Undercover in deinem Bett

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Allein schon ihr Name: Dr. Summer Love - unmöglich! Die geldgierige junge Ärztin will sich an seinem Großvater bereichern, und das muss Tate Carson unbedingt verhindern. Undercover verfolgt er sie bis in den Urlaubsort St. Moritz und gibt sich als Barkeeper aus, um heiß mit ihr zu flirten. Das macht mehr Spaß als gedacht … Und wenn die unwiderstehliche Summer erst einmal unter seinen Berührungen dahingeschmolzen ist, wird sie ihm all ihre Geheimnisse gestehen. Doch umgekehrt muss Tate darauf achten, dass sein Herz nicht in ihren Bann gerät …


  • Erscheinungstag 08.01.2021
  • Bandnummer 52
  • ISBN / Artikelnummer 9783745752687
  • Seitenanzahl 208
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Tate

„Nicht dein Ernst!“

Mein Großvater umfasst mit seinen knotigen Fingern das Kognakglas und hebt es, um mit mir anzustoßen. Er grinst mich an, wobei sich die tiefen Altersfurchen um seine feuchten Augen verziehen. „So ernst wie ein Herzinfarkt, mein Sohn“, sagt er, und sein Adamsapfel hüpft, während Granddad einen großen Schluck der hochprozentigen bernsteinfarbenen Flüssigkeit trinkt. Schon ist sein Glas leer.

Ich erhebe mich aus dem schwarzen Ledersessel. Noch immer bin ich schockiert über den Grund, aus dem mich mein Großvater zu sich gebeten hat. Ich habe meine Anwaltskanzlei von Boston nach Manhattan verlegt, um in seiner Nähe zu sein, und war die gesamte letzte Woche lang mit der Einrichtung meines neuen Büros beschäftigt. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass wir uns dort treffen und ein wenig in Erinnerungen an die alten Zeiten schwelgen würden. Stattdessen bin ich jetzt hier bei ihm, wechsle ständig zwischen Sitzen und Stehen, Herumlaufen und Innehalten, während mir seine überraschende Bitte durch den Kopf geht.

Ändere meine Besitzurkunde und übertrage die Hälfte meines milliardenschweren Grundstücks in Manhattan auf Summer Love.

„Also, die ist wirklich ein Hingucker“, sagt Granddad und nimmt das Polaroidbild von dem kleinen Mahagonitisch, eins der vielen nostalgischen Möbel in seinem Arbeitszimmer, die er aus dem längst geschlossenen Gentlemen’s Club gerettet hat, wo er früher seine Kontakte pflegte. Ich blicke kurz auf das Foto in seiner Hand. Mein Gott, seit ich vor dreißig Minuten angekommen bin, betrachtet er es wie ein liebestoller Teenager.

Konnte er tatsächlich verliebt sein … in Summer Love?

Und was war das überhaupt für ein Name!?

„Was denkst du, mein Sohn?“

Ich denke, dass sie weniger als halb so alt ist wie er. Verdammt, sie könnte seine Enkeltochter sein! Was zum Teufel ist nur mit ihm los? Ich schüttle den Kopf, während er das Foto mit seinen arthritischen Fingern hochhält, damit ich es besser sehen kann. Ich blicke auf das Polaroid, wo man die linke Gesichtshälfte meines Großvaters sowie Summer Love vom Kinn aufwärts sehen kann. Ich betrachte ihren vollen Schmollmund, ihr ungeschminktes Gesicht, die großen braunen Rehaugen und das karamellfarbene Haar, das ungebändigt auf ihrem Kopf prangt. Ja, zugegeben, sie ist umwerfend, das nette Mädchen von nebenan – was ihr als Erbschleicherin wahrscheinlich viele Haustüren und Herzen wohlhabender Senioren öffnet.

Und wer macht überhaupt Selfies mit einer Sofortbildkamera?

Ich schiebe die Hände in die Taschen meiner schwarzen Anzughose und gehe um Großvaters Ungetüm von einem Schreibtisch herum. Ich bin skeptisch wegen seiner Bitte; die Antwort bleibt mir in der Kehle stecken. Halb lache ich, halb schnaube ich. Ich drehe mich zum Fenster und sehe unten auf der Sixty-Fourth Street die Menschen geschäftig herumlaufen. Eine kräftige Dezemberbrise zerrt an ihren Kleidern und treibt sie über den Bürgersteig.

„Jetzt komm schon und stoß endlich mit mir an“, sagt Granddad erneut, und seine zuvor zuckersüße Stimme klingt rau und brüchig.

Ich ziehe die Hände unruhig aus der Tasche und fahre mir durch die Haare, die dringend einen frischen Schnitt benötigen. Bisher hatte ich für den Frisör keine Zeit. Nach dem Umzug habe ich meine ganze Energie darauf verwandt, die Wohnung in Manhattan in Ordnung zu bringen und mich um die neue Firma zu kümmern – um nach den Feiertagen direkt durchzustarten. Ich streiche mir über die Krawatte, eine Angewohnheit, die ich schon von Granddad übernommen hatte, als ich noch gar keine Anzüge trug.

