Zwei Spuren im Schnee

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Hand in Hand im Schnee mit dem Mann, den sie liebt, davon träumt Heaven schon lange. Als es jetzt so weit ist kann sie es gar nicht genießen, denn sie befindet sich mit Jon auf der Flucht vor ihrem rachsüchtigen Ex-Chef …


  • Erscheinungstag 10.10.2016
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783956499920
  • Seitenanzahl 78
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Penny Jordan

Zwei Spuren im Schnee …

Roman

Aus dem Amerikanischen von
Christine Schmidt

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2016 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Figgy Pudding

Copyright © 1997 by Penny Jordan

erschienen bei: Mills and Boon Ltd., London

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises, Toronto

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: büropecher, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Harlequin Books S.A.

ISBN eBook 978-3-95649-992-0

www.mira-taschenbuch.de

Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

PROLOG

Ich denke, er ist ganz gut geraten“, meinte Christabel mit einem kritischen Blick auf ihren kleinen Cousin, der friedlich im Arm seiner Mutter schlief. Noch nicht einmal eine Woche war er alt, aber schon beherrschte sein Rhythmus das Leben der Erwachsenen um ihn herum.

In vier Wochen war Weihnachten, und Heaven würde mit ihrem Mann und dem Kleinen wieder in ihrem Haus an der schottischen Grenze sein. Zurzeit befanden sie sich aber noch in London, und Jon nutzte die Gelegenheit, seinen Sohn voller Stolz der Verwandtschaft vorzuführen.

„Ich verstehe allerdings überhaupt nicht“, fuhr Christabel nachdenklich fort, „warum ihr ihm so einen albernen Spitznamen verpasst habt. ‚Figgy‘! Das klingt wirklich unmöglich! Und es hat doch gar nichts mit seinem richtigen Namen zu tun.“

Über den Kopf von Charles Christopher Hugo hinweg grinste Heaven ihren Mann Jon an.

„Das ist eine lange Geschichte“, begann Heaven. „Unser ‚Figgy Pudding‘, den es zu Weihnachten gibt, hat eine Menge damit zu tun …“

„Das reicht“, mischte sich Jon ein, aber seine Nichte dachte anders darüber. Endlich wurde es einmal interessant. Sie würde schon herauskriegen, was für Geheimnisse ihr Onkel und ihre neue Tante hatten.

„Bitte, erzähl doch“, bat sie Heaven. „Ich liebe Geschichten!“

Heaven lachte. „Na schön. Du weißt ja, dass der Weihnachtspudding etwas ganz Besonderes ist. Viele Zutaten gehören hinein. Und damit fängt diese Geschichte an …“

1. KAPITEL

Willst du den Job wirklich annehmen? Nach allem, was er dir angetan hat?“

Heaven Matthews warf ihrer besten Freundin Janet einen kurzen Blick zu. Dann rührte sie wieder energisch in der Teigschüssel. „Auf jeden Fall“, erklärte sie knapp. „Du weißt doch, was ich vorhabe.“

„Allerdings“, kicherte Janet. „Rache ist süß. Und er hat es wirklich verdient.“

„Das denke ich auch“, bekräftigte Heaven die Meinung ihrer Freundin. „Harold Lewis ist ein Mistkerl. Und nun wird er eine kleine Kostprobe von dem bekommen, was ich für ihn empfinde.“ Ihr schmales, hübsches Gesicht drückte so viel Abscheu aus, dass Janet erschrak. Heaven war noch immer nicht darüber hinweggekommen, was Harold Lewis ihr angetan hatte.

„Eine kleine Kostprobe …“, wiederholte Heaven, grimmig lächelnd. „Genau. Er war schon immer gierig. Diesmal wird es ihm im Hals stecken bleiben.“ Ihr Lächeln verschwand.

Janet sah ihre Freundin besorgt an. Seit Monaten hatte sie nicht mehr herzhaft gelacht. Für jeden, der Heaven kannte, war dies fast unvorstellbar. Sie war beliebt und hatte jede Menge Freunde, die ihr fröhliches, unkompliziertes Wesen zu schätzen wussten.

