Verbotene Momente des Glücks

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Was für ein Kuss! Erotik pur - Lauren kann kaum glauben, dass Matt sich derart verändert hat. Eigentlich wollte sie die Verlobung mit ihm lösen, und jetzt ... Vor ihr liegen verheißungsvolle Nächte und glückliche Tage in der einsam gelegenen Blockhütte am Lake Tahoe. Bei langen Spaziergängen durch die idyllische Natur lernt Lauren ihren Verlobten neu kennen. Sie sind sich so nah wie nie zuvor, und in den Nächten schwören sie einander ewige Treue. Lauren schwebt auf rosa Wolken - die sich plötzlich tiefschwarz färben, als sie hinter Matts Geheimnis kommt ...


  • Erscheinungstag 02.03.2008
  • Bandnummer 1501
  • ISBN / Artikelnummer 9783863499013
  • Seitenanzahl 192
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Christie Ridgway

Verbotene Momente des Glücks

1. KAPITEL

Das Einzige, was in diesem luxuriösen Landhaus fehlte, war eine verführerische Frau in dem großen Bett. Noch besser: eine nackte verführerische Frau. Blond, mit Kurven an den richtigen Stellen.

Frauen, die dünn wie Bohnenstangen waren, interessierten Luke Barton nicht. Er mochte Frauen, die sexy und zu allem bereit waren. Zu allem, was er mit ihnen machen wollte.

„Haben Sie etwas gesagt, Mr. Barton?“

Er fuhr zusammen und riss den Blick von dem unverschämt breiten Bett los. Mit gerunzelter Stirn starrte er die Frau an, die ihn durch die weiträumige Lodge führte. Hier sollte er sich nun in den nächsten dreißig Tagen zu Hause fühlen. Hatte er etwa etwas gesagt, ohne es zu merken? Er versuchte es mit einem unverbindlichen Lächeln und schob die Hände langsam in die Hosentaschen, bevor er der Frau zu dem angeschlossenen Badezimmer folgte.

Sie war nicht unattraktiv, wahrscheinlich in den Zwanzigern und sogar irgendwie blond. Aber nicht sie beflügelte seine Fantasie, sondern eher das riesige Bett. Er warf einen Blick zurück. Die große Quiltdecke passte farblich genau zu der grünblauen Oberfläche des Lake Tahoe, der durch die großen Fenster gut zu sehen war.

Dem Bett gegenüber war ein gewaltiger Kamin in die Wand eingelassen, die Holzscheite daneben waren säuberlich aufgeschichtet. Nicht schlecht, dachte Luke, der sich sofort vorstellte, wie die züngelnden Flammen ihr goldenes Licht auf die nackte Haut einer Frau warfen, die es leider nur in seiner Fantasie gab. Er würde diese samtene Haut mit den Lippen liebkosen, mit der Zunge kitzeln und ihren warmen …

„Mr. Barton?“

Wieder fuhr er zusammen und bemerkte erst jetzt, dass er mitten im Raum stehen geblieben war. „Sagen Sie doch Luke zu mir“, sagte er schnell.

„Was? Luke?“ Die Frau sah ihn fragend an. „Matthew Barton sollte doch in diesem Monat hier wohnen.“

Matthew? Kurz war Luke verwirrt, aber dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich, Matthew. Matt. Das Luxusbett und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten hatten ihn alles vergessen lassen. Selbst diesen üblen Kerl von Zwillingsbruder. Matt. Noch nie hatte er seinem Bruder einen Gefallen getan.

Bis heute.

Als Matts Assistentin Lukes Assistentin angerufen hatte, hätte Luke alles darum gegeben, wenn er seinem Bruder, diesem Dieb und Betrüger, die Bitte hätte abschlagen können. „Ihrem Bruder ist geschäftlich etwas dazwischengekommen, und er lässt fragen, ob Sie statt seiner in diesem Monat hier sein können“, hatte Elaine ihm ausgerichtet. Dabei hatte sie ihren gleichmütigen Tonfall beibehalten, als wäre sie nicht im Geringsten erstaunt, dass die beiden Zwillingsbrüder nicht direkt miteinander sprachen.

Diese Bitte hatte Luke dem Bruder nicht abschlagen können.

„Tut mir leid, ich hätte es Ihnen gleich sagen sollen“, wandte Luke sich jetzt an die Hausverwalterin. Offenbar hatte sie die Nachricht nicht bemerkt, die Nathan ihm hinterlassen hatte und die an Luke adressiert war. „Mein Bruder hatte in diesem Monat keine Zeit, darum haben wir die Termine getauscht.“

„Ach so. Das ist sicher vollkommen in Ordnung.“ Die Frau machte eine weit ausholende Handbewegung. „Wie ich schon sagte, Luke, Sie müssen den nächsten Monat hier in diesem Haus verbringen, um damit die Forderungen im Testament des verstorbenen Mr. Palmer zu erfüllen. Ihr Freund Nathan war im letzten Monat hier, und Ihr Bruder Matthew kommt nach Devlin Campbell als Sechster an die Reihe.“

