Julia Ärzte Spezial Band 19

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ZU SPÄT FÜR DAS GLÜCK? von JENNIFER TAYLOR

Grace hält Dr. Harry Shaw, mit dem sie in der Landarztpraxis zusammenarbeitet, für einen Frauenhelden. Dieser Mann ist einfach zu attraktiv und lässt gegen ihren Willen sogar ihr Herz schneller schlagen. Dass sie eine falsche Vorstellung von ihm hatte, erkennt sie fast zu spät ...

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„Heirate mich“, schlägt Cal vor. Zwei Worte, ganz praktisch gedacht. Aber er macht es sich zu leicht, findet Blythe. Natürlich wäre eine Zukunft mit dem Landarzt wunderschön: Gemeinsam könnten sie die Lebensretter des Outbacks werden! Aber doch nicht ohne Liebe …

HAPPY END MIT HINDERNISSEN von ABIGAIL GORDON

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  • Erscheinungstag 11.05.2024
  • Bandnummer 19
  • ISBN / Artikelnummer 9783751526302
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jennifer Taylor, Meredith Webber, Abigail Gordon

JULIA ÄRZTE SPEZIAL BAND 19

1. KAPITEL

„Willst du damit sagen, Harry Shaw hat tatsächlich angeboten, hier bei uns zu arbeiten?“

Dr. Grace Kennedy sah ihren Partner Miles Farrington verblüfft an. Sie hatten in ihrer Praxis in Ferndale gerade eine ungewöhnlich anstrengende Woche hinter sich und seit Tagen verzweifelt überlegt, wie sie die Krise bewältigen könnten. Zuerst hatte ihre bisherige Aushilfe, ein junger Arzt, ohne Vorwarnung zum Jahresende gekündigt, seinen Resturlaub genommen und sich sofort verabschiedet. Und ein paar Tage später hatte sich auch noch die Krankenschwester der Praxis den Knöchel gebrochen.

Es würde einige Zeit dauern, bis Allison wieder einsatzfähig war. In der Zwischenzeit mussten sie wohl oder übel ohne Krankenschwester über die Runden kommen. Denn es war so gut wie unmöglich, um diese Jahreszeit in einer kleinen Landarztpraxis eine Aushilfe zu finden. Grace hatte ohnehin schon eine ausgesprochen düstere Stimmung. Und jetzt auch noch das!

„Ist das derselbe Harry Shaw, der mal gesagt hat, dass nur Ärzte ohne Ehrgeiz eine Praxis für Allgemeinmedizin aufmachen würden? Das war hoffentlich bloß ein Scherz, Miles.“

„Ich kann mich gar nicht erinnern, dass Harry so etwas über Allgemeinmediziner gesagt hätte …“ Er unterbrach sich, als Grace ihn böse ansah. „Harry wollte dich wahrscheinlich nur ärgern. Du weißt doch, wie er ist. Jedenfalls hat er mich gestern Abend angerufen und gesagt, er sei in der Gegend, und da habe ich ihn zu einem Drink eingeladen. Dabei habe ich nur kurz erwähnt, was für Probleme wir zurzeit haben. Ich war genauso überrascht wie du, als er anbot, bei uns auszuhelfen. Aber du musst zugeben, dass es die ideale Lösung wäre. Er ist ein sehr guter Arzt. Ja, ich weiß, ihr habt euch schon auf der Universität dauernd in den Haaren gelegen …“

„Und wessen Schuld war das?“ Grace ging auf Miles zu und tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. „Harry Shaw ist ein egoistischer, eingebildeter Kerl, das sage ich dir. Das Einzige, was er wirklich kann, ist, Frauen in sein Bett zu locken. Und zwar so viele wie möglich.“

„Hm, ja, er war schon immer ein Womanizer.“ Miles lächelte anerkennend, was Grace besonders ärgerte. Er hüstelte verlegen, als er Graces strafenden Blick sah. „Aber du musst doch zugeben, dass Harry von uns allen das beste Examen gemacht hat. Er hatte zwar immer große Pläne, aber er hat seine Ziele auch erreicht. Du hast doch sicher auch seine Karriere in den letzten Jahren verfolgt, oder?“

Grace überhörte die Frage. Tatsächlich hatte sie seinen Weg aufmerksam verfolgt, aber das würde sie nie zugeben. Sie kannte alle Stufen auf Harrys Karriereleiter. Und seine öffentlichen Ämter – Mitglied der Königlichen Ärztegesellschaft, Mitglied des neu gegründeten Beratungskomitees für das öffentliche Gesundheitswesen …

„Und warum will er ausgerechnet bei uns arbeiten?“ Sie warf einen finsteren Blick auf Miles, der zusammenzuckte. „Du weißt doch genau, was hier anliegt, Miles. Wir haben eine schlichte Landarztpraxis, das heißt, keine Privatpatienten, keine VIPs. Was sollte Harry daran reizen? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“

„Das Vergnügen, in deiner Nähe zu sein.“

Grace fuhr herum, als sie die wohlbekannte Stimme hinter sich hörte. Ihr Mund wurde schmal, als sie Harry entdeckte, der lässig am Türpfosten lehnte. Sie hatte ihn längere Zeit nicht gesehen, aber er hatte sich kaum verändert. Seine schwarzen Haare, die blitzenden blauen Augen, sein klassisch geschnittenes Gesicht zogen alle Frauen in seinen Bann. Harry Shaw besaß zweifellos jede Menge Charme. Aber das konnte Grace nicht beeindrucken – sie wusste, wie er wirklich war.

„Soll ich mich etwa geschmeichelt fühlen, weil du uns die Ehre geben willst? So dumm könnte ich nur sein, wenn ich dir vertrauen würde.“ Sie bedachte ihn mit einem kalten, fast verächtlichen Lächeln. Erstaunt sah sie, dass ein schmerzlicher Ausdruck über Harrys Gesicht huschte. Sollte ihre Bemerkung den selbstsicheren Harry Shaw etwa getroffen haben?

„Schön, dass du da bist, Harry“, sagte Miles schnell. „Ich dachte schon, du hättest die Praxis nicht gefunden. Jemandem den Weg zu erklären, war noch nie meine Stärke.“ Er eilte zur Tür und schüttelte Harry demonstrativ herzlich die Hand.

Grace sah Miles anklagend an, als er mit Harry auf sie zuging. „Du hast mir nicht gesagt, dass Harry schon heute Nachmittag herkommt.“

„Habe ich das nicht? Wie nachlässig von mir. Das habe ich glatt vergessen.“ Miles rückte geschäftig einen Stuhl für Harry zurecht. Dann sah er Grace bittend an. „Wir haben das alles noch gar nicht richtig besprochen, aber du weißt doch selbst, wie dringend wir Hilfe brauchen. Ich habe in den letzten Tagen alle Personalagenturen abgeklappert, aber in dieser Jahreszeit ist niemand bereit, herzukommen und den Winter in einem verschlafenen Provinznest zu verbringen.“

„Das heißt also, entweder Harry oder keiner?“, sagte Grace mit zuckersüßer Stimme.

„Nun, so würde ich es nicht ausdrücken.“ Miles war rot geworden.

Harry Shaw dagegen schien von dem Disput der beiden und von Graces Offenheit überhaupt nicht beeindruckt zu sein. „Ihr steckt wohl ganz schön in der Klemme, wie?“ Er schlug Miles kollegial auf die Schulter und lächelte Grace an. „Ihr habt offensichtlich nur die Chance, mich auf eure Patienten loszulassen oder in Arbeit zu ertrinken. Ich möchte nicht in deinen Schuhen stecken, Gracie – aber du hast die Wahl.“

„Nenn mich nicht so“, fauchte Grace. „Du weißt, wie ich blöde Spitznamen hasse.“

„Tut mir leid.“

Es klang nicht so, als ob es ihm tatsächlich leidtäte. Sollte er ruhig annehmen, er hätte ihr eins ausgewischt. Er würde sich noch wundern. Sie lächelte zwar, aber ihre grauen Augen waren kalt wie Gletschereis. „Entschuldigung angenommen. Am besten fangen wir noch einmal von vorn an. Warum hast du Miles angeboten, bei uns auszuhelfen?“

„Mir ist klar geworden, dass ihr dringend Hilfe braucht. Und Miles ist mein Freund.“

Harry schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. Er wartete gespannt auf ihre nächste Attacke. Aber Grace nahm sich Zeit zum Überlegen und betrachtete ihn nachdenklich.

Er war elegant und teuer angezogen, wie immer. Der schwarze, hervorragend geschnittene Anzug war bestimmt nicht von der Stange. Sein blassblaues Hemd und die blau-rot gestreifte Krawatte mussten ein Vermögen gekostet haben. Aber Geld war für Harry nie ein Problem gewesen. Seine Familie war sehr wohlhabend. Für Harry war immer nur das Beste gut genug.

Im Gegensatz zu Harry sah Miles noch ungepflegter aus als sonst. Miles war einfach nicht mehr zur Ruhe gekommen und hatte sein Äußeres vernachlässigt, seit seine Frau Penny ihm gesagt hatte, dass sie wieder schwanger sei. Penny hatte ein Jahr zuvor eine Fehlgeburt erlitten. Jetzt wollten sie jedes Risiko ausschalten. Darum hatte Miles darauf bestanden, dass Penny sich schonte und keine Hausarbeit mehr machte. Das bedeutete allerdings, dass Miles neben seiner Arbeit in der Praxis auch noch weitgehend die häuslichen Arbeiten erledigte. Er stand enorm unter Druck – und das sah man ihm auch an.

