Der spanische Ritter und die Tochter des Sultans

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„Heiraten Sie mich, Prinzessin.” Die betörende Zorahaida ist wie erstarrt. Wagemutig fordert Ritter Jasim ibn Ismail, Sieger des Turniers, ihre Hand als Preisgeld! Fürchtet er nicht ihren Vater, den grausamen Sultan? Doch ein Wunder geschieht: Ihr Vater erklärt sich einverstanden. Und doch zögert Zorahaida, Jasims Antrag anzunehmen: Der stolze Spanier will sie nur aus politischem Kalkül heiraten. Auch wenn die Ehe für sie die langersehnte Freiheit aus dem Gefängnisturm der Alhambra bedeutet – niemals wird sie in Jasims Armen die sinnliche Liebe erfahren, nach der sie sich so verzweifelt sehnt …


  • Erscheinungstag 20.02.2024
  • Bandnummer 395
  • ISBN / Artikelnummer 9783751526579
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Im Alhambra-Palast, Emirat von Granada, anno 1399

In Gedanken versunken stieg Prinzessin Zorahaida zu ihrem einsamen Schlafgemach empor, das sich ganz oben in einem der roten Türme befand. Dort ließ sie ihren Schleier auf das Sims neben ihrem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Bett fallen, wobei sie sich inbrünstig wünschte, ihre Schwestern, die seit Langem fort waren und ihr schmerzlich fehlten, suchten sie nicht ständig als Trugbilder heim.

Die Schwestern waren Drillinge, die sich aufs Haar glichen, und das Band zwischen ihnen war so stark, wie nur Seelenverwandte es kennen. Doch waren Leonor und Alba Jahre zuvor dem Palastleben entflohen und ins benachbarte Königreich Kastilien geflüchtet, wo sie einheimische Edelmänner geheiratet hatten. Ihr Vater, der Sultan von Al-Andalus, hatte daraufhin einen Bann über sie ausgesprochen, der es ihnen auf Todesstrafe verbot, auch nur einen Fuß auf sein Territorium zu setzen. Deswegen hatte Zorahaida sie seitdem nie wiedergesehen, hielt aber heimlich den Kontakt mit ihnen mittels Brieftauben, die unauffällig Nachrichten zwischen ihnen hin- und hertrugen.

Gerade wandte sie sich den Singvögeln in ihren vergoldeten Käfigen zu, um sie zu füttern, als von der Treppe her leichte, schnelle Schritte näher kamen.

Es war Sama, ihre vertrauteste Dienerin, die, ihren Schleier zurückgeschlagen, bekümmerten Blicks auf der Schwelle verharrte, sodass Zorahaida erschrak und sich bang fragte, was geschehen sein mochte.

Weil ihr jähzorniger Vater, Sultan Tariq, zu schrecklichen Wutanfällen neigte, lebte die Prinzessin in der beständigen Furcht, ihr mäßigender Einfluss auf ihn werde eines Tages nicht mehr ausreichen, um schlimmes Unheil zu verhindern. Denn war ihr die Besänftigung des cholerischen Herrschers bisher auch in vielen Fällen gelungen, bedeutete es jedes Mal einen noch kräftezehrenderen Drahtseilakt, seine Launen in Zaum zu halten.

Doch ließ sie sich ihre Furcht nicht anmerken. „Betrübt dich etwas?“, fragte sie gefasst, worauf das junge Mädchen eintrat und die Tür hinter sich schloss.

Sama hatte für gewöhnlich ihren Grips besser beisammen als die übrigen Dienstmägde. Deswegen – und wegen ihrer besonnenen Art– genoss sie die besondere Gunst der Prinzessin, welche ihre Hand für sie ins Feuer gelegt hätte. Ihre andere Zofe, Maura, war im Großen und Ganzen zwar ebenfalls vertrauenswürdig und besaß ein goldenes Herz, doch im Ernstfall war sie ihrer schwachen Nerven wegen angreifbarer und daher weniger verlässlich.

„Herrin, Imad verriet mir, dass der Taubenschlag momentan leer ist. Euren Schwestern könnt Ihr also erst wieder Briefe senden, wenn wieder Vögel aus Cordoba hereingekommen sind.“

Zorahaida, froh, dass es um nichts Gravierenderes ging, atmete auf. „Sei unbesorgt“, sagte sie freundlich, „sicher gibt es bald Nachricht vom städtischen Vogelhändler, und wir erhalten Nachschub.“

„Möge Gott Euch schützen, Herrin.“ Sama war erleichtert. „Ich weiß ja, wie wichtig Euch die Verbindung mit Euren Schwestern ist.“ Darauf entfernte sie sich ehrerbietig.

Zorahaida liebte alle Vögel, bewunderte Brieftauben aber im Besonderen, welche einen untrüglichen Orientierungssinn besaßen, Hunderte Meilen am Tag zu fliegen vermochten und dabei schneller als ein Pferd vorankamen. Auch war sie ihnen dankbar, weil aufgrund ihrer Dienste kein Mensch Leib und Leben riskieren musste, um den Boten zwischen den Schwestern abzugeben. Denn zum einen war die Grenze zwischen dem Königreich Kastilien und dem Emirat von Granada häufig umkämpft und jeder Übertritt gefährlich, und zum anderen würde der Sultan jeden Mann köpfen lassen, der seinen abtrünnigen Töchtern einen Dienst erwies.

Trotz der Verfeindung der beiden Reiche gab es aber auch Verflechtungen, meist heikler Natur. So war die Mutter der Prinzessinnen, Doña Juana de Baeza, eine spanische Edelfrau gewesen, welche, von maurischen Soldaten entführt, dem Sultan einst durch einen Zufall vor Augen gekommen war. Dieser hatte sich Knall auf Fall in sie verliebt, sie zur Ehe mit ihm gezwungen und sie zu seiner Königin erhoben, anstatt sie auf Lösegeld freizulassen, wie es dem Brauch entsprochen hätte. Ihre Heimat hatte sie nie wiedergesehen.

Unglücklicherweise starb Doña Juana – vielleicht an gebrochenem Herzen – so früh, dass Zorahaida sich kaum mehr an sie erinnern konnte. Auch deshalb wohl waren ihre geflohenen Schwestern, welche sie einsam in desolater seelischer Verfassung zurückgelassen hatten, ihr immer noch alles im Leben. Manchmal kam es ihr vor, als wäre ein Teil von ihr mit ihnen nach Kastilien gegangen, der ihr nun bitter fehlte.

Oft fragte sie sich zweifelnd, welches Leben sie wohl jetzt führen würde, wäre sie mit ihnen gegangen, wobei sie auch stets an Inés, ihre spanische Duenna dachte. Stets hatte diese ihren Schützlingen ihre verlorene kastilische Heimat, von der sie gern erzählte, in leuchtenden Farben ausgemalt, und trotz ihrer Loyalität dem Sultan gegenüber und der Strenge, mit der sie seine Gebote durchsetzte, war es wohl das Verdienst – oder die Schuld – dieses Kindermädchens, dass der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in den Prinzessinnen aufkeimen und Fuß fassen konnte.