Das alles war Luke bekannt. Vor einigen Monaten hatten die sechs übrig gebliebenen Mitglieder derSieben Samurai, wie sie sich im College genannt hatten, Briefe mit demselben Wortlaut erhalten. Nach dem Studium hatten sie bald den Kontakt zueinander verloren, weil jeder so sehr mit der eigenen Karriere beschäftigt war. Aber als sie die Briefe öffneten, wurden sie wieder an das Versprechen erinnert, das sie sich damals auf ihrer Examensfeier gegeben hatten. Obgleich sie alle aus wohlhabenden Familien stammten, waren sie fest entschlossen, aus eigener Kraft ihr Glück zu machen. In zehn Jahren wollten sie sich wieder treffen, so hatten sie sich zu vorgerückter Stunde geschworen, und zwar in einem Landhaus am Lake Tahoe, das sie gemeinsam bauen würden. Nach diesen zehn Jahren würde jeder der sieben Samurais einen Monat in dieser Lodge verbringen, und am Ende des siebten Monats würden sie alle zusammenkommen und ihre Freundschaft und das feiern, was sie bis dahin erreicht hatten.

Aber Hunters Krankheit hatte alles verändert, und sie vergaßen, was sie sich geschworen hatten, und verloren sich aus den Augen.

Hunter jedoch hielt an dem alten Plan fest. Obgleich ihm klar war, dass er das Wiedersehen nach zehn Jahren nicht mehr mit den Freunden würde feiern können, hatte er veranlasst, dass die Lodge am Ufer des Sees gebaut wurde. Kurz vor seinem Tod hatte er dann die Briefe an die Freunde geschrieben und sie aufgefordert, im Gedenken an ihn zu dem zu stehen, was sie sich vor zehn Jahren versprochen hatten.

Die Verwalterin öffnete jetzt die Tür zum Badezimmer. „Und dies ist das Hauptbad des Hauses.“

Als Luke den Raum betrat, hatte er gleich wieder seine blonde Fantasiegestalt vor Augen. Denn neben der großen Badewanne war ein weiterer Kamin in die Wand eingelassen, und wieder sah Luke die üppige Blondine mit der vom Feuerschein vergoldeten Haut vor sich, wie sie sich langsam in die Wanne gleiten ließ. Ihr Haar fiel ihr auf die weich gerundeten Schultern. Die Blasen des Schaumbades umspielten ihre harten rosa Brustspitzen …

„Glauben Sie, dass Sie sich hier wohlfühlen werden?“

Hastig wandte Luke sich um. Wieder hatte seine erotische Fantasie ihm einen Streich gespielt. Verdammt, was war denn mit ihm los? Weshalb konnte er sich nicht von diesen lasziven Bildern befreien? Er war doch sonst nicht so sexbesessen.

„Ja, ja, natürlich, vielen Dank. Ich werde gut zurechtkommen.“ Obgleich er vier Monate früher hier in der Einsamkeit „zurechtkommen“ musste, als er gedacht hatte. Nur wegen seines Bruders.

Irgendwie musste die Frau ihm angesehen haben, dass er nicht restlos zufrieden war, denn sie fragte: „Stimmt irgendetwas nicht?“

„Nein, alles in Ordnung.“ Die schmutzige Wäsche der Familie brauchte er wirklich nicht vor den Augen einer Fremden zu waschen. „Ich muss nur immer an Hunter denken“, fiel ihm dann noch rechtzeitig ein.

Die Frau senkte den Blick. „Das kann ich mir vorstellen. Es tut mir so leid. Aber ich glaube, er hat sich das alles sehr genau überlegt und nur gut gemeint.“

„Das glaube ich auch. Hunter Palmer war ein guter Mann.“ Er war der beste von ihnen allen, mit Abstand. Luke erinnerte sich noch sehr genau an sein breites Grinsen, sein ansteckendes Lachen. Er konnte die Freunde von allem überzeugen und hatte immer die verrücktesten Ideen. Eines Nachts hatten sie alle Möbel im Aufenthaltsraum des Studentenheims an der Decke festgenagelt, ein anderes Mal hatte er ein Basketballturnier organisiert, bei dem die Mannschaften nur aus drei Leuten bestanden. Die Zuschauer hatten einen Riesenspaß, und die Eintrittsgelder waren für irgendeinen guten Zweck gespendet worden.

Hunter war in Lukes Mannschaft gewesen, und sie hatten haushoch gewonnen. Sie waren aber auch ein tolles Team gewesen, er und Hunter und … Matt.

Damals hatten Matt und Luke auf derselben Seite und für dieselbe Sache gekämpft, was davor und danach nie vorgekommen war.

