In der Oase der Liebe

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Flucht in die Oase der Liebe
Entführt und in einen Harem verkauft ... Das Schicksal der schönen Balletttänzerin Leanna scheint besiegelt. Bis der attraktive Cameron in ihr Leben tritt. Unter Einsatz seines Lebens befreit er sie aus der Gewalt des Sultans von Baslaam. Auf einer dramatischen Flucht durch die Wüste kann Leanna sich der faszinierend männlichen Ausstrahlung ihres Retters von Tag zu Tag weniger entziehen, in einer märchenhaften Oase gibt sie sich schließlich seinen Verführungskünsten hin. Doch als sie ihm nach einer berauschenden Nacht überglücklich ihre Liebe gesteht, weist er sie eiskalt zurück ...

Oase der Liebe
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In der Oase unserer Träume
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Oase der Versuchung
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  • Erscheinungstag 08.12.2014
  • ISBN / Artikelnummer 9783733787547
  • Seitenanzahl 576
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Sandra Marton, Jennie Lucas, Abby Green, Olivia Gates

In der Oase der Liebe

Sandra Marton

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1. KAPITEL

Cameron Knight war zweiunddreißig Jahre alt, schlank, muskulös, über einen Meter neunzig groß und hatte grüne Augen. Den beeindruckenden Körperbau verdankte er seinem aus England stammenden Vater, das schwarze Haar und die hohen Wangenknochen seiner Mutter, einem indianischen Halbblut. Schon sehr früh entwickelte er eine Vorliebe für schöne Frauen, schnelle Autos und gefährliche Abenteuer.

Noch immer umgab ihn die Aura des blendend aussehenden, aber gefährlichen Teenagers, nach dem die Mädchen in Dallas, Texas, verrückt gewesen waren.

Die Abenteuerlust hatte Cameron zu seinem Beruf gemacht. Zunächst als Sicherheitspolizist, dann als Agent und jetzt gemeinsam mit seinen Brüdern als Unternehmer.

Mit der Arbeit für Knight, Knight & Knight war er reich geworden. Auf drei Kontinenten riefen die Menschen ihn zu Hilfe, wenn es brenzlig wurde.

Und zu Camerons grenzenloser Überraschung hatte ihn nun auch sein Vater um Hilfe gebeten.

Noch erstaunlicher jedoch war, dass Cameron sie ihm zugesagt hatte.

Deshalb saß er jetzt in einem kleinen Privatjet über dem Atlantik auf dem Weg zu einem winzigen Ort namens Baslaam. Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr verriet Cameron, dass sie in einer halben Stunde landen würden. Das gab ihm noch etwas Zeit zur Entspannung. Den überwiegenden Teil des Fluges hatte er in der Akte gelesen, die sein Vater über Baslaam zusammengestellt hatte.

Schließlich musste er auf seiner Reise ins Ungewisse vorbereitet und fit sein. Dabei halfen ihm Atemübungen, die einer seiner Ausbilder beim Geheimdienst immer als Tai-Chi für den Geist bezeichnet hatte.

Cameron stellte die Rückenlehne seines Ledersitzes zurück, schloss die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Vielleicht lag es daran, dass er im Auftrag seines Vaters unterwegs war – jedenfalls dachte er über sein Leben nach und wie nahe er der Vorhersage seines Vaters gekommen war.

„Du bist ein Nichtsnutz“, hatte Avery ihm als Kind oft vorgeworfen. „Aus dir wird nie etwas Gescheites.“

Ehrlicherweise musste er zugeben, dass er alles getan hatte, um seinen Vater in dieser Meinung zu bestätigen: Schulabbruch, Alkohol und dazu noch Marihuana – allerdings nur für kurze Zeit. Denn nach einem Joint fühlte man sich zwar high, verlor aber auch die Selbstkontrolle, was Cameron gar nicht gefiel.

Mit siebzehn geriet er in ernste Schwierigkeiten.

Wütend auf seine Mutter, weil sie gestorben war, und auf seinen Vater, weil er sich mehr für sein Geld als für seine Familie interessierte, glich Cameron einer tickenden Zeitbombe.

Eines Nachts, als er in seinem frisierten Truck mit hundertsechzig Sachen eine kurvenreiche Nebenstrecke entlangfuhr, bemerkte Cameron, dass er gerade an dem unbeleuchteten Haus des Polizisten vorbeikam, der ihm ein Jahr zuvor eine ordentliche Abreibung verpasst hatte.

Das wäre halb so schlimm gewesen, wenn der Beamte nicht im Auftrag von Camerons Vater gehandelt hätte.

„Sein alter Herr hat mich gebeten, dem Jungen einen Denkzettel zu verpassen“, hatte der Polizist seinem Kollegen erklärt.

Das hatte Cameron nie vergessen. Also stellte er den Truck am Straßenrand ab, lief zum Haus, kletterte von einem Baum aus ins Schlafzimmerfenster und betrachtete den schnarchenden Polizisten ein paar Minuten, bevor er auf dem gleichen Weg zum Truck zurückkehrte.

Dieses Erlebnis fand er so aufregend, dass er sich fortan einen Spaß daraus machte, in die Häuser der Männer einzubrechen, die nach der Pfeife seines Vaters tanzten. Er ließ nie etwas mitgehen, sondern freute sich nur diebisch über seinen Erfolg.

Eines Nachts – inzwischen besuchte er das College – wäre er jedoch fast erwischt worden.

Das war ihm eine Lehre, und von da an verzichtete er auf seine gefährlichen Spielchen. Cameron verließ das College und meldete sich freiwillig zum Wehrdienst. Von dort rekrutierte ihn die Sicherheitspolizei. Als der Geheimdienst ihm ein Angebot machte, nahm er es an. Verdeckte Ermittlungen waren genau das Richtige für ihn.

Bis man ihn mit Operationen betraute, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.

Seine Brüder schlugen ganz ähnliche Wege ein. Und auch sie liebten schnelle Autos, schöne Frauen und riskante Abenteuer.

Vom Alter her jeweils ein Jahr auseinander, besuchten sie dasselbe College. Alle drei Knights verließen das College nach zwei Jahren, gingen zur Sicherheitspolizei und anschließend zum Geheimdienst.

Nach einiger Zeit kehrten sie jedoch nach Dallas zurück, enttäuscht von den Aufträgen, die man ihnen beim Geheimdienst erteilt hatte. Dort gründeten sie Knight, Knight & Knight, eine Firma für Risikomanagement. Nach Stunden ernster Planung und einigen Drinks hatte Cameron die Firmenbezeichnung vorgeschlagen.

„Und was soll man darunter verstehen?“, hatte Matt gefragt.

„Dass wir uns eine goldene Nase verdienen“, hatte Alex lachend erklärt.

Er sollte recht behalten. Einflussreiche Klienten zahlten Unsummen für Aufträge, vor denen die meisten Menschen schreiend die Flucht ergriffen hätten.

Dabei ging es dann ziemlich oft um Dinge, die am Rande der Legalität lagen.

Nur ihr Vater ignorierte ihren Erfolg – bis er eines Abends auf Camerons Anwesen in Turtle Creek auftauchte.

Avery war sofort zur Sache gekommen und hatte erklärt, sein Angestellter, der mit Vertragsverhandlungen über Ölgeschäfte mit dem Sultan von Baslaam beauftragt war, hätte sich seit fast einer Woche nicht mehr gemeldet und wäre weder über Handy noch über Satellitencomputer erreichbar.

Mit unbewegter Miene hatte Cameron sich das angehört. Als Avery verstummte, sagte sein Sohn noch immer nichts. Allerdings wusste er jetzt, warum sein Vater ausgerechnet zu ihm gekommen war.

„Himmel, Cameron, du weißt, worum ich dich bitte“, sagte sein Vater ungeduldig.

„Tut mir leid, Avery, du musst es mir schon sagen.“

Im ersten Moment dachte er, Avery würde aufstehen und wortlos das Haus verlassen. Doch stattdessen atmete er tief durch.

„Ich will, dass du nach Baslaam fliegst und herausfindest, was, um alles in der Welt, dort vorgeht. Ich zahle dir das doppelte Honorar.“

Cameron schob die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich gegen das Geländer der Veranda, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt hatte.

„Ich will kein Geld von dir“, meinte er ruhig.

„Was willst du dann?“

Dass du mich auf Knien anflehst, dachte Cameron. Doch das ließ sein Ehrenkodex natürlich nicht zu, schon gar nicht, weil es hier um seinen eigenen Vater ging.

Also hatte er den Auftrag ohne Widerspruch angenommen und landete keine achtzehn Stunden später mit einem harten Aufprall in der Wüste.

Ein kleiner Mann in einem weißen Anzug eilte auf ihn zu.

„Willkommen in Baslaam, Mr. Knight. Ich bin Salah Adair, der Sekretär des Sultans.“

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Adair.“ Cameron sah sich um. „Begleitet der Vertreter von Knight Industries Sie denn nicht?“

Adair lächelte heiter. „Er ist zu Vermessungsarbeiten jenseits der Blue Mountains aufgebrochen. Hat er Sie davon nicht in Kenntnis gesetzt?“

Unschuldig erwiderte Cameron das heitere Lächeln. Der Unterhändler seines Vaters war Rechtsanwalt und hatte keine Ahnung von Vermessungsarbeiten.

„Vermutlich hat er meinen Vater informiert, und der hat vergessen, es mir zu sagen.“

Adair führte ihn zu einer schwarzen Limousine, die zu einem Konvoi alter Jeeps und neuer Humvees gehörte. Sämtliche Fahrer und Begleiter waren bis an die Zähne bewaffnete Soldaten.

„Der Sultan hat Ihnen zu Ehren eine Eskorte geschickt“, erklärte Adair mit aalglatter Miene.

Nach einer Eskorte sah das nun wirklich nicht aus. Wieso trugen die Männer alle Waffen? Und wo steckten die normalen Bürger von Baslaam? Die asphaltierte Straße, die zur Stadt führte, war menschenleer. Dabei wollte das Sultanat sich doch den Anschein eines modernen Staates geben. Demnach hätte die Straße voller Autos sein müssen.

„Der Sultan gibt ein Fest für Sie“, sagte Adair während der Fahrt. „Sie werden mit vielen Delikatessen verwöhnt werden, Mr. Knight. Und ich meine nicht nur Gaumenfreuden.“

„Wunderbar.“ Innerlich unterdrückte Cameron ein Schaudern. Was in diesem Teil der Welt als Delikatesse galt, verursachte ihm schon beim bloßen Gedanken Übelkeit. Und seine Betthasen suchte er sich auch lieber selbst aus.

Irgendetwas stimmte nicht in Baslaam. Ganz deutlich spürte Cameron Gefahr. Er sollte auf der Hut sein. Unbekannte Speisen, Alkohol und Frauen waren tabu – besonders die Frauen!

Wo versteckten sie nur die anderen Frauen?

Wie lange sie schon in dieser schmutzigen, fast unbelüfteten Zelle eingesperrt war, wusste Leanna nicht. Zwei Tage, vielleicht zweieinhalb, und die ganze Zeit über hatte sie keine einzige Frau zu Gesicht bekommen. Dabei würde eine Frau ihr bestimmt zuhören und ihr bei der Flucht aus dieser Hölle helfen.

Besorgt betrachtete sie den kleinen Wasserrest in dem Eimer, den man ihr am Morgen gegeben hatte. Ob sie mehr Wasser bekäme, wenn sie den Rest austrank? Von der Hitze war ihre Kehle ganz ausgetrocknet. Allerdings hatte es sich etwas abgekühlt, denn die unbarmherzige Sonne verschwand gerade hinter den Bergen. Das konnte Leanna an den länger werdenden Schatten in ihrem verwahrlosten Gefängnis ablesen. Die Armbanduhr hatten ihr die Kidnapper vom Handgelenk gerissen.

Dass es etwas abkühlte, bedeutete zwar eine Erleichterung, doch in der Dunkelheit krochen auch die Spinnen und Tausendfüßler aus ihren Verstecken.

Leanna schloss die Augen, atmete tief durch und ermahnte sich, nicht an das Ungeziefer zu denken. Ihr stand Schlimmeres bevor. Einer der Wärter sprach gebrochen Englisch und hatte ihr mit einem anzüglichen Lachen erzählt, was sie erwartete.

Heute Abend würde sie zu dem Mann gebracht, der sie gekauft hatte. Der König oder Häuptling dieses grässlichen Landes. Gegen die Begegnung mit ihm waren das Ungeziefer, die Hitze und die Verhöhnungen der Wärter vermutlich gar nichts.

„Der große Asaad nimmt dich heute Abend“, hatte der Wärter grinsend gesagt und eine anzügliche Handbewegung gemacht, damit Leanna auch ja wusste, was er meinte.

Sie zitterte und versuchte verzweifelt, es zu unterdrücken, denn ihre Angst zu zeigen, wäre ein großer Fehler. Was für eine komplett absurde Situation! In einem wunderschönen alten Theater in Ankara hatte sie mit der Balletttruppe eine Schwanensee-Aufführung einstudiert. In der Pause, als sie das Gebäude kurz durch eine Seitentür verlassen hatte, um frische Luft zu schöpfen, hatte man sie gepackt und in einen stinkenden Lieferwagen geworfen.

Die Zellentür ging auf. Zwei Riesen mit Händen so groß wie Schinken kamen herein. Einer zeigte mit dem Daumen nach oben, was wohl hieß, dass sie mit ihnen kommen sollte.

Am liebsten hätte sie sich auf den Boden geworfen und geschrien. Stattdessen hielt sie sich sehr aufrecht und funkelte die Männer wütend an. Sie dachte gar nicht daran, sich einschüchtern zu lassen.

„Wohin bringen Sie mich?“

Die Riesen überraschte ihre Haltung genauso wie sie selbst.

„Du kommst mit.“ Das Englisch des Mannes klang kehlig, aber verständlich.

