Play with me: Kat und Jason

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Tänzerin Kat ist glücklich, einen Job in der berühmten Castingsendung ergattert zu haben. Bis sie erfährt, dass ihr verführerischer Exmann Jason der Regisseur ist. Zu oft hat er ihr das Herz gebrochen. Dennoch setzt sie es für eine wilde Nacht erneut aufs Spiel …


  • Erscheinungstag 01.10.2015
  • Bandnummer 3
  • ISBN / Artikelnummer 9783956494932
  • Seitenanzahl 120
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lisa Renee Jones

Play with me: Kat und Jason

Aus dem Amerikanischen von Miriam Höllings

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Winning Moves

Copyright © 2012 by Lisa Renee Jones

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Shutterstock; Thinkstock/Getty Images, München

ISBN eBook 978-3-95649-493-2

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Die blonden Haare hochgesteckt, lief Katherine „Kat” Moore über das Rollfeld des Las Vegas International Airport und betrat das Flughafengebäude. Sie sehnte sich nach einem heißen Bad und den kühlen Laken ihres eigenen Bettes, in dem sie schon seit Monaten nicht mehr geschlafen hatte.

Sie hatte einige Tourneen mit großen Popstars hinter sich. Das war genau die Ablenkung gewesen, nach der sie sich gesehnt hatte. Doch das Leben auf Tour hatte seinen Preis und sie hatte genug davon. Sie wollte endlich wieder mehr Beständigkeit. Ein Zuhause, ein Haustier und einen Kühlschrank, der bis oben hin gefüllt war mit ihren Lieblingsspeisen.

Erschöpft lief sie zur Gepäckausgabe, als ihr Handy klingelte. Verdammt, warum hatte sie das blöde Ding nur wieder eingeschaltet? Seufzend zog sie es aus ihrer Handtasche und sah auf das Display. Die Nummer ihres Agenten. Natürlich. Vor ihrer Abreise aus Italien hatten sie sich gestritten, doch dann hatte sie das Handy für den Flug ausschalten müssen.

„Ja, ich bin zuhause, Michael”, sagte sie ohne Begrüßung. „Und nein, ich werde keiner neuen Tournee zusagen. Es ist mir völlig egal ob Derek Mercer mitmacht und wie viele Nummer-Eins-Hits er hat. Ich brauche das Geld nicht. Und du brauchst es noch viel weniger.” Was sie brauchte, war ein Leben. Sie brauchte … nein, nein und nochmals nein. Sie würde nicht darüber nachdenken, was sie wirklich brauchte und wovor sie – offenbar nicht sehr erfolgreich – davon gelaufen war.

„Das stimmt!”, erwiderte Michael. „Und du sollst auch gar nicht wieder auf Tour gehen. Ich habe etwas anderes, das genauso gut ist. Du kannst sogar in Vegas bleiben.”

Abrupt blieb sie stehen. „Ich höre.” Schnell trat sie einen Schritt zur Seite, als sie jemand anrempelte und machte den Weg für die Menschenmengen frei, die auf dem Fußgängerweg an ihr vorbeiströmten.

„Heute Morgen kam ein Anruf von den M&M Studios. Sie arbeiten an einem Projekt, das top-secret ist und wollten mir am Telefon keine Details geben. Aber wenn du den Gig bekommst, zahlen sie dir das Doppelte deines üblichen Tour-Gehaltes. Und sie haben ausdrücklich nach dir gefragt.”

„Das Doppelte? Das ist ein Scherz oder?”

„Über Geld mache ich keine Witze.”

„Kein Scherz”, wiederholte sie. Das Haus, mit dem sie ihre Eltern zum Ruhestand überraschen wollte, hatte gerade ein paar Zimmer mehr bekommen. „Das hört sich gut an.”

„Du wirst in dreißig Minuten im Wind Walker Hotel erwartet.”

„Warte. Nein. Ich sehe furchtbar aus. Ich bin einmal quer über den Globus geflogen und bin total verschwitzt und müde. Aber offensichtlich werde ich gar nicht erst gefragt.”

„Die Entscheidung soll noch heute fallen. Sie warten auf dich. Und ich habe bereits für dich zugesagt. Dein Ruf steht genauso auf dem Spiel wie meiner. Du hast keine andere Wahl.”