Die beiden Frauen kannten sich schon seit ihrer Schulzeit. Damals hatte sich die immer etwas pummelige Janet mit der schlanken, zierlichen Heaven angefreundet, und sie hatten sich über all die Jahre nicht mehr aus den Augen verloren.

Heaven hatte schon damals davon geträumt, eines Tages eine berühmte Köchin zu werden. Vor einigen Monaten hatte Janet darüber gesprochen, und Heavens bittere Antwort zeigte, wie tief verletzt sie war.

„Es hat doch beinahe geklappt, oder etwa nicht? Nur dass ich jetzt nicht berühmt, sondern berüchtigt für meine Kochkunst bin. Untragbar für jeden Arbeitgeber.“ Wütend hatte sie die Tränen beiseitegewischt, die ihr bei diesen Worten in die Augen gestiegen waren. Selbstmitleid war nun ganz und gar nicht ihre Sache, auch wenn sie wirklich allen Grund dazu gehabt hätte.

Ihre vielversprechende Karriere war ruiniert und ihr Leben durch die Aufdringlichkeit der Medien völlig aus den Fugen geraten. Ganz egal, wie oft sie ihre Unschuld beteuerte – es würde immer Menschen geben, die ihr nicht glaubten.

„Mich stellt doch jetzt sowieso keiner mehr als Köchin ein“, hatte Heaven bekümmert gesagt. „Jede Hausdame in London kennt mein Gesicht und die Geschichte von der Köchin, die ihrer Arbeitgeberin angeblich den Ehemann ausspannen wollte.“

Trotzdem hatte sie wenigstens ein Inserat aufgegeben, um es noch einmal zu versuchen.

„Bist du sicher, dass du das Richtige tust?“, fragte Janet vorsichtig. Sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, ihre zarte, gutgläubige Freundin vor allem Schlechten in der Welt beschützen zu müssen.

Sie standen in der Küche des hübschen, altmodischen Hauses in Chelsea, das Heavens Familie seit einigen Generationen gehörte. Da ihre Eltern sich als Altersruhesitz ein Landhaus in Shropshire gekauft hatten, stand es die meiste Zeit leer. Heavens Vater hatte schließlich vorgeschlagen, es als eine Art Refugium zu benutzen, bis das Interesse an Heavens Person in der Öffentlichkeit nachgelassen hatte.

„Immerhin hast du doch trotzdem dein eigenes kleines Unternehmen“, versuchte Janet ihre Freundin aufzuheitern.

„Stimmt“, erwiderte Heaven ironisch. „Ich verkaufe per Anzeige Kuchen und Weihnachtspudding. Ein toller Job für eine erstklassig ausgebildete Köchin.“

„Aber du verdienst dir damit deinen Lebensunterhalt“, stellte Janet fest.

„Ich kann auf diese Weise existieren“, berichtigte Heaven. „Und das auch nur, weil ich keine Miete bezahle.“

„Hast du schon einmal daran gedacht, im Ausland zu arbeiten?“

„Wo mich keiner kennt, meinst du?“ Heaven schüttelte den Kopf. „Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, aber ich möchte nicht weg. London ist meine Heimat. Hier gehöre ich hin, und hier will ich arbeiten. Wenn diese elende Ratte mir nicht alles kaputt gemacht hätte …“ Sie schluckte. „Alles lief so gut. Ich war doch gerade dabei, mir einen Namen zu machen!“

Heaven schob die Schüssel beiseite und fuhr sich ratlos mit den Fingern durchs Haar. „Tut mir leid, dass ich so miesepetrig bin. Ich fühle mich wie ein welker Salatkopf. Verstehst du, was ich meine?“

Janet grinste. Die Angewohnheit ihrer Freundin, Vergleiche aus der Welt der Kochkunst heranzuziehen, hatte schon oft zu Heiterkeit Anlass gegeben.