Leanna stützte die Hände auf die Hüften. „Ich denke gar nicht daran!“

Daraufhin packten die zwei sie an den Armen. Verzweifelt versuchte sie, Widerstand zu leisten. Doch sie hoben sie einfach hoch und zogen sie mit sich.

Aber so leicht gab Leanna nicht auf. Durch das jahrelange Balletttraining besaß sie sehr muskulöse Beine, die sie sehr hoch werfen konnte. Damit war sie sogar schon in einer Revue in Las Vegas aufgetreten. Dieses Training kam ihr jetzt zugute.

Der Riese mit den Englischkenntnissen wusste nicht wie ihm geschah, als er plötzlich an seiner empfindlichsten Stelle getroffen wurde und sich vor Schmerzen krümmte.

Sein Kumpan fand das sehr amüsant, doch bevor Leanna auch ihm einen Tritt versetzen konnte, drehte er ihr den Arm um, versetzte ihr einen Kopfstoß und fuhr sie an.

Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber das war auch gar nicht nötig. Der stinkende Atem und die Speicheltropfen, die sie trafen, sprachen für sich.

Außer ihr hatten die vermummten Männer in Ankara noch zwei andere Balletttänzerinnen entführt. Zuerst glaubten die Frauen, die Männer wollten ein Lösegeld für sie fordern, doch dann äußerte eine Kollegin eine ganz andere Befürchtung.

„Das sind Sklavenhändler“, flüsterte sie entsetzt. „Sie werden uns verkaufen.“

Sklavenhändler im einundzwanzigsten Jahrhundert? Leanna fand das lächerlich, doch ihre Kollegin hatte offenbar einen Bericht im Fernsehen über den Sklavenhandel mit Weißen gesehen.

„Aber an wen werden wir verkauft?“, fragte die andere Kollegin.

„An irgendeinen Mistkerl, der sich das leisten kann“, antwortete die andere mit bebender Stimme und gab Details aus dem Bericht wieder.

Doch Leanna war nicht empfindlich. Mochten Ballerinen auch wie Märchenprinzessinnen über die Bühne schweben – der Anblick täuschte gewaltig. Ballett bedeutete harte Arbeit und eine strenge und fordernde Ausbildung, besonders wenn man sie an einer mit öffentlichen Mitteln geförderten Schule genoss.

Während die anderen beiden Mädchen fast verzweifelten, versuchte Leanna, ihre Fesseln zu lösen. Sie hatte es fast geschafft, als die Entführer die Heckklappe aufrissen und den drei Balletttänzerinnen eine Spritze gaben.

Erst in dieser grässlichen Zelle war Leanna wieder zu sich gekommen – mit der untrüglichen Gewissheit, dass man sie verkauft hatte.

Und jetzt führte man sie zu ihrem Eigentümer, durch einen langen stinkenden Flur in einen kleinen Raum mit Betonwänden und einer Abflussrinne in der Mitte des Bodens. Die Männer schlugen die Tür hinter Leanna zu und verriegelten sie. Trotzdem warf sie sich mit aller Kraft dagegen und schlug mit zu Fäusten geballten Händen an das Holz, bis ihre Knöchel schmerzten.

Dann sank sie auf den kalten Boden und betrachtete die fleckigen Wände und den dunklen feuchten Fleck rund um den Abfluss.

Als der Riegel geraume Zeit später zurückgeschoben wurde, begann sie zu zittern.

„Ich darf ihnen meine Angst nicht zeigen“, sagte sie sich leise. Langsam stand sie wieder auf und hob herausfordernd das Kinn.

Eine Frau kam in den Raum. Das erleichterte Leanna. Doch hinter ihr standen zwei Männer, die sie mit kaltem Blick musterten.

„Sprechen Sie Englisch?“, fragte Leanna die Frau, die das Kommando zu führen schien.

Dass sie keine Antwort bekam, musste nichts heißen. So leicht gab sie nicht auf. „Ich hoffe es. Sie müssen wissen, dass dies ein schreckliches Missverständnis …“

„Ausziehen!“

„Also sprechen Sie Englisch. Ich bin ja so …“

„Die Kleider bleiben auf dem Boden.“

„Bitte hören Sie mir zu! Ich bin Tänzerin. Ich weiß nicht, was …“

„Beeilung, oder die Männer werden nachhelfen.“

„Haben Sie mich verstanden? Ich bin Tänzerin. Amerikanerin. Meine Botschaft …“

„In Baslaam gibt es keine Botschaft. Mein Herr erkennt dein Land nicht an.“

„Das sollte er aber. Oder … oder …“

Ohne ein weiteres Wort machte die Frau den Männern ein Zeichen. Als einer wie ein Blitz auf sie zugeschossen kam und an ihrem T-Shirt zog, schrie Leanna erschrocken auf. „Aufhören! Lassen Sie mich sofort los!“

Das T-Shirt zerriss. Als Leanna nach dem Mann ausholte, lachte der nur und hielt ihre Handgelenke mit einer Hand umklammert. Mit der anderen hob er sie hoch, damit sein Kumpan ihr Schuhe und Hose ausziehen konnte.

Als sie nur noch BH und Slip trug, stieß der Mann sie zu Boden. Leanna krabbelte zur Wand und machte die Augen fest zu. Das konnte doch nur ein Albtraum sein!

Ein paar Sekunden später traf sie ein warmer Wasserstrahl, und sie riss die Augen wieder auf. Dienstmädchen umringten sie. Einige hielten Krüge mit dampfendem Wasser, andere Seife und Handtücher. Die Männer schleppten einen riesigen Holzzuber in den Raum.

Einen Zuber?

„Zieh die Wäsche aus“, kommandierte die Frau. „Und wasch dich gründlich! Wenn du nicht sauber bist, wirst du bestraft. Sultan Asaad duldet keinen Schmutz.“

Leanna blinzelte. Offenbar stand sie in einem improvisierten Badezimmer. Deshalb der Abfluss im Boden.

Wegen der Ironie der Situation hätte sie fast gelacht. Der Herrscher über dieses gottverlassene Kaff hatte sie in ein mit Ungeziefer verseuchtes dunkles Loch gesperrt, und nun sollte sie ihm als neues Sexspielzeug dienen.

Aber zuerst musste sie sich hinter den Ohren waschen.

Weil die ganze Situation so unglaublich grotesk war, lachte Leanna hysterisch. Daraufhin kicherte eine der Dienerinnen und hielt sich die Hand vor den Mund. Aber nicht schnell genug. Blitzschnell verpasste ihr die Frau, die das Kommando führte, eine Ohrfeige und brüllte sie an, bevor sie sich wütend an Leanna wandte.

„Vielleicht möchtest du voller blauer Flecken vor meinem Gebieter erscheinen?“

Nun hatte Leanna genug. Sie sah der Frau fest in die Augen und sagte: „Vielleicht möchten Sie vor ihm erscheinen und erklären, warum seine Ware so zugerichtet ist?“

Die Frau erblasste, was Leanna mit einem kühlen Lächeln zur Kenntnis nahm. Dabei klopfte ihr Herz zum Zerspringen vor Angst.

„Sagen Sie diesen Schlägertypen, sie sollen verschwinden. Erst dann steige ich in den Zuber.“

Obwohl sie verblüfft aussah, befahl die Frau den Männern, den Raum zu verlassen.

Leanna zog ihre Dessous aus, stieg in den mit heißem Wasser gefüllten Zuber und entspannte ihre verkrampften Muskeln, während sie fieberhaft über einen Fluchtplan nachdachte.

Leider war ihr noch nichts eingefallen, als die Frau verkündete, sie wäre jetzt sauber genug für den Sultan von Baslaam. Klassisch ausgebildete Balletttänzerinnen hatten wenig Übung im Improvisieren, das gehörte eher zu den Stärken von Schauspielern.

Aber irgendetwas würde ihr schon einfallen. Jedenfalls war sie kein Feigling – was sie, wenn nötig, auch beweisen wollte.

2. KAPITEL

Cameron hatte schon viele von Aufruhr geschüttelte Orte besucht.

Aber in Baslaam herrschte kein Aufruhr. Das Sultanat stand vor dem Zusammenbruch! Auch ohne seine Ausbildung beim Geheimdienst hätte er das sofort erkannt.

Keine Menschen. Keine Fahrzeuge. Grauer rauchgeschwängerter Himmel. Und die Geier fingen bereits an zu kreisen.

Im Sultanat steht es nicht zum Besten, dachte Cameron.

Adair hatte nicht einmal zu einem Erklärungsversuch angesetzt. Und Cameron war klug genug, um keine Erklärungen zu verlangen. Zum Glück hatte er im Aktenkoffer eine Pistole versteckt, die sich sicher noch als nützlich erweisen könnte.

Der Sultan erwartete ihn in einer Marmorhalle, deren Deckenhöhe an die sieben Meter betragen musste. Wie er dort auf seinem goldenen Thron auf einer silbernen Empore saß, hatte er nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Mann, den sein Vater ihm beschrieben hatte.

Avery zufolge war der Sultan nämlich über achtzig Jahre alt, klein, drahtig, entschlossen und unnachgiebig.

Der Mann vor ihm hingegen musste etwa Mitte vierzig sein und war massig, fast fett. Die einzige Ähnlichkeit mit dem Sultan, den Avery beschrieben hatte, bestand in dem unnachgiebigen Blick. Außerdem spiegelte sich Grausamkeit in den Gesichtszügen des obersten Würdenträgers.

Ob es einen Staatsstreich gegeben hatte? Das würde einiges erklären – unter anderem das Verschwinden des Gesandten seines Vaters. Wahrscheinlich gehörte der arme Mann zu den Unglücklichen, auf die es die Aasgeier abgesehen hatten. Erstaunlich eigentlich, dass er selbst noch lebte, dachte Cameron. Offensichtlich wollte der Mann auf dem Thron etwas von ihm. Aber was?

Adair übernahm die Vorstellung. „Das ist Cameron Knight, Exzellenz. Mr. Knight, das ist unser geliebter Sultan Abdul Asaad.“

„Guten Tag, Mr. Knight.“

„Exzellenz.“ Cameron lächelte höflich. „Ich dachte, Sie wären älter.“

„Sie hatten demnach erwartet, meinen Onkel kennenzulernen. Leider ist er in der vergangenen Woche ganz unerwartet von uns gegangen.“

„Mein herzliches Beileid.“

„Danke. Er fehlt uns sehr. Übrigens hatte auch ich gedacht, dass der Eigentümer von Knight Oil sehr viel älter wäre.“

„Das ist mein Vater. Ich bin sein Gesandter.“

„Was Sie nicht sagen! Und was führt Sie in unser bescheidenes Land?“

„Mein Vater meinte, der Sultan – also Sie …“, wieder lächelte Cameron höflich, „würde die letzten Einzelheiten des Vertrags lieber mit mir besprechen als mit seinem üblichen Unterhändler.“

„Warum sollte ich das wollen?“

„Weil ich alle Vollmachten besitze und den Vertrag in seinem Namen abschließen kann – direkt und ohne Mittelsmann, der die Angelegenheit offenbar nur verzögert hat.“

Der Sultan nickte. „Ein ausgezeichneter Vorschlag. Zwischen Ihrem Vorgänger und mir gab es tatsächlich einige Meinungsverschiedenheiten. Er wollte Formulierungen ändern, über die ich mich mit Ihrem Vater bereits geeinigt hatte.“

Unsinn, dachte Cameron, lächelte jedoch weiter. „Dann ist es ja gut, dass ich jetzt hier bin, Exzellenz.“

„Adair hat Ihnen sicher schon berichtet, dass der Angestellte Ihres Vaters die Ebene jenseits der Blue Mountains besucht.“

„Ja, er hat so etwas erwähnt.“

„Es war mein Vorschlag. Es tut ihm sicher gut, aus der Stadt herauszukommen. Zu dieser Jahreszeit ist die Landschaft dort wunderschön.“

Diese Lüge entsprach in keiner Weise dem, was Adair gesagt hatte, und raubte Cameron den letzten Hoffnungsschimmer, dass der Angestellte seines Vaters noch lebte. Am liebsten hätte er den Sultan gepackt und geschüttelt. Doch Cameron riss sich zusammen und rang sich erneut ein höfliches Lächeln ab. „Eine gute Idee. Es wird ihm sicher gefallen.“

„Oh ja, ich verspreche Ihnen, dass er sich dort in Frieden ausruhen kann.“

Dieser Mistkerl grinste verschlagen über seine zweideutige Bemerkung. Wie gern hätte Cameron ihn zur Rechenschaft gezogen, doch da die Palastwachen ihn keine Sekunde aus den Augen ließen, hatte er keine Chance, hier lebend herauszukommen, wenn er den Sultan attackierte.

„Während er ruht, können wir die Angelegenheit zum Abschluss bringen“, schlug Asaad vor und klatschte gebieterisch in die Hände. Daraufhin eilte Adair mit Füllfederhalter und einem Bündel Papiere heran. „Sie müssen nur noch unterschreiben, Mr. Knight. Hier, bitte.“

Deshalb war der Unterhändler also tot und Cameron noch am Leben. Asaad benötigte die Vertragsunterschrift.

„Selbstverständlich. Allerdings würde ich mich vorher gern etwas ausruhen. Es war eine lange Reise.“

„Es ist doch nicht schwierig, ein Dokument zu unterschreiben.“

„Stimmt, und deshalb kann das sicher bis morgen warten.“

Asaad musterte ihn misstrauisch, blieb aber höflich. „Wie Sie wünschen. Dann gestatten Sie mir, für Ihre Entspannung zu sorgen. Ich habe ein kleines Willkommensfest arrangiert.“

„Das ist sehr nett, Exzellenz, aber …“

„Sie werden meine Gastfreundschaft doch nicht ablehnen?“ Der Sultan lächelte kühl.

Vielleicht war das Fest arrangiert worden, um Cameron zur Unterschrift zu bewegen, vielleicht aber auch aus sehr viel unheilvolleren Gründen. Jedenfalls saß er in der Falle. Der Sultan hatte eine Party für ihn geplant, also musste er die Einladung annehmen.