Nur wegen Hunter hatte Luke zugestimmt, mit Matt zu tauschen. Denn es war der letzte Wunsch des Freundes gewesen, dass die sechs das taten, was sie sich vor zehn Jahren versprochen hatten. Dass jeder einen Monat in der Lodge verbrachte, die Hunter hatte bauen lassen. Sowie sie diese Forderung erfüllt hatten, würden das Haus und zusätzlich zwanzig Millionen Dollar an die Stadt Hunter’s Landing gehen, hier am Ufer des Sees.

Bemüht, sein blondes Wunschbild zu verdrängen, folgte er der Verwalterin jetzt durch die anderen Räume. Nur kurz warf er einen Blick auf das gerahmte Foto der Sieben Samurai, das im Flur des ersten Stocks an der Wand hing. Wenn er die Rolle von Matt wirklich überzeugend spielen wollte, dann sollte er nie ohne korrekt gebundene Krawatte herumlaufen, sollte sein Lächeln zu einer starren Grimasse einfrieren und ständig darüber nachdenken, wie er aus jeder erdenklichen Situation seinen Vorteil ziehen konnte, ohne Rücksicht auf verwandtschaftliche Bindungen, den eigenen Bruder nicht ausgenommen, oder wenigstens auf das, was man Anstand nennt.

Denn genauso funktionierte Matthew Barton.

Endlich war der Rundgang beendet. Die Verwalterin gab Luke die Schlüssel und verabschiedete sich. Luke war allein in dem großen Haus und seinen düsteren Gedanken ausgeliefert. Es war totenstill, und nichts erinnerte an Nathan Barrister, der vor Luke seinen Monat „abgeleistet“ hatte. Nur die kurze, schnell hingekritzelte Nachricht, die er Luke hinterlassen hatte, bewies, dass er hier gewesen war. Nathan hatte sich in Keira Sanders verliebt, die Bürgermeisterin von Hunter’s Landing, und nun pendelten die beiden zwischen der kleinen Stadt am Ufer des Sees und dem sonnigen Barbados hin und her, wobei sicher weder Geschäft noch Vergnügen zu kurz kamen.

Luke zog sich das Jackett aus und nahm die Krawatte ab. Dann holte er sich ein Bier aus dem gut bestückten Kühlschrank und setzte sich in einen Sessel, von dem aus er aus dem großen Panoramafenster sehen konnte. Durch die Bäume war der See zu sehen, der jetzt nicht mehr grünblau, sondern grau war. Es ging auf den Abend zu, und außerdem hatte sich der Himmel zugezogen.

Die dunklen Wolken passten gut zu Lukes Stimmung. Was sollte er nur einen ganzen Monat lang in dieser gottverlassenen Gegend anfangen?

Nathan hatte offenbar die Zeit gut überstanden, ja, sogar genutzt. „Ich bin nicht in das schwarze Loch gefallen, wie ich befürchtet hatte“, hatte er geschrieben. Im Gegenteil, er hatte sich verliebt und war glücklich hier geworden.

Luke hatte keine Lust, es ihm nachzumachen. Aber gegen einen Besuch seiner blonden Traumgöttin hätte er auch nichts einzuwenden. Dann würde die Zeit sicher schneller vergehen. Schade, dass er sie nicht zum Leben erwecken konnte, dann würden ihm die dreißig Tage nicht lang werden. Aber Matt hatte sicher niemanden eingeladen, um ihm hier Gesellschaft zu leisten. Und selbst wenn, kurvenreiche Blondinen waren nicht Matts Typ, darauf konnte Luke also nicht hoffen. Sie waren zwar eineiige Zwillinge, aber in Bezug auf Frauen hatten sie einen vollkommen unterschiedlichen Geschmack.

Luke legte die Füße auf einen gepolsterten niedrigen Hocker, und gerade als er die Augen schließen und den Kopf nach hinten legen wollte, hörte er die ersten Tropfen gegen die Fensterscheibe prasseln. Ein heftiger Frühlingsregen setzte ein.

Luke musste unwillkürlich an Matt denken. Der Bruder hatte versucht, ihm zu schaden, wie und wo es nur ging. Doch um fair zu sein, musste Luke zugeben, dass ihr Vater Samuel Sullivan Barton die Hauptschuld an ihrem Zerwürfnis trug. Er hatte die beiden gegeneinander aufgehetzt und als Rivalen erzogen. Um sie für das mörderische Geschäftsleben fit zu machen, hatte er ihnen sehr früh eingebläut, dass sie Konkurrenten waren und es darauf ankam, der Stärkere, der Sieger zu sein, koste es, was es wolle.

Im College dann waren sie sich wieder nähergekommen. Doch nach dem Tod des Vaters wurde das Vertrauen zueinander jäh zerstört. Denn sein letzter Wille beinhaltete die Klausel, dass derjenige, der als Erster eine Million verdient hatte, das Familienvermögen erben würde. Jeder für sich hatten die Brüder sich dann auf die Entwicklung von drahtlosen Technologien konzentriert. Luke nutzte sein Wissen als Ingenieur und beteiligte sich aktiv an den Forschungen. Matt dagegen war schon damals gut darin, die richtigen Leute für sich arbeiten zu lassen, und hatte die entsprechenden Experten engagiert.

