Romana Weekend Band 24

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LIEBE AN BORD! von NICOLA MARSH

Schon als Lana das Traumschiff betritt, ist sie von sexy Kapitän Zac McCoy fasziniert. Zwar versucht Zac ihr klarzumachen, dass er Arbeit und Vergnügen nie verbindet – aber mit einem verführerischen Kuss an Deck bringt Lana ihn dazu, seine Regel Nr. 1 zu brechen …

GEHEIMNIS UNTER GRIECHISCHEN STERNEN von CHANTELLE SHAW

Vor der traumhaften Kulisse der griechischen Inseln erfüllt sich Kezias größter Traum: Auf einer romantischen Kreuzfahrt lässt ihr Chef Nikos Niarchou sie endlich in sein Herz. Doch was wird aus dem Liebesglück, wenn der charmante Grieche ihr Geheimnis erfährt?

TRAUMSCHIFF VOR STOCKHOLM von PIA ENGSTRÖM

Von Malmö durch die Schären bis nach Stockholm geht die Kreuzfahrt. Doch bei der Crew herrscht Aufregung. Ein gefürchteter Reise-Kritiker ist an Bord – und Filippa soll ihn entlarven. Hoffentlich ist es nicht Erik Andersson, in den sie vom ersten Augenblick an verliebt ist …


  • Erscheinungstag 22.03.2025
  • Bandnummer 24
  • ISBN / Artikelnummer 9783751533218
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nicola Marsh

1. KAPITEL

Als das Taxi mit quietschenden Reifen zum Stehen kam, riss Lana Walker die Tür auf und griff nach ihren Taschen.

„Hey, langsam! Sie haben das Schiff noch nicht verpasst.“

Die tiefe Furche auf der Stirn des Fahrers grub sich durch seine raupenartigen, zusammengewachsenen Augenbrauen und war offensichtlich das Ergebnis eines jahrelang praktizierten, extrem finsteren Blicks.

Lana war zwar gerade noch rechtzeitig gekommen, um an Bord der Ocean Queen zu gehen, trotzdem fühlte sie sich, als ob sie etwas verpasst hätte. Genau aus dem Grund unternahm sie auch diese Reise.

Sie kramte nach ihrem Portemonnaie und bemerkte aus dem Augenwinkel mehrere Offiziere in weißen Uniformen an Deck. Sehr beeindruckend, ebenso wie das Schiff selbst.

Über ihr an der offenen Autotür erschien ein dunkler Schatten, der seine Hand ausstreckte. „Manche Menschen haben einfach Glück. Was ist jetzt mit dem Geld, Lady?“

Eilig bezahlte sie, ergriff ihr Gepäck und machte sich auf den Weg zu den Rolltreppen. Was verstand dieser Kerl schon von Glück? Sie hatte hart für alles gearbeitet, was sie besaß, sogar sehr hart. Fünf Jahre als Konservatorin im Museum von Melbourne, und drei Jahre als Chefkonservatorin im Sydney Museum – eine aufregende, anregende und furchtbar stressige Zeit.

Sicher, sie genoss einen hervorragenden Ruf in der Branche und ein bezauberndes Strandapartment in Coogee, aber das war es dann auch schon.

Sie hatte kein Privatleben. Keine Freizeit, keine sozialen Kontakte, keinen Spaß.

Während der nächsten zwei Wochen sollte sich all das ändern.

Andererseits hatte das Schicksal wirklich seine Hände mit im Spiel, was diese Reise betraf. Hätte sie die Kreuzfahrt nicht gewonnen, wäre Lana – Workaholic, der sie war – nie auf die Idee gekommen, sich Urlaub zu nehmen. Dabei hatte sie sich gerade erst dank ihrer verflixten Schüchternheit die Gelegenheit ihres Lebens durch die Lappen gehen lassen.

Während Lana die Treppe hochstolperte, verfluchte sie die hochhackigen Stiefel, die ihre schuhverrückte Cousine Beth ihr für diesen Trip geliehen hatte. Als könnte das bisschen erschummelte Körpergröße ihrem Selbstbewusstsein auf die Sprünge helfen! Es würde nicht besonders elegant wirken, wenn sie schließlich auf ihrem Allerwertesten landete.

Haltsuchend griff Lana in die Luft und atmete erleichtert auf, als sie von starken Armen aufgefangen und gestützt wurde.

„Hoppla! Diese Dinger sind tödlich, wenn Sie sich beim Laufen nicht konzentrieren. Sie hängen wohl Ihren Tagträumen über das Love Boat nach, was?“ Die sanfte Stimme hinter ihr klang amüsiert und jagte Lana einen Schauer über den Rücken. Erwartungsvoll sah sie zu ihrem Retter hoch. Wow!

In ihrem Job begegnete sie jeden Tag gut aussehenden Menschen. Im Museum wimmelte es von sexy verlotterten Archäologiestudenten, attraktiven Lehrern, und selbst die reiferen Professoren mit ihrem Sean-Connery-Look waren nicht ohne.

Aber dieser Mann, dessen fester Bizeps sich spürbar an Lanas Seite drückte, hatte weitaus mehr zu bieten. Hinreißend wäre wohl der treffende Ausdruck, um ihn zu beschreiben. Und Beth würde vermutlich sagen: purer Sex auf zwei Beinen.

Tief kobaltblaue, hypnotisierende Augen mit endlos langen, dunklen Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte. Und diese blitzenden, stahlblauen Augen waren direkt auf Lana gerichtet.

Automatisch schnappte sie nach Luft, war aber nicht auf den frischen, maskulinen Duft vorbereitet, der von dem Fremden ausging. Lana schwirrte der Kopf, und um sich zu fangen, fixierte sie einen Punkt direkt vor ihren Augen. In diesem Fall einen kleinen Ausschnitt einer braun gebrannten Brust, die unter dem leicht geöffneten Hemd zum Vorschein kam. Verführerisch und wahnsinnig aufregend, wie Lana fand. Sie hatte schon immer eine Schwäche für den Männertyp Indiana Jones gehabt, und nun hielt sie ein waschechtes Jones-Double in seinen starken Armen. Besser konnte es nicht mehr werden …

Sie hatte an ihrem Selbstvertrauen arbeiten und ihren Elfenbeinturm absichtlich verlassen wollen, um auf dieser Kreuzfahrt neue Erfahrungen zu machen, ihren Horizont zu erweitern. Dabei dachte sie an Tanzstunden, exotische Exkursionen und dergleichen.

Aber von einem Prachtexemplar von Mann gehalten zu werden, ließ sie in eine Richtung denken, die sie für gewöhnlich nicht beschritt. Aber vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn ihre Abenteuerreise bereits erste Wirkungen auf ihren Verstand ausübte. Die scheue, einfältige Lana – wie eine ihrer Kolleginnen sie einst hinter ihrem Rücken bezeichnete – ging bereits auf ausgelassenen Urlaubskurs.

Mit klopfendem Herzen löste sie sich aus dem festen Griff des fremden Mannes. Er grinste sie mit einem unglaublich sexy wirkenden Gesichtsausdruck an. „Na, bestehe ich die Musterung?“

Großartig! Ihm war also nicht entgangen, wie eindringlich Lana ihn betrachtet hatte.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie gemustert hätte? Sie haben mich so fest gehalten, dass ich mich in keine Richtung bewegen konnte – geschweige denn meinen Blick woanders hätte hinwenden können!“

„Temperamentvoll und schlagfertig. Gefällt mir.“ Seine Augen blitzten auf, und das Grinsen wurde breiter.

Ihre Wangen färbten sich rot, während sie über eine geeignete Antwort nachdachte. Zu ihrem Leidwesen fielen ihr die treffendsten Kommentare grundsätzlich zehn Minuten zu spät ein.

Wie kam es, dass sie jede Frage eines Studenten augenblicklich beantworten konnte, nur ausgerechnet in Situationen wie diesen um Worte verlegen war? Ihr Gehirn schien nur aus endlosen Katalogen unbezahlbarer Artefakte, virtuellen Gruppenführungen und im Archiv gespeicherten Daten zu bestehen.

„Danke, dass Sie meinen Sturz abgefangen haben.“

Eine recht lahme Bemerkung, aber besser als gar keine. Trotzdem brachte Lana nur mühsam ein beschämtes Lächeln zustande und ärgerte sich darüber, dass ihr jeglicher Sinn fürs Flirten verloren gegangen zu sein schien. Eilig griff sie nach ihrem Gepäck und wandte sich ab, obwohl ihre Knie wie wild zitterten.

„Achten Sie auf Ihre Schritte!“, rief der Fremde ihr lachend nach.