„Also, Mr. Knight? Erweisen Sie mir die Ehre?“

Cameron verneigte sich höflich. „Gern, Exzellenz.“

Drei Stunden später neigte das Fest sich dem Ende zu.

Der Abend hatte mit einem Festessen begonnen. Es gab Grillspezialitäten, Desserts, Kuchen und andere – landestypische – Gerichte, die nicht jedermanns Sache waren.

Schon beim ersten dieser Gerichte drehte sich Camerons Magen um. Mit einem höflichen Lächeln wollte er die Speise dankend zurückweisen, doch dann bemerkte er, dass die Blicke der vielen bewaffneten Männer, die auch an der Tafel saßen, gespannt auf ihm ruhten.

Der Sultan hob spöttisch eine Augenbraue. „Dies ist eine Delikatesse, Mr. Knight. Aber ich kann verstehen, wenn Sie sie nicht probieren möchten. Nicht alle Männer können wie die Männer von Baslaam sein.“

Was sollte denn das heißen? Handelte es sich etwa um einen Wettstreit nach baslaamischer Art? Dann durfte er auf keinen Fall unterliegen. Strahlend füllte Cameron einen Löffel der gallertartigen Masse auf seinen Teller. „Eine Delikatesse will ich mir natürlich nicht entgehen lassen, Exzellenz.“

Er schluckte das schleimige Zeug schnell herunter und ließ sich nicht anmerken, wie sein Magen rebellierte. Außerdem hatte er schon Schlimmeres gegessen. Als Soldat im Einsatz konnte man nicht immer wählerisch sein.

Die anderen Männer unterhielten sich leise und nickten anerkennend, als Cameron den Rest hinunterschluckte und lächelte. Nur Asaad musterte ihn böse. Dass er die erste Runde verloren hatte, gefiel ihm gar nicht!

„Ganz köstlich“, behauptete Cameron tapfer.

Asaad klatschte in die Hände. Sofort eilte ein Diener mit einer überdimensionalen Urne heran. „Da es Ihnen so gut geschmeckt hat, möchten Sie vielleicht eine weitere Spezialität unseres Landes probieren. Das Getränk besteht aus … Ach, ich will Sie nicht mit den Zutaten langweilen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es stärker ist als alles, was Sie bisher probiert haben.“

Der Diener füllte die braune Flüssigkeit in zwei Tassen. Asaad nahm eine und reichte Cameron die andere. „Oder wollen Sie passen?“

Es war tatsächlich ein Wettstreit! Vollkommen kindisch, aber da musste er nun durch. Und zwar ohne Schwäche, sonst drohte ihm womöglich das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger.

„Mr. Knight?“

„Exzellenz.“ Er führte die Tasse zum Mund. Die Flüssigkeit stank nach verdorbenem Fisch, aber auch das würde er überstehen. In Weißrussland hatte er mit einem Untergrundkämpfer einmal selbst gebrauten Wodka um die Wette getrunken. Cameron hielt den Atem an und schluckte das Gebräu in einem Schluck hinunter.

„Wunderbar“, sagte er dann ruhig und hielt die leere Tasse in die Runde. Wieder ertönte zustimmendes Gemurmel. Allerdings verdüsterte sich Asaads Miene noch mehr.

„Reiten Sie, Mr. Knight?“

Was für eine dumme Frage! Schließlich war Cameron in Texas aufgewachsen.

„Ein wenig“, sagte er bescheiden.

Kurz darauf saßen sie in einem großen, von Fackeln erhellten Innenhof auf kaum gezähmten Wildpferden und jagten über den harten Sand. Zu dem Spiel gehörten Stöcke so dick wie Baseballschlaghölzer, ein Lederball und eine von einem Baum hängende Schlinge. Ohne die Spielregeln zu kennen, hielt Cameron sich auf dem schnaubenden Ross, wich geschickt den Schlaghölzern der Männer aus und schoss den Ball direkt durch die Schlinge.

Die Männer des Sultans klatschten Beifall. Assads Gesicht lief dunkelrot an. Mit gebieterischer Geste verlangte er Einhalt, woraufhin die Männer sofort verstummten.

„Sie sind ein ebenbürtiger Gegner“, gestand er mit verlogenem Grinsen. „Ich werde Sie belohnen.“

Womit? Mit einem Messer im Rücken oder einer Kugel im Kopf? Wer verliert, ist ein toter Mann. Wer gewinnt auch. Offensichtlich war Asaad ein Psychopath und zu allem imstande.

Cameron ließ sich nichts anmerken und bedankte sich höflich. „Sehr großzügig, Exzellenz, aber zur Belohnung würde ich nur gern …“

An dieser Stelle blieben ihm die Worte im Halse stecken. Zwei riesige Männer kamen auf ihn zu. Sie zogen eine schlanke Frau hinter sich her.

An den Händen gefesselt. Und nackt. Nein, aber ihr Teint schimmerte hellgold, und das Wenige, was sie trug, glänzte nur einen Ton dunkler und bedeckte ihre vollen Brüste und die Scham. Um die Taille trug sie eine feine Goldkette, von der dünne Goldfäden hinabhingen, die sich bei jeder Bewegung ihrer langen schlanken Beine bewegten.

Ihre Füße steckten in goldfarbenen Sandaletten mit so hohen Absätzen, dass man dafür einen Waffenschein benötigte. An den Schuhen befestigte Glöckchen läuteten leise bei jedem Schritt. Auch das Haar der Frau schimmerte golden und verhüllte ihr Gesicht.

„Gefällt Ihnen die Belohnung, Mr. Knight?“

„Sie ist …“ Cameron räusperte sich. Die Überraschung war gelungen! Damit hatte er nicht gerechnet. „Sie ist unglaublich, Exzellenz.“

„Allerdings.“ Der Sultan lächelte schmierig. „Möchten Sie sie aus der Nähe betrachten?“

Lieber nicht! Die Frau war eine Falle. Das war offensichtlich. Zunächst hatte Cameron das Festessen hinter sich bringen müssen, dann dieses verrückte Wüstenpolo und nun gedachte Asaad, ihn mit dieser Frau mürbe zu machen, damit er endlich den Vertrag unterzeichnete. So stellte der Sultan sich das vor.

Zugegeben, die Versuchung war groß. Cameron stellte sich vor, wie das goldblonde Haar durch seine Finger glitt, wie er es aus dem Gesicht der Frau strich, um zu sehen, ob es genauso schön war wie ihr Körper. Er stellte sich vor, ihre Brüste zu berühren, ihr das goldfarbene Nichts abzustreifen …

„Mr. Knight?“

Cameron zuckte lässig mit den Schultern. „Warum nicht, Exzellenz?“

Auf ein Fingerschnippen des Sultans zerrten die Riesen die Frau zu den beiden Männern. Als sie direkt vor Cameron stand, hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.

Ihm stockte der Atem.

Große meerblaue Augen, von dichten dunklen Wimpern umrahmt, eine kleine gerade Nase, ein wohlgeformtes Kinn und ein Mund zum Träumen.

Auf Asaads Befehl stießen die Männer die Frau in Camerons Richtung. Sie stolperte, fing sich jedoch wieder und blickte zu Boden.

„Na, was sagen Sie jetzt, Mr. Knight?“, fragte der Sultan mit einem hinterhältigen Lächeln, griff der Frau ins Haar und riss ihren Kopf nach hinten. „Ist sie nicht exquisit?“

„Sie ist … sehr schön.“

„Ja, das ist sie. Und sie hat Temperament.“

Entstammte sie seinem Harem? Und warum trug sie Fesseln an den Händen? Cameron wollte nicht zu neugierig erscheinen, dadurch würde er die ganze Prozedur, die Asaad ersonnen hatte, nur unnötig verzögern. Trotzdem fragte er: „Ist sie Ihre Gefangene?“

Der Sultan seufzte. „Ja, leider. Äußerlich ist sie sehr schön.“ Mit seiner fleischigen Hand strich er der Frau über den Hals und umfasste dann ihre Brüste. Als sie versuchte, ihm auszuweichen, umklammerte er brutal ihr Handgelenk. „Aber sie hat eine schwarze Seele.“

Einen Moment betrachtete Cameron die fleischige Hand des Sultans. „Es ist kaum vorstellbar, dass eine Frau Ihren Ärger derart heraufbeschwören könnte, Exzellenz“, sagte er und hoffte, damit durchzukommen.

Sein Versuch war von Erfolg gekrönt, denn Asaad lockerte seinen Griff. „Ja, nicht wahr? Wo ich doch ein so gütiger, großzügiger Mann bin. Aber Layla hat meine Geduld über Gebühr strapaziert.“

Der Name passte zu der Umgebung und zur Aufmachung des Mädchens, allerdings nicht zu ihren blauen Augen und dem blonden Haar – beides völlig untypisch für diese Region.

„Jetzt überlegen Sie sicher, wo sie herkommt.“

Du hast es erfasst, du Mistkerl, dachte Cameron und lächelte vage, als interessiere ihn diese Frage nur am Rande. „Stimmt.“

„Ich habe sie gekauft“, erklärte der Sultan, ohne mit der Wimper zu zucken. „Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Wir sind eine alte Kultur, Mr. Knight, aber mit Sklaverei geben wir uns nicht ab. Die Dame ist ganz freiwillig zu mir gekommen. Sie ist Tänzerin. Jedenfalls bezeichnet sie sich selbst so. In Wirklichkeit ist sie natürlich eine … Wie heißt das Wort in Ihrer Sprache noch einmal? Ach ja, sie ist eine Hure.“

Weil er nicht zum ersten Mal in dieser Gegend war, nickte Cameron zustimmend. Diese Art Frauen bezeichneten sich gern als Model, Schauspielerin oder Tänzerin. Trotzdem hatte Asaad recht: Sie waren Huren und verkauften ihren Körper an den Kunden mit der dicksten Brieftasche.

Hoch aufgerichtet stand die Blondine vor ihm und hielt seinem Blick stand. Zitterte sie? Schon möglich, doch das konnte an dem kalten Wüstenwind liegen oder daran, dass Asaad sie gefangen hielt. Diese Vorstellung ließ wohl jeden vor Angst beben.

Vertraulich beugte Asaad sich zu ihm. „Ich habe sie im Urlaub in Kairo getroffen. Dort trat sie in einem Klub auf. Ich habe ihr eine Nachricht geschickt. Na ja, Sie wissen ja, wie das ist.“ Er stieß Cameron freundschaftlich in die Rippen und zwinkerte vielsagend. „Layla ist sehr talentiert. Deshalb habe ich ihr angeboten, mich in meine Heimat zu begleiten.“

Wieder musterte Cameron die Frau. Sie zitterte tatsächlich.

Aber was ging ihn das an?

„Sie hat Ihre Einladung also angenommen“, stellte er fest.

„Selbstverständlich. Sie wusste schließlich, dass es ihr hier an nichts fehlen würde. Einige Wochen ging auch alles gut. Sie war sehr einfallsreich.“ Der Sultan seufzte verzückt. „Aber dann wurde ich ihrer überdrüssig. Ein Mann braucht schließlich Abwechslung.“

„Wäre es nicht einfacher gewesen, sie nach Ägypten zurückzuschicken, als sie hier gefangen zu halten, Exzellenz?“

Asaad lachte amüsiert. „Sie sind lustig, Mr. Knight. Natürlich wäre das einfacher gewesen, und so wollte ich es ja auch machen: sie mit einer großzügigen Abfindung zurückschicken. Doch dann erfuhr ich gestern, dass sie ein unbezahlbares Schmuckstück aus meinem Gemach gestohlen hat. Und das nach allem, was ich für sie getan hatte. Als ich sie zur Rede stellte, hat sie versucht, mir einen Dolch zwischen die Rippen zu stoßen.“ Er wandte sich ab. „Seitdem überlege ich, was ich mit ihr anfangen soll.“

Er meinte wohl eher, wie er sie töten sollte. In diesen Regionen stand die Todesstrafe auf Vergehen wie Diebstahl und versuchten Mord. Dass die Frau noch am Leben war, grenzte an ein Wunder. Morgen würden die Geier über sie herfallen, aber heute Abend …

In diesem Moment ging Cameron ein Licht auf. Asaad hatte einen Plan. Und der war ganz leicht zu durchschauen.

Die Frau zitterte, wirkte aber sonst ganz ruhig. Wieso nur? Warum bat sie nicht um Gnade, wenn doch ihr Leben auf dem Spiel stand?

Dafür konnte es nur einen Grund geben. Das Versprechen des Sultans, sie zu begnadigen, wenn sie ihm gehorchte. Und irgendwie hing das mit Cameron zusammen.

Sie war ein Geschenk.

In seinem Bett würde sie ihn nach allen Regeln der Kunst verführen und seine Sinne benebeln. Sollte sie ihm vielleicht ein Messer in den Bauch rammen, während sie Leidenschaft vortäuschte? Nein, Asaad brauchte ja noch seine Unterschrift.

Vielleicht wollte der Mistkerl ihm beim Liebesspiel zusehen. Oder er schickte seine Männer ins Zimmer, um ihn zu holen, wenn es gerade am erregendsten war. Vielleicht brauchte der Sultan so einen Kick.

„Keine Sorge, Mr. Knight. Layla hat versucht, mich umzubringen. Sie verdient Ihr Mitleid nicht.“

„Wissen Sie, Exzellenz, ich habe nur Mitleid mit den Männern, die nun nicht mehr in den Genuss von Laylas vielseitigen Talenten kommen.“

„Was Sie nicht sagen!“ Der Sultan beugte sich vor. „Dann wird es Sie freuen zu hören, dass ich beschlossen habe, sie heute Nacht Ihnen zu überlassen.“

„Das ist sehr großzügig, wirklich. Aber wie ich bereits vorhin sagte, habe ich einen anstrengenden Tag hinter mir und bin …“

„Müde, ich weiß. Aber Sie wissen doch, was müde Krieger wieder munter macht, oder? Gefällt sie Ihnen vielleicht nicht? Sicher, sie hat eine schwarze Seele, doch Sie haben nichts zu befürchten. Meine Männer werden vor der Tür Wache stehen.“

Darauf hätte Cameron gewettet.