Grace wusste, dass Miles sich überanstrengt hatte und völlig erschöpft war. Harrys Unterstützung konnte tatsächlich ihr Personalproblem lösen.

„Wie wär’s mit einem Kaffee?“, fragte Miles. „Ich gehe schnell los und hole welchen.“

„Mach dir meinetwegen keine Umstände“, sagte Harry. „Ich werde später im Hotel zu Abend essen.“

„Oh, das ist keine Mühe. Außerdem hättet ihr beide Gelegenheit, euch auszusprechen und zu einer Einigung zu kommen.“ Miles drehte sich zu Grace um und sah sie beschwörend an. „Sag bitte nicht Nein, bevor du es dir genau überlegt hast.“

Grace schwieg. Einerseits wollte sie Miles nicht aufregen, aber andererseits schätzte sie es gar nicht, sich zu einer Entscheidung drängen zu lassen, die sie vielleicht schon bald bereuen würde.

Sie wartete, bis Miles gegangen war, und wandte sich dann an Harry. „Es wäre für uns tatsächlich eine große Hilfe, wenn du für ein paar Wochen aushilfst. Wie kommt es überhaupt, dass du so frei über deine Zeit verfügen kannst? Vor Kurzem erst war zu lesen, dass du Mitglied im staatlichen Gesundheitskomitee geworden bist. Und außerdem hast du doch deinen Job als Oberarzt im St. Theresa Hospital in London.“

„St. Theresa wird grundlegend renoviert und teilweise umgebaut. Das kann sich über zwei Jahre hinziehen. Das Krankenhaus wird in dieser Zeit natürlich nicht vollständig geschlossen, aber nacheinander die einzelnen Abteilungen.“ Er zuckte die Achseln. „Und jetzt ist meine Abteilung an der Reihe. Daher habe ich ein paar Wochen Sonderurlaub.“

„Wenn du bei uns mitmachen solltest, ist das alles andere als Urlaub.“

„Ach, ich weiß nicht … sagt man nicht, Abwechslung sei so gut wie Erholung?“, grinste er und lehnte sich lässig zurück.

Es war dieses jungenhafte Grinsen, das Frauen dahinschmelzen ließ, wie Grace von früher wusste. Aber sie war gegen Harrys Charme immun. Wenn er glaubte, er könne sie so einfach dazu bewegen, seinem Vorschlag zuzustimmen, hatte er sich geirrt. Bei allem, was Harry tat, verfolgte er in erster Linie seine eigenen Interessen. Und ihr war bisher überhaupt nicht klar, was hinter seinem überraschenden Auftauchen steckte.

„Wenn das dein einziges Argument ist, können wir gleich aufhören, zu diskutieren.“ Sie stand auf.

Harry erhob sich ebenfalls und beugte sich zu ihr hinüber. Sie stellte verwundert fest, dass er sehr ernst aussah. Normalerweise betrachtete Harry das ganze Leben als großen Spaß. „Ich weiß, was du von mir hältst, Grace. Du hast immer deutlich gemacht, dass dir meine Lebensweise nicht gefällt. Aber um ehrlich auf deine Frage zu antworten – ich bin nicht hierhergekommen, um Urlaub zu machen, sondern hatte einen beruflichen Anlass. Aber ein paar Wochen bei euch auszuhelfen, würde meine Pläne in keiner Weise stören.“

Er ließ sich nicht näher über seine Pläne aus. Und Grace fragte nicht nach. Ihr Interesse an Harrys Plänen war begrenzt, solange er ihr nicht in die Quere kam.

„Aha, ich verstehe. Da sie deine Abteilung zurzeit dichtgemacht haben, suchst du eine sinnvolle Beschäftigung.“ Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihm nicht glaubte. „So selbstlos kenne ich dich sonst gar nicht, Harry. Nicht viele Menschen wären bereit, ihre Freizeit für einen Job wie diesen hier zu opfern.“

„Ich will nur helfen, das ist alles. Miles hat mir von euren aktuellen Schwierigkeiten erzählt, mit der Aushilfe und eurer Krankenschwester. Du scheinst ja zu glauben, dass du das packst, aber Miles teilt deinen Optimismus offensichtlich nicht. Ehrlich gesagt, schien er mir gestern Abend ziemlich am Ende zu sein. Es ist doch klar, dass ihr beide enorm unter Druck steht. Daran solltest du denken, bevor du mein Angebot ablehnst.“

„Du musst mich nicht daran erinnern, dass wir ein großes Problem haben“, giftete sie ihn an. Harry hatte mit seiner Bemerkung einen wunden Punkt bei ihr erwischt. Obwohl Miles und sie gleichermaßen für die Praxis verantwortlich waren, konnte sie nicht übersehen, dass Miles sich auch noch um Penny kümmern musste. Grace dachte nicht zum ersten Mal daran, dass sie sich zum Glück um niemand anders Sorgen zu machen brauchte als um sich selbst. Sie war Single aus Überzeugung. Und zufrieden mit ihrem Leben.

Meistens jedenfalls.

Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Das würde sie nur ablenken und bei ihrer Auseinandersetzung mit Harry hinderlich sein. Sie setzte sich wieder und musterte ihn mit einem Blick, der ihm klarmachen sollte, sie habe alles völlig unter Kontrolle. Aber Harry sah so besorgt aus, dass sie unruhig wurde.

„Ich will nicht mit dir streiten, Grace. Das mag dich überraschen, aber ich bin nur gekommen, weil ich mir ernste Sorgen um Miles mache. Hast du ihn in der letzten Zeit mal richtig angesehen?“

„Was für eine dumme Frage. Ich bin doch jeden Tag mit ihm zusammen.“

„Ich meine, hast du ihn richtig angesehen?“ Harry lehnte sich zurück und musterte sie nachdenklich. Seine Augen hatten etwas Hypnotisierendes, sie konnte nicht wegschauen.

„Ich wusste bisher nicht, dass es verschiedene Arten gibt, jemand anzusehen“, sagte sie barsch.

„Man kann Menschen auf viele unterschiedliche Arten betrachten“, erklärte Harry. „Es hängt davon ab, wer sie sind und ob sie einem wichtig sind oder nicht. Und es kommt auch darauf an, wie lange man den anderen nicht gesehen hat.“ Harry unterbrach sich einen Moment und musterte sie prüfend. „Nehmen wir dich zum Beispiel, Grace. Es muss jetzt ungefähr ein Jahr her sein, dass wir uns zum letzten Mal trafen. Ich stelle fest, dass du heute anders aussiehst als damals. Dein Haar ist kürzer. Die neue Frisur steht dir, obwohl ich dich mit langen Haaren schöner finde. Dein karamellbraunes Haar ist so ungewöhnlich. Außerdem hast du abgenommen. Nicht sehr viel, aber du bist schlanker geworden.“

„Bist du endlich fertig?“ Grace schnitt ihm brüsk das Wort ab. Seine Bemerkungen beunruhigten sie. Zum ersten Mal schien er sie als Frau zu sehen. Und sie war sich ihrer Weiblichkeit lange nicht mehr so bewusst gewesen wie in diesem Moment.

„Du verstehst, was ich meine, ja?“ Harry schien zum Glück ihre Verlegenheit nicht bemerkt zu haben. „Gerade, weil du Miles jeden Tag gesehen hast, sind dir die Veränderungen bei ihm weniger aufgefallen. Ich jedenfalls war geschockt, als ich ihn gestern Abend nach gut einem Jahr wiedersah. Er schien um mindestens fünf Jahre gealtert zu sein.“

„Das letzte Jahr war für Miles alles andere als einfach“, gab Grace zu. Sie seufzte. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als Harry einige Dinge zu erklären. „Ich verrate kein Geheimnis, denn Miles hat selbst nie eins daraus gemacht, dass Penny und er große Probleme hatten“, fuhr sie fort.

„Probleme?“ Harry sah sie verblüfft an. „Doch nicht mit ihrer Ehe?“

Grace war überrascht, dass Harry so besorgt reagierte. „Nein, sie sind sehr glücklich miteinander, aber ihr Glück wäre erst vollkommen, wenn sie eine richtige Familie wären. Leider hatte Penny im letzten Jahr eine Fehlgeburt. Jetzt ist sie wieder schwanger. Und Miles möchte, dass sie jedes Risiko vermeidet. Er verlangt, dass sie sich weitestgehend schont. Deshalb erledigt er alle Arbeiten zu Hause selbst.“

„Nicht einfach, wenn man nebenher noch einen anstrengenden Job hat“, stimmte Harry düster zu. Er seufzte, und sein markantes Gesicht sah ungewohnt traurig aus. „Das ist wirklich ungerecht. So viele Ehen mit Kindern gehen schief. Und hier sind zwei Menschen, die eine Musterehe führen – und die haben solche Probleme.“

„Ich wusste ja gar nicht, dass du so viel von der Ehe hältst, Harry“, wunderte sich Grace.

