Milliardär meiner Träume 3 - 5 romantische Liebesromane

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Milliardär meiner Träume 3

In diesem Sammelband finden Sie folgende Geschichten:

DER MILLIARDÄR UND DIE TÄNZERIN

Was für ein Schock für die bezaubernde Tänzerin Bronte: Der sexy Milliardär Luca Sabbatini taucht plötzlich in ihrem Ballettstudio in Melbourne auf. Ganz so, als wäre nichts geschehen. Als hätte er sie an dem kalten, grauen Novembertag vor zwei Jahren nicht so einfach verlassen. Bronte erinnert sich genau, wie sich seine Küsse anfühlen: sinnlich, verlangend … Starke Arme, die sie umfangen … Doch sie darf sich nicht noch einmal von ihm verführen lassen! "Was willst du von mir?", will sie wissen - voller Furcht, dass Luca von ihrem Geheimnis weiß …

DER MILLIARDÄR UND DIE LIEBE

Wilde Affären, provokante Flirts … Nicht nur die Regenbogenpresse ist überzeugt, sondern auch Maya: Ihre Ehe mit dem italienischen Luxushotelerben Giorgio Sabbatini steht vor dem Aus. Da trifft sie nach einem halben Jahr Trennung von Tisch und Bett ihren attraktiven Noch-Gatten auf der Hochzeit seines Bruders in Mailand wieder. Und plötzlich wird ihr schockierend heiß. Das sinnliche Prickeln, das erotische Feuer, das Giorgio mit nur einem Blick in ihr entfacht - alles ist wie früher. Maya versteht sich selbst nicht mehr, ist doch die Scheidung längst eingereicht …

DER MILLIARDÄR UND DIE BRAUT

Nicoló Sabbatini ist nicht nur ein feuriger Italiener, er stammt zudem aus einer der reichsten Dynastien Europas. Geschäftlich gilt er als unerbittlich - bei Frauen als unbezähmbar. Umso wütender macht ihn das Testament seines Großvaters: Er erbt nur, wenn er Jade Sommerville heiratet! Gut, arrangierte Ehen sind noch üblich, aber muss seine Braut eine verwöhnte Zicke sein? Nicoló tobt - bis er Jade trifft. Er sieht ihre funkelnden Smaragdaugen - und ändert seine Meinung: Auf ein Jahr Ehe mit dieser Schönheit könnte er sich doch einlassen? Sie wird ihn schon nicht zähmen …

DIE SINNLICHE RACHE DES MILLIARDÄRS

Der attraktive Playboy und Multimilliardär Nikos Katrakis ist unendlich fasziniert von der bildschönen Tristanne. Sie ist einfach unwiderstehlich! So überwältigend ist die Leidenschaft, die sie in ihm weckt, so unstillbar sein Verlangen nach ihr … Doch schon lange hat er Rache an Tristannes Familie geschworen. Und deshalb muss er vor allem eins: Ihr das Herz brechen! Genauso wie es ihr skrupelloser Bruder einst mit seiner Schwester tat, will er Tristanne erst erobern - und dann eiskalt fallen lassen. Auch wenn er sie mit jedem Tag stärker begehrt …


  • Erscheinungstag 14.11.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783745751741
  • Seitenanzahl 576
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Melanie Milburne, Caitlin Crews

Milliardär meiner Träume 3 - 5 romantische Liebesromane

Melanie Milburne

Der Milliardär und die Tänzerin

1. KAPITEL

Bronte machte gerade ihre Dehnungsübungen am Barren, als sie hörte, wie die Hallentür geöffnet wurde. Ein Blick in die deckenhohe Spiegelwand ließ ihr Herz stocken, denn hinter ihr näherte sich eine hoch gewachsene, dunkle Gestalt. Ihre Augen wurden immer größer, und die Hände, mit denen sie sich am Barren festklammerte, wurden feucht.

Im nächsten Augenblick schlug ihr Herz mit doppelter Geschwindigkeit. Das konnte doch unmöglich wahr sein!

Ich träume! schoss es ihr durch den Kopf. Ich fantasiere. Das kann nicht Luca sein! Mein Verstand spielt mir einen Streich. Das liegt nur an dem ganzen Stress und der Erschöpfung …

Bronte zwinkerte ein paar Mal, um ihre Gedanken zu ordnen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Es durfte sich einfach nicht um Luca Sabbatini handeln! Hunderte, nein, sogar Tausende dunkelhaarige, bildschöne Männer könnten in diesem Moment ihr Studio betreten, das musste nicht ausgerechnet …

„Hallo, Bronte.“

Lieber Himmel, er ist es wirklich, dachte sie entsetzt und atmete tief ein. Dann straffte sie die Schultern und drehte sich zu ihm um.

„Luca“, begrüßte Bronte ihren unwillkommenen Besucher mit kühler Höflichkeit. „Hoffentlich hast du nicht vor, dich für den Nachmittagskurs anzumelden. Er ist bereits voll belegt.“

Sein Blick streifte ihren hautengen Tanzanzug und blieb schließlich an ihren Lippen hängen. Es dauerte wenige, aber dennoch endlose Sekunden, bis Luca ihr direkt in die Augen sah. „Du bist so schön und graziös wie immer“, sagte er mit tiefer Stimme.

Dieser schmeichlerische Tonfall verursachte bei Bronte einen wohligen Schauer: ein wenig heiser und getragen von einem unüberhörbaren italienischen Akzent. Luca sah genauso aus wie bei ihrem letzten Treffen, fand Bronte. Vielleicht ein kleines bisschen schlanker. Knapp einen Meter neunzig groß, mittellange schwarze Haare, die sich leicht lockten, und die schwärzesten Augen, die Bronte jemals begegnet waren. Neben ihm fühlte sie sich so winzig wie die Ballerina auf einer Kinderspieluhr.

„Du hast ganz schön Nerven, hier aufzutauchen“, bemerkte sie kühn. „Ich dachte, du hättest vor zwei Jahren in London alles gesagt, was es zu sagen gab?“

In der Tiefe seiner dunklen Augen schien ein Licht aufzuflackern. Es war nur ein winziges Leuchten und wäre Bronte vermutlich gar nicht aufgefallen, wenn sie Luca nicht so eindringlich angestarrt hätte. „Ich bin geschäftlich hier“, brummte er. „Das hielt ich für eine günstige Gelegenheit, sich mal wiederzusehen.“

„Wozu?“ Herausfordernd hob sie ihr Kinn. „Willst du über alte Zeiten reden? Vergiss es, Luca! Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Ich bin endlich über dich hinweg.“ Sie drehte sich wieder zu ihrem Barren um. „Ich habe in fünf Minuten Unterricht“, erklärte sie ihm im Spiegel. „Wenn du also nicht gleich von zwanzig kleinen Mädchen in rosa Tutus umzingelt sein möchtest, schlage ich vor, du verschwindest.“

„Warum unterrichtest du, anstatt selbst zu tanzen?“, erkundigte er sich und hielt ihren Blick fest.

Ungeduldig verdrehte sie die Augen und fuhr auf dem Absatz herum. Dann stemmte sie eine Hand auf die Hüfte. „Ich konnte den Termin zum Vortanzen in letzter Sekunde nicht wahrnehmen. Darum!“

Seine Stirn kräuselte sich etwas. „Warst du etwa verletzt?“

Sie unterdrückte ein bitteres Lächeln. Konnte man ein gebrochenes Herz und eine Schwangerschaft als Verletzungen bezeichnen? „So könnte man das vielleicht nennen“, erwiderte sie ausweichend. „Unterricht zu geben war dann die nächstbeste Option. Und ich hielt meine alte Heimat Melbourne für den besten Ort dafür.“

Schweigend sah Luca sich in dem alten Fabrikgebäude um, das Bronte und ihre Geschäftspartnerin Rachel Brougham zu einem Tanzstudio ausgebaut hatten. „Wie viel Miete zahlst du eigentlich hier?“, fragte er schließlich.

Sie wurde misstrauisch. „Warum willst du das wissen?“

Eine seiner breiten Schultern zuckte. „Es wäre vielleicht eine gute Investitionsmöglichkeit. Ich halte immer die Augen offen nach vielseitig verwendbaren Gebäuden.“

„Ich dachte, du wärst in der Hotelbranche tätig wie der Rest deiner Familie.“

Sein Lächeln war kaum als solches zu erkennen. „Ich habe mich verändert, seit wir uns zum letzten Mal begegnet sind. Vor allem habe ich inzwischen andere geschäftliche Interessen. Gewerbeflächen sind eine solide Anlagemöglichkeit und rentieren sich häufig wesentlich besser als Privatbesitz.“

Bronte presste ihre Lippen aufeinander. Es wühlte sie innerlich auf, Luca so unvorbereitet gegenüberzustehen. Aber obwohl sie sich wund und verletzlich fühlte, bemühte sie sich um Haltung. „Ich bin sicher, der Vermieter würde dir lediglich mitteilen, dass dieses Gebäude nicht zum Verkauf steht.“

„Ich habe schon mit ihm gesprochen.“

Ihr wurde vor Schreck eiskalt. „Und?“

Sein schiefes Grinsen ließ ihn ziemlich verwegen aussehen. Dieser Gesichtsausdruck war einer der Gründe gewesen, weshalb ihr Herz beinahe stehen geblieben war, als sie sich damals in einem Londoner Buchladen über den Weg liefen. Bis heute hatte sich daran nicht viel geändert, musste Bronte feststellen. Auch wenn sie sich energisch einredete, nichts mehr für diesen Mann zu empfinden.

„Ich habe ihm ein Angebot gemacht“, gab Luca freimütig zu. „Auch deshalb bin ich nach Australien geflogen. Die Sabbatini Hotel Corporation expandiert immer globaler. Wir planen Luxushotels in Melbourne, in Sydney und an der Gold Coast in Queensland. Vielleicht hast du schon in der Zeitung etwas darüber gelesen.“

Wie hatte sie das übersehen können? Trotz ihrer Abneigung gegen Luca verfolgte sie restlos jede Geschichte oder Bemerkung, die über ihn oder seine Familie in den Gazetten abgedruckt wurde. Erst vor wenigen Monaten las sie einen ausführlichen Artikel über die Scheidung seines älteren Bruders Giorgio und seiner Frau Maya. Und der jüngere Bruder Nikoló hatte offenbar eine unfassbar hohe Summe beim Pokern in Las Vegas gewonnen. Aber über Luca selbst hatte Bronte nichts gefunden.

Es war, als wäre er für die letzten zwei Jahre vollkommen aus der Medienlandschaft verschwunden.

„Nein, aber ich weiß auch wirklich Besseres mit meiner Zeit anzufangen“, sagte sie beiläufig.

Zwischen ihnen beiden entwickelte sich so etwas wie ein Krieg der Blicke, den Bronte zu gewinnen gedachte. Sie schaffte es, möglichst unbeteiligt zu wirken, obwohl Lucas plötzliche Anwesenheit sie ziemlich aus der Fassung brachte.

Ihre Haut kribbelte überall, ihr Magen flatterte und die Herzfrequenz hatte sich mindestens verdoppelt. Sie hatte sich nicht einmal im Traum vorzustellen gewagt, wie es wohl sein würde, Luca irgendwann einmal wieder gegenüberzustehen.

An einem kalten, grauen Novembertag vor zwei Jahren hatte er ihrer sechsmonatigen Affäre ein abruptes und bitteres Ende gesetzt. Seitdem war Brontes Liebe zu ihm deutlich abgekühlt, bis nur noch ein schmerzender Klumpen Eis in ihrer Brust übrigblieb. Welche naive Idiotin würde auch weiterhin einen so herzlosen Mistkerl lieben? Er hatte nicht einmal ihre Anrufe oder E-Mails beantwortet. Bronte mutmaßte sogar, dass er seine Kontaktdaten geändert hatte, um ihr besser aus dem Weg gehen zu können.

Und jetzt war er zurück und stand direkt vor ihr, so als wäre das alles nie geschehen.

„Was willst du eigentlich hier?“, wollte sie nun wissen. „Warum bist du wirklich hergekommen?“

Sein harter Gesichtsausdruck wurde etwas milder, und Brontes Blick wurde von seinen schön geformten Lippen magisch angezogen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sich Lucas Küsse anfühlten: warm, sinnlich … Starke Arme, die sie umfingen … Es zerriss ihr fast das Herz, und die Schmerzen in ihrer Brust steigerten sich ins Unerträgliche.

Hastig errichtete Bronte die Mauern wieder um ihr Herz, die ihre Gefühle schon so lange vor Irritationen schützten. Mit verschränkten Armen stellte sie sich vor Luca hin und presste die Lippen fest aufeinander.

„Ich wollte dich wiedersehen, Bronte“, gestand er freimütig. „Um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht.“

Mit einem spöttischen Laut stieß sie den Atem aus. „Ob es mir gut geht? Warum sollte es mir nicht gut gehen?“ Abfällig schüttelte sie den Kopf. „Dein Ego ist noch größer, als ich dachte, wenn du echt glaubst, ich hätte mich hier nach dir verzehrt. Es sind fast zwei Jahre vergangen, Luca. Zweiundzwanzig Monate und vierzehn Tage, um genau zu sein. Mein Leben musste weitergehen.“

„Hast du inzwischen eine feste Beziehung?“, fragte er unverblümt.

Ihr Stolz gewann die Oberhand, nachdem sie sich gerade schon ziemlich verplappert hatte. „Wenn du es unbedingt wissen musst, ja.“

Luca ließ sich nichts anmerken, trotzdem spürte Bronte plötzlich eine innere Anspannung bei ihm, die vorher nicht da gewesen war. „Ob dein Partner etwas dagegen hat, wenn ich dich heute Abend zum Essen entführe?“

„Ich will nicht mit dir ausgehen, Luca“, antwortete sie ohne zu zögern. „Nicht heute, nicht morgen, gar nicht.“

Er kam einen Schritt näher und legte Bronte eine Hand auf den Arm, als sie zurückweichen wollte. Seine kräftigen, dunklen Finger bildeten einen starken, sinnlichen Kontrast zu ihrer zarten, hellen Haut. Am schlimmsten war, seine Fingerspitzen befanden sich nur wenige Millimeter neben ihrer empfindlichen Brustspitze.

„Ist denn ein Abend zu viel verlangt?“, fragte Luca rau.

Energisch wollte sie seine Hand beiseiteschieben, doch er legte nur seine zweite fest auf ihre. Viel zu nah! „Hör auf damit, Luca!“

„Womit denn?“ Er sah ihr unablässig in die Augen, während sein Daumen unablässig über ihren Handrücken strich.

