Aber mit Gefühl ...

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Kara Lawrence und Brad Holbrook wollen beide die Straußenfarm des schrulligen Erastus Jones erstehen. Der alte Texaner will nur an ein Ehepaar verkaufen - spontan gehen Kara und Brad eine Scheinehe ein. Aber sie haben Mr. Jones unterschätzt! Er setzt eine überraschende Klausel in den Vertrag …


  • Erscheinungstag 07.04.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733756376
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sie waren das perfekte Paar! Das erkannte Erastus Jones auf den ersten Blick. Die beiden hier wären genau die richtigen Leute, um seine Straußenfarm „Rocking J“ zu übernehmen. Hier hatte er die letzten fünfzig Jahre mit seiner Frau Sarah gelebt und gearbeitet.

Seit Sarahs Tod versuchte er, die Ranch zu verkaufen. Doch er hatte bisher noch nicht die richtigen Kandidaten gefunden. Zwölf Angebote musste er schon ausschlagen. Dabei ging es ihm nicht um das Geld, sondern um die Menschen.

Heute war wieder einmal so ein Tag der offenen Tür, und in seinem Wohnzimmer wanderten haufenweise fremde Leute herum.

Aber bei diesen beiden war es sich absolut sicher! Im Geiste sah er Sarahs lächelndes Gesicht zustimmend nicken. Nun musste er nur noch einen Weg finden, dieses Paar davon zu überzeugen, dass es zusammengehörte!

Beide wirkten ernst und entschlossen – das würde sicherlich ein Riesenspaß! Außerdem passten sie äußerlich sehr gut zusammen: Der Mann war groß und dunkelhaarig, die Frau ebenfalls recht groß, sehr gutaussehend, mit langen Beinen und blonden Locken.

Er ging direkt auf sie zu: „Guten Tag. Ich bin Erastus Jones. Sie interessieren sich für die Ranch?“

Die beiden sahen zunächst einander, dann Erastus an. Gleichzeitig antworteten sie: „Ja“, was sie sowohl überraschte als auch offensichtlich ärgerte.

Erastus überging ihre Reaktion. „Schön.“

Nun beugte sich die Frau ein Stück zu ihm herüber und sagte leise: „,Rocking J‘ ist genau, was ich suche. Wissen Sie, ich habe mir schon alle Ranches angesehen, die in der Nähe von Houston liegen. Keine war so wie diese hier.“ Sie blickte sich strahlend im Raum um. „Ich fühle mich hier schon richtig heimisch.“

„Mir geht es genauso“, sagte der Mann neben ihr. In seinen Augen funkelte es gefährlich.

Die Frau beachtete ihn gar nicht, sondern fuhr fort: „Diese Ranch eignet sich ganz hervorragend für meine Pläne.“

Jetzt wandte sich wieder der Mann an ihn: „Für meine auch. Außerdem würde ich kaum etwas verändern wollen. Mir gefällt es hier, so wie es ist.“

Das schien sie zu provozieren. Ihre grünen Augen blitzten auf. „Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich irgendetwas ändern will.“

Der Mann zwinkerte Erastus verschwörerisch zu. „Ich bin noch keiner Frau begegnet, die nicht alles verändert, was sie anfasst.“

„Ja, so eine war meine Sarah auch“, bestätigte Erastus, der sich das Grinsen verkneifen musste. Er strich das buschige weiße Haar, das unter seinem Cowboyhut hervorlugte, nach hinten. „Aber das hat diese Welt nur schöner gemacht.“

Die junge Frau lächelte triumphierend. Diese beiden waren wie Raubtiere, die sich um die Beute stritten. Umso besser! dachte Erastus. Sarah hätte sicher auch gefunden, dass sie ideal waren.

„Ich kann Ihnen gleich ein festes Kaufangebot machen“, sagte der junge Mann und holte seine Brieftasche hervor.

„Das wollte ich auch gerade sagen“, warf die junge Frau mit einem wütenden Seitenblick zu ihrem Mitbewerber ein.

„Freut mich zu hören“, antwortete Erastus. „Ich möchte nämlich, dass die Ranch an ein Ehepaar geht, das hier genauso glücklich wird, wie Sarah und ich es waren.“

Während er sprach, wanderte sein aufmerksamer Blick von einem zum anderen, wobei ihm nichts entging. „Allein stehende Leute neigen zur Rastlosigkeit. Wenn ich die Ranch verkaufe, dann nur an Leute, die hier Wurzeln schlagen wollen.“

Der Mann streckte ihm seine Hand entgegen. Er war groß und sehr gut aussehend, aber irgendetwas irritierte Erastus an ihm. Dann fiel es ihm ein: Dieser junge Mann hatte denselben verbissenen Blick, den Erastus selbst gehabt hatte, als er vor vielen, vielen Jahren zum ersten Mal „Rocking J“ gesehen hatte. Diese wilde Entschlossenheit war genau die, die ihn damals angetrieben hatte.

