Verschwundene Liebesbriefe an Ritter Tristan

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"Liebster Ehemann, es ist mein vordringlichster Wunsch, dass unsere Ehe fortbestehen wird." Voller Sehnsucht schreibt Francesca an Tristan des Îles. Seit zwei Jahren ist der Graf in der fernen Bretagne, hat auf keinen ihrer Briefe geantwortet. In ihren Träumen fühlt sie sich ihm so sinnlich verbunden wie damals. Doch was, wenn Tristan sich nicht meldet, weil er ihre Ehe annullieren will? Denn inzwischen hat Francesca durch einen Schicksalsschlag ihr Erbe verloren. Und dann steht sie ihm unerwartet auf einem Fest gegenüber! Beim Blick in seine tiefblauen Augen schlägt ihr Herz rasend schnell. Sie weiß: Die Nacht der Entscheidung ist gekommen …
  • Erscheinungstag 23.04.2024
  • Bandnummer 364
  • ISBN / Artikelnummer 9783963692086
  • Laufzeit 08:38:00
  • Audio Format mp3-Download
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Leseprobe

PROLOG

Oktober 1175 – das Gut Paimpont in der Champagne

Seufzend legte Francesca die Schreibfeder zur Seite. Ihre Magd Mari legte weitere Scheite ins Feuer und murmelte missmutig vor sich hin. Sie war schon seit vielen Jahren im Dienst von Francescas Familie, ihr vertrautes Gesicht war von Falten zerfurcht. Obwohl Mari viel älter war, sah Francesca in ihr nicht nur ihre Dienstmagd, sondern auch ihre Freundin. „Mari?“

„Mylady?“

„Willst du hören, was ich geschrieben habe?“

Mari schob mit dem Schürhaken einen Scheit tiefer in den Kamin. „Wenn es sein muss.“

„Ich würde gern deine Meinung hören.“

Mari zog die Augenbrauen finster zusammen, der Schürhaken landete scheppernd auf dem Boden. „Ich weiß nicht, warum Ihr ihn mir vorlesen wollt, wenn Ihr ihn doch in die Bretagne abschickt, ganz gleich, was ich dazu zu sagen habe.“

„Das mag ja sein, dennoch weiß ich deine Meinung zu schätzen.“ Francescas Blick blieb an ihrem Siegelring hängen, den sie am Tag ihrer Heirat von Tristan erhalten hatte. Ihr zog sich die Kehle zu, als sie Tristan klar und deutlich vor ihrem geistigen Auge sah: die strahlend blauen Augen, das volle pechschwarze Haar, der kantige Kiefer. Tristan war der bestaussehende Mann, den sie kannte. Diese Ansicht wurde von vielen geteilt, was ihm den Beinamen Tristan le Beau – der schöne Tristan – eingebracht hatte. Zu Francescas Bedauern hatte sie ihn nie vergessen können, da die Erinnerung an ihn stets so lebhaft geblieben war, als hätte sie ihn eben noch gesehen.

Die Falten rund um Maris Mund wurden noch deutlicher sichtbar, als sie zum Tisch kam und auf das Pergament schaute. „Mylady, würdet Ihr meine Meinung schätzen, hättet Ihr gar nicht erst begonnen, diesen Brief zu schreiben. Ihr vergeudet damit nur Tinte. Das ist dieser Mann nicht wert.“

Francesca atmete tief durch. „Der Mann, wie du ihn nennst, ist Comte Tristan des Îles. Der Comte ist derzeit auch mein Ehemann. Ich möchte dich bitten, das nicht zu vergessen.“ Mari erwiderte darauf etwas Unverständliches, das eine Entschuldigung sein mochte, aber nicht sein musste. „Ich habe dich nicht darum gebeten“, fuhr sie fort, „deine Meinung über Lord Tristan kundzutun, denn die hast du bereits deutlich zu verstehen gegeben. Es geht um deine Meinung zu meinem Brief, nicht zu meinem Ehemann.“

„Ihr wollt ihn wiederhaben“, sagte Mari. „Mylady, er hat auf keinen Eurer Briefe geantwortet. Wieso glaubt Ihr, dass er es jetzt tun wird?“

Ein Anflug von Hoffnung. Francesca strich mit dem Zeigefinger über die drei Kelchblätter, die in ihren Ring geprägt waren. Ein Stich ging ihr durch die Brust, der noch immer so schmerzhaft war wie an jenem Tag vor fast zwei Jahren. Tristan. Tagsüber versuchte sie, ihn aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben, doch in ihren Träumen kehrte er in jeder Nacht zurück. Seine blauen Augen, umrahmt von dichten, dunklen Wimpern, seine starken Arme, die er um sie legte, seine vorwitzigen Finger, die an den Schnüren ihres Kleides zogen und den Stoff zur Seite schoben …

Als sie dann Mari ansah, hoffte sie, nicht bereits errötet zu sein. „Was ist, wenn meine Briefe ihn nie erreicht haben? Das wäre doch möglich.“

Mari schnaubte ungläubig. „Ein einzelner Brief mag verschollen sein, doch Ihr habt mehrere Briefe abgeschickt, und es können nicht alle Briefe verloren gegangen sein.“

Francesca biss sich auf die Unterlippe. Mari war davon überzeugt, dass sie auch weiterhin nichts von ihrem Ehemann hören würde. Dennoch wollte Francesca noch einen letzten Versuch wagen. Zugegeben, ihre Ehe mit Tristan war arrangiert worden, doch sie war sich sicher, dass nicht nur sie diese Freude am Tag ihrer Heirat verspürt hatte. Das hatte Mari nie verstehen können.

Tristan und ich, wir konnten uns gut leiden. Wir konnten uns wirklich gut leiden.

Leider blieb ihnen keine Gelegenheit, aus diesen Gefühlen Liebe entspringen zu lassen, zumindest nicht von Tristans Seite. Zuerst war er gerufen worden, um der kleinen Duchesse zu helfen und zu verhindern, dass die Bretagne zerfiel. Als Nächstes war Lady Clare auf Fontaine eingetroffen, und umgehend war Francesca als Erbin von Fontaine abgesetzt worden. Francesca war in dem Glauben aufgewachsen, die Tochter von Comte Myrrdin zu sein, bis sie schließlich dahintergekommen war, dass nicht einmal eine entfernte Verwandtschaft bestand. Sie war ein Niemand und hatte, wenngleich auch unwissentlich, Tristan unter falschen Voraussetzungen geheiratet.

Es hatte eine Zeit gegeben, da war Francesca davon überzeugt gewesen, wirklich etwas für Tristan zu empfinden. Und sie war auch der Meinung gewesen, dass Tristan sie mochte, da er sich nach ihrer Heirat als der aufmerksamste Liebhaber erwiesen hatte, den sie sich vorstellen konnte. Sie hatte angenommen, er würde eines Tages ihre Liebe erwidern. Und deshalb war sie auch nicht davon abzubringen, ihm noch einen letzten Brief zu schreiben. Sie hatten nie eine Gelegenheit gehabt, sich erst einmal kennenzulernen.

