Wie angelt man sich einen Traummann?

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Reicher als reich und verboten gutaussehend: Kein Wunder, dass Milliardär Adam Masterson von attraktiven Frauen geradezu gejagt wird! Er nimmt es mit Humor. Dass allerdings eine von ihnen sogar durch das kleine Seitenfenster eines Luxushotels klettert, weil er dort eine Gala veranstaltet, erstaunt Adam doch. Noch erstaunlicher ist allerdings das Verlangen, das ihn heiß durchflutet, als er die kurvige Schönheit auf dem Sicherheitsmonitor beobachtet. Sie ist kein Fall für seine Bodyguards! Um diese verführerische Verfolgerin wird er sich höchstpersönlich kümmern …


  • Erscheinungstag 18.08.2015
  • Bandnummer 0017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733701970
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Frisson Magazin. Augustausgabe.

Unsere heutigen Ratschläge gelten all euch Ladys da draußen: Wie angelt man sich einen Millionär? In sechs einfachen Schritten.

Auf der Suche nach einem anderen Lifestyle?

Vom Glück verlassen worden?

Keine Panik, Ladys! Wie wäre es, sich einen Millionär zu angeln?

Okay, Ladys: So funktioniert’s!

  1. Identifiziert euer Ziel:

    Er muss reich und Single sein … und wäre es nicht schön, wenn er obendrein noch umwerfend gut aussähe? Zu viel verlangt? Wir haben uns schon mal auf die Suche gemacht und den Mann eurer Träume gefunden. Trommelwirbel, bitte … Wir präsentieren Mr Adam Masterson, Gründer der Masterson Hotels. Reicher als reich und sexy wie die Sünde.

  2. Findet heraus, auf welchen Frauentyp er steht:

    Auch hier haben wir Vorarbeit geleistet … und, Leute, das war gar nicht so leicht! Adam Masterson ist nur schwer zu fassen. Doch die gute Nachricht lautet: In den letzten Jahren ist er mit so ziemlich jedem Frauentyp an seiner Seite gesichtet worden. Blond oder dunkelhaarig. Groß oder klein. Ihr habt alle eine Chance. Adam Mastersons einziges Kriterium ist Schönheit: Der Mann mag seine Frauen atemberaubend.

  3. Macht euch entsprechend zurecht:

    Brezelt euch auf, stylt euch, werft euch in Schale … Ihr wisst schon, Ladys, das volle Programm: Make-up, Haare, Outfit. Macht euch richtig schön!

  4. Ermittelt den Tagesablauf eurer Zielperson:

    Dieser Punkt hat es in sich, denn Adam Masterson kennt keine Routine. Heute Paris, morgen London. Aber einen kleinen Hinweis können wir euch geben: Sein luxuriöses Hotel in London wäre ein guter Anfang.

  5. Lauert eurer Zielperson auf:

    Zeit, das Luder in euch zum Leben zu erwecken und ein paar raffinierte Pläne auszuhecken.

  6. Verführt eure Zielperson:

    Das überlassen wir ganz euch …

Adam Masterson ist irgendwo da draußen. Wer wird ihn sich zuerst angeln?

Viel Glück, Ladys!

1. KAPITEL

Dafür könnte sie ins Gefängnis wandern.

Mit pochendem Herzen schaute sich Olivia Evans in der dunklen und glücklicherweise verlassenen Gasse hinter dem Masterson Mayfair, dem Prestigehotel der Masterson Enterprise Hotel Group, um. Warum hatte sie es noch gleich für eine gute Idee gehalten, sich auf eine von Londons exklusivsten Partys zu schmuggeln?

Kleine Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte Olivia sie weg und biss die Zähne zusammen. Es war eine gute Idee, denn es war die einzige, die ihr noch blieb. Sie musste Adam Masterson treffen, bevor er zur nächsten Geschäftsreise aufbrach. Sie hatte alles versucht, um mit ihm Kontakt aufzunehmen, doch der Mann wurde besser abgeschirmt als der Präsident der Vereinigten Staaten. Vermutlich beriet seine Assistentin nebenbei die NSA.

Olivia atmete tief durch – mit ein bisschen Glück half das, ihre Panik zu besiegen. Ein letzter Blick über die Schulter, dann stieg sie auf ihre große Umhängetasche, um das Schloss am Fenster zu knacken. Schon seltsam, dass man manche Fähigkeiten aus der Kindheit nie vergaß – selbst wenn man sie von einem der Exfreunde seiner Mutter gelernt hatte. Bei dem Gedanken an ihre Mutter schob Olivia den gebogenen Haken tiefer in das Schloss, bis sie auf Widerstand traf.

