Folge deinem Herzen, Lucy!

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Ihr Herz klopft laut, als Jacob sie aus einer brenzligen Situation rettet. Doch dann ist es nicht mehr Angst, die Lucys Puls in die Höhe treibt: in seinem Londoner Penthouse gibt sie sich dem Millionär hin. Und flieht ohne Abschied, denn in Jacobs Leben ist kein Platz für sie frei!


  • Erscheinungstag 30.08.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783745753622
  • Seitenanzahl 105
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Das ist wirklich keine gute Idee!“

Lucy funkelte Paul wütend an, als er sie im Flur vor dem Hotelrestaurant, in das sie ihn und einen weiteren leitenden Angestellten des Wow -Magazins zum Geschäftsessen geladen hatte, gegen die Wand drückte.

Früher wäre Lucy der umworbene Gast gewesen. Aber inzwischen gab es zu viele gute Modefotografen, die um die lukrativen Aufträge konkurrierten. Da Lucy nur einen Vertrag mit PAN Cosmetics , einer Tochterfirma des Megakonzerns Sinclairs Industries , vorweisen konnte, brauchte sie den Auftrag von Wow dringend, wenn sie ihr Dasein nicht mit Hochzeits- und Babyfotos fristen wollte. Zumal sie kaum auf eine Verlängerung ihres Vertrags mit PAN Cosmetics in drei Monaten hoffen konnte, wenn sich ein Fotograf wie Roy Bailey darum bewarb.

Allerdings war kein Auftrag so wichtig, dass sie mit einem leitenden Angestellten ins Bett gegangen wäre, nur um ihn zu bekommen!

Zugegebenermaßen hatte Paul Bridger, der jüngere der beiden Männer, ihr gegenüber im Verlauf des Abends immer wieder zweideutige Bemerkungen fallen lassen. Dass, wie er auch erwähnte, zu Hause in Hampshire eine Frau und zwei Kinder auf ihn warteten, schien ihn dabei nicht zu stören. Lucy hatte sich jedoch eingebildet, diese Annäherungsversuche diplomatisch pariert zu haben. Die beiden Männer hatten sich nach dem Essen mit dem Versprechen verabschiedet, sich bei ihr zu melden.

Nur dass Paul offensichtlich kehrtgemacht hatte und sie jetzt bedrängte, nachdem sie in dem Restaurant eine Rechnung beglichen hatte, die sie sich überhaupt nicht leisten konnte.

„Hab dich nicht so …“ Er presste sich fester an sie. „Du hast mich doch schon den ganzen Abend angemacht …“ Zuversichtlich lächelnd versuchte er, sie an sich zu pressen.

Am liebsten hätte Lucy ihn mit einer schallenden Ohrfeige in seine Schranken gewiesen. Aber eine hässliche Szene in aller Öffentlichkeit wäre keine gute Werbung für sie gewesen, weshalb sie versuchte, die Situation so schnell und so geräuschlos wie möglich zu beenden.

Mit Mühe rang sie sich ein Lachen ab und schob ihn spielerisch weg. „Paul, ich glaube nicht, dass Ihre Frau damit einverstanden wäre, oder?“

Seine blauen Augen blitzten argwöhnisch auf. „Meine Frau wird nichts davon erfahren … oder?“ Plötzlich packten seine beiden Hände ihre Schultern so fest, dass es wehtat.

Lucy schluckte. „Das kommt darauf an …“

„Worauf?“, fuhr er sie scharf an.

„Entschuldigung …“

Errötend bemerkte Lucy, dass sie und Paul den Flur vor dem Restaurant versperrten. Einer der Gäste aus dem Restaurant wollte vorbei. Lucy warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Er war auffallend groß, um die ein Meter neunzig, etwa Mitte dreißig, das dunkle Haar eher lang und die Augen von einem faszinierenden Silbergrau. Der sonnengebräunte Teint und der attraktive amerikanische Akzent verrieten, dass er aus einem wärmeren Klima stammte, als es England in diesem kühlen und nassen Juni bieten konnte. Ein schwarzer, maßgeschneiderter Abendanzug, kombiniert mit einem blütenweißen Seidenhemd, betonte die beeindruckend athletische Figur.

Momentan bedachte er Lucy und Paul mit einem kühlen Blick, der nicht gerade ermutigend war. Doch Lucy sah in ihm die einzige Rettung aus ihrer prekären Lage und zögerte keine Sekunde.