Auch Zorahaida hatte in ihrer Kindheit den Traum gehegt, wenigstens einmal im Leben die Heimat ihrer Mutter zu bereisen. Doch auch wenn sie dabei keine Sprachschwierigkeiten zu fürchten hatte, da Inés ihren Schützlingen ohne Wissen des Sultans Spanisch beigebracht hatte, ahnte sie, dass es im Exil andere Herausforderungen zu meistern gab, auf die sie nicht vorbereitet sein konnte, weil sie und ihre Schwestern in aller Abgeschiedenheit aufgewachsen waren und nur wenig von der Welt wussten.

Spanische Edelmänner, die als Geiseln in die Alhambra gekommen und nach der Zahlung ihres Lösegelds wieder freigelassen worden waren, hatten ihren Schwestern zur Flucht verholfen und sie nach Bewältigung etlicher Widrigkeiten geheiratet. Leonor war nun die Gemahlin des Don Rodrigo Alvarez und Alba die Ehefrau des Don Inigo Sanchez. Dem Dritten im Bunde der spanischen Ritter aber, Don Enrique Murcia, weinte Zorahaida keine Träne nach. Denn zum einen hatte sie ihn nie von Nahem gesehen, und zum anderen hatte sich später sein wahrhaft schlechter Charakter erwiesen.

Doch hauptsächlich war die jüngste Prinzessin vor den schlimmen Folgen zurückgeschreckt, die es mit Sicherheit gezeitigt hätte, wäre sie ihrem Vater, diesem strengen Mann, der stets mit Samthandschuhen angefasst werden musste, damit seine brutalen Wesenszüge nicht die Oberhand gewannen, ebenfalls entflohen. Dazu hatte der Gedanke, ihn sich selbst nebst seinen Beratern zu überlassen, ihr Mitleid mit ihm genährt, der schon seine geliebte Königin früh zu beklagen gehabt hatte. Der Verlust seiner beiden ältesten Töchter aber hatte ihn dann derart verbittert, dass er in einen blinden Hass gegen sie versunken war.

Betrübt streute Zorahaida den Singvögeln Futter aus und wanderte dann, einem Tiger im Käfig gleich, im Zimmer umher, von wo aus sie durch diverse Fenster den Blick in verschiedene Richtungen werfen konnte.

Die Palastgärten mit ihren Fischteichen, Orangenhainen und nach Thymian duftenden Innenhöfen lagen zu einer Seite, während auf der anderen Seite der Blick über eine Senke und die hinter einer Mauer beginnende Wildnis bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada schweifen konnte.

Sehnsuchtsvoll betrachtete Zorahaida die fernen Berge, wobei sie einmal mehr das beklemmende Gefühl überkam, eine Gefangene zu sein. Den Gedanken an Flucht aber schob sie nach wie vor weit von sich, und auch späte Reue über die verpasste Gelegenheit dazu erschien ihr sinnlos.

Von Langeweile geplagt läutete sie, worauf Sama aufs Neue den Raum betrat.

„Sei so gut und richte Imad aus, dass ich ihn begleiten möchte, wenn er demnächst zum Markt geht.“

„Herrin, seid Ihr sicher? Wenn Sultan Tariq, möge seine Regentschaft ewig dauern, erfährt, dass Ihr in die Stadt gegangen seid …“ Vor Furcht versagte dem Mädchen die Stimme.

Zorahaida wusste selbst am besten, dass jeder Regelverstoß ihrerseits die täglich neu und hart erarbeitete Harmonie zwischen Vater und Tochter gefährdete, weshalb sie sich nur selten aus dem Palast schlich. Auch hielt sie es für ihre Aufgabe, mäßigend einzuschreiten, wenn der Sultan seinen häufig ausbrechenden Unmut an der Dienerschaft oder den Wachleuten ausließ. Doch ab und zu in das Leben der einfachen Untertanen auf den Straßen Granadas einzutauchen bewahrte sie davor, aus Unglück und Lebensüberdruss den Verstand zu verlieren.

Sie seufzte. „Natürlich werde ich mich vorsehen, Sama. Komme ich aber gar nicht mehr hinaus, werde ich noch verrückt.“

Gerade öffnete die Zofe die Tür, um ihrem Auftrag nachzukommen, als aufgeregte Stimmen und das Geräusch eiliger Schritte auf der Treppe zu hören waren. Kurz darauf sauste ein kleiner Affe ins Zimmer, den Alba einst vom Sultan geschenkt bekommen hatte, und für den inzwischen Zorahaida Sorge trug. Als das Tier ihr zitternd und verstört plappernd mit einem Satz auf die Schulter sprang, keimte eine Ahnung von Unheil in ihr auf, sodass sie an die Tür trat.

Einige Stufen weiter unten stand, um Atem ringend, Maura, ihre zweite Leibdienerin, deren Schleier nass von Schweiß war.

„Kommt, so schnell Ihr könnt, Herrin!“, japste sie verzweifelt. „Die kleine Yamina spielte am Seerosenteich …“ Schluchzen unterbrach ihre Rede.

„Sprich, Maura! Fiel sie hinein?“ Doch Zorahaida wartete die Antwort nicht ab, sondern griff angstvoll nach ihrem Schleier, den sie sich unter den Gürtel steckte, und eilte an dem jammernden Mädchen vorbei die Stufen hinab. Dem genannten Teich näherte sie sich in vollem Lauf, denn Yamina, die Tochter Prinz Ghalibs, war ein reizendes Kind von nicht einmal drei Jahren, welches seiner Tante lieb und wert war.

Ich bitte dich, Gott, betete die Prinzessin in ihrer Bedrängnis, lass dem Kind nichts Ernstes zustoßen!

Als Zorahaida auf den Teich zurannte, widmete sie der dunklen Gestalt, die unter einer nahen Pergola stand, keine Aufmerksamkeit, war doch all ihr Tun allein auf die Rettung ihrer Cousine gerichtet.

Auf den ersten Blick wirkte der kleine, flache Teich ruhig wie gewöhnlich; dann aber erschien, einem bleichen Seestern gleich, eine kleine Hand, die wild hin und her schlug und kurz darauf wieder versank.

Zorahaida, die sofort verstand, dass das Kind sich in den Wasserpflanzen verfangen hatte, sank auf die Knie, fischte unter der Oberfläche nach seiner Hand, bekam sie letztendlich zu fassen und zog Yamina, deren Lippen bereits blau angelaufen waren und deren Atmung immer wieder aussetzte, an Land. Der schlaffe Körper des Kindes fühlte sich eigenartig schwer in ihren Armen an, und während sie sich auf die Fersen setzte, die Kleine kopfüber über ihre Knie legte und ihr kräftig auf den Rücken klopfte, drang ihr das eigene Stöhnen wie fremd ans Ohr.

Oh Gott, betete sie wieder, lass mich nicht zu spät gekommen sein!

„Herr, sei ihrer kleinen Seele gnädig“, murmelte Maura verzagt, als habe sie alle Hoffnung aufgegeben. Doch dann begann das Kind urplötzlich zu husten, wobei es in heftigen, halberstickten Stößen das Wasser, das es geschluckt hatte, wieder ausstieß. Erst als die Kleine wieder Luft bekam, drehte Zorahaida sie auf die Seite, worauf langsam, sehr langsam die Farbe in ihre Lippen zurückkehrte und sie die Augen öffnete.