Bronte schluckte. „Du weißt genau, wovon ich spreche. Diese Spielchen. Jetzt bist du hier in Australien und suchst einen Zeitvertreib.“

Sein schiefes Lächeln drückte echtes Bedauern aus. „Deine Meinung von mir ist viel schlechter, als ich erwartet hatte. Bist du denn etwa für das Ende unserer kleinen Affäre nicht ausreichend entschädigt worden?“

Mehr als du glaubst, konterte sie heimlich. „Ich habe den Opalanhänger zurückgeschickt“, verteidigte Bronte sich. „Sie sollen sowieso kein Glück bringen. Hätte ich mir eigentlich denken können …“

Seine Mundwinkel wirkten plötzlich etwas verkniffener. „Ziemlich daneben, ihn in dem jämmerlichen Zustand zurückzugeben. Er war unheimlich teuer. Wie ist das eigentlich passiert? Bist du mit einer Dampfwalze darübergefahren?“

Bronte schob ihr Kinn noch weiter vor. „Es war ein Hammer, und es hat mir ausgesprochen gutgetan.“

„Eine nutzlose Verschwendung eines wirklich seltenen schwarzen Opals“, brummte Luca. „Wenn ich geahnt hätte, wie launisch du werden kannst, hätte ich dir einen Diamanten besorgt. Den bekommt man nicht so leicht klein.“

„Mir wäre bestimmt etwas eingefallen.“

Jetzt musste Luca grinsen, und seine weißen, ebenmäßigen Zähne strahlten. „Ja, das glaube ich auch, cara.“

Wieder spürte Bronte das vertraute Beben in ihrem Innern und versuchte verzweifelt, es zu unterdrücken. Was hatte dieser Mann an sich, das so unwiderstehlich war? Seit er wieder vor ihr stand, erinnerte sie sich an jeden einzelnen Augenblick, den sie mit ihm verbracht hatte. Ihr ganzer Körper schien aus einem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. All ihre Sinne waren geschärft, ihre Nervenbahnen kribbelten und ihre Haut sehnte sich nach Berührung.

Luca war ein grandioser Liebhaber – ihr einziger. Hoffnungslos romantisch und vermutlich grenzenlos naiv hatte Bronte sich für den Richtigen aufsparen wollen. Sie wollte einfach nicht dieselben Fehler wie ihre Mutter machen, die sich in einen Nichtsnutz verliebt hatte, der sie schwanger sitzenließ. Stattdessen verliebte Bronte sich in einen Milliardär, der sie sitzenließ und dabei nicht ahnte, dass sie schwanger war …

Und nachdem Luca sie derart mies behandelt hatte, würde Bronte ihr Geheimnis auch in Zukunft für sich behalten.

„Ich muss dich nun wirklich bitten zu gehen, Luca“, setzte sie erneut an. „In wenigen Minuten kommen meine Schülerinnen.“

„Ich will mich heute Abend mit dir treffen, Bronte“, sagte er beharrlich. „Und eine Absage werde ich schlicht nicht akzeptieren.“

Abrupt trat sie einen Schritt zurück. „Du kannst mich ja nicht zwingen, Luca Sabbatini! Ich muss weder mit dir essen gehen noch mit dir reden, wenn ich es nicht möchte. Und jetzt lass mich in Ruhe, sonst lasse ich dich hier von der Polizei rausschaffen!“

Seine Miene wurde steinhart. „Wie viel Miete zahlst du hier noch mal?“

Ein tonnenschweres Gewicht legte sich auf Brontes Brust und raubte ihr den Atem. „Ich habe nicht vor, dir das zu sagen“, stammelte sie.

Luca schenkte ihr ein grausames, vielsagendes Lächeln und reichte ihr eine Visitenkarte. „Meine Kontaktdaten“, erklärte er knapp. „Ich erwarte dich um acht Uhr in meinem Hotel. Name und Adresse habe ich auf die Rückseite geschrieben. Ich bewohne das Penthouse.“

„Aber ich werde nicht kommen.“

An der Tür blieb er stehen und sah über die Schulter. „Vielleicht solltest du dich zuerst mit deinem ehemaligen Vermieter unterhalten, bevor du vorschnelle Entscheidungen triffst“, schlug er mit betont gleichgültiger Stimme vor.

„Ehemaliger Vermieter?“, wiederholte Bronte etwas zu schrill. „Du meinst, du hast dieses Gebäude bereits gekauft? Dann bist du der neue Besitzer?“

Sein Grinsen war selbstgerecht. „Also, Dinner um acht, Bronte. Sonst könnte es passieren, dass die geplante Mieterhöhung deine Möglichkeiten übersteigt.“

Es ist kaum zu fassen, schoss es ihr durch den Kopf, und sie begann vor Wut zu zittern. „Du erpresst mich? Wegen eines Dinners?“

„Ich bitte dich lediglich um ein Date, tesore mio. Du weißt doch selbst, wie gern du eigentlich zustimmen möchtest. Und dieses ganze Theater veranstaltest du nur, weil du immer noch wütend auf mich bist.“

„Damit hast du vollkommen recht: Ich bin noch sehr wütend auf dich!“

„Aber du sagtest doch, du wärst über mich hinweg?“, entgegnete er gedehnt.

Am liebsten hätte Bronte ihm dafür eine Ohrfeige verpasst, aber ihr gesunder Menschenverstand und ihre Disziplin hielten sie glücklicherweise zurück. „Ein Teil von mir wird dich immer hassen“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Du hast deinen Spaß mit mir gehabt und mich danach fallenlassen wie ein Spielzeug, das dich nicht länger interessiert. Und du hast nicht einmal den Anstand besessen, mir direkt ins Gesicht zu sagen, was eigentlich schiefgelaufen ist.“ Sie ignorierte seinen finsteren Gesichtsausdruck. „Was für ein Mann schickt seinen Lakaien vorbei, um für ihn die Drecksarbeit zu erledigen?“

Sein Blick verdunkelte sich noch mehr. „Ich fand, auf diese Weise wäre es nicht so kompliziert“, behauptete er wenig überzeugend. „Mir liegt es nicht, Menschen absichtlich aus der Fassung zu bringen. Und glaube mir, Bronte: Hätten wir persönlich miteinander gesprochen, wäre das für keinen von uns beiden leicht geworden.“

Sie verdrehte die Augen. „Wie kann man so etwas Arrogantes von sich geben? Als würdest du dir jemals Gedanken um die Gefühle anderer machen! Du bist ein herzloser, grausamer Mistkerl, Luca Sabbatini, und ich wünschte, ich wäre dir niemals begegnet!“

Die Tür zum Tanzsaal wurde geöffnet. „Entschuldigung, ich bin zu spät. Aber man glaubt kaum, was für ein Verkehr … Ups!“ Rachel Brougham schlug eine Hand vor den Mund. „Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“

Mit steifen Schritten floh Bronte hinter ihren eleganten Empfangstresen. „Mr. Sabbatini wollte gerade gehen“, sagte sie mit einem betonten Blick auf Luca.

Rachel sah hektisch von einem zum anderen. „Sie gehören doch zu keinem der Mädchen, oder, Mr. Sabbatini?“

„Nein“, gab er mit einem schiefen Lächeln zurück. „Mir war es bisher nicht vergönnt, Vater zu werden.“

Bronte konnte ihm nicht in die Augen sehen. Im Stillen betete sie darum, dass Rachel Ella nicht erwähnte.

„Also“, fuhr Rachel unbekümmert fort, „dann sind Sie ein Bekannter von Bronte?“

„Genau. Wir haben uns vor einigen Jahren in London kennengelernt. Ich bin Luca Sabbatini“, stellte er sich höflich vor und streckte seine Hand aus.

Hoffentlich zählt sie jetzt nicht eins und eins zusammen! beschwor Bronte das Schicksal.

„Rachel Brougham“, antwortete ihre Kollegin und schüttelte dem schönen Fremden strahlend die Hand. „Hey, ich glaube, ich habe vor ein paar Wochen etwas über Sie in der Zeitung gelesen. Sie sind in der Hotelbranche, richtig?“

„Stimmt“, bestätigte Luca mit einem gewinnenden Lächeln. „Ich habe geschäftlich hier zu tun und wollte die Gelegenheit nutzen, mich mit Bronte zu treffen. Wir wollen heute Abend zusammen Essen gehen.“

Gerade als Bronte erneut zum Protest ansetzte, schnitt Rachel ihr das Wort ab. „Super, sie geht nämlich fast nie aus! Ich habe ihr erst vor Kurzem gesagt, wie wichtig es ist, einen sozialen Ausgleich zum Berufsleben zu haben.“ Der Blick, den Bronte ihrer Freundin schenkte, hätte einen Güterzug stoppen können, doch Rachel ließ sich davon nicht beeindrucken. „Wie lange bleiben Sie denn in Melbourne, Luca?“, fragte sie und lehnte sich mit den Unterarmen auf den Empfangstisch, so als würde sie sich auf ein längeres Gespräch vorbereiten.

„Erst einmal einen Monat. Von hier aus kann ich bequem arbeiten, außerdem leben einige meiner Verwandten in der Nähe. Einen Teil meiner Zeit werde ich auch in Sydney und an der Gold Coast verbringen.“

Bronte war gar nicht klar gewesen, dass Luca hier Familie hatte. Andererseits lebten sehr viele Italiener in Melbourne, da war es nicht unwahrscheinlich, entfernte Tanten, Onkel oder Cousins von ihm hier vorzufinden.

Früher hatten Bronte und Luca sich kaum über ihren familiären Hintergrund unterhalten, was Bronte sogar ziemlich reizvoll fand. Sie bildete sich ein, Luca würde den Status und den Reichtum seines Elternhauses absichtlich herunterspielen. Er sprach während der sechs Monate auch kaum über seine Arbeit und warf niemals mit Geld um sich, so wie es andere Multimillionäre oft taten. Natürlich aßen sie in guten Restaurants, aber einmal abgesehen von dem sündhaft teuren Abschiedsgeschenk überraschte Luca Bronte höchstens mal mit einem Blumenstrauß. Aber hatte er ihr nicht unwissentlich das größte Geschenk von allen beschert?

„Nun, ich bin sicher, Sie werden einen wundervollen Aufenthalt hier in Australien haben“, bemerkte Rachel. „Sie sprechen hervorragend Englisch. Waren Sie früher schon einmal hier?“

„Vielen Dank für das Kompliment.“ Luca, ganz der Gentleman. „Als Teenager habe ich ein Internat in England besucht und bin dann später zwischen Mailand und London hin und her gejettet. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, Australien zu besuchen, aber die Frau meines älteren Bruders stammt von hier. Allerdings lernten sich die beiden im Ausland kennen.“

Allmählich trafen die ersten Teilnehmer des Nachmittagskurses ein. Luca drehte sich zu den kleinen Neuankömmlingen um, die teilweise mit ihren Müttern, teilweise mit ihren Nannys den Saal betraten. Frauen und Mädchen jeden Alters schienen von seinem Anblick und seinem Begrüßungslächeln tief beeindruckt zu sein, jedenfalls stand den meisten von ihnen die Bewunderung ins Gesicht geschrieben.

„Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest?“, drängte Bronte. „Ich muss mich um meine Schülerinnen kümmern.“

„Wir sehen uns heute Abend!“ Keine Einladung, sondern ein Befehl. „Ich habe einen Mietwagen, also kann ich dich abholen, wenn du mir deine Adresse gibst.“

Bronte dachte an die kleine, altmodische Einliegerwohnung bei ihrer Mutter, die Ella und sie, Bronte, bewohnten. Wie sollte sie all die Kindermöbel und das Spielzeug erklären, falls Luca darauf bestand, ins Haus zu kommen? „Nein danke. Ich schaff das schon allein.“

Seine Mundwinkel zuckten leicht. „Dann kommst du also?“

„Ich habe ja wohl kaum eine Wahl. Du drohst mir mit einer exorbitanten Mieterhöhung, wenn ich mich nicht deinen Wünschen füge!“

Mit einer Fingerspitze strich er sanft über ihre Wange. „Du hast keine Ahnung von meinen Wünschen, cara“, sagte Luca leise und verschwand in der nächsten Sekunde, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

2. KAPITEL

„Natürlich passe ich für dich auf Ella auf“, versprach Tina Bennett Bronte am Abend. „Gehst du wieder mit Rachels Bruder Davis aus? Ich weiß, er ist nicht ganz dein Typ, aber er scheint ein ausgesprochen lieber Kerl zu sein.“

Bronte drückte ihre vierzehn Monate alte Tochter an sich, die frisch gebadet auf dem Schoß ihrer Mutter kuschelte. „Nein, es ist jemand, den ich noch aus London kenne. Er wird für ein paar Wochen in Melbourne bleiben und will sich gern mit mir treffen.“

Tina zog die Augenbrauen tief zusammen. „Bronte, Liebes, er ist es, oder? Ellas Vater?“

Bronte nickte grimmig. „Ich Idiotin habe gehofft, dieser Tag würde niemals kommen. Nachdem Schluss war, dachte ich, er würde mich nie wiedersehen wollen. Einen klaren Schnitt, so hatte er es jedenfalls genannt. Und plötzlich werden die Regeln geändert.“

„Du musst dich doch nicht mit ihm treffen, wenn du nicht möchtest“, wand Tina ein. „Er weiß nichts von Ella. Und nach der schäbigen Art, wie er dich behandelt hat, bist du sicherlich nicht verpflichtet, ihm die Wahrheit zu sagen.“

Seufzend streichelte Bronte die federweichen Haare ihrer kleinen, schlafenden Tochter. „Mum, ich habe mich immer im Stillen gefragt, wie das alles weitergehen sollte. Er hat Schluss gemacht, bevor ich wusste, dass ich schwanger war. Hätte ich es eine Woche früher gemerkt, wäre vielleicht alles anders gekommen.“

„Darling, was hätte diese eine Woche schon großartig geändert?“, fragte ihre Mutter. „Er hatte seine Entscheidung ganz offensichtlich bereits getroffen. Außerdem hat er sich später standhaft geweigert, persönlich mit dir zu sprechen. Was blieb dir da schon übrig? Ihm die Wahrheit über Dritte mitzuteilen?“

Unsicher biss Bronte sich auf die Unterlippe. „Möglicherweise hätte ich genau das tun sollen, dann hätte er sich vielleicht doch noch einmal mit mir getroffen.“

Tina Bennett sah ihre Tochter zweifelnd an. „Und was dann? Vermutlich hätte er dich zu einer Abtreibung überreden wollen. Ein Mann mit seinem Lebensstil reißt sich sicherlich nicht darum, die lebenslange Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.“

„Einer Abtreibung hätte ich doch nie zugestimmt“, protestierte Bronte und drückte Ella noch fester an sich. „Ich würde niemals zulassen, dass man mir mein Kind nimmt.“

„Liebling, du warst jung und bis über beide Ohren verliebt“, sagte Tina Bennett sanft. „Viele Mädchen tun dann Dinge, die sie später bitter bereuen, nur weil ihre vermeintlich große Liebe gewisse Erwartungen an sie hat.“

Nachdenklich betrachtete Bronte das kleine, süße Wunder auf ihrem Schoß. Es stimmte schon, damals hätte Bronte alles Mögliche getan, um Luca an sich zu binden – aber niemals einer Abtreibung zugestimmt. Ihr naiver Wahnsinn beschränkte sich auf unzählige peinliche Nachrichten und SMS, er möge sie doch bitte, bitte zurückrufen …

„Du wirst ihm doch nichts von Ella erzählen, oder, Liebes?“, erkundigte sich Brontes Mutter.