Er schreckte auch nicht davor zurück, einen wichtigen Lieferanten zu bestechen, sodass Luke das Nachsehen hatte und nicht länger mithalten konnte. So kam es, wie es kommen musste. Matt hatte als Erster die Million beisammen und erhielt das Familienvermögen.

Seit der Zeit hatte Luke kein Wort mehr mit seinem Bruder gewechselt, obgleich er auf sein eigenes Unternehmen sehr stolz sein konnte. Das war zwar kleiner als das von Matt, der seines mit dem Familienvermögen vergrößern konnte, dafür aber spezialisiert und für sein innovatives Arbeiten berühmt.

Doch die viele Arbeit wirkte sich nicht unbedingt positiv auf den Charakter aus, hatte Luke sich schon häufiger eingestehen müssen. Das ständige Bemühen, sein Unternehmen an der Spitze zu halten, hatte ihn hart gemacht, und die Enttäuschung über Vater und Bruder hatte ein Übriges getan.

Der Regen lief jetzt in Sturzbächen die Panoramascheibe herab, und Luke fröstelte. Er stand auf und machte Feuer in dem großen Kamin, der eine Seite des Wohnzimmers einnahm. Als er in die Flammen starrte, musste er wieder an das Trugbild der blonden Schönen denken, das ihn nicht losließ.

Sowie er wieder zurück in San Francisco war, würde er wohl ein paar Telefongespräche führen müssen, denn diese blonde Frau schien neuerdings eine fixe Idee von ihm zu sein. Normalerweise bestand sein Leben nur aus Arbeit und der düsteren Überlegung, wie er seinem Bruder das würde heimzahlen können, was der ihm angetan hatte. Sex hatte er nur ab und zu, auch wenn die meisten Leute etwas anderes vermutet hätten. Aber jetzt sah es so aus, als müsse er in Zukunft ein wenig mehr auf die Bedürfnisse seines Körpers achten.

Vielleicht aber hing das Ganze nur mit diesem Haus zusammen. Oder mit dem Kamin. Oder dem Bett.

Doch er konnte sich von den sexuellen Fantasien nicht befreien. Jetzt konnte er die Blonde geradezu riechen. Sie roch nach Regen, nach klarem, kühlem Regen, und er leckte die frischen Tropfen von ihren Schultern, ihren Brüsten, ihrem Mund …

Er holte sich noch ein Bier, setzte sich und schloss dann die Augen. Sofort sah er wieder diese verführerische Frau vor sich, und sein Herz fing an laut zu klopfen.

War es wirklich sein Herz?

Er riss die Augen auf und starrte aus dem Fenster. Was klopfte da so laut? War es der Regen? Schlugen die Zweige gegen die Fensterscheibe?

Nein.

Luke stand auf und folgte dem pochenden Geräusch zur Tür der Lodge. Wer, um Himmels willen, konnte das sein, um diese Zeit und in diesem Unwetter?

Er öffnete die Tür. Eine Windbö trieb ihm den Regen ins Gesicht, und er hob abwehrend eine Hand. Eine dunkle Gestalt stand auf der obersten Treppenstufe, mehr war nicht zu erkennen. Schnell schaltete Luke das Licht an.

Die dunkle Figur verwandelte sich in eine Frau. Eine sehr verführerische Frau.

Die weiße tropfnasse Bluse und eine hautenge Jeans klebten ihr am Körper. Sie hob die Hand und versuchte, ihr Haar zurückzustreichen. Ein paar Strähnen entglitten ihren Fingern.

Sie war blond.

Luke musterte sie langsam von oben bis unten, dann blieb sein Blick an ihren wohlgeformten Brüsten hängen.

Ihre Brustspitzen waren hart und zeichneten sich überdeutlich unter der nassen Bluse ab.

Wahrscheinlich hatte sie auch einen hübschen runden Po, genauso, wie es ihm gefiel. Er schmunzelte.

Sie war genauso, wie es ihm gefiel.

Die Frage war nur, wieso sie hier vor seiner Tür stand. War es dem heftigen Regen zu verdanken, dass diese Erscheinung hier auftauchte, oder hatte ihm seine Fantasie einen Streich gespielt?

War sie aus Fleisch und Blut? Und wenn, wem hatte er für dieses überraschende Geschenk zu danken?

Sie zog die Stirn kraus und schob die Unterlippe leicht vor, eine sehr hübsch geschwungene Unterlippe. „Matthew, willst du deine Verlobte nicht endlich hereinbitten?“

Verlobte? Matthew?

Ein paar lange Augenblicke blieb Luke wie angewurzelt stehen und starrte die Fremde an. Dann traf ihn wieder ein kalter Regenschauer und riss ihn aus seiner Erstarrung. Er machte ein paar Schritte zurück, sodass die Verlobte seines Bruders hereinkommen konnte.

