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Lia kocht vor Wut, als der arrogante Ben Carter auf einem Maskenball als Spende eine Million Dollar für sie bietet. Sie ahnt, der berüchtigte Playboy treibt ein falsches Spiel! Nur für den guten Zweck reist sie mit ihm ein Wochenende nach Brasilien! Doch als er sie am sonnigen Strand von Bahia verlangend küsst, kann sie dem verführerischen Bad Boy plötzlich nicht mehr widerstehen! Bis die Wahrheit Lia wie ein Dolchstoß trifft: Ben reizt nicht nur die Firma ihres Vaters, hinter seinen prickelnden Küssen steckt ein berechnender Plan …


  • Erscheinungstag 01.08.2017
  • Bandnummer 2294
  • ISBN / Artikelnummer 9783733708528
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Benjamin Carter saß in einem Ledersessel in einer Ecke des Privatklubs, in dem nur Mitglieder zugelassen waren. Das Licht war kunstvoll gedimmt und die Atmosphäre gedämpft und exklusiv. Warm leuchtende Lampen und flackernde Kerzen verstärkten das Gefühl der Exklusivität.

Der Klub versprach absolute Diskretion, weshalb Benjamin ihn ausgewählt hatte. Er musterte die drei Männer, die ihm auf seine Bitte hin an seinem Tisch Gesellschaft leisteten.

Scheich Zayn Al-Ghamdi – Regent eines Wüstenreichs, das reich an Öl und Bodenschätzen und dessen Vermögen unermesslich war.

Dante Mancini – italienischer Mogul, der in erneuerbare Energien investierte und dessen charmantes, attraktives Äußeres einen rasiermesserscharfen Verstand, unternehmerisches Talent und eine sarkastische Zunge verbarg – wie Ben vor mehreren Jahren während besonders erbitterter Verhandlungen entdeckt hatte. Im Moment strahlte er jedoch nicht einen Funken Charme aus, sondern warf düstere Blicke in Bens Richtung.

Und zu guter Letzt Xander Trakas – griechische Milliardär und Vorstandsvorsitzender eines globalen Luxusgüterkonglomerats. Er war kühl und unnahbar mit Gesichtszügen, die nichts verrieten. Ben hatte ihm einmal widerstrebend empfohlen, Poker zu spielen, sollte er jemals sein riesiges Vermögen verlieren und es zurückgewinnen müssen. Was ungefähr so wahrscheinlich war wie ein Schneesturm in der Hölle.

Ben mochte nicht über ein Wüstenreich oder halb Europa regieren, aber er regierte Manhattan mit seinen in den Himmel ragenden Kränen und den tiefen Löchern, die er in den Boden grub, um neue und unglaublich ambitionierte Gebäude zu bauen.

Die Spannung am Tisch war beinahe greifbar. Die vier Männer waren so lange Erzfeinde gewesen, dass es beinahe irreal war, dass sie hier zusammensaßen. Was über die Jahre als leichte Angriffe bei verschiedenen Verhandlungen begonnen hatte, hatte sich zu einem Krieg entwickelt, in dem jeder in den anderen eindrucksvolle Gegner sah, die besiegt oder bezwungen werden mussten. Das einzige Problem war, dass jeder genauso rücksichtslos erfolgreich und stur wie die anderen war, sodass sie nie mehr als eine Reihe angespannter Pattsituationen erreicht hatten.

Ben spürte, dass insbesondere Dante Mancini bereit war, jederzeit aufzuspringen, also lehnte er sich vor. Es war an der Zeit zu reden.

„Ich danke euch, dass ihr alle meiner Einladung gefolgt seid.“

Scheich Zayn Al-Ghamdis dunkle Augen waren hart. „Ich schätze es nicht, wie ein unmündiges Kind hierherbeordert zu werden, Carter.“

„Und doch bist du hier“, erwiderte Ben. Er schaute sich um. „Ihr alle seid hier.“

„Und der Preis für das Aussprechen des Offensichtlichen geht an Benjamin Carter“, sagte Dante mit seinem leichten Akzent. Er hob sein schweres Kristallglas in Bens Richtung. Die dunkle Flüssigkeit darin schimmerte mit goldener Opulenz und spiegelte den dekadenten Luxus, der sie umgab. Er leerte sein Glas in einem Zug und bedeutete gleichzeitig dem Ober, ihm ein neues zu bringen. Bens Blick entging ihm nicht. „Lockt es dich, etwas Stärkeres zu trinken als Wasser, Carter?“

Ben bekämpfte den Drang, Dantes Köder zu schlucken. Er war der Einzige, der sich nicht dem Genuss des feinsten Single Malt Whiskys hingab, den man außerhalb Irlands und Schottlands kaufen konnte.

