Tiffany Exklusiv Band 92

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EISKALTER CHAMPAGNER UND BRENNEND HEISSE KÜSSE von JEANIE LONDON
Kalt prickelt der Champagner auf heißer Haut, als Dale und Laura im Hotel d'Amour den Test machen: Steigert die erotische Ausstattung der Zimmer wirklich die Liebeslust? Aber nach wilden Nächten voller einzigartiger Höhepunkte wünscht sich Laura mehr als ein Feuerwerk der Leidenschaft: die wahre Liebe mit Dale …

SO SINNLICH KANN DIE LIEBE SEIN von ALEXANDRA SELLERS
Studentin Bel hat sich fest vorgenommen, von Womanizer Jake Drummond die Finger zu lassen. Doch als sie auf einem Ball beschwipst in seinen Armen liegt, ist es um sie geschehen. Sie folgt ihm in sein Hotelzimmer – wo zu ihrer Überraschung nichts geschieht! Sollte Jake doch anders sein, als sie vermutet hat?

WENN DU MICH BERÜHRST … von JULIE KENNER
Um einem Erpresser auf die Spur zu kommen, müssen sich die schöne FBI-Agentin Tori und ihr Kollege Carter Sinclair als Ehepaar in ein Camp einschleusen. Als Probe verbringen sie eine gemeinsame Nacht in einem Hotel. Carter spielt seinen Part so überzeugend, dass Tori das Gefühl nicht loswird, seine Küsse und zärtlichen Liebkosungen könnten echt sein!


  • Erscheinungstag 07.09.2021
  • Bandnummer 92
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500166
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jeanie London, Alexandra Sellers, Julie Kenner

TIFFANY EXKLUSIV BAND 92

1. KAPITEL

„Lasst die Sexspiele beginnen!“

Wahrere Worte waren nie gesprochen worden. Laura Granger hatte die kommenden drei Wochen mit mehr erotischen Veranstaltungen vollgepackt, als je in diesem alten Hotel stattgefunden hatten. Und das wollte etwas heißen, denn das Gebäude war vor über hundert Jahren erbaut worden.

Falling Inn Bed & Breakfast oder besser Falling Inn Bed, wie es im Ort Niagara Falls, New York, genannt wurde, hatte seinen Betrieb während des Booms in den 1880ern aufgenommen und war berühmt geworden. Seitdem war es im Lauf der Jahrzehnte mit dem Hotel auf und ab gegangen. Die interessanteste Entwicklung hatte Lauras Meinung nach aber bei seiner Wiedereröffnung als romantisches Hotel vor fünf Jahren begonnen.

Der Begriff „romantisches Hotel“ umschrieb nur grob ein historisches Hotel, das sich auf Sex spezialisiert hatte. Als Koordinatorin für spezielle Veranstaltungen oder „Liebesberaterin“, wie sie intern genannt wurde, wusste Laura aus erster Hand, wie erotisch die Atmosphäre war, die die Gäste umgab.

Sie kannte den neuen Werbetext auswendig: „Spaß, Aktivitäten und Romantik im Falling Inn Bed & Breakfast, unserem einzigartigen Hotel, dem perfekten Erholungsort für energiegeladene – und lüsterne – Paare auf der Suche nach dem erotischen Kick. Suiten mit so verheißungsvollen Namen wie ‚Victorian Bordello‘, ‚Sultan’s Seraglio‘, ‚Wild West Brothel‘ oder ‚Red-Light District‘ versprechen Ihnen romantische Stunden. Eine Vielzahl exklusiver Geschäfte bietet Ihnen erotisches Zubehör für aufregende Erlebnisse. Und mit der Eröffnung des neuen, ‚Wedding Wing‘ genannten Anbaus bekommen frisch Verheiratete die Möglichkeit, ihre erotischen Fantasien auszuleben.“

Laura schaute sich lächelnd in der Lobby des preisgekrönten neuen Anbaus um. Der Wedding Wing, der Hochzeitsflügel, war ihr Baby, von der Idee über das Konzept bis hin zum Bau und der Eröffnung. Sie hatte die letzten beiden Jahre damit zugebracht, diese Vision zum Leben zu erwecken, und hätte nicht stolzer sein können.

Ein Kristallkronleuchter warf sein Licht auf die New-England-Antiquitäten in der Lobby. An der Westwand befand sich ein kleiner Empfangstresen, direkt gegenüber von Lauras ganzem Stolz – einem schönen Ölgemälde hinter Glas von Mireille Marceaux.

Die Glasvitrine von Museumsqualität hatte ein ziemliches Loch in ihr Budget gerissen, doch die Ausgabe war notwendig gewesen, um die Bedingungen für die Leihgabe des Gemäldes zur Eröffnung zu erfüllen. Und dieses Bild zu erwerben, wenn auch nur vorübergehend, war ein echter Coup. Die Nackte darauf war nicht nur eine Schönheit aus der Gegend, sie gab dem neuen Hotelflügel auch die entsprechende Note. Außerdem würde es ihr bei den bevorstehenden Veranstaltungen Glück bringen, davon war Laura überzeugt.

Und Glück konnte sie jetzt wahrhaftig gebrauchen.

„Falling Woman“ würde das i-Tüpfelchen sein. Umgeben von einem dichten Wald, Nebel und Bergen, hielt die Frau auf dem Bild einen durchsichtigen Schleier, der sich wie ein Wasserfall über ihre Rundungen ergoss. Laura glaubte, das sinnliche Lächeln der Frau bedeutete, dass ihr das neue Zuhause gefiel – der Ort, an dem frisch Verheiratete auf erotische Weise ihr gemeinsames Glück begannen.

Wie der Name andeutete, war der Wedding Wing ausschließlich für Hochzeiten gedacht und bestand aus fünf Etagen mit Ballsälen, Gästezimmern, Hochzeitssuiten, die romantischen Themen gewidmet waren, und sogar einem brandneuen Wellnesscenter, in dem sich die Gäste verwöhnen lassen konnten.

Die Eröffnung stand unter dem Motto „Naughty Nuptials“, was so viel bedeutete wie „Heiße Hochzeiten“, und die sich anschließende Werbekampagne bestand aus verschiedenen Veranstaltungen, die drei Wochen lang dauern würden. Die erste Woche war den „Wild, Wild Weddings“ gewidmet, einer Reihe von typischen Partys rund um die Hochzeit, allerdings mit einem Falling-Inn-Bed-Touch. Es würde eine Sexspielzeugfeier, eine Junggesellen-/Junggesellinnenparty geben – und natürlich ein scharfes Rehearsal-Dinner, ein festliches Essen für die Gäste, das traditionellerweise vor der Trauungszeremonie stattfand. Das alles würde in einer echten Hochzeit gipfeln, die die zweite Woche der Kampagne einleiten sollte, die unter dem Motto „Risqué Receptions“ stand, gefolgt von „Hottest Honeymoon“ in Woche drei.

Diese Eröffnung versprach in die Geschichte einzugehen. Und das musste sie auch. Die Zukunft des Managements von Falling Inn Bed hing vom Erfolg des Wedding Wing ab. Zwar hatten alle vollstes Vertrauen in Lauras Fähigkeiten, doch spürte sie bei jeder Entscheidung den Druck der Verantwortung, der sie abwechselnd anspornte oder schwer auf ihr lastete.

Wie aufs Stichwort knackte das Funkgerät an ihrem Gürtel, und ein schottischer Akzent war aus dem Rauschen zu vernehmen. „Liebesberaterin, bitte kommen.“

Laura hakte das Funkgerät los und schaute auf ihre Uhr – die Gäste würden bald eintrudeln. „Ich bin bereit für dein Liebesgeflüster, Mädchen für alles.“

„Du hast ein Doppeldate in der Hauptlobby“, informierte sie Dougray, der Wartungschef des Hotels.

Ein Doppeldate. Also ein Paar.

Lauras Anspannung ließ nach. Der besondere Gast, den sie erwartete, war noch nicht eingetroffen. Doch sie wusste, dass er schon bald einchecken und ihre Neugier stillen würde. Dann würde sie endlich wissen, ob er mit oder ohne Begleitung kam. Hätte er eine Freundin dabei, wäre es wohl der Beweis dafür, dass er längst vergessen hatte, wie heftig er einst mit Laura geflirtet hatte.

Sollte das Glück aber auf ihrer Seite sein und er allein eintreffen …

Bis sie Gewissheit hatte, würde sie sich mit dem vollen Haus ablenken, das die Eröffnungsveranstaltungen ihnen bescherten. Sie hatte die Mitarbeiter angewiesen, sie zu informieren, sobald die Gäste eintrafen, damit sie sie persönlich in den Wedding Wing führen konnte. Ein zuvorkommender Service war das A und O in einem Hotel.

„Verstanden, Mädchen für alles“, sagte sie. „Bin sofort da.“

„Showtime“, sagte sie zu der Rezeptionistin, die gerade aus einem Büro hinter dem Tresen kam.

Die Angestellte in der eleganten, goldbesetzten Uniform des Falling Inn Bed nickte ihr freundlich zu. Laura erwiderte den Gruß, bevor sie sich auf den Weg ins Hauptgebäude machte.

Wieder einmal staunte sie darüber, wie nahtlos sich der Anbau an das über hundert Jahre alte Haupthaus anfügte, was dem brillanten Architekten zu verdanken war, der fast zwei Jahre daran gearbeitet hatte.

Dem äußerst attraktiven Architekten, der bald eintreffen würde.

Hoffentlich allein.

Sie verdrängte diesen Gedanken, um sich nicht verrückt zu machen, und ging an der Geschäftspassage vorbei, die die Lobby des Hauptgebäudes mit dem Wedding Wing verband, und traf auf das Hottest-Honeymoon-Paar.

Lieutenant Commander Troy Knight und seine Frau Miranda waren immer noch das Bilderbuchpaar, so wie beim letzten Mal, nur dass der Lieutenant Commander jetzt statt einer Offiziersuniform Freizeitkleidung trug. Miranda sah aus, nun, wie sie immer aussah – makellos. In ihrem ärmellosen Bouclékostüm aus Seide, einem dazu passenden Hut, Handtasche und hochhackigen Pumps, war sie perfekt für die Ankunft in einem romantischen Hotel an einem herrlichen Sommertag gekleidet.

Die goldgelbe Farbe betonte ihr wundervolles schwarzes Haar, das ihr kunstvoll zerwühlt bis auf den Rücken hinunterreichte. Laura kam sich in ihrem maßgeschneiderten Leinenkostüm plötzlich beinah schäbig vor. Sie zwang sich zu einem Lächeln und ging auf das Paar zu.

„Miranda, Lieutenant Commander“, begrüßte sie die beiden. „Ich freue mich, dass Sie an unseren Feierlichkeiten teilnehmen können.“

Sie begegnete Mirandas vertrautem Blick mit ruhiger Professionalität, die neun quälende Internatsjahre und eine gemeinsame Vergangenheit mit dieser Frau wegwischte.

„Laura.“ Zur Begrüßung neigte Miranda ihren Kopf auf eine beinah majestätische Art, die jedoch nicht kaschieren konnte, dass sie interessiert Lauras Leinenkostüm musterte.