„Na gut“, gebe ich schließlich nach. In Wahrheit brauche ich einen Drink, um die beunruhigende Neuigkeit zu verarbeiten. Doch ich wäre verdammt, wenn ich darauf trinken würde, dass mein Großvater seinen Verstand verliert und sein halbes Grundstück irgendeiner Hochstaplerin überschreibt. Das werde ich sicherlich nicht zulassen. Nicht in tausend verdammten Jahren. Ich gehe an die Bar, schenke mir eine großzügige Portion Kognak ein und kippe sie in einem Schluck runter. Ich genieße das Brennen in der Kehle, während ich das Glas fester als nötig auf die Bar knalle und mich umdrehe, um meinen grinsenden Großvater anzusehen.

„Sie ist entzückend, James. Findest du nicht?“, fragt er, wobei er mich mit meinem zweiten Vornamen anredet. Er hat immer lieber James als Tate benutzt. Wahrscheinlich deshalb, weil James auch sein erster Vorname ist. Ihm gefiel der Gedanke, dass sein Enkel den Namen in die übernächste Generation weiterträgt. Meine Mom bestand jedoch darauf, dass Tate mein erster Vorname sei, nach ihrem verstorbenen Vater. Beim Gedanken an meine Mom zieht sich mir der Magen zusammen. Sie ist fortgegangen, als ich noch ein Kind war, und hat dafür eine große Summe von meinem Dad bekommen. Ich habe einen bitteren Geschmack im Hals, wenn ich daran denke, dass sie sich für das Geld und gegen ihren Sohn entschieden hat. Wahrscheinlich wusste sie genau, wie man einen Ehevertrag nutzt. Und im Grunde bin ich auch lieber bei dem Elternteil geblieben, der mich will.

Ich verdränge diese hässlichen Gedanken und gehe eine Weile hin und her, dann setze ich mich auf die Armlehne des Stuhls gegenüber von Granddad. Ich stütze mich mit den Händen ab und hole tief Luft, lasse den Atem dann langsam wieder heraus. „Großvater“, beginne ich, dann klappe ich den Mund mit einem hörbaren Geräusch zu. Wie zum Teufel kann ich ihm klarmachen, dass diese Frau eine Heiratsschwindlerin ist, die ihm seine Millionen vom Konto saugen will, ohne ihn dabei zu verletzen? Er hat sein ganzes Leben hart gearbeitet, sich selbst aus der Gosse gezogen und an der Wall Street ein Vermögen gemacht. Er ist ein Mann mit strikten Moralvorstellungen, der mit gutem Beispiel vorangeht und mir und meinem Vater – ganz zu schweigen von meinen Tanten, Onkeln und Cousins – den Wert harter Arbeit beigebracht hat. Kein einziges Mitglied der Carson-Familie hat je etwas umsonst bekommen. Na klar, ich bekam eine erstklassige Erziehung an den besten Schulen, doch Granddad ließ mich immer nebenbei jobben. In Harvard habe ich in der Spülküche der Campuskneipe gearbeitet, bin schließlich bis zum Barkeeper aufgestiegen. Ich verdanke diesem Mann so viel, und ich will ihm ganz bestimmt keinen Schlag versetzen, indem ich ihm die Realität vor Augen halte, wenn er davon überzeugt ist, verliebt zu sein, in eine … Betrügerin.

Das Foto rutscht ihm aus der gebrechlichen Hand, und die Anzeichen seiner Altersschwäche treffen mich wie ein Schlag in die Magengrube, als er sich bückt, um es aufzuheben. Die graue Strickjacke hängt ihm locker an den Schultern, als er wieder hochkommt. Er zupft daran herum, doch es gelingt ihm nicht, seinen zerbrechlichen Zustand zu verbergen. Gottverdammt, ich hätte früher nach Hause kommen sollen, hätte hier sein sollen, um zu verhindern, dass diese Frau ihre Klauen in einen sterbenden Mann schlägt.

„Wie habt ihr zwei euch eigentlich kennengelernt?“, frage ich und schlucke die Gefühle hinunter, die mir den Hals hinaufkriechen.

Kichernd zwinkert er mir zu. „In der Klinik.“

„In der Klinik?“ Ruhelos erhebe ich mich und stehe dann mit meinen ein Meter dreiundachtzig im Raum. „Was hat sie da gemacht?“

„Sie hat mir die Tür aufgehalten.“

„Das war alles?“ Es gefällt mir überhaupt nicht, wie sich das anhört. Ich lege mir die Hand an den Hinterkopf und drücke gegen den dumpfen Schmerz, der sich langsam über meinen Nacken hinunter in jeden Muskel meines Körpers verteilt. „So habt ihr euch kennengelernt?“

„Ja.“

Ich neige meinen pochenden Kopf und betrachte das Gesicht meines Großvaters. An seiner Körperhaltung ist etwas merkwürdig. Irgendwas verschweigt er mir. Der Enkel in mir spürt es, der Anwalt in mir weiß es. „Was hat sie in der Klinik gemacht?“

Granddad zögert, und ich kneife mir in die Nasenwurzel, stelle mir Summer Love vor, wie sie sich in der Geriatrie-Klinik herumdrückt und ihr nächstes Ziel ins Visier nimmt. Wenn sie es aufs Geld abgesehen hat – und offensichtlich ist es das –, dann hat sie mit Granddad eindeutig einen Volltreffer gelandet. Aber mein Gott, welche Frau würde etwas so Verwerfliches tun?