Er warf den anderen einen eindrucksvollen Blick zu. „Meine Herren, so lustig es in den letzten Jahrzehnten auch gewesen ist, mich mit jedem von euch zu duellieren, ich denke, ihr werdet mir zustimmen, dass es an der Zeit ist aufzuhören, der Presse weiterhin Futter zu geben, um uns gegeneinander auszuspielen.“

Xander Trakas schaute von Ben zu den anderen Männern und seufzte. „Er hat recht. Die Presse hat uns alle, einen nach dem anderen, aufs Korn genommen. Was als ein paar saftige Klatschgeschichten in dieser fürchterlichen Sendung Celebrity Spy! begonnen hat, ist zu etwas wesentlich Ernsterem geworden. Auch wenn ich glaube, dass wir mit unserer zu laxen PR für die Geschichten verantwortlich sind, die in diesen Sendungen landen, ziehe ich die Grenze bei falschen Behauptungen über exzessive Partys, sich permanent drehende Schlafzimmertüren und – am Schädlichsten von allem – verdächtiges Fernbleiben von der Arbeit.“

Das Gesicht des griechischen Tycoons verhärtete sich. „Dass ich die ganze Nacht durchgearbeitet habe, während die Presse behauptet, ich hätte gefeiert, macht mich wütend. Ich habe letzte Woche einen lukrativen Auftrag verloren, weil man plötzlich an meiner Kompetenz zweifelte. Das geht eindeutig zu weit.“

Dante Mancini stimmte ihm knurrend zu. „Und ich stehe kurz davor, einen Auftrag zu verlieren, weil sie sich jemanden mit Familienwerten wünschen – was auch immer das sein soll.“ Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem neuen Drink.

Die Tatsache, dass Dante Mancini und Xander Trakas immer noch hier und sogar einer Meinung waren, bestätigte Ben darin, dass es richtig gewesen war, sie alle heute Abend hier zu versammeln. Darüber hinaus belegte sie, dass sie es mit einer echten Bedrohung zu tun hatten.

„Wir sind zu Karikaturen verkommen und können diese Übertreibungen, was unser Privatleben angeht, nicht mehr ignorieren. Ich komme damit klar, wenn ich bei der Besichtigung einer Baustelle von meinen Männern mit meinen angeblichen Frauengeschichten aufgezogen werde. Aber es ist vollkommen unakzeptabel, wenn Klatsch und versteckte Anspielungen anfangen, den Wert meiner Firma und meinen professionellen Ruf zu beeinträchtigen“, pflichtete er ihnen bei.

Trakas schaute ihn an, und seine Augen funkelten unverkennbar spöttisch. „Willst du etwa andeuten, dass deine Exgeliebte sich das alles ausgedacht hat, Carter?“

Erinnerungen an schreckliche Schlagzeilen – Der harte Mann vom Bau ist im Bett genauso hart! – ließen Ben scharf erwidern: „Ihre Geschichte war genauso wahr wie dein berüchtigtes schwarzes Buch, das die Namen und Telefonnummern der schönsten Frauen der Welt enthält. Wie heißt es noch, Trakas? Stille Wasser sind tief?“

Trakas’ Miene verfinsterte sich, und Mancini spottete: „Als wenn Trakas das Monopol auf die schönsten Frauen besäße. Jeder weiß, dass ich …“

Eine kühle Stimme unterbrach sie. „Wenn wir dann mit dem Beleidigungswettbewerb fertig sind, können wir vielleicht besprechen, wie wir aus dieser Misere herauskommen. Ich stimme Carter zu, es ist zu weit gegangen. Diese geballte negative Aufmerksamkeit hat nicht nur dem Vertrauen in meine Führungskraft, sondern auch meinen Geschäftsabschlüssen geschadet. Außerdem gefährdet sie die Chancen meiner kleinen Schwester auf die Heirat, die sie sich wünscht, und das ist vollkommen inakzeptabel.“

Alle schauten Scheich Zayn Al-Ghamdi an, der sich vorgebeugt hatte. Im dämmrigen Licht wirkte sein attraktives Gesicht hart. Bis auf Mancini in weißem Dinnerjacket und lose hängender Fliege trugen sie alle klassische schwarze Smokings.