Ihr Mann schüttelte Laura aufrichtig lächelnd die Hand. „Nennen Sie mich bitte Troy. Schön, Sie wiederzusehen. Danke für die Einladung zur Eröffnung. Miranda und ich haben uns sehr darüber gefreut.“

Laura behandelte das Paar, wie sie alle Gäste behandelte – als seien sie herzlich willkommen. Diese beiden würden nie erfahren, dass es nicht Laura gewesen war, die ihren Namen auf die Gästeliste gesetzt hatte.

„Ich werde Sie in den Wedding Wing begleiten und Ihnen ein Begrüßungspäckchen überreichen“, erklärte sie, um die Sache schnell hinter sich zu bringen. Je eher Miranda und Troy eincheckten, desto eher konnte sie auf den sehr attraktiven Architekten warten. Sie durchquerten die Lobby.

„Als unser Flitterwochen-Pärchen genießen Sie eine Sonderstellung. Während der Veranstaltungen, die in der Hochzeit gipfeln, werden Sie sich die Aufmerksamkeit mit dem Brautpaar teilen. Nach der Abreise des Paares sind Sie allein. Da es sich um Flitterwochen handelt, sind sämtliche Events für zwei geplant. Sie haben jede Menge Zeit, sich während Ihres Aufenthaltes hier gemeinsam zu vergnügen.“

„Das können wir gut gebrauchen“, sagte Troy. „Miranda ist seit Monaten nicht zu Hause gewesen. Jeder wollte sie sehen.“

Das war nichts Neues. Neu war nur der Titel, soweit Laura das beurteilen konnte. Aus Miss Populär war Mrs. Populär geworden.

„Sie werden genug Zeit haben, um die Familie und Freunde zu besuchen. Hauptsache, Sie nehmen sich auch Zeit, um unsere Annehmlichkeiten auszuprobieren. Wir haben eine nagelneue Wellness-Oase, in der wir den üblichen Service wie Massagen und kosmetische Behandlungen anbieten, aber auch Besonderheiten wie Aromatherapiebäder und Paarmassagen. Eben alles, womit sich ein Paar in den Flitterwochen verwöhnen lassen kann.“

„Apropos, Laura.“ Miranda blieb vor einem der Kamine in der Lobby stehen, der wegen des Hochzeitsmottos mit üppigen Sommerblüten geschmückt war. „Ich hoffe wirklich, dass du während unseres Aufenthaltes nicht die ganze Zeit arbeiten musst. Du organisierst so viele Veranstaltungen.“ Sie deutete mit einer perfekt manikürten Hand auf ihre Umgebung. „Es wäre doch eine Schande, sie nicht genießen zu können.“

Miranda sagte das zwar in höflichem Ton, aber dahinter steckte noch etwas anderes: Sie wollte herausfinden, wie oft sie und Laura sich über den Weg laufen würden.

Laura fühlte sich unwillkürlich in die Zeit in der Westfalls Academy zurückversetzt, dem Prestige-Internat, das sie besucht hatte, bis ihre finanzielle Situation sie gezwungen hatte, eine öffentliche Highschool zu besuchen. Es war ganz egal, ob sie sich im Klassenraum, im Schlafsaal oder beim Sportunterricht befanden, Mirandas Haltung änderte sich nie.

„Du verpestest die Luft, Laura Granger.“

Daher verstand sie nicht, warum Miranda nicht einfach abgesagt hatte. Damals in Westfalls waren sie gezwungen gewesen, einander zu ertragen, aber jetzt hatte Miranda die Wahl. Sie hätte die Einladung zu den Naughty Nuptials nicht anzunehmen brauchen.

Fast zwei Jahre danach konnte Laura noch immer nicht begreifen, warum ihre jahrelange Erzfeindin sich das Falling Inn Bed für ihre Hochzeit ausgesucht hatte. Es gab genug andere Hochzeitshotels in Niagara Falls. Ein romantisches Hotel, besonders eines, in dem Laura Granger arbeitete, schien mit den besseren Kreisen, in denen sie verkehrte, gar nicht zu harmonieren.

Andererseits war das Falling Inn Bed schwer angesagt, seit es den Preis für das beste romantische Hotel gewonnen hatte, und Miranda konnte dem Scheinwerferlicht nicht widerstehen. So ungern Laura es auch zugab, aber ihre Erzfeindin war eine ausgezeichnete Werbung für die Naughty Nuptials. Darüber hinaus waren sie und ihr Mann das letzte Paar, das im Falling Inn Bed geheiratet hatte, bevor mit dem Anbau des Wedding Wing begonnen wurde. Als Lauras Kollegen die Knights als Hottest-Honeymoon-Paar vorschlugen, hatte sie beschlossen, Mirandas Gegenwart zu ertragen. Sachliche Gründe, die dagegensprachen, hätte sie ohnehin nicht vorbringen können.

Nur sehr persönliche.

Aber sie wollte sich die Eröffnungsfeier nicht durch ihre längst abgehakte Vergangenheit verderben lassen.

„Unsere Mitarbeiter werden an den Eröffnungsveranstaltungen teilnehmen“, erklärte sie. „Mit den Naughty Nuptials feiern wir zwei Jahre harter Arbeit, die in dem neuen Hotelflügel stecken.“

„Korrigiere mich bitte, falls ich mich irre, aber sind diese Veranstaltungen nicht für Paare gedacht?“

„Selbstverständlich“, bestätigte Laura.

„Wer ist dann dein Begleiter? Jemand, den ich kenne?“

„Nun“, begann sie, während sie noch überlegte, was sie sagen sollte. Sie würde lieber tot umfallen, als Miranda zu gestehen, dass sie noch kein Date hatte. „Da mein Begleiter nicht von hier stammt, glaube ich nicht, dass du ihn kennst. Aber ich werde dich mit ihm bekannt machen. Bei den vielen Veranstaltungen wird es reichlich Gelegenheit dazu geben.“

Zumindest hoffte sie das. Wenn ihr Architekt in Begleitung erschien, würde Laura den stellvertretenden Generaldirektor überreden müssen, ihr Date zu spielen. Eine trostlose Aussicht, selbst wenn der Mann es verstanden hätte, sich zu amüsieren. Was nicht der Fall war.

Miranda nickte und lächelte sie herablassend an. „Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen.“

Davon war Laura überzeugt. Selbst wenn ihre Pläne für ihr Date fehlschlugen, würde sie sich davon nicht die Feierlichkeiten verderben lassen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie sich von unvorteilhaften Vergleichen mit dieser Frau verunsichern ließ. Aber das war vorbei. Sie hatte aus der Erfahrung gelernt.

Miranda Knight konnte sie nicht mehr ärgern, es sei denn, Laura ließ es zu.

Und das würde sie nicht tun.

„Wollen wir dann?“ Sie deutete hinüber zur Ladenpassage, zufrieden über ihren unbeeindruckten Ton.

Miranda hob eine ihrer sorgfältig gezupften Brauen, während sie, untergehakt bei ihrem Mann, an Laura vorbeirauschte. Laura kümmerte es nicht. Sie würde dieses Paar zu seiner Suite begleiten und es danach los sein.

Doch gerade als sie ihren Weg durch die Lobby fortsetzten, kam der Mann, der Lauras Gedanken beschäftigte, durch den Haupteingang hereingeschlendert.

Er war einer dieser gut aussehenden Männer, die den Verkehr zum Erliegen bringen konnten, sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen und die Fantasie jeder Frau beflügelten, sobald sie einen Raum betraten. Nicht weil er laut oder auffällig gewesen wäre, sondern nur durch seine bloße Anwesenheit.

Er hatte etwas Besonderes an sich, und es spielte keine Rolle, ob er einen Anzug trug oder Arbeitsschuhe und einen Schutzhelm. Sein Lächeln, seine rauchgrauen Augen und sein Auftreten vermittelten einen Hauch von Bad Boy.

Laura konnte sich nicht an ihm sattsehen. Erregung durchflutete sie. Ihre Reaktion auf ihn kam derartig heftig und unvermittelt, dass sie gelacht hätte, wäre da nicht die heiße Brünette in seiner Begleitung gewesen.

Dale Emerson entdeckte Laura, kaum dass er das Falling Inn Bed betreten hatte. Sie stand gut sichtbar in dem Teil der Lobby, der zur Ladenpassage führte, und sie sah atemberaubend aus. Ihr Kostüm betonte ihre Kurven und ihre großartigen Beine.

Ihr Blick ruhte auf ihm, als hätte sie auf seine Ankunft gewartet und irgendwie gewusst, dass es ihm in dem Monat seit seiner Abreise aus Niagara Falls nicht gelungen war, sie zu vergessen.

Laura … was hatte sie nur an sich?

Dale konnte sich diese Frage nicht beantworten. Er wusste nur, dass er sie ebenfalls anstarrte, als hätte er einen Monat lang jeden Tag darauf gewartet, sie endlich wiederzusehen.

Wie immer trug sie die langen blonden Haare zu einem kunstvollen Zopf geflochten. In seiner Fantasie hatte er sich ausgemalt, ihr die Haare zu öffnen und seinen nackten Körper damit zu bedecken. Er hatte auch Fantasien von ihrem nackten Körper gehabt und von diesen langen Beinen, die ihn umklammert hielten.

Selbst ihre Art, sich zu bewegen, ließ ihn an Sex denken. All diese anmutige Energie. Schon der Gedanke daran erregte ihn.

Dabei wollte er sie wirklich nicht wiedersehen. Wäre er nicht verpflichtet gewesen, zur Eröffnung zu erscheinen, hätte er die Einladung ungeöffnet wieder zurückgeschickt. Aber der Architekt des neuen Hotelflügels musste sich nun einmal blicken lassen.

Mit diesem Wedding Wing hatte sein Büro, das ansonsten auf historische Restaurierungen spezialisiert war, sich zum ersten Mal an einen Neubau gewagt, eine Erweiterung eines historischen Gebäudes, die ganz allein seine Idee gewesen war. Einerseits hatte er seine Firma nicht für einen weiteren Auftrag verlassen wollen, andererseits hatte er ein eigenes Team leiten wollen. Das bedeutete letztlich das Ende des dynamischen Duos, das er mit Nick Fairfax, dem Besitzer des Unternehmens, gebildet hatte.

Die Expansion war ein Kompromiss, der Dale nicht leichgefallen war. Lange war er Nicks rechte Hand gewesen, und sie beide hatten sich mit ihrer Restaurierungsarbeit nicht nur einen guten Ruf erworben, sondern auch auf den verschiedenen Baustellen weltweit gemeinsam Frauen nachgestellt. Seit Nick eine Kollegin geheiratet hatte, war alles anders.

Die wunderschöne Julienne hatte Nick von Anfang umgehauen, und Dale hatte sich darüber amüsiert, wie Nick sich um ihre Aufmerksamkeit bemüht hatte.

Er hatte sich auch noch amüsiert, als er bei der Hochzeit der beiden neben Nick vor dem Altar stand.

