Wenn Amor zielt: …und cool!

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Noch eine Woche bleibt Samantha, dann ist ihr Schicksal besiegelt! In sieben Tagen wird sie heiraten - nicht aus Liebe, sondern aus Vernunftgründen. Doch bevor Samantha diese Ehe eingeht, will sie ein letztes Mal pure Leidenschaft erleben. Als sie dem attraktiven Mac begegnet, weiß sie: Der Barkeeper ist der Richtige für ihr erotisches Abenteuer. Allerdings ändert dieser One-Night-Stand alles!


  • Erscheinungstag 10.01.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783956493973
  • Seitenanzahl 165
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Carly Phillips

Wenn Amor zielt …: … und cool!

Aus dem Amerikanischen von Marliani-Hörnlein

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Brazen

Copyright © 1999 by Karen Drogin

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München

Satz: GGP Media GmbH, Pößneck

Druck und Bindearbeiten: CPI books GmbH, Leck - Germany


ISBN 978-3-95649-397-3

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Der Wagen gab keinen Laut mehr von sich. Frustriert stieg Samantha Reed aus. Laut Autovermietung war es der beste zur Verfügung stehende Mittelklassewagen gewesen. Obwohl sie den Wagen nur ungern in der Wüste zurückließ, hatte sie keine andere Wahl. Die Autovermietung würde einen Abschleppwagen schicken müssen. Zu schade, dass niemand einen Rettungstrupp für die Fahrerin schickte.

Sie atmete die heiße, staubige Luft ein und warf einen Blick in den Himmel. Die Sonne ging langsam hinter den in weiter Ferne liegenden Bergen unter. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie in der Dunkelheit durch die Wüste marschieren müssen. Nicht, dass sie überhaupt laufen wollte. Für einen Ausflug zu Fuß war sie auch wahrhaftig nicht richtig angezogen.

Sie nahm ihre Handtasche, ließ ihr Gepäck im Kofferraum und zog am Saum ihres neuen kurzen Seidenkleides. Ein Kleid, das in der Hitze angenehm kühl und bequem war, aber für eine Wüstenwanderung völlig unpassend. Der Urlaub fing ja gut an!

Sie hatte sich vorgenommen, eine Woche voller Spaß, Lust, Leidenschaft und Aufregung zu genießen, bevor sie eine Ehe einging, die so langweilig und trocken wie diese verdammte Wüste werden würde. Am nächsten Wochenende würde sie ihren Verlobten auf einem Seminar über Risikomanagement und Finanzvorteile in einer der exklusiven Ferienanlagen in Arizona treffen. Und wenige Wochen später sollte die Hochzeit sein.

Doch zuvor wollte sie ein einziges Mal in ihrem Leben nur an sich selbst denken. Das hatte sie verdient, angesichts der Tatsache, dass sie ihr Leben und ihr Glück ihrem Vater opferte. Immer war sie die gehorsame Tochter gewesen. Nur so war es überhaupt zu erklären, dass sie jetzt bereit war, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte. Einen Mann, der fast fünfzehn Jahre älter war als sie. Einen Mann, den sie kaum kannte.

Noch einmal zog sie am Saum ihres Minikleides. Es war kein anderer Wagen in Sicht. Sie blickte über die Schulter in die endlose Weite hinter sich. Es konnte nicht schlimmer sein als das, was die Zukunft für sie bereithielt.

In einem Monat wären die Träume von einer glücklichen Ehe Vergangenheit. Aber sie wollte – nein, sie brauchte – einige Erinnerungen, die sie in den kalten Nächten warm hielten. Sie würde nie erleben, was ihre Eltern miteinander erfahren hatten – eine große Liebe, auch wenn sie oft zulasten der einzigen Tochter ging. Aber sie wollte zumindest einmal in ihrem Leben leidenschaftlichen Sex erleben, bevor sie vor den Traualtar trat.

