Berührt, gespürt – verführt!

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Ein One-Night-Stand mit diesem breitschultrigen Cowboy war nicht genug, findet Sunny. Als Logan Quinn die Ranch ihres Vaters wieder verlässt, versteckt sie sich in seinem Wohnwagen. Ein Trip quer durch Australien verspricht eine Menge Nächte in Logans starken Armen …


  • Erscheinungstag 29.10.2018
  • Bandnummer 18
  • ISBN / Artikelnummer 9783733758578
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Ich habe eine Familie? Sind Sie sicher?“ Aileen Quinn starrte aus dem Fenster des Herrenhauses. Regentropfen prasselten gegen die Scheibe.

„Ich weiß, all das muss sehr viel für Sie sein, Ms. Quinn. Vielleicht sollten wir später fortfahren?“, meinte Mr. Stephens.

Sie stützte sich auf den Gehstock und drehte sich wieder zu dem Ahnenforscher um. „Nein. Ich bin sechsundneunzig Jahre alt. In meinem Leben soll es keine Geheimnisse mehr geben. Deshalb habe ich entschieden, meine Autobiografie zu schreiben. Ich will, dass alles geklärt ist. Damit ich diese Welt in Frieden verlassen kann.“

„Die Chance, dass Ihre älteren Geschwister noch leben, ist verschwindend gering. Das wissen Sie.“

Aileen setzte sich auf einen Ohrensessel, der gegenüber dem Kamin stand. „Natürlich ist mir das klar. Aber ich möchte wissen, ob sie Kinder und Enkel haben. Ich will zumindest ein wenig über meine Familienmitglieder in Erfahrung bringen, bevor ich sterbe.“

Sie starrte in die flackernden Flammen und erinnerte sich an ihre Kindheit. Sie wusste nicht viel. Nur die wenigen Fakten, die ihr die Nonnen im Waisenhaus erzählt hatten, nachdem sie sich jahrelang hartnäckig danach erkundigt hatte.

Ihr Vater war beim Osteraufstand 1916 in Irland gegen die britische Regierung von einem britischen Soldaten erschossen worden. Ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt schwanger gewesen. Nach der Geburt ihrer Tochter hatte sie verzweifelt versucht, allein für ihr Kind zu sorgen. Doch dann war sie an Schwindsucht erkrankt und hatte Aileen ein paar Wochen vor ihrem Tod in ein Waisenhaus gebracht.

Die Geschichte war so oft von den Medien aufgegriffen worden: Ein armes, irisches Waisenkind war zu einer der populärsten, renommiertesten und reichsten Romanschriftstellerinnen weltweit avanciert. Ihre Werke waren ein Spiegelbild ihres Lebens – Geschichten von Kampf und Triumph, von Kummer und Glück im schönen Irland, dem Land, in dem sie geboren war.

„Sagen Sie mir noch einmal die Namen meiner Brüder“, bat sie.

„Diarmuid, Ihr ältester Bruder, ist 1917 im Alter von zwölf Jahren als Lehrling zu einem Schiffsbauer nach Belfast geschickt worden. Conal war neun, Lochlan sechs und Tomas fünf Jahre alt, als Sie geboren wurden. Sie hatten noch drei weitere Geschwister, eine Schwester, die bei der Geburt gestorben ist. Mary und Ihr fünfter Bruder Orin sind zwischen Tomas und Ihnen auf die Welt gekommen. Beide sind ein Jahr vor Ihrer Geburt an Scharlach gestorben.“

„Also hatte ich sieben Geschwister. Wohin sind meine vier Brüder gegangen? Wie haben sie gelebt? Sie müssen so viel wie möglich über sie herausfinden.“

Mr. Stephens blätterte in seinen Recherchen. „Inzwischen weiß ich, dass Tomas in Begleitung eines Missionars und dessen Ehefrau mit einem Schiff nach Australien geschickt worden ist. Es ist von Cork nach Sydney gesegelt und hat dort im Dezember 1916 angelegt.“

„Dann fangen Sie in Australien mit den weiteren Nachforschungen an. Mir ist egal, wie viele Leute Sie dabei zur Unterstützung brauchen und was das Ganze kostet, Mr. Stephens. Ich will einen wöchentlichen Bericht über jeden Fortschritt, den Sie machen. Auch wenn er noch so belanglos ist. Das ist für den Moment alles.“

„Ja, Ma’am.“ Mr. Stephens verließ den Wintergarten.