Irgendwann allerdings verließ ihn sein Humor, denn er stellte fest, dass es allein nicht mehr annähernd so viel Spaß machte, Frauen zu erobern. Er hatte seinen besten Freund nicht direkt verloren, nur war es schwierig, mit einem Mann über das andere Geschlecht zu philosophieren, der jede Nacht alles, was er wollte, in seinem Bett hatte.

Das war eine Vorstellung, mit der Dale absolut nichts anfangen konnte. Er war noch nie so von einer Frau hingerissen gewesen, dass die nächstbeste Schönheit ihn nicht wieder auf andere Gedanken hätte bringen können.

Bis auf eine Ausnahme, und das war ausgerechnet die Frau, die ihn in diesem Augenblick von der anderen Seite der Lobby fixierte.

Es war nur ein schwacher Trost, dass Laura Granger sich seiner stets ebenso bewusst war. Ein elektrisierendes Gefühl durchströmte ihn, als ihre Blicke sich trafen und er die Anerkennung in ihren klaren blauen Augen las.

Sie waren mit einer Art Sexradar ausgestattet, und nach all der Zeit, in der er mit ihr zusammengearbeitet hatte, sollte er sich eigentlich an die Wirkung gewöhnt haben. Aber so war es nicht. Er hatte sich eingeredet, diese Anziehung sei nichts als eine Nebenwirkung seiner Arbeit. Der Wedding Wing stand für Sex, weshalb er sich ständig mit Laura über dieses Thema unterhalten musste.

Vermutlich hatten sie mehr über Sex geredet, als er tatsächlich in seinem Leben gehabt hatte – und er hatte schon eine Menge Sex gehabt. Aber Sex war geradezu eine Obsession der Liebesberaterin des Wedding Wing gewesen, was angesichts der Anziehung zwischen ihnen vielleicht gar nicht schlecht gewesen wäre. Nur war Laura leider eine Idealistin, die daran glaubte, dass Liebe und Sex zusammengehörten. Sie glaubte an Ritter in schimmernder Rüstung auf weißen Pferden. Sie glaubte, dass Traumhochzeiten automatisch ein Leben lang hielten.

Sie gar genau die Art von Frau, die sein Verlangen sofort abflauen ließ. Nur stieg trotzdem jedes Mal seine Körpertemperatur, wenn sie ihn auf diese atemberaubende Weise anlächelte, und er konnte nur noch daran denken, wie ihre Körper zueinanderfinden würden.

Fast als wüsste sie, dass er sie schon wieder in seiner Fantasie auszog, schenkte sie ihm genau dieses Lächeln. Dann wandte sie sich ab und führte ihre Gäste zur Ladenpassage. Mit anmutigen, entschlossenen Schritten entfernte sie sich.

Dale schaute ihr hinterher, fuhr sich durch die Haare und fragte sich, warum ihr Lächeln jeden Nerv in seinem Körper vibrieren ließ.

„Erklär mir noch einmal, weshalb du dir die Mühe gemacht hast, mich mitzunehmen.“ Die Stimme mit dem Akzent riss ihn aus seinen Gedanken und erinnerte ihn an die Frau neben sich.

„Monique, meine Liebe, ich habe dich natürlich mitgenommen, um deine Gesellschaft zu genießen“, sagte er automatisch.

„Und warum starrst du dann wie ein liebeskranker Welpe diese blonde Frau an?“

Liebeskranker Welpe?

Er sah die schöne Französin mit den vollen braunen Haaren und dem Schmollmund an und fragte sich, was, um alles in der Welt, er darauf antworten sollte. Mit seinen dreiunddreißig Jahren konnte er sich nicht daran erinnern, jemals Liebeskummer gehabt zu haben, nicht einmal als Jugendlicher.

„Wie könnte ich eine andere Frau ansehen, wenn du an meiner Seite bist?“ Er hob ihre Hand an seinen Mund.

„Du hast mir versprochen, dass ich mich amüsieren werde.“

„Das wirst du auch.“ Er deutete auf die prachtvolle Lobby. „Sieh dir dieses wundervolle alte Hotel an. Wir haben drei Wochen zusammen, um uns im Fünf-Sterne-Luxus zu amüsieren, weit weg vom Alltag. Was könnte besser sein?“

Nach allem, was er gehört hatte, brauchte Monique Ablenkung, nachdem irgendein Schauspieler sie verlassen hatte. Ihre Miene hellte sich auf, was darauf hindeutete, dass sie Dale verziehen hatte und sich wieder auf diesen Urlaub freute.

„Lass uns einchecken, und dann führe ich dich herum. Bis zur feierlichen Eröffnung werden wir genug Zeit haben, um uns besser kennenzulernen und Spaß zu haben.“

„Willkommen zurück!“, rief eine bekannte weibliche Stimme.

„Schön, wieder hier zu sein, Süße.“ Zumindest in seinen Fantasien. „Monique, das ist Annabelle Simmons, die Direktionsassistentin des Hotels.“

Monique hielt ihr hoheitsvoll die Hand hin.

„Herzlich willkommen, Monique“, begrüßte Annabelle sie freundlich. Dale entging ihr abschätzender Blick jedoch nicht. „Sie haben einen aufregenden Urlaub vor sich. Und Dale, ich bin froh, dass Sie zur feierlichen Eröffnung kommen konnten. Wie ist es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen?“

„Ich habe die freie Zeit genossen.“ Er hatte die Pause von seiner Laura-Besessenheit genossen, auch wenn er diese nicht unter Kontrolle bekommen hatte.

„Sie haben es sich verdient, die Früchte Ihrer harten Arbeit zu genießen.“

„Ich war sehr lange hier, deshalb weiß ich, wie viel Stunden auch Sie hier investiert haben, Annabelle. Sie sollten Ihren eigenen Rat befolgen.“

Annabelle grinste. Sie war eine hart arbeitende Geschäftsfrau alter Schule, mit einem Kopf voller grauer Locken. In einem Hotel, in dem wöchentliche Marketingstrategien erörtert wurden, um die Gäste zum Ausleben erotischer Fantasien zu verführen, kam sie ihm ein wenig deplatziert vor.

„Da widerspreche ich Ihnen nicht“, sagte sie. „Nur ist hier ständig so viel zu tun, das wissen Sie genau. Aber die Angestellten haben sich vorgenommen, bei Lauras Eröffnung ein wenig zu feiern.“

„Klingt, als hätten wir interessante Wochen vor uns.“

„Oh, ganz bestimmt.“ Sie dirigierte sie zur Rezeption. „Also kommen Sie mit. Es gibt einen ganzen neuen Hotelflügel mit sexy Suiten, die nur auf ihre Gäste warten.“

Dale hatte keine Ahnung, was er von dieser Aussage halten sollte, doch als er den neuen stellvertretenden Generaldirektor in der Nähe des Empfangs entdeckte, lenkte er die Unterhaltung wieder auf das Berufliche. „Wie macht Adam sich? Haben Sie es schon geschafft, ihn auf den Geist der Sache einzuschwören?“

Annabelle verlangsamte ihre Schritte nicht. „Er versucht, ein wenig Normalität in die Veranstaltungen zu bringen.“

„Da hat er sich ja einiges vorgenommen.“ Dale stieß einen leisen Pfiff aus, bevor er Monique erklärte: „An einem guten Tag läuft hier nichts normal.“

Sie folgte seinem Blick zum stellvertretenden Generaldirektor, und Dale bemerkte, wie genau sie den großen, athletischen Mann mit der Schwäche für maßgeschneiderte Anzüge und Normalität am Arbeitsplatz musterte. Sie schien gutzuheißen, was sie sah, denn sie meinte: „Er sieht jedenfalls aus, als wäre er dem Job gewachsen.“

„Wir haben die Hoffnung mit ihm noch nicht aufgegeben“, erwiderte Annabelle. „Ich gehe nur schnell hinter den Empfangstresen, dann können Sie sich bei mir persönlich anmelden.“ Sie verschwand durch eine Tür und tauchte eine Sekunde später hinter dem Tresen wieder auf. „Und jetzt wollen wir mal sehen, wo wir Sie unterbringen.“

„Für den Architekten des Hauses kommt natürlich nur der VIP-Status infrage“, scherzte Dale.

Annabelle nickte. „Was sonst?“

Sie suchte so lange im Computer, dass Dale sich fragte, ob es ein Problem gab. Monique seufzte ungeduldig. Ihr passte die Verzögerung offenbar nicht. Er bat sie stumm um Geduld, indem er ihre Hand tätschelte. Schließlich trat sie einen Schritt zur Seite, öffnete ihre Handtasche und nahm eine Puderdose heraus.

Während sie ihren Lippenstift nachzog, musterte sie einen Neuankömmling, der sie mit dem gleichen Interesse betrachtete. Dale runzelte die Stirn, doch offenbar waren lange Haare und Piercings nicht nach ihrem Geschmack, da sie sich wieder zu Dale umwandte. „Du hast doch Fünf-Sterne-Hotel gesagt, oder?“

Schon ein Blick in diese prachtvolle Lobby mit den funkelnden Kristallleuchtern, den teuren Antiquitäten und den Blumenarrangements hätte diese Frage beantwortet. Trotzdem bestätigte er es.

„Na bitte“, verkündete Annabelle schließlich, weswegen Dale Monique wieder näher an den Empfangstresen zog.

„Das Bondage Boudoir mit den Ketten an den Wänden ist frei, außerdem die Fetish Flat mit den Peitschen und Klatschen. Wenn Sie möchten, kann ich Sie im Waxworks Room unterbringen, allerdings erst nächste Woche, weil die Suite bereits für unser Hochzeitsprogramm ‚Risqué Receptions‘ gebucht ist.“

Annabelle verzog bei all dem keine Miene, wie Dale perplex registrierte. „Wovon reden Sie, Süße?“ Er zwang sich zu einem Lachen. „Habt ihr noch ein paar neue Suiten gebaut, während ich weg war? Oder ein paar Namen geändert?“

Das Falling Inn Bed war ein nobles Hotel. Es gab viele Suiten, die nach dem Vorbild romantischer Themen gestaltet waren, aber nichts Plattes wie eine „Fetish Flat“. Falls Annabelle beweisen wollte, wie locker sie extra für die Eröffnungsfeier sein konnte, hatte sie ihr Ziel verfehlt. Und Dale war nicht der Einzige, dem die Pointe entging, denn Moniques Miene hatte sich erneut verfinstert.

„Geben Sie uns bitte einfach ein Zimmer im dritten Stock“, sagte er.