„Mari, wenn Comte Tristan diesmal nicht antwortet, werde ich ohne jeden Zweifel wissen, dass unsere Ehe beendet ist.“

„Das habt Ihr bei Eurem letzten Brief auch schon gesagt, und da hat er ebenfalls nicht geantwortet.“

Francesca ballte die Hände zu Fäusten, sodass sich ihr die Fingernägel in die Handflächen drückten. Etwas Wichtiges ging ihr durch den Kopf. Ich schenkte ihm nie ein Kind. Er brauchte einen Erben, und ich habe versagt. War er deshalb nie zu ihr zurückgekehrt? Fürchtete er, sie könnte keine Kinder bekommen? „Ich muss von ihm selbst erfahren, welche Absichten er hegt.“

Mari atmete aufgebracht aus. „Ihr habt den Mann seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Alle Eure Briefe blieben unbeantwortet. Worauf wartet Ihr noch? Nichts kann Euch an einem Neubeginn hindern. Das ist schon so, seit Ihr die Bretagne verlassen habt.“

„Als sich Lord Tristans und meine Wege trennten, herrschte in der Bretagne das Chaos. Das Herzogtum brauchte ihn unbedingt.“ Sie starrte auf das Siegelwachs auf dem Tisch. Es war silbern und entsprach einem Feld auf dem Schild ihres Ehemanns. „Die Bretagne braucht ihn nach wie vor.“

„Mylady, er ist Euer Ehemann. Er hätte doch sicherlich einige Wochen erübrigen können, um sich davon zu überzeugen, dass Ihr wohlauf seid, oder meint Ihr nicht?“

Francesca konnte nicht anders, als ihren Ehemann zu verteidigen, obwohl sie wusste, das würde zu nichts führen. Sie beide hatten darüber schon so oft gestritten, da Mari nicht von ihrer Haltung abrücken wollte, dass Tristan seine Ehefrau vernachlässigte.

„Mari, du vergisst die Rolle, die die Politik dabei spielt. Mylord Tristan verwaltet große Ländereien im Herzogtum, und das verpflichtet ihn dazu, der Duchesse seine Unterstützung zu geben. Die Duchesse ist noch nicht erwachsen, sie ist auf Comte Tristan und andere Lords angewiesen, die loyal zur Bretagne stehen. Zu viele Adlige gehen mit ihrer Verantwortung allzu nachlässig um. Aber nicht Tristan. Die Duchesse und ihr Herzogtum verlassen sich auf ihn.“

Mari konnte nur den Kopf schütteln und schürzte die Lippen. „Es gibt keine Hoffnung für Euch, Ihr seid von diesem Mann völlig betört. Das wart Ihr schon, als Ihr Fontaine verlassen habt, und daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Aber er ist das nicht wert.“

Daraufhin stand Francesca auf und ging langsam zum Feuer. Es fiel ihr nicht leicht, beim Reden die Ruhe zu bewahren, doch es gelang ihr. „Solange unsere Ehe nicht aufgelöst worden ist, bleibt Lord Tristan mein Ehemann.“ Sie kehrte zurück zu ihrem Tisch.

„Mylady, er hätte bereits im letzten Jahr zu Euch zurückkehren sollen!“

„Himmel, Mari, das war ihm nicht möglich. Der englische König hatte zahlreiche bretonische Grafschaften in Schutt und Asche legen lassen, und der Rat verließ sich ganz auf meinen Ehemann, dass er die örtliche Bevölkerung beschützen würde.“ Wieder ging Francesca zum Kamin. Die Flammen züngelten an den Kanten der Scheite. Gereizt zog sie an ihren Röcken, dann drehte sie sich um und steuerte abermals auf den Tisch zu.

„Comte Tristan hat das Herzogtum verlassen, wie mir zu Ohren gekommen ist“, sagte Mari.

„Er hat sich auf den Weg nach England gemacht, um sich für das Herzogtum einzusetzen. Schließlich muss er dort die Interessen von Duchesse Constance vertreten.“

„Und auch seine eigenen Interessen, wage ich zu behaupten. Dieser Mann hat nur Politik im Kopf.“

Francesca wusste, dass ihre Magd den Finger genau in die Wunde gelegt hatte. Für Tristan gab es nichts Wichtigeres als Politik. Politik und seine Pflicht. Sie als seine Frau war ihrer vorrangigen Pflicht nicht nachgekommen, denn sie hatte ihm keinen Erben geschenkt. Bedauernd griff sie nach dem Pergament und rollte es zusammen. „Ich verstehe, warum du mir nicht helfen willst.“

Hastig streckte Mari eine Hand aus. „Es tut mir leid, Mylady. Bitte lest mir den Brief vor.“

„Danke. Und denk immer daran, dass es der letzte Brief ist, den ich ihm schicken werde.“ Sie rollte das Pergament auseinander und begann vorzulesen:

Rechtmäßiger und geehrter Ehemann,

ich schreibe dir von deinem Gut in Provins. Ich bete zu Gott, dass du bei guter Gesundheit bist und dass dir seit meinem letzten Brief kein Schaden zugefügt wurde. Uns kam zu Ohren, dass die Scharmützel, die zwischen König Henry von England und den Rebellenführern ausgebrochen waren, ein zufriedenstellendes Ende genommen haben. Ich vertraue darauf, dass die Verhandlungen der Rebellen mit dem König und seinem Sohn Prinz Geoffrey zu einem dauerhaften Frieden führen werden. Derweil lebe ich in der Hoffnung, dass du bald von einigen deiner Pflichten entbunden werden wirst.

Ich muss dich etwas fragen, das unsere Ehe angeht. Sicher kommst du dir so vor, als hättest du eine Betrügerin geehelicht, wofür ich mich nur entschuldigen kann. Bei meiner Ehre schwöre ich dir, dass ich nicht die Absicht hegte, dich zu täuschen. Bei allem, was mir heilig ist, kann ich dir versichern, dass ich wirklich geglaubt hatte, die Tochter von Comte Myrrdin zu sein. So wie du habe ich mich für die Erbin von Fontaine gehalten.

Du sollst wissen, dass ich es nicht erwarten kann, deine Pläne hinsichtlich unserer Ehe zu erfahren. Wünschst du, sie fortzusetzen? Liebster Ehemann, es ist seit Langem mein vordringlichster Wunsch, dass unsere Ehe fortbestehen wird. Doch da ich von dir nichts mehr gehört habe, muss ich daraus den Schluss ziehen, dass du unsere Ehe für ungültig erklären lassen möchtest. Wenn dem so ist, verspreche ich dir, dass ich mich dir nicht in den Weg stellen werde.

Mein geehrter Ehemann, ich glaube, du verstehst, dass ich mir über meinen wahren Status nicht im Klaren war, bevor Lady Clare auf Fontaine eintraf und den Beweis lieferte, Comte Myrrdins wahre Tochter zu sein. Ich dagegen bin keine Dame. Ich bringe dir kein Land und keine Einnahmen, ausgenommen vielleicht jene, die im Zusammenhang mit dem unbedeutenden Gut St. Méen stehen könnten. Wie in meinem letzten Brief bereits angesprochen, waren Comte Myrrdin und seine leibliche Tochter so entgegenkommend, mir dieses kleine Anwesen zu überlassen.

