Lesen Sie hier das Interview, das wir mit der Autorin geführt haben.
Interview mit Jessica Bird
Fangen wir mit einer persönlichen Frage an: Was macht Jessica Bird aus – die Frau, die Ehefrau und die Autorin?Ich selbst bin kein allzu aufregender Mensch – das überlasse ich meinen Figuren! Meistens sitze ich einfach im stillen Kämmerlein und arbeite. Da ich ein eher nervöser Typ bin, hilft mir das, die Kontrolle zu behalten. Außerdem treibe ich gerne Sport. Was die Ehefrau angeht: Ich finde es großartig, verheiratet zu sein. Mein Mann ist eines der größten Geschenke in meinem Leben.
Nun zu Ihrem Beruf: Wann haben Sie beschlossen, ein Buch zu schreiben? Was hat Sie dabei beeinflusst und inspiriert? Und wie hat dieser Entschluss Ihr Leben verändert?
Ich habe eigentlich schon immer geschrieben: Tagebuch, Geschichten, Skizzen, Beobachtungen. Mein erstes Buch habe ich in dem Sommer verfasst, bevor ich mit dem College anfing. Natürlich war es ein Liebesroman! Die Geschichte hat fast von selbst die Seiten gefüllt – so ging es mir bei allen meinen Romanen, sowohl bei den veröffentlichten als auch bei den unveröffentlichten. Eigentlich lag mir der Gedanke fern, das Schreiben zum Beruf zu machen, aber irgendwann hat mein Mann vorgeschlagen, dass ich mir einen Agenten suche. Nicht, dass ich geglaubt hätte, ich könnte tatsächlich einen bekommen! Und noch viel weniger hätte ich geglaubt, dass etwas von mir wirklich veröffentlicht wird. Die ganze Sache hat mich ziemlich überrascht!
Aber wenn ich zurückblicke, dann wird mir klar, dass ich immer schon eine Menge Zeit ins Schreiben investiert habe. Lange Jahre habe ich es einfach für mich selbst getan: Ich bin morgens früh aufgestanden, um noch vor der Arbeit ein paar Zeilen zu Papier zu bringen; ich habe an Feiertagen geschrieben und wenn ich krank zu Hause lag oder Urlaub hatte. Was mich dabei getrieben hat, waren die Liebe, eine gehörige Portion Disziplin und die Tatsache, dass ich mich irgendwie unwohl in meiner Haut fühle, wenn ich nicht schreiben kann. Es ist wie mit Sport – irgendwann braucht man ihn.
Wie viel von Ihnen selbst, von Ihren Freunden und Ihrer Familie lässt sich in Ihren Büchern wieder finden?
Ich habe nichts dagegen, meinen Figuren eigene Charakterzüge zu verleihen. Es kommt häufig vor, dass Freunde oder Familienmitglieder lachen müssen, wenn sie meine Bücher lesen. Sie sagen immer, dass sie meine Stimme hören können – besonders an den Stellen, wo es etwas frecher wird. Aber Familie und Freunde "verarbeite" ich nicht in den Geschichten. Ich möchte einfach nicht, dass die Menschen, die ich liebe, sich benutzt vorkommen oder dass sie fürchten müssen, ich plaudere etwas Persönliches in einem Buch aus. Ich finde, da muss ich eine Grenze ziehen. Das verlangt der Respekt vor den Menschen in meinem Leben.
Als Autorin müssen Sie sowohl kreative Schreiberin als auch Geschäftsfrau sein. Wie bekommen Sie die beiden Rollen unter einen Hut?
Tatsächlich setze ich meinen Rechtsanwältinnen-Hut auf, wenn es sein muss! Meine juristische Ausbildung hilft mir bei den Verträgen. Außerdem habe ich immer noch genug Fleiß, Disziplin und Perfektionismus verinnerlicht, sodass ich hart arbeite, um meine Abgabetermine einzuhalten und professionell zu sein. Meine kreative Seite verteidige ich allerdings mit Zähnen und Klauen. Ich gebe ihr Raum und Zeit, und dann lasse ich meine Fantasie tun, was sie möchte.
Alle Ihre Romane sind durch einzelne Figuren miteinander verknüpft. Hatten Sie das von Anfang an geplant? Und werden Sie es weiterhin so halten, dass in den Romanen immer Personen aus vorhergehenden Büchern auftauchen?
Ich scheine alle meine Figuren miteinander verbinden zu müssen. Irgendwie ergeben sich die Geschichten immer so. Es ist, als würde man Freunde über andere Freunde kennenlernen. Meistens denke ich über den Hintergrund einer Figur nach, und plötzlich tauchen dort andere Menschen auf. Dann werde ich neugierig und möchte herausfinden, wie sie ticken und wie sie die Welt sehen. Außerdem glaube ich manchmal, dass ich eine unverbesserliche Kupplerin bin. Ich möchte, dass alle Leute glücklich sind und Partner haben.