Während sie schnell über die Türschwelle trat, gingen ihm tausend Fragen durch den Kopf. Erlaubte sich hier jemand einen Scherz mit ihm? Steckte Matt dahinter? Oder war sein Bruder vielleicht wirklich verlobt? Wenn ja, so hatte Luke bisher nichts davon gewusst. Er war immer davon ausgegangen, dass Matt wie er selbst ein totaler Workaholic und überzeugter Junggeselle war. Und seit wann hatte sein Bruder etwas für Blondinen übrig?

Die junge Frau schlug schnell die Haustür hinter sich zu und kreuzte zitternd die Arme vor der Brust. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Ich … also, ich weiß, dass du mich nicht erwartet hast. Das Ganze war auch mehr oder weniger ein spontaner Entschluss.“

„So?“

„Ja. Ich bin ins Auto gestiegen, und bevor ich noch wusste, was ich tat, hielt ich schon unten an der Straße. Dann fing es an wie aus Eimern zu gießen, und nun …“ Sie zuckte verlegen mit den Schultern und senkte den Blick. „Und nun bin ich hier und ruiniere diesen schönen Teppich.“

Sie war tropfnass wie seine Fantasiefrau in der Badewanne, und wahrscheinlich war ihr auch kalt. Er wies auf den großen Kamin im Wohnzimmer, in dem das Feuer loderte. „Du solltest dich erst einmal aufwärmen und zusehen, dass deine Sachen trocken werden.“

Vergebens versuchte er, sich wie ein Gentleman zu benehmen und ihr nicht zu auffällig auf die Brüste zu starren. So war er beinahe erleichtert, als sie sich umdrehte und vor ihm ins Wohnzimmer ging. Unbeobachtet konnte er sie jetzt von hinten mustern, langsam, vom Kopf bis zu den Füßen. Ja, sein erster Eindruck war richtig gewesen. Sie war genau sein Typ.

Allerdings war sie mit seinem Bruder verlobt. Oder vielleicht auch nicht? Es konnte immer noch ein Trick sein …

Sie blieb vor dem Kamin stehen und wandte sich wieder zu Luke um. „Meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich zu dir gefahren bin“, sprudelte es aus ihr heraus. „Lauren, würde sie in ihrem typischen missbilligenden Tonfall sagen, das ist wohl wieder eine von deinen verrückten Ideen. Genauso würde sie es sagen, mit dieser Betonung. Eine meiner verrückten Ideen.“ Ihr Redeschwall stoppte abrupt, sie lachte kurz und nervös auf und hielt sich dann ängstlich die Hand vor den Mund. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Luke an.

Lauren. Sie hieß also Lauren. Der Name kam ihm nicht bekannt vor, aber er wusste sowieso nicht, was sich in Matts Privatleben abspielte. Vielleicht war das ein Fehler, vor allem weil sein Bruder sich jetzt offenbar für denselben Frauentyp interessierte, auf den auch Luke scharf war. Sollte Matt ihn wieder übertrumpft haben, weil er sich diese attraktive Blonde an Land gezogen hatte?

Sie zitterte vor Kälte, und Luke griff nach einer wollenen Decke, die über der Couch lag. Bevor er sie ihr über die Schultern legen konnte, nahm sie ihm die Decke aus der Hand und sah ihn dabei mit ihren großen blauen Augen an. Ihr Mund war leicht geöffnet, und sie leckte sich schnell über die üppige Unterlippe. „Du wunderst dich sicher, Matthew, warum ich gekommen bin“, sagte sie leise.

„Ich bin nicht …“ Matthew, wollte er sagen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Mit beiden Händen strich er sich das dunkelbraune Haar zurück. „Ich meine, ich bin schon ein bisschen überrascht über deinen Besuch.“

Wieder lachte sie kurz auf und wandte sich dann dem Feuer zu. „Das glaube ich. Auch die Verlobung kam ja eigentlich ziemlich überraschend, findest du nicht?“

„Ja.“ Das war nicht gelogen. Luke hatte schließlich keine Ahnung, dass Matt verlobt war. „Allerdings.“

Sie blickte nachdenklich in die Flammen. „Im Grunde kennen wir uns ja kaum. Du arbeitest zwar seit vielen Jahren mit meinem Vater und Conover Industries zusammen, aber …“

Aha, sie war also die Tochter des alten Conover, Ralph Conover, der nichts Eiligeres zu tun gehabt hatte, als sich Matt anzubiedern, nachdem der seinen Bruder mit unfairen Mitteln um sein Erbe gebracht hatte.

„… trotzdem haben wir nur sehr selten miteinander gesprochen“, fuhr sie fort, „und waren im Grunde nie so richtig … allein, ich meine, nur zu zweit.

Was? Luke starrte ihr auf den Hinterkopf. Das Haar fing an zu trocknen, und die feuchten Strähnen kringelten sich langsam zu goldblonden Locken. Sein Bruder hatte sich mit einer Frau verlobt, mit der er nie allein gewesen war? Er wusste, was sie damit eigentlich ausdrücken wollte. Sie hatten nie miteinander geschlafen. Und wenn das der Fall war, dann hatte sich Matts Geschmack in Bezug auf Frauen vielleicht doch nicht geändert. Nach wie vor konnten heiße Blondinen nicht sein Fall sein, sonst hätte er dieser doch gewiss nicht widerstehen können.

