So sexy wie die Sünde

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Muskulöser Körper, männlich markantes Gesicht: Eishockeystar Thom Quinn ist sündhaft sexy. Als persönliche Assistentin muss Malin jedoch seine erotischen Eskapaden verhindern - statt selbst seinem Sex-Appeal zu verfallen! Nur wie, wenn er sie ständig mit heißen Küssen überrascht?


  • Erscheinungstag 14.01.2019
  • Bandnummer 29
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745400
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Lass mich reden. Falls sie eine Frage an dich stellen, antworte kurz und bündig. Versuche nicht, dich zu entschuldigen. Kein Sarkasmus und kein Versuch, Humor in die Situation zu bringen. Wirke zerknirscht und reumütig.“

Thom Quinn saß im Porsche seines Agenten und versuchte, es sich trotz seiner Größe von einem Meter fünfundneunzig auf dem Beifahrersitz bequem zu machen. „Was glaubst du, was die vorhaben?“

„Wenn man deine letzten Ausrutscher bedenkt, ist es nur allzu wahrscheinlich, dass sie diesmal eine harte Schiene fahren“, erklärte Jack Warren. „Vielleicht suspendieren sie dich für einige Zeit. Vielleicht wirst du an einen anderen Club verkauft.“

Thom war von Anbeginn seiner Karriere als Profi-Eishockeyspieler bei Minneapolis gewesen. Talentiert wie er war, hatte man ihn gleich in der ersten Saison, in der er in einem Kleinstadt-Team in Iowa gespielt hatte, entdeckt und für die Playoffs geholt. Seitdem hatte er nicht mehr zurückgeschaut. Er war ein Star, der Typ Spieler, der ausschlaggebend für den Erfolg seines Teams war. Eine Defensivkraft, die Tore für die Blizzards schoss und die Angriffe der Gegenspieler gekonnt blockierte.

Sein Können auf dem Eis war nie infrage gestellt worden. Er hatte alle Erwartungen übertroffen, die man an ihn gehabt hatte. Aber jenseits des Eises konnte er dem Standard der Liga nicht gerecht werden.

Und seine letzte Eskapade vor drei Nächten war akribisch dokumentiert worden. Es gab unter anderem Fotos, auf denen er mit zwei Stripperinnen aus Las Vegas Black Jack spielte. Das Schlimmste aber war eines, das sie in einer Limousine zeigte, mit viel nackter Haut und reichlich Alkohol. Einer seiner sogenannten Freunde hatte ihn verraten und die Fotos an eine billige Fernsehshow verkauft. Sie hatten sich rasant in allen Medien verbreitet.

„Bekommst du das wieder hin?“, murmelte Thom.

„Du machst es einem nicht leicht“, erwiderte Jack und schüttelte den Kopf. „Du bist siebenundzwanzig Jahre alt. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst, Tommy.“

Was zur Hölle sollte das jetzt heißen? Er war auf der Spitze seines Erfolges. Er hatte mehr Geld, als er ausgeben konnte. Warum sollte er sich nicht einmal etwas gönnen und sich ein wenig vergnügen? Er brach ja keine Gesetze. Es hatte ein paar Handgemenge mit wütenden Fans oder aggressiven Fotografen gegeben, und ein paar verbitterte Exfreundinnen hatten Geschichten über ihn erzählt, aber er war mit einer Entschuldigung und einem großzügigen Geldbetrag immer aus der Sache wieder herausgekommen.

Warum hatte er nur immer das Gefühl, die Grenzen des guten Benehmens überschreiten zu müssen? Die Marketingleute der Minnesota Blizzards hatten Thom Quinn immer als Bad Boy verkauft, ein Mann, der auf der Straße aufgewachsen war und dessen harte Kindheit und Jugend ihn geprägt hatten. Sein Spitzname war „das Biest“. Sie hatten diese Rolle für ihn kreiert, ihm jedoch nie eindeutige Grenzen gesetzt. Wie weit war zu weit? Er wusste es nicht. Mit dem, was er vor drei Nächten getan hatte, war er jedoch offensichtlich zu weit gegangen.

