Bianca Exklusiv Band 297

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MIT LIEBE HABE ICH NICHT GERECHNET von ABIGAIL STROM
Der erfolgreiche Unternehmer Rick Hunter droht, enterbt zu werden, wenn er sich nicht bindet. Da kommt die hübsche Allison gerade recht. Wenn sie seine Freundin spielt, spendet Rick ihrer Stiftung eine halbe Million Dollar. Doch er hat nicht mit Allisons sinnlichen Reizen gerechnet …

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Wieso fühlt Molly sich zu einem Mann hingezogen, der ihr mit Kälte und Misstrauen begegnet? Gut, Keegan McKettrick ist wirklich attraktiv. Und er wird vielleicht als Einziger ihre dunkle Vergangenheit verstehen können. Doch dazu muss Molly riskieren, ihm ihr Herz zu öffnen …

DAMALS HAST DU MICH GELIEBT von TERESA HILL
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  • Erscheinungstag 25.05.2018
  • Bandnummer 0297
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733896
  • Seitenanzahl 236
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Abigail Strom, Linda Lael Miller, Teresa Hill

BIANCA EXKLUSIV BAND 297

1. KAPITEL

„Ist es eigentlich schwer, eine Bank auszurauben?“

Sorgenvoll betrachtete Allison die Bilanzen auf ihrem Schreibtisch. Eine ihrer ehrenamtlichen Helferinnen, gleichzeitig ihre beste Freundin, war gerade mit einem Brief in der Hand in ihr Büro getreten.

„So schlimm?“, fragte Rachel mitfühlend.

„Wir könnten es auch mit einem Juwelenraub versuchen.“

„Wir ziehen uns schwarze Catsuits an“, schlug Rachel vor. „Und engagieren einen professionellen Dieb zur Unterstützung. Einen aus Ocean’s Eleven. Am liebsten einen, der aussieht wie George Clooney. Meinetwegen auch Brad Pitt.“

Allison schmunzelte. „Ich wäre eher für Cary Grant wie in Über den Dächern von Nizza. Aber ich bin ja auch altmodisch.“

Rachel nickte begeistert. „Die Idee gefällt mir immer besser.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Okay, erzähl mir, was los ist.“

Seufzend schloss Allison die Augen und fuhr sich mit der Hand durch ihr kurzes braunes Haar. „Es war ein ziemlich mieser Tag. Kevin Buckley ist wieder im Krankenhaus. Ich habe es heute Morgen von seinen Eltern erfahren. Und unsere finanziellen Aussichten für das nächste Jahr sind auch ziemlich erschreckend. Seit der Wirtschaftskrise bekommen wir kaum noch Spenden. Wir müssen wohl oder übel einige Leistungen einschränken. Die Pläne für Megan’s House können wir auch verschieben – dieses Mal für wer weiß wie lang. Es wird schon schwer genug, überhaupt einige Programme am Laufen zu halten – ganz zu schweigen davon, etwas Neues auf die Beine zu stellen.“

Während sie die unerfreulichen Tatsachen aussprach, wurde sie immer deprimierter. Seit Jahren hatte sie davon geträumt, ein Haus für Familien mit krebskranken Kindern zu eröffnen. Bis vor Kurzem hatte sie noch gehofft, diesem Traum ganz nahe gekommen zu sein. Aber die Bilanzen vor ihr hatten ihn endgültig zunichtegemacht.

„Eines Tages wird es klappen“, murmelte sie jetzt halb zu sich und halb zu Rachel. Sie durfte sich in ihren Plänen nicht beirren lassen. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie sich der harten Realität stellen musste. Wenn man eine Schwester an den Krebs verloren hatte – Megan war gerade vierzehn gewesen, als sie starb –, verlor man auch den Glauben daran, dass das Leben fair zu einem war.

„Es tut mir so leid.“ Rachel meinte es ernst, das wusste Allison. Doch ihre Miene war betrübter, als der Anlass es rechtfertigte.

„Hat dein Gesichtsausdruck etwas mit dem Brief in deiner Hand zu tun?“

Rachel nickte. „Leider habe ich weitere schlechte Nachrichten. Es geht um Julies Wunsch.“

Allison runzelte die Stirn. „Da kann doch gar nichts schiefgehen. Sie möchte nur den Geschäftsführer dieser Softwarefirma kennenlernen, der das Videospiel erfunden hat, das ihr so gut gefällt. Rick Hunter … oder so ähnlich. Er wohnt hier in Des Moines. Wo ist also das Problem?“

Hilflos hob Rachel die Schultern. „Er hat abgelehnt.“

Verärgert sah Allison sie an. „Das ist doch lächerlich! Er muss nicht einmal ins Flugzeug steigen. Sein Unternehmen besitzt dieses riesige Bürohaus auf der Grand Street. Er könnte zu Fuß zum Krankenhaus gehen, verdammt noch mal.“

„Er könnte, aber er will nicht. Stattdessen hat er uns eine Spende geschickt.“

Eine Spende. Natürlich.

Nicht, dass das Geld nicht willkommen wäre. Laut ihren Bilanzen konnten sie jeden Cent gebrauchen.

Aber sie wäre jede Wette eingegangen, dass Rick Hunter, Vorsitzender von Hunter Systems, nicht zum ersten Mal lieber sein Scheckbuch herausgezogen hatte, als seine Zeit zu investieren.

Und jetzt kaufte er sich vom Besuch einer kleinen Krebspatientin frei. Er schlug ihr einfach so ihren sehnlichsten Wunsch aus.

„Lass mich mal sehen“, bat Allison. Rachel gab ihr den Brief.

„Leider muss ich Ihre Bitte abschlägig bescheiden … sehr beschäftigt … zahlreiche Termine …“

Sie knüllte den Brief zusammen und zielte auf den Papierkorb, den sie um einen halben Meter verfehlte. „Sehr beschäftigt und zahlreiche Termine. Kannst du dir das vorstellen? Im vergangenen Jahr haben wir es geschafft, dass der Quarterback der Green Bay Packers eines unserer Kinder besuchte – und das sogar während der Football-Saison!“

Es war ein mieser Tag gewesen, und obwohl Rick Hunter nur zum Teil zu ihrer Enttäuschung beigetragen hatte, war er momentan das naheliegendste Ziel ihres Zorns.

Sehr nahe liegend sogar. Nur fünf Minuten mit dem Auto von ihrem Büro entfernt.

Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf.

„Du siehst ziemlich sauer aus“, stellte Rachel besorgt fest. „Du hast doch nicht etwa vor, etwas Verrücktes zu tun?“

„Kommt drauf an, was du für verrückt hältst. Ich möchte mich nur mal mit ihm unterhalten …“

Rachel riss die Augen auf. „Du willst ihn zur Rede stellen. Du wirst Rick Hunter anschreien. Allison, das kannst du nicht machen!“

„Nenne mir einen guten Grund, warum ich das nicht kann.“ Allison schaltete den Computer aus und griff nach ihrer Handtasche.

Rachel hatte sich mittlerweile an ihren Schreibtisch gesetzt und sortierte Akten und Papierstapel. „Zum einen, weil er reich ist. Er ist sogar verdammt reich. Zum anderen, weil er das beliebteste Videospiel der Welt erfunden hat. Er ist wichtig.“

„Julie ist auch wichtig.“

„Natürlich. Ich glaube nur … ah, da ist es ja“, verkündete sie unvermittelt und hielt ein Exemplar von People hoch.

„Was ist damit?“

Rachel schlug das Heft auf. Auf der linken Seite war ein Foto, auf der rechten stand ein kurzer Lebenslauf.

„Amerikas begehrtester Junggeselle“, sagte sie, als ob das alles erklärte.

„Wahrscheinlich hat Rick Hunter die Liste selbst zusammengestellt.“

„Na, wenn schon. Allison, schau ihn dir an. Du musst doch zugeben, dass man mit dem Mann andere Sachen machen könnte, als ihn anzubrüllen.“

Allison verdrehte die Augen, aber als Rachel ihr das Heft brachte, warf sie einen kurzen Blick darauf, um sie zufriedenzustellen.

Rick Hunter lag auf einem zerwühlten Bett, einen Ellbogen aufgestützt und ein Lächeln im Gesicht, als fände er die Person mit der Kamera amüsant. Er trug einen Smoking. Das Jackett hatte er abgelegt und die Fliege gelockert. Mit den Bartstoppeln am Kinn und der zerzausten Frisur strahlte er eine unterschwellige Dekadenz aus, als hätte er gerade eine sehr angenehme Zeit in diesem Bett verbracht.

Doch sein Blick hatte ganz und gar nichts Verruchtes. Seine Augen waren grün, und ihr Blick war wachsam, sogar ein wenig zurückhaltend, doch so intensiv, dass vermutlich jede Frau in seiner Nähe schwach geworden wäre.

Länger als beabsichtigt schaute sie in diese Augen. Als es ihr bewusst wurde, riss sie Rachel das Heft aus der Hand und warf es zurück auf ihren Schreibtisch.

„Zugegeben, er sieht dekorativ aus“, sagte sie. „Na und? Du rätst mir jetzt hoffentlich nicht, nett zu Rick Hunter zu sein, bloß weil er niedlich ist.“

„Welpen sind niedlich. Kätzchen sind niedlich. Dieser Mann ist fantastisch. Und ich meine wirklich großartig!“ Rachel schrie fast vor Begeisterung.

„Außerdem verwöhnt, selbstsüchtig, arrogant …“

„Das glaube ich nicht“, wandte Rachel ein. „Hast du den Artikel gelesen? Er …“

„Kein Interesse“, unterbrach Allison sie entschieden. „Er hat einem krebskranken Kind einen Korb gegeben. Dafür gibt es keine Entschuldigung, und das werde ich ihm sagen.“

Rachel griff nach ihrer Hand, als sie zur Tür lief. „Du musst erst nach Hause und dich umziehen.“

Allison schaute an sich hinunter. Wenn sie keine Verabredungen mit Krankenhausdirektoren oder wohlhabenden Menschenfreunden hatte, trug sie stets bequeme Kleidung – wie diese Jeans und das blaue Flanellhemd, dazu ein Paar alter Turnschuhe.

„Ich fahre nicht den ganzen Weg zu meiner Wohnung, um mich umzuziehen. Oder glaubst du, dass es in seinem Büro eine Kleiderordnung gibt?“

„Sehr komisch.“ Rachel griff nach ihrer Handtasche und begann darin herumzukramen. „Dann lass mich dich wenigstens ein bisschen schminken. Lippenstift, Mascara … irgendwas. Dein Gesicht ist vollkommen nackt.“

„Tut mir leid“, antwortete Allison entschlossen. „Das ist ein ganz spontaner Besuch.“

Rachel stellte die Handtasche auf ihren Schreibtisch. „Keine Frau würde zu Rick Hunter gehen, ohne sich vorher aufzubrezeln. Allison, du bist nicht normal.“

„Das habe ich schon mal gehört.“

„Ich hab dich trotzdem lieb.“ Rachel seufzte. „Viel Spaß beim Erstürmen der Burg.“

Rick Hunter hielt sich den Hörer vom Ohr, während seine Großmutter mit ihm redete. Mit der anderen Hand tippte er auf der Tastatur, und dazu konzentrierte er sich auf eine komplizierte Tabellenkalkulation.