„Oh, ich bin ein großer Befürworter der Ehe“, erklärte Harry. „Jedenfalls, solange ich nicht selbst vor den Altar gezerrt werde.“

„Das klingt schon mehr nach dem Harry Shaw, den ich kenne.“ Grace verzog sarkastisch den Mund. „Warum solltest du dich mit einer einzigen Frau zufriedengeben, wenn du ein Dutzend haben kannst, wie? Ich frage mich, warum du den Abend hier nutzlos vergeudest, wenn du ihn doch viel angenehmer verbringen könntest.“

„Oh, der Abend ist lang – da ist noch viel Zeit, sich zu vergnügen.“

Seine tiefe Stimme und die Doppeldeutigkeit seiner Worte verursachten ein Kribbeln in Graces Nacken. Sie hatte plötzlich ein allzu deutliches Bild von Harry vor sich, von Harry in den Armen einer Frau. Hastig schüttelte sie den Gedanken ab. Sollte Harry ruhig versuchen, seine kleinen Spielchen mit ihr zu spielen. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun, darauf einzugehen.

„Wie schön für dich“, sagte sie kühl. „Und jetzt entschuldige mich bitte, ich möchte noch mit Miles sprechen, bevor ich meine Entscheidung treffe.“

„Natürlich. Aber denk bitte noch einmal in Ruhe darüber nach, Grace. Es wäre schade, wenn du mein Angebot ablehnst und es dann später bereust.“

Harry wusste nur zu gut, dass es nicht ratsam war, Grace immer wieder herauszufordern, aber sie ging ihm so leicht auf den Leim. Er unterdrückte ein Lächeln und beobachtete ihr Gesicht, das eine ganze Reihe unterschiedlicher Emotionen zeigte. Sie überlegte, ob sie ihn nur ignorieren oder wütend sein sollte. Harry wurde plötzlich klar, dass es ihm viel mehr Spaß machte, mit Grace zu streiten, als mit einigen der Frauen, mit denen er in den vergangenen Monaten zusammen gewesen war, ins Bett zu gehen.

Diese Einsicht kam so überraschend für ihn, dass er froh war, als Grace um ihn herumging und den Raum verließ. Harry trat ans Fenster und blickte nachdenklich hinaus. Er fragte sich, was in ihn gefahren war – schließlich war Grace, seit sie sich das erste Mal in Oxford getroffen hatten, unausstehlich gewesen. Sie hatte nie damit hinterm Berg gehalten, dass sie ihn nicht mochte, und ihn das auch bei jeder Gelegenheit spüren lassen.

Würde es unter diesen Voraussetzungen überhaupt möglich sein, vernünftig zusammenzuarbeiten?

Dabei wäre seine Mitarbeit in der Praxis die ideale Lösung sowohl für Miles’ Probleme als auch für seine eigenen Pläne. Er hatte am Abend zuvor Miles nicht gesagt, warum er tatsächlich in das kleine Städtchen gekommen war. Miles hatte so sehr unter Stress gestanden, dass Harry ihn nicht weiter aufregen wollte. Sonst hätte er ihm erklärt, dass sein Auftauchen mit seiner Arbeit für das Nationale Gesundheitskomitee zusammenhing. Sein Auftrag war, zu untersuchen, wie die organisatorischen und personellen Probleme vieler Landpraxen behoben werden könnten.

Harry hatte in den vergangenen Wochen mit Dutzenden von Landärzten gesprochen. Aber er war nicht zufrieden mit dem, was er bisher erfahren hatte. Viele seiner Gesprächspartner waren nicht sehr auskunftsfreudig gewesen, entweder, weil sie sich keine Blöße geben wollten oder eine Einmischung von oben befürchteten. Eigentlich hatte er auch seinen alten Freund Miles nur ausführlich befragen wollen, aber als Miles ihm von den Schwierigkeiten erzählte, in denen Grace und er steckten, hatte Harry sich überlegt, dass er hier die praktischen Erfahrungen sammeln konnte, die ihm bisher noch fehlten.

Er hatte sich vorgenommen, Grace und Miles an diesem Abend zu erklären, warum er ihnen seine Hilfe anbot. Aber das sollte er jetzt vielleicht besser lassen. Miles würde wahrscheinlich zustimmen, aber Grace würde mit Sicherheit heftig reagieren. Sie würde es als den Versuch eines Außenstehenden ansehen, sich in die Arbeit der Praxis einzumischen. Und das Letzte, was Harry wollte, war, einen Keil zwischen die beiden Partner zu schieben. Das Beste wäre demnach, wenn ich mein Angebot zurückziehe, dachte er resigniert.

„Kannst du einen Krankenwagen anrufen?“ Grace kam ins Zimmer gestürmt. Ein Blick in ihr Gesicht ließ Harry aufschrecken. „Was ist los?“, fragte er, während sie die Türen eines Medizinschranks aufriss und hektisch anfing, etwas zu suchen.

„Miles hat einen Herzanfall!“ Grace versagte die Stimme, und sie biss sich auf die Lippen. Harry bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Die Injektionsspritze, die sie aus dem Schrank nehmen wollte, fiel ihr fast aus der Hand.

Mit zwei Schritten war er bei ihr und nahm ihr die Spritze ab. „Wo sind die Medikamente?“, fragte er hastig.

„Dort, in dem Stahlschrank in der Ecke.“ Grace deutete auf ihren Schreibtisch. „Da liegt der Schlüssel.“

Harry griff nach dem Schlüssel und öffnete den Schrank. „Du rufst den Notarzt an, und ich mache hier weiter.“

„Aber ich …“

„Um Himmels willen, Grace, jetzt keine Diskussion. Bitte tu es einfach.“

Harry kümmerte sich nicht darum, wie sie auf seine Bemerkung reagierte. Dazu hatte er keine Zeit. Fluchtartig verließ er den Raum und lief den Flur entlang. Er fluchte leise, weil er Grace nicht gefragt hatte, wo er Miles finden konnte. Aber die Praxis war nicht groß. Er kam an einer offenen Tür vorbei und sah Miles an die Wand gelehnt auf dem Boden sitzen.

Harry eilte zu ihm und hockte sich neben ihn. „Was machst du für Sachen, alter Junge?“

Miles legte die Hand auf die Brust und verzog schmerzlich das Gesicht. „Es ging mir schon mal besser“, murmelte er.

Harry schob Miles’ Hemdsärmel hoch und stach die Nadel der Injektionsspritze in die Vene. „So, das wird dir erst einmal helfen.“ Er griff nach Miles’ Handgelenk und fühlte den Puls. Er war beschleunigt, aber stabil.

Harry fuhr fort, Miles auf die üblichen Anzeichen eines Herzanfalls zu untersuchen, wie Kurzatmigkeit, Schweißausbrüche oder bleiche Hautfarbe. Alle Anzeichen waren bei Miles vorhanden. Deshalb war Harry froh, als Grace hereinkam und ihm zurief, der Krankenwagen müsste gleich da sein.

„Gut. Miles muss sofort ins Krankenhaus“, meinte Harry. Grace, die neben Miles kniete, öffnete den Hemdkragen des Kollegen.

„Der Krankenwagen wird jede Minute hier sein“, sagte Grace, „aber ich fürchte, er fährt in der Dunkelheit vorbei. Unsere Praxis liegt ein Stück abseits von der Straße.“

„Ich gehe hinunter und warte auf ihn.“ Harry eilte zur Tür. „Du bleibst bei Miles.“

„Ja, Harry. Danke für deine Hilfe.“

Das ist das erste Mal, dass in ihrer Stimme so etwas wie Wärme mitklingt, wenn sie mit mir spricht, dachte Harry. Verwundert fragte er sich, warum ihn das plötzlich so in Hochstimmung versetzte.

Er lief aus dem Haus die Zufahrt hinunter bis zur Straße. Es war eine kalte Nacht. Sein Mantel hing noch in Miles’ Arbeitszimmer, aber Harry spürte die Kälte kaum. Er musste an Grace denken. Bisher waren sie wie Hund und Katze miteinander umgegangen. Wie würde es sein, wenn sie vernünftig miteinander redeten und dabei vielleicht mehr Gemeinsamkeiten entdeckten, als sie ahnten? Er spann den Gedanken weiter. Und wenn sie dabei sogar herausfanden, dass sie gut zusammenpassten? Wäre es dann nicht angebracht, die Beziehung zu vertiefen?

Grace war eine attraktive, begehrenswerte Frau, das war ihm immer bewusst gewesen. Er schüttelte verwundert den Kopf. Was war nur in ihn gefahren? Eine Beziehung zwischen Grace und ihm? Eher würde die Hölle einfrieren …

Das Heulen der Sirene unterbrach seine Gedanken. Er winkte dem Fahrer des Krankenwagens zu, in die Einfahrt einzubiegen.

2. KAPITEL

„Warum sagt uns denn keiner, was mit Miles los ist?“

„Sie untersuchen ihn noch, Penny, sei nicht ungeduldig.“ Grace legte tröstend den Arm um Pennys Schulter. Aber das Warten zerrte nicht nur an den Nerven von Miles’ Frau, sondern auch an ihren eigenen. Sie blickte auf die Uhr. Über eine Stunde war es jetzt her, seit sie zusammen mit Miles im Krankenwagen in der Klinik angekommen war. Harry hatte unterdessen mit seinem Wagen Penny von zu Hause abgeholt. Für sie schien es ganz selbstverständlich zu sein, dass er dabei war. Und Grace musste sich eingestehen, dass sie über seine Anwesenheit froh war. Er hatte augenscheinlich eine sehr beruhigende Wirkung auf Penny.