Eine hinterhältige Frau.

„Arbeitet sie dort?“, frage ich.

Mit seinen knorrigen Fingern macht er eine wegwerfende Bewegung, als wäre ich eine lästige Fliege, die zu viele Fragen brummt. „Was soll dieses Kreuzverhör? Du wirst sie lieben, James. Ich bin mir sicher, dass ihr beide euch gut verstehen werdet, sobald ihr euch kennenlernt“, sagt er und lenkt das Gespräch in eine andere Richtung.

Das ist fraglich.

Ich spüre, wie mich ein Gefühl der Verärgerung erfasst, ein heißes Brennen, das mich noch mehr beunruhigt. In der Vergangenheit hat Granddad immer wasserdichte Eheverträge gemacht. Warum will er diesmal keinen? Gott, er ist nicht einmal mit dieser Frau verheiratet und will ihr schon die Hälfte seines Grundstücks übereignen. Offenbar verliert er wirklich den Verstand. Was könnte es sonst für eine Erklärung geben?

„Wie lange kennst du sie schon?“

„Lange genug, um zu wissen, dass ich sie in der Familie haben will.“ Er wendet kurz den Blick ab, späht über meine Schulter auf das wandhohe Bücherregal hinter mir. Warum zum Teufel weicht er mir immer aus?

Ich stehe auf, gehe zum Regal und streiche mit der Hand über die alten Buchrücken. Der muffige Geruch von altem Papier, vermischt mit Vanilletönen, lässt mich an die Zeit denken, die ich in der Uni-Bibliothek von Harvard verbracht habe.

„Was denkt Dad darüber?“, frage ich und drehe mich wieder, um mich in Angriffsposition vor meinen Großvater zu stellen. Ich kann das einfach nicht durchgehen lassen.

Sein knochiges Schlüsselbein hüpft, als er mit den Schultern zuckt. „Er hält es für eine fantastische Idee.“

Ungläubig lege ich den Kopf in den Nacken. Niemals würde mein Vater dem zustimmen, wenn er nicht auch seinen Verstand verloren hat. Ich kann ihn allerdings nicht anrufen und mit ihm reden, um seine geistigen Fähigkeiten zu überprüfen. Er ist gerade auf Bali, wo er seine vierten Flitterwochen mit einem Mädchen verbringt, das halb so alt ist wie er. Sowohl Dad als auch Granddad haben ihre Geschichte mit dem Heiraten jüngerer Frauen – obwohl Großvater diesmal bei der Altersklasse übertreibt, und zwar gewaltig. Immerhin hatte Dad noch genügend Verstand, um einen Ehevertrag aufzusetzen, bevor er sein Jawort gab.

Ich betrachte meinen Großvater genauer, während er wieder auf das Polaroidbild blickt. Ich sehe sein schneeweißes Haar, das schmaler werdende Gesicht. Tiefe Falten haben sich um seine milchigen blauen Augen gelegt, die bereits trübe geworden sind. Gott, ich will ihm seine Illusion nicht zerstören, doch ich kann auf keinen Fall zulassen, dass er sein Lebenswerk aus dem Fenster wirft. Ich bin nicht nur sein Enkelsohn, sondern als sein bevollmächtigter Anwalt auch zuständig für seine Geschäfte und verpflichtet, in seinem Interesse zu handeln.

„Wann kann ich sie denn mal kennenlernen?“, frage ich.

Er hebt den Kopf, und für einen Sekundenbruchteil bemerke ich ein Funkeln in seinen Augen – eine Erinnerung an den jungen Mann, der so gerissen wie tatkräftig war. Er schließt die Augen, und als er sie wieder öffnet, ist das Funkeln verschwunden. Er verzieht das Gesicht zu einer traurigen Grimasse, dann sagt er: „Sie macht Urlaub in St. Moritz. Wird erst in einer Woche wieder zurück sein.“

Natürlich ist sie in St. Moritz. Warum auch nicht, wenn man bedenkt, dass mein Großvater zahlreiche Hotels und Chalets in dem Ferienort in den Alpen besitzt. Während meiner Schulferien habe ich oft die Tage auf den Skipisten verbracht und abends an der Bar gearbeitet. Wie gesagt, Granddad wollte, dass ich harte Arbeit schätzen lernte.

„Ist sie in einem deiner Hotels?“, frage ich, ohne mich zurückzuhalten.

„Genug gefragt, mein Sohn.“ Er steht auf, um sein Glas nachzufüllen, doch seine ausweichende Reaktion verrät mir alles. Sie ist in einem seiner Hotels, und wahrscheinlich hat er die ganze Reise bezahlt.