Aber er konnte Minnesota nicht verlassen. Seine Familie war hier, und er musste bei ihr bleiben. „Ich will keinen Transfer“, erklärte Thom. „Versprich ihnen was immer sie wollen. Sie können mir mein Gehalt kürzen, und ich werde auch freiwillig in eine Entzugsklinik gehen. Sorg nur dafür, dass ich bleiben kann.“

„Das habe ich alles schon gehört“, meinte Jack. „Erinnerst du dich daran, dass du letztes Jahr mit der Exfreundin deines Teamkollegen ins Bett gegangen bist?“

„Sie hatten sich doch getrennt“, verteidigte sich Thom.

„Alex ist dein Teamkollege. Ist dir nie in den Sinn gekommen, was ein Streit zwischen euch beiden für das Team bedeutet hätte? Alles hat Konsequenzen. Du denkst nie nach, Thom.“

„Ich leide also unter mangelnder sozialer Kompetenz“, stellte Thom sarkastisch fest. „Ich treffe vorschnelle Entscheidungen und versuche ständig, mich selbst zu sabotieren. Ich könnte ein Buch schreiben. Ich bin sicher, dass ein paar dieser Therapeuten, die der Verein angeheuert hat, bereits lange Abhandlungen und Bücher über mich geschrieben haben. Mir wurde gesagt, dass ich faszinierendes Material bieten würde.“

„Zynismus wird dir in diesem Fall nicht helfen“, erklärte Jack.

Der Agent brachte den Wagen vor einer roten Ampel zum Stehen und lehnte sich zurück in den Ledersitz. Thom wusste, dass Jack immer ehrlich zu ihm sein würde, und doch hatte er nie ganz das Misstrauen verloren. Es gab nur drei Menschen, denen er in seinem ganzen Leben je vertraut hatte – seine beiden Brüder und seine Großmutter. Es war ein kleiner Kreis, aber alles, was Thom je gehabt und gebraucht hatte.

Schließlich parkte Jack vor dem Hauptquartier der Blizzards, stellte den Motor ab und wandte sich Thom zu. „Sag mir, was du willst, Tommy. Falls du das Team verlassen willst, werde ich dafür sorgen, dass das nicht zu deinem Nachteil passiert. Falls du zu einem anderen Club möchtest, bekommen wir auch das hin. Sag mir nur, was du vorhast.“

Thom hatte nach einer Antwort auf diese Frage gesucht, seit er ein Teenager war. Obwohl er gegen jede Autorität ankämpfte, um sein Leben selbst bestimmen zu können, wusste er doch, dass er eigentlich keinen Plan hatte. Sein Talent als Eishockeyspieler war das Einzige, das ihn davor bewahrt hatte, an einer Straßenecke um Kleingeld zu betteln. Und er würde nicht sein ganzes Leben lang Profispieler bleiben können.

„Vielleicht brauchst du einen Neustart“, überlegte Jack. „Du könntest irgendwo hinziehen und dein Leben ordnen. Beginne woanders noch einmal neu.“

„Ich möchte nicht weggehen“, murmelte Thom.

„Vielleicht wirst du keine Wahl haben. Natürlich können wir mitbestimmen, wohin du gehst. In deinem Vertrag steht, dass du bei Clubwechsel ein Mitspracherecht hast. Aber darüber werden wir reden, wenn es so weit ist.“

Als sie auf das Hauptquartier zugingen, atmete Thom tief durch und versuchte eine positive Haltung einzunehmen. Er hatte dies schon mehrere Male erlebt – er hatte schon öfter dumme Fehler gemacht und dann die Dinge mit einer ernst gemeinten Entschuldigung wieder hingebogen. Seine Fähigkeiten auf dem Eis hatten stets alles wieder ausgeglichen. Seine Verfehlungen waren gegenüber seinem enormen Talent immer geringfügig gewesen.

Aber er wurde älter. Er war jetzt siebenundzwanzig, und jungenhaftes Fehlverhalten wirkte längst nicht mehr so charmant wie früher. Die meisten seiner Teamkollegen in seinem Alter waren bereits verheiratet. Viele hatten sogar bereits Kinder.