Erst jetzt wurde Samantha bewusst, dass sie die letzten neunundzwanzig Jahre einzig damit verbracht hatte, alles zu tun, um die Liebe ihrer Eltern zu gewinnen. Eine vergebliche Mühe. Natürlich wurde sie von ihren Eltern geliebt, aber nicht genug. Sie waren zu sehr mit sich selbst und ihrer Liebe zueinander beschäftigt gewesen, als dass noch Platz für ein Kind gewesen wäre.

Als sie ihrer sterbenden Mutter versprach, sich um den Vater zu kümmern, hatte sie das erste Mal das Gefühl, wirklich zu dieser Familie zu gehören. Ihre Mutter hatte etwas von ihr verlangt, und sie hatte es freiwillig und bedingungslos gegeben. Sie hatte damals nur nicht geahnt, wie sehr ein einziges Versprechen ihr ganzes Leben beeinflussen konnte. Mit ihrem Vater, einem Börsenmakler, war es nach dem Tod seiner Frau bergab gegangen. Als trauernder Witwer hatte er seine Geschäfte vernachlässigt.

Um die Verluste auszugleichen, hatte er für seine Kunden schließlich riskante Abschlüsse getätigt, in der Hoffnung, schnelle Gewinne zu erzielen. Es hatte jedoch nicht geklappt. Das Schlimmste daran war, dass er auch eigenes Kapital investiert und sich so hoch verschuldet hatte, dass seine Zukunft bedroht war. Und da es in Samanthas Macht stand, die Dinge zu regeln, war sie bereit dazu.

Tom, ihr neuer Chef und wohlhabender Freund ihres Vaters aus dem Country Club, hatte eine Lösung angeboten. Man könnte es auch Bestechung nennen, dachte Samantha. Er würde die Gläubiger ihres Vaters bezahlen und bekam im Gegenzug eine hübsche, junge Frau und perfekte Gastgeberin, die er wie eine Trophäe vorzeigen konnte. Jede gut aussehende Frau hätte diese Rolle übernehmen können, aber Samantha besaß noch einen weiteren Vorteil. Sie verstand etwas von seinem Geschäft und wusste sowohl mit seinen Kunden als auch mit seinen Konkurrenten umzugehen. Mit ihr an seiner Seite konnte er sich die Mühe und Zeit ersparen, geistlose Frauen zu hofieren, die sich darum rissen, die Frau eines reichen Mannes zu werden. Seine Worte, nicht ihre.

Die letzten Stunden ihrer Freiheit vergingen wie im Flug, und der Traum von einem erotischen Abenteuer mit einem Fremden war in greifbare Nähe gerückt. Mithilfe ihrer Ersparnisse hatte sie alles vorbereitet. Hemmungslos hatte sie Geld für Kleidung, Dessous und den luxuriösen Leihwagen ausgegeben, der jetzt nutzlos in der Wüste stand.

Sie warf einen wütenden Blick auf das Fahrzeug. Wenn sie eine zügellose, leidenschaftliche Affäre mit dem begehrenswertesten Fremden haben wollte, den sie finden konnte, musste sie zunächst einmal ihren Zielort erreichen.

Sie legte eine Hand über die Augen, um sich vor der Sonne zu schützen, und schaute den Highway entlang, der durch die Wüste führte. Falls man diese verdammte Straße überhaupt Highway nennen konnte. Vor oder zurück, überlegte sie. Wenn sie sich recht erinnerte, lag etwa eine Meile hinter ihr eine Art Ranch.

Eine leichte Brise kam auf, als die Sonne weiter hinter den Bergen verschwand. Samantha zitterte und bekam eine Gänsehaut. Schnellen Schrittes ging sie voran und kämpfte gegen das Schuldbewusstsein an, das sie jedes Mal überkam, wenn sie über ihren Plan nachdachte. Wenn sie erst einmal mit Tom verheiratet war, würde sie die treue Ehefrau sein, die er erwartete, doch noch war sie nicht verheiratet. Diese Woche sollte der Ersatz für die leidenschaftlichen Flitterwochen sein, die sie niemals erleben würde.