Sie war kurz davor ihn umzubringen. „Michael …”

„Du hast gesagt, du möchtest in Vegas bleiben und sesshaft werden. Das ist die Gelegenheit. Also beweg deinen süßen, kleinen Hintern in dieses Hotel. Und zwar sofort. Ruf mich vom Taxi aus an, dann gebe ich dir alle Infos, die ich habe.” Er legte auf.

Ungläubig starrte sie ihr Handy an. Er hatte tatsächlich aufgelegt. Nicht zu fassen. Sie gab ein tiefes Knurren von sich. Seit zehn Jahren arbeitete sie nun schon mit Michael zusammen. Seit sie mit zwanzig ihren ersten großen Gig bekommen hatte. Sie mochte ihn, was auch der einzige Grund war, warum sie seinen „süßen, kleinen Hintern” nicht sofort auf die Straße setzte. Aber auf keinen Fall würde sie jetzt zu einem Vorstellungsgespräch gehen.

Verdammt. Verdammt. Verdammt. Sie musste hingehen. Er hatte für sie zugesagt. Und ihre Entscheidung, in Zukunft nicht mehr so viel zu reisen, würde wesentlich weniger Angebote zur Folge haben. Sie stieg in den Aufzug, der zu den Gepäckbändern führte und sah an sich herunter. Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „PINK” von Victoria’s Secret und eine ausgewaschene, löchrige Jeans. Eher ein Outfit für einen freien Tag zuhause, mal ganz abgesehen davon, dass sie sich nach etlichen Zeitzonenwechseln wie ein Zombie fühlte.

Bei der Gepäckausgabe angekommen, musste Kat auch noch feststellen, dass ihre Tasche offenbar verloren gegangen war. Frustriert wählte sie Michaels Nummer. Sie würde dieses Job-Interview nicht machen können. Nicht jetzt. Sie wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

Er ging nicht ran. Sie ließ sich die Zeit seines letzten Anrufs anzeigen. Wenn sie blieb, um ihr Gepäck als verloren zu melden, würde sie es niemals rechtzeitig zum Vorstellungsgespräch schaffen. Zögerlich dachte sie an ihre Eltern und deren Traum, im Ruhestand in Kats Nähe zu wohnen, damit sie sich öfter sehen konnten. Sie eilte in Richtung Ausgang zur Taxischlange.

Der Termin kam ungelegen, aber er war ein Segen. Wenn sie den Job tatsächlich bekam, würde sie Michael dafür dankbar sein, dass er sie dazu gedrängt hatte.

Zwanzig Minuten später versuchte Kat noch immer, Michael zu erreichen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er absichtlich nicht ranging, damit sie das Vorstellungsgespräch nicht mehr absagen konnte. Als das Taxi vor dem Wind Walker, einem der größten Kasinohotels von Las Vegas, vorfuhr, hatte Kat ihre hochgesteckten Haare gelöst, Lippenstift aufgetragen und vergeblich versucht, die dunklen Ringe unter ihren Augen zu kaschieren.

Nachdem sie den Fahrer bezahlt hatte, wählte sie erneut Michaels Nummer. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie sich melden sollte. Endlich ging er ran. Noch bevor sie etwas sagen konnte, fragte er: „Bist du da?”

„Ja, und …”

„Bleib dran … ich habe jemanden auf der anderen Leitung.” Dann hörte sie, wie er sagte: „Sie ist da”. Und wieder zu ihr: „Wo bist du?”

„Ich bin am Eingang, aber …”

„Am Eingang”, gab er die Information weiter. Dann sagte er zu Kat: „Melde dich beim Portier mit deinem Namen. Man wird dir den Weg zeigen.”

„Okay, aber …”

„Beeil dich, Kat. Diese Sache ist größer, als ich dachte. Ein Riesending. Ruf mich an, wenn du fertig bis. Und jetzt zeig’s ihnen.” Er legte auf.

Kat seufzte resigniert, ging zum Portier und nannte ihren Namen. Sie würde tun, was sie auch auf Tour immer getan hatte, wenn etwas schief ging: die Dinge nehmen, wie sie kamen. Eine Hotelangestellte führte sie vorbei am Ticketschalter des Hoteltheaters zum Bürotrakt, in dem sich eine Reihe von Räumen befanden.