„Mein Name ist Brad Holbrook, Sir.“

Erastus schüttelte seine Hand. „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Sie auch, Madam.“

„Kara …“

„Sie meinen also, Sie würden nur an ein verheiratetes Paar verkaufen?“, unterbrach Brad hastig.

„Nein, mein Sohn, das meine ich nicht nur, so wird es auch sein.“ Erastus bemerkte, wie Kara Brad einen Blick zuwarf, der mit „tödlich“ noch harmlos umschrieben wäre.

Aus diesen beiden ließ sich ein wunderbares Paar machen! „Tja, sehen Sie, ich hatte schon fast geglaubt, dass ich niemanden mehr finden würde, der hierher passt.“ Er musterte ihr Verhalten sorgfältig. „Ich will nämlich ein glückliches Paar. Und ob Sie es glauben oder nicht: Die meisten Paare, die zur Besichtigung herkamen, haben sich in einem fort gezankt oder überhaupt nicht miteinander gesprochen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was sie machen, wenn sie unter sich sind. Und ich sagen Ihnen: Häuser brauchen Liebe – genauso wie Menschen.“

„Dann ist das Ihre Vertragsbedingung?“, fragte Brad ungläubig.

„Genau! Und ich werde dem richtigen Paar sogar noch einen Sonderpreis machen.“ Kara scharrte nervös mit den Schuhen auf dem Holzboden. Sie sah enttäuscht aus.

„Und woher wollen Sie wissen, ob Sie wirklich das richtige Paar vor sich haben?“, fragte Brad.

„Schwer zu sagen, junger Mann. Ich verlass mich einfach auf mein Gefühl. Jetzt gerade habe ich so ein bestimmtes Gefühl.“

„Jetzt?“, fragte Kara tonlos.

„Ja, Madam. Ich entscheide auf den ersten Blick, ob ich Leute in Ordnung finde oder nicht. Sie beide finde ich in Ordnung – das perfekte Paar.“

Kara starrte erst auf den Mann neben sich, dann auf Erastus. „Wir beide?“

Erastus blickte sie prüfend an. „Genau. Ich möchte Ihnen beiden die Ranch verkaufen. Wie steht es mit dem Preis?“

Kara zögerte. „Es ist zwar mehr, als ich eigentlich ausgeben wollte, aber …“

„Für mich ist das Geld Nebensache. Wenn sie Ihnen gefällt, kann ich fünfzigtausend nachlassen.“

„Aber …“, begann Kara.

„Also gut“, gab Erastus nach. „Fünfundsiebzigtausend. Wie gesagt: Ich will nur das richtige Paar.“

„Aber Sie …“

„Liebling, wir sollten das besser dort drüben besprechen“, unterbrach sie diesmal Brad.

Liebling? Kara Lawrence wusste gar nicht, wie ihr geschah, als dieser außergewöhnlich attraktive Fremde sie am Arm nahm und ein Stück von Erastus wegführte.

„Was tun Sie denn da?“, murmelte sie. Er wollte ihren Arm scheinbar nicht wieder loslassen.

„Haben Sie gehört, was er uns gerade angeboten hat?“ Nein, er ließ sie nicht los.

Sie versuchte, nicht zu bemerken, was seine Hand auf ihrem Arm mit ihr machte. Hoffentlich klang ihre Stimme normal. „Ja, habe ich. Dieser Mann will nur an ein verheiratetes Paar verkaufen. Das bedeutet, dass ich aus dem Rennen bin.“ Kara war zwar bereit, beinahe alles zu tun, um ihren Traum von einer Straußenfarm zu verwirklichen, aber Heiraten gehörte ganz gewiss nicht dazu!

„Das ist die Gelegenheit!“ Brad hatte ihren Arm jetzt losgelassen, um sich die dunklen Locken zu raufen. „Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr ich mir diese Ranch schon immer gewünscht habe!“

Kara fragte sich, warum er ihr das erzählte. Sie wusste nur, dass „Rocking J“ ihre finanziellen Mittel bei weitem überstieg. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde mit dieser wundervollen Ranch liebäugeln können? Aber das Schlimmste war, dass nicht ihre begrenzten Möglichkeiten, sondern die schrulligen Wünsche eines alten Mannes ihr die Chance auf diesen Traum rauben sollten!

