Die Krone der Montoros - 6-teilige Serie

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Der Montoro-Clan wurde aus seinem Heimatland vertrieben, als ein Diktator dort die Macht übernahm. Die Familie ging ins Exil nach Miami - und hat sich dort schnell an den "American Way of Life" gewöhnt. Mittlerweile sind die Familienmitglieder erfolgreiche Unternehmer und feiern gern das gute Leben!
Doch plötzlich ruft die königliche Pflicht! Der Diktator wurde vertrieben und die Montoros sollen auf den Thron zurückkehren. Nun heißt es Verantwortung statt Freiheit, Etikette statt Party … Können die Montoro-Sprösslinge ihrer neuen Rolle gerecht werden und trotzdem ihr Glück finden?

MIAMI - HEIßE KÜSSE, WILDE NÄCHTE
Ihr sexy Lachen, ihre Lockenmähne, ihre heißen Kurven: War Maria immer schon so unverschämt aufregend? Oder liegt es nur an Miamis prickelnder Atmosphäre, dass Diplomat Alex Ramon seine schöne Assistentin plötzlich mit ganz anderen Augen sieht? Zusammen sind sie hierhergeflogen, um die Königsfamilie Montoro zur Rückkehr nach Europa zu bewegen. Doch als bei einem Gespräch über die Zukunft des Königreichs ausgerechnet Prinz Gabriel Montoro heftig mit Maria flirtet, spürt Alex brennende Eifersucht! Auf keinen Fall wird er zulassen, dass dieser adelige Playboy sie verführt …

EIN KÖNIGREICH FÜR DEINE KÜSSE
König Rafael IV- so wird man Rafe Montoro nennen, wenn er in Kürze den Thron besteigt. Dann ist sein unbeschwertes Leben in Miami, wo die Montoros im Exil waren, endgültig vorbei! Und auch so eine Nacht wie mit der heißen Barkeeperin Emily darf nicht mehr vorkommen. Sie wäre niemals standesgemäß als Königin. Aber kurz vor seiner Rückkehr nach Europa steht Emily plötzlich vor ihm, so sexy, wunderschön und begehrenswert wie neulich. Rafe traut seinen Ohren nicht: Ihre Liebesnacht hatte süße Folgen! Nun muss er sich entscheiden: Königsthron - oder Liebe?

WIE EIN EROTISCHER TRAUM
"Wollen wir gehen?" Leise flüstert Prinz Gabriel Montoro seiner hinreißend schönen Begleiterin Serafia Espina die Frage zu, und ihr sachtes Nicken verrät ihm: Auch sie will mit ihm allein sein - sie will ihn! Gemeinsam verlassen sie den Empfang, und als sie sich in der romantischen Nacht voller Leidenschaft lieben, ist der zukünftige König überzeugt: Er hat seine Königin gefunden. Doch kaum wird ihre royale Affäre öffentlich, schreit es von jeder Schlagzeile: Serafias Familie soll am Putsch beteiligt gewesen sein, der damals die Königsfamilie aus dem Land vertrieben hat …

DAS SINNLICHE GEHEIMNIS DER PRINZESSIN

Prinzessin Bella Montoro weiß leider nur zu gut: Ihr süßes Partyleben ist vorbei, denn ihr Vater besteht darauf, dass sie eine langweilige Vernunftehe mit Will Rowling eingeht. Den sie nur vom Foto kennt - bis sie ihm am Strand buchstäblich in die Arme fällt. Hey, der ist ja heiß! Es knistert sofort, und Bella denkt an hundert freche Dinge, die sie gern mit ihm machen würde. Aber dann erfährt sie: Dieser Traummann ist nicht Will, sondern sein Zwillingsbruder James, das schwarze Schaf der Familie. Und der letzte Mann im ganzen Königreich, in den sie sich verlieben darf …

DER UNVERGESSLICHE KUSS DES MILLIARDÄRS
Nur ein einziger Kuss - aber was für einer! Seitdem kann Catalina den umwerfend attraktiven Will Rowling nicht mehr vergessen. Dass sie ihm als Zimmermädchen im Haus seines Vaters ständig über den Weg läuft, hilft auch nicht. Dabei sollte sie sich den Magnaten, der bis vor Kurzem sogar mit einer echten Prinzessin verlobt war, aus dem Kopf schlagen. Sie und Will leben in unterschiedlichen Welten. Bis ein Sturm über dem Mittelmeer sie beide auf eine einsame Insel verschlägt. In Wills starken Armen fühlt Catalina sich so geborgen, als gehöre sie genau dorthin …

KRÖNUNG DER LEIDENSCHAFT
Wer ist die blonde Schönheit mit den leuchtend blauen Augen? König Juan Carlos wird von heftigem Begehren erfasst, als sie ihm während seiner Krönungszeremonie verführerisch zuzwinkert. Kurz darauf wird Portia ihm vorgestellt - und er kann sein Glück kaum fassen. Denn sie ist nicht nur bildschön, sexy und klug, sondern auch noch adelig. Also die ideale Frau, um an seiner Seite auf dem Thron von Alma zu sitzen! Eine leidenschaftlich heiße Affäre beginnt. Bis zufällig Portias Familiengeheimnis ans Licht kommt und mit einem Schlag alle Zukunftsträume nichtig erscheinen lässt …


  • Erscheinungstag 27.10.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733774707
  • Seitenanzahl 864
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Janice Maynard, Katherine Garbera, Andrea Laurence, Kat Cantrell, Jules Bennett, Charlene Sands

Die Krone der Montoros - 6-teilige Serie

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2015 by HARLEQUIN BOOKS S.A.
Originaltitel: „Minding Her Boss’s Business“
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1926 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Roswitha Enright

Abbildungen: Svyatoslava Vladzimirska / 123RF, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733722159

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

Alex Ramon biss die Zähne zusammen und stöhnte leise vor sich hin. Er presste die Fäuste gegen die Schläfen, um durch den Druck die bohrenden Kopfschmerzen zu lindern.

In den letzten Wochen war er viel unterwegs gewesen, und diese Reaktion auf Jetlag und wenig Schlaf wunderte ihn eigentlich nicht. Momentan aber stand ein weiterer Stressauslöser nur wenige Meter von ihm entfernt: eine langbeinige Blondine in einem auf die Haut geschneiderten Etuikleid und superhohen High Heels.

Maria Ferro. Siebenundzwanzig Jahre alt. Glattes, langes, honigfarbenes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Doch gerade heute Abend sollte er sich nicht von ihrer verführerischen Schönheit ablenken lassen. Denn es stand einiges auf dem Spiel.

Nur zögernd wandte er den Blick von seiner Kollegin ab und schaute in den Saal. Die Party war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Die Wirtschaftsdelegation aus Alma, einer europäischen Inselnation, war in ein lebhaftes Gespräch mit Mitgliedern der Familie Montoro vertieft. Alle schienen sich gut zu unterhalten, ja, sogar zu amüsieren.

Der Ballsaal lag im Parterre eines der besten Hotels von Miami in Florida. Eine Saalseite bestand nur aus Glas, sodass man direkt auf das tiefblaue Meer hinaussehen konnte. Kostbare Kronleuchter warfen ihr funkelndes Licht auf die Gesellschaft. Davon abgesehen waren der Saal und das Hotel eher modern eingerichtet. Alles zeugte von exquisitem Geschmack. Den konnte man den reichen Montoros wirklich nicht absprechen.

Alex versuchte, seinen Kragen mit dem Zeigefinger zu weiten. Er wunderte sich selbst über seine Nervosität, denn Partys der High Society waren für ihn nichts Besonderes. Aber heute kam es darauf an. Denn als Almas Wirtschaftsminister hatte er den Löwenanteil der Überzeugungsarbeit zu leisten.

Würde es ihm gelingen, die Montoros zu veranlassen, wieder in ihr Heimatland Alma zurückzukehren und den Thron für sich zu beanspruchen, den sie vor vielen Jahren hatten aufgeben müssen?

Viel hing von dem heutigen Abend und den nächsten Tagen ab. Diese Abendgesellschaft war erst der Anfang, um die Delegation mit den Montoros bekannt zu machen, deren Vorfahren Alma regiert hatten. Leider war die junge Generation mehr an ihrem beruflichen Erfolg und einem spannenden gesellschaftlichen Leben interessiert als daran, Thronansprüche durchzusetzen und ein Volk zu regieren.

Ein dunkles Lachen ließ Alex aufhorchen. Ganz offensichtlich fühlte sich Maria mit ihrem Gesprächspartner sehr wohl. Kein Wunder, denn Gabriel Montoro, der attraktive Sohn von Raphael III. und Bad Boy der Familie, wirkte amüsant, etwas zynisch und war schwer einzuschätzen. So gern Alex ihn auch als oberflächlichen Blender abgetan hätte, er musste zugeben, dass Gabriel ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann war. Der südamerikanische Zweig von Montoro Enterprises, für den Gabriel verantwortlich war, arbeitete außerordentlich gewinnträchtig.

Wieso fiel Maria, die doch normalerweise sehr vernünftig war, auf so einen Mann herein? Alex runzelte die Stirn. Sicher, Gabriel sah gut aus mit seinen grünen Augen und dem dunklen Haar, dazu war er braun gebrannt und durchtrainiert. Aber das war doch alles nur äußere Fassade. Das musste sie doch sehen!

Alex schüttelte den Kopf. Er war nicht eifersüchtig, ganz bestimmt nicht. Das wäre auch albern. Maria und er waren nur Kollegen, nichts weiter. Aber er war ein paar Jahre älter als sie und fühlte sich irgendwie für sie verantwortlich.

Er kannte sie schon aus der Zeit, als er im Exil in London gelebt hatte. Damals hatte sie für seine Familie gearbeitet. Als sich dann die politischen Verhältnisse in Alma änderten und die Ramons wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten, war Maria mit ihrer Mutter mitgekommen.

Mit Genugtuung hatte Alex beobachten können, wie Maria in der neuen Umgebung und unter den neuen Anforderungen Karriere machte. Als Marketingfrau und PR-Expertin war sie gerade für seine neuen Pläne von großer Bedeutung. Er bewunderte und respektierte sie. Und sie war einfach zu nett, als dass man sie einem Playboy wie Gabriel Montoro überlassen sollte.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Montoros gewaltsam von einem Diktator gestürzt worden. Die königliche Familie war nach Florida geflohen und hatte sich dort ein weltweites Logistikimperium und Handelsunternehmen aufgebaut. Die Montoros fühlten sich in Miami wohl und spielten aufgrund ihres Reichtums und ihres Ansehens eine wichtige Rolle in der High Society. Würde es genügen, an ihr Pflicht- und Ehrgefühl zu appellieren? Würden sie sich dazu bewegen lassen, nach Alma zurückzukehren und wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen?

Davon war Alex noch keineswegs überzeugt, aber er würde es versuchen. Und so machte er seine Runde, sprach mit diesem und jenem, stellte Gäste einander vor und glänzte durch charmanten Small Talk.

Auf diesen Abend hatte er sich sehr genau vorbereitet. Über jeden der Anwesenden hatte er sich informiert, um für alle Situationen gewappnet zu sein. Genau das war seine Arbeitsmethode. Fehler waren nicht vorgesehen.

Schließlich hatte er die Nische erreicht, in die sich Maria und Gabriel zurückgezogen hatten. Erstaunt hob er die Augenbrauen, als er sah, dass Maria ein Glas Wein in der Hand hielt. Normalerweise trank sie so gut wie keinen Alkohol. Sie lachte. Gabriel Montoro schien sie mit ironischen Bemerkungen über die anderen Partygäste zu unterhalten.

Alex trat neben Maria und sah Gabriel freundlich lächelnd an. „Guten Abend, Mr. Montoro. Ich bin Alex Ramon.“

Gabriel schüttelte ihm die Hand. „Ich weiß. Mein Vater hält sehr viel von Ihnen. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass Ihre Bemühungen umsonst sind. Wir Montoros sind nicht besonders daran interessiert, uns mit Krone und Purpurmantel zu verkleiden und wieder in dieses antiquierte System einzutauchen, das sich nun wirklich überlebt hat.“

Diese unverblümte Offenheit hatte Alex nicht erwartet, und so strich er sich kurz übers Kinn und versuchte, die Sache mit Humor zu nehmen. „So, und was halten Sie wirklich von dem Ganzen?“, fragte er lächelnd.

Gabriel zuckte kurz mit den Schultern. „Nicht viel. Und ich weiß nicht, was Sie alle sich davon versprechen.“

Maria warf Alex einen warnenden Blick zu, aber er achtete nicht darauf. Das Gespräch lief anders, als er geplant hatte, und das irritierte ihn. Er wurde ernst. „Das Land befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Die parlamentarische Monarchie würde strukturellen Halt geben. Das Volk ist sehr dafür. Durch die Ölvorkommen auf See ist Alma reich geworden, aber wir brauchen Stabilität. Eine königliche Eheschließung mit nachfolgenden Erben wäre das Beste, was dem Land passieren könnte.“

Gabriel grinste. „Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein eingefleischter Monarchist sind, Mr. Ramon.“

„Darüber sollte man keine Witze machen. Leben und Wohlergehen von Tausenden von Menschen hängen davon ab. Die Geschichte Ihrer Familie hat die Identität des Landes wesentlich geprägt. Und die Montoros könnten Stolz und Stabilität wieder zurückbringen.“

„Das überrascht mich. Schließlich hat man uns aus dem Land gejagt wie Schwerverbrecher.“

Verärgert schob Alex die Hände in die Hosentaschen. „Nicht Sie sind verjagt worden“, sagte er, sehr um einen gleichmütigen Tonfall bemüht. „Sie waren damals noch gar nicht geboren. Und nicht das Volk ist schuld daran, dass Ihre Familie fliehen musste. Sie haben doch sicher gehört, was für ein Typ Tantaberra war. Ein brutaler Diktator, der vor nichts zurückschreckte.“

Wieder zuckte Gabriel mit den Schultern. „Wie auch immer. Falls Sie meine Familie und mich dazu überreden wollen, irgendwelche Verpflichtungen für diese gottverlassene Insel zu übernehmen, sind Sie auf dem Holzweg. Wir sind gern in Miami. Warum sollten wir unser gutes Leben hier aufgeben? Für ein unbedeutendes Fleckchen Erde am Rande der Welt?“

Jetzt mischte sich Maria ein. Ihre blaugrünen Augen funkelten. „Alma hat sich sehr verändert, Mr. Montoro. Es ist keineswegs so hinter dem Mond, wie Sie vielleicht glauben. Dank modernster Kommunikationsmittel sind wir mit der ganzen Welt verbunden, unsere Wirtschaft gedeiht. Und neben der natürlichen Schönheit des Landes gibt es noch vieles mehr, was das Leben dort lebenswert macht.“

Gabriel schüttelte störrisch den Kopf. „All das finde ich auch hier in den USA. Und noch vieles mehr.“

Alex blieb noch ein letzter Trumpf. „Aber denken Sie doch an Ihre Tante. Sie wissen genau, was sie sich wünscht.“

Das endlich schien Gabriel in seiner Selbstgewissheit zu erschüttern.

Mit ihren dreiundsiebzig Jahren war Isabella die älteste der noch lebenden Montoros. Alle wussten, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dass ihre Enkel, Großnichten und Großneffen in ihre angestammte Heimat zurückkehrten und die Familienehre wiederherstellten.

Isabella Montoro war todkrank, sie hatte Parkinson im letzten Stadium. Aber sie besaß auch den zähen Willen durchzuhalten, bis die Familie wieder ihren Platz auf dem Thron von Alma einnehmen würde.

Gabriel leerte sein Glas und nahm sich ein zweites von dem Tablett, das ein Kellner gerade vorbeitrug. „Tante Isabella lebt in der Vergangenheit. Leider müssen wir alle auf irgendetwas verzichten. So ist das nun einmal.“

„Ja, leider.“

Maria nickte lächelnd, zweifellos in der Absicht, die Stimmung etwas aufzulockern. Aber Alex war nicht bereit, darauf einzugehen. Gabriel Montoro regte ihn auf. Der Mann war reich und mächtig, sah gut aus und war als Casanova verschrien. Man erzählte sich, dass die Frauen ihm Tag und Nacht die Tür einrannten. Maria würde doch nicht so naiv sein, auf ihn hereinzufallen?

Gabriel nippte an seinem Drink. „Bei mir stoßen Sie auf Granit. Aber vielleicht kommen Sie bei meinem Vater weiter. Er hat ein Faible für die alten Zeiten.“

Alex presste die Lippen zusammen und schwieg, während Maria Gabriel kurz die Hand auf den Arm legte und leise sagte: „Wahrscheinlich wissen Sie das nicht, aber Ihr Vater kann den Thron nicht besteigen.“

„Was? Warum denn nicht?“

„Weil er geschieden ist.“ Alex hatte sich wieder gefangen. „Nach dem Gesetz von Alma disqualifiziert ihn das für den Thron.“

Gabriel stieß ein zynisches Lachen aus. „Du liebe Zeit, was ist denn das für ein hinterwäldlerisches Gesetz! Seien Sie froh, dass ich mich nicht für den Job interessiere. Wenn eine Persönlichkeit wie mein Vater nicht infrage kommt, hätte ich sowieso keine Chance.“

„Nehmen Sie es nicht persönlich, Mr. Montoro. Diese Regelungen entsprechen lediglich der Tradition und den Wünschen unseres Volkes.“

„Was ich nicht verstehe, Sie beide haben doch vor und während Tantaberras Regime gar nicht in Alma gelebt. Weshalb liegt Ihnen dann das Land so am Herzen?“

Wieder schwieg Alex, unfähig, Worte zu finden zu einem Thema, das ihn gefühlsmäßig so sehr berührte.

Glücklicherweise dachte Maria in dem Punkt etwas nüchterner. „Alex’ Familie hat das gleiche Schicksal erlitten wie Ihre“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Auch sie wurde aus ihrem Heimatland vertrieben, ging allerdings nach London und baute sich dort ein neues Leben auf. Doch nach Tantaberras Sturz kehrte die Familie sofort wieder nach Alma zurück. Für Alex’ Vater war das eine Selbstverständlichkeit und das einzig Richtige.“

Gabriel trank das zweite Glas Champagner in einem Zug aus. „Offenbar bin ich von getreuen Staatsbürgern umgeben, für die so etwas wie Pflichterfüllung wichtiger ist als das, was man wirklich will.“ Er lachte kurz. „Wie gut, dass mich das Ganze nur indirekt angeht. Mein älterer Bruder ist dran. Sie haben Glück. Er ist ein sehr anständiger und ehrenwerter Mann. Ob er allerdings Interesse am Thron hat, kann ich nicht sagen.“

Alex nahm Maria beim Ellbogen. „Danke für die Information, Mr. Montoro. Aber jetzt müssen wir weiter und uns um die anderen Gäste kümmern. Auf Wiedersehen.“

Gabriel blickte sie mit einem beinahe bedauernden Lächeln an. „Ja, wir werden uns bestimmt wiedersehen. Wie viel Zeit haben Sie denn eingeplant? Ich meine, um uns Montoros an unserer königlichen Familienehre zu packen?“

„Ungefähr einen Monat. Es gibt noch viel zu tun. Almas offizielle Anfrage an die Montoros erwarten wir in den nächsten Tagen.“

„Und ich bereite eine Pressekonferenz vor“, ergänzte Maria. „Außerdem Informationen für die Öffentlichkeit. Wir hoffen auf eine positive Reaktion.“

„Und wenn meine Familie nun nicht will?“ Gabriel musterte sie mit scharfem Blick.

„Sofern wenigstens Ihr Bruder bereit ist, nach Alma zurückzukehren, können die anderen Mitglieder Ihrer Familie tun, was sie wollen. Allerdings wird es für ihn einfacher sein, wenn Sie ihn bei seinen neuen Aufgaben nach Kräften unterstützen.“ Alex gab Gabriels Blick kühl zurück.

„Ja, denn es wird für ihn eine große Umstellung sein, Mr. Montoro“, fügte Maria hinzu.

„Sagen Sie Gabriel zu mir“, warf er schnell ein. „Und Sie auch, Alex. Ich hasse Förmlichkeiten.“

„Gut, dann eben Gabriel.“ Maria nickte lächelnd. „Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst. Und ich hoffe, wir haben Gelegenheit, Sie umzustimmen.“

„Wer weiß?“ Gabriel grinste.

Erleichtert atmete Alex einmal tief durch. Dass Gabriel die ganze Sache jetzt mehr sportlich nahm, war gut. Denn ein Mitglied der königlichen Familie zu verärgern, würde sie ihrem Ziel nicht näher bringen. „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Gabriel. Und ich würde unser Gespräch zu gegebener Zeit gern fortsetzen.“

Maria ließ sich von Alex zum Buffet führen. Sie sah ihn fragend an. Zum ersten Mal seit ihrer Zusammenarbeit wurde sie aus ihm nicht schlau. Er wirkte ausgesprochen schlecht gelaunt.

„Sie haben doch sicher noch nichts gegessen“, stieß er brummig hervor.

„Nein, ich war viel zu aufgeregt.“

Er drückte ihr einen Teller in die Hand. „Wir haben wirklich eine Auszeit verdient. In den letzten Wochen haben wir einfach zu viel gearbeitet.“

„Stimmt.“ Maria musterte das üppige Buffet. Krabben und Hummerschwänze, Austern im Überfluss, dazu jede Menge Salate, Käse und Brotsorten – die Entscheidung fiel schwer. Schließlich folgte sie Alex zu einem kleinen Zweiertisch.

Sie setzte sich und strich ihren engen Rock glatt. Alex war nicht gut drauf, das war offensichtlich. Wahrscheinlich hatte er wieder Kopfschmerzen. Schnell öffnete sie ihr winziges Täschchen, das lediglich ihren Lippenstift und ein Tablettendöschen enthielt, und reichte Alex dann zwei Schmerztabletten auf der flachen Hand. „Sie haben Kopfschmerzen. Hier, nehmen Sie.“

Er zog die dunklen Brauen zusammen, tat aber, was sie sagte. Männer hatten im Allgemeinen Schwierigkeiten, Schwächen und Schmerzen einzugestehen, das wusste Maria. Und Alex ganz besonders. Dass er die Tabletten nahm, war ein Zeichen, dass es ihm wirklich schlecht ging.