Nervosität stieg in ihr auf, gefolgt von Erleichterung, als das Schloss unter ihren Bemühungen nachgab. Sie steckte das Werkzeug in die Hosentasche, stieß das Fenster auf und sprang von ihrer improvisierten Leiter. Sekunden später warf sie die Tasche durch den Fensterspalt.

So weit, so gut. Der kleine Konferenzraum, dessen Fenster sie gerade aufgebrochen hatte, würde heute Abend nicht benutzt werden, da im Hotel eine Wohltätigkeitsgala stattfand. Und als deren Gastgeber fungierte Adam Masterson. Endlich bekam sie ihn ins Visier.

Olivia stemmte sich aufs Fensterbrett hoch und erlitt fast einen Nervenzusammenbruch. Was sie bei ihrer Auskundschaftung nicht bedacht hatte, war die Größe der Fensteröffnung. Logik. Winkel. Gewicht. Massenverteilung. Konzentration, Olivia! Sie würde ins Innere gelangen. Auch wenn es physikalisch unmöglich erschien.

Sollte sie sich mit dem Kopf oder mit den Füßen voran hineinwinden? Es gab so viele Dinge, die schieflaufen konnten: Sie könnte stecken bleiben, sie könnte einem wartenden Sicherheitsmann in die Arme fallen … Vielleicht war das alles doch keine so brillante Idee.

Aber wenn sie jetzt aufgab, würde sie nie wieder die Chance bekommen, mit Adam Masterson zu sprechen.

Das war nicht akzeptabel.

Wie gut, dass sie flexibel war.

Auf der Kante des Schreibtisches im Sicherheitsbüro sitzend, beobachtete Adam Masterson fasziniert den Monitor. Die Bilder der Überwachungskamera zeigten eine Frau, die auf einem Fensterbrett balancierte.

Was, zur Hölle, tat sie da? Abgesehen davon, eine ausgezeichnete Imitation von Catwoman abzugeben? Ganz in Schwarz gekleidet, eine Wollmütze so tief ins Gesicht gezogen, dass er nicht einmal die Haarfarbe erkennen konnte.

Und, vielleicht noch wichtiger, wer war sie? Eine Journalistin? Eine Fotografin? Reines Wunschdenken, denn die Presse war natürlich längst zu der Gala eingeladen worden. Und das bedeutete, sie konnte nur eine weitere Kandidatin in dem reizvollen neuen Spiel „Angle dir einen Millionär“ sein. Schlimm genug, dass der Ballsaal voller Menschen war, die nur darüber nachdachten, wie sie ihn während der Veranstaltung zu fassen bekamen. Aber zumindest hatten die für dieses Privileg bezahlt. Und das Geld war für einen mehr als guten Zweck bestimmt.

Bilder aus der Vergangenheit blitzten auf. Doch Adam verdrängte sie, bevor sie Gestalt annehmen konnten. Für heute hatte er sein Maß an düsteren Erinnerungen schon ausgeschöpft, die dem Gespräch mit seiner Exfrau und der Neuigkeit, dass sie wieder heiraten wollte, gefolgt waren. Er freute sich für Charlotte, doch die Nachricht hatte ihn unweigerlich an eine Zeit in seinem Leben zurückdenken lassen, auf die er überhaupt nicht stolz war.

Außerdem war ihm so noch einmal vor Augen geführt worden, wie unterschiedlich die Wege waren, die sie seit ihrer verhängnisvollen Ehe eingeschlagen hatten. Auf der einen Seite Charlotte, die endlich das Glück gefunden hatte, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Und auf der anderen Seite er, Adam, verfolgt von einer Horde Frauen, die es ausschließlich auf sein Vermögen abgesehen hatten.

Apropos … im Augenblick musste er sich noch um seine Einbrecherin kümmern. Er unterdrückte ein gereiztes Stöhnen. So etwas konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen. Die ganze „Angle dir einen Millionär“-Geschichte wurde langsam anstrengend.

„Sollen wir uns die Dame vornehmen?“, fragte Nathan, der Chef des hoteleigenen Sicherheitsdienstes.

Adam riss sich zusammen und starrte auf den Monitor. Die Frau schien eine Art inneren Monolog zu führen, bevor sie sich wie eine Limbotänzerin durch die Öffnung zwängte.

