Der Strand der Träume

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Zwei Meilen Paradies - so hatte Meg den Strand von Crescent Cove immer genannt, den Traumort ihrer Jugend. Aber nachdem Meg dort ihre große Liebe Peter durch einen Unfall verlor, ist das Vergangenheit. Seitdem war sie nicht mehr da, glaubt auch nicht mehr an das Paradies. Bis … ja, bis Meg bei der Strandhausvermietung aushilft, die ihre Schwester dort betreibt - und Caleb McCall begegnet. Und zutiefst von dem attraktiven Gast mit den braunen Augen fasziniert ist, der Peter so verblüffend ähnlich sieht. Das kann doch kein Zufall sein, oder?


  • Erscheinungstag 01.03.2014
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783955763404
  • Seitenanzahl 65
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Christie Ridgway

Der Strand der Träume

Aus dem Amerikanischen von Sonja Sajlo-Lucich

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Beach House Beginnings

Copyright © 2013 by Christie Ridgway

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95576-340-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Zwei Meilen Paradies.

In der Kindheit war Crescent Cove in Südkalifornien für Meg Alexander immer ihr ganz eigenes Märchenland gewesen. Und als sie jetzt, zehn Jahre später, über den warmen Sand lief, dachte sie, wie glücklich sie sich schätzen konnte, hier aufgewachsen zu sein.

Ihr Urgroßvater hatte das Land damals gekauft, um hier seine Stummfilme wie The Courageous Castaway oder Sweet Safari zu drehen. Die tropische Vegetation, die er 1919 hatte herbringen lassen, um den Drehort so authentisch wie möglich zu gestalten, gedieh heute prächtig in der Bucht. Das leuchtende Grün von Dattelpalmen und die lachsfarbenen und scharlachroten Bougainvillea, die sich durch den heimischen Beifuß wanden, bildeten schöne Farbtupfer auf den sandfarbenen Klippen beim Strand. Näher am Ufer umsäumten großblättrige Bananenstauden, mexikanische Fächerpalmen und farbenfrohe Hibiskusbüsche die fünfzig Strandhäuser, von denen die meisten von 1920 bis in die 1950er Jahre in eklektischem Stil errichtet worden waren.

Jedes einzelne der Strandhäuser in Crescent Cove war anders, gebaut nach den jeweiligen Launen der Mode, die heute längst vergessen waren. In den Farben ebenso unterschiedlich wie in Form und Größe, fügten sich doch alle Häuser harmonisch in das Landschaftsbild ein. Die einzige Gemeinsamkeit der Häuser waren die großen Fenster, die Richtung Ozean zeigten.

In diese Richtung wagte Meg jedoch nicht zu schauen.

Früher hatte ihre Mutter ihr und ihrer kleinen Schwester Skye immer erzählt, dass Nixen im Meer lebten, die die Bucht mit ihren Zauberkräften bewachten. Als Kind hatte Meg diese Geschichten geglaubt, genauso wie sie geglaubt hatte, dass die flachen Seeigel, die aussahen wie Taler, die Währung der Meerleute waren und Seeglas die verlorenen Steine eines unbekannten Brettspiels der Kinder des Meervolks.

Heute glaubte Meg nicht mehr an Magie und Märchen.

„Guten Morgen“, ertönte da eine ältere männliche Stimme.

Meg blickte auf. „Hallo, Rex. Wünsche einen guten Morgen zurück.“ Rex Monroe, über neunzig Jahre jung, war neben Skye der Einzige, der ständig hier in der Bucht wohnte. Skye verwaltete und managte den Besitz, seit ihre Eltern nach Frankreich in die Provence übergesiedelt waren. Gestern war Meg dem scheinbar ewig jungen Alten zum ersten Mal nach zehn Jahren bei seinem Spaziergang am Strand begegnet, und genau wie heute war der Himmel wolkenverhangen – das typische fahle Maigrau – und es hatte nach Regen gerochen. „Machst du wieder deinen Frühsport?“

Rex klopfte sich auf den Bauch, der unter seinem karierten Flanellhemd spannte. „Nicht nur ihr Frauen müsst auf eure Figur achten. Und, hast du dich schon wieder eingelebt?“

„Oh, sicher.“ Meg winkte ab. Es war ein seltsames Gefühl, wieder in dem Zimmer ihrer Kindheit und Jugend zu schlafen, nachdem sie vor zehn Jahren Crescent Cove mit neunzehn verlassen hatte. Aber nun war ihre Schwester zu der Hochzeit einer Freundin eingeladen worden, mit der sie damals im College zusammengewohnt hatte. Gleichzeitig war das Wochenende zum Memorial Day immer der Startschuss für die Saison in Crescent Cove. Und so würde Meg für Skye einspringen und die Stellung halten, irgendjemand musste schließlich die Schlüssel für die Strandhäuser ausgeben und anwesend sein, um sich um kleinere Krisen kümmern zu können.

