Rückkehr in die Oase der Liebe

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Heiß wie die Wüstensonne brennt in Scheich Zafir die Erinnerung an die schöne Kat! Jetzt hat er die Chance, sie zurückzuerobern: Der wertvolle Herzdiamant von Jandor wurde wiedergefunden. Topmodel Kat soll sich damit schmücken und gemeinsam mit Zafir um die Welt reisen. So will er die Schönheit seines Reichs präsentieren! Die letzte Station ihrer Reise ist eine Oase. Unter den Sternen des nachtblauen Himmels wird er Kat erneut zu der Seinen machen. Doch der Herrscher hat nicht mit dem Widerstand seiner unbezähmbaren Ex-Geliebten gerechnet …


  • Erscheinungstag 11.09.2018
  • Bandnummer 2352
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710392
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Scheich Zafir Ibn Hafiz Al-Noury, König von Jandor, lief rastlos den kunstvoll angelegten Mosaikweg entlang, ohne die plätschernden Fontänen des Springbrunnens inmitten der königlichen Gärten von Jahor oder die bunten Vögel wahrzunehmen, die zwischen den Büschen nisteten. Sein Palast war nur einer von vielen in der imposanten Hauptstadt seines Königreichs, das sich von den schneebedeckten Bergketten im Osten über endlose Wüste bis zum Meer im Westen erstreckte.

Zafir konnte nur an sie denken. Und es wurde immer schlimmer. Gerade hatte er eine wichtige Sitzung vorzeitig abgebrochen, weil er sich ständig mit ihr beschäftigte. Seit eineinhalb Jahren.

Lachhaft! Eine glatte Untertreibung! spottete eine innere Stimme. Die ersten drei Monate waren die Hölle gewesen. Die Erinnerung an sie hatte ihn nicht mehr losgelassen. Dann war sein Vater gestorben, und er hatte all seine Zeit und Energie der Thronübernahme und Regierung seines Landes widmen müssen.

Und nachdem er nun endlich durchatmen konnte, war sie wieder da – und verfolgte ihn bis in die Träume.

Gereizt lockerte Zafir sich den Kragen. Sexuelle Frustration, sagte er sich und blieb stehen. Ja, das war es. Seit ihr hatte er keine Frau mehr gehabt … das machte ihm zu schaffen.

Nicht, dass er kein Interesse an Frauen hätte. Er hatte sich nur besessen in die Arbeit gestürzt, sich den Verantwortungen und Pflichten gestellt, die er seinem Volk schuldete. Doch nun begann der Ministerrat zunehmend Druck auf ihn auszuüben, dem Land endlich eine Königin und königliche Erben zu präsentieren, um die Zukunft des Landes zu sichern.

Zafir stieß eine Verwünschung aus, die die Vögel erschrocken aufstieben ließ. Genug. Er wirbelte herum und verließ den Palasthof. Höchste Zeit, sich auf die Suche nach einer würdigen Königin zu machen und sie endlich zu vergessen.

Unwillkürlich blieb er stehen, als er das Eingangstor mit der überwachsenen hohen Gartenmauer des Nachbargrundstücks erreichte. Seit Jahren hatte hier kein Gärtner mehr Hand angelegt, und Zafir hatte sich seit seiner Machtübernahme nicht um das Grundstück gekümmert. Seine Untergebenen beobachteten es abergläubisch, und einige hielten es für verhext.

Vielleicht war es das auch …

Vor dem Eingangstor blieb Zafir stehen und spähte in den wild überwucherten Seitengarten des Palastes. Heute war der neunzehnte Todestag seiner Schwester, wurde ihm bewusst. Damals war er dreizehn gewesen, Sara gerade erst elf …

Wie unter einem Zwang betrat er die Anlage.

Der Rasen war gemäht, doch im Teich, den er zwischen dem wild wachsenden Unkraut erkennen konnte, befand sich kein Wasser. Nirgends gab es hier blühende Büsche oder exotische Vögel. Alles wirkte wie in einem Zauberschlaf – tot.