„Einfach ein Zimmer, Dale?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Sie gehören praktisch zur Belegschaft und werden wie ein VIP behandelt.“

„Entschuldigen Sie bitte, Ma’am“, meldete Monique sich zu Wort. „In diesem Hotel gibt es Suiten für Fetisch-Liebhaber und Fesselspiele … und eine für Wachsbehandlungen?“

„Genau, das Bondage Boudoir und die Fetish Flat“, bestätigte Annabelle. „Im Waxworks Room bieten wir keine Wachsbehandlung im herkömmlichen Sinn an. Diesen Service können Sie in unserem Wellnesscenter in Anspruch nehmen, falls Sie Interesse haben.“

Annabelle sah Monique prüfend an, als wollte sie herausfinden, ob eine Wachsbehandlung notwendig sei. „Der Waxworks Room ist eine Suite mit entsprechend präparierten Möbeln, damit die Paare sicher mit heißem Wachs spielen können. Manche mögen es, sich damit zu beträufeln. Übrigens haben wir gerade eine Lieferung Busty Babe’s Bodacious Beeswax erhalten, Dale, Ihr Lieblingswachs. Möchten Sie diese Suite, in der Hoffnung, dass die Reservierung storniert wird?“

Busty Babe’s Bodacious Beeswax? „Annabelle, was zur Hölle …“

„Heißes Wachs? Ketten und Peitschen?“, rief Monique hysterisch. „Dale hat mir erzählt, dies sei ein Hotel namens ‚Falling Inn‘, nicht der ‚Palast der Perversen‘.“

„Annabelle macht doch nur Spaß“, versuchte er sie zu beruhigen. „Hier ist überhaupt nichts pervers.“ Die Existenz von Ketten, Peitschen und einer Vielzahl anderer Sexspielzeuge konnte er allerdings nicht leugnen.

„Das stimmt nicht ganz“, widersprach Annabelle. „Unser Name lautet ‚Falling Inn Bed & Breakfast‘.“ Zum Beweis überreichte sie Monique eine der Werbebroschüren, die auf dem Tresen lagen.

Monique ließ ihren Blick ungläubig zwischen Dale und der Broschüre hin und her wandern. „Du hast mich in ein Bordell geschleppt?“

„Es ist doch kein Bordell.“ Er warf Annabelle einen ebenso ungläubigen Blick zu. „Falling Inn Bed ist ein sehr romantisches Hotel …“

„Und wir müssen uns bei Dale für die neuesten Erweiterungen bedanken.“ Annabelle deutete mit beiden Händen auf ihn, eine Geste, die an eine Assistentin bei einer Gameshow erinnerte, die den ersten Preis präsentierte. „Er ist der Architekt, der den Bedding Wing entworfen hat, fünf Stockwerke mit sexy Suiten wie der Coitus Chamber, dem Mènage Motel und dem Anal Atrium.“

Das Anal Atrium gab Monique den Rest. Fassungslos starrte sie Dale an. „Hast du nicht gesagt, es heißt Wedding Wing, nicht Bedding Wing?“

„Ja, habe ich …“

„Dale ist einer unserer ganz besonderen Gäste bei den Naughty Nuptials. Wir haben Wochen voller erotischer Veranstaltungen geplant, über die die Medien berichten werden …“

„Monique, es ist nicht so, wie es sich anhört.“ Er warf Annabelle einen wütenden Blick zu.

„Lügner!“, kreischte Monique.

Fragend sah Annabelle sie an, und sämtliche Gäste in Hörweite drehten sich um. Adam Grant kam auf Dale und Monique zu, offenbar um wieder für Ruhe zu sorgen.

„Ihr Männer seid doch alle gleich“, schrie Monique. „‚Ich will, dass du mich auf einer Geschäftsreise begleitest‘, hast du gesagt. ‚Ich werde dich verwöhnen, bis du vergessen hast, dass Gerald jemals existiert hat‘. Dabei wolltest du mich bloß in dieses Bordell schleppen, um Sex zu haben.“

Dale fing ihre Hand ab, einen Sekundenbruchteil bevor sie auf seine Wange treffen konnte. „Ich bin tatsächlich aus beruflichen Gründen hier.“

„Das habe ich gerade gehört. Du hast dieses Bordell gebaut.“

„Es ist kein Bordell“, wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er war zu sehr mit Monique beschäftigt, um sich um Annabelle zu kümmern. Aber sie würde die Nächste sein. „Verschwinden wir aus der Lobby, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Ich werde dir alles erklären. An einem romantischen Hotel ist nichts Anrüchiges.“

„Verschwinden – genau das werde ich tun.“ Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, zweifellos um einen erneuten Versuch zu starten, ihn zu ohrfeigen. Doch Dale ließ sie nicht los.

„Du überreagierst …“

„Ich überreagiere? Du bist ein Perverser!“ Sie zerrte so heftig, dass er sie entweder loslassen oder riskieren musste, dass sie sich das Handgelenk brach.

Anscheinend wollte sie hinausstürmen, doch Adam versperrte ihr den Weg. „Entschuldigung, gibt es ein Problem, bei dem ich Ihnen weiterhelfen kann?“, erkundigte er sich.

Bevor Dale auch nur den Mund aufmachen konnte, verlangte Monique eine Limousine, die sie zum Flughafen bringen sollte.

Adam ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Selbstverständlich. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“

„Nicht nötig“, sagte Dale. „Ich werde dich nach Hause bringen, Monique. Gehen wir.“ Er würde sich für seinen Boss eine Begründung einfallen lassen.

„Perversling“, fuhr Monique ihn an. „Ich würde lieber zu Fuß zurück nach Kalifornien gehen, als mich mit dir ins Flugzeug zu setzen.“ In einem Wirbel aus roter Seide drehte sie sich um und marschierte Adam hinterher.

„Ich werde mich um sie kümmern“, versicherte der Angestellte und warf Dale einen warnenden Blick zu, damit er ihm alles Weitere überließ und sein Date nicht noch mehr Aufsehen erregte.

Dale war noch nie von einer Frau stehen gelassen worden, daher brauchte er einen Moment, um zu begreifen, dass ihm nichts anderes als ein würdevoller Rückzug übrig blieb. Monique wollte offenbar weder überzeugt werden noch hierbleiben.

Er gab Adam die Informationen für den Rückflug und bat ihn, die Kosten auf seine Rechnung zu setzen.

Adam verschwand, und es gelang ihm rasch, Monique so weit zu beruhigen, dass nicht mehr die ganze Lobby die Unterhaltung mitverfolgen konnte.

Dale fragte sich, was er sich bloß dabei gedacht hatte, eine Frau, die eine gescheiterte Beziehung vergessen wollte, zu dieser Veranstaltung mitzubringen. Vernünftiger wäre es gewesen, allein hier aufzutauchen. Doch die Aussicht, drei Wochen lang Laura nachzuschmachten, hatte ihn zu diesem Schritt veranlasst. Dafür bekam er nun die Quittung.

Während Adam Monique zum Ausgang begleitete, hörte Dale, wie der stellvertretende Generaldirektor ihr versicherte, sie und ihr Gepäck würden umgehend auf dem Weg zum Flughafen sein. Mit finsterem Blick rauschte sie an Dale vorbei.

Er drehte sich zu Annabelle um und dachte, dass es auch schlimmer hätte kommen können. Wenn Laura nämlich hier gewesen und Zeugin dieser Auseinandersetzung geworden wäre …

Natürlich würde sie davon erfahren, aber das kümmerte ihn nicht weiter. Denn bis dahin würde er seine Wut an Annabelle ausgelassen haben, die ihm eine gute Erklärung dafür schuldig war, dass er jetzt drei Wochen voller erotischer Veranstaltungen vor sich hatte – allein und ohne weibliche Begleitung.

2. KAPITEL

„Anal Atrium?“ Dale klang ruhiger, als er sich fühlte.

„Das brachte das Fass zum Überlaufen, was?“, meinte Annabelle.

„Sie haben sie absichtlich vergrault.“

„Allerdings“, erwiderte sie, ohne auch nur die geringste Spur von Reue zu zeigen. „Ich habe Ihnen trostlose drei Wochen erspart. Monique war nicht Ihr Typ. Ich bin überrascht, dass Sie sie mitgebracht haben.“

„Ich habe hier bisher immer nur gearbeitet, woher wollen Sie also wissen, wer mein Typ ist?“

Annabelle reichte ihm einen weißen Umschlag und einen Brieföffner.

Genervt schlitzte er das schwere Papier auf und zog ein Schriftstück aus dem Umschlag, das nach einer Einladung aussah. Er klappte es auf und erkannte die vertraute Handschrift.

Dale,

ich möchte Dich zu den Naughty Nuptials einladen und mir mit Dir die Castaway Honeymoon Isle Suite teilen. Seit Du fort bist, konnte ich nicht aufhören, an Dich zu denken. Dein Besuch gibt uns die Chance, zusammen zu sein.

Laura

„Wofür entscheiden Sie sich, Casanova?“ Annabelle wirkte selbstzufrieden. „Soll ich Sie für die Castaway Honeymoon Isle eintragen oder Adam bitten, die Limousine warten zu lassen?“

Unter normalen Umständen neigte Dale nicht zu Stimmungsschwankungen. Aber dies waren keine normalen Umstände, daher war es vielleicht verständlich, dass seine Laune unvermittelt von wütend zu glücklich wechselte.

… konnte ich nicht aufhören, an Dich zu denken.

Ein eigenartiges, ungewohntes Gefühl breitete sich in ihm aus. Eigentlich hätte er wegen Monique ein schlechtes Gewissen haben sollen, doch konnte er kein Bedauern empfinden. Nicht wenn Laura mit ihm zusammen sein wollte.

„Werde ich den ‚Leitfaden für den Bräutigam‘ brauchen, wenn ich ihre Einladung annehme?“

„Finden Sie es selbst heraus.“

Aufmerksam musterte Dale Annabelle. Er glaubte, dass sie scherzte, war sich angesichts der letzten zwanzig Minuten jedoch nicht sicher. So gern er sich auf ein Abenteuer mit Laura einlassen würde, wollte er doch wissen, weshalb sie sich plötzlich dazu herabließ.

„Sie überlegen doch nicht, ihr einen Korb zu geben, oder?“, fragte Annabelle.

Er hatte Laura viel zu lange begehrt, um sich diese einmalige Chance entgehen zu lassen. Trotzdem wollte er Annabelle gegenüber nicht so klingen, als sei er leicht zu haben.

„In diesem Hotel ist es immer besser, die Details zu klären.“ Eine Untertreibung, wenn er an Monique dachte. „Was ist mit dem Anal Atrium?“

„Das ist mir spontan eingefallen, ist das zu glauben?“ Ihr Lachen war laut genug, dass die Rezeptionistinnen erneut herübersahen. Sie gaben sich ohnehin schon Mühe, der Direktionsassistentin auf dem beengten Raum etwas Privatsphäre zu lassen. „Wie entscheiden Sie sich, Casanova?“

Vorsichtig schob er den Brief wieder zurück in den Umschlag und steckte diesen in die Innentasche seines Jacketts. „Für die Castaway Honeymoon Isle natürlich.“

„Eine ausgezeichnete Wahl.“ Lächelnd tippte sie etwas in den Computer und gab Dale die Magnetkarte für das Zimmer. „Genießen Sie Ihren Aufenthalt im Falling Inn Bed.“

„Das werde ich.“ Er hielt ihre Hand fest und hob sie an die Lippen. „Danke, Süße. Den Weg kenne ich.“

„Na schön, Annabelle, wer ist sie?“ Laura stand im Türrahmen des Büros der Direktionsassistentin und wappnete sich, von der kurvigen Brünetten in Begleitung des Mannes zu erfahren, auf den sie so lange gewartet hatte.