Unvermittelt stieg Erregung in ihm auf.

Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Eine potenzielle Stalkerin, zumindest eine Einbrecherin, verschaffte sich gewaltsam Zugang in sein Hotel, und er verspürte nichts als heißes Verlangen? Elegant landete die Frau auf dem Boden, schaute sich in dem leeren Zimmer um und griff nach ihrer Tasche.

Adam setzte zu einem Einsatzbefehl an, dann schloss er den Mund wieder. Denn in genau diesem Moment nahm die Unbekannte die Mütze ab und offenbarte eine unglaubliche wallende Mähne rotblonder Locken, die ihr bis über die Schultern fielen.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog den schwarzen Pullover über den Kopf. Darunter kam eine weiße Tunika zum Vorschein. Anschließend streifte sie die dunkle Jeans über ihre Hüften.

Unangebracht oder nicht, sein Verlangen drohte über seine Vernunft zu triumphieren. Zeit, sich endlich zusammenzunehmen … oder vielleicht noch besser: Zeit, endlich mal wieder eine Verabredung zu organisieren. Offensichtlich war es zu lange her. Seit jener unsägliche Artikel erschienen und die interessierte Frauenwelt aus ihren Löchern gekrochen war, hatte er sich Enthaltsamkeit auferlegt. Einerseits, weil er glaubte, jedes Date würde nun einen gewissen schalen Beigeschmack haben, andererseits, weil er wollte, dass die Aufmerksamkeit der Presse allein seinen wohltätigen Aktivitäten und nicht denen im Schlafzimmer galt.

Und bislang war das auch kein Problem gewesen.

„Was jetzt?“, wollte Nathan wissen.

Das war eine gute Frage.

Die Unbekannte hatte sich mittlerweile komplett umgezogen und trug nun ein Outfit, das bei oberflächlicher Betrachtung der Uniform der Hotelangestellten glich. Weißes Top, schwarze Hose – dazu hielt sie ein passendes Klemmbrett in der Hand. Mit entschlossener Miene zwirbelte sie nun noch ihre Haare zu einem geschickten Knoten auf.

Dann griff sie nach ihrer Tasche, öffnete die Zimmertür und trat auf den Flur hinaus. Ihre Schritte wirkten sicher und selbstbewusst, als wüsste sie genau, wohin sie gehen wollte.

Natürlich konnte er nicht zulassen, dass sie auf seine Gäste traf; es faszinierte ihn nur, ihr zuzusehen. Die erste Glücksjägerin, die tatsächlich sein Interesse weckte – und auf jeden Fall die einfallsreichste.

Aber genug war genug. Zeit, die Truppen zu mobilisieren.

Doch bevor er etwas sagen konnte, verspannte Nathan sich, weil die Unbekannte gerade in die Damentoilette huschte. „Hoffentlich ist sie wirklich nur eine von denen, die etwas von Ihnen wollen. Rein theoretisch könnte sie da drinnen auch eine Bombe zusammenbauen.“

Die Wahrscheinlichkeit war zwar nur gering, trotzdem bestand das Risiko, dass die Einbrecherin bewaffnet war. Adam schloss die Augen, sammelte sich und sprang von der Schreibtischkante herunter.

„Schließen Sie die Toilette. Aber seien Sie diskret. Sagen Sie, es gibt ein Problem mit den Abflüssen. Und schicken Sie Ihre Männer in Klempneruniformen.“

Nathan nickte. „Ich gehe und hole die Dame da raus.“

Adam schüttelte den Kopf. „Ich habe den Einsatz vermasselt, ich gehe.“

„Aber …“

„Kein Aber“, unterbrach Adam ihn. „Wir hätten sie längst aufhalten können. Ich habe gezögert, den Befehl zu geben.“ Wenn er sich nicht selbst um die Angelegenheit kümmerte, würde die Rotblonde seine Träume noch viel zu lange heimsuchen. Besser, er stellte sich der Realität. Er würde sie als die Glückjägerin entlarven, die sie zweifellos war, und sich dann um ihre Konkurrentinnen kümmern, die mit Sicherheit im Ballsaal auf ihn warteten.