„Ich weiß genau, was du meinst“, antwortete sie voller Mitgefühl. „Zu dumm, dass Lloyd nicht mehr verdient. Dann könnten wir dich als Köchin einstellen. Neulich erst hat er gesagt, dass ihm das ganze Mikrowellenzeug allmählich auf die Nerven geht. Deshalb freut er sich auch schon so auf das Festessen bei seinen Eltern. Und ich muss mit.“

Sie verdrehte in gespieltem Entsetzen die Augen. „Nein, im Ernst, seine Eltern sind wirklich in Ordnung. Ich freue mich auch darauf, Weihnachten bei ihnen zu verbringen. Sag mal, was machst du eigentlich über die Feiertage? Hast du schon Pläne?“

Heaven schüttelte den Kopf. „Meine Eltern haben mir angeboten, mit ihnen nach Adelaide zu fliegen. Sie wollen Weihnachten und den ganzen Januar bei Hugh verbringen.“

Hugh war Heavens älterer Bruder, der mit seiner Frau und den Kindern in Australien lebte.

„Und warum fährst du nicht mit?“, fragte Janet aufgeregt. „Vielleicht gefällt es dir dort so gut, dass du gar nicht wieder zurückkommen möchtest.“

„Das schwarze Schaf der Familie wandert aus …“, sagte Heaven nachdenklich. „Nein, Janet, ich renne nicht weg. Jeder wird denken, dass doch etwas an der Geschichte dran ist, wenn ich jetzt die Flucht ergreife.“ Sie schwieg einen Moment. „Harolds Ehe ist nicht meinetwegen auseinandergebrochen, das schwöre ich dir. Ich hatte nie ein Verhältnis mit ihm. Selbst wenn er nicht der widerwärtige, schleimige Typ wäre, der er ist, so war er doch verheiratet. Es ist nicht meine Art, mich in eine Ehe zu drängen. Ganz schuldlos bin ich allerdings sicher nicht“, schloss sie bitter.

Janet hatte ihr aufmerksam zugehört. Sie empfand ihre Freundin wieder einmal als viel zu selbstkritisch und naiv. Dieser Harold Lewis war ein Ekelpaket, wie es im Buche stand. Daran gab es nichts zu rütteln.

„Ich hätte von Anfang an wachsamer sein müssen“, fuhr Heaven fort. „Aber wenn man völlig ohne Erfahrung ist, fällt einem vieles nicht weiter auf. Und es schien ein absoluter Traumjob zu sein. Im Sommer mit der Familie nach Südfrankreich, jede Menge Freizeit und vor allem die Möglichkeit, bei allen großen Gesellschaften und Geschäftsessen zu kochen …“

„Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich fühlst“, bemerkte Janet leise. Heaven lächelte zaghaft.

„Entschuldige. Ich gehe dir mit meinem Gejammer bestimmt ordentlich auf die Nerven. Aber was mich an der Geschichte am meisten ärgert, ist die himmelschreiende Ungerechtigkeit. Der Mann hat mich skrupellos belogen und mich dafür benutzt, seine Frau loszuwerden. Indem er ihr eine Affäre mit mir weisgemacht hat, brachte er sie dazu, ihn zu verlassen. So konnte er wiederum in aller Ruhe die Scheidung wegen böswilligen Verlassens einreichen. Das ist doch unglaublich! Er wohnt nach wie vor in dem großen Haus, und sie weiß kaum, wie sie über die Runden kommen soll. Sie tut mir wirklich leid.“

„Stehst du in Kontakt mit ihr?“, erkundigte sich Janet.

„Bei dem ganzen Trubel, den die Medien aus der Sache gemacht haben?“ Heaven verzog angewidert den Mund. „Nein, nicht mehr. Allerdings hat sie sich bei mir dafür entschuldigt, dass ich in ihre Privatangelegenheiten hineingezogen wurde. Sie weiß natürlich mittlerweile genau, wie clever Harold uns beide hintergangen hat.“

Heaven schüttelte den Kopf. „Er muss schon Andeutungen über unser angebliches Liebesverhältnis gemacht haben, bevor ich überhaupt meine Stelle angetreten hatte. Zum Beispiel bestand er darauf, mich auch ohne ihr Einverständnis anzustellen. Und dann war alles nur noch ein Kinderspiel. Hier eine Andeutung, da eine Bemerkung … Innerhalb kürzester Zeit hatte er es geschafft, ihr Misstrauen zu erregen. Sie war natürlich bald davon überzeugt, dass ich eine Affäre mit Harold hatte.“

Janet nickte verständnisvoll.

„Würdest du glauben, dass so ein Geizhals tatsächlich fast Millionär ist?“, fuhr Heaven empört fort.