„Heute Nachmittag konnte ich nur daran denken, wie sehr ich ihn hasse“, murmelte Bronte. „Aber eines Tages wird Ella alt genug sein, um sich zu fragen, wer ihr Vater ist. Was soll ich dann machen?“

„Du wirst es ihr auf dieselbe Weise erklären, wie ich es getan habe“, riet ihre Mutter. „Dass du von dem Mann, dem du vertraut hast, verlassen wurdest. Luca Sabbatini ist lediglich der biologische Vater von unserem kleinen Schatz. Aber eines Tages wirst du einem Mann begegnen, der dich und Ella aufrichtig liebt. Und er wird der Kleinen ein viel besserer Vater sein, als Luca es könnte. So ein Typ wie Luca kann dich wieder und wieder verlassen, und in dem Fall wird er nicht nur dir, sondern auch noch seiner Tochter das Herz brechen.“

„Damit hast du bestimmt recht“, flüsterte Bronte und stand mit dem schlafenden Kind in den Armen auf. „Trotzdem glaubt ein Teil von mir, Luca hätte ein Recht darauf, von seiner Tochter zu erfahren.“

„Männer wie er mögen Kinder nicht einmal“, bemerkte Tina Bennett abfällig. „Es ist ihnen zu viel Verantwortung. Glaube mir, ich kenne diesen Typ.“

Bronte runzelte die Stirn. „Heute, als die Mädchen für den Nachmittagskurs ankamen, da hat er die Kinder angesehen … ich weiß auch nicht. Irgendwie traurig und auch etwas sehnsüchtig. Man konnte ihm anmerken, dass er gern einmal Vater werden würde.“

„Bronte“, unterbrach ihre Mutter mit sanfter Strenge. „Denke gut über alles nach, bevor du etwas unternimmst! Luca ist ein extrem reicher Mann mit viel Macht. Es könnte sein, dass er sich an dir rächen möchte, weil du ihm sein Kind vorenthalten hast. Das könnte dann vor dem Familiengericht enden, und da hättest du relativ schlechte Karten. Vergiss nie, er kann sich die gewieftesten Anwälte dieser Erde leisten und hat in jedem Fall den viel längeren Atem. Väter haben heutzutage noch viel mehr Rechte als früher. Ella müsste ständig zwischen den Kontinenten hin und her fliegen, und dann siehst du sie eventuelle mehrere Monate am Stück nicht mehr. Wenn sie älter ist, entscheidet sie sich vielleicht sogar dafür, ganz bei ihrem reichen Vater zu leben.“

Bronte wurde ernsthaft übel bei diesem Gedanken. Luca stammte wirklich aus einer höchst einflussreichen italienischen Dynastie. Den Sabbatini-Clan sollte man sich niemals zum Feind machen, denn sein Einfluss endete nicht an der Landesgrenze, sondern zog sich über den gesamten Globus. Bronte hätte keine Chance gegen Luca, weder vor dem Familiengericht noch vor seiner eigenen Familie.

Bittere Ironie war, Bronte hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, Ellas Existenz für sich zu behalten. Obwohl Luca Bronte nicht wiedersehen wollte, hatte sie versucht, ihn wegen der plötzlichen Schwangerschaft zu kontaktieren. Nach einigen erfolglosen Wochen war sie sogar zu seiner Villa nach Mailand gereist, doch seine Angestellten verwehrten ihr den Zutritt. Die Haushälterin meinte nur lapidar, Luca befände sich mit einer neuen Geliebten in den USA.

Diese Nachricht war für Bronte ein Schlag ins Gesicht. Es verletzte sie, wie schnell er sein gewohntes Leben wieder aufnahm. Vielleicht hatte es diese ominöse Geliebte sogar vor ihrem Kennenlernen gegeben …

Schließlich blieb er nie länger bei Bronte in der Wohnung, und er nahm sie auch nicht über Nacht mit in sein luxuriöses Londoner Stadthaus oder irgendein Hotel. Stattdessen fuhr er sie grundsätzlich nach Hause mit der Entschuldigung, er wäre Frühaufsteher und wolle sie nicht stören.

Im Nachhinein war es selbstverständlich ziemlich naiv, sich mit einer solchen Erklärung einfach abzufinden. Es musste doch etwas faul sein, wenn zwei Menschen niemals Arm in Arm einschliefen, nachdem sie sich geliebt hatten?

Das hat schon fast etwas von Gelegenheitsprostitution, dachte Bronte verbittert. Aber dieses Mal bin ich schlauer!

Außerdem war sie froh über die Gelegenheit, endgültig mit dem Kapitel Luca abschließen zu können. Frei zu sein von dem Mann, der ihr so viel Kummer bereitet hatte, bot ihr die Gelegenheit, in eine unbelastete Zukunft zu starten.

Mit dem Taxi fuhr Bronte in die Stadtmitte. Auf keinen Fall wollte sie Luca ihren verbeulten Kleinwagen vorführen, in dem sich ein Babysitz auf der Rückbank befand, die von Kekskrümeln und Saftflecken übersät war.

Ihre Garderobe hatte sie äußerst sorgfältig gewählt. Es fehlte ihr an Designerkleidung, trotzdem fanden sich in ihrem Kleiderschrank ein paar besondere, ausgesuchte Stücke, in denen sie sich feminin und elegant fühlte.

Das riesige Hotel befand sich direkt am Yarra River, und Bronte kam sich fast wie ein berühmter Filmstar vor, als ihr zwei uniformierte Portiers die gläsernen Türen zu einem großen, mit Marmor ausgelegten Foyer öffneten. Eine kurze Treppe führte zu der glitzernden Hotelbar, deren Separees mit klassischen Ledermöbeln ausgestattet waren.

Bronte verspürte ein nervöses Flattern in ihrem Brustkorb, als sie Luca auf sich zukommen sah und sich praktisch sämtliche anwesenden Frauen nach ihm umdrehten. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, ein makellos weißes Hemd und eine rote Krawatte mit eingewebten Silberfäden. Zu allem Überfluss kam er ihr um einiges größer vor als im Tanzstudio. Und das, obwohl sie jetzt hochhackige Schuhe trug.

Während Luca Bronte interessiert musterte, richtete sie sich unter seinem Blick zu voller Größe auf. Sie war heilfroh, sich besondere Mühe mit ihrem Make-up gegeben zu haben. Der Kajalstift ließ ihre Augen eindrucksvoll groß erscheinen, und ihre Lippen glänzten in einem tiefen Rot, das sich von ihrem schwarzen Kleid stark absetzte. Es verlieh Bronte einen sinnlichen und dramatischen Look. Die dunklen Haare hatte sie sich zu einer Hochsteckfrisur drapiert, die ihrer Erscheinung eine elegante Note gab.

Soll er ruhig sehen, was ihm entgangen ist, dachte sie gehässig, als sie die männliche Bewunderung in seinem Blick erkannte.

„Du siehst wunderschön aus, cara“, sagte er mit tiefer Stimme, doch Bronte ließ sich nur zu einem formellen Lächeln hinreißen.

„Bringen wir es hinter uns, ja?“

Etwas beleidigt sog er den Atem ein. „Es gibt keinen Grund, so reizbar zu sein. Wir sind nur zwei alte Freunde, die einen netten Abend miteinander verbringen wollen.“

Sie presste ihre Handtasche an sich. „Du bist kein Freund von mir, Luca. Ich betrachte dich eher als einen dummen Fehler, den ich lieber vergessen würde.“

Mit gerunzelter Stirn sah er sie an. „Du trägst doch überhaupt keine Schuld am Scheitern unserer kleinen Affäre“, widersprach er irritiert. „Es war allein mein Problem und hatte nichts mit dir zu tun.“

Überrascht blinzelte sie. Sollte das etwa eine Entschuldigung sein? Oder war dieses Zugeständnis Teil einer Eroberungsstrategie? Sie war noch sehr vertraut mit dem berühmten Sabbatini-Charme. Einst war sie selbst unbedarft darauf hereingefallen – rettungslos.

„Dann gibst du also zu, dich wie ein herzloser Bastard verhalten zu haben?“, erkundigte sie sich misstrauisch.

Seine Grimasse ließ nicht erkennen, wie tief sein Schuldgefühl wirklich ging. „Mir tun viele Dinge leid, Bronte“, begann er ausweichend. „Aber die Vergangenheit kann niemand von uns ändern. Trotzdem möchte ich den Schmerz wiedergutmachen, den ich dir mit der abrupten Trennung damals zugefügt habe. Immerhin hast du nie eine vernünftige Erklärung von mir bekommen.“

Ihr Blick verfinsterte sich. „Wie willst du mich denn dafür entschädigen? Indem du mich erpresst?“ Sie atmete kurz durch, um sich zu fangen. „Luca, du hast diesen einen Abend, mehr nicht. Sag, was du zu sagen hast, danach lass mich einfach in Ruhe!“

Mit zusammengepressten Lippen sah Luca sich um und umfasste Brontes Ellenbogen. „Lass uns nicht vor den neugierigen Augen der Öffentlichkeit darüber sprechen! Ehe wir uns versehen, haben wir die Presse am Hals.“

Es war eine Zwickmühle: Einerseits wollte Bronte keinesfalls mit Luca allein in der Hotelsuite sitzen, andererseits könnte sie es nicht ertragen, am nächsten Tag ihr Bild in einer Zeitschrift wiederzufinden. Die reißerische Überschrift prangte bereits vor ihrem inneren Auge. Italienischer Hoteltycoon datet alleinerziehende Ballettlehrerin.

Also fand sie sich wenig später im Privataufzug zum Penthouse wieder. Seit ihrer furchtbaren Verabredung mit Rachels depressivem, frisch geschiedenen Bruder war Bronte mit keinem Mann mehr allein gewesen. Und Luca verkrampfte permanent beide Fäuste, so als wollte er sich auf ein weiteres Geständnis vorbereiten.

„Ich dachte, du wärst inzwischen an das Medieninteresse gewöhnt“, begann Bronte beiläufig, um das Schweigen zu brechen.

Er wandte sich ihr direkt zu. „Glaub mir, daran gewöhnt man sich nie. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie das ist, wenn jedes einzelne Detail deines Lebens dokumentiert wird? Das gesamte Privatleben ist dahin. Manchmal kann ich nicht einmal einen Kaffee trinken gehen, ohne dabei fotografiert zu werden. Es macht mich vollkommen wahnsinnig!“

„Das ist wohl der Preis des Erfolgs“, meinte sie knapp. „Schließlich wurdest du in eine extrem reiche Familie hineingeboren, da interessiert sich der durchschnittliche Mensch natürlich für euren exklusiven Lebensstil.“

Sein spöttisches Lachen irritierte sie. „Bist du auch fasziniert davon, cara?“

Bronte schob ihre Lippen vor und neigte stolz den Kopf. „Du und deine Familie üben nicht die geringste Faszination auf mich aus. Ich habe genug mit meinem eigenen Leben zu tun.“

Vor seiner Zimmertür blieben sie stehen, und Luca schob seine Karte in den Schlitz. Dann ließ er Bronte zuerst eintreten. „Demnach hast du dich nicht während der vergangenen zwei Jahre bezüglich meiner Affären auf dem Laufenden gehalten?“

Sie antwortete, ohne sich vorher ihre Worte zu überlegen. „Es stand doch kaum etwas über dich in den Zeitungen und Magazinen geschrieben! Alles schien sich immer nur um deine Brüder zu drehen. Das erste Jahr nach unserer Trennung warst du ja praktisch völlig von der Bildfläche verschwunden.“

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, betrachtete er Bronte stumm. „Eine Zeit lang war es genau das, was ich beabsichtigt hatte“, gab er schließlich zu und führte sie in einen großen Salon. „Kann ich dir etwas zu trinken bringen?“

Doch sie dachte noch über seine rätselhafte Bemerkung nach. In seinem Tonfall schwang echtes Bedauern mit, und ein Teil von ihr wünschte sich, es hätte etwas mit ihr zu tun.

Warum sollte es? ermahnte sie sich. Luca war ein Playboy, der zahlreiche Frauen in seinem Leben beglückt hatte. Und an ihr persönlich hatten ihn höchstens ihre Unschuld und ihre Naivität gereizt. Das war ihm neu, und wahrscheinlich wollte er diese Erfahrung nun wiederholen. Jedenfalls warf er ihr ständig eindeutige Blicke zu, die an wildere, leidenschaftliche Zeiten erinnerten.

„Bronte?“ Fragend hob er eine Flasche Champagner hoch.

„Oh ja, danke“, beeilte sie sich mit ihrer Antwort. Warum eigentlich nicht?

Kurze Zeit später hielt sie ein kühles Glas mit prickelndem Inhalt in den Händen. Bronte zögerte nur kurz, dann setzte sie zum ersten Schluck an.

„Worauf wollen wir trinken?“, fragte Luca hastig.

Beiläufig stieß sie gegen sein Glas. „Auf die Zukunft.“

Er grinste. „Dann ist es dir also ernst mit diesem Mann in deinem Leben?“

Wie gern hätte sie einfach zugestimmt. Es musste schnell eine Entschuldigung her, um Luca aus dem Weg gehen zu können. Er war zu gefährlich, nicht nur wegen Ella, sondern in erster Linie wegen seiner anziehenden Wirkung auf Frauen.

Bronte spürte schon, wie längst verdrängte Gefühle in ihr hochkochten: Sehnsüchte, Leidenschaft und Gier. Und alles konzentrierte sich auf Luca Sabbatini.

Dabei sollte sie ihn hassen.

Immerhin hatte er sie im Stich gelassen, allein und hilflos. Und jetzt reichte schon ein einziges Treffen, um Bronte erotische Bilder in den Kopf zu projizieren. Luca, wie er sie küsste, ihre Lippen mit Leidenschaft versiegelte, ihren nackten Körper gegen seine pulsierende Männlichkeit presste …

Bronte keuchte und trank einen weiteren kühlenden Schluck Champagner. Könnte sie Luca jemals verzeihen, dass er sie nicht liebte und nicht einmal genug respektierte, um sich anständig von ihr zu verabschieden?