„Nicht, dass ich prüde wäre … zu meiner Zeit hatte ich es faustdick hinter den Ohren, das kannst du mir glauben. Dein Großvater könnte dir Geschichten erzählen … wenn er noch am Leben wäre. Aber ich mag es gar nicht, dass mich alle möglichen Leuten anrufen, um über diesen schrecklichen Artikel zu diskutieren, in dem du übrigens als der ‚Playboy aus dem Mittleren Westen‘ bezeichnet wirst, wie ich hinzufügen möchte.“ Rick zuckte zusammen. Er hatte sich zu diesem blöden Foto nur wegen des bevorstehenden jährlichen Wohltätigkeitsballs seiner Firma überreden lassen, der im Grand Hotel stattfand und dem eine Junggesellenauktion folgte. Er nahm nicht daran teil – er hatte noch nie daran teilgenommen, obwohl er unbestreitbar ledig war –, aber die Zeitschriftenredaktion und sein Marketingdirektor hatten ihn davon überzeugt, dass es eine einmalige Werbung für den Ball wäre, wenn der Chef der Firma persönlich in dem Artikel auftauchte.

„Ich habe den Text nicht geschrieben, Gran. Und ich habe dir schon mal gesagt …“

Sie fiel ihm ins Wort. „Ich wäre gar nicht so aufgebracht, wenn es nicht bestätigen würde, was ich schon immer vermutet habe. Du denkst überhaupt nicht daran, sesshaft zu werden, stimmt’s?“

Weil er eine komplizierte Zahlenkombination korrigierte, hatte er gar nicht zugehört. „Wie bitte?“

„Ich sagte, dass du überhaupt keinen Gedanken daran verschwendest, zu heiraten. Diese Frauen, mit denen du dich abgibst! Diese hohlköpfigen, oberflächlichen Modepüppchen sind schon schlimm genug, aber diese berechnenden Typen sind noch viel schlimmer. Ich bin gespannt, mit welcher Goldgräberin du demnächst auftauchen wirst. Keine der Frauen, mit denen du in den vergangenen fünf Monaten ausgegangen bist, könnte ich mit Stolz meine Enkelin nennen. Nicht, dass ich einen Grund zur Sorge hätte – schließlich hat es nie Hinweise darauf gegeben, dass es dir mit irgendeiner von ihnen ernst gewesen wäre.“

Rick seufzte. „Okay, Gran, du magst die Frauen nicht, mit denen ich ausgehe. Aber weder du noch ich müssen uns lange mit ihnen herumschlagen – wo ist also das Problem?“

„Mein Problem ist, dass mein einziger Enkel noch immer Junggeselle ist! Glaubst du etwa, ich träume nicht davon, dass du hier eines Tages eine Familie gründest – mit Frau und Kindern?“

Mit hier meinte sie natürlich das Hunteranwesen. Das wunderschöne Herrenhaus, das sein Urgroßvater 1890 erbaut hatte. Es war nicht das Haus, in dem Rick aufgewachsen war, aber das einzige, das er als Zuhause betrachtete. Der einzige Ort, an dem er wirklich glücklich gewesen war.

„Tatsache ist“, fuhr sie fort, „ich habe über alles nachgedacht. Und ich tendiere dazu, Hunter Hall deinem zweiten Cousin zu vermachen.“

Ricks Hand erstarrte mitten in der Bewegung. „Wie bitte?“

„Du hast schon verstanden. Jeremiah und seine Frau wollen Kinder haben, und sie würden sie gerne hier großziehen. Das haben sie gesagt.“

Ricks Kinnlade verspannte sich. „Jeremiah ist doch nur an dem Wert des Hauses interessiert, den es bei einem Verkauf bringen würde. Ihm und seiner Frau liegt überhaupt nichts an diesem Ort. Sie würden es verscherbeln, Gran.“

Sie schnüffelte. „Davon haben sie nichts gesagt. Und selbst wenn sie mal daran gedacht haben sollten – die Dinge ändern sich, wenn man sich entschließt, eine Familie zu gründen.“

Sie schwieg, und Rick dachte darüber nach, was der Verlust von Hunter Hall für ihn bedeuten würde. Vielleicht hatte er es seiner Großmutter noch nie gesagt, aber diesen Ort liebte er mehr als jeden anderen auf der Welt.

„Dieses Haus verlangt geradezu nach Kindern. Nur zu gern würde ich glauben, dass du deine Meinung ändern könntest …“

Seine Großmutter hoffte schon seit Jahren auf eine Hochzeit. Er dagegen war nie an einer Heirat interessiert gewesen. Seine Eltern waren nicht gerade ein Vorbild für eine mustergültige Ehe gewesen, und er hatte nicht vor, ihre Fehler zu wiederholen. Es war besser, sich damit nicht zu belasten, sondern sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man kontrollieren konnte. Arbeit zum Beispiel.

Selbst wenn die Arbeit in letzter Zeit nicht besonders erfüllend gewesen war.

Rick lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte auf den Computerbildschirm. Wenn ihn sein Job anödete, war das seine Schuld und daher etwas, das er persönlich ändern konnte. Schließlich gehörte ihm diese verdammte Firma.

Eine Ehe dagegen war etwas, das nicht von einer Person allein kontrolliert werden konnte. Zwei Herzen, zwei Köpfe, zwei Egos – und ein viel zu großes Risiko. Spaß zu haben war in Ordnung, aber wenn der Spaß aufhörte, sollte man schnell einen Schlussstrich ziehen und aufhören, ehe einer der Beteiligten zu viel investiert hatte. Und das bedeutete in der Tat, dass er mit Frauen ausging, an denen ihm nicht viel lag.

„Ich möchte nur, dass du glücklich bist, Richard.“

„Ich bin glücklich.“ Oder jedenfalls zufrieden. Glück hatte er nie erwartet. Sein Leben verlief genau nach Plan, und er verspürte keine Lust, daran etwas zu ändern. Das Einzige, was er noch nicht hatte, aber haben wollte, war Hunter Hall.

„Möchtest du nicht wenigstens einmal darüber nachdenken, was ich dir gesagt habe? Dir würde kein Stein aus der Krone fallen, wenn du mal mit einer anständigen Frau ausgehst.“

Bei diesem altmodischen Begriff musste Rick grinsen. „Und was würde eine ‚anständige Frau‘ mit mir anfangen?“ Es sollte ein Witz sein, aber selbst in seinen Ohren klang seine Stimme etwas verbittert.

Seine Großmutter seufzte. „Wenn du dir die Antwort nicht selbst geben kannst, nützt es auch nichts, wenn ich es dir sage. Es tut mir leid um Hunter Hall, mein Lieber, aber ich muss daran glauben können, dass Kinder es eines Tages mit Leben erfüllen werden.“

Rick schaute auf die gegenüberliegende Wand, an der in einem Mahagonirahmen das Werbeplakat für „Das Labyrinth der Zauberer“ hing. Er hatte das Haus der Magier nach dem Vorbild von Hunter Hall gestaltet, und dessen Bild zierte seitdem das Cover des Videospiels.

„Es ist dein Haus, Gran. Du kannst damit tun, was du willst.“

„Am meisten wünsche ich mir, dass du dir überlegst …“

„Ich muss weiterarbeiten. Ich rufe dich bald wieder an, okay?“

Aber er arbeitete nicht weiter. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf die Tabellenkalkulation, ohne sie wahrzunehmen.

Vielleicht war es am besten so. Etwas haben zu wollen, das man nicht durch eigene Anstrengung bekommen konnte, war eine Schwäche, und Rick duldete keine Schwächen.

Sein Briefbeschwerer war eine Nachbildung des Magierhauses aus Stein – ein Geschenk, das ihm seine Programmierer vor ein paar Jahren gemacht hatten. Er griff danach, befühlte die glatte Oberfläche und spürte das Gewicht auf seiner Handfläche.

Der Gedanke, Hunter Hall zu verlieren, verursachte ihm Krämpfe – als würden seine Eingeweide durch die Mangel gedreht. Seine Finger schlossen sich fester um den Stein. Die Spitzen der Dächer bohrten sich in seine Haut, und er wusste, dass er diesen Kindheitstraum nicht so leicht würde abschütteln können.

Sein privater Telefonanschluss blinkte. Er stellte den Briefbeschwerer auf den Schreibtisch zurück und nahm das Gespräch an. „Was gibt’s, Carol?“

„Eine Frau möchte Sie sprechen.“ Sie klang gereizt, aber so klang sie ständig. Nach sechs Jahren wusste er immer noch nicht, ob die ganze Welt für ihre Stimmung verantwortlich war – oder er selber.

Er runzelte die Stirn. „Ich bin mitten in den Vorbereitungen für die morgige Verkaufspräsentation. Wer ist es denn?“

„Jemand von dieser Stiftung. Die Frau, die für die ‚Wünsch dir einen Stern‘-Aktion verantwortlich ist.“

Unvermittelt überkam ihn ein Schuldgefühl. Dieses Mädchen – Jenny oder Julie oder so ähnlich. Sie wurde wegen Krebs behandelt und wollte ihn kennenlernen. Ihre Bitte war ihm von einem gemeinnützigen Verein übermittelt worden. Sie hatten sich und ihre Arbeit vorgestellt und ihn anschließend gefragt, ob er es einrichten könnte, das Mädchen im Krankenhaus zu besuchen.

„Ich habe Ihnen doch gesagt, die Bitte abzulehnen und einen Scheck zu schicken.“

„Was ich auch getan habe, mon capitaine. Aber jetzt ist jemand persönlich hier aufgetaucht, um mit Ihnen darüber zu sprechen. Eine Miss Allison Landry.“

„Miss Landry hat Pech. Schicken Sie sie nach Hause.“

„Nein.“

Er zog die Augenbrauen zusammen. „Was soll das heißen – nein?“

„Hören Sie, Chef. Es gibt sicher Sekretärinnen, die eine aufrichtige Frau, der es um die Hilfe für ein krebskrankes Mädchen geht, hinauswerfen würden. Aber ich gehöre nicht dazu. Ich schicke sie jetzt zu Ihnen.“

Erneut überkam Rick ein schlechtes Gewissen, doch er versuchte seine Gefühle zu unterdrücken. Er verspürte nicht die geringste Lust zu einem Besuch auf der Krebsstation, und die Gründe dafür gingen niemanden etwas an. Erst seine Großmutter, dann Carol, und jetzt die nächste Unterbrechung – von diesen „anständigen“ Frauen hatte er an diesem Tag wirklich genug.

Vermutlich war sie eine matronenhafte Erscheinung mit mausgrauem Haar, eine alte Jungfer. Die Vorstellung, dass sie sein Heiligtum betrat, um ihm Vorwürfe zu machen, reizte ihn bis aufs Blut.

„Ich bin nicht in der Stimmung. Wenn sie jetzt reinkommt, werde ich sie nur anknurren.“

Carol schnaubte verächtlich. „Die kann das aushalten. Sie wird einfach zurückknurren.“

Tatsächlich eine Matrone!

Rick seufzte. „Na gut, dann schicken Sie sie rein.“

Er hatte kaum Zeit aufzustehen, ehe die Tür geöffnet wurde und Allison Landry in sein Büro rauschte.

Noch nie zuvor hatte er mit seiner Vermutung so danebengelegen. Diese Frau war fast noch ein junges Mädchen – ein Mädchen, das mit seinen kurzen seidigen Haaren wie eine wütende Elfe aussah.

Sie hatte auch den Körper einer Elfe – jedenfalls soweit er es sehen konnte. Ihre Jeans und ihr Flanellhemd betonten jedenfalls nicht die Rundungen ihrer Figur.

Offenbar gehörte sie nicht zu den Frauen, die ihr Aussehen einsetzten, um zu bekommen, was sie wollten. Sie hat sich nicht einmal geschminkt, stellte er fest, als sie sich vor seinem Schreibtisch aufbaute. Ihre Augen blitzten, und ihre Wangen waren gerötet.