„Sie wird Sie die ganze Nacht verwöhnen, Mr. Knight.“

„Sicher, Exzellenz, trotzdem …“

„Sehen Sie doch einmal genauer hin, Mr. Knight.“

Asaad umfasste eine Brust der Frau und kniff sie in die Spitze. Sie zuckte zurück, gab aber keinen Ton von sich. Nur mit Mühe schaffte Cameron es, den Sultan nicht einfach zu packen und wegzustoßen. Aber warum regte er sich so auf? Die Frau gehörte Asaad, und er konnte mit ihr tun und lassen, was er wollte.

Außerdem hatte er wirklich schon Schlimmeres erlebt. Trotzdem missfiel ihm, was hier vor sich ging.

„Fassen Sie sie an, Mr. Knight. Fühlen Sie, wie seidig ihre Haut ist.“

Jetzt ließ Asaad die Hand über ihre Brüste und den flachen Bauch gleiten. Sie schluckte und atmete so tief ein, dass die Brustspitzen sich unter dem dünnen Goldgewebe abzeichneten.

Der Sultan lachte.

Und Cameron wurde bei dem Anblick ganz heiß. Er wollte den Sultan wegstoßen und selbst Laylas Körper erforschen. Obwohl er sich dafür verachtete, spürte er, wie die Erregung in ihm brannte.

Zu gern hätte er den BH von diesen wundervollen Brüsten gestreift, um zu sehen, ob ihre Brustspitzen rosa wie die Blütenblätter einer Rose oder aprikosenfarben waren. Er wollte sie schmecken, mit seiner Zunge über sie streichen, während er ihr eine Hand zwischen die Beine schob, unter das Nichts, das sie trug, und ihre verlockende Hitze spüren.

Für diese Gefühle musste es eine logische Erklärung geben. In den vergangenen Stunden war sein Adrenalinspiegel konstant angestiegen, weil die Gefahr um ihn herum so deutlich spürbar war.

Jetzt sehnte sein Körper sich nach Entspannung. Und was gab es da Besseres als Sex? Ob die Frau eine Hure und Diebin und was sonst noch war, spielte keine Rolle. Ihm war auch egal, wie vielen Männern sie schon zu Diensten gewesen sein mochte.

Sie war bildhübsch, und er wollte sie, doch er würde ihr widerstehen, denn sie bedeutete eine Falle.

Energisch wandte Cameron sich ab und verbannte alle erotischen Bilder aus seinem Kopf. „Sie können mit ihr machen, was Sie wollen, ich bin nicht interessiert“, sagte er kühl.

Schweigen. Dann hob die Frau den Kopf und ließ mit einem unverschämten Lächeln den Blick über Cameron gleiten, bis er anzüglich auf dem sich über dem Reißverschluss spannenden Hosenstoff verweilte.

„Er will damit sagen, dass er nicht Mann genug ist, um sich mit mir zu amüsieren, Sultan“, sagte sie leise, ohne den Blick von Cameron zu wenden.

Obwohl sie Englisch sprach, verstanden alle umstehenden Männer, was sie meinte. Sie brüllten vor Lachen. Nach einer Schrecksekunde ließ der Sultan sich von der allgemeinen Erheiterung anstecken und lachte laut mit.

In diesem Moment sah Cameron rot. Mit einem unterdrückten Fluch stürzte er an dem Sultan vorbei auf die Frau zu und riss ihr den BH herunter.

Sofort verschwand ihr unverschämtes Lächeln. Sie erblasste und versuchte vergeblich, mit den gefesselten Händen die Brüste zu bedecken. Aber Cameron hielt ihre Handgelenke fest und zog die Hände wieder hinunter.

„Du magst es also auf die harte Tour“, stellte er fest und musterte langsam ihren halb nackten Körper. Die Brüste waren perfekt. Wohlgerundet, passten sie genau in seine Hände. Mit Spitzen in der Farbe reifer Aprikosen.

„Sehr schön“, sagte er in einem Tonfall, den er kaum als seinen eigenen erkannte, sah ihr in die Augen und strich ihr leicht mit der umgedrehten Hand über die harten Spitzen. Als sie versuchte, sich ihm zu entziehen, hielten die Wächter sie fest. Noch einmal fuhr Camerons Hand über ihre Brustspitzen.

„Ich habe es mir anders überlegt“, sagte er. „Ich nehme sie.“

Ihr Schrei ging im Gejohle der entzückten Menge unter, als er sie hochhob, schulterte und auf den Palast zuging.

3. KAPITEL

Die grölenden Barbaren machten dem Amerikaner Platz, als er zielstrebig durch die Menge auf den Palast zuging.

„Bitte hören Sie mir zu“, bat Leanna den Mann, der sie einfach wie einen Mehlsack über die Schulter geworfen hatte. „Das ist ein großes Missverständnis.“

Doch er antwortete nicht einmal. Wahrscheinlich hatte er sie bei dem Geschrei um sie herum auch gar nicht gehört.

Noch zwei Stunden zuvor hatte Leanna einen genauen Plan zu ihrer Rettung geschmiedet. Aber jetzt sah plötzlich alles wieder ganz anders und sehr schlecht aus. Vorhin hatten die Riesen sie zum Sultan gebracht, der sie lächelnd gemustert hatte, als wäre sie eine Maus in den Fängen eines Katers.

„Sehr nett“, lautete sein Urteil.

Dann teilte er ihr mit, dass ihre erste gemeinsame Nacht leider noch etwas warten müsse. Wie tröstend, die Vergewaltigung war verschoben worden!

„Ich habe einen Gast“, sagte er. „Einen Geschäftspartner aus Amerika. Schlaf mit ihm, und sorge dafür, dass er nur Augen und Ohren für dich hat. Als Belohnung lasse ich dich umgehend frei.“

Asaad würde sie niemals freilassen. Trotzdem hatte Leanna beschlossen, auf seinen Handel einzugehen.

Sie würde dem Amerikaner wie ein Geschenk ins Bett gelegt werden. Sobald sie allein wären, könnte sie ihm ins Ohr flüstern, was tatsächlich passiert war: Dem Himmel sei Dank, dass Sie hier sind. Ich bin Amerikanerin. Man hat mich entführt. Ich soll Sie ablenken, damit Sie nicht mitbekommen, was der Sultan mit Ihnen vorhat. Wir müssen hier raus, bevor es zu spät ist.

So hatte sie sich das vorgestellt. Stattdessen warf man sie dem Gast vor den Augen des Sultans vor die Füße. Also musste sie ihre Pläne ändern. Denn nicht eine Sekunde hatte sie damit gerechnet, dass der Amerikaner Asaads Geschenk zurückweisen könnte.

Zumal er sie voller Begehren angesehen hatte. Auch die Reaktion seines Körpers auf sie war unübersehbar gewesen.

Und dann änderte sich plötzlich sein Blick und wurde eisig. Leanna wusste nicht, wieso. Aber sie spürte, dass sie schnell reagieren musste.

Der Fremde war unglaublich männlich: das markante Gesicht, der durchtrainierte Körper, der Dreitagebart, die ausgeblichenen Jeans, die Lederstiefel. Dieser Mann würde sich nicht ohne Weiteres beleidigen lassen.

Deshalb provozierte sie ihn. So weit, so gut. Allerdings machte sie ihre Sache zu gut. Der Typ hatte ihr den BH heruntergerissen, sie sich über die Schulter geworfen und war mit ihr davonmarschiert, nachdem er ihr einen so lüsternen Blick zugeworfen hatte, dass ihr fast das Blut in den Adern gefroren wäre.

Doch noch war nicht alles verloren. Immerhin kam der Mann auch aus Amerika. Und jetzt war sie endlich mit ihm allein.

Leanna fasste sich ein Herz. „Mr. Knight? So heißen Sie doch, oder?“

Stumm trug er sie die Treppe hinauf.

„Mr. Knight, der Sultan hat gelogen. Ich habe weder etwas gestohlen noch versucht, ihn umzubringen. Und Layla heiße ich auch nicht.“

Wieso antwortete er nicht? Er musste sie gehört haben. Außer dem knirschenden Geräusch seiner Stiefelsohlen auf dem Marmorboden drang kein Geräusch an ihr Ohr.

„Haben Sie mich verstanden?“

Noch immer keine Reaktion.

„He, sagen Sie doch etwas!“

„Halt den Mund!“

Wütend schlug Leanna mit den Fäusten auf ihn ein – nichts.

„Sie Mistkerl“, schrie sie und biss ihn in die Schulter. Auch das beeindruckte ihn nicht, denn gegen den dichten Stoff seines Hemdes konnte sie wenig ausrichten.

„Mach das nicht noch mal, sonst kannst du was erleben“, stieß er lediglich unwillig hervor.

„Aber Sie müssen mich anhören! Ich weiß, was Asaad Ihnen erzählt hat, aber …“

„Soll ich dich knebeln?“

Oh nein! Der Typ war genauso grausam wie der Sultan! Wie hatte sie sich nur einbilden können, ihre gemeinsame Nationalität könne ein Band zwischen ihnen knüpfen?

Jetzt ging es an zwei weiteren Wachen vorbei, die bei dem Anblick des Amerikaners mit seiner Beute ebenfalls grölten.

Cameron betrat ein Zimmer mit einem riesigen Bett und stieß die Tür zu, bevor er Leanna auf dem Bett absetzte, zur Tür zurückkehrte und einen Messingriegel vorschob.

„Endlich allein“, sagte er knapp.

„Mr. Knight“, sagte Leanna verzweifelt. „Ich weiß, was Sie denken …“

Er lachte anzüglich. „Darauf kannst du wetten.“

„Aber Sie irren sich. Ich bin nicht … das, was der Sultan …“ Erschrocken beobachtete sie, wie er sein Hemd aufknöpfte. „Bitte warten Sie! Sie verstehen nicht.“

Voller Begehren glitt sein Blick über ihre Brüste, die sie verzweifelt mit dem zerrissenen BH zu verhüllen versuchte.

„Lass das Ding los!“

„Wie bitte?“

„Du sollst das Ding loslassen!“ Er lächelte kühl. „Mir hat gefallen, was ich im Hof gesehen habe, Layla. Ich will deine Brüste sehen.“

„Ich heiße nicht Layla.“

„Das ist mir egal. Wir sind schließlich nicht zum Smalltalk hier. Lass den BH los.“

„Ich bin keine … Hure“, beteuerte sie verzweifelt. „Asaad hat das alles erfunden.“

Langsam verlor Cameron die Geduld. „Keine Spielchen, Schätzchen. Wenn du denkst, wir spielen hier Barbar und Jungfrau, dann irrst du dich.“

„Das ist kein Spiel. Ich versuche nur …“

„Wie hättest du es denn gern?“

„Was meinen Sie?“

„Willst du es auf die leichte Art?“ Sein Tonfall klang plötzlich seidig. „Ich sorge gern dafür, dass du auf deine Kosten kommst.“

„Lassen Sie das! Ich versuche die ganze Zeit, Ihnen zu erklären, dass ich auch Amerikanerin bin. Ich bin genau wie Sie.“

„Wohl kaum, meine Schöne.“ Noch so ein kühles Lächeln. „Wenn du so wärst wie ich, würde ich dich kaum in mein Bett lassen.“

„Bitte hören Sie mir nur eine Minute zu. Ich kann alles erklären. Asaad hat Dinge über mich erzählt …“

„… die gelogen sind.“

„Ja.“ Erleichtert atmete sie auf. „Endlich verstehen Sie. Wa…was tun Sie da?“

Es war nur zu offensichtlich, was er tat. Er zog sich aus. Erst die Stiefel, dann das Hemd, das er einfach zu Boden gleiten ließ.

Leanna stockte der Atem.

Schon auf dem Weg hierher hatte sie seine Stärke gespürt, aber ihn jetzt so vor sich zu sehen, mit entblößter Brust und nackten Schultern … Gegen diesen Mann hatte sie keine Chance. Er bewegte sich geschmeidig wie ein Panther und war mit Sicherheit auch so gefährlich.

Zwar behauptete er, nicht an Spielchen interessiert zu sein, doch er spielte sein eigenes. Vielleicht amüsierte es ihn, dass sie um Gnade flehte. Und sobald er des Spiels müde wäre, würde er über sie herfallen.

„Ich weiß, dass Sie wütend auf mich sind, aber …“

„Unsinn, Layla, ich habe nur dein Geschwätz satt.“

„Was ich vorhin draußen zu Ihnen gesagt habe … also, ich wollte nur Ihre Aufmerksamkeit erregen.“

„Das ist dir gelungen.“

„Ich wollte mit Ihnen allein sein.“

„Ich bin gerührt.“

Jetzt löste er die Gürtelschnalle und öffnete den Knopf über dem Reißverschluss.

Leanna versuchte alles, um sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, denn womöglich erregte ihn das noch mehr.

„Ich brauche Ihre Hilfe. Bitte hören Sie mich an!“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Ganz langsam kam er näher und betrachtete ihre Brüste, den flachen Bauch und die Schenkel. „Ich kann dich langsam nehmen oder schnell und hart, ohne Vorspiel. Entscheide dich!“

Als er das Bett erreichte, versuchte Leanna, sich zur anderen Seite zu rollen. Doch er hielt sie einfach am Fuß fest.

„Also auf die harte Tour“, meinte er mit tiefer Stimme. „Soll mir auch recht sein.“

„Nein!“ Während er sich auf sie schob, trat sie nach ihm, zielte auf seine Lenden und erwischte ihn mit dem Knie am Bauch.

