Baccara Collection Band 482

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  • Erscheinungstag 22.03.2025
  • Bandnummer 482
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530682
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Brenda Jackson

1. KAPITEL

Zwei Jahre später …

Redford St. James führte das Weinglas an seine Lippen und hielt in der Bewegung inne, als er sah, wer gerade auf der Hochzeitsfeier von Jaxon und Nadia Ravnell erschien. Stirnrunzelnd wandte er sich an Sloan Outlaw, der neben ihm stand. Seit ihrer Collegezeit an der University of Alaska in Anchorage waren Sloan und Redford enge Freunde. Tyler Underwood hatte ebenfalls mit ihnen studiert und war der Dritte im Bunde.

Schon damals war Redford als der „König der Quickies“ bekannt und hatte jede sich bietende Gelegenheit wahrgenommen, um sich mit dem anderen Geschlecht zu vergnügen. Dabei hatte er die geradezu unheimliche Gabe, stets einen passenden Ort für ein Stelldichein zu finden, sei es ein Lagerraum, ein leeres Klassenzimmer, ein Schrank, das Treppenhaus oder die Umkleidekabine … Diese Fähigkeit besaß er noch immer und machte sie sich nach wie vor zunutze.

„Warum hast du mir nicht erzählt, dass Carmen Golan heute hier sein würde?“

Sloan warf einen Blick auf Redford und verdrehte die Augen. „Du hast mir vor drei Jahren auch nicht gesagt, dass Leslie zu Tyler und Keoshas Hochzeit eingeladen war.“

Redford runzelte die Stirn. „Hör schon auf, Sloan. Du hättest wissen müssen, dass Leslie dort sein würde, schließlich waren sie und Keosha auf dem College befreundet. Aber ich hatte keine Ahnung, dass Carmen Jaxon oder Nadia kennt.“

Sloan nippte an seinem Wein, bevor er erwiderte: „Die Outlaws und Westmorelands sind eine große, glückliche Familie, zu der auch sämtliche Cousins und Cousinen, Schwiegereltern und enge Freunde zählen. Da Carmen Leslies beste Freundin ist, ist sie zwangsläufig mit den beiden bekannt.“ Sloan musterte seinen Freund eindringlich. „Warum stört es dich überhaupt, dass Carmen hier ist? Als ich dir am Tag meiner Hochzeit mitgeteilt habe, dass sie gedenkt, dich eines Tage zu heiraten, hast du nur gelacht. Hat sich an deiner Einstellung etwas geändert?“

„Natürlich nicht.“

„Bist du sicher?“, hakte Sloan nach. „Ich habe den Eindruck, dass du ihr seitdem aus dem Weg gehst. Zuletzt seid ihr euch bei Cassidys Taufe vor ein paar Monaten begegnet.“ Cassidy war Sloan und Leslies Tochter. Redford war ihr Patenonkel und Carmen ihre Patentante.

„Keine Frau wird mich je umstimmen können und mich dazu bringen, sie zu heiraten. Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? Im Grunde kennt sie mich gar nicht. Andernfalls wüsste sie, dass ich während eurer Hochzeit nichts anderes im Sinn hatte, als sie im nächstbesten Kleiderschrank zu vernaschen. Und sie besitzt tatsächlich die Frechheit zu glauben, sie könnte mich ändern.“

„Warum bist du so besorgt, wenn du doch weißt, dass sie niemals dazu in der Lage sein wird?“

„Ich bin nicht besorgt.“

„Wenn du es sagst“, konterte Sloan.

Redford legte die Stirn noch tiefer in Falten. „Ja, das sage ich. Gerade du solltest wissen, dass ich mich nie wieder verlieben werde.“

Bevor Sloan etwas erwidern konnte, kam seine Schwester Charm auf ihn zu und teilte ihm mit, dass Jaxon sich ein Foto mit seinen Cousins wünschte.

Sloan ging davon und Redford nippte an seinem Wein, während er Carmen weiter beobachtete. Mit seiner Bemerkung hatte Sloan einen Nerv getroffen. Warum hatte er sie gemieden, wenn er sich keine Sorgen machte? Tatsächlich war es gar nicht so einfach, ihr aus dem Weg zu gehen, da sie beide eng mit Leslie und Sloan befreundet und obendrein Cassidys Pateneltern waren.

Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem er Carmen zum ersten Mal bei Sloan und Leslies Hochzeitsprobe vor zwei Jahren gesehen hatte. Vom ersten Moment an hatte er sich heftig zu ihr hingezogen gefühlt. Sofort hatte er sie auf die Liste der Frauen gesetzt, die er zu vernaschen gedachte. Er hatte schamlos mit ihr geflirtet, in der festen Absicht, sich mit ihr durch die Laken zu wälzen, bevor das Wochenende vorüber war.

Dann war ihm zu Ohren gekommen, dass er offenbar der Mann war, den sie eines Tages heiraten wollte. Von wegen! Augenblicklich hatte er seine Pläne verworfen. Er war ein eingefleischter Junggeselle und keine Frau der Welt würde daran etwas ändern können.

Carmen war nicht die erste Frau, die versuchte, ihn zu zähmen, und sie würde auch nicht die erste sein, die scheiterte. Zugegeben, sie war schön. Nein, sie war geradezu umwerfend. Aber er ging ständig mit schönen Frauen aus, und im Grunde glich eine der anderen, vor allem im Bett.

Warum ging ihm Carmen Golan dann unter die Haut? Warum durchströmte ihn jedes Mal, wenn er sie sah, ein erregender Schauer? Zwischen ihnen herrschte eine starke sexuelle Chemie, die ihm den Atem raubte.

Während der vergangenen Jahre hatte er versucht, sich einzureden, dass dieses Verlangen irgendwann verebben würde. Bisher hatte sich jedoch nichts geändert. Tatsächlich war es mittlerweile so schlimm, dass er jedes Mal, wenn er ihrer Ansichtig wurde, darum kämpfen musste, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren.

Obwohl Sloan ihm schon vor zwei Jahren von Carmens Plänen erzählt hatte, hatte sie noch nichts unternommen. Wartete sie nur auf den richtigen Zeitpunkt, um ihn in einem Moment der Schwäche zu überrumpeln? Was auch immer sie vorhatte, sie würde auf Granit beißen. Wenn überhaupt, dann würde er sie überrumpeln, nur um ihr zu beweisen, dass er für sie unerreichbar war … dank Candy Porter.

Ihr Vorname erinnerte zwar an ein Bonbon, aber es hatte sich herausgestellt, dass sie alles andere als süß war. Im Alter von siebzehn hatte sie ihm eine harte und nachhaltige Lektion erteilt. Im Sommer vor ihrem letzten Schuljahr war Candy mit ihren Eltern nach Skagway gezogen. Bereits Ende des Sommers war Candy Redfords feste Freundin, die er nach seinem College-Abschluss zu heiraten gedachte. Diese Pläne zerschlugen sich jedoch am Abend ihres Abschlussballs.

Weniger als eine Stunde nach ihrer Ankunft ging Candy zur Toilette. Als sie nach einer Weile immer noch nicht zurückgekehrt war, begann er, sich Sorgen zu machen, da sie sich nicht wohlgefühlt hatte. Er machte sich auf die Suche nach ihr und traf auf zwei Mädchen, die ihm bestätigten, dass sie nicht auf der Damentoilette war. Gemeinsam gingen sie nach draußen, um das Gelände abzusuchen.

Schließlich fanden sie sie, und zwar in den Armen des stadtbekannten bösen Buben Sherman Sharpe. Die beiden befanden sich auf dem Rücksitz seines Wagens und trieben es wie die Karnickel. Sie hatten nicht einmal den Anstand besessen, die Scheiben hochzukurbeln, sodass ihr Stöhnen und ihr Geschrei unüberhörbar war.

Natürlich sprach sich die Nachricht von Candys und Shermans Intermezzo schnell herum, und am nächsten Morgen hatten sämtliche Einwohner von Skagway, Alaska, davon gehört. Candy hatte versucht, ihren Ausrutscher zu erklären, doch wenn eine Frau dabei ertappt wurde, wie sie ihre Schenkel um einen anderen Mann geschlungen hatte, dann gab es nicht mehr viel zu sagen.