Nicht, dass sie Make-up gebraucht hätte. Ihre Haut war perfekt – so seidenweich, dass er sich unwillkürlich fragte, ob sie sich wohl auch so anfühlte.

Und ihre Augen musste sie auch nicht betonen. Sie hatten die Farbe von … wie hieß dieser Stein doch gleich? Richtig, Lapislazuli. Und ihre Wimpern waren so dicht, dass sie wie kleine schwarze Fächer wirkten.

Ihr Mund … ihr Mund war auch ziemlich schön. Groß und voll und verlockend selbst jetzt, da sie die Mundwinkel missbilligend hinuntergezogen hatte, während ihr Urteil über ihn vernichtend auszufallen schien.

Sie sah fuchsteufelswild aus. Und die Tatsache, dass er ein reicher und mächtiger Unternehmer war, würde sie nicht davon abhalten, ihm ihre Meinung zu sagen.

2. KAPITEL

Schäumend vor Wut war Allison in das Chefbüro gestürmt. Rick Hunter stand auf, um sie zu begrüßen. Seine Frisur saß tadellos, und auf seinem Kinn zeichnete sich keine einzige Bartstoppel ab.

Er war ganz Geschäftsmann und verbreitete die gleiche Macht und Abgehobenheit wie die Einrichtung aus Mahagoni und Leder, die ihn vermutlich so viel gekostet hatte wie die Miete, die Allison jährlich für ihr Büro bezahlen musste. Allein sein Anzug – wie teuer mochte der wohl gewesen sein? Sie hatte stets gedacht, dass sich die Chefs von Computerfirmen lässiger kleideten. Rick Hunter liebte es offenbar förmlicher.

Vermutlich, weil es die Leute auf Distanz hielt.

„Mr. Hunter“, begann sie kühl, „ich bin hier, um …“

Er kam um seinen Schreibtisch herum, und unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Er war hochgewachsen – fast zwanzig Zentimeter größer als sie mit ein Meter fünfundsechzig, und der Größenunterschied verursachte ihr Unbehagen. „Sie sind von der ‚Wünsch-dir-einen-Stern‘-Stiftung?“, fragte er.

„Ich bin die Leiterin. Und ich …“

„Die Leiterin?“ Er lehnte sich an die Schreibtischkante. „Sie sehen aus wie achtzehn.“

„Ich bin siebenundzwanzig.“ Ihre Stimme klang wie Eis. „Wollen Sie meinen Führerschein sehen?“

Um seine Mundwinkel zuckte es. „Ist schon okay. Ich glaube Ihnen.“ Wohlwollend betrachtete er sie einen Moment mit seinen grünen Augen. „Sie sind hier, weil ich den Wunsch des Mädchens abgelehnt habe. Vermutlich glauben Sie, dass ich Ihnen eine Erklärung schulde.“

Sie versteifte sich. „Sie schulden mir überhaupt nichts, und an einer Entschuldigung bin ich nicht interessiert. Ich will nur wissen, wann Sie die kleine Julie besuchen werden. Ich weiß, dass Sie ein viel beschäftigter Unternehmer sind und Ihre kostbare Zeit einteilen müssen …“, sie gab sich keine Mühe, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu unterdrücken, „… und dass der Wunsch eines fremden Menschen für Sie nicht sonderlich wichtig ist. Vor allem, wenn es bedeutet, dass Sie eine ganze Stunde mit etwas verbringen müssen, das nichts mit Ihren Geschäften oder Ihrem Vergnügen zu tun hat …“

Abwehrend hob er die Hände. „Nun mal langsam, Miss Landry. Ich werde nicht …“

„Und ich bin sicher, dass Sie nicht einmal diese Zeit investieren würden, um einen Menschen glücklich zu machen. Aber wenn Sie auch nur die geringste Ahnung hätten, was diese Kinder täglich durchmachen müssen und durch welche Hölle die Familien dieser Kinder gehen …“

„Die habe ich“, unterbrach er sie barsch. Verblüfft starrte sie ihn an. Er wich ihrem Blick aus. Sie empfand es geradezu als Erleichterung, denn sonderbarerweise irritierten sie diese grünen Augen, denen der Fotograf oder die Fotografin, egal wie gut er oder sie sein mochte, nicht gerecht geworden war.

„Ich meine, ich kann es mir vorstellen“, fuhr er leiser fort. „Und trotz allem, was Sie offenbar von mir denken, habe ich Ihre Bitte nicht abgelehnt, weil ich ein ignoranter Egoist bin. Meine Gründe …“ Er unterbrach sich. „Meine Gründe gehen Sie nichts an. Aber ich würde Ihre Stiftung gern mit einer großzügigen Spende unterstützen, und wenn Sie etwas von dieser Summe für Jennys Unterstützung verwenden …“

„Sie heißt Julie.“ Vor lauter Wut war ihr ganz heiß geworden. „Und vielleicht interessiert es Sie ja zu wissen, dass die meisten unserer Kinder sich keine Dinge wünschen. Sie möchten mit Menschen zusammenkommen. Einen berühmten Schriftsteller, Musiker oder Sportler kennenlernen. Sie möchten mit jemandem reden, den sie bewundern.“

Er runzelte die Stirn. „Warum sollte Julie mich bewundern?“

„Haben Sie ihren Brief nicht gelesen? Sie sind der Erfinder ihres Lieblingsspiels. Es hat ihr in der schrecklichsten Zeit ihres Lebens geholfen. Irgendetwas an diesem Spiel hat etwas in ihr zum Klingen gebracht, und deshalb fühlt sie sich Ihnen verbunden. Sie würde Sie gerne treffen. Warum ist das so schwer zu begreifen? Und warum zum Teufel können Sie sich nicht eine oder zwei Stunden freimachen …“

„Nein!“, unterbrach er sie barsch. „Es tut mir leid, Sie zu enttäuschen … und das Mädchen … aber das ist nicht möglich. Doch warum reden wir nicht über die Spende, die ich erwähnt habe? Ich bin davon überzeugt, dass ein Unternehmen wie das Ihre jeden Cent …“

„Ich bin nicht an Ihrem Geld interessiert.“

Ehe sie es sich versah, hatte sie die Worte ausgesprochen. Selbst jetzt riet ihr eine innere Stimme leise, nicht dumm zu sein, keinen falschen Stolz zu zeigen und Kapital aus Rick Hunters schlechtem Gewissen zu schlagen. Menschen, die Wohltätigkeitsorganisationen leiteten, durften nicht wählerisch sein. Viele Spenden wurden nur aus Reklamegründen gemacht oder um Steuern zu sparen oder aus irgendeinem anderen Grund, der nichts mit dem Auftrag der Stiftung zu tun hatte. Bisher war sie für jeden Dollar dankbar gewesen und hatte sich kein Urteil über die Beweggründe der Leute erlaubt.

Bis jetzt. Aus irgendeinem Grund war sie nicht bereit, Rick Hunter so leicht davonkommen zu lassen – selbst wenn die Verweigerung seines Angebots sie mehr schmerzte, als es ihn ärgerte.

Sie holte tief Luft. „Sie können das nicht mit Geld erledigen. Sie müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass Sie ein Mädchen vor den Kopf stoßen, das schon so viele Enttäuschungen erlebt hat, die für ein ganzes Leben reichen.“

Etwas blitzte in seinen Augen auf und war sofort wieder verschwunden. „Es tut mir leid, wirklich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie von einer Spende nicht profitieren würden. Ich weiß, dass Wohltätigkeitsorganisationen in den vergangenen Jahren sehr zu kämpfen hatten.“

Das war ein Schlag in ihre Magengrube.

„Versuchen Sie das zu kapieren, Mr. Hunter. Ich will Ihr Geld nicht! Aber da dies das einzige Thema ist, über das zu reden Sie bereit sind, kann ich genauso gut gehen.“

„Warten Sie“, sagte er mürrisch. „Laufen Sie nicht einfach davon. Warten Sie … eine Sekunde.“

Sie wollte gerade gehen, hielt jedoch inne. Er sah sie unverwandt an, und wieder war da etwas in seiner Miene, das sie nicht zu deuten vermochte. Wie angewurzelt blieb sie stehen.

„Hören Sie, was halten Sie davon“, fuhr er nach einer langen Pause fort. „Ich sende Ihnen nächste Woche einen Scheck. Dann haben Sie Zeit, um …“, er zögerte, „… über alles nachzudenken. Ich nehme Ihnen nicht übel, was Sie heute gesagt haben, und ich hoffe, Sie akzeptieren die Spende. Einverstanden? Ich bin sicher, dass Sie das Geld gebrauchen können.“

Er versuchte es ihnen beiden leicht zu machen. Natürlich hätte sie in gerechtem Zorn aus dem Zimmer stürmen und sich ein paar Tage Zeit lassen können, um sich zu beruhigen. Anschließend hätte sie seinen Scheck eingelöst, ohne das Gesicht zu verlieren.

Sie versteifte sich. „Ja, wir können das Geld gebrauchen. Die Stiftung hat momentan ziemliche Probleme. Aber Geld ist nur ein Teil von dem, was uns am Leben erhält. Noch wichtiger ist es uns, Menschen zu helfen. Wenn unsere Kinder einen Wunsch äußern, ist das etwas ganz Besonderes. Sie sind etwas ganz Besonderes. Geld kann jeder spenden, Mr. Hunter. Aber Julie möchte Sie kennenlernen.“

Sie versuchte, an den Mann zu appellieren, den sie für einen Moment lang hinter der Fassade entdeckt hatte. Stattdessen sorgten ihre Worte dafür, dass er noch abweisender wurde.

„Es tut mir leid.“

„Aber …“

„Ich kann Krankenhäuser nicht leiden.“ Es klang, als ob die Diskussion mit dieser Antwort beendet sei.

Allison sah ihn an. „Niemand mag Krankenhäuser. Gerade darum ist es so wichtig, den Menschen zu helfen, die dort sein müssen.“

„Tut mir leid“, wiederholte er. Sein Gesichtsausdruck war kühl und abweisend.

Hatte sie sich nur eingebildet, hinter der Maske etwas Menschliches gesehen zu haben? „Mir tut es auch leid“, sagte sie nach einer Weile. „Eltern fühlen sich so hilflos, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Krebs hat. Sie wollten es immer beschützen, und dann werden sie mit einer Situation konfrontiert, die sie absolut nicht kontrollieren können. Deshalb ist es so frustrierend, wenn jemand wie Sie wirklich etwas tun könnte – ein kleines Zeichen setzen, um jemanden glücklich zu machen. Aber Sie wollen es nicht.“

Wieder spiegelten sich Gefühle in seiner Miene. „Miss Landry …“

Sie wollte sich nicht noch einmal von ihm einlullen lassen. „Auf Wiedersehen, Mr. Hunter.“

Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ sie das Büro.

Im Aufzug atmete sie tief durch. Die Türen öffneten sich, und sie eilte durch die elegante Empfangshalle ins Freie, erleichtert, an der frischen Luft zu sein.

Rasch lief sie über die Straße und wartete ungeduldig an jeder Ampel. Ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Nach einigen Häuserblocks stellte sie fest, dass sie längst an der Garage vorbeigelaufen war, in der sie geparkt hatte.

Sie drehte sich um und ging langsam zurück.

Sie sollte nett zu den Leuten sein. Es war ihr Job, an ihre Menschlichkeit zu appellieren und sie davon zu überzeugen, dass sie etwas ändern konnten.

Aber es war ihr nicht einmal gelungen, eine Kerbe in Rick Hunters Panzer zu hinterlassen. Sobald sie sein Büro betreten hatte, fühlte sie sich unterlegen, und daran war sie überhaupt nicht gewöhnt.