Zorahaida zog sich vor Rührung die Kehle zusammen. „Gott, der Bewahrer, ist barmherzig und gerecht“, flüsterte sie und zog die Kleine an sich, um sie eine Weile zärtlich hin und her zu wiegen. „Das Kind braucht seine Mutter“, stellte sie dann, immer noch aufgewühlt, fest und legte es Sama, die inzwischen neben ihr stand, in die hilfsbereit ausgestreckten Arme.

„Mit Eurer Erlaubnis trage ich Yamina in den Harem, wo man sie sicher schon vermisst“, sagte diese leise. „Man muss ihr dringend trockene Kleidung anziehen.“ Da ihre Herrin nickte, eilte sie mit dem Kind von dannen.

Ein nachträglicher Schauder überlief Zorahaida, die wusste, mit welch unbedingter Liebe ihr Onkel an seiner kleinen Tochter hing, deren Tod ihm schwer zugesetzt hätte. In düsterer Ahnung drehte sie sich zu Maura um.

„Warum hast du das Kind nicht aus dem Teich gezogen?“, fragte sie mit strenger Miene. „Er ist so flach, dass selbst du darin nicht untergehst!“

Das Mädchen schluckte und deutete verängstigt mit dem Finger auf die Pergola. „Saht Ihr nicht, wer dort stand, Herrin? Unter seinen Augen wagte ich es nicht!“

Die dunkle untersetzte Gestalt, an welche Zorahaida sich nun undeutlich erinnerte, war inzwischen verschwunden. „Wer war das? Hast du ihn erkannt?“

Maura zog furchtsam den Kopf ein, und während sie etwas Unverständliches flüsterte, zitterte sie unter ihrem Schleier wie Espenlaub. Da dämmerte es Zorahaida, welcher stiernackige Mann dort gestanden hatte.

„Abdul Ibn Umar“, murmelte sie nachdenklich. Der Anführer der persönlichen Garde des Sultans. Zwar war verdächtig, dass der Mann nicht helfend eingeschritten war, doch konnte sie nicht glauben, dass er die Kleine auf Befehl seines Herrn zu ertränken versucht hatte, auch wenn die Rivalität zwischen ihrem Vater und ihrem Onkel immer erbittertere Züge annahm.

„Einen Namen nannte ich nicht“, wimmerte Maura angstvoll, worauf sie den Befehl bekam, den Mund zu halten.

Als Zorahaida einen abwägenden Blick zum Sitzungssaal neben dem Löwenhof warf, wo zu dieser Tageszeit der Sultan mit seinen Ratgebern tagte, stieg ihre Empörung. Sie wusste jedoch, dass Geduld vonnöten war, weil ihr Vater eine Unterbrechung seiner Amtsgeschäfte kaum freundlich aufnehmen würde.

Unwillkürlich kam ihr in den Sinn, welch blutige Fehden es in der langen Geschichte der Nasriden-Dynastie gegeben hatte. Böser Verrat zwischen Brüdern war an der Tagesordnung, und auch Prinz Ghalib hatte früher eine lange Haft in derselben Festung zu Salobreña erduldet, in welcher gleichzeitig die Prinzessinnen in aller Abgeschiedenheit aufgewachsen waren.

Und hätte der Mord an einem kleinen Mädchen auch den Rahmen aller schurkischen Taten gesprengt, die infolge einer Bruderfehde schon begangen worden waren, wusste sie doch, dass der Sultan immer mehr von Neid zerfressen wurde, weil sein jüngerer Bruder Kind für Kind in die Welt setzte. Denn er selbst hatte nur drei Töchter vorzuweisen, von denen zwei dazu weggelaufen waren, worauf er ihnen die Existenz aberkannt hatte.

Eine abscheuliche Tat wie ein Kindesmord gehört unbedingt aufgeklärt.

Voll Ingrimm zog sie ihren nassen Schleier unter dem Gürtel hervor und schüttelte ihn, dass die Tropfen flogen. Und obwohl er sich unangenehm feucht auf die Haut legte, zog sie ihn vor das Gesicht, war doch das Schleiergebot des Sultans nicht verhandelbar. Kam ihm zu Ohren, dass sie das unverzichtbare Kleidungsstück während der Rettungsaktion nicht getragen hatte, konnte das üble Folgen nach sich ziehen.

Sie winkte ihrer Zofe, welcher sie ihrer Feigheit wegen noch zürnte, und befahl ihr, sie zu begleiten.

Maura aber wich entsetzt zurück. „Herrin, zwingt Ihr mich?“

„Auf deinen Beistand sollte ich zählen können, meinst du nicht? Mein Vater muss erfahren, dass einer seiner Männer tatenlos zusah, als Prinz Ghalibs Tochter fast ertrunken wäre.“

Da dem ängstlichen Mädchen darauf ein kleiner quiekender Laut entfuhr und es sich nicht von der Stelle rührte, als sei es festgewachsen, seufzte Zorahaida resigniert.

„Dann muss ich wohl allein gehen“, versetzte sie. „Du aber mach dich nützlich und berichte dem Prinzen, was hier vorgefallen ist.“

„Auf der Stelle, Herrin.“

Und während Maura wie erlöst davonhastete, atmete Zorahaida tief durch, denn es galt, ihren Vater mit den Geschehnissen zu konfrontieren.

Wie sie erwartet hatte, hielt der verdächtige Hauptmann, die mächtigen Arme vor der Brust verschränkt, breitbeinig Wache vor der geschlossenen Tür zum Sitzungssaal.

„Was kann ich für Euch tun, Prinzessin?“, fragte er.

Befleißigte sich Abdul Ibn Umar auch eines höflichen Tons, wurde dieser von dem harten Blick seiner schwarzen Augen Lügen gestraft; dazu schürzte er beim Anblick ihrer nassen Kleidung auf ungehörige Weise die Lippen.

Zorahaida aber verbarg ihren Ärger. „Ich muss mit meinem Vater sprechen, Hauptmann Abdul. Seid so gut, ihn zu fragen, ob er sich kurz von seinen Pflichten losreißen kann.“

Freundlichkeit heuchelnd verbeugte er sich. „Wie Ihr befehlt, Prinzessin.“ Damit verschwand er im Saal und schloss die Tür hinter sich, worauf es eine geraume Weile dauerte, bis sie hineingerufen und formell angekündigt wurde.

Sultan Tariq, der Herrscher über das Emirat von Granada, saß in schneeweißen Gewändern auf einem seiner vergoldeten Throne, der eigentlich ein bequemer Diwan war. Ein großer, taubenblutroter Rubin leuchtete an seinem Turban, und seine Füße in den Seidenpantoffeln ruhten auf einem gepolsterten Schemel. Ihm zu Seiten standen Sklaven mit Palmwedeln in den Händen, die alles daransetzten, ihm so viel Luft als möglich zuzufächeln.