Die nächsten Minuten vergingen schweigend. Das beunruhigte Maria normalerweise nicht weiter, aber heute Abend machte es sie nervös. Dass sie ein bisschen in Alex verknallt war, war kein Wunder. Er sah extrem gut aus, so groß, schlank und muskulös, wie er war. Selbst in den maßgeschneiderten Anzügen war seine körperliche Präsenz spürbar. Mit dem schwarzen Haar und den dunkelbraunen Augen wirkte er sehr männlich und sexy.

Anfangs hatte sie in London für ihn als Sekretärin gearbeitet. In Alma hatte sie sich weitergebildet und war bald befördert worden. In ihrer Stellung als Medienkontakt und PR-Frau arbeitete sie für das Wirtschaftsministerium, war aber Alex nicht direkt unterstellt. Bei diesem Auftrag jetzt war sie ihm zugeteilt worden, und genau das war das Problem. Denn je länger sie mit ihm zusammen war, desto leichter könnte er herausfinden, was sie für ihn empfand.

Das Ganze hatte keine Zukunft, da machte sie sich nichts vor. Alex war der erstgeborene Sohn einer der ältesten Adelsfamilien von Alma. Sicher würde er eines Tages eine Frau aus seiner Gesellschaftsschicht heiraten. Und nicht jemanden wie sie, deren Mutter als Wäscherin den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdient hatte.

Maria war pragmatisch und ehrgeizig. Sie würde aus eigener Kraft Karriere machen, davon war sie überzeugt. Und doch träumte sie hin und wieder davon, mit Alex zu schlafen, seinen sexy Körper zu liebkosen … Ein heißer Schauer überlief sie, und sie sah kurz hoch. Glücklicherweise hatte Alex nichts bemerkt.

Von seinem Liebesleben wusste sie nichts, in dem Punkt war er sehr diskret. Sie hatte bemerkt, dass er sie von der anderen Seite des Saals her missbilligend gemustert hatte, aber sie wusste nicht, warum. Nach Miamis Maßstäben war ihr Kleid ausgesprochen zahm. Doch irgendetwas passte ihm nicht. Vielleicht war ihr Dekolleté zu tief oder ihr Rock zu kurz? So aufregend der Mann auch war, manchmal kam er ihr direkt ein bisschen spießig vor. Wenn er nicht so grimmig ausgesehen hätte, hätte sie ihn damit gern ein wenig aufgezogen.

Im Laufe des Essens schien Alex sich zu entspannen. Wahrscheinlich hatten auch die Pillen geholfen. Warum war er nur Gabriel gegenüber so kurz angebunden, ja, beinahe unhöflich gewesen? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Sie nippte an ihrem Chablis und sah sich dabei im Saal um. Rafael Montoro III. war eindeutig der Partymittelpunkt. Er wirkte jünger als seine gut fünfzig Jahre und schien sich blendend zu amüsieren.

Sein ältester Sohn Rafael IV., auch Rafe genannt, war charmant, umgänglich und von erstaunlicher Selbstdisziplin, obgleich er noch nicht einmal dreißig war. Trotz seines Alters konnte man ihn sich durchaus als König von Alma vorstellen. Seine Schwester Bella ähnelte offenbar dem Vater. Sie liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, war hübsch und extrovertiert, aber gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt.

Zwischen Rafael und Bella gab es noch Gabriel, er war ein ganz anderer Typ als seine Geschwister. Und dann war da schließlich Juan Carlos, ein Cousin, der mit den Montoro-Kindern zusammen aufgewachsen war, nachdem seine Eltern gestorben waren. Weder Gabriel noch Juan Carlos spielten eine größere Rolle bei der anstehenden – erhofften – Wiedereinführung der Monarchie in Alma. Aber sie würden hoffentlich Rafael IV. unterstützen.

Die anderen Anwesenden waren weniger von Bedeutung. Maria stellte ihr Glas wieder ab. Ihre Aufgabe war es, für die Öffentlichkeit von Alma das Bild einer makellosen königlichen Familie zu entwerfen, stark, moralisch und von großer positiver Ausstrahlung. Sie seufzte leise. Gabriel war der Einzige, der ihr Schwierigkeiten machen konnte. Wer wusste schon, wie viele Leichen er im Keller hatte. Genau das musste sie versuchen herauszufinden, damit die Bombe nicht gerade kurz vor der Inthronisierung platzte.

Andererseits war er vielleicht besser als sein Ruf. Ein bisschen zynisch, bestimmt ein Spieler, doch sehr charmant. Diese Mischung wirkte auf Frauen immer sehr anziehend.

„Ich weiß wirklich nicht, wie das klappen soll.“

Maria fuhr zusammen und sah Alex erschrocken an. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie fast vergessen hatte, wo sie war. „Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte sie erstaunt. „Bisher haben Sie doch nie am Erfolg unserer Mission gezweifelt.“

Alex lächelte müde. „Sehen Sie sich die Montoros doch nur an. Hier in den Staaten spielen sie bereits eine herausragende Rolle. Weshalb sollten sie an einem kleinen Königreich interessiert sein? Würden wir an ihrer Stelle all das hier aufgeben?“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber jeder möchte wissen, woher er kommt. Schließlich haben die Montoros viele Jahrhunderte in Alma gelebt. Da könnte ich mir vorstellen, dass auch die jüngere Generation neugierig auf ihre Geschichte ist. Wir müssen sie nur wecken, diese Neugier.“

„Hoffentlich haben Sie recht.“

Auf der anderen Seite des Saales stimmte eine Band ihre Instrumente. Beim ersten Song streckte Alex die Hand aus. „Haben Sie Lust zu tanzen?“

Marias Herzschlag flatterte kurz. „Immer.“

Auf dem Weg zur Tanzfläche versuchte sie, sich zu entspannen. Wenn sie ihm jetzt verkrampft vorkam, wüsste er gleich, was mit ihr los war. Als er sie fest in die Arme nahm, war die Versuchung groß, sich an ihn zu schmiegen. Aber durfte sie das? Sie war doch eine starke unabhängige Frau …

Dennoch, beim Tanzen galten andere Regeln, da durfte sie sich dem Rhythmus überlassen. Und dem Mann, der sie führte.

Was für ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen, dachte Maria. Seine warme Haut duftete, sie spürte seine Muskeln. Ihr Herz schlug schneller, und die Knie wurden ihr weich. Noch nie waren sie sich körperlich so nah gekommen. In Alma hatten sie nie miteinander getanzt, auch wenn die Gelegenheit da gewesen war. Irgendwie hatte Alex sich verändert. Aber wie und warum?

Der erste Song war zu Ende. Als der zweite begann, machte Alex keine Anstalten, sie loszulassen. Maria war es nur recht. Sie hätte ewig so weitertanzen können. Zwar wusste sie, dass dies eine Ausnahmesituation war. Aber warum sollte sie sich nicht auch einem romantischen Augenblick hingeben?

Das Leben war ernst genug. Mal für einen Tanz Disziplin und Verantwortung hinter sich zu lassen, tat einfach gut. Zumal dann, wenn der Tänzer Alex Ramon war.

2. KAPITEL

Falsch, ganz falsch …

Sobald Alex Maria in die Arme nahm, wusste er, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte. Er hatte geglaubt, dass Tanzen in dieser Situation etwas ganz Normales war, ja, dass man es sogar von ihm erwartete. Eine gesellschaftlich akzeptierte Annäherung sozusagen.

Aber es war mehr, sehr viel mehr. Gesellschaftlich akzeptiert hin oder her, Tatsache war, dass Maria in seinen Armen lag, und er durch den dünnen Stoff ihres Kleids die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Unvermittelt überfiel ihn ein starkes sexuelles Verlangen, und er hatte Mühe, normal zu atmen. In den letzten Wochen hatte er so hart gearbeitet, dass er seine intimen Bedürfnisse erfolgreich unterdrückt hatte. Aber Enthaltsamkeit war keine gute Sache und rächte sich, zumindest bei einem Mann seines Alters. Und ganz besonders dann, wenn er eine so verführerische Frau im Arm hielt.

Seltsamerweise war ihm nie aufgefallen, dass Maria die ideale Größe für ihn hatte, ihre Wange lag genau an seiner Schulter. Er konnte sich einfach nicht von ihr trennen, und so blieb er auch für den dritten Tanz noch auf der Tanzfläche. Was vielleicht keine gute Idee war, denn sein Körper zeigte immer deutlicher, was er wollte.

Oh Gott, was sollte er tun?

Als Gabriel mit seiner zierlichen Schwester vorbeitanzte, fiel Alex wieder ein, was er Maria sagen wollte. „Maria …“

„Hm …“, reagierte sie mit einem so lustvollen kleinen Stöhnen, dass Alex zusammenzuckte.

Er räusperte sich. „Bei Gabriel Montoro müssen Sie vorsichtig sein.“

Sofort versteifte sie sich in seinen Armen und blieb stehen. „Wieso?“ Empört sah sie ihn an.

Er wollte sie wieder an sich ziehen, aber sie wehrte sich, drehte sich um und verließ die Tanzfläche.

Alex folgte ihr. „Er ist ein erfahrener Mann und mit allen Wassern gewaschen. Sie dagegen sind es nicht gewohnt, in diesen Kreisen zu verkehren. Ich möchte nicht, dass er das ausnutzt.“

Maria drehte sich um. Sie war weiß wie die Wand. „Wie rührend, dass Sie sich um mich Sorgen machen.“ Ihre Stimme klang eisig. „Aber das müssen Sie schon mir überlassen. Ich weiß, was ich tue, und habe nicht die Absicht, Gabriel aus dem Weg zu gehen. Im Gegenteil, ich muss herausfinden, wie er tickt, was er vorhat. Nur dann kann ich Schlimmeres verhindern. Außerdem bin ich kein Kind mehr, Alex. Und Ihre Unterstellung ist beleidigend.“

„Ich unterstelle Ihnen doch gar nichts. Aber ich habe bemerkt, wie er Sie ansieht.“

„Der Mann würde selbst mit einem Stück Holz flirten! Das weiß ich doch. Aber ich brauche weder Sie noch sonst jemanden, um mich vor dem großen bösen Wolf zu schützen!“

„Sie sind wütend.“

„Allerdings!“ Ihre Augen sprühten vor Zorn. „Man hatte mir angeboten, Teil der Wirtschaftsdelegation zu sein, und ich habe dieses Angebot angenommen. Ich mache meinen Job so gut ich kann. Denn unser Ziel ist für mich genauso wichtig wie für Sie. Also möchte ich Sie bitten, sich mit Ihren guten Ratschlägen zurückzuhalten.“

„Entschuldigung.“ Er machte eine knappe Verbeugung.

Maria starrte ihn unverwandt an. „War’s das, Mr. Ramon? Darf ich mich jetzt zurückziehen?“

„Übertreiben Sie es nicht, Maria“, stieß er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Dies war ein anstrengender Tag, und wir haben noch einiges vor uns.“

„Das weiß ich. Vielleicht wäre es deshalb das Beste, unser Zusammensein ganz auf die Arbeit zu beschränken.“

„Okay, wenn Sie wollen.“ Gerade noch hatte sie sich zärtlich an ihn geschmiegt … Und nun hasste sie ihn? Wie war das möglich?

Kurz stand so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick. Doch schnell hatte sie sich wieder gefangen und straffte die Schultern. „Dann bis morgen früh um zehn.“

Ihm sank das Herz, als er ihr hinterhersah und beobachtete, wie sie sich von den Mitgliedern der Delegation verabschiedete. Dann ging sie auf die Montoros zu. Erst die beiden Rafaels. Dann Bella. Und natürlich Gabriel … Alex sah, wie Gabriel sich vorbeugte und Maria etwas ins Ohr flüsterte. Sie lachte.

Sosehr es ihn auch ärgerte, er musste zugeben, dass Maria recht hatte. Sie musste gut mit Gabriel Montoro auskommen, damit sie notfalls rechtzeitig eingreifen konnte.

Warum störte ihn das so? In Alma hatte er mit Maria immer vollkommen problemlos zusammengearbeitet. Persönliche Gefühle hatten nie eine Rolle gespielt. Aber hier in Miami war es anders. War es die Wärme, das sorglose Miteinander der Reichen, die ihr Leben genießen wollten? Berufliches und Privates schienen durcheinanderzugeraten …

Ja, Maria machte ihren Job ausgezeichnet. Aber musste er deshalb ihre Methoden mögen?

Maria hatte schlecht geschlafen und wachte früh auf. Was hatte sie nur für ein wirres Zeug geträumt! Alma und Miami waren darin vorgekommen. Und natürlich Alex. Gabriel nicht, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Denn so attraktiv und unterhaltsam er auch war, er ließ ihr Herz nicht schneller schlagen. Er amüsierte sie. Er brachte sie zum Lachen. Und er gefiel ihr.

Aber er war nicht Alex.

Nachdem sie sich eine Viertelstunde lang hin und her gewälzt hatte, war klar, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Sie kletterte aus dem Bett, zog ihren Badeanzug an, putzte sich die Zähne und band das Haar hoch. Nur früh am Morgen konnte man die Sonne genießen, später wurde es einfach zu heiß.

Ihr einteiliger Badeanzug hatte einen dezenten Ausschnitt. In Miami war man sicher anderes gewohnt, aber Maria kam aus Alma und richtete sich nach den Sitten des Landes. Auf keinen Fall wollte sie die Delegation in Verlegenheit bringen.

Auf ihrem Weg zur Hotellobby begegnete sie lediglich ein paar Angestellten. Sie liebte die frühen Morgenstunden. Der Tag war noch frisch und neu und voller Versprechungen. Alles war so friedlich.

Aber nicht mehr lange. Denn als sie aus der Hoteltür trat, stieß sie mit einem Mann zusammen, einem großen, durchtrainierten Mann. Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren. Schnell griff sie nach ihrer Strandtasche, die ihr von der Schulter zu rutschen drohte, und richtete sich auf. „Alex!“

Er trug ein graues T-Shirt und dunkelblaue Joggingshorts. Diese Beine, lang und muskulös – noch nie hatte sie ihn mit nackten Beinen gesehen. Offenbar kam er von seinem Morgenlauf zurück, denn das enge T-Shirt hatte dunkle Schweißflecken.

„Hallo, Maria. Sie sind ja früh auf“, sagte er ruhig und freundlich, als hätten sie sich gestern nicht im Zorn getrennt.

„Ja. Ich bekomme leicht einen Sonnenbrand und wollte deshalb möglichst früh an den Strand gehen, wenn die Sonne noch nicht so brennt. Aber keine Sorge, ich bin ganz bestimmt rechtzeitig zu unserer Besprechung da.“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Bin ich denn ein solcher Unmensch?“

„Nein … Nein, natürlich nicht.“

„Gut.“

Schweigend standen sie voreinander. Jeder wartete wohl darauf, dass der andere etwas sagte.

„Joggen Sie jeden Morgen?“, fragte Maria schließlich.

„Ja.“ Er nahm die Sonnenbrille ab. „Ist gut für den Stressabbau.“

„Ja, Sie haben momentan viel zu tun.“

„Dabei sind die Montoros nicht das einzige Problem.“

„Nein? Was belastet Sie denn noch?“

„So dies und das“, sagte er ausweichend, blickte sie dabei aber so intensiv an, dass sie spürte, wie ihre Brustspitzen hart wurden. Einfach so.

Sie schluckte. „Dann will ich Sie nicht länger aufhalten.“

Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber abrupt stehen. „Ich sollte jetzt lieber duschen“, meinte er leise. „Ich bin zum Frühstück mit Rafael Montoro verabredet.“

„Mit dem Vater oder dem Sohn?“

„Dem Vater. Er hat noch eher Verständnis für Traditionen. Vielleicht kann er uns helfen, die jüngere Generation zu überzeugen.“

„Hoffentlich ist er nicht verbittert, weil er keine Chancen auf den Thron hat.“

„Das glaube ich eigentlich nicht. Er scheint das Leben von einer sehr leichten Seite zu nehmen.“

Maria hob überrascht die Augenbrauen. „Das hört sich fast so an, als hätten Sie etwas dagegen.“

Alex zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht sicher, wie sich die amerikanische Lebensart mit der Lebensweise in Alma verträgt. Viele unserer älteren Mitbürger erinnern sich noch an prächtige, wenn auch steife Zeremonien und fest gefügte Riten. Ob sie mit einem lässigen König zurechtkommen, für den leben und leben lassen das wichtigste Motto ist?“

„Manchmal frage ich mich, ob es sinnvoll ist, was wir hier tun“, sagte Maria.

„Ich mich auch. Aber das ist nun mal unser Auftrag. Wenn sich unser Volk nach den guten alten Zeiten zurücksehnt, brauchen wir die Monarchie. Nur dann haben die Leute von Alma das Gefühl, dass alles seine Ordnung hat.“

„Weil früher alles besser war?“

Alex lachte leise. „So ungefähr. Aber ich sollte jetzt los. Bis nachher.“

Er ging, und Maria sah ihm nach. Diese langen Schritte, der aufrechte Gang, hastig und ungeduldig – ob Alex sich jemals entspannen konnte?

Aber egal. Das war nicht ihre Sache. Sie ging an den hoteleigenen Strand und ließ sich auf einem der bequemen Liegestühle nieder. So früh am Morgen war der Strand beinahe leer.

Wohlig seufzend griff sie nach ihrem Buch. Sie hatte es noch kaum aufgeschlagen, als ein Schatten auf die erste Seite fiel. Sie blickte hoch. „Gabriel. Was machen Sie denn hier? Ich hätte nicht gedacht, dass Sie zu den Frühaufstehern gehören.“

Er wartete, dass sie etwas zur Seite rückte, und setzte sich dann auf das Fußende des Liegestuhls. „Ich hasse es, früh aufzustehen.“ Er gähnte herzhaft. „Ich will gerade ins Bett gehen.“

„Aha …“

Er grinste. „Nicht, was Sie denken. Ich spiele einmal in der Woche Poker mit ein paar Freunden.“

„Haben Sie gewonnen?“

„Ich gewinne immer.“

Unwillkürlich musste Maria lachen. Irgendwie mochte sie dieses schwarze Schaf der vornehmen Montoros. Er fühlte sich in seiner Haut äußerst wohl, und eine solche Haltung hatte sie immer bewundert. „Wo wohnen Sie?“

„Ich habe hier am Strand eine Wohnung, aber unser Familienbesitz liegt in der Nähe von Coral Gables. Ich würde Sie gern mal dahin mitnehmen. Ist ziemlich beeindruckend und gefällt Ihnen bestimmt.“

„Ich bin nicht zum Vergnügen hier“, sagte sie lächelnd. „Aber dennoch danke.“

„Sie trauen sich doch nur wegen Ihres diktatorischen Chefs nicht. Aber er kann gern mitkommen.“

„Alex ist kein Diktator. Er ist sogar ein sehr netter Chef. Und seine Heimat liegt ihm sehr am Herzen. Ich bewundere ihn.“

„Hat er eine Ahnung, wie sehr Sie ihn … nun ja, anhimmeln?“

Maria wurde rot. „Wir sind Kollegen, nichts weiter.“

„Und das genügt Ihnen?“

„Darüber möchte ich mit Ihnen nicht sprechen.“

Gabriel hob entschuldigend die Hand. „Sie haben recht, Entschuldigung.“ Wieder konnte er ein Gähnen nicht unterdrücken. „Aber ich sollte jetzt schleunigst ins Bett. Bleiben Sie nicht zu lange am Strand, sonst verbrennen Sie sich noch Ihr hübsches Näschen.“

Sie lachte. „Warum glaubt alle Welt, mir gute Ratschläge geben zu müssen? Ich bin eine erwachsene Frau, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten.“

Gabriel stand auf und streckte sich. „Das habe ich wohl bemerkt“, sagte er mit einem frechen Lächeln. „Aber ich kann meine Chancen sehr genau einschätzen. Und Sie sind einfach zu nett für mich.“

„Jetzt sollte ich wohl beleidigt sein?“

„Keineswegs. Ich habe nur keine besonders guten Erfahrungen mit netten hübschen Frauen. Irgendjemand bleibt immer mit gebrochenem Herzen zurück.“

„Nehmen Sie das Leben eigentlich nie ernst?“

„Nicht, wenn ich es vermeiden kann, Maria.“ Er hob noch einmal lächelnd die Hand, dann ging er davon.

Eine Stunde später sammelte Maria ihre Sachen zusammen und ging zurück zum Hotel. Sie hatte noch genug Zeit, um zu duschen und sich auf das Treffen mit Alex in seiner Suite vorzubereiten. Jean Claude würde auch da sein, der Anwalt, der die Papiere für die Thronübernahme vorbereitete. Darüber war Maria froh, nicht nur weil juristisch alles hundertprozentig stimmen musste, sondern auch, weil sie dann mit Alex nicht allein war. Zu deutlich war sie sich seiner männlichen Präsenz bewusst, und das verunsicherte sie immer mehr. Gut, dass ein Dritter dabei war.

Zwei Stunden lang gingen sie die einzelnen Punkte der verschiedenen Verträge durch. Mittags machten sie eine Pause, das Essen wurde vom Hotel in Alex’ Suite gebracht. Nach einer Dreiviertelstunde beugten sie sich wieder über die Papiere. Natürlich war Maria klar, wie wichtig es war, auch auf das kleinste Detail zu achten. Dennoch war sie froh, als Alex nach weiteren zwei Stunden meinte, das sei genug für heute.

„Wir können unmöglich alles an einem Tag klären, ja, noch nicht einmal in einer Woche.“ Aufatmend strich er sich das Haar zurück. „Aber wir haben schon ganz schön viel geschafft.“

Jean Claude nickte. „Wann wollen wir den Montoros den ersten Entwurf vorlegen?“

„Erst wenn wir wissen, dass sie überhaupt die Absicht haben, Almas Angebot anzunehmen“, sagte Alex. „Wenn nicht, müssen wir ganz von vorn anfangen und uns etwas Neues einfallen lassen.“

„Oh, nein!“ Maria stöhnte auf. „Die ganze Arbeit für nichts und wieder nichts? Was für eine grauenhafte Vorstellung!“

Jean Claude schraubte seinen teuren Füllfederhalter zu und schob die Papiere in eine elegante Ledermappe. Er war ungefähr Mitte dreißig, sah gut, wenn auch nicht aufregend aus, und war außerordentlich vertrauenswürdig. Der richtige Mann für diese wichtige Aufgabe.

„Lasst uns nicht gleich das Schlimmste annehmen“, sagte er. „Ich bin sicher, dass sich die Montoros ihrer langen Familiengeschichte bewusst sind. Und der Verantwortung, die sie für Alma haben. So gern sie auch hier in den Staaten leben, letzten Endes werden die Blutsbande stärker sein.“

Alex seufzte leise. „Hoffentlich haben Sie recht.“

Als die Tür hinter Jean Claude zufiel, herrschte minutenlang eine ungemütliche Stille. Dann packte Maria ihre Sachen zusammen und stand auf. „Morgen zur gleichen Zeit?“, fragte sie und wandte sich zur Tür.