„Das war’s“, sagte er nüchtern und löste Leannas Fesseln – aber nur, um mit ihnen ihre Hände am Bettpfosten zu befestigen. Als sie wild um sich trat, zog er den Gürtel aus seiner Jeans und fixierte damit ihren rechten Fuß am Bettpfosten, bevor er ein buntes Halstuch aus seiner Tasche holte und auch den anderen Fuß festband.

Außer sich vor Furcht, stieß Leanna einen markerschütternden Schrei aus.

„Schrei nur“, sagte Cameron ungerührt. „Das wird unsere Zuhörer erfreuen.“

„Bitte nicht“, flehte sie. „Bitte tun Sie es nicht.“

„Warum nicht?“, fragte er kühl. „Weil ich dich nicht bezahlt habe?“

Er setzte sich aufs Bett.

Jetzt bin ich verloren, dachte sie, wandte das Gesicht ab und weinte laut los.

Sie ist wirklich gut, dachte Cameron. Was für eine Vorstellung! Erst spielte sie die sexy Verführerin, dann die verängstigte Jungfrau. Und das alles innerhalb von zwanzig Minuten. Leider war das alles so wenig glaubwürdig und aufrichtig wie Asaads Geschenk an seinen Gast.

Was bezweckte sie wohl damit?

Die Dame war nicht nur eine begnadete Schauspielerin, sondern bestimmt auch eine gute Gespielin im Bett. Wie viele Männer mochten wohl schon für ihre Gunst bezahlt haben? Lässig wanderte Camerons Blick über ihren Körper. Was für fantastische Brüste und wie einladend ihre Schenkel mit dem hellbronzenen Teint durch die Fesseln gespreizt waren.

Inzwischen war er so erregt, dass es schmerzte. Wenn er nicht bald in sie eindrang, würde es ihn umbringen.

Warum zögerte er eigentlich? Wegen ihrer gespielten Angst? Er stand auf Spiele im Bett und hatte schon eine Menge ausprobiert.

Außerdem ließ sie ihm keine andere Wahl. Ihr Spiel konnte nur in einem ganz bestimmten Finale enden. Und es war doch ein Spiel, oder?

Ob sie vielleicht die Wahrheit sagte? Wollte sie wirklich nicht mit ihm schlafen? Nein, ausgeschlossen. Schließlich hatte er dem Sultan gesagt, er wäre nicht interessiert. Dabei hätte sie es belassen können. Aber stattdessen hatte sie ihn provoziert, damit er es sich anders überlegte.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Ob der Sultan die ganze Geschichte von Anfang an inszeniert hatte, damit der dumme Amerikaner vor lauter Verlangen den Verstand verlor?

Das hatte funktioniert – bis jetzt. Doch allmählich beruhigte Cameron sich und konnte auch wieder klar denken. Er machte sich bewusst, dass Tür und Fenster verriegelt waren. Unter der Matratze lag seine Beretta, darauf eine bildhübsche Frau.

Die Erregung gewann erneut die Oberhand.

Ich werde sie nehmen, dachte er.

Stress forderte immer seinen Tribut. Das wusste er aus seiner Zeit bei den Sonderkommandos und beim Geheimdienst. Mit Meditation konnte man Stress abbauen, aber manchmal reichte das nicht.

Einige Männer entspannten sich mit Alkohol oder Drogen. Camerons Allheilmittel gegen Stress hieß Sex. In den Armen einer schönen erfahrenen Frau vergaß er den hässlichen Alltag am besten.

Und Layla war genau die Richtige.

Nach einigen Minuten in ihr, in denen er die wohltuende Wärme spürte und ihren süßen Mund kostete, würde alles wieder gut sein. Allerdings wäre es ihm sehr viel lieber, wenn sie endlich zugeben würde, dass sie ihn auch wollte. Vorhin, beim Ausziehen, hatte sie ihre Rolle als errötende Jungfrau vergessen und ihn ganz offensichtlich begehrt.

Sex machte am meisten Spaß mit einer Frau, der er auch gefiel. Gut, sie durfte sich zunächst gern etwas zieren, das erregte ihn sogar noch mehr. Aber sie musste einverstanden sein. Schließlich war er kein Vergewaltiger!

Cameron wollte endlich zur Sache kommen. Asaad hatte ihm gesagt, sie wäre Tänzerin. Wunderbar, also war sie seine Partnerin bei einem erotischen Tanz, der ihnen beiden gefallen würde.

„Sieh mich an“, sagte er.

Als sie nicht gehorchte, umfasste er ihr Kinn und drehte den Kopf so, dass sie ihn ansehen musste. „Öffne die Augen!“

Langsam gehorchte sie und sah ihn aus tiefblauen Augen an – Augen wie ein Sommerhimmel. In den langen dunklen Wimpern glitzerten Tränen. Tränen? Sie verstand es in der Tat, auf einen Mann unwiderstehlich zu wirken. Cameron war fast verrückt vor Begehren. Er musste sie haben!

„Ich habe noch nie für eine Frau bezahlt“, sagte er rau. „Aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen.“

Sanft streichelte er ihre Lippen, spürte, wie sie bebten. Dann beugte er sich vor und küsste sie.

„Unten im Hof habe ich mir vorgestellt, was du alles mit deinem herrlichen Mund machen kannst“, flüsterte er und küsste sie wieder. Dieses Mal härter und verlangender. Darauf schien sie nicht vorbereitet zu sein.

„Hör auf, so zu tun, als ob es dir nicht gefällt“, murmelte er rau. „Küss mich. Ich will dich schmecken. Ich will, dass wir beide Spaß aneinander haben.“

Als sie versuchte, den Kopf wegzudrehen, schob er eine Hand in ihr langes lockiges Haar.

Das Spiel ging weiter.

Er küsste sie. Ihr Mund war warm und weich. Cameron stöhnte, veränderte leicht die Position seines Mundes und bemerkte entzückt, wie ihre Lippen sich ihm öffneten.

„So ist es gut“, sagte er leise und ließ die Zunge hineingleiten. Layla erschauerte. Wie süß sie schmeckte. Sie machte ihn völlig verrückt.

Was für ein Hochgenuss, sie zu küssen, den Duft ihrer Haut einzuatmen. Und das Gefühl ihrer nackten Brüste an seiner Haut war unbeschreiblich.

Nach einem langen intensiven Kuss legte Cameron die Hände um Leannas perfekt geformte Brüste. Sie öffnete die Augen und errötete stark.

„Deine Brüste sind unglaublich.“

„Bitte“, flüsterte sie. „Ich bitte dich …“

„Worum bittest du mich?“ Er beobachtete ihren Blick, als er eine Brustspitze mit dem Daumen liebkoste. Jetzt verdunkelten sich ihre Augen vor Leidenschaft fast zu einem Schwarz.

„Gefällt dir das? Sag mir, was du magst.“

Er beugte sich vor, um die Spitze zu liebkosen. Als Layla stöhnte, hauchte er seinen Atem sanft über ihre Brüste und reizte sie anschließend erneut mit der Zungenspitze.

Sie stand in hellen Flammen und bog sich ihm sehnsüchtig entgegen. Einmal schluchzte sie auf. Es klang wild und irgendwie verwundert.

Es wäre zu schön, wenn er dieser bildhübschen Frau als erster Mann so eine Regung entlockte. Aber wenn man bedachte, wie viele Männer sie schon beglückt hatte, glich dieser Wunsch doch eher einer schönen Illusion.

Ihr Atem ging jetzt unregelmäßig, sie stöhnte leise und hob sich ihm wieder entgegen, als er sie streichelte. Zum dritten Mal glitt seine Zunge über ihre warmen Brustspitzen, doch dieses Mal saugte er an ihren Knospen. Sie sagte etwas, aber so leise, dass er es nicht verstand.

„Sag mir, wie du dich fühlst“, bat er drängend und streichelte mit einer Hand über ihren Schenkel. Wie warm ihr Körper war, wie süß und unverwechselbar der Duft ihres Verlangens.

„Unglaublich“, flüsterte sie. „Unglaublich.“ Stöhnend richtete sie den Kopf auf und bot Cameron ihren Mund an.

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Und bei diesem Kuss spürte er zum ersten Mal, wie sie mit seiner Zunge spielte, hörte er ihr Stöhnen und wusste, dass Layla ebenso vom Verlangen überwältigt war wie er. In diesem Moment gab es nur noch sie beide auf der Welt.

Cameron spürte, wie sie anfing zu beben.

Auf einmal flüsterte ihm eine innere Stimme warnend zu: „Du machst einen großen Fehler. Hör sofort auf!“

Doch es war zu spät. Er sehnte sich danach, dass sie ganz ihm gehörte, sehnte sich nach Erleichterung.

Er stöhnte. Es war wunderbar, sie zu lieben. Zu spüren, wie sehnsüchtig sie auf ihn reagierte, und sie war ihm völlig ausgeliefert, weil sie nicht weglaufen konnte. Das war unglaublich erregend.

Doch er wollte mehr. Wollte, dass sie ihn umarmte, wollte ihre Beine an seinen Hüften spüren, wenn er in ihr den höchsten Gipfel der Lust erlebte.

Und auch sie stöhnte, so wie eine Frau stöhnte, die kurz vor dem Höhepunkt stand.

„Sag mir, was du magst, was du willst. Ich erfülle dir jeden Wunsch.“

„Binde mich los“, flüsterte sie. „Dann zeige ich dir, was ich mag.“

Er zögerte nur eine Sekunde. Dann löste er die Fesseln von ihren Handgelenken und erschauerte, als ihre Hände zu seiner Brust glitten. Als er sie küsste, biss sie ihn spielerisch in die Lippe.

„Bitte“, hauchte sie an seinem Mund.

Dieses Mal zögerte er etwas länger. Doch die wunderschöne Blondine hatte ihn verhext und schmiegte sich verführerisch an ihn. Ohne weiter nachzudenken, löste Cameron auch die Fußfesseln. Dann küsste er Layla wieder, langsam, innig, leidenschaftlich und voller Vorfreude darauf, gleich ganz in ihr zu sein. Nur noch eine Minute. Länger würde er es nicht mehr aushalten.

Zuerst würde er sie hart und schnell nehmen, aber dann langsam und sanft, damit sie beide lange etwas davon hatten.

Jetzt hob sie die Hüften leicht an. Cameron sah ihr in die Augen. Sie glitzerten.

„Wolltest du mir nicht sagen, was du dir wünschst?“, flüsterte er erregt.

„Ja, gleich.“

Wenn er sich später daran erinnerte, war ihm klar, dass ihr Tonfall ihn hätte stutzig machen müssen. Doch in diesem Moment dachte er nur an die unmittelbar bevorstehenden Wonnen der Lust.

„Zeig es mir“, sagte er und erschrak, als er plötzlich kalten Stahl an seinem Bauch fühlte.

Er atmete tief ein und versuchte instinktiv, den Bauch einzuziehen. Doch der Klinge konnte er nicht entgehen.

Die Frau in seinen Armen lächelte. Dann beugte sie sich zu seinem Ohr.

„Sie haben ein Messer am Bauch“, sagte sie mit samtweicher Stimme. „Eine falsche Bewegung, Mr. Knight, und ich werde es benutzen. Das schwöre ich Ihnen.“

4. KAPITEL

Der Fremde reagierte, wie Leanna es sich erhofft hatte.

Die kleine Nagelfeile einzustecken, als die Frauen Leanna für die Begegnung mit dem Sultan angekleidet hatten, erwies sich in diesem Moment als wahrer Glücksfall. In dem winzigen Bikinihöschen versteckt, kam sie jetzt zum Einsatz.

Endlich wendete sich das Blatt!

Bisher hatte sie eine Fehleinschätzung nach der anderen einstecken müssen, über Asaad, seinen schrecklichen Besucher und ihre Reaktion auf seine Liebkosungen im Bett.

Denn als Knight sie ans Bett gefesselt, berührt und geküsst hatte, empfand sie ab einem bestimmten Moment keine Angst mehr, sondern nur heißes Verlangen und den Wunsch nach mehr.

Doch das war jetzt nicht wichtig.

Jetzt wurde gemacht, was sie wollte. Mit der spitzen Feile am Bauch war er ihr ausgeliefert. Und so sollte es auch bleiben.

Als er sein Gewicht verlagerte, erhöhte Leanna den Druck der Feile. „Tun Sie nichts Unüberlegtes“, flüsterte sie warnend.

„Und was tust du?“, fragte er nun leise, damit die neugierigen Lauscher an der Tür nicht hörten, was im Zimmer passierte.

„Ich drücke die Spitze eines sehr scharfen Messers gegen Ihren Bauch, Mr. Knight. Geben Sie mir keinen Grund, es zu benutzen“, erwiderte sie.

„Ganz ruhig. Sag mir einfach, was du von mir willst.“

„Stehen Sie auf.“

„Klar, kein Problem. He, pass auf, was du mit dem Messer tust!“

„Runter jetzt, Mr. Knight. Und dann bringen Sie mich hier raus.“

„Okay. Gib mir das Messer, dann reden wir darüber.“

Sehr witzig! Für wie dumm hielt er sie eigentlich? Dann würde er sie wieder fesseln und da weitermachen, wo er aufgehört hatte. Er würde sie aufs Bett drücken und sie halb um den Verstand küssen, bis ihr treuloser Körper ihm willenlos nachgab, wie vorhin.

Leanna war wütend auf sich, auf diesen Knight und auf die Umstände. „Es gibt nichts zu bereden. Sie tun jetzt, was ich Ihnen befehle, sonst stoße ich Ihnen die Klinge in den Bauch.“

„Handelt es sich um das Messer, mit dem du auch Asaad bedroht hast?“

„Genau.“

„Hast du nicht vorhin behauptet, du wolltest ihn nicht umbringen?“

„Das war gelogen.“

„Wieso? Irgendwie ergibt das für mich alles keinen Sinn.“

„Das muss es auch nicht. Tun Sie jetzt gefälligst, was ich Ihnen sage!“

„Das würde ich ja gern. Aber ich kann nicht klar denken, wenn ich ein Messer am Bauch und dich unter mir habe.“

Und tatsächlich lagen sie immer noch eng aneinandergeschmiegt wie Liebende, und sie spürte seine anhaltende Erregung deutlich an ihrem flachen Bauch.