Als die ihn jetzt fragend ansah, nickte er ihr zu. „Grace hat recht. Mach dir keine Sorgen, Penny, Miles ist in guten Händen. Du warst selbst Krankenschwester und weißt, wie lange ein EKG und die anderen Tests dauern.“

„Ja, Harry, das weiß ich, aber es ist trotzdem schlimm, hier so zu sitzen und nicht zu wissen, ob er nicht vielleicht …“ Sie brach ab und begann zu schluchzen.

„Wenn es schlecht um Miles stünde, hätten sie uns längst Bescheid gesagt.“ Harry setzte sich neben Penny und nahm ihre Hand. „Du musst jetzt tapfer sein, für Miles und für dein Baby.“ Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Grace fühlte, wie ihre Kehle eng wurde, als sie das sah. Also konnte Harry seinen legendären Charme nicht nur für seine Eroberungen einsetzen. Diese Erkenntnis rührte etwas in ihr an, stellte sie verblüfft fest.

„Ich gebe mir Mühe, Harry“, sagte Penny leise und wischte sich die Tränen ab. „Ich danke dir. Und dir auch, Grace.“ Penny griff nach Graces Hand und legte sie auf Harrys Hand. „Ihr beide seid wirklich gute Freunde. Was würde ich nur ohne euch machen?“

Graces Herz schlug schneller, als sie die Wärme von Harrys Hand unter ihrer Handfläche spürte. Am liebsten hätte sie ihre Hand ganz schnell wieder zurückgezogen. Sie wollte nicht, dass Harry merkte, wie ihr Puls raste, und atmete erleichtert auf, als eine Krankenschwester hereinkam.

„Mrs. Farrington?“ Als Penny aufstand, lächelte die Schwester. „Sie können jetzt zu Ihrem Mann.“

„Wie geht es ihm?“

„Recht gut. Dr. Williams wird Ihnen alles erklären. Wollen Sie mir bitte folgen?“

„Ja.“ An der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Bleibt ihr auch noch hier? Es ist zwar schon spät, aber ich möchte einfach nicht allein sein.“

„Wir warten hier, Penny“, versicherte Grace. Sie seufzte erleichtert, als sie mit Harry allein war. „Das hörte sich nicht so schlimm an, was meinst du?“

„Ob Miles wirklich einen Infarkt hatte, kann man nur mit dem EKG erkennen“, erklärte Harry. „Es könnte auch ein Angina-Pectoris-Anfall gewesen sein. Die Symptome sind sehr ähnlich.“

„Ja, könnte sein“, stimmte Grace zu. „Allerdings ist Miles noch recht jung für so einen schweren Angina-Pectoris-Anfall. Patienten, die darunter leiden, sind meist fünfzig oder älter. Ich habe allerdings auch schon von Angina Pectoris bei Dreißigjährigen gehört.“

„Und das trifft heute längst nicht mehr hauptsächlich Männer. Auch immer mehr Frauen leiden darunter.“ Harry ging zu der Kaffeemaschine, die auf einem Tischchen an der Wand stand, und steckte ein paar Münzen hinein. „Du kannst auch einen Kaffee vertragen, Grace.“

Sie nickte. „Du hast recht. Immer mehr Frauen haben Probleme mit dem Herzen. Ich versuche immer, meinen Patienten einzuhämmern, dass sie mehr auf ihre Ernährung achten und mehr Bewegung haben müssen. Aber ich weiß nicht, ob das viel nützt.“

„Wenn sie dann die erste Herzattacke haben, wird ihnen plötzlich klar, dass du recht gehabt hast.“ Harry reichte ihr eine Tasse Kaffee und setzte sich neben sie. „Dann wollen sie plötzlich alles nachholen, was sie früher versäumt haben.“

„So ähnlich.“ Grace sah Harry fragend an. „Wieso weißt du so viel über Herzkrankheiten?“

„Das war ein wichtiger Teil der Ausbildung zum Internisten“, erklärte Harry. „Wenn ich für jeden Mann und jede Frau, die ich wegen Herzkrankheiten behandelt habe, fünf Pfund bekommen würde, wäre ich ein steinreicher Mann. Was geht nur in den Menschen vor, dass sie jahrelang alle guten Vorsätze und Ratschläge in den Wind schlagen?“

„Ärzte sind wohl von ihren Patienten zu allen Zeiten für so etwas wie Wunderheiler gehalten worden“, sagte Grace nachdenklich.

„Wie auch immer“, warf Harry ein, „kommen wir zurück zu Miles. Auch wenn er keinen Infarkt hatte, wird er bestimmt für ein paar Wochen ausfallen. Was willst du jetzt machen? Mein Angebot steht noch.“

„Das weiß ich.“ Grace wurde rot, als er die Augenbrauen fragend hochzog. Ihre nicht gerade begeistert klingende Antwort hatte ihn getroffen. Aber sie war nach wie vor nicht von der Idee angetan, mit Miles in der Praxis zusammenzuarbeiten. „Warten wir erst einmal ab, was die Ärzte über Miles’ Gesundheitszustand sagen.“

„Na schön. Die Entscheidung liegt bei dir.“ Harry stand auf. „Ich gehe mal einen Moment raus, um frische Luft zu schnappen. Es ist stickig hier drinnen. Ich bin in zehn Minuten zurück.“

„Du musst nicht länger hier mit mir warten“, sagte sie schnell. Sie war erleichtert, dass er sie allein ließ. Solange Penny bei ihnen gewesen war, hatte ihr Harrys Anwesenheit nichts ausgemacht. Aber sie hatte so viele neue Dinge über ihn erfahren, während sie miteinander sprachen, dass sie plötzlich ein ganz anderes Bild von ihm hatte. Das beunruhigte sie zunehmend.

„Warum habe ich bloß das Gefühl, dass du mich immer noch so schnell wie möglich loswerden willst?“, fragte Harry. Der bohrende Blick, den er auf sie heftete, ließ ihr Herz schneller schlagen.

„Was weiß ich?“, sagte sie kühl. „Vielleicht, weil du es dir offensichtlich nicht vorstellen kannst, wie ich mit allem fertig werden könnte, ohne mich an deine breiten, männlichen Schultern anzulehnen. Du musst aber wirklich nicht länger hier warten, ich komme gut allein zurecht. Bestimmt hast du heute Abend etwas Besseres vor, als hier im Krankenhaus herumzuhängen.“

„Mein einziger Plan für heute Abend ist, früh ins Bett zu gehen.“ Als er ihren Gesichtsausdruck sah, lachte er. „Oh, Grace, was du schon wieder denkst. Ich habe vor, mich endlich mal richtig auszuschlafen.“ Er ging zur Tür und winkte ihr kurz zu. „Keine Sorge, ich bin gleich zurück.“

Grace knirschte mit den Zähnen und ärgerte sich, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte. Sie hatte es wieder einmal geschafft, sich vor Harry lächerlich zu machen. Nicht zum ersten Mal übrigens, dachte sie. Immer wieder brachte er sie dazu, die falschen Dinge zu sagen. Am einfachsten war es noch, sich mit ihm zu streiten.

Grace fühlte plötzlich eine solche Unruhe, dass sie aufsprang und ebenfalls aus dem Warteraum auf den Flur hinausging. Sie konnte der Wahrheit nicht ausweichen – seit zehn Jahren versuchte sie mit aller Macht, Harry aus ihrem Leben herauszuhalten. Deswegen war sie ihm gegenüber so abweisend, stritt mit ihm und wollte nur seine schlechten Seiten sehen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie ihn auch oft genug charmant und liebenswürdig erlebt, aber das hatte sie nicht wahrhaben wollen – aus Angst, sich in ihn zu verlieben.

Das durfte auf keinen Fall geschehen. Schließlich hatte sie selbst erlebt, wie zerstörerisch Liebe sein konnte. Sie hatte zusehen müssen, wie das Leben ihrer Mutter daran zerbrach, dass ihr Vater eine Affäre nach der anderen hatte. Sie hatte sich damals geschworen, dass ihr so etwas nie widerfahren würde. Deshalb hatte sie immer vermieden, mit Männern auszugehen, die auch nur im Entferntesten ihrem Vater ähnelten. Und Harry war so ein Mann. Heute Abend war sie unvorsichtig geworden. Harrys Charme hatte ihre Wachsamkeit eingeschläfert. Sie hatte Eigenschaften bei ihm entdeckt, die sie nicht vermutet hatte. War er doch nicht der unverbesserliche Frauenheld?

„Ich habe um dreiundzwanzig Uhr Dienstschluss … warum rufen Sie mich dann nicht an? Ich gehe nie vor Mitternacht ins Bett, es sei denn, ich habe einen guten Grund.“

Grace blieb ruckartig stehen, als sie diese Worte hörte, gesprochen von einer Frauenstimme. Sie peilte den dämmerigen Flur entlang und sah Harry dort in einer Nische mit der jungen Krankenschwester stehen, die Penny aus dem Wartezimmer geholt hatte.