Dessen ungeachtet aber stand die stickige Luft im Saal, und auch die dichten Schwaden kostbaren Räucherwerks, die über der Versammlung lagen, trugen nichts zur Verbesserung der Atemluft bei. In dieser Hitze hing die prächtige rotgoldene Standarte der Nasriden-Dynastie so schlaff herunter, als stünde sie kurz davor, wie flüssiges Wachs zu Boden zu tropfen.

Zorahaida eilte hinein, warf sich vor ihrem Vater zu Boden und küsste seine Pantoffeln, wobei sie überrascht bemerkte, dass der Hauptmann mit einer Handvoll verdienter Offiziere hinter ihrem Vater Stellung bezog.

„Tausendmal Gottes Segen auf Euer Haupt, Vater.“

Mit einer trägen Geste, die seine goldenen Ringe aufblitzen ließen, erlaubte der Sultan ihr, sich zu erheben, während ein Lächeln über seine Züge spielte.

„Sei willkommen, Tochter.“ Jede Herzlichkeit aber wich aus seiner Miene, als er ihre ungepflegte Erscheinung bemerkte. „Was ist das? Warum sind deine Kleider zerdrückt und dein Schleier nass? Was ist geschehen?“

Zorahaida, die glaubte, Offenheit sei angebracht, sprang das Herz auf die Zunge. Denn war ihr Vater, der seine Diener beim kleinsten Anlass schlagen ließ, auch für seine Launen berüchtigt, hatte sie doch nie vernommen, er habe einem Kinde wehgetan.

„Vater, etwas Schreckliches ist am Seerosenteich vorgefallen. Ich komme zu Euch, weil Ihr darüber sicher Kenntnis zu erlangen wünscht.“

Des Sultans Augenbrauen zogen sich zu einem schwarzen Strich zusammen. „Nun, was gibt es? Sprich!“

„Yamina fiel in den Lilienteich.“

„Oje, das arme kleine Ding.“ Seine Stimme troff vor Scheinheiligkeit, während er sich wie sinnend über den Bart strich.

War Zorahaida auch über sein Auftreten bestürzt, zwang sie sich doch zur Ruhe, denn sie wusste, dass nichts gewonnen war, wenn sie ihn erzürnte. Sein Verhalten aber brannte sich, wie auch der Ton seiner Stimme, in ihre Seele ein.

„Sicher wisst Ihr, dass ein kleines Kind nicht schwimmen kann.“ Sie machte eine Kunstpause und streifte den Hauptmann mit einem offenen Blick. „Dazu erscheint es befremdlich, dass der Anführer der Palastgarde tatenlos zusah, wie Yamina unterging.“

Auf dem Gesicht des Sultans war keine Regung erkennbar. „So ist meine Nichte ertrunken? Mögen die Engel sie ins Paradies tragen.“

„Nein, Vater, seid beruhigt; sie wurde rechtzeitig geborgen.“

In diesem Moment lehnte der Hauptmann sich vor und flüsterte dem Sultan etwas ins Ohr, worauf in dessen schwarzen Augen Ärger aufblitzte. „Du warst es, die sie rettete. Mein Hauptmann sah dich.“

„Ja, Vater, mir gelang es, ihr Leben zu bewahren“, bekannte Zorahaida mit heiserer Stimme und biss sich auf die Unterlippe, denn den glatten, distanzierten Ton, in dem er sprach, kannte sie nur von anderer Stelle. Der Hitze zum Trotz überlief es sie kalt, denn nie hatte ihr Vater sich ihr gegenüber dieses formellen Tons befleißigt.

Ich bin doch sein Liebling, dachte sie, Vater hängt an mir! Selbst im Zorn würde er mir bestimmt nie wehtun.

Die Hände ringend setzte sie zu einer neuen Rede an, wurde aber aufs Schärfste zum Schweigen gebracht. „Genug, Zorahaida! Die Frechheit, die du an den Tag legst, und die von deinem Ungehorsam noch übertroffen wird, enttäuscht uns.“

„Vergebt mir, Vater, doch machte ich mich keines Ungehorsams gegen Euch schuldig. Ich tat nichts weiter, als meine Cousine aus dem Wasser zu ziehen.“

Langsam und mit solch finsterer Miene, dass das Grauen sie ankam, schüttelte der Sultan den Kopf. „Du wurdest gesehen, wie du durch den Garten ranntest, als seist du eine liederliche Hure.“

Fassungslos öffnete sie den Mund zu einer Entgegnung, doch mit einer harschen Bewegung gebot er ihr Schweigen.

„Trugst du etwa den Schleier dabei?“ Vor lauter Wut traten an seinem Hals die Adern hervor. „Man sah dein Gesicht! Was fiel dir ein, mir solche Schande zu bereiten?“

Erbost sprang er auf und trat zu ihr, die aller Furcht zum Trotz den Kopf zu ihm erhob.

„Höre ich keine Entschuldigung? Wo bleibt deine Reue? Nun gut, wie du willst. So nimm dies!“

Damit hob er seine Hand, an der die Ringe aufblitzten, und versetzte ihr einen solch heftigen Schlag ins Gesicht, dass sie Sterne sah und halb bewusstlos auf die Seite fiel.

„Tochter, du erregst meinen Zorn. Geh mir aus den Augen!“

Der nächste Morgen fand Zorahaida am Fenster im oberen Turmgemach, von wo aus sie auf die Gipfel der Sierra Nevada starrte. Auch jetzt noch schmerzte ihr Gesicht, ja, der ganze Kopf; schlimmer noch aber war ihr Herzeleid.

„Prinzessin, wenn Ihr ein wenig den Hals drehen wollt?“, bat Maura. „Eure Wange kann noch etwas Balsam vertragen.“

Gehorsam überließ sie sich den sanften, wissenden Händen ihrer Dienerin.

„Die blauen Flecken gehen erst nach ein paar Tagen weg“, murmelte die Zofe mitfühlend, von Reue geplagt.

„Das ist mir egal“, erwiderte Zorahaida scheinbar unbewegt, doch war sie im Innersten aufgewühlt, denn nie zuvor war sie geschlagen worden. Und war es schon schlimm genug, vom eigenen Vater körperlich gezüchtigt zu werden, erschreckte es sie, dass er die Partei eines Hauptmanns gegen seine eigene Tochter ergriffen hatte. Ihrer Meinung nach ließ das den alleinigen Schluss zu, er habe diesen beauftragt, für den Tod Yaminas, seiner leiblichen Nichte, zu sorgen. Vater verbirgt etwas und fühlte sich von mir ertappt.

Sultan Tariqs Grausamkeit, hatte er sie bisher auch nie gegen Kinder gewendet, war ansonsten unbestritten. Nicht nur schlug er seine Diener beim kleinsten Anlass, sondern er attackierte auch jeden anderen ohne Ansehen der Person, fügte der sich ihm nicht widerspruchslos.

So hatte er auch die drei kastilischen Ritter, mit denen seine beiden älteren Töchter dann später davongingen und die damals in den Kerkern der Alhambra in Geiselhaft gehalten wurden, ungeachtet der Tatsache, dass sie unbewaffnet und in Ketten waren, mit gezogenem Schwert angegriffen. Es war ein Glück, dass er sich damals noch von seinen Töchtern davon hatte abhalten lassen, sie auf offener Straße zu enthaupten, doch schienen die Zeiten, da er sich gut zureden ließ, nun endgültig vorbei.