„Wenn Sie verheiratet sind, haben Sie wohl die besseren Karten.“

Brad zog eine Grimasse. „Bin ich aber nicht.“

„Nun, dann dürften Sie ebenfalls aus dem Rennen sein.“

„Vielleicht nicht.“

Und vielleicht war dieser unanständig attraktive Brad Holbrook ja auch wahnsinnig? Erastus Jones hatte mehr als deutlich gesagt, dass er nur an ein glückliches Paar verkaufen würde. Was für ein Jammer, dass er sie irrtümlich für seine Wunschkandidaten gehalten hatte. Auf diese Weise hatte sich Kara für einen Moment eingebildet, die schönste Ranch in der ganzen Gegend könnte tatsächlich ihre werden.

Aber noch war sie nicht bereit aufzugeben. Wenn dieser Mr. Jones nach jemandem suchte, der „Rocking J“ genauso sehr liebte wie er und seine Frau, dann musste sie ihn eben davon überzeugen, dass man für diese Hingabe nicht unbedingt zu zweit sein musste.

„Sollten Sie allen Ernstes vorhaben, sich innerhalb der nächsten zehn Minuten zu verheiraten, kann ich nur sagen: Viel Glück!“

„Mir wäre es am liebsten, wenn Sie mein Glück teilten.“

Wirklich schade, dass ein Mann, der so unglaublich gut aussah, so einen Unsinn von sich gab! „Sie müssen mich jetzt entschuldigen“, sagte sie und wich einen Schritt zurück.

Aber er griff nach ihren Händen. Seit seinem zwölften Lebensjahr hatte er für diese Ranch geschwärmt. Er würde sich durch so eine Kleinigkeit wie eine fehlende Ehefrau nicht aufhalten lassen.

„Ich weiß sehr wohl, wie verrückt das für Sie klingen muss. Nein, ich bin nicht aus der nächstgelegenen Nervenheilanstalt entflohen. Aber ich will ‚Rocking J‘ unbedingt haben, und soweit ich Sie verstanden habe, geht es Ihnen nicht anders. Ich schlage Ihnen also eine Partnerschaft vor.“

Sie runzelte die Stirn. „Warum sollte ich mich auf eine Partnerschaft mit Ihnen einlassen?“

„Suchen Sie nicht etwas in der Nähe von Houston?“

„Na ja, aber …“

Er musterte sie. Ob er ihren Handelswert schätzen wollte? „Und die meisten anderen Ranches kommen für Sie nicht infrage, weil sie Hunderte von Meilen entfernt sind?“

Zögernd nickte sie mit dem Kopf. Sie musste vorsichtig sein: Immerhin wollte dieser Mann ihre Ranch. Ihre?

„Und ‚Rocking J‘ ist hervorragend ausgestattet. Es gibt hier schon Brutkästen, Wärmekammern und Jungtiergehege.“ Er zählte all diese Vorzüge an den Fingern ab. Seine Hände waren sonnengebräunt und sehr schön. „Die Ranch ist groß und stadtnah. Der Grund und Boden ist von hervorragender Qualität. Und, was auch nicht zu verachten ist, wir bekommen fünfundsiebzigtausend Dollar Nachlass.“

„Und genau das kann womöglich auch eine vertrauenswürdige allein stehende Person bekommen“, entgegnete Kara.

„Wie meinen Sie das?“

„Vielleicht wollte er Sie ja nur abschrecken“, sagte Kara. „Außerdem war ich zuerst hier.“

„Zuerst?“ Er sah jetzt wütend aus. „Wenn man bedenkt, dass ich diesen Flecken schon seit zwanzig Jahren will, ist diese Behauptung recht dreist.“ Und wenn er bedachte, dass er „Rocking J“ schon als sein eigen betrachtete, seit er überhaupt beschlossen hatte, sie zu kaufen …

„Seit zwanzig Jahren?“, wiederholte Kara ungläubig.