Er griff nach seinem Jackett und nickte Nathan in bester Action-Held-Manier zu. „Ich gehe rein.“

Innerlich spulte Olivia ihr gesamtes Repertoire an Flüchen und Schimpfworten ab. Das war ja lächerlich! Das hier sollte der einfache Teil sein. Der Teil, in dem sie sich in eine Kabine auf der Damentoilette einschloss und sich von der falschen Hotelangestellten in eine falsche Galabesucherin verwandelte. Alles, was sie tun musste, war, in ihr Partykleid zu schlüpfen. Du lieber Himmel! Welcher Personal Shopper schaffte es nicht einmal, ein Kleid anzuziehen? Ein Kleid, in das sie zu Hause noch problemlos gepasst hatte!

Aber jetzt hatte sich der blöde Reißverschluss an dem dämlichen Kleid verklemmt. Während sie noch daran zerrte, verlor sie das Gleichgewicht und stieß schmerzhaft gegen die Toilettenschüssel. „Autsch!“ Olivia biss sich auf die Lippe und zwang sich zur Ruhe. Bitte, lass niemanden sonst hier sein. Obwohl … wieso hatte eigentlich noch niemand die Waschräume betreten? Die Gäste mussten längst eingetrudelt sein. Da musste doch noch jemand das Bedürfnis haben, sich in der Damentoilette frisch zu machen.

Schließlich bestand darin der Clou ihres Plans. Nur mit fälschungssicherer Eintrittskarte wurde den Gästen Zugang zum Hotel gewährt. Denn auf dieser Gala wurden viele Tausend Pfund für Adam Mastersons Knochenkrebs-Stiftung gespendet. Aber sie, Olivia, befand sich ja bereits im Gebäude. Die Einlasskontrolle fand im Foyer statt, deshalb hoffte sie, unbehelligt in den Saal vordringen zu können.

Sie wollte die Toilette mit einer Gruppe anderer Frauen verlassen, die als weitere Tarnung fungierten. Dann würde sie sich eine große Topfpflanze suchen und unauffällig in deren Schatten auf den Moment warten, in dem sie sich Adam Masterson schnappen konnte.

Und sie war wirklich gut darin, auf Partys die Zeit totzuschlagen.

Erinnerungen keimten auf. Gelächter, vermischt mit dem Knallen von Champagnerkorken. Wie sehr hatte sie die vielen Festivitäten gehasst, die ihre Mutter besucht hatte – selbst dann noch, als sie längst begriffen hatte, wie wichtig es für Jodie Evans war, aus jeder Minute ihres Lebens den größten Spaß zu ziehen. Olivia hatte ihr nichts von dieser Zeit missgönnt; mit jeder Faser ihres Herzens wünschte sie, dass ihre Mutter glücklich war.

Olivia schloss die Augen und atmete erneut tief durch. Jetzt war nicht der passende Zeitpunkt, in der Vergangenheit zu wühlen. Jeden Moment konnte jemand die Toilette betreten, sie sollte sich besser beeilen. Wie schwer konnte es schon sein? Immerhin war sie flexibel, oder nicht? Sie griff hinter ihren Rücken und tastete nach dem Reißverschluss.

„Brauchen Sie Hilfe?“

Die eindeutig männliche Stimme ließ Olivia erstarren. Wie in Zeitlupe zwang sie sich, den Kopf zu heben und zu dem Fremden aufzuschauen, der sie über die Wand der Toilettenkabine hinweg beobachtete. Er muss auf der Toilettenschüssel stehen, dachte Olivia unwillkürlich, während sie gleichzeitig versuchte, die aufsteigende Panik zurückzudrängen.

Dunkles Haar, hellbraune Augen, markantes Kinn, leicht schiefe Nase … Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag. „Sie sind es“, flüsterte sie.

„In Fleisch und Blut.“

Olivia öffnete den Mund, doch unter seinem intensiven Blick kam kein Wort über ihre Lippen. Halbnackt in der Kabine einer Toilette zu stehen und ihre missliche Lage zu erklären gehörte nicht zu ihrem Plan.

Trotzdem musste sie sich schleunigst etwas einfallen lassen. „Mr Masterson“, setzte sie an. „Ich kann alles erkl…“

„Ich muss Ihre Tasche kontrollieren“, unterbrach er sie.

„Meine Tasche?“

„Ja, Ihre Tasche“, wiederholte er ungeduldig.

Verwirrt betrachtete Olivia besagten Gegenstand zu ihren Füßen. Als sie den Kopf wieder hob und in Adam Mastersons funkelnde Augen schaute, wurde ihr klar, dass ihre Motive keine Rolle spielten. Er würde ihr erst dann zuhören, wenn sie ihm ihre Tasche übergab. Also beugte sie sich vor und hob sie auf.