Ich ziehe das Telefon aus meiner Tasche und suche kurz nach Summer Love. Ich sehe mir die einschlägigen Portale der Social Media an, finde aber nichts. Wie kann es sein, dass eine Frau Ende zwanzig ist und keine Online-Präsenz hat? Ich bin auf Instagram und Twitter, auch wenn ich dort selten etwas poste, doch immerhin habe ich einen Account. Sie hat gar nichts. Wahrscheinlich ist sie so clever, keine Spuren zu hinterlassen, da sie die Leute um ihr Geld betrügt.

Beunruhigt stoße ich mich vom Regal ab und gehe hin und her. Genau das ist es. Der Grund, warum ich mich nicht emotional auf Frauen einlasse. In meiner Kindheit habe ich über die Jahre genügend „Tanten“ bei meinem Vater und meinem Großvater kommen und gehen gesehen, um zu begreifen, dass diese Frauen nicht an den Männern interessiert sind. Es geht ihnen darum, was sie auf dem Konto haben. Meine eigene Mutter war da nicht anders.

Gott, gibt es denn keine anständige Frau auf der Welt? Eine, die sich mehr für Liebe, Leben und Menschen interessiert als für Geld? Wenn es sie irgendwo da draußen gibt, dann bewegt sie sich offenbar nicht in meinen Gesellschaftskreisen. Nicht, dass ich vorhätte, eine feste Bindung einzugehen. Ich bevorzuge die Drehtür; Sex, einfach nur Sex ohne jede Verpflichtung. Das ist die Regel, nach der ich lebe und die mich schützt.

Doch gerade habe ich wichtigere Dinge auf meiner Agenda. Zum Beispiel die Sorge um den Geisteszustand meines Großvaters und wie ich Summer Love als die Schwindlerin entlarven kann, die sie in Wahrheit ist. Ich werde mich nicht zurückhalten und einfach dabei zusehen, wie sie meine Familie um Millionen betrügt.

„Wie lange dauert es, bis du die Papiere fertig hast?“, fragt Granddad und lehnt sich in seinem Lederstuhl zurück, und da ist wieder die Andeutung eines Funkelns in seinen Augen. „Ich will sie damit überraschen, wenn sie zurückkommt.“

Als Verzögerungstaktik reibe ich mir über das Kinn, während mein Verstand rast und sich langsam ein Plan in den Tiefen meines Gehirns abzeichnet. Ich blicke auf und sehe ihn an, während die Idee Gestalt annimmt und immer deutlicher wird. Es mag vielleicht lächerlich erscheinen, doch extreme Situationen verlangen nach extremen Maßnahmen. „Das dauert ungefähr eine Woche“, erkläre ich. Gerade ausreichend Zeit, um nach St. Moritz zu fahren, Summer Love zu verführen und sie in die Knie zu zwingen.

2. KAPITEL

Summer

„Wird schon schiefgehen“, sage ich, wobei ich es nicht schaffe, den nervösen Unterton in meiner Stimme zu verbergen, während ich die Skipiste betrachte und mich frage, wie ich dort hinunterkommen soll, ohne mir den Hals zu brechen.

„Das ist ja nur der Anfängerhügel“, sagt Amber und zerrt mit den Zähnen an ihrem Handschuh, um ihn über den Ärmelsaum zu bekommen. „Du wirst schon klarkommen. Bei der Einweisung hast du dich großartig gemacht.“ Sie stupst mich an, damit ich losgehe, und ich kippe fast um in meinen klobigen Skischuhen. Oh ja, das wird so witzig sein, auf zwei eingewachsten Plastikbrettern den Berg hinunterzurasen, vor allem, wenn man in diesen blöden Stiefeln nicht einmal richtig stehen kann. Amber zeigt nach unten. „Jetzt schnall dir endlich die Skier an, damit wir zu Cara aufschließen können.“

Ich blicke auf und sehe, wie Cara unten auf ihren Skiern zur Gondel gleitet, die uns die Piste hinaufbringen soll. Ich widerstehe dem Verlangen, meine Skistöcke nach ihr zu werfen, während sie so mühelos über den Schnee rutscht. Dabei habe ich Cara und Amber wirklich lieb. Die beiden sind in den Hamptons aufgewachsen und waren beste Freundinnen, als ich sie in Harvard kennenlernte. Sie nahmen mich in ihren kleinen Freundeskreis auf, als ich allein und nervös an die Uni kam – das erste Mal weg von meinem Vater und unserer Wohnung in Brooklyn –, und seitdem sind wir eng befreundet. Ich würde wirklich alles für sie tun, und genau das ist der Grund dafür, weshalb ich jetzt am Fuß eines sehr hohen Skihangs in St. Moritz stehe, nur einen Sturz entfernt von einer Gehirnerschütterung … oder Schlimmerem.

Ich blicke zu den anderen Bergen um uns herum. „Können wir nicht lieber Schlitten fahren?“

„Nein“, sagt Amber, dann schiebt sie ihre Füße mit den Skistiefeln in die Bindungen der Skier und lässt sie einschnappen.