„Sie ist abgereist.“

„Abgereist?“

Annabelle nickte. „Dales Date flippte aus, als sie erfuhr, dass wir ein romantisches Hotel sind. Sie machte eine Szene an der Rezeption und verlangte eine Limousine, die sie zurück zum Flughafen bringt. Adam beruhigte sie und kümmerte sich um ihre Abreise.“

Laura hatte gleich gesehen, dass die Brünette nicht recht zu Dale passte. „Was hast du getan?“

„Wie kommst du darauf, dass ich etwas getan habe?“

„Ach, komm schon. Ich arbeite hier und weiß, wie der Laden läuft. Romantik um jeden Preis. Entweder du oder jemand anderes hat sie vergrault. Also?“

„Interessiert dich das wirklich, wenn dein Date in der Castaway Honeymoon Isle auf dich wartet, während wir uns hier unterhalten?“

Laura schloss die Augen und atmete langsam aus, um Annabelles Worte zu verarbeiten.

Nein, es interessierte sie nicht. Sie hatte schon so lange von Dale Emerson geträumt, dass diese Fantasien Auswirkungen auf ihr Leben hatten. Als er am Wedding Wing gearbeitet hatte, war sie oft nach der Arbeit hiergeblieben, um eine Möglichkeit zu finden, ihm über den Weg zu laufen. Sie hatte gehofft, dass sich dieses Problem von selbst lösen würde, sobald die Bauarbeiten beendet waren. Aber das passierte nicht. Im Gegenteil, nach seiner Abreise dachte sie noch öfter an ihn. Da es ihr nicht gelungen war, ihn aus ihren Fantasien zu verbannen, hatte sie schließlich kapituliert und beschlossen zu handeln.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Laura?“, erkundigte sich Annabelle.

„Hast du Dale meine Einladung gegeben?“

Sie nickte.

„Was hat er gesagt?“

„Er hat gefragt, ob er dich heiraten müsste.“

Lauras Anspannung entlud sich in einem nervösen Lachen. „Was hast du darauf geantwortet?“

„Ich habe ihm gesagt, er soll sich anmelden und es selbst herausfinden.“ Annabelle zwinkerte ihr zu. „Ich würde ihm niemals sagen, dass er dich nicht heiraten kann. Dafür passt ihr viel zu gut zusammen.“

„Oh, bitte. Das Thema hatten wir doch schon. Ich suche nach einem Mann, der einen ähnlichen Lebensstil hat wie ich und dessen Karriere ihn nicht zu einem Nomaden macht.“

Bittere Erfahrungen hatten Laura gelehrt, sorgfältig auszuwählen, mit wem sie sich einließ. Die Ehe ihrer Eltern hatte sie große Achtung vor der Kraft der Liebe gelehrt. Wenn sie sich einmal in einen Mann verlieben würde, dann nur in den richtigen.

Dale hatte sich jedoch als Sonderfall erwiesen. Obwohl sie wusste, dass er ihr das Herz brechen könnte, gelang es ihr nicht, ihn zu vergessen, nicht einmal, nachdem er zurück an die Westküste gegangen war. Sie war gezwungen gewesen, Schadensbegrenzung zu betreiben – in diesem Fall durch eine Affäre während der Naughty Nuptials. Pure Fantasie. Ein begrenzter Zeitraum. Und jede Menge Arbeit, um sich abzulenken. Sie würde kaum Zeit haben für Sex, von echten Gefühlen ganz zu schweigen.

Dummerweise kaufte Annabelle ihr das nicht ab, und damit war sie nicht allein. Lauras Eltern debattierten seit Jahren mit ihr über ihre Einstellung.

„Du suchst nach Mr. Perfect“, sagte Annabelle. „Ich will dir ja nicht deine Illusionen rauben, aber der existiert nicht.“

„Ich suche nach jemandem, der perfekt für mich ist, und er existiert. Ich habe ihn nur noch nicht gefunden. In meiner Einladung für Dale habe ich genau erklärt, was ich von ihm will. Ich habe mich doch deutlich genug ausgedrückt, oder?“

„Sehr deutlich. Du willst die Feier mit ihm genießen. Und du willst ihn.“

„War er tatsächlich einverstanden?“

„Ja“, bestätigte Annabelle.

„Werde ich es wirklich tun?“ Sie sollte nicht zweifeln. Sie würde mit Dale Emerson fertig werden. Und einen besseren Zeitpunkt würde es nicht geben.

„Du hast ihm die Einladung zukommen lassen, da wäre es schlechter Stil, es sich jetzt noch anders zu überlegen. Besonders da ich seine Begleiterin vergrault habe.“

„Ich wusste es!“

Annabelle legte nur die Finger aneinander und lächelte.

Einerseits wusste Laura ihre Bemühungen zu schätzen, andererseits fühlte sie sich schuldig. Aber wenn die kurvige Brünette, die sich an Dale geklammert hatte, von einem Liebeshotel eingeschüchtert war, war das ohnehin eine Nummer zu groß für sie.

Laura hoffte, dass das nicht auch für sie selbst galt.

„Nun, ich werde meine Meinung nicht ändern.“ Sie atmete tief durch. „Außerdem muss ich als Liebesberaterin mit gutem Beispiel vorangehen.“

„Genau, und deshalb solltest du nach oben gehen und deinen Gast begrüßen. Er schien sehr … erwartungsvoll zu sein.“

„Tatsächlich?“

Annabelle grinste. „Sehr.“

Na ja, die meisten Männer wären äußerst interessiert, wenn sie eine Einladung zum Sex in einer für Liebespaare gestalteten Suite bekommen würden, oder? Besonders Männer mit Dales Appetit. Seinem angeblichen Appetit.

Laura schaute auf die Uhr. „Ich kann noch nicht zu ihm gehen. Ich warte auf Delia und Jackson. Ach, und vergiss nicht, dass das Dinner für unsere Ehrengäste und die Presse um sieben stattfindet.“

„Keine Sorge. Aber du musst dir Zeit nehmen, um Dale zu begrüßen. Und sei beruhigt, deine Einladung war sehr deutlich.“

„Okay.“

„Du bist eine wunderschöne junge Frau, die hart für ihren Erfolg gearbeitet hat. Jetzt genieß ihn. Du magst Dale, und er mag dich. Amüsiert euch, und mach dir keine Gedanken. Wann bekommst du je wieder die Chance, den Spaß hier zu genießen, statt hinter den Kulissen zu arbeiten? Dies ist eine einmalige Gelegenheit.“

Kein schlechter Rat. „Was würde ich ohne dich nur tun?“

„Ganz sicher noch mehr zögern und zaudern“, erwiderte Annabelle mit gespielt finsterer Miene. Sie hasste rührselige Szenen. „Es war richtig von dir, den Mann einzuladen. Jetzt geh, begrüße deine Gäste, und amüsiere dich. Du vergeudest kostbare Zeit – deine und meine.“

„Bin schon weg.“ Laura warf ihrer Freundin eine Kusshand zu und verschwand.

Die Ankunft des Ehrenhochzeitspaares verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit und lenkte ihre Gedanken von dem Mann ab, der oben auf sie wartete. Aufrichtig erfreut begrüßte sie die Gäste in der Lobby.

Wie die Knights waren auch Delia Wallace und Jackson Marsh das perfekte Paar, um bei der feierlichen Eröffnung als Ehrengäste zu fungieren. Sie waren nicht nur sehr attraktiv – Delia blond, ihr Verlobter dunkelhaarig –, sondern sie verband auch etwas mit dem Wedding Wing, da sie Praktikanten in Dales Bautrupp gewesen waren.

„Delia, Jackson, willkommen zurück. Schön, Sie wiederzusehen.“

„Sie auch.“ Delia umarmte Laura. „Wir haben das Hotel sehr vermisst.“

„Sind Sie beide bereit für Ihren großen Tag?“

„Und wie“, meinte Jackson. „Diese Hochzeit ist zu einem Fulltimejob geworden.“

„Wie kommt das? Sie sollten dem Falling Inn Bed die ganze Arbeit überlassen.“

Er legte den Arm um Delia. „Das dachte ich auch. Aber meine Verlobte verbringt ihre gesamte Zeit damit, meinen ultrakonservativen zukünftigen Schwiegereltern zu erklären, dass unsere Teilnahme an Ihren Naughty Nuptials als Ehrengäste nicht das Gleiche ist wie eine Hochzeit in einem nicht jugendfreien Film.“

Delia seufzte. „Ich hätte ihnen nichts von der Dokumentation erzählen dürfen.“

Die Worldwide Travel Association hatte einen Fotojournalisten geschickt, um über die feierliche Eröffnung des Wedding Wing zu berichten, und als Ehrenhochzeitspaar würden Delia und Jackson im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Laura konnte nachvollziehen, dass ultrakonservative Schwiegereltern Probleme damit hatten, die Naughty Nuptials mit einem gewöhnlichen Bericht über das Hotelgewerbe in Einklang zu bringen.

„Wie kann ich helfen?“, fragte sie. „Ich habe Ihren Eltern ein normales Zimmer auf dem Stockwerk reserviert, in dem auch Sie bis zur Hochzeit wohnen werden. Dort dürfte ihnen eigentlich nichts begegnen, was sie verstören könnte.“ Dummerweise war das aber auch der einzige Ort.

„Hauptsache, wir zeigen ihnen nicht unsere Flitterwochen-Suite“, meinte Jackson.

„Gütiger Himmel, nein“, pflichtete Delia ihm bei. „Beim Anblick des Shangri-la Paradise würde meine Mutter glatt in Ohnmacht fallen. Ehrlich gesagt, weiß ich auch noch nicht, wie ich meinen Eltern das mit der Sexspielzeugparty beibringen soll.“

„Wann kommen Ihre Eltern morgen an?“, erkundigte Laura sich.

„Ihr Flug geht früh, kurz nach acht.“

„Großartig, dann bleibt noch reichlich Zeit bis zu den Festivitäten.“ Sie hakte sich bei Delia unter und führte sie in Richtung Ladenpassage. „Kommen Sie mit zum Einchecken. Wir unterhalten uns unterwegs. Ich habe eine Idee.“

Laura erläuterte ihnen ihren Plan, Delias Eltern mit einer Limousine vom Flughafen für eine Sightseeing-Tour durch Niagara Falls abholen zu lassen. „Wir behandeln sie ein bisschen wie VIPs und lassen sie mit der Gegend warm werden, bevor wir sie zum Hotel bringen. Sie erzählen mir, welche Interessen Ihre Eltern haben, und ich teile ihnen einen Portier zu, der die Führung mit ihnen macht.“

Laura lächelte und hoffte, Delia beruhigt zu haben. „Hier gibt es nämlich viel mehr als nur die Wasserfälle, und meine Mitarbeiter sind für unseren einzigartigen Service speziell ausgebildet. Über die Veranstaltungen werden wir sie wohldosiert informieren. Ich bin sicher, sie werden sich wohlfühlen und bereit sein, sich zu amüsieren, noch bevor sie eingecheckt haben.“

„Hört sich gut an“, sagte Jackson dankbar.

„Ist das wirklich nicht zu viel Aufwand für Sie?“, wollte Delia wissen.