Auch wenn es Megs Meinung nach die größere Krise war, wieder hier zu sein.

„Wie ich sehe, hast du einen Satz Werkzeuge dabei.“ Rex zeigte auf die Leinentasche, die über ihrer Schulter hing. „Gibt es schon etwas zu reparieren für dich?“

„Nichts Dringendes. Ich will mich nur in Bewegung halten.“ Alles, nur damit sie nicht an den letzten Sommer denken musste, den sie damals hier in der Bucht verbracht hatte. „Ich wollte das Verandageländer von Strandhaus Nr. 9 abschleifen. So viel ich verstanden habe, wohnt Griffin Lowell schon seit zwei Monaten dort. Und jetzt, da er für ein paar Tage weg ist, hat Skye den Maler bestellt, weil ein neuer Anstrich nötig ist.“

Rex bedachte Meg mit einem durchdringenden Blick, der daran erinnerte, dass er im Zweiten Weltkrieg Kriegsberichterstatter gewesen war und für seine Reportagen einen Pulitzerpreis erhalten hatte. „Was denn? Und der Mann, den Skye beauftragt hat, bringt keine Schleifmaschine mit, um die alte Farbe zu entfernen?“

„Nun …“ Meg schaute in ihre Tasche, in der Spachtel, Sandpapier und einige andere Werkzeuge zusammen mit ihrer Wasserflasche lagen. „Wie heißt es doch so schön? Wer rastet, der rostet. Ich dachte mir, ich kann die Arbeit auch selbst erledigen. Faulenzen ist gefährlich.“ Und umso gefährlicher, weil sie dann zu viel Zeit hätte, um über den letzten Sommer nachzugrübeln. Über Peter.

Rex nickte, als wüsste er genau, was sie alles nicht aussprach. „Komm ruhig auf einen Besuch vorbei, wenn du Gesellschaft brauchst.“

„Ja, gern. Danke für die Einladung.“ Sie lächelte Rex an, auch wenn ihr auch jetzt schon klar war, dass sie nicht bei ihm auftauchen würde. Sie wollte keine Gesellschaft haben. In Gesellschaft würde das Thema Peter vielleicht aufkommen. Die Frage könnte fallen, weshalb sie von ihrem Zuhause weggerannt und nie wieder zurückgekehrt war. Und dann wäre sie versucht gewesen, sich einzugestehen, wie viel sie verloren hatte. Damit meinte sie nicht nur die Unbeschwertheit des jungen Mädchens.

Nein, sie war zu clever, um das geschehen zu lassen.

„Genieße den Spaziergang, Rex“, sagte sie und ging weiter den Strand entlang.

An der Südspitze wurde Crescent Cove von hohen Klippen begrenzt, die weit in den Pazifik hinausliefen. Oben wirkten die Klippen wie ein Plateau, aber an den Seiten gab es Stufen und Vorsprünge, von denen waghalsige Kliffspringer sich ins Meer stürzten. Skye hatte überall Verbotsschilder aufgestellt, die vor den Gefahren warnten, doch wenn man sich die ausgetretenen Kletterpfade von hier unten betrachtete, bewirkten die Schilder wohl nicht viel. Das letzte Strandhaus in der Bucht, ein zweistöckiges Holzhaus mit blau-grünen Fensterrahmen und einer großen Veranda, die weit über den Strand reichte, schmiegte sich direkt an die Klippen. Die Hausnummer war in ein Stück Treibholz geschnitzt, das die gleiche Farbe wie die Rahmen hatte und neben der Tür angenagelt war. Strandhaus Nr. 9.