Das erinnerte Ben an die Veranstaltung, von der sie alle gerade kamen. Er sagte grimmig: „Es geht nicht nur um unsere Geschäfte … oder um unsere Familien.“

Nun beugte sich auch Mancini vor und runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“

Ben sah erst ihn, dann die anderen an. „Die Direktorin der Wohltätigkeitsorganisation kam heute Abend auf mich zu und erklärte mir, dass sie uns als Schirmherren absetzen müssen, wenn dieser Presserummel nicht aufhört, weil wir einen negativen Effekt auf die Spendenbereitschaft der Menschen haben.“

Dante fluchte auf Italienisch.

„Also hast du uns deshalb zusammengerufen?“, fragte Zayn nachdenklich.

Ben nickte. „Das Letzte, was wir wollen, ist, dass die Wohltätigkeitsorganisation unseretwegen leidet. Ich denke, darin stimmen wir alle überein.“

Besagte Wohltätigkeitsorganisation war das Einzige, was sie miteinander verband – abgesehen davon, dass sie bei geschäftlichen Verhandlungen gern ihren Verstand aneinander maßen. Die Spendengala war der einzige Anlass im Jahr, zu dem sie sich alle gleichzeitig im selben Raum aufhielten, was unausweichlich zu einem erhöhten Medieninteresse führte.

Die Hope Foundation konzentrierte sich darauf, Mädchen und Jungen aus benachteiligten Familien zu unterstützen, die eine gewisse unternehmerische Begabung zeigten.

„Carter hat recht“, meinte Dante. „Wir dürfen die Organisation nicht in unser Chaos mit hineinziehen.“

Zum ersten Mal verspürte Ben einen Anflug von Kameradschaft. Ihnen allen lag die wohltätige Arbeit sehr am Herzen. Ihn verstörte dieses Gefühl etwas, denn er hatte sich schon sehr lange nur auf sich verlassen. Und doch war es nicht gänzlich unangenehm – beinahe so, als wäre ihm eine Last von den Schultern genommen.

Scheich Zayn fragte mit kühler Stimme: „Wie zum Teufel sieht also die Lösung aus?“

Ben sah einen nach dem anderen an. „Ich schätze, dass ihr euch, genau wie ich, mit euren Anwälten beraten und erkannt habt, dass es sinnlos wäre, Celebrity Spy! noch mehr Publicity zu verschaffen, indem wir sie verklagen?“

Einvernehmliches Nicken.

Als Ben fortfuhr, war seine Stimme so grimmig wie die Mienen der Männer um ihn herum. „Eine Erklärung abzugeben, bringt uns ebenfalls nicht weiter. Das wirkt nur, als versuchten wir, uns zu verteidigen.“ Er seufzte. „Die einzige Lösung ist, ihnen zu zeigen, dass wir in unserem Leben aufräumen. Solange wir das nicht tun, wird es nicht aufhören. Im Gegenteil, dann graben sie höchstens noch tiefer. Und ich kann euch versichern, dass ich keine Lust habe, weitere Enthüllungen über mich ergehen zu lassen.“

Dante verengte die Augen. „Du willst die Leute nicht daran erinnern, dass deine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär nicht ganz akkurat war?“

„Ich habe meine Ursprünge nie verheimlicht, Mancini. Sagen wir einfach, ich habe keine Lust, dass die alten Geschichten noch einmal aufgewärmt werden. Und ich bin sicher, dass auch du keinen Scheinwerfer auf den Hintergrund deiner Familie gerichtet haben willst?“

Dante war sehr daran gelegen, die Privatsphäre seiner Familie zu schützen. Was nur bedeuten konnte, dass er etwas zu verbergen hatte.

Nach einem angespannten Moment zog ein hartes Lächeln auf Dantes Lippen, und er hob sein beinahe leeres Glas. „Touché, Carter.“

Scheich Zayn unterbrach sie. „Ich glaube, wir alle möchten nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen, aus welchen Gründen auch immer.“

Ben spürte, wie Xander Trakas neben ihm unbehaglich das Gewicht verlagerte. Zweifellos dachte er gerade an die Leichen in seinem Keller.