Verletzt und mit gebrochenem Herzen hatte Redford Skagway verlassen und sich auf den Weg nach Anchorage gemacht, um entgegen seinen ursprünglichen Pläne, bereits im Sommer mit dem Studium zu beginnen. Damals hatte er sich geschworen, dass er nie wieder sein Herz einer Frau schenken würde.

Das war vor fast neunzehn Jahren gewesen, und bisher hatte er seinen Schwur gehalten. Im Alter von nunmehr sechsunddreißig hütete er sein Herz immer noch, als sei es aus purem Gold und ließ keine Frau auch nur in dessen Nähe. Er beschränkte sich lediglich auf einmalige Abenteuer, die er so unpersönlich wie möglich hielt. Dabei achtete er darauf, dass keine Frau je in seinem Bett schlief und er auch nie eine ganze Nacht in ihrem verbrachte. Er weigerte sich, mit einer Frau in seinen Armen aufzuwachen.

Carmen Golan war das genaue Gegenteil von ihm. Soweit er wusste, gehörte sie zu den Menschen, die in allem etwas Positives sahen und stets gut gelaunt waren. Darüber hinaus war sie eine hoffnungslose Romantikerin. Sie glaubte an die Liebe, die Ehe und all den anderen Quatsch. Sloan zufolge hatte sie sich tatsächlich in den Kopf gesetzt, dass Redford und sie seelenverwandt seien. Sie irrte sich, denn er war niemandes Seelenverwandter.

Er leerte sein Weinglas und schnappte sich ein frisches vom Tablett eines vorübergehenden Kellners. Als er den Blick wieder auf Carmen richtete, sah er, dass sie ihn anstarrte. Er kam sich vor wie ein erschrockenes Reh im Scheinwerferlicht, denn er war plötzlich nicht in der Lage, den Blick von ihr abzuwenden. Warum verspürte er bei ihrem Anblick jedes Mal eine so unbändige Lust?

Wie immer sah sie auch heute umwerfend aus. Sie strahlte eine verführerische Aura aus, die ihm jedes Mal, wenn er sie zu lange anstarrte, den Atem raubte. Dafür machte er ihre kakaobraune Haut, ihre mandelförmigen hellbraunen Augen, ihre hohen Wangenknochen, ihre fülligen Lippen und ihr langes, wallendes dunkelbraunes Haar verantwortlich. Sie trug ein schimmerndes blaues Kleid, das sich an ihre Kurven schmiegte und ihre langen Beine betonte, während das Oberteil ihre Brüste voll zur Geltung brachte. Bei dem Anblick lief ihm das Wasser im Mund zusammen.

„Wo waren wir stehengeblieben?“, fragte Sloan, als er sich wieder zu Redford gesellte.

„Ich dachte gerade, dass ich Carmen vielleicht ein wenig entgegenkommen sollte.“

„Was soll das heißen?“, wollte Sloan wissen.

Redford verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Das soll heißen, dass ich sie wohl wieder der Liste der zu vernaschenden Frauen hinzufügen werde. Vielleicht sollte ich ihr langsam beweisen, dass ich ein Mann bin, der sich nicht zähmen lässt.“

Sloan runzelte die Stirn. „Muss ich dich warnen, dass Carmen Leslies beste Freundin ist?“

„Nein, aber angesichts meines Rufs gehe ich davon aus, dass Leslie Carmen vor mir gewarnt hat. Es ist nicht meine Schuld, wenn sie nicht auf ihre Freundin hört. Wenn du mich entschuldigen würdest, ich werde mich am Büfett bedienen.“

Mit diesen Worten ging er davon. Für den Moment würde er sich um sein leibliches Wohl kümmern, doch noch bevor der Abend zu Ende war, würde er auch einen anderen Hunger stillen.

„Ich wünschte, du und Redford würdet aufhören, euch gegenseitig anzustarren“, flüsterte Leslie Outlaw ihrer besten Freundin zu.

Carmen Golan wandte den Blick von Redford ab und sah Leslie an. Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Hey, was soll ich sagen? In dem Anzug sieht er einfach verführerisch aus.“

Leslie verdrehte die Augen. „Du siehst ihn nicht zum ersten Mal in einem Anzug.“

„Redford trug bei deiner Hochzeit einen Smoking, Leslie. Darin sah er sogar besser als gut aus.“ Carmen richtete den Blick wieder auf Redford. Der Mann war wirklich zum Anbeißen.

Sie wusste, dass er Ende dreißig war. Die meiste Zeit über strahlte er eine Professionalität und ein hohes Maß an Intelligenz aus, das weit über sein Alter hinausging. Dann gab es wieder Momente, in denen er ganz der Verführer war, der nichts weiter im Sinn hatte als die nächstbeste Frau zu vernaschen.

Carmen kannte seinen Ruf und wusste, dass er ein Herzensbrecher der schlimmsten Sorte war. Sie war schon mehrfach Zeugin geworden, wie er während einer Veranstaltung schamlos flirtete und sich sein nächstes Opfer suchte.

Dank seiner dunklen Augen, der kaffeebraunen Haut, dem gemeißelten Kinn, der kantigen Nase und seinem kurz geschnittenen Haar war es kein Wunder, dass die Frauen ihm scharenweise zu Füßen lagen. Zudem er war groß. Carmen war sich sicher, dass er mindestens ein Meter neunzig maß. Seine breiten Schultern, muskulösen Arme und stahlharte Brust rundeten das Bild ab. Leslie hatte ihr berichtet, dass er zwar in Anchorage wohnte, seine Familie aber in Skagway lebte und den Tlingits, dem größten Stamm der Ureinwohner Alaskas, angehörte.

Seit ihrer ersten Begegnung vor zwei Jahren, hielt er sich von ihr fern. Carmen kannte den Grund dafür. Sie hatte absichtlich verlauten lassen, dass sie vorhatte, ihn eines Tages zu heiraten, und dafür gesorgt, dass er lange im Voraus von ihren Plänen erfuhr. Seitdem wahrte er eine sichere Distanz zwischen ihnen.

„Zugegeben, es ist offensichtlich, dass zwischen dir und Redford eine starke Anziehungskraft besteht“, warf Leslie ein und riss Carmen aus ihren Gedanken. „Aber Anziehungskraft ist nicht alles. Immerhin hast du den Wunsch aufgegeben, ihn zähmen zu wollen. Darüber bin ich froh. Für eine Weile hatte ich mir ernsthaft Sorgen gemacht.“

Carmen wandte den Blick von Redford ab und sah Leslie an. „Es hat sich nichts geändert, Leslie. Ich bin überzeugt, dass es für mich Liebe auf den ersten Blick war. Redford ist nach wie vor der Mann, den ich zu heiraten gedenke.“

Leslie starrte ihre Freundin überrascht an. „Aber du hast ihn seit Monaten nicht mehr erwähnt. Und bei Cassidys Taufe hast du ihm offensichtlich keine Aufmerksamkeit geschenkt.“

Carmen grinste. „Ich will Redford beweisen, dass ich nicht wie all die anderen Frauen bin, die ihm scharenweise zu Füßen liegen. In seinen Augen sind sie nicht mehr als Betthäschen. Redford St. James muss sich sein Recht auf mein Bett erst verdienen. Und wenn es soweit ist, dann nur, weil er bereit ist, anzunehmen, was ich ihm zu geben habe.“

„Und das wäre?“

„Liebe in ihrer reinsten Form.“

Leslie verdrehte die Augen. „Ich kenne Redford schon viel länger als du und ich weiß genau, wie er denkt. Ich liebe ihn wie einen Bruder, aber selbst du musst zugeben, dass er eine Menge Übung im Verführen von Frauen hat. Du hingegen hast keinerlei Erfahrung, wenn es darum geht, einen Mann zu zähmen. Überhaupt keine.“

„Ich glaube an die Liebe, Leslie, und ich habe mehr als genug zu geben“, erwiderte Carmen leise.

„Daran zweifle ich ja nicht, aber der Mann, dem du diese Liebe geben willst, muss sie auch wollen. Ich kenne Redfords Vorgeschichte nicht, aber er ist nicht grundlos ein standhafter Junggeselle. Weder Redford, Sloan noch Tyler reden je darüber, aber ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass er in der Vergangenheit von einer Frau schwer verletzt wurde. Offenbar ist er nie darüber hinweggekommen.“

„Dann werde ich ihm helfen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen“, erwiderte Carmen.