Mein Ehemann, ich bitte dich inständig, mich wissen zu lassen, ob unsere Ehe weiterhin Bestand haben wird. Ich wäre zutiefst betrübt, solltest du dich für eine Aufhebung entscheiden, dennoch werde ich auch dafür Verständnis haben. Adlige Herren müssen Damen heiraten, die ihrem Titel und ihrem Stand angemessen sind. Solltest du dich aber entschließen, mich weiterhin deine Ehefrau sein zu lassen, dann möchte ich dir versichern, dass ich zwar mit leeren Händen, aber mit einem gütigen Herz vor dir stehen werde. Ich habe höchste Achtung vor dir, und ich bitte dich, unserer Ehe und uns beiden noch eine Chance zu geben.

Ich wäre dir dankbar, wenn du mir mitteilen könntest, welche Absicht du verfolgst. Meine Gedanken kreisen immer um dich.

Deine liebevolle und dich respektierende Ehefrau

Francesca

Francesca sah zu Mari. „Ist das klar formuliert?“

„Ihr redet von Euch selbst nie als Dame“, stellte die Magd fest.

Sie starrte verloren auf das Pergament. „Ich kann diesen Titel nicht führen, weil ich ihn nicht besitze. Wenn Lord Tristan die Ehe aufheben lässt, werde ich wahrlich ein Niemand sein.“

„Für mich werdet Ihr immer eine Dame sein“, beharrte Mari.

„Danke.“ Francesca lächelte flüchtig. „Und? Wie fällt dein Urteil über den Brief aus?“

„Ihr werdet ihn so oder so abschicken, ganz gleich, wie mein Urteil ausfallen wird. Mylady, Lord Tristan vernachlässigt Euch schon viel zu lange.“ Die Magd schüttelte den Kopf. „Meiner Meinung nach wärt Ihr ohne ihn besser bedient.“

Francesca merkte, wie ihre Gesichtszüge erstarrten. „Mari, du musst bitte verstehen, dass Lord Tristan nicht einfach das tun kann, wonach ihm gerade der Sinn steht. Er muss sich um die Interessen der Bretagne kümmern.“

Mari verzog den Mund. „Lord Tristan ist ein Mann, nicht wahr? Für mein Empfinden ist es eine Schande, wenn für einen Mann nicht seine Ehefrau an erster Stelle steht!“

Traurig schaute Francesca ihre Magd an. „Lord Tristan ist nicht nur ein Mann, sondern er ist ein Comte. Ich wusste, wen ich heiraten würde.“ Sie hielt den Brief etwas fester umschlossen. „Ich wünschte nur, er könnte das Gleiche über mich sagen.“

„Schickt ihm den Brief, Mylady. Es wird gut sein, seine Absichten zu erfahren. Wo hält sich Lord Tristan derzeit auf? Wisst Ihr, wohin Ihr den Brief schicken müsst?“

Francesca atmete angestrengt durch. „Nicht ganz genau, daher sende ich ihn an das Château des Îles, von dort muss der Brief ihn früher oder später erreichen.“

„Das kann viele Wochen dauern.“

„Danke für den Hinweis, Mari, aber das ist mir bekannt.“

Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, als sie vielleicht zum letzten Mal silbernes Siegelwachs auf einen Brief gab, in das sie seinen Siegelring drückte. Sie versuchte, die Erinnerungen an seine strahlenden blauen Augen zu verdrängen, doch zugleich wusste sie wieder genau, wie sich sein volles Haar anfühlte, wenn sie mit den Fingern hindurchstrich. Die Sehnsucht war wie eine scharfe Klinge, die sich ihr ins Herz bohrte. Tristan, komm bitte zu mir zurück. Sie beugte sich über den Tisch und versiegelte den Brief, dann nahm sie Federkiel und Tinte und verstaute beides im Schrank.

Tristan würde ohnehin tun, was er für richtig hielt. Wenn er sie nicht mehr um sich haben wollte, musste sie sich damit abfinden. Wenigstens würde sie dann aber Bescheid wissen. Sie würde anderswo neu anfangen müssen. Zuerst würde sie das Gut Monfort aufsuchen. Ihre Freundin Helvise hatte sie vor einer Weile gefragt, ob sie ihr Ratschläge geben könnte, wie das Anwesen zu führen sei. Sie hatte eingewilligt und würde zu ihrem Wort stehen. In Francescas Adern mochte das falsche Blut fließen, doch sie war darin geschult worden, wie man eine Burg führte, und damit fiel ein kleines Gut genau in ihre Zuständigkeit. Und danach?

Vielleicht würde sie wieder heiraten, da sie schon immer Kinder hatte haben wollen. Es war möglich, dass ihr das Glück an der Seite eines anderen Mannes durchaus hold war. Sie schauderte. Der Gedanke, mit einem anderen Mann als Tristan das Bett zu teilen, gefiel ihr gar nicht.

Doch zunächst einmal musste ihre Ehe noch eine zweite Chance bekommen. Der Brief musste abgeschickt werden, und zwar noch heute. Wenn es zum Schlimmsten kam und Tristan auch diesmal nicht antwortete, würde sie gezwungen sein, ihn für immer und ewig zu vergessen. Aber sie hatte schon zu lange in völliger Ungewissheit gelebt.

„Mari?“

„Mylady?“

„Sag dem Stallburschen, er soll Princess satteln. Ich brauche frische Luft.“

1. KAPITEL

1. Mai 1176 (Maifeiertag) – die Marktstadt Provins in der Champagne

Tristan bahnte sich seinen Weg durch die Unterstadt, sein Knappe Bastian war an seiner Seite. Er hatte viele Tage benötigt, um sein Anwesen in der Champagne zu erreichen. Bei seiner Ankunft hatte er dort aber wider Erwarten nicht Francesca angetroffen, sondern musste von seinem Verwalter Sir Ernis erfahren, dass sie sich zum Palast von Comte Henry begeben hatte, der dort einen Ball veranstaltete. Zu allem Übel auch noch einen Maskenball! Und das am 1. Mai! Schlimmer konnte es kaum noch kommen.

Hatte sie eine Vorstellung davon, wie rau es auf diesem Ball zugehen konnte? Und wie unzüchtig? Tristan hatte Francesca für ein unschuldiges, über alle Maßen vor den schlechten Dingen auf der Welt zu beschützendes Geschöpf gehalten. Aber es war möglich, dass sie sich verändert hatte. Es war denkbar, dass sie es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, solche Bälle zu besuchen.

Seufzend hatte Tristan nach heißem Wasser und neuen Pferden verlangt, dann saßen er und Bastian auch schon wieder im Sattel, um nach Provins weiterzureiten.

Tristan brachte dringende Neuigkeiten für Francesca mit, schlimme Neuigkeiten, die ihr einen Schlag versetzen würden. Comte Myrrdin von Fontaine – der Mann, den sie für ihren Vater gehalten hatte – lag auf dem Sterbebett, und er wollte Francesca vor seinem nahenden Tod noch einmal sehen. Er hatte Tristan den Auftrag erteilt, sie zu holen und nach Fontaine zu bringen.