Jack hielt die Eingangstür auf, und Thom trat in das Gebäude, in dem eine Klimaanlage für eine angenehme Kühle sorgte. Er rückte seine Krawatte zurecht und fuhr sich dann mit den Fingern durch sein widerspenstiges, etwas zu langes Haar. Er hatte sich rasiert, um einen guten Eindruck zu machen, aber ein Haarschnitt wäre wohl auch angebracht gewesen.

Als sie das Büro des Managers erreichten, wartete dort die Assistentin mit einem angespannten Lächeln auf sie und führte sie in das Konferenzzimmer. Der Raum war bereits gut besetzt, die Luft vor Anspannung zum Schneiden dick. Thom fluchte leise, als er eintrat. In dem Moment, als er die Anwesenden betrachtete, wurde ihm bewusst, dass er in großen Schwierigkeiten steckte.

Er hatte Steve McCrory, den Manager, und Dave Jones, den Direktor, erwartet, aber am Ende des Konferenztisches saß Davis Pedersen, der Besitzer des Clubs, mit eisigem Gesichtsausdruck.

Thom hörte, wie Jack seufzte. Das hier war noch ernster, als sogar sein Agent angenommen hatte. Pedersen erhob sich, als sie eintraten, und wies auf zwei Stühle. „Nehmen Sie bitte Platz, Gentlemen.“

Das laute Klingeln in Thoms Ohren übertönte die gedämpfte Unterhaltung im Raum. Weitere Leute erschienen und nahmen an dem langen Tisch Platz. Einige waren ihm bekannt, andere nicht. Thoms Blick fiel auf eine schlanke Blondine, die am anderen Ende des Tisches saß. Sie war die einzige Frau im Raum. Man konnte sie also nicht übersehen.

Ihre Blicke trafen sich, und Thom stellte fest, dass ihre Augen blau waren. Er schenkte ihr ein halbherziges Lächeln, und sie erwiderte es. Sie schien in diesem Raum außer seinem Agenten der einzige Mensch zu sein, der ihm in die Augen schauen konnte. Ein weiteres schlechtes Zeichen.

Der Vorstand eröffnete die Sitzung, und Thom hörte sich schweigend die Liste seiner Verfehlungen an, stets gefolgt von Erläuterungen, wie negativ sein Verhalten die Liga und das Team beeinflussen würde.

Er unternahm keinen Versuch, sich zu verteidigen oder zu erklären. Stattdessen wartete er darauf, dass man ihm das Wort erteilte. Er wusste, dass sie von ihm eine Entschuldigung erwarteten, bevor sie zur Festlegung des Strafmaßes übergingen.

Als der Moment kam und Thom den Mund öffnen wollte, stoppte Davis Pedersen ihn, indem er die Hand hochhielt. „Ich will Ihre Entschuldigungen nicht hören. Verdammt, ich will noch nicht einmal ein Versprechen, dass Sie sich morgen so benehmen werden, wie es von Ihrer Position verlangt wird. Soweit es mich betrifft, wären das nur leere Worte. Sie haben in der Vergangenheit bereits viele Versprechen gemacht und kein einziges davon gehalten. So, Mr. Quinn, jetzt werde ich Ihnen sagen, was passieren wird. Ich werde Sie an das erste Team verkaufen, dass mir eine anständige Ablösesumme für Sie zahlt. Bis dahin erwarte ich, dass Sie sich so brav wie ein Chorknabe verhalten, und ich werde alles dafür tun, dass das auch geschieht. Falls Sie erneut ausfällig werden, transferiere ich Sie zum schlimmsten Team in der ganzen Liga.“

Jack räusperte sich. „Wir haben eine Klausel im Vertrag, die ihm Mitspracherecht erteilt, und damit müssen Sie …“

„Ich muss gar nichts“, fuhr Pedersen ihn an. „Ihr Junge hat die moralischen Klauseln öfter gebrochen, als ich zählen kann.“ Er warf ihm einen Hefter zu, und Jack zog ein Foto heraus.