Leslie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich bin mir nicht sicher, ob du dazu in der Lage sein wirst, Carmen. Redford wird vielleicht nie bereit sein, die Liebe einer Frau zu akzeptieren. Du hast ein gutes Herz und siehst das Gute in jedem Menschen. Ich denke, du machst einen Fehler, wenn du glaubst, dass Redford sich für dich ändern wird.“

Carmen verstand, was Leslie ihr sagen wollte und konnte den besorgten Blick in den Augen ihrer Freundin sehen. Sie verstand Leslies Sorge, aber aus einem unerklärlichen Grund glaubte Carmen, dass Redford trotz seines Rufs als Herzensbrecher eines Tages mehr in ihr sehen würde als nur ein Betthäschen. Er würde erkennen, dass sie seine Seelenverwandte war.

„Ich bin zweiunddreißig und kann auf mich selbst aufpassen, Leslie.“

„Solange es um einen Mann wie Redford geht, wäre ich mir da nicht so sicher, Carmen.“

Carmen zuckte nur mit den Schultern. Entschlossen, das Thema zu wechseln, sagte sie: „Ich liebe Hochzeiten im Juni, du nicht auch?“

Leslie bedachte sie mit einem vielsagenden Blick. Offenbar wusste sie genau, dass Carmen ablenken wollte, spielte das Spiel jedoch mit. „Ja, heute ist ein sonniger Tag in Denver.“

„Nadia sah wunderschön aus. Ich war noch nie zuvor auf einer Hochzeit, bei der die Braut ein schwarzes Hochzeitskleid trug.“

„Ich auch nicht. Ursprünglich war es das Hochzeitskleid von Jaxons Mutter. Sie hat es Nadia für diesen besonderen Tag geschenkt“, erklärte Leslie.

Nadia hatte übers ganze Gesicht gestrahlt, als ihr Schwager Dillon Westmoreland sie zum Altar geführt hatte. Sowohl die Hochzeit als auch der Empfang fanden im Westmoreland House statt, dem riesigen Anwesen, das Dillon, der älteste der in Denver ansässigen Westmorelands, auf seinem einhundertzwanzig Hektar großen Grundstück errichtet hatte. Das Gebäude bot problemlos Platz für bis zu fünfhundert Personen und wurde für besondere Anlässe, Familienfeiern und Zusammenkünfte genutzt.

„Ich freue mich sehr für sie“, fügte Leslie hinzu. „Sie hat es verdient, glücklich zu sein.“

Carmen runzelte die Stirn. „Was ist mit mir? Habe ich nicht auch etwas Glück verdient?“

„Ja, aber wie ich dir bereits sagte, glaube ich nicht, dass du es bei Redford finden wirst. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.“

„Und wie ich dir bereits sagte, kann ich auf mich selbst aufpassen.“

In diesem Augenblick kündigte die Hochzeitsplanerin den Vater-Tochter-Tanz an, und Dillon sprang erneut für Nadias verstorbenen Vater ein. Während alle Augen auf die beiden gerichtet waren, musterte Carmen Redford. Möglicherweise hatte er gespürt, dass sie ihn beobachtete, denn er neigte den Kopf zur Seite und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.

Carmen dachte gar nicht daran, lediglich eine weitere Kerbe in Redfords Bettpfosten zu werden. Die Chemie zwischen ihnen war von Anfang an nicht zu leugnen gewesen und brodelte auch jetzt zwischen ihnen. Er würde ihr nicht ewig aus dem Weg gehen können, und ganz gleich was er dachte, Carmen glaubte fest daran, dass sie füreinander bestimmt waren.

Zwar verstand sie Leslies Sorge, aber Carmen war überzeugt davon, dass Menschen sich ändern konnten. Sogar Redford. Seine beiden besten Freunde waren verheiratet und hatten Kinder. Sie musste daran glauben, dass er irgendwann den Wunsch haben würde, selbst eine Familie zu gründen.

Keimte dieser Wunsch bereits in ihm auf? War das der Grund, warum er sie heute Abend angestarrt hatte, nachdem er sie zwei Jahre lang ignoriert hatte? Bei dem Gedanken schlug ihr das Herz bis zum Hals.

Als die übrigen Gäste zu klatschen begannen, wandte sie den Blick von Redford ab und sah, dass der Tanz zwischen Nadia und Dillon beendet war. Danach schwang das Brautpaar das Tanzbein, und nachdem die Melodie verstummt war, beugte Jaxon sich vor und küsste Nadia leidenschaftlich.

Carmen verzog die Lippen zu einem Lächeln. Sie wünschte sich, eines Tages selbst einen Partner zu finden, der sie liebte und respektierte und ihr immer zur Seite stand. Der Mann ihrer Träume würde sich genauso wenig davor scheuen, sie vor aller Augen zu küssen und allen zu verkünden, dass sie die Liebe seines Lebens war.

Leslie, Nadia und ihre Schwester Chandra hatten mit ihren Männern das große Los gezogen. Und sogar ihre Eltern, beide College-Professoren im Ruhestand, die heute in Kapstadt lebten, waren nach all den Jahren noch völlig vernarrt ineinander. Sie war überzeugt davon, dass jeder Mensch einen Seelenverwandten hatte, der nur für ihn bestimmt war.

Carmen warf erneut einen Blick auf Redford und sah, dass er sie immer noch anstarrte. Ein erregender Schauer durchfuhr sie. Als er die Lippen zu einem Lächeln verzog, setzte ihr Herz einen Schlag aus.

Und im nächsten Moment stockte ihr der Atem, denn er setzte sich in Bewegung und kam auf sie zu.

2. KAPITEL

Das wird ein Kinderspiel, dachte Redford, als er auf Carmen zuging. Selbst auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes konnte er ihre Reaktion spüren. Die Art, wie sie ihn ansah, war unmissverständlich. Er bezweifelte, dass sie sich auf einen Quickie in einem der Schränke einlassen würde, aber er war überzeugt davon, dass sie reif war wie eine Beere, die nur noch gepflückt werden musste.

Sie hatte zwei Jahre Zeit gehabt, um den albernen Gedanken an ihre Hochzeit zu verwerfen. Abgesehen von einem flüchtigen Nicken, das er ihr hin und wieder zugeworfen hatte, hatte er ihr nie einen Grund zu der Annahme gegeben, er würde diesen Unsinn gutheißen. Falls sie nicht begriffen hatte, warum er sie so lange gemieden hatte, dann war das einzig und allein ihr Problem.

Außerdem hatte Sloan ihm erzählt, dass Leslie versucht hatte, ihrer besten Freundin diese Dummheit auszureden. Also ging Redford davon aus, dass Carmen die Warnung verstanden hatte.

Er blieb vor ihr stehen und streckte ihr eine Hand entgegen. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Carmen?“

Sie ergriff sie und schenkte ihm ein breites Lächeln. „Ja.“ Er fragte sich, ob sie wusste, wie sexy sie aussah.

In dem Moment, in dem sie einander berührten, brodelte ein unbändiges Verlangen in ihm auf. Die Reaktion an sich war nicht überraschend, doch die Heftigkeit verblüffte ihn. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, während er sie wie hypnotisiert anstarrte … Vor allem dieses Lächeln. Es war, als hätte ihre Schönheit ihn in ihren Bann gezogen. Wie war so etwas möglich?

Sie gingen auf die Tanzfläche, auf der einige Gäste sich zu einem langsamen Lied hin und her wiegten. Redford zog Carmen in seine Arme und sagte: „Ich glaube, es ist längst überfällig, dass wir zusammen tanzen.“

Sie bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick, der ihm verriet, dass sie mit ihm einer Meinung war. „Du bist derjenige, der mir aus dem Weg gegangen ist, Redford.“

Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. „Ich hatte meine Gründe und wollte die Distanz zwischen uns wahren.“

Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Du hattest deine Gründe? Bedeutet das etwa, dass du ihnen keine Beachtung mehr schenkst?“

„Es bedeutet, dass ich meine Bedenken verworfen habe.“ Sie könnte seine Worte natürlich auch falsch verstehen und glauben, er sei bereit, ihren Hochzeitsplänen zuzustimmen. Doch das hatte er nicht gesagt. Er hatte lediglich keine Bedenken mehr, sein Bett mit ihr zu teilen.