„Morgen ist Sonnabend. Die Delegation hat das Wochenende frei. Wir kommen erst am Montag wieder zusammen.“

„Können wir uns das denn zeitlich leisten?“, fragte Maria überrascht.

„Warum nicht? Wenn wir den Montoros zeigen wollen, dass wir gelassen und von unserer Sache überzeugt sind, dürfen wir nicht drängeln. Schließlich sind wir hier in Miami, Maria, in Florida. Kein Interesse an Sonne, Sand und Shoppen?“

„Ist das noch der Alex, den ich kenne?“ Maria schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Hm, ich weiß durchaus, wie man sich amüsiert“, gab er lächelnd zurück.

„Das muss ich Ihnen ja wohl glauben.“

Alex schob die Papiere zusammen und sah Maria dabei nicht an. „Habe ich Ihnen eigentlich schon mal erzählt, dass ich einen Bruder hatte? Einen Zwillingsbruder?“

„Nein.“ Über private Dinge hatten sie sich noch nie unterhalten. „Was war mit ihm?“

Alex’ Gesicht lag im Schatten. Er hatte die Sonne im Rücken, und so konnte sie seine Miene nicht erkennen. Dennoch überlief es sie eiskalt.

„Er starb, als wir gerade zehn waren“, sagte Alex leise. „An den Folgen einer Grippe. Meine Eltern sind fast daran zerbrochen.“

„Und Sie?“

Er hob den Kopf und sah sie überrascht an. Offenbar hatte sich bisher noch niemand für seine Gefühle interessiert. „Ich fühlte mich wie amputiert. So als hätte ich einen wichtigen Teil meines Körpers verloren. Es war entsetzlich.“

Maria blieb wie angewurzelt stehen. „Warum erzählen Sie mir das?“, fragte sie flüsternd.

Alex lehnte sich zurück und ließ sie nicht aus den Augen. „Ich möchte, dass wir Freunde werden, Maria, dass wir uns gut verstehen. Sie halten mich sicher für einen Workaholic, oder?“

Sie antwortete nicht gleich. „Ich glaube, dass Sie ein sehr pflichtbewusster Mensch sind“, sagte sie dann langsam.

Er nickte traurig. „Ich war nicht immer so versessen auf Regeln und so perfekt im Erledigen von Aufgaben. Aber nach dem Tod meines Bruders hatte ich das Gefühl, mich doppelt anstrengen zu müssen. Und bisher habe ich mich von diesem Druck nicht befreien können.“

„Ein hartes Leben.“

„Ja, das ist es …“ Er schwieg kurz und sah sie dann bittend an. „Wenn ich es übertreibe, wenn ich Sie oder Jean Claude oder die anderen Mitglieder der Delegation zu sehr unter Druck setze, würden Sie mich dann darauf aufmerksam machen?“

„Das steht mir nicht zu.“

„Doch. Genau dafür brauche ich Sie.“

Sie standen ein paar Meter voneinander entfernt, und doch fühlte sich Maria wie magnetisch zu ihm hingezogen. „Nur dafür?“, flüsterte sie. Doch sofort wurde ihr klar, was sie da gesagt hatte. Erschrocken sah sie Alex an. „Bitte entschuldigen Sie. Das hätte ich nicht sagen sollen.“

„Möchten Sie nicht meine Antwort hören?“

Sie war knallrot geworden. „Vielleicht lieber nicht …“

„Nein? Zu feige?“

Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das nicht. Aber wir sind in einem fremden Land. In einer Ausnahmesituation. Wir sind nicht wir selbst.“

„Vielleicht sind wir hier sehr viel mehr wir selbst als in Alma“, erwiderte er.

Bei diesen Worten stockte ihr der Atem. Was meinte er damit? Und wie sollte sie darauf reagieren? Alex war ein sehr attraktiver Mann. Mit ihm zu schlafen, wäre sicher das reinste Vergnügen.

Aber mehr würde es nie sein. Sie kamen aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Maria kannte ihre Grenzen. „Meine Mutter hat zehn Stunden täglich in einer Londoner Industriewäscherei gearbeitet“, sagte sie. „Nur um mir meine Ausbildung zu ermöglichen. Und ich habe während des Studiums immer zwei Jobs nebenbei gehabt.“

„Das weiß ich.“

„Ihre Familie gehört zum ältesten Adel Almas. Deshalb sollten wir nichts tun, was wir hinterher bereuen.“

„Sie sehen Probleme, wo es gar keine gibt. Die Delegation wurde sehr sorgfältig ausgesucht. Man hat Sie wegen Ihrer Persönlichkeit und Ihres Könnens ausgewählt. Keiner sieht auf Sie herab, nur weil Sie nicht aus Alma stammen.“

„Sie wissen ganz genau, dass ich das nicht gemeint habe.“

„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Maria.“

„Und wenn schon. In Alma hält man die Vergangenheit hoch. Sonst würden wir alle hier uns nicht darum bemühen, die Monarchie wieder einzuführen. Verstehen Sie mich richtig, ich habe ein gutes Selbstbewusstsein und bin stolz auf das, was ich geschafft habe. Aber ich bin auch realistisch. Sie und ich gehen verschiedene Wege. Das sollten wir nie vergessen.“

Er sah sie lange schweigend an, als wolle er ihr seinen Willen aufzwingen. „Sie haben mich gefragt, wozu ich Sie noch brauche …“, begann er dann.

„Das hätte ich nicht sagen sollen“, fiel sie ihm schnell ins Wort.

„Okay.“ Er lächelte sie auf eine Weise an, dass sie sich ihm am liebsten in die Arme geworfen hätte. „Dann warte ich, bis Sie mir diese Frage noch einmal stellen. Aber dann bekommen Sie meine Antwort, ob Sie wollen oder nicht.“

3. KAPITEL

Maria floh auf ihr Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Ihre Beine waren wie aus Gummi, und ihr Herz klopfte wie verrückt. Es war eine Sache, ein wenig in Alex verliebt zu sein. Damit konnte sie umgehen. Aber die Situation war vollkommen anders, wenn er für sie ähnlich empfinden sollte.

Schnell zog sie sich etwas Bequemes an und setzte sich dann vor ihren Laptop. Um diese Zeit rief sie meist per Skype ihre Mutter an, die sich gerade fürs Bett zurechtmachte.

Ihre Mutter nahm auch gleich ab. Die Bildverbindung war gut. „Hallo, mein Liebes, wie geht es dir?“

„Gut, Mama, danke. Ich wünschte, du wärst hier. Miami ist umwerfend.“

„Das freut mich. Ich bin sehr stolz, mein Kind, dass du zu der Delegation gehörst.“

„All das hätte ich nie im Leben erreichen können, wenn du nicht so viele Opfer für mich gebrachte hättest, Mama.“

Ihre Mutter lächelte zärtlich. „Das ist die Pflicht einer Mutter, und ich habe sie sehr gern erfüllt. Aber sag, wie geht es Mr. Ramon?“

„Warum fragst du?“ Hoffentlich war auf dem Schirm nicht zu sehen, dass sie rot geworden war.

„Ich bin doch nicht blind, Maria. Ich weiß, dass du dich in ihn verliebt hast.“

Darüber war Maria so verblüfft, dass sie nicht gleich wusste, was sie sagen sollte. „Äh, ja … vielleicht ein bisschen. Aber mehr ist da nicht. Wir sind Kollegen, das ist alles.“

„Er könnte kaum eine bessere Wahl treffen …“

„Meinst du nicht, dass du in dem Punkt voreingenommen bist?“ Maria versuchte, das Ganze mit Humor zu nehmen. Ihre Mutter lachte und wechselte das Thema. Nach fünf Minuten verabschiedeten sie sich.

„Gute Nacht, Mama.“

„Lass es dir gut gehen, mein Kind.“

Am liebsten hätte Maria sich auch ins Bett gelegt. Ihr Körper war immer noch auf Alma-Zeit eingestellt. Sie seufzte leise. Sie musste aufbleiben, sonst würde sie den Jetlag nie überwinden. Was sollte sie tun? Allein in die Stadt gehen? Das wagte sie nicht. Aber unten in der Hotellobby war ihr ein hübsches kleines Restaurant aufgefallen. Außerdem gab es dort jede Menge Läden.

Sie griff nach ihrer Handtasche, steckte die Schlüsselkarte ein und verließ ihr Zimmer. Wo war noch gleich der Fahrstuhl? Sie sah sich suchend um. Ein freundlicher Hotelangestellter zeigte ihr den Weg. Auch unten in der Lobby wurde sie sehr liebenswürdig behandelt. Da es noch früh am Abend war, wies man ihr einen Tisch direkt am Fenster an. Sie setzte sich und genoss den herrlichen Blick aufs Meer.

Das Essen war ausgezeichnet. Zwar gab es auch in Alma eine florierende Fischindustrie, aber dieses reichhaltige Angebot war umwerfend. Die Shrimps auf Pasta mit jungem Gemüse – einfach zu gut!

Nach dem Essen durchstöberte sie die Läden und musste an sich halten, um nicht zu zeigen, wie schockiert sie über manche Preise war. Wer in diesem Hotel abstieg, konnte sich offenbar solche Sachen leisten. Ein Badeanzug mit passendem Strandkleid für tausendzweihundert Dollar? Ein Paar Strandschläppchen für fünfundsiebzig Dollar?

Glücklicherweise brauchte sie all das nicht, um zufrieden zu sein. Von ihrer Mutter hatte sie gelernt, nach günstigen Angeboten zu suchen und mit wenig Geld auszukommen.

Immer noch war es zu früh, um ins Bett zu gehen. Also beschloss sie, sich einen Nachtisch im Restaurant zu bestellen. Diesmal bekam sie keinen so guten Tisch, aber das Sorbet aus Wassermelonen und der Karamellkeks dazu entschädigten sie reichlich. Sie trank gerade ihren Espresso, als ein ihr nur zu bekannter Mann mit drei oder vier Begleitern den Raum betrat. Gabriel Montoro. Schnell bezahlte sie und wollte gerade aufstehen und gehen, als er sich einfach auf dem freien Stuhl an ihrem Tisch niederließ.

Sie sah ihn lächelnd an. „Ich will gerade gehen. Das Melonensorbet ist sehr zu empfehlen.“

„Wenn ich gewusst hätte, dass Sie allein zu Abend essen, hätte ich Sie eingeladen.“

„Nicht nötig. Manchmal bin ich gern allein.“

„Autsch!“, sagte er grinsend und zuckte wie unter einem Hieb zusammen.

„Um Himmels willen, so habe ich das doch nicht gemeint.“ Sie musterte ihn forschend. Er wirkte angestrengt, obwohl er doch angeblich nur das tat, was er wollte. „Danke für die Einladung. Aber ich habe schon früh gegessen, eigentlich um die Zeit totzuschlagen, bis ich schlafen gehen kann.“

„Schlafen?“ Er blickte auf ihre Espressotasse. „Bei dem Koffein?“

„Ich weiß. Aber der Espresso ist hier sehr gut.“

Sie stand auf, und auch Gabriel erhob sich. „Ich bringe Sie noch in die Lobby.“

„Aber Ihre Freunde warten doch auf Sie.“

„Ist nur was Geschäftliches. Und nicht eilig.“

Vor dem Restaurant legte er ihr leicht die Hand auf den Rücken und steuerte ein Geschäft an, das sie absichtlich ausgelassen hatte. Hier gab es im Wesentlichen Schmuck, sehr teuren Schmuck. „Was soll das?“ Sie sah ihn fragend an.

„Ich brauche Ihren Rat.“ Er wies auf einen Glaskasten. „Welcher Anhänger gefällt Ihnen besser? Die kleine Palme oder die Krabbe?“

„Also, ich …“ Maria starrte die beiden kostbaren Schmuckstücke an. In die Palme war ein kleiner funkelnder Diamant in Form einer Kokosnuss eingearbeitet. Die goldene Krabbe hatte Augen aus tiefgrünen Smaragden. „Sie sind beide wunderschön.“

„Aber …“

„Wenn ich die Wahl hätte, würde ich die Krabbe nehmen. Sie ist entzückend und gleichzeitig ein bisschen verrückt.“

„Okay.“ Gabriel gab dem Verkäufer seine Kreditkarte.

Sowie sie wieder vor dem Geschäft standen, drückte Gabriel ihr das kleine Päckchen in die Hand. „Ich möchte mich wegen gestern entschuldigen. Sie haben nur das Beste für meine Familie im Sinn, und da hätte ich nicht so unhöflich sein dürfen. Selbst wenn das Angebot von Alma uns nicht interessiert.“

„Oh nein, Mr. Montoro.“ Maria hielt ihm das Päckchen wieder hin. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ganz bestimmt nicht.“

„Gabriel, nicht Mr. Montoro …“

„Okay, dann Gabriel. Auf keinen Fall kann ich ein so wertvolles Geschenk annehmen.“

„Das ist doch nur eine Kleinigkeit. Und ich kann mein schlechtes Gewissen beruhigen. Außerdem möchte ich nicht, dass Sie wegen meines schlechten Benehmens einen falschen Eindruck von meiner Familie bekommen. Gute Nacht, Maria. Ich muss los.“

Weg war er. Verblüfft blickte Maria auf das Päckchen in ihrer Hand. Die ganze Sache gefiel ihr überhaupt nicht. Aber was hätte sie tun sollen? Sie konnte doch ein Mitglied der königlichen Familie nicht vor den Kopf stoßen.

Abrupt unterbrach eine kalte Männerstimme sie in ihren Gedanken.

„Ich habe mich wohl in Ihnen getäuscht, Maria. Bisher habe ich Sie für naiv und unerfahren gehalten und geglaubt, Sie wüssten nicht mit Männern wie Gabriel Montoro umzugehen. Aber es sieht so aus, als wüssten Sie genau, was Sie tun.“

Sie wandte sich um. Alex sah sie mit einem verächtlichen Lächeln an.

„Sie irren sich“, stieß sie hervor. „Es ist ganz anders, als Sie denken.“

„So? Ein Mann schenkt einer Frau, die er kaum kennt, Schmuck. Ich glaube, es ist ziemlich klar, was dahintersteckt.“

Wut stieg in ihr auf. „Erstens sind Sie total auf dem Holzweg. Und zweitens habe ich es nicht nötig, mich vor Ihnen zu rechtfertigen. Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden! Gabriel hat sich entschuldigt, weil er gestern so unhöflich zu uns war.“

„Mir hat er keinen Schmuck geschenkt.“

„Nun seien Sie nicht albern! Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht.“ Aber seine Kritik hatte sie doch getroffen, denn auch sie hatte ein schlechtes Gefühl bei einem so teuren Geschenk.

Sie war noch kaum beim Fahrstuhl, da stand Alex schon neben ihr. „Ich habe vorhin auf Ihrem Zimmer angerufen, aber Sie waren nicht da.“

„Ich wollte mich zwingen, etwas länger aufzubleiben, und habe deshalb im Restaurant gegessen. Allein. Außerdem habe ich mir die Läden angesehen. Soviel ich weiß, ist das kein Verbrechen.“

Alex presste kurz die Lippen zusammen. „Entschuldigung, ich sollte nicht gleich voreilige Schlüsse ziehen. Ich hatte nur angerufen, um Sie zu fragen, ob Sie mit mir einen Strandspaziergang machen wollen.“

Er meinte es ernst, das sah sie ihm an. Die schwarzen Augen und das leicht stoppelige Kinn gaben ihm einen verwegenen Ausdruck. Seinem gefährlichen Charme konnte sie sich einfach nicht entziehen. „Eigentlich gern, aber heute bin ich zu müde. Ich kann kaum noch die Augen offen halten. Vielleicht ein andermal?“

„Gern.“

„Gute Nacht, Alex.“

Er griff nach ihrer Hand, ließ sie aber schnell wieder los, als sie zusammenzuckte. „Übrigens haben Sie Eindruck auf die königliche Familie gemacht.“

„Wieso?“

„Sie haben uns eingeladen, mit ihnen das Wochenende auf ihrem Besitz in der Nähe von Coral Gables zu verbringen.“

„Die ganze Delegation?“

„Nein, nur Sie und mich.“

„Oh.“ Mist. „Ich finde eine Ausrede. Sie sollten auf alle Fälle annehmen. Aber ich passe da nicht hin.“

„Ich fürchte, das wird den Montoros gar nicht recht sein. Und wir können es uns nicht erlauben, die Familie zu beleidigen. Ich habe Mr. Montoro bereits gesagt, es sei uns eine Ehre. In dem Fall war es Rafael III., derjenige, der unserer Sache am ehesten positiv gegenübersteht. Da wir auf seine Unterstützung nicht verzichten können, müssen wir hin.“

Maria seufzte. Auch das noch. „Wann denn?“

„Wir werden um elf Uhr morgens abgeholt. Da wir über Nacht bleiben, müssen Sie ein paar Sachen mitnehmen. Aber wir behalten unsere Zimmer im Hotel.“

„Trotz der Zimmerpreise?“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihre Sparsamkeit in allen Ehren, Maria. Aber hier ist sie fehl am Platz.“

Sein sexy Lächeln verfolgte sie sogar in ihre Träume. Am Morgen erwachte Maria verschwitzt und verwirrt. Während sie duschte, sich das Haar wusch und danach trocken föhnte, dachte sie an die zwei Tage, die vor ihr lagen. Zwei Tage in einer entspannten privaten Atmosphäre – mit Alex.

Um Viertel vor elf hängte sie sich ihre Tasche über die Schulter und griff nach ihrem Koffer. In der Lobby sah sie sich um. Weil Alex noch nicht da war, suchte sie sich eine ruhige Ecke und zog ihr Smartphone aus der Tasche. Doch bevor sie ihre SMS beenden konnte, legte sich ihr eine große Hand auf die Schulter.

„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“, sagte Alex. „Ich hatte einen wichtigen Anruf aus Alma. Einige Parlamentsabgeordnete werden ungeduldig und warten dringend auf Nachricht.“

Maria folgte ihm nach draußen. „Können sie denn nicht verstehen, dass die Montoros für eine solche Entscheidung Zeit brauchen?“

Er schüttelte den Kopf. Wegen der dunklen Sonnenbrille konnte Maria nicht sehen, was in ihm vorging. „Ich glaube, die meisten Bürger in Alma sind davon überzeugt, dass die Montoros begeistert sind, wieder auf ihren Thron zurückkehren zu können.“

Vor dem Hotel wartete ein Chauffeur auf sie, und bald waren sie auf dem Weg nach Coral Gables. Maria lehnte sich zurück und genoss den Blick auf die Landschaft. Alex dagegen saß angespannt da und sah die E-Mails auf seinem Smartphone durch. Offenbar war er immer im Dienst, daran änderte auch die lässige Kleidung nichts.

Maria warf ihm einen kurzen Blick zu und unterdrückte einen leisen Seufzer. Auch in der hellen Kakihose und dem elfenbeinfarbenen Polohemd sah er unverschämt gut aus.

Nach etwa einer halben Stunde hatten sie die Stadt erreicht. Sie durchquerten ein hübsches Geschäftsviertel, wohl das Zentrum des Ortes, und kamen bald in die Wohngebiete, besser gesagt, in die Gegend, in der die Reichen und Berühmten wohnten.

Maria riss die Augen auf, als sie an den üppigen tropischen Gärten vorbeifuhren. Hinter den Mauern konnte man Luxusvillen erahnen. Vor einem großen schmiedeeisernen Tor hielt der Chauffeur, sprach kurz in eine Gegensprechanlage, und wie von Geisterhand öffnete sich das Tor. Ein gewundener breiter Kiesweg, umsäumt von Palmen, führte einen sanften Hügel hinauf. Das schrille Kreischen von wilden Papageien war zu hören.

„Das ist ja wie aus einem Roman“, sagte Maria leise, mehr zu sich selbst als zu Alex. Er schwieg, immer noch in seine Arbeit vertieft. „Alex?“

„Hm?“ Er sah nicht hoch.

„Alex!“

Diesmal reagierte er, nahm die Sonnenbrille ab und rieb sich die Stirn. „Was ist?“

Er wirkte gestresst, aber das war verständlich. Auch er musste unter dem Jetlag leiden und hatte wahrscheinlich wenig geschlafen. Außerdem bedrückte ihn die Verantwortung für das Gelingen ihrer Mission.

„Sie müssen einfach mal ausspannen, Alex“, sagte Maria ernst. „Sehen Sie doch nur aus dem Fenster. Wir sind im Paradies! Außerdem haben wir jetzt eine gute Gelegenheit, die Montoros besser kennenzulernen. Hier in ihrer eigenen Umgebung sind sie sicher zugänglicher. Wir haben die Chance, ein bisschen hinter die Fassade zu sehen, sie so zu erleben, wie sie wirklich sind. Danach können wir sehr viel gezielter den Köder auswerfen.“

Endlich legte er das Smartphone beiseite und sah sie mit einem warmen Lächeln an. „Donnerwetter, Maria, ganz schön raffiniert. Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“

„Wieso denn nicht? Ich meine damit doch nur, dass wir versuchen sollten, Schwachstellen zu entdecken. Wir beide wissen, dass die Bürger von Alma sich nach der Monarchie sehnen. Jetzt sollten wir versuchen, in den Montoros den Wunsch zu wecken, ihre Stellung als Herrscher wieder einzunehmen. Danach sollte alles wie von selbst laufen.“

Der Chauffeur hielt in einer breiten Einfahrt. Noch bevor Alex auf Marias letzte Bemerkung eingehen konnte, hatte sie bereits ihre Sachen genommen und war ausgestiegen. Eine Hausangestellte kam ihnen entgegen und führte sie zu einem kleinen Gästehaus.

„Herzlich willkommen“, sagte sie mit einem leichten Akzent. „Die Montoros freuen sich, dass Sie die Einladung angenommen haben. Ein Imbiss steht für Sie bereit. Vielleicht möchten Sie sich auch ein bisschen ausruhen. Um vier werden Sie abgeholt und zum Haupthaus gebracht. Dort wird Sie die Familie begrüßen.“

„Danke.“

Mit großen Augen sah sich Maria in der kleinen Villa um. Es gab zwei Gästesuiten. Beide waren jeweils mit einem Riesenbett ausgestattet und teuer möbliert. Der Chauffeur brachte das Gepäck und stellte Marias Koffer in die grau und rosa gestaltete Suite und Alex’ Gepäck in die blaue Suite.