Meg stieg die Holzstufen zur Veranda hinauf, legte ihre Tasche auf dem Tisch unter dem Sonnenschirm ab und sah sich um. Eine Hollywoodschaukel, mehrere Stühle und ein Stapel mit zusätzlichen Stühlen, in der Ecke der Grill. Alles schien in Ordnung zu sein. Zwar war der Mieter nicht hier, doch im Juni würde er zurückkommen. Danach würden andere Gäste anreisen und über Juli und August in Nr. 9 bleiben. Skye hatte ihr gesagt, dass fast alle Häuser den Sommer über ausgebucht waren, und das war gut so, denn in der Sommersaison wurden die Haupteinnahmen gemacht. Im Herbst würde es dann ruhiger werden, und im Winter und Frühling würden die meisten Häuser leer stehen.

Die Stirn gerunzelt studierte Meg das Geländer. Skye war zu Recht verärgert. Die Farbe blätterte in großen Flocken ab, obwohl die Ausbesserungsarbeiten erst im Februar vorgenommen worden waren. Wenn die Saison zu Ende war, blieb Zeit für die nötigen Instandhaltungsarbeiten, und die Malerfirma war im Frühjahr erst hier gewesen. Was immer die Handwerker getan hatten, es hatte nicht lange vorgehalten.

Andererseits war Meg froh darum. So war sie beschäftigt und musste nicht an …

An niemanden. Sie musste an niemanden denken.

Sie holte ein Haargummi aus der Tasche und band ihre goldblonden Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Ganz bewusst entspannte sie ihre Gesichtsmuskeln. „Stirnrunzeln macht Falten“, murmelte sie vor sich hin. „Du willst doch nicht grimmig aussehen, oder?“

Andererseits … sie war neunundzwanzig, noch dazu Buchhalterin. Vielleicht hatte sich die grimmige Miene ja schon festgesetzt.

Sie verdrängte die deprimierende Vorstellung und machte sich an ihr Vorhaben. Sie begann an der Geländerecke, und schon bald stand sie mit ihren Flipflops in Farbflocken, die Schnipsel bedeckten ihre Hände und Arme, klebten an ihrer Jeans und ihrem T-Shirt, verdeckten fast das Wort mit Ausrufezeichen, das auf dem Stoff über ihre Brust lief: Mäh!

Die knappe Zusammenfassung ihres Lebens.

Mäh. Meg. Beides begann mit M, beides klang ähnlich.

Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, dabei hatte sie die kleine Wasserflasche, die sie mitgebracht hatte, schon fast leer getrunken. Das fahle Maigrau kämpfte eine Schlacht mit der Sonne, und auch wenn das Grau zu gewinnen schien, so waren die Temperaturen doch definitiv angestiegen. Der letzte Schluck Wasser half nicht viel, deshalb beschloss Meg, sich mit dem Generalschlüssel ins Strandhaus zu lassen und ihre Plastikflasche in der Küche aufzufüllen.

Der Mieter von Nr. 9, Griffin Lowell, hatte schon als Kind den Sommer über mit seiner Familie in diesem Bungalow gewohnt. Damals waren sie Freunde gewesen, und er würde sicher nichts dagegen haben. Obwohl Skye ihr erzählt hatte, dass Griffin dem abenteuerlustigen Wildfang von damals überhaupt nicht mehr ähnelte. Er war jetzt Journalist und hatte als Berichterstatter ein ganzes Jahr mit den Truppen in Afghanistan zugebracht. Nun war er zurück, ein wortkarger Einzelgänger, der in Ruhe gelassen werden wollte. Meg hoffte für ihn, dass er hier finden würde, wonach er suchte, auch wenn es bei ihr selbst hingegen wohl noch dauern würde, bis sie ihren Frieden mit Crescent Cove schließen konnte.

Die Schiebetür war schwer, also ließ Meg sie offen stehen. Es würde ja auch nur eine Minute dauern, bis die Flasche wieder aufgefüllt war. Auf dem Weg nach draußen jedoch rutschte Meg mit den nackten Füßen – die mit Farbflocken bedeckten Flipflops hatte sie ausgezogen und auf der Veranda gelassen – auf dem lackierten Holzboden aus. Die Flasche glitt ihr aus den Fingern, als sie mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten. Nachdem sie die Balance wiedergefunden hatte, bemerkte sie, wie die Flasche über den Boden auf die gläserne Schiebetür zurollte. In der ein Paar Schuhe zu sehen waren.