Sie streckte sich, blieb jedoch nicht stehen – diese Genugtuung wollte sie ihm nicht verschaffen! Zudem spürte sie, wie seine Blicke sich regelrecht in ihren Rücken bohrten.

Ihr ganzer Körper kribbelte, während sie sich diese intensiven blauen Augen ins Gedächtnis rief, in denen es so aufreizend funkelte. Kopfschüttelnd dachte Lana darüber nach, wie unerfahren sie in diesen Dingen eigentlich war.

„Wirf dich ins Leben, Cousinchen! Gehe Wagnisse ein, sei ein bisschen verrückt!“, hatte Beth sie zu ermutigen versucht. „Du hast zwei Wochen Zeit, einmal jemand zu sein, mit dem du an Land nicht einmal Ähnlichkeit besitzt. Nutze diese Chance!“

Guter Ratschlag, vor allem aus dem Mund der ewig fröhlichen Quasselstrippe Beth, dachte Lana verächtlich. Andererseits wusste ihre Cousine wenigstens, wovon sie sprach. Schließlich hatte ihr außergewöhnliches Wesen ihr zu dem traumhaftesten Ehemann dieser Erde verholfen: Aidan Voss.

Nur beim Gedanken an Beths letzten Kommentar wurde Lana noch immer von einem Ohr zum anderen dunkelrot: Werde die Spinnweben los und lass dich endlich einmal flachlegen!

Es war genau drei Jahre, zwei Monate und fünf Tage her, seit Lana zum letzten Mal Sex gehabt hatte. Nicht dass sie buchstäblich die Stunden zählte! Außerdem musste man sich verabreden und sich emotional auf einen Mann einlassen, um irgendwann Sex mit ihm zu haben. Und Lana traute ihrem Gefühl nicht mehr, nicht nach dem, was dieser Vollidiot Jax ihr angetan hatte.

Entschlossen klemmte sie ihre alte Reisetasche fester unter den Arm und steuerte auf die Gangway zu. Beth hatte recht. Rein beruflich befand sich Lana auf der Höhe, aber ihr Privatleben war eine Katastrophe. Sie verfügte über keine Selbstachtung, war unsicher, wusste sich nicht auf gesellschaftlichem Parkett zu bewegen und hatte auch im Job keine große Perspektive mehr, wenn sie nicht endlich lernte, aus sich herauszukommen.

Aber möglicherweise war diese Reise genau das, was eine konservative Kunstkuratorin dringend benötigte?

Verwirrt und neugierig sah Zac der zierlichen Brünetten nach, die sich mühsam einen Weg durch die Menge bahnte.

Die meisten Urlauberinnen, denen er begegnet war, trugen Kleidung, für die man einen Waffenschein brauchte. Außerdem trugen sie mehr Make-up, als gut für sie war, nur dieses interessante Wesen beschied sich mit einem marineblauen Kostüm und einem Hauch von dezentem Lipgloss. Trotzdem hatte sie es geschafft, sofort seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Instinktiv hatte er nach ihr gegriffen, als sie gestrauchelt war. Doch als er sie fest in seinen Armen hielt, hätte er sie am liebsten nicht so schnell wieder losgelassen. Was bedeutete das? Nachdem Magda ihn derart getäuscht hatte, ließen Frauen ihn eigentlich kalt.

Unablässig starrte er die Person an, die mit gestrafften Schultern und erhobenem Kinn auf das Schiff zuging. Irgendwie wirkte sie kampfbereit, nur was genau hatte sie sich vorgenommen? Um die Balance zu halten, schwang sie ihre Hüfte besonders ausgeprägt synchron zu ihren Schritten, und Zac rieb sich die Augen, um das reizvolle Bild ihrer Kehrseite wieder loszuwerden.

Doch vor seinem inneren Auge erschienen sofort ein paar haselnussbraune Augen und ein weicher Mund, der wie eine wahr gewordene Männerfantasie aussah. Zusammen mit dem unschuldigen Ausdruck eines zurückhaltenden Naturells … eine unwiderstehliche Mischung.

Sie schien sich nicht ganz entschieden zu haben, ob sie Zac angreifen oder sich bei ihm entschuldigen sollte. Höchst interessant! Allerdings hatte er weder Zeit noch Lust, gleich der ersten Frau nachzusteigen, für die er so etwas wie Bewunderung empfand.

Er hatte Wichtigeres im Kopf, zum Beispiel die nächsten zwei Wochen sinnvoll zu nutzen, bevor er sein Leben auf eine höhere Ebene bewegte. Sein Onkel bestand auf seiner Anwesenheit. Man hatte ein Muster in der Unfallserie erkannt, die der Kreuzfahrtflotte widerfahren war, und eben dieses Muster ließ vermuten, dass die Ocean Queen das nächste Zielobjekt eines Anschlags darstellte. Zac würde dafür Sorge tragen, dass sie auch das letzte Ziel einer Sabotage war …

Nachdem sie ausgepackt hatte, wanderte Lana zum Promenadendeck und suchte sich dort ein abgelegenes Plätzchen, von dem aus man das Treiben an Land gut beobachten konnte – jenseits der Schaulustigen an der Reling.

Auf dem Circular Quay herrschte ein buntes Gewusel, und zahlreiche Menschen winkten zum Abschied, während das riesige Schiff die Leinen losmachte. Lana hatte freie Sicht auf die Sydney Harbour Bridge zu ihrer Linken und das berühmte Opernhaus zu ihrer Rechten.

Plötzlich hörte sie direkt über sich auf einem weiteren Deck Stimmen.

„Sieht aus, als tummelten sich dort unten Scharen alleinstehender Frauen. Die Hälfte sucht nach einer Urlaubsaffäre, die andere Hälfte nach einem Ehemann. Es ist doch wirklich jedes Mal das Gleiche.“

„Du sollst diese Damen verwöhnen, nicht verurteilen.“

„Leichter gesagt als getan, Kumpel. Wenn die einen ungebundenen Typen sehen, umkreisen sie ihn wie Piranhas.“

Eigentlich hatte Lana diese Unterhaltung ignorieren wollen, doch diese letzte Bemerkung ließ sie aufhorchen. Einer Vorahnung folgend hob sie den Kopf und drehte leicht den Hals, dann sah sie über sich den Fremden, der noch kurz zuvor ihren Sturz abgefangen hatte, auf einer Fußgängerbrücke stehen.

Er trug eine strahlend weiße Uniform, die seine tiefe Bräune hervorragend zur Geltung brachte – ein noch besserer Richard Gere aus Ein Offizier und Gentleman. Lana schluckte und war entsetzt darüber, dass dieser Mann sie innerhalb von nur einer Stunde gleich an zwei ihrer Lieblingsschauspieler erinnerte.

Tiefe Furchen zeigten sich auf seiner Stirn, während er seinen Blick über die zahlreichen Passagiere auf dem unteren Panoramadeck schweifen ließ. Lana drängte sich so weit es ging in den Hintergrund, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Schließlich hatte sie ihn belauscht, auch wenn es unabsichtlich geschehen war.

Obwohl seine zweifelhaften Ansichten über Frauen Grund genug für Lana waren, ihm gehörig die Leviten zu lesen, hielt sie sich zurück. Denn wäre sie mit entsprechend viel Mumm ausgestattet, würde sie sich inzwischen als Sprecherin für das Museum auf den Weg nach Ägypten gemacht haben, anstatt sich hier an Deck zu verstecken.

Schließlich hatte dieser Kerl ein Recht auf seine Meinung, genau wie sie selbst auch. Und während sie heimlich nach oben spähte, die breiten Schultern, die tiefblauen Augen und die zerwühlten dunklen Locken betrachtete, dachte sie nur noch eines: Neandertaler.

Die Band begann zu spielen und verschluckte somit den Rest seines Gesprächs. Einige Minuten lang blieb Lana regungslos stehen und wartete darauf, dass die Männer sich entfernten, damit sie sich unbemerkt aus dem Staub machen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit trat sie ein paar vorsichtige Schritte nach hinten.

„Achtung!“, raunte jemand dicht an ihrem Ohr.

Erschrocken fuhr sie herum und starrte in die betörenden blauen Augen des Fremden.

„Sie haben mich zu Tode erschreckt.“ Krampfhaft versuchte sie zu überspielen, wie unangenehm ihr war, dass man sie praktisch beim Lauschen erwischt hatte.