Dennoch konnte er seinen Bruder Salim – Saras Zwilling – selbst jetzt noch schreien hören. Gegen seinen Willen durchlebte Zafir erneut, wie er aufgelöst in den Garten gestürmt war und Saras leblosen Körper auf den Armen seines Bruders entdeckte. Ihr Kopf hing merkwürdig schief herunter, das Gesicht war totenbleich, ihr langes, schwarzes blutverkrustetes Haar hatte das Wasser des Teiches blutrot gefärbt.

Voller Panik hatte Zafir seinen Bruder anschreien wollen: So tu doch etwas, Salim!

Doch im Grunde genommen hatte er gewusst, dass seine Schwester tot war. Er hatte versucht, sie seinem Bruder abzunehmen, um sie in den Palast zu tragen und Hilfe zu holen, doch Sara war nicht mehr zu retten gewesen. Salim hatte seine tote Zwillingsschwester verzweifelt umklammert, ihn nur heiser angeschrien: „Du kannst ihr nicht mehr helfen, Zafir! Rühr sie nicht an … Lass uns in Ruhe!“

Sara war von der hohen Gartenmauer gestürzt, auf der sie mit Salim trotz Zafirs ständiger Warnungen oft herumgeklettert war, und hatte so schwere Kopf- und Nackenverletzungen davongetragen, dass sie gestorben war. Danach hatte Salim wochenlang kein Wort mehr gesprochen …

Jetzt schämte Zafir sich, weil er sich vor allem daran erinnerte, dass er damals neidisch auf die enge Beziehung zwischen Salim und Sara gewesen war, die sich gegen alle anderen abgeschottet hatten. So hatte Zafir sich schließlich bewusst von ihnen ferngehalten. Was gäbe er jetzt darum, wenn seine Schwester noch am Leben wäre …

„Pardon … Sire?“

Zafir spannte sich an. Nur wenige ertappten ihn unvorbereitet, und er hasste es, gestört zu werden, wenn er sich einmal gestattete, persönlichen Gedanken nachzuhängen.

Er blieb stehen, ohne sich umzudrehen. „Ja, Rahul?“

Der Palastangestellte räusperte sich. „Der Herzdiamant von Jandor, Sire … wir müssen unbedingt darüber sprechen. Und natürlich auch über die damit verbundenen geplanten diplomatischen Staatsbesuche.“

Zafir schloss kurz die Augen und verdrängte die schmerzliche Vergangenheit. Unwirsch drehte er sich zu dem jungen Berater um, den er nach dem Tod seines Vaters vor fünfzehn Monaten gegen die Empfehlungen seines Kabinetts ernannt hatte. Die Minister hatten ihm dringend nahegelegt, den konservativen Chefberater beizubehalten und nicht alles auf den Kopf zu stellen. Doch Zafir wollte sein Land in die Moderne führen und bemühte sich geschickt, eigene Vorstellungen umzusetzen.

Ärgerlich machte er sich auf den Rückweg zum Palast, doch der junge Mann holte ihn ein. Er hatte sich an die Unberechenbarkeit seines anspruchsvollen Königs gewöhnt.

Das Herz von Jandor war ein seltener, berühmter Diamant, der jahrelang als verschollen oder gestohlen gegolten hatte und erst kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen außerhalb der Palastmauern wiederentdeckt worden war. Allgemein hielt man das für ein gutes Vorzeichen. Er war der größte bekannte rote Diamant der Welt und berühmt für seine einzigartige Schönheit. Als man ihn entdeckt hatte, war er herzförmig gewesen und entsprechend geschliffen worden, um seine natürliche einzigartige Form zu erhalten.

Ursprünglich war der Diamant in den Ostbergen von Jandor entdeckt worden. Sein Großvater hatte ihn Zafirs französischer Großmutter als Brautgeschenk überreicht, als er sie umworben hatte. Dass ihre Ehe die einzig glückliche in der Familiengeschichte gewesen sein solle, bezweifelte Zafir. Eine Liebesheirat war so selten wie der berühmte Diamant – und ebenso unwahrscheinlich.