Außerdem hatte sie nichts erreicht. Keinen Besuch bei Julie und kein Geld für die Stiftung. Er hatte es ihr angeboten, und sie hatte abgelehnt. Es war das erste Mal, dass sie eine Spende abgelehnt hatte.

Sie rutschte hinter das Steuer ihres Vans und ließ den Motor an. Vermutlich würde Rick Hunter dennoch einen Scheck schicken – er schien ein ziemlicher Dickkopf zu sein. Sie würde ihren Stolz hinunterschlucken und das Geld akzeptieren müssen.

In ihrem Job konnte sie sich keinen Stolz leisten. Nichts und niemand und am allerwenigsten ihr Ego durfte ihr bei ihrer Mission, den Familien zu helfen, im Weg stehen.

Warum also hatte sie bei Rick Hunter klein beigegeben? Warum hatte sie dieses Treffen so persönlich genommen? Sonst war sie doch nicht so störrisch gewesen. Warum war es diesmal so anders?

Sie erinnerte sich an den Moment, als sie etwas hinter der kühlen Fassade zu entdecken glaubte … etwas wie echte Gefühle. Als ob er wegen Julie wirklich ein schlechtes Gewissen hätte. Als ob er ihr wirklich helfen wollte.

Das war der einzige Grund, warum sie so lange bei ihm geblieben war. Sie hätte gehen sollen, sobald sie gemerkt hatte, dass er keinen Zentimeter nachgeben würde. Aber ein Teil von ihr wollte bleiben … um zu sehen, ob sie ihn vielleicht nicht doch überzeugen konnte.

Nicht nur für Julie, sondern auch für ihn selbst. Es wäre schön gewesen, die beiden zusammen zu sehen – der kalte Unternehmer und die unverwüstliche Julie, die selbst nach einer Krebsbehandlung noch Lebensmut ausstrahlte. Rick hätte sie nicht treffen können, ohne sein Herz an sie zu verlieren. Nicht, wenn er wirklich eines hatte.

Und davon war sie trotz seines Benehmens aus irgendeinem Grund überzeugt.

Fast hätte sie eine rote Ampel übersehen. Das Adrenalin schoss ihr durch die Adern, als sie auf die Bremse trat.

Die Ampel wurde grün, und vorsichtig gab sie Gas. Es spielte keine Rolle, warum ihr dieses Treffen mit Rick Hunter so nachhing. Vielleicht war es nur der Stress eines schlechten Tages. Doch von nun an wäre er für sie ein Spender wie jeder andere. Wenn sein Scheck eintraf, würde sie ihn einlösen. Sie würde den Mann in die Adressenkartei der Stiftung aufnehmen und ihm ein Dankschreiben schicken.

Und sie würde ihn nie mehr treffen müssen.

Wenn Rick zu Fuß zur Arbeit ging, nahm er normalerweise den kürzesten Weg von seiner Eigentumswohnung zum Büro. Heute machte er einen Umweg am James Memorial Hospital vorbei.

Selbst nach achtzehn Jahren konnte er an dem Gebäude nicht vorbeifahren, ohne dass es ihm einen Stich ins Herz versetzte. Jetzt blieb er davor stehen und schaute hinauf zu den Reihen der Fenster. Er wusste noch genau, hinter welchem seine Mutter gelegen hatte.

Dritte Etage, drittes von links.

Einige Sekunden hielt er inne, ehe er mit geballten Fäusten in der Tasche weiterlief.

Die Erinnerungen an Trauer und Hilflosigkeit lasteten schwer auf seiner Seele, obwohl er sich inzwischen einen Schutzpanzer zugelegt hatte – körperlich, seelisch, finanziell –, um sich nie wieder hilflos fühlen zu müssen.

Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, das alles wieder aufzuwühlen. Aber für seinen Plan, wie er Hunter Hall behalten konnte, war es notwendig – und er brauchte Allison Landrys Zustimmung.

Die Idee war ihm gekommen, kurz nachdem sie aus seinem Büro gestürmt war. Natürlich hatte er den Gedanken sofort wieder verdrängt. Aber den ganzen Tag über war er ihn nicht mehr losgeworden.

Ebenso wenig wie das Bild von ihr.

Nicht, weil er an ihr interessiert gewesen wäre. Sie war hübsch – sogar schön –, aber ganz und gar nicht sein Typ.

Er erinnerte sich daran, wie sie in seinem eleganten, teuren Büro gestanden hatte – sie selbst hatte alles andere als elegant und teuer gewirkt. Allison war wütend und leidenschaftlich gewesen und besessen von ihrer Mission.

Die Frauen, mit denen er ausging, waren elegant und gekünstelt und besessen von ihm – beziehungsweise von der Vorstellung, sich einen reichen Mann zu angeln. Und um ihn zu beeindrucken, gaben sie fünfhundert Dollar für ihre Frisuren aus und ließen sich die Zehennägel pediküren.

Allison machte sich keine Gedanken darüber, ob sie die Leute beeindruckte. Ihre Persönlichkeit, ihr Auftreten … sie war das komplette Gegenteil der Frauen, die er bisher kennengelernt hatte.

Und genau der Typ, den seine Großmutter sich für ihn wünschte.

Was hatte Gran noch mal gesagt? Dass es ihn nicht umbringen würde, wenn er einmal mit einer „anständigen“ Frau ausginge. Sie glaubte eben immer noch, ihn ändern zu können.

Sie hatte ja nicht von Hochzeit oder Verlobung geredet. Vielleicht würde es sie zufriedenstellen, wenn er mit einer Frau wie Allison bloß ein paar Monate zusammen war.

Natürlich wäre es nur Show. Allison war nicht an ihm interessiert – das war offensichtlich gewesen –, und er hatte kein Interesse an ihr. Was sie geradezu perfekt für ihn machte, denn er hatte nicht vor, sich in sie zu verlieben – in irgendeine andere Frau übrigens auch nicht. Nichts machte einen Mann hilfloser als das.

Es wäre eine rein geschäftliche Abmachung. Beide Seiten könnten davon profitieren.

Vorausgesetzt, er konnte Allison einen Vorschlag machen, den sie unmöglich ablehnen konnte.

Als er im Büro eintraf, saß Carol schon an ihrem Schreibtisch. „Was geht Ihnen durch den Kopf, Boss? Sie haben einen so merkwürdigen Gesichtsausdruck.“

„Ich habe über Allison Landry nachgedacht.“

Carol reichte ihm einige Briefe zum Unterschreiben. „Das überrascht mich nicht. Diese junge Frau ist in der Tat beeindruckend.“

Er kritzelte seinen Namen auf die Papiere. „Sie hat sie jedenfalls beeindruckt.“ Er gab die Briefe zurück. „Sie gefällt Ihnen, stimmt’s?“

„Ja. So, wie sie hier hereinkam – wie David, der es mit Goliath aufnehmen will. Als dieses Unternehmen in den Kinderschuhen steckte, habe ich öfter Menschen wie sie erlebt. Menschen mit Leidenschaft, wissen Sie? Inzwischen geben sich hier nur noch graue Geschäftsleute die Klinke in die Hand – Anzugträger wie Sie.“

Er runzelte die Stirn. Diese Beschreibung missfiel ihm mehr, als er gedacht hätte. „Sie halten mich also für einen gefühlskalten Anzugträger?“

„Na ja, nicht direkt“, grummelte Carol. „Aber in zehn Jahren werden Sie genau das sein. Wenn Sie sich allerdings wieder mehr um die kreative Seite kümmern würden – vielleicht ein neues Spiel entwickeln …“

„Spiele sind für Kinder. Warum glauben Sie wohl, dass wir für diese Abteilung Leute frisch vom College weg engagieren?“

„Dann könnten Sie sich um die Benutzersoftware der Firma kümmern.“

Er schüttelte den Kopf. „Geben Sie’s auf, Carol. Sie wissen, dass ich sowieso schon genug zu tun habe.“

„Sie könnten ein paar stellvertretende Geschäftsführer einstellen, die Ihnen die Verwaltungsarbeit abnehmen. Dann hätten Sie wieder Zeit, um …“

„Vergessen Sie’s.“

Carol seufzte. „Na ja, wenigstens kann mir keiner vorwerfen, ich hätte es nicht versucht.“ Sie schaute auf ihre Notizen. „Nelson hat übrigens angerufen. Er möchte mit Ihnen über diese Geheimhaltungsklausel reden.“

Rick wurde wütend. „Er kann mich mal! Zwei Wochen bevor wir das neue Produkt eingeführt haben, ist er abgehauen, und jetzt will er sich nicht an die Abmachungen halten? Das ist doch unglaublich. Wenn er das nächste Mal anruft, sagen Sie ihm, er soll sich an unsere Anwälte wenden.“

„Das mache ich. Aber Sie müssen ja nicht gleich an die Decke gehen. Haben Sie Allison Landry auch so behandelt? Ist sie deshalb nach dem Gespräch mit Ihnen Hals über Kopf davongelaufen?“

Auf dem Weg zu seinem Büro blieb Rick stehen. „Sie war wütend?“

„Jedenfalls sah sie nicht glücklich aus. Das heißt wohl, dass Sie es nicht tun werden, oder?“

„Was nicht tun?“

„Das Mädchen im Krankenhaus besuchen.“

Carol wusste, dass er Krankenhäuser hasste. Sie hatte ihn allerdings nie nach dem Grund gefragt.

„Ich habe es nicht vor“, entgegnete er nur.

Er betrat sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Wenige Minuten später saß er an seinem Computer und informierte sich über die „Wünsch-dir-einen-Stern“-Stiftung und ihre junge Leiterin.

Als Allison achtzehn war, war ihre Schwester an Krebs gestorben. Sie hatte sich eine Auszeit von einem Jahr genommen, ehe sie ein Studium an der Universität von Iowa begann und mit einem Diplom in Betriebswirtschaft abschloss. Noch während ihrer Ausbildung war in einem kleinen Verlag ein Erinnerungsband auf der Basis von Allisons Tagebüchern erschienen, die sie während der Krankheit ihrer Schwester und ein Jahr nach deren Tod geführt hatte.

Zu ihrer eigenen Überraschung war das Buch ein Bestseller geworden. Nach dem Examen investierte Allison das Buchhonorar in die Gründung einer Stiftung. Sie kümmerte sich um Eltern, deren Kinder Krebs hatten, und organisierte das „Wünsch-dir-einen-Stern“-Programm, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, schwerstkranken Kindern ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Hunderte von Familien hatten die Dienste der Stiftung in den vergangenen fünf Jahren in Anspruch genommen.

Rick lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Für eine Siebenundzwanzigjährige hatte sie bereits eine beachtliche Leistung vorzuweisen.

Nach allem, was er gelesen hatte, schätzte er das Budget, das Allison zur Verfügung stand, auf etwa drei Millionen Dollar. Die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatte, konnte er allerdings nicht einschätzen. Alle Wohltätigkeitsorganisationen im Land mussten derzeit den Gürtel enger schnallen.

Er klickte auf einen Bilderlink, und ein Foto von Allison tauchte auf dem Bildschirm auf.

Ihr brauner Pony und der ernste Gesichtsausdruck verliehen ihr einen seriösen und idealistischen Ausdruck, aber das vorgestreckte Kinn bestätigte ihm ihre Entschlossenheit, die er am Tag zuvor persönlich in seinem Büro erlebt hatte.

Andererseits war sie so zart und fast zerbrechlich; mit ihrer Figur hätte sie auch als Model arbeiten können.

Sie war keine Frau, die man leicht einordnen konnte. Als Rick sich bewusst wurde, dass er das Foto anstarrte, schloss er die Internetseite und griff zum Telefon.