„Ich bin froh, dass du offen für Veränderungen bist, Redford.“

Offen für Veränderungen? Glaubte sie wirklich, dass er aufgrund eines einzigen Tanzes sein ganzes Leben umkrempeln würde? Falls dem so war, irrte sie sich gewaltig. Er würde schließlich auch nicht von ihr erwarten, ihr optimistisches, fröhliches Gemüt abzulegen. Da konnte sie kaum von ihm erwarten, dass er plötzlich seine Schürzenjäger-Mentalität über Bord warf.

„Ich habe gehört, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist.“ Sie musste nicht wissen, dass er sie nur deshalb wieder auf seine Liste der zu vernaschenden Frauen gesetzt hatte. Das Leben war zu kurz, um es nicht in vollen Zügen zu genießen. „Du bist also Professorin im College?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.

Sie lächelte stolz. „Ja, das ist richtig. Tatsächlich ist das in meiner Familie Tradition. Bereits meine Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits, sowie meine Eltern haben an der Uni unterrichtet. Meine Schwester ist ebenfalls Professorin. Man könnte wohl sagen, dass die Bildung uns im Blut liegt.“

Von Sloan wusste Redford zudem, dass Carmen und Leslie sich kennengelernt hatten, als Letztere von der University of Alaska in Anchorage zur Howard University in Washington gewechselt hatte. Die beiden Frauen hatten sich dort ein Zimmer geteilt. Heute war Carmen Wirtschaftsprofessorin an der Georgetown University. „Dann macht dir die Arbeit also Spaß?“

Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das bereits Antwort genug war. Er wollte die Worte dennoch aus ihrem Mund hören, denn er mochte den Klang ihrer Stimme. „Ja. Ich liebe sie. Während ich meine Doktorarbeit geschrieben habe, habe ich als Grundschullehrerin gearbeitet. Zwei Jahre später habe ich dann einen Posten an der Fakultät von Georgetown erhalten. Das war vor vier Jahren.“

„Erzähl mir von deiner Familie.“ Von Sloan wusste er, dass sie eine Schwester hatte und ihre Eltern noch lebten.

„Meine Eltern sind mittlerweile im Ruhestand und vor fünf Jahren nach Kapstadt gezogen. Meine Schwester Chandra ist ebenfalls Professorin. Genau wie ihr Mann Rutledge. Sie lehren beide an der Georgia State University in Atlanta.“ Carmen hielt kurz inne und fügte dann hinzu: „Und dann ist da noch Elan, mein zwölfjähriger Neffe. Er ist bezaubernd.“

Redford zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ist bezaubernd das passende Wort für einen Zwölfjährigen?“

Sie warf den Kopf zurück und lachte. „Ich weiß, was du meinst. In diesem Alter wachsen sie für gewöhnlich das erste Mal über sich hinaus. Aber momentan ist Elan nach wie vor ein liebenswerter Junge. Allerdings hat er uns mitgeteilt, dass er mit der Familientradition brechen will und nicht die Absicht hat, Hochschulprofessor zu werden. Seine Liebe zu Zügen ist ihm wichtiger.“

Redford musste lächeln, als er sich daran erinnerte, wie sehr er als Kind Züge geliebt hatte. Wie sein Vater und sein Großvater wollte er immer Lokführer werden.

„Sowohl mein Vater als auch mein Großvater haben früher für Alaska Railroad gearbeitet. Mein Vater war einer ihrer besten Lokführer. Noch heute fährt er gelegentlich die Ausflugszüge in Skagway. Die Strecke ist wunderschön und führt durch die Berge, entlang der Gletscher und Wasserfälle.“

Er sah, wie ihre Augen aufleuchteten. „Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem Elan dich kennenlernt. Er wird begeistert sein, dem Sohn eines Lokführers zu begegnen.“

Redford wollte sie gerade fragen, warum sie glaubte, dass er und ihr Neffe einander je treffen würden, als der Tanz endete. „Möchtest du vor dem nächsten Tanz etwas trinken?“

„Ja gern. Wird es denn einen nächsten Tanz geben, Redford?“

Er führte sie von der Tanzfläche und schenkte ihr ein Lächeln. „Sicher.“

Dabei verschwieg er ihr jedoch, dass er nicht nur vorhatte, sie auf der Tanzfläche in seinen Armen zu halten, sondern sie auch später in sein Bett ziehen würde.

Carmen konnte es kaum glauben. Statt ihr wie sonst aus dem Weg zu gehen, wich Redford ihr den Rest des Abends nicht von der Seite. Er war aufmerksam und tanzte die ganze Zeit mit ihr. Irgendwann brachen die Frischvermählten in die Flitterwochen auf, doch die Party ging weiter.

Die Westmorelands hatten sämtliche Hochzeitsgäste freundlicherweise ganz in der Nähe untergebracht. Einige der Anwesenden wohnten bei Familienmitgliedern, andere übernachteten in dem Gästehaus oder in den Hütten, die überall auf dem Gelände von Westmoreland Country verteilt waren. Eine davon hatten sie Carmen zur Verfügung gestellt.

„Das war wirklich ein wunderbarer Tag“, sagte Carmen und blickte zu Redford auf.

Redford nickte, bevor er fragte: „Wie lange wirst du hierbleiben?“

„Ich werde morgen Abend nach dem Essen abfliegen. Was ist mit dir?“

„Ich habe vor, noch ein paar Tage zu bleiben. Die Jungs werden Karten spielen, und ich würde gern dabei sein.“

Als Carmen ein weinendes Baby hörte, sah sie sich um und entdeckte Bane und Crystal Westmoreland, die alle Hände voll zu tun mit ihrem Neugeborenen hatten.

„Klingt ganz danach, als sei jemand nicht glücklich“, sagte Redford, zog seine Krawatte ab und knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes auf. Warum musste er in diesem Moment so sexy aussehen?

„Ja, es scheint so“, erwiderte Carmen und versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren, als sie sich auf den Weg nach draußen machten. „Magst du Kinder, Redford?“

„Ja, ich mag Kinder. Aber ich habe nicht vor, jemals Vater zu werden.“

Seine Worte überraschten sie. „Warum?“, fragte sie, als hätte sie ein Recht auf eine Antwort. In gewisser Weise hatte sie das, denn wenn sie einmal verheiratet waren, wollte sie mindestens vier Babys in die Welt setzen.

„Weil ich einfach keine Kinder will.“

Carmen fragte sich unwillkürlich, warum er mit so viel Nachdruck auf das Thema reagierte. Von Leslie wusste sie, dass er ein Einzelkind war, doch sie hatte nie irgendwelche Gerüchte über eine unglückliche Kindheit gehört, die ihn vielleicht dazu bewogen haben könnte, keinen Nachwuchs zu wollen. Wenn er von seinem Vater sprach, schwang so viel Liebe in seiner Stimme mit.

Sie würden sich definitiv mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Vermutlich gab es einen Grund, warum er sich gegen eine eigene Familie aussprach. Und warum er nie eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau eingehen wollte.

Als sie das Gebäude verließen, fragte sie: „Findet heute Abend auch ein Kartenspiel statt?“

Er wandte sich ihr zu. „Ja, aber es beginnt erst nach Mitternacht. Ich habe gehört, dass Nadias Schwestern, Pam, Jillian und Paige, eine Afterparty für die Damen veranstalten und die Anwesenheit der Männer für mindestens eine Stunde erbeten haben.“

„Gehst du zu der Party?“

„Nein. Ich habe für heute genug gefeiert.“

Sie nickte. „Mir geht es genauso.“

„Und was hast du heute Abend noch vor?“, wollte Redford wissen.

„Eigentlich nichts.“

Er verlangsamte seine Schritte. „Ich hätte einen Vorschlag.“

„Und der wäre?“

Sie machte sich schon darauf gefasst, dass er sie gleich fragen würde, ob sie ihre Unterhaltung in seiner oder ihrer Hütte fortsetzen wollten. Falls er es darauf abgesehen hatte, würde sie ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Obwohl er in ihr ein Verlangen weckte, wie sie es noch nie zuvor verspürt hatte, würde sie deshalb nicht ihren gesunden Menschenverstand über Bord werfen.