Gereizt fragte er seinen Minister: „Und? Wie denken Sie darüber, Rahul?“

„Wir starten die diplomatische Tour nächste Woche – wie angesetzt.“

New York.

Zafir schluckte. Ein zweites Mal innerhalb weniger Minuten sah er sich gezwungen, an den Tod seiner Schwester, den Schmerz und die Trauer zu denken, die er in all den Jahren nie überwunden hatte.

Was, zum Teufel, war heute mit ihm los?

In Manhattan hatte ihre Beziehung begonnen. Und obwohl Zafir versucht hatte, sie aus seinem Gedächtnis zu löschen, machte es ihm immer noch zu schaffen, dass er ihr auf Anhieb verfallen war. Bis es fast zu spät gewesen wäre …

Zafir beschleunigte den Schritt, als könnte er damit der Vergangenheit entrinnen. Doch selbst in den Palastbüros hatte er allzu lebendig vor Augen wie sie ihn mit ihren haselnussbraunen Augen, dem sinnlichen Schlafzimmerblick, ihrem sündigen Lächeln verhext hatte. Als hätte sie genau gewusst, was sie anrichtete, als sie ihn tiefer und tiefer hineinzog in ihre …

„Sire?“

Mürrisch wandte Zafir sich seinem Berater wieder zu. „Ja, Rahul?“

Der junge Mann bewegte sich nervös. „Ich … hätte einen Vorschlag für den Diamanten.“

„Schießen Sie los“, forderte Zafir beherrscht. Sein Berater brauchte nicht zu wissen, wie durcheinander er war.

„Der Diamant soll während Ihrer diplomatischen Rundreise durch verschiedene Staaten als einzigartiges Beispiel der mannigfaltigen Attraktionen Jandors ausgestellt werden, die wir der Welt nahebringen wollen, um unsere Wirtschaft und den Tourismus anzukurbeln.“

Zafir wurde ungeduldig. „Ich weiß, warum wir die diplomatische Rundreise angesetzt haben. Schließlich war es meine Idee.“

Der junge Berater hüstelte. „Ja, sicher, Sire. Wir wollten ihn in allen Städten in einer gepanzerten Glasvitrine zur Schau stellen …“

„Rahul …“ Zafirs Geduld war erschöpft.

Schnell sprach der junge Mann weiter. „Ich wollte Ihnen Folgendes vorschlagen: Statt den Diamanten in einer sterilen gepanzerten Umgebung vorzuführen, würde er aus allernächster Nähe doch viel atemberaubender wirken. Wenn die Leute ihn direkt vor sich haben, könnte er seine geheimnisvolle Ausstrahlung noch überwältigender entfalten.“

Nun wurde Zafir hellhörig. „Wie soll ich das verstehen?“

„Ich meine, Sie sollten jemanden einsetzen – ein Model – das uns auf der Tour mit dem Schmuck auf der Haut begleitet und bei allen Veranstaltungen anwesend ist. Auf diese Weise könnte seine Pracht so überwältigend auf die Leute wirken wie die Schönheit Jandors.“

Schweigend sah Zafir den jungen Mann an. Deshalb hatte er Rahul eingestellt – mit seiner unkonventionellen Denkweise sollte er frischen Wind und neue Ideen in die archaischen Strukturen des Beraterstabs seines Vaters bringen.

Der Vorschlag war gut, musste Zafir zugeben. Andererseits drängten sich damit Sicherheitsbedenken auf. Ihm kam eine zündende Idee.

Er wandte sich ab, weil er sie vor sich sah – in ihrer vollkommenen Schönheit – nackt, die endlos langen Beine auf dem Bett ausgestreckt … den Diamanten rubinrot auf ihrer makellosen Haut zwischen den hohen festen Brüsten schimmernd …

Blutrot …

Sie hatte sein Blut zum Kochen, ihn fast um den Verstand gebracht.

Genug! Höchste Zeit, seine Folterqualen zu beenden – um unbelastet weitermachen zu können. Das Wohl seines Landes stand auf dem Spiel.