„Heute ist ein Brief von der Firma Telecorp gekommen. Sie müssen ihre jährliche Zuwendung um fünfzehn Prozent kürzen.“ Allison seufzte. Wie viele schlechte Nachrichten würden sie noch erreichen? „Ich wollte dir ab diesem Sommer eigentlich ein Gehalt zahlen – ebenso wie Scott und Beverly. Vielleicht schaffe ich es irgendwie …“

„Rede keinen Unsinn“, unterbrach Rachel sie. „Ich will kein Geld von dir. Das ist eine ehrenamtliche Tätigkeit – schon vergessen?“

„Jedenfalls habe ich nicht vergessen, dass du nächsten Monat dein Betriebswirtsexamen machst und dich vermutlich nach einem gut bezahlten Job umsehen wirst.“

„Falls und wenn das passiert, würde ich am Wochenende immer noch mitarbeiten. Ich liebe diese Arbeit, das weißt du, und ich werde nicht ausgerechnet dann gehen, wenn du mich am dringendsten brauchst. Ich weiß, dass es finanziell im Moment nicht gerade gut aussieht, aber wir werden das schon schaffen. Ich werde weder dich noch unsere Kinder im Stich lassen.“

Allison kamen die Tränen. „Du bist fantastisch, weißt du das?“

Das Telefon klingelte, und geistesabwesend griff sie zum Hörer. „Hier spricht Allison von der ‚Wünsch-dir-einen-Stern‘-Stiftung.“

„Miss Landry? Hier ist Rick Hunter.“

Fast hätte sie den Hörer fallen gelassen.

„Miss Landry? Sind Sie noch dran?“

Sie räusperte sich. „Hm … ja … ich bin hier.“

Sein wohltönender Bariton klang geschäftsmäßig. „Ich rufe an, weil unser gestriges Treffen nicht sehr erfreulich gewesen ist. Ich hoffe, wir können noch einmal von vorn beginnen.“

„Von vorn beginnen?“

„Ja. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Rein geschäftsmäßig.“

„Einen Vorschlag?“

Ihr war klar, dass sie seine Worte nachplapperte. Aber etwas Intelligenteres fiel ihr gerade nicht ein.

„Ich würde es Ihnen gern bei einer Tasse Kaffee erklären. Ich bin zwar sehr beschäftigt – genau wie Sie, nehme ich an. Aber wie wäre es mit halb sieben im Starbucks in der Nähe Ihres Büros? Oder würde Ihnen ein anderer Ort besser passen?“

„Nein, das … ist schon in Ordnung.“

„Also bis dann“, sagte er.

„Bis dann“, wiederholte sie.

Eine kurze Pause entstand. Geistesabwesend legte sie den Hörer auf.

Sie starrte auf das Telefon auf ihrem Schreibtisch, die Finger immer noch um den Hörer geklammert. Heute Abend würde sie Rick Hunter treffen.

So viel zu ihrer Annahme, sie würde ihn nie mehr wiedersehen …

„Wer war das?“, fragte Rachel neugierig.

Allison erklärte es ihr, und Rachel starrte sie verdattert an.

„Ich glaube es nicht! Du hast eine Verabredung mit Rick Hunter!“

„Es ist keine Verabredung. Aber es ist trotzdem merkwürdig, nicht wahr? Was für ein Geschäft will er mir bloß vorschlagen?“

„Gar keins. Das ist doch nur ein Vorwand.“ Rachels Augen blitzten. „Er hat sich sofort in dich verliebt, aber da er deine Feindschaft gespürt hat, musste er …“

„Bleib bitte auf dem Teppich.“

„Warum? Na gut, berichte mir ein paar Einzelheiten. Gestern hast du mir ja kaum etwas erzählt. Ist er in natura genauso sexy wie in dieser Zeitschrift? Allein bei seinem Anblick möchte man anfangen zu singen.“

Um Allisons Mundwinkel zuckte es. „Wie in einem Musical?“

Rachel seufzte dramatisch. „Mehr wie in einer Oper. Ich könnte eine ganze Arie darüber singen, wie sehr ich mich nach Rick Hunter verzehre. Hast du auch gesungen, als du in seinem Büro warst?“

„Nein. Ich habe ihm vor allem sehr laut und deutlich zu verstehen gegeben, was für ein egoistischer Idiot er ist. Das ist er übrigens wirklich. Er hat Julies Wunsch abgelehnt, und aus welchem Grund auch immer er sich jetzt mit mir treffen möchte – ich glaube nicht, dass er seine Meinung geändert hat.“

Rachel schüttelte den Kopf. „Ich hab’s dir schon mal gesagt – du bist voreingenommen. Ich habe diesen Artikel über ihn gelesen. Seine Firma unterstützt viele Wohltätigkeitsorganisationen. Und nach dem 11. September ist er zum Militär gegangen – das kann man ja wohl kaum egoistisch nennen, oder?“

Das war in der Tat überraschend. Obwohl – der Militärdienst machte Rick Hunter nicht zwangsläufig zum Helden. Nicht jeder schloss sich der Armee aus ehrenwerten Gründen an. Vielleicht wollte er nur ein paar Sachen in die Luft jagen. Immerhin hatte er all diese gewalttätigen Videospiele erfunden.

„Wahrscheinlich hast du recht“, überlegte sie laut.

„Wie so oft. Aber in welcher Beziehung?“

„Dass ich voreingenommen bin. Ich suche nach Gründen, um ihn nicht mögen zu müssen.“

„Weil du ihn so attraktiv findest, dass du …“

Allison lachte. „Hör auf. Du wirst von mir nicht hören, dass er attraktiv ist. Aber ich versuche, ganz unvoreingenommen zu sein, wenn ich ihn nachher treffe. Reicht das aus?“

Rachel grinste. „Fürs Erste.“

3. KAPITEL

Um zwanzig nach sechs betrat Rick das Starbucks-Café in der Nähe von Allisons Büro.

Sie war noch nicht da. Neun von zehn Frauen kamen immer unpünktlich – jedenfalls die Frauen, die er kannte. Mit einem schwarzen Kaffee und dem Wall Street Journal setzte er sich an einen der hinteren Tische. Alle paar Minuten schaute er zum Eingang.

Ob sie sich dieses Mal anders kleiden würde? Er war daran gewöhnt, dass sich die Frauen für ihn in Schale warfen. Einige von denen, die er kannte, schminkten sich sogar fürs Bett.

Natürlich war das hier kein Rendezvous. Aber so ganz abwegig war der Gedanke nicht, dass Allison sich überlegt hatte, was sie zu diesem Treffen anziehen sollte.

Pünktlich um halb sieben kam sie durch die Tür.

Sie trug Jeans und ein graues Sweatshirt. Als sie sich zu ihm an den Tisch setzte, sah er, dass sie kein Make-up aufgelegt hatte. Nicht einmal Lippenstift.

Das bestätigte ihm endgültig: Allison Landry fand ihn nicht attraktiv.

Was vollkommen in Ordnung war. Alles andere würde die Angelegenheit nur komplizierter machen.

„Hallo“, begrüßte er sie und legte die Zeitung beiseite. „Danke, dass Sie gekommen sind.“

Sie lächelte, und sofort veränderten sich ihre Gesichtszüge. Nichts mehr war zu sehen von der verbissenen Idealistin. Wenn sie so lächelte, sah sie ganz reizend aus – unbeschwert und sehr charmant.

„Ich muss zugeben, dass mich Ihre Ankündigung neugierig gemacht hat.“

Er zögerte. „Möchten Sie einen Kaffee? Oder Tee?“

„Nein danke.“

Erneut zögerte er. Der ehrliche Blick, mit dem sie ihn musterte, ließ ihn unsicher werden – ein Gefühl, das ihm völlig fremd war. „Ehe ich Ihnen davon erzähle, möchte ich mich für gestern entschuldigen. Irgendwie hatten wir einen schlechten Start.“

„Möglich. Aber jetzt wollen wir es ja noch einmal versuchen, wie Sie sagen.“ Sie legte die Arme auf den Tisch und faltete die Hände. „Erzählen Sie mir von Ihrem Vorschlag, Mr. Hunter.“

„Rick.“

„Nun gut. Rick. Und Sie können mich Allison nennen. Sagen Sie mir jetzt, warum wir hier sind?“

Bei geschäftlichen Verhandlungen ging er stets zielstrebig vor. Deshalb holte er den bereits unterschriebenen Scheck hervor und schob ihn über den Tisch.

Stirnrunzelnd sah sie Rick an, ehe sie den Scheck in die Hand nahm.

Ihre Haut war so zart, dass er die Röte von ihrem Hals bis zu ihrer Stirn emporsteigen sah. Fast konnte er die Wärme spüren, die sie ausstrahlte.

Fasziniert betrachtete er sie. Wann war er zuletzt Zeuge einer so offensichtlichen Reaktion gewesen?

Sie schaute zu ihm auf.

„Das sind ja …“ Sie räusperte sich. „Das ist ja ein Scheck über eine halbe Million Dollar.“

Er nickte langsam, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Wäre das eine Hilfe?“

Dumme Frage. Selbstverständlich!

„Und wie.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Morgen wollte ich mir überlegen, welche Programme und Leistungen wir streichen oder kürzen müssen. Aber das hier …“, ihre Brust hob und senkte sich, „… ändert alles.“

Prompt bekam er ein schlechtes Gewissen, denn an diese Spende waren gewisse Erwartungen geknüpft. Er wünschte, dass es nicht so wäre und dass er sich an den geröteten Wangen und den glänzenden Augen hätte erfreuen können, ohne um eine Gegenleistung zu bitten.

Aber deshalb war er nicht hier. Schön und gut, wenn dieses Geschäft ihr behilflich war – mit ihrer Stiftung tat sie Gutes, und sie war offensichtlich ein guter Mensch. Aber er musste auch davon profitieren. Er dachte an Hunter Hall und gab sich einen Stoß.

„Das ist die eine Hälfte des Geschäfts.“

Sie blinzelte. „Richtig. Ja. Natürlich.“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte schuldbewusst. „Tut mir leid, wenn ich mich habe hinreißen lassen. Der Anblick dieser vielen Nullen war etwas überwältigend.“

Er bemerkte, wie sie sich zusammenriss. Obwohl ihm klar war, dass die Verhandlungen leichter wären, wenn sie beide sachlich blieben, vermisste er die Sterne, die vor Kurzem in ihren Augen geleuchtet hatten.

Sie legte den Scheck auf den Tisch zurück. „Ich bin ganz Ohr. Wenn es möglich ist, würde ich die Spende natürlich gerne annehmen. Was also soll ich tun?“

„Ich brauche eine Frau wie Sie.“ Er machte eine Pause. „Genauer gesagt, die Leute sollen glauben, dass Sie und ich ein Paar sind. Wenn Sie sich bereit erklären, drei Monate lang mit mir auszugehen, gehört der Scheck Ihnen.“

Schweigen.

Allison starrte ihn an. Er wich ihrem Blick nicht aus. Dann neigte sie den Kopf, als habe sie ihn nicht richtig verstanden.