Der Anfang war gemacht, und sie ärgerte sich, dass es nur so langsam weiterging. Aus Angst, sich auf dieser holprigen Straße in ihren hochhackigen Pumps die Beine zu brechen, zog sie die Schuhe aus und lief barfuß weiter. Kleine Steinchen bohrten sich schmerzhaft in ihre Fußsohlen. Doch sie achtete nicht darauf.

Es war schon dunkel, als sie in der Ferne ein Licht entdeckte. Ihre Füße waren mittlerweile wund gelaufen, ihre Kehle ausgetrocknet und ihr Gesicht schmutzig von Staub und Tränen. Ihr fiel kein Wort ein, das ihren Zustand auch nur im Geringsten beschrieb. Verzweifelt war zu milde ausgedrückt.

Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie ihren Körper dem ersten Mann schenken würde, der ihr einen Stuhl anbot, eine Schulter zum Ausweinen und ein kaltes Getränk. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

„He, Ryan, genießt du wieder einmal das einfache Leben?“

Ryan Mackenzie wischte mit einem feuchten Tuch über die Glasplatte der alten Theke. „Ihr wisst, dass ich an dieser Kneipe hänge“, sagte er zu den älteren Männern, die um einen Tisch herum im „The Hungry Bear“ saßen.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du diese Bude deiner luxuriösen Ferienanlage vorziehst.“

Ryan schaute auf die verschrammten Holzwände, die verstaubten, schief hängenden Bilder, den Billardtisch in einer Ecke und das Dartspiel in der anderen. Er atmete tief den Geruch von Nachos, Tabak und Bier ein. „Glaub es ruhig.“

„Ein Punkt für ihn“, sagte der älteste der Männer. „Er hat jetzt vielleicht viel Geld, aber ein Mann vergisst seine Wurzeln nicht.“

„Richtig, Zee, ich bin mit diesem Land genauso verwurzelt wie du.“ Ryan erinnerte sich an das kleine Farmhaus, in dem er aufgewachsen war, und an das beinahe identische Nachbarhaus. Er und seine Schwester Kate hatten sich in beiden Häusern wohlgefühlt, hauptsächlich wegen der Herzenswärme und des Humors des alten Mannes.

Zee grinste. „Es hat dich reich gemacht, Mackenzie.“

„Also, was treibst du hier? Probleme mit den Frauen?“ Die Männer ließen nicht locker.

„Ich nicht, aber Bear“, erwiderte Ryan. Bear war Zees Sohn, Ryans bester Freund und Eigentümer dieser Kneipe. Ryan nahm ein Glas und trocknete es ab. „Ihr wisst doch, dass er seinem Mädchen nachjagt. Ich spiele in der Zeit den Barkeeper.“

„Du sollest besser deine Zeit damit verbringen, dir auch eine Frau zu suchen.“

Ryan ignorierte den Einwurf. Es musste schon eine besondere Frau kommen, damit er seine Freiheit aufgab, und diese Frau hatte er bisher nicht kennengelernt. Er schaute Zee an und dachte an die glücklich Ehe, die der alte Mann geführt hatte. Auch Ryans Eltern waren glücklich verheiratet gewesen.

Nicht zum ersten Mal fragte Ryan sich, ob er dadurch ein zu idealisiertes Bild von einem Familienleben hatte. Nur wenige Beziehungen entwickelten sich wirklich so positiv, und noch weniger Frauen respektierten die Werte, die für ihn in einer Familie so wichtig waren.

Trotzdem, er konnte nicht leugnen, dass das Hotelleben schrecklich einsam war und ihn langsam zermürbte.