„Das Mädchen, das auf dem Foto neben ihm sitzt, ist noch ein Teenager. Ein Teenager und eine Prostituierte“, erklärte Pedersen. „Das hier wäre fast auf … wie heißt das noch?“

Die Blonde räusperte sich. „Instagram“, kam sie ihm dann zu Hilfe.

„Richtig. Ein Barkeeper aus Ihrem Hotel in Las Vegas hat mit uns Kontakt aufgenommen. Er informierte uns, dass dieses … Mädchen wiederholt aus dem Haus geworfen wurde, da sie den Gästen sexuelle Dienste anbot. Sie ist minderjährig. Er wollte fünftausend Euro, oder er würde dieses Foto veröffentlichen.“

„Ich kann dieses Foto erklären“, warf Thom ein.

Pedersens Gesicht verzerrte sich vor Wut, und er schlug mit den Händen auf den Tisch. „Ich will verdammt noch mal keine Erklärung. Ich will, dass Sie sich in Selbstkontrolle üben!“ Er erhob sich. „Wir sind hier fertig. Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden, wir haben noch weitere Dinge zu besprechen.“

Pedersen führte die anderen Männer aus dem Raum, aber die Blonde blieb sitzen. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“, fragte sie Thom. „Kaffee, Cola oder ein Mineralwasser?“

„Haben Sie auch Arsen?“, fragte Thom.

Sie lachte leise. „Nein, tut mir leid. Selbst wenn ich es hätte, würde ich nicht die Erlaubnis haben, es Ihnen zu geben.“

„Dann nehme ich nichts, danke“, sagte er.

„In Ordnung“, erwiderte sie. „Ich wünsche Ihnen viel Glück.“

„Danke“, meinte Thom und sah sie fragend an. Wer war diese Frau? Sie musste für das Team arbeiten. Aber als was? Er hatte sie nie in der Eissporthalle gesehen. An so eine schöne Frau hätte er sich erinnert. Verflixt, er hätte bestimmt versucht, sie zu verführen, wenn er sie früher kennengelernt hätte. Normalerweise kam keine attraktive Frau an ihm vorbei.

„Denk noch nicht einmal daran“, murmelte Jack, als die Blonde den Konferenzraum verließ.

„Was ist? Ich denke gar nichts“, log Thom. „Sie ist hübsch, aber wer ist sie?“

„Das weißt du nicht?“, fragte Jack. Er schüttelte den Kopf und lachte leise. „Wahrscheinlich ist es besser so.“

„Nein, wirklich. Wer ist sie?“

„Das ist Malin Pedersen. Davis Pedersens einzige Tochter.“

„Ich dachte, seine Tochter wäre noch auf der Highschool.“

„Das war sie auch, als wir dich damals unter Vertrag genommen haben. Sie ist mittlerweile erwachsen geworden.“

„Sie ist bildhübsch“, bemerkte Thom. „Wie war ihr Vornamen?“

„Malin.“

„Seltsamer Name“, murmelte er.

„Ich glaube, er ist schwedischen Ursprungs“, erklärte Jack.

„Malin“, flüsterte Thom zu sich selbst.

Ein schöner Name für eine schöne Frau. Er atmete tief durch und ermahnte sich innerlich selbst.

„Üben Sie sich in Selbstkontrolle!“, echote die Stimme Pedersens in seinem Kopf wider. Ja, es war definitiv eine schlechte Idee, sich die Tochter des Chefs nackt auf dem Bett liegend vorzustellen …

„Das ist alles deine Schuld“, warf Davis Pedersen mit grimmigem Gesicht seiner Tochter vor, als sie und Steve McCrory ihm etwas später in sein Büro folgten.

„Warum ist das meine Schuld?“, fragte Malin.

„Ich habe dich eingestellt, damit du dieses Flitter-Dingsda kontrollierst. Wir hatten in der Vergangenheit nie Probleme solcher Art. Gerade jetzt, da einer unserer Spieler aus der Rolle fällt, schießt jemand ein Foto und verbreitet es im ganzen Internet.“

„Du meinst Twitter“, sagte Malin. „Ich kann nur unsere Spieler kontrollieren und was sie posten. Nicht die ganze Welt.“

„Wofür bist du dann gut? Ich verstehe nicht, wie etwas so Lächerliches wie dieses verdammte Flitter …“

„Twitter“, verbesserte Malin ihn erneut.