„Sie möchten, dass ich so tue, als seien wir … ein Paar?“

„Ja.“

Erneutes Schweigen. „Okay, ich warte auf die Pointe. Denn das ist doch wohl ein Witz, oder?“

„Nein. Es ist ein ernst gemeinter Vorschlag für ein Geschäft.“

Eine Minute lang musterte sie ihn schweigend. Dann lehnte sie sich langsam zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

„Ich glaube, Sie müssen mich ein wenig über die Vorgeschichte informieren“, sagte sie schließlich. „Ich habe die letzte Ausgabe von People gelesen, und ich kann es kaum glauben, dass Rick Hunter, der Playboy des Mittleren Westens, fünfhunderttausend Dollar bezahlen muss, um sich mit einer falschen Freundin zu zeigen.“

Dieses verdammte Magazin! „Der Artikel ist ja gerade der Grund, warum ich Sie darum bitte. Meiner Großmutter haben die Frauen, mit denen ich bisher ausgegangen bin, nie gefallen, und nachdem sie diesen Bericht gelesen hatte … nun, sagen wir mal so: Sie war nicht sehr glücklich darüber. Deshalb könnte ich etwas verlieren – etwas, das mir sehr wichtig ist.“

Allison runzelte die Stirn. „Und wenn Sie so tun, als wären wir zusammen, passiert das nicht?“

„Ja, so genau.“ Er rief sich die Worte seiner Großmutter ins Gedächtnis. „Meine Großmutter möchte, dass ich mit einer ‚anständigen‘ Frau ausgehe. Und in dem Moment, als ich Sie gesehen habe, wusste ich, dass Sie genau dieser Vorstellung entsprechen. Deshalb schlage ich Ihnen dieses Geschäft vor. Ein Arrangement, von dem wir beide profitieren können.“

Für jemand, der seine Gefühle normalerweise so offen zur Schau trug, konnte Allison auch ein undurchdringliches Pokerface aufsetzen. „Was möchten Sie denn nicht verlieren?“

Das Bild von Hunter Hall schoss ihm durch den Kopf. „Ein Haus.“

Sie hob eine Augenbraue. „Sie können sich doch wohl bestimmt ein eigenes Haus leisten.“

Er musste lächeln. „Ja, aber dieses nicht. Seit über hundert Jahren ist es im Familienbesitz. Es heißt Hunter Hall.“

„Und Ihre Großmutter würde tatsächlich den Familienbesitz verkaufen? Nur, weil ihr die Frauen in Ihrem Leben nicht gefallen?“

So sehr wollte er gar nicht ins Detail gehen. „Nicht ganz. Im Sommer zieht sie in die Stadt, und sie wollte Hunter Hall auf mich überschreiben. Aber jetzt denkt sie daran, es jemand anderem zu vermachen – einem Cousin zweiten Grades. Sie möchte, dass eine Familie in Hunter Hall wohnt. Mein Cousin ist verheiratet und will Kinder haben. Das behauptet er jedenfalls.“

„Und Sie wollen das nicht? Eine Familie, meine ich.“

Seine Kinnmuskeln verspannten sich. Er war weder zum Ehemann noch zum Vater geboren, aber darüber wollte er nicht mit Allison diskutieren. „Ich bin ein glücklicher Junggeselle und möchte das auch bleiben. Deshalb gehe ich mit Frauen aus, mit … denen ich nun mal ausgehe.“

„Verstehe.“ Der nachdenkliche Blick aus ihren blauen Augen machte ihn nervös.

Ihr Blick fiel kurz auf den Scheck. Dann sah sie wieder zu ihm auf. „Hören Sie, ich will Ihnen nichts vormachen. Ich würde diese Spende gern annehmen. Aber ich glaube nicht …“

Sie wollte das Angebot ablehnen. Doch ehe sie etwas sagen konnte, sprach er weiter. „Es geht nur um ein paar Abendessen und Partys, Allison. Was ist schon dabei?“

„Ich bin nicht die einzige anständige Frau in Iowa. Können Sie nicht …?“

„Sie finden mich nicht attraktiv.“

Sie blinzelte erstaunt. „Wie bitte?“

„Ich sagte, Sie finden mich nicht attraktiv. Deshalb sind Sie genau die Richtige.“

Sie runzelte die Stirn. „Woher wollen Sie das wissen?“

Jetzt hätte er ihr seine Theorie über geschminkte Lippen darlegen können. Aber es ging nicht nur darum. Was Dates anging, konnte er auf eine über zwanzigjährige Erfahrung zurückblicken. Er wusste, wann eine Frau ihn anziehend fand.

„Es stimmt doch, oder? Sie finden mich nicht attraktiv.“

Er seinerseits fühlte sich immer mehr zu ihr hingezogen, je länger er mit ihr zusammen war. Es war das Gegenteil von dem, was normalerweise passierte, wenn er in Gesellschaft einer wunderschönen Frau war. Ohne Vorwarnung kam der Moment, wo sie ihm plötzlich vollkommen gleichgültig war und ihn kein bisschen mehr interessierte.

Aber da er nicht wirklich an einer Beziehung mit ihr interessiert war, spielte es auch keine Rolle – und er wusste, dass Allison mit der Lüge besser zurechtkam.

„Es ist nicht persönlich gemeint“, beruhigte er sie, als sie ihre Augenbrauen hochzog. Sie schien jedoch nicht beleidigt zu sein. „Sie sind nicht mein Typ. Deshalb wird dieser Plan auch funktionieren. Ich bekomme Hunter Hall, und Ihre Stiftung bekommt eine halbe Million Dollar. Wir haben beide etwas davon.“

Er beugte sich zu ihr über den Tisch. „Bitte sagen Sie Ja, Allison.“

Der drängende Blick in seinen grünen Augen irritierte sie. Er war wie eine Waffe, die er unvermittelt einsetzen konnte. Vermutlich wurde Rick Hunter nur selten eine Bitte ausgeschlagen.

Sie betrachtete den Scheck, dieses kleine rechteckige Stück Papier, das sie einen Augenblick lang so glücklich gemacht hatte.

Das Geld bedeutete so viel für die Stiftung … so viel für die Familien, die sie unterstützte. Tatsache war allerdings, dass sie seit der Highschool keine Beziehung mehr gehabt hatte. Die Vorstellung, dass sich dieser Zustand ändern konnte – auch wenn es nur eine vermeintliche Beziehung war –, machte sie nervös.

„Hören Sie, Rick.“ Sie räusperte sich. „Ich weiß nicht …“

Er setzte sich auf seinem Stuhl zurück. Auf einmal wirkte er sehr reserviert. „Sie sind mit jemandem zusammen.“

Am einfachsten wäre es gewesen, Ja zu sagen. Da Allison allerdings eine grundehrliche Person war, schüttelte sie den Kopf. „Nein. Aber …“

„Aber was?“ Sofort hatte seine Stimme wieder den überzeugenden Tonfall angenommen, der ihm bei seinen geschäftlichen Verhandlungen und auch in seinem Privatleben bestimmt sehr hilfreich war.

Sie holte tief Luft. „Ich möchte keine Beziehung. Sie lieben Ihr Leben, so wie es ist, stimmt’s? Ich mag meines auch. Sie bleiben Single, indem Sie mit Frauen ausgehen, die Ihnen nichts bedeuten. Ich bleibe Single, indem ich keine Beziehungen eingehe. Jedenfalls momentan nicht.“

Seine Überraschung war echt. „Wann hatten Sie denn Ihre letzte Beziehung?“

Sie wollte ihm nicht erzählen, dass sie bereits zehn Jahre zurücklag. Damit er es verstehen würde, müsste sie ihm Dinge erzählen, die sie sonst niemandem anvertraute. Und das konnte sie nicht.

„Das ist schon eine Weile her“, erwiderte sie ausweichend.

Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem Oberkörper und zurück. Sie trug ein unförmiges graues T-Shirt, sodass er nicht viel erkennen konnte, aber sie spürte, wie sie errötete.

„Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin. Aber wenn Sie mit niemandem zusammen sind – wo ist da das Problem?“

Allmählich wurde sie ungeduldig. „Alle meine Freunde wissen, dass ich keine Beziehung eingehe. Sie verstehen es zwar nicht, akzeptieren es aber. Wenn ich jetzt aus heiterem Himmel einen Freund hätte, würden sie sich sehr wundern. Sie würden Sie natürlich kennenlernen wollen, vor allem meine Familie. Ich habe einen älteren Bruder und eine Schwester, die beide nicht verheiratet sind. Meine Eltern wünschen sich Enkel. Wenn meine Mutter erfährt, dass ich einen Freund habe, würde sie sofort mit den Hochzeitsplanungen beginnen. Es wäre entsetzlich.“

Sie holte tief Luft. „Und da Sie ein bekannter Mann sind, würden sie auf jeden Fall Wind von dieser … ‚Affäre‘ bekommen. Wenn wir ausgehen, steht das in allen Zeitungen.“

„Meine Großmutter ist die Einzige, die glauben müsste, dass es etwas Ernstes ist“, erwiderte er nach einem Moment. „Ihren Freunden und Ihrer Familie können Sie erzählen, was Sie wollen. Sagen Sie ihnen, wir seien bloß Freunde und dass die Zeitungen das nur aufbauschen.“

Er lehnte sich vor. Seine kräftigen Schultern und sein Bizeps zeichneten sich unter dem schwarzen T-Shirt ab, als er seine Ellbogen auf den Tisch stützte.

„Bitte sagen Sie Ja“, versuchte er sie zu überreden. Sein intensiver Blick und ein strahlendes Lächeln unterstrichen seine Bitte.

Allisons Handflächen wurden feucht. Unauffällig rieb sie sie an ihren Jeans trocken und rückte mit ihrem Stuhl zurück, um ein wenig auf Distanz zu gehen. Diese Selbstsicherheit war ihr nur zu vertraut. Wie oft hatte sie sie bei den reichen Kindern erlebt, mit denen sie zur Schule gegangen war. Vor allem bei den Jungen und da bei einem ganz besonders. Paul war so sehr von sich überzeugt, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, nicht zu bekommen, was er wollte.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Tut mir leid, aber ich bin nicht die Lösung Ihres Problems.“

Er sah überrascht aus. „Sie lehnen ab?“

„Schauen Sie mich doch nicht so schockiert an. Offenbar erwarten Sie, dass die Leute alles Mögliche tun, um Ihre Wünsche zu erfüllen, aber …“

Jetzt runzelte er die Stirn. „Ich erwarte nicht, dass die Leute alles Mögliche für mich tun.“

Sie verdrehte die Augen. „Kommen Sie. Ich wette, dass Ihnen noch nie jemand eine Bitte abgeschlagen hat. Geben Sie es ruhig zu. Kriegen Sie nicht meistens, was Sie wollen? Oder sogar immer?“

Genau wie sie verschränkte er die Arme. „Nein.“

„Sie sind in einem reichen Haus aufgewachsen, nicht wahr? Das erkenne ich aus einer Entfernung von drei Meilen. Die Menschen, die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Sie sind alle gleich. Sie glauben, weil Sie …“

„Hey! Hören Sie auf damit.“

Er klang so barsch, dass sie tatsächlich schwieg. „Womit aufhören?“, fragte sie.