Aileen sah ihm nach und holte tief Luft. Sie hatte ihr ganzes Leben lang geglaubt, allein auf der Welt zu sein. Aber jetzt hatte sie von einem Moment auf den anderen eine Familie – Geschwister, die sie einst auf dem Arm gehalten, geküsst und … geliebt hatten.

Die Haushälterin kam herein und stellte ein Tablett mit Tee vor sie auf den Tisch. „Hat Mr. Stephens etwas Interessantes herausgefunden?“

„Im Moment noch nicht.“ Sie war von den Neuigkeiten über ihre Familie so überrascht, dass sie nur noch ein kleines bisschen länger ein Geheimnis daraus machen wollte. In ihrer Kindheit im Waisenhaus hatte sie gelernt, dass es keine gute Sache war, sich Hoffnungen zu machen.

Doch ihr Leben hatte sich geändert, als sie den Roman „Jane Eyre“ in die Hände bekommen und gelesen hatte. Die Lebensgeschichte des armen Waisenkindes Jane Eyre war eine Offenbarung für sie gewesen. Von diesem Tag an hatte sie angefangen, Bücher zu verschlingen und ihre eigenen Geschichten zu schreiben.

Ihren ersten Roman hatte sie nachts geschrieben und mit Mitte zwanzig zwischen den beiden Weltkriegen veröffentlicht, als sie noch als Gouvernante für eine wohlhabende Familie mit drei Kindern in Dublin gearbeitet hatte. Das Buch hatte sich sehr gut verkauft. Danach hatte sie – wenn auch zuerst sehr bescheiden – von ihrer Arbeit als Schriftstellerin leben können.

Jetzt, siebzig Jahre später, war sie zur einflussreichen Grande Dame der irischen Romanautorinnen geworden, ausgezeichnet mit vielen Preisen und Ehrungen. Sie hatte ihren großen Erfolg und ihr Leben in vollen Zügen genossen.

Bis heute bedauerte sie nur, nie geheiratet und eine Familie gegründet zu haben. Sie hatte immer auf die große Liebe gehofft. Aber die Zeit war verflogen, und irgendwann war es zu spät dafür gewesen, eine eigene Familie zu gründen. Doch jetzt hatte sich all das geändert. Sie hatte eine Familie und war fest entschlossen, jeden ihrer Verwandten ausfindig machen.

1. KAPITEL

Logan Quinn bog mit seinem Wohnmobil in die mit Bäumen umsäumte Zufahrt der Willimsten Farm ab, die viel nobler aussah, als er erwartet hatte. Das weitläufige Haus mit den Ställen und offenbar frisch gestrichenen Nebengebäuden wirkte eher wie ein Gutshof inmitten einer gepflegten Landschaft.

Er war nur auf einen Parkplatz, frisches Wasser und eine Box im Stall aus gewesen, als er seinen Zwischenstopp auf der eine Woche dauernden Fahrt nach Perth eingeplant hatte. Daher kam er sich mit seinem ramponierten Wohnmobil und dem Anhänger irgendwie fehl am Platz vor. Sein alter Kumpel Ed Perkins arbeitete seit ein paar Jahren als Stallmanager auf der Farm und hatte ihm einen Platz zum Übernachten angeboten.