„Absolut nicht“, versicherte Laura ihr. „Ihre Eltern werden rechtzeitig hier sein, um sich vor den Feierlichkeiten einzugewöhnen. Sie müssen sie nur auf die offizielle Falling-Inn-Bed-Eltern-der-Braut-VIP-Behandlung vorbereiten. Sind Sie bereit?“ Laura blieb stehen und deutete auf die neu gestaltete Lobby. „Ta-da! Wie gefällt es Ihnen?“

Die beiden waren begeistert. Zwar waren sie von Anfang an bei der Entstehung des Anbaus dabei gewesen, mussten für ihr nächstes Projekt allerdings abreisen, bevor die Innenarchitekten ihre Wunder vollbracht hatten. Und das fertige Projekt, von den ornamentreichen Decken und tapezierten Wänden bis zu den Porzellanvasen und dem Mireille Marceaux, war wirklich ein Wunder.

„Laura, ich kann Ihnen gar nicht sagen, was es uns bedeutet, dass Sie uns zu Ihrer feierlichen Eröffnung eingeladen haben“, sagte Delia.

„Sie sind die Ehrengäste bei den Naughty Nuptials“, erklärte Laura. „Wer könnte den Wedding Wing besser eröffnen? Sie haben nicht nur beim Bau geholfen, sondern sich auch hier verlobt. Sie werden in die Geschichte unseres Hauses eingehen als das erste Paar, das hier den Bund der Ehe geschlossen hat.“

Und beweisen, woran Laura fest glaubte – dass für jede Frau der richtige Mann existierte. Gab es einen besseren Ort als den Wedding Wing, um eine Ehe zu beginnen?

Sie führte das Paar zum Empfangstresen und sagte: „Wir müssen noch ein paar Dinge klären, dann können Sie sich auf Ihr Zimmer zurückziehen. Die Feierlichkeiten werden offiziell erst morgen Abend mit dem Empfang beginnen, aber ich wollte, dass Sie schon heute kommen, damit Sie sich noch ein wenig entspannen können, bevor Ihre Hochzeitsgäste eintreffen.“

Sie nahm von der Rezeptionistin das in weiße Seide gewickelte und mit Hochzeitsglocken verzierte Begrüßungspäckchen entgegen und überreichte es Delia. „Da drin befindet sich alles, was Sie zur Vorbereitung brauchen. Programme, Termine, Karten, eine Checkliste. Außerdem das ‚Guerilla-Handbuch für die Braut‘ und der ‚Leitfaden für den Bräutigam‘.“

Jackson verdrehte die Augen. „Leitfaden für den Bräutigam?“

„Diese Handbücher habe ich selbst geschrieben“, erklärte sie. „Sie müssen alles wissen, was in ihnen steht, glauben Sie mir. Versprechen Sie mir, einen Blick hineinzuwerfen und anzurufen, falls Sie irgendwelche Fragen haben. Ich bin unter der 11 über das Haustelefon zu erreichen.“

Nachdem sie ihnen beim Einchecken geholfen hatte, begleitete sie Delia und Jackson zu ihrem Zimmer, bevor sie sich auf den Weg zur Honeymoon Suite im fünften Stock machte. Es war die Suite, die Dale und sie gemeinsam entworfen hatten. Ein Ort für Liebende.

Hinter dieser Tür wartete der Mann, der möglicherweise ihr Liebhaber werden würde. Falls er nicht wütend war wegen seines Dates.

Laura holte tief Luft, nahm die Magnetkarte aus der Tasche und schloss die Tür auf.

Die Castaway Honeymoon Isle war eine Penthouse-Suite mit einem offenen Grundriss, dessen Mittelpunkt eine tropische Oase mit üppigen Pflanzen, Swimmingpool und rauschendem Wasserfall bildete. Während der Umbauarbeiten war sie „Liebeslagune“ genannt worden, und dieser Name war bei den Angestellten hängen geblieben. Jetzt zierte er das Werbematerial und die Website.

In dieser Suite sollten die Paare sich vorstellen, sie seien auf einer einsamen Insel gestrandet. Deshalb konnte man von jedem Raum – auch vom Badezimmer aus – durch Glaswände die Oase sehen.

Es gab ein behagliches Wohnzimmer, eine Miniküche mit Essecke, ein großes Bad mit Glasduschkabine für zwei und ein Schlafzimmer mit einem Bett, das groß genug für jede Menge Sexspiele war.

Laura selbst hatte diese entspannte und bunte Einrichtung im Key-West-Stil mit türkisfarbenem Wasser und weißem Sand gewählt. Noch einmal atmete sie tief durch, schloss die Tür hinter sich und drehte sich um …

Da saß er, in einem Sessel auf der anderen Seite der Suite, von wo aus er sie beobachtete. Seine Arme lagen leicht angewinkelt auf den Lehnen, die Beine hatte er ausgestreckt, und er wirkte zu gleichen Teilen erwartungsvoll und verwegen maskulin.

Unwillkürlich registrierte sie die Erregung, die allein sein Anblick in ihr auslöste. Dafür war sein gutes Aussehen verantwortlich – die schwarzen Haare, die markanten Züge und das gefährliche Lächeln. Seine frischen Bartstoppeln unterstrichen diese Wirkung.

Selbst im Sitzen wurde deutlich, dass Dale groß und athletisch war, ein Mann, der sich blitzschnell und anmutig bewegen konnte. Er spielte gedankenverloren mit ihrer Einladung, während er Laura mit seinen rauchgrauen Augen musterte. Ihr Herz schlug schneller.

„Hallo, Laura.“

Kaum hatte er seinen Mund geöffnet, wusste sie wieder, weshalb sie ihn nicht hatte vergessen können. Seine Stimme war purer Sex – tief und weich und äußerst verheißungsvoll.

„Willkommen zurück, Dale.“ Sie klang außer Atem, und sein Lächeln deutete an, dass ihm das nicht entgangen war.

Das war nicht ganz die erste Begegnung, die sie sich ausgemalt hatte. Eigentlich hatte sie hereinrauschen, es sich bequem machen und den Veranstaltungsplan erläutern wollen. Doch plötzlich wollte sie eine Reaktion von ihm, musste sie ihn sagen hören, dass er ihre Einladung annahm.

„Bist du wütend wegen deiner Begleiterin?“ Seine Miene verriet nichts.

„Sie wäre noch hier, wenn sie hätte bleiben wollen.“

Na schön, dass seine Begleiterin verschwunden war, bereitete ihm jedenfalls wenig Sorge. „Möchtest du mein Gast sein während der Naughty Nuptials?“

„Ich will dein Liebhaber sein. Das will ich schon, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind.“

Sie wusste nicht, ob es seine ruhigen Worte waren oder die hungrigen Blicke, die sie erschauern ließen.

Erwartungsvoll hielt er die Einladung hoch. „Hier steht, du willst dir diese Suite mit mir teilen und dich amüsieren. Was geht hier vor, Laura?“

Es war klar, dass das für ihn ziemlich überraschend kam. Für sie selbst war es ja auch überraschend. Ihr blieb nur eine Möglichkeit – offen und ehrlich zu sein.

„Ich habe meine Meinung geändert“, gestand sie daher.

„Nachdem ich abgereist war? Und was ist mit unseren unterschiedlichen Auffassungen?“

„Du meinst, weil ich nichts Unverbindliches mit dir anfangen wollte?“

Er nickte.

„Der zeitlich begrenzte Rahmen der Feierlichkeiten löst doch das Problem, findest du nicht?“

Er wirkte skeptisch. „Eines vielleicht, ja. In drei Wochen bin ich wieder weg, etwas Festes kommt daher nicht infrage.“

„Das wäre dann also geklärt. Hauptsache, wir sind uns im Klaren darüber, was wir voneinander wollen.“

„Ich weiß, was ich von dir will. Das habe ich immer gewusst.“ Seine tiefe, weiche Stimme verhieß nackte Haut und überwältigende Orgasmen und ließ sie erschauern. „Aber was genau willst du von mir?“

„Ich will deine Geliebte sein.“

„Wirklich?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Du wolltest damals nichts mit mir anfangen, weil du dich nicht auf Affären einlässt und ich nicht der Mann deiner Träume bin.“

„Darf eine Frau ihre Meinung nicht ändern?“

„Was hat dich dazu veranlasst?“

„Du bist der Mann meiner Fantasien.“ Sie konnte die Wirkung ihrer Worte von seinem attraktiven Gesicht ablesen. „Es ist die Anziehung zwischen uns. Die hat mich während deines Aufenthaltes hier verrückt gemacht. Ich dachte, ich würde darüber hinwegkommen, sobald du fort bist.“ Sie zuckte die Schultern. „Lies meine Einladung, da steht alles drin. Ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken.“

Er schien sein Glück noch nicht ganz fassen zu können.

„Drei Wochen in dieser Suite schienen mir die beste Gelegenheit zu sein, dieser Anziehung nachzugeben. Es sei denn, du willst mich nicht.“

„Du weißt genau, dass das nicht stimmt.“

Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, stark genug, um sie zu drastischem Handeln zu bewegen. Na schön, sie würde ihn überzeugen müssen, denn damals hatte sie äußerst kühl reagiert, als er ihr ein Date vorgeschlagen hatte.

Sie wandte sich ab, öffnete den Garderobenschrank und zog ihre Jacke aus. „Um sieben muss ich zum Dinner wieder unten sein.“

Hier war eine weitere perfekte Gelegenheit, ihm zu zeigen, dass es ihr mit der Affäre ernst war. Sie warf ihren langen Zopf über die Schulter und öffnete den Knopf an ihrem Nacken.

„Hast du Annabelle den Auftrag gegeben, meine Begleitung zu vergraulen?“, wollte er wissen.

„Nein, ich habe ihr lediglich aufgetragen, dich ein wenig auszuhorchen. Falls du allein kämst, sollte sie herausfinden, ob du jemanden erwartest. Wenn nicht, sollte sie dir meine Einladung überreichen. Falls du in Begleitung wärst, sollte sie die Einladung zerreißen, damit es keine Beweise gäbe.“

Sein heiseres Lachen ging ihr durch und durch, doch sie sah ihn nicht an. Es war leichter, ruhig und gefasst und mutig zu sein, wenn sie seinem Blick nicht begegnete.

Es wurde Zeit, die Spielregeln festzulegen.

Laura öffnete den Verschluss ihres Rocks und ließ ihn zu Boden fallen, sodass sie nur noch in Seidenbluse, Strumpfhose und Pumps vor ihm stand.

„Was, um alles in der Welt, machst du da, Laura?“

„Ich überzeuge dich davon, dass es mir mit meinem Wunsch nach einer Affäre ernst ist.“

Nach ihrer langen beruflichen Beziehung war es sehr eigenartig, sich vor diesem Mann auszuziehen. Auch wenn sie seine Reaktion gern gesehen hätte, wollte sie doch nicht, dass er merkte, wie wichtig ihr das war. Stattdessen hängte sie ihren Rock auf einen Bügel.