„Möchten Sie Ihre Mahlzeit auf der Veranda einnehmen?“ Die Hausangestellte wies auf einen lichtdurchfluteten Anbau.

Alex sah Maria an und nickte dann. „Ja, gern.“

Die Tacos mit Fisch und Mangosalsa waren einfach köstlich. Alex probierte den hellen Pinot und nickte dann anerkennend. „Sehr gut. Ich glaube, sie setzen alles daran, um uns zu beeindrucken. Vielleicht wollen sie uns damit zu verstehen geben, dass sie wenig Interesse haben, nach Alma zurückzukehren.“

„Was?“

Maria sah ihn so entsetzt an, dass er sofort versucht war, sie zu trösten. Aber warum eigentlich? Sie waren doch hier, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Da hatten Gefühle keinen Platz. Und doch waren sie da, sehr intensiv sogar. Absolut unpassend und gefährlich. Wie sollte er seine Mission erfüllen, wenn sich in ihm ganz andere Sehnsüchte breitmachten?

Als Staatsdiener musste man die eigenen Wünsche für das große Ganze zurückstellen. Und Alex war stolz, seinem Land zu dienen. Also musste er die Gefühle unterdrücken, die Maria in ihm auslöste. Leichter gesagt als getan …

Maria trug das blonde Haar heute offen. Sie bewegte sich mit der ihr eigenen Grazie und Würde, die vergessen ließ, wie jung sie noch war. Und dass sie aus einem sehr bescheidenen Elternhaus kam. Er selbst hatte sie für diese Mission vorgeschlagen.

Recht hatte sie, als sie ihn auf ihre eigentliche Aufgabe hingewiesen hatte. Im Augenblick war nichts wichtiger, als die Montoros für sich zu gewinnen.

Sowie sie mit dem Essen fertig waren, räumte die Angestellte den Tisch ab, schenkte noch einmal nach und verschwand dann.

Sie waren allein.

Alex räusperte sich. „Möchte Sie sich … äh … ein bisschen hinlegen?“

„Eigentlich schon. Aber ich will endlich diesen blöden Jetlag überwinden. Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?“

„Wissen Sie, wie heiß es draußen ist?“

„Und wenn schon. Wir sind in Florida. Und ich war noch nie hier.“

„Na gut.“ Er zuckte ergeben mit den Schultern. „Ich will Sie nicht aufhalten. Aber ich komme mit, damit Sie nicht verloren gehen.“

„Gut. Ich zieh mich nur um.“

Zu Alex’ Verblüffung war sie schon nach wenigen Minuten wieder da. Und zwar in knappen weißen Shorts, wodurch ihre langen, sonnengebräunten Beine fantastisch zur Geltung kamen, und einem himbeerfarbenen kurzen Hemdchen. Alex musste schlucken. Dazu hatte sie das blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Maria wirkte wie ein übermütiger Teenager.

„Das … das ging schnell“, brachte er gerade noch heraus.

„Meine Mutter war immer der Meinung, dass eine Frau möglichst natürlich auftreten sollte. Also ohne Make-up und langes Styling. Allerdings habe ich mich dagegen aufgelehnt. Mit vierzehn fing ich an, mich zu schminken.“

„Also waren Sie aufmüpfig!“

Sie lachte. „Ich wollte ihr keinen Kummer machen, denn ich liebe sie sehr. Aber ich wollte so sein wie die anderen Mädchen.“

„Das ist verständlich.“

„Eines Tages kam sie früher nach Haus, und ich hatte keine Zeit mehr, mich abzuschminken. Sie war so …“

„Wütend?“

„Nein, enttäuscht. Und das war viel schlimmer. Sie meinte, ich solle stolz auf mich und meine Persönlichkeit sein. Äußerliche Attribute spielten keine Rolle.“

„Sehr weise.“

„Das schon. Aber das Thema quälte sie, das merkte ich. Dass mein Vater sie noch vor meiner Geburt verlassen hatte, wusste ich. Sie hatte ihn geliebt und sich fürchterlich in ihm getäuscht. Ihr ganzes Leben musste sie dafür bezahlen. Deshalb war es immer mein Ziel, so viel zu verdienen, dass ich ihr eine kleine Wohnung kaufen kann. Sie hat sich für mich aufgeopfert, und ich will, dass sie ihr Leben genießen kann, solange sie gesund und fit ist.“

„Sie sind eine gute Tochter.“

Sie sah ihn an, zweifelnd und unsicher. „Ich hoffe es.“

4. KAPITEL

Sie verließen die kleine Villa, und Alex dachte noch lange über Marias Worte nach.

Sie war ehrgeizig, das wusste er. Und er gehörte nicht zu den Menschen, für die das ein Problem war. Er bewunderte ehrgeizige Frauen. Aber was wollte sie erreichen? Wollte sie beruflich Karriere machen, oder wollte sie nur für sich und ihre Mutter ein angenehmes Leben schaffen? Sehnte sie sich nach Mann und Kindern, oder waren die Erfahrungen der Mutter so traumatisch, dass auch die Tochter Männern generell misstraute?

Und wenn sie nun ganz andere Ziele hatte? Vielleicht wollte sie sich einen der Montoros angeln. Gabriel vielleicht? Sah sie sich als künftige Prinzessin?

Nein, ganz sicher nicht, es gab keinen Grund für einen solchen Verdacht. Nur seine eigene Eifersucht. Denn obgleich eine Beziehung mit ihr nicht infrage kam, vor allem nicht jetzt, peinigte ihn die Vorstellung, Maria könnte in den Armen eines anderen liegen.

Während sie so dahinschlenderten, versuchte er, sich auf die Natur zu konzentrieren und nicht auf die langbeinige Schönheit, die vor ihm herging. Je häufiger er mit Maria zusammen war, desto schwerer fiel es ihm, seine sehr eindeutigen Fantasien zu unterdrücken. Schon zweimal hatte er von ihr geträumt und war schweißnass aufgewacht.

Er schob die Hände in die Hosentaschen. Zu stark war die Versuchung, sie zu berühren, ihr blondes, seidiges Haar zu streicheln. Sofort spielte ihm seine Fantasie wieder einen Streich, und er sah Maria unter sich liegen, das Haar ausgebreitet auf einem schwarzen Seidenkissen, die Augen halb geschlossen, ein lustvolles Lächeln auf den Lippen …

Verdammt … Er hatte eine Erektion, ihm war heiß, und er hätte sich am liebsten auf Maria gestürzt. Sehr unpassend für einen Mann, von dessen kühlem Kopf und diplomatischem Geschick das Wohl eines ganzen Landes abhing. Er presste die Lippen zusammen und versuchte, sich ganz auf die Pflanzen am Wegesrand zu konzentrieren. Nicht auf die schmale Taille und den runden Po vor ihm …

Marias Müdigkeit schien verflogen zu sein. Unverdrossen bog sie immer wieder in einen neuen Pfad ein. Kurz vor ihrem Ausgangspunkt machten sie an einer kleinen Lagune halt. Auf dem gegenüberliegenden schmalen Sandstreifen entdeckten sie ein Pfauenpaar. Die Vögel in den Bäumen sangen.

Maria lehnte sich verträumt lächelnd gegen einen Baumstamm. „Was für eine herrliche Landschaft. So ursprünglich und voller Leben.“

„Wenn Sie sich entscheiden müssten, würden Sie all das hier verlassen und in ein Land ziehen, in dem Sie bisher nie gewesen sind? Nur um ein Schicksal auf sich zu nehmen, das Sie noch nicht einmal selbst gewählt haben?“

Sie blickte sinnend auf das Wasser. „Das kann ich nicht sagen. Mein Leben ist so anders. Wenn meine Mutter mal nicht mehr da ist, werde ich nie mehr herausfinden können, wer mein Vater ist. Und sie weigert sich, mit mir darüber zu sprechen. Sie erzählt auch nichts von ihrer eigenen Familie, die sie verstoßen hat, als sie schwanger und ohne Mann dasaß. Also kann ich mich schwer in die Situation der Montoros versetzen, deren Stammbaum viele Jahrhunderte zurückreicht. Von meiner Familie weiß ich nichts.“

„Das tut mir leid.“

„Muss es nicht. So ist es nun mal.“

Das sollte wohl gleichgültig klingen, aber Alex merkte doch, dass eine gewisse Trauer in ihrer Stimme mitschwang. Marias Haut war rosig und leuchtete förmlich, sie wirkte zudem leicht erhitzt. Ihre Mutter hatte recht, Maria brauchte keine Hilfsmittel, um ihre Schönheit zur Geltung zu bringen. Sein Herz schlug schneller. Eigentlich sah sie aus, als hätte sie gerade eine Liebesnacht hinter sich …

Nervös verschränkte er die Arme. Wie gern würde er sie einfach an sich ziehen. Aber er musste vernünftig sein. Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. „Wir sollten zurück zum Haus, um Zeit zu haben, uns umzuziehen.“

Sie sah ihn mit einem Lächeln an, das er bis in die Fußspitzen spürte. „Ich bin so froh, dass ich diese Reise machen konnte. Und Ihnen sehr dankbar, denn ich weiß, dass Sie ein gutes Wort für mich eingelegt haben.“

„Ich brauche Ihre Dankbarkeit nicht, Maria“, stieß er dumpf hervor, der Körper verkrampft vor Verlangen.

„Was denn dann?“, fragte sie flüsternd. „Erinnern Sie sich, diese Frage habe ich Ihnen schon einmal gestellt, und Sie wollten sie nicht beantworten.“

„Das stimmt nicht. Ich habe nichts gesagt, weil Sie nicht bereit waren, meine Antwort anzuhören.“

Sie stieß sich von dem Baumstamm ab und machte einen Schritt auf ihn zu. „Und wenn ich jetzt bereit bin?“

Da konnte er sich nicht länger zurückhalten. „Komm her“, befahl er leise und streckte die Arme aus. Wieder trat sie einen Schritt näher, und er fasste sie bei den Händen, zog sie an sich und küsste sie auf die zarte Ohrmuschel.

Sie sah zu ihm hoch. „Männer sind schon merkwürdige Geschöpfe.“

„Wieso?“

„Ich bin doch ganz verschwitzt und unappetitlich.“

„Oh, nein! Auf keinen Fall unappetitlich, das kannst du mir glauben.“ Er beugte sich zu ihr herunter und fand ihre Lippen für einen zunächst zarten Kuss. Endlich hielt er sie in den Armen, endlich spürte er ihren warmen Körper. Und doch hatte er ihr kurzes Zögern bemerkt. War es Unsicherheit aus Mangel an Erfahrung? Sofort wurde sein Beschützerinstinkt wach, obwohl er Maria ja vor sich selbst beschützen müsste. Verrückt.

Doch im nächsten Moment legte sie ihm die Arme um den Hals. Sie hatte also offenbar ihre Scheu überwunden. Sie schmiegte sich an ihn, und obgleich sie spüren musste, wie erregt er war, zuckte sie nicht zurück.

Oh, Maria … Alex versuchte, sich bei dem Kuss zurückzuhalten, denn die kleine Lichtung war von allen Seiten einzusehen. Außerdem wurden sie in knapp einer Stunde zu ihrem ersten Treffen mit der Familie abgeholt. Nur noch eine Minute …

Er vertiefte den Kuss, löste sich dann aber schwer atmend von ihr. „Maria … Das ist … Ich weiß kaum noch, wie ich heiße.“

„Alex“, flüsterte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und schmiegte sich an ihn. „Kluger, anbetungswürdiger Alex.“

„Anbetungswürdig?“ Er zog die Augenbrauen zusammen. Das hatte noch keine Frau zu ihm gesagt.

„Allerdings. Du bist so ernsthaft und engagiert und anständig. So liebenswert und voller Charme.“

Widerstrebend ließ er sie los. Es musste sein. Als sie sich weiter an ihm festhielt, löste er ihre Arme von seinem Nacken und trat einen Schritt zurück. „Anständig?“ Er lachte kurz. „Wenn ich nicht Angst hätte, dass in der Lagune Alligatoren sind, würde ich dich hier auf den Sand ziehen und dich ganz anbetungswürdig vernaschen.“

„Alligatoren?“ Maria schrie so laut vor Entsetzen, dass ein Schwarm Vögel aufflog.

Alex grinste. „Hast du das Schild nicht gelesen? Wir sind doch hier in der Alligator-Allee.“

„Aber ich hätte nicht gedacht, dass es hier wirklich welche gibt.“

Den Weg zurück drückte sich Maria zitternd an ihn. Sie war sichtlich froh, als sie die Villa erreicht hatten. Er schob sie hinein und schloss die Tür hinter sich. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Alligatoren sind gar nicht so schlimm. Auch wenn sie gelegentlich mal einen Hund oder eine Katze erwischen.“

„Oh, Gott …“ Maria wurde weiß wie die Wand.

Offenbar hatte seine Beruhigung nicht gewirkt. „Du wirst sicher duschen wollen“, sagte er schnell. „Wirklich, Maria, solange du dich von unbekannten Gewässern fernhältst, hast du nichts zu befürchten, Ehrenwort.“ Er küsste sie noch einmal. „Außerdem hast du ja mich. Ich beschütze dich.“

Maria duschte so heiß, wie sie es nur aushalten konnte. Allmählich verlor sich ihr Zittern. Wahrscheinlich brauchte sie wirklich keine Angst zu haben. Sie fürchtete sich doch auch nicht vor Mäusen oder Spinnen. Aber Alligatoren … Das war ja etwas ganz anderes!

Nach der Dusche zog sie das schmale dunkelblaue Kleid wieder an, in dem sie angekommen war. Hoffentlich hatte sie die richtigen Sachen für das Wochenende mitgenommen. Leider kannte sie die Kleiderordnung nicht, die es sicher für Besuche bei königlichen Familien gab.

Ihr ärmelloses Etuikleid war sehr schlicht. Die Sandaletten, die sie dazu trug, hatten nur einen kleinen Absatz. Sie betrachtete sich im Spiegel. War sie zu leger gekleidet? Oder nicht leger genug? Egal, sie musste das anziehen, was sie dabeihatte. Außerdem war ihr Outfit nicht wichtig. Sie war hier nicht die Hauptperson, sondern Alex. Die Montoros würden sich auf ihn konzentrieren. Maria beneidete ihn nicht. Armer Alex.

Sie fuhr sich noch einmal durch das weich fallende Haar. Okay, sie sah passabel aus. Alex wartete im Wohnzimmer auf sie. Er setzte ein kurzes Lächeln auf, als sie eintrat. Nichts in seiner Miene verriet, dass sie sich vor wenigen Minuten noch leidenschaftlich geküsst hatten.

Na gut, was er konnte, konnte sie schon lange. „Fertig?“, fragte sie kühl.

„Ja.“

In diesem Augenblick klingelte es. Ein junger Mann stand vor der Tür und lächelte freundlich. Er mochte ungefähr so alt wie sie sein und war groß und kräftig. Auf seinem dunkelblauen Poloshirt war der Schriftzug Montoro Enterprises eingestickt. „Der Jeep steht bereit. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“

Der große Jeep war makellos gepflegt, wenn auch nicht besonders gut für Frauen in engen Kleidern geeignet. Ohne Alex’ Hilfe hätte sie nicht auf den Rücksitz klettern können. Peinlich. Die beiden Männer saßen vorn.

Offenbar war der Besitz noch größer, als Maria gedacht hatte, denn sie brauchten ungefähr fünf Minuten, um die gewaltige Wohnanlage zu erreichen. Alle Gebäude, ob groß oder klein, ähnelten sich mit ihren weißen Wänden und den dunkelblauen, glänzenden Dachpfannen.

Schließlich fuhren sie beim Haupthaus vor, das ebenfalls in Blau und Weiß gehalten war. Was für ein wunderschönes Gebäude mit der offenen, umlaufenden Veranda und den vielen Fenstern, dachte Maria. Der junge Mann parkte direkt vor dem Eingang, zu dem ein paar Stufen hinaufführten. Er sprang aus dem Wagen und wies lässig auf die Haustür. „Einfach klingeln“, meinte er fröhlich und ging pfeifend davon.

Maria sah Alex ratlos an. „Und nun?“

„Nun werden wir das tun, was er gesagt hat. Einfach klingeln.“ Alex schien nicht im Geringsten verlegen oder nervös zu sein, so wie sie. Aber er war solche Situationen ja auch gewohnt. Schließlich war auch seine Familie von altem Adel.

Entschlossen stieg Maria an Alex’ Seite die Stufen empor. Alex drückte auf die Klingel, und nach wenigen Sekunden öffnete ein würdig aussehender Butler die Tür und machte eine steife Verbeugung.

„Willkommen in der Casa Montoro“, sagte er gemessen. „Die Familie erwartet Sie im Salon.“

Sie traten ein, und Maria sah sich staunend in der großen Halle um. So etwas hatte sie bisher nur in Hochglanzmagazinen gesehen. Sie bewunderte den polierten Holzfußboden, die teuren Teppiche, die wenigen geschmackvollen Möbel und die riesigen Fenster, durch die man in der Ferne das leuchtend blaue Meer sehen konnte.

Sowie sie den riesigen Wohnraum betraten, stand Rafael III. auf und kam auf sie zu. „Endlich sind Sie da. Es ist uns eine Ehre, Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen.“ Er gab Alex die Hand und küsste Maria auf beide Wangen.

Maria sah sich kurz um. Alle wichtigen Personen waren anwesend: Rafaels drei Kinder – Gabriel, Bella und Rafael IV. – dazu ihr Cousin Juan Carlos II. sowie natürlich die zerbrechlich wirkende Matriarchin der Familie, die unbeugsame Isabella Salazar. Sie war dreiundsiebzig und hätte durchaus noch ein paar gute Jahre vor sich haben können, aber die Parkinsonkrankheit forderte ihren Tribut.

Obwohl auf den Rollstuhl angewiesen, war Isabella eine beeindruckende Erscheinung. Als Großmutter von Juan Carlos und Großtante von Gabriel und seinen Geschwistern hatte sie immer noch großen Einfluss bei Familienangelegenheiten. Da sie eine überzeugte Monarchistin war, wäre sie die wichtigste Verbündete in ihrem Plan, die Königsfamilien nach Alma zu holen.

Von allen Anwesenden kannten sie lediglich Isabella noch nicht, und so wies Rafael auf zwei Plätze an der Seite der alten Dame.

Isabella kam gleich zur Sache. „Ist Ihnen klar, weshalb wir Sie eingeladen haben?“

Maria stockte der Atem.

Alex stutzte, er hatte sich aber schnell gefangen. „Nicht ganz, Ma’am.“

„Vielleicht wundern Sie sich, dass wir nicht die ganze Delegation eingeladen haben.“

Alex nickte. „Stimmt, darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht.“

„Sie beide sind jetzt hier, weil unser Gabriel sich bei Ihrer ersten Begegnung etwas danebenbenommen hat. Er ist ein guter Junge, aber leider geht manchmal sein Temperament mit ihm durch. Deshalb möchten wir uns bei Ihnen entschuldigen und Ihnen versichern, dass wir Ihren Vorschlägen aufgeschlossen gegenüberstehen werden, wenn Sie denn bereit sind, sie uns vorzulegen.“

Tatsächlich? Maria musterte die anderen, die nicht gerade begeistert wirkten.

Alex lächelte verbindlich. „Maria und ich sind Ihnen sehr dankbar für die großzügige Einladung. Aber seien Sie versichert, eine Entschuldigung ist ganz und gar unnötig. Die Situation ist für alle, die damit befasst sind, ungewöhnlich, um es vorsichtig auszudrücken. Und dass gewisse Spannungen aufkommen können, ist nicht weiter verwunderlich. Natürlich hoffen wird, dass wir letzten Endes Lösungen finden, die sowohl die Bürger von Alma wie auch Ihre Familie zufriedenstellen.“

Rafael III. nickte und ergriff das Wort. „Mr. Ramon, mein ältester Sohn und ich würden uns gern mit Ihnen in meinem Büro zusammensetzen, um Ihnen Einblick in unser Firmenkonsortium zu verschaffen, damit Sie erkennen, wo unsere Verantwortung liegt. Bella und Gabriel werden Miss Ferro Gesellschaft leisten.“

Maria sah, wie Alex Gabriel scharf musterte. Offenbar passte es ihm nicht, sie allein hier zurückzulassen, obgleich ja auch Bella als Anstandsdame mit dabei war.

Sein Pech, dachte Maria. Schließlich konnten sie Rafaels Vorschlag nicht zurückweisen, und sie wollte es auch gar nicht. Gabriel war ein interessanter Mann, und sie war gern mit ihm zusammen. Außerdem hatte sie die hübsche Bella immer schon näher kennenlernen wollen.

Als Rafael, sein Sohn und Alex den Raum verlassen hatten, klatschte Bella begeistert in die Hände. „Endlich allein! Mich nervt dieses ewige Gerede über Alma. Das hat natürlich nichts mit Ihnen zu tun, Miss Ferro.“

„Das weiß ich doch. Aber bitte sagen Sie Maria zu mir.“

Gabriel legte seiner Schwester den Arm um die Schultern und drückte sie kurz an sich. „Mein Schwesterchen meint, dass Sie vielleicht Lust auf den Pool hätten. Sie hat jede Menge Bikinis und leiht Ihnen gern einen. Aber falls Sie nicht zu den Sonnenanbetern gehören, können wir auch ein bisschen mit dem Boot rausfahren.“

„Pool hört sich gut an. Und ich habe auch einen Badeanzug mitgebracht. Sofern Sie eine Sonnencreme für mich haben, komme ich gern mit zum Schwimmen.“

„Oh, gut.“ Bella unterdrückte ein Gähnen. „Das Schwimmen überlasse ich euch. Ich bin gestern spät nach Haus gekommen und werde sicher im Liegestuhl wegdämmern.“

Gabriel lachte. „Ja, meine kleine Bella ist eine Partymaus. Sie ist überall zu finden, wo was los ist. Erstaunlicherweise ist sie dabei noch nie in Schwierigkeiten geraten.“

„Im Gegensatz zu dir, als du in meinem Alter warst …“ Bella warf ihrem Bruder einen liebevollen Blick zu. Offenbar hingen die beiden sehr aneinander.

Als Maria wenig später Bella in ihrem knappen Bikini sah, war sie froh, selbst einen Badeanzug mitgebracht zu haben. Die junge Frau hatte eine tadellose Figur, und obgleich Maria sich nicht verstecken musste, wollte sie nicht so viel Haut zeigen.