„Warum habe ich mich nur von euch dazu überreden lassen, anstatt mich an einem Strand in der Karibik zu entspannen?“, murmele ich, während sich mein Atem vor meinem Gesicht in Nebel verwandelt.

Amber lacht. „Weil unsere ganze Reise hierhin kostenlos ist.“ Sie blinzelt mir zu. „Ein Geschenk deines Freundes.“

„James ist nicht mein Freund“, sage ich und stemme eine Hand in die Hüfte, auch wenn ich weiß, dass sie mich nur necken will. James ist einfach großzügig und mir gegenüber sehr wohlmeinend, weshalb er ständig versucht, mich mit Geschenken und Reisen zu verwöhnen, um mir seine Dankbarkeit für die medizinische Betreuung zu zeigen. Eigentlich ist es nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele Ärzte er schon ausprobiert und aus verschiedensten Gründen wieder entlassen hat. An mir hatte er sofort Gefallen gefunden, doch ich hatte diese Reise zunächst rundweg abgelehnt, als er sie vorschlug.

Mein Gott, ich habe noch so viel zu tun, um meine Praxis einzurichten, und erst kürzlich wurde meine neue Website gehackt. Noch jetzt läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich an das Bild von meinem Gesicht auf einem anderen – nackten – Körper denke, das auf meiner Seite erschienen war. Wie demütigend! Zum Glück hilft mir Dan, das Bild und alle damit zusammenhängenden Daten zu löschen, sodass mich meine zukünftigen Patienten nicht damit in Verbindung bringen.

Eigentlich sollte ich jetzt zu Hause sein und mich um diese Dinge kümmern. Andererseits kann ich Dans Fragen genauso gut von hier aus beantworten. Als mich James weiter gedrängt hat – selbst mit seinen neunzig Jahren ist dieser Mann noch immer verdammt starrköpfig und sein Verstand rasiermesserscharf – und die Mädchen mich anflehten, diese einmalige Reise zu machen, gab ich schließlich nach. Ich hatte in letzter Zeit so viel Stress gehabt – die Praxis einrichten, Teilzeit in der geriatrischen Klinik arbeiten und mich um Privatpatienten kümmern, damit ich zusätzlich etwas Geld verdiente –, dass ein Urlaub genau das war, was der Doktor verschreiben würde, und da ich die Ärztin bin …

„Er ist mein Patient“, stelle ich wieder klar und versuche, nicht an seine schlechte Gesundheit zu denken. Es hat mir nicht gefallen, ihn zu verlassen, vor allem nach seiner letzten Lungenentzündung, doch er hat mir versichert, dass sein Enkelsohn James wieder zurück nach New York ziehen würde und sich in meiner Abwesenheit um ihn kümmern könnte. Dennoch bat ich eine Kollegin, täglich nach ihm zu sehen.

„Ich weiß, ich weiß, komm jetzt. Lass uns deine Jungfernfahrt machen. Skifahren ist wie Sex: Wenn man sich dran gewöhnt hat, macht es richtig Spaß.“ Sie lacht und fährt Cara hinterher, die uns von der Warteschlange zur Gondel aus zuwinkt. Ich blicke über die Schulter zurück und überlege kurz, mich zum Hotel zu schleichen. Es ist erst zehn Uhr morgens, aber hey, irgendwo ist es bestimmt schon fünf Uhr nachmittags, oder? Ich seufze und gebe mich geschlagen. Ich werde mich für meine Todesfahrt bereit machen. Gerade will ich die Skier anschnallen und zu meinen Freundinnen aufschließen, als ich im Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme, den Schatten eines Mannes, der auf mich zugelaufen kommt. Er trifft mit Wucht auf mich, umfasst mich von hinten und hebt mich hoch.

„Oh mein Gott“, kreische ich, während er seine starken Armen fester um meine Taille drückt und mir fast die Luft aus den Lungen presst. „Was machst …“ Mir versagt die Stimme, als er mich immer schneller herumwirbelt, bis mir ganz schwindelig wird und ich völlig desorientiert bin. Mein Gehirn schaukelt in meinem Kopf, und ich muss kurz die Augen schließen, während er auflacht und mir mit seinem Atem das Gesicht wärmt.

„Wurde auch Zeit, dass du kommst“, sagt er.

Was zum Teufel …?

Als er mich schließlich nicht länger herumwirbelt und ich mit den Füßen wieder fest auf dem Boden stehe, drehe ich mich langsam um und muss erst einmal nach Luft schnappen, da ich dem heißesten Typen gegenüberstehe, den ich je gesehen habe.

„Ich … ähm … glaube …“

Ich suche noch nach den richtigen Worten, da tritt er einen Schritt zurück und blinzelt mich aus umwerfenden blauen Augen unter dichten Wimpern an, die mir das Höschen von den Hüften schmelzen könnten. Trotz der kalten Witterung in den Schweizer Alpen.

„Du bist ja gar nicht …“, fängt er an und runzelt die Stirn, schüttelt dann heftig den Kopf.