Die Frau klopfte an eine Tür, die sich nur wenige Sekunden später öffnete. Sehr zu Kats Überraschung stürmte Ellie Campell, eine alte Freundin und Top-Choreographin, auf sie zu und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Kat hatte sie bei einem Job fürs Fernsehen vor sieben oder acht Jahren kennengelernt. Die Haare, die sie neuerdings offenbar in einem blassen Hellblau trug, fielen ihr lang auf die Schultern. „Kat!” Einladend streckte Ellie die Arme aus und Kat umarmte sie.

„Ich kann gar nicht glauben, dass du wirklich hier bist.”, rief Ellie und machte sich von ihr los, um sie in Augenschein zu nehmen. „Ich will dich unbedingt für dieses Projekt. Was für ein Glück, dass du gerade heute nach Hause gekommen bist!”

„Und ich kann kaum erwarten, zu hören, worum es geht. Aber was ist überhaupt mit deinem Job bei Stepping Up? Sitzt du da nicht in der Jury?”

„Ja, das stimmt.”, sagte Ellie. „Und ich liebe es. Es ist einfach großartig.”

Kat spürte einen Stich in der Brust. Erinnerungen an die Show kamen in ihr hoch und beschworen eine Vergangenheit herauf, die sie um jeden Preis vergessen wollte. „Ehrlich gesagt bin ich etwas verwirrt. Warum bin ich hier? Warum bist du hier? Du hast doch bestimmt keine Zeit nebenher auch noch an einer Show in Las Vegas zu arbeiten.”

„Das Studio plant zwischen der alten und der neuen Staffel von Stepping Up eine Tournee durch mehrere Staaten. Außerdem wollen sie ein Musical machen, das in diesem Hotel hier in Vegas das ganze Jahr über läuft. Premiere ist einen Monat vor Beginn der Castings für die dritte Staffel. Die Sache hat allerdings einen Haken: Wir haben nicht mehr als sechs Wochen Zeit, um alles auf die Beine zu stellen. Gott sei Dank startet die Tournee erst nach der Fernsehshow. Es ist wirklich sehr aufregend, aber …”, sie machte eine Pause und strich sich lächelnd mit der Hand über den Bauch, „… ich bin schwanger. Gerade habe ich die Bombe platzen lassen und es dem Studio gesagt. Ich darf nicht mehr so viel reisen und kann unmöglich beides machen, die Jury und das Musical.”

Erstaunt riss Kat die Augen auf. „Du bist schwanger? Wie ist das denn passiert?”

Sie mussten lachen.

„Okay, ich weiß, wie es passiert ist”, sagte Kat.

„In der letzten Staffel hat ein neuer Produktionsleiter angefangen. Und wir haben uns recht gut verstanden.” Ellie streckte Kat ihren Ringfinger entgegen.

„Recht gut verstanden?”, stichelte Kat, während sie den wunderschönen Diamantring am Finger ihrer Freundin bestaunte.

„Ich erzähl dir später alles. Als Erstes brauchen wir jetzt eine Vertretung für mich, für das Musical und die Tournee. Als ich deinen Namen auf der Vorschlagsliste gesehen habe, wusste ich sofort, dass du die Richtige bist. Ich hab versucht, dich anzurufen, konnte dich aber nicht erreichen.”

„Ich war für ein paar Monate außer Landes.”

„Deswegen habe ich deinen Agenten angerufen. Es muss wirklich ein Wink des Schicksals sein, Honey, dass du ausgerechnet an dem Tag zurückkommst, an dem wir die Entscheidung fällen müssen. Das Musical und die Tournee müssen ein Erfolg werden. Mit deiner Hilfe werden wir es schaffen. Das habe ich im Gefühl.” Ellie deutete auf die Tür. „Lass und reingehen und die anderen treffen. Ach Kat, ich freu mich schon so. Ich bin ganz aufgeregt.”

Er war nicht hier, beschloss Kat. Er hatte nichts mit diesem Projekt zu tun. Außerdem hätte er bestimmt sofort Nein gesagt, wenn er ihren Namen gehört hätte. Alles war gut. Sie würde ihn nicht wiedersehen. „Ich auch”, sagte Kat bestimmt. Es war aufregend. Und es war eine einmalige Chance.