„Du nimmst dir ziemlich viel Zeit, um meine Frage zu beantworten“, bemerkte er. „Das kann doch nur eines bedeuten: Zwischen euch ist es gar nicht so ernst. Würdest du jemanden wie verrückt lieben, hättest du mir das ohne zu zögern gesagt.“

Um Zeit zu gewinnen, nippte sie noch einmal an ihrem Glas. „Es sollte dich wohl kaum interessieren, wie meine Antwort ausfällt. Schließlich hast du deine eigenen Pläne.“

Sie setzten sich auf die tiefen Ledersofas, und Luca entschied sich, nicht länger um den heißen Brei herumzureden. „Ich wollte mich nicht nur einen Abend mit dir treffen, Bronte“, gestand er mit ernster Stimme. „Ich möchte dich so viel wie möglich sehen, solange ich hier bin. Ich will dich zurück.“

Ihre Hand begann stark zu zittern, und der Champagner schwappte fast über den gläsernen Rand. Der Puls hämmerte so heftig in Brontes Ohren, dass sie ihr eigenes Wort kaum verstand. „Ich … ich habe doch schon … das ist unmöglich!“

Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung stand er auf und setzte sich direkt neben sie. Dann nahm er ihr das Glas ab. „Ich meine das vollkommen ernst, cara“, sagte er mit Nachdruck und umfasste ihre beiden Hände. „Ich habe dich nie vergessen können.“

Endlich kam Bronte ihre Wut zu Hilfe. Energisch machte sie sich von Luca los und sprang auf die Füße. „Ich bin keines deiner hirnlosen Spielzeuge!“, brauste sie auf. „Du wolltest die Sache zwischen uns beenden und einen klaren Schlussstrich ziehen. Und jetzt kommst du nach all der Zeit zurück und willst mir weismachen, du hättest deine Meinung geändert. Das ist nicht nur maßlos arrogant, das ist eine glatte Beleidigung!“

Luca stand ebenfalls auf und fuhr sich durch die Haare. „Vor zwei Jahren war ich noch nicht für eine Beziehung bereit. Du bist mir schlicht zum falschen Zeitpunkt über den Weg gelaufen. Himmel, ich wünschte so sehr, wir wären uns zwölf Monate später begegnet. Oder auch nur sechs Monate. Alles wäre anders gewesen.“

Ihr Blick wurde eiskalt, und Luca spürte einen heftigen Stich in der Brust. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm so viel Abneigung entgegenbringen würde. Die Sache wurde schwieriger als erwartet, aber Luca war bereit, um Bronte zu kämpfen. Selbst wenn er dabei zu unlauteren Mitteln greifen musste – die Sache mit dem Mietobjekt war da erst der Anfang. Er hatte Bronte wirklich um jeden Preis wiedersehen wollen!

„Woher der Sinneswandel, Luca?“, fragte sie höhnisch.

Sollte er es ihr sagen? Luca zögerte. Damals hatte er nicht einmal seine Mutter oder seine Brüder eingeweiht, warum er nach Amerika fliegen musste. Er wollte sie nicht unnötig mit der Sorge belasten, ihn vielleicht als Krüppel oder gar tot zurückzubekommen.

Nach der Erfahrung, den eigenen Vater nach einem Frontalzusammenstoß an den Folgen des Unfalls zugrunde siechen zu sehen, war die Angelegenheit für Luca entschieden. So ein Elend wollte er seiner verbliebenen Familie ersparen.

Nachdem diese Krise nun überstanden war, fiel es ihm unendlich schwer, noch einmal davon zu sprechen. Luca wollte den Horror dieser schweren Wochen verdrängen und auch die Scham darüber, dass der eigene Körper ihn derart im Stich gelassen hatte.

Wenn er jetzt Bronte davon erzählte, könnte sie dieses sehr private Geständnis gegen ihn verwenden. Nein, das war einfach zu riskant. Besser, sie erfuhr nichts darüber, denn nur so konnte Luca einen unbeschwerten Start in eine neue Zukunft wagen.

„Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich mir mehr Stabilität im Leben wünsche“, begann er. „Was wir hatten, war schön, Bronte. Eine der glücklichsten Zeiten für mich überhaupt!“

Ihre blauen Augen leuchteten vor Misstrauen auf. „Kann es sein, dass du mich bei so vielen glücklichen Zeiten vielleicht mit einer anderen Frau verwechselst?“, erkundigte Bronte sich sarkastisch.

„Ich habe dich nie hintergangen, cara. In jener Zeit gab es nur dich.“

Wütend baute sie sich vor ihm auf. „Du hast mich betrogen, indem du unsere Beziehung ohne ein Wort der Erklärung beendet hast!“

Er atmete ein, hielt die Luft für einige Sekunden an und ließ dann die Schultern fallen. „Ich wollte dir nicht so wehtun, Bronte. Und ich übernehme gern die volle Verantwortung dafür. Du wirst es vielleicht nicht nachvollziehen können, aber ich hatte keine andere Wahl. Wir sind uns schlichtweg zu früh begegnet.“

Ihr Blick durchbohrte ihn, und es fiel Luca tatsächlich schwer, Augenkontakt zu halten.

„Und jetzt willst du mir einen Antrag machen, oder was?“

„Nein, ich denke momentan überhaupt nicht langfristig. Ich bin lediglich gerade im Land und möchte herausfinden, ob wir wiederbeleben können, was wir einst hatten.“

Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß wurden. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. „Du bist wirklich unglaublich, wenn du meinst, es wäre alles einfach vergeben und vergessen. Auf welchem Planeten lebst du denn? Als wenn ich mich noch einmal auf dich einlassen würde! Ausgerechnet dich!“

Dieser letzte Satz traf Luca bis ins Mark, und sein Temperament ging mit ihm durch. „Eventuell hast du ja keine Wahl!“

„Das wagst du nicht …“, begann sie fassungslos.

„Ich will dich wieder in meinem Bett sehen“, fuhr Luca dazwischen. „Solltest du nicht willig sein, gibt es zwischen uns nichts mehr zu sagen. Dann hast du eine Woche Zeit, um dein Studio zu räumen, danach wird die Miete in astronomische Höhe steigen.“

Ihr Mund blieb vor Entsetzen offen stehen. „Das kann nicht dein Ernst sein“, stieß sie hervor. „Du willst doch nicht etwa …“

Er trat dicht an sie heran und strich über ihren nackten Arm. „Die Entscheidung liegt bei dir, Bronte. Ich bin ganz Ohr!“

3. KAPITEL

Bronte konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Er wollte mit ihr schlafen, wollte eine Affäre. Nichts Festes. Er wollte sie benutzen und wegwerfen, genau wie früher. Wie konnte er nur? Er brach ihr das Herz, ruinierte ihr Leben und tat nun so, als wäre sie ihm etwas schuldig?

Mit blassem Gesicht wandte sie sich von ihm ab und irrte ratlos durch den Raum.

„Komm her!“

Sein Befehlston brachte sie wieder zur Besinnung. Mit Schwung drehte sie sich zu Luca um. „Wenn du mich unbedingt willst, wirst du mich holen müssen. Aber ich werde bestimmt nicht willig sein, sondern schreiend um mich schlagen!“

Er schenkte ihr ein sexy Lächeln. „Bist du dir da absolut sicher, tesore mio?“, fragte er heiser.

Sofort war ihr Mut verflogen, und Bronte erinnerte sich daran, wie allein seine Berührung an ihrem Arm gerade eben noch eine unerträglich kribbelnde Gänsehaut verursacht hatte. Schon immer war es Luca gelungen, mit winzigen Gesten eine unbezwingbar starke körperliche Reaktion bei ihr heraufzubeschwören. Also hatte Bronte vermutlich nicht die geringste Chance gegen ihn, sollte Luca beschließen, sie zu verführen …

„Es ist immer noch da, cara, nicht wahr?“ Seine Stimme klang tief und heiser. „Diese Chemie zwischen uns. Ich habe es heute Nachmittag im Studio sofort gemerkt, und auch jetzt kann ich es deutlich fühlen. Du auch, das sehe ich in deinen Augen. Ich kann es spüren, wenn ich dich berühre. Du bebst am ganzen Körper.“

Sie hörte auf zu atmen, als er kurz darauf seine warmen Lippen auf ihren Mundwinkel drückte. Nur federleicht, aber der Effekt war umso stärker und bestätigte jede einzelne seiner Behauptungen. Bronte bewegte unbewusst den Kopf, um seinem Kuss zu begegnen, und öffnete ihren Mund mit einem leisen Seufzer.

Eine stumme Einladung, der Luca jedoch nicht folgte. Stattdessen lächelte er ihr kurz ins Gesicht und küsste anschließend ihre Stirn. „Du hast die schönsten Augen der Welt“, flüsterte er. „Wie der innere Kern einer Flamme, dunkel und feurig. Zuerst scheinen sie zu glühen, und im nächsten Augenblick sind sie so glatt und ruhig wie die Wasseroberfläche eines tiefen Ozeans.“

Regungslos blieb Bronte stehen, während Luca mit beiden Händen ihre Arme hinunterstrich und die Handgelenke umfasste. Ein kurzer Ruck, und sie taumelte gegen seinen muskulösen Körper – und seine nicht zu übersehende erregte Männlichkeit.

Hitze schien in ihrem Inneren zu explodieren und breitete sich rasant aus. Wie konnte sie diesen Mann, den sie im Grunde verabscheute, gleichzeitig so stark begehren? Bronte hasste sich selbst für diese Schwäche.

„Wunderschöne, süße Bronte“, raunte Luca dicht vor ihren Lippen. „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr ich nach dir verlange?“

Sein starker Körper verriet ihr die Antwort, und ihr eigenes Verlangen wirkte wie Öl in offenem Feuer. Es potenzierte sich, ließ sich nicht mehr kontrollieren und heizte gleichzeitig Luca immer weiter auf. Ihm konnte Bronte nichts vormachen, er wusste genau, dass sie bereits rettungslos verloren war.

Warum denn nicht? schoss es ihr durch den Kopf, als sie mit ihrer Zungenspitze sanft über seine Lippen glitt und seinen wohligen Schauer spürte. Sie wollte seine Sinnlichkeit ein letztes Mal genießen, sich treiben lassen und Erfüllung verschaffen, bevor die Realität sie mit all ihrer Härte heimsuchte.

Luca drückte Bronte mit dem Rücken gegen die Wand und drängte seine Hüfte so fest gegen sie, dass sie beinahe den Boden unter den Füßen verlor. Ihre Herzen schlugen unregelmäßig gegeneinander und schienen immer schneller und schneller zu werden. Mit beiden Händen liebkoste Luca ihre vollen Brüste, und jedes Mal, wenn seine Finger dabei ihre harten Spitzen streiften, stöhnte Bronte auf.

Ungeduldig zerrte sie an seinem Hemd und befreite ihn kurz darauf auch von seiner Hose. Je mehr Haut zum Vorschein kam und sich gegen ihr gieriges Fleisch presste, desto hastiger wurden ihre Bewegungen. Der Verstand arbeitete längst nicht mehr, sondern war von Instinkt und Sinnen abgelöst worden.

„Davon habe ich geträumt, Bronte“, keuchte Luca und hatte ihr Kleid schon bis zum Bauch hochgeschoben. Die schmalen Träger des Abendkleids hingen lose herab und gaben den Blick auf eine unbedeckte zartrosa Brust frei. Er küsste sie. „Niemand hat mich jemals so erregt wie du.“

Dieser kleine Satz wirkte auf Bronte wie eine kalte Dusche. Die Tatsache, dass sie nicht die einzige Geliebte in Lucas Leben gewesen war. Sie hatte immer gewusst, dass er ein Playboy war, konnte sich aber gegen seinen Charme nicht wehren. Doch heute war sie älter und klüger. Außerdem hatte sie Verantwortung zu tragen, und die wichtigste von allen war Ella. Bronte würde ausnahmslos alles tun, um ihr kleines Mädchen zu beschützen. Auf ein Abenteuer mit Luca zu verzichten war ein Opfer, das Bronte bringen musste.

Sie löste ihre Hände von seinem Nacken und sah ihn ernst an. „Ich kann das nicht tun, Luca“, sagte sie leise. „Nicht hier, nicht auf diese Weise. Es ist noch zu früh.“

Eine Weile betrachtete er Bronte schweigend und hatte sichtlich Mühe, sein Verlangen wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Denk an unsere Abmachung!“, brummte er schließlich.

Mit wenigen Handgriffen richtete sie ihr Kleid und strich den Stoff glatt. „Abmachung? Warum nennst du das Kind nicht beim Namen? Du willst für Sex bezahlen.“

„Das klingt etwas vulgär, findest du nicht?“

„Trotzdem ist es die Wahrheit“, zischte Bronte. „Du willst mich zur Hure machen, indem du deine Brieftasche öffnest und ich dafür die Schenkel spreizen soll! So lautet doch die sogenannte Abmachung, oder?“

Sein Gesicht wirkte zunehmend angespannt. „Mach dich selbst nicht so billig, Bronte.“

Ihr trockenes Lachen ließ ihn zusammenzucken. „Ich? Erzähl nicht so einen Blödsinn, wenn du derjenige bist, der mich mehr beleidigt, als es irgendjemand sonst in meinem Leben je getan hat!“

Er sog scharf den Atem ein und durchquerte den Raum. Breitbeinig blieb er vor der Fensterfront stehen und drückte den kräftigen Rücken durch.

Fast wäre Bronte zu ihm gegangen und hätte ihre Arme von hinten um seine Taille geschlungen, aber das würde ihr letztendlich alles nur noch schwerer machen. Wie könnte sie ihm vertrauen und darauf hoffen, dass er sie nicht noch einmal verließ? Eine zweite Trennung würde sie bestimmt nicht überleben! Beim ersten Mal hatte ihr nur die Verpflichtung Ella gegenüber dabei geholfen, schlagartig erwachsen zu werden.

Oh, aber es war zu verführerisch, sich zu Lucas Geliebten zu machen! Von ihm in den starken Armen gehalten zu werden, als wäre man das Wertvollste auf der Welt. Diese Erfahrung würde Bronte nur zu gern wieder erleben …

„In Ordnung“, sagte Luca schließlich tonlos. „Du kannst gehen.“

„Aber ich dachte …“

„Verschwinde, Bronte!“, unterbrach er sie grimmig. „Bevor ich meine Meinung ändere.“

Sie schluckte und ging einen unsicheren Schritt auf die Tür zu, doch dann fiel ihr die Handtasche ein, die noch auf dem Sofa lag. Bevor sie sich darauf zubewegen konnte, eilte Luca herbei und reichte sie ihr.