Als Bella und sie aus der Umkleidekabine traten, war Gabriel bereits im Pool. Seine breiten Schultern glänzten golden in der Sonne, und Maria musste wieder zugeben, dass er sehr attraktiv war. Und trotzdem spürte sie keinerlei Erregung, wenn sie ihn ansah. Offenbar bevorzugte sie ernsthafte Wirtschaftsminister mit schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen …

Schluss damit! Sie wollte sich endlich entspannen und nicht mehr an Alex, Alma und ihre Aufgabe denken. Sie trat auf das Sprungbrett, wippte ein paarmal, um Schwung zu holen, und sprang in das aquamarinblaue Wasser.

5. KAPITEL

Als Maria wieder an die Oberfläche kam, lachte sie prustend los. Was für ein herrliches Gefühl, das kühle Wasser auf der erhitzten Haut zu spüren. „Wenn ich mir vorstelle, dass es in Alma regnete, als wir losflogen, und das schon seit einer Woche … Ich glaube, ich könnte mich an den ewigen Sonnenschein gewöhnen.“

Bella verstellte die Rückenlehne ihres Liegestuhls, breitete dann ein Handtuch aus und ließ sich seufzend darauf nieder. „Auch Vollkommenheit wird mit der Zeit langweilig. Siehe unser ältester Bruder.“

Gabriel hielt sich am Beckenrand fest und warf mit Schwung das Haar zurück, sodass die Tropfen spritzten. Seine grünen Augen leuchteten in der Sonne. „Du bist unfair Rafe gegenüber, Bella. Versuch du mal, Montoro Enterprises zu leiten. Da wirst du schon sehen, was das aus dir macht.“

Bella schob kurz die dunkle Sonnenbrille hoch. „Vielen Dank, kein Interesse. Mein Job ist es, Geld auszugeben, nicht es zu verdienen.“

Gabriel schwamm auf Maria zu, die im tiefen Teil des Pools vor sich hin paddelte. „Glauben Sie ihr kein Wort“, sagte er leise. „Das ist reine Show. Bella gilt als leichtfertig und oberflächlich, aber sie ist eine gute Schauspielerin. Abgesehen von der Familie wissen nur wenige, wie sehr sie sich für verschiedene wohltätige Zwecke engagiert. Auch der Umweltschutz ist ein großes Thema für sie.“

„Aber warum verstellt sie sich?“

„Ich vermute, weil man abschätzig über sie geurteilt hat, als sie ein Teenager war. In dem Alter ist man besonders empfindlich. Also macht es ihr heute Spaß, die Leute an der Nase herumzuführen.“

„Das kann ich gut verstehen. Haben Sie eine Ahnung, wie sie über Alma denkt? Ich meine darüber, plötzlich zur Königsfamilie zu gehören?“

„Das weiß ich wirklich nicht. Ich bin der Einzige, der sich in dem Punkt klar geäußert hat. Die anderen halten sich bedeckt. Vielleicht gefällt Bella der Gedanke, irgendwo ganz neu anzufangen. Aber so weit sind wir ja noch nicht, oder?“

Maria seufzte leise. „Ist es denn so schlimm, einen Thron zu übernehmen, der den Montoros von Rechts wegen zusteht? Die Geschichte Ihrer Familie ist doch eng mit der Geschichte Almas verwoben. Alma ist eigentlich Ihre Heimat.“

„Wollen Sie unsere Familie auseinanderreißen? Wenn Rafe sich auf diesen Wahnsinn einlässt, wird er uns verlassen.“

„Haben Sie schon mal was von Flugzeugen gehört?“

„Allerdings.“ Gabriel bespritzte sie lachend mit Wasser. „Aber dennoch. Wir hängen alle sehr aneinander. Wenn die Familie Almas Angebot annimmt, muss einer hierbleiben, um das Unternehmen zu führen. Wir haben uns unsere Position auf dem Weltmarkt hart erarbeitet, die können wir nicht aufgeben.“

„Nein, natürlich nicht. Ehrlich gesagt kann ich Ihnen auch keinen Rat geben. Aber ich habe eine Verpflichtung Alma gegenüber und muss versuchen, meinen Auftrag zu erfüllen.“

„Sie glauben, dass wir das Angebot annehmen werden, oder?“

Maria antwortete nicht gleich. „Ich hoffe es“, sagte sie dann ruhig. „In den letzten Jahrzehnten hat Alma viel aushalten müssen. Allmählich beruhigt sich die Lage, und die Menschen fassen wieder Mut. Aber es würde ihnen unglaublich viel bedeuten, wenn ein Montoro auf dem verwaisten Thron säße, ein Sinnbild der guten alten Zeit und ein Zeichen der Stabilität. Können Sie es mir übel nehmen, dass ich mir das für das Land von ganzem Herzen wünsche?“

„Nein, wahrscheinlich nicht.“

„Im Augenblick können wir nur abwarten. Viel hängt von Ihrem Bruder ab. Es ist ein Jammer, dass Ihr Vater für die Thronfolge nicht infrage kommt. Er hat eine so mitreißende Persönlichkeit, ist offen und an Menschen interessiert. Er wäre sicher ein guter König.“

„Mein Bruder auch, falls es dazu kommen sollte.“

„Sie sind stolz auf Ihre Familie und wollen sie schützen.“

Gabriel nickte langsam. „Ja. Weil jeder von ihnen dreimal so viel wert ist wie ich. Ich bin ein Zyniker, Maria, und generell misstrauisch. Dieses ganze Monarchie-Gesäusel scheint nur Ihrem Land zu nützen, und das passt mir gar nicht. Meine Familie soll doch nur Könighaus spielen, damit man in Ihrem Land daran verdienen kann. Postkarten, T-Shirts und Kaffeebecher mit den Porträts der königlichen Familie verkaufen sich immer gut.“

Maria sah ihn empört an und wollte schon widersprechen. Aber dann bemerkte sie seine gequälte Miene. Er machte sich wirklich große Sorgen um seine Familie.

„Geben Sie uns eine Chance“, sagte sie leise. „Sehen Sie sich das Angebot erst einmal in Ruhe an. Keiner will die Montoros als verkaufsträchtiges Aushängeschild missbrauchen. Im Gegenteil, Sie sollen Alma den Stolz wiedergeben.“

Gabriels Miene entspannte sich etwas, aber Maria wusste, er war noch nicht überzeugt. Dass die Menschen, die er liebte, zu solch schwerwiegenden Entscheidungen gezwungen waren, beschäftigte ihn.

„Auch Sie werden zur königlichen Familie gehören, wenn alles so läuft, wie ich es mir wünsche“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

„Ich denke nicht daran. Falls mein Bruder sich entscheidet, Almas Angebot anzunehmen, werde ich ihn natürlich unterstützen. Aber das macht mich noch lange nicht zum Prinzen. Bella wollte früher mit mir immer Prinz und Prinzessin spielen. Schon als Kind habe ich mich dagegen gewehrt, und in dem Punkt habe ich mich überhaupt nicht verändert. Ich weiß, wer ich bin, und das genügt mir.“

Es hatte keinen Sinn, ihm darzulegen, welche Rolle er bei der Krönung seines Bruders spielen musste, das war Maria klar. Dazu war später noch Zeit. Jetzt kam es erst einmal auf zwei Dinge an: Sie musste ihn davon überzeugen, dass die Montoros eine extrem wichtige Rolle für Alma spielten. Und sie musste herausbekommen, ob eventuelle peinliche Ausrutscher in Gabriels Vergangenheit später den Ruf der Montoros beschädigen konnten.

„Und wenn Sie sich noch so sehr dagegen wehren …“, meinte sie daher nur lächelnd, „… Sie können Ihr blaues Blut nicht verleugnen.“

„Irrtum“, sagte er sofort. „Ihr Blut und mein Blut haben genau die gleiche Farbe, nämlich rot. Ich bin Amerikaner. Und dieses Land beruht auf dem Prinzip der Gleichheit.“

„Das kann ja sein. Aber deshalb können Sie doch die Geschichte nicht umschreiben.“

Bella hob den Kopf, schob die Sonnenbrille hoch und sah sie unwillig an. „Um Himmels willen, nun hört doch endlich auf! Mir schwirrt schon der Kopf! Können wir nicht über was anderes reden? Vielleicht über Bücher oder Kino oder Baseball?“

Gabriel legte Maria kurz die Hand auf die Schulter. „Mein Schwesterchen hat recht. Wir sollten uns das Thema für später aufheben.“

Alex trat an den Beckenrand. Als er sah, wie Gabriel Maria berührte, stieg sofort die Wut in ihm hoch. Aber er biss die Zähne zusammen und zwang sich zu einem Lächeln.

Maria strahlte ihn an. „Alex! Wie schön, dass du da bist. Hast du Badezeug mitgebracht?“

„Wenn nicht …“, fügte Gabriel hinzu, „… finden Sie jede Menge Badehosen in der Umkleidekabine.“

„Okay.“ Eigentlich wollte Alex viel lieber mit Maria in ihre Villa fahren und sie lieben, bis sie beide vor Erschöpfung einschliefen. Aber da das nicht infrage kam, nahm er Gabriels Vorschlag an und verschwand im Poolhaus.

Der Beton um den Pool herum war unangenehm heiß für nackte Füße, und Alex sprang schnell ins kühle Wasser. Selbst Bella war es jetzt draußen zu heiß. Sie und Gabriel hatten ein Netz quer über den Pool gespannt. „Kommt, lasst uns Wasservolleyball spielen!“

Maria schwamm auf Alex zu. „Los! Die glauben, besonders gut zu sein. Aber ich habe ihnen schon gesagt, dass du ein Supersportler bist.“

„Aber nicht beim Volleyball.“

„Egal.“ Maria lachte übermütig. „Die machen wir fertig!“

Offenbar hatte sie keine Ahnung, wie schwer es ihm fiel, sich zu konzentrieren, wenn sie in ihrem sexy Badeanzug um ihn herum schwamm. Aber als Gabriel zwei Punkte hintereinander gemacht hatte, zwang sich Alex, nicht weiter auf ihre runden Brüste zu starren, und nahm den Wettkampf an. Genau das hatte ihm gefehlt. Der Stress fiel von ihm ab. Und das Spiel machte auch noch Spaß.

Maria und Bella waren sehr gut darin, ihren Partnern die Bälle so zuzuspielen, dass die Männer sie kraftvoll über das Netz schmettern konnten. Maria war besonders eifrig bei der Sache. Sie tauchte, kam lachend wieder hoch, pritschte Alex den Ball zu und jubelte laut, wenn er einen Punkt machte.

Mein Gott, wie schön sie ist …

Alex sehnte sich danach, sie zu küssen. Sekundenlang war er unkonzentriert, und schon schmetterte Gabriel den Ball über das Netz. Gleichstand. Beide Mannschaften hatten zwei Spiele gewonnen, und man beschloss, noch ein letztes entscheidendes Spiel anzuhängen. Maria atmete schwer, und bei jedem Atemzug drückten sich ihre harten Brustspitzen gegen den dünnen Stoff ihres Badeanzugs.

Alex schluckte. „Alles in Ordnung?“

„Aber klar!“ Sie lächelte ihn an und senkte die Stimme. „Ich will unbedingt gewinnen!“

Er grinste. „Okay, dann los!“

Das Spiel war hart und schnell. Beide Mannschaften wollten siegen. Mal war das eine Team, mal das andere besser. Bella war klein, aber sie bereitete das Spiel für Gabriel perfekt vor. Es war offensichtlich, dass sie und ihr Bruder schon häufiger zusammengespielt hatten. Das war ein gewisses Handicap für Alex und Maria, aber sie schlugen sich gut. Immer wieder wehrten sie den Matchball ab. Als Rafael der Ältere am Beckenrand erschien und das Dinner in einer halben Stunde ankündigte, winkten sie ihm fröhlich zu.

„Wir sind schon so weit gekommen“, rief Maria Alex zu. „Wir dürfen einfach nicht verlieren.“

Aber auch Bella und Gabriel gaben nicht auf. Wieder hieß es Gleichstand. Allmählich ließen Marias Kräfte nach. Doch sie schaffte es, Alex den Ball wieder zuzuspielen. Der verfehlte ihn allerdings, und Gabriel nahm ihn an und hämmerte ihn über das Netz. Er traf Maria direkt über dem Auge.

Sie sank unter die Wasseroberfläche.

„Verdammt!“, rief Alex aus. Sein Herzschlag stoppte kurz, dann kraulte er kraftvoll auf Maria zu und zog sie hoch. Sie hatte die Augen geschlossen, ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Er hob sie aus dem Wasser und setzte sie auf den Beckenrand.

Gabriel war nach wenigen Sekunden neben ihr. „Was ist passiert?“

Alex starrte ihn wütend an. „Sie haben sie fast k. o. geschossen!“

„Oh nein, das wollte ich nicht.“ Gabriel strich ihr kurz über das Haar. „Verdammter Ehrgeiz.“

„Nichts passiert.“ Maria versuchte, aufzustehen. Alex legte den Arm um sie und half ihr.

Gabriel und Bella folgten ihnen. „Im Poolhaus kann sie sich hinlegen“, sagte Bella.

„Gut.“ Langsam führte Alex Maria hinein und ließ sie dann vorsichtig auf die Couch nieder.

Die ganze Sache war Maria wahnsinnig peinlich. Alex, Gabriel und Bella schwirrten um sie herum wie besorgte Glucken. Und natürlich wurde trotz ihres Einwands der Familienarzt gerufen. Er war erstaunlich schnell da und untersuchte sie gründlich. Er bestätigte ihre Vermutung: keine Gehirnerschütterung, nur eine dicke Beule.

Sie richtete sich mühsam auf. „Wir müssen uns schnell umziehen. Das Dinner verspätet sich meinetwegen sowieso schon.“

Gabriel schüttelte den Kopf. „Ich würde vorschlagen, dass Alex mit Ihnen zurück ins Gästehaus fährt. Nach einem formellen Dinner ist Ihnen jetzt sicher nicht zumute. Dafür hat die Familie Verständnis. Ich hoffe, Sie fühlen sich morgen früh besser, sodass wir zusammen frühstücken können.“

„Mein tollpatschiger Bruder hat ausnahmsweise mal recht“, meinte Bella. „Ich lasse Ihnen das Essen zur Villa bringen. Ruhen Sie sich beide gut aus.“ Sie sammelte Marias und Alex’ Sachen zusammen und packte sie in eine große Stofftasche, die Alex sich über die Schulter hängte.

Gabriel gab Alex einen Schlüssel. „Der Golfwagen steht vor der Tür. Und rufen Sie im Haupthaus an, wenn Sie etwas brauchen oder es Maria schlechter geht.“

„Hallo! Ich bin auch noch da!“ Maria hasste es, wenn so über ihren Kopf hinweg entschieden wurde. Sie stand auf, war aber doch froh, als Alex einen Arm um sie legte.

„Langsam“, flüsterte er ihr zu.

Bella umarmte sie herzlich. „Es tut mir so leid.“

Gabriel sagte nichts, sondern sah Maria nur schuldbewusst an.

Sie berührte ihn kurz an der Schulter. „Machen Sie sich keine Sorgen. Es ist wirklich nicht der Rede wert.“

Endlich saßen sie im Golfwagen und fuhren los. Alex steuerte das kleine Ding sehr gekonnt und fand auch tatsächlich den Weg zurück zur Villa. Maria war beeindruckt, wehrte aber ab, als Alex sie ins Haus führen wollte. „Danke, das kann ich allein.“

Irgendwie fühlte sie sich seinen Blicken ausgeliefert, weil der feuchte Badeanzug ihr eng an der Haut klebte. Aber auch Alex war ja schließlich halb nackt.

Eben. Genau das war es, was sie nervös machte … Sie kannte ihn eigentlich nur vollständig angezogen, immer perfekt zu jeder Gelegenheit. Und sehr attraktiv.

Aber jetzt, mit so viel nackter Haut, war er einfach umwerfend sexy, und ein drängendes, süßes Verlangen machte sich bemerkbar, wenn sie ihn nur ansah. Sein kräftiger Oberkörper, die wohlgeformten muskulösen Beine, die schmalen Hüften, über denen sich die knappe Badehose spannte – was für ein Mann. Wenn sie nicht diese dumpf pochenden Kopfschmerzen gehabt hätte, wer weiß, ob sie sich hätte zurückhalten können.

Aber schon die wenigen Schritte ins Haus strengten sie an, auch wenn sie es nie zugegeben hätte. Aufatmend stand sie schließlich vor ihrer Zimmertür und öffnete sie. „Ich werde jetzt duschen.“ Sie wagte ein kurzes Lächeln. „Und ich bin vorsichtig, das verspreche ich dir.“

„Wenn du meinst …“ Alex war nicht begeistert, das sah sie ihm an. Aber achselzuckend trat er schließlich zurück und schloss die Tür.

Sowie sie allein war, ließ sie sich stöhnend auf der Bettkante nieder. Ihr Kopf schmerzte wie verrückt, und bei einem kurzen Blick in den Spiegel fuhr sie entsetzt zusammen. Sie sah schrecklich aus. Rund um das linke Auge und auch auf einem Teil der Wange breitete sich eine dicke dunkle Schwellung aus.

Eins war klar: Die Hoffnung, den Mann nebenan in ihr Bett zu ziehen und zu verführen, konnte sie wohl erst einmal begraben. Er war zwar bereit, die erhitzte und verschwitzte Maria zu küssen, aber sicher nicht eine Frau, die aussah, als käme sie geradewegs aus einem Boxring.

Seufzend holte sie frische Unterwäsche und ihr kurzes Nachthemd mit dem passenden Morgenmantel aus ihrem Koffer. Normalerweise liebte sie den dunkellilafarbenen Seidenstoff, aber jetzt konnte sie nur daran denken, dass sie bald rund um das Auge genauso aussehen würde.

Sie zuckte zusammen, als das heiße Wasser den Bluterguss traf, und konzentrierte sich darauf, sich das Haar zu waschen und den Chlorgeruch des Poolwassers abzuduschen.

Nach der Dusche blieb sie erschöpft auf dem Bett sitzen. Durch die Bewegung waren die Kopfschmerzen noch stärker geworden, und sie wusste, sie musste etwas dagegen tun. Der Arzt hatte Schmerztabletten dagelassen, die sie allerdings nicht auf nüchternen Magen nehmen durfte. Also musste sie zuerst etwas essen. Außerdem hatte sie Hunger.

Auf nackten Füßen tappte sie ins Wohnzimmer. Alex lag auf dem Sofa und zappte durch die Fernsehkanäle. Auch er hatte geduscht und sich wieder angezogen. Als er sie sah, sprang er sofort auf.

„Möchtest du essen? Sie haben uns bereits etwas geschickt.“

Sie nickte nur. „Ich habe sogar Hunger“, stieß sie leise hervor.

„Sehr gut. Setz dich, und lass dich bedienen.“

Maria wusste kaum, was sie aß, nur dass alles sehr gut schmeckte. Die Spannung zwischen ihr und Alex hielt sie gefangen. Der Kuss am Nachmittag …

Sie konnte es fast immer noch fühlen: die Hitze der tropischen Luft, Alex’ Umarmung, der Druck seiner festen Lippen …

Sie konnte an nichts anderes denken. Und sie hätte schwören können, dass es Alex genauso ging.

6. KAPITEL

Alex versuchte, Maria nicht merken zu lassen, wie besorgt er um sie war. Sie war sehr blass und hielt sich offensichtlich nur mit Mühe aufrecht. Der Bluterguss rund um das Auge sah schlimm aus.

Er setzte sich zu ihr an den Tisch, obgleich ihm gar nicht nach Essen zumute war. „Eigentlich wollte ich dir ein Glas Wein einschenken“, meinte er lächelnd. „Aber wenn du Tabletten nimmst, solltest du sicher keinen Alkohol trinken.“

Sie zog die Pillenschachtel aus der Tasche. „Der Arzt meinte, ich könne gleich zwei auf einmal nehmen. Aber ich versuche es erst einmal mit einer.“

Als sie die Tablette mit Wasser nahm und dabei den Kopf in den Nacken legte, verrutschte der Ausschnitt ihres Morgenmantels. Es sah aus, als ob sie darunter nackt war, zumindest oben herum, und Alex wurde der Mund trocken.

Schnell wandte er den Blick ab. „Also, ähm … Es ist zwar noch früh, aber du willst vielleicht trotzdem schon ins Bett gehen, oder?“

Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. Jede Bewegung schien zu schmerzen. „Ich habe mich gerade an die andere Zeit gewöhnt. Wenn ich jetzt schlafen gehe, fängt alles wieder von vorn an. Gibt es nichts im Fernsehen? Vielleicht einen Film?“

„Ja, bestimmt.“

Nach dem Essen sammelte er das Geschirr zusammen und stellte es in die Spüle. Maria beobachtete ihn. „Das ist wirklich absurd“, sagte sie schließlich leise.

Er wandte sich zu ihr um. „Was meinst du?“

„Dass du hier das Kindermädchen spielen musst.“

Lächelnd schüttelte er den Kopf, ging zu ihr und strich ihr zärtlich das Haar aus der Stirn. „Nichts ist absurd, sondern im Gegenteil sehr normal. Wir haben uns heute geküsst, und ich bin froh, dass wir diese Zeit jetzt für uns haben. Obwohl mir die Ursache natürlich sehr leidtut.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie vorsichtig auf die Füße.

Als er sie auf seine Arme hob, protestierte sie wieder. „Ich kann allein ins Wohnzimmer gehen.“

Doch er ließ sie nicht los. „Weiß ich doch. Aber ich mag dich so gern in den Armen halten.“

Im Wohnzimmer ließ er sie vorsichtig auf die weiche Couch nieder. Er ging zum Fernseher, holte eine DVD aus dem Regal, irgendeine, denn es kam nicht darauf an, und schob sie in den Apparat. Den Ton stellte er leise, denn er hatte etwas anderes vor.

Als er sich zu Maria auf die Couch setzte, zog sie den Morgenmantel fest zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kenne dich ja jetzt schon lange, Alex. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du dich einfach auf so eine Situation einlassen kannst.“

Recht hatte sie. Und es wurde höchste Zeit, dass er wieder etwas zurückhaltender war und nicht etwas tat, das er später bereute. „Vielleicht solltest du den Film lieber allein ansehen“, sagte er schnell. „Ich habe sowieso noch eine Menge zu tun.“

Ihm stockte der Atem, als sie ihm ihre warme Hand auf den Oberschenkel legte. „Bitte bleib.“

Sollte er wirklich? Vielleicht rechnete Gabriel sich Chancen bei ihr aus. Es wäre unklug, ihn vor den Kopf zu stoßen, mitten in den sehr schwierigen Verhandlungen …

Aber als er vorsichtig die Hand auf ihre legte, verschränkte sie die Finger mit seinen. Und er wusste, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nach dem Herzen und nicht nach dem Verstand handeln wollte.

