, die heiraten wird?“ Er nahm einen Eimer, schöpfte Wasser auf und schüttete es in die Spüle. Phoebe half mit einem Aufnehmer.

Wyatt dachte über Elises Wohnung nach. Seit er nach Phoenix gezogen war, hatte er sich nach einem Haus umgesehen, aber in „Mesa Blue“ zu leben, wäre sicher nicht schlecht. Hier wäre er außerdem nahe bei seinen Großeltern. Sie waren zwar noch fit und reisten viel, aber sie waren schon über achtzig, und er würde sich gern um sie kümmern.

„Wie viel möchte sie für die Wohnung haben?“, fragte Wyatt, während er einen Blick auf Phoebes wohlgeformtes Hinterteil warf. Er musste zugeben, dass er bei Frauen auf den Po achtete, und Phoebe war zwar schlank, hatte aber an den richtigen Stellen weibliche Rundungen. Was trug sie wohl unter dem Unterrock? Einen Tanga oder … nichts?

Er bekam einen trockenen Mund und zwang sich, zur Seite zu sehen. Gut, dass er kaltes Wasser abbekommen hatte. Es war nicht fair, eine Frau im Unterrock anzustarren, die durch die Überschwemmung völlig durcheinander war und bestimmt vergessen hatte, dass sie unpassend angezogen war.

Im Stillen entschuldigte er sich dafür, dass er gedacht hatte, sie hätte das alles inszeniert, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

„Ich weiß nicht, wie viel sie haben möchte“, erwiderte Phoebe. „Heute Abend auf der Party können Sie sie fragen. Ihre Großeltern wären sicher begeistert, wenn Sie hier einzögen. Ich habe mich noch nicht mal vorgestellt. Ich bin Phoebe Lane.“

„Die mit der entlaufenen Katze“, meinte Wyatt.

„Das war Frannies Kater. Ich habe nur geholfen.“

Das meiste Wasser war nun aufgewischt. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Phoebe.“ Wyatt streckte die Hand aus. Ihre Hand war weich und trotzdem kräftig mit langen, gepflegten Fingernägeln, die zartrosa lackiert waren. Jetzt bemerkte er auch ihr Haar. Obwohl sie es mit einem Gummi zurückgebunden hatte, konnte er sehen, dass es bis zur Taille reichte und glatt über den Rücken fiel.

„Jetzt komme ich allein klar“, meinte Phoebe. „Sie möchten sich bestimmt für die Party fertig machen.“

Wyatt strich über sein unrasiertes Kinn. Vielleicht hätte er Phoebes Erscheinung nicht so vorschnell kritisieren sollen. Er sah auch nicht gerade attraktiv aus. Heute Morgen hatte er zwar geduscht, aber er trug alte, löcherige Jeans und ein verwaschenes T-Shirt.

„Ich komme nicht zur Party“, erklärte er, und das Bedauern in seiner Stimme war fast echt. Er hätte gern gesehen, wie Phoebe aussah, wenn sie zurechtgemacht war.

„Das ist schade. Alle wollten … nun, Ihre Großeltern haben so viel von Ihnen erzählt, aber wir haben Sie noch nicht kennengelernt.“

„Ich muss noch einiges erledigen.“

„Arbeiten Sie beim Fernsehen?“

Das war ein heikles Thema. „Ja, bei WBZZ“, murmelte er und hoffte, dass sie annahm, er sei für die Beleuchtung zuständig. Vielleicht hatten seine Großeltern schon alles erzählt.

Erstaunlicherweise fragte sie nicht weiter nach.

„Sie müssen doch etwas essen. Kommen Sie kurz vorbei, und probieren Sie etwas von unserem mexikanischen Büffet. Besondere Kleidung brauchen Sie nicht, es ist alles ganz leger.“

„Ich glaube nicht …“

„Sagen Sie doch Ja. So viele nette Leute wohnen in ‚Mesa Blue‘. Daisy Redford, zum Beispiel.“

„Wer?“

„Daisy Redford, eine hervorragende Künstlerin mit tollem, kastanienbraunem Haar. Ich wundere mich, dass Ihre Großeltern sie nie erwähnt haben, denn sie isst häufig mit ihnen.“

Man hatte von ihr gesprochen. Fast so oft wie von Phoebe. Seine Großeltern waren aber wohl nicht die Einzigen, die ihn verkuppeln wollten. Phoebe war nicht gerade dezent. War sie selbst etwa nicht an ihm interessiert?

„Danke für die Einladung, aber ich habe für Feste keine Zeit.“

Nun wirkte sie fast kühl. „Dann sollten Sie besser gehen. Nett, dass Sie mir geholfen haben.“

„Kein Problem. Hoffentlich bekommen Sie das Zeug von Ihrem Gesicht noch rechtzeitig ab.“

„Was?“ Sie berührte ihr Gesicht und riss dann entsetzt die Augen auf.

Er wartete erst gar nicht auf die unvermeidlichen Schreie, sondern zog sich schnell zurück.

Autor

Kara Lennox
Kara Lennox hat mit großem Erfolg mehr als 50 Liebesromanen für Harlequin/Silhouette und andere Verlage geschrieben.
Vor ihrer Karriere als Liebesromanautorin verfasste sie freiberuflich Hunderte Zeitschriftenartikel, Broschüren, Pressemitteilungen und Werbetexte. Sogar Drehbücher hat sie geschrieben, die das Interesse von Produzenten in Hollywood, New York und Europa weckten.
Wegen ihrer bahnbrechenden, sehr...
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