„Entschuldigung. Wenn Sie in Zukunft vielleicht darauf achten, wo Sie hinlaufen, würden wir nicht mehr zusammenprallen. Mein Name ist übrigens Zac McCoy.“

Er streckte die Hand aus und ahnte offenbar nicht im Geringsten, dass sie sein aufschlussreiches Gespräch mit seinem Kollegen gehört hatte. So sollte es auch bleiben, deshalb konnte sie nicht so rüde reagieren, wie ursprünglich geplant.

„Lana Walker.“

Sie ergriff seine Hand, allerdings traf sie das elektrisierende Kribbeln, das sich durch seine Berührung auf ihren ganzen Körper zu übertragen schien, vollkommen unvorbereitet. Unwillkürlich zuckte sie zurück.

Seine Augen weiteten sich leicht, und er sah auf ihre Hand hinunter. Großartig! Jetzt hielt er sie nicht nur für tollpatschig, sondern auch für unhöflich. Nicht dass sie ihn in irgendeiner Form beeindrucken wollte. Mit ihren alten Kleidern, dem unzureichenden Make-up und den schwunglosen Haaren würde ihr das ohnehin nicht gelingen – schon gar nicht bei einem so umwerfenden Traumtypen.

„Ich muss noch auspacken“, sagte sie schnell. „Wenn Sie mich entschuldigen würden?“

Als sie an ihm vorbeieilte, streifte sie seinen Arm, und erneut fuhr ein Kribbeln durch ihren Körper. Lana hatte nicht die geringste Ahnung, wieso sie so unfassbar stark auf diesen Kerl reagierte.

Natürlich wusste sie über sexuelle Spannungen zwischen Mann und Frau Bescheid, auch wenn Jax, der Widerling, als Einziger wirklich intim mit ihr geworden war. Seit ihrer Flucht nach Sydney konnte sie immerhin auf zwei wenig erfreuliche Dates mit Arbeitskollegen zurückblicken.

Bestimmt sind es nur die Hormone, sagte sie sich. Ein körperlicher Impuls, auf den man herzlich wenig Einfluss hat.

Ohne Zweifel durch die Tatsache extrem intensiviert, dass Lana seit drei Jahren keinem männlichen Wesen so nahe gekommen war.

„Machen Sie nur“, gab er zurück. „War jedenfalls nett, Sie kennenzulernen.“

Sie murmelte etwas Unverständliches und warf ihm einen letzten Blick über die Schulter zu, als er wegging. Dabei stachen ihr gewisse Körperteile ins Auge, die sie besser nicht so genau betrachten sollte …

Männer in Uniform machten sie seit jeher schwach. Diese Faszination hatte ihren Beginn in Lanas Kindheit, als ein junger Segler ihr eine Blume schenkte, nachdem ihr eine Kugel Eis auf den Boden gefallen und Lana ihrerseits in Tränen ausgebrochen war. Sie war eine pummelige Fünfjährige gewesen, die ihren ersten Schwarm niemals vergessen hatte.

Die späteren Warnungen ihrer Mutter, sich von Typen dieses Schlags fernzuhalten, hatte Lana in den Wind geschlagen, weil sie gar nicht verstand, wovon ihre Mutter genau sprach. Heute allerdings hatte sie eine recht genaue Vorstellung davon …

In ihrer Kabine duschte Lana ausgiebig und zog sich für das Dinner um. Beth hatte ihr den Reisekoffer mit Designerkleidern regelrecht vollgestopft, aber Lana fehlte der Mut, auch nur die Hälfte dieser sündhaften sexy Stücke in der Öffentlichkeit vorzuführen.

Aus diesem Grund entschied sie sich für ein schlichtes schwarzes Mantelkleid mit einem eingearbeiteten Gürtel um die Taille, das durch die funkelnden Manolos ihrer Cousine etwas aufgepeppt wurde.

Beth hatte Lana gedrängt, sich rundum verschönern zu lassen, aber allein der Gedanke an einen anderen Haarschnitt und neue Garderobe war für eine Frau, die nicht das Geringste von Mode verstand, unheimlich.

Fürs Erste hatte sie sich damit begnügt, ihre blassbraunen Haarspitzen zu begradigen und sich Kontaktlinsen anzuschaffen. Und Beth hatte sich ihrerseits darauf beschränkt, Lana mit so vielen abgelegten Designerschuhen auszustatten, dass jeder Fan von Sex and the City vor Neid erblassen würde. Und was den Rest ihrer Mission anging, das eigene Selbstbewusstsein aufzupolieren – nun, sie würde diesen Weg einen Schritt nach dem anderen gehen. Und das in schicken, unbequemen Schuhen!

Als Lana den Coral Dining Room betrat, blieb ihr gerade noch Zeit, die riesigen Kerzenleuchter an der Decke, die noble Ausstattung und das versierte Streichquartett zu bewundern, bevor sie vom Oberkellner zu einem Tisch geführt wurde, an dem noch zwei Plätze frei waren.

Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder und hoffte, ihre Tischnachbarn – ein Paar um die vierzig und zwei weitere Frauen – erwarteten keinen belanglosen Smalltalk von ihr. Während Lana die Menukarte studierte, lauschte sie dem freundlichen Geplapper der anderen, als plötzlich der letzte freie Stuhl zurückgezogen wurde. Sofort kribbelte Lanas Haut, und noch bevor sie den Kopf hob, wusste sie, wer sich dort zu ihr setzte.

„Hallo, allerseits, ich bin Zac McCoy, verantwortlich für Public Relation. Und ich freue mich sehr, dass Sie gemeinsam mit mir an meinem Tisch dieses herrliche Essen genießen werden. Im Namen des Kapitäns und der gesamten Schiffsbesatzung wünsche ich Ihnen eine schöne und interessante Reise.“

Das Schicksal fordert mich wirklich heraus, dachte Lana entnervt. Vielleicht sollte ich demnächst mal einen Lottoschein ausfüllen …

Sie widerstand dem Impuls, sich verlegen durch die Haare zu streichen, und wartete geduldig ab, bis sich alle Anwesenden vorgestellt hatten, und Zac sich Lana direkt zuwandte.

„Wie geht es Ihnen, Lana?“ Sein strahlendes Lächeln war einfach umwerfend.

„Gut, danke.“

Eine ziemlich einsilbige Antwort für eine Frau, die wöchentlich Vorträge vor einer großen Gruppe fremder Menschen hielt. Die Rolle als hirnloses Dummchen fiel Lana erstaunlich leicht.

Während die kurvige Blondine zu seiner Rechten um Zacs Aufmerksamkeit buhlte, wagte Lana einen prüfenden Blick. Er war genau der Typ Mann, von dem frau sich besser fernhalten sollte: ein aalglatter Charmeur mit dem Körper eines Adonis und einem hinreißend schönen Gesicht. Absolut nicht Lanas Liga!

Daher blieb sie den Abend über fast stumm, stocherte lustlos in ihrem Essen herum und täuschte eine höfliche Miene vor. Sie war ohnehin nie so gut im Flirten gewesen wie Beth, und neben Zac zu sitzen, machte sie vollends sprachlos. Ganz bestimmt war er auch nicht an Themen interessiert, über die sie mit Leichtigkeit sprechen konnte: über die letzte Ausstellung in der Australian Gallery beispielsweise, oder auch über die Vorteile der digitalen Katalogisierung.

Allerdings wurde ihre Zurückhaltung kaum bemerkt, da Zac die allgemeine Unterhaltung in Schwung hielt und die Aufmerksamkeit aller an sich fesselte. Erst beim Dessert – einem leichten Schokoladensoufflé, das auf der Zunge zerging – drehte er sich zu Lana.

„Sie sind erstaunlich ruhig. Vielleicht sollten wir beide uns ein wenig näher kennenlernen?“

Ungeniert starrte er auf ihren Mund und erst danach in ihre Augen. In der glitzernden Tiefe seiner blauen Augen lag ein verwegener Ausdruck.

„Vielleicht. Aber ich sollte Sie vorher warnen. Ich bin Single und bestimmt ebenso gierig wie ein Piranha.“

Sein herausforderndes Grinsen fror leicht ein, und Lana blinzelte, um den intensiven Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen.

„Sie haben mich vorhin belauscht?“

„Allerdings, und ihre Einstellung den mitreisenden Frauen gegenüber gefällt mir überhaupt nicht!“

Insgeheim lobte sie sich für ihren Mut, der eine direkte Folge ihrer aufrichtigen Empörung war, auch wenn sich dieser Ausbruch für Lana ausgesprochen ungewohnt anfühlte. Zudem war sie sich ihrer Pläne mit Zac nicht sicher: Falls sie die nächsten zwei Wochen neben ihm sitzen musste, sollte sie sich langsam entscheiden, ob sie ihn ignorieren oder provozieren wollte.