Schon begann der Gedanke Form anzunehmen.

Aber wollte er die Vergangenheit wirklich heraufbeschwören und die einzige Person in den Mittelpunkt seiner Public-Relations-Kampagne stellen, die er nie wiedersehen wollte …?

Warum nicht? drängte seine Libido.

Wäre das nicht die ideale Gelegenheit, sein Verlangen zu stillen? Um sich danach befreit dem Volk von Jandor widmen zu können …

Es gab nur eine Frau, die er wirklich begehrte.

Diesen Einsatz schuldete sie ihm, sagte er sich grimmig. Sie hatte ihn belogen, verraten, ihm ihre zweifelhafte Vergangenheit verheimlicht. Vor eineinhalb Jahren war sie Hals über Kopf aus seinem Leben verschwunden, obwohl er nicht genug von ihr bekommen konnte.

Nachdem sie ihn verlassen hatte, verwünschte er sie. Und litt.

Lieber nicht daran denken, dass er sogar eine gemeinsame Zukunft mit ihr geplant hatte … sie heiraten und zu seiner Königin machen wollte. Wenn er sie diesmal nahm, wusste er, wer sie war – mit wem er es wirklich zu tun hatte. Er würde nichts empfinden, nur Begehren und Wollust. Würde es einfach genießen, wenn sie die langen Beine um ihn legte, sodass er tief in sie eindringen und seine brennende Lust ein für alle Mal stillen konnte.

Er wandte sich seinem Berater zu, der ihn gespannt beobachtete.

„Sire, es war nur ein …“

Zafir unterbrach ihn. „Ein großartiger Vorschlag, Rahul. Und ich weiß auch schon, wer unser Model sein wird.“

Der junge Mann wirkte erstaunt. „Wer, Sire?“

Zafirs Blut geriet in Wallung. „Kat Winters – das amerikanische Supermodel. Stellen Sie fest, wo sie sich aufhält. Auf der Stelle. Sie ist genau die Richtige für unsere Kampagne.“

Eine Woche später, Queens, New York.

Vom Rücksitz seiner Limousine, das Seitenfenster heruntergekurbelt, versuchte Zafir, sich einen Eindruck der Gegend zu verschaffen.

Nicht zu fassen … Kat Winters als Bedienung in einem überfüllten Schnellrestaurant im armseligen New Yorker Viertel Queens …

Eines der schönsten Models der Welt arbeitete in Jeans und T-Shirt, eine schwarze Servierschürze um die Taille, in einer billigen Imbissstube! Jetzt griff sie gehetzt nach einem Bleistift, den sie sich ins wirr zusammengedrehte Haar geschoben hatte, und nahm die Bestellungen einer Arbeitergruppe auf.

Alles in Zafir wehrte sich gegen diese Entdeckung – dennoch war er glücklich, sie wiederzusehen. Selbst in anspruchsloser Arbeitskluft und ohne Make-up war sie etwas Besonderes. Wie konnte ein Juwel wie sie sich an dieser Ecke der Welt verstecken? Und warum, zum Teufel, unter falschem Namen? Kaycee Smith …? Wie konnte sie es wagen, das großzügige Angebot abzulehnen, das er ihr über ihre Agentin übermittelt hatte?

Die obendrein auch noch beleidigend knapp reagiert hatte.

Kat Winters nimmt keine Modelaufträge mehr an.

Bitte von weiteren Angeboten absehen.

Niemand wies Zafir ab! Schon gar nicht eine Ex-Geliebte.

Er ließ seinen Fahrer das Wagenfenster schließen.

Lautlos glitt die Scheibe nach oben, während Zafir ausstieg und sich zu seiner beachtlichen Größe von einem Meter neunzig aufrichtete. Unwillkürlich sah er Kat wieder in schwindelerregenden Heels vor sich – die Lippen für ihn stets in Kusshöhe. Jetzt trug sie Turnschuhe, stellte er schockiert fest.

Ungläubig beobachtete Zafir einen Moment, wie sie vom Tisch zur Theke ging und die Bestellungen an das Personal weitergab.