„Was?“

„Es heißt Twitter. Instagram. Snapchat. Skype. Tinder. Facebook. Hast du das Handbuch nicht gelesen, das ich für die Spieler geschrieben habe?“

„Ich brauche kein verdammtes Handbuch, um zu wissen, dass der Ruf meines Teams auf dem Spiel steht. Dieser Mann zieht uns mit in den Dreck. Ich will, dass er rund um die Uhr beobachtet wird. Bis wir Thom an ein anderes Team transferieren, darf nichts mehr passieren, und du bist dafür verantwortlich. Wenn es auch nur den Anflug eines Problems gibt – wenn auch nur ein einziges anstößiges Bild von ihm auf Twitter erscheint –, ist dieser Job, den du dir selbst kreiert hast, vorbei, und du kannst wieder zu deinen Modedesigner-Freunden nach New York gehen.“

Malin schnappte nach Luft. „Du bist derjenige gewesen, der mich gebeten hat, nach Hause zu kommen, um dir dieses Problem abzunehmen. Du meintest, wenn ich eine Rolle im Management spielen will, muss ich mich erst beweisen.“

„Und das wirst du, indem du mein Team beschützt und diesem Ungeheuer nicht mehr erlaubst, noch weiteren Schaden anzurichten.“

Malin wandte sich Steve McCrory zu. „Habt ihr wirklich vor, ihn zu verkaufen? Er ist einer unserer besten Spieler. Und die Fans lieben ihn. Ich bin sicher, dass ich die Wogen wieder glätten kann. Gebt mir nur ein wenig Zeit.“

„Wir können es nicht zulassen, dass er mit seinem Verhalten außerhalb des Spielfeldes dem Club negative Schlagzeilen beschert“, erwiderte McCrory. „Erst waren es Schlägereien unter Alkoholeinfluss, und jetzt sind es schon minderjährige Prostituierte. Was kommt als Nächstes? Ich habe entschieden, ihn zu transferieren, und dein Vater stimmt mir zu.“

„Ich nicht“, bemerkte Malin. „Wenn du einen Aufruhr in den sozialen Medien sehen willst, dann warte erst, bis du seinen Transfer bekannt gibst.“

„Wenn er erst einmal bei einem anderen Club ist, sind andere für ihn verantwortlich. Bis dahin braucht er einen Aufpasser.“

Es war sinnlos zu widersprechen. Wenn es um Entscheidungen in Team-Fragen ging, war McCrory eine Macht, die man nicht umgehen konnte. Er wurde von ihrem Vater unterstützt, und es gab keine Chance, ihn umzustimmen.

Sie konnte es ihrem Vater nicht übelnehmen. Als er den Club vor siebzehn Jahren gekauft hatte, war er ein Verlustgeschäft mit den niedrigsten Zuschauerzahlen in der Liga gewesen. Jetzt lag der Club an der Spitze.

„Ich könnte ihn ändern“, meinte Malin. „Ich habe noch zwei Monate Zeit, bis das Trainingscamp beginnt.“

„Meine Entscheidung steht fest“, erwiderte McCrory.

„Meine auch“, fügte ihr Vater hinzu. „Warum gehst du nicht zu ihm und erklärst ihm, was wir in den nächsten Wochen von ihm erwarten?“

„Ich?“

„Ich sagte, er braucht einen Aufpasser. Das bist du. Oder hast du Angst, du wärst dieser Herausforderung nicht gewachsen?“

„Natürlich bin ich das. Ich werde dich nicht enttäuschen.“

Malin verließ enttäuscht das Büro ihres Vaters. Sie hatte nie ernsthaft geglaubt, dass er wirklich wollte, dass sie für das Team arbeitete. Es war immer ein Männerclub gewesen, Frauen waren hier nicht willkommen. Aber weibliche Fans machten mittlerweile fünfundvierzig Prozent der Zuschauer aus, eine Quote, die jährlich wuchs. Früher oder später mussten diese älteren Herren zugeben, dass sie eine Frau an der Führungsspitze brauchten. Und sie war fest entschlossen, diese Frau zu werden.