„Ich habe das alles ganz falsch angefangen“, begann er etwas verlegen. „Zumindest hätte ich dich anrufen können, bevor ich dich überfalle. Dann wärst du besser auf unser Wiedersehen vorbereitet gewesen, si?“

„Warum hast du es nicht getan?“

Er zuckte leicht die Schultern. „Ich wollte eine echte Reaktion von dir sehen, ohne Vorwarnung.“

„Das klingt wie ein Experiment.“

Sein tiefgründiger Blick wirkte entschuldigend. „Ich würde mich gern wieder mit dir treffen, cara. Morgen Abend und ganz ohne irgendwelche Absichten. Keine Drohungen, keine Erpressung. Nur zwei Menschen, die miteinander Essen gehen. Wenn du magst, können wir so tun, als begegneten wir uns zum allerersten Mal.“

Bronte schwankte zwischen Versuchung und Vernunft. War das eine weitere Falle von Luca? „Die Sache mit der Miete“, begann sie. „Ich kann mir das nicht leisten, und ich denke, das weißt du auch.“

„Vergiss das Ganze!“ Luca machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich will nicht, dass du in mein Bett kommst, weil du keine andere Wahl hast. Du wirst es früher oder später freiwillig tun, da bin ich mir sicher. Es ist unausweichlich. Ich wusste es gleich, als ich dein Tanzstudio betrat.“

Habe ich mich so auffällig verhalten? überlegte Bronte erschrocken. „Ich glaube, du interpretierst meine Überraschung falsch“, versuchte sie sich herauszureden.

Ein wissendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „So wunderschön“, murmelte er und strich mit einem Finger ihren Hals entlang.

Bronte wich ihm aus. „Luca, was soll das hier alles? Mich beschleicht langsam das Gefühl, du verschweigst mir etwas ganz Wesentliches.“

„Ist es denn so schwer vorstellbar, dass ich dich einfach wiedersehen wollte?“

„Besuchst du denn all deine Exfreundinnen, während du den Globus bereist? Falls ja, muss dein Terminkalender ja ziemlich umfangreich sein.“

Luca räusperte sich. „Da gibt es nicht so viele, wie du vielleicht denkst“, sagte er. „Ich war … mit ganz anderen Dingen beschäftigt.“

Wieder so eine rätselhafte Andeutung. Bronte wusste zwar, dass er hart fürs Familienunternehmen schuftete, aber das hatte er schließlich schon immer getan.

„Bist du mit dem Taxi hier?“, erkundigte er sich.

„Ja, ich wollte mich nicht mit einer Parkplatzsuche herumschlagen.“

„Dann fahre ich dich jetzt nach Hause“, beschloss Luca und suchte in einer kleinen Schublade nach seinem Schlüsselbund.

Bronte erschrak. „Nein, das ist nicht nötig“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich würde mir wirklich lieber ein Taxi rufen!“

Luca sah hoch. „Vertraust du meinen Fahrkünsten nicht? Oder wartet zu Hause jemand auf dich?“

„Mein Privatleben geht dich nichts an“, gab Bronte zurück. „Nicht mehr.“

Mehrere Minuten blieb er über die kleine Kommode gebeugt stehen und starrte Bronte schweigend an.

„Hör mal“, fuhr sie schließlich fort, „ich muss morgen früh arbeiten. Außerdem will ich nicht, dass meine Mutter sich Sorgen macht.“

„Deine Mutter?“, wunderte er sich laut. „Du lebst bei deiner Mutter?“

Sie richtete sich auf. „Na, und? Was ist falsch daran? Es ist nicht billig, in Melbourne zu leben, und ich persönlich kann mir keine Doppelmiete für eine Wohnung und Studio leisten. Immerhin steckt meine Selbständigkeit noch in den Startlöchern.“

„Wie lange unterrichtest du schon?“

„Ungefähr ein Jahr“, erwiderte Bronte. „Rachel und ich machten unsere Ausbildung an derselben Tanzschule, aber vor zwei Jahren musste sie ihre Karriere als Tänzerin nach einem Autounfall an den Nagel hängen. Da beschlossen wir, eine eigene Ballettschule zu eröffnen.“

Wieder folgte eine gedehnte Stille, die Bronte wie eine Ewigkeit vorkam. Selbst die Luft um sie herum schien immer stickiger zu werden und ihr das Atmen schwer zu machen.

„Dass du dein Vortanzen verpasst hast“, erkundigte Luca sich plötzlich, „hat das etwas mit mir zu tun?“

Unwillkürlich wich sie seinem forschenden Blick aus. „Warum fragst du das?“

„Na ja, wir haben uns doch ungefähr vier Wochen vor dem Termin getrennt, richtig?“

So gleichgültig wie möglich zuckte sie die Achseln. „Ich sah keinen Sinn mehr darin, weil ich sowieso nicht in London bleiben wollte“, gab sie zu und hob den Kopf. „Es war an der Zeit heimzukehren, Luca. In London wartete nichts mehr auf mich. Außerdem war die Konkurrenz ziemlich stark. Ich habe mir keine Hoffnungen gemacht, überhaupt in die engere Wahl zu kommen. Das Vortanzen wäre der reine Frust geworden, denn noch eine Zurückweisung hätte ich damals einfach nicht verkraftet.“

„Du gehst also lieber gar nicht erst hin, bevor du erleben musst, wie du durchfällst?“

Das Gespräch nahm für Brontes Empfinden einen seltsamen Verlauf. Früher hatten sie niemals wirklich persönliche Themen miteinander erörtert, sondern sich eher etwas distanziert zueinander verhalten.

„Ja, aber ich habe den Termin selbst abgesagt und dem Chefjuror mitgeteilt, warum ich meine Teilnahme zurückziehe. Soviel Anstand besaß ich zumindest“, fügte sie kaum hörbar hinzu.

Wieder folgte eine Pause.

„Ich weiß, wie schwer dir das alles fiel, Bronte“, sagte Luca mit echtem Bedauern. „Und ich wollte dich nicht verletzen, aber es ging nicht anders. Ich musste unsere Beziehung beenden, eine andere Möglichkeit gab es nicht.“

Unverhofft stiegen ihr Tränen in die Augen, und Bronte drehte hastig den Kopf zur Seite. Sie hatte genug Tränen für ihn vergossen! „Gab es etwa die ganze Zeit über eine andere?“, mutmaßte sie und hob fragend die Augenbrauen. „Du kannst ehrlich zu mir sein, Luca. Ich bin inzwischen ein großes Mädchen und kann die Wahrheit vertragen. Du hast bei mir nicht die richtige Befriedigung gefunden, oder? Ich war nicht weltgewandt genug für dich.“

Er runzelte die Stirn. „Denkst du das wirklich?“

„Ich weiß es“, gab Bronte knapp zurück. „Zuerst war es für dich der Reiz des Neuen, aber das hat dich vermutlich schnell gelangweilt. Für Sex war ich gut genug, aber nicht für all deine Reisen nach Übersee. Dafür hast du dir vermutlich weiblichen Ersatz besorgt!“

Luca starrte sie verwundert an. „So war es nicht, Bronte.“ Mit einer Hand zupfte er ein paar seiner dunklen Haarsträhnen zurecht. „Ich reise generell lieber allein. Es ist weniger kompliziert.“

Diese Erklärung erschien ihr etwas lasch. „Wir waren fast sechs Monate zusammen“, wandte Bronte ein. „Aber nicht einmal hast du eine ganze Nacht mit mir verbracht, Luca. Nicht eine einzige Nacht! Wir sind nie übers Wochenende aufs Land gefahren. Ich war dein Betthäschen für die Stadt. Allzeit bereit. Du brauchtest nur zum Telefon zu greifen, und ich war da.“

Mit einem Satz war er bei ihr und ergriff ihre Hände. „Hör auf, Bronte! Das stimmt doch alles nicht!“

Mittlerweile waren ihre Tränen nicht mehr zu übersehen. „Du hast mich benutzt, Luca. Das kannst du wohl kaum abstreiten.“

Betroffen sah er auf ihre Hände hinunter, während Bronte versuchte, sich von ihm loszumachen. Im Gegensatz zu seinen olivebraunen, kräftigen Fingern wirkten ihre zierlich und fast weiß. Sie erinnerten Luca plötzlich an zarte Täubchen, die ihm fortzufliegen drohten. Brontes ganze Figur war zierlich und so unbeschreiblich elegant. Die geborene Tänzerin, mit vollendeter Haltung und riesigen ausdrucksvollen Augen in dem süßen, ovalen Gesicht.

Er sah in diese Augen und überlegte, ob er den entstandenen Schaden jemals wiedergutmachen konnte. Luca erkannte den Schmerz, den sein Verhalten von damals verursacht hatte – direkt unter dem dünnen Tränenschleier, den Bronte tapfer zu verbergen versuchte.

Sie war wirklich etwas ganz Besonderes, und Luca hatte die Tatsache begeistert, ihr erster Liebhaber zu sein. Ihr war es peinlich, aber er genoss dieses Privileg heimlich in vollen Zügen. Vielleicht konnte er sie auch deshalb nicht mehr vergessen. Bronte hatte ihn an Stellen berührt, zu denen noch keine andere Frau vor ihr durchgedrungen war: tief in seiner Seele.

Luca hatte sich niemals verlieben wollen, nicht bei seinem schlechten Gesundheitszustand von damals. Aber bei Bronte war er diesem Gefühl gefährlich nahe gekommen. Viel zu nahe. Deshalb musste er die Sache auch beenden, bevor er zu tief drinsteckte und keinen rationalen Gedanken mehr fassen konnte. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto unfairer fand er es, eine Frau an sich zu binden, wenn er ihr möglicherweise in Zukunft nichts mehr bieten konnte.

Dabei war Bronte wie für ihn gemacht, körperlich und mental. Und ihm blieb nur ein einziger Monat, um ihr geduldig und rücksichtsvoll zu zeigen, dass die Magie zwischen ihnen nicht erloschen war. Machte Luca einen falschen Schritt, würde er sie damit nur verschrecken und seine zweite Chance für immer verlieren.

„Bitte kämpfe nicht gegen mich an, Bronte“, bat er sanft. „Du bist wütend auf mich, und ich habe das mehr als verdient. Aber da ist trotzdem noch etwas zwischen uns, das kannst du doch nicht bestreiten.“

Ihr Blick wurde ängstlich wie bei einem Tier, das sich in die Enge getrieben fühlte. „Da … da ist nichts mehr“, stammelte sie. „Ich will dich nicht mehr sehen und mich schon gar nicht zu deiner Sexsklavin machen lassen. Lass mich einfach nur in Ruhe!“

Er führte ihre Hände an seine Lippen und küsste die steifen, kalten Fingerspitzen. Dabei wandte er nicht ein einziges Mal seinen Blick von ihrem Gesicht ab. „Ich bitte dich lediglich darum, mir morgen Abend beim Essen Gesellschaft zu leisten“, sagte er leise.

Bronte schluckte trocken. „Und danach?“

Während er ihre Fingerknöchel und die Handrücken küsste, sah er ihr weiterhin ununterbrochen in die Augen. „Falls du dich anschließend nicht mehr mit mir treffen willst, werde ich das akzeptieren müssen.“

Misstrauisch zog sie die Stirn kraus. „Du lässt mich dann gehen? Einfach so?“

Mit dem Daumen strich Luca behutsam ihre Brauen wieder glatt. „Wenn du so weitermachst, bekommst du noch Falten.“

Abwehrend bog sie ihren Hals zurück. „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Luca.“

Seufzend ließ er seine Hand fallen. „Früher musste ich dich auch nicht erpressen, damit du das Bett mit mir teilst. Warum sollte es heute anders sein?“

„Glaubst du etwa, ich mache einfach mit?“

„Ich denke, was geschieht, geschieht eben, cara“, sagte Luca ruhig. „Lassen wir doch das Schicksal entscheiden, si?“

Bronte war nicht besänftigt. „Schicksal, was? So wie das Schicksal dich zu meinem Vermieter gemacht hat?“

„Du läufst nicht mehr Gefahr, auf die Straße gesetzt zu werden“, versuchte er, sich zu verteidigen.

„Kann ich das schriftlich haben?“, konterte sie.

Einen langen Moment sah er auf sie hinab und atmete den honigsüßen Duft von Sonne und Vanille ein, der Bronte umgab. „Du hast wirklich überhaupt kein Vertrauen zu mir, oder?“

Sie verschränkte die Arme. „Nein. Auch wenn es dir merkwürdig erscheinen sollte, ich vertraue dir tatsächlich nicht. Ich mag dich nicht, und deshalb freue ich mich schon auf den Augenblick, wenn unsere Wege sich wieder trennen.“

Es war zum Auswachsen! Musste sie ihn denn auch ständig daran erinnern, wie sehr sie ihn hasste? Luca war verzweifelt.

Ihr abweisendes Verhalten änderte nichts an seinen Gefühlen für sie. Wenn überhaupt, dann wollte er Bronte jetzt noch mehr als zuvor. War das vielleicht ihre Intention? Spielte sie beleidigt, um ihm eine Lektion zu erteilen oder dieses Mal mehr aus der Beziehung herauszuholen?

Vielleicht war sie über die Jahre härter und tougher geworden und wusste nun, wie man mit Männern umgehen musste, um das Beste für sich selbst zu erreichen? Wie dem auch war, es machte keinen Unterschied. Luca verzehrte sich nach Bronte, daran änderte auch ihr ungewohntes Verhalten nichts. Schließlich war er selbst auch nicht mehr derselbe – seit damals war viel geschehen.

Entschlossen ging er zum Couchtisch hinüber und nahm die beiden Gläser in die Hand. „Es wäre ein Jammer, den guten Champagner verkommen zu lassen“, sagte Luca versöhnlich. „Warum bleibst du nicht noch ein paar Minuten und hilfst mir dabei, die Flasche zu leeren?“

Bronte starrte ihr Glas an, als würde es pures Gift enthalten.