Behutsam zog er sie auf seinen Schoß. Sie hätte sich leicht dagegen wehren können, aber sie tat es nicht. Stattdessen lehnte sie den Kopf an seine Schulter.

„Wie fühlst du dich?“, fragte er leise.

Sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Gut. Und bereit zu allem, was du vorhast.“

„Das kann ich mir kaum vorstellen.“ Wenn sie wüsste, was ihm in diesem Augenblick durch den Kopf ging, würde sie sofort das Weite suchen. „Wir lassen es langsam angehen“, versprach er. „Und nicht nur heute Nacht. Ich möchte dir nicht wehtun.“

„Ich bin erwachsen, Alex. Du bist zwar für vieles verantwortlich, aber nicht für mich.“

Das kam sehr bestimmt und erinnerte ihn daran, dass Maria eine starke und entschlossene Frau war. „Ich weiß. Aber trotzdem habe ich immer das Bedürfnis, dich zu beschützen.“

Sie legte ihm die Hand in den Nacken und zog ihn zu sich herunter. „Vielleicht will ich jetzt keinen Beschützer“, flüsterte sie dicht an seinen Lippen. „Küss mich, Alex.“

Das genügte. Er drückte sie auf die Couch und schlug ihren Morgenmantel bis zur Taille auseinander. „Oh, Maria!“ Heißes Verlangen überfiel ihn, aber er beherrschte sich. Hatte er nicht versprochen, es langsam angehen zu lassen? Mit angehaltenem Atem berührte er ihre rosigen Brustspitzen. „Du bist so schön!“, stieß er leise hervor.

„Unsinn! Ich sehe aus wie ein Clown.“

„Du siehst vielleicht ein klein bisschen mitgenommen aus, aber deshalb begehre ich dich nur umso mehr.“

Sie verdrehte die Augen. „Machst du so deine Eroberungen? Indem du den Frauen Lügen erzählst?“

Er legte ihr eine Hand flach auf das Herz, genau unter die Rundung der Brust. „Bei meinem Arbeitspensum habe ich kaum ein Privatleben. Und wenn ich mal mit einer Frau zusammen bin, vergeude ich keine Zeit mit Lügen.“

„Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich glaube dir.“ Ihr Atem kam schneller, und er sah an ihrem glühenden Blick, dass sie so erregt war wie er.

Oh, Maria …

Das Sofa war breit genug, sodass er sich neben sie legen konnte. Er stützte sich auf einen Ellbogen und schob mit der anderen Hand den dünnen Stoff ihres Morgenmantels weiter auseinander.

Der winzige schwarze Slip verbarg kaum etwas, und er schob zwei Finger unter die feine Spitze. Wie zart ihre Haut war. Aber er musste zu seinem Wort stehen. „Wir dürfen nicht unvernünftig sein, Maria. Sex mit einer verletzten Frau, das kommt nicht infrage.“

„Hat die verletzte Frau auch etwas dazu zu sagen?“

„Nicht heute Nacht.“ Dennoch konnte er sich nicht zurückziehen. Er musste sie berühren, auch wenn ihn das schmerzhaft erregte. „Du machst mich wahnsinnig“, stöhnte er.

Sobald er sie küsste, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Als sie sich an ihn schmiegte, konnte er nicht anders, als ihr die Hand zwischen die Schenkel zu schieben. Er wusste kaum, was er tat, nur dass er sie spüren wollte – und dass sie bereit für ihn war.

Er seufzte auf. Sie zu berühren, war eine süße Folter. Wie gern würde er sie jetzt so streicheln, dass sie vor Lust aufschrie und in seinen Armen kam. Doch er hatte Sorge, dass sich dadurch ihre Schmerzen verstärken könnten. Und so zog er die Hand zurück und strich ihr nur sanft über den Oberschenkel.

Wie gut sie duftete. Er beugte sich vor, nahm eine harte Brustwarze zwischen die Lippen und reizte sie mit der Zunge. Maria stieß einen unterdrückten Schrei aus und bog sich ihm entgegen.

„Alex, bitte …“

Sollte er? Die Vorstellung, in ihr zu sein und sie und sich selbst zu befriedigen, war fast unwiderstehlich. Aber als sie anfing, sein Hemd aufzuknöpfen, hielt er ihre Hände fest, so schwer es ihm auch fiel. „Nicht, Maria, nicht heute Nacht.“

Wenn sie wirklich gewollt und sich kräftig genug gefühlt hätte, hätte sie sicher versucht, ihn umzustimmen. Aber sie sah ihn nur an, und Tränen traten ihr in die Augen. „Geh weg“, stieß sie schluchzend hervor.

„Nein“, sagte er leise. „Aber du musst dich ausruhen. Komm.“ Er setzte sich auf, ließ sie sich ausstrecken und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Zärtlich strich er ihr das Haar aus der Stirn und griff nach der Fernbedienung. Der Film lief noch, ein alter Schwarz-Weiß-Film, den er schon kannte. Er stellte den Ton etwas lauter. Maria sah ihn noch einen Moment an, schloss dann aber die Augen, und er spürte, wie sich ihr Körper entspannte. Bald war sie eingeschlafen.

Etwas war anders, das spürte er. So wie jetzt hatte er noch nie empfunden. Sein Leben lang hatte er seine Pflicht getan und sich bemüht, seinen Vater zufriedenzustellen. Aber wenn er mit Maria zusammen war, verspürte er andere Bedürfnisse. Er sehnte sich nach etwas … Aber wonach?

Er hatte sich auch nie für einen eifersüchtigen Mann gehalten. Aber wahrscheinlich war ihm auch noch nie eine Frau so wichtig gewesen.

Maria fühlte sich körperlich zu ihm hingezogen, das war klar. Aber was empfand sie für ihn? Wollte sie mehr von ihm als sexuelle Befriedigung?

Und dann war da Gabriel, der Bad Boy der Familie Montoro, der offenbar unwiderstehlich auf Frauen wirkte. Zumindest waren die internationalen Klatschblätter voll von seinen Affären. Wenn Maria ihm nun verfiel? Gabriel interessierte sich jedenfalls sehr für sie.

Und falls er dadurch die Vorstellung nicht mehr so abwegig findet, die Rolle des königlichen Prinzen in Alma zu übernehmen, muss ich mich vielleicht zurückhalten, dachte Alex. Er wollte ja den Erfolg ihrer Mission nicht gefährden.

Falls also eine Verbindung zwischen Maria und Gabriel die Montoros dazu bewegen konnte, Almas Vorschlag zu akzeptieren, müsste er Gabriel das Feld überlassen.

Alex erstarrte bei der Vorstellung. Das konnte er nicht! Immer war er in erster Linie Politiker gewesen und hatte seine Wünsche als Mann zurückgestellt. Was ihm früher normal erschienen und für seine Karriere nützlich gewesen war, widerstrebte ihm auf einmal von ganzem Herzen.

Und doch, er war schließlich nicht als Privatmann hier in Florida, sondern als der Wirtschaftsminister von Alma. Er hatte eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen. Die Hoffnung der Menschen durfte er einfach nicht enttäuschen und schon gar nicht aus egoistischen Gründen.

Seufzend blickte er auf die Frau, die sich vertrauensvoll an ihn geschmiegt hatte. Sie atmete langsam und gleichmäßig, schlief also offenbar tief. Der Bluterguss zog sich über ihre halbe Wange. Die Tablette schien gewirkt zu haben. Vorsichtig hob er Marias Kopf an und stand auf. Sie bewegte sich nicht, hatte also nichts gemerkt.

Ihr Morgenmantel klaffte weit auf, und schweren Herzens zog Alex ihn vorn zusammen und verknotete den Gürtel. Diese weißen Brüste mit den rosigen Spitzen …

Wenn er sie noch länger ansah, würde er alle Rücksicht vergessen und Maria sofort nehmen, Verletzung hin oder her …

Schnell wandte er sich ab, ging in ihre Suite und deckte das Bett auf. Er machte das Licht im Bad an und ließ die Tür einen Spalt offen. Falls Maria in der Nacht aufwachte, sollte sie sich orientieren können. Auf Zehenspitzen ging er wieder zurück ins Wohnzimmer, dann trat er dicht an das Sofa heran und hob Maria behutsam auf seine Arme.

Ihren fast nackten Körper an sich zu drücken, war nicht gerade das, was ihn ruhiger werden ließ. Glücklicherweise war ihr Bett nah. Aufatmend ließ er sie auf der Matratze nieder und deckte sie mit der leichten Sommerdecke zu.

Schlaf gut, du Schöne …

Er selbst würde wohl nicht viel zum Schlafen kommen. Eine kalte Dusche wäre sinnvoll, obwohl die ihm sicherlich weder seine Erregung noch seine Sorge um Maria nehmen würde.

Er stellte den Alarm seines Telefons auf eine Stunde ein. Jede Stunde würde er nach ihr sehen, zu seiner eigenen Beruhigung. Maria würde nichts davon merken.

Maria streckte sich und fluchte dann leise. Ihr Kopf dröhnte. Plötzlich war alles wieder da, was gestern passiert war. Nicht zuletzt das, was Alex mit seinen Händen gemacht hatte …

Es überlief sie heiß, vor allem weil sie nicht wusste, wie sie vom Sofa in ihr Bett gekommen war. Alex musste sie getragen haben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Dass er sie beobachtet hatte, während sie schlief, sich um sie gekümmert hatte, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte, war ihr unangenehm. Sie musste wissen, was sie tat und was mit ihr passierte. Vor allen Dingen wollte sie wissen, was Alex vorhatte. Falls er etwas mit ihr vorhatte.

War es für ihn nur eine Liebelei auf einer Geschäftsreise? Oder wollte er mehr? Und wenn ja, wie sollte es weitergehen? Wenn sie zurück in Alma waren, war er wieder der mächtige Mann aus einer reichen Familie und sie die uneheliche Tochter einer Wäscherin. So viel zur bitteren Wahrheit.

Vorsichtig kroch sie aus dem Bett und stellte sich aufrecht hin. Ihr Kopf tat weh, aber nicht zu sehr. Als sie in den Badezimmerspiegel sah, erschrak sie.

Du liebe Zeit! Wie gut, dass sie Make-up mitgenommen hatte, was sie normalerweise nicht benutzte. Eine Schicht würde wohl kaum ausreichen, ganz sicher nicht rund um das Auge, wenn sie einen Tag mit den Montoros überstehen wollte.

Ein Tag mit den Montoros – das hörte sich wie der Titel einer Fernsehserie an. Nur dass sie nicht auf ein anderes Programm umschalten konnte. Sie war hier in Florida und musste in der Show ihre Rolle spielen. Und leider hing viel davon ab, ob ihr das gelang.

Sie brauchte eine halbe Stunde, um sich anzuziehen, vor allem aber, um ihr Gesicht einigermaßen herzurichten. Dann lockerte sie das Haar und ließ eine dicke Strähne über die verletzte Gesichtshälfte fallen. Nicht schlecht. Wer es nicht wusste, würde kaum auf die Idee kommen, dass sie einen dicken Bluterguss hatte.

Die Kopfschmerzen hatten tatsächlich nachgelassen, und so nahm sie nur eine einfache Schmerztablette. Dann erst entdeckte sie den zusammengefalteten Zettel auf dem Nachttisch. Von Alex? Ja, das war seine Schrift.

Ich bin zum Frühstück ins Haupthaus gefahren. Wir sind alle der Meinung, dass Schlaf für dich jetzt das Wichtigste ist. Falls du Hunger hast, in der Küche steht etwas für dich. A.

Das war alles? Doch was hatte sie erwartet? Eine zärtliche Nachricht?

Das vielleicht nicht, aber schon mehr als diese unpersönlichen Zeilen. Na ja, mit dem Schlaf hatte er recht gehabt. Es war bereits halb elf. Wahrscheinlich gab es bald Lunch, und so nahm sie nur von dem Obst, das appetitlich angerichtet in der Küche stand. Vielleicht noch eine kleine Zimtschnecke …

Sie trat ans Fenster. „Irgendjemand wird ja wohl kommen und mich abholen“, murmelte sie vor sich hin. Aber als zwanzig Minuten später immer noch niemand da war, wurde Maria ungeduldig und trat vor die Tür. Und fiel beinahe über einen Golfwagen, der offensichtlich auf sie wartete, denn der Schlüssel steckte.

Sie war noch nie mit so einem Ding gefahren, aber allzu schwer konnte es ja nicht sein. Tatsächlich klappte es auf Anhieb, und so war sie sehr stolz, als sie vor dem großen Haus hielt.

Schnell lief sie die Stufen zur Haustür hoch und klingelte. Der Butler vom Vortag öffnete und führte sie in den Salon, wo Alex und sie gestern die Familie angetroffen hatten.

Gabriel sah sie zuerst, er sprang auf und kam ihr auf halbem Weg entgegen. Er umfasste sie bei den Oberarmen und musterte besorgt ihr Gesicht. „Wie geht es Ihnen, Maria?“ Vorsichtig schob er ihr Haar zur Seite, das den Bluterguss verdecken sollte.

Schon bei dieser sanften Berührung zuckte Maria zusammen. „Viel besser. Es ist nicht so schlimm, wirklich nicht.“

Gabriel küsste sie auf beide Wangen und ließ sie dann lächelnd los. „Lügnerin.“

Bella stürzte auf sie zu und umarmte sie. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Der Arzt hat zwar gesagt, Sie hätten keine Gehirnerschütterung. Aber auch Ärzte können irren.“

Maria hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, besonders hier, wo der ganze Montoro-Clan anwesend war. „Danke, das ist sehr lieb“, sagte sie hastig. „Aber es ist alles in Ordnung.“

Rafael III. wies auf den Platz neben sich. „Kommen Sie, Maria, setzen Sie sich. Wir sprechen gerade über unser Unternehmen. Alex wollte Genaueres über unsere Zukunftspläne wissen.“

Maria warf Alex einen kurzen Blick zu. Bisher hatte er sie noch nicht einmal angesehen. Na, dann nicht …

Lächelnd wandte sie sich ihrem Gastgeber zu. „So, Sie sprechen über Geschäfte? Ich dachte, an diesem Wochenende sei das tabu.“

„Ich weiß!“ Rafael lachte. „Bella hat sich auch gerade beschwert. Ihr jungen Leute solltet etwas gemeinsam unternehmen. Ich glaube, Gabriel hat bereits eine Fahrt in den Everglades-Nationalpark organisiert.“

In die Everglades? Oh Gott, da gibt es doch sicher Alligatoren, dachte Maria. Sie umklammerte die Lehne des Sofas und schluckte. „Äh … das ist sehr nett. Aber Sie alle waren doch bestimmt schon sehr oft dort. Für uns müssen Sie nicht den Touristenführer spielen.“

Jetzt endlich schaltete sich Alex ein. Ein kleines ironisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er sagte: „Dazu müssen Sie wissen, dass Maria nicht gerade begeistert von Alligatoren ist.“

Alle starrten sie an, auch Isabella. „Eine solche Fahrt ist vollkommen sicher“, sagte die alte Dame mit einem tadelnden Unterton. „Als ich jünger war, war ich sehr gern in den Everglades.“

Und Rafe fügte schmunzelnd hinzu: „So ein schöner Tag wie dieser ist wie geschaffen für einen solchen Ausflug. Es wird Ihnen gefallen.“

Maria lächelte tapfer. Offenbar musste sie sich damit abfinden. „Gut. Ich lasse mich überraschen.“

7. KAPITEL

Zwei Stunden später und nach einem üppigen Mittagessen saß Maria mit Bella in einem luxuriös ausgestatteten Van. Alex saß mitsamt einer enormen Kühlkiste, gefüllt mit Getränken und Snacks, vor ihr. Gabriel fuhr den Wagen, mit Rafe neben sich.

Maria wunderte sich über die Ausmaße der Kühlkiste. Offenbar hatte man nicht nur einen kurzen Ausflug geplant. Das konnte ja heiter werden. Schließlich bogen sie in eine Tankstelle ein. Da erwartete sie ihr Tourführer, und sie folgten seinem klapprigen Pick-up bis zum Anleger, wo die Boote vertäut waren.

Auf den ersten Blick wirkten die Luftkissenboote durchaus vertrauenerweckend. Die drei Sitzreihen waren leicht erhöht, sodass man einen guten Überblick hatte. Aber – es gab keine Reling!

Maria sah Bella entsetzt an. Die lachte nur. „Keine Sorge. Wir nehmen Sie in die Mitte.“

Doch das tröstete Maria keineswegs. Wenn sie geglaubt hatte, dass Alex sich neben sie setzen würde, hatte sie sich getäuscht. Er nahm mit Rafe in der Reihe hinter ihr Platz, und sie wurde von Gabriel und Bella eingerahmt. Der Tourführer – und gleichzeitig ihr Kapitän – reichte jedem einen Kopfhörer, da der Motor sehr laut sei, dann trat er hinter das Steuer. Missmutig betrachtete Maria ihren Kopfhörer. Schon bei dem Gedanken, ihn aufzusetzen, schmerzte ihr Kopf wieder stärker.

Gabriel, dem ihr Blick aufgefallen war, griff in die Tasche und holte ein Paar Ohrstöpsel heraus. „Wenn Sie wollen, können Sie sie gern benutzen.“

„Danke, das ist sehr nett.“

Es stellte sich heraus, dass das Boot gar nicht so laut war wie befürchtet. Über schmalere Wasserwege erreichten sie bald die Everglades. Der Kapitän drosselte die Geschwindigkeit, und sie glitten elegant über die Wasseroberfläche. Vögel flatterten überall herum, und das erste Tier im Wasser war kein Alligator, sondern eine seltene Schlange.

Maria war überwältigt von dieser schönen, fremden Landschaft und vergaß ihre Angst. Fast wenigstens. Die Vegetation war üppig und die Hitze drückend. Maria hatte ihr Haar zusammengebunden, sie trug einen breitrandigen Hut und eine sehr dunkle Sonnenbrille. Und trotzdem setzte ihr die feuchte Hitze zu. Aber sie war fasziniert.

Jetzt bog das Boot in einen Mangrovenwald ein. Die Stämme ragten so dicht aus dem Wasser, dass kaum noch Raum zum Manövrieren war.

Obgleich die ungewöhnliche Umgebung Maria in Atem hielt, vergaß sie nie, dass Alex hinter ihr saß. Woran er wohl gerade dachte? Sicher nicht an sie. Wahrscheinlich hatte er schon vergessen, was sich gestern zwischen ihnen abgespielt hatte. Und wenn nicht, war es für ihn bestimmt nur bedeutungsloses Getändel gewesen.

Irgendwie war das peinlich. Unwillkürlich wurde Maria rot. Schließlich hatte sie das Ganze initiiert. Und er hielt sie jetzt bestimmt für eine Frau, die leicht zu haben war.

Als Gabriel sie anstieß und auf einen Weißkopfseeadler zeigte, beschloss sie, keinen Gedanken mehr an Alex zu verschwenden. Sollte er doch denken, was er wollte. Diese reichlich zehntausend Quadratkilometer Natur waren einfach zu interessant.

Bei der Vorbereitung auf die Reise hatte sie sich auch über die Everglades informiert, aber so atemberaubend schön hatte sie sich dieses schwimmende Grasland nicht vorgestellt.

Wieder fragte sie sich, was die Montoros bewegen sollte, nach Alma zurückzukehren. Die junge Generation hatte immer in Florida gelebt und keine engere Bindung an Alma. Ich bin ja selbst nur umgezogen, weil Alex’ Familie den Firmensitz nach Alma verlegt hat und ich meinen Job behalten wollte, dachte Maria. Aber Bella, Rafael und Gabriel verband nichts mit dem kleinen Inselstaat, zumal Traditionen ihnen wenig bedeuteten. Sie waren hier zu Hause, in Florida.

Nach etwa zweieinhalb Stunden stoppte der Kapitän die Maschine kurz vor einer kleinen Insel und machte das Boot an einem Holzpfahl fest. Maria sah sich stirnrunzelnd um. „Warum halten wir hier?“

„Wir wollen uns die Insel etwas genauer ansehen“, sagte Rafe.

„Warum denn? Aber geht nur, ich bleibe lieber hier.“

Alle starrten sie fragend an.

„Ich habe mir gestern im Internet angesehen, was Alligatoren mit Menschen machen können.“ Sie schüttelte sich. „Nein, ich gehe nicht an Land.“

Der Kapitän wiegte bedächtig den Kopf. „Würde nicht empfehlen, allein hierzubleiben, Ma’am. Kein Alligator greift eine Gruppe von sechs Menschen an. Aber eine einzelne Person in einem Boot, das ist schon eine andere Sache.“

Alles lachte.

Ohne ein weiteres Wort kletterte Maria an Land. Ein Tisch wurde aufgeklappt, auch faltbare Stühle waren an Bord, und bald saßen sie alle sechs bei einem leckeren Imbiss. Für Maria hatte das Ganze etwas Unwirkliches. Nach wie vor schien Alex sie nicht zu beachten, aber sie hatte sich vorgenommen, jede Minute dieses Ausflugs zu genießen. So schnell würde sie nicht mehr nach Florida kommen.

Doch sie mussten auch ihre Mission erfüllen. Und bisher lief es noch nicht so gut. Die Montoros würden schwer zu überzeugen sein. Und sie selbst hatte sich vor Alex lächerlich gemacht, zudem hatte sie sich einen dicken Bluterguss eingehandelt und ziemliche Kopfschmerzen. Dennoch, der Augenblick zählte. Sie blickte über das wogende Grasland und atmete tief durch.