Seine Augen wurden eine Schattierung dunkler, als er sich zu ihr beugte.

„Sie könnten meine Meinung eventuell ändern, wenn Sie mögen.“

„Und Sie desillusionieren, weil ich keine mannstolle, frustrierte Urlauberin bin?“ Sie lehnte sich zurück, um ein wenig Abstand zu gewinnen. „Lieber nicht.“

„Oh, das könnte aber interessant sein“, hakte er nach, und wieder fiel sein Blick auf ihre einladenden Lippen. „Immerhin ist es nicht einfach, einen Idioten voller Vorurteile zu bekehren.“

„Ich habe Sie nie einen Idioten genannt“, widersprach Lana schnell.

„Das war gar nicht nötig“, erwiderte Zac lachend. „Sie haben extrem ausdrucksstarke Augen.“

„Muss an den Kontaktlinsen liegen“, murmelte sie abweisend.

Ihre trockene Antwort brachte ihn noch mehr zum Lachen. „Lass uns zum Du übergehen!“, schlug er vor. „Wir beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt und werden uns mit Sicherheit prima verstehen. Und mein Kommentar von vorhin hatte wirklich nicht viel zu bedeuten. Es war einzig und allein eine Feststellung, nachdem ich schon zu lange auf Schiffen wie diesem hier gearbeitet habe.“

Sie öffnete den Mund, kam jedoch nicht zu Wort.

„Trotzdem war es eine vorschnelle Verallgemeinerung“, fuhr er fort. „Aber du hast mit deiner Kritik völlig recht, und ich entschuldige mich in aller Form. Eines würde mich aber interessieren, Lana Walker: In welche Gruppe gehörst du?“ Er lehnte sich noch dichter zu ihr. „Auf der Suche nach einem Ehemann oder nach oberflächlichem Spaß?“

„Sie … du versuchst, mich anzumachen?“, fragte sie etwas strenger, als sie es beabsichtigt hatte.

„Funktioniert es?“

„Nein.“

„Ich könnte also alles Mögliche sagen, und du wärst einfach immun dagegen?“

Beinahe hätte sie laut aufgelacht, so absurd war der Gedanke, gegen einen Mann wie Zac immun zu sein!

„Das ist richtig“, log sie, ohne rot zu werden.

„Und wenn ich behaupte, dich sehr anziehend zu finden? Du würdest nicht darauf reagieren?“

„Nein.“

„Und wenn ich finde, dass viel mehr in dir steckt, als man auf den ersten Blick vermuten mag?“

„Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, Matrose“, antwortete sie kühl.

„Matrose?“

Er grinste, während sich Lana mental die Hand vor den Mund schlug. Woher kam bloß diese plötzliche Schlagfertigkeit? Außerdem waren Spitznamen dieser Art schon viel zu vertraulich.

„Das sagt man doch so“, wich sie aus und legte mit übertriebener Sorgfalt ihre Serviette zusammen, bis Zac unvermittelt seine Hand auf ihre legte. Lanas Puls überschlug sich.

„Und wenn ich sage, dass ich dich mag?“

Abrupt holte sie tief Luft. „Du versuchst immer noch, mich anzumachen. Und du bist gut darin, das muss man dir lassen.“

Damit zog sie ihre Hand zurück und ergriff ihr Weinglas. Fieberhaft überlegte sie, wie sie dieses fatale Gespräch beenden konnte, bevor Zac merkte, wie unsicher er sie machte. Lange Zeit war Lana niemand mehr so nahe gekommen, und ihre körperliche Reaktion darauf irritierte sie zutiefst. Aber es war eben auch nicht mehr als ein physisches Phänomen, oder zumindest redete sie sich das fest ein.

Lächelnd prostete er ihr zu. „Du faszinierst mich tatsächlich. Und das ist kein Annäherungsversuch, zumindest kein billiger“, setzte er mit einem Augenzwinkern hinzu. „Aus irgendeinem Grund mochte ich dich auf den ersten Blick, trotz deiner etwas kratzbürstigen Art, und jetzt habe ich zwei Wochen Zeit, um es dir zu beweisen.“

Kratzbürstig?, dachte sie und wollte gerade protestieren, als sie seinen schelmischen Blick auffing. Offenbar neckte er sie schon wieder, um sie aus der Reserve zu locken.

Also biss sie sich auf die Zunge und dachte über das nach, was Zac gerade gesagt hatte. Er mochte sie also? Als wenn sie das glauben könnte! Wie sollte sie sich jetzt verhalten? Ihn gar nicht mehr beachten oder vielleicht die üblichen zehn Minuten warten, bis ihr eine geniale Antwort einfiel, die ihn zum Schweigen bringen würde?

„Was ist? Fehlen dir die Worte? Und das bei einer Frau, die so schnell Urteile über mich fällt?“

Lässig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Lana selbstzufrieden, und genau das machte sie wahnsinnig. Er glaubte wohl, sie tatsächlich so leicht einschüchtern und in Verlegenheit bringen zu können? Da hatte er sich aber gründlich geirrt.

„Nun denn, Matrose“, forderte sie ihn schneidend auf. „Beweise es!“

2. KAPITEL

Am nächsten Morgen schlug Lana schon bei Sonnenaufgang die Augen auf. Als erst kürzlich konvertierter Fitnessjunkie sprang sie neuerdings um sechs Uhr morgens aus dem Bett, um zum Sport zu gehen. Eigentlich hatte sie Fitnessstudios immer gehasst und auch niemals einen Aerobic-kurs ausprobiert – bis vor achtzehn Monaten. Seit jenem Zeitpunkt gehörte es zwingend zu ihrer Strategie, um Jax aus ihren Gedanken zu verdrängen und die Schmach zu überwinden, die er ihr zugefügt hatte, indem er ihre erste Liebe lediglich als kleines Abenteuer betrachtete.

Und nachdem sie nicht mehr auf den Sport verzichten mochte, hatte Lana sich als Trainerin ausbilden lassen, nur weil es ihr inzwischen so gut gefiel. Das war vielleicht verrückt, aber es erfüllte sie mit tiefer Zufriedenheit. In dieser einen Stunde am Morgen war sie genau wie all die anderen schwitzenden Frauen um sie herum, und weder tolle Klamotten noch Make-up spielten eine Rolle.

Nach einer kurzen Dusche schlüpfte Lana in ihre Lieblingscaprihose, die eigentlich dringend ersetzt werden musste, und zog ein schlichtes, weißes Shirt über. Davon besaß sie buchstäblich Berge, weil sie einfach zu allem passten. Beth verabscheute dieses Outfit, andererseits war sie aber auch schon immer ein Modeopfer gewesen. Lana dagegen zog es vor, nicht mir ihrem Aussehen, sondern mit ihrem Verstand zu überzeugen. Einmal abgesehen von letzter Nacht, in der ihr Geist sie ohne Vorwarnung im Stich gelassen hatte!

Beweise es! Wie hatte sie sich nur zu so einer Äußerung hinreißen lassen können? Letzte Nacht hatte sie damit zwar ihren kleinen Schlagabtausch gewonnen, aber heute – im Tageslicht betrachtet – verließ Lana der Mut.

Es war eine Sache, etwas Neues am eigenen Verhalten auszuprobieren, aber Zac zum Flirten herauszufordern, konnte nur in einer Katastrophe enden. Er hatte sie regelrecht provoziert, bis sie letztendlich die Nerven verlor. Eigentlich hatte er das nicht vorhersehen können, schließlich war Lana selbst von ihrem Verhalten überrascht. Mittlerweile bereute sie ihren Vorstoß, obwohl sie auch ein wenig stolz auf sich war.

Die alte, vernünftige, konservative Lana hätte sich ihre Brille höher auf die Nase geschoben und Zac einfach ignoriert. Und dann wäre sie in ihre alte, solide Jacke geschlüpft und hätte ihn stehen lassen. Lana war immer den geraden, den richtigen Weg gegangen, hatte sich auf ihre Karriere konzentriert und für alles andere keinen Sinn gehabt.

Sie war eine tüchtige und gewissenhafte Arbeitnehmerin, eine verlässliche Kollegin, Cousine und Bilderbuchfreundin. Und wohin hatte sie das gebracht?

Man hatte sie in Bezug auf die wichtigste Beförderung ihrer Laufbahn übergangen, und diese Kreuzfahrt erfüllte nun einen einzigen Zweck: nämlich ihr soziales Selbstbewusstsein aufzupolieren, damit so etwas niemals wieder passieren konnte.