„Ein Mondscheinpicknick mit Wein und Käse am See“, schlug er vor.

Sie starrte ihn an. Das war unglaublich romantisch. Wenn sie klug wäre, würde sie ablehnen. Da er nun ein Interesse an ihr zu zeigen schien, sollte sie das Tempo vorgeben und es langsam angehen lassen.

„Carmen?“, fragte er.

Sie wollte gerade ablehnen, doch dann sagte sie: „Ein Picknick am See klingt wunderbar.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihr erneut einen erregenden Schauer durch den Körper jagte.

„Schön. Wie wäre es, wenn wir uns in etwa dreißig Minuten am Pavillon treffen? Ich muss noch alles Nötige besorgen.“

Sie zog argwöhnisch eine Augenbraue in die Höhe. „Alles besorgen?“

„Ja, das Essen, den Wein und eine Decke.“

Eine Decke? Richtig. Sie würden ja irgendwo sitzen müssen. „In Ordnung. Ich muss mich ohnehin umziehen.“

Er musterte sie von Kopf bis Fuß. „Nein, zieh dich nicht um. Ich sehe dich gern in diesem Kleid. Es steht dir gut.“

Warum setzte ihr Herz einen Schlag aus? „Danke. Wir sehen uns in einer halben Stunde.“

„Ich werde auf dich warten.“

3. KAPITEL

Redford blickte Carmen hinterher, und dachte bei sich, dass er ihr dieses Kleid heute liebend gern ausziehen würde. Sie rief eine unbändige Begierde in ihm wach. Während sie zusammen getanzt hatten, hatte er sich beherrschen müssen, um sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren und ihr nicht ins Dekolleté zu starren.

Und der Duft ihres Parfüms brachte ihn noch um den Verstand. Warum zum Teufel hatte er ein Picknick vorgeschlagen, statt sie zu ihrer Hütte zu führen und dort mit ihr eine Privatparty zu feiern?

Als Carmen außer Sichtweite war, atmete Redford tief durch. Es verblüffte ihn, wie stark sein Verlangen nach ihr war. Sie hatten den ganzen Abend lang getanzt, und er hatte jede Sekunde genossen. Der Anblick ihres Körpers, als sie sich zu den schnelleren Rhythmen bewegt hatte, war atemberaubend gewesen. Und das Gefühl ihrer Kurven, als er sie bei den langsameren Melodien in den Armen gehalten hatte, hatte seine Libido noch weiter angeheizt.

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Carmen würde schon bald zurück sein, und er wollte sie nicht warten lassen. Er ging zurück ins Westmoreland House und wandte sich an Alpha, die mit Riley Westmoreland verheiratet war und die Hochzeit geplant hatte. Sie versicherte Redford, dass mehr als genug Essen für ein Picknick übrig sei. Als er ihr sagte, dass er nur eine Flasche Wein und eine Auswahl an Käsesorten wollte, ging sie davon und kam innerhalb weniger Minuten mit einem Korb zurück. Sie hatte sogar eine Decke mitgebracht.

Mit dem Picknickkorb in der Hand bog Redford um eine Ecke und traf auf mehrere Paare mit ihren Kindern. Überall um ihn herum schien es von Babys nur so zu wimmeln. Er erinnerte sich an Carmens Gesichtsausdruck, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er niemals Vater werden wollte. Er mochte Kinder und liebte sein Patenkind abgöttisch. Doch die Erfahrung mit Candy hatte sein Leben in vielerlei Hinsicht erschüttert und ihr Verrat hatte tiefe Narben hinterlassen. Nach ihrer Trennung war es für ihn nur noch wichtig gewesen, sein Studium zu meistern und im Beruf Erfolg zu haben. Damals hatte er sich geschworen, auf ewig Junggeselle zu bleiben und sich niemals in eine Frau zu verlieben. Heirat, Kinder und ein Haus mit einem weißen Lattenzaun kamen für ihn nicht infrage.

Redford klemmte sich die Decke unter den Arm und ging weiter. Bisher hatte ihn noch keiner der anderen Gäste auf den Korb angesprochen. Sie alle schienen es eilig zu haben, zur Afterparty zu gelangen.

Er trat hinaus in den von Fackeln beleuchteten Garten.

„Ist es nicht ein bisschen spät für ein Picknick?“

Redford verdrehte die Augen, als er Sloans Stimme hörte. Mit einem humorlosen Lächeln antwortete er: „Es ist nie zu spät, etwas Spaß zu haben.“

Sloan runzelte die Stirn. „Ich hoffe, du weißt, was du tust, Redford.“

„Ich weiß immer, was ich tue, wenn es um eine Frau geht, Sloan.“

Redford war froh, als Sloan mit einem Kopfschütteln davonging. Carmen war erwachsen. Solange er ehrlich war und ihr keine leeren Versprechungen machte, musste er kein schlechtes Gewissen haben.

Er erreichte den Pavillon und warf erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. Als er aufsah, erblickte er Carmen, die gerade auf ihn zukam. Wie er sie gebeten hatte, trug sie immer noch dasselbe Kleid, wobei sie die Stilettos zugunsten von bequemeren Schuhen abgestreift hatte.

Er beobachtete sie eindringlich. Als sie seinem Blick begegnete, bekam er weiche Knie und stützte sich an einem der Pavillonpfosten ab. Warum rief ihr Anblick nur eine derart heftige Reaktion in ihm hervor?

„Ich hoffe, ich habe dich nicht warten lassen, Redford“, sagte sie mit beschwingtem Tonfall.

„Nein, du hast mich nicht warten lassen“, erwiderte er und kämpfte darum, die Fassung nicht zu verlieren. „Bist du bereit für unser Picknick?“

„Ja. Da du den Korb trägst, kann ich die Decke nehmen“, bot sie an.

„Gern“, sagte er und reichte ihr die Decke. Dabei berührten sich ihre Hände und er hörte, wie sie leise nach Luft schnappte. Als sie sich auf den Weg zu Gemma Lake machten, musste er an Sloans Worte denken … „Ich hoffe, du weißt, was du tust, Redford.“

Das hoffte er auch.

Während sie durch den Garten schlenderten, versuchte Carmen, sich nicht von dem Mann neben ihr aus dem Konzept bringen zu lassen. Das war gar nicht so leicht. Das Einzige, was ihr in Bezug auf Redford St. James leichtfallen würde, wäre es, sich in ihn zu verlieben. Trotz seines schlechten Rufs war sie felsenfest davon überzeugt, dass er der Mann war, auf den sie die ganze Zeit über gewartet hatte.

Zwischen ihnen knisterte eine sinnliche Spannung, die ihm sicher nicht entgangen sein konnte. Sie hoffte nur, dass er diese nicht als Einladung auffasste, denn Carmen würde auf keinen Fall mit ihm schlafen. Sie weigerte sich, nur eine Kerbe im Bettpfosten eines Mannes zu sein, selbst wenn es sich um den Mann handelte, den sie eines Tages zu heiraten gedachte. Zu einer Beziehung gehörte mehr als nur körperliche Anziehungskraft. Wenn ihm das bisher noch keine Frau bewusst gemacht hatte, dann würde sie gern die erste sein.

Um die Unterhaltung in Gang zu bringen, sagte sie: „Ich habe gehört, dass du eine Reihe einträglicher Hotels besitzt.“ Laut Leslie betrieb er ein Milliarden-Unternehmen, das aus Fischerei-, Jagd- und Skiresorts bestand, die sich vom Golf von Alaska bis zum Yukon erstreckten.

Er sah sie an. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er gerade in Gedanken versunken gewesen und brauchte einen Moment, um sich auf ihre Worte zu besinnen. „Ja, das stimmt. Es ist überraschend, wie viele Touristen jedes Jahr nach Alaska kommen. Und die Zahl steigt stetig.“

Sie nickte. „Das glaube ich. Obwohl ich die kalten Temperaturen nicht gerade schätze, bin ich oft hier, um Sloan, Leslie und Cassidy zu besuchen. Die Landschaft in Alaska ist atemberaubend.“

„Ich habe gehört, dass du bei Tylers und Keoshas Hochzeit Alaska zum ersten Mal besucht hast. Damals bist du als Leslies Begleitung erschienen.“

Wieder durchfuhr sie beim Klang seiner Stimme ein Kribbeln, doch sie bemühte sich, sich ihre Reaktion nicht anmerken zu lassen. „Ja, das ist richtig. Als Leslie noch in D. C. lebte, hat ihr Vater die Ferien oft dort mit ihr und ihrer Tante verbracht, um Leslie die Reise nach Alaska zu ersparen.“

„Weil sie Sloan nicht aus Versehen über den Weg laufen wollte“, fügte er hinzu.