Die junge Frau bot sich Harry schamlos an. Ihre Körpersprache war fast schon obszön. Und Harry macht absolut nicht den Eindruck, als ob ihm das unangenehm wäre, dachte Grace. Er hatte also seine Bemerkung, frische Luft schnappen zu wollen, nur als Vorwand benutzt, um sich an die Krankenschwester heranzumachen.

Grace verzog verächtlich die Lippen. Sie hatte sich also doch nicht über seinen Charakter getäuscht …

Wütend drehte sie sich um, ging zurück und schlug schmetternd die Tür hinter sich zu. Wie dumm war sie doch gewesen! Vor ein paar Minuten noch hatte sie geglaubt, sie hätte Harry unrecht getan. Aber Harry war, was sie immer angenommen hatte – ein Mann ohne Charakter und Moral.

„Ich muss vielleicht die ganze Nacht hierbleiben. Dann würden Sie vergebens auf meinen Anruf warten.“

Harry fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes von der jungen Frau in die Ecke gedrängt. Er blickte sich suchend auf dem Flur um, ob nicht jemand in Sicht kam, der ihn aus dieser Lage befreien konnte. Aber niemand tauchte auf. Harry fluchte innerlich.

Er wünschte sich, er würde nicht immer wieder den gleichen Effekt auf eine bestimmte Art von Frauen ausüben, die sein Aussehen für unwiderstehlich hielten – und seinen Reichtum. Als er jünger gewesen war, hatte ihm das zweifellos geschmeichelt, aber er hatte es seit Langem satt, als eine Art Beuteobjekt angesehen zu werden.

„Ich schreibe Ihnen auf jeden Fall meine Telefonnummer auf“, sagte die junge Schwester. Sie kritzelte die Nummer auf einen kleinen Zettel und steckte ihn in die obere Tasche seiner Jacke. Zum Glück rief in diesem Moment die Oberschwester nach ihr.

Harry atmete auf, weil er endlich entkommen konnte. Er ging zurück zum Warteraum.

Warum musste er schon wieder an Grace denken und daran, wie angenehm er die Unterhaltung mit ihr gefunden hatte, bevor sie wieder kratzbürstig geworden war? Er konnte nicht vergessen, wie sie an diesem Abend mit ihm geredet und ihn angelacht hatte. Warum fühlte er sich plötzlich so nervös, als er die Tür zu dem Warteraum öffnete?

„Gibt es etwas Neues?“, fragte er.

„Bei mir nicht.“ Graces Lächeln war eisig.

Harry runzelte überrascht die Stirn. „Was soll das schon wieder heißen?“

„Finde es heraus, das sollte für einen intelligenten Mann wie dich kein Problem sein, Harry.“

Sie nahm eine Zeitschrift und begann demonstrativ darin zu blättern.

Harry seufzte. „Also, ich entschuldige mich, wenn ich etwas getan haben sollte, was dich aufregt …“, begann er, aber sie ließ ihn nicht ausreden.

„Ich rege mich nicht auf. Du kannst meinetwegen mit jeder Krankenschwester hier etwas anfangen, aber erzähl mir bitte keine Lügen. Es ist mir doch völlig egal, mit wie vielen Frauen du dich verabredest.“

Das also war es, dachte Harry erleichtert. Grace musste ihn mit der jungen Krankenschwester gesehen haben. Und sie hatte die falschen Schlüsse daraus gezogen. Es war ihm sehr daran gelegen, ihr begreiflich zu machen, was tatsächlich passiert war. „Ich war wirklich draußen, um frische Luft zu schnappen, aber auf dem Rückweg hat Cathy mich abgepasst. Das war alles.“

„Oh, ihr Name ist Cathy? Du hast ja keine Zeit verloren, sie kennenzulernen.“

„Ihr Name stand auf dem Schild an ihrem Kittel. Hör bitte auf, mir irgendetwas zu unterstellen. Es war genau so, wie ich es gesagt habe. Sie hat mich abgepasst, als ich zurückkam. Ich hatte keinen Grund, sie einfach stehen zu lassen.“

„Natürlich nicht. Es wäre ja auch wohl zu unhöflich gewesen, ihr zu sagen, dass du dir über deinen kranken Freund Sorgen machtest und keine Zeit hättest, dich mit ihren … Problemen … zu beschäftigen.“ Ihre Stimme troff vor Hohn.

Harry knirschte mit den Zähnen. Es kostete ihn alle Anstrengung, seinen Ärger herunterzuschlucken, aber er wollte keine erneute Auseinandersetzung mit Grace. Er fragte sich, ob sie eine bestimmte Absicht verfolgte. Wollte sie ihn dazu bringen, sein Angebot zurückzuziehen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden? Er spürte, dass sie noch einen anderen Grund haben musste. Vielleicht fürchtete sie, er könnte merken, dass sie eifersüchtig war. Und deshalb fing sie lieber Streit mit ihm an.

Der Gedanke erschien ihm selbst weit hergeholt und völlig verrückt. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Penny kam herein.

Grace sprang auf, nahm Pennys Hand und setzte sich neben sie. „Wie geht es Miles?“, fragte sie.

„Zum Glück besser, als ich befürchtet hatte.“ Penny lächelte schüchtern. „Sie sind so gut wie sicher, dass es nur ein Angina-Pectoris-Anfall war. Das EKG gibt keinen Hinweis auf einen Herzinfarkt. Sie wollen morgen noch ein paar weitere Tests unter Belastung machen. Der Arzt, mit dem ich sprach, war sich ziemlich sicher, dass es ein kurzfristiger Aderverschluss, eine Art Krampf war.“

„Ausgelöst möglicherweise durch die extreme Belastung, der Miles in den letzten Monaten ausgesetzt war“, vermutete Harry.

„Das nehme ich auch an“, sagte Penny schuldbewusst. „Deshalb werde ich darauf drängen, dass Miles jetzt wirklich ein paar Wochen absolute Ruhe hat und sich völlig auskuriert.“ Sie sah abwechselnd zu Grace und Harry. „Ich weiß, dass ihr in der Vergangenheit eure Differenzen hattet, aber könnt ihr die nicht mal für ein paar Wochen vergessen, bis Miles wieder ganz gesund ist? Er braucht wirklich Ruhe. Und die hat er nur, wenn er weiß, dass die Praxis in guten Händen ist. Ich weiß, es ist egoistisch von mir, euch darum zu bitten, aber es müsste doch möglich sein.“

Wenn Penny ihn das vor ein paar Stunden gefragt hätte, wäre seine Antwort ganz klar gewesen. Er hätte sofort aus vollem Herzen zugestimmt. Aber nach dem, was Grace ihm ein paar Minuten zuvor an den Kopf geworfen hatte, war er sich nicht mehr so sicher. War es tatsächlich eine gute Idee, ein paar Wochen Tag für Tag mit Grace zusammen zu sein, wenn ein paar Stunden in ihrer Nähe ihn schon so aus der Fassung brachten?

„Ich … also“, stammelte er, was sonst weiß Gott nicht seine Art war.

„Ich würde euch nicht darum bitten, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe.“ In Pennys Augen stiegen Tränen auf. „Die Vorstellung, Miles könnte ernstlich in Gefahr sein, ist für mich unerträglich, vor allem in meinem Zustand.“

Sie legte ihre Hand wie schützend auf ihren Bauch. Harry wusste, wann er geschlagen war. Er konnte zwei alte Freunde wie Miles und Penny nicht im Stich lassen. Wenn wieder etwas mit Pennys Baby passierte, würde er es sich nie verzeihen.

Er wandte sich zu Grace um und hoffte, dass sie nicht bemerken würde, wie unwohl und unsicher er sich fühlte. „Ich wäre einverstanden, wenn du es auch bist. Was hältst du von einem Waffenstillstand?“

Über ihr Gesicht huschte den Bruchteil einer Sekunde lang ein Ausdruck von Panik, doch dann hatte sie sich wieder im Griff. Sie stand auf. „Also gut. Aber nur Miles und Penny zuliebe.“

Harry lächelte fast unmerklich. Grace war vorsichtig wie immer und wollte ihm von Anfang an klarmachen, woran er war.

Als sie ihm die Hand entgegenstreckte, dachte er plötzlich, ein einfacher Handschlag sei nicht ausreichend, um dieses unerwartete Bündnis zu besiegeln. Er griff nach ihrer Hand und zog Grace an sich, um ihr einen schnellen Kuss auf die Wange zu geben. „Besiegelt mit einem Kuss. Jetzt sind wir beide in der Pflicht, Grace.“

Er ließ sie los und hoffte, dass sie nicht merken würde, welche Wirkung der Kuss bei ihm ausgelöst hatte. Seit langer Zeit hatte er ein solches Gefühl nicht mehr verspürt. Sein Pulsschlag hatte sich ruckartig beschleunigt. Als seine Lippen ihre Haut berührten, war es wie ein elektrischer Schlag gewesen. Was war nur mit ihm los?