Sein Kopf schmerzte von dem schier unendlich langen Ritt, seine Augen fühlten sich wund an, und sein Magen war die ganze Zeit über wie verkrampft gewesen. Francesca zu erzählen, wie es um den kranken Comte Myrrdin stand, war eine Herausforderung für ihn, der er sich möglichst bald stellen wollte, um es endlich hinter sich zu haben. Er wusste, diese Neuigkeiten würden sie sehr aufwühlen, doch je früher sie davon erfuhr, dass der Mann drohte zu sterben, umso besser. Schließlich musste sie sich dann ja noch auf den langen Ritt zurück in die Bretagne vorbereiten.

Würde es ihr noch mehr zu schaffen machen, wenn sie erst einmal wusste, dass sie diese Reise gemeinsam mit ihrem Ehemann unternehmen würde, den sie seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte? Voller Ungeduld zügelte er seine Gedanken. Seit der Trennung von Francesca hatte er teuer für die Erkenntnis bezahlen müssen, dass seine Gefühle ins Chaos stürzten, wenn er über seine Ehefrau nachdachte. Sie wirkte sich auf seine Urteilsfähigkeit aus, und so etwas durfte er nicht zulassen. Er war ein Comte, der Verantwortung trug. Gefühle waren gefährlich, sie konnten Menschen zugrunde richten. Wenn Gefühle erst einmal Fuß gefasst hatten, war es um die Vernunft geschehen.

Er war hergekommen, um Francesca zu Comte Myrrdin zu begleiten.

Und er war hergekommen, um eine Aufhebung dieser Ehe in die Wege zu leiten. Eine Frau, der es zu mühselig war, auch nur auf einen einzigen seiner Briefe zu reagieren, und die nicht auf seine Einladung nach Des Îles eingegangen war, taugte für ihn nicht als Ehefrau.

Er warf einen Seitenblick in Richtung seines Knappen. Bastian war jung und zweifellos erschöpft. Tristans Ländereien in der Bretagne lagen etliche Meilen hinter ihnen, und sie hatten zahlreiche Grafschaften durchqueren müssen, um die Champagne zu erreichen. „Hältst du noch durch, Junge?“

„Ja, Mylord.“

„Du hättest heute Abend nicht mitkommen müssen, du hättest auf dem Gut bleiben können. Dann wäre eben einer der Stallburschen mit mir hierhergeritten.“

Bastian reagierte pikiert. „Ich bin Euer Knappe, Lord Tristan. Es ist meine Pflicht, an Eurer Seite zu sein.“

Auf dem Marktplatz in der Unterstadt fanden sich keine Stände mehr, dennoch sorgte eine festliche Stimmung dafür, dass die Tavernen rings um den Platz bestens besucht waren. Tatsächlich erschien es so, als hätte jeder Einwohner der Stadt sein schmales Holzhaus verlassen, um sich auf den Straßen zu tummeln. Männer zogen mit Bechern voll Bier umher, junge Frauen hatten Blumen in ihre Haare geflochten.

Die Stimmung war ausgelassen und entspannt, und das alles zu Ehren des uralten Beltanefests. Tristan wusste, was das bedeutete, und er hätte ohne zu zögern darauf gewettet, dass jeder Mann in Provins nur eines im Sinn hatte.

Er presste die Lippen zusammen. Ihm war gesagt worden, dass Francesca sich lediglich in Begleitung eines Stallburschen und ihrer Dienstmagd auf den Weg hierher gemacht hatte. Wenn das Treiben ausuferte und zu wild wurde, würde sie dann sicher aufgehoben sein? Mit finsterer Miene strebte er weiter seinem Ziel entgegen – dem Palast oben auf dem Hügel. Mauersegler zogen kreischend ihre Bahnen über ihm am Himmel, ein erfreuliches Anzeichen dafür, dass der Sommer nicht mehr fern war. Ein Umstand, der ihn hätte erfreuen sollen.

Doch Tristan hatte genug damit zu tun, ein Gähnen zu unterdrücken. Er war so unfassbar müde. Ihm knurrte der Magen, die Haut juckte ihm überall gleichzeitig, weil er sich auf Paimpont zu flüchtig gewaschen hatte und noch immer Staub vom langen Ritt an seinem Körper haftete.

Was würde Francesca wohl tun, wenn sie ihn sah? Natürlich rechnete sie nicht mit ihm. Er hatte sie auf Fontaine zurückgelassen und geglaubt, für ein paar Monate Duchesse Constance zu unterstützen. Letztlich jedoch waren sie fast zwei Jahre getrennt gewesen. Zweifellos hatte sich Francesca in der Zeit verändert, was eine Schande war. Die Frau, die er geheiratet hatte, war nämlich ein echter Schatz gewesen.

Er fasste die Zügel fester, als gegen seinen Willen ihr Bild vor seinem geistigen Auge auftauchte. Sie war ein Schatz mit ihren an allem interessierten grauen Augen und den langen dunklen Haaren, die sich stets wie Seide angefühlt hatten. Wie sieht sie wohl heute aus?

Er wusste nicht, was ihn erwartete, und er war sich auch unsicher, was er empfinden würde, wenn er sie wiedersah. Aber warum sollte ihn das kümmern? Als sie die Bretagne fluchtartig verlassen und nicht mal einen Fuß in sein Château des Îles gesetzt hatte, war das ein eindeutiges Zeichen dafür gewesen, dass sie sich nicht als seine Frau betrachtete.

Sein Problem war, dass er nun, unmittelbar vor dem Wiedersehen mit ihr, an nichts anderes denken konnte, was er als schmerzhaft empfand. Indem sie sich geweigert hatte, in seine Grafschaft zu reisen, hatte Francesca ihn mehr oder weniger im Stich gelassen. Allen dagegen gerichteten Anstrengungen zum Trotz hatten sich in den letzten Monaten die meisten seiner Gedanken um seine hübsche junge Frau gedreht. Genau genommen hatte er keine Ruhe mehr gefunden, seit ihm zu Ohren gekommen war, dass Francesca offenbar gar nicht Comte Myrrdins Tochter war und die damit einhergehende Stellung verloren hatte.

Francesca hatte die Bretagne zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt verlassen. Da sich überall im Herzogtum Rebellen festgesetzt hatten, waren alle in Aufruhr gewesen. Der Rat hatte Tristan zu sich gerufen, um sich seine Unterstützung zu sichern, wodurch es ihm nicht möglich gewesen war, Francesca aufzusuchen. Er war am Boden zerstört gewesen, obwohl das noch harmlos ausgedrückt war – und dabei war sie doch diejenige gewesen, die gar nicht erst versucht hatte, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Ursprünglich hatte Tristan gar nicht vorgehabt, die Ehe für ungültig erklären zu lassen. Es fühlte sich an, als hätte man ihm eine Klinge in den Bauch gejagt, und er verfluchte sich wegen seiner Dummheit. Er war Francescas Unschuld ebenso erlegen wie ihrer scheinbaren Gefühle für ihn. Von dem Moment an, als sich ihre Blicke zum ersten Mal begegnet waren, hatte er eine fast erschreckende gegenseitige Anziehungskraft wahrgenommen. Seit sich ihre Wege getrennt hatten, war er von der Hoffnung erfüllt gewesen, dass sie ihre Ehe doch noch auf den rechten Weg bringen würden, wenn sich erst einmal der von der Rebellion aufgewirbelte Staub gelegt hatte. Er hatte sich so sehr danach gesehnt, sie wiederzusehen. Und er tat es sogar jetzt noch.