„Ich komme zu Ihnen“, sagte er.

Ein dumpfes Geräusch verkündete, dass er von der Toilette gesprungen war. Olivia öffnete die Tür und reichte ihm die Tasche hinaus. „Ist das wirklich notwendig?“, fragte sie, während er den Inhalt durchwühlte.

„Ja“, entgegnete er. „Mein Sicherheitschef ist besorgt, Sie könnten sich hier eingeschlossen haben, um eine Bombe zusammenzubauen.“

Na großartig! Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie die Panik nicht länger unterdrücken konnte. Sie wurde verdächtigt, eine Terroristin zu sein! Komm schon, Olivia, beruhige dich. Du hast dich schon aus schlimmeren Situationen herausgeredet. Sie trat einen Schritt aus der Kabine und straffte die Schultern. „Mir ist bewusst, dass die Situation ein wenig bizarr wirken muss, aber ich bin keine Terroristin und verfolge auch nicht die Absicht, jemanden zu verletzen. Wenn …“

Adam Masterson würdigte sie keines Blickes, geschweige denn hörte er ihr zu. Stattdessen wählte er eine Nummer auf seinem Handy.

„Nate“, sagte er. „Ich habe die Tasche geprüft. Unser Eindringling hat sich in der Toilette eingeschlossen, um sich umzuziehen, nicht um eine Bombe zu bauen.“ Einen Moment lauschte er der Stimme am anderen Ende, dann steckte er das Telefon wieder in die Tasche.

Okay, zumindest war die Terroristentheorie vom Tisch. Nicht, dass Adam Masterson erleichtert zu sein schien. Wenn überhaupt, wirkte sein Mund noch grimmiger, waren die Falten auf seiner Stirn noch tiefer.

„Es tut mir aufrichtig leid“, begann sie. „Ich wollte auf keinen Fall Ärger verursachen. Ich wollte wirklich, wirklich nur …“

„Ich weiß, was Sie wirklich, wirklich nur tun wollten, und ich bin wirklich, wirklich nicht interessiert.“

Nun runzelte Olivia die Stirn. „Sie können unmöglich wissen, weshalb ich hier bin.“ Schließlich konnte sie den Grund selbst kaum fassen.

Abermals zog Adam sein Handy aus der Tasche.

„Moment“, rief Olivia. „Sie müssen mich anhören.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, muss ich nicht. Ich muss den Sicherheitsdienst anrufen, damit er Sie aus den Räumlichkeiten entfernt.“

Die Panik ergriff immer heftiger von ihr Besitz. Das hier war ihre einzige Chance, und sie hatte es vermasselt. Es sei denn … Entschlossen warf sie sich nach vorne.

„Was zum …“

Sie nutzte die Millisekunde, die ihr der Überraschungsangriff verschaffte, und schlug ihm das Handy aus der Hand.

Doch es nutzte nichts.

Mit einer fließenden Bewegung fing er das Gerät wieder auf. Olivia hingegen prallte gegen seine muskulöse und scheinbar steinharte Brust. Sie versuchte, sich mit beiden Händen von ihm wegzustemmen, doch er hatte seine Arme hinter ihrem Rücken verschränkt und hielt sie fest.

Ihr Atem ging hastig, als sie ihn ansah. Einen winzigen Moment las sie etwas in seinen Augen, sein Blick ruhte auf ihren Lippen. Unwillkürlich betrachtete auch sie seinen Mund. Ein Schauer überlief ihren Körper.

Aus Verlangen, nicht aus Angst.

Was absolut lächerlich war. Längst hätten sich ihre Instinkte einschalten sollen, zumindest hätte sie versuchen müssen, sich freizukämpfen. Stattdessen konnte sie nicht aufhören, diese sinnlichen Lippen anzustarren. Sie spürte seinen Herzschlag unter ihren Händen. Ohne zu überlegen, strich sie mit den Fingerspitzen über den weißen Seidenstoff seines Hemdes.

Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, flackerte etwas Raubtierhaftes in seinen Augen auf. Einen Moment zog er sie enger an sich, dann ließ er sie abrupt los.