„Ich stehe immer zu meinem Wort“, sagte Grace kühl. Sie drehte sich zu Penny um und musste sich beherrschen, um nicht die Hand auf ihre Wange zu legen – dorthin, wo sein Mund sie berührt hatte. Noch immer spürte sie die Wärme seiner Lippen. Aber sie wollte auf keinen Fall, dass er merkte, welchen Effekt sein Kuss auf sie gehabt hatte.

„Es ist alles in Ordnung, Penny, mach dir keine Sorgen“, sagte Grace. „Jetzt kann Harry beweisen, dass er auch ein guter Landarzt ist.“

„Ich danke euch beiden.“ Penny umarmte zuerst Grace und dann Harry.

„Das ist doch ganz selbstverständlich“, meinte Harry und lächelte Grace an, mit diesem gewissen Lächeln, das sie normalerweise zur Weißglut brachte. Warum fühlte sie sich in diesem Moment so wohl und war sogar etwas atemlos?

Harry ging zur Tür und öffnete sie. „Ich bin gleich wieder da. Ich muss nur noch eben etwas erledigen.“

„Hm … das hat doch nicht etwa mit einer blonden Krankenschwester zu tun?“, lachte Penny. „Du änderst dich wohl nie, Harry. Und wenn du neunzig wärst.“

Er lächelte etwas gequält. „Das hoffe ich doch.“

Harry winkte kurz und ging hinaus. Das wurde auch Zeit, dachte Grace. Noch ein paar Sekunden, und sie hätte mit dem erstbesten Gegenstand nach ihm geworfen.

„Was ist los, Grace?“ Penny sah die Freundin besorgt an.

Grace zwang sich zu einem Lächeln. „Alles in Ordnung.“

„Bist du sicher? Du sahst so ärgerlich aus. Habe ich einen Fehler gemacht? Ich weiß, dass du Harry nicht besonders magst – und ich habe dich gezwungen, ihn als Partner zu akzeptieren.“

„Du hast mich zu gar nichts gezwungen, Penny. Es war ganz allein meine Entscheidung. Harry und ich sind beide erwachsen und werden schon miteinander auskommen. In gewisser Weise freue ich mich sogar auf die Zusammenarbeit.“

„Wirklich?“ Penny sah sie überrascht an.

„Ja, Harry hat viele Erfahrungen aus dem großen Krankenhaus, die ich nicht habe. Ich glaube, ich kann einiges von ihm lernen.“

„Du bist eine sehr gute Ärztin, Grace. Harry kann bestimmt auch von dir eine Menge lernen.“

Grace erinnerte sich daran, dass Harry früher am Abend, als sie sich ganz friedlich unterhalten hatten, gesagt hatte, er wolle in erster Linie Menschen helfen. Grace war überrascht gewesen. Seine Bemerkung hatte ihn plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Sie weigerte sich immer noch zuzugeben, dass Harry vielleicht doch nicht der eingebildete und rücksichtslose Mann war, für den sie ihn jahrelang gehalten hatte.

„Ich habe dir alle Patientenberichte des letzten Monats kopiert. Wenn du sie durchsiehst, bekommst du einen guten Überblick darüber, was bei uns so anliegt.“

„Danke.“

Harry nahm den Stapel Kopien, die Grace ihm hinhielt. Er blätterte sie kurz durch und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als ihm bewusst wurde, welchen enormen Arbeitsanfall Grace und Miles zu bewältigen hatten. Vor ihm lagen ein paar sehr anstrengende Wochen.

„Ihr bietet hier ja einen medizinischen Rundum-Service“, sagte er anerkennend. Es war kurz nach acht Uhr morgens. Sie waren in Miles’ Zimmer, das Harry während seiner Aushilfszeit benutzen würde. Obwohl Grace erst weit nach Mitternacht zu Hause gewesen war, hatte sie ihn kurz nach sieben Uhr angerufen und gebeten, spätestens um acht in der Praxis zu sein.

Harry hatte noch tief geschlafen, als sie anrief, aber er hatte sofort zugestimmt. Er hatte schnell geduscht und im Stehen eine Tasse Kaffee getrunken. Es war für ihn eine Frage der Ehre, am ersten Morgen nicht zu spät zu kommen. Und er war tatsächlich wenige Minuten vor Grace in der Praxis gewesen.

„Wir geben uns Mühe, allen unseren Patienten gerecht zu werden“, meinte Grace. „Hier sind die Berichte über Einweisungen in das Bezirkskrankenhaus. Wir können natürlich jederzeit die Einweisung eines Patienten über den normalen Dienstweg veranlassen, aber wir haben festgestellt, dass es einfacher und schneller geht, wenn wir persönlich zu den leitenden Ärzten der verschiedenen Abteilungen Kontakt aufnehmen. Dann reicht meist ein Anruf.“

Harry nickte. „Wie viel Zeit veranschlagt ihr für jede Untersuchung?“

„Miles und ich gehen von durchschnittlich zehn Minuten aus.“

„Das ist recht großzügig gerechnet. Die meisten Praxen dieser Art, die ich kennengelernt habe, kalkulieren nur mit sechs Minuten.“

„Wir halten diese Eile nicht für sinnvoll. Das macht sehr oft einen zweiten Besuch des Patienten notwendig.“

„Letzten Endes hängt es ja davon ab, wie viele Anmeldungen ihr für jede Sprechstunde annehmt.“

„Wir haben das nicht so streng geregelt. Wenn ein Patient meint, er muss uns unbedingt sehen, kommt er einfach her.“

„Aber das kann schwierig werden. Theoretisch könnten dann doch Dutzende Patienten unangemeldet auftauchen.“

„Das ist noch nie passiert. Die Leute in diesem Städtchen sind zu beschäftigt, um ihre Zeit mit unnötigen Arztbesuchen zu vergeuden.“ Sie zuckte die Achseln. „Es hat bisher ohne Probleme funktioniert, und daher haben wir keinen Grund, etwas daran zu ändern. Ich kann mich gern um jeden Patienten kümmern, den du nicht schaffst.“

„Das wird nicht nötig sein“, sagte er steif. Sie forderte ihn schon wieder heraus, aber er ging ihr nicht in die Falle.

„Dann ist ja alles klar.“ Grace stand auf. „Musst du sonst noch etwas wissen? Ich glaube, wir haben alle wichtigen Punkte besprochen. Oder hast du noch Fragen?“

„Nein, ich habe alles erfahren, was ich wissen sollte.“

Er stand ebenfalls auf und ging an ihr vorbei, um ihr die Tür zu öffnen. Als er dabei zufällig mit seinem Arm ihre Schulter streifte, fühlte er wieder diesen elektrischen Schlag wie am Abend zuvor im Krankenhaus.

Warum hatte der flüchtige Kuss auf ihre Wange ihn so sehr aus der Bahn geworfen? Er war aus dem Warteraum gelaufen, damit Grace seine Verwirrung nicht bemerkte. Als Penny ihn dann wegen der blonden Krankenschwester geneckt hatte, war ihm gleich klar, dass Grace das falsch verstehen würde. Es war ihm daran gelegen, Grace zu überzeugen, dass er nicht das geringste Interesse an der Schwester hatte. Grace sollte nicht denken, dass ihm sein Liebesleben wichtiger als seine Arbeit in der Praxis sei.

„Sieh mal, Grace, die Schwester gestern Abend …“, begann er.

„Bitte.“ Grace hob abwehrend die Hand. Ihr voller Mund verzog sich. „Keine Erklärungen, Harry. Und vor allem keine Details. Was du in deiner Freizeit machst, geht mich nichts an.“

Sie ging eilig aus dem Zimmer und ließ ihn verblüfft zurück. Dachte sie wirklich, er wollte mit ihr sein Liebesleben diskutieren? Er fühlte sich entmutigt, weil sie offensichtlich eine so schlechte Meinung von ihm hatte. Ich habe selbst weitgehend Schuld daran, dachte er, und hätte schon vor Jahren mit diesen ewigen Streitereien Schluss machen sollen.

Grace ging in ihr Zimmer und setzte sich hinter den Schreibtisch. Harrys Einstieg in die Zusammenarbeit an diesem Morgen war genauso schlecht verlaufen, wie sie befürchtet hatte. Er hatte durchblicken lassen, dass er nicht damit einverstanden war, wie Miles und sie die Arbeit in ihrer Praxis organisierten. Und dann hatte er ihr noch von der blonden Schwester erzählen wollen …

Sie fühlte, wie ihr Gesicht heiß vor Wut wurde, und schlug mit der Faust auf den Tisch. Nein, sie wollte nichts über Harrys Liebesleben wissen – aber sie konnte die Bilder, die in ihrem Kopf schwirrten, nicht vertreiben. Bilder von ihm und einer Frau in inniger Umarmung. Nur, dass die Frau keine Schwester mit blonden Haaren war, sondern eine Frau mit karamellbraunen Haaren …

Grace war wütend auf sich selbst. War es der Mangel an Schlaf, der sie dazu brachte, solche abwegigen Gedanken und Fantasien zu haben? Nein … niemals würde es passieren, dass Harry sie in sein Bett lockte.