Ihm war von seinen Untertanen berichtet worden, dass Francesca sich auf sein Gut in der Champagne geflüchtet hatte, nachdem ihr bekannt geworden war, dass sie gar nicht die Tochter von Comte Myrrdin war. Ihm war bei dieser ganzen Angelegenheit nicht klar, warum sie beschlossen hatte, die Bretagne zu verlassen. Sie liebte es dort, und es war ihr Zuhause gewesen. Mit dem alten Comte Myrrdin verband sie die Liebe einer Tochter zu ihrem Vater – daran konnte sich doch nichts geändert haben, auch wenn sich herausgestellt hatte, dass sie gar nicht seine Tochter war.

War sie Hals über Kopf davongerannt, weil ihr Lady Clare als Comte Myrrdins echte Tochter das Leben hatte schwer machen wollen? Oder hatte sie es nicht ertragen, auch nur noch einen Tag länger auf Fontaine zu bleiben, wenn sie wusste, das Anwesen würde niemals ihr gehören?

Es hatte ihn geschmerzt, dass Francesca abgereist war, anstatt zu warten, bis er all seinen Pflichten nachgekommen war. So viele Monate waren vergangen, und keinen seiner Briefe hatte sie beantwortet. Auch das schmerzte. Dabei war ihre Ehe arrangiert worden, warum also empfand er überhaupt erst so?

Da Francesca jeden seiner Briefe einfach ignoriert hatte, wollte Tristan nun keine Zeit mehr vergeuden und die Aufhebung dieser Ehe erreichen. Er musste eine andere, politisch kluge Ehe eingehen, da er Erben brauchte.

Er stählte sein Herz, indem er sich vor Augen hielt, dass sie seine Einladung ausgeschlagen hatte, auf Château des Îles Zuflucht zu suchen. Ihre Flucht aus dem Herzogtum und ihr beharrliches Schweigen waren Beweis genug, dass sie von ihm nichts mehr wissen wollte. Beides bildete eine ausreichende Grundlage für die Aufhebung einer Ehe.

Irgendwo aus den Tiefen seiner Erinnerung begegnete ihm der interessierte Blick, den ihm ein graues Augenpaar zuwarf. Das dazugehörige Lächeln war von Herzen gekommen. Jedenfalls hatte er das geglaubt. Die Klinge bohrte sich ihm noch etwas tiefer in die Eingeweide.

Entschlossen reckte er das Kinn. Es wurde Zeit, diese Ehe zu beenden. Francesca war keine Erbin, und diese Ehe hatte ihm nur Kummer bereitet. Die Verwirrung, die er verspürte, seit sie beide getrennte Wege gegangen waren, wollte einfach nicht abebben. Manchmal fühlte sich diese Verwirrung sogar wie Schmerz an, was ihn nicht wundern sollte, hatte er Francesca doch sehr gemocht. Dass sie nicht auf seine Briefe reagierte, versetzte ihm immer wieder einen Stich ins Herz.

Bastian betrachtete das Torhaus vor dem Bauwerk auf dem Hügel. „Ist das Comte Henrys Palast, Mylord?“

„Aye.“

Der Knappe sah ihn sorgenvoll an. „Was werdet Ihr als Maske tragen, Mylord? Sprach Sir Ernis nicht davon, dass eine Maske Pflicht ist?“

„Keine Angst, Bastian. Ich habe alles Notwendige bei mir.“

Francescas Maske war so grün wie ihr Kleid. Sie stand an der Treppe zum großen Saal des Palastes und hielt ihren Schleier, während Mari ihn festschnürte.

„Vielen Dank. Bist du bereit, Mari?“

„Ja, Mylady.“

Sie zupfte einmal kurz am Schleier, damit der locker über den Bändern lag, mit denen ihre Maske gehalten wurde. Francesca ging los und betrat den Saal, wo ihr Lärm und Hitze wie eine Welle entgegenschlugen. Da sie weder solche Menschenmengen noch eine derartige Wärme gewöhnt war, wich sie so hastig zurück, dass sie mit Mari zusammenstieß, die dicht hinter ihr war.

„Oh, das tut mir leid, Mylady.“

Francesca schaute verdutzt drein. „Himmel, hier muss sich ja die halbe Champagne eingefunden haben! Man kann sich kaum vorstellen, dass dort noch Platz für auch nur einen einzigen weiteren Gast sein soll.“

Ein Diener mit einem Tablett voller Kelche schoss so schnell an der Eingangstür vorbei, dass Francesca ihren Augen kaum trauen wollte. Der Mann machte einen flinken Bogen um ein Kind, das mit einem angegrauten Wolfshund spielte, und vermied es nur knapp, über eine umgeworfene Bank zu fallen.

Maris Augen funkelten im Schutz der Maske. „Oh, Mylady, ist das nicht aufregend? Der Maifeiertag ist das beste Fest von allen.“

„Es ist eine heidnische Feier“, entgegnete Francesca. „Den Segen der Kirche hat sie nicht.“

„Umso besser. Also können wir uns nach Herzenslust amüsieren.“ Mari stieß sie an. „Und? Findet Ihr nicht, dass wir einen Kelch Wein brauchen?“

Francesca straffte die Schultern und begab sich in die Menge. Von der Galerie der Minnesänger her schwebte der Klang einer Laute durch den Saal, im Hintergrund wurde leise auf einer Trommel ein Rhythmus geschlagen.

Wenn sie ganz ehrlich war, hatte Francesca gar keine große Lust gehabt, auf den Ball zu gehen, weil sie nicht in der Stimmung war. Sie hatte es nur Mari zuliebe getan, weil die kein anderes Thema mehr gekannt hatte, seit Sir Ernis die Dummheit unterlaufen war, diesen Maskenball im Palast zu erwähnen.

Mari war für sie mehr Gefährtin als Dienstmagd, und trotz mancher unverblümten Kritik stand sie treu ergeben zu Francesca. Da sie wusste, dass Mari allein niemals hergekommen wäre, hatte sich Francesca dazu durchgerungen, den Ball zu besuchen.

Beim Anblick von Maris ausgefallener Maske musste sie lächeln. Sie bestand aus einer komplizierten Komposition aus Pfauenfedern, Goldfedern und Bändern, die in ständiger Bewegung waren, als Mari sich durch die Menge zwängte.

Francesca trug eine viel bescheidenere Maske, obwohl Mari darauf gedrängt hatte, ebenso extravagant aufzutreten, um das Interesse der Männerwelt auf Francesca zu lenken, nachdem deren Ehemann ja offenbar nichts mehr von ihr wissen wollte. Francesca hatte ihre schlichte Maske aus einem Stück Filz geschnitten, mit einem grünen Stoffrest versehen und mit einer Handvoll Glasperlen besetzt, die sie auf dem Boden ihres Nähkästchens entdeckt hatte.