Ihre Haut prickelte an den Stellen, an denen er sie berührt hatte. Langsam wich Olivia vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die kühle Marmorwand stieß. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen. Sie musste so schnell wie möglich ihre Fassung zurückgewinnen. Und die Kontrolle. Ihr grandioser Plan war gescheitert, irgendwie musste sie retten, was noch zu retten war. Bevor Adam Masterson den Sicherheitsdienst rief.

Da stand er vor ihr, die aufregenden Lippen erneut zu einer grimmigen Linie zusammengepresst. Wut verfinsterte seine Gesichtszüge, seine Augen blickten kalt. „Lady, wie weit genau wollten Sie gehen, um mich an die Angel zu bekommen?“

„Wie bitte?“ Was meinte er? Vielleicht hatte seine unmittelbare Nähe ihre Gehirnzellen mehr als gründlich durcheinandergebracht. Olivia musste sich zusammenreißen und die Situation zu ihren Gunsten wenden. Sie hatte keine Ahnung, was genau in den wenigen Sekunden in seinen Armen eigentlich passiert war, aber sie durfte sich davon nicht alles ruinieren lassen. „Ich verstehe nicht.“

Er seufzte gereizt. „Hören Sie doch auf. Ich weiß, dass Sie hier sind, um mich an die Angel zu kriegen.“

„Wie einen Fisch?“, fragte sie unwillkürlich zurück.

Eine Sekunde glaubte sie, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. War es möglich, dass dieser Mann doch Sinn für Humor besaß?

Adam schüttelte den Kopf. „Sie haben nichts von ‚Angel dir einen Millionär‘ gehört?“ Die zu schmalen Schlitzen verengten Augen und die gerunzelte Stirn zeigten deutlich seine Zweifel. Anscheinend hatte sie sich das Lächeln nur eingebildet.

„Nein. Ehrlich nicht.“

„Die Kurzfassung lautet: Ein idiotisches Magazin schreibt einen Artikel darüber, wie man sich einen Millionär angelt, und nennt mich als mögliches Ziel. Seither habe ich eine nackte Frau in meinem Bett erwischt, auf deren Bauch stand: ‚Küss mich schnell, küss mich hier‘, darunter ein Pfeil, der abwärts zeigte. In meinen E-Mails landen regelmäßig mehr als anstößige Bilder. Eine Frau hat sich unmittelbar vor mir den Absatz vom Schuh abgebrochen, um in meinen Armen zu landen. Und unzählige Autos haben ausgerechnet dann eine Panne, wenn ich in der Nähe bin.“ Er schwieg einen Moment und musterte sie. „Ich bin sicher, Sie verstehen es jetzt.“

„Das ist ja furchtbar“, entgegnete Olivia. „Aber …“

„Furchtbar?“, wiederholte er mit spöttischem Unterton. „Stimmt. Allerdings muss ich zugeben, bislang ist niemand auf die Idee gekommen, meine Party mit so viel Stil zu sprengen wie Sie.“

Olivia brauchte eine Weile, bis sie die eigentliche Bedeutung seiner Worte begriff. „Sie denken … Sie meinen … Sie halten mich für eine dieser Frauen?“

Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Adam an der Wand. „Sie sind in mein Hotel eingebrochen und haben sich mir quasi an den Hals geworfen … und das in einem Kleid, das praktischerweise jederzeit hinuntergleiten kann. Was erwarten Sie denn, was ich denke?“

Seine schiere Arroganz machte sie zunehmend wütender – da half es auch nichts, dass eine leise Stimme in ihrem Kopf ihm zumindest teilweise zustimmen musste.

„Ich gebe zu, ich bin in Ihr Hotel eingebrochen, aber an den Hals geworfen habe ich mich Ihnen nicht. Und ich versichere Ihnen, ich bin bestimmt nicht das Risiko eingegangen, verhaftet zu werden, nur um des fragwürdigen Vergnügens willen, mir einen Millionär zu angeln.“

Einen Moment musterte er sie eindringlich, und Olivia hielt seinem Blick stand. In seinen braunen Augen schien etwas aufzublitzen. Insgeheim betete sie, er würde die Wahrheit in ihrer Stimme erkennen. Andernfalls würde er sie sofort abführen lassen. Und das musste sie um jeden Preis verhindern. Es stand zu viel auf dem Spiel – und das nicht nur für sie.