Ein brütendes Schweigen legte sich über die Gruppe, dann verzog Zayn das Gesicht und sagte: „Ich stimme Carter zu, dass unser Privatleben aufzuräumen die einzig brauchbare Lösung zu sein scheint. So sehr ich es auch vermeiden wollte: Nur eine strategische Hochzeit und ein Thronerbe können den Glauben meines Volkes an mich zurückbringen.“

Ben fühlte förmlich, wie alle Männer sich innerlich schüttelten. Widerstrebend erklärte er: „Nach Diskussionen mit meinem PR-Berater und meinem Anwalt bin ich zu einem ähnlichen Schluss gekommen.“

„Eine Ehe?“, fragte Dante entsetzt. „Müssen wir wirklich zu so drastischen Maßnahmen greifen?“

Ben sah ihn an. „Selbst ich sehe die Vorteile einer Ehe mit einer angemessenen Frau. Das wird den Glauben an uns wiederherstellen und uns die Presse vom Leib halten. Außerdem schafft es Vertrauen. Ich war schon auf vielen Veranstaltungen, bei denen die Frauen meiner Kunden ihr Interesse an mir zum Ärger ihrer Männer deutlich gezeigt haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Verhandlung wegen etwas so Unbedeutendem wie Eifersucht platzt – oder schlimmer noch, weil sie glauben, es wäre etwas vorgefallen.“ Ben schaute die anderen Männer an. „Wir werden auf mehr als nur eine Art als Bedrohung angesehen. Und das ist nicht gut.“

Dantes Verärgerung war deutlich spürbar. „Du hast gesagt, mit jemand Angemessenem. Was ist das? Gibt es so eine Frau überhaupt?“

Scheich Zayn antwortete mit dem Selbstvertrauen eines Mannes, der aus einer Gesellschaft stammte, in der arrangierte Ehen an der Tagesordnung waren. „Natürlich gibt es das. Eine Frau, die glücklich ist, wenn sie dein Leben vervollständigen kann … Eine Frau, die vor allem diskret und loyal ist.“

Darauf hob Dante eine Augenbraue. „Also, du Genie, wo finden wir diesen Ausbund an Tugend?“

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Ben verspannte sich wieder, weil er fürchtete, dass Dante zu weit gegangen war. Scheich Zayn war ein Staatsoberhaupt und es gewohnt, mit mehr Ehrfurcht behandelt zu werden.

Doch der Scheich warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Als er Dante wieder ansah, sagte er. „Weißt du eigentlich, wie erfrischend es ist, wenn jemand mal so mit mir spricht?“

Die Spannung, die sich seit ihrem Eintreffen immer weiter aufgebaut hatte, löste sich sichtlich.

Dante lächelte und hob sein Glas in Richtung des Scheichs. „Wenn du endlich zustimmen würdest, dich mit mir über erneuerbare Energien zu unterhalten, würde ich dich so respektlos behandeln, wie du willst.“

Scheich Zayns Augen blitzten humorvoll auf. „Also, das ist ein Angebot, über das ich nachdenken sollte.“

„So warm und kuschelig dieser Waffenstillstand auch ist, wir müssen uns darauf konzentrieren, wie wir einen gesetzteren Eindruck machen können, um die Situation zu entschärfen. Und dafür müssen wir Frauen finden, die bereit sind, uns schnell und ohne große Ansprüche zu heiraten. Wie Scheich Zayn bereits sagte, es müssen Frauen sein, denen wir vertrauen und die diskret und loyal sind“, unterbrach Ben ihr Geplänkel.

Bei seinen Worten erlosch Dantes Lächeln. „Wir hätten mehr Glück, ein auf einem Einhorn reitendes Heinzelmännchen auf der Fifth Avenue zu finden“, meinte er düster.

Darüber dachten sie schweigend ein paar Sekunden nach, dann sagte Xander Trakas leise: „Ich weiß jemanden.“

Alle schauten den Mann an, der, wie Ben jetzt erst auffiel, bisher verdächtig still gewesen war. „Wen?“, fragte er neugierig.