„David! Wie schön, dich wiederzusehen!“ Sie schenkte dem Fremden ihr strahlendstes Lächeln und nutzte Paul Bridgers Verblüffung aus, um sich aus seinem Griff zu winden und sich bei dem großen Amerikaner einzuhaken. „Paul wollte sowieso gerade gehen. Nicht wahr, Paul?“, fügte sie spitz hinzu.

„Ich …“ Grollend blickte er zwischen Lucy und dem imposanten Mann an ihrer Seite hin und her. „Ja, ich wollte gerade gehen“, knurrte er missmutig und stürmte mit einem letzten, bitterbösen Blick auf Lucy zum Ausgang des Hotels.

Sobald Paul fort war, merkte Lucy, wie ihre Knie zitterten. Einen Moment klammerte sie sich an den Arm des Manns … eines Fremden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte! Und der jetzt spöttisch auf sie herunterblickte.

„David?“, fragte er interessiert.

Sie lächelte entschuldigend. „Das alles ist mir wirklich sehr peinlich. Ein … Arbeitskollege, der sich vergessen hat“, versuchte sie zu erklären. Obwohl Pauls giftiger Abschiedsblick sie nicht darauf hoffen ließ, jemals Arbeit von Wow zu bekommen. „Kennen wir uns vielleicht?“ Aus irgendeinem Grund kam ihr das Gesicht des Mannes bekannt vor.

Sin allerdings zweifelte nicht, dass er dieser Frau noch nie zuvor begegnet war. Ganz sicher hätte er sich an sie erinnert! Als er vorhin in dem Hotelrestaurant allein an seinem Tisch am Fenster gesessen hatte, war sie ihm schon bei ihrem Eintreten aufgefallen. Auf der Schwelle hielt sie kurz inne, um sich in dem voll besetzten Restaurant umzusehen, bevor sie entschlossen auf den Tisch zuging, an dem bereits die beiden Männer saßen. Gereizt registrierte Sin, dass er nicht der einzige männliche Gast war, dessen Blick ihrem anmutigen Hüftschwung bewundernd folgte.

Sie mochte Ende zwanzig sein und maß über einen Meter siebzig. Das sehr lange, seidig glänzende und tiefschwarze Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern und weit den Rücken hinab. Dunkelblaue, von schwarzen Wimpern gesäumte Augen strahlten in einem ebenmäßigen Gesicht mit makellosem Alabasterteint. Die Nase war klein und schmal, die sinnlich vollen Lippen in einem leuchtenden Rot geschminkt, das zu der Farbe des figurbetonten knielangen Kleids passte. Letzteres unterstrich die hohen festen Brüste und die sanft gerundeten Hüften, wobei es den aufregenden Eindruck vermittelte, dass sie nichts darunter trug.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde Sins Blick immer wieder von der geheimnisvollen Schönen angezogen, als sie sich während des Essens sichtlich angeregt mit ihren beiden männlichen Begleitern unterhielt. Normalerweise war es keineswegs seine Art, fremde Frauen anzustarren, aber sie zog ihn auf magische Weise in ihren Bann. Nicht dass es seine Absicht gewesen wäre, sich ihr zu nähern – aber andererseits hatte ja nicht er sie angesprochen, oder?

„Vielleicht haben Sie mich vorhin im Restaurant gesehen?“, schlug er vor.

Sie nickte. Nun, da er es erwähnte, erinnerte sie sich tatsächlich, dass er ihr beim Betreten des Hotelrestaurants aufgefallen war, wo er allein an einem Tisch gesessen hatte. Einen Mann, der so umwerfend aussah, konnte man kaum übersehen! „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mir gerade aus der Patsche geholfen haben“, bedankte sie sich lächelnd.

Bevor sie zurückweichen konnte, legte er seine Hand auf ihre. „Sie zittern ja.“

Tatsächlich? Ja, es stimmte. Lag das an Paul Bridgers empörendem Verhalten oder an der atemberaubend männlichen Ausstrahlung des Fremden an ihrer Seite? Lucy lachte befangen. „Ja, wirklich. Ich hatte wohl einfach nicht erwartet, dass …“ Sie verstummte und deutete vielsagend in die Richtung, in der Paul verschwunden war.

Der große Amerikaner betrachtete sie forschend. „Vielleicht sollten Sie sich etwas hinsetzen? Ein Brandy zur Stärkung?“

Allmählich kam Lucy sich etwas kindisch vor. Zugegeben, Paul hatte sie unangenehm bedrängt, aber er hätte sie doch bestimmt nicht zu irgendetwas gezwungen. Oder doch?