„Wenn ich du wäre, würde ich mir eins von diesen Häschen schnappen, die in deiner Hotelanlage herumlaufen, statt alten Kerlen wie uns Drinks zu servieren.“

„Du bist aber nicht ich, Earl.“ Diese Häschen wollten nichts weiter als etwas Sonne tanken und sich einen reichen Mann angeln. Und diejenigen, die bereits einen Mann hatten, kamen für ein flüchtiges Abenteuer ins „The Resort“.

Ryan war es nicht nur leid, diesem Spiel zuzusehen, er war es auch leid, die Zielscheibe der Bemühungen dieser Frauen zu sein. Deshalb bot die gelegentliche Aushilfe bei Bear die perfekte Fluchtmöglichkeit.

„Noch eine Runde, Ryan“, rief Zee.

Er warf einen Blick in ihre Richtung. „Ihr seid noch nicht einmal mit der ersten fertig.“

Er beobachtete, wie Zee die rot-weiße Gardine zurückzog und aus dem Fenster sah. Die Ausstattung könnte etwas aufgemöbelt werden, dachte Ryan. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn Bear endlich heiratete. Eine Frau würde sich eventuell um die Inneneinrichtung der Bar kümmern.

„Sieht aus, als bekämen wir jetzt etwas Spaß.“ Zee klatschte begeistert in die Hände. Donnerstagabend war Damenabend, und die Achtzigjährigen warteten aufgeregt auf die jungen Schönheiten. „Kommt gerade die Treppe herauf.“

Der alte Mann war für Ryan und seine Schwester ein väterlicher Freund, seit ihr eigener Vater vor zwölf Jahren gestorben war. Das bedeutete aber nicht, dass er einen weiblichen Gast belästigen durfte. „Lasst sie in Ruhe, Jungs.“

„Spielverderber“, schimpften die Männer wie aus einem Munde. In dem Moment wurde die Tür geöffnet, und die mitleiderregendste Gestalt trat ein, die Ryan je gesehen hatte.

Sie war eine Lady … unter der dicken Schicht Wüstenschmutz. Die schwarzen schulterlangen Haare waren staubig und zerzaust. Barfuß, die Schuhe in der Hand, stolperte sie in die Kneipe.

Ein schneller Blick und jahrelange Erfahrung sagten ihm, dass sie ein Designerkleid aus Seide trug. Es enthüllte aufregend viel nackte Haut. Völlig erschöpft lehnte sie am Türrahmen.

Bevor er sie genauer betrachten konnte, hatten die drei alten Männer sie schon umzingelt. Ryan sah zur Decke und verdrehte die Augen. Dann ging er um den Bartresen herum. „Um Gottes willen, lasst der Lady Platz zum Atmen“, rief er.

Die Männer verzogen sich murrend. Und Ryan blickte direkt auf das weiße, eng anliegende Oberteil des Kleides mit den Spaghettiträgern. Dank der kalten Nachtluft waren die Spitzen ihrer Brüste hart und zeichneten sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab. Er verspürte das dringende Bedürfnis, seine Hände über ihre Brüste zu legen und die Lady zu wärmen.

Er hatte zu lange keinen Sex gehabt, wenn ihn dieses verschmutzte weibliche Wesen so anmachte. Die Frau sah von ihm zu der Gruppe an dem Ecktisch.

„Keine Angst, die tun Ihnen nichts.“ Er deutete auf die drei Männer, die sie schamlos beäugten.

„Trotzdem vielen Dank“, erwiderte sie mit heiserer, erotisch klingender Stimme. Gern würde er glauben, dass sie immer diesen Klang hatte, doch da die Frau anscheinend einen Marsch durch die Wüste hinter sich hatte, lag es wahrscheinlich mehr an dem vielen Staub, den sie geschluckt hatte. „Mein Wagen fährt nicht mehr“, erklärte sie.