Da dies keine Frage, sondern eine Feststellung war, nahm Carmen an, dass Redford aus erster Hand von Sloans und Leslies Trennung während des Studiums wusste. Damals hatte sie die University of Alaska in Anchorage verlassen, um ihren Abschluss an der Howard University in Washington zu machen. Sloan hatte lange nicht gewusst, wo sie war. Erst zehn Jahre später hatten sich ihre Wege wieder gekreuzt. Bei der Gelegenheit hatten sie herausgefunden, dass sie sich aufgrund einer Lüge getrennt hatten, die ihre ehemalige Zimmernachbarin in die Welt gesetzt hatte. Heute waren Sloan und Leslie glücklich verheiratet.

„Soweit ich gehört habe, hast du mit Sloan und Tyler auf dem College zusammen gewohnt.“

„Das stimmt. Die guten alten Zeiten. Tyler und Sloan waren damals mit Keosha und Leslie zusammen. Ich war der Außenseiter – der lebenslustige Freund, der immer zu Späßen aufgelegt war und sich nie an eine Frau binden wollte.“

Erzählte er ihr das aus einem bestimmten Grund? Hatte sie all seine Signale heute Abend falsch gedeutet? Obwohl eine Katze für gewöhnlich das Mausen nicht ließ, hielt Carmen an dem Glauben fest, dass die richtige Frau in Redfords Leben seine Einstellung würde ändern können. Und genau diese Frau wollte sie sein.

„Ich denke, dieser Platz eignet sich hervorragend für ein Picknick. Meinst du nicht auch, Carmen?“

Statt seinem Blick zu begegnen, sah sie sich um, denn sie wollte sich nicht schon wieder von seinen schönen dunklen Augen in den Bann ziehen lassen. „Ja, er ist perfekt.“

Carmen breitete die Decke aus, ließ sich darauf nieder und starrte auf den See hinaus. Dieser Ort war tatsächlich wunderschön. Sie waren weit genug von Westmoreland House entfernt, sodass der Lärm der Afterparty nicht zu hören war. Doch der Vollmond und die Lichter der vielen Fackeln, die überall auf dem Grünstück verstreut waren, spiegelten sich auf dem Wasser.

Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Redford den Korb abstellte und sich neben ihr auf die Decke fallen ließ. Als sie ihre Hütte verlassen hatte, um sich mit ihm am Pavillon zu treffen, hatte sie Zweifel gehabt, ob ein Picknick im Mondschein mit ihm wirklich so eine gute Idee war. Am Ende hatte sie ihre Bedenken jedoch beiseitegeschoben. Was konnte es schon schaden, mit ihm allein zu sein?

Für gewöhnlich hatte Carmen sich in jeder Situation unter Kontrolle. Keine noch so überwältigende Begierde, Leidenschaft oder Anziehungskraft würde daran etwas ändern können. Ihre Familie bestätigte ihr oft, wie viel Selbstdisziplin sie an den Tag legte. Carmen versuchte nicht, andere zu kontrollieren, aber um ihrer selbst willen bewahrte sie stets einen kühlen Kopf. Die Tatsache, dass sie im Alter von zweiunddreißig immer noch Jungfrau war, war der Beweis dafür.

„Ist außer Wein und Käse sonst noch etwas in dem Korb?“, wollte sie wissen.

„Du hast wohl Hunger.“

„Nein, ich bin nur neugierig“, erwiderte sie und verzog die Lippen zu einem Grinsen.

„Alpha hat ihn für mich gepackt. Ich habe ihr gesagt, dass ich Wein und Käse wollte, aber ich habe nicht nachgesehen.“ Er zog den Korb zu sich. „Warum schauen wir nicht einfach nach?“

Neben einer Flasche Wein, Weingläsern, einem Behälter mit verschiedenen Käsesorten, Tellern und Besteck hatte Alpha auch noch zwei Stücke Hochzeitstorte in den Korb gepackt. Carmen begegnete Redfords Blick. „Offenbar werden wir heute nicht hungrig zu Bett gehen.“

Er lachte leise. „Nein, das werden wir wohl nicht.“

4. KAPITEL

Es war eine wunderschöne Nacht. Während er ihnen Wein einschenkte, dachte Redford bei sich, dass er noch nie zuvor im Mondschein gepicknickt hatte, doch er genoss jede Sekunde. Während er mit Carmen allein an einem See auf einer Decke saß und Wein trank, wallte in ihm eine unbändige Begierde auf. Ihre Nähe erregte ihn auf eine unerwartete Art und Weise, und die Vorfreude ließ seinen Puls in ungeahnte Höhen schnellen. Seine Fantasie lief auf Hochtouren und ihm spukten unzählige Möglichkeiten im Kopf herum, wie er sie verführen könnte.

Um sowohl seinen Geist als auch seinen Körper unter Kontrolle zu bringen, ließ er den Blick über seine Umgebung schweifen. Gemma Lake inmitten von Westmoreland Country war nachts sogar noch schöner als bei Tage. Die bunt beleuchteten Wasserfontänen in der Mitte des Sees boten einen atemberaubenden Anblick.

Am Himmel leuchteten unzählige Sterne, es herrschten angenehme Temperaturen und er befand sich in der Gesellschaft einer wundervollen Frau. In seinen Augen war Carmen perfekt. Er bezweifelte, dass sie wusste, was ihm durch den Kopf geschossen war, als sie gesagt hatte, dass sie heute Abend nicht hungrig zu Bett gehen würden. In ihm regte sich ein Hunger, den er allerdings nicht mit etwas Käse und Wein würde stillen können.

„Eigentlich war ich nach dem Abendessen satt, aber es geht nichts über Wein und Käse. Und ich kann es kaum erwarten, den Kuchen zu kosten, da ich vorhin auf den Nachtisch verzichtet habe“, sagte Carmen.

Redford nippte an seinem Wein. „Warum?“

„Ich hatte einfach keinen Platz für ein Dessert.“

Er grinste. „Ich habe vorhin einen Nachtisch gegessen und esse jetzt gern noch ein zweites Stück. Ich liebe Kuchen.“

Sie nickte. „Was ist dein Lieblingskuchen?“

Mit einem leisen Lachen antwortete Redford: „Kuchen.“

Sie warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schallendes Lachen aus. Der Klang war Musik in seinen Ohren.

„Ich habe noch nie einen Kuchen probiert, der mir nicht geschmeckt hat. Die Liebe zum Kochen habe ich von meiner Mutter geerbt. Aber gebacken habe ich nie. Doch die Kuchen meiner Mutter waren eine Wucht. Eine Zeit lang hat sie eine Bäckerei von zu Hause aus betrieben.“

Redford fragte sich, warum er ihr das alles erzählte. Für gewöhnlich sprach er nie mit einer Frau über sein Privatleben. Um das Thema zu wechseln, fragte er: „Lebst du schon lange in D. C.?“

„Seit fast fünfzehn Jahren. Ich bin aus Atlanta nach Washington gezogen, um dort zu studieren.“

„Dann kommst du also ursprünglich aus Atlanta?“

„Ja, ich bin dort geboren und aufgewachsen. Mein Vater hat auf dem Morehouse und meine Mutter auf dem Spelman College studiert. Sie haben sich in Atlanta wohlgefühlt und sich entschieden, dort zu leben, zu heiraten und eine Familie zu gründen.“

Redford nippte wieder an seinem Wein und kostete von dem Käse. Um die Stimmung aufzulockern, sprach er über dies und das. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass eine entspannte Frau, vor allem eine, die sich stark zu ihm hingezogen fühlte, empfänglicher für seine Verführungskünste war. Dabei ging er so geschickt vor, dass die Frau meist gar nicht wusste, wie ihr geschah, bis sie so gebannt war, dass es kein Zurück mehr gab.