Ihre Heldinnen und Helden kommen aus den unterschiedlichsten Schichten, und ihre Berufe könnten nicht breiter gefächert sein. Wie wählen Sie sie aus?
Ich bin von Natur aus neugierig und erkunde gerne die unterschiedlichsten Berufsfelder. Und die sozialen Unterschiede spielen eine große Rolle, weil für eine fesselnde Romance nun mal ein guter Konflikt ganz zentral ist. Wenn zwei Leute mit vollkommen unterschiedlichen Lebenserfahrungen aufeinandertreffen, bietet das eine Menge Stoff für Konflikte, die gelöst werden müssen.
Die männlichen Hauptfiguren in Ihren Romanen sind typische Alpha-Helden. Was fasziniert Sie daran? Und wie schwierig ist es, in unserer Zeit so dominante Männer glaubhaft zu beschreiben?
Ich liebe Alpha-Helden! Je härter, draufgängerischer und arroganter, desto besser. Der Grund, weshalb ich mich zu ihnen so hingezogen fühle, ist, dass ich Stärke und Intelligenz sehr schätze. Immerhin muss ich eine Menge Zeit mit meinen Figuren verbringen, bis ich ein Buch abgeschlossen habe. Und ganz ehrlich: Je rauer die Schale des Mannes, desto klüger und hartnäckiger muss auch die Frau sein, um ihn zu zähmen.
Die Sache mit dem zeitgenössischen Setting finde ich überhaupt nicht schwierig. Die Welt ist voll von harten, sexy, aggressiven Männern. Sie sind erfolgreiche Geschäftsmänner, Juristen, Sportler – eigentlich sind sie überall. (Hmm …)
Beschreiben Sie uns die perfekte Heldin – die Frau, mit der Sie und Ihre Leser sich identifizieren können.
Ich mag sehr kluge Heldinnen. Sie können die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und sozialen Hintergründe haben, aber sie müssen intelligent sein und wissen, was sie wollen. Außerdem schätze ich Hartnäckigkeit an ihnen. Romanheldinnen müssen einfach stark genug sein, um die Hindernisse auf ihrem Weg zum Glück zu besiegen. Und warmherzig müssen sie sein. Schließlich müssen meine Helden manchmal erst aufgetaut werden, bis sie sich in die Frau verlieben, die für sie bestimmt ist.
Wie wichtig ist es Ihnen denn, dass sich Ihre Leser mit Held und Heldin identifizieren können?
Immens wichtig! Die Leser müssen sich in die Hauptfiguren einfühlen können – eigentlich in jede Figur. Sonst kommen sie in die Geschichte nicht rein, egal wie gut sie geschrieben ist. Und ich versuche, die Figuren so lebensecht wie möglich zu machen, mit allen Stärken und Schwächen, um der Geschichte Tiefe zu geben.
Wonach suchen Sie Ihre eigene Lektüre aus? Wer sind Ihre Lieblingsautoren, und haben Sie in letzter Zeit neue Entdeckungen gemacht?
Ich liebe Bücher, die starke Alpha-Helden und eine ungewöhnliche Handlung haben. Absolute Lieblingsautorinnen sind Suzanne Brockmann und Gaelen Foley, und kürzlich habe ich Sherrilyn Kenyon für mich entdeckt. Jedes Buch, das ich lese, zeigt mir neue Seiten des Schreibhandwerks auf. Wenn ich lache, weine oder mich grusele, weiß ich, dass ich etwas daraus lernen kann. Als angehender Autor muss man viel lesen. Einmal natürlich, um zu verstehen, was auf dem Markt ist und wonach die Verlage suchen. Aber es geht auch darum, die eigenen Fähigkeiten zu verfeinern, indem man sich anschaut, wie es andere machen. Jeder Autor ist anders – im Stil, in der Art, wie er oder sie eine Geschichte aufbaut, in den Stärken und Schwächen. Besonders gerne lese ich Bücher von Freunden, denn dann kann ich die Autoren fragen, wie sie an eine bestimmte Szene herangegangen sind oder warum sie etwas so und so gelöst haben. Lernen, üben, besser werden – all das ist mir sehr wichtig.
Das Interview führte Kris Alice Hohls. Verwendung mit freundlicher Genehmigung von http://www.aromancereview.com
Fortsetzung Biographie
Seit der Veröffentlichung ihres ersten Romans hat Jessica Bird sowohl etliche zeitgenössische Romances als auch Paranormals (unter dem Namen J.R. Ward) geschrieben. Sie hat zweimal den begehrten RITA-Award (die höchste amerikanische Auszeichnung für Liebesromane) sowie etliche weitere Preise gewonnen.
Da sie im Nordosten der USA (Neuengland) geboren und aufgewachsen ist, überrascht es sie selbst manchmal, dass es sie inzwischen in die Südstaaten verschlagen hat. (Das passiert, wenn man einen Südstaaten-Gentleman heiratet.) Sie lebt mit ihrem Mann und einem Golden Retriever zusammen, der Jessicas Schreibtätigkeit beaufsichtigt.