Bis zu den Ereignissen am Vortag war Zorahaida überzeugt gewesen, es werde ihr stets gelingen, ihren Vater letztlich zu bändigen und ihn, auf lange Sicht gesehen, zu einem besseren Umgang mit Menschen bewegen zu können. Nun aber hatte er seine Neigung zur Gewalttätigkeit auch an ihr ausgelebt und damit die Grenze, die ihr vermeintlich Sicherheit geboten hatte, gesprengt.

In der Erinnerung, wie seine Ringe aufblitzten, als er sie schlug, dachte sie daran, dass dem Koran zufolge ein Mann kein Gold am Körper tragen sollte. Der Sultan aber, der sich von nichts und niemand einschränken ließ, achtete selbst die heiligen Gebote nicht.

Ein leises Klopfen an der Tür weckte sie aus ihren Grübeleien, und Sama trat ein, in den Händen eine golden schimmernde Schatulle.

„Schau an, was bringst du mir da?“, fragte Zorahaida, die vortäuschte, sich auf die Überraschung zu freuen.

„Prinz Ghalib sendet seine herzlichsten Grüße, Herrin, und bittet Euch, seine bescheidene Gabe als Ausdruck ewiger Dankbarkeit und höchster Wertschätzung anzunehmen.“

Als Zorahaida ihr darauf das vergoldete Kästchen abnahm, das eine meisterhafte Glasflussarbeit aufwies, die so zierlich ausgeführt war, dass der Betrachter sich kaum daran sattsehen konnte, strich sie mit den Fingerspitzen über geometrische Muster aus Rauten und Sternen, deren Farbgebung ungewöhnlich lebhaft in leuchtendem Rot, strahlendem Blau und Smaragdgrün ausfiel.

„Was für eine schöne Arbeit“, sagte sie dankbar. „Mir will scheinen, sie stammt aus Frankreich?“

„Sehr richtig, Herrin; sie kommt aus Limoges, wie Euer Onkel ausrichten lässt. Wollt Ihr nicht einmal hineinschauen?“

Vorsichtig drehte Zorahaida den winzigen Schlüssel in seinem Schloss und hob den Deckel. Innen lag, auf Samt gebettet, eine rosafarbene Rosenknospe, die so frisch gepflückt war, dass sie den Tau noch auf sich trug. Da kamen ihr vor Rührung die Tränen.

„Sama, überbringe dem Prinzen meinen aufrichtigsten Dank für sein wunderschönes Geschenk, das ich hoch schätze.“

„Auf der Stelle, Herrin.“ Mitleidig beäugte sie Zorahaidas Gesicht. „Schmerzt Euer Kopf noch sehr?“

„Weniger als mein Herz“, murmelte sie, wagte aber nicht, die Gedanken, die sie im Inneren aufwühlten, zu offenbaren.

Denn ihre Hoffnung, sie könne ihren Vater nach und nach zum Besseren verändern, war dahin. Vielmehr offenbarte sich, dass er im Alter immer reizbarer und unlenkbarer wurde, was für die Zukunft eine trostlose und beklemmende Aussicht bot.

„Sama, hast du mit Imad gesprochen, wie ich dir auftrug?“

„Das schon, Herrin, doch nach den Geschehnissen gestern … habe ich ihm wieder abgesagt.“

„Das war nicht recht von dir, denn ich habe nicht vor, meine Pläne zu ändern.“

Maura, die mithörte, schnappte angstvoll nach Luft. „Prinzessin, ein solch hohes Risiko dürft Ihr gerade jetzt nicht eingehen!“

„Das ist allein meine Sache!“, entgegnete Zorahaida verärgert.

„Auch ich bitte Euch inständig, es sein zu lassen.“ Sama schluckte beklommen. „Schon beim letzten Mal wäret Ihr beinahe aufgeflogen! Nach dem, was gestern geschah aber, fürchte ich um Euer Leben. Und sollte der Sultan Euch wider Erwarten verschonen, würde er doch die Wachleute für Euren Ungehorsam bezahlen lassen.“

„Oder uns“, ergänzte Maura in klagendem Ton, worauf Zorahaida sich ihr zuwandte.

„Hab keine Furcht“, sagte sie in beruhigendem Ton. „Nicht nur sind die Wachen mir treu ergeben, sondern auch nicht auf den Kopf gefallen. Sie wissen recht gut, wann des Sultans Leibgarde anderweitig beschäftigt ist, und werden mich sicher hinaus- und wieder hineinschleusen. Dazu werde ich natürlich allergrößte Vorsicht walten lassen und schon deswegen nicht entdeckt werden.“ Sie erhob sich und legte vorsichtig die Hand auf ihre geschwollene Wange. „Komme ich nicht wenigstens für eine kurze Weile aus dem Palast hinaus, verliere ich sicher endgültig den Verstand. Also nichts wie vorwärts, Sama! Überbringe Imad unverzüglich meine Nachricht.“

„Wie Ihr wünscht.“ Stirnrunzelnd entfernte die Zofe sich, um den ungeliebten Auftrag auszuführen.

2. KAPITEL

Es war kein Wunder, dass dem Waffenschmied der Schweiß von der Stirn tropfte, denn das Feuer in seiner Schmiede verbreitete eine Gluthitze.

Deshalb trat Jasim Ibn Ismail vorsichtshalber einige Schritte zurück, beobachtete aber weiter fasziniert, wie der Meister mit geschickten Schlägen die verbeulte Armschiene seiner Rüstung wieder in Form brachte.

Hier, in der besten Waffenschmiede Granadas, war es brechend voll, und die Wartenden drängten sich bis weit auf die Straße hinaus. Grund für die Eile war ein vom Sultan angesetztes Turnier, für das viele Kämpfer ihre Waffen und Rüstungen auf Vordermann bringen ließen.

Während Jasim, dem klar war, dass eine gute Arbeit ihre Weile brauchte, geduldig an die Wand gelehnt wartete, bis die Armschiene fertig war, richtete der Ritter neben ihm das Wort an ihn.

„Auch Ihr seid wohl wegen des Turniers in der Stadt?“

„Da liegt Ihr richtig“, antwortete er lächelnd und wartete, bis der andere unweigerlich auf sein ungewöhnliches Äußeres zu sprechen käme. Denn er war daran gewöhnt, dass nicht nur sein rotblondes Haupthaar und ebensolcher Bart neugierige Fragen hervorriefen; auch seine hellen, bernsteinfarbenen Augen sorgten gemeinhin für Aufsehen.

„Von wo seid Ihr?“, fragte der Ritter auf angenehm zurückhaltende Art.