„Setzen Sie sich erst einmal. Ich bringe Ihnen etwas Kaltes zu trinken“, sagte er. „Für Ihre Kehle. Und dann können Sie Ihr Herz einem freundlichen Barkeeper ausschütten.“ Vielleicht fand er sogar ein Sweatshirt, das sie anziehen konnte. Um sich zu wärmen und um die beachtlichen weiblichen Reize zu verbergen. Ansonsten bestand die Gefahr, dass sein Verstand aussetzte.

Sie hob den Blick genau in dem Moment, als er direkt auf ihre Brüste starrte. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen, und sie lächelte verlegen, während sie schnell die Arme vor der Brust verschränkte, um sich vor seinen Blicken zu schützen.

In dem Moment wurde er sich ihrer wahnsinnigen Augen bewusst. Noch nie hatte er solch eine faszinierende Farbe gesehen, eine einzigartige Kombination aus verschiedenen Blautönen, umrahmt von dunklen Wimpern und heller Haut. Eine Haut, die nur durch verlaufene Wimperntusche und auf Staub getrockneten Tränen verunziert war.

Ihr Anblick rührte ihn. Schmutzig, ungepflegt und so ganz anders als die Frauen, die regelmäßig in seine Hotelanlage zu einer Verjüngungskur kamen. In der Welt, in der er lebte, betrachteten die Frauen Kosmetik und Schönheitsoperationen als notwendiges Mittel, um ihre Männer zu halten. Natürliche Schönheit, wie diese Frau sie besaß, war selten.

„Ich habe ziemlich breite Schultern“, sagte er, als sie weiterhin schwieg.

„Das sehe ich.“ Plötzlich verzog sie ihren Mund zu einem strahlenden Lächeln, und ihre Augen funkelten, als sie ihn ohne Scheu von oben bis unten betrachtete.

Da es in Bears Kneipe keine besonderen Kleidungsvorschriften für den Barkeeper gab, bevorzugte Ryan bequeme Kleidung. Ihm gefiel es, und ihr ganz offensichtlich auch.

„Ich habe einen anstrengenden Marsch hinter mir. Wollten Sie mir nicht einen Platz anbieten?“ Kokett sah sie ihn an. Verdammt, diese Frau hatte sein Interesse geweckt … sie reizte ihn ungemein. Sie trat einen Schritt vor, schrie auf – vor Schmerzen, wie er annahm – und fiel gegen ihn.

„Mir haben sich schon viele Frauen an den Hals geworfen, aber so noch nicht.“

„Vielleicht liegt das daran, dass die anderen nicht meilenweit barfuß durch die Wüste gelaufen sind.“

Ryan murmelte etwas und hob sie auf seine Arme.

„Was soll das?“ Sein ritterliches Benehmen schien sie zu ärgern.

„Ich helfe Ihnen, es sei denn, Sie möchten gern noch einen Schritt versuchen.“ Er machte Anstalten, sie wieder auf den Boden zu stellen.

Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und klammerte sich an ihm fest. Erstaunt stellte er fest, dass sie stärker war, als sie aussah.

„Sehen Sie jetzt ein, dass Sie Hilfe brauchen?“

Sie nickte und presste sich an ihn. Er spürte die sanften Rundungen ihrer Brüste an seiner Brust und ihren festen Po an seinem Bauch. Ein Kribbeln ging durch seinen Körper.

Sie legte den Kopf in den Nacken und seufzte. „Mein Held.“

„Immer zu Diensten.“ Ihr Haar kitzelte an seiner Wange, und ihre Haut duftete trotz ihrer Tour durch die Wüste nach Pfirsich. Sein Körper reagierte sofort, und seine Gedanken wanderten in eine gefährlich erotische Richtung.

Ryan setzte sie auf einem Stuhl ab und nahm ihren Fuß. Mit der Fingerspitze glitt er sanft über die Wunden und Schrammen. Verwirrt sah sie ihn an.

„Oben habe ich ein Desinfektionsmittel und Pflaster“, sagte er mit belegter Stimme. Besser gesagt, Bear hatte es. Sein Freund hatte schon viele Raufereien gehabt, und oft war Ryan zur Stelle gewesen, um Bear nach solch einer Schlägerei zu versorgen und in der Kneipe wieder Ordnung zu schaffen.