„Hören Sie auf mit diesen Vorurteilen. Hören Sie auf, mich wegen meines Geldes zu beurteilen. Tut mir leid, wenn Sie das beleidigt …“

„Das ist es nicht, was mich beleidigt. Vielmehr Ihr offensichtlicher Glaube, dass Ihnen alles – und jeder – in den Schoß fallen muss.“

Erneut lehnte er sich vor. „Das stimmt nicht. Das habe ich nie erwartet. Ich könnte Ihnen eine lange Liste mit Dingen geben, die ich niemals bekommen habe.“

Sie runzelte die Stirn. „Ihre ungewöhnlich große Selbstsicherheit erzählt eine andere Geschichte.“

Er schüttelte den Kopf. „Ich werde mich nicht für meine Selbstsicherheit rechtfertigen. Okay, ich bin selbstbewusst. Aber nicht, weil ich Geld habe, wie Sie offenbar glauben. Ich bin selbstbewusst, weil ich an mich glaube. Glauben Sie an sich?“

Natürlich tat sie das. Jedenfalls soweit es ihre Arbeit betraf. Was ihr Privatleben anging …

Unwichtig, beschloss Allison. Ungeduldig zuckte sie mit den Schultern. „Ich denke schon. Aber wir kommen vom Thema ab …“

„Sie sind vom Thema abgekommen, wenn ich mich recht erinnere. Mit Ihrem Vorurteil gegen die Reichen.“

„Ich habe keine Vorurteile.“

„Ich verstehe nicht, wie Sie unter diesen Umständen eine Wohltätigkeitsorganisation leiten können. Sind die Wohlhabenden nicht die Basis für Ihre Arbeit? Wie schaffen Sie es, Ihre Verachtung vor ihnen zu verbergen, wenn Sie sie um Spenden bitten?“

Sie errötete. „Was Sie da sagen, ist ganz schrecklich. Zum einen sind es nicht nur die Reichen, die spenden. Und zum anderen hasse ich reiche Leute nicht. Ich bin jedem, der sein Geld – oder seine Zeit – der Stiftung zur Verfügung stellt, außerordentlich dankbar. Vor allem, wenn es von Herzen kommt und nicht, weil sie eine Gegenleistung erwarten.“

Seine Kinnmuskeln verspannten sich. „Wie ich, nicht wahr? Wollten Sie das hören? Ja, ich bin egoistisch. Nein, ich gebe nichts, ohne etwas zurückzuerwarten. Tut mir leid, wenn ich Ihre hohen moralischen Ansprüche, was menschliches Verhalten angeht, nicht erfülle oder nicht in Ihre Welt passe, in der sich jeder wie ein Heiliger benimmt. Aber jetzt will ich Ihnen mal von der Realität erzählen.“

Er klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. „Alle Wohltätigkeitsorganisationen im Land haben im Moment zu kämpfen, und Ihre ist keine Ausnahme. Sie können über mich die Nase rümpfen und Ihre Stiftung darben lassen – oder Sie können zugeben, dass Sie mein Geld brauchen, und es nehmen. Wie viele der Familien, um die Sie sich angeblich so hingebungsvoll kümmern, werden darunter leiden, wenn Sie es ablehnen?“

Er lehnte sich wieder zurück. „Das klingt für mich verdammt egoistisch.“

Vor Zorn zitterten ihr die Hände. Aber das Schlimmste war: Sie wusste, dass er recht hatte.

Wenn sie seine Spende ablehnte, musste sie ihre Hilfsprogramme einschränken. Daran war nicht zu rütteln.

Über den Tisch hinweg schaute sie ihn an. Als sie die Kälte in seinem Blick bemerkte, spürte sie, wie sie plötzlich kühn wurde.

Warum sollte sie sein Angebot nicht akzeptieren? Sie würden ein paar Mal in überteuerte Restaurants gehen und ein paar steife Gespräche führen. Warum fühlte sie sich bei dieser Vorstellung so nervös, unbehaglich und unsicher? In diesem Moment war ihr überhaupt nicht unbehaglich zumute. Die Wut in ihrem Bauch vermittelte ihr das Gefühl, alles tun zu können.

Ja, sie würde sein Geld nehmen. Mit einer so großzügigen Spende konnte sie ihr Programm sogar noch erweitern und neue Projekte ins Leben rufen. Sie würde noch mehr Familien erreichen.

Und sie würde noch etwas anderes von ihm bekommen.

„Ich tue es.“

Vor Überraschung blinzelte er. „Wie bitte?“

„Ich steige auf Ihr Angebot ein.“

„Wirklich?“

„Unter einer Bedingung.“ Sie lehnte sich vor und hoffte, so entschlossen wie möglich auszusehen. „Sie besuchen Julie am Samstag im Krankenhaus.“

Wenn sie jetzt die Augen niederschlug, wäre das ein Zeichen von Schwäche. Deshalb hielt sie seinem Blick stand und betrachtete seine zusammengezogenen Augenbrauen.

Nach einer Minute begann er, mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln. Als ihm bewusst wurde, was er tat, ballte er die Hand zur Faust.

„Und wenn ich Nein sage?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Dann müssen Sie sich eine andere anständige Frau suchen, die Sie nicht attraktiv findet. So schwer dürfte das ja wohl nicht sein. Meiner Meinung nach müssten diese beiden Eigenschaften Hand in Hand gehen.“

Wieder entstand ein sekundenlanges Schweigen. Er öffnete die Faust und lehnte sich zurück.

„Ich hätte mir denken können, dass Sie eine knallharte Geschäftspartnerin sind. So schnell geben Sie nicht auf, was?“

„Die Familien, mit denen ich arbeite, geben auch nicht auf. Sie sind mein Vorbild.“ Sie holte Luft. „Steht der Vertrag nun oder nicht?“

Er musterte sie durchdringend. „Er steht“, bestätigte er.

Ein Vertrag.

Eine halbe Million für die Stiftung. Julies Wunsch ging in Erfüllung.

Und eine Verabredung mit einem der begehrtesten Junggesellen, wie die People schrieb. Sogar mehrere Verabredungen. Mehrere Monate lang Verabredungen.

Ihr wurde ein wenig schwindlig. „Okay.“ Wieder holte sie tief Luft. „Ich glaube, Sie haben Besseres zu tun, als den ganzen Abend mit mir hier herumzusitzen.“ Sie griff nach ihrer Handtasche und verstaute den Scheck sorgfältig. Dabei zitterten ihre Hände ein wenig. „Wann kann ich ihn einlösen? Wollen Sie warten, bis ich meinen Teil der Verpflichtungen erfüllt habe?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich vertraue Ihnen. Sie sind doch eine anständige Frau, oder?“

Er lächelte tatsächlich ein wenig, und zögernd erwiderte sie das Lächeln. „Ich werde Julie sagen, dass Sie am Samstag kommen.“

Wäre er kein mächtiger Chef gewesen, hätte sie den Blick in seinen Augen für Panik gehalten. „Ich habe gedacht, Sie seien auch dabei. Oder etwa nicht?“

Sie seufzte. „Wenn Sie möchten. Vierzehn Uhr im Krankenhaus?“

Die Anspannung in seiner Miene ließ ein wenig nach. „In Ordnung. Und abends gehen wir gemeinsam essen.“

Jetzt spürte Allison so etwas wie Panik.

„Kann ich Sie irgendwo absetzen?“

Er stand auf und streckte die Hand aus. Zögernd reichte Allison sie ihm. Sein Griff war warm und fest, als er ihr beim Aufstehen half. Sie trat einen Schritt zurück, als sie ihm ihre Hand wieder entzog. Ihre Haut kribbelte, und ihre Wangen verfärbten sich rosig.

„Nicht nötig. Trotzdem vielen Dank.“

Jetzt stand er ganz nahe vor ihr, und sie musste den Kopf heben, wenn sie ihm ins Gesicht sehen wollte.

Sie trat einen weiteren Schritt zurück. „Na dann … gute Nacht.“

Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um und bahnte sich rasch einen Weg durch die Menge zur Tür. Sobald sie auf der Straße stand, sog sie die kühle Abendluft tief in ihre Lungen.

Sie hatte eine Abmachung mit Rick Hunter getroffen. Ein gradliniges geschäftliches Arrangement. Rein geschäftlich – für ihn. Was sie anbetraf – nun ja, gradlinig ging es in ihren Gedanken gerade nicht zu.

Wieder holte sie tief Luft. Es war für die Stiftung. Sie musste an die Familien denken, denen sie mit Ricks Geld helfen konnte – und nicht an Rick mit seinem schwarzen Haar, den tiefgrünen Augen und seinem muskulösen Körper.

An sein kühles Verhalten wollte sie auch nicht denken – oder an das, was für Bruchteile von Sekunden sichtbar gewesen war.

Er glaubte, sie finde ihn nicht attraktiv.

Hoffentlich glaubte er das immer noch, wenn ihr Vertrag endete. Denn sie wollte sich auf keinen Fall zu ihm hingezogen fühlen.

Und vor allem sollte er nicht wissen, dass sie es tat.

4. KAPITEL

Rick redete sich ein, dass es nicht so schlimm werden würde. Eine Stunde, höchstens zwei.

Doch als er nun an der Fassade des James Memorial Hospital emporschaute, blieb er unwillkürlich wie angewurzelt stehen.

„Rick?“

Er drehte sich um. Hinter ihm stand Allison.

Sie sah aus wie eine frische Brise in ihrer langärmeligen, hellgelb und lavendelgrün gestreiften Baumwollbluse. Verblichene Jeans betonten die Form ihrer schlanken Beine. Ihr seidiges kurzes Haar war der perfekte Rahmen für ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen, dem fein geschwungenen Kinn und den ernsten blauen Augen. In der Aprilsonne schimmerte ihr kastanienbraunes Haar wie Gold. Er fragte sich, warum er bislang immer Frauen mit langen Haaren bevorzugt hatte.

„Guten Tag“, begrüßte er sie.

Allison runzelte die Stirn. „Alles in Ordnung? Sie sehen aus, als sei Ihnen nicht gut. Sollen wir den Termin lieber verschieben?“

Er schüttelte den Kopf. Er wollte verflucht sein, wenn er jetzt Schwäche zeigte – auf keinen Fall vor Allison. „Mir geht’s gut“, log er. „War gestern mit einigen Freunden aus und habe dem Southern Comfort etwas zu intensiv zugesprochen. Wahrscheinlich sind das die Nachwirkungen.“ Das stimmte – bis auf die Nachwirkungen. Auch mit fünfunddreißig vertrug er noch so viel wie ein Einundzwanzigjähriger.

„Nun, wenn Sie meinen …“ Sie ging zur gläsernen Drehtür, und er zwang sich, ihr zu folgen. Konzentriere dich auf Allison, befahl er sich. Sie wirkte so … beruhigend. Süß und munter und warmherzig.

Am Ende der Lobby musste er erneut innehalten. Sie standen vor dem Blumenladen. Erinnerungen an seinen letzten Besuch überwältigten ihn.

Er hatte seiner Mutter Blumen besorgt – einen Tag vor ihrem Tod. Jahrelang hatte ihm der Duft dieser Blumen Übelkeit verursacht.

„Rick! Ist alles in Ordnung?“

Es war ihm peinlich, dass Allison ihn so sah. Er hasste sich dafür, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte. Dazu sollte er eigentlich in der Lage sein. Er war ein erfolgreicher Unternehmer auf dem Gipfel seiner Karriere.

Und jetzt hätte er genauso gut wieder siebzehn sein können. Er hatte das Gefühl, dass alles, wofür er bisher gearbeitet hatte, ihm mit einem Schlag genommen worden war.

„Rick, Sie machen mir Angst. Sagen Sie mir, was los ist.“

„Ich … ich brauche noch eine Minute.“

Im Wartebereich ließ er sich auf einen der harten Plastikstühle fallen. Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf seine Knie und starrte auf die Bodenfliesen. Ihm war bewusst, dass Allison sich neben ihn gesetzt hatte, aber er konzentrierte sich auf sein Atmen und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. Er wollte wieder er selbst sein. Ruhig und kontrolliert.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich nach ein paar Minuten, als er sie wieder anschauen konnte. Dutzende von Lügen, die er ihr auftischen konnte, schwirrten ihm durch den Kopf, aber jede einzelne blieb ihm in der Kehle stecken.