Wenn sie sich nicht auf ihren Beruf verlassen konnte – die einzige Konstante in ihrem Leben – was blieb ihr dann noch? Gestern hatte sie sich schon lächerlich gemacht, weil sie sich im Umgang mit anderen Menschen einfach so unfähig zeigte.

Auf dem Oberdeck wurde das Frühstück für die Passagiere serviert, und Lana stellte sich am Obstbuffet einen reichhaltigen Teller mit exotischen Früchten zusammen. Dann suchte sie sich einen freien Platz direkt an der hohen Panoramascheibe, die einen herrlichen Blick über den endlosen Pazifischen Ozean bot. Die Aussicht wirkte auf Lana wie Balsam für ihre Seele.

Zwar bot ihr Apartment in Coogee ebenfalls Meerblick, allerdings nicht vergleichbar mit diesem! Die Nähe zur See hatte sie schon immer beruhigt, und Ruhe hatte sie nach ihrem Umzug von Melbourne nach Sydney dringend nötig gehabt.

„Genießt du die Aussicht an diesem Morgen?“

Ihr Herz klopfte schneller, als sie zu Zac hochsah. Er trug ein marineblaues Poloshirt mit passender Hose und hatte sich die nassen Haare zurückgekämmt. Sein charmantes Lächeln saß perfekt und war ebenso schön wie die atemberaubende Umgebung.

Eilig nahm Lana einen Schluck von ihrem Wasser, um ihre trockene Kehle zu befeuchten. „Ja, sie ist wirklich einmalig.“

Dabei schenkte er dem Pazifik keinerlei Beachtung, sondern starrte nur Lana an. „Einmalig trifft es auf den Punkt.“

Sie errötete und senkte ihren Blick. Gegen einen Mann wie Zac war sie schlichtweg machtlos, das musste sie sich eingestehen. Er beherrschte das Spiel zwischen den Geschlechtern, ganz im Gegensatz zu ihr.

„Solltest du dich nicht unter die Gäste mischen?“, fragte sie, spießte mit der Gabel ein Stück saftige Mango auf und biss herzhaft hinein.

Wie in Zeitlupe streckte er die Hand aus und fing mit der Fingerspitze einen Tropfen Fruchtsaft auf, der Lana aus dem Mundwinkel lief. Dann leckte er den Finger ab und grinste. „Lecker!“

Lana war sprachlos über diese intime Geste.

„Aber du hast natürlich recht“, plauderte er weiter. „Ich sollte mich an die Arbeit machen. Schließlich kann ich meine Aufmerksamkeit nicht nur einer einzigen Frau schenken“, neckte er sie. „So verführerisch sie auch sein mag.“

Mit diesen Worten schlenderte er davon. Lanas Mundwinkel kribbelte noch an der Stelle, wo Zac sie berührt hatte. Großartig! Wenn diese Aktion der erste Schritt seiner sogenannten Beweisführung sein sollte, steckte sie in Schwierigkeiten – großen Schwierigkeiten.

Mit zitternden Händen beendete sie ihr Frühstück, um das Deck so schnell wie möglich verlassen zu können. Wann immer sie aufschaute, sah sie ihn, wie er zwischen den Tischen umherflanierte und sich mit diversen Leuten unterhielt. Einmal trafen sich sogar ihre Blicke, und wieder spürte Lana, wie sie rot wurde. Warum war sie nur so schlecht darin, mit Männern zu flirten?

Außerdem war ihr heiß, unerträglich heiß. Hastig und mit gesenktem Kopf steuerte sie kurz darauf auf die Tür zu den Fahrstühlen zu und verfluchte das Schicksal, das sie ständig wieder mit Zac McCoy zusammenführte.

Zac beobachtete Lanas überstürzten Abgang und blätterte mit einem triumphierenden Grinsen in den Papieren auf seinem Clipbord. Er hatte sie mit seiner kleinen Geste aus der Fassung bringen wollen, und das war ihm augenscheinlich gelungen.

Vielleicht war er dabei eine Spur zu weit gegangen, aber er hatte dieser Gelegenheit einfach nicht widerstehen können. Er war zu neugierig, ob es ihm gelingen konnte, die kühl-überhebliche Fassade zu durchbrechen, die Lana vor sich hertrug.

Ihm war klar, dass er sie am vorherigen Abend bis zu einem Punkt getrieben hatte, an den sie unter normalen Umständen niemals gekommen wäre. Ganz offensichtlich strotzte eine Frau, die am ersten Abend ihrer Kreuzfahrt in einem derart zugeknöpften Kleid und so dezent zurechtgemacht zum Abendessen erschien, nicht gerade vor Selbstbewusstsein.

Trotzdem konnte er sie nicht in Ruhe lassen. Vielleicht lag es am Arbeitsdruck, der auf ihm lastete. Immerhin musste er einen Saboteur überführen und die schlechte Publicity der Kreuzfahrtlinie stoppen. Sein Onkel verließ sich auf ihn, und er schuldete Jimmy unglaublich viel. Schon einmal hatte er ihn enttäuscht, und das durfte niemals wieder geschehen.

Zac musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren und jeden Passagier auf diesem Schiff davon überzeugen, dass er nichts weiter als der neue PR-Mann war. Sein ganzer Plan hing von diesem Täuschungsmanöver ab. Auch wenn er normalerweise der Geschäftsführer dieser ganzen verflixten Flotte war und sich für gewöhnlich um ganz andere Dinge zu kümmern hatte.

Und trotz allem reizte es ihn ungeheuerlich, Lanas wahren Charakter zu erforschen. Aber seine Arbeit stand im Vordergrund, sie war verlässlich, berechenbar und hatte ihn noch nie im Stich gelassen. Sie war der Fixpunkt in seinem Leben, und genau so wollte Zac es auch in Zukunft halten.

Konzentriert las Lana die Neptune’s News, die schiffseigene Tageszeitung mit Veranstaltungsplan. Sie lag auf dem Sonnendeck am Pool und fühlte sich durch das reichhaltige Angebot an Aktivitäten völlig überfordert: Vorträge über die Häfen, die sie anlaufen würden, Weinproben, Kunstworkshops, Tanzstunden – die Liste war endlos.

Letztendlich entschied sie sich für Balltanz, da sie so etwas schon immer einmal hatte lernen wollen, sich aber nie getraut hat. Einen Walzer zu beherrschen konnte möglicherweise auf lange Sicht zu ihrer Selbstsicherheit beitragen.

Doch den Ballsaal zu finden, war leichter gesagt als getan. Es gab zwar überall auf dem Schiff Lagepläne, aber Lana hatte dennoch Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Endlich erreichte sie ihr Ziel und stellte zu ihrer Bestürzung fest, dass den vielen Damen, die sich auf der einen Seite des Raums versammelt hatten, offenbar nicht genug Männer gegenüberstanden. Von Mavis, der Frau direkt neben ihr, erfuhr sie, dass diese Männer von der Kreuzfahrtgesellschaft extra als Tanzpartner für alleinstehende Damen engagiert wurden.

„Dies ist meine siebte Reise, Schätzchen. Was glauben Sie, warum ich immer wieder mitfahre? Auch wenn ich schon siebzig bin, diese versierten Burschen geben mir das Gefühl, nicht älter als zwanzig zu sein, wenn sie mich über den Tanzboden wirbeln. Und dann sehen sie auch noch so unverschämt gut aus!“

Lana unterdrückte ein Lächeln. Sie schätzte den jüngsten der professionellen Tanzpartner auf etwa Mitte fünfzig. Aber die Herren waren äußerst erfahren im Umgang mit den alleinreisendes Ladys, und bald hatten sich Paare gefunden. Ein paar Männer waren nachträglich dazugerufen worden, und nach einer Weile war Lana die einzige Frau ohne Tanzpartner.

Geschichte meines Lebens, dachte sie trocken.

„Keine Sorge, Schätzchen. Sie sind die Glückliche, die mit dem Lehrer tanzen darf.“ Als alte Veteranin wusste Mavis offensichtlich, wie die Dinge liefen.

„Ich hoffe, er ist gut“, gab Lana ironisch zurück und versuchte sich an einem unbeholfenen Sambaschritt, um ihren Scherz zu unterstreichen.

„Ich bin sogar mehr als einfach nur gut. Die Frage ist: Kannst du da mithalten?“

Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wem diese tiefe, eindringliche Stimme gehörte. Das Schicksal hatte also noch nicht aufgegeben.