„Oben?“, piepste sie. Dann räusperte sie sich schnell und sagte noch einmal: „Oben? Wo? In einem Zimmer? Einer Wohnung?“ Ihre Neugierde schien die Zweifel zu überwiegen, und sie bombardierte ihn mit Fragen.

„Eine Wohnung“, erwiderte er amüsiert.

„Mit einer Dusche?“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Dusche und Badewanne. Warum?“

„Ich bin einfach neugierig. Und Sie leben dort?“, fragte sie weiter.

„Ja.“ Für eine Woche oder wie lange es auch dauern mochte, bis Bear seine Freundin zurückerobert hatte. Aus Gründen, über die er im Moment noch nicht genauer nachdenken wollte, schien es ihm angebracht zu verschweigen, dass er lediglich aushalf.

Es war lange Zeit her, dass ihn jemand einfach als Ryan, den Barmann, kennengelernt hatte und nicht als Ryan Mackenzie, Eigentümer der eleganten Ferienanlage „The Resort“, Junggeselle, wohlhabend und somit eine erstklassige Partie. Kein Wunder, dass er zur Zielscheibe geldgieriger Frauen geworden war. Es hatte gedauert, bis er gemerkt hatte, dass nicht er, sondern sein Geld die Damen interessierte, und so hatte er gelernt, in Bezug auf Frauen vorsichtig und argwöhnisch zu sein.

Die Verwundbarkeit dieser Frau reizte ihn, und er wollte die Chance haben, als gewöhnlicher Mensch gemocht zu werden und nicht wegen seines Geldes.

Er sah, wie sie nervös an ihrem kurzen Kleid zupfte. „Leben Sie allein?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen.

„Ja.“

„Oh. Gut.“ Unter der Staubschicht auf ihrem Gesicht errötete sie leicht.

Ihre Unverfrorenheit scheint ihr peinlich zu sein, dachte er. „Gut?“

„Für meine Füße.“ Sie erhob sich. „Meinen Sie, ich könnte mich oben ein wenig waschen?“, fragte sie.

Er nickte. „Während Sie sich frisch machen, lasse ich Ihren Wagen von den Jungs abschleppen und Ihr Gepäck holen.“

Sie sah sich um. „Von welchen Jungs?“

„Die, die Sie umzingelt haben, als Sie in der Tür erschienen. Auch jetzt lassen sie Sie noch nicht aus den Augen.“

Sie grinste. „Ach, die Jungs. Fahren die etwa?“

„Nicht legal.“

Ihr herzhaftes Lachen erfüllte die Kneipe und erregte seine Sinne. „Was mein Gepäck betrifft“, sagte sie. „Wie kommen Sie darauf, dass ich überhaupt etwas bei mir habe?“

„Meine Süße …“ Er ließ seinen Blick über ihren wohlgeformten Körper und ihre helle Haut schweifen. „So wie Sie aussehen, können Sie nur eine Touristin sein.“

Er streckte die Hand aus, um sie beim Laufen zu unterstützen, doch sie schüttelte den Kopf.

„Das kann ich allein.“

„Okay. Ich bin direkt hinter Ihnen, falls Sie doch Hilfe benötigen. Hier geht es hoch.“ Er deutete auf die Treppe in einer dunklen Ecke. Sie bewegte sich unsicher auf ihren schmerzenden Füßen. „Einer von euch Jungs kümmert sich um die Bar“, rief er den Stammgästen zu, denen Bear genauso vertraute wie seinem Freund.