„Beobachtest du manchmal die Sterne?“, fragte er und legte sich flach auf den Rücken, um gen Himmel zu starren.

Sie wandte ihren Blick vom See ab und folgte seinem Beispiel. „Ständig. Von meinem Schlafzimmer aus habe ich einen hervorragenden Ausblick. Ich liege abends gern im Bett und sehe mir die Sterne an, bevor ich in den Schlaf abdrifte.“

Nach einem Moment des Schweigens, sagte Redford: „Wünsch dir etwas, Carmen.“

„Ich soll mir etwas wünschen?“, fragte sie und sah ihn an.

Als ihre Blicke sich trafen, durchströmte Redford ein lustvoller Schauer. „Ja, wünsch dir etwas. Wenn du dir beim Anblick eines Sterns etwas wünschst, geht es in Erfüllung.“

Sie blickte erneut zum Himmel auf und schloss dann die Augen. Als sie sie wieder öffnete, wandte sie sich Redford zu. „Jetzt bist du dran.“

Er nickte und tat es ihr gleich, wobei er sich wünschte, dass er sie heute würde verführen können. Mehr als alles andere hoffte er auf eine Nacht voller unbändiger Leidenschaft in ihrem Bett.

Er begegnete ihrem Blick. „Ich hoffe, dass unser beider Wünsche in Erfüllung gehen, Carmen.“

Sie schaute ihn an. „Was hast du dir gewünscht?“

Er setzte sich auf und ergriff ihre Hand. Während er versuchte, sein Verlangen zu zügeln, sagte er: „Dich, Carmen.“

Die blinzelte und fragte ihn dann mit gedämpfter Stimme: „Mich?“

Redford nickte und blickte ihr tief in die Augen. „Ja. Ich möchte, dass du mir gehörst.“

Carmen verschlug es die Sprache. War das seine Art, ihr zu sagen, dass sie sich tatsächlich in sein Herz geschlichen hatte? Allein die Vorstellung machte sie überglücklich.

„Was hast du dir gewünscht, Carmen?“

Sie hatte gleich mehrere Wünsche geäußert. Zum einen hoffte sie, er würde erkennen, dass sie Seelenverwandte waren. Zudem wünschte sie sich ein langes glückliches Leben mit ihm. Doch statt ihm alles im Detail darzulegen, fasste sie es kurz zusammen. „Ich habe mir ebenfalls gewünscht, dass du mir gehörst, Redford.“

Offenbar gefiel ihm ihre Antwort, denn er schenkte ihr ein breites Lächeln. „Dann will ich dir deinen Wunsch erfüllen.“ Mit diesen Worten zog er sie in seine Arme.

Carmen war sich sicher, dass sie in dem Moment, in dem Redford seinen Mund auf ihren presste, von einem elektrisierenden Schauer durchzuckt wurde. Sie hatte jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im nächsten Augenblick vollführte ihre Zunge einen sinnlichen Tanz mit der seinen.

Redfords Lippen verschmolzen mit ihren und sie gab sich ihm ganz und gar hin. Carmen wurde nicht zum ersten Mal geküsst und auch mit anderen Männern hatte sie die Liebkosung immer genossen. Aber sie hatte niemals die Kontrolle verloren. Doch als Redford sie inniger küsste, stöhnte sie auf. Noch nie zuvor hatte ein Mann eine derartige Reaktion in ihr ausgelöst.

Im nächsten Moment schlang er seine Arme um sie und streichelte ihr über den Rücken. Sie spürte seine Fingerspitzen durch den Stoff ihres Kleides. Mit aller Kraft bemühte sie sich, die Kontrolle über ihre Sinne zu bewahren. Als sie sich erneut stöhnen hörte, wusste sie, dass sie kurz davor stand, sie zu verlieren.

Sie ließ ihre Hände an seine Schultern gleiten und streichelte seine muskulösen Oberarme. Dann schmiegte sie ihre Brüste an seinen Oberkörper und spürte, wie sich ihre Brustwarzen aufrichteten.

Plötzlich zog er den Kopf zurück. Er wartete einen Moment, bis sie beide durchgeatmet hatten, bevor er ihren Mund erneut in Besitz nahm. Noch nie hatte sie eine so unverblümte, rohe Leidenschaft gespürt.

In ihrem Unterleib wallte eine lustvolle Hitze auf, doch bevor sie ihm Einhalt gebieten konnte, um das Tempo zu drosseln, begann er, zärtlich ihre Mundwinkel zu liebkosen. Dabei verwob er seine Finger in ihrem Haar und sie schmolz erneut dahin. Seine Berührung war magisch und durchbrach nach und nach ihre Schutzmauern.

„Redford …“

Erneut presste er seine Lippen auf ihre und küsste sie ungestüm. Dabei weckte er eine ungezügelte Begierde tief in ihrem Inneren, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Er zog den Kopf zurück und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, um ihr tief in die Augen zu sehen. Ihre Blicke schienen miteinander zu verschmelzen, während sie keuchend Atem schöpften. Im nächsten Moment presste er erneut seine Lippen auf ihre und küsste sie mit unbändiger Leidenschaft.

Sie ließ sich von ihm auf die Decke drücken und genoss das Gefühl, seine starken Schenkel zu spüren, als er sich auf sie legte. Er schob eine Hand unter ihr Kleid … dann setzte er sich plötzlich auf. Regentropfen prasselten auf ihr Gesicht.

„Komm, lass uns gehen, bevor der Regen noch stärker wird“, schlug er vor und stand auf.

Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Noch immer durchströmten sie unzählige Empfindungen, doch sie schob sie für den Moment beiseite. Hastig rafften sie die Decke zusammen und verstauten die Weinflasche und die Gläser im Picknickkorb, dann eilten sie Hand in Hand in Richtung der Gästehäuser.

Carmen wusste, dass sie dankbar für den Regenschauer sein sollte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie weit sie andernfalls gegangen wären. Redford hatte seine Hand unter ihr Kleid geschoben und war ihrem Höschen gefährlich nah gekommen. Wie hatte sie ihn nur gewähren lassen können? Noch nie zuvor war ein Mann so weit vorgedrungen.

Kurze Zeit später standen sie vor der Tür ihrer Hütte. „Es tut mir leid, dass wir unser Picknick vorzeitig beenden mussten, Redford.“ Ihr war bewusst, dass sie sich nun bei ihm bedanken und sich von ihm verabschieden sollte.

„Carmen?“

Sie hielt inne und sah zu ihm auf. „Ja?“

„Darf ich reinkommen? Wir haben den Wein noch gar nicht ausgetrunken.“

Aus irgendeinem Grund musste sie immer wieder daran denken, was er sich vorhin gewünscht hatte. Wahrscheinlich wusste er es nicht, doch seine Worte bedeuteten ihr die Welt. Er wollte sie zu der Seinen machen.

Ihr Mund kribbelte noch immer von seinem Kuss und die elektrisierende Spannung zwischen ihnen war deutlich spürbar. Mittlerweile regnete es noch heftiger. Sie würde Redford doch nicht bei diesem Wetter wegschicken können, nicht wahr?

Aber wenn sie ihn jetzt hereinlassen würde, würde der Sturm der Leidenschaft, der sich zwischen ihnen zusammenbraute, dann zu einem Orkan anschwellen? Nein. Während sie auf der Decke gelegen hatte, hatte sie sich zugegebenermaßen von seinen Küssen berauschen lassen, doch diesmal würde sie die Selbstbeherrschung nicht verlieren.

„Carmen?“, fragte er noch einmal.

Sie atmete tief durch und antwortete: „Ja. Komm rein, damit wir den Wein austrinken können.“

5. KAPITEL

Während Redford ihnen den restlichen Wein einschenkte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Carmen durch die Hütte ging. Mit einem geräumigen Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einem Badezimmer glich sie dem Gästehaus, in dem er wohnte.

Redford versuchte, sich wieder auf die Gläser zu konzentrieren, doch er hatte Schwierigkeiten, einen klaren Kopf zu bewahren. Carmen zu küssen hatte in ihm eine Reaktion ausgelöst, die er nicht erwartet hatte. Ihr Geschmack hatte eine seltsame Wirkung auf ihn und warf ihn völlig aus der Bahn.