Schockiert, fasziniert … erregt – obwohl mein Gehirn noch immer schaukelt – bemühe ich mich, die geschätzten ein Meter fünfundachtzig pures Testosteron genau in den Blick zu bekommen, die da vor mir stehen. Mit einem breiten Lächeln präsentiert er perfekte weiße Zähne, während er sich in die Haare greift und einen weiteren Schritt zurücktritt, um mir Raum zu geben. Ich blicke nach unten, verweile an seinen breiten Schultern, die seine Skijacke bestens ausfüllen, wandere dann zu seiner Jeans, die sich perfekt um seine Männlichkeit schmiegt. Ich betrachte die reliefartigen Umrisse einer beeindruckenden Wölbung. Ich bin noch nicht mit sehr vielen Männern zusammen gewesen, doch ich vermute, dass dieser Typ bei der Männerlotterie in mehrfacher Hinsicht gewonnen hat.

Hör auf, seinen Schoß anzustarren.

„Tut mir leid“, sagt er. Ich sehe ihn an, und er hebt die Hände mit nach oben gerichteten Handflächen, um seinen Fehler zu unterstreichen. „Ich dachte, du wärst jemand anderes.“

Noch immer ganz wacklig von dem Herumgewirbel stelle ich die Füße etwas weiter auseinander, um festen Stand zu haben, und greife suchend nach Halt, um nicht mit dem Gesicht voraus in den Schnee zu fallen – vor dem heißesten Typen des Planeten. Ich taumle ein wenig, und er legt wieder die Arme um mich und drückt mich an seinen festen Körper. Wir stehen uns jetzt von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Und mein Gott, was hat er für ein unglaubliches Gesicht!

Ich hebe den Kopf ein wenig, bis wir uns in die Augen blicken. Verdammt, ich wünschte, ich wäre diejenige, die er gesucht hat. „Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss“, sage ich und bin zugleich überrascht darüber, dass ich einen zusammenhängenden Gedanken formulieren kann, da mein lustvernebelter Verstand noch immer damit kämpft, in die Gänge zu kommen.

„Wer sagt denn, dass ich enttäuscht bin?“, fragt er, und sein tiefer, voller Bariton schlängelt sich durch meinen Körper und kitzelt all meine vernachlässigten weiblichen Körperteile. Ich betrachte ihn genauer; mein unsteter Blick geht von seinem widerspenstigen dunklen Haar, durch das ich am liebsten mit den Händen fahren würde, zu einem markanten Kiefer, der leicht mit Stoppeln bedeckt ist, welche wunde Stellen auf meiner nackten Haut hinterlassen würden, wenn ich unter ihm im Bett liegen würde …

Oh mein Gott, wie sehr wünsche ich mir das.

Sein Grinsen ist wieder da und macht die verrücktesten Dinge mit der bedürftigen Stelle zwischen meinen Beinen, als er sagt: „Ich heiße übrigens Tate.“

Tate. Der perfekte Name für diesen Inbegriff männlicher Vollkommenheit. Während ich darüber nachsinne, bläst mir der Wind die Haare durchs Gesicht, und ich bekomme ein paar Strähnen in den Mund. Ich spucke aus und klatsche mir mit meinen Handschuhen ins Gesicht. Wie attraktiv muss das auf ihn wirken? Pfui!

Er hebt erneut die Hände und legt den Kopf schief.

„Was dagegen, wenn ich …?“

Unsere Blicke treffen sich, und die Luft um uns herum ist so elektrisch geladen, dass man damit bei Stromausfall die Gondel weiterfahren lassen könnte – einen ganzen Monat lang. Ich hole tief Luft und bemühe mich, die Fassung zu bewahren, doch alles an diesem Mann macht mir deutlich, dass ich eine Frau mit Bedürfnissen bin, was es mir fast unmöglich macht, gefasst zu erscheinen.

„Bitte“, sage ich leise. Er hält einen Sekundenbruchteil inne, als ob dieses eine Wort etwas völlig anderes bedeuten würde, dann streicht er mir mit seinen rauen Fingerspitzen über die Wange, lässt sie eine Sekunde zu lange dort verweilen, bevor er die Strähnen entfernt und in meine Mütze schiebt.

Kommt schon, ihr Knie, reißt euch gefälligst zusammen! Nur weil dich ein Meter fünfundachtzig Sex-in-Skijacke berührt haben, bedeutet das doch nicht, dass ihr weich werden müsst.

„Ich … Ich bin …“

Okay, Summer. Du bist Ärztin mit einem Harvard-Abschluss. Finde gefälligst die richtigen Worte.

Er neigt den Kopf und lässt den Blick aus seinen eindringlichen blauen Augen über mein Gesicht wandern, als wolle er sich alles einprägen, während sich mein Körper immer heißer anfühlt. Die Hitze durchdringt mich und klettert mir den Hals hinauf. Bestimmt verfärben sich meine Wangen dunkelrosa. Ob er denkt, dass meine Haut vom Wind gerötet ist? Oder merkt er, dass mir mein Körper zu erklären versucht, dass er flachgelegt werden muss? Und zwar sofort. Von ihm.