Eilig betrat Ellie den Raum und verkündete: „Ich habe eine Überraschung für euch. Ein Anruf und ich hatte Glück: Hier ist sie, die perfekte Choreographin, von der ich euch erzählt habe.”

Kat spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und ihr Magen sich zusammenkrampfte. Ganz schön hohe Erwartungen, die Ellie da weckte. Kat atmete einmal tief durch und folgte ihrer Freundin in den Raum, in dem sechs Personen an einem Konferenztisch saßen. Doch Kat hatte nur Augen für den Mann am Kopf des Tisches. Für ihn. Jason Alright. Sein hellbraunes Haar war zerzaust und auf seinem kantigen Kinn lag ein leichter Bartschatten. Er musterte sie eindringlich. Und wie immer berührte sein Blick sie tief in ihrem Inneren. Sie spürte diese wundervolle und zugleich qualvoll vertraute Wärme, als er sie mit seinen dunkelgrünen Augen ansah. Es waren dieselben sexy Augen, mit denen er sie vor zwei Jahren, kurz bevor sie das Land verlassen hatte, in sein Bett gelockt hatte. Dieselben gefühlvollen Augen, die vor zehn Jahren bis in ihr Herz, ja bis in ihre Seele geblickt hatten, als sie ihm vor dem Altar ihr Ja-Wort gegeben hatte.

Es würde nicht funktionieren. Sie musste gehen. Sofort.

Jason kniff die Augen leicht zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie sollte bleiben. Wie immer schien er genau zu wissen, was in ihr vorging. Hatte er gewusst, dass sie kommen würde? Sicher nicht.

„Darf ich vorstellen: Kat Moore”, sagte Ellie in die Runde und legte eine Hand auf Kats Arm. „Kat ist die beste Choreographin der Branche.” Spielerisch stieß sie Kat mit dem Ellbogen in die Rippen. „Nach mir natürlich.”

Kat lachte. „Natürlich.”

Lächelnd fuhr Ellie fort: „Wir haben wirklich Glück gehabt. Sie ist heute erst von einer Welttournee mit dem Popstar Marcus Knight zurückgehrt.” Sie warf Kat einen kurzen Blick zu und erklärte: „Stepping Up als Musical auf die Bühne zu bringen, geht am besten mit Leuten, die die Fernsehshow gut kennen. Wir sind hier, um den kreativen Prozess zu begleiten. Darüber hinaus werden die meistens von uns jedoch kaum involviert bleiben. Dazu fehlt uns einfach die Zeit.”

Unmerklich atmete Kat aus. Bestimmt traf das auch auf Jason zu und er wollte deshalb, dass sie blieb.

Ellie begann, die einzelnen Mitglieder der Runde vorzustellen und Kat hatte bereits zwei Frauen und einen Mann begrüßt, als ihre Freundin sagte: „Und das sind Lana Taylor und Darla Nelson, ebenfalls Mitglieder der Jury, wie du sicherlich weißt. Wie vertrauen ihnen, daher können wir ihre Hilfe bei diesem engen Timing sehr gut gebrauchen.”

„Allerdings sind wir uns nie einig, was die Besetzung angeht”, sagte Lana, eine attraktive Brünette, die in der Show für ihre Diva-Allüren bekannt war.

„Aber das ist ja nichts Neues für jemanden, der die Show kennt.”

Kat hatte Stepping Up noch nie gesehen. Nicht ein einziges Mal. Aber sie konnte wohl schlecht sagen: „Tut mir leid. Ich gucke die Show nicht, weil mein Ex-Mann einer der Stars ist und ich ihn noch immer liebe, obwohl er mir mehr als einmal das Herz gebrochen hat.”

„Allerdings”, stimmte Darla ihrer Kollegin zu und schob sich eine Locke ihrer langen, blonden Haare hinter die Ohren. „Dass Lana und ich nicht einer Meinung sind, ist nicht neu.” Sie lächelte Kat an. „Aber du wirst dich schnell an unsere Streitereien gewöhnen. Sogar ich hab es getan. Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Kat. Ich bin wirklich begeistert. Vor allem, da Ellie so begeistert von dir ist.”