Sie hatte gerade ihren PC eingeschaltet, als die Tür aufging und ihre Empfangsschwester Janet hereinkam. „Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee?“

Grace lächelte dankbar. „Sehr gern. Ich bin heute Morgen ohne Frühstück aus dem Haus gegangen.“

„Sie sind schon vor acht mit Ihrem Wagen an meinem Haus vorbeigefahren, als ich gerade die Milch hereinholte. Ich habe mich schon gefragt, was Sie so früh hier wollten.“

Grace begriff, dass Janet keine Ahnung hatte, was am Abend zuvor mit Miles passiert war. Schnell erzählte sie ihr, was sie wissen musste. Sie beruhigte die aufgeregte Janet, dass Miles wieder vollständig gesund werden würde. Miles war bei allen sehr beliebt, auch viele Patienten würden besorgt sein, wenn sie von seiner Erkrankung erfuhren.

„Und wie geht es hier weiter?“, wollte Janet wissen. „Das schaffen Sie doch nicht allein.“

„Zum Glück hat ein alter Freund von Miles und mir seine Hilfe angeboten und wird die nächsten Wochen hier mitarbeiten.“

Grace zwang sich zu einem Lächeln. Niemand durfte den geringsten Verdacht schöpfen, dass sie ihre Zweifel daran hatte, ob Harry der richtige Mann für den Job war. „Dr. Shaw wird bei uns bleiben, bis Miles wieder völlig genesen ist. Er ist ein sehr erfahrener Internist, und wir können froh sein, dass er zur Verfügung steht. Die Patienten werden von seinen Fachkenntnissen profitieren.“

Ein Geräusch an der Tür ließ sie aufblicken. Sie errötete, als sie Harry dort stehen sah. Er hatte mitgehört, was sie zu Janet gesagt hatte. Grinsend trat er ein. Seine tiefblauen Augen funkelten spöttisch, und sein intensiver Blick ließ sie leicht erschauern, als ob sie Fieber hätte. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie ihm sagen, dass ihre Worte ehrlich gemeint gewesen waren.

Was fällt dir ein? dachte Grace. Er ist ein Frauenheld, das weißt du doch ganz genau. Er hat nur Interesse an seiner Karriere und seinem Vergnügen.

Grace gingen blitzschnell noch einmal alle Argumente durch den Kopf, warum sie Harry für unzuverlässig hielt und ihn nicht mochte, aber alles, woran sie jahrelang geglaubt hatte, war plötzlich kaum mehr von Bedeutung. War es sinnvoll, dass sie noch länger an ihren gewohnten Vorurteilen festhielt, statt sich die Wahrheit einzugestehen? Wusste sie nicht längst, dass Harry ein sehr guter Arzt war, der viele Jahre hart für seinen Erfolg gearbeitet hatte?

3. KAPITEL

„Wenn Sie Bethany auf die Couch legen und ihr die Bluse und die Jeans ausziehen, kann ich sie besser untersuchen. In den Notizen hier lese ich, dass Sie Ihre Tochter zu Dr. Farrington gebracht hatten, weil sie über Schmerzen in den Beinen klagte. Das war Anfang Dezember. Wie geht es ihr jetzt?“

Harry zog den Vorhang zur Seite, hinter dem die Liege stand, und beobachtete, wie Mrs. Clarke ihre Tochter entkleidete und auf die Liege hob. Die Kleine sah sehr blass aus und sagte kein Wort.

„Noch genauso wie vorher. Sie sagt, die Beine tun ihr immer noch weh. Dr. Farrington meinte, es könnte ein Virus sein. Damals hatten viele Kinder Infektionen. Aber das müsste doch längst vorüber sein, wie bei den anderen auch.“

„Es kann manchmal sehr langwierig sein, bis der Körper damit fertig wird“, erklärte Harry. Aber er fand es schon ungewöhnlich, dass bei einem Kind eine Infektionen so lange anhielt. „Können Sie mir sagen, wie das alles anfing? Es steht zwar in den Akten, aber ich würde es gern noch einmal von Ihnen hören.“

„Nun, wie ich schon sagte … Bethany klagte eines Tages über Schmerzen in den Beinen. Ich dachte zuerst, sie hätte sich beim Spielen gestoßen. Oder beim Klettern auf die Bäume in unserem Garten. Deshalb habe ich mir am Anfang nichts dabei gedacht.“ Mrs. Clarke seufzte. „Sie hat drei ältere Brüder und versucht immer, es ihnen gleichzutun.“

„Dann bist du ja ein mutiges Mädchen“, sagte Harry und beugte sich über sie. Er runzelte die Stirn, als er sah, dass beide Beine voller Kratzer waren.

„Woher hat sie alle diese Kratzer?“, fragte Harry Mrs. Clarke.

„Keine Ahnung. Ich habe sie am Wochenende zum ersten Mal bemerkt. Ich nahm an, sie sei hingefallen.“ Mrs. Clarke strich ihrer Tochter übers Haar. „Seit Weihnachten war sie kaum noch draußen. Sie sagte immer, sie sei zu müde zum Spielen. Das passt gar nicht zu ihr. Deshalb bin ich noch einmal in die Praxis gekommen. Es ist doch für ein fünfjähriges Mädchen nicht normal, dass sie ständig müde ist, Herr Doktor?“

Harry nickte. Vorsichtig tastete er Bethanys Nacken und Armbeugen ab. Er war beunruhigt, weil er deutlich fühlen konnte, dass die Lymphknoten stark angeschwollen waren. Selbst wenn Bethanys Körper gegen eine Infektion ankämpfte, waren die Schwellungen ungewöhnlich stark. Das konnte ein Hinweis darauf sein, dass das Kind ernsthafter krank war, als bisher vermutet.

„Hat Bethany sich beklagt, dass sie auch noch anderswo Schmerzen hat, nicht nur in den Beinen?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Gab es sonst noch etwas, was Ihnen aufgefallen ist?“

„Nun, vielleicht hat es keine Bedeutung – mein Mann jedenfalls meinte, das wäre harmlos. Aber ihr Zahnfleisch hat häufig geblutet.“

Harry seufzte innerlich. Das erlebte ein Arzt immer wieder. „Gut, dass Sie das erwähnt haben, Mrs. Clarke. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein, um bei einem Patienten die richtige Diagnose zu stellen.“

„Das werde ich Brian auch sagen“, versprach Mrs. Clarke.

Bethanys Mutter sah Harry voller Vertrauen an. Sie erwartete offensichtlich, dass er ihr jetzt sagen würde, was ihrer Tochter fehlte und wann sie wieder gesund sein würde. Harry wünschte, es wäre so einfach, aber das hier war kein Fall, der mit dem Ausstellen eines Rezeptes zu lösen war.

„Wenn Sie einverstanden sind, werde ich Ihrer Tochter jetzt etwas Blut abnehmen und ins Labor schicken. Die Ergebnisse werden dann bestimmt bis Ende der Woche vorliegen.“

„Blut abnehmen? Ist das denn wirklich notwendig? Dr. Farrington hat das nie vorgeschlagen.“

„Dr. Farrington hat das nicht vorgeschlagen, weil er im Dezember noch nicht wusste, dass es nötig sein würde“, sagte Harry geduldig. „Er wusste nicht, dass sich Bethanys Zustand auch nach mehreren Wochen nicht bessern würde.“

„Nun, wenn Sie meinen, Herr Doktor“, sagte Mrs. Clarke zögernd.

„Ja, ich halte es für wichtig“, bekräftigte Harry und lächelte Mrs. Clarke ermutigend an. Er hoffte, dass die Testergebnisse seine Befürchtungen nicht bestätigen würden, aber die Chance war gering. Alles sprach dafür, dass Bethany ernsthaft krank war.

Schnell nahm er dem kleinen Mädchen etwas Blut ab und lobte es für seine Tapferkeit. Dann begleitete er Mutter und Tochter zur Tür. „Ich werde Janet bitten, Sie anzurufen, sobald die Testergebnisse vorliegen. Dann vereinbaren wir einen neuen Termin.“

„Danke, Herr Doktor.“ Mrs. Clarke wirkte sehr beunruhigt, als sie sich verabschiedete.

Harry sah den Testergebnissen auch voller Unruhe entgegen. Er wusste, dass seine Befürchtungen realistisch waren. Einem Patienten eine schlechte Nachricht erklären zu müssen, gehörte zu den unangenehmen Seiten des Arztberufes. Plötzlich wurde ihm klar, dass er gern Grace um Rat fragen würde, weil sie die Familie Clarke besser kannte und vielleicht eine Idee hatte, wie man ihnen eine schlimme Nachricht am besten vermitteln konnte, wenn seine Diagnose sich als richtig erwies.

Er wartete bis zum späten Nachmittag. Als die letzten Patienten gegangen waren, klopfte er an Graces Tür. Sie sah lächelnd vom Schreibtisch hoch, aber ihr Lächeln verschwand sofort, als sie ihn erkannte.