„Gut, meine Lieben, dann lassen Sie uns anfangen! Wie Sie sehen, bin ich nicht Rafe, der anvisierte Tanzlehrer. Er wurde in letzter Minute zu Proben für die heutige Abendveranstaltung gerufen, also müssen Sie mit mir Vorlieb nehmen. Für all jene, die mich noch nicht kennen: Ich bin Zac, der PR-Manager. Auch wenn ich kein professioneller Animateur bin, kann ich doch von mir behaupten, keine zwei linken Füße zu haben. Und während der letzten Jahre habe ich mir ein paar Dinge bei den Profis abgeschaut, also warum beginnen wir nicht gleich mit einem Walzer?“

„Alles, was Sie wünschen, Herzchen“, rief Mavis übermütig. „Wenn ich nur dreißig Jahre jünger wäre.“ Sie klimperte mit den Wimpern und fächelte sich etwas Luft zu.

„Hätte ich mich doch nur für den Schachkurs angemeldet“, brummte Lana und fragte sich, ob sie schnell einen verstauchten Knöchel vortäuschen sollte.

„Wie bitte?“

Es gab exakt zwei Möglichkeiten. Aus dieser unangenehmen Situation fliehen, wie sie es normalerweise tat, oder die Peinlichkeit ignorieren und die Herausforderung annehmen, so wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte.

Lana schüttelte den Kopf und schnitt eine leichte Grimasse. „Nichts.“

„Gut. Dann können wir mit dem Tanzen beginnen?“

Grinsend streckte Zac seine Hand aus, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sie zu ergreifen. Lana versuchte, sich zu entspannen, sie versuchte es wirklich. Aber als er sie mit einem Schwung näher an sich zog, wurde sie stocksteif.

Sein wissendes Lächeln machte alles nur noch schlimmer. „Wir beide passen perfekt zusammen.“

„Ich dachte, jetzt käme ein Walzer. So wie du mich hältst, sieht es aus, als wolltest du Lambada tanzen.“

„Du stehst wohl auf Dirty Dancing, was?“

„Schmeichle dir nicht selbst! Du könntest Patrick Swayze nicht das Wasser reichen.“

Seine Augen blitzten belustigt auf. „Und ich dachte, du würdest mir allmählich verfallen.“

Lana wich seinem Blick aus und wünschte, ihr Herz würde nicht so schnell schlagen. „Hörst du eigentlich niemals auf zu flirten?“

Sein Grinsen wurde breiter. „Ich bin sicher, Fred hat seinerzeit mit Ginger Rogers das Gleiche getan. Ich nehme lediglich meine Rolle sehr ernst.“

„Deine Rolle als Casanova meinst du?“

Ganz offensichtlich gefiel ihm dieses kleine Spielchen. „Wir sind doch beide erwachsen, was ist also falsch daran? Außerdem hast du mich doch herausgefordert. Erinnerst du dich?“

Selbst Schuld, dachte sie.

„Das ist doch albern. Ich habe mich gestern Abend dazu hinreißen lassen. Warum vergessen wir das Ganze nicht einfach?“

„Leider verfüge ich über ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und kann diesen Fehdehandschuh daher nicht vergessen. Aber ich bin bereit, mich für diesen Augenblick auf die Tanzschritte zu konzentrieren.“ Damit drehte er sie schwungvoll um ihre eigene Achse.

„Eine ziemlich plumpe Art, das Thema zu wechseln“, bemerkte sie, nachdem er wieder seinen Arm um sie gelegt hatte.

„Wer sagt, dass ich das Thema wechseln will? Mir gefällt unser Flirt. Du bist diejenige mit dem Problem.“

Wenn er wüsste!, schoss es ihr durch den Kopf.

Sie hatte überhaupt keine Erfahrung mit spielerischen Annäherungsversuchen. Jax hatte sie gezielt ausgewählt, sie umgarnt, all die richtigen Sachen gesagt und getan und sie damit schließlich fest um den Finger gewickelt. Zum Flirten war es gar nicht gekommen. Und was ihre zwei weiteren Dates betraf, beschränkten diese sich auf verkrampfte Essenseinladungen mit ein wenig Smalltalk und beiderseitigen gehetzten Blicken auf die Uhr.

Lana hatte kein Problem mit dem Flirten, sie konnte es schlichtweg nicht.

Plötzlich stolperte sie, zuckte zusammen, trat Zac auf den Fuß und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.

„Sachte, Ginger, lass dich einfach von mir führen!“

Sie hörte kein Lachen in seiner Stimme, sonst hätte sie ihm vermutlich mit dem Absatz noch einmal absichtlich auf den Fuß getreten und wäre davongelaufen. Aber er hielt sie nur noch etwas fester in den Armen, drückte seine Hand gegen ihren Rücken und zählte leise die Schritte, während er sie quer über die Tanzfläche bewegte.

Leider half ihr das Zählen auch nicht weiter. Steif und ungelenk hing sie an seiner Schulter und biss sich frustriert auf die Unterlippe. „Tut mir leid.“ Ihr Puls hämmerte laut in ihren Ohren, und sie starrte fest auf die breite Brust vor sich.

Mitten in der Bewegung hielt er inne und legte ihr einen Finger unter das Kinn, damit sie ihm in die Augen sah.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Hier geht es darum, tanzen zu lernen. Und für eine Anfängerin machst du dich blendend.“

Sein Verständnis tat ihr überraschend gut. Dabei wollte sie eigentlich keinen Gefallen an ihm finden, sondern sich lieber über seine dreiste, selbstherrliche Art aufregen. Das war irgendwie sicherer.

„Hör nur auf die Musik, und lass dich vom Rhythmus tragen!“

Fred Astaire Junior hatte gut reden! Ihr zweifelnder Gesichtsausdruck entlockte ihm ein Kichern.

„Komm schon! Es wird dir gefallen.“

Zu ihrer Verwunderung behielt er recht. Sobald sie nicht mehr an ihre Füße dachte und auch die Tatsache ignorierte, dass er sie eng in seinen Armen hielt, begann sie sich zu entspannen. Die Musik umspülte sie, sanft und dennoch eindringlich, und ohne es zu merken, fing Lana an zu summen – völlig gefangen in diesem magischen Moment.

Sie schloss die Augen und stellte sich vor, ein rotes, sündhaft verführerisches Ballkleid zu tragen, dessen hauchdünne Chiffonschichten sich bis zum Boden ergossen und bei jeder Bewegung sachte raschelten. Dazu trug sie in ihrer Vorstellung hochhackige rote Samtschuhe und weiße Handstulpen, die bis zu den Ellenbogen reichten.

Mit der richtigen Frisur und einem dramatischen Make-up war das Bild perfekt, und Lana ging buchstäblich in dieser Fantasie auf. Während sich all ihre Bewegungen Zacs Führung anpassten, durchströmte sie ein Glücksgefühl, wie sie es noch nie erlebt hatte.

Nie hatte sie sich so leicht, grazil und elegant gefühlt. Wenn das alles nur an dieser Tanzstunde lag, würde sie sich gleich nach ihrer Rückkehr bei einer geeigneten Schule anmelden. Doch sie befürchtete, dass diese einzigartige Erfahrung Zac zu verdanken war. Er gab ihr Selbstvertrauen und das Bewusstsein, den Augenblick zu genießen und sich fallen zu lassen.

Als die Musik erstarb, riss sie ihre Augen auf, und Lana wurde mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurückgeschleudert. Doch der Aufprall wurde durch die aufrichtige Bewunderung in Zacs Mienenspiel vollständig aufgefangen.

„Du bist sehr gut.“

Dieses Kompliment freute sie riesig. „Danke, du aber auch.“

„Bereit für einen Cha-cha-cha?“

Trotz ihrer aufkeimenden Nervosität nickte sie. „Sicher. Versuchen wir es!“

Sie bewältigten nicht nur den Cha-cha-cha mit Bravour, Zac brachte ihr auch noch den Grundschritt des Foxtrotts bei. Während die anderen Kursteilnehmer um sie herumtanzten, folgte Lana konzentriert jeder seiner Bewegungen und war ganz versessen darauf, so schnell wie möglich seine schwierigeren, ausgefeilten Figuren zu lernen.

Nach der Stunde ließ sie sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Ihr Gesicht war gerötet, und die Füße taten ihr weh. Zac hockte sich neben sie und strich ihr ein paar feuchte Strähnen aus der Stirn. Ein Teil von Lana fühlte sich wie eine professionelle Turniertänzerin.

„Du steckst voller Überraschungen, Ginger, weißt du das?“

„Warum? Weil ich dir nicht alle Zehen gebrochen habe, sondern nur ein paar?“

Er lachte. „Es wird dich freuen, zu hören, dass es meinen Zehen hervorragend geht. Meine Füße mussten sich nur richtig anstrengen, um mit dir Schritt zu halten, nachdem du einmal den Bogen raus hattest.“

Aus genau diesem Grund war er ein PR-Mensch. Wahrscheinlich trug er auf Kreuzfahrten noch für unzählige andere leichtgläubige Frauen so dick auf.