Ich hole Luft, und kleine elektrische Blitze jagen mir durch den Körper, als ich seinen Geruch wahrnehme. Sonne. Draußen. Einhundert Prozent heiße Männlichkeit. Jeder Knochen in meinem Körper will ihn. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, schon jemals so heftig auf das andere Geschlecht reagiert zu haben, doch dieser Mann – Herr im Himmel – bringt mich wirklich dazu, meine Einstellung zu One-Night-Stands zu überdenken. Oder vielleicht auch One-Week-Stands. Denn ich ahne, dass eine Nacht nicht ausreichen würde, um alles mitzunehmen, was er zu bieten hat. Meine Gedanken rasen, und die Vorstellung, wie er meinen im Augenblick kühlen Körper unter der Decke aufwärmt, weckt die Leidenschaft in mir. Als ich vor zwei Tagen angekommen bin, hatte ich nicht vorgehabt, eine Urlaubsaffäre zu beginnen, doch jetzt …

„Summer“, sage ich mit atemlosem Flüstern.

Tate runzelt die Stirn und späht zu dem schneebedeckten Hügel. Dann dreht er sich wieder zu mir und wirft mir einen Blick zu, der andeutet, dass ich ein dummes Schneehäschen bin, das nicht allzu viel im Oberstübchen hat. „Wäre fast drauf reingefallen.“

„Nein“, sage ich. „Das ist mein Name.“ Meinen Nachnamen nenne ich nicht. In den Ferien will ich nur Summer sein, nicht Doktor Love. Schon seltsam, dass Doktor Love keine Liebe finden kann. Doch wenn die Männer erst einmal herausfinden, dass ich Ärztin bin, dann verschüchtert sie das meist, und sie verschwinden. Nur einmal in meinem Leben will ich, dass mich ein Mann als Frau ansieht – genau so, wie mich Tate jetzt gerade ansieht. Obwohl er so selbstbewusst und stark wirkt, dass ich denke, er lässt sich von nichts und niemandem einschüchtern. Bei dem Gedanken fährt mir ein leichter Schauer durch den Körper und setzt sich tief in meiner Mitte fest.

Er nimmt meine behandschuhte Hand in seine bloße und schüttelt sie. „Ich weiß, dass es wahrscheinlich ein wenig spät für eine anständige Vorstellung ist“, sagt er, wobei jenes sexy Lächeln wieder erscheint.

Ich hebe den Kopf. „Du meinst, wegen des Betatschens?“

Er lacht und weckt damit alle meine schlafenden Körperteile. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Betatschen nennen würde.“

„Wie würdest du es denn nennen?“, frage ich und überrasche mich selbst mit dem flirtigen Tonfall. Darin war ich nie besonders gut.

Er blickt nach links oben, als würde er nachdenken, dann zwinkert er mir zu. „Vielleicht ein paar Endorphine stibitzen?“

Diesmal lache ich und schimpfe innerlich mit mir, weil ich die Chance versäumt habe, mir ebenfalls Endorphine zu stibitzen, als ich in seinen Armen lag.

„Es tut mir wirklich leid.“ Er runzelt die Stirn. „Ich hätte dich nicht anfassen dürfen.“ Die Aufrichtigkeit in seinem Tonfall entspannt mich.

„Macht nichts.“ Ich mache eine wegwerfende Handbewegung, um den Zwischenfall abzutun. „Ich werde dich dafür nicht anzeigen.“ Nicht nur, weil es ein echtes Versehen war, sondern weil ich es auch sehr mochte.

Er atmet erleichtert aus. „Gut. Ich brauche nämlich diesen Job.“ Er lässt meine Hand los, die mir schlaff zur Seite fällt.

Ich sehe ihn wieder an, bewundere seine recht langen Haare und seine athletische Figur. „Skilehrer?“

„Nö.“

„Ach so, und ich hatte gedacht …“ Ich verstumme, während ich den Blick über seinen festen Körper schweifen lasse. Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn er mit seinen neunzig Kilo Muskelmasse auf mir liegen würde, oder noch besser: unter mir?

„Du hast was gedacht?“, fragt er, und seine Stimme bringt mich zurück in die Gegenwart. Gott, Mädchen, reiß dich zusammen. Du benimmst dich wie eine sexhungrige Idiotin. Auch wenn seit der Begegnung mit Tate diese Beschreibung für mich durchaus zutreffend ist, muss ich mich ganz sicher nicht so benehmen.

„Du wirkst einfach so fit und athletisch.“ Ich neige den Kopf und zeige auf seinen Körper. „Ich meine, du siehst aus wie ein Profi. Wobei ich gar nicht genau weiß, wie ein professioneller Skiläufer aussieht“, gestehe ich. „Das ist mein erstes Mal auf einer Piste.“ Ich spähe zu dem Anfängerhügel und sehe die Kinder, die ihn erobern. „Diese Kinder dort werden mich alle beschämen. Ehrlich, eigentlich mag ich Höhen nicht so sehr. Beim Flug konnte ich nicht einmal aus dem Fenster gucken.“

Okay, Summer, hör auf zu schwatzen.