„Mylady, Ihr dürft diesen Ball nicht ungenutzt verstreichen lassen“, raunte Mari ihr zu. „Ihr müsst an Eure Zukunft denken. Eure Ehe ist beendet, und wenn Ihr Kinder haben wollt, werdet Ihr noch einmal heiraten müssen.“ Mari deutete mit einem Blick auf die Deckenbalken, an denen Wimpel in den Farben der anwesenden Ritter hingen. „Seht Euch das an. Heute Abend sind zahlreiche Ritter anwesend. Ihr könntet Euch einen von ihnen aussuchen.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Sucht Euch einen neuen Ehemann aus.“

„Mari, bitte.“ Francesca drängte sich die erschreckende Frage auf, ob ihre Magd nur mit ihr den Ball hatte besuchen wollen, um sie mit einem Mann zu verkuppeln. Sicher würde sie zu gegebener Zeit nach einem neuen Ehemann Ausschau halten, aber Tristan hatte die Trennung noch nicht vollzogen. Also konnte sie gar nicht auf die Jagd nach einem neuen Ehemann gehen, denn zuvor musste sie noch eine Antwort von Tristan erhalten.

Sein anhaltendes Schweigen war vermutlich ein Zeichen dafür, dass er den Papst um Aufhebung ihrer Ehe gebeten hatte. Er hatte auch allen Grund dazu. Sie hatte ihn in jeder Hinsicht enttäuscht, sie war ein Niemand und hatte ihm nicht einmal einen Erben geschenkt.

Ihr Blick wanderte zu den langen Tischen, die entlang der Saalwände aufgestellt worden waren. Sie war hergekommen, damit Mari ausgelassen feiern konnte. Was ihre eigene Zukunft anbetraf, hatte sie längst entschieden, dass sie zu ihrer Freundin Helvise nach Monfort ziehen würde. Daran würde sie heute Abend keinen Gedanken verschwenden.

Sie ging weiter und steuerte auf ein Tablett mit Kelchen gleich neben dem Weinregal zu. Himmel, noch nie hatte sie derart mit Speisen überladene Tafeln gesehen. Riesige Tabletts, auf denen sich Wild türmte, daneben ganze Berge von Gebäck, in Honig eingelegte Mandeln … Dummerweise fühlte sie sich, als würde ihr ein Stein im Magen liegen, und sie bezweifelte, dass sie auch nur einen Bissen runterkriegen würde.

Es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn sie hätte vergessen können, wie sehr sie Tristans Gesellschaft genossen hatte. Das Problem, wenn Mari von Francescas Zukunftsplänen sprach, bestand darin, dass sie dann sofort an ihre kurze Zeit mit Tristan denken musste. Bis zu der Erkenntnis, dass sie gar nicht die Tochter von Comte Myrrdin war, hatte sie ihr Glück an Tristans Seite genießen können.

Mein Leben war eine Lüge. Nichts davon war wirklich so, wie es schien.

Tränen stiegen ihr in die Augen, das Tablett mit den Kelchen sah sie nur noch verschwommen. Sie kniff ein paarmal die Augen zu und straffte die Schultern. Sie wusste genau, was zu tun war: Sie musste ihren Platz räumen, damit Tristan eine bessere Ehe mit einer Adligen eingehen konnte, die ihm Erben schenken würde.

Francesca griff nach einem Kelch und zwang sich, nicht mehr an Tristan zu denken. „Comte Henry ist wirklich großzügig“, sagte sie gut gelaunt.

Mari starrte ungläubig auf das Regal, das unter der Last der zahlreichen Weinfässer zusammenzubrechen drohte. Die Pfauenfedern ihrer Maske wippten bei der kleinsten Bewegung hin und her. „Dieu du ciel! Gott im Himmel, Comte Henrys Verwalter hat wohl die Vorräte aller Weinhändler in der Champagne leer geräumt. Dieses Regal hält das sicher nicht aus.“

„Ach, ich bin mir sicher, die Fässer werden schneller leer sein, als wir beide für möglich halten“, sagte Francesca und reichte einen Kelch an Mari weiter. Eine von deren Pfauenfedern geriet ungewollt einem großen Mann mit weißem Haarschopf ins Gesicht, woraufhin der niesen musste.

Francesca nahm einen zweiten Kelch, doch als sie sich umdrehte, war Mari bereits verschwunden. Sie entdeckte sie schließlich an der Seite des Weißhaarigen in der Saalmitte, wo jeden Moment der Tanz beginnen würde. Als Mari über die Schulter zu ihr sah, sah Francesca ein fröhliches Funkeln in den Augen ihrer Dienstmagd. Außerdem lächelte sie.

Mit etwas Glück würde Francesca sich bald unbemerkt aus dem Trubel zurückziehen können, nach dem ihr einfach nicht der Sinn stand. Und erst recht stand ihr nicht der Sinn danach, sich einen neuen Ehemann zu suchen.

Bedächtig trank sie einen Schluck Wein, während sie am Rand des Saales entlangging. Sie war noch nicht weit gekommen, da stellte sich ihr ein großer Mann mit zotteligem goldgelbem Haar in den Weg, der sich schwungvoll vor ihr verbeugte.

„Möchtet Ihr tanzen, hübsche Dame?“, fragte er und hielt ihr die Hand hin.

Der Mann trug eine schwarze Maske, dahinter waren blaue Augen zu erkennen. Ihr Herz machte einen Satz, da sie sofort an Tristan denken musste. Dabei war es lächerlich, in jedem Mann Tristan wiedererkennen zu wollen. Dieser Mann hier hatte ja nicht einmal die richtige Haarfarbe.

Tanzen wollte Francesca nicht, doch wenn der Mann ein Ritter war, lief sie Gefahr, ihn mit einer Weigerung zu beleidigen. Zumindest sprach sein Auftreten für einen Ritter. Sie machte einen Knicks und entgegnete: „Ich bedauere, Sir, aber ich tanze nicht.“

„Dommage“, sagte er leichthin. „Was für eine Schande.“

Eine Frau drängte sich an Francesca vorbei und stieß sie mit dem Ellbogen in die Rippen. „Verzeiht, Madame.“ Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf ein Weinfass. „Ich komme so nicht an den Zapfhahn heran.“

Der blonde Mann nahm Francesca am Arm. „Kommt, wir stehen hier im Weg.“ Dann führte er sie von den Tafeln mit den angerichteten Speisen fort. Schnell wurde ihr klar, dass er mit ihr geradewegs auf einen der Korridore rund um den Saal zusteuerte. Da war es um diese Zeit recht düster, da er nur von einer Reihe Laternen erhellt wurde, zwischen denen alles in tiefe Schatten getaucht war. Francesca sträubte sich dagegen, in diese Richtung gezogen zu werden.

„Sir, würden Sie mich bitte loslassen? Ich bin mit einer Freundin verabredet.“

„Alles zu seiner Zeit.“ Hinter der schwarzen Maske blitzten die falschen blauen Augen auf. „Erst einmal werden wir uns dorthin begeben, wo es ruhiger ist, damit wir uns angemessen miteinander bekannt machen können“, sagte er und hielt ihren Arm noch fester umschlossen.

Ehe sie noch ein Wort herausbringen konnte, waren sie auch schon im Korridor angekommen.