Als sie nach dem Essen kurz mit Alex allein war, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „Bist du wütend auf mich, Alex?“

Sein Kiefermuskel zuckte. „Nein, natürlich nicht.“

„Du hast mich den ganzen Tag kaum angesehen. Hat das etwas mit gestern zu tun?“

Immer noch sah er sie nicht an, sondern blickte um sich, als hoffte er, die Montoros würden zu seiner Rettung auftauchen. „Wieso? Ich weiß nicht, was du meinst.“

Zorn stieg in ihr auf. „Aber, Alex! Nun tu doch nicht so. Das habe ich nicht verdient.“

Jetzt endlich sah er sie an, düster und unter zusammengezogenen Augenbrauen. „Das können wir hier nun wirklich nicht besprechen.“

„Warum nicht?“

„Wir hätten das nicht tun sollen“, stieß er hervor. „Schließlich haben wir hier in Miami einen Auftrag zu erfüllen. Da sollten wir unsere Zeit nicht mit …“

Er brachte den Satz nicht zu Ende, aber Maria wusste auch so, was er sagen wollte. Und es traf sie wie ein Stich ins Herz. „Verstehe“, flüsterte sie. „Keine Sorge, ich werde es nicht mehr erwähnen. War sowieso nicht wichtig.“

Während Alex Maria hinterhersah, hätte er am liebsten laut geflucht. Genau das, was er vermeiden wollte, war geschehen. Er hatte Maria enttäuscht. Und das nur, weil er ihr gestern nicht hatte widerstehen können und sie einfach berühren musste.

Sie ging auf die Montoros zu und half ihnen, die Reste des Picknicks einzupacken. Als Gabriel einen kurzen Spaziergang vorschlug, willigte sie sofort ein. Deutlicher kann sie nicht zeigen, dass die Alligatoren sie weniger schrecken als die Vorstellung, noch eine Sekunde länger mit mir zusammen zu sein, dachte Alex.

Als sie sich vertrauensvoll bei Gabriel einhakte, musste Alex sich abwenden. Er blieb beim Boot, während die Geschwister mit Maria in den Büschen verschwanden. Alex hörte noch, wie Gabriel Maria versprach, sie heldenhaft gegen jeden Alligator zu verteidigen. Ihr Lachen schnitt ihm ins Herz.

Ja, es war nicht zu leugnen, Gabriel hielt viel von Maria, sehr viel sogar. Aber hatte er sich in sie verliebt? Schwer zu sagen …

Auf alle Fälle musste er sich zurückhalten, nahm sich Alex vor, um den Erfolg ihrer Mission für Alma nicht zu gefährden. Langsam ging er zum Boot zurück. Und während der Kapitän ihm Geschichten vom alten Florida erzählte, von der Zeit ohne Disneys Vergnügungspark und die Interstate Highways, schweiften Alex’ Gedanken immer wieder ab.

Sollte er Maria nach Alma zurückschicken? Dann konnte er sich wieder ganz auf seine Aufgabe konzentrieren. Und außerdem wäre sie damit Gabriels Einflussbereich entzogen.

Aber das war Unsinn. Maria war ein wichtiges Mitglied ihrer Delegation und sollte Gelegenheit haben zu zeigen, was sie konnte. Er hatte kein Recht, sie einfach aus dem Team zu werfen. Und was zwischen ihr und Gabriel lief, war allein ihre Sache.

Aber es gefiel ihm ganz und gar nicht.

Nach ungefähr zwanzig Minuten kamen Maria und die Montoros zurück. Nichts war passiert, wie Gabriel grinsend bemerkte.

„Keine Gelegenheit, den Helden zu spielen“, gab Maria lachend zurück.

Sie übersah Alex total und setzte sich auf ihren alten Platz. Der Kapitän warf den Motor an, und der restliche Nachmittag verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse.

Maria wirkte erschöpft, und nachdem die Montoros sie am Gästehaus abgesetzt hatten, verschwand sie sofort in ihrem Zimmer.

Später fuhren sie schweigend zum Dinner ins Haupthaus. Tante Isabella war auch da und saß in ihrem Rollstuhl rechts neben Rafael dem Älteren. Der ermunterte sie, Geschichten von früher zu erzählen, was die alte Dame nur zu gern tat.

An diesem Abend ging es ihr erstaunlich gut. Zwar konnte sie das Zittern ihrer Hände nicht kontrollieren, und ihre Stimme klang leise und brüchig, aber sie war geistig vollkommen klar. Als kleines Kind hatte sie miterlebt, wie die königliche Familie aus Alma vertrieben wurde. Und auch wenn sie sich nicht mehr an Einzelheiten erinnern konnte, die traumatischen Ereignisse dieser Zeit waren ihr später immer wieder erzählt worden, sodass ihr alles noch sehr gegenwärtig war.

Alex wusste, wie vermutlich auch alle Montoros, dass sich die alte Dame nichts sehnlicher wünschte als die Rückkehr der königlichen Familie nach Alma, mit allen Rechten und Pflichten. Aber würde sie das noch erleben? Und wenn nicht, würden die Montoros nicht sowieso lieber in Florida bleiben?

Nach dem Essen fragte Gabriel Maria, ob sie noch auf einen Kaffee bleiben wolle. „Ich bringe Sie heil und sicher ins Gästehaus“, fügte er mit einem schnellen Blick auf Alex schmunzelnd hinzu. „Großes Ehrenwort.“

„Okay.“ Alex setzte ein etwas verkrampftes Lächeln auf, nickte den anderen zu und ging.

Maria hier mit Gabriel zurückzulassen, fiel ihm nicht leicht. Sein Herz war bleischwer, und er konnte sich nicht länger etwas vormachen, was seine Gefühle für Maria betraf. War es richtig, etwas Neues und Wunderbares seinem Pflichtgefühl und seinem Ehrgeiz zu opfern? Und wenn ja, warum war er dann nicht stolz auf seinen heroischen Verzicht?

Noch um drei Uhr morgens lag er wach, als endlich die Tür der Villa geöffnet und leise wieder geschlossen wurde.

Am Montagmorgen war Marias Bluterguss so weit abgeklungen, dass mit einer Schicht Make-up praktisch nichts mehr zu sehen war. Alex und sie saßen wieder mit dem Anwalt Jean Claude zusammen, und Maria war sehr froh, dass er dabei war. Denn so hatten Alex und sie keine Gelegenheit, über das Wochenende zu sprechen, und sie konnten sich ganz auf die Ausformulierung des Vertrags konzentrieren.

Sie kamen gut voran. Alex und Maria machten Vorschläge, und Jean Claude gab ihren Worten die notwendige juristische Form. Maria hielt alles auf ihrem Laptop fest, fragte sich aber schon hin und wieder, ob die ganze Mühe nicht vielleicht umsonst war. Wenn es ihnen nun nicht gelang, die Montoros zu überzeugen, nach Alma zurückzukehren? Dann nützte der beste Vertragsentwurf nichts.

Abends war sie so geschafft, dass sie sich nur etwas aus der Küche bringen ließ und nach dem Essen todmüde ins Bett fiel. Die nächsten drei Tage liefen nach dem gleichen Muster ab. Am Freitagvormittag war der Rohentwurf des Vertrags fertig, der jetzt an den Premierminister von Alma geschickt werden musste. In der nächsten Woche würde sich die Delegation zusammensetzen und die einzelnen Punkte durchgehen.

Am Freitagmittag erhielt Jean Claude einen Telefonanruf aus Alma. Er musste sofort zurückfliegen, ein naher Verwandter war gestorben. Bevor er zum Flughafen fuhr, übergab er Alex einen dicken Ordner.

„Hier, das sind meine Notizen. Leider muss ich es Ihnen überlassen, am Wochenende alles noch einmal abschließend durchzugehen. Ich rufe Sie vor Montag an, um zu hören, ob Sie noch Fragen haben.“

Er zog die Tür hinter sich zu, und zwischen Alex und Maria breitete sich eine bedrückende Stille aus. Maria fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. Seit dem Ausflug in die Everglades hatte sie privat kaum zwei Worte mit Alex gewechselt. Sie hasste die Sprachlosigkeit, die zwischen ihnen herrschte. Hatten sie nicht jahrelang harmonisch zusammengearbeitet?

Auch als sie ihm nach ihrer Beförderung nicht mehr direkt unterstellt gewesen war, hatten sie doch immer miteinander zu tun gehabt. Hier in Miami war er natürlich wieder ihr Chef. Und sie war so froh gewesen, in die Delegation aufgenommen worden zu sein, um wieder eng mit ihm zusammenarbeiten zu können.

Und nicht nur arbeiten

Seit sie in Florida waren, sah sie Alex in einem anderen Licht. Ihre Gefühle für ihn schienen in dieser warmen, üppigen Umgebung aufzublühen, und sie war sich sicher gewesen, dass Alex genauso empfand.

Ihr erster Kuss hatte sie aufgerüttelt und sie gezwungen, sich einzugestehen, was sie wirklich von Alex wollte. Ihre frühere Bewunderung für ihn hatte sich in etwas anderes verwandelt, in eine tiefe Sehnsucht, ja, ein Verlangen, ihm ganz zu gehören.

Als er nach ihrer Verletzung fast mit ihr geschlafen hätte, war sie davon überzeugt gewesen, dass er ähnlich empfand. Aber unmittelbar danach, das heißt am nächsten Morgen, war er ihr gegenüber so kühl gewesen. Was bedeutete, dass er nie so gefühlt hatte wie sie.

Wahrscheinlich hatte er nur körperlich auf sie als Frau reagiert, wie vielleicht auf jede Frau, die in diesem Augenblick verfügbar gewesen wäre.

Aber sie sehnte sich nach mehr, nach so viel mehr.

„Wollen wir weitermachen?“, fragte sie. „Ich meine mit dem Text?“

Seine Miene war undurchschaubar. „Nein. Wir haben die ganze Woche hart gearbeitet und sollten den Rest des Tages freinehmen. Wir könnten uns Miami ansehen.“

Schade, dachte Maria. „Ja, das wäre schön“, sagte sie laut. „Aber ich habe den Montoro-Geschwistern versprochen, mit ihnen zu einem frühen Dinner zu gehen.“

„Verstehe.“

Sie musterte ihn kühl. „Das glaube ich eher nicht. Sie machen sich viele Gedanken um die Zukunft. Und da ich selbst nicht aus Alma stamme, hoffen sie, dass ich bei der ganzen Sache objektiv bin.“

„Und? Bist du es?“

Der scharfe Tonfall kränkte sie. „Du weißt, dass ich mich hundertprozentig für unsere Sache einsetze.“

„Und sonst?“

Sie wusste genau, worauf er anspielte. „Wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, ich versuche, näher an Gabriel heranzukommen.“

„Das kann man wohl sagen.“

„Sei doch nicht albern, Alex!“ Langsam wurde sie zornig. „Jemand muss doch herausfinden, ob sein zweifelhafter Ruf berechtigt ist und fatale Folgen haben könnte, falls die Montoros nach Alma zurückkehren.“

„Und dieser Jemand musst ausgerechnet du sein?“

„Wer denn sonst? Er mag mich. Er vertraut mir. Das kann für unsere Sache doch nur von Vorteil sein.“

Alex’ feuriger Blick hätte einen Eisberg zum Schmelzen gebracht. Sarkastisch lächelnd hob er die Hände. „Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten, Miss Ferro. Viel Erfolg!“

Jetzt reicht’s! Wütend trat Maria dicht vor ihn hin. „Und ich habe immer geglaubt, du seist nett und rücksichtsvoll. Wie konnte ich nur! Du bist arrogant, feindselig, streitsüchtig …“

Weiter kam sie nicht, denn Alex riss sie an sich und drückte ihr die Lippen auf den Mund.

Sekundenlang war sie so schockiert, dass sie sich nicht bewegte. Dann stemmte sie die Hände gegen seine Schultern und versuchte, ihn wegzudrücken. Aber nur sehr halbherzig, denn viel zu schnell gab sie auf, legte ihm die Arme um den Hals und erwiderte den Kuss.

Alex streichelte ihren Rücken, ihren Nacken, ihren Po. „Ich weiß nicht, wie es mit uns weitergehen soll, Maria, wirklich nicht“, stieß er zwischen zwei Küssen hervor.

Tatsächlich nicht? Mit dem letzten Rest Selbstachtung, den sie aufbringen konnte, befreite sich Maria aus seiner Umarmung. Ihr zitterten die Knie, und sie atmete schwer. Aber sie würde nicht zulassen, dass er mit ihren Gefühlen sein Spiel trieb. Nicht so.

Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, als wollte sie den Kuss wegwischen. „Du musst dich entscheiden, Alex. Entweder bin ich für dich eine wichtige Mitarbeiterin oder eine mögliche Geliebte oder eine ausgekochte Person, die unbedingt in eine königliche Familie einheiraten will. Lass mich wissen, wofür du dich entschieden hast.“

Auf dem Weg zur Tür wandte sie sich noch einmal um. „Am Montagmorgen pünktlich um neun Uhr treffen wir uns hier wieder. Wenn du während des Wochenendes an dem Text arbeitest, schick mir die Veränderungen per E-Mail zu. Ich glaube, es ist besser für uns beide, wenn wir uns möglichst aus dem Weg gehen.“

8. KAPITEL

Bis zum Abendessen mit den drei Montoros hatte Maria alle Gefühlsstadien durchgemacht. Sie war außer sich vor Wut gewesen, hatte geweint, weil sie ihr harsches Verhalten Alex gegenüber bedauerte, und schließlich hatte sie sich mit dem Gedanken beruhigt, dass sie nur ein kleines Teilchen im großen Ganzen war. Ihr Verhältnis beziehungsweise Nicht-Verhältnis zu Alex war weniger wichtig als ihre Aufgabe hier.

In Alma waren große Veränderungen möglich. Für das Wohl des Landes musste sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Viel stand für die kleine Nation auf dem Spiel, da kam es auf ein gebrochenes Herz wirklich nicht an. Sie würde darüber hinwegkommen, ganz bestimmt. Und so dramatisch war es auch nicht.

Sie hatte sich in Alex verliebt. Na und? Das gab sich auch wieder.

Sie traf die Geschwister in der Hotelhalle, umringt von Paparazzi, wenn es in Miami auch wahrscheinlich nicht ganz so schlimm war wie in anderen Gegenden der Welt. Aber die Montoros waren eine reiche, berühmte und schillernde Familie. Außerdem gab es natürlich Gerüchte über ihre Verbindung zu Alma.

Maria hasste es, dem Blitzlichtgewitter ausgesetzt zu sein, aber die Montoros blieben gelassen. Sie hatten sich vorgenommen, zu Fuß zu ihrem Lieblingsrestaurant zu gehen, und genau das taten sie.

Das Restaurant lag direkt am Wasser und war auch zu dieser Zeit schon ausgebucht. Ohne Vorbestellung hatte man keine Chance, doch den Montoros wurde gleich ein Tisch am Fenster zugewiesen. Maria fiel wieder auf, wie selbstverständlich sie die bevorzugte Behandlung in Anspruch nahmen.

Während des ausgezeichneten Dinners löcherten die Geschwister sie mit Fragen. Sie wollten alles über Alma wissen. Allerdings waren sie weniger an der Vergangenheit als an Gegenwart und Zukunft interessiert.

Maria sah von einem zum anderen. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die jetzige Regierung legt großen Wert auf moderne Technologien, sowohl in Schule und Ausbildung, wo mit den modernsten Methoden gearbeitet wird, als auch in der Arbeitswelt.“

Bella fragte nach dem Palast. „Ist der alte Kasten überhaupt noch bewohnbar?“

Maria lachte. „Und ob. Auch der Diktator und seine Nachfolger haben sich dort sehr wohlgefühlt. Inzwischen wurde viel renoviert und modernisiert. Sie werden angenehm überrascht sein, wenn Sie ihn sehen.“

Rafe runzelte die Stirn. „Falls, nicht wenn.“

Maria wurde rot. „Pardon, ich wollte nichts vorwegnehmen.“

Gabriel wirkte sehr nachdenklich. „Wollen die Bürger von Alma wirklich, dass das Königshaus zurückkommt? Oder haben sich das nur ein paar ewig Gestrige ausgedacht?“

„Nein. Natürlich haben die Medien diesen Plan erst einmal publik machen müssen. Aber bei der letzten Umfrage haben sich zweiundsiebzig Prozent für die parlamentarische Monarchie ausgesprochen.“

„Und was ist mit den anderen achtundzwanzig Prozent?“, fragte Bella.

„Das sind im Wesentlichen junge Leute, die keine Erfahrung mit Monarchien haben und nach der Diktatur besorgt sind, dass ihre Rechte wieder eingeschränkt werden.“

Bisher hatte Rafe nur wenig gesagt. Er war sowieso der Ruhigste der drei. Auch jetzt zuckte er nur mit den Schultern und meinte: „Letzten Endes macht es keinen Unterschied, ob ich Ja oder Nein sage. Ein König hat doch heute gar keine Macht mehr.“

Maria sah ihn aufmerksam an, verwarf ihre diplomatische Antwort und entschloss sich, zu sagen, was sie dachte. „Ich bin in London aufgewachsen. Meine Mutter und ich hatten nur das Allernötigste. Aber sie bewunderte die englische Königsfamilie und fühlte sich ihr sehr verbunden. Das gab ihr viel Kraft. Sie sollten also Ihre Einflussmöglichkeiten nicht unterschätzen, Rafe.“

„Aber warum sind Sie dann aus London weggezogen?“, fragte Gabriel.

„Ich hatte schon einige Jahre für Alex’ Familie gearbeitet, als Alma sich von dem Diktator befreite und die Ramons sich entschlossen, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Ich verdiente gut, sehr viel mehr als meine Mutter. Und in Alma taten sich für mich neue Karrieremöglichkeiten auf. Glauben Sie mir, meine Mutter wird begeistert sein, wenn – falls – in Alma die Monarchie wieder eingeführt wird. Sie weiß, was das für die einfachen Leute bedeutet.“

Alle schwiegen, und Maria war unsicher, ob sie den Montoros diese Geschichte hätte erzählen sollen. War sie zu offen gewesen? Fühlten die Montoros sich unter Druck gesetzt? Sie straffte die Schultern. „Nur eins noch. Dann können wir das Thema beenden.“

Gabriel schüttelte den Kopf. „Warum denn? Sie sind doch gerade so schön in Fahrt.“

„Sehr witzig.“ Nervös verschränkte sie die Finger im Schoß. Wenn Alex doch nur hier wäre. „Ihre Familie ist in Florida sehr bekannt, wahrscheinlich in den ganzen USA. Also können Sie sich vorstellen, wie die Medien reagieren, sofern Sie sich entschließen, Almas Angebot anzunehmen. Der Wirbel um Prinz William, Kate und ihre Kinder ist nichts dagegen.“

Bella rümpfte ihre kleine Nase. „Jetzt übertreiben Sie aber.“

„Ich fürchte, nein. Es geht hier um einen Thron, der sieben Jahrzehnte nicht besetzt war. Und jetzt ist da ein neuer junger König, attraktiv, charmant und unverheiratet. Ihre ganze Familie müsste sich der Öffentlichkeit stellen.“

„Na, fabelhaft!“ Gabriel ließ sich in seinem Stuhl zurücksinken.

Rafe sagte nichts, und Bella ging, um sich die Nase zu pudern. Maria sah Gabriel aufmerksam an. „Mein Job hat viel mit den Medien zu tun und damit, die Berichterstattung in die richtigen Bahnen zu lenken. Weil Sie als das schwarze Schaf der Familie gelten, würde ich gern wissen, ob es etwas gibt, was die Presse lieber nicht erfahren sollte.“

Gabriel lachte kurz und trocken auf. „Soweit ich weiß, habe ich keine heimlichen Nachkommen. Und ich werde auch nicht von der Polizei gesucht. Ich bin also eher ein graues als ein schwarzes Schaf. Meinst du nicht auch, Rafe?“

Rafael grinste. „Wie soll ich das wissen? Aber ich versichere Ihnen, Maria, wegen Gabriel haben Sie nichts zu befürchten. Er ist einfach zu geschickt und wickelt alle mit seinem Charme ein, auch den schärfsten Reporter.“

Gut. Erleichtert atmete Maria auf. Als Bella wieder an den Tisch trat, brachen sie auf. Bella und Rafe wollten noch zu einer Party, und Gabriel bot an, Maria zum Hotel zu begleiten.

Unterwegs wurde er plötzlich ernst. „Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder“, sagte er leise. „Ich möchte nicht, dass er sich in eine Verantwortung gedrängt fühlt und meint, sein Leben hier aufgeben zu müssen.“

„Hat er das gesagt?“

„Nein. Aber ich habe heute erst herausgefunden, dass er und mein Vater Almas Wünsche schon lange kannten. Bestimmt schon einige Monate.“

„Und Sie nicht?“

„Nein. Offenbar hat sich Ihr Premierminister direkt mit Vater in Verbindung gesetzt. Und ihm in dem Zusammenhang auch gleich gesagt, dass er für den Thron nicht infrage kommt.“

„Das war sicher hart für Ihren Vater.“

„Kann man so sagen. So wurde Rafe informiert, aber zum Schweigen verpflichtet. Jetzt ist mir auch klar, warum Rafe vor ein paar Wochen allein nach Key West fuhr. Ich war überrascht, denn normalerweise machen wir solche Trips zusammen, um zu angeln und zu schnorcheln. Aber er wollte allein sein. Um nachzudenken, wie er sagte.“

„Und jetzt wissen Sie, worüber.“

„Ja.“

Sie blieben vor dem Hotel stehen, und Maria legte Gabriel kurz die Hand auf den Arm. „Sie werden ihm eine große Hilfe sein, wie auch immer die Entscheidung ausfällt. Er hält sehr viel von Ihnen.“

„Danke, Maria. Sie sind eine tolle Frau. Kein Wunder, dass Alex verrückt nach Ihnen ist.“

Sie runzelte die Stirn. „Wie kommen Sie denn darauf?“

„Na, hören Sie mal … Das ist Ihnen doch bestimmt auch aufgefallen. Wann immer ich Ihnen zu nahe komme, sieht er mich an, als wollte er mich erschießen.“

Maria schüttelte den Kopf. Ihr Herz klopfte wie verrückt. „Sie irren sich. Wir sind Kollegen, nichts weiter.“

„Glauben Sie mir. Ich als Mann weiß, wie Männer ticken.“

„Aber er behauptet, ich würde mich an Sie heranmachen, weil ich eine Prinzessin werden will.“

Gabriel lachte. „Und? Wollen Sie?“

„Nicht unbedingt.“

„Das habe ich mir gedacht.“ Er lächelte sie beinahe liebevoll an. „Ich bin sicher, dass wir beide sehr gute Freunde sein werden, wenn das alles hier vorbei ist. Und ich kann einen guten Freund gebrauchen, glauben Sie mir.“

„Sie? Aber Sie kennen doch so viele Menschen. Darunter sind sicher viele gute Freunde.“

„Ja, ich kenne viele Menschen, vor allem Frauen. Aber alle wollen etwas von mir. Sie dagegen sind einfach nur offen und ehrlich. Ich mag Sie sehr, Maria.“

„Und was ist mit Alex?“

„Ihr Boss ist mir nicht ganz so sympathisch, das muss ich zugeben. Also, wenn Sie wollen, mache ich ihn eifersüchtig.“

„Um Himmels willen, nein!“ Maria lachte. „Lieber nicht. Außerdem habe ich ihm schon gesagt, dass nichts zwischen uns läuft.“

„Hat er Ihnen das abgenommen?“

„Keine Ahnung.“ Plötzlich wurde ihr bewusst, mit wem sie hier ein Gespräch über sehr persönliche Angelegenheiten führte. Mit einem Mitglied der potenziellen Königsfamilie von Alma. „Ich muss jetzt los“, sagte sie schnell.