„Es ist doch nur Kribbelwasser, Bronte“, bemühte er sich zu scherzen. „Wir reden einfach ein bisschen über die letzten zwei Jahre.“ Er nahm einen Schluck und hoffte, sie würde seinem Beispiel folgen. „Erzähl mir von deinem Beruf. Macht er dir Spaß?“

Sie nippte leicht am Glas, das sie mit beiden Händen fest umklammerte. „Ja. Die Kinder sind wirklich unheimlich süß.“

Er klopfte neben sich auf das Sofa und wartete geduldig, bis Bronte sich zögernd gesetzt hatte. „Wie viele Schülerinnen hast du?“

„Im Augenblick sind es sechzig, aber wir streben eine feste Schülerschaft von zweihundert Kindern an“, erklärte sie. „Ich habe vor, den Stundenplan noch zu erweitern. Irgendwann wollen wir zusätzliche Lehrer für Jazz- und Stepptanz einstellen, damit wir in absehbarer Zeit auch Erwachsenenkurse anbieten können.“

Luca trank einen weiteren Schluck. „Du willst Erwachsene unterrichten?“, fragte er interessiert. „Ist es für die nicht etwas zu spät, tanzen zu lernen? Mit Ballett sollte man doch, meines Wissens, so früh wie irgend möglich anfangen.“

„Das stimmt, aber es gibt viele Kunden, die einmal in Tanz ausgebildet wurden und den Sport anschließend haben schleifen lassen. Ein bis zwei Mal in der Woche einen Kursus zu besuchen, ist eine hervorragende Möglichkeit, wieder in Form zu kommen.“

Sein Blick glitt an ihr hinab. „Damit hast du selbst offensichtlich keinerlei Schwierigkeiten“, bemerkte er mit einem Lächeln. „Du bist so schlank wie eh und je. Wie oft tanzt du selbst?“

Eine leichte Röte überzog ihre Wangen, und Bronte sah verlegen in ihr halbvolles Glas. „Etwa zwei Stunden täglich. Ich würde gern noch mehr machen, aber El…“ Sie brach ab und biss sich fest auf die Lippe. „Ich meine, was es da alles noch so zu tun gibt. Ich habe leider nicht sehr viel Zeit.“

Luca beobachtete, wie ihre Wangen sich dunkler färbten. Sie erinnerte ihn an ein schüchternes Mädchen, das sich ihrer Talente nicht richtig bewusst ist. Ihm ging ans Herz, wie leicht Bronte zu verunsichern war, vor allem im Vergleich zu den abgebrühten Frauen, die bisher seinen Weg gekreuzt hatten.

Diese Damen setzten ihr Aussehen und ihren Glamour ein, um Aufmerksamkeit zu erregen und irgendwann einen reichen Ehemann für sich zu gewinnen. Bronte hatte niemals so ein Verhalten an den Tag gelegt. Sie war reserviert und hielt einen entscheidenden Teil ihrer Persönlichkeit bewusst zurück. Das reizte Luca noch mehr, ihre inneren Werte hervorzulocken. Für ihn war Bronte ein ungeschliffener Diamant.

Sie stand auf und stellte ihr Glas weg. „Tut mir leid, Luca, aber ich muss jetzt gehen.“

„Wozu die Eile?“ Auch Luca erhob sich.

„Meine Mutter wird sich schon fragen, wo ich bleibe. Sie geht davon aus, ich bin nur für einen schnellen Drink unterwegs.“

„Bronte, du bist fünfundzwanzig Jahre alt“, erinnerte er sie. „Musst du deine Ausgehzeiten wie eine Fünfzehnjährige bei deiner Mutter anmelden?“

Defensiv schob sie ihr Kinn vor. „Meine Mutter war mir immer eine riesengroße Hilfe, sie hat mir beigestanden und mich bedingungslos unterstützt. Ich muss mich vor ihr sicherlich nicht rechtfertigen, tue es aber trotzdem, aus Respekt vor all den Opfern, die sie für mich gebracht hat.“ So geschwollen hatte ihre Ansprache eigentlich nicht klingen sollen, doch Bronte war zufrieden mit ihren Worten.

„Sie gönnt dir bestimmt einen unbeschwerten Abend“, meinte Luca überzeugt. „Oder hat dein Aufbruch eher etwas mit dem Mann zu tun, mit dem du dich triffst?“

„Und wenn?“

Die Eifersucht traf Luca wie ein Schlag ins Gesicht. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und seiner Oberlippe, und im Magen formte sich ein schmerzhafter Knoten. Unvorstellbar: seine Bronte in den Armen eines anderen Kerls! „Wie heißt er eigentlich?“, wollte Luca wissen.

„Diese Frage muss ich dir nicht beantworten.“

Er stellte ebenfalls sein Glas ab, bevor er aus Versehen den dünnen Stiel zerbrach. Zu seiner eigenen Überraschung reagierte er auf Brontes Liebhaber wie ein wilder Stier, und seine Selbstkontrolle schwand von Sekunde zu Sekunde. „Schläfst du mit ihm?“

„Das geht dich nichts an.“

Mit verkniffenem Mund klemmte Bronte ihre Handtasche unter den Arm und stolzierte zur Tür. „Danke für den Champagner. Auf Wiedersehen.“

„Wir haben morgen eine Verabredung“, erinnerte er sie.

Ruckartig blieb sie stehen. „Ich glaube, ich kann es doch nicht einrichten.“

„Verdammt, Bronte! Ich bitte dich hier nur um einen einzigen Abend.“ Luca klang frustriert. „Ist das denn zu viel verlangt?“

Auf dem Absatz wirbelte sie herum. „Ja, Luca, das ist zu viel verlangt! Du hast mir niemals auch nur eine Nacht geschenkt, solange wir zusammen waren!“

Seine Schläfen pochten. „Dann ist das jetzt eine Retourkutsche?“

„Nein“, stellte sie klar und riss die Tür zum Flur auf. „Das ist nur gerecht.“

Einen Sekundenbruchteil später knallte die Tür lautstark ins Schloss.

4. KAPITEL

Erst eine halbe Stunde, nachdem Bronte gegangen war, fand Luca das Mobiltelefon.

Er tigerte unablässig durch den Raum, trank noch ein Glas Champagner und zerbrach sich den Kopf darüber, was nun zu tun war. Schließlich nahm er die ganze Flasche mit zum Sofa, wo Bronte zuvor gesessen hatte. Dort stürzte er das nächste Glas hinunter. Im Augenblick kümmerte es ihn herzlich wenig, wenn er sich sinnlos betrank. Vielleicht war es sogar besser so.

Fluchend fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. Eigentlich hatte dieser Abend einen ganz anderen Ausgang nehmen sollen, aber da hatte Luca sich wohl etwas vorgemacht! Bronte war tatsächlich über ihn hinweg und wollte ihn nicht mehr wiedersehen. Dabei hatte er gehofft, sie würde noch etwas für ihn empfinden. Weit gefehlt.

Damals hatte Bronte sich sehr viel Zeit gelassen, bevor sie ihm ihre Liebe gestand. Doch er war sich nicht sicher gewesen, ob das, was er selbst fühlte, wirklich echte Liebe war. Luca wusste nur, in ihrer Gegenwart fühlte er sich ganz anders als jemals zuvor im Leben.

Was er nicht wusste, war, ob er Bronte eine Zukunft bieten konnte. Deshalb behielt er seine Gefühle für sich, obwohl ihm klar war, dass er dadurch oft emotional unterkühlt wirkte. Und wenn es ihm schlecht ging, war er gereizt und ungeduldig mit Bronte, die sein Verhalten nicht einordnen konnte und unsicher wurde.

Aber Luca wollte eben auf keinen Fall, dass sie sich ihm verpflichtet fühlte – er behielt seine Sorgen bewusst für sich. Denn Bronte war genau die Sorte Mensch, die sich für das Elend anderer aufopferte, und das wäre für Luca der blanke Horror gewesen. Es war sein Kreuz, das er allein tragen musste, und glücklicherweise war er diese Last irgendwann endgültig losgeworden.

Gerade als er sich vorbeugte und sich sein Glas vollschenken wollte, drückte etwas Hartes gegen seinen Oberschenkel. Verwundert zog Luca das schmale, schwarze Mobiltelefon zwischen den Sofakissen hervor. Es handelte sich um dasselbe Modell wie sein eigenes, allerdings nicht gerade die neueste technische Generation.

Nachdenklich drehte er es in seiner Hand hin und her und schaltete es schließlich auf ein lautes Profil. Sofort gingen surrend mehrere Textnachrichten ein, die nacheinander auf dem Display erschienen. Es war unmöglich, deren Inhalt zu übersehen, auch wenn Lucas Gewissen ihn vor dem Eindringen in Brontes Privatsphäre warnte.

Wie ist es gelaufen?

Wie ist er denn so?

Hast Du ihm von – Du weißt schon wem – erzählt?

Ruf mich an!!!

Luca schaltete sich durch ein paar andere Menüpunkte und blieb an der Fotogalerie hängen. Er zögerte nur einen Augenblick, bevor er sie öffnete und eine ganze Reihe Bilder entdeckte, die ein kleines Mädchen zeigten. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, vermutlich knapp ein Jahr … Sie sah aus wie ein kleines Püppchen mit dunkelbraunen Haaren und riesigen blauen Augen.

Eine Miniaturausgabe von Bronte, und es sah so aus, als würde sie gerade laufen lernen. Luca verspürte einen starken Schmerz in der Magengrube, und ihm wurde schlagartig übel. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, und dieser Umstand machte ihn beinahe verlegen. Kein Wunder, dass Bronte nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Sie führte heute ein ganz anderes Leben als früher.

Sie hatte ein Baby, ein Kind von einem anderen Mann.

Diese Gewissheit war einfach nur schmerzhaft. Luca hatte das Gefühl, seine Brust würde sich zusammenziehen. Jeder Atemzug tat ihm körperlich weh und stach zwischen seinen Rippen. Seine Lunge drohte zu explodieren.

Er ertrug es nicht länger, sich diese Fotos anzusehen. Wenn jetzt noch ein Bild vom Vater des Kindes auftauchte, würde Luca das Telefon vermutlich an der Wand zerschmettern! Er wollte gar nicht wissen, wie dieser Kerl aussah. Ohne Zweifel ein solider Mann aus der Gegend, der Bronte den Kopf verdreht hatte und ihr die Sicherheit gab, nach der sie sich sehnte.

Luca hatte keinen Ring an ihrem Finger bemerkt, aber heutzutage war es nicht ungewöhnlich, zuerst die Kinder zu bekommen und sich anschließend trauen zu lassen. Bronte behauptete, mit ihrer Mutter zusammenzuleben, aber wohnte ihr Freund und Vater ihres Kindes ebenfalls dort?

Nun war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Bronte nicht nach Hause gefahren werden wollte. Dio, Luca mochte sich gar nicht vorstellen, wie Bronte heimkam und sich in die Arme eines anderen Mannes schmiegte. Vielleicht hatte sie in genau diesem Moment Sex mit dem Kerl! Vielleicht empfing sie genau jetzt ein weiteres Kind von ihm …

Lucas Finger verkrampften sich um das schmale Telefon, und er warf seinen Kopf rückwärts gegen die Sofalehne. Vor Schmerz und Verzweiflung schloss er die Augen und versuchte, die quälenden Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen. Verrückt, wie sich die Welt durch Schicksalsschläge innerhalb weniger Monate vollständig verändern konnte …

Das Telefon vibrierte in seiner Hand. Luca riss die Augen auf und starrte auf das Display. Dann nahm er das Gespräch an.

„Hallo?“

Es folgte eine kurze Pause.

„Luca?“

„Bronte“, entgegnete er gedehnt und streckte die Beine aus. „Wie schön, von dir zu hören.“

Die nächste Pause fiel etwas länger aus.

„Du hast mein Handy“, brachte sie mühsam hervor. „Es muss mir aus der Handtasche gerutscht sein.“

„Ja, so muss es wohl sein“, stimmte er gelassen zu. „Willst du herkommen und es abholen, oder soll ich es dir morgen Abend zum Dinner mitbringen?“

„Ich …“

„Oder ich bringe es dir jetzt gleich vorbei!“

„Nein!“

Obwohl er mit dieser Reaktion gerechnet hatte, schnitt Luca eine Grimasse. „Das wäre kein Problem für mich, Bronte. Wo wohnst du denn genau?“

„Ich will nicht, dass du hierherkommst, Luca“, sagte sie steif.

„Würde deinem Loverboy wohl nicht gefallen, was?“

Die darauffolgende Stille war spannungsgeladen.

„Ich brauche mein Handy“, begann Bronte erneut. „Ich werde es noch heute Abend bei dir abholen. Geht das? Ich meine, so spät ist es ja noch nicht.“

Lächelnd sah er auf seine Armbanduhr. „Ich werde auf dich warten.“

Bronte bog in die Zufahrt des Hotels ein, hielt ihren Wagen an und überreichte dem Parkhelfer etwas widerwillig ihre Schlüssel. Ihr Erklärungsversuch, sie würde wirklich nur ganz kurz bleiben, endete mit dem nachdrücklichen Hinweis des Portiers, ausnahmslos alle Autos müssten laut Hotelordnung auf den offiziellen Parkplatz gefahren werden.

Kann der Abend noch schlimmer werden? fragte sie sich. Hatte Luca sich die Handyfotos von Ella angesehen? Sie besaß Dutzende, doch zum Glück nur aus den letzten Monaten. Die Bilder, die kurz nach der Geburt aufgenommen worden waren, wurden erst vergangene Woche auf den Computer übertragen, um neuen Speicherplatz zu schaffen.

Aber dennoch …

War Luca eine Ähnlichkeit aufgefallen? Brontes Mutter hatte ihre Tochter diesbezüglich zwar zu beruhigen versucht, weil Ella für ihr Alter noch ziemlich klein war und obendrein nicht auffällig südländisch aussah. Das Kind hatte – genau wie Bronte – braune Haare, blaue Augen und eine sehr helle Haut.

Doch Bronte wollte sich auf die Vermutung ihrer Mutter nicht verlassen. Manchmal sah sie selbst ganz deutlich, dass Ella Lucas Tochter war. Das gleiche Stirnrunzeln wie er, wenn die Kleine sich mal konzentriert über ein Spielzeug beugte. Und in letzter Zeit, seit Ella laufen konnte, entwickelte sie eine schelmische Abenteuerlust, die Bronte sehr stark an Luca erinnerte!

Im Fahrstuhl lehnte Bronte ihre Stirn an den kühlen Spiegel und versuchte, Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Sie würde einfach ihr Telefon nehmen und wieder verschwinden, und das ganz schnell. Nicht lange reden, nicht lange bleiben und schon gar nicht den Mann anstarren, der die lustvolle Glut einer jeden Frau entfachen konnte …

Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich die Türen des Lifts endlich in Höhe der Penthouse-Etage öffneten. Mit wackligen Beinen ging Bronte auf die breite Tür zu und klopfte zaghaft. Luca nahm sich recht viel Zeit damit, sie zu empfangen, und ihr Herzschlag hatte sich mittlerweile verdoppelt.

„Komm rein.“ Er hielt die Tür für sie auf.

„Nein danke“, erwiderte Bronte gepresst. „Gib mir nur mein Handy, dann gehe ich wieder!“

Seelenruhig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Nachdem du den weiten Weg auf dich genommen hast, warum bleibst du nicht ein paar Minuten?“

Sie streckte die Hand aus. „Mein Telefon, bitte!“

Luca nahm ihre Hand und zog sie in die Suite, dann warf er die Tür hinter ihr zu. Er lachte über ihren geschockten Gesichtsausdruck. „Wir machen es auf meine Art, Bronte, oder du bekommst dein Handy gar nicht wieder.“

„Das wäre Diebstahl“, zischte sie wütend.

„Nach einer kleinen Unterhaltung kannst du es gern mitnehmen“, beruhigte Luca sie und ging voran in den Salon. Bronte zog er an der Hand hinter sich her.