Hinter der Verlobung konnte nur Matts geschäftliches Interesse stehen, sich enger an Conover Industries zu binden. Das war fatal, vor allem wenn Luke an seine eigene Firma Eagle Wireless dachte. Wenn Conover Industries und Barton Limited sich zusammentaten, dann blieb für seine eigene Firma nicht mehr viel Raum.

Verdammt.

Lauren wandte sich ihm wieder zu, die Decke hielt sie vor ihrer Brust fest zusammen. „Was hältst du von der ganzen Sache, Matthew?“

Was sollte er sagen? Wie sollte er reagieren? Die Situation war einfach zu neu für ihn. Er räusperte sich. „Wahrscheinlich findet man es ein bisschen seltsam, dass wir bisher noch nicht …“ Da Luke nicht genau wusste, was Matt und Lauren bisher miteinander getan oder nicht getan hatten, ließ er das Ende des Satzes offen.

„Du meinst, uns berührt haben?“, vervollständigte sie glücklicherweise seinen Satz. „Uns noch nicht einmal richtig geküsst haben?“ Sie wurde rot. „Und geschlafen haben wir auch noch nicht miteinander.“

Während er ihr in die blauen Augen blickte, konnte Luke sich plötzlich und ohne Schwierigkeiten genau das vorstellen. Wie sie sich in der großen Badewanne liebten, wie Lauren ihm die glatten weichen Schenkel um die Hüften legte, damit er tief in sie eindringen konnte. Wie sie auf dem großen Bett lagen und Laurens blonde Locken auf dem Kopfkissen …

Ihre Pupillen weiteten sich plötzlich, und sie hielt mit einem leisen Keuchen den Atem an. Hatte sie etwa seine Gedanken lesen können?

Oder fühlte sie sich zu ihm genauso hingezogen wie er sich zu ihr? Standen ihr auch diese Bilder vor Augen, die ihn verfolgten, seit sie da vor seiner Tür gestanden hatte?

Die blonde kurvenreiche Lauren und Luke, der gemeine Zwillingsbruder.

Der betrogene Zwillingsbruder.

Er hob langsam die rechte Hand und strich Lauren über die Wange. Als er mit der Fingerspitze ihre Unterlippe berührte, wurden ihre Atemzüge schneller.

Oh, ja, es war eindeutig, dass auch sie von ihm angezogen war. Und die Verwirrung, die sich in ihren großen Augen widerspiegelte, sagte Luke, dass diese Empfindungen neu für sie waren.

Erneut strich er ihr über die Unterlippe. Sie stand mit aufgerissenen Augen wie erstarrt vor ihm, gefangen zwischen der Wärme des Kamins und seiner Berührung, die heiße Schauer durch ihren Körper sandte. Außer ihren raschen Atemzügen war nichts zu hören. Ihre Wangen waren rosig vor Erregung.

Himmel, war sie schön!

Und geschlafen haben wir auch noch nicht miteinander.

Ihre Worte kamen ihm wieder in den Sinn, und er dachte daran, dass sein Bruder in diesem Punkt ganz eindeutig versagt hatte. Wenn sie mit ihm, Luke, verlobt wäre, und sei es nur aus geschäftlichen Gründen, hätte er ganz sicher keine Zeit vergeudet und hätte längst mit ihr geschlafen.

Schlimmer noch, er wusste genau, dass er sich nicht hätte beherrschen können.

Die Ader an ihrem Hals pulsierte heftig und schien ihn geradezu aufzufordern, sie endlich mit den Lippen zu berühren. Ihr Haar, das schon fast trocken war, verströmte den Duft ihres Schampoos, frisch und blumig, aber nicht zu schwer. Am liebsten hätte er sie fest an sich gepresst und tief ihren Duft eingeatmet.

Es war ganz einfach: Er begehrte die zukünftige Frau seines Bruders.

„Matthew?“, flüsterte sie.

Luke reagierte wie selbstverständlich auf den Namen seines Bruders, strich Lauren zärtlich eine Locke hinter das Ohr und küsste sie auf den Kopf. Sofort fuhr sie leicht zusammen, als überlaufe sie ein heißer Schauer. Er lächelte zufrieden und spürte, dass er bereit war, diese verführerische Frau hier vor ihm auf der Stelle zu vernaschen.

Danach würde er es noch einmal tun, und dabei würde er jeden Bissen genießen.

Er liebkoste ihre Ohrmuschel, strich über die zarte Haut hinter dem Ohr. Schon lange hatte er nicht mehr ein solches Verlangen nach einer Frau gespürt; und er fühlte sich gut dabei, wie ein Wolf, der seine sichere Beute umkreist.