„Du bist auch kein allzu schlechter Lehrer, wenn du dich mal auf die Sache konzentrierst und das Geplänkel außer acht lässt“, scherzte sie.

„Danke“, prustete er ironisch und richtete sich auf. Dabei erhaschte Lana einen Blick auf seinen flachen, braun gebrannten Bauch – unfassbar sexy! „Sehen wir uns beim Abendessen?“

Sie murmelte etwas Unverständliches, freute sich aber insgeheim auf später.

„Also, bis dann.“

Als er wegging, kühlte Lana ihre Wangen mit den Händen und fragte sich, warum ihr noch wärmer war als direkt nach dem Tanzen. Vielleicht war es einfach die Freude darüber, dass sie heute etwas Neues ausprobiert hatte und so erfolgreich damit gewesen war. Das verdankte sie nur Zac, und Lana fragte sich, was er wohl noch alles tun könnte, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Allerdings durfte sie ihn in diesem Fall nicht zu sehr auf Abstand halten …

3. KAPITEL

Nachdem Zac Lana mit seinem Einfühlungsvermögen während der Tanzstunde tief beeindruckt hatte, zerstörte er diesen Eindruck gleich wieder, indem er sich beim Abendessen ungerührt an sie heranmachte. Und sie tat ihr Bestes, ihn mit einsilbigen Antworten zu entmutigen. Ihr gefiel der Umstand nicht, dass er ihre Begegnungen als Spiel zu betrachten schien. Ihre Schüchternheit war ein Makel, der Lana sowohl beruflich, als auch sozial und vor allem in Liebesdingen im Weg stand. Zac dagegen glaubte scheinbar, sie könnte ihre Scheu einfach ablegen, wenn er Lana nur genügend provozierte.

Zum Glück hatte das Schiff heute in Noumea angelegt, und sie wollte keinen weiteren Gedanken an Zac verschwenden. Stattdessen erforschte sie die französisch inspirierte Hauptstadt von Neukaledonien, ihre modischen Boutiquen und gemütlichen Straßencafés, die von zauberhaft angelegten Alleen flankiert wurden, und genoss jede einzelne Minute in vollen Zügen.

Tief atmete sie das Aroma frisch gebrühten Kaffees ein, das mit einer leichten tropischen Brise durch die Straßen wehte. Sie aß ein paar luftig leichte Minicroissants und stöberte durch die Läden. Ebenfalls etwas, das sie sich zu Hause eigentlich nie gestattete. Wenn sie einkaufen ging, dann nur, um notwendige Dinge des alltäglichen Lebens zu besorgen, ganz gleich, wie oft Beth sie zu ausgiebigen Shoppingtagen überreden wollte.

Aber in diesem herrlichen Klima und mit der Urlaubsstimmung im Herzen konnte sie den verlockenden Schaufenstern nicht widerstehen. Ein paar funkelnde Schmuckstücke fielen ihr besonders ins Auge, und so betrat sie spontan ein kleines Geschäft, in dessen Regalen genügend Kleider hingen, um die gesamte Südpazifikküste auszustatten. Ihre Hand glitt über seidene Sarongs, kurze Sommerkleider mit Spagettiträgern, und schließlich blieb Lana vor der Bademode stehen. Sie selbst besaß nur einen hochgeschlossenen schwarzen Badeanzug, denn damit schwamm sie auch zu Hause ihre Bahnen beim Training.

Warum fiel ihre Wahl heute auf einen kirschroten Bikini, der zudem noch extrem knapp geschnitten war? Traute sie sich überhaupt, so etwas zu tragen?

Unschlüssig legte sie ihn zurück und widmete sich den Strohhüten, aber fühlte sich gleichzeitig magisch von dem Bikini angezogen. Er war so neu, so schillernd und stand in krassem Kontrast zu den Kleidungsstücken, die sie sich für gewöhnlich kaufte.

Lana sah auf ihre getragenen Flipflops hinunter, auf die kakifarbenen Bermudashorts und ihr ausgewaschenes graues T-Shirt. Dieser Bikini war eine echte Versuchung. Allein ihn anzusehen, verursachte ein verwegenes Gefühl in ihrer Magengegend, ähnlich wie sie es beim Tanzen in Zacs Armen verspürt hatte.

Letztendlich war es der Wunsch, dieses Gefühl zu konservieren, der sie dazu veranlasste, den Bikini zu greifen und auf den Verkaufstisch zu legen, bevor sie ihre Meinung ändern konnte.

Dann suchte sie in ihrer Strohtasche nach ihrem Portemonnaie und schämte sich für ihren hochroten Kopf. Schließlich tätigte sie lediglich einen ganz normalen Einkauf, so wie ihn andere Frauen jeden Tag erledigten.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als ihr plötzlich eine Flüssigkeit an ihr Ohr gesprüht wurde.

„Dieser Duft wäre perfekt für mademoiselle“, flötete der junge Verkäufer.

Sie schüttelte den Kopf und wollte gerade ablehnen, als sie unfreiwillig eine leichte Mischung aus Blütenaroma und Vanille inhalierte. Nach dem ersten ungewohnt aromatisierten Atemzug wirkte das Parfum unbeschreiblich feminin und elegant.

Dabei hatte Lana noch nie in ihrem Leben ein echtes Parfum besessen. Aber als der Verkäufer mit fragenden, weit geöffneten braunen Augen erneut beteuerte, wie gut es zu ihr passen würde, reichte sie ihm wortlos die Kreditkarte und nickte zustimmend. Anschließend nahm sie die Tüte entgegen, in der sich Gegenstände befanden, die sie sich so noch nie gekauft hatte.

Unbewusst hielt sie den Kopf etwas höher und fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. Sie konnte eine Frau sein, die nicht einfach übergangen wurde, wenn es um eine aufregende Reise nach Ägypten als Sprecherin des Museums ging, nur weil sie angeblich nicht extrovertiert genug war.

Allerdings hielt ihre neugewonnene Haltung nicht lange an. Auf dem Weg zurück zum Schiff fühlte sie sich wie eine Idiotin.

Seit wann benutze ich denn Parfum?, fragte sie sich. Und dann noch dieser Bikini!

Verführerische, feminine Dinge für Mädchen, die über genügend Selbstvertrauen verfügten. Mädels, die es mit anmaßenden Matrosen wie Zac aufnehmen konnten und damit umzugehen wussten. Aber Lana war aus anderem Holz geschnitzt.

Ein Parfum nur wegen seines frechen Namens zu kaufen, machte sie noch nicht zur femme fatale. Sie konnte sich generell nicht vorstellen, jemals so auf Männer zu wirken. Damit sollte sie sich langsam einmal abfinden, anstatt die Hoffnung zu hegen, die Welt – und insbesondere Zac – vom Gegenteil zu überzeugen.

Zurück in ihrer Kabine verstaute sie die Tüte im Schrank und knallte die Tür fest zu. Geldverschwendung! Dann zwängte sie sich in ihren biederen Einteiler und machte sich auf den Weg zum Delfin-Pooldeck. Dort legte sie ihr Handtuch und ihren Sarong auf eine Liege und ließ sich in das erfrischende Wasser gleiten, um die Erinnerungen an ihren Einkauf buchstäblich abzuwaschen.

Mit geschlossenen Augen drehte sie sich auf den Rücken und glitt an der Oberfläche entlang, bis mit einem Mal ein dunkler Schatten auf sie fiel. Ganz langsam öffnete sie die Augen und erstarrte.

Dieser eine Moment der Unkonzentriertheit genügte, und Lana schluckte einen Schwall Wasser. Hustend richtete sie sich auf.

„Brauchst du Hilfe?“

Sie betrachtete die Hand vor sich und schüttelte vehement den Kopf. Dabei verspritzte sie ein paar Tropfen auf Zacs makellose Uniform.

„Nein, danke.“

Sein Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. „Bist du sicher? Erscheint es dir nicht verlockend, mich in den Pool zu ziehen?“

Dieser Gedanke war ihr gar nicht gekommen, aber nachdem er jetzt selbst davon sprach, fand Lana auch, dass ihm eine kleine Abkühlung nicht schaden konnte.