Der Besitzer hatte augenscheinlich eine Menge Geld. Logan kam seine Ranch mit dem zusammengezimmerten, winzigen Haus und den verwitterten Ställen am Rand des australischen Hinterlandes in den Sinn. Er hatte jahrelang als Investmentbanker gearbeitet und oft noch ein oder zwei zusätzliche Jobs angenommen, um sich mit dem ersparten Geld schließlich seine eigene Pferderanch kaufen zu können – das erste Zuhause in seinem bisherigen Leben.

Er hatte irgendwo Wurzeln schlagen müssen. Denn in seiner Kindheit war er mit seinem Bruder und seinen Eltern immer unterwegs gewesen. Sein Vater hatte die Familie mit ständig wechselnden Jobs auf Schaf- und Rinderfarmen im ganzen Land ernährt. Die Habseligkeiten der Familie hatten auf einem Pick-up Platz gehabt.

Logan war stolz auf seine kleine Ranch – auch wenn sie alles andere als perfekt war. Er baute sich eine Zukunft auf. Irgendwann hätte er vielleicht eine Familie, der er ein richtiges Heim bieten könnte. Einen Ort, an dem sich seine Familie sicher und geborgen fühlen konnte. Eines Tages wird meine Ranch so aussehen wie die Willimsten Farm, dachte er und schmunzelte darüber, dass er Luftschlösser baute.

Nachdem er angehalten hatte und ausgestiegen war, kam sein alter Freund Ed auf ihn zu. „Hallo, Kumpel. Wie schön, dich zu sehen“, sagte er zu Ed.

„Logan Quinn.“ Ed schüttelte ihm die Hand. „Wie war die Fahrt?“

„Ich war acht Stunden lang unterwegs. Es tut gut, mir die Beine vertreten zu können.“ Logan sah sich um. „Mit dem Job hier hast du offensichtlich das große Los gezogen.“

Ed nickte. „Der Besitzer Simon Grant ist in Ordnung und weiß gute Pferde zu schätzen. Da er auch eine Villa in Brisbane hat, ist er nicht oft hier. Wer kümmert sich denn um deine Ranch, wenn du unterwegs bist?“

„Billy Brantley arbeitet für mich. Erinnerst du dich an ihn? Wir haben auf der Weaver Ranch mit ihm zusammengearbeitet.“

„Ja, er ist ein guter Typ und arbeitet hart.“ Ed deutete mit dem Kopf auf den Anhänger. „Zeigst du es mir?“

„Sicher.“ Logan ließ die Rampe herunter, öffnete die Türen und strich über die Flanke des Stutfohlens, bevor er nach vorn ging und nach dem Halfter griff. „Komm, Schatz. Ich bringe dich auf eine Koppel. Du brauchst Bewegung.“ Das Fohlen ging langsam rückwärts die Rampe hinunter. Als es draußen war, präsentierte Logan Tally stolz seinem alten Kumpel.

„Aber hallo. Sie ist eine Schönheit.“ Ed musterte fachmännisch das Stutfohlen, das Logan gezüchtet und aufgezogen hatte. „Und du sagst, sie ist verkauft?“ Er strich über den Hals des Tieres.

„Warum? Willst du sie kaufen?“

„Ich wäre verrückt, sie nicht meinem Boss zu zeigen. Er ist immer auf der Suche nach neuen Pferden.“

„Ja, sie ist verkauft. An einen Züchter in Perth.“

„Nein. Für wie viel?“ Als Logan ihm die Summe nannte, zuckte er mit den Schultern. „Das ist ein fairer Preis. Wahrscheinlich hätte ich bei meinem Chef mehr für dich herausholen können. Ich hätte sie zu gern mit einem unserer Zuchthengste zusammengebracht. Warum behältst du sie nicht?“

„Das würde ich sehr gern“, sagte Logan bedauernd. Tally war ihm ans Herz gewachsen. „Aber ich brauche das Geld.“

„Warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte dir ausgeholfen.“

„Das tust du jetzt, indem du mich hier übernachten lässt. Hast du eine Koppel für meine Lady? Sie braucht Auslauf.“

„Komm mit.“ Ed brachte ihn und das Fohlen zu einer Koppel und öffnete das Gatter. „Wie heißt sie?“

„Ich nenne sie Tally. Ihr offizieller Name ist Quinn’s Tally-Ho Wallaroo.“

„Im Stall hinter mir habe ich eine Box für sie eingerichtet. Du kannst dein Wohnmobil auf der Rückseite parken. Direkt hinter der Eingangstür sind eine Toilette und eine Dusche. Hast du zu Abend gegessen?“

„Ja. Ich habe mir auf dem Weg etwas zu essen mitgenommen. Wenn Tally erst einmal Auslauf hatte und dann für die Nacht versorgt ist, gehe ich auch schlafen. Ich bin geschlaucht.“

„Nun, ich stehe bei Sonnenaufgang auf und bringe dir etwas zum Frühstück, bevor du dich wieder auf den Weg machst.“

Logan nickte. „Danke. Für alles.“

„Gern“, sagte Ed und ging zurück zu einem der Pferdeställe.

Er wandte sich wieder dem kastanienbraunen Zuchtfohlen auf der Koppel zu. Tally hatte im Zentrum seines Zuchtprogramms auf der Ranch stehen sollen. Er hätte sich nie vorstellen können, sie hergeben zu müssen. Nur der Gedanke daran machte ihn traurig. Aber er hatte die Wahl gehabt, das Pferd oder die Ranch zu behalten. Die Ranch würde ohne Tally überleben. Aber ohne die Ranch hatte er keinen Platz, um Pferde zu halten.

„Nettes Pferd.“

Als er die Frauenstimme hörte, drehte er sich zur Seite. Die Frau neben ihm stand ebenfalls direkt vor dem Gatter. Er trat einen Schritt zurück und setzte die Sonnenbrille ab. Ihr schönes Profil wurde von der untergehenden Sonne in Szene gesetzt. Flachsblonde, glänzende Locken fielen ihr über die Schultern und umrahmten ihr Gesicht. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gekrochen.

Eine dunkle Sonnenbrille verbarg ihre Augen. Sie trug ein T-Shirt, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten, und ein pinkfarbenes Bikinihöschen, das kaum ihren Po bedeckte. Sie war barfuß. Er schaute ihr wieder ins Gesicht und musterte eingehend ihre sinnlichen Lippen.

Ihre Mundwinkel zuckten. „Was kommt jetzt dran? Wollen Sie meine Zähne unter die Lupe nehmen?“

Logan war sich nicht bewusst gewesen, dass er sie so offensichtlich angestarrt hatte. Er drehte sich weg und richtete seinen Blick auf Tally. „Sie … Sie haben mich erschreckt.“

„Gut. Mir gefällt es, wenn ich durch den ersten Eindruck, den ich mache, in Erinnerung bleibe.“

„Na, dann: Gut gemacht“, sagte er leise lachend und sah sie wieder an. „Wer sind Sie?“

Sie streckte ihm die Hand hin. „Lucinda Grant. Meinem Vater gehört die Farm.“

Er schüttelte ihr kurz die Hand. Sie hatte lange, schmale Finger mit rot lackierten Nägeln. Sofort stellte er sich vor, wie sie mit den Händen über seinen nackten Körper streichen und erotische Zonen entdecken würde, die schon seit einer Weile nicht mehr berührt worden waren. Ja, richtig. Keinesfalls wird eine reiche, junge Frau ihre Zeit mit einem Mann verschwenden, der kein Geld hat. „Nett, Sie kennenzulernen, Miss Grant.“

„Oh, bitte. Du hast unverhohlen auf meinen Hintern gestarrt. Ich glaube, wir sind über Miss Grant hinaus. Du kannst Sunny zu mir sagen.“