„Ich wollte kurz mit dir über eine Patientin sprechen.“

„Was? Höre ich richtig? Der große Harry Shaw will etwas von mir? Das ist das erste Mal.“

Sie lehnte sich zurück. Ihr Lächeln strahlte so viel Kälte aus wie ein Gletscher in der Arktis. Harry wusste, dass er an seinem schlechten Image bei ihr selbst schuld hatte. Jahrelang hatte er nichts getan, um ihren Eindruck über ihn zu korrigieren. Dann waren ihre freundlichen Worte gegenüber Janet also doch nicht ehrlich gewesen … „Es gibt immer ein erstes Mal, sagt man.“

„Was kann ich für dich tun?“ Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich will dich nicht drängen, aber ich habe noch eine ganze Reihe von Hausbesuchen zu machen.“

„Ach ja, die vielen Verpflichtungen eines Landarztes.“ Harry wusste sofort, dass sie wieder beleidigt sein würde. Und richtig – er sah, wie sich ihre Miene verdüsterte. Warum konnte er es nicht lassen, sie zu provozieren, besonders, wenn er etwas von ihr wollte? „Tut mir leid. Ich weiß, wie sehr du unter Druck stehst. Aber ich wollte dich etwas zu der Familie Clarke fragen. Du kennst sie doch sicher ganz gut.“

„Natürlich, obwohl sie eigentlich Miles’ Patienten sind.“ Harry sah sie überrascht an.

„Nun, Miles und ich arbeiten zwar eng zusammen, aber wir haben unsere Patienten aufgeteilt. Wir glauben, es baut mehr Vertrauen auf, wenn man immer zu demselben Arzt geht.“

„Ich verstehe. Hat Miles mal etwas erwähnt über Bethany Clarke, das fünfjährige Mädchen? Sie war mit ihrer Mutter zuletzt im Dezember hier.“

„Nicht, dass ich mich erinnere. Warum? Gibt es ein Problem?“

„Es sieht ganz danach aus. Bethany klagt über Schmerzen in den Beinen. Miles hat angenommen, es könnte sich um eine Virusinfektion handeln, die zu der Zeit hier grassierte.“

„Das stimmt. Viele Kinder waren damals krank.“ Grace runzelte die Stirn. „Du willst doch nicht andeuten, dass Miles eine falsche Diagnose gestellt hätte?“

„Natürlich nicht. Wir wissen beide, dass Miles ein hervorragender Arzt ist.“

„Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen“, entschuldigte sich Grace.

„Und mir tut es leid, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe.“ Harry sah Grace über den Schreibtisch hinweg an. „Ich habe Bethany vorhin untersucht. Ich war ziemlich erschrocken – ihre Beine sind mit vielen, kleinen, offenen Stellen übersät. Und die Lymphknoten im Nacken, der Leistenbeuge und den Armbeugen sind stark geschwollen. Ihre Mutter sagte auch, dass Bethanys Zahnfleisch mehrfach geblutet hat. Und dass sie zu müde ist, um draußen zu spielen.“

„Du meinst, es könnte Leukämie sein?“, fragte Grace betroffen.

„Das fürchte ich.“

„Ich nehme an, du hast einen Bluttest veranlasst?“

„Ja, habe ich. Geht heute noch raus. Das Resultat werden wir hoffentlich noch in dieser Woche haben.“

„Vermerke ‚Eilt!‘ auf der Sendung“, schlug Grace vor. „Das kostet zwar etwas mehr, aber es geht erheblich schneller.“

„Gut, mache ich. Was ich mit dir besprechen wollte, ist, wie wir es gegebenenfalls den Eltern sagen. Kann ich offen mit ihnen reden? Oder muss ich vorsichtig sein, um sie nicht zu erschrecken? Du weißt, es ist nicht so einfach, schlechte Nachrichten zu überbringen, wenn man die Betroffenen nicht kennt.“

„Die Clarkes sind resolute Menschen, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen“, erklärte Grace. „Du machst ihnen am besten die Lage in klaren, einfachen Worten verständlich. Es sind keine Leute, die zu Gefühlsausbrüchen neigen. Wenn Bethany Leukämie hat, wird sie das hart treffen, aber sie werden sich mit all ihrer Kraft und unserer Hilfe dem Problem stellen.“

„Danke, das wollte ich wissen.“ Harry seufzte tief. „Du hast mich etwas beruhigt. Mir waren die Clarkes ja völlig unbekannt, aber jetzt habe ich eine Idee davon, wie ich mich verhalten muss.“

Grace lächelte ihn an. Harry fühlte, dass sein Herz einen Sprung machte, als er Wärme und Verständnis in ihrem Blick sah. Sie fühlte mit ihm, weil sie selbst auch schon in dieser Lage gewesen war. Die plötzliche Erkenntnis, dass Grace – die kratzbürstige, sarkastische, kühle Grace – seine Gefühle teilte, versetzte ihn in Hochstimmung.

„Wenn ich dir sonst noch helfen kann, frag mich bitte.“ Grace lächelte etwas unsicher. Wieder spürte sie ein Kribbeln im Nacken, als sie Harry ansah. Sie hätte nie angenommen, dass er so besorgt um einen Patienten sein könnte. Und seine Sorge um Bethany und um die Reaktion ihrer Familie schien echt zu sein.

„Danke, Grace. Gut zu wissen.“

Harry lächelte sie ebenfalls an – und Grace bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. So hatte sie ihn nie zuvor erlebt. Es erschreckte sie, wie sie darauf reagierte. Für sie wäre es einfacher gewesen, wenn er sich so verhalten hätte, wie sie es von ihm gewohnt war.

„Ich weiß, es ist nicht einfach, Miles’ Job zu übernehmen“, sagte sie brüsk und stand auf. „Er hat sich immer sehr viel zugemutet. Wenn du Probleme hast, sag mir Bescheid.“

„Danke, aber ich glaube, dass ich schon allein damit fertig werde.“

Grace entging nicht die Schärfe in seinem Ton. Na also, dann befanden sie sich ja wieder in gewohntem Fahrwasser. „Nun, es ist nur ein Angebot, für den Fall, dass du Hilfe brauchst“, sagte sie zuckersüß.

Als Harry gegangen war, nahm Grace die Berichtszettel, die sie während des Tages ausgefüllt hatte, und brachte sie ins Sekretariat. Sie dachte nach, wie dieser erste Tag mit Harry verlaufen war. Sein Verhalten hatte sie wirklich überrascht. Sie durfte nur nicht zu schnell auf seine ungewohnte Freundlichkeit hereinfallen. Wenn er mit noch mehr Überraschungen aufwartete, würde die Situation für sie brenzlig werden. Aber vielleicht wollte er das ja gerade.

Sie legte ihre Notizen in Janets Eingangskorb.

Janet sah von ihrem Computer auf und warf einen überraschten Blick auf Graces Gesicht. „Oh, haben Sie sich über irgendetwas geärgert, Grace? Was ist los?“

„Nichts. Was soll denn los sein?“ Sie mochte Janet, aber sie hatte nicht die Absicht, mit ihr über Harry zu diskutieren. Sonst würde sie dabei vielleicht noch etwas preisgeben, was sie lieber für sich behalten sollte.

„Na, das scheint mir aber nicht so“, sagte Janet. „Was meinen Sie, Harry? Sieht Grace nicht so aus, als ob sie sich gerade über etwas ärgert?“

„Hm … vielleicht bin ich nicht der richtige Ansprechpartner für diese Frage.“

Grace fuhr herum. Sie hatte nicht gemerkt, dass Harry hinter ihr stand.

Er grinste und warf ebenfalls einen Stapel Notizzettel in den Eingangskorb. „Ich muss etwas an mir haben, was Grace aus der Haut fahren lässt“, lachte er.

„So? Und ich dachte, Sie beide wären alte Freunde.“ Janet war sichtlich verwirrt durch Harrys Antwort.

„Davon bin ich auch immer ausgegangen, aber ich weiß nicht, ob Grace das genauso sieht.“ Er drehte sich zu Grace um. „Was meinst du, sind wir nun alte Freunde oder nicht?“

Harry wusste, dass er Grace mit seinem Verhalten provozierte. Aber es interessierte ihn ungemein, zu hören, wie sie ihre Beziehung beschrieb. „Gleich fragst du mich noch, ob ich nicht mal zum Tee bei dir vorbeikommen möchte“, gab sie sarkastisch zurück. „Tut mir leid, Harry, aber ich habe keinen Bedarf nach guten Freunden, seit ich von der Uni weg bin.“

„Wirklich?“ Nachdenklich verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete Grace. Er wusste, er sollte jetzt besser den Mund halten, aber aus einem ihm selbst nicht ganz verständlichen Grund stellte er doch die nächste Frage. „Dann gibt es also niemanden, mit dem du deine dunkelsten, geheimsten Gedanken teilst?“

„Ich habe keine dunklen Geheimnisse“, sagte sie scharf. „Mein Leben ist geregelt und überschaubar – und so möchte ich es auch haben.“

„Nicht zu fassen.“ Harry wusste, dass er dabei war, den Bogen zu überspannen. Aber er konnte nicht anders. Obwohl Grace ihn böse ansah, gab er nicht auf. „Jeder hat seine Geheimnisse, Grace – du machst da keine Ausnahme. Und es ist ganz normal, dass man solche Geheimnisse mit guten Freunden teilt.“

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Autor

Jennifer Taylor
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Bevor Meredith Webber sich entschloss, Arztromane zu schreiben, war sie als Lehrerin tätig, besaß ein eigenes Geschäft, jobbte im Reisebüro und in einem Schweinezuchtbetrieb, arbeitete auf Baustellen, war Sozialarbeiterin für Behinderte und half beim medizinischen Notdienst.
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