„Eine Frau. Sie leitete eine sehr diskrete Dating-Agentur, die sich auf Leute wie uns spezialisiert hat. Sie kennt unsere Welt in- und auswendig …“

„Wie stehst du zu ihr?“, unterbrach Dante ihn. „Ist sie eine Exgeliebte?“

Xander funkelte ihn an. „Das geht dich nichts an, Mancini. Vertrau mir einfach, wenn ich dir sage, falls überhaupt jemand uns mit der richtigen Frau zusammenbringen kann, dann sie.“

Der italienische Mogul hob abwehrend eine Hand. „Ist ja schon gut.“

Ben sah Scheich Zayn an. „Nun?“

Der Scheich wirkte, als würde er sich lieber für einen Strickkurs anmelden, sagte aber schließlich schicksalsergeben: „Das könnte die beste Option sein … Wenn wir das wirklich tun wollen, ist Eile geboten – für uns alle.“ Er unterstrich das mit einem gezielten Blick zu jedem von ihnen.

Widerstrebend sagte Dante: „Na gut. Ich notiere mir ihre Kontaktdaten, aber ich verspreche nichts.“

Ben reichte Xander sein Handy und versuchte zu ignorieren, dass sein Kragen sich auf einmal unangenehm eng anfühlte. „Speicher die Nummer da ein. Ich rufe sie nächste Woche an.“

Während Xander die Kontaktdaten in Bens Smartphone eingab, beugte Scheich Zayn sich vor und sagte mit einem seltenen Anflug von Humor in der Stimme. „Wisst ihr, ich habe total vergessen, was uns überhaupt ursprünglich gegeneinander aufgebracht hat …“

„Ich glaube, wir müssen uns eingestehen, dass wir einfach zu gern Gegner waren, um es aufzugeben“, erwiderte Ben und lächelte reumütig.

Xander legte Bens Handy auf den Tisch und hob sein Glas. „Nun dann, vielleicht ist es an der Zeit, zugunsten eines größeren Sieges unsere gegenseitige Niederlage auszurufen. Darauf, dass wir das Vertrauen in unseren Ruf wiederherstellen, was wiederum das Vertrauen in unsere Geschäfte und unsere Gewinnspannen wiederherstellen wird. Denn wir alle wissen ja, dass das am Wichtigsten ist.“

Dante hob sein Glas. „Hört, hört. Auf den Beginn einer wunderbaren Freundschaft, Gentlemen.“

Ben schaute sich unter den Männern um und dachte, dass sich trotz Mancinis spöttischem Ton heute Abend wirklich etwas verändert hatte. Diese Männer waren nicht länger seine Feinde. Sie waren Verbündete und, ja, vielleicht sogar Freunde.

Er hob ebenfalls sein Glas. Nichts würde sich ihnen jetzt mehr in den Weg stellen. Nicht einmal die Frauen, die sie als zweckdienliche Ehefrauen auswählen würden.

1. KAPITEL

Ben Carter stand an dem großen Fenster in seinem Büro mit dem beeindruckenden Ausblick über Manhattan. Was ihn an diesem Blick normalerweise am meisten erfreute, war, seine Kräne zu sehen, die sich überall auf der Insel in den Himmel reckten. Doch heute hatte er dem Ausblick den Rücken zugewandt. Sein gesamter Körper war im Verteidigungsmodus – von den vor der Brust verschränkten Armen bis zu dem breitbeinigen Stand.

„Ich denke, das müsste es so ungefähr sein.“

Die Frau, die neben seinem Schreibtisch saß, schaute ihn an und bemerkte trocken: „Sie mögen es nicht, persönliche Fragen zu beantworten, oder?“

Ben zwang sich zu einem Lächeln. „Wie kommen Sie denn darauf?“

Elizabeth Young, die Kupplerin, zuckte nonchalant mit den Schultern, während sie etwas in ihr Tablet eingab. „Die Tatsache, dass Sie aussehen, als würden sie sich am liebsten aus dem Fenster stürzen, sagt alles.“

Mit finsterem Blick ging Ben zurück zu seinem Schreibtisch. Mit jeder Frage, die sie gestellt hatte – von unverdächtigen wie Was ist Ihr liebstes Ferienziel? bis zu härteren wie Was erwarten Sie von einer Beziehung? – hatte er mehr und mehr Abstand zwischen sie und sich gelegt. Auch wenn er wusste, wie wichtig eine passende Frau für ihn war, der Sprung von flüchtigen Begegnungen mit Frauen zu einer echten Beziehung – wenn auch nur aus praktischen Gründen – ließ seine Haut unangenehm kribbeln.