„Du bist noch nie Ski gelaufen?“

Ich schüttle den Kopf. „Du wirkst überrascht.“

„Es ist nur so, dass …“ Er kneift die Augen zusammen und lässt den Blick an meinem Körper hinabschweifen – eine langsame Inspektion, die in meinem Bauch etwas Intensives und Begieriges entzündet. „Du siehst so sportlich und …“

„Das kannst du gar nicht sehen“, platzt es aus mir heraus, und ich blicke auf meine gesteppte weiße Jacke und Schneehose. „Ich sehe aus wie ein großes Marshmallow.“

Er lächelt und kommt einen kleinen Schritt näher, sodass mich sein Duft erneut umgibt, während sich der Blick aus seinen blauen Augen in meine bohrt. „Ich liebe Marshmallows.“

Oh mein Gott, er flirtet auch mit mir.

„Und wegen deiner super Ausrüstung hatte ich angenommen, du wärst ein Ripper“, sagt er.

„Ein Ripper?“

„Das ist Slang für erfahrene Skifahrer.“ Er nickt mit dem Kopf zu meiner Kleidung. „So bist du angezogen.“

Stirnrunzelnd betrachte ich meine Skier, Stiefel, Skistöcke und Kleidung. Sie lagen in der Hotelsuite, als ich ankam, eine Aufmerksamkeit meines großzügigen Patienten. „Ein Freund hat sie mir gekauft.“

„Netter Freund.“

„Sehr nett“, sage ich und sehe mich um. „Also, wo ist diese Freundin, die du gesucht hast?“ Bevor ich mich bremsen kann, wandert mein Blick zu seinem linken Finger. Er lächelt, als sich unsere Blicke wieder begegnen, da er genau mitbekommen hat, wie ich seinen Familienstand überprüft habe.

Subtil, Summer. Wirklich subtil.

Er sieht sich um. „Ich nehme an, dass sie noch nicht da ist.“ Mit einem Nicken deutet er zu meinen Freundinnen, die uns anstarren. „Sieht so aus, als würden deine Freundinnen auf dich warten.“

Ich atme langsam aus. „Sie werden sich wohl daran gewöhnen müssen, diese Woche öfter auf mich zu warten.“

Er grinst, dann sagt er: „Hör zu, es tut mir wirklich leid, dass ich dich angegrabscht habe. Wie wäre es, wenn ich das wiedergutmache?“

Das bedürftige Mädchen in mir horcht auf und ist sofort bereit, ihm alle möglichen Arten vorzuschlagen, wie er es gutmachen kann.

„Ich arbeite in der Bar vom Diamond’s Peak.“ Er zeigt mit dem Daumen über die Schulter. „Direkt auf der anderen Straßenseite. Komm heute Abend vorbei, lass mich dir und deinen Freundinnen einen Drink spendieren. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.“

Das Mindeste.

Ich drehe mich und sehe meine beiden Freundinnen grinsen. „Ich, ähm, sollte besser gehen. Meine Freundinnen …“

Er hebt die Hände, als wäre er bereit, mich erneut zu halten, falls ich fallen sollte.

Oh, wie gern würde ich fallen.

„Nicht mehr schwindelig?“, fragt er.

„Ich glaube, nicht.“

„Du kommst klar?“

„Ja“, lüge ich. In Wahrheit werde ich nie wieder klarkommen, nachdem ich in seinen Armen gelegen hatte und diesem sexy, höschenschmelzenden Lächeln ausgesetzt war.

3. KAPITEL

Tate

Ich sehe mich in der vollen Bar um, in der die Luft von Zigarrenrauch und Parfüm geschwängert ist, die Menschenmenge wogt vor meinen Augen hin und her. Die meisten unterhalten sich über die heute bewältigten Pisten oder machen sich Gedanken über das für die Wochenmitte angekündigte Unwetter. Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder weg bin, zurück in Manhattan, und mir keine Sorgen mehr darüber machen muss, dass mein Großvater von Summer Love ausgenommen wird.

Vielleicht war dieser Plan hier etwas vorschnell gefasst, doch bevor ich ihn in die Tat umgesetzt habe, hatte ich Granddad noch einmal angerufen und versucht, mehr über Summer zu erfahren. Doch erneut hat er mir keine direkten Antworten gegeben, sondern zwischen teenagerhaftem Verhalten und bewusstem Vermeiden des Themas gewechselt. Das ist eher untypisch für ihn, und wenn ich von ihm keine verlässlichen Informationen bekomme, dann muss ich sie mir eben selbst besorgen.

Er war schon immer ein großzügiger Mann gewesen und hat jüngere Frauen geliebt, doch irgendwas stimmt an dieser ganzen Situation nicht, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das seinem geistigen Verfall zuschreiben kann. Letzten Sommer hatte ich ihn besucht, bevor er krank wurde. Vor seiner Lungenentzündung im letzten Monat und bevor er vor zwei Tagen offenbar seinen Scharfsinn verloren hatte, als er mir gegenüber die Bombe fallen ließ, war er häufig wie in jungen Jahren: schlagfertig und mit hellwachem Verstand.

Autor

Cathryn Fox
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