„Es hat Sie mitgenommen“, bemerkte der Amerikaner, als sie sichtbar fröstelte. „Ich habe eine Flasche guten Brandy oben in meiner Suite. Natürlich rede ich von einem Drink aus rein medizinischen Gründen“, fügte er ironisch hinzu, als er ihre zweifelnde Miene bemerkte. „Für heute sind Sie genug bedrängt worden, meinen Sie nicht auch?“

„Entschuldigung“, erwiderte sie verlegen. Ihr war klar, dass sie überreagierte, denn er hätte ihr überhaupt nicht zu Hilfe kommen müssen. Schließlich kannten sie sich gar nicht.

„Lucy“, bot sie ihm befangen an.

„Wie bitte?“

„Ich heiße Lucy.“

„Aha.“ Er nickte. „Lucy und weiter?“

„Nur Lucy.“ Der Ausgang des Abends war auch so schon katastrophal genug. Da musste nicht noch öffentlich bekannt werden, dass die Fotografin Lucinda Harper-O’Neill, die – noch – bei PAN Cosmetics unter Vertrag stand, in eine unerfreuliche Szene im angesehenen Hotel The Harmony verwickelt war.

Ihr Gegenüber zog spöttisch die dunklen Brauen hoch. „Nun, dann bin ich einfach Sin für Sie“, antwortete er bedeutsam.

Sie lächelte. „Sin wie die Sünde? Interessanter Name.“

Einen Moment betrachtete Sin sie forschend. Diese ausdrucksvollen blauen Augen, die wie Saphire leuchteten, die schmale, kleine Nase, die vollen, sinnlichen Lippen … langsam schweifte sein Blick weiter hinab über die vollen, straffen Brüste, deren harte Spitzen sich verführerisch durch die schimmernde rote Seide ihres Kleids drückten, die unglaublich zierliche Taille, die wohlgerundeten Hüften und die aufregend langen schlanken Beine.

Befangen senkte Lucy den Blick. „Vielleicht sollte ich mich jetzt besser verabschieden. So sehr ich Ihre Hilfe auch zu schätzen weiß, ich weiß nicht, ob es … vernünftig wäre, jetzt mit Ihnen in Ihre Suite zu gehen.“

Ob vernünftig oder nicht … was scherte es ihn? Jetzt, da es sich so ergeben hatte, mit ihr zu sprechen und ihre sexy Stimme zu hören, wollte er sie näher kennenlernen. Viel näher! Er lächelte herausfordernd. „Wenn Sie darauf bestehen, könnte ich bestimmt ein Leumundszeugnis vorlegen.“

„Jetzt machen Sie sich über mich lustig!“, protestierte sie.

„Und? Werden Sie es riskieren?“

Wenn der Vorfall mit Paul Bridger ihr eines bewiesen hatte, dann, wie naiv sie anscheinend in Bezug auf Männer war. Gut möglich, dass sie vom Regen in die Traufe geriet, wenn sie Sins Einladung annahm. Trotz ihrer achtundzwanzig Jahre beschränkte sich ihre intime Erfahrung mit dem anderen Geschlecht tatsächlich auf eine Nacht in ihrer Studentenzeit. Die hatte sie nicht so aufregend gefunden, dass sie an einer Wiederholung interessiert gewesen wäre.

Aber dieser Mann – ein Mann, der Sin hieß, liebe Güte! – war schon allein aufregend anzusehen !

Verdammt, was ist los mit dir, wies sie sich zurecht. The Harmony war eines der exklusivsten und teuersten Hotels in London, und dieser Mann war kein Massenmörder, sondern Hotelgast. Außerdem lud er sie nur zu einem Drink zur Beruhigung ihrer Nerven ein, keineswegs zu einer hemmungslosen Liebesnacht. Sollte er – unwahrscheinlicherweise – Letzteres vorschlagen, konnte sie immer noch Nein sagen. Im Gegensatz zu Paul Bridgers wirkte er ganz und gar nicht so, als müsste er die Frauen zwingen, mit ihm ins Bett zu gehen.

„Nur ein Glas Brandy?“, vergewisserte sie sich zögernd.