Nachdem er mit angesehen hatte, wie die Ehe seiner Eltern beim ersten Anzeichen von Problemen wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war, hatte Ben sich nie nach häuslichem Glück gesehnt.

Wessen Idee war das noch mal gewesen? Xander Trakas. Die Erinnerung an Xanders Reaktion auf Mancinis Frage, ob es sich bei der Vermittlerin um eine Exgeliebte handele, führte dazu, dass Ben sich die schlanke, elegante Blondine vor seinem Schreibtisch genauer ansah.

Ihre Haare, die wirkten, als wären sie normalerweise lockig, waren zu einem Knoten zusammengebunden. Sie war lässig, aber schick gekleidet mit einer maßgeschneiderten Hose und einem lose sitzenden Top unter einer auf Figur geschnittenen, weichen Lederjacke. Elizabeth Young verströmte Eleganz und Stil und, wie er zugeben musste, Diskretion und Professionalität. Xander hatte recht gehabt.

Als sie ihn nun anschaute, fiel ihm auf, dass ihre Augen einen ungewöhnlichen Bernsteinton hatten. Ben wartete einen Herzschlag lang, um zu sehen, ob er körperlich auf sie reagierte. Nichts. Er sagte sich, dass das gut war. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine Ablenkung durch jemanden, den er tatsächlich begehrte. Was ihn wieder zu dem Zweck ihres Treffens zurückbrachte.

„Also, nun, da Sie meine Seele nach jedem winzigen Detail durchforstet haben, wen schlagen Sie als beste Kandidatin für mich vor?“

Er sah das unmissverständliche Aufflackern von Zynismus in ihren Augen und ihr schmales Lächeln.

„Oh, keine Sorge“, entgegnete Elizabeth. „Ich mache mir da keine Illusionen. Ich weiß, dass Sie mir nur das erzählt haben, was Sie preisgeben wollten. Ich kenne Männer wie Sie, Mr. Carter, deshalb bin ich so gut in meinem Job.“

Ben widerstand dem Drang, sie zu fragen, was genau sie mit Männer wie Sie meinte. Er musste sich widerstrebend eingestehen, dass ihre Weigerung, sich von ihm einschüchtern zu lassen, ihm Respekt abnötigte.

„Xander Trakas hat Sie empfohlen.“

Ihre gefasste Fassade verrutschte ein wenig – einfach so, genau wie bei Xander an dem Abend im Klub vor beinahe einer Woche. Jetzt war sie nicht mehr so zuversichtlich.

Sie wich Bens Blick aus. „Ich habe viele Kontakte; er ist nur einer davon.“

Ben war fasziniert von dem Knopf, den er offensichtlich gerade gedrückt hatte, aber nicht fasziniert genug, um sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Er wurde wieder geschäftsmäßig und lehnte sich ein wenig vor. „Vergessen Sie, dass ich das gesagt habe. Also haben Sie jemand Speziellen im Sinn?“

Sie legte ihr Tablet auf den Tisch und schob es ihm zu. „Hier sind ein paar Möglichkeiten. Schauen Sie, ob eine davon Ihr Interesse weckt.“

Ben nahm das Tablet und scrollte durch die Fotos von Frauen und die darunter stehenden Kurzbiografien. Sie waren alle auf ihre eigene Art umwerfend. Eine Menschenrechtsanwältin, die Vorsitzende einer Softwarefirma, eine Dolmetscherin bei den UN, ein Supermodel … aber keine von ihnen stach für ihn heraus. Er wollte das Tablet gerade zurückgeben, als die letzte Frau auf dem Display erschien und etwas in ihm ganz still wurde.

Er las nicht einmal ihre Angaben, so gefesselt war er von ihr. Auf dem Bild wurde ihr schulterlanges braunes Haar von einer Brise verweht, und sie lachte in die Kamera, wobei sich zwei Grübchen in ihren Wangen zeigten. Sie hatte hohe Wangenknochen und einen sinnlichen Mund. Ben konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal Grübchen an einer Frau gesehen hatte. Dunkelblaue Augen, lange Wimpern. Sie wirkte unschuldig und gleichzeitig sinnlich. Und unglaublich, lebenssprühend schön.