„Oh ja! Ich will diese Ranch, seit ich zwölf Jahre alt war, und ich werde sie mir auf keinen Fall von irgendwelchen Neureichen vor der Nase wegschnappen lassen.“

„Neureich?“ Kara war so empört, dass sie gar nicht bemerkte, wie laut sie wurde. „Vielleicht sollten Sie wissen, dass ich seit Monaten auf der Suche nach so einer Ranch bin. Während dieser Zeit sind meine Ersparnisse schneller zusammengeschrumpft, als ich rechnen konnte. Ich habe alles aufgegeben: meinen Job, meine Pensionsansprüche, nur um eine Ranch zu finden. Und jetzt habe ich gefunden, was ich will, und Sie meinen, es steht mir nicht zu, weil ich nicht seit zwanzig Jahren von ‚Rocking J‘ träume? Sie wagen es, mir zu unterstellen, dass ich aus einer Laune heraus diese Ranch will?“

„Halten Sie es denn für wohl überlegt, wenn jemand einfach so seinen Job an den Nagel hängt, bevor er etwas Neues gefunden hat?“ Brads Stimme klang ruhig und ausgesprochen zynisch.

Das war das Letzte, was Kara gebrauchen konnte! Schließlich hatte sie diesen Schritt zwischenzeitlich selbst schon bereut. Dabei wusste sie doch, dass sie für die Geschäftswelt mit all ihren Intrigen und Eifersüchteleien nicht geboren war.

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Und wenn Sie es genau wissen wollen: Ich habe mich mit dieser Ranch bereits intensiv beschäftigt!“ Sie wühlte in ihrer Handtasche nach dem Verkaufsprospekt. „Ich bin nämlich nicht zufällig hier, weil ich das ‚Zu Verkaufen‘-Schild gesehen habe.“

„Und ich wäre viel früher hier gewesen, wenn ich eine Ahnung davon gehabt hätte, dass der alte Herr überhaupt verkaufen will“, entgegnete Brad, dem allmählich die Puste ausging.

„Sehen Sie! Und genau weil Sie keine Ahnung hatten, stehe ich an erster Stelle.“ Kara lächelte ihn triumphierend an.

Brads Blick wanderte über das elegante Seidenkleid, unter dessen Saum endlos lange Beine hervorlugten; die leichte Rundung des Halsausschnitts könnte manche Männer ins Verderben führen, dachte er.

Aber wie dem auch sei: In diesem Kleid mit dem Hauch von Sandalen sah diese Frau keineswegs aus wie jemand, der auf eine Ranch gehörte!

„Und Sie glauben tatsächlich, dass Sie eine Ranch leiten können?“

Sie wusste durchaus, was in seinem Kopf vor sich ging. „Ich bin hergekommen, um eine Ranch zu kaufen, nicht, um sie führen. Außerdem ist es mir egal, ob Sie mich für qualifiziert halten oder nicht – es ist meine Ranch!“

Die beiden funkelten einander wütend an.

Erastus kam jetzt zu ihnen. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet, gab sich aber betont ahnungslos: „Geht es immer noch um den Preis? Ich möchte ja nicht drängen, aber hier warten noch andere Bewerber.“

Kara und Brad starrten sich weiter wortlos an.

„Sie beide erinnern mich an Sarah und mich. Damals. Sarah war genauso: Immer mit dem Kopf durch die Wand.“ Er lachte. „Sie hätte auch niemals etwas gemacht, nur weil ich es wollte. Aber vielleicht gelingt es Ihnen ja, Ihre Frau zu überzeugen, mein Sohn.“

Kara holte Luft, als wollte sie etwas sagen, aber da wandte sich Erastus zwinkernd an Brad: „Ich verrat Ihnen was: Solche Frauen sind einfach lebendiger und spannender als die braven.“

Da sie auf keinen Fall Mr. Jones verstimmen wollte, meisterte Kara ein besonders charmantes Lächeln und sagte: „Sind Sie wirklich sicher, dass Sie nur an ein Ehepaar verkaufen wollen? Immerhin gibt es doch auch allein Stehende, die ein solches Heim zu schätzen wissen …“

„Ganz sicher gibt es die, meine Dame, aber die will ich nicht hier auf ‚Rocking J‘. Meine Sarah würde niemals ihre wohlverdiente Ruhe finden, wenn sie wüsste, dass ich nicht an das richtige Paar verkauft habe.“

„Wir müssen noch kurz etwas besprechen“, sagte Brad, während Kara entmutigt seufzte.

„Ich will Sie auf keinen Fall drängen, das wissen Sie. Sagen Sie mir einfach, wenn Ihnen das Angebot nicht zusagt.“ Mit diesen Worten wandte er sich von den beiden ab.

„Nicht zusagt ist gut“, murmelte Kara erschöpft.

„Bei dem Preisnachlass ist die Ranch geschenkt“, stimmte Brad ihr zu.