„Bitte“, sagte sie. „Ich verstehe Ihr Misstrauen, aber dazu besteht kein Anlass. Geben Sie mir die Chance, es zu beweisen. Hören Sie mich an. Bitte.“

„Schön“, erwiderte Adam. „Sie haben zehn Sekunden.“

2. KAPITEL

Schwer zu sagen, wen sein Zugeständnis mehr überrascht hatte, die rotblonde Fremde oder Adam. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er sich von ihrem hübschen Gesicht und dem phänomenalen Körper hatte blenden lassen. Diese Frau bedeutete Unheil – ganz gleich, welche Lügengeschichte ihr über die sinnlichen Lippen kam. Denn im Kern blieben es Lügen: eine wohlüberlegte Strategie, um an sein Geld zu gelangen.

Die Chancen, dass sie nicht auf Beute aus war, standen minimal. Und doch hatte eine bestimmte Nuance in ihrer Stimme, ein Funkeln in ihren Augen ihn neugierig gemacht.

Er schaute auf seine Uhr. „Fünf Sekunden noch. Vier … drei …“

„Meine Mutter ist schwanger“, brach es aus ihr heraus.

Was, um alles in der Welt, erwartete sie von ihm? Vielleicht ging es doch nicht um sein Geld. Vielleicht war sie einfach nur verrückt. „Gratulieren Sie ihr von mir“, sagte er. „Und nun ist es Zeit, zu gehen.“

„Erst muss ich Ihnen sagen, wer der Vater ist.“

Adam seufzte. „Lady, wenn Sie denken, Sie können mich wie auch immer dazu bringen, zu glauben, ich sei es, steht Ihnen eine Enttäuschung bevor.“

Die Unbekannte vor ihm musste ungefähr Mitte zwanzig sein, und mit einer älteren Frau war er seit sehr langer Zeit nicht mehr ausgegangen. Aber selbst wenn, Adam achtete immer akribisch darauf, sich zu schützen. Denn eines stand absolut sicher fest: Er eignete sich nicht zum Vater. Schließlich war er durch und durch ein Masterson und kannte seine Grenzen. Die Art und Weise, wie seine Ehe gescheitert war, zeigte das mehr als anschaulich.

„Von Ihnen rede ich doch gar nicht. Der Vater des Babys ist Ihr Vater. Zebediah Masterson. Ihn muss ich finden.“

Dank jahrelanger Übung an Pokertischen gelang es ihm, keine Miene zu verziehen, während jedes ihrer Worte ihn wie in Zeitlupe erreichte und einem Faustschlag in den Magen gleichkam.

Cool bleiben, Adam. Hier war nur eine besonders clevere Gaunerei im Gange, ein fantastisches Lügenmärchen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Unsinn“, entgegnete er.

„Es ist kein Unsinn.“ Sie hob eine Hand, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, mit der anderen hielt sie weiterhin ihr Kleid fest. „Nur schlichte Biologie. Meine Mum ist schwanger und Zebediah ist der Vater.“

Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Auf gar keinen Fall würde Zeb noch einmal Vater spielen wollen. „Das denke ich nicht“, erwiderte er ruhig.

„Und ich denke, Sie verstehen gar nichts. Ich muss ihn finden, damit ich ihm von dem Baby erzählen kann. Er weiß es noch nicht.“

Eine winzige Sekunde empfand Adam Erleichterung. Wenn diese absurde Geschichte wahr war, hatte Zeb wenigstens nicht bewusst noch ein ungewolltes Kind im Stich gelassen. So wie er es damals mit Adam getan hatte. Moment … Hier ging es nicht um seine Vergangenheit, sondern um das Hier und Jetzt und das zweifellos frei erfundene Baby.

„Ich verstehe“, sagte er mit unüberhörbar skeptischem Unterton. „Wie praktisch für Sie.“

„Praktisch ist daran gar nichts. Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig es ist, Ihren Vater aufzuspüren? Ich habe Wochen mit der Suche nach ihm verbracht, und schließlich habe ich Sie gefunden. Wenn Sie mir also einfach verraten, wie ich ihn kontaktieren kann, bin ich auch schon wieder weg.“

Meinte sie das ernst? „Auf keinen Fall.“

„Warum nicht?“

Autor

Nina Milne
<p>Nina Milne hat schon immer davon geträumt, für Harlequin zu schreiben – seit sie als Kind Bibliothekarin spielte mit den Stapeln von Harlequin-Liebesromanen, die ihrer Mutter gehörten. Auf dem Weg zu diesem Traumziel erlangte Nina einen Abschluss im Studium der englischen Sprache und Literatur, einen Helden ganz für sich allein,...
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