Ryan starrte auf ihren schmalen Rücken, als sie die Treppe hinaufstieg. Er war eine Stufe unter ihr. Ihr kurzes Kleid endete weit oberhalb der Knie, was kein Problem gewesen war, solange sie sich auf einer Ebene befanden. Doch bei dem unerwarteten Anblick, der sich ihm bot, als sie vor ihm die Treppe hinauflief, schoss ihm das Blut in die Lenden. Mit solch verführerischen Dessous hatte er nicht gerechnet. Dieser Hauch von Spitze, der mehr zeigte als verbarg, erregte ihn. Dabei kannte er nicht einmal den Namen der Lady.

Ihm wurde schwindelig bei dem Gedanken, dass er Bear fast seine Hilfe verweigert hätte, da in dieser Woche in seiner Hotelanlage einige Konferenzen abgehalten wurden. Was wäre ihm alles entgangen!

Sie hatte den richtigen Mann gefunden. Nur leider wusste sie nicht, wie sie es anstellen sollte, ihn zu verführen. Samantha schloss die Badezimmertür hinter sich und zog ihr Kleid aus. Wer hätte gedacht, dass der erste Mann, dem sie begegnete, der erste unter achtzig, fügte sie in Gedanken hinzu, genau der Mann war, den sie suchte.

Ihre Fragen waren nicht gerade geschickt gewesen. Doch beim Anblick dieser dunklen, tief liegenden Augen und dem Schnurrbart über den sinnlichen Lippen, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, klar zu denken.

Bei dem Gedanken, dass er auf der anderen Seite der Tür wartete, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Es gab keinen Zweifel: Dieser dunkelhaarige, fantastisch aussehende Fremde war genau das, was sie gesucht hatte. Mit einem Barkeeper in einer abgelegenen Kneipe konnte sie leidenschaftliche Stunden erleben, ohne den Mann später wieder sehen zu müssen. Falls sie es überhaupt schaffte, ihn zu verführen.

Samantha nahm sich ein Handtuch aus dem Regal und hängte es an einen Haken. Sie sah sich im Bad um. Klein, aber mit allem ausgestattet, was man benötigte. Keine Kinkerlitzchen. Nur eine Zahnbürste und ein Aftershave auf der Konsole unter dem Spiegel. Sie nahm die Flasche, schraubte den Verschluss auf und roch daran. Ein einziges Schnüffeln genügte, und sie fühlte sich nicht länger allein. Sein Duft hüllte sie ein. Er war bei ihr.

Sie war noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, der einen Schnurrbart hatte. Würde dieser Schnurrbart beim intensiven Liebesspiel eine zusätzliche Stimulation bieten? Sie schloss die Augen und fing an zu träumen. Ein sinnlicher Mund, warmer Atem, erfahrene Hände auf ihrer empfindsamen Haut. Feste Lippen, die über ihre Schenkel glitten, Barthaare, die sie kitzelten. Sie legte die Hände an ihre Brüste und stellte sich vor, es seien seine, die die zarten Spitzen massierten.

Sie öffnete die Augen und kehrte in die Realität zurück. Da stand sie allein in einem fremden Badezimmer, spielte mit den harten Knospen und war völlig erregt. Entsetzen packte sie. Noch nie hatte sie so etwas getan. Noch nie hatte sie so gefühlt. Sie nahm die Hände von ihren Brüsten und beschloss, endlich unter die Dusche zu gehen.

Ihre Hände zitterten, als sie den Wasserhahn aufdrehen wollte. Wie konnte sie diesen Mann nur so sehr begehren? Einen Mann, den sie kaum kannte.

Samantha erbebte. Ihr blieb nur eine Woche. Sieben Tage Freiheit, bevor sie sich mit ihrem ungeliebten Verlobten traf. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt, doch die Zukunft ihres Vaters stand auf dem Spiel. Und da ihr Leben nur noch aus dieser einen Woche bestand, wollte sie das Beste daraus machen. Ihre Chance stand draußen vor der Tür.