Um den Lärm der Schmiedehämmer zu übertönen, erhob Jasim die Stimme. „Ich komme aus dem Madinat Ronda, einem Stadtstaat an der kastilischen Grenze, von dem Ihr vielleicht schon einmal gehört habt. Jasim Ibn Ismael, zu Euren Diensten.“

Der Ritter pfiff leise durch die Zähne. „Ihr seid der Sohn Ismail Ibn Osmans? Nach dem Wirbel, den Euer Vater machte, als er Granada zuletzt besuchte, überrascht es mich, Euch hier anzutreffen.“

Jasim, der die Ansicht hegte, sein Vater, dessen Reputation durch einen heftigen Streit mit dem Sultan gelitten hatte, sei kein Aufrührer gewesen, unterdrückte ein unwilliges Stöhnen. „Nun, erstens bin ich nur für mein eigenes Leben verantwortlich“, gab er etwas patzig zurück, „und zweitens starb mein Vater – möge er in Frieden ruhen – schon vor Jahren.“

Doch war er froh, dass der Mann sich bisher jeglicher Vermutung über seine Mutter enthalten hatte, denn weil sein Vater vom Erscheinungsbild her dunkel gewesen war, gab es oft Spekulationen über ihr Aussehen. Jasim aber wusste kaum etwas von ihr, weil sie, die Zweitfrau seines Vaters, bei seiner Geburt gestorben war.

Kurz ließ der andere den Blick auf dem jungen Ritter ruhen, bevor er das Gesicht zu einem freundlichen Grinsen verzog. „Ich bitte um Verzeihung, sollte ich ins Fettnäpfchen getreten sein. Dass Ihr das Andenken Eures Vaters in Ehren haltet, verstehe ich durchaus, wenn Ihr auch zugeben müsst, dass sein Zusammenstoß mit Sultan Tariq um ein Haar ein schlechtes Ende genommen hätte.“

„Ihr habt ja recht; auf Diplomatie verstand er sich nicht“, pflichtete Jasim dem Fremden achselzuckend bei. „Ich finde aber, es spricht zu seinen Gunsten, dass er, anders als die meisten, kein Speichellecker war. Er tat ganz einfach, was er für das Beste hielt.“

„Das sei unbenommen. Nun denn, ich wünsche Euch Glück auf dem Turnierplatz.“

„Seid bedankt. Auch Euch viel Glück.“

„Davon wird es wohl eine gute Portion brauchen“, versetzte der Ritter mit einem hintersinnigen Lächeln.

„Was wollt Ihr damit sagen?“

Jetzt grinste der Mann von einem Ohr zum anderen. „Ihr nahmt wohl noch an keinem Turnier des Sultans teil?“

„Soll das heißen, es wird nicht ehrlich gekämpft?“, fragte Jasim, die Stimme senkend.

Vorsichtig warf der andere einen Blick über die Schulter, denn Spitzel gab es viele auf Granadas Straßen. „Nein, ich wollte nichts dergleichen andeuten. Wie auch immer: Gebt auf Euch acht, weil Ihr den Namen Eures Vaters tragt. Des Sultans Anhänger könnten annehmen, Ihr kämpft, um dessen Ehre wiederherzustellen, sich deshalb gegen Euch zusammenrotten und Euch attackieren, um sich bei Hofe lieb Kind zu machen.“

„So etwas ist mir nicht neu.“ Ratlos hob Jasim beide Hände. „Meines Vaters Ruf folgt mir wie ein treues Hündchen. Deshalb halte ich es auch für wahrscheinlich, dass mir der Zutritt zum Turnier überraschend verweigert wird, obwohl ich mich ordnungsgemäß registrieren ließ.“

Von Anfang an hatte er in Betracht gezogen, dass der launische Herrscher womöglich selbst eingreifen und ihm den Kampf verbieten würde. In diesem Fall aber wollte er seinem Onkel, dem Regenten des Stadtstaats Ronda, welcher auf einer Klippe lag und daher eine uneinnehmbare Festung war, vor Augen führen, dass es mitunter besser war, einem Tyrannen die Stirn zu bieten, als ihm seinen Willen zu lassen, indem man die Füße stillhielt. Denn genau das war seit Langem die Politik des Madinats.

Da er diesen Punkt hier und jetzt nicht vertiefen wollte, wechselte er bei der Unterhaltung zu allgemeinen Themen, bis der Schmied ihn zu sich winkte. „Herr, Eure Armschiene ist wieder wie neu.“

Als Jasim sich ihm, der in Schweiß gebadet vor des Feuers Glut stand, näherte, stieß ein anderer Schmied ein stählernes Schwert hinein, dass die Funken stoben. Unwillkürlich zuckte Jasim zusammen und schüttelte den Kopf, denn wie die Männer hier, wo es heiß wie in der Hölle war, zu arbeiten vermochten, ging über seinen Verstand.

Dann nahm er prüfenden Blicks seine Armschiene in die Hand. „Gut gemacht“, lobte er die Arbeit, worauf der Schmied erfreut das Gesicht verzog: „Seid bedankt, Sayyid Jasim.“

Darauf zog der junge Ritter seinen halb leeren Geldbeutel hervor, den er mit deutlichem Bedenken in der Hand wog und in dieser Pose länger als nötig verharrte. Denn in der Absicht, das Gerücht in Umlauf zu bringen, er sei knapp bei Kasse und nehme am Turnier teil, weil er Geld brauche, hatte er den Löwenanteil seiner Barschaft seinem Knappen anvertraut.

„Was bin ich schuldig?“, fragte er. Dann tat er entrüstet, als der Schmied den Preis nannte, und machte eine so große Sache aus dem Bezahlen, indem er den fälligen Betrag wie widerwillig einzeln aufzählte, dass es noch der Letzte in der Schmiede mitbekam.

Sultan Tariq hatte unlängst verkünden lassen, er stelle für die Turniergewinner Kisten voller Gold-Dinare bereit, und war Jasim auch keineswegs annähernd so bedürftig, wie er sich den Anschein gab, käme ihm ein wenig Gold doch nicht ungelegen.

Sein wahrer Beweggrund für die Teilnahme aber war ein anderer: Er wollte seinem Onkel beweisen, dass sein Neffe nicht nur erwachsen, sondern dazu ein völlig anderer Mensch als sein Vater war. Tatsächlich hoffte er, infolge siegreich bestandener Kämpfe an den Sultan heranzukommen, um diesen zu überreden, der Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen zwischen Ronda und dem Emirat seinen Segen zu geben.

Denn nicht nur die Stadt, sondern auch der ihn umgebende Bezirk litt an den Folgen des unbedachten Handelns seines Vaters, und Jasim wollte alles daransetzen, die Situation zu entspannen und dauerhaften Frieden mit Granada in die Wege zu leiten.

Auf der Straße stieß er auf seinen Knappen Farid, der ihn dort erwartete.

„Hast du die Pferde bei der bewachten Koppel abgegeben?“, fragte er, was bestätigt wurde. Gerade wollte er herausfinden, ob der Junge etwas essen wollte, als er von den schweren Tritten eines Wachtrupps abgelenkt wurde, der die Straße heraufmarschiert kam.

Es war ein eigenartiger kleiner Aufzug von einem halben Dutzend wehrhafter Männer in grauen Waffenröcken, die sich die Straße herauf näherten. Und weil die Marschierenden sich weiße Tücher vor Mund und Nase gebunden und ihre Gesichter somit unkenntlich gemacht hatten, suchte Jasim gegen seine Gewohnheit mit den Augen nach einem Hoheitszeichen, bis er unter einem Waffenrock etwas Rotes hervorblitzen sah.