„Ach, ich glaube, das hat nichts miteinander zu tun. Manchmal sind die reichsten Menschen auch die geizigsten“, meinte Janet.

„Jedenfalls kann Louisa meiner Meinung nach froh sein, dass sie den Kerl los ist. Und nach allem, was ich gehört habe, ist sie das auch. Angeblich hat sie allen Freunden und Bekannten von Harolds Lügengeschichten erzählt. Aber wer wird das schon glauben? Mein Ruf ist auf alle Fälle ruiniert.“

Als sie merkte, dass ihr schon wieder Tränen in die Augen stiegen, wandte sie sich rasch ab und griff energisch nach der Teigschüssel. Es ging ja nicht nur um den Job, den sie verloren hatte. Das Geld, das sie mit dem Versand ihrer Weihnachtspuddings nach altem Familienrezept verdiente, sicherte ihr zumindest ein kleines Einkommen. Auch wenn sie zugeben musste, dass ihr schon jetzt manchmal allein der Anblick ihres leckeren Kuchens Übelkeit verursachte. Nein, etwas anderes war noch im Spiel, von dem nicht einmal Janet etwas ahnte.

Nur ein paar Tage nachdem sie ihre neue Stelle angetreten hatte, hatte Heaven Louisas Bruder, Jon Huntingdon, kennengelernt. Sie erinnerte sich noch sehr genau, wie stürmisch ihr Herz plötzlich geklopft hatte, als sie ihn das erste Mal sah.

Jon war ein großer, gut aussehender Mann, der sehr erfolgreich als Finanzexperte arbeitete. Seltsamerweise war er nicht verheiratet, was Heavens Herz noch etwas mehr in Aufruhr brachte, als ihr lieb war. Er war etwa Mitte dreißig und hatte einen wunderbaren Humor, was sich vor allem im Umgang mit Louisas Töchtern zeigte.

Ganz beiläufig hatte Jon nicht lange nach ihrem ersten Kennenlernen gefragt, ob Heaven nicht Lust habe, ihn ins Theater zu begleiten. Ein ganz neues Stück sollte gespielt werden, das bereits großen Erfolg in London hatte.

Heaven hatte sich auf diesen Abend so sorgfältig vorbereitet wie schon lange nicht mehr. Sie hatte sogar ein kleines Vermögen für ein Traumkleid aus einer der besten Boutiquen Londons ausgegeben. Es war schulterfrei und betonte mit seinem schmalen Schnitt Heavens zierliche Figur. Der weiche, silbrig schimmernde Stoff umspielte bei jedem Schritt ihre schlanken Beine. Heaven wusste, dass ihr das Kleid gut stand, und Jons anerkennender Blick entging ihr nicht. Sie fühlte sich attraktiv und selbstsicher und genoss den Abend in vollen Zügen.

Nach dem Theater waren sie zum Essen in ein kleines französisches Restaurant gefahren, von dem Heaven noch nie gehört hatte. Die Zwiebelsuppe, die sie bestellte, war fantastisch, und spätestens jetzt war sich Heaven im Klaren darüber, dass Jon zu den Männern gehörte, deren Geschmack in jeder Hinsicht äußerst anspruchsvoll war. Später hatte er sie in seinem silbergrauen Jaguar nach Hause gefahren.

Als sie in der Einfahrt zu Heavens Haus standen und Jon die Scheinwerfer ausgemacht hatte, war Heaven vor Aufregung beinahe schwindlig geworden. Natürlich war sie schon mit anderen gut aussehenden Männern ausgegangen, aber noch nie hatte einer von ihnen eine ähnliche Wirkung auf sie gehabt wie Jon. Mit unfehlbar weiblichem Instinkt hatte sie erkannt, dass Jon in ihrem Leben eine ganz besondere Rolle spielen könnte. Vielleicht sogar als der Mann ihres Lebens.

Und dann hatte er sie geküsst. Atemlos, vorsichtig, zärtlich.

Als die Welt um sie herum sich nicht mehr drehte, hatte er sie noch einmal geküsst. Und Heaven hatte den Kuss erwidert, ohne sich gegen ihre Gefühle wehren zu können.

Autor