Er lächelte. „Natürlich. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, Lucy.“

„Meine Vorsicht hat wirklich nichts mit Angst zu tun“, entgegnete sie scharf, weil es sie ärgerte, dass sie offenbar so leicht zu durchschauen war. „Ich bin gerade erst knapp einer ziemlich unangenehmen Situation entkommen.“

„Glauben Sie ernsthaft, ich versuche, Sie in meine Suite zu locken, um Sie zu verführen?“, konterte er arrogant.

„Natürlich nicht!“, wehrte sie errötend ab. Was musste er nur von ihr halten, nachdem er ihr geholfen hatte? „Normalerweise gehe ich nur nicht mit einem Mann aufs Hotelzimmer, den ich gerade erst kennengelernt habe.“

„Genau genommen ist es eine Suite“, belehrte er sie ein wenig herablassend. „Mit einem eigenen Salon, in dem weit und breit kein Bett in Sicht ist, versprochen.“

„Also gut, auf einen Drink“, willigte Lucy ein, bevor sie das Gefühl bekam, sich vor Sin restlos lächerlich zu machen.

„Nach Ihnen.“ Amüsiert lächelnd ließ er ihr den Vortritt auf dem Weg zu den Aufzügen. Was ihm die Möglichkeit gab, ungestört zu bewundern, wie sich ihr rotes Seidenkleid reizvoll an die sanfte Rundung ihres Pos schmiegte und die hochhackigen roten Riemchensandaletten ihre hinreißenden Beine betonten. Ihre Schönheit fand Sin umso bemerkenswerter, weil Lucy sich gar nicht bewusst zu sein schien, wie atemberaubend sexy sie war.

Er hingegen war sich dessen bewusst. Sehr sogar. Und erst recht, als sich die Türen des Privatlifts hinter ihnen schlossen und die verspiegelten Wände Lucys Bild ringsum reflektierten.

„Oh!“ Der bewundernde Ausruf entfuhr Lucy, als sie nur wenige Sekunden später aus dem Lift geradewegs in den luxuriösen Salon der Penthouse-Suite traten. „Sind Sie sicher, dass Sie nur ein gewöhnlicher Hotelgast sind?“

„Gefällt es Ihnen?“, wich er lächelnd einer Antwort aus. Tatsächlich war er nämlich wirklich kein Gast des Hotels, sondern es gehörte ihm – oder zumindest seiner Familie. Genauso wie eine ganze Reihe weiterer Luxushotels rund um den Globus und unzählige andere Unternehmen. Aber er beabsichtigte keineswegs, seine Familie oder deren Geschäfte Lucy gegenüber zu erwähnen, sondern genoss die Chance, die sich ihm durch die Tatsache bot, dass sie sich nur mit Vornamen vorgestellt hatten. Endlich einmal konnte er davon ausgehen, dass das zufällige Zusammentreffen mit Lucy frei von allen Hintergedanken in Bezug auf seine Person war. Für gewöhnlich machte er eher die Erfahrung, dass die Frauen, die sich ihm näherten, sich immer auch sehr für seinen Namen und sein Vermögen interessierten. In den letzten achtzehn Jahren hatte es viele Frauen in Sins Leben gegeben. Schöne, verführerische, intelligente Frauen. Diese Frau aber war nicht nur unvergleichlich schön und sexy, sondern umso reizvoller, weil sie so offenkundig keine Ahnung hatte, wer er wirklich war.

Mit großen Augen sah sie sich jetzt in der opulent ausgestatteten Hotelsuite um. Zweifellos waren die Gemälde an den Wänden kostbare Originale und die Vergoldungen der stuckverzierten Decken ebenso echt wie der geschmackvolle Zierrat auf den antiken Möbeln. Zwei große weich gepolsterte Sofas luden zum gemütlichen Verweilen ein, der in Blautönen gehaltene Teppich davor war sicher ein echter Perser. Eine Nacht in dieser Suite kostete vermutlich so viel, wie Lucy in einer ganzen Woche verdiente. Auch Sin wirkte in dieser Umgebung irgendwie verändert – er strahlte plötzlich eine so überwältigend erotische Anziehungskraft aus, dass Lucy unwillkürlich erschauerte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, die Einladung anzunehmen? Denn bisher war Lucy gar nicht auf den Gedanken gekommen, sie könne zu einer hemmungslosen Liebesnacht gar nicht Nein sagen wollen!

„Was machen Sie so in London, Sin?“, fragte sie, um ihre Nervosität zu überspielen.

„Geschäfte“, antwortete er unbestimmt, während er zwei Brandys einschenkte und ihr einen davon reichte.