Nicht mehr lange, nahm er sich vor und betrat das Restaurant. Im Handumdrehen trug sie wieder in High Heels, und ihre sinnlichen Lippen würden ihm wieder gehören. Wie alles an ihr …

Er hatte keine Ahnung, was für ein Spielchen sie mit der Kellnerinnennummer trieb, doch wenn sie ihn angehört hatte, würde sie dankbar sein, dass er ihr noch eine Chance gab: in seinem Leben und seinem Bett – sei es auch nur für einige Wochen, in denen er alles Versäumte mehr als nachholen würde.

„Kat!“

Blitzschnell begriff sie, was der Name bedeutete. Niemand hier nannte sie Kat. Jetzt war sie Kaycee. Und dann diese Stimme … so dunkel und sinnlich. Und wie er das Kat ausgesprochen hatte … nur bei ihm klang es so exotisch … und gebieterisch: Sieh mich an, nimm mich gefälligst zur Kenntnis!

Sie brauchte eine weitere Sekunde, ehe sie sicher sein konnte, dass nur ein Mann so auftrat.

Widerstrebend, ungläubig blickte sie von der Serviertheke auf.

Zafir.

Das durfte nicht wahr sein! Er konnte sich unmöglich in dieses unscheinbare Restaurant in Queens verirrt haben! Der Mann lebte in Fünfsternezonen, bewegte sich in überirdischen Regionen weit weg von diesem Ort. Ein Prinz.

Und inzwischen ein König.

Sicher, Julie, ihre Agentin hatte ihr vor zwei Tagen mitgeteilt, Zafir hätte sie als Model angefordert. Also hätte sie darauf gefasst sein müssen. Aber sie hatte es bewusst verdrängt. Naiv wie sie war. Auf den Besuch des Mannes, den sie einst verzweifelt geliebt hatte, war sie nicht vorbereitet.

Kat blinzelte, doch Zafir löste sich keineswegs in Luft auf. Er kam ihr sogar noch größer vor. Hatte er damals schon so unerhört breite Schultern gehabt? Wie ein Markenzeichen hatte sich ihr jede Einzelheit eingeprägt: Seine markanten aristokratischen Züge, die tief liegenden grauen Augen, seine olivfarbene Haut, das dichte, aus der hohen Stirn gestrichene dunkle Haar, die durchtrainierte Gestalt, die selbst im Mantel bedrohlich kraftvoll wirkte …

Statt des Bartes, den er damals getragen hatte, war er glatt rasiert und hätte weniger auffällig wirken müssen, doch das war nicht der Fall. Er schien seine geradezu überwältigende Männlichkeit förmlich vor sich herzutragen.

Kat wurde erst bewusst, dass sie seinen Namen laut ausgesprochen hatte, denn er neigte herausfordernd den Kopf zur Seite. „Du erinnerst dich also noch an meinen Namen, Zafir?“

Lächerlich, ihn zu vergessen! ließ sein spöttischer Ton anklingen. Kat erwachte aus ihrer Erstarrung. Er war hier. In ihrer Welt. Der Mann, von dem sie geträumt und befürchtet hatte, er könnte trotz allem in ihrem neuen Leben auftauchen.

Jetzt war er König.

In ihren Albträumen hatte er sie nur abschätzig angesehen, und oft war sie tränenüberströmt erwacht. Aber ihre Träume waren gefiltert und weniger demütigend. Manchmal war sie aufgeschreckt in dem Gefühl, er wäre noch bei ihr …

Beides war unmöglich.

Ihr Herz jagte, sie ahnte, dass Zafirs Besuch nichts Gutes bedeutete.

Scharf fragte Kat: „Was willst du hier? Hat meine Agentin meine Absage nicht an dich weitergegeben?“

Er zog eine Braue hoch, und Kat spürte, wie ihr Hitze in die Wangen schoss. So durfte man mit keinem Mann sprechen, der es gewohnt war zu befehlen und auf den vor dem Restauranteingang gut sichtbar zwei schwarz uniformierte Leibwächter warteten.