Erfolglos versuchte sie, sich loszureißen. „Ich will aber nicht hierbleiben!“

„Möchtest du etwas trinken?“, erkundigte er sich höflich und ignorierte ihren Versuch, sich ihm zu entziehen. „Leider ist nicht mehr viel vom Champagner übrig. Aber ich könnte eine neue Flasche aufmachen.“

„Nicht nötig, ich bin nicht zum Vergnügen hier. Ich will nur …“

Sie stutzte, als Luca ihr das Mobiltelefon vor die Nase hielt.

„Warum hast du mir nichts vom Kind erzählt?“, wollte er wissen. „Es ist doch wohl deines? Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Sie wurde blass und riss panisch die Augen auf. „Du hast dir meine Fotos angesehen?“

„Es war nichts Unanständiges dabei, kann ich dir versichern“, sagte er beiläufig. „Keine Liebesszenen oder so.“

Ganz langsam kehrte die Farbe wieder in ihre Wangen zurück. „Du hattest kein Recht dazu, in meinem Handy herumzuschnüffeln.“

„Ganz im Gegenteil, Bronte. Es lag auf meinem Sofa und klingelte, als ich es zufällig in den Händen hielt. Sollte ich deinen Anruf etwa ignorieren?“

Bronte sah ihn eisig an. „So wie du es in der Vergangenheit getan hast?“

Er musste zugeben, diese Runde ging an sie. Im Augenblick konnte er ihr wohl kaum glaubhaft erklären, wie schwer es ihm gefallen war, ihre Nummer auf seinem Telefon zu erkennen und sich trotzdem zu versagen, ihre Stimme ein letztes Mal zu hören. Am Ende hatte er sich eine neue Nummer besorgt, um seiner Sehnsucht in einem schwachen Moment nicht nachgeben zu können. Und solche Momente hatte es in den Folgemonaten mehrfach gegeben …

„Wie ernst ist deine Beziehung zum Vater des Kindes?“, hakte Luca nach. „Du trägst keinen Ring, demnach seid ihr wohl nicht verheiratet?“

Eine Weile starrte sie ihn nur wortlos an, und in ihren Augen erkannte er, wie ihr Verstand arbeitete. Unablässig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, bis sie das Schweigen endlich brach. „Nein, ich bin nicht verheiratet. Ich … es ist alles ziemlich …“ Bronte verzog das Gesicht, als würde es ihr Schmerzen verursachen, über dieses Thema zu sprechen.

„Aber du warst es? Ist es das?“

„Nun, irgendwie schon. Etwas in der Art.“

„Wenigstens haben wir dieses kleine Detail einmal geklärt“, schloss Luca. „Ich würde einiges tun, um dich zurück ins Bett zu locken, aber dabei möchte ich es lieber nicht mit einem eifersüchtigen Ehemann aufnehmen müssen.“

„Ich werde nicht zu dir …“

Schnell legte Luca einen Finger an Brontes Lippen. „Nicht so voreilig, cara“, warnte er sie.

Dann bewegte er behutsam den Finger hin und her, und ehe sie sich versah, lösten Lucas Lippen seinen Finger ab. Bronte schloss die Augen und genoss diesen unerwartet sanften Moment der Zweisamkeit. Vergessen war ihr Vorsatz, sich so schnell wie möglich wieder auf den Heimweg zu machen. Stattdessen gab sie sich diesem Kuss hin und neckte Luca mit ihrer Zungenspitze, bis er sich plötzlich stöhnend von ihr löste.

„Oh, cara, das zwischen uns kann wirklich funktionieren“, flüsterte er. „Nur du und ich. Niemand braucht es zu wissen.“

Energisch schüttelte Bronte den Kopf. „Nein, unmöglich! Es geht nicht länger nur um uns beide. Ich habe ein Kind, an das ich denken muss. Sie hat für mich höchste Priorität, und so wird es auch immer bleiben.“

Luca wandte den Kopf zur Seite. Er wollte nicht an ihr Kind der Liebe denken. Nicht, dass er keine Kinder mochte – ganz im Gegenteil. Er liebte sie und hatte immer gehofft, einmal selbst eine große Familie zu haben. Aber er konnte sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Bronte das Kind eines anderen Mannes zur Welt gebracht hatte.

War ihre Tochter vielleicht das Resultat einer flüchtigen Affäre? Es war alles so verfahren …

Unter anderen Umständen hätte Luca Bronte geheiratet und ihr die Familie geschenkt, die sie sich wünschte. Damals hatte sie dieses Thema ein oder zwei Mal angeschnitten, aber Luca war absichtlich nicht darauf eingestiegen. Es fiel ihm schwer, über ein Leben zu reden, dass er sich selbst wünschte, aber vielleicht niemals führen konnte. Die Verantwortung für ein Kind war nicht zu unterschätzen. Und Brontes Tochter machte einen ganz besonders süßen, reizenden Eindruck. Vermutlich hatte Bronte doch noch Gefühle für den Vater ihres kleinen Schatzes? Gut vorstellbar war es jedenfalls.

Für Luca wurde es immer schwieriger, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Wenn er Bronte zurückgewinnen wollte, würde er in die Rolle eines Stiefvaters schlüpfen müssen. Das war mit Sicherheit keine leichte Angelegenheit. Luca hatte mehrere Freunde, die sich nicht gut mit den neuen Partnern ihrer Eltern vertrugen. Brontes Tochter war noch klein, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass Luca nicht ihr leiblicher Vater war. Die Umstände hatten dieses Glück verhindert, und es gab keine Möglichkeit mehr, etwas daran zu ändern.

„Wie alt ist sie denn?“

Um Zeit zu gewinnen, strich sich Bronte sorgfältig ein paar Strähnen hinter die Ohren. „Sie ist gerade ein Jahr alt geworden“, murmelte sie und fügte in Gedanken hinzu: Vor zwei Monaten, um genau zu sein.

Sein Stirnrunzeln verriet, dass er sofort nachrechnete. „Dann hast du ihren Vater also ziemlich bald nach deiner Rückkehr kennengelernt, was?“

Bronte hasste es zu lügen, aber was blieb ihr anderes übrig? Außerdem hatte sie keine Zeit gehabt, sich einen Schlachtplan zu überlegen. Die Dinge überschlugen sich, seit Luca am Nachmittag in ihrem Studio aufgetaucht war.

„Und? Was ist so falsch daran?“, verteidigte sie sich. „Du hast dich doch vermutlich noch schneller anderen Liebschaften zugewandt.“

„Aber sich von einem Kerl schwängern zu lassen, den man kaum kennt!“

„Spar dir deine Moralpredigt, Luca! Ich habe ihn gut genug gekannt, es hat nur einfach nicht sein sollen.“

„Habt ihr denn noch Kontakt zueinander?“, wollte Luca wissen. „Sieht er sein Kind regelmäßig?“

Allmählich wurde Bronte klar, wie viele kleine Lügen ihre Schwindelei nach sich ziehen würde, und sie hasste sich schon jetzt dafür. Es fühlte sich falsch an, Luca zu hintergehen, aber die Alternative erschien ihr noch schrecklicher.

Vielleicht brachte sie ja bald den Mut auf, ihm reinen Wein einzuschenken. Möglich, dass sie Freunde wurden und sich der richtige Zeitpunkt irgendwann ergab. Dann erfuhr er von seiner Vaterschaft, und sie würden einen Kompromiss finden, mit dem alle Parteien gut leben konnten.

Doch ein Blick in seine düstere Miene zerschmetterte diesen Plan, und Bronte schluckte schwer. „Nein“, krächzte sie.

„Wie bitte? Soll das heißen, er kümmert sich nicht um sein eigen Fleisch und Blut?“, brauste Luca auf.

„Ich würde lieber nicht darüber reden“, wehrte Bronte ab. „Gib mir einfach mein Handy, damit ich dann …“

„Wie kommst du denn allein zurecht?“, fragte er. „Stellt er sich wenigstens seiner finanziellen Verantwortung für dieses Kind?“

Dieses Kind, dachte Bronte. Wie ekelhaft unpersönlich das klingt. „Ihr Name ist Ella. Und ich komme sehr gut ohne die Hilfe von anderen zurecht.“

„Und wie schaffst du den Spagat zwischen Arbeit und Kind?“

„Genauso, wie es Tausende andere alleinerziehende Mütter tun“, gab sie zurück. „Organisation, Kompromisse und Schuldgefühle.“

„Deswegen lebst du also mit deiner Mutter zusammen“, überlegte Luca laut.

„Ja, und dieses Arrangement kommt uns beiden zugute. Sie hat selbst einen Halbtagsjob, und an ihren freien Tagen arbeite ich, damit sie auf Ella aufpassen kann.“

Noch immer waren seine Augenbrauen eng zusammengezogen, und die Hände hatte er tief in seinen Hosentaschen vergraben. Nur das Klimpern seines Schlüsselbundes durchbrach die Stille.

„Ich muss wirklich los“, seufzte Bronte nach einer Weile. „Mum wartet mit Ella in der Anliegerwohnung und kann erst ins Bett gehen, wenn ich zurück bin.“

„Wenn ich damals anders gehandelt hätte, meinst du, du wärst heute in derselben Lage?“, wollte Luca wissen und sah Bronte durchdringend an.

Sein Blick berührte sie tief. „Es lohnt sich nicht, darüber zu spekulieren“, sagte sie. „Das Leben geschieht einfach. Es ist lange nicht so durchgeplant, wie wir Menschen es gern hätten.“

„War denn, zum Beispiel, deine Schwangerschaft geplant?“

„Nein, das war eher ein Unfall“, gab Bronte zu, obwohl sie bei diesem Wort innerlich zusammenzuckte. „Aber keiner, den ich bereuen würde. Ella ist das Beste, was mir jemals passiert ist.“

Luca zog ihr Mobiltelefon aus der Tasche und reichte es Bronte. „Das hier wirst du bestimmt brauchen“, murmelte er. „Übrigens ist sie ein sehr süßes Kind. Sieht dir verflixt ähnlich.“

In Brontes Hals formte sich ein dicker Kloß. „Danke.“ Sie presste das Handy an ihre bebende Brust und zwinkerte hastig, um nicht zu weinen.

Doch Luca konnte sie nichts vormachen. Er legte eine Hand an ihre Wange und den Daumen unter ihr Kinn. „Was ist los, cara? Warum weinst du?“

Sie unterdrückte einen Schluchzer. „Es hätte alles anders sein können.“ Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht. „Ich hatte es mir so schön vorgestellt, aber jetzt ist es dafür zu spät.“

Mit einer Hand zog Luca ihren Kopf an seine Brust und schob seine Finger in ihre weichen Haare. Als er sprach, hörte Bronte das Echo seiner Stimme in seinem Brustkorb.

„Ich weiß, piccola. Und das ist meine Schuld. Ich war einfach noch nicht bereit, weil sich mein Leben in einer ziemlich schlimmen Phase befand. Ich konnte dir nicht geben, was du brauchtest. Damals konnte ich mich nicht einmal richtig um mich selbst kümmern. Es war einfach nicht unsere Zeit.“

Bronte wünschte, sie könnte für immer im schützenden Kreis seiner kräftigen Arme stehen. Leider trat Luca nach einigen Minuten einen Schritt zurück und schob sie sanft von sich. Sein Mund lächelte, aber unter den Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab.

„Ich sollte dich jetzt nach Hause fahren lassen – zu deinem kleinen Mädchen“, sagte er heiser.

Der Schmerz in ihrer Kehle ließ ihre Stimme versagen. „Es war nett, dich mal wiederzusehen, Luca.“

Mit beiden Händen streichelte er ihr Gesicht. „Hoffentlich kannst du mir eines Tages vergeben, wie die Dinge zwischen uns zu Ende gegangen sind.“

„Schon okay“, wehrte sie etwas zu vorschnell ab. „Ich hätte deine Entscheidung akzeptieren müssen und mich nicht zum Idioten machen sollen. Man hätte mich ja schon fast als Stalkerin bezeichnen können.“ Sie versuchte ein gekünsteltes Lachen. „Ich wollte dir unbedingt erzählen … äh … ich wollte so gern wissen, ob ich irgendetwas falsch gemacht habe. Dabei hätte ich merken sollen, dass unsere Beziehung schlichtweg am Ende war. Du hast mir niemals etwas versprochen, weder mit Worten noch mit Taten. Wahrscheinlich war es einfach die Romantik meiner ersten richtigen Affäre, davon habe ich mich in meiner Naivität blenden lassen.“

„Sei nicht so ungerecht mit dir selbst, Bronte! Aber heute haben wir die Gelegenheit, einen besseren und vielversprechenden Neuanfang zu wagen.“

Ihr Herz begann zu flattern. „Du willst also immer noch … Nein, Luca. Ich sagte doch, ich kann das nicht mehr.“

Sein Kiefer spannte sich an. „Aber angeblich gibt es niemanden sonst in deinem Leben. Was hält uns also davon ab, die Beziehung wiederzubeleben, die wir uns beide wünschen?“

„Ich will sie nicht mehr“, behauptete Bronte mit fester Stimme.

„Das glaube ich dir nicht.“ Luca hielt sie am Arm fest, als sie sich abwenden wollte. „Beim Küssen habe ich deutlich gemerkt, wie sehr du mich noch begehrst.“

„Du hast doch angefangen“, protestierte sie.

„Keine Haarspaltereien, Bronte! Wir beide haben uns geküsst, und wir begehren einander wie eh und je.“

„Ich kann aber keine oberflächliche Liaison mit dir eingehen, weil ich inzwischen Verantwortung für einen anderen Menschen trage! In meinem Leben gibt es keinen Platz mehr für dich.“

„Dann schaffe Platz für mich!“ Mit einer schnellen Bewegung riss er Bronte in seine Arme und presste seinen Mund auf ihren.

5. KAPITEL

„Grundgütiger! Du siehst aus, als hättest du letzte Nacht kein Auge zugetan“, rief Rachel am nächsten Tag zur Begrüßung quer durch das Studio. „Wer hat dich wachgehalten? Dein heißes Date oder deine zuckersüße Tochter?“

Bronte bedeutete ihrer Freundin mit einem eindeutigen Blick, dass sie nicht über den vergangenen Abend zu sprechen wünschte.