Befangen nippte Lucy an ihrem Glas. Ihr war klar, dass zwischen ihnen beiden Welten lagen. „Und hat Ihre Frau Sie nach England begleitet?“

Er lächelte amüsiert. „Nicht schlecht, Lucy. Allerdings hätte ich Sie wohl kaum in meine Hotelsuite eingeladen, wenn meine Frau im Schlafzimmer der Suite auf mich warten würde.“

„Dann ist sie also zu Hause in den Staaten geblieben?“, fragte Lucy verunsichert.

„Ich bin nicht verheiratet, Lucy.“

„Oh.“ Errötend trank sie erneut einen kleinen Schluck Brandy und fühlte, wie ihr unter Sins forschendem Blick heiße Schauer über den Rücken liefen. Rasch wandte sie sich zum Fenster und konzentrierte sich auf die glitzernde Skyline Londons.

„Möchten Sie auf die Terrasse?“ Unbemerkt war Sin ganz dicht zu ihr getreten, nahm ihr das Glas ab und stellte es zusammen mit seinem auf einen Tisch, ehe er die Terrassentür öffnete.

In der Hoffnung, dass die Nachtluft vielleicht auch die heißen Gedanken abkühlen würde, die ihr Blut in Wallung brachten, trat Lucy hinaus. Sin, der bemerkte, wie sie unwillkürlich fröstelte, zog sofort sein Jackett aus und legte es ihr galant um die bloßen Schultern. Es war noch warm und duftete nach seinem exklusiven Aftershave, was ihr Herz erst recht schneller schlagen ließ.

„Was für ein unglaublicher Anblick“, flüsterte sie andächtig, während ihr Blick fasziniert über die Abermillionen Lichter von London schweifte.

„Unglaublich“, bekräftigte Sin, wobei sein Blick allerdings auf Lucy ruhte. Die sanfte Abendbrise spielte in ihrem tiefschwarzen, seidig schimmernden Haar, sodass es ihr zartes, ebenmäßiges Gesicht umschmeichelte, dem das silberne Mondlicht eine fast unwirkliche Schönheit verlieh.

Zugegeben, sie waren sich unter merkwürdigen Umständen begegnet, und Sin wusste nichts von ihr außer ihrem Vornamen. Aber er wusste, dass er sie begehrte … dass er sie von dem Moment an begehrt hatte, als sie ihm in dem Restaurant aufgefallen war. Er begehrte sie, wie er noch nie zuvor eine Frau begehrt hatte.

„Unglaublich schön“, sagte er heiser und meinte immer noch nicht den Londoner Nachthimmel, den Lucy so gebannt betrachtete.

Sie wandte sich jetzt halb zu ihm um. „Ich hatte keine Ahnung, dass man überhaupt eine solche Suite in einem Londoner Hotel buchen kann.“

„Nun, vielleicht kann man das auch nicht.“ Er lächelte hintergründig. „Genau genommen gehört diese Suite dem Eigentümer des Hotels.“

„Sie kennen ihn also?“, fragte Lucy beeindruckt.

„Gewissermaßen.“

„Jedenfalls gut genug, dass er Ihnen seine Suite zur Verfügung stellt!“

„Wie es aussieht“, erwiderte Sin ausweichend.

Mehr denn je fühlte Lucy sich fehl am Platz. Wenn Sin sogar mit den Eigentümern vom The Harmony befreundet war, dürfte er genauso reich wie gut aussehend sein. Was bedeutete, dass er allerdings in einer ganz anderen Liga spielte als ihr üblicher Bekanntenkreis.

„Es muss nett sein, so einflussreiche Freunde zu haben“, bemerkte sie locker.

Er zuckte mit den breiten Schultern. „Es hat so seine Vorteile.“

Darauf wollte sie wetten. Was für ein seltsamer Abend! Zuerst wurde sie von einem Mann bedrängt, für den sie eigentlich hatte arbeiten wollen. Kurz darauf landete sie in der Hotelsuite eines Manns, der vermutlich reich genug war, das Wow -Magazin zehnmal zu kaufen.

„Vielleicht sollten wir wieder hineingehen?“, schlug sie atemlos vor, als ihr bewusst wurde, wie nah ihr Sin gekommen war. So nahe, dass ihr Herz wie wild pochte. Wider alle Vernunft fühlte sie sich ernsthaft zu ihm hingezogen. Und was noch schlimmer war, sein glühender Blick verriet ihr, dass Sin sich dessen völlig bewusst war.