Während er ihr tief in die Augen sah und sanft über ihre Wange streichelte, ließ sie die Wolldecke los und griff nach seinem Handgelenk. „Was soll das? Was tust du da?“, stieß sie kaum hörbar hervor.

Offenbar war sie doch noch nicht so schnell bereit, die Matratze auf dem großen Bett auszuprobieren. Dann musste er ihr eben noch etwas Zeit lassen. Das war gut, denn er brauchte selbst noch etwas Zeit, um sich an die neue, unerwartete Situation zu gewöhnen. „Nichts, was du nicht auch willst“, sagte er, trat zwei Schritte zurück und versuchte es mit einem beruhigenden Lächeln.

Doch sie zitterte immer noch.

Wieder musterte er sie von oben bis unten. Die feuchten Sachen klebten immer noch an ihr, und er schob schnell die Hände in die Taschen. So konnte er besser verbergen, welche Wirkung ihre üppigen Kurven auf seinen Körper hatten. „Willst du nicht heiß duschen?“, fragte er. „Damit du richtig warm wirst?“

… und damit er sich abkühlen konnte. Damit er genau durchdenken konnte, auf was er sich hier einließ und was er als Nächstes tun sollte. Die sexuelle Spannung zwischen ihnen konnte man beinahe mit Händen greifen. Hier vor ihm stand die Frau seiner erotischsten Fantasien, die gleichzeitig die zukünftige Frau seines Bruders war.

„Hier? Ich soll hier duschen?“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Das kommt gar nicht infrage. Ich bin nur gekommen, um mit dir zu reden, und will dann …“

„Was willst du dann tun?“, unterbrach Luke sie. „Etwa wieder da hinausgehen?“ Inzwischen war es stockdunkel geworden, und er wies auf die schwarze Fensterscheibe, gegen die der Regen prasselte. „Das wäre nun ganz sicher eine verrückte Idee, Lauren.

Sie zog kurz eine Grimasse. „Danke, dass du mich daran erinnert hast.“

Er grinste. „Lass dich warnen, Süße. Du darfst mir gegenüber keine Schwäche zeigen. Denn so etwas nutze ich sofort schamlos aus.“

„Nenn mich nicht so!“ Wieder verzog sie das Gesicht, wenn auch lächelnd. „Ich bin kein Kind mehr. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt.“

„Dann benimm dich auch so. Geh nach oben, und stell dich unter die heiße Dusche. Deine Sachen tun wir inzwischen in den Trockner. Ich mach uns was zum Essen, und danach setzen wir uns zusammen und sprechen noch einmal über alles.“

„Sprechen über alles … Was meinst du damit?“

Sie war ein misstrauisches kleines Ding. Aber sie hatte schließlich auch allen Grund dazu. „Tja, wir reden einfach über alles, was uns gerade in den Sinn kommt.“ Sollte er ihr zum Beispiel sagen, wer er wirklich war? Sollten sie darüber sprechen, ob sie nun blieb oder fuhr? Aber er würde sie nicht gehen lassen, das wusste er jetzt schon.

Lauren blickte noch einmal auf das nachtschwarze Fenster, dann richtete sie sich auf. Offenbar hatte sie einen Entschluss gefasst. „Einverstanden“, sagte sie und machte sich auf den Weg zur Treppe. Im Vorbeigehen wollte sie ihm die Decke reichen, in die sie sich eingewickelt hatte, doch Luke hielt sie am Arm fest.

„Was ist denn?“ Sie starrte ihn an. Große blaue Augen. Goldblonde Locken.

„Wir haben uns noch nicht unseren Begrüßungskuss gegeben“, murmelte er.

„Das haben wir doch nie …“ Doch weiter kam sie nicht, denn schon spürte sie seine Lippen.

Er war nun selbst überrascht, wie sehr er auf diesen Kuss reagierte. Sein Herz schlug schneller, und seine Haut kribbelte.

Lauren hatte die vollsten und gleichzeitig weichsten Lippen, die er in den einunddreißig Jahren seines Lebens geküsst hatte. Seit achtzehn Jahren immerhin hatte er schon Erfahrung in diesem Punkt. Nachdem er ihr die Hände um das Gesicht gelegt hatte, hielt er kurz inne, dann drang er weiter vor und berührte ihre Zunge.

Wow!

Beide fuhren auseinander, als hätten sie einen elektrischen Schlag verspürt.

Lauren hatte sich als Erste wieder gefangen. „Ich … geh … jetzt duschen“, sagte sie stockend, während sie ihm unablässig ins Gesicht sah, als habe sie Angst, ihm den Rücken zuzuwenden.

„Gut, ja, in Ordnung“, brachte er schließlich heraus. Die passenden Worte wären allerdings gewesen: Nein, lauf, lauf um dein Leben, sonst bist du verloren.

Als ob er ihr nicht sofort nachlaufen würde, wenn sie versuchte, ihm zu entkommen.