„Komm schon, Bronte!“, drängelte Rachel. „Du hast nicht einmal auf meine ganzen SMS geantwortet. Was ist denn nun passiert? Hast du ihm von Ella erzählt?“

Bronte stieß hörbar den Atem aus. „Nein, dazu ist es irgendwie nicht gekommen.“

Die Augenbrauen ihrer Freundin schossen hoch. „Wozu ist es denn dann gekommen?“ Mit der Fingerspitze tippte sie gegen Brontes Kinn, die jetzt direkt vor ihr stand. „Hey, ist es das, woran ich denke?“

Erschrocken rieb Bronte sich über den roten Fleck am Kinn, den Lucas Dreitagebart hinterlassen hatte. „Ach, das hat gar nichts zu bedeuten.“

Herausfordernd legte Rachel den Kopf schief. „Solche Bartspuren bekommt man nur bei ziemlich intensivem Körperkontakt. Also lodert da offensichtlich doch noch ein Feuer, was?“

Bronte band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz und wich dabei tunlichst dem Blick ihrer Freundin aus. Das Geschehen der vergangenen Nacht ließ ihr keine Ruhe, und der letzte Kuss von Luca brannte Bronte noch immer auf den Lippen. Sie fühlte sich innerlich zerrissen und sehnte sich nach den Liebkosungen, die sie sich wenige Stunden zuvor bewusst versagt hatte.

Immerhin hatte sie sich das Versprechen abringen lassen, sich heute Abend mit ihm zu treffen. Danach fuhr sie eilig nach Hause und überlegte fieberhaft, wann und wie sie Luca von Ellas Herkunft berichten sollte. Wie man es drehte und wendete, eines sprach grundsätzlich dagegen: Ihre Beichte konnte einen erbitterten Sorgerechtskampf auslösen, und davor wollte Bronte sich und ihr Kind um jeden Preis schützen.

„Wann siehst du ihn wieder?“, erkundigte Rachel sich neugierig.

„Heute Abend zum Essen.“ Bronte begann mit ihren Dehnübungen. „Ich weiß überhaupt nicht, warum ich seine Einladung angenommen habe. Das wird nur noch mehr Ärger geben. Er will unsere Beziehung wieder aufnehmen, so als wäre gar nichts geschehen.“

„Typisch Mann!“ Ihre Freundin rollte die Augen. „Hat er dir wenigstens begründet, wieso er damals Schluss machen wollte?“

„Nicht wirklich“, gab Bronte nachdenklich zurück. „Nur, dass es eben schlechtes Timing war oder etwas in dieser Art.“

„Glaubst du, er hatte noch eine andere?“

Bronte seufzte. „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Als ich damals in Mailand mit seiner Haushälterin sprach, meinte die jedenfalls, er wäre mit einer Frau aus L.A. zusammen.“

„Und?“

Jetzt sah Bronte Rachel direkt in die Augen. „Mich beschleicht natürlich ein Gefühl, als wäre Luca nicht ganz ehrlich zu mir. Ich traue ihm nicht. Mit seinem Verhalten damals hat er mein Vertrauen im Grunde auf ewig zerstört. Er könnte Frauen im ganzen Land haben, was weiß ich?“ Sie war völlig durcheinander.

„Du sagst doch, er möchte die Beziehung weiterführen. Aber wie soll das gehen, wenn du ihm nichts von Ella sagen willst?“

„Er weiß bereits von ihr“, stellte Bronte richtig. „Nur nicht, dass er selbst ihr Vater ist. Ich hatte mein Handy bei ihm liegen lassen, und er hat sich meine Fotos angesehen. In meiner Not habe ich behauptet, jemand anderes wäre ihr Erzeuger.“

Rachel runzelte die Stirn. „Wie denn das?“

„Ich habe sozusagen gelogen, was ihr Alter betrifft.“

Rachel schüttelte streng den Kopf. „Das könnte noch bös nach hinten losgehen, Bronte. Du hättest ihm besser gleich reinen Wein einschenken sollen. Je länger du lügst, desto schlimmer machst du die ganze Sache doch.“

„Ich kann es ihm aber nicht sagen.“ Mit einer Hand massierte Bronte sich die pochende Stirn. „Er könnte mir Ella wegnehmen. Du kennst die Sabbatinis nicht, Rachel. Diese Familie ist eine extrem einflussreiche Dynastie, nicht nur in Italien, sondern weltweit. Sie besitzen Geld, Prestige und unheimlich viel Macht. Als ich letzte Nacht nicht schlafen konnte, bin ich ein bisschen im Internet gewesen und habe Informationen über seine Familie eingeholt.“

Bronte holte tief Luft. „Sein Vater starb drei Jahre, bevor ich Luca begegnet bin. Aber Giancarlo und Giovanna Sabbatini haben ihre drei Söhne buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund großgezogen. Lucas Großvater Salvatore ist einer der reichsten Männer Europas. Und dabei hat Luca mir fast nichts über seine Familie erzählt, als wir zusammen waren. Ich weiß nicht, wieso. Vielleicht wurden er und seine Brüder schon zu oft von Frauen verfolgt, die es auf ihr Vermögen abgesehen haben.“

Sie seufzte. „Ich dagegen hatte keine Ahnung, wer er war, als wir uns kennenlernten. Das fand er ziemlich lustig. Deshalb hielt die Beziehung vermutlich auch verhältnismäßig lange. Ich war eine erfrischende Abwechslung für ihn im Gegensatz zu dem, was er sonst erlebte. Ihm reichte einfach, dass Leute sich ständig von seinem Status blenden ließen. Einmal sagte er zu mir, echte Freunde erkennt man nur, wenn man kein Geld hat.“

„Dir ist aber schon klar, dass Ella etwas von diesem Vermögen zusteht, ja?“, bemerkte Rachel. „Das Blut der Sabbatinis fließt in ihren Adern. Und nach allem, was ich selbst über die kinderlose Scheidung von Lucas Bruder gelesen habe, ist sie bisher das einzige Enkelkind der Familie.“

Schuldbewusst kniff Bronte die Lippen zusammen. Daran hatte sie bisher nicht wirklich gedacht, weil für sie gar nicht mehr in Frage kam, Kontakt zur Familie Sabbatini herzustellen. Aber vielleicht warf Ella Bronte irgendwann einmal vor, ihrem Kind das Geburtsrecht verwehrt zu haben – einmal ganz abgesehen davon, dass Ella einen Großteil ihrer Familie niemals kennenlernen würde.

„Hör mal, Bronte“, fuhr Rachel fort. „Mir ist klar, wie sehr Luca dich verletzt hat und dass du ihm wahrscheinlich nie wieder vertraust. Trotzdem kannst du ihm nicht ewig seine Tochter vorenthalten. Eventuell reagiert er großartig auf die Neuigkeiten, woher willst du das wissen? Und nachdem du alles unternommen hattest, um ihn zu erreichen, ist allein er schuld daran, wenn er die ersten Monate in Ellas Leben verpasst hat.“

Brontes Schultern sackten nach unten. „Ich weiß doch, dass ich irgendwann reinen Tisch machen muss. Aber es sollte zumindest zum richtigen Zeitpunkt sein.“

„Um so eine Bombe platzen zu lassen, findet man nie den richtigen Zeitpunkt“, meinte Rachel. „Und besser, er hört es von dir persönlich als von irgendjemand anderem. Oder schlimmer, er findet es von ganz allein heraus. Fotos sind das eine, aber ein Kind live und in Farbe zu sehen, könnte ganz besondere Erkenntnisse in Luca wecken. Ich habe jedenfalls sofort gewusst, wer er war, als ich ihn gestern hier traf. Deshalb habe ich meinen Mund gehalten. Glaub mir, wenn Luca seiner Tochter von Angesicht zu Angesicht begegnet, klingelt etwas bei ihm!“

Bronte verdrängte ihre Angst während der nächsten Stunden, trotzdem wurde sie zunehmend nervöser. Am Nachmittag fuhr sie rechtzeitig nach Hause, um Ella zu baden, zu füttern und noch etwas mit ihr zu spielen. Die Kleine war allerdings quengelig und kaute viel auf ihren Fingern herum, sodass Bronte sich bei dem Gedanken, sie allein zu lassen, nicht besonders wohl fühlte.

„Sie zahnt bestimmt wieder“, sagte ihre Mutter, die aus dem Haupthaus herübergekommen war. „Gestern hat man ihr das auch schon angemerkt.“

Behutsam legte Bronte eine Hand an die etwas klamme Stirn ihrer Tochter. „Ich messe lieber mal Fieber. Sie fühlt sich heiß an.“

Wenig später reichte Tina Bronte ein Thermometer. Es stellte sich heraus, dass Ella kein Fieber hatte, trotzdem wollte Bronte sie nur ungern allein lassen. „Vielleicht sollte ich Luca anrufen und absagen. Oder ich hinterlasse einfach nur eine Nachricht beim Portier des Hotels.“

Entschlossen nahm Tina ihrer Tochter das jammernde Kind ab und drückte es beruhigend an sich. „Bring es hinter dich, Liebling!“, befahl sie lächelnd. „Ein Abendessen, ein Abschied und das war es dann. Er wird schon merken, dass du nicht interessiert bist. Auch wenn Rachel findet, du solltest ihm besser von Ella erzählen, ist meine persönliche Meinung: Man sollte keine schlafenden Hunde wecken.“

Natürlich wusste Bronte, warum ihre Mutter das Geheimnis vor Luca wahren wollte. Auch sie hatte Angst davor, ihr Enkeltöchterchen könnte in ein anderes Land entführt werden. Bronte und Ella waren Tinas Leben und ihr ganzer Stolz. Selbst hatte sie schon früh als alleinerziehende Mutter hart arbeiten müssen und niemals Karriere gemacht, daher konzentrierte sie sich heute erst recht ausschließlich auf ihre Familie. Sie ging selten aus und hatte kaum Hobbys.

Rachel warnte ihre Freundin oft, weil Bronte zuließ, dass ihre Mutter nur durch sie lebte. Aber Bronte brauchte Tina an ihrer Seite, und so hatte bisher keine wirkliche Abnabelung zwischen den beiden stattgefunden.

„Versprich mir, dass du anrufst, wenn es ihr nicht bald besser geht!“

„Das wird schon“, beruhigte Tina ihre Tochter. „Ach, die Maus erinnert mich oft an dich, als du noch so klein warst. Damals gab es nur dich und mich. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir etwas zugestoßen wäre.“

Lächelnd gab Bronte ihrer Mutter und der süßen Ella einen Abschiedskuss. „Es wird bestimmt nicht spät werden“, versprach sie. „Und danke für alles, Mum!“

Bevor sie ging, bemerkte sie den besorgten Ausdruck in Tinas Augen.

Luca richtete seine Krawatte und dachte über seine Geschäfte in Australien nach. Die Reise nach Melbourne zahlte sich für das Unternehmen seiner Familie wirklich aus. Insgesamt hatte er drei große Investmentprojekte an Land gezogen, obwohl die Verhandlungen für das Hotel in der Innenstadt noch liefen.

Und dann war da noch Bronte. Vergangene Nacht war es Luca unendlich schwergefallen, Schlaf zu finden. Er konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich gegangen war. Dabei waren sie so kurz davor gewesen, ihre Unstimmigkeiten auf die Weise zu lösen, die sie beide miteinander am besten beherrschten.

Allerdings: Verführung war leicht. An einer Beziehung zu arbeiten war um einiges schwieriger. Und Luca wollte nicht wie sein Bruder Giorgio enden, der sich mit einer hässlichen, kostspieligen Scheidung herumschlagen musste.

Dieses Mal wollte Luca alles richtig machen. Er wollte seine Chance nutzen, einen Neuanfang starten und die bittere Vergangenheit endgültig hinter sich lassen. Für eine Zukunft, von der er damals nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Heute wollte Luca das Leben einfach leben und jeden einzelnen Tag als Geschenk betrachten. Gerade deswegen war es so wichtig herauszufinden, ob eine Beziehung zwischen ihm und Bronte Sinn machte.

Ihre Tochter empfand er inzwischen eher als Herausforderung. Und wenn er etwas Zeit mit ihr verbrachte, würde er sie bestimmt irgendwann lieben wie ein eigenes Kind. Seine Familie würde das sicher anders sehen, aber darum konnte er sich kümmern, wenn es so weit war. Der Druck, dem Sabbatini-Clan einen Erben zu bescheren, hatte schon die Ehe seines Bruders ruiniert.

Giorgio und Maya gelang es nicht, ein Kind zu bekommen, trotz mehrerer zermürbender Versuche durch künstliche Befruchtung. Und die Ungeduld von Lucas Mutter und seinem alternden Großvater wuchs stetig.

Es klopfte, und Luca zupfte sich hastig ein paar letzte Haarsträhnen zurecht, bevor er zur Tür eilte. Und dann stand Bronte in einem dunkelblauen Cocktailkleid vor ihm, und Luca war einfach nur hingerissen. Dieses Mal duftete sie nach einer Mischung aus Orange und Ingwer, und ihr glattes Haar fiel locker und ungezähmt um ihre Schultern. Sexy, vom Kopf bis zu den High Heels.

„Bronte“, begrüßte er sie heiser. „Wie schaffst du es, so unfassbar schön und elegant auszusehen?“ Sexy! wiederholte er in Gedanken.

Ihr Lächeln fiel auffallend schüchtern aus. „Dieses Kleid habe ich aus zweiter Hand, und es hat nur ungefähr zehn Dollar gekostet. Elegante Kleider sehen anders aus, fürchte ich.“

Luca fragte sich, ob sie absichtlich betonte, in welch unterschiedlichen Welten sie beide lebten. Es hatte ihn schon immer fasziniert, wie wenig Bronte sich von Geld beeindrucken ließ. Sie fand die simpelsten Dinge wunderbar und befriedigend. In der kurzen Zeit ihres Zusammenseins hatte Luca viel von ihr und ihrer Lebenseinstellung gelernt.

Geld bedeutete zwar Komfort und Privilegien, doch es machte nicht unbedingt glücklich – vor allem aber garantierte es keine körperliche Gesundheit.

Als sie wenig später in der Sitzecke im Salon saßen, reichte Luca Bronte ein in Papier eingewickeltes Geschenk.

Mit großen Augen sah sie ihn an. „Was ist das?“

„Mach es auf!“ Er grinste. „Nach gestern Abend dachte ich, es könnte nützlich sein.“

Vorsichtig löste sie die Schleifen und zog das Papier auseinander, bis eine edle Designer-Umhängetasche zum Vorschein kam. Mit dem Zeigefinger fuhr sie über das weltbekannte Emblem und schluckte. „Sie ist wunderschön. Danke. Aber du hättest nicht so viel Geld ausgeben sollen.“

„Nicht der Rede wert. Überprüf mal lieber, ob die Verschlüsse funktionieren“, riet er ihr mit einem Augenzwinkern.

Autor

Caitlin Crews
<p>Caitlin Crews wuchs in der Nähe von New York auf. Seit sie mit 12 Jahren ihren ersten Liebesroman las, ist sie dem Genre mit Haut und Haaren verfallen und von den Helden absolut hingerissen. Ihren Lieblingsfilm „Stolz und Vorurteil“ mit Keira Knightly hat sie sich mindestens achtmal im Kino angeschaut....
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Melanie Milburne
<p>Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der Romances....
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