„Ich denke, du heißt Lucinda.“

„Ja, aber alle nennen mich Sunny mit einem U. Tatsächlich sollte es ein O sein. Mein Vater wollte immer einen Sohn haben. Deshalb hat er Sonny mit einem O zu mir gesagt, bis ich fünf Jahre alt war. Meine Mutter hat den Namen dann in Sunny mit einem U geändert.“

„Es freut mich, dich kennenzulernen, Sunny mit einem U.“

Sie schob die Sonnenbrille auf den Kopf und sah ihn an. „Es gehört zu den allgemein üblichen Umgangsformen, dass du mir jetzt deinen Namen sagst. Du hast wirklich schlechte Manieren.“

„Bist du immer so spitzzüngig?“ Logan machte das Spielchen allmählich Spaß, das sie spielten.

Sie lachte. „Das Talent habe ich als Teenager entwickelt. Seitdem habe ich es perfektioniert. Das ist eine meiner besten Eigenschaften.“

Logan sah das Glitzern in ihren grünen Augen. Er kannte Frauen wie sie, die keine Angst hatten, Grenzen auszuloten. Frauen, die alles sagten, was ihnen in den Sinn kam, nur um eine Reaktion ihres Gegenübers zu provozieren. Gewöhnlich hielt er sich von solchen Frauen fern. Denn es war unmöglich, aus ihnen klug zu werden.

Aber Sunny hatte etwas an sich, das über ihre Schlagfertigkeit hinauswies. Hinter der toughen und frechen Fassade schien Verletzlichkeit auf. Das konnte er in ihren unglaublich schönen grünen Augen sehen.

Er streckte ihr die Hand hin. „Logan Quinn.“ Als sie seine Hand für einen langen Moment anstarrte, fragte er sich, ob sie ihn nicht anfassen wollte. Aber dann strich sie mit den Fingern über seinen Unterarm und löste ein erregendes Pickeln in ihm aus.

Neckisch lächelnd, sah sie ihn an. „Du hast schöne Hände, Logan Quinn.“ Sie betrachtete das Stutfohlen. „Gehört sie dir?“

„Ja, im Moment noch.“

Sunny kletterte über das Gatter der Koppel und ging auf Tally zu. „Komm mit, Logan. Erzähl mir von ihr.“

Also folgte er Sunny. Als er neben ihr herging, musterte er erneut ihr Profil. Sie war die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte – und auch die sonderbarste. Die Tatsache, dass sie nur ein dünnes T-Shirt trug, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten, schien sie nicht zu kümmern. Vielleicht hatte sie vorher in der Sonne gebadet … Oben ohne. Er schluckte.

Gut drei Meter von dem Fohlen entfernt, blieb sie stehen und hielt dem Tier die Hand hin. „Wie heißt sie?“

„Tally.“

„Hallo, Tally“, murmelte sie.

Logan holte einen Keks aus der Jackentasche und gab ihn ihr. „Hier, die Kekse mag sie.“

Anzac-Biscuits? Die mag ich auch.“ Sie biss in den Keks, bevor sie ihn dem Fohlen hinhielt. Tally kam sofort zu ihr und schnappte sich die Leckerei von Sunnys Hand.

Sanft griff sie nach dem Halfter und führte das Fohlen in einem großen Kreis herum. Logan betrachtete hingerissen Sunnys lange Beine und den schlanken Körper. Mit einem Mal bekam er große Lust auf sie.

Sie streichelte Tally, nahm das Fohlen ausgiebig in Augenschein und winkte Logan dann zu sich. „Mach mir eine Räuberleiter.“

„Willst du sie reiten?“

„Warum nicht?“

Er tat ihr den Gefallen und half ihr auf das Pferd. Sie hielt sich an der Mähne fest und gab dem Fohlen mit einem Fuß einen sanften Stups. Sofort setzte Tally sich in Bewegung. Der Anblick der schönen Frau auf dem ebenso schönen Pferd war atemberaubend. Logans Puls beschleunigte sich. Als sie zum Galopp ansetzte, stöhnte er, weil die Fantasie mit ihm durchging. Energisch versuchte er, die Bilder zu verdrängen, die ihm in den Sinn kamen.