„Meine Mutter ist an Krebs gestorben“, platzte es aus ihm heraus. Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren. „In diesem Krankenhaus. Vor achtzehn Jahren. Seitdem war ich nicht mehr hier. Ich bin seitdem in gar keinem Krankenhaus gewesen.“

Er hatte das noch niemandem erzählt. Von seiner Mutter hatte er seit dem Tag ihres Todes nicht mehr gesprochen. Warum zum Teufel sollte er auch? Es ging niemanden etwas an – auch Allison eigentlich nicht. Er spürte, wie er rot wurde – wie ein kleiner Junge. Es machte ihn wütend.

„Das tut mir leid.“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm. „Das hätten Sie mir sagen sollen. Wir müssen ja nicht bleiben. Sollen wir gehen?“

Sein Zorn verrauchte. Wie konnte er Allison böse sein? Ihre Hand auf seinem Arm fühlte sich angenehm an, und in ihrem Blick lag echtes Mitgefühl.

Er holte tief Luft und richtete sich in seinem Stuhl auf. „Nein. Es geht mir gut. Und ich will das machen.“ Er schaute sie an. „Ihre Schwester ist auch an Krebs gestorben, nicht wahr? Ich habe es in Ihrem Lebenslauf gelesen. Und Sie meiden ja auch keine Krankenhäuser. Oder Menschen mit Krebs.“

Sie schüttelte den Kopf. „Jeder Mensch reagiert anders auf Kummer. Das habe ich in den letzten zehn Jahren gelernt. Ich habe meine Stiftung ins Leben gerufen. Das musste ich tun, um damit klarzukommen. Sie haben das anders verarbeitet. Aber Sie sollten sich nicht danach beurteilen, wie Sie auf diesen Verlust reagiert haben. Und Sie sollten sich jetzt auch nicht zu dem Besuch zwingen, wenn Sie dafür nicht bereit sind. Ich werde Julie erzählen …“

„Nein. Ich möchte sie sehen. Und ich werde mich … zusammenreißen.“

„Geben Sie sich so, wie Sie sich fühlen. Die Kinder brauchen keine Menschen, die sich wie Clowns benehmen. Es ist gut, wenn man eine positive Ausstrahlung hat, aber noch besser ist es, aufrichtig zu sein. Kinder sind sehr sensibel – sie spüren, wenn man ihnen etwas vormacht. Verstehen Sie, was ich meine?“

„Ja.“ Er holte tief Luft. „Okay. Gehen wir.“

Allison spürte Ricks Anspannung, als sie mit dem Aufzug in die Kinderabteilung im vierten Stock fuhren.

Rick hatte Julies Wunsch also nicht abgelehnt, weil er egoistisch war. Sondern weil er wusste, wie schwer es ihm fallen würde, hierher zurückzukommen. An den Ort, wo er diesen Verlust erlitten hatte.

Sie hatte eine ihrer wichtigsten Regeln gebrochen – über jemanden geurteilt, ohne ihn genauer zu kennen. In ihrem Job lernte sie Leute von ihrer besten und ihrer schlechtesten Seite kennen, und deshalb nahm sie zuerst einmal nur das Beste von den Menschen an, egal unter welchen Umständen. Der menschliche Charakter war schließlich kompliziert, und sie hütete sich normalerweise, ein vorschnelles und oberflächliches Urteil zu fällen.

Warum hatte sie sich bei Rick nicht an die Regeln gehalten?

In der Lobby hatte er wie ein kleiner Junge gewirkt, der mit einem unwillkommenen Gefühl fertig werden musste – Kummer oder Wut oder Scham. Wie würde er wohl reagieren, wenn er Julie sah? Man konnte dem Mädchen ansehen, dass es Krebs hatte mit seinem schmalen, blassen Gesicht und dem Kopftuch, das seine Kahlköpfigkeit verbarg.

Als sie das Zimmer betraten, schaute Julie mit höchster Konzentration auf einen Computerbildschirm und betätigte das Steuergerät in ihrer Hand so rasch, dass Allison ihr kaum folgen konnte. Ihre Umgebung schien sie vollkommen vergessen zu haben. Sie bemerkte nicht einmal, dass Rick und Allison an ihr Bett traten.

Allison warf Rick einen Blick zu und sah mit Erleichterung, dass es ihm besser ging. Er beobachtete Julie bei ihrer Tätigkeit, und Allison traf die harte Erkenntnis, dass er dieses Spiel entworfen hatte. Über den Bildschirm huschten Figuren, die mit ihren Schwertern und Speeren irgendwie mittelalterlich aussahen und gegen Gestalten kämpften, die ebenfalls Schwerter in der Hand hatten und Eidechsen in Menschengestalt ähnelten.

Julie stieß einen enttäuschten Schrei aus, als eine der Gestalten, ein hochgewachsener, blonder junger Mann in einem Kettenhemd, von einem Pfeil im Nacken getroffen wurde und zu Boden sank.

„Keine Sorge“, sagte Rick und griff nach dem Steuergerät. „Man kann einen Zauber aktivieren, der dem Helden das Leben rettet. Das weiß nur kaum einer, der noch nicht bis zur vierzigsten Ebene vorgedrungen ist, aber …“

Vor Julies Augen richtete sich der Held wieder auf und zog sich den Pfeil aus dem Fleisch, das sofort wieder heilte. Dann sprang er auf die Füße, stieß einen schauerlichen Schlachtruf aus und stürzte sich wieder in das Getümmel.

Rick drückte auf Pause und gab Julie den Joystick zurück. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Manchmal lasse ich mich einfach mitreißen. Ich bin …“

„Ich weiß, wer Sie sind“, sagte Julie. Ihre Stimme klang leise, aber ihre Augen glänzten, als sie ihn anschaute.

Allison verkniff sich ein Lächeln. „Julie, das ist Richard Hunter. Rick, das ist Julie Pratt.“

„Hallo, Julie“, begrüßte Rick sie mit ausgestreckter Hand. Julie ergriff sie so ehrfurchtsvoll, als stünde ein König vor ihr.

„Ist Eric dein Liebling?“, erkundigte Rick sich, während er einen Stuhl an ihr Bett zog und sich hinsetzte.

„Mhm“, antwortete Julie. „Mir gefällt es, dass er zaubern kann, aber er ist auch ein Krieger. Und er hat so eine traurige Vergangenheit.“

„Er ist die vielschichtigste Figur“, pflichtete Rick ihr bei. „Sollen wir zu zweit spielen? Ich könnte Teska oder Unthas übernehmen.“

Julie stieß einen Laut aus, den Allison als Zustimmung interpretierte. Rick musste ihn genauso verstanden haben, denn er nahm ein zweites Steuergerät, das unter dem Nachtkästchen stand, und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. Er sah genauso begeistert aus wie Julie.

Allison zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und beobachtete die beiden fasziniert. Erstaunlich, wie rasch das Spiel sie zusammengebracht hatte. Rick und Julie unterhielten sich über Kampftaktiken, über die Abenteuer, die ihre Helden bestehen mussten, und das Labyrinth der Träume, das offenbar die innersten Wünsche der Protagonisten zum Vorschein brachte.

Das war ein ganz anderer Rick Hunter als der Mann, den sie vor zwei Tagen kennengelernt hatte. Heute hatte er sich einer schmerzlichen Erinnerung stellen müssen, aber er hatte es mit ihr aufgenommen, und nun sah es so aus, als habe er vergessen, seinen Schutzpanzer wieder anzulegen. Er spielte und lachte mit Julie, als wären sie beide sechzehn.

Allison räusperte sich. „Es sieht so aus, als kämt ihr beide ganz gut allein zurecht. Da kann ich ja jetzt ein paar Besuche machen.“

Julie beachtete sie gar nicht, aber Rick warf ihr ein verschmitztes Grinsen zu, bevor er sich wieder dem jungen Mädchen widmete, das aussah, als habe es soeben das größte Geschenk seines Lebens erhalten.

Als sie zurückkam, war der Bildschirm ausgeschaltet, aber die beiden unterhielten sich immer noch angeregt über das Spiel. „Stimmt es, dass Sie das Haus in dem Spiel nach Ihrem eigenen gestaltet haben?“

„Es ist nicht meins“, verbesserte Rick sie. „Hunter Hall gehört meiner Großmutter. Als Kind habe ich dort viel Zeit verbracht.“

Das also war das Haus, von dem Rick im Coffeeshop gesprochen hatte … das Haus, das seine Großmutter jemand anderem vererben wollte. „Kann ich es mal sehen?“, fragte Allison.

Jetzt erst merkten die beiden, dass sie nicht mehr allein waren. Rick stand auf, um ihr seinen Platz anzubieten.

„Muss er jetzt gehen?“, fragte Julie enttäuscht.

„Nein“, antwortete er, und sofort strahlte sie wieder übers ganze Gesicht.

„Kann ich das Haus mal sehen, über das ihr gesprochen habt?“, wiederholte Allison, während sie sich auf die Kante von Julies Bett setzte.

Sie schaltete den Computer ein, und das Bild eines zweistöckigen Gebäudes erschien auf dem Bildschirm. „Das ist das Haus der Zauberer“, erklärte Julie. „Da drin sind jede Menge Dinge versteckt, die dem Helden weiterhelfen.“

„Es ist wirklich wunderschön“, meinte Allison, als sie die Details betrachtete, mit denen das Gebäude gestaltet worden war: Balkone, Giebel, Gauben und Säulen. „Das haben Sie wirklich entworfen?“ Sie drehte sich zu Rick um.

„Nur das Spiel. Das Haus, wie ich schon gesagt habe, ist Hunter Hall nachempfunden. Es gibt also ein reales Vorbild.“

Ein paar Minuten war sie in den Anblick des Hauses vertieft, während Rick mit dem Mädchen redete und lachte. In diesem Moment sah Julie überhaupt nicht mehr aus wie jemand, dem der Krebs übel mitgespielt hatte.

Allisons Blick wanderte zu Rick. Er trug ein braunes Hemd und verwaschene Jeans, die seine langen muskulösen Beine betonten. Seine Stiefel sahen genauso abgewetzt aus wie die Hose, als er die Beine lässig vorstreckte und einen Fuß über den anderen legte.

Er wirkte wie ein Löwe, der sich die Sonne aufs Fell scheinen ließ. Er strahlte eine gewisse Macht aus, eine unterdrückte Kraft in jedem Muskel – und eine wache Intelligenz, die genauso beeindruckend war wie seine Stärke.

Rick Hunter war der letzte Mensch auf der Welt, von dem man sich vorstellen konnte, ihn bemitleiden zu müssen. Er war die fleischgewordene Erfolgsstory. Er hatte Geld, sah gut aus, verfügte über Einfluss und Ansehen. Wie passte das zu dem Mann, den sie in der Lobby erlebt hatte, der noch achtzehn Jahre nach dem Tod seiner Mutter unter dem Verlust litt? Und wie passte es zu dem Haus, das er für das Spiel erschaffen hatte – ein Ort wie der Heilige Gral, eine Quelle der Magie, die praktisch unerreichbar war und nach der die meisten Spieler strebten, ohne jemals zu ihr zu gelangen?

Allison wusste es nicht. Aber sie wusste, dass mehr in Rick Hunter steckte, als auf den ersten Blick zu vermuten war, und dass sie über ihn geurteilt hatte, ohne ihn zu kennen, wie er ihr vorgeworfen hatte.

Autor

Teresa Hill

Teresa Hill wurde mitten im romantischen Kentucky geboren und wuchs mit dem Gedanken auf, es gäbe nichts Schöneres auf der Welt als Bücher zu schreiben. Kein Wunder, denn die Stadtbibliothek war in einer wunderschönen alten Kirche eingerichtet, und hier verbrachte Teresa richtig viel Zeit. Bücher erschienen ihr fast als heilig...

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<p>Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt – in den weiten „Wilden Westen“, an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.</p>
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