Bevor sie ihm jedoch in die Arme fiel, musste sie duschen. Nein, erst etwas trinken, dachte sie und ließ Wasser in ein Zahnputzglas laufen. Mit etwas Glück wüsste sie in ein paar Stunden, wie leidenschaftlich Sex sein konnte. Samantha warf einen Blick in den Spiegel und erschrak. Das Glas fiel ihr aus den Händen ins Waschbecken. Wie sah sie bloß aus? Dreckig, ungepflegt und alles andere als verführerisch.

Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen, und sie war nicht mehr allein. „Was war das?“

Der Griff nach dem Handtuch kam zu spät. Der Liebhaber ihrer Träume stand in der Tür und starrte auf ihren fast nackten Körper. Sie blickte an sich hinab. Ihre seidige, sexy Wäsche, einziges Eingeständnis an ihre Weiblichkeit unter den konservativen Kostümen, die sie bei der Arbeit trug, zeigte mehr, als sie verbarg. Viel mehr, als sie diesem Fremden zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen lassen wollte.

„Nun?“

Sie antwortete nicht. Kein Wort kam ihr über die Lippen. Verzweifelt versuchte sie, ihre Blöße zu bedecken. Sie drehte sich, um das Handtuch vom Haken zu holen. Er stieß einen Pfiff aus, als er ihren Stringtanga sah.

„Solche Dinger sollten verboten sein.“

Verlegen legte sie die Hände auf ihren Po. In diesem Moment merkte sie, dass sie absolut nicht zur Verführerin geboren war. Im Gegenteil, die Situation war ihr peinlich. Sie war so unerfahren in solchen Dingen, obwohl sie natürlich schon Beziehungen gehabt hatte. Doch ein Abenteuer für eine Nacht hatte es nie gegeben, und wahrscheinlich würde es das auch nie.

Sie hatte ihre Chance vertan, und ihr Ego war ziemlich angeschlagen. Reife Leistung für einen Abend.

Er ging an ihr vorbei. Sein männlicher Duft wirkte wie ein Aphrodisiakum auf ihre Sinne. Als ob das nötig wäre. Sein Anblick allein genügte, sie zu erregen.

Er nahm das Handtuch vom Haken und reichte es ihr. „Bitte schön“, knurrte er.

Verwirrt wegen seines harschen Tonfalls drehte sie sich um und sah ihn an. Seine Augen wirkten noch dunkler aus zuvor. Seine Wangen waren stark gerötet und seine vollen Lippen bildeten eine schmale Linie.

„Hier.“ Er wedelte mit dem Handtuch vor ihren Augen herum. „Oder ich kann für nichts mehr garantieren.“

„Sofort, Sir.“ Ihr Blick glitt an ihm hinab und blieb auf der deutlichen Ausbuchtung in seiner Jeans hängen. Zufrieden lächelte sie. Noch war nichts verloren. Ihre Verführungstechnik konnte vielleicht verbessert werden, aber sie hatte noch nicht alles verpfuscht. Dieser Mann begehrte sie, daran bestand kein Zweifel. Ihrem Glück stand also nichts mehr im Weg.

In aller Ruhe nahm sie das Handtuch und wickelte es sich um den Körper. „Fertig“, sagte sie schließlich und lächelte ihn verführerisch an.

„Jetzt kann es losgehen“, murmelte er.

Samantha schluckte. „So?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, wie sie verärgert feststellte. „Jetzt schon?“

Sie hätte es vorgezogen, ihn zuerst ein wenig besser kennenzulernen, und sie hätte gern geduscht. Offensichtlich hielt er dies nicht für erforderlich. Sie wurde nervös.

Doch als er den Arm nach ihr ausstreckte, legte sie ihre Hand in seine große, warme Handfläche. Ihn zu berühren bereitete ihr ein größeres sinnliches Vergnügen, als sie sich vorgestellt hatte. Nur mit Mühe unterdrückte sie die Gedanken an das, was kommen würde. Er umschloss mit seinen langen Fingern ihre schmale Hand. Finger, die ohne Zweifel sehr zärtlich sein konnten.

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