Es war Monate her, seitdem er mit einer Frau geschlafen hatte. Er führte auf der Ranch ein sehr zurückgezogenes Leben und hatte einer Frau nicht viel zu bieten. Allerdings konnte eine Frau mit ihm wirklich eine Menge Spaß im Bett haben.

Gewöhnlich blieb ihm, wenn er das Futter für seine Pferde gekauft hatte, nicht viel Geld übrig. Nicht einmal genug, um auswärts essen oder ins Kino gehen zu können. Aber der Verkauf von Tally würde ihn ein weiteres Jahr finanziell über Wasser halten. Vielleicht könnte er sich sogar mit Frauen verabreden.

Fasziniert beobachtete er Sunny. Keinesfalls wollte eine Frau wie sie einen Kerl wie ihn. Aber das hielt ihn nicht davon ab sich vorzustellen, dass er ihre Haare, ihr Gesicht und ihren schönen Körper berührte.

Sie brachte das Pferd dazu, vor ihm stehen zu bleiben, und glitt von dessen Rücken. „Was immer Dad dir bietet – verlange fünfzig Prozent mehr. Und gib nicht nach. Er bewundert Männer, die standfest sind.“ Sie ging zum Gatter. „Wir sehen uns später, Logan Quinn.“

„Warte!“ Er holte sie ein, nachdem sie über das Gatter geklettert war. „Tally steht nicht zum Verkauf. Zumindest nicht für dich – oder deinen Vater.“

Sie runzelte die Stirn. „Was machst du dann hier?“

Er holte tief Luft. „Ich bin nur auf der Durchreise.“ Als sie schwieg, fiel sein Blick erneut auf ihren sinnlichen Mund. Er wollte sie küssen. Nur einmal, um herauszufinden, wie sich ihre vollen Lippen anfühlten, wie sie schmeckte und reagierte.

Um sich davon abzuhalten, sie in seine Arme zu ziehen, musste er seine ganze Willenskraft aufbringen. Aber das Gatter stand zwischen ihnen. Als Barriere, die so groß war wie alles andere, das sie trennte.

Sunny sog scharf die Luft ein, beendete das Schweigen und den Zauber, dem sie beide erlegen gewesen waren. „Dennoch ist sie ein schönes Pferd“, murmelte sie.

Er sah ihr nach, als sie wegging und dabei aufreizend die Hüften wiegte. Einer Frau wie ihr war er noch nie begegnet. Sie war so sexy und verführerisch. „Vergiss es, Kumpel“, murmelte er. „Das ist das erste und das letzte Mal, dass eine Frau wie Sunny dir einen zweiten Blick gönnt.“

Sunny lag im Bett, starrte an die Decke und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Immer wieder musste sie an den Streit denken, den sie am Abend mit ihrem Vater gehabt hatte. Er hatte sie von Sydney aus angerufen und gefragt, ob sie an dem Reitturnier teilnehmen würde, das am Wochenende in Brisbane stattfand.

Sie hatte geantwortet, dass sie nicht vorhatte, sich als Springreiterin an irgendwelchen Turnieren zu beteiligen. Daraufhin hatte er ihr all ihre Fehler als Tochter und als Mensch vorgehalten.

Sie schluckte. Die Nächte waren am schlimmsten. Immer wieder gingen ihr dieselben Gedanken durch den Kopf. Obwohl sie einen Sinn in all dem finden wollte, was passiert war, gelang es ihr nicht.

Jahrelang hatte sie hart trainiert und war bei unzähligen australischen und internationalen Springreitturnieren angetreten, um schließlich an den Olympischen Spielen in London teilnehmen zu können. Sie hatte ihrem Vater beweisen wollen, dass sie genauso gut sein konnte wie der Sohn, den er sich immer gewünscht hatte.