Schuhe?

Genau in dem Moment, in dem Meg aufschaute, gewann die Sonne die Oberhand und brach durch die Wolken. Das plötzliche Licht blendete sie und machte aus der Gestalt in der Tür eine dunkle Silhouette. Eine männliche dunkle Silhouette, neben der ein großer struppiger Hund hockte.

Megs Herz flatterte vor Aufregung, sowie sie die Gestalt im Türrahmen erkannte. Sie musste sich am Bücherregal festhalten. Peter!

Innerhalb einer Sekunde erlebte sie noch einmal die überschäumende Freude jenes Sommers vor zehn Jahren, als sie den zweiundzwanzigjährigen College-Absolventen kennengelernt hatte. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt, und ihm war es ebenso ergangen. Plötzlich hatte die Welt so glorreich und rosig ausgesehen, hatte alles verheißen, was ihre Mutter ihr immer von der Liebe versprochen hatte. Das Märchen war wahr geworden – genau wie Meg es sich immer erträumt hatte, seit sie Disneys Die kleine Meerjungfrau gesehen hatte. Peter Fleming war ihr Prinz.

In jenem Sommer hatte sie ihre Zukunft in Händen gehalten. Sie beide zusammen hätten die ganze Welt mit der Energie aus der so lebendig sprudelnden Quelle ihres Glücks versorgen können

Er war zurück! Ihr Herz raste, hämmerte gegen ihre Rippen, als wolle es ihr aus der Brust springen. Peter!

Hatte sie den Namen laut ausgesprochen? Denn die dunkle Gestalt schüttelte jetzt den Kopf und kam in den Raum hinein. Der Hund folgte ihm, die Krallen klackten auf dem Holzboden. „Ich heiße Caleb“, sagte der Mann. „Caleb McCall.“

Mit leerem Blick starrte sie ihn an, ihr Herz, das sich federleicht angefühlt hatte, zog sich schmerzhaft zusammen. Die kurze maßlose Freude wurde verdrängt von der Trauer, die sie ebenfalls in jenem Sommer erfahren hatte. Meg begann zu zittern, sowie der Schock sie einholte.

Ohne wirklich etwas zu sehen, verfolgte sie, wie der Mann sich nach der Flasche bückte und mit ausgestreckter Hand auf sie zutrat. „Scheint so, als könnten Sie einen Schluck hiervon gebrauchen“, meinte er.

Meg ließ das Bücherregal los und griff nach der Wasserflasche. Noch immer war ihr Gehirn damit beschäftigt, den Schock zu verarbeiten. Natürlich war dieser Mann nicht Peter. Peter war vor zehn Jahren tödlich verunglückt. An einem sonnigen stillen Augustnachmittag war er mit seinem Kajak von einer plötzlichen Monsterwelle heruntergezogen worden und ertrunken, wie man annahm.

Trotzdem … der Fremde ähnelte Peter. So könnte Peter heute aussehen, hätte er denn überlebt. Der gleiche goldene Hautton, das gleiche hellbraune Haar, wenn auch kurz, während Peters Haar damals länger gewesen war. Der Mann – Caleb hieß er, hatte er gesagt – schaute sie jetzt besorgt mit leicht zusammengekniffenen Augen an.

Jetzt, da sie wieder atmen konnte, spürte sie ein Flattern im Magen. Er war mehr als nur attraktiv. Alles an ihm strahlte Selbstbewusstsein und Sicherheit aus, so als kenne er seinen Platz in der Welt genau, als wäre er mit damit und mit sich selbst zufrieden.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er besorgt. Die tiefe Stimme passte zu ihm.

„Ja, natürlich. Sie haben mich nur erschreckt. Ich …“ Meg verstummte, da ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie sich allein mit einem Fremden in einem abgelegenen Haus befand – so gut er auch aussehen mochte. Ihre Schwester hatte ihr geraten, stets Vorkehrungen für die eigene Sicherheit zu treffen. Eine Plastikflasche würde sicherlich keine sehr effektive Waffe abgeben, aber sie hatte ihr Handy in der Tasche …

„Rex hat mir verraten, wo ich Sie finden kann“, erklärte Caleb nun, und die Anspannung in ihren Schultern lockerte sich etwas.

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