„Oh bitte”, stöhnte Lana. „Meinst du nicht, du übertreibst es etwas mit deiner Begeisterung?”

Lachend legte Darla ihren Arm um Lana. „Kaum zu glauben, dass sie mich eigentlich ganz gern hat, oder?”

„Das tue ich nicht”, sagte Lana streng, doch dann seufzte sie. „Okay, ich mag dich, aber das ist ein großes Geheimnis, Kat. Das Publikum liebt unseren Zickenkrieg.”

Das Wort Geheimnis hallte in Kats Kopf nach. Verstohlen sah sie zu Jason hinüber. Ihre wissenden Blicke trafen sich. Kat lief ein Schauer über den Rücken. Auch sie hatten ein Geheimnis. Eine Vergangenheit, die sie zwar nie verschwiegen hatten, aber die in eine Zeit zurückging, in der ihre Namen in der Branche noch unbekannt gewesen waren.

„Und zu guter Letzt: Jason Alright. Er ist …”

„Hallo Kat.”

„Jason”, sagte Kat leise.

„Du siehst gut aus. Du trägst dein Haar jetzt länger.”

„Und du hast vergessen, dich zu rasieren.”

Er legte eine Hand in den Nacken und lachte leise. Es war ein warmes, sexy Geräusch, das ihre Nervenenden zum Vibrieren brachte. Sie liebte das Lachen dieses Mannes.

„Ich glaube, da könntest du recht haben”, stimmte er zu, bevor er in die Runde blickte und verkündete: „Ja. Wir kennen uns.”

Richtig, sie kannten sich. Und ein paar Leute wussten auch, woher. Doch damals hatten sie beide noch am Anfang ihrer Karriere gestanden und die meiste Zeit getrennt voneinander verbracht.

Jason klopfte auf den Platz neben sich. „Komm, setz dich zu mir, Kat.”

Zu ihm. Das war gefährlich. Sie wusste, dass es eine äußerst schlechte Idee war, ihn zu berühren. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten. Trotzdem raubte ihr allein die Vorstellung beinah den Atem. Wie immer würde sie wie Wachs in seinen Händen sein – und wie immer würde sie jede einzelne Sekunde genießen.

Jason erhob sich, um den Stuhl für sie zurückzuziehen und sie ging zu ihm. Er sah so gut aus wie eh und je: groß, schlank und muskulös. Er trug eine schwarze Jeans, Biker-Boots und ein Harley-T-Shirt, ein Bad-Boy-Outfit, das ihm ganz hervorragend stand. Bestimmt hatte er, trotz der Hitze im Juli, auch seine Lederjacke dabei.

„Alle Achtung”, murmelte Lana. „Für mich hat er noch nie den Stuhl zurückgezogen und ich sitze mehrere Monate im Jahr neben ihm am Jury-Tisch. Ich frage mich wirklich, woher ihr zwei euch kennt.”

Jason sah zu Lana hinüber. „Du würdest mir garantiert den Stuhl auf den Fuß stellen. Ich habe inzwischen gelernt, dir lieber nicht zu nahe zu kommen.”

Darla nickte zustimmend. „Sehr weise.”

Kat riss den Blick von Jason los und setzte sich. Sie musste sich sammeln, bevor sie etwas erwidern konnte. Doch es gelang ihr nicht, dazu war er ihr viel zu nah. So nah, dass sie seinen würzig-männlichen Duft riechen konnte, der ihr so vertraut war. Offenbar trug er noch immer das gleiche Aftershave. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sie ihre Nase an seinem Hals vergraben hatte, um diesen wundervollen Geruch einzuatmen.

Jason half ihr, den Stuhl vorzuschieben. Als seine Finger dabei ihre Schultern berührten, traf es sie wie ein elektrischer Schlag. Ihre Haut kribbelte am ganzen Körper.

Es klopfte an der Tür und eine Frau kam herein. „Der Agent von Ms Moore hat ein Demo-Band geschickt.”

„Oh hervorragend!”, rief Ellie aus. „Bitte legen Sie es für uns ein.” Die Frau ging zum Ende des Tisches, wo ein Fernseher, zusammen mit allerlei elektronischem Equipment, stand. Ellie sah Kat an. „Ich kenne deine Arbeit natürlich, aber einige der andern hier nicht. Du hast doch nichts dagegen?”