2. KAPITEL

Lauren Conover starrte auf ihr Spiegelbild. Wo war die entschlossene selbstbewusste Lauren geblieben, die ihr heute Morgen aus dem Spiegel entgegengesehen hatte, bevor sie sich auf den Weg zum Lake Tahoe machte? Jetzt erblickte sie nur eine unsichere Frau mit geröteten Lippen, die sie erschreckt und verwirrt ansah.

„Du wolltest doch einfach hineinstürmen und die Verlobung sofort lösen“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. „Es war keinesfalls vorgesehen, dass du ihn plötzlich attraktiv findest. Das ist einfach lächerlich!“

Aber sie fand ihn attraktiv, sehr sogar. Das war ja das Verrückte, was sie so ratlos machte. Als sich die Tür zu diesem wunderschönen Landhaus öffnete, stand Matthew Barton vor ihr und sah aus, wie er immer ausgesehen hatte. Dunkles Haar, dunkle Augen, ein schmales, sehr gut geschnittenes Gesicht, das alles war ihr vertraut. Und dennoch, noch nie hatte sie sich von ihm so angezogen gefühlt.

Dann hatte er sie hereingebeten. Und als sie mit dem Rücken zum Feuer vor dem Kamin stand , hatte sie auch die Hitze gespürt, die von Matthew ausging. Ein Feuer, das sich zwischen einem Mann und einer Frau entwickelte, die einander begehrten. Es ließ ihren Puls rasen und ihre Haut prickeln.

Dabei war sie extra hergefahren, um ihm zu sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollte.

Und sie würde ihn auch nicht heiraten!

Als ihre Mutter an dem bewussten Morgen einen Stapel Zeitschriften für Brautausstattungen vor Lauren auf den Tisch geknallt hatte, hatte diese nur einen Blick darauf geworfen und dann ihre dreizehnjährige Schwester angesehen. Ihre Schwester, die noch ein richtiger Wildfang war, nervte sie, seit vor zwei Wochen die Verlobung bekannt gegeben worden war.

„Du musst schnell etwas tun“, hatte Kaitlyn gedrängt und sah dabei die Hochglanzmagazine so angewidert an, als blicke sie in ein Schlangennest. „Oder Mom zwingt mich, eins dieser scheußlichen Kleider anzuziehen, die die Brautjungfern tragen müssen. Und das würde ich dir nie verzeihen.“

Lauren wusste, Kaitlyn hatte recht. Ihre Mutter nahm keinerlei Rücksicht auf die Gefühle anderer, sondern verfolgte stur ihre Pläne. Nur deshalb hatte es überhaupt so weit kommen können, und ehe Lauren sich’s versah, war sie mit einem Mann verlobt, den sie kaum kannte. Das Drängen ihrer Mutter und die mehr als deutlichen Hinweise ihres Vaters auf die blühende Zukunft der eigenen Firma bei einer Verbindung mit Barton Limited hatten Lauren in die Knie gezwungen. Hinzu kam, dass sie schon dreimal verlobt gewesen war, ohne dass sie es zum Altar geschafft hatte. Das war peinlich genug gewesen, zumal sie die Männer selbst ausgewählt hatte.

Der Mann, den ihre Eltern nun für sie ausgesucht hatten, konnte auch nicht schlimmer sein. Und so hatte sie zugestimmt, trotz der deutlichen Worte ihrer kleinen Schwester.

Aber als sie dann mit den Brautkleidern in den Hochglanzmagazinen konfrontiert wurde, war Lauren aus einer Art Erstarrung erwacht, die sie seit ihrer Rückkehr aus Paris vor sechs Monaten befallen hatte. Das Brautkleid, ein Familienerbstück, das in dem alten Zedernschrank der Eltern hing und bisher dreimal nicht benutzt worden war, stand ihr wie eine Drohung vor Augen und hatte sie zu einer Art Zombie gemacht. Sie hatte zu viel geschlafen, zu viel ferngesehen und wie ein Roboter auf die Befehle der Eltern reagiert.

Ein Blick auf die mit einer Tiara geschmückte Braut auf der Titelseite des Matrimonial, und Lauren wusste, was sie tun musste. Ihr war, als habe ihr jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie konnte Matthew Barton nicht heiraten. Sie konnte einen Mann nicht aus den gleichen kalten und rationalen Gründen heiraten, aus denen ihr Vater einen Geschäftspartner wählte.

Also hatte sie nach ihren Autoschlüsseln gegriffen, ihren ganzen Mut zusammengenommen und war zum Lake Tahoe gefahren. Matthew hatte erwähnt, dass er sich dort einen Monat lang aufhalten würde, und sie war entschlossen, ihn ein für alle Mal aus ihrem Leben zu streichen.

Autor

Christie Ridgway
<p>Bereits mit elf Jahren schrieb Christie Ridgway ihren ersten Liebesroman. Der Held war ihr Teenageridol, die Heldin sie selbst. Inzwischen gehört zu den USA Today-Bestsellerautorinnen. Sie lebt in Kalifornien und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihren Söhnen, ihren Hunden und ihrem Mann, in den sie sich schon auf dem...
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