„Wie kann ich der Mann deiner Fantasien sein, aber nicht der Mann deiner Träume?“ Er klang noch nicht überzeugt. „Bitte erklär mir den Unterschied.“

„Der Mann meiner Fantasien ist einer, mit dem ich mich amüsieren kann. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Dann gehen wir beide wieder getrennte Wege und behalten uns in angenehmer Erinnerung.“ Sie versuchte, nicht zu kitschig zu klingen, als sie fortfuhr: „Der Mann meiner Träume ist der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen will. Er wird jemand sein mit ähnlichen Werten und Zielen. Er wird einige Interessen mit mir teilen und neue Dinge mit mir entdecken wollen. Er wird das Beste in mir zum Vorschein bringen und ich in ihm.“

Dale gab einen verächtlichen Laut von sich, deshalb riskierte sie einen Blick in seine Richtung.

„Woher willst du denn wissen, was ich vom Leben erwarte und welche Ziele ich habe? Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mit dir darüber gesprochen zu haben. Oder über Werte.“

„Du bist ein Bad Boy, Dale. Der Mann meiner Träume wird keiner sein.“

„Definiere Bad Boy.“

„Typen, die schnelle Autos fahren und hübschen Frauen nachjagen.“

„Das ist deine Meinung von mir? Wie kommst du nur darauf? Ich habe mich vorbildlich benommen, während ich hier gearbeitet habe.“

Er klang so empört, dass sie lachen musste. „Das mag ja sein, doch du musst beinah zwanghaft flirten, ganz egal, wie alt oder jung eine Frau ist. Das wirst du wohl kaum abstreiten wollen.“

Seine Miene verfinsterte sich. „Dass ich flirte, macht mich noch nicht zu einem Unhold.“

„Das habe ich auch nie behauptet. Ich habe dich Bad Boy genannt. An denen ist nichts auszusetzen, nur bleiben sie nicht für immer. Sie bewegen sich gern am Abgrund und gehen an die Grenzen. Sie lieben Herausforderungen.“

„Und das ist schlecht?“

„Überhaupt nicht. Bei einem Liebhaber kann das sehr aufregend sein. Aber der Mann meiner Träume wird keinen Job haben, in dem er ständig in der ganzen Welt herumreisen muss.“

„Hört sich an, als hättest du ein Problem mit meinem Job, nicht mit mir.“

„Ich habe weder mit dir noch mit deinem Job ein Problem“, stellte sie klar. „Ich wollte unsere berufliche Beziehung nur nicht unnötig verkomplizieren, da du ohnehin nicht der Mann warst, den ich suche. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen eine Affäre, nur sollte sie kurz sein. Wir haben zwei Jahre lang an diesem Projekt gearbeitet und sehr viel Zeit hier zusammen verbracht.“

Sie würde ihre Angst davor, Sex und Liebe nicht trennen zu können, nicht erwähnen, sonst würde sie diesen Mann nur in die Flucht schlagen.

„Ich finde es interessant, dass eine Frau mit derartig romantischen Ansichten ihr eigenes Liebesleben so nüchtern betrachtet.“

„Nüchtern? Ich weiß, was ich will, und ich will meine Zeit nicht mit Dingen vergeuden, von denen ich nicht weiß, wohin sie führen.“

„Woher willst du wissen, wohin bestimmte Dinge führen, wenn du sie nicht ausprobierst?“

Er hatte sichtlich Mühe, ihr in die Augen zu schauen, daher lehnte sie sich mit der Schulter an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und schlug die Beine in einer gespielt lässigen Pose übereinander, damit er sie ausgiebig betrachten konnte.

Und tatsächlich blickte er nun wieder in ihr Gesicht.

„Zumindest weiß ich genau, wohin die Dinge zwischen uns geführt hätten, Dale, nämlich direkt ins Bett. Und am nächsten Tag wärst du zur Arbeit erschienen, als wäre nie etwas zwischen uns passiert. Diese Vorstellung gefiel mir nicht.“

Er widersprach ihr nicht, und das bestätigte nur, was Laura bereits wusste – Dale Emerson mochte zwar durch und durch ein Bad Boy sein, aber er besaß außer einem charmanten Lächeln auch Ehrgefühl. Er würde nicht lügen und konnte deshalb nicht bestreiten, dass er Ärger auf zwei sehr ansehnlichen Beinen bedeutete.

„Das heißt im Klartext, dass ich mich über dich informiert habe.“ Eigentlich hatte sie ihm das nicht verraten wollen, aber wenn er Beweise wollte … „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, bevor ich die Einladung geschrieben habe.“

„Du hast die Frauen überprüft, mit denen ich mich während meiner Zeit hier getroffen habe?“

„Ja.“

Er warf die Einladung auf einen Beistelltisch, als würde er sich plötzlich die Finger an ihr verbrennen. „Dann klär mich mal auf.“

„Mit Vergnügen.“ Doch zuerst … eine Ablenkung. Sie hob den Saum ihrer Seidenbluse und streckte sich, was Dale dazu brachte, scharf Luft zu holen. Laura verkniff sich ein Lächeln, nachdem sie sich die Bluse über den Kopf gezogen hatte.

„Ich habe gehört, dass du wegen deines heißen Liebeslebens nur Dates mit Frauen haben konntest, die fest in Niagara Falls wohnen, um deinem Ruf nicht zu schaden.“

„Meine Exfreundinnen reden über mich?“

„Nein, Dale. Sie prahlen.“

Er stutzte. „Prahlen? Womit?“

„Damit, was für ein toller Kerl du im Bett bist. Nach allem, was ich gehört habe, kannst du viermal pro Nacht kommen und eine Frau doppelt so oft befriedigen.“

Seine Miene verdüsterte sich erneut, doch stritt er diese Behauptung weder ab, noch bestätigte er sie. Laura hatte den Verdacht, dass er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Das war eine weitere Überraschung. Sie hatte seinem Ego schmeicheln wollen und gedacht, es freue ihn, dass seine früheren Geliebten eine so hohe Meinung von ihm hatten. Offenbar hatte sie sich getäuscht.

„Woher weißt du überhaupt, mit wem ich zusammen war? Ich bin nie zweimal in der gleichen Stadt gewesen.“

„Du bist hier im westlichen New York. Berge und Täler und weite Entfernungen bedeuten keine Anonymität.“

„Ja, das scheint so.“

Er klang so verärgert, dass sie Mitgefühl hatte. „Es ist mir ernst damit, dass ich eine Affäre will. Wenn es hier während der Eröffnungsfeier nicht geklappt hätte, wäre ich vermutlich zu dir nach Kalifornien gekommen, um dort meinen wohlverdienten Urlaub zu verbringen. Deinetwegen hätte sich die Reise gelohnt.“

Angewidert lachte er auf.

Sie lächelte. „Laut meinen Recherchen hattest du Dates mit sechs Frauen während der Zeit, in der du am Wedding Wing gearbeitet hast. Alle sechs haben von dir geschwärmt. Das ist doch etwas, worauf man stolz sein kann.“

„Mal davon abgesehen, dass ich dachte, mich von meiner besten Seite zu zeigen, weil ich der leitende Architekt bei diesem Projekt war.“

„Oh.“ Laura betrat das Schlafzimmer, um ihr Dinnerkleid zu holen und ihm dabei eine kleine Vorstellung zu bieten. „Der Fall ist abgeschlossen, Dale. Du bist ein Bad Boy.“

3. KAPITEL

Laura ging zum Kleiderschrank, wobei sie versuchte, ihren Puls zu beruhigen und ihre Strategie zu überdenken. Sie hatte zwar vermutet, dass Dale eine Erklärung für ihren Sinneswandel verlangen würde. Doch so viel Misstrauen überraschte sie. Mr. Charming zu sein hieß offenbar nicht, dass es ihm gleichgültig war, mit wem er ins Bett ging.

Als sie nach ihrem Kleid griff, hörte sie, wie er aufstand. Sie schaute über die Schulter und sah ihn mit entschlossenen Schritten auf sich zukommen. Er hielt sie fest, und sie rechnete damit, dass er ihr etwas ins Ohr flüstern oder ihre Wange küssen würde. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an.

Doch er hob nur die Hand über ihren Kopf und schloss die Schranktür, sodass sie beide in voller Größe im Spiegel zu sehen waren. Sie betrachtete sein Gesicht darin, das aus der Nähe viel von seiner Vertrautheit verlor. Möglicherweise kam es ihr aber auch nur so vor, weil sie fast nackt war.

Hier stand ein Mann, der den Ruf eines grandiosen Liebhabers genoss. Und dem Verlangen nach zu urteilen, das er allein mit seinem Blick in ihr entfachen konnte, hatte er diesen Ruf zu Recht.

Er wirkte entschlossen, während sie überrascht war. Sie hatte geglaubt, ihn durchschaut zu haben, musste nun aber erkennen, dass es zwei völlig verschiedene Dinge waren, einerseits um seinen Charme zu wissen und andererseits dessen Wirkung am eigenen Leib zu spüren.

Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. In dem Moment, in dem ihre Körper sich berührten, stockte ihr für einen Moment der Atem. Sie spürte seine muskulöse, breite Brust und seine kräftigen Schenkel. Als er ihr das Kinn auf den Kopf legte und sie im Spiegel betrachtete, spürte sie seine Erektion an ihrem Rücken.

„Du fühlst dich gut an. Ich habe gewusst, dass es so sein würde.“ Seine geflüsterten Worte verursachten ihr ein flaues Gefühl im Magen.

„Aber wird eine romantische Idealistin wie du eine Affäre verkraften?“

Sie verstand, weshalb er diese Frage stellte. Abgesehen davon, dass sie halb nackt war, sah sie nicht aus wie eine Frau, die Affären gewohnt war – Strumpfhose, flache Pumps, unauffälliger BH.

Hätte sie wirklich geglaubt, dass Dale ohne Begleitung auftauchen würde, hätte sie sich verführerischer angezogen. Aber ihre Chancen waren sehr gering gewesen. Ohne Annabelles Hilfe hätte sie die Veranstaltungen in den kommenden drei Wochen mit Adam besuchen müssen, der erotische Partys lieber aus der Distanz beobachtete.

„Ich werde schon mit dir fertig“, erklärte sie und klang dabei sehr überzeugt. „Nur weil ich damals ein Abenteuer abgelehnt habe, heißt das nicht, dass ich keine Affäre verkrafte. Ich bin erwachsen.“

„Ja, das bist du.“ Als wollte er diese Feststellung unterstreichen, schob er seine Hände an ihrem Oberkörper hinauf, was ein sehr erotischer Anblick im Spiegel war.

„Und, Laura, was wolltest du über mich wissen? Warst du an meinem Stehvermögen interessiert, oder hast du dich bei meinen Exfreundinnen nach Details erkundigt?“ Seine raue Stimme verriet, dass er mit Details sexy Details meinte.

„So speziell habe ich nicht gefragt.“

„Nein? Wolltest du nicht wissen, was genau ich tun würde, um dich so oft in einer Nacht zum Höhepunkt zu bringen? Oder was ich tue, um zu kommen?“

Zu ihrem Ärger errötete sie. Er testete sie, provozierte sie, denn obwohl er sie berührte, hatte er ihr Angebot noch nicht angenommen.