„Was ist? Bin ich Ihnen zu nahe getreten? Dann entschuldigen Sie.“

„Nein. Aber ich sollte meine Grenzen kennen. Schließlich spielen Sie und Ihre Familie eine ganz besondere Rolle für Alma. Und Sie dürfen nicht denken, dass mir das nicht bewusst ist.“

„Das weiß ich doch. Aber keiner von uns ist an einer Klassengesellschaft interessiert.“

„Sie vielleicht nicht, aber andere schon. Danke, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben. Und richten Sie Ihrer Schwester und Ihrem Bruder noch meine Grüße aus.“

Er schmunzelte. „Plötzlich so ernst und förmlich?“

„Vielleicht ist es besser so.“ Alex würde es sicher nicht gefallen, dass Gabriel und sie freundschaftlich miteinander umgingen. „Gute Nacht.“

Er blickte ihr hinterher, als sie die Stufen zur Eingangstür hinaufstieg. „Es kommt schon alles in Ordnung, Maria. Das ist eigentlich immer so.“

„Hoffentlich haben Sie recht.“

Alex ging unruhig in seinem Hotelzimmer auf und ab. Vor ungefähr acht Stunden hatte er sich von Maria verabschiedet. Und sie wollte ihn erst am Montag wiedersehen? Zusammen mit der kompletten Delegation?

Irgendwie hatte er die Sache mit ihr vollkommen falsch angefangen. Aber er war einfach unsicher, wie er vorgehen sollte. Normalerweise wusste er genau, wie etwas anzupacken war, damit er das erreichte, was er wollte.

Dieser Besuch in Florida und die Zusammentreffen mit den Montoros waren perfekt geplant gewesen. Aber was sein Privatleben betraf, war er auf einmal absolut ratlos. Wahrscheinlich, weil er sich bis vor wenigen Wochen gar kein Privatleben erlaubt, und sich nie vorgestellt hatte, mit einer Frau eine längere Beziehung einzugehen.

Aber seit er jeden Tag mit Maria zusammen war, hatte er immer mehr Schwierigkeiten, sein Land vor seine Bedürfnisse als Mann zu stellen.

Er blickte auf die Uhr. Es war spät, aber nicht zu spät. Er musste Maria sehen, sonst war an Schlaf sowieso nicht zu denken.

Es war beunruhigend. Sie kannten sich doch schon so lange, hatten oft zusammengearbeitet, und dennoch war sie für ihn nie mehr als eine nette Kollegin gewesen. Und jetzt? Warum hatte ihr Lächeln plötzlich eine solche Wirkung auf ihn? Warum wollte er sie immerzu berühren? Warum litt er mit ihr, wenn sie traurig war, und freute sich, wenn er sie zum Lachen bringen konnte?

Er griff nach der Schlüsselkarte und seinem Handy und riss entschlossen die Tür auf. Da stand Maria vor ihm, mit erhobener Hand, bereit zum Klopfen.

„Alex!“ Sie ließ die Hand sinken und starrte ihn mit großen Augen an.

„Maria!“ Sie war zu ihm gekommen!

Sekundenlang blieben sie beide bewegungslos voreinander stehen, dann hatte Maria sich gefasst. Sie trat zwei Schritte zurück.

„Entschuldige“, sagte sie hastig. „Du wolltest gerade los. Wir können auch später miteinander reden.“

„Nein.“ Er packte sie bei der Hand und zog sie ins Zimmer. „Nicht später. Jetzt.“ Er schloss die Tür.

„Aber …“

„Ich wollte gerade zu dir kommen“, stieß er heftig hervor.

Mit einem Ruck machte sie sich von ihm los und ging zum Fenster. „Wenn du mich nur anschreist, gehe ich gleich wieder.“

„Entschuldige. Weshalb wolltest du mit mir reden?“

„Ich wollte dir erzählen, wie das Dinner war.“

Alex war enttäuscht. „Okay. Erzähl.“

„Darf ich mich setzen?“

„Selbstverständlich.“

Sie durchquerten den großen Raum. In der Sitzecke ließ sich Maria auf das kleine Sofa fallen. Sie schlug die Beine übereinander und wippte mit dem Fuß. Ihre Fußnägel waren pinkfarben lackiert, fiel Alex auf.

Überhaupt sah sie wieder zum Anbeißen aus in ihrem kurzen Sommerrock und der ärmellosen Seidenbluse. Er blieb vor ihr stehen, viel zu angespannt, um sich zu setzen. Nervös fuhr er sich durchs Haar. „Also los. Wie war’s?“

„Das ist schwer zu sagen.“ Sie sah nachdenklich an ihm vorbei. „Sie haben viele Fragen gestellt, durchaus sinnvolle Fragen. Rafe war wie immer sehr schweigsam.“

„Und? Hast du den Eindruck, dass sie an unserem Vorschlag interessiert sind?“

„Sie wollen sich alle Möglichkeiten offenhalten. Und dann kennen sie ja auch den Vertragsentwurf noch nicht.“

„Das stimmt. Sowie unser Entwurf von der Delegation und dem Premierminister abgesegnet ist, werden sie ihn zu sehen bekommen.“

„Hätten sie auch das Recht, etwas zu ändern?“

Alex zuckte mit den Schultern. „Kann ich nicht sagen. Aber ich fürchte, die Delegation hätte etwas dagegen. Es sei denn, wir hätten schon eine generelle Zusage.“

„Beide Seiten warten also erst einmal ab?“

„Sieht so aus. Keiner will sein Gesicht verlieren oder Schwäche zeigen.“

„Weißt du, Alex, meiner Meinung nach sollten wir versuchen, ein gutes persönliches Verhältnis zu den Montoros aufzubauen. Wenn sie dir und der Delegation vertrauen, würden sie das Angebot eher annehmen.“

„Zu dir scheinen sie ja bereits Vertrauen gefasst zu haben. Das ist doch ein Anfang.“

Sie runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“

„Nur als Kompliment.“

„Es hörte sich aber nicht so an.“

Alex setzte sich neben sie. „Ich bin wirklich froh, dass sie so offen zu dir sind. Das musst du mir glauben. Du bist sehr wichtig für unsere Mission.“

Sie sah ihn zweifelnd an, und ihm wurde wieder klar, wie schwach ihr Selbstbewusstsein ausgeprägt war. Sie hatte sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet und war leicht zu verunsichern.

„Das ist mein voller Ernst, Maria“, sagte er leise. „Ich bewundere dich. Du bist intelligent und kannst dich außerdem sehr viel besser in Menschen hineinversetzen als ich. Ich bin sehr froh, dass du mit den Geschwistern zum Essen warst. Danke.“

„Bitte.“ Sie sah starr geradeaus.

„Ich mag mich nicht mit dir streiten“, versuchte er es wieder.

Pause. Dann wandte sie langsam den Kopf und sah ihn ernst an. „Ich mich auch nicht mit dir“, flüsterte sie.

Ihr Atem kam schneller, ihre Wangen waren leicht gerötet.

Der Herzschlag dröhnte Alex in den Ohren. Plötzlich konnte er nicht anders, er beugte sich vor und küsste sie, zögernd erst, weil er unsicher war, wie sie reagieren würde. Aber sie kam ihm entgegen, und er legte ihr eine Hand in den Nacken und vertiefte den Kuss.

„Ich sehne mich so nach dir“, murmelte er zwischen zwei Küssen. Er, Wirtschaftsminister und Verhandlungsführer bei weltweiten Operationen, fühlte sich wie ein Teenager bei seinem ersten Kuss.

Maria stieß ihn nicht zurück. Sie wollte ihn, und sie vertraute ihm. Sollte er dieses Vertrauen missbrauchen? Aber er konnte jetzt nicht von ihr lassen, nicht wenn er sie begehrte, wie er noch nie eine Frau begehrt hatte.

Nun strich sie ihm auch noch über die Wange und sah ihm tief in die Augen.

„Ich sehne mich auch nach dir, Alex. Ich will mit dir schlafen. Wenn wir nur diese Zeit hier in Miami haben, soll uns das genug sein. Ohne Reue, versprochen?“

9. KAPITEL

Alex runzelte die Stirn. Was sie hier anbot, würde von den meisten Männern wohl begeistert angenommen werden. Ein zeitlich begrenztes Verhältnis ohne Verpflichtungen. Aber irgendwie passte ihm das nicht.

Weil er nicht wusste, was er sagen sollte, beschloss er, die Initiative zu ergreifen, und zog ihr die leichte Bluse über den Kopf. Beim Anblick ihrer Brüste, kaum bedeckt von einem knappen BH, stockte ihm der Atem.

Mit bebenden Fingern warf er das Oberteil beiseite, fasste Maria dann bei den Händen und zog sie hoch. „Ich will dich nackt sehen“, stieß er hervor und zog den Reißverschluss auf, sodass ihr der Rock über die Hüften glitt. Ihr Minislip war wie der BH aus cremefarbener Seide, schlicht, aber unglaublich sexy. „Maria, ich …“

Sie schwieg immer noch und sah ihn nur an. War das Schüchternheit, oder hatte sie Angst vor ihm?

Mit geübten Fingern öffnete er ihren BH-Verschluss und strich dann mit den Fingern über ihren Slip. „Bitte sag etwas, Maria.“

Sie lächelte zaghaft. „Ich habe das nicht sehr oft gemacht.“

„Ich will gar nicht wissen, mit wie vielen Männern du zusammen warst“, sagte er schnell. Bloß nicht. Maria mit einem anderen Mann im Bett, das wollte er sich lieber nicht vorstellen.

„Das meine ich nicht.“ Vorsichtig fing sie an, sein Hemd aufzuknöpfen. „Ich möchte es schön für dich machen. Aber meine Erfahrungen sind …“

„Das ist egal“, unterbrach er sie. „Für uns beide ist diese Situation vollkommen neu.“ Zärtlich nahm er ihr weiches Haar beiseite und küsste sie sanft hinter das Ohr.

Er musste sich ungeheuer zusammennehmen, als sie jetzt zögernd anfing, ihn auszuziehen. Aber er wusste, er musste Geduld haben und durfte sie nicht erschrecken. Endlich konnte er sein Hemd von den Schultern schütteln. Und als sie nach seiner Gürtelschnalle griff, sog er zischend die Luft ein.

Wann hatten ihn je diese eher unschuldigen Gesten derart erregt? Er ballte die Hände, als sie den Reißverschluss aufzog und langsam die Hose nach unten schob. In wenigen Sekunden war er aus der Hose gestiegen und hatte sich von Schuhen und Strümpfen befreit. Dann stand er in seinen dunkelblauen Boxershorts vor ihr, die seine Erregung nicht verbergen konnten.

Immer noch schwieg Maria.

„Wollen wir?“ Er zeigte lächelnd auf das Bett.

Sie nickte nur, und er nahm sie bei der Hand und zog sie zu dem Riesenbett, auf dem mehrere Paare Platz gehabt hätten. Auf dem dunkelblauen Bettzeug würde Marias helle Haut fantastisch aussehen …

Er schlug die Decke zurück und hob Maria auf seine Arme.

Sie sah ihn mit einem langen Blick an. „Ich nehme die Pille“, flüsterte sie, als er sie auf dem Bett absetzte.

Alex hatte zwar Kondome dabei, aber er war froh, dass er sie nicht benutzen musste. Dass sie beide vollkommen gesund waren, wusste er. Die ganze Delegation hatte vor der Reise eine Reihe medizinischer Tests über sich ergehen lassen müssen.

„Möchtest du wirklich?“, vergewisserte er sich noch einmal. „Nicht dass es hinterher heißt, ich hätte dich verführt.“

Sie lachte laut los. „Du liebe Zeit, nein! Es ist mir direkt peinlich, wie sehr ich mich bemühen musste, damit du mich überhaupt bemerkst.“

Er legte sich dicht neben sie. „Was? Du bist mir schon am ersten Tag aufgefallen, als du bei uns in der Firma anfingst. Aber du warst zu jung, und ich arbeitete viel zu viel.“

„Und später?“ Sie lag immer noch stocksteif da, als habe sie Angst, sich zu bewegen.

Zärtlich fuhr er ihr mit der Fingerspitze über die Stirn, die Nase, den Hals, zwischen den Brüsten hindurch bis zum Nabel und lächelte kurz, als ihr der Atem stockte. „Auch in Alma habe ich dich nicht aus den Augen verloren. Es war faszinierend zu sehen, wie aus dem hübschen jungen Mädchen eine schöne Frau wurde. Aber wir waren beide wohl zu sehr mit unseren Karrieren beschäftigt, vor allem als es dann um Almas Zukunft ging.“

„Hattest du dir hier in Miami Chancen ausgerechnet, als du mich für die Delegation vorschlugst?“, fragte sie nach kurzem Zögern.

Ja, hatte er das? Seltsam, das wusste er selbst nicht mehr.

Als Maria seine Verwirrung bemerkte, lachte sie leise. „Das spielt jetzt keine Rolle. Ich kann nur sagen, dass ich durchaus daran gedacht habe, als ich mich bewarb. Ich war immer schon in dich verliebt. Und hier in Florida wurde es von Tag zu Tag schlimmer.“

„Ist das schlecht oder gut?“ Er strich ihr über die Brüste und rieb ihre harten Brustwarzen. Sie keuchte auf und bog sich ihm entgegen.

Endlich lag sie nackt neben ihm, und sie würden sich das erste Mal lieben. Er wollte, dass dieses erste Mal ganz besonders für sie war, aber die Begierde überfiel ihn wie ein wildes Tier.

Auch Maria bebte unter seinen Händen und atmete schneller.

„Keine Angst“, stieß er leise keuchend hervor. „Es geschieht nichts, was du nicht willst.“

Er beugte sich über sie und streichelte die Innenseiten ihrer Schenkel, küsste ihren Bauch. Dann ließ er seinen Mund tiefer wandern. Maria erbebte. Sie stöhnte auf und wand sich unter ihm, als er sie mit Zunge und Lippen verwöhnte. Alex spürte, dass sie dem Höhepunkt nahe war. Genau wie er selbst. Und er konnte nicht mehr lange warten.

Dann schrie sie laut seinen Namen, erzitterte und ließ sich mit einem Seufzer in die Laken zurückfallen.

„Oh, Maria!“ Alex schloss kurz die Augen und rang um seine Selbstkontrolle. „Ich brauche dich jetzt, ich will dich.“

„Alex“, hörte er sie flüstern, als sie die Beine spreizte und ihn über sich zog.

Endlich. Er hielt den Atem an und drang im nächsten Moment mit einem einzigen Stoß tief in sie ein.

„Oh, ja, Alex …“ Sie warf den Kopf zurück, schloss die Augen, und zusammen fanden sie einen perfekten Rhythmus.

Es war, als seien sie füreinander geschaffen. Mehr als das. Sogar in der unglaublichen Euphorie seines Höhepunkts spürte er, dass da noch etwas anderes war. Er fühlte etwas, das er noch nie gespürt hatte, was ihm Angst machte.

Sollte das hier Liebe sein?

Nur langsam beruhigte sich Marias rasender Herzschlag. Sie hielt die Augen geschlossen, und ein staunendes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Solche Empfindungen gab es also wirklich, nicht nur in Filmen und Liebesromanen. Es hatte sich angefühlt, als würde die Erde stillstehen – und das lag nur an Alex.

Wenn er in ihr war und sie liebte, fühlte sie sich ganz, irgendwie vollständig, und zwar in einer anderen Art und Weise, als sie es bisher bei ihren wenigen Liebesabenteuern empfunden hatte. Sie spürte es nicht nur körperlich, sondern auch mit dem Herzen.

Mit dem Herzen? War das also Liebe? Ja, wahrscheinlich.

Aber wie mochte Alex empfinden? Sicher total anders. Den Sex fand er bestimmt auch gut, aber mehr? Alex Ramon war nicht der Typ für die große Liebe. Ein toller Mann in jeder Beziehung, aber leider nicht ihr Mann.

Doch dann fiel ihr ein, was sie selbst gesagt hatte.

Wenn wir nur diese Zeit hier in Miami haben, soll uns das genug sein. Ohne Reue.

Also legte sie Alex die Arme um den Hals, als er sich wieder über sie schob. Doch dann drehte er sich mit ihr zusammen um, sodass sie plötzlich auf ihm lag. Was für ein Gefühl, seinen muskulösen, schlanken Körper unter sich zu spüren.

Als er sagte: „Mach mit mir, was du willst, Maria“, und sie sein freches, selbstzufriedenes Lächeln sah, hätte sie eigentlich empört das Bett verlassen sollen. Aber sie konnte nicht, zu sehr sehnte sie sich danach, ihn wieder in sich zu spüren. Und so ließ sie sich ganz langsam auf ihn sinken und ließ zu, dass er tief in sie eindrang.

Sie keuchte auf und warf den Kopf in den Nacken. Es war, als hätte ihr Körper völlig neue Empfindungen entdeckt. Alex packte sie bei den Hüften und bestimmte das Tempo, drang immer wieder in sie ein, schneller und schneller …

Bis sie beide zur selben Zeit aufschrien und sich Maria dann mit einem tiefen Seufzer auf ihn sinken ließ, ihre erhitzte Haut an seiner. Sofort legte Alex die Arme um sie und hielt sie fest an sich gepresst.

„Du bist so sexy“, brachte sie leise heraus, als sich ihr Atem ein wenig beruhigt hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass sich ein solcher Körper unter deinen maßgeschneiderten Anzügen verbirgt.“

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ Er lachte leise. „Es kann durchaus sein, dass ich dir verbiete, dich jemals wieder anzuziehen.“

Alex hatte kein Gefühl mehr in seinen Beinen. Normalerweise würde ihn das beunruhigen, aber nicht in diesem Fall. Denn Maria lag quer über ihm und schlief fest. Was für eine weiche, wunderbare Bettdecke. Ihr Haar kitzelte ihn im Gesicht, und ihr Knie war gefährlich nah an einer Stelle, an der er sehr empfindlich war. Aber er brachte es nicht über sich, sie zu wecken, sondern dankte dem Himmel für diese Erfahrung. Denn er hatte sich mit ihr wie im Himmel gefühlt.

Dennoch war das alles sehr verwirrend. Eigentlich gehörte er zu den Männern, die noch nicht einmal zugaben, dass sie so etwas wie Gefühle überhaupt hatten. Und nun das.

Maria. Jetzt ging es nur noch um Maria. Später würde Zeit sein für Zweifel und Vernunftgründe. Jetzt gab es nur diese Nacht. Eine verrückte, wundervolle, berauschende Nacht. Mehr wollte er nicht, mehr erwartete er nicht. Bei Sonnenaufgang würde er wieder der verantwortungsvolle und respektable Alex Ramon sein.

Aber diese Nacht gehörte ihm und Maria.

Er weckte sie mit einem Kuss, einem langen Kuss, der bei den Ohrläppchen begann und zwischen ihren Schulterblättern endete.

„Was soll das?“, murmelte sie, die Augen immer noch fest geschlossen.

„Wenn du das nicht weißt, muss ich etwas falsch gemacht haben.“

„Ach, Alex …“ Jetzt öffnete sie die Augen.

Er küsste sie auf die Schulter. Warum war ihm nie aufgefallen, wie sexy ihre Schulter war? „Du bist so süß und weich, und ich begehre dich noch mehr als vorhin.“

„Geht das überhaupt?“, fragte sie lächelnd.

Er lachte. „Oh, ja. Sieh mich an …“

Jetzt wandte sie ihm das Gesicht zu. Die langen Wimpern schimmerten golden. Die Augen waren eher blau als grün und die Iris stark erweitert. Sie sah befriedigt, schlaftrunken und absolut unwiderstehlich aus. Kurz befeuchtete sie sich die Lippen, unbewusst, da war Alex sicher. Auch, dass sie keinerlei Ahnung hatte, wie das auf ihn wirkte.

„Ich sollte jetzt in mein Zimmer gehen“, sagte sie leise.

„Warum denn?“

„Wir müssen vorsichtig sein. Du bist ein wichtiger Mann, und Klatsch könnte deiner Karriere sehr schaden.“

„Zum Teufel mit meiner Karriere.“ Wie kam sie nur auf die Idee? In dieser Situation? Sie waren nackt und lagen einander in den Armen. Irgendwie ärgerte es ihn, dass sie offenbar einen klaren Kopf behielt. Sie fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar, und es überlief ihn heiß.

„Sei vernünftig, Alex.“

„Ich bin immer vernünftig“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Aber ich habe es satt. Wenn es nach mir geht, solltest du diesen Raum erst am Montagmorgen wieder verlassen.“

„Und was ist mit dem Vertragstext? Den sollten wir uns doch an diesem Wochenende durchsehen.“

Zu süß, wie sie versuchte, ihn vor sich selbst zu schützen. „Wir haben doch beide einen Laptop“, sagte er. „Kein Mensch erwartet an diesem Wochenende, etwas von uns zu hören. Es ist perfekt. Wir lieben uns, bis wir beide nicht mehr können. Dann bestellen wir uns etwas zu essen und nehmen uns den Vertragsentwurf vor. Dann gehen wir wieder ins Bett und so weiter …“

Sie sah ihn forschend an. „Das meinst du offenbar wirklich ernst“, sagte sie erstaunt.

Auch Alex war klar, dass er sich sehr untypisch verhielt. Sein Vater würde entsetzt sein. Aber sein Vater war weit weg, und er hatte gerade etwas erlebt, was ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte. Wenn nun der Sex mit Maria etwas ganz Besonderes war? Etwas, das ihm schon sein ganzes Erwachsenenleben lang gefehlt hatte?

Sie seufzte leise, als wollte sie nachgeben. „Ich muss trotzdem kurz in mein Zimmer und ein paar Sachen holen. Wenn mich nun jemand sieht?“

„Dein Zimmer liegt doch auf demselben Stockwerk, wenn auch in einem anderen Flur. Du bist im Nu da.“

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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