„Nein, natürlich nicht”, versicherte Kat.

Das Licht ging aus und der Film startete, doch Jason sah nicht hin. Er sah sie an. Kat spürte ganz deutlich, wie sein Blick auf ihr ruhte. Heiß und verzehrend. So unglaublich heiß und verzehrend. Sie wusste nicht, was sie lieber tun wollte: sich umdrehen, um ihm zu sagen, dass er damit aufhören sollte, oder die Hand nach ihm ausstrecken, um ihn endlich zu berühren. Ihre Gefühle für ihn waren so widersprüchlich wie eh und je. Es fühlte sich an wie eine Stunde, doch nach sieben Minuten war das Demo vorüber und die Lichter gingen wieder an.

„Das war fantastisch.”, sagte Darla. Auch die anderen murmelten zustimmende Kommentare. „Ich wusste, dass du mit einigen Stars zusammengearbeitet hast. Aber mir war gar nicht bewusst, wie viele es waren.”

„Ja, ich hatte Glück”, sagte Kat.

„Darunter waren einige ziemlich große Egos”, sagte Darla. „Wie ist es dir gelungen, einem Popstar, der denkt, er kann alles, noch etwas beizubringen?”

„Die meisten haben eingesehen, dass sie etwas dafür tun müssen, um an der Spitze zu bleiben”, antwortete Kat.

„Da hattest du wirklich Glück”, sagte Ellie. „Das ist mir bislang noch nicht passiert.”

„Ehrlich gesagt, hatte ich mit Tänzern und Tänzerinnen, die eine neue Choreographin schon allein deswegen nicht leiden können, weil sie selbst gern ihren Job bekommen hätten, weitaus größere Probleme”, gab Kat hinzu.

„Und was hat du in solchen Situationen gemacht?”, fragte Darla.

Ellie schnaubte verächtlich. „Sie mit tänzerischem Können auf ihre Ränge verwiesen.”

„Manchmal ist mir nichts anderes übrig geblieben, auch wenn das eigentlich nicht meine Art ist”, stimmte Kat schweren Herzens zu. „Normalerweise versuche ich die Tänzer zur Mitarbeit zu bewegen, indem ich ihr Ego streichle.”

Darla musterte Kat für einen langen Moment. „Du warst auf der ganzen Welt unterwegs. Bist du sicher, dass du an einem einzigen Ort glücklich werden kannst? Wir brauchen jemanden, der mindestens ein Jahr bei der Stange bleibt. Sämtliche Reisen werden, wenn überhaupt, innerhalb der USA sein.”

„Las Vegas ist mein Zuhause”, erklärte Kat. „Ich bin hier aufgewachsen. Meine Eltern leben hier. Und im Moment hätte ich nichts dagegen, wieder etwas sesshafter zu werden und die Nächte in meinem eigenen Bett zu verbringen.”

„Ich hab’s euch ja gesagt: Das Timing ist perfekt”, fügte Ellie hinzu, bevor sie sich an Kat wandte. „Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie du so viele Konzerttourneen nacheinander durchgehalten hast. Ich war schon nach einer Tournee völlig erledigt.”

„Man muss in der richtigen Lebensphase dafür sein”, sagte Kat. „Ich war jung und ungebunden und wollte die Welt sehen. Aber jetzt bin ich froh, wieder zuhause zu sein.”

„Das heißt, das war’s?”, fragte Jason und zwang sie damit, ihn anzusehen. „Keine Reisen mehr?”

„Nein, nicht für mich”, sagte sie. Es war eine unfreiwillige Anspielung auf ihre gemeinsame Vergangenheit. Denn letztlich waren es ihre ehrgeizigen beruflichen Pläne und das damit verbundene Reisen gewesen, an denen ihre Ehe gescheitert war. Kat sah den verständnisvollen Ausdruck in seinen Augen und hätte sich für diesen Ausrutscher am liebsten auf die Zunge gebissen. Er hatte sicher auch nicht gewusst, dass sie heute kommen würde. Denn genauso wie sie, war er sich darüber im Klaren, dass die Vergangenheit immer zwischen ihnen stehen würde. Sobald sie dieses Gespräch hinter sich gebracht hatte, würde sie verschwinden und es Jason überlassen, den anderen zu erklären, warum sie nicht die Richtige für den Job war.