Als sie vor zwei Jahren mit Blick auf die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in die Weltauswahl aufgenommen worden war, hatte ihr Vater erfreut, aber verhalten reagiert. Er war erst stolz auf sie gewesen, als sie in die Olympiamannschaft berufen worden war – und das war alles, was sie jemals von ihm gewollt hatte: nur seine Bestätigung, dass sie liebenswert war.

Aber schon als sie in London gelandet war, hatte sie ein unheilvolles Gefühl gehabt. Der starke Erfolgsdruck hatte dafür gesorgt, dass sie manchmal unter Panikattacken gelitten hatte. In der Vorrunde hatte ein Fehler zum anderen geführt. Ihre Nervosität hatte sich auf ihr Pferd Padma übertragen, und sie hatte ihre Medaillenhoffnungen vorzeitig begraben müssen.

Sunny wischte sich eine Träne weg. Wer war sie, wenn sie keine Springreiterin war? Wie sollte es jetzt weitergehen? Was sollte sie jetzt tun? Sie schloss die Augen, sah Logan Quinn vor sich und seufzte weich. Sie dachte schon den ganzen Abend über an ihn.

Wenn er wusste, wer sie war, hatte er es sich nicht anmerken lassen. Wenn er es nicht wusste, musste er während der letzten sechs Monate auf dem Mond gelebt haben. Die Medien hatten nach den Olympischen Spielen alle möglichen Gerüchte über sie veröffentlicht: angefangen von ihrem angeblich wilden Partyleben und Drogenkonsum bis hin zu Männern.

Nichts davon stimmte. Aber deshalb war ihr die Berichterstattung nicht weniger an die Nieren gegangen. Mit Logan zu reden, ihn zu necken und wieder zu lachen, hatte so gutgetan. Sie fühlte sich nicht nur körperlich zu ihm hingezogen. Er strahlte auch eine ungeheure Stärke und Selbstsicherheit aus, die beruhigend, vertrauenerweckend und attraktiv wirkten.

Zum ersten Mal seit Monaten interessierte sie sich für etwas anderes als ihre Probleme. Es änderte zwar nichts an ihrer Situation, wenn sie einen gut aussehenden Fremden verführte, aber es war bestimmt nett, jemandem nah zu sein. Dann konnte sie nachts auch an etwas anderes als nur an ihr Versagen denken.

Aber war er überhaupt an ihr interessiert? Scheiterte sie auch auf diesem Gebiet? Sie setzte sich auf. Ich muss damit aufhören. Es ist Zeit, nach vorn zu sehen. Sie konnte die Fehler, die ihr bei den Olympischen Spielen unterlaufen waren, im Nachhinein nicht ungeschehen machen. Wenn sie jemals wieder glücklich werden wollte, musste sie … „Ich muss hier raus.“

Sunny stand auf und zog den Morgenmantel an. Leise verließ sie das Haus, rannte zum Pferdestall und öffnete die Tür. Sie hatte Padma seit ihrer Rückkehr aus London vor drei Monaten nicht mehr geritten. „Entschuldige“, murmelte sie. „Nur du hast mich jemals bedingungslos geliebt, ohne irgendetwas von mir zu erwarten – und ich habe dich enttäuscht. Ich habe uns beide blamiert.“

Ihr Vater hatte angekündigt, Padma zu verkaufen, nachdem sie geschworen hatte, nie mehr zu reiten. Das Pferd war hervorragend ausgebildet, hatte viel Turniererfahrung und war in den besten Jahren seiner Springreitkarriere. Doch auch wenn ihr Vater kaltherzig sein konnte, war er nicht völlig gefühllos. Bisher hatte er Padma jedenfalls nicht verkauft.

Autor

Kate Hoffmann
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und...
Mehr erfahren