„Außerdem sollten wir uns schnell etwas überlegen, sonst haben wir gleich das Zimmer voller Leute, die ihr Geld zurückverlangen.“

„Wie bitte?“

„Dir muss doch klar sein, dass wir Publikum haben.“

„Wir werden beobachtet?“

„Vielleicht. Zumindest horchen die Typen an der Tür. Woher soll Asaad sonst wissen, wann er zuschlagen muss?“

Leanna musterte ihn ziemlich erstaunt. „Will er Ihnen etwas antun?“

„Ich fürchte schon.“

„Dann haben Sie doch bestimmt eine Idee, wie Sie entkommen können.“

Die hätte er vermutlich längst, wenn er in der vergangenen halben Stunde nicht so abgelenkt gewesen wäre. Immerhin lag die Beretta unter der Matratze. Und ein Messer kitzelte seinen Bauch.

„Habe ich auch“, behauptete Cameron kühn.

„Und die wäre?“

„Leg das Messer weg, dann weihe ich dich in meinen Plan ein.“

„Das können Sie vergessen.“ Sie überlegte. „Können wir uns nicht irgendwo ungestört unterhalten – ohne Lauscher an der Tür?“

„Vielleicht.“

„Wo?“

„Im Badezimmer. Fußboden und Wände sind aus Marmor. Wir machen die Tür zu und lassen das Wasser laufen. Dann hört niemand, was wir sagen. Ich schätze, wir hätten etwa fünf Minuten, bevor die Typen nervös werden.“

„Aber die werden bestimmt misstrauisch, wenn wir gemeinsam im Badezimmer verschwinden. Die werden glauben, wir wollen fliehen.“

„Das müssen wir natürlich vermeiden. Pass auf, ich werde jetzt laut verkünden, dass ich mit dir baden will.“

Vor Überraschung fiel Leanna fast die Feile aus der Hand.

„He, pass auf! Wenn du mich verletzt, haben wir keine Chance.“ Cameron sah ihr tief in die Augen. „Weißt du, worauf ich jetzt Lust habe?“, fragte er dann laut. „Ich würde gern mit dir baden, bei Kerzenlicht, mit Duftöl …“

Sie sah ihn nur sprachlos an.

„Los, sag was!“, flüsterte er.

„Ein … ein Bad? Das klingt …“

„Gut, nicht wahr?“

Ohne länger zu warten, stand Cameron auf und hob sie aus dem Bett. Dabei wartete er insgeheim darauf, dass sie zustach. Was hielt sie da eigentlich in der Hand? Sehr groß konnte das Messer nicht sein, wenn sie es in diesem winzigen Bikinihöschen hatte verstecken können.

„Auf ins Bad“, sagte er laut, trug sie ins Badezimmer und verschloss die Tür.

Als Leanna etwas sagen wollte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen und lauschte abwartend. Draußen blieb alles ruhig. Kein Klopfen an der Schlafzimmertür, keine Schritte im Flur, keine nervösen Rufe. Ohne Leanna abzusetzen, drehte Cameron den Wasserhahn auf.

Mit lautem Plätschern floss das Wasser in die Badewanne.

„So, und jetzt gib mir das Messer!“

„Erst will ich den Plan hören.“

Die Lady war nicht nur bildhübsch, sondern auch zäh und unnachgiebig. „Ich setze dich jetzt ab. Tu nichts, was du bereuen könntest.“

„Danke, gleichfalls.“

Vorsichtig stellte er sie auf den Boden. Das Messer war verschwunden.

„Okay, erzähl mir, was du weißt.“

„Asaad hat etwas vor.“

„Und was?“

„Keine Ahnung, aber ich sollte Sie ablenken.“

„Ist das alles?“

„Das reicht doch, oder?“

„Großartig. Meine eigene Salome“, sagte er leise zu sich.

„Wie bitte?“

„Du weißt doch bestimmt, wer Salome war? Sie hat einen Kerl so heißgemacht, dass er gar nicht gemerkt hat, wie sie ihm den Kopf abgeschlagen und dem König präsentiert hat.“

„Sehr witzig. Im Ernst: Asaad plant bestimmt, uns beide zu töten. Was können wir dagegen unternehmen?“

Wir? Cameron unterdrückte ein Lachen. Es gab kein „wir“. Ihn interessierte lediglich das Messer, das die Lady hinter ihrem Rücken verborgen hielt. Sowie er es in die Hände bekam, würde er sich verabschieden und zusehen, dass er von hier verschwand.

Er konnte sich auf der Flucht nicht mit ihr belasten.

„Mein Plan wird dir nicht gefallen“, meinte er.

„Das werden wir ja sehen.“

„Sie warten auf den Höhepunkt.“

Leanna musterte ihn wütend. „Sehr witzig.“ Mit einer schnellen Bewegung hielt sie ihm die Feile wieder an den Bauch. „Vielleicht finden Sie das auch witzig.“

„Du redest zu viel!“ Damit schob er sie an die Wand, umfasste mit einer Hand ihr Gesicht und küsste sie. Zunächst flüchtig, dann voller Leidenschaft, als sie leise stöhnte. Aber das gehört wohl alles zum Spiel.

Alles nur ein Spiel, dachte er und drückte ihr mit dem Daumen auf einen bestimmten Punkt zwischen Schlüsselbein und Kehle.

Wie geplant, verlor sie vorübergehend das Bewusstsein, und die Waffe, mit der sie ihn bedroht hatte, fiel ihm in die Hand. Leider war es kein Messer, sondern nur eine kleine Nagelfeile. Cameron verzog wütend das Gesicht.

Langsam kehrte die Farbe in Leannas Gesicht zurück, und sie kam zu sich.

„Was … was haben Sie mit mir gemacht?“, flüsterte sie.

Er lächelte. „Das war nur ein kleiner Trick.“

„Mistkerl!“

„Klar, du kommst ja ohne Tricks aus. Und was sollte dann das Stöhnen im Bett? War das etwa nicht gespielt?“

„Ich habe getan, was ich tun musste“, sagte sie nur.

„Daran wirst du noch denken“, erwiderte er, und in diesem Moment wusste sie, dass er ohne sie fliehen wollte.

Das durfte nicht geschehen. Er musste sie mitnehmen. Aber wie sollte sie das anstellen?

„Okay, hier ist mein Plan. Du bleibst im Badezimmer, während ich ins Schlafzimmer gehe und …“

„Nein.“

„Was soll das heißen?“

„Wir bleiben zusammen.“

„Es gibt nur diese Möglichkeit.“

Schließlich warteten dort Pistole, Stiefel und sein Hemd auf ihn. Und ein Fenster.

„Warum sollte ich hier warten, während Sie ins andere Zimmer gehen?“

„Ich habe eine Waffe nebenan, die ich holen muss.“

„Sie wollen durchs Schlafzimmerfenster entkommen.“

„Mach dich doch nicht lächerlich.“

Leanna zeigte auf ein großes Fenster neben der Badewanne. „Was ist damit?“

„Was soll damit sein?“

„Lässt es sich öffnen?“

„Klar.“ Ausprobiert hatte er allerdings nur das Schlafzimmerfenster, da er dadurch flüchten wollte.

„Zeigen Sie es mir.“

„Ich habe doch gesagt, dass meine Waffe …“

„Sie lügen. Es gibt keine Waffe. Sie wollen nur ohne mich fliehen.“

„Warum sollte ich das tun?“

Sie lächelte süß. „Das Wasser läuft gleich über.“

Cameron drehte den Wasserhahn zu. „Gut, ich werde jetzt diese Tür öffnen und …“

„Nein, Sie werden das Fenster aufmachen“, entgegnete sie und stieß einen lauten Schrei aus.

Cameron sah sie ungläubig an. Nach einer Schrecksekunde hielt er ihr den Mund zu, doch nicht schnell genug. Jemand warf sich gegen die Schlafzimmertür.

In Windeseile fuhr Cameron herum, verriegelte die Badezimmertür und eilte zum Fenster, das Leanna bereits zu öffnen versuchte.

„Es klemmt.“

Fluchend stieß er sie zur Seite, bearbeitete das Schloss und versuchte es dann mit der Nagelfeile. Endlich ging das Fenster auf.

Draußen auf dem Flur nahm der Lärm zu. Jeden Moment würde die Schlafzimmertür nachgeben.

„Sie kommen“, flüsterte Leanna in panischer Angst.

„Wieso überrascht mich das jetzt nicht?“, konterte Cameron ironisch, stieß das Fenster auf und schwang sich auf den Sims.

„Nehmen Sie mich mit!“

Er sah auf die Frau, mit ihrem goldblonden Haar, das wie Honig über ihre nackten Brüste floss, sah in die blauen Augen, in denen Hoffnung und Panik standen. Dabei hatte sie sich das alles selbst eingebrockt, weil sie hinter Asaads Geld her war, und jetzt zwang sie ihn auch noch zur übereilten Flucht – und zwar ohne seine Beretta.

„Bitte“, flehte sie. „Lassen Sie mich nicht hier zurück.“

Vom Flur ertönten immer lautere Geräusche. Offensichtlich hatten Asaads Männer einen Rammbock besorgt, um die Tür aufzubekommen.

Widerwillig gab Cameron nach. „Aber wehe, wenn du Schwierigkeiten machst. Dann lasse ich dich sofort zurück. Verstanden?“

„Ja.“

Er reichte ihr die Hand, die sie sofort umklammerte. Kurz darauf standen sie zu zweit auf dem Fenstersims.

„Wir müssen springen“, sagte er. „Und sofort losrennen, wenn wir unten sind.“

„Wohin?“

„Das sage ich dir dann. Bist du so weit?“

Sie nickte, war zu Tode erschrocken und zitterte wie Espenlaub. Gut, dachte Cameron, dann gehorcht sie mir vielleicht wenigstens.

„Eins … zwei …“

Sie hielten sich an den Händen und sprangen.

Unten sah Cameron sich nun hastig um. Sie standen in einem Durchgang, den nur der Schein einer dünnen Mondsichel beleuchtete.

„Ich hoffe, du bist nicht nur eine gute Schauspielerin, Salome, sondern kannst auch schnell laufen.“ Er schob sie hinter sich. „Lauf, als wäre der Teufel hinter dir her! Nein, warte, mit diesen hohen Absätzen kommst du nicht voran.“ Mit einem kräftigen Ruck brach er erst den einen, dann den anderen Absatz ab. „So, auf geht’s!“

Cameron lief los. Wenn sie mit ihm mithalten konnte, gut, wenn nicht, auch gut. Schließlich erreichten sie die Außenmauer. Vorsichtig spähte er um die Ecke.

Die Kolonnenfahrzeuge standen noch in der Auffahrt.

„Du bleibst hier“, flüsterte er.

„Niemals.“

„Doch.“ Er reichte ihr die Feile. „Benutz sie, wenn es nötig ist.“

„Warten Sie!“

„Was ist denn?“

„Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen. Ich kann Sie doch nicht die ganze Zeit Mr. Knight nennen.“

„Cameron.“

„Cameron, okay.“ Sie rang sich ein Lächeln ab.

Impulsiv zog er sie an sich und küsste sie. Dann atmete er tief durch und lief gebückt auf die Fahrzeuge zu.

Und er hatte Glück. In allen Wagen steckten die Zündschlüssel, schnell zog er einen nach dem anderen ab und steckte sie in die Hosentasche. Gerade als er den Humvee erreichte, der die Kolonne angeführt hatte, ertönten wütende Stimmen.

Die Schergen des Sultans hatten die Tür aufgebrochen und ihre Flucht entdeckt.

„Lauf, Salome“, schrie Cameron.

Sie raste auf den Geländewagen zu und hechtete auf den Beifahrersitz, während Cameron das schwere Gefährt startete. In diesem Moment stoben Asaads Männer um die Ecke.

„Duck dich“, befahl Cameron. Weil sie nicht sofort reagierte, drückte er sie nach unten. „Tu gefälligst, was ich dir sage!“, schrie es.

„Ich habe die Feile verloren“, keuchte sie außer Atem.

Aber sie hatten jetzt andere Sorgen.

Hinter ihnen ertönte das Knattern von Kalaschnikows. Doch der Humvee fuhr schon außer Reichweite der Kugeln.

Vor ihnen erstreckte sich die endlose Wüste. Hoffentlich überleben wir dieses Abenteuer, dachte Cameron.

5. KAPITEL

Der Humvee flog nur so über den harten Wüstensand.

Während Cameron die eingesammelten Zündschlüssel aus dem Fenster warf, verknotete Leanna den zerrissenen BH wieder notdürftig. Mit einem Mann wie Cameron Knight durch die Wüste zu jagen, war surreal genug, das musste nicht auch noch mit entblößten Brüsten geschehen.

Hatte sie wirklich erst vor einigen Tagen in Ankara getanzt und Pliés und Arabesken geübt? Kaum vorstellbar, da sie jetzt durch einen Wüstenstaat raste, über den ein Psychopath herrschte und ihr Leben in den Händen eines kaltblütigen Fremden lag, der den Geländewagen offenbar für einen Rennwagen hielt und seinen Blick stur nach vorn richtete.

Aber was erwartete sie? Sand, nichts als Sand, und ihr Leben lag in den harten Händen des Mannes neben ihr.

Allerdings hatten die Hände sich nicht hart angefühlt, als er sie berührt hatte. Leanna meinte, seine zärtlichen Berührungen noch zu spüren. Prompt wurde ihr heiß. Um sich abzulenken, sah sie aus dem Seitenfenster. Warum machte sie sich überhaupt darüber Gedanken? Als ausgebildete Tänzerin wusste sie, wie man in eine Rolle schlüpfte. Genau das hatte sie in seinen Armen getan, und es war ihr leichtgefallen.

Jetzt musste sie eine andere Rolle spielen, um zu verhindern, dass er sie in der Wüste aussetzte.