Sie fand Thom Quinn dort, wo sie ihn verlassen hatte – im Konferenzraum. Sie schaute kurz über die Schulter, als sie zum Tisch trat. „Ist Ihr Agent bereits gegangen?“

Quinn schüttelte den Kopf. „Nein. Er musste telefonieren.“

Malin zog einen Lederstuhl am Ende des Tisches vor, griff nach einem der Telefone und tippte die Nummer ihrer Assistentin ein. Ihr war eine Idee gekommen, wer den Wachhund für Thom Quinn spielen konnte. „Leah, ich bin im Konferenzraum. Könntest du bitte Jason finden und ihn zu mir bitten? Er muss irgendwo in der Nähe sein.“

Dann legte sie den Hörer auf und schaute Thom länger an, als es den Umständen entsprechend passend war. Sie schluckte. Was waren das denn für Umstände? Sie war nicht seine Chefin. Sie besaß keine Macht. Zumindest keine, die über die Befugnisse hinausging, die ihr Vater ihr gegeben hatte. Was passierte, wenn Thom sich weigerte, ihren Anweisungen zu folgen? Dann hätte sie bei ihrem Vater jede Glaubwürdigkeit und damit jede Chance auf einen Platz im Management verloren.

„Man hat also Sie geschickt, um mir weitere schlechte Nachrichten zu überbringen?“

„Schlechte Nachrichten?“

„Ja, dass man sich entschlossen hat, mich an das schlechteste Team der Liga zu verkaufen.“

„Ja“, murmelte sie, den Blick auf ihn gerichtet. „Ich … ich meine, nein.“

Er war ein unglaublich attraktiver Mann. Kein Wunder, dass er so eine starke Anziehung auf weibliche Fans ausübte. Das widerspenstige dunkle Haar, das stets ein wenig zerzaust wirkte. Die faszinierend blauen Augen. Aber es waren die Unregelmäßigkeiten in seinem Gesicht, die ihn so unwiderstehlich machten – die Narbe an seiner Lippe, die nicht ganz gerade Nase.

Sie zwang sich, den Blick von seinem Gesicht abzuwenden, und rückte rasch den Kugelschreiber neben ihrem Notizbuch zurecht.

„Was nun?“, fragte er. „Gibt es jetzt einen Transfer oder nicht?“

Malin holte tief Luft. „Nein“, log sie. Sie war immer noch entschlossen, ihn bei den Blizzards zu behalten. Außerdem war er bestimmt kooperativer, wenn er eine Chance sah, weiter im Team zu bleiben. „Man wird Ihnen noch eine Chance geben.“

Er runzelte die Stirn. „Wirklich?“

Malin nickte. „Unter bestimmten Bedingungen“, fügte sie hinzu.

„Und die wären?“

„Vielleicht sollten wir warten, bis Ihr Manager kommt.“

„Nein, bitte. Sagen Sie mir, was verlangt wird. Ich bin bereit alles zu tun, wenn ich im Team bleiben kann.“

„Also gut“, erklärte Malin. „Sie sollten keinen Alkohol mehr in der Öffentlichkeit trinken. Und wenn Sie mich fragen, hören Sie ganz damit auf. Sie treffen unsinnige Entscheidungen, wenn Sie trinken.“

Er starrte sie schweigend an, und sie hielt inne und wartete auf einen Kommentar oder Widerspruch. Als er nichts sagte, fuhr sie fort.

„Sie sollten sich auch eine Weile von Frauen fernhalten. Ich will damit nicht sagen, dass Sie keine Frau mehr daten können, aber achten Sie darauf, dass Ihr Privatleben … nun, eben privat bleibt. Und …“ Sie räusperte sich. „Wir werden Ihnen einen persönlichen Assistenten zur Seite stellen.“ Das hörte sich so viel besser als ‚Aufpasser‘ an, dachte sie. „Diese Person wird bei Ihnen wohnen, Sie begleiten und darauf achten, dass Sie die richtigen Entscheidungen treffen und …“

„Sie wollen mir einen Babysitter verpassen?“, fragte er.