In der Vermutung, es müsse sich um die Insignien des Sultans handeln, die in Rot und Gold gehalten waren, erwachte seine Neugier auf die Person, die von den Wachen in enger Ordnungsformation abgeschirmt und so den Blicken der Allgemeinheit entzogen wurde.

Auch fiel ihm auf, dass die Stadtleute bereitwillig Platz machten und sich dabei mitunter lächelnd mit den Ellbogen anstießen. Wer auch immer im Inneren der seltsamen Prozession geschützt durch die Straßen geleitet wurde, war offenbar bekannt und beliebt.

Für einen Moment riss die dichte Formation auf und gab den Blick auf eine von Kopf bis Fuß verhüllte Frau frei, deren bescheidener grauer Schleier keinerlei Zierrat aufwies. Sicher hätte Jasim ihr kaum einen Blick geschenkt, wäre sie nicht so auffällig eskortiert worden; nun aber vermochte er kurz anzuerkennen, mit welch jugendlicher Anmut sie sich bewegte, bevor die Lücke sich wieder schloss, sodass sie aufs Neue verschwand.

Zwei Dienerinnen trugen Körbe hinter ihr her; ihnen folgte eine weitere, die einen Lautenkasten über die Schulter gehängt trug.

Jasim, dessen Neugier stetig zunahm, fing den Blick seines Nachbarn auf. „Wisst Ihr, wer diese Frau ist?“, fragte er.

„Nein, ich habe keine Ahnung“, antwortete der Mann kopfschüttelnd. „Wisset, ich bin nicht von hier.“

Als der kleine Zug in die nächste Straße abbog, in der es ein Hospital gab, ging Jasim ein Licht auf. „Sicher beweist sie den Kranken im Spital ihre Mildtätigkeit“, murmelte er und wandte sich dann wieder Farid zu. „Gerade wollte ich dich fragen, ob du Hunger hast“, sagte er freundlich. „Wir könnten ein Gasthaus aufsuchen, das dem Krankenhaus gegenüber am Marktplatz gelegen ist.“

„Satt bin ich niemals, Herr“, versetzte sein Knappe grinsend. „Wenn es ums Essen geht, könnt Ihr immer auf mich zählen.“

Die gut besuchte Taverne, vor der zahleiche Bänke und Tische aufgestellt waren, lag an einer Seite des viereckigen Platzes, in dessen Mitte sich ein Trinkbrunnen befand. Jasim ließ sich im Schatten einer Palme auf einer Bank nieder.

„Für mich ordere Wein, Obst und Pastete mit Käsefüllung“, wies er Farid an. „Du führe dir ruhig zu Gemüt, nach was dir der Sinn steht.“

„Gern, Herr, seid bedankt.“

Nachdem der Junge im Inneren des Gasthauses verschwunden war, begann leise Musik, die durch die offenen Läden des Hospitals nach außen drang, Jasims Aufmerksamkeit zu erregen. Jemand entlockte dort einer Laute eine schöne Melodie, welche er nicht kannte, und die ihn im Handumdrehen verzauberte. Der Künstler, der die Musik mit so feinem Ausdruck spielte, dass sie sich Jasim wie Balsam aufs Herz legte, besaß großes Talent.

Und während er sich mit sinnendem Blick auf eine Katze, die einen Steinwurf entfernt lang ausgestreckt ein Sonnenbad nahm, wie gebannt der Musik hingab, durchflutete diese ihn mit ihrem Frieden. Nie hatte er ähnlich Schönes vernommen, denn leise Wehmut und zarte Sehnsucht wurden zu einem wunderschönen Klangteppich verwoben. Unwillkürlich dachte er an die junge Frau inmitten der Eskorte, welcher eine Laute nachgetragen worden war. Wenn sie es war, die musizierte, spielte sie engelsgleich.

Dann aber ritt eine Reiterschar vorbei, deren Pferde mit klappernden Hufen den Zauber der Musik zertraten, und auch Farid kehrte an den Tisch zurück. Und während Jasim sich voll Appetit auf das Essen stürzte, vergaß er das geheimnisvolle Mädchen wie auch die Musik, die es gespielt hatte.

Im selben Maße, wie die Sonne am wolkenlosen Himmel höher und höher stieg, wurde es heißer und heißer, sodass die Besucher des Marktes wie auch die Händler sich langsam verliefen. Nur einige wenige blieben übrig; so auch ein Mann mit einem Käfig aus Weidenholz, in welchem ein paar Tauben gurrend hin und her trippelten.

Schließlich öffnete sich die Tür des Krankenhauses, und die junge Frau in Grau trat heraus, die sich zu Jasims Überraschung nicht ihres wartenden Gefolges bediente, sondern, gefolgt von ihren drei Dienerinnen mit den Körben, die Straße überquerte und zum Brunnen schritt, wo sie mit dem Vogelhändler zu sprechen begann.

Jasim, der von Herzen wünschte, sie wäre nicht so dicht verschleiert, weil er ihr Gesicht zu sehen begehrte, folgte ihr mit den Augen, wobei die Frage nach ihrer Person sich ihm immer drängender stellte.

Viel hätte er dafür gegeben, sie sprechen zu hören, doch konnte er durch den Lärm, den die aufbrechenden Händler machten, nichts verstehen. Nur einen schwachen, melodischen Laut fing er auf, als sei ihre Stimme ein Widerhall der Klänge, die ihn so bezaubert hatten.

Dann aber, als eine Lachsalve bei den Händlern links von ihm verebbt war, verstand er doch ein paar Worte und erstarrte vor Verblüffung, hatte sie sich doch des Spanischen bedient. Er selbst kannte nur einige Brocken dieser Sprache, doch die junge Frau hatte sie so fließend gebraucht, als handele es sich um ihre Muttersprache.

Jeder wusste, dass die Beziehungen zwischen dem Emirat und dem benachbarten Königreich Kastilien nicht zum Besten standen; Grenzscharmützel waren an der Tagesordnung. Während Jasim den Taubenverkäufer, den er für einen Spanier hielt, ins Visier nahm, fragte er sich verwundert, was hier vor sich ging. Den naheliegenden Verdacht aber, eine Intrige oder gar eine Revolte werde angezettelt, verwarf er umgehend als unwahrscheinlich.

Endlich nickte die Frau, und der Vogelhändler reichte ihr den Taubenkäfig, den sie sofort an eine Dienerin weitergab. Dass ihre zarte Hand gänzlich ungeschmückt war, ließ zwar auf eine niedere Stellung schließen; ihr befehlsgewohntes Auftreten aber stand dazu im Widerspruch.

Dem Händler wurden dann die zwei Körbe der Dienerinnen ausgehändigt, worauf die jungen Frauen zu der wartenden Eskorte zurückgingen, wo die grau Verschleierte erneut in die Mitte genommen wurde und der Trupp abmarschierte.