Aber sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war sie völlig aufgelöst, am Boden zerstört gewesen – die Katastrophe ihres Lebens war über sie hereingebrochen.

„Ich habe sie ignoriert“, erwiderte Zafir locker, obwohl es ihn traf, wie wenig erfreut Kat zu sein schien, ihn wiederzusehen.

Kampflustig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Typisch Zafir mit seiner unsäglichen Arroganz. „Falls du hier nicht essen willst – ich arbeite und kann meine Zeit nicht mit dir verschwenden“, wehrte sie ihn eisig ab.

Zafirs Lächeln verschwand, in seinen grauen Augen erschien ein gefährlicher Glanz. „Du hast mein Angebot abgelehnt. Das akzeptiere ich nicht.“

Verbittert dachte Kat an den schrecklichen Streit zurück, nachdem sie ihn verlassen hatte. „Das kann ich mir vorstellen. Weil du gewöhnt bist, dass alle nach deiner Pfeife tanzen. Ich nicht, Zafir.“

Als er sie mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, fühlte sie sich bedroht. Er kannte sie zu gut. Wusste, was sie bewegte, in ihr vorging. Trotz ihres selbstsicheren Auftretens sollte niemand merken, dass sie im Wohnwagen bei einer psychisch-labilen, drogenabhängigen Mutter aufgewachsen und ohne Abschluss von der High School abgegangen war.

Erstaunlicherweise hatte Zafir sie nie darauf angesprochen – ihr den Beweis eines Tages einfach unter die Nase gehalten und sie eiskalt aus seinem Leben gestrichen.

„Du hast dich verändert.“

Die Bemerkung traf sie wie eine Ohrfeige. Natürlich hatte sie sich verändert. Total. Und Zafir hier wiederzusehen, kam ihrem schlimmsten Albtraum gleich. Hatte er etwas herausgefunden …?

Nein, wohl nicht, versuchte Kat, sich zu beruhigen. Das war völlig unmöglich.

„Möchte der Gentleman hier essen, Kaycee?“

Sekundenlang sah Kat ihre Chefin nur verständnislos an, die Zafir mit Kennerblick musterte.

Kurz entschlossen nahm sie der Frau die Speisekarte ab und erklärte ihr: „Nein, ganz bestimmt nicht. Er hat sich nur nach dem Weg erkundigt und weiß jetzt Bescheid.“ Sie blickte Zafir an und hätte ihn am liebsten in Luft aufgelöst. „Nicht wahr, Sir?“

Ihre Chefin wurde von einer Bedienung abgelenkt, und Zafir warf Kat einen warnenden Blick zu. „Ich warte auf dich“, erklärte er ihr leise. „Es ist noch nicht vorbei.“

Dann drehte er sich um und ging.

Als ihre Schicht zwei Stunden später zu Ende war, wagte Kat nicht, das Restaurant zu verlassen. Zafirs Limousine stand immer noch davor. Und auch der bullige Geländewagen mit seinem Sicherheitsteam.

Er war entschlossen, sie abzupassen, wurde ihr entsetzt bewusst. Der Zafir, den sie gekannt hatte, wartete auf niemanden. Er war berüchtigt rastlos und ungeduldig, wie Ahnungslose schnell merken mussten. Wer seine Zeit vergeudete, wurde mit Blicken niedergemäht.

Schicksalsergeben schlüpfte Kat schließlich in ihren Mantel. Da Zafir ihre Agentin einfach übergangen und sie hier aufgespürt hatte, gab er nicht auf. Das sollte sie besser als jede andere wissen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam er es.

Auch sie hatte er verfolgt, bis er sie hatte. Bis ihr Widerstand gebrochen und sie zu allem bereit war … sich ihm mit Leib und Seele untergeordnet hatte. Obwohl sie schon damals wusste, dass sie nicht alle seine Erwartungen erfüllen konnte.

Kat zurrte sich den Mantelgürtel fest und hielt inne. Zu seiner Königin hatte er sie machen wollen. Selbst jetzt noch fand sie die Vorstellung beängstigend. Doch schließlich hatte sie ihn überzeugt, dass er sich ein falsches Bild von ihr gemacht hatte.