„Fühlen Sie sich besser?“, fragte er leise.

„Ja, ein wenig … Danke.“

Sein Blick ruhte wie gebannt auf ihrem schönen Mund. Ob sie schreiend davonlaufen würde, wenn er sie nach ihrer unliebsamen Erfahrung vor dem Hotelrestaurant küsste? Er durfte nicht zu viel von ihr fordern, aber er wollte unbedingt wissen, ob sich diese hinreißenden Lippen so wundervoll anfühlten, wie sie aussahen!

Ohne lange zu zögern, trat er ganz dicht an sie heran und blickte ihr tief in die Augen. „Darf ich …?“

Als sie nicht zurückwich, beugte er sich langsam herab und küsste sie. Ihre Lippen waren tatsächlich wie Samt und Seide. Das Jackett glitt ihr von den Schultern, als er den Kuss vertiefte. Durch die dünne Seide ihres Kleids und seines Hemds konnte er die reizvollen Rundungen ihres schlanken Körpers fühlen. Es fühlte sich noch besser an, als er es sich ausgemalt hatte.

Lucy atmete bebend ein, als Sin ihre Lippen schließlich freigab. In dem Moment, als er sie an sich gezogen hatte, war sie verloren gewesen. Nun erschauerte sie, denn er liebkoste ihren Hals mit so erregenden, zarten Küssen, dass es einer süßen Folter gleichkam. Sie fühlte, wie sich die Spitzen ihrer Brüste hart durch die Seide ihres Kleids drückten. Heißes Verlangen strömte durch ihren Körper und drohte sie zu verzehren, wenn sie nicht Einhalt gebot. Sofort.

Mit beiden Händen drückte sie Sin sanft von sich weg. „Das … hätte nicht passieren sollen“, sagte sie befangen.

Er sah sie fragend an. „Tut es dir leid?“

Nein, es tat ihr nicht leid. Reue war ganz bestimmt das letzte Gefühl, das Sin in ihr weckte. Lucy konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt ein derartig überwältigendes Bedürfnis verspürt hatte, sich ganz im Augenblick zu verlieren … zu vergessen, wer und was sie war, und einfach das Hier und Jetzt zu genießen.

Eine Erkenntnis, die ihr eine Heidenangst einjagte! „Wir sollten wirklich wieder hineingehen“, schlug sie erneut mit Herzklopfen vor. „Ich trinke meinen Brandy aus und verabschiede mich.“

Sin versuchte zu ergründen, was in ihr vorging. Sie hatte ihn vom ersten Moment an fasziniert, und nachdem er sie jetzt geküsst hatte, begehrte er sie wie noch keine Frau zuvor. Und wenn er sich nicht täuschte, dann verriet ihre Reaktion auf seinen Kuss, dass sie genauso empfand.

„Könnten wir nicht wenigstens wieder hineingehen?“, drängte sie, als er weiter schwieg. „Ich finde es ein wenig frisch hier draußen.“

Ihm entging nicht, dass ihr Lächeln etwas gezwungen wirkte und sie seinem Blick auswich. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie an diesem Abend bereits die unerwünschten Annäherungsversuche eines anderen Mannes abgewehrt hatte, war das wirklich nicht überraschend, musste er zugeben. Es war ihr gutes Recht, die Sache langsam angehen zu wollen. Da sie sich jetzt bekannt gemacht hatten, gab es keinen Grund, warum er sie nicht morgen zum Abendessen einladen sollte.

„Natürlich können wir hineingehen, wenn du willst“, stimmte er bereitwillig zu. „Alles in Ordnung?“

„Bestens“, erwiderte sie ein wenig zu überschwänglich.

Bevor er Lucy hineinfolgte, hob Sin sein Jackett auf. Eines stand für ihn fest: Er würde alles daransetzen, damit sie sich wiedersahen.

2. KAPITEL

„Hier bitte, Lucy.“ Sin hatte die Brandy-Gläser nachgeschenkt und stellte eines auf den Couchtisch vor Lucy, die auf einem der Sofas Platz genommen hatte. Er selbst zog es vor, zu stehen, denn wenn er ihr zu nahe kam, hatte er tatsächlich Mühe, klar zu denken. „Warum entspannen wir uns nicht, und du erzählst mir etwas über dich?“

Zögernd und auf der Hut erwiderte sie seinen Blick. „Da gibt es nichts Interessantes zu erzählen.“

Er lächelte. „Das bezweifle ich sehr.“

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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