„Nicht wirklich. Und ich bin absolut in der Lage, ohne fremde Hilfe aus dem Becken zu steigen. Das heißt, wenn du mir aus dem Weg gehen würdest!“

„Mir gefallen starke Frauen.“

Sie verdrehte die Augen. „Du magst Frauen. Punkt.“

„Was ist so falsch daran? Schließlich bin ich ein kerngesunder junger Mann.“

Unwillkürlich fiel ihr Blick auf seine breiten Schultern und noch tiefer. Hastig warf sie den Kopf in den Nacken, um Zac wieder ins Gesicht zu blicken.

„Da muss ich mich wohl auf dein Wort verlassen.“

Damit stieß sie sich vom Beckenrand ab, teilte mit ihren Armen das Wasser und glitt rückwärts fort. Zac spazierte neben ihr her.

„Sosehr mir deine Meerjungfrauen-Einlage auch gefällt, warum kommst du nicht wieder an den Rand, damit wir ein bisschen plaudern können?“

„Über was?“

„Über heute Abend. Über dich und mich.“

Wie machte er das bloß? Ständig lagen Rätsel, Herausforderungen und reizvolle Versprechungen in seinen Worten. Als wären sein Killerlächeln und diese betörenden Augen nicht schon unwiderstehlich genug! Lange hielt Lana das nicht mehr aus …

Sie schwamm zur Leiter und stieg aus dem Wasser. „Sag am besten nichts mehr, sondern reiche mir einfach nur das Handtuch dort!“

Er war schlau genug, ihr schweigend zu gehorchen, und begnügte sich nur mit einem amüsierten Grinsen. Aus irgendeinem Grund hatte er sich darauf versteift, sie auf dieser Kreuzfahrt mit seiner Aufmerksamkeit zu beglücken, und für Lana bedeutete das puren Stress.

Warum ich?, überlegte sie. Ich kann am allerwenigsten mit seinem Charme umgehen, und von mir hat er nicht das zu erwarten, was er sich von seinen Annäherungsversuchen verspricht.

„Willst du gar nicht wissen, was ich heute für uns beide im Sinn habe?“, erkundigte er sich leicht beleidigt.

Lana war brennend interessiert, daran gab es keinen Zweifel. Aber sie würde den Teufel tun und das zugeben. Deshalb trocknete sie sich eilig ab, schlang sich den Sarong um und entschied sich für eine kühle Antwort. „Du wirst es mir bestimmt gleich erzählen.“

Zac zog die Augenbrauen hoch. „Schön, dass du schon so unfassbar gespannt bist. Das bedeutet wohl, ich komme einen Schritt weiter, dir zu beweisen, wie sehr ich dich mag.“

„Ich bin nicht gespannt“, behauptete sie kalt und mühte sich verzweifelt damit ab, ihren Sarong zu befestigen.

„Ach nein?“ Schweigend sah er dabei zu, wie sie einen verzerrten, unmöglichen Knoten in den Stoff schlang, schließlich aufgab und stattdessen die Arme vor der Brust verschränkte.

Wie gebannt heftete Zac seinen Blick auf ihren Ausschnitt, und Lana nahm die Arme sofort wieder herunter.

„Ich wollte nur sichergehen, dass du zum Inselbankett kommst. Das solltest du dir nicht entgehen lassen.“

„Ist es so gut, ja?“

„Viel besser, als du dir vorstellen kannst.“

Sein Tonfall verriet, dass er nicht nur vom Bankett sprach. Und genau mit diesem Punkt hatte Lana ihre Schwierigkeiten, weil sie nicht einschätzen konnte, ob Zac nur schlagfertig und bewusst dreist oder in echter Flirtlaune war. Sie kannte den Unterschied einfach nicht und hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte, ohne sich lächerlich zu machen.

„Tja, ich bin gespannt, was du mit deinen Kollegen und eurem Können vorbereitet habt“, sagte sie ausweichend.

Er trat einen Schritt auf sie zu und strich ihr leicht über den Arm. „Mein Können wird dich nicht enttäuschen. Das ist ein Versprechen.“

Du bist gefährlich gut in dem, was du tust!, warf sie ihm innerlich vor.

Jetzt war der Zeitpunkt, an dem Lana sich ergab und förmlich die weiße Flagge hisste. Zac hatte gewonnen. Er hatte sie lange genug mit seinen gut gewählten Worten und gekonnten Schachzügen bombardiert, um ihr zu beweisen, dass er sie mochte. Lana war ein Spielzeug für ihn, und sie war sich dessen bewusst. Wieso wollte sie dann ihre Logik beiseite schieben, die ihr riet, dieses Schiff zu ihrem eigenen Wohl so schnell wie möglich zu verlassen?

„Ich sehe dich heute Abend“, versprach er heiser und streichelte noch einmal verheißungsvoll über ihren Arm, bevor er verschwand.

Lana brauchte unbedingt einen Schub Selbstbewusstsein, und da momentan kein Tanztraining anstand, begnügte sie sich mit einem Spritzer ihres neuen frivolen Dufts.

Ihre Hand zitterte noch immer stark, als sie sich durch die Haare fuhr, also hatte ihre kleine Strategie nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Daher erwog sie sogar, sich das Abendessen in die Kabine bringen zu lassen, um einer Begegnung mit Zac aus dem Weg zu gehen.

Ihre Nerven lagen blank. Lana konnte nicht vorgeben, jemand zu sein, der sie einfach nicht war. Und sie hatte nicht die Kraft, sich in dem ewigen Gerangel mit Zac auf Dauer zu behaupten.

Während sie auf das große Festzelt zuschritt, das in etwa zweihundert Meter Entfernung vom Schiff aufgebaut worden war, genoss sie die warme Abendbrise, die Lanas Haut umschmeichelte. Aber ihre innere Anspannung war so groß, dass auch ein paar Spritzer Parfum nicht viel daran ändern konnten.

Angst lag ihr wie ein dicker Knoten im Magen. Lanas beruhigende Selbstgespräche hatten im geschützten Raum ihrer eigenen Kabine noch gefruchtet, hier jedoch versagte jedes gute Zureden. Wie sollte sie seinem unerbittlichen Charme widerstehen können?

Nervös glättete sie die Falten ihres altmodischen Kleids und betrat das Zelt, das von Hunderten glitzernder Lichter erhellt war, die sich draußen im Wasser spiegelten. Die edel gedeckten Tische waren beladen mit köstlichen Meeresfrüchten, Salaten und aufwändigen Desserts. Lana lief das Wasser im Mund zusammen, obwohl ihr Lieblingsmatrose noch nirgendwo zu sehen war!

Mavis trat strahlend von hinten an sie heran. Die alte Dame trug ein weites Blumenkleid und hatte sich eine Hibiskusblüte in die Haare gesteckt. „Aloha, Schätzchen!“

Lanas Höflichkeit verbot es, die andere Frau darauf hinzuweisen, dass man sich in dieser Gegend nicht hawaiianisch begrüßte. „Sie sehen ziemlich tropisch aus“, bemerkte sie stattdessen.

„Nun ja, uns hat wohl alle das Inselfieber gepackt, nicht wahr? Wo ist denn eigentlich ihr Verehrer? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen.“

„Mein Verehrer?“

Mavis schnalzte leicht. „Verkaufen Sie mich nicht für dumm, mein Mädchen! Ich habe gestern während der Tanzstunde beobachtet, wie dieser hübsche Seemann Sie angesehen hat. Ich mag alt sein, aber ich bin noch nicht senil. Und wenn mich meine Intuition nicht völlig täuscht, hat Ihnen seine Aufmerksamkeit außerordentlich gut gefallen.“

„Alles andere als das.“

„Warum leben Sie sich nicht ein wenig aus? Haben sie einfach Spaß, Schätzchen! Sie sind doch noch so jung. Sie sollten sich unters Volk mischen und ihre Zeit nicht mit einem alten Vogel wie mir verschwenden.“ Sie tätschelte Lanas Wange. „Und grüßen Sie den hübschen Bengel von mir!“ Damit spazierte sie kichernd davon.

Wie gern hätte Lana den Rat der alten Lady befolgt, aber mit lebenslangen Gewohnheiten zu brechen, war unglaublich schwer. Selbst wenn sie sich im Flirten versuchte, würde es für Zacs Erwartungen ausreichen? Sie bezweifelte es. Wenn sie auf ihn ei...

Autor

Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs. Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon,...
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Pia Engström
<p>Pia Engström liebt das wunderbare Schweden über alles – das ist wohl auch der Grund, warum sie den Handlungsort für ihre Geschichten hier ansiedelt. Dennoch packt ihren Mann und sie ab und an das Fernweh, und sie haben schon Reisen in einige entlegene Winkel der Erde unternommen. Die Liebe zur...
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