Kat wappnete sich, als sie das Restaurant durch die Hintertür verließ. In der Zwischenzeit war sie stärker, selbstsicherer geworden und konnte Zafir widerstehen. Er wusste nicht, was sie seit damals durchgemacht hatte.

Sobald sie ins Freie trat, wurde die Tür von Zafirs schwarzer Limousine aufgestoßen. Er stieg aus, richtete sich zu seiner achtunggebietenden Größe auf – und Kats Knie drohten nachzugeben.

Wortlos trat er beiseite und bedeutete ihr mit einer Handbewegung einzusteigen. Doch so leicht würde sie es ihm nicht machen! Würdevoll ging sie auf ihn zu, obwohl besonders ihre Füße sich nach dem langen Arbeitstag bemerkbar machten.

„Ich denke nicht daran einzusteigen, Zafir. Du verschwendest nur deine Zeit. Also verschwinde.“

Unerbittlich stellte er sie vor die Wahl: „Entweder wir unterhalten uns auf dem Gehsteig, wo man uns hören kann – oder wir fahren zu dir und reden dort.“

Was nun? Kat kämpfte mit sich und blickte sehnsüchtig die Straße entlang zu ihrem Apartmenthaus, das nur zwei Ecken entfernt lag. Wenn sie zu Fuß nach Hause ging, würde Zafir sie im Schritttempo in der Limousine begleiten. Und natürlich auch sein Sicherheitsteam. Blieb sie hier stehen, würden Leute aufmerksam werden … und tuscheln.“

Hinter sich hörte Kat eine Mädchengruppe kichern. „Na gut“, gab sie seufzend nach. „Aber sobald ich mir angehört habe, was du willst, gehst du.“

In Zafirs Augen erschien ein sanfter, umso gefährlicher Ausdruck. „Einverstanden … falls du dann noch willst, dass ich gehe.“

Was so wahrscheinlich war, wie ein Schneesturm in der gnadenlos heißen Wüste von Jandor. Doch Kat war entschlossen, sich von Zafir nicht überrumpeln zu lassen. Sein Auftauchen rief zu viele unbequeme Bilder wach. Erinnerungen an sein schönes exotisches Land – und wie sehr sie ihn geliebt hatte. Zafir war ihr wie die Sonne erschienen – strahlend hell und wärmend, doch tödlich, wenn man ihr zu nahe kam. Und sie war ihm zu nahe gekommen. So nahe, dass sie fast verbrannt wäre, als sie feststellen musste, dass von Liebe bei ihm keine Rede sein konnte.

Glückselig war sie gewesen, hatte ihn heiraten wollen, als er ihr den Antrag machte, und fast zu spät gemerkt, dass er sie nicht liebte. Gedemütigt hatte sie erkennen müssen, dass er sie nur besitzen wollte, weil er sie für „vollkommen“ hielt.

Mit hoch erhobenem Kopf schob sie sich an Zafir vorbei und stieg in den Wagen. Was mochte er von ihr denken … der Frau, die nur noch ein Schatten des einstigen Starmodels war?

Sobald sie in Wagen saß, warf Zafir den Wagenschlag zu, ging um die Limousine herum und stieg ein. Seine mächtige Gestalt wirkte bedrohlich auf Kat. Unwillkürlich drückte sie sich tief in die Polster des Luxusgefährts. Das war nicht mehr ihr Leben, wurde ihr bewusst. Würde es nie mehr sein …

„Kat?“

Zafir schien etwas gesagt zu haben, denn er wartete auf ihre Antwort.

„Wohin soll mein Chauffeur uns bringen?“

Sie schluckte. Ungewollt stieg eine ähnliche Situation wieder vor ihr auf. Damals hatte sie auch mit Zafir auf dem Rücksitz gesessen. Dann hatte er Kat zu sich auf den Schoß gezogen, ihr das Kleid hochgeschoben und …

Autor

Abby Green
<p>Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...
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