„Natürlich nicht. Sie sind schließlich kein Baby. Sie sind ein erwachsener Mann, der viele Entscheidungen treffen muss. Deshalb brauchen Sie ja auch einen persönlichen Assistenten.“

Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Und das alles wegen eines Fotos?“

„Wenn wir dieses Foto nicht gekauft hätten, wären Sie vielleicht im Gefängnis gelandet.“

„Ich wusste, dass sie eine Prostituierte und noch minderjährig ist“, gestand er.

„Was?“

Er nickte. „Sie kam zu mir an die Bar. Sie war verängstigt und hungrig. Sie hatte ein blaues Auge und eine geschwollene Lippe. Wir begannen zu reden, und es war schnell klar, dass sie etwas Ordentliches zu essen und Schlaf brauchte. Also habe ich dafür gesorgt, dass sie zu Abend isst und für sie ein Zimmer genommen. Am nächsten Morgen habe ich sie besucht und ihr Geld gegeben, damit sie nach Hause fliegen kann. Sie hat es genommen, und soweit ich weiß, ist sie wieder in Kansas oder Nebraska oder wo immer sie herkam. Ich nehme an, dieser Kerl hat dieses Foto gemacht, als wir an der Bar saßen.“

„Sie haben nicht …?“

„Auch ich habe meine Grenzen.“

„Warum haben Sie denn nichts gesagt?“

Er grinste und zuckte die Schultern. „Ich habe es versucht, aber sie wollten mich ja gar nicht anhören. Außerdem hätte es auch keine Rolle gespielt. Sie sehen mich so, wie sie mich sehen wollen.“

Malin betrachtete ihn schweigend. Sie hatte seine Biografie gelesen – er war ein straffälliger Jugendlicher gewesen, eine Waise, und hatte sich auf den Straßen herumgetrieben, bis er in das Eishockey-Training der Schule aufgenommen wurde. Er hatte nie ein männliches Vorbild in seinem Leben gehabt. Stattdessen hatte er sich die Regeln und Erwartungen des Erwachsenseins selbst zusammengebastelt. Wenn man dazu noch bedachte, wie schnell er zu Ruhm und Reichtum gekommen war, konnte man sich sein Verhalten erklären. War sie wirklich bereit, sich an diese Geschichte heranzuwagen? Wenn es darum ging, sich den Respekt ihres Vaters zu verschaffen, dann ja, verdammt noch mal! Sie wollte und würde es schaffen, diesem Mann neue Wege aufzuzeigen.

„Miss Pedersen?“, hörte sie eine Stimme hinter sich sagen.

Malin wandte sich um und sah, dass ihr Cousin Jason Pedersen nervös an der Tür stand und wartete. Seine Mutter hatte ihn nach Minneapolis geschickt, als er nach fünf Jahren College keinen Job gefunden hatte. Bisher hatte er sie durch seine Fähigkeiten nicht sehr beeindruckt, aber er gab sich Mühe, und sie brauchte jemanden, der seinen Job ernst nahm. Jemanden, der an Thom Quinn kleben würde wie eine Klette.

„Jason, das ist Thom Quinn“, stellte Malin vor.

„Ich … ich weiß, wer Sie sind“, sagte Jason. „Ich habe Sie letztes Jahr bei einer Fan-Veranstaltung getroffen. Sie haben meinen Helm signiert.“

„Mr. Quinn, ich empfehle Ihnen wie gesagt, sich einen persönlichen Assistenten zu nehmen. Jemand, der rund um die Uhr für Sie da ist. Sie haben in Ihrem Haus bestimmt Platz für ihn. Natürlich wird der Club für Kost und Logis aufkommen.“

„Sie wollen, dass ich mit jemandem zusammenlebe?“, fragte Thom.

Autor

Kate Hoffmann
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und...
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