Unbefriedigte Neugier riss Jasim auf die Füße. „Hast du bezahlt?“, fragte er seinen Knappen, was dieser bestätigte. „Gut, wir brechen auf.“ Darauf beschleunigte er seinen Schritt, um die Verfolgung der jungen Frau aufzunehmen.

Aufs Neue, nun in umgekehrter Richtung, ging es an der Waffenschmiede vorbei und dann eine Allee entlang, die auf den zentralen großen Platz, die Plaza Mayor, mündete. Erstaunt stellte der Ritter fest, dass die kleine Prozession sich auf direktem Wege zur Alhambra begab, weshalb es ihn erst recht befremdete, dass die Wachleute die Insignien des Sultans unter ihren Gewändern verborgen hielten. Um Almosen im Hospital zu spenden, wäre solche Heimlichtuerei kaum nötig gewesen.

„Wo wollen wir denn hin, Herr?“, fragte Farid. „Zu unseren Pferden kommen wir auf diesem Wege nicht.“

„Das weiß ich, Junge. Nur Geduld; gleich habe ich genug gesehen.“

Indem sie dem kleinen Zug weiter den Hügel hinauffolgten, welcher auf dem oberen Ende kahl geschlagen war, weil Sultan Tariq während des letzten Volksaufstandes mit dem Fällen der Bäume vor dem Palast dafür gesorgt hatte, dass zukünftig niemand Deckung hinter ihnen suchen konnte, näherten sie sich hohen, dicken Wänden aus rotem Stein, die sich, in der Sonne leuchtend, vor ihren staunenden Augen auftürmten. Mauersegler, die durch den blauen Himmel sausten, zerschnitten die Luft mit ihren gellenden Schreien.

Inzwischen hatte der kleine Trupp vor ihnen das erste Tor erreicht, eilte hindurch und schwenkte in die Straße ein, welche innen an der Mauer entlang verlief. Jasim, der einen sicheren Abstand wahrte, konnte gerade noch sehen, wie er auf das Palastgelände einbog.

„Wollt Ihr etwa dort hinein?“, fragte Farid mit ängstlicher Miene.

„Heute noch nicht“, versetzte sein Herr, der sich aber angesichts der Furcht des Jungen an die Warnung des fremden Ritters erinnert fühlte.

„Glaubst du etwa, der Sultan werde mich hindern, an den Kämpfen teilzunehmen? Dann sei beruhigt, denn sein Truchsess gab mir die Zusage schriftlich.“

Weiter als bis zum Tor schlich er aber nicht, wo er noch einmal vorsichtig um die Ecke schielte und beobachtete, wie einer der Wachmänner an eine unscheinbare, eisenbeschlagene Holzpforte klopfte, die sich zwischen zwei mächtigen Stützpfeilern verbarg. Darauf ging ein Guckloch auf, dann wurde die Tür geöffnet. Das Wachkommando samt der jungen Frau und ihren Dienerinnen ging hindurch, und kurz darauf war es, als wäre nie jemand dort gewesen.

Jasim, der es für bewiesen hielt, dass die Mildtätigkeit der jungen Frau als Deckmantel für verbotenes Tun diente, wandte sich ab, um in die Stadt zurückzugehen. Dabei befiel ihn die Vorstellung, wie die Heimlichtuer bei ihrer Rückkehr – statt direkt in den Palast zu gehen – zuerst eine Reihe ineinander verschachtelter Geheimkorridore durchwanderten, um nach Bewältigung verschlungener Wege an Kasernen, Wachhäusern und Waffenkammern vorbei einen Hof zu erreichen, wo es Einlass in einen der Wohntürme gab.

Auf dem Weg den Hügel hinab dachte er an die mysteriöse junge Frau, die ihn faszinierte, und die er wohl nie wiedersehen würde, was er sehr bedauerte. Gern hätte er gewusst, welche Beweggründe es für die Heimlichkeit ihres Tuns gab, und ob sie wirklich mit den Spaniern im Bunde war.

Ein lauter Seufzer seines Knappen riss ihn aus seinen Grübeleien.

„Was soll das lange Gesicht, Farid?“

„Müsst Ihr unbedingt bei dem Turnier dabei sein, Herr?“

Wie angewurzelt blieb Jasim stehen. „Warum bin ich wohl hierhergereist? Vor Monaten schon habe ich mich angemeldet, wie du wohl weißt. Ich mache mit, und dabei bleibt es.“ Mit leisem Fluch pfiff er durch die Zähne. „Schau an, mein Oheim hat dich auf mich angesetzt.“

Das mochte Farid nicht leugnen. „Herr, unser Regent sorgt sich zu Recht, weil Ihr unbedingt im Angesicht des Sultans, der ein ausgewiesener Feind Eures Vaters war, an den Turnierkämpfen teilnehmen wollt.“

Jasim, der die Vorbehalte seines Onkels kannte, ohne ihnen zuzustimmen, verzog vor Ungeduld das Gesicht. Denn die Entscheidung des Oberhauptes von Ronda, jeden Kontakt mit dem Sultan aufs Schärfste zu meiden, bedeutete für die Einwohner des Madinats seit Jahren ein faktisches Handelsverbot mit dem Emirat. Weil es den Menschen Rondas aber kaum möglich war, zu Wohlstand zu kommen, wenn sie ihre Produkte nicht in ganz Al-Andalus vertreiben durften, nahm die Unzufriedenheit im Stadtstaat stetig zu.

Zwar war Jasim nicht so naiv, den Sultan für einen einfachen Handelspartner zu halten, denn der Ärger mit ihm hatte schon begonnen, als Jasims Vater damals einen gut gemeinten, aber unklugen Vorstoß gewagt hatte, weil er die Steuern auf die Waren aus dem Madinat für zu hoch hielt. Doch glaubte er, Ronda werde von wieder aufgenommenen Handelsbeziehungen mit Granada im Großen und Ganzen profitieren, weswegen er seinen Aufenthalt im Palast auch dazu nutzen wollte, die tiefe Kluft zu überbrücken, die einst zwischen den beiden Distrikten entstanden war.

„Herr, Euer Oheim hat nur Euer Bestes im Sinn“, fuhr Farid in ernstem Ton fort. „Und er traut Sultan Tariq nicht über den Weg.“

Jasim, der vermutete, sein Onkel sorge sich weit mehr der Steuern wegen als um sein Wohlergehen, grinste in sich hinein, denn er wusste nur zu gut, dass der Regent Rondas eine zweite Natur besaß, die einem Kaufmann gut zu Gesicht gestanden hätte. 

Doch schlug er einen ernsten Ton an. „Darf ich fragen, ob du in Diensten meines Oheims stehst?“

„Nein, Herr, natürlich nicht! Ich bin Euer Knappe ohne Wenn und Aber.“

Autor

Carol Townend
<p>Carol Townend schreibt packende Romances, die im mittelalterlichen England und Europa spielen. Sie hat Geschichte an der Universität London studiert und liebt Recherchereisen nach Frankreich, Griechenland, Italien und in die Türkei – historische Stätten inspirieren sie. Ihr größter Traum ist, den Grundriss einer mittelalterlichen Stadt zu entdecken, die einzelnen Orte...
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