Eine Sekunde lang fiel ihm das Atmen schwer. Außerdem kam sie ihm vage bekannt vor.

Elizabeth spürte sein Interesse. „Ah, das ist Julianna Ford. Umwerfend, oder? Sie ist Britin und lebt in London, was ein wenig schwierig sein könnte. Aber wie es der Zufall will, ist sie wegen einer Wohltätigkeitsveranstaltung gerade eine Woche in New York.“

Ben runzelte die Stirn und schaute auf. „Ford? Etwa Louis Fords Tochter?“

Elizabeth neigte den Kopf. „Kennen Sie sie?“

Er schaute noch einmal auf das Bild, bevor er Elizabeth das Tablet zurückgab. „Ich habe von ihr gehört. Vor ein paar Jahren habe ich ihren Vater kennengelernt. Ich habe versucht, ihn zu überzeugen, mir seine Firma zu verkaufen. Er hat von ihr gesprochen, und ich habe in seinem Haus Fotos von ihr gesehen, aber sie selbst war damals nicht anwesend.“

Ben versuchte, sich zu erinnern. Was auch immer ihr Vater über sie erzählt hatte, es hatte den Eindruck verstärkt, den er damals auf den Fotos von ihr gewonnen hatte: Sie war die verwöhnte und verhätschelte Tochter eines vernarrten Milliardärs.

Das Ganze hatte sich in London abgespielt, wo die Reichen und Adligen bis zum Exzess feierten. Er hatte es gehasst. Es war eine gewaltsame Erinnerung daran gewesen, dass er, wenn sein Vater nicht so korrupt gewesen wäre, immer noch Teil dieser Welt und der Realität gegenüber blind wäre. Der harten Realität, die ihn zu dem Mann gemacht hatte, der er heute war. Der niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen musste und mit seinem astronomischen Erfolg so fest in der Erde verankert war, dass er niemals das Schicksal seiner Eltern teilen würde.

Ben löste sich von den alten, schmerzvollen Erinnerungen und konzentrierte sich wieder auf die Partnervermittlerin – und die Zukunft. Was sie ihm hier anbot, war eine Gelegenheit, die er nicht ausschlagen durfte. Das schwarze Logo auf grünem Grund der Ford-Bauunternehmen war auf vielen Baustellen in Großbritannien zu finden.

Es wäre ein Coup, einen Fuß auf den europäischen Markt zu bekommen, indem er eine der respektabelsten Firmen aufkaufte. Genau darum hatte er es damals versucht. Louis Ford hatte seine Avancen trotz der Gerüchte um seine schwache Gesundheit ausgeschlagen, doch Ben hatte ihn seitdem im Auge behalten. Jetzt fiel ihm auf, dass es um Ford in den letzten Monaten sehr still geworden war.

Nun war seine Tochter hier und suchte nach einem Date.

Julianna Ford könnte die Lösung all seiner Probleme sein. Wenn er sich schon zur Rettung seines Rufs und seiner Firma auf eine Frau einlassen musste, warum dann nicht auf eine, die es ihm ermöglichen würde, seine Firma zu erweitern? Wenn sie zustimmte, ihn zu heiraten, würde Bens Reich sich auch auf Europa erstrecken und er würde endlich das erreichen, was er sich immer vorgenommen hatte. Und das mit einer umwerfend schönen Ehefrau an seiner Seite.

Er schaute Elizabeth an und verspürte einen Anflug von Vorfreude. „Ich möchte sie gerne kennenlernen. Sie können eine Verabredung für uns organisieren.“

Lia Ford versuchte, ihre wachsende Verärgerung zu zügeln, doch das war schwer. Ihre Stilettos klackerten hart auf dem breiten Bürgersteig in Manhattan, als ob sie ihre Stimmung unterstreichen wollten.

Zuerst einmal war sie wütend auf ihren Vater, weil er sich immer einmischte – auch wenn er das Herz am richtigen Fleck hatte. Dann war sie wütend auf die Sekretärin ihres Vaters, die auf seine Anweisung hin alle Informationen über Lia an Leviathan Solutions weitergegeben hatte. Noch wütender war sie über das Foto, das sie der Agentur gegeben hatten. Ein Foto, das ihr Vater während eines Segeltörns unerwartet gemacht hatte. Ein viel zu persönliches Bild für eine Dating-Website!

Autor

Abby Green
<p>Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...
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