„ … nützlich.“

Leanna horchte auf. „Bitte?“

„Ich sagte, du könntest dich nützlich machen.“

„Wie denn?“

Indem du dir etwas überziehst, dachte Cameron. Wenigstens ihre Brüste waren bedeckt, wenn auch nur notdürftig. Ihre Beine erschienen ihm endlos lang und auf ihnen glitzerten Goldfäden, und dann dieses Nichts von einem Höschen …

„Sieh mal nach, ob du etwas Nützliches findest, was wir mitnehmen können, wenn wir den Humvee abstellen.“

„Warum sollten wir ihn stehen lassen?“

„Weil er zu auffällig ist.“

Leanna öffnete das Handschuhfach. „Hier sind ein Notizblock und ein Kugelschreiber.“

„Sehr nützlich, um Postkarten zu schreiben. Sonst noch etwas?“

„Streichhölzer und etwas Klebriges, das ziemlich gut riecht.“

„Zeig mal her.“

Sie hielt einen cremefarbenen Brocken hoch.

Cameron nickte zufrieden. „Das ist Halwa. Eine Süßigkeit mit viel Protein und Fett. Sehr gut. Was noch?“

„Ein kleiner Kasten. Scheint etwas Elektronisches zu sein.“

In diesem Moment bemerkte Cameron im Rückspiegel Licht. Scheinwerfer, aber noch weit hinter ihnen. Also hatten Asaads Männer die Verfolgung aufgenommen.

Leanna folgte seinem Blick. „Ist das Asaad?“, fragte sie ängstlich.

„Keine Angst. Zeig mir mal den Kasten. Ah, das ist ein GPS – ein satellitengestütztes Navigationssystem. Wenn es noch Strom hat, können wir feststellen, wo wir sind.“

„Und dann?“

„Dann kann ich die Koordinaten durchgeben und um Hilfe bitten.“

„Wie denn?“

„Ich habe ein Handy dabei.“

„Tatsächlich? Warum benutzt du es dann nicht?“

„Weil wir in einem Funkloch stecken.“

Leanna lehnte sich zurück und verschränkte die Arme unter dem Busen, sodass er sich hob und noch einladender aussah.

Cameron fluchte leise, als er das sah. Noch immer spürte er den Geschmack der süßen Früchte auf der Zunge. Unglaublich, dass ihn in dieser Situation der Gedanke an Sex ablenkte. Er ärgerte sich über sich selbst. „Nun sitz da nicht so herum“, kommandierte er barsch. „Klettere auf den Rücksitz, vielleicht findest du da etwas zum Anziehen.“

Sie warf ihm einen unwirschen Blick zu, gehorchte aber, indem sie sich auf den Sitz kniete und den Rücksitz absuchte.

Jetzt hatte Cameron ihren Po fast vor der Nase, was seine Konzentration auch nicht gerade förderte. Schnell wandte er den Blick ab und sah geradeaus. Bis sie ihn mit der Hüfte an der Schulter streifte und einige Goldfäden seinen Schenkel streichelten. Prompt stellte er sich vor, wie die Fäden sich um sein bestes Stück legen würden, wenn er Salome auf den Schoß zog.

Wenn er so weitermachte, landete der Wagen bald in der nächsten Sanddüne!

„Ich habe etwas gefunden!“

„Was?“

„Einen Rucksack mit Wasser, einem Hemd, einem T-Shirt und …“

„Und was?“

„Ach, nichts. Ich dachte, da wäre noch etwas, aber ich habe mich getäuscht.“

Das klang eher, als versuchte sie, ihn zu täuschen.

„Prima, dann zieh das Hemd an und gib mir das T-Shirt.“

Sie drehte sich wieder zurück. Dabei streifte sie Cameron mit dem Schenkel. Sofort stellte er sich vor, eine Hand zwischen ihre Schenkel zu legen und die seidige Wärme zu spüren …

Der Humvee geriet ins Schlingern.

„Hast du was gesehen?“

Allerdings! Er hatte viel zu viel gesehen und wurde ständig daran erinnert, dass er bei Salome noch nicht zum Zug gekommen war. Was ihn enorm frustrierte. Fast hatte er sie so weit gehabt.

Aber ich werde die Sache zum Abschluss bringen, schwor er sich. Wenn sie die Verfolger abgeschüttelt hatten, wollte er Salome an sich ziehen und sie auf dem harten Wüstensand bis zur Erschöpfung nehmen.

Danach könnte er sich dann wieder darauf konzentrieren, ihre Haut zu retten.

„Halt bitte mal kurz das Lenkrad fest!“

Sie beugte sich über ihn. Ihr Haar streichelte seine Wange, und er atmete ihren Duft ein. Schnell zog er sich das T-Shirt über den Kopf.

„Okay“, sagte er brüsk. „Du kannst dich wieder hinsetzen.“

„Nun sag schon, Cameron, hast du was gesehen? Ich denke nämlich …“

„Bitte tu mir einen Gefallen: Überlass das Denken mir, zieh das Hemd über und verstau alles, was du sonst noch gefunden hast, im Rucksack.“

Obwohl sie ihn beleidigt anfunkelte, gehorchte Leanna widerspruchslos. Das Hemd fühlte sich weich und kuschelig an. Augenblicklich wurde ihr wärmer, und außerdem würde Cameron sie jetzt vielleicht nicht mehr so mit seinen Blicken verschlingen.

Der Typ ist wirklich schlecht drauf, dachte sie. Vermutlich lag das auch an ihr. Immerhin hatte er ihretwegen seine Waffe zurücklassen müssen. Aber ohne mich wäre er wahrscheinlich schon tot, überlegte sie.

Vielleicht lägen sie auch noch im Bett. Sie auf dem Rücken, und er … und er …

Sie umfasste den Rucksack auf ihrem Schoß. Das war ein sehr tröstliches Gefühl.

Vor zwölf Jahren war sie zuletzt mit einem Rucksack unterwegs gewesen. Mit den Pfadfindern. Damals hatte sie in ihrem Rucksack eine Feldflasche, ein Erdnussbuttersandwich und eine Tüte Studentenfutter.

In dem Rucksack, der jetzt auf ihrem Schoß lag, gab es Wasser, Halwa, Streichhölzer, das GPS …

Und eine Waffe.

Eine automatische Handfeuerwaffe. So etwas kannte Leanna nur aus dem Kino. Jedenfalls war sie jetzt nicht mehr ganz schutzlos.

Sie sah verstohlen zu Cameron. Er mochte ein kaltherziger Mistkerl sein, aber ein ausgesprochen gut aussehender.

Na und? Das half auch nicht weiter. Jedenfalls traute sie ihm nicht über den Weg.

Aber es hatte sich wunderbar angefühlt, als er auf ihr gelegen und seine Hand zwischen ihre Schenkel gelegt hatte. Wenn sie sich ihm nur noch ein wenig entgegengebogen und er sich bewegt hätte …

„Sie sind hinter uns.“

Durch die Heckscheibe sah Leanna Scheinwerfer. Vor Angst krampfte sich ihr Herz zusammen.

„Kannst du nicht schneller fahren?“

„Ich habe das Gaspedal schon durchgetreten.“

„Was sollen wir tun?“

„Wir müssen sie ablenken.“

„Wie denn?“

„Ich versuche zu sehen, was da draußen ist.“

„Sand, nichts als Sand“, antwortete sie, gespielt gelassen.

„Da vorn ist etwas. Felsen. Ein Hügel. Wenn es mir gelingt, unsere Verfolger in die andere Richtung zu schicken, haben wir vielleicht eine Chance.“

Leanna hielt den Rucksack fest umklammert und ertastete die Waffe. Vielleicht sollte sie Cameron doch davon erzählen. Vielleicht konnte sie ihm vertrauen.

In diesem Moment lenkte Cameron den Wagen nach rechts. „Mach deine Tür auf!“

„Was?“

„Du sollst die Beifahrertür aufmachen.“

Sie sah ihn erstaunt an, gehorchte jedoch.

„Gut. Jetzt atme tief ein und spring raus.“

„Was soll ich?“

„Du hast genau gehört, was ich gesagt habe. Ich drossle das Tempo. Sowie der Wagen langsamer fährt, springst du. Roll dich ab, damit du dir nicht wehtust.“

Ihr Herz raste. Also lag sie doch richtig. Der Typ war tatsächlich eiskalt. Er wollte sein Leben retten, indem er sie Asaad vor die Füße warf!

Leanna zog die Waffe aus dem Rucksack. Schwer wie Blei ruhte sie in ihrer Hand, doch sie hob sie hoch und zielte auf Cameron. „Fahr weiter!“

Als er die Waffe bemerkte, zuckte Cameron zusammen. „Woher hast du die?“

„Das ist doch jetzt egal.“ Ihre Stimme bebte, ihre Hand auch. „Ich schieße auf dich, wenn du nicht Gas gibst und uns in Sicherheit bringst.“

„Salome“, sagte Cameron ganz ruhig. „Gib mir die Waffe.“

„Ich zähle bis drei. Hörst du? Eins. Zwei …“

„Pass auf!“

Es war der älteste Trick der Welt, aber er funktionierte. Leanna drehte sich hastig nach der angeblichen Gefahr um. Als Cameron ihr Handgelenk umklammerte und so fest zudrückte, dass sie – vor Schmerz schreiend – die Waffe fallen ließ, geriet der Wagen kurz ins Schlingern.

„Nein! Du Mistkerl! Das kannst du mir nicht antun!“

„Denk daran, dich abzurollen“, rief er, griff nach dem Rucksack und schubste sie aus dem fahrenden Wagen.

Dann riss er das Steuer nach links, trat aufs Gaspedal und sah in den Rückspiegel. Wie erhofft blieben die Schergen des Sultans ihm auf den Fersen.

Diesen Trick hatte er schon mal benutzt, aber nie bei einer Frau.

Cameron hatte getan, was er konnte: das Tempo gedrosselt und Salome gesagt, wie sie sich fallen lassen sollte. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sie instinktiv das Richtige tat.

Die Geschichte mit der Waffe hatte ihm richtig zugesetzt. Natürlich hatte er vermutet, dass noch etwas im Rucksack gewesen war. Aber eine Halbautomatik? Die sie auch noch auf ihn gerichtet hatte …

Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Wenn er zu weit fuhr, würde er sie nicht wiederfinden. Eigentlich ein verführerischer Gedanke – sollte sie doch allein sehen, wie sie wieder aus dem Schlamassel herauskam!

Vor ihm lag ein lang gezogener Abhang. Genau was er brauchte!

Er nahm den Fuß vom Gas, wartete, bis der Geländewagen sich fast am Scheitelpunkt des Abhangs befand, öffnete die Fahrertür und hechtete hinaus. Draußen landete er auf der Schulter und ließ sich so weit wie möglich rollen, bevor er in die Hocke ging und sich umsah.

Der Humvee fuhr mit unbekanntem Fahrziel den Abhang hinunter. Als die Verfolger an ihm vorbeirasten, machte Cameron sich so klein wie möglich. Dann stand er auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Bei dem heftigen Aufprall hatte er sich die Schulter geprellt. Die Waffe steckte noch in seinem Hosenbund. Cameron hängte sich den Rucksack über die Schulter und machte sich auf die Suche nach Salome.

Nach einiger Zeit wurde er unruhig. Wo steckte sie nur?

„Salome!“, rief er, erhielt jedoch keine Antwort. Nur der Wind heulte lauter.

„Salome, wo bist du?“

Wie eine wütende Tigerin sprang sie ihn plötzlich an und ging auf ihn los. Der Rucksack glitt zu Boden, und wenn Cameron sich nicht rechtzeitig weggedreht hätte, hätte sie ihn mit dem Knie dort erwischt, wo es einen Mann am meisten schmerzte.

„He, ganz ruhig! Ich bin’s.“

Das brachte ihm einen Faustschlag ein, bevor sie wieder wegtänzelte.

Okay, sie wollte es ja nicht anders, dachte er wütend, täuschte einen Schritt nach links vor, und als sie ihm folgte, zog er sie an sich und hob sie hoch.

„Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“, fragte er gereizt.

„Ich war verrückt, zu denken, dass du mir helfen würdest.“

„Beruhige dich!“

„Ich soll mich beruhigen? Du hast mich aus dem fahrenden Wagen geschubst!“

„Er ist nur ganz langsam gefahren. Ich bin bei viel höherem Tempo gesprungen.“

„Du wolltest mich loswerden!“

„Und wieso sollte ich dich dann anschließend suchen?“

„Hast du ja gar nicht. Du bist über mich gestolpert.“

„Selbst dir muss das unlogisch vorkommen.“

Leanna wand sich wie ein Aal. „Lass mich runter!“, rief sie.

„Mit dem größten Vergnügen. Aber untersteh dich, wieder über mich herzufallen!“

„Wie willst du das verhindern? Mich fesseln und über deine Schulter werfen? Das hatten wir doch schon. Was bist du nur für ein Mann?“

Cameron setzte sie ab. „Einer, der sich nicht mit diesem Unsinn abgeben muss. Merk dir das!“

Leanna musterte ihn starr. Vielleicht wollte er sie doch beide retten. Und vermutlich hatte er sie wirklich gesucht. Andererseits konnte man wohl kaum einem Mann vertrauen, der mit einer Frau schlief, die Nein gesagt hatte.

Sie hatte doch Nein gesagt, oder? Was sie allerdings empfunden hatte, als er ihre Brüste gestreichelt hatte, ging in eine ganz andere Richtung als ein Nein …

„In deinem Gesicht kann man wie in einem offenen Buch lesen, Salome.“

Sein Tonfall war sexy und rau. Unsicher sah sie Cameron in die Augen. Wusste er tatsächlich, was sie gerade gedacht hatte?

Leanna riss sich zusammen. „Dann weißt du ja, was ich tun werde, wenn du noch mal versuchst, mich auszutricksen.“

„Was denn? Willst du mich erstechen – oder vielleicht erschießen?“ Er hob sie erneut hoch. „Was hast du denn noch versteckt?“

„Wo soll ich denn noch etwas versteckt haben?“ Ihr Blick glitt über das viel zu große Hemd, das sie über dem winzigen Bikini trug.