„Kat”, sagte Darla und holte sie in die Gegenwart zurück. Darla und die anderen begannen, ihr eine Reihe von Fragen stellten. Nur Jason schwieg. Als ehemalige Besetzungschefin war Darla ziemlich hart und unnachgiebig, doch Kat mochte sie sofort.

Eine gute Dreiviertelstunde später lehnte Darla sich in ihrem Stuhl zurück und sagte: „Meine Stimme hast du, Honey. Du kannst was!”

„Dann sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung”, sagte Lana. „Die interne Abstimmung steht zwar noch aus, aber ich mache kein Geheimnis daraus, dass du auch von mir ein ‚Ja’ bekommen wirst.” Zustimmendes Gemurmel am Tisch war die Folge.

„Vielen Dank, Ladies”, sagte Kat und merkte, wie sich ein Gefühl des Bedauerns in ihr breitmachte. Sie mochte diese Leute und der Job war bestimmt spannend.

Begeistert klatschte Ellie in die Hände. „Nun brauchen wir nur noch das Okay von unserem Direktor.”

„Wer ist der Direktor?”, fragte Kat aus purer Neugierde, obwohl sie nicht vorhatte den Job anzunehmen.

„Das bin ich”, sagte Jason leise. Schockiert sah sie ihn an. „Und ich weiß, was Kat kann. Sie wäre perfekt.”

Bei der Vieldeutigkeit seiner Aussage und der Aussicht, mit ihm zusammenzuarbeiten, sog Kat scharf die Luft ein. Sie drehte den Kopf so, dass ihr Gesicht den anderen verborgen blieb und sah Jason an, als wolle sie sagen „Bist du verrückt?”. Ganz offensichtlich hatte sie etwas nicht mitbekommen. „Wie bekommst du die Arbeit in Vegas mit Stepping Up unter einen Hut? Sind die Castings und der Dreh dafür nicht in L. A.?”

„Dieses Jahr wird die gesamte Staffel hier im Hotel gedreht”, sagte er und lehnte sich zurück. Mit anderen Worten: Er würde hier sein. Mit ihr. Nein, das stimmte so nicht. Sie waren nicht mehr zusammen und sie würden es auch nie wieder sein. Er lächelte sie an. „Wenn es nach mir geht, hast du den Job. Wir werden uns sofort mit deinem Agenten in Verbindung setzen und ihm ein Angebot unterbreiten.”

Die Worte blieben ihr im Halse stecken. Sie und Jason. In Las Vegas. Bei der gleichen Show. Sie riss sich von seinem Anblick los und erhob sich hastig. „Danke euch allen für eure Zeit. Es hat mich wirklich gefreut, euch kennenzulernen. Darla …” Kat streckte ihre Hand aus und Darla erhob sich ebenfalls, um sie zu schütteln. „Vielleicht können wir demnächst mal gemeinsam Mittagessen gehen.”

Darla sah sie aufmerksam an. „Weil wir nicht zusammenarbeiten werden?”

„Doch, ich hoffe schon”, sagte Kat.

„Aber nicht jetzt?”, fragte Darla beharrlich.

„Ich habe ein paar Bedenken, die ich mit meinem Agenten durchsprechen möchte”, sage sie ehrlich. Jason saß noch immer am Tisch. Seinen Blick meidend, schob sie ihren Stuhl zurück und winkte zur Verabschiedung kurz in die Runde. Dann eilte sie zur Tür hinaus. Endlich.

Sie lief den Flur entlang. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als sie auf Höhe des Ticketschalters plötzlich die sanfte Berührung von Jasons Hand auf ihrem Arm spürte. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie in den kleinen Gang hinter dem Schalter gezogen und mit dem Rücken gegen eine Wand geschoben. Er stützte sich mit der Hand neben ihrem Kopf an der Wand ab. Er war so nah, dass sie sein verfluchtes Aftershave riechen und die Hitze seines Körpers spüren konnte. Und es machte sie wütend.

„Wusstest du, dass ich kommen würde?”, fragte sie.

„Ja.”

„Und du hast mich nicht gewarnt?”

„Wärst du dann gekommen?”

„Du wolltest, dass ich komme?”

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