Von der Galerie der Minnesänger aus hatte Tristan einen guten Blick auf das gesamte Geschehen im Saal. Erkennen konnte ihn dort niemand, da er in Ermangelung einer Maske seinen Helm hatte aufsetzen müssen, damit er in den Palast eingelassen wurde. Auch wenn die Sehschlitze des Helmes seine Sicht ein wenig einschränkten, war er sich sicher, Francesca mühelos entdecken zu können. Selbst wenn sie eine Maske trug, würde er wissen, wann er sie vor sich hatte.

Nachdem er dem Lautenspieler kurz zugenickt hatte, stützte er sich wieder auf der Balustrade auf. Sein Blick fiel auf eine schlanke, dunkelhaarige Frau, doch er musste nur ihre Hände betrachten, um zu wissen, dass sie nicht Francesca war. Dafür trug sie zu viele Ringe an den Fingern. Unter den Tänzerinnen machte er ein oder zwei aus, die zwar Francescas Statur hatten, die sich aber alle nicht anmutig genug bewegten.

Dann musterte er die Menschenmengen vor den Tischen, auf denen die Gerichte und die Weinfässer standen. Eine Frau in einem karmesinroten Kleid und mit passender Maske wirkte viel zu jung, eine andere in einem blauen Kleid mit schwerem Schleier war deutlich zu klein. Die dritte … nein, keine von ihnen hatte Ähnlichkeit mit Francesca.

Sein Blick wanderte weiter über die Gäste, bis ihm an einer Tür, die zu einem der Korridore führte, ein hochgewachsener Mann mit goldgelbem Haar auffiel, der eine große, schlanke Frau in einem grünen Kleid hinter sich herzog. Tristans Nackenhaare sträubten sich.

Francesca!

Ehe er sich versah, stürmte er die geschwungene Treppe hinunter.

Das Gesicht hatte er nicht sehen können, aber ihm fiel auf, dass sie abgenommen hatte. Ihr ebenholzfarbenes Haar wurde vollständig von einem Schleier bedeckt. Leise fluchend bahnte er sich seinen Weg zwischen den anderen Gästen hindurch. Seine Gedanken überschlugen sich. Was zum Teufel fiel ihr ein, in der Gesellschaft eines fremden Mannes den Großen Saal zu verlassen?

Unwillkürlich ging ihm ein Name durch den Kopf: Joakim Kerjean. Sein Puls begann, heftig zu schlagen, Fragen über Fragen stürzten auf ihn ein.

Bevor er das Château des Îles verließ, hatte Tristan noch von einem Ritter mit goldgelbem Haar zu hören bekommen, der den Namen Joakim Kerjean trug. Der hatte sich im Dorf recht unverblümt nach Francesca erkundigt. Da er selbst dem Mann nie begegnet war, hatte Tristan auf eigene Faust Erkundigungen einholen müssen. Dabei war er nicht weit gekommen, hatte aber zumindest erfahren, dass Sir Joakim Kerjean etwas Land ganz in der Nähe von Francescas Gut St. Méen besaß. Das war an und für sich nichts Schlimmes, doch dann war noch herausgekommen, dass Sir Joakim sich eine sehr präzise Wegbeschreibung hatte geben lassen, nachdem er erfahren hatte, dass Francesca in Tristans Gutshaus in der Champagne lebte. Dieser Kerjean war eindeutig darauf aus gewesen, sie ausfindig zu machen. Aber warum? Sollte sein Land an das von Francesca angrenzen, hatte er es womöglich auf ihr Land abgesehen, um es seinem Grund und Boden einzuverleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, würde er vielleicht sogar eine Heirat in Erwägung ziehen.

Tristan spielte zwar mit dem Gedanken an eine Aufhebung seiner Ehe, doch er wollte auf keinen Fall, dass Francesca einem Mann in die Hände fiel, der sich nur für ihr Vermögen interessierte. Sollte Francesca erneut heiraten wollen, war es Tristans Pflicht sicherzustellen, dass dieser neue Mann in ihrem Leben sie mit genau dem Respekt behandelte, den sie verdient hatte. Sir Joakim würde erst noch den Beweis liefern müssen, dass er ein anständiger Mann war. Eher würde Tristan ihn nicht in Francescas Nähe lassen.

Er schob sich so rasch er konnte durch das Gedränge. Der Mann mit den goldgelben Haaren war möglicherweise gar nicht jener Kerjean, doch im Moment war die Frage viel entscheidender, ob Francesca ihm aus freien Stücken aus dem Saal folgte.

Dieser Mann war vielleicht ihr Geliebter. Tristan ballte die Hände zu Fäusten und wurde von einem Gefühl erfasst, das er in keiner Weise zu deuten wusste. Himmel, er wollte seine Ehe für ungültig erklären lassen, also musste es ihn nicht länger kümmern, was Francesca tat. Warum zerriss es ihn dann aber, wenn er sah, wie sie sich mit einem Fremden in einen der düsteren Korridore zurückzog?

„Verzeiht, die Herren“, sagte er, während er sich mit fast unverhohlener Ungeduld durch eine Gruppe von Rittern zwängte. Allein die Tatsache, dass Francesca diesen Ball besuchte, widerlegte seine bisherige Annahme, sie würde auf Gut Paimpont ein ruhiges, unauffälliges Leben führen.

Bevor Tristan von zu Hause losgeritten war, um sich dem Bretonischen Rat in Rennes anzuschließen, hatte er Francesca noch eindringlich darauf hingewiesen, wie wichtig es war, dass er sich als treuer Diener des Herzogtums präsentierte. Er war sich sicher gewesen, dass sie verstanden hatte, dass er seine Pflichten zu erfüllen hatte. Ihm war auch seit Langem klar, dass er im Vergleich zu allen anderen Vasallen der Duchesse sein Land nur sehr dürftig im Griff hatte. Das Risiko bestand darin, dass er mit einem einzigen falschen Schritt mehr als nur sein Land verlieren konnte.

Seiner Frau hatte er kein Wort davon gesagt, dass er für den beschämenden Scherbenhaufen Wiedergutmachung leisten wollte, den sein Vater angerichtet und ihm hinterlassen hatte. Das hätte sich für ihn zu sehr wie ein Verrat angefühlt.

Bevor er aufgebrochen war, hatte er Francesca darauf hingewiesen, dass er ihr nur selten würde schreiben können, was von ihr mit einem pflichtbewussten Lächeln und der Erwiderung beantwortet worden war, dass sie ihn verstanden hatte. Er war überzeugt gewesen, dass sie auf ihn warten würde. Aber sie hatte nicht einen einzigen seiner Briefe beantwortet, und jetzt schlich sie auch noch auf einem Ball mit einem fremden Mann in einen düsteren Korridor. Das war wohl kaum das Verhalten einer ganz und gar unschuldigen Frau.

Es war nicht das Benehmen, das er von der jungen Frau erwartet hätte, die er geheiratet hatte.

Zur Hölle, es war alles andere als angenehm, wenn einem die Illusionen geraubt wurden. Als sie geheiratet hatten, da war er von ihrer Unschuld restlos begeistert gewesen. Doch wie unschuldig war sie tatsächlich gewesen? Er konnte sich in keiner Hinsicht mehr sicher sein. Wer war sie? Was war sie? Was trieb sie an? Er hatte keine Ahnung.