„Ich sollte dich ausziehen und durchsuchen.“

„Du hast doch gehört, dass ich nichts …“

„Ja, das habe ich. Ich werde dich jetzt abtasten, Salome. Halt schön still, dann hast du es gleich hinter dir.“

„Kommt überhaupt nicht infrage!“ Ihr stockte der Atem, als Cameron begann, sie abzutasten. „Du Mistkerl! Hör sofort auf damit!“

Seine Hände glitten unter das Hemd, er sah ihr tief in die Augen, als er die Brüste umfasste und sanft mit den Fingern über die Kurven und Brustspitzen fuhr. Sein Blick war kühl, doch unter einem Auge zuckte ein verräterischer Nerv.

Entsetzt stellte Leanna fest, dass ihre Brustspitzen sich aufrichteten.

„Nicht“, sagte sie und versuchte vergeblich, seine Hände festzuhalten. „Du hast kein Recht …“

Doch er machte weiter und berührte ihren flachen Bauch.

Sie spürte sofort Schmetterlinge, und in ihrem Inneren wurde es ganz heiß, weich und wohlig.

„Hör auf! Ich habe keine Waffe versteckt“, rief sie mit bebender Stimme.

Von wegen, dachte Cameron und legte die Hand zwischen ihre Schenkel.

Starr stand Salome vor ihm und fühlte sich heiß an. Ihm war auch heiß, und seine Erregung ließ sich nicht verbergen. Konnte eine Frau das vortäuschen? Konnte sie bei einer Berührung absichtlich erbeben? Konnte sich ihr Körper so warm, einladend und sehnsüchtig anfühlen, wenn sie nicht genommen werden wollte?

Diese Frau war zu allem imstande. Das durfte er nicht vergessen.

„Davon überzeuge ich mich lieber selbst“, sagte er kühl, obwohl heiße Wogen des Verlangens seinen Verstand umnebelten.

„Wenn du das noch einmal tust, bringe ich dich um“, sagte sie ruhig.

„Und wenn du noch einmal etwas Wichtiges vor mir verbirgst, wirst du keine Gelegenheit dazu haben“, antwortete er ebenso ruhig, hob den Rucksack auf und warf ihn sich wieder über die Schulter. „Ohne dich wäre ich wesentlich besser dran. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

„Allerdings“, sagte sie verbittert und ging an ihm vorbei. Mit hoch erhobenem Kopf.

Natürlich überholte er sie sofort und legte ein erhebliches Tempo vor. Missmutig folgte Leanna ihm.

Dass sie mit ihm Schritt hielt, überraschte Cameron. Sie war wirklich fit. Aber sie musste ihren Körper ja auch in Form halten, schließlich verdiente sie ihr Geld damit.

Nach einiger Zeit blieb sie allerdings doch zurück. Eigentlich konnten sie sich keine Pause leisten, doch Cameron brachte es nicht übers Herz, Salome vor Erschöpfung zusammenbrechen zu sehen. Also blieb er stehen, holte die Wasserflasche aus dem Rucksack und zuckte zusammen, als Salome auf ihn prallte. Er konnte sie gerade noch auffangen. Völlig außer Atem und ganz rot im Gesicht, zitterte sie am ganzen Körper. Ob nun vor Erschöpfung oder Kälte – es war ein schlechtes Zeichen. Sie musste sich ausruhen. Doch der Sand war zu kalt, wenn sie sich setzte, würde sie erst recht zittern. Blieb einzig die Möglichkeit, sie an sich zu ziehen und zu wärmen.

Als sie protestierte, schnalzte er nur unwillig mit der Zunge.

„Sei nicht dumm! Lehn dich an mich, und versuch, ruhig zu atmen.“

Das half. Nach wenigen Sekunden hörte das Zittern auf.

„Sehr gut. Gleich wird dir warm.“

Sie nickte, und das seidige Haar streichelte seine Lippen. Cameron zog sie fester an sich.

In seinem Leben hatte er schon viele Frauen kennengelernt. Aber keine wie Salome. Sie war schön und stark, dabei wirkte sie so zerbrechlich. Und doch hatte sie ihn mit dieser lächerlichen Nagelfeile bedroht. Als das nicht wirkte, war sie nicht in Tränen ausgebrochen. Und sie hatte ihn nicht gebeten, Rücksicht auf sie zu nehmen, weil sie eine Frau war.

Für einen Moment schloss Cameron die Augen. Sie war so weiblich, und sie duftete so verführerisch – nach Blüten, nach Vanille und sehr fraulich.

Langsam kam sie wieder zu Atem, während Cameron ihr beruhigend den Rücken streichelte.

„Jetzt sehnst du dich bestimmt nach einem großen Glas Orangensaft“, sagte er.

Sie stöhnte. „Musst du mich auch noch foltern?“

„Und nach einem Steak“, fuhr er fort, als hätte er ihre Frage nicht gehört. „Wie hättest du das Steak gern, Salome?“, fragte er und griff nach dem Rucksack. „Blutig oder gut durch?“

„Blutig“, antwortete sie und seufzte dann leise. „Aber außen schön braun.“

„So, so, Madam. Mir scheint, Sie kommen auch aus Texas, wie ich“, sagte er mit übertrieben texanischem Akzent.

Sie sah auf. „Bist du wirklich Texaner?“

„Klar. Aus Dallas.“

„Ach, deshalb die Stiefel.“

„Ja, schade um die schönen Stiefel“, meinte er bedauernd. „Aber du hast recht. Kein Texaner, der etwas auf sich hält, verlässt das Haus ohne seine Stiefel.“

Zum ersten Mal lächelte sie, und Cameron freute sich, dass er es geschafft hatte, sie von ihren gegenwärtigen Problemen abzulenken.

„Hier“, sagte er. „Du musst Wasser trinken.“ Dabei reichte er ihr die Wasserflasche. „Mehr“, verlangte er, als sie ihm die Flasche zurückgeben wollte. „So, und nun gibt es Steak.“

Er hielt ihr das Paket Halwa hin, von dem sie ein winziges Stückchen abbiss. Ein kleiner Krümel blieb an ihrer Oberlippe kleben, den sie mit der Zungenspitze ableckte, bevor sie genießerisch die Augen schloss und sich die Süßigkeit schmecken ließ.

Als sie zufrieden stöhnte, erinnerte Cameron das an ihr leises Stöhnen, während er ihre Brustspitzen mit der Zunge liebkost hatte.

Halwa war süß, doch sie war noch viel süßer …

Das fand sein Körper auch, der sich sofort wieder meldete. Hastig wandte er sich halb von Salome ab, trank einen Schluck Wasser und verstaute Flasche und das restliche Halwa wieder im Rucksack.

„Okay, Zeit weiterzumarschieren“, sagte er energisch.

„Du hast nicht genug getrunken, und gegessen hast du gar nichts“, warf sie ein.

„Mir geht’s gut.“

Das schien zu stimmen. Sie hatte vor Kälte und Erschöpfung gezittert, jeder Muskel tat ihr weh, von ihren Füßen ganz zu schweigen, doch Cameron, der nicht einmal Schuhe, sondern nur Jeans und ein viel zu dünnes T-Shirt trug, wirkte völlig entspannt.

„Machst du so etwas oft?“, fragte sie, nachdem sie sich geräuspert hatte.

Weil sie es offenbar ernst meinte, versuchte auch er, einigermaßen ernst zu bleiben. „Ach, es ist wohl schon zwei, drei Wochen her, dass ich einem Psychopathen entkommen und mit einer bildhübschen Frau quer durch die Wüste marschiert bin. Ja, ziemlich oft, würde ich sagen.“

Als sie das amüsierte Funkeln in seinen Augen bemerkte, musste sie lachen.

Ihr vergnügtes unschuldiges Lachen erstaunte ihn. Das klang so gar nicht nach einer Frau, die um die halbe Welt gereist war, um einen Sultan zu becircen.

„Das habe ich nicht gemeint. Aber du bist so fit. Der Marsch durch die Wüste scheint dir überhaupt nichts auszumachen. Als würdest du das jeden Tag machen.“

Das verdankte er seiner Ausbildung bei den Sondereinsatztruppen und den Jahren beim Geheimdienst. Um auf jede Situation vorbereitet zu sein, legte Cameron viel Wert auf seine körperliche Fitness.

„Ich war lange beim Militär“, erklärte er vage.

„Auch in dieser Region?“

„Ja.“ Cameron verzog das Gesicht, weil sie wieder zitterte. „Dir ist noch immer kalt. Komm her, ich knöpf dir das Hemd ganz zu, dann wird dir wärmer.“

„Ich mach das schon“, erwiderte Leanna schnell.

Doch Cameron hatte bereits begonnen. Dabei berührte er leicht ihre Brüste, und sie errötete. Sofort überkam Cameron wieder eine unbändige Sehnsucht danach, seine Salome auf der Stelle im Wüstensand zu nehmen, in sie zu gleiten …

Sie wich zurück.

„Alles okay“, behauptete sie. „Mir wird gleich wärmer, wenn wir uns wieder auf den Weg machen.“

„Warum?“, fragte er rau.

„Durch das schnelle Gehen …“

„Warum hast du dich an Asaad verkauft?“

Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.

„Das ist eine einfache Frage. Also, warum hast du das getan?“

Dass er so etwas überhaupt von ihr denken konnte, tat furchtbar weh.

„Brauchtest du das Geld?“

„Du willst wissen, ob meine Großmutter sterben wird, wenn ich ihr nicht ein unglaublich teures Medikament besorge? Oder ob meine Mutter Haus und Hof verliert, wenn ich ihr nicht finanziell unter die Arme greife?“ Sie funkelte ihn wütend an. „Tut mir leid, mir fällt keine rührselige Geschichte ein.“

„Herr im Himmel“, sagte er rau. „Was bist du nur für eine Frau?“

„Eine Frau, die es hätte besser wissen müssen. Und du bist keinen Deut anständiger als der Sultan.“

Als er sie heftig an sich zog, fuhr sie erschrocken zusammen.

„Stimmt. Wenn eine Frau mich becirct, muss sie auch mit den Konsequenzen rechnen“, murmelte Cameron und küsste sie wild und voller Verlangen. Leanna war ihm völlig ausgeliefert. Er umfasste ihr Gesicht, ließ die Hände über ihren Rücken gleiten und hob sie hoch. Zuerst wehrte sie sich, schrie dann plötzlich leise auf, legte ihm die Arme um den Nacken und erwiderte seine Küsse.

Stürmisch erforschte er ihren süßen Mund, zog sie enger an sich und küsste sie immer leidenschaftlicher und tiefer, während am Horizont ein neuer Tag anbrach.

Schließlich beendete Cameron den Kuss, nahm Salomes Hände in seine und bedachte sie mit neckenden kleinen Liebesbissen, bevor er eine von ihnen auf seine verlangende Männlichkeit legte.

„Was vorhin im Bett passiert ist, ist nicht vorbei, Salome. Das weißt du genauso gut wie ich.“

Nach einem letzten Blick auf ihren schönen Mund und ihre verführerischen Brüste wandte er sich ab, griff nach dem Rucksack und machte sich wieder auf den Weg.

6. KAPITEL

Bei Sonnenaufgang erreichten sie einen Hügel.

„Das ist ja ein richtiger Berg“, rief Leanna aufgeregt und sah Cameron an.

Er lächelte. „Na ja, als Berg würde ich den Hügel nicht gerade bezeichnen.“

Schon seit einiger Zeit hatten sie die Erhebung vor Augen. Glücklicherweise handelte es sich um keine Fata Morgana, sondern eine Formation aus Felsen und verkrüppelten Bäumen direkt vor ihnen.

„Schaffst du es, da hinaufzuklettern?“

Leanna nickte. Er sah, wie erschöpft sie war, doch sie ließ sich nichts anmerken und lächelte. Eine goldblonde Locke fiel ihr ins Gesicht, und Cameron schob sie ihr hinters Ohr.

Seine Salome war wirklich unglaublich!

Seine Salome?

Schnell senkte er den Blick und betrachtete ihre Füße. Das lenkte ihn ab.

„Du liebe Zeit! Deine Schuhe fallen auseinander.“

Sie folgte seinem Blick. Wieso verwunderte ihn das so?

„Mit den Dingern schaffst du es niemals die Felsen hinauf.“

Wortlos betrachtete sie seine nackten Füße.

„Das ist etwas anderes“, behauptete er kurz angebunden.

„Wieso?“

Bei seiner Militärausbildung war er mit bloßen Füßen durch viel raueres Gelände marschiert, doch das behielt er lieber für sich.

„Es ist etwas anderes, weil ich es sage.“

Sie betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Hast du jemals Stunden damit zugebracht, einen neuen Tanz einzustudieren?“

„Was?“

„Versteht du etwas vom Tanzen?“

„Nein. Du etwa?“

Wie hatte sie nur so dumm sein können, ihn doch als netten Burschen einzuschätzen?

Autor

Olivia Gates
<p>Olivia Gates war Sängerin, Malerin, Modedesignerin, Ehefrau, Mutter – oh und auch Ärztin. Sie ist immer noch all das, auch wenn das Singen, Designen und Malen etwas in den Hintergrund getreten ist, während ihre Fähigkeiten als Ehefrau, Mutter und Ärztin in den Vordergrund gerückt sind. Sie fragen sich jetzt bestimmt...
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Olivia Gates
<p>Olivia Gates war Sängerin, Malerin, Modedesignerin, Ehefrau, Mutter – oh und auch Ärztin. Sie ist immer noch all das, auch wenn das Singen, Designen und Malen etwas in den Hintergrund getreten ist, während ihre Fähigkeiten als Ehefrau, Mutter und Ärztin in den Vordergrund gerückt sind. Sie fragen sich jetzt bestimmt...
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