In dem Moment, in dem ihre Zungen sich berührt hatten, hatte er tief im Inneren etwas verspürt, das über bloßes Verlangen hinausging.

Für einen kurzen Augenblick war alles andere in den Hintergrund getreten und er hatte Carmen mit all seinen Sinnen wahrgenommen. Es hatte nur noch das Gefühl ihres Körpers in seinen Armen und der Geschmack ihrer Lippen gezählt, während er von einer zügellosen Sehnsucht übermannt wurde, sich mit ihr auf die ureigenste Weise zu verbinden.

Als er sich mit beiden Weingläsern in der Hand umdrehte, stand Carmen am Fenster und blickte hinaus. Mittlerweile regnete es in Strömen und die Tropfen prasselten fast ohrenbetäubend auf das Dach der Hütte. Je stärker es regnete, desto erregter schien er zu werden. Und der Anblick von ihr in diesem Kleid tat sein Übriges. Fast bereute er, dass er sie gebeten hatte, es anzubehalten.

„Da bist du ja“, sagte er und ging auf sie zu.

Sie drehte sich um und schenkte ihm ein Lächeln. „Das Wetter in Denver ist wirklich unberechenbar. Als wir die Sterne beobachtet haben, war der Himmel noch völlig klar.“

„Ja, ich würde sagen, der Regen hat uns überrascht“, erwiderte Redford und reichte ihr ein Weinglas. Das Unwetter hatte ihn nicht nur überrascht, es hatte ihm auch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gerade hatte er es mit einer Hand unter ihr Kleid geschafft und war kurz davor gewesen, seine Finger unter den Bund ihres Höschens zu schieben, als er die ersten Tropfen gespürt hatte.

„Danke“, sagte sie und nahm das Glas entgegen.

Er begegnete ihrem Blick. „Gern geschehen.“

Er trank einen Schluck und trat neben sie ans Fenster. „Es schüttet wie aus Eimern.“ Selbst wenn er sein Glas jetzt leeren würde, würde sie ihn zweifellos nicht in den Sturm hinausschicken. Zumindest hoffte er das. „Wollen wir es uns auf dem Sofa gemütlich machen und uns unterhalten?“, schlug er vor und wandte sich ihr zu.

Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Worüber willst du dich unterhalten?“

„Über dies und das.“ Gepflegte Konversation war Bestandteil seiner Verführungskünste. Es würde ein Leichtes sein, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken, denn die sexuelle Spannung zwischen ihnen war unverkennbar.

„Also schön, dann setzen wir uns und reden“, erwiderte sie. „Hoffentlich hört es bald auf zu regnen.“

Vom Fenster aus beobachtete Redford, wie sie es sich auf dem Sofa bequem machte, wobei sie darauf achtete, dass der seitliche Schlitz ihres Kleides nicht zu viel Haut entblößte. Redford war versucht ihr zu sagen, dass sie sich gar nicht zu bemühen brauchte, da er vorhatte, sie noch vor Morgengrauen nackt zu sehen.

Er ging auf sie zu, doch statt in dem Sessel gegenüber des Sofas Platz zu nehmen, setzte er sich neben sie auf die Couch. Sie zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, sagte aber nichts, sondern trank einen großen Schluck Wein, als bräuchte sie die Stärkung.

„Erzähl mir von deinen Kursen, Carmen.“

„Welche Kurse?“

„Die du in Georgetown gibst.“ Wenn Redford das Gespräch auf ein Thema lenkte, das sie begeisterte, würde sie sich zweifellos entspannen. Und er wollte, dass sie genauso gelöst war wie zuvor am See.

Er lehnte sich gegen die Rückenlehne des Sofas und nippte genüsslich an seinem Wein, während er ihren Ausführungen über Wirtschaftswissenschaften lauschte. Er war angenehm überrascht, als er feststellte, wie sehr das Thema ihn faszinierte. Einige ihrer Theorien waren tatsächlich auf das Geschäftsmodell seiner Resorts übertragbar.

Er betrachtete die Bewegungen ihrer sinnlichen Lippen, während der Klang ihrer Worte ihn wie eine sanfte Liebkosung umhüllte. Nach einer Weile fragte sie ihn nach seinem Unternehmen und wollte wissen, worauf er seine Entscheidungen basierte, ob er ein Resort kaufte oder von Grund auf neu baute.

Da er keine Lust hatte, übers Geschäft zu sprechen, hielt er sich kurz. Irgendwann im Verlauf der Unterhaltung zog er sein Jackett aus und sie streifte ihre Schuhe ab, um ihre Beine unter ihren Körper zu ziehen. Sie schien ihm wie gebannt zu lauschen und sah dabei ungeheuer sexy aus.

Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie bemerkte, dass er näher an sie herangerückt war. Als sie sich vorbeugte, um ihr leeres Weinglas neben seinem auf dem Couchtisch abzustellen, ergriff er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.

„Ich höre dir gern zu, Carmen.“

„Ich dir auch. Deine Arbeit ist sehr interessant, Redford.“

Er warf einen Blick auf die leeren Gläser und wandte sich dann dem Fenster zu. „Wir haben den Wein ausgetrunken, aber es regnet immer noch.“

„Ja, das ist nicht zu überhören.“

„Willst du mich wirklich bei dem Wetter hinauswerfen?“, fragte er und war versucht, ihre Hand an seine Lippen zu führen, um sie zu küssen.

„Ein paar Tropfen werden dich doch nicht gleich umbringen“, antwortete sie. In diesem Moment wusste er, dass sie bemerkt hatte, wie nah er ihr gekommen war.

„Vielleicht doch.“

„Du bist doch wohl nicht aus Zucker, Redford St. James!“

Er drückte ihre Hand und rückte noch ein wenig näher. „Das müsstest du doch wissen! Immerhin hattest du schon eine Kostprobe …“

Als sie sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen leckte, bekam er eine Erektion. Er bezweifelte, dass sie wusste, wie sehr ihr Anblick seine Begierde steigerte. Noch nie zuvor hatte er ein so heftiges Verlangen verspürt.

„Also, was denkst du?“, fragte er erneut, als sie nichts sagte.

Sie sahen einander in die Augen. Plötzlich vernahm er ein leises Stöhnen, doch er wusste nicht, ob es von Carmen kam oder von ihm. Sie strahlte eine Sinnlichkeit aus, die seinen ganzen Körper in Flammen setzte. Allein ihre Nähe war berauschend.

„Ich glaube, du hast schon eher süß geschmeckt“, antwortete sie schließlich.

Er beugte sich zu ihr vor. „Weißt du, was das bedeutet, Carmen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, was sollte das bedeuten?“

Er führte seine Lippen dicht an ihre und raunte: „Du solltest noch einmal kosten, damit du es genau weißt.“

Und kaum, dass er es ausgesprochen hatte, drückte er seine Lippen auf ihre.

Redford küsste Carmen mit einer besitzergreifenden Leidenschaft, die sie von Kopf bis Fuß durchflutete.

Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und konnte sich allein auf den betörenden Geschmack seiner Lippen konzentrieren.

Redford zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Alles an ihm war verführerisch und berauschend. Der bloße Gedanke, dass er sie begehrte, dass er sie besitzen wollte, steigerte ihre Verliebtheit. Zugleich brodelte in ihrem Inneren ein begieriges Feuer, das ihren Verstand auszuschalten schien, bis sie nur noch von einer unbändigen Sehnsucht nach ihm erfüllt war.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, stand er auf, zog sie vom Sofa hoch und schloss sie fest in seine starken Arme. Jetzt fühlte sie seine Erektion an ihrem Bauch. Er war erregt. Er wollte sie. Sie hatte schon einmal gespürt, wie ein Mann hart geworden war, doch damals hatte es sie nicht weiter interessiert.

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Autor

Nina Crespo
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Janice Kay Johnson
<p>Janice Kay Johnson, Autorin von über neunzig Büchern für Kinder und Erwachsene (mehr als fünfundsiebzig für Mills &amp; Boon), schreibt über die Liebe und die Familie und ist eine Meisterin romantisch angehauchter Krimis. Achtmal war sie für den renommierten Romance Writers of America (kurz RITA) Award nominiert, 2008 hat sie...
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