Bedrängt dieser Mann sie? Ist das der Mann, der sich in Des Îles nach ihr erkundigt hat? Ist das Joakim Kerjean? Er atmete tief ein, dann betrat er den Korridor.

Kerzen brannten in den Laternen, die an den Wänden entlang aufgehängt waren, der Rest des Flures war in Düsternis getaucht. Am anderen Ende des Korridors sah er das Grün ihres Kleides aufblitzen.

„Lasst mich los!“, rief Francesca energisch. Und ängstlich ebenfalls. „Nehmt Eure Finger von mir, Sir!“

„Aber, Mylady!“

Tristan machte einen Satz auf Francesca zu, da er immer noch ein Stück weit von ihr entfernt war.

Der große Schatten des Mannes bewegte sich, der Lichtschein einer Laterne ließ sein goldgelbes Haar erkennen, als er sich kurz zu Tristan umdrehte. Dann wandte er sich wieder Francesca zu und beugte sich über sie. Gleich darauf hörte Tristan einen lauten Knall, da sie dem Mann eine Ohrfeige gab. Erleichterung regte sich, da es sich doch nicht um ein Stelldichein gehandelt hatte, doch es erwachte auch Wut in ihm. Was fiel diesem Kerl ein, Francesca zu belästigen?

Als er die beiden erreicht hatte, war sein einziger Gedanke der, dass Francesca in Sicherheit und unversehrt war. Ihre grüne Maske war verrutscht, sie atmete angestrengt. Energisch drängte er sich zwischen die beiden, nahm den Helm ab und warf ihn zur Seite. Der Helm landete scheppernd auf dem Boden. Nur beiläufig ging ihm dabei durch den Kopf, dass man einen Poitiers-Helm nicht mit solcher Missachtung behandeln sollte, schließlich hatte der ihn ein Vermögen gekostet. Doch das war jetzt nicht wichtig. Er ging darüber hinweg, dass Francesca überrascht nach Luft schnappte, als sie ihn erkannte. Stattdessen sah er den Mann an, der sie belästigt hatte. „Fasst noch einmal meine Frau an, und Ihr seid des Todes.“

Der Mann erschrak, blickte zu Francesca und sagte fast vorwurfsvoll: „Ihr habt mir nicht gesagt, dass Ihr einen Beschützer habt.“

Francesca reckte das Kinn, die Perlen auf ihrer Maske funkelten im Lichtschein. „Ihr habt mich auch nicht danach gefragt, Sir“, gab sie zurück. „Und selbst wenn ich es Euch gesagt hätte, bezweifle ich, dass Ihr mir überhaupt zugehört hättet. Ihr dürft jetzt gehen.“

Der Mann presste die Lippen zusammen. „Es gibt eine Bezeichnung für Frauen wie Euch“, knurrte er verärgert.

Unbändige Wut stieg in Tristan auf, der sein Gegenüber am liebsten in Grund und Boden geprügelt hätte. „Hütet Eure Zunge.“

Der Mann schob sich an ihm vorbei und murmelte irgendwelche Beschimpfungen vor sich hin. Schwere Schritte entfernten sich. Tristan fiel dabei auf, dass es für ihn keine Rolle gespielt hatte zu erfahren, ob er nun diesen Kerjean vor sich gehabt hatte oder nicht. Was zählte, war Francesca. War sie unverletzt?

Eine Kerze flackerte kurz auf und erlosch mit leisem Zischen, doch Tristan nahm nur noch Francesca wahr, die mit dem Rücken zu einer Tür vor ihm stand. Ihr Gesicht war in tiefe Schatten getaucht, die Glasperlen auf ihrer Maske schimmerten nun nur noch vage.

Francesca machte einen Knicks, dann riss sie sich die Maske vom Gesicht. In ihren grauen Augen leuchtete etwas auf, was ganz nach überschäumender Freude aussah.

„Tristan! Wie wunderbar, dass du hier bist!“

Er erwiderte ihr strahlendes Lächeln, noch bevor er sich daran erinnerte, wieso er hergekommen war. Comte Myrrdin, der Mann, den sie für ihren Vater gehalten hatte, lag im Sterben, und er hatte versprochen, Francesca zu ihm zu bringen.

Als sie seine Hand berührte, verspürte er ein eindringliches Kribbeln.

„Du hättest keinen Moment später hier eintreffen dürfen. Ich danke dir.“

Er ergriff ihre Hand. „Da drinnen können wir ungestört reden“, sagte er, öffnete die Tür, vor der Francesca gestanden hatte, und schob sie in das Gemach dahinter. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, wurde dieser Raum vom Verwalter des Palastes, Sir Gervase de Provins, als Schreibstube genutzt. Es war ein kleiner, dunkler Raum. Keine Kerze, kein Lichtschein. Egal.

Mit dem Absatz drückte er die Tür hinter sich zu, tastete nach dem Riegel und schob ihn vor. Seine Gedanken kreisten nur noch darum, dass er wieder mit Francesca allein war. Endlich wieder.

Er zog sie an sich und legte ihr einen Arm um die Taille. Er musste sie küssen. Wenigstens ein letztes Mal musste er sie küssen. Gott möge ihm beistehen! Nach ihrer Heirat hatte sie so köstlich geschmeckt, dass er einfach herausfinden musste, ob das immer noch so war. Ein Kuss.

Er berührte ihr Gesicht, strich ihr mit den Fingern über die Wange. So zart, so warm. Ein schwacher weiblicher Duft nach Jasmin und Rosen hüllte ihn ein. Jasmin hatte sie schon immer gemocht. Francesca.

„Tristan.“ Ihre Stimme bebte, ihr ganzer Körper bebte.

Er ließ den Kopf sinken, bis seine Lippen ihre berührten. Er wollte ihr einen sanften, kurzen Kuss geben, denn er musste ihr von Comte Myrrdin berichten. Das würde er tun, sobald er sie geküsst hatte. Dieser Kuss – der erste nach fast zwei Jahren – war überwältigend. Die Gefühle, die er in Tristan weckte, ließen sich kaum noch bändigen. Endlich hielt er sie wieder in den Armen, und ihre Lippen fühlten sich noch genauso zart und weich an, wie er es in Erinnerung hatte. Sie lag zitternd in seinen Armen, während er sie weiter küsste, sanft an ihren Lippen knabberte und sehnsüchtig darauf wartete, dass sie den Kuss erwiderte. Er schmeckte Zimt und Honig, also hatte sie von dem gewürzten Wein getrunken. Sie musste irgendetwas empfinden, sie musste reagieren, sie … musste es einfach tun.

Autor

Carol Townend
<p>Carol Townend schreibt packende Romances, die im mittelalterlichen England und Europa spielen. Sie hat Geschichte an der Universität London studiert und liebt Recherchereisen nach Frankreich, Griechenland, Italien und in die Türkei – historische Stätten inspirieren sie. Ihr größter Traum ist, den Grundriss einer mittelalterlichen Stadt zu entdecken, die einzelnen Orte...
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