Er würde feststellen, dass sie aus härterem Holz geschnitzt war, als er vermutete. „Ehrlich gesagt, waren deine früheren Liebhaberinnen derartig begeistert von dir, dass keine große Überredungskunst nötig war, um ihnen Einzelheiten zu entlocken.“

„Ich bin froh, einige Frauen glücklich gemacht zu haben. Trotzdem stelle ich mir lieber vor, wie du dich nach intimen Details erkundigst. Möchtest du nicht wissen, was ich im Bett mag?“

„Das würde ich gern selbst herausfinden.“

Er lachte leise und ließ seine Finger langsam ihren Hals hinuntergleiten. Es war kein zögerndes Erkunden. Es erregte sie und bewirkte, dass ihre Brustspitzen sich aufrichteten. Gleichzeitig merkte sie, dass er offenbar nicht damit gerechnet hatte, diese Dinge von ihr zu hören.

„Stört es dich, dass ich mich mit diesen Frauen unterhalten habe?“

„Warum sollte es?“

„Ich weiß nicht“, sagte sie, obwohl ihre geröteten Wangen ihre Worte Lügen straften. „Ich würde nicht wollen, dass du dir darüber Sorgen machst, die hohen Erwartungen einer romantischen Idealistin, wie ich es bin, könnten enttäuscht werden.“

Ein verwegenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Keine Angst, ich werde meinem Ruf gerecht. Daran brauchst du nicht zu zweifeln.“

„Das tue ich auch nicht, und ich werde eine Affäre mit dir bestimmt verkraften.“

„Dann werde ich während der Naughty Nuptials dein Bad Boy sein. Wenn es das ist, was du von mir willst.“

„Ja.“

Ohne den Blickkontakt im Spiegel zu unterbrechen, küsste er ihre Halsbeuge. „Ich will schon sehr lange der Bad Boy für dich sein. Wir werden schlimme Dinge tun, wir zwei.“

Heiß durchflutete es sie, und ihre Brüste hoben und senkten sich mit jedem Atemzug. Dale lächelte noch, als sein Mund ihre Haut berührte.

„Das gefällt dir.“

„Ja.“

Dieser Moment hatte etwas Unwirkliches. Dale hatte ihr Unterbewusstsein schon so lange beschäftigt, dass es ihr wie ein verrückter Traum vorkam, jetzt im Spiegel zu beobachten, wie er sie berührte und mit der Zunge an ihrem Hals entlangfuhr. Es war wie eine Szene aus einer ihrer erotischen Fantasien.

Er streichelte ihre Hüften, ihren flachen Bauch. Seine Finger hoben sich dunkel von ihrer hellen Haut ab. Es sah sehr sexy im Spiegel aus, wie sie so aneinandergeschmiegt dastanden, er noch vollständig bekleidet, sie nur in Strumpfhose und BH. Die Pumps bewirkten, dass sie den Rücken leicht durchbog und die Brüste dadurch noch vorteilhafter zur Geltung kamen.

„Du bist wunderschön“, flüsterte Dale und betrachtete sie zärtlich.

Zu ihrem Ärger errötete sie noch mehr. Sie widerstand dem Impuls, die Augen zu schließen, um nicht erkennen zu müssen, dass Dale recht hatte: Sie war eine hoffnungslose Romantikerin, die ein Abenteuer riskierte.

Dabei wollte sie eine Verführerin sein und in der Fantasie dieses Mannes eine Rolle spielen, so wie er eine in ihrer spielte. Sie wollte seine Erinnerung an die unzähligen Frauen auslöschen, mit denen er vor ihr zusammen gewesen war.

Doch trotz ihrer Erregung wurde sie nicht unvernünftig. „Wir haben keine Zeit dafür. Denk an das Abendessen.“

Sein Griff wurde fester, eine besitzergreifende Geste, bei der sie scharf die Luft einsog. „Wir haben Zeit. Du bist bereits ausgezogen.“

Dieser Logik konnte sie sich kaum entziehen, besonders da sie seinen Kopf nun nicht mehr im Spiegel sehen konnte. Sie hielt den Atem an und wartete gespannt. Sie spürte seinen Mund auf ihrer Haut, dann seine Zähne … Plötzlich war ihr BH-Verschluss offen, und ihre Brüste waren nackt.

Die durch die Klimaanlage heruntergekühlte Luft traf auf ihre Brustspitzen. Dale streifte ihr behutsam die BH-Träger von den Schultern und ließ das Kleidungsstück zu Boden fallen.

„Ich habe die Absicht, herauszufinden, was dir im Bett gefällt“, sagte er und begann, zärtlich ihre Brüste zu massieren.

Heißes Verlangen durchströmte sie. Er legte das Kinn auf ihre Schulter und betrachtete sie beide im Spiegel.

„Dir gefällt, wie sich das anfühlt.“ Es war keine Frage, eher eine Feststellung, die sie nicht widerlegen konnte. „Und wie ist es damit?“

Zart zupfte er an ihren Brustknospen und löste ein sinnliches Kribbeln in ihr aus, das jede Faser ihres Körpers erfasste.

„Ja.“ Es klang mehr wie ein Stöhnen, das seine Augen funkeln ließ.

„Deine Haut fühlt sich wundervoll an“, flüsterte er ihr heiser ins Ohr, während er seine Finger über ihre vollen Brüste gleiten ließ. „Man sollte sie behutsam streicheln und verwöhnen.“

Mit seinen geschickten Berührungen fachte er ihr Verlangen weiter an. Er wusste genau, was er tat, und es zeugte von der gleichen Geschicklichkeit und Erfahrung, die er beim Arbeiten gezeigt hatte.

Bei der Arbeit hatte er gewusst, wie er Lauras architektonische Bedürfnisse befriedigen konnte. Er hatte den Wedding Wing nach ihren Vorstellungen gebaut. In dieser Honeymoon Suite wusste er, wie er ihre Sehnsucht stillen konnte – einfach indem er ihre erotischen Fantasien zum Leben erweckte.

Sie dachte daran, selbst einige Forderungen zu stellen. Sie wollte ihn auf den Mund küssen und seinen muskulösen Körper erkunden, begnügte sich jedoch damit, sich zu strecken und die Hände auf seinen Nacken zu legen, wo sie mit seinem Haar spielte. Er betrachtete sie voller Begierde und streichelte sie mit seinen starken Händen.

Er massierte ihren Po und schob die Hände schließlich um ihre Hüften herum nach vorn zwischen ihre Beine. Laura stockte der Atem. Dann drückte er sie so fest an sich, dass sie deutlich seine Erektion spürte.

„Ich will dich“, flüsterte er.

„Du hast gesagt, wir haben Zeit“, erinnerte sie ihn mit der Stimme einer Fremden.

„Haben wir auch“, versicherte er ihr und küsste sie. „Wenn wir uns beeilen. Aber ich habe so lange darauf gewartet, mit dir zu schlafen, dass ich es nicht überstürzen will.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Weißt du, dass ich dich nie mit offenem Haar gesehen habe? Wirst du später deinen Zopf für mich aufmachen? Ich will dich sehen, nackt und mit offenen Haaren.“

Diese bescheidene Bitte verriet, dass er an sie gedacht, vielleicht sogar von ihr geträumt hatte. Die Vorstellung war erregend. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“

Er machte die Augen wieder auf und sah sie glühend an. „Mir auch. Apropos Vergnügen …“ Er schob die Finger in den elastischen Bund ihrer Strumpfhose und zog diese herunter.

Plötzlich stand sie, die Arme noch immer um seinen Nacken geschlungen, provozierend vor dem Spiegel, die Strumpfhose bis auf die Oberschenkel heruntergezogen. Dale ließ sie noch einmal seine Erregung spüren, doch bevor sie die Chance bekam, ihn zu streicheln, löste er sich von ihr.

„Ich werde dich wahnsinnig machen vor Lust“, versprach er ihr und schob eine Hand zwischen ihre Beine, um ihren sensibelsten Punkt zu berühren. Sein Blick, der ihrem im Spiegel begegnete, verhieß mehr lustvolles Vergnügen, als sie sich je vorgestellt hatte.

Behutsam schob er ihre Schenkel auseinander, um sie besser erforschen zu können. Laura bog den Rücken durch und gab sich seinen aufregenden Zärtlichkeiten hin. Sie überließ ihm ganz die Kontrolle – als Wiedergutmachung dafür, dass sie ihm so lange widerstanden hatte.

Und er nahm das Angebot gern an. Er gestattete sich Freiheiten, die erstaunlich kühn waren dafür, dass sie beide gerade erst beschlossen hatten, miteinander intim zu werden. Er fand offenbar, dass er nach diesen zwei Jahren ein Recht dazu hatte.

Vorsichtig drang er mit den Fingern in sie ein. Im Spiegel konnte sie jede Nuance ihres Gesichtsausdrucks beobachten und wie geschmeidig sie sich wand, während er sie auf äußerst erotische Weise stimulierte.

„Ich will sehen, wie du kommst“, flüsterte er. „Lass dich gehen.“

Gehen lassen? Das tat sie doch schon. Sie gab sich dem erregenden Spiel seiner Finger hin, wie sie sich niemals zuvor hingegeben hatte, und spürte, wie sich allmählich alles in ihr zusammenzog.

Er hatte versprochen, ihr Lust zu bereiten, und das tat er. Die Anspannung wurde stärker und ließ Laura erschauern. Gleichzeitig nahm sie seine ruhige, entschlossene Miene wahr. Er hatte nicht gescherzt. Er würde nicht eher aufhören, bis sie gekommen war. Hier und jetzt.

Während er zusah.

Und als er sie fester an sich drückte, gab sie jeden Widerstand auf. Ihr ganzer Körper schien zu vibrieren. Es war ein überwältigendes Gefühl, als sich ein über zwei Jahre aufgestautes Verlangen Bahn brach. Zwei Jahre Fantasien, die schon fast zur Besessenheit geworden waren. Die Intensität ihres Orgasmus raubte ihr den Atem, und sie musste sich an Dale lehnen, da ihre Knie nachgaben.

Es dauerte eine Weile, bis sie es wagte, die Augen zu öffnen, und als sie es tat, wünschte sie beinah, sie hätte es nicht getan. Dale betrachtete sie noch immer mit diesem Verlangen im Blick. Er schien noch ewig so dastehen zu können, die Hände zwischen ihren Beinen.

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber Dale bewies ihr, dass Bad Boys durchaus Gentlemen sein konnten, indem er seine Hände fortnahm und ihr die Strumpfhose wieder hochzog.

Er stützte Laura, bis sie allein stehen konnte, dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange.

Mit einem zufriedenen Lächeln sagte er: „Und das war erst der Anfang.“

Autor

Alexandra Sellers

Alexandra Sellers hat schon an vielen verschiedenen Orten gelebt – wie viele genau, kann sie selbst nicht mehr sagen. Schon als kleines Mädchen träumte sie von fernen Ländern, inspiriert von den Märchen aus 1001 Nacht. Und irgendwann sah sie sich selbst an diesen geheimnisvollen Orten als Schriftstellerin. Prompt wurde die...

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