„Vorausgesetzt, wir wären verheiratet. Das sollten Sie nicht vergessen“, mahnte Kara. „Das sind wir aber nicht.“

„Das könnten wir sein – bis der Vertrag unter Dach und Fach ist.“

Kara mochte kaum glauben, dass ihr hier gerade ein sehr ungalanter Antrag von einem sehr sturköpfigen Mann gemacht wurde. „Ich glaube kaum, dass wir das könnten.“

„Nun, wenn Sie meinen, Sie haben alle Zeit der Welt, nach einer vergleichbaren Ranch zu suchen …“

Er war so nah gekommen, dass sie seinen Duft einatmete. Dieser Mann könnte gefährlich werden! Nur jetzt nicht klein beigeben. „Und wie wollen Sie Mr. Jones davon überzeugen, dass wir verheiratet sind?“

„Das ist ein Kinderspiel.“

Kara war wütend, weil sie sich zu diesem aufdringlichen Dickkopf auf eine befremdliche Weise hingezogen fühlte. Sie musste sich dringend darüber im Klaren werden, dass er genau die Sorte attraktiver Mann war, bei denen sich sämtliche Gene auf den Fortpflanzungstrieb stürzten, ohne unnötige Energien auf das Denkvermögen zu verschwenden. Warum sah er sie so an? „Mr. Jones sieht nicht so aus, als könne man ihn hinters Licht führen.“

„Haben Sie ihm denn gesagt, dass wir nicht verheiratet sind?“

Dumm war er wirklich nicht. „Na ja …“ Sie zögerte. „Eigentlich nicht.“

„Und Sie würden die Ranch kaufen, wenn da nicht diese verrückte Klausel wäre?“

Er war also auch noch beharrlich. Kara blickte aus dem Fenster, weil ihr keine direkte Antwort einfiel. „Rocking J“ war ein Traum! Und wenn sie nicht bald zuschlug, wären ihre Ersparnisse aufgebraucht, bevor sie sich davon eine neue Existenz gekauft hatte.

Aber musste das notwendigerweise bedeuten, dass sie die Ranch mit jemandem wie Brad Holbrook teilen müsste?

„Ja, ich wollte ‚Rocking J‘, und ich will sie immer noch – aber für mich.“ Kara bemühte sich, möglichst verführerisch zu klingen.

„Dann sollten Sie besser nicht hoffen, dass ich freiwillig das Feld räume.“

In diesem Moment wurde es in der Gruppe der anderen Kaufinteressenten unruhig. Kara blickte in die Richtung, aus der der Lärm kam. „Ich denke mal, dass es ziemlich unerheblich sein dürfte, wer von uns beiden freiwillig das Feld räumt. Sehen Sie sich diese Masse von Bewerbern an.“

„Tja, aber wenn ich Mr. Jones richtig verstanden habe, entsprechen nur wir zwei seiner Vorstellung von einem idealen Rancherpaar.“

„Wir?“, entgegnete Kara ungläubig. „Aber wir sind meilenweit davon entfernt, irgendein Paar zu sein.“

„Das weiß er ja nicht.“

„Ihm etwas vorzumachen wäre mehr als unfair. Schließlich ist es ihm ungemein wichtig, den Wunsch seiner verstorbenen Frau zu erfüllen.“

Brad lachte kurz. „Und wenn wir noch länger zögern, wird er mit Sicherheit ein anderes ideales Paar finden. Immerhin wusste er bei uns ja auch auf den ersten Blick, dass wir eine mustergültige Ehe führen. Sehen Sie doch die beiden Pärchen da drüben: Die werden uns wahrscheinlich um die Chance unseres Lebens bringen. Wollen Sie das wirklich?“

„Ich weiß nicht, aber …“

„Sagen wir es mal so: Ich will diese Ranch, Sie wollen diese Ranch, wir können sie nur zusammen oder gar nicht bekommen. Und Sie lassen sich allen Ernstes von Ihrem albernen Stolz einen Strich durch die Rechnung machen?“

Kara war empört ob der Unverfrorenheit dieses Mannes! „Was heißt hier mein alberner Stolz? Überlegen Sie doch mal, was Sie da von mir verlangen!“

„Wir können alle Einzelheiten mit unseren Anwälten durchgehen, damit wir uns gegenseitig absichern. Im Augenblick ist vor allem wichtig, dass wir Mr. Jones von unserer Liebe und unserer glücklichen Ehe überzeugen. Also, wollen Sie oder nicht?“

Dieser Brad Holbrook war viel zu entschlossen und darüber hinaus gefährlich attraktiv! „Wenn das der einzige Weg ist …“

Er ließ sie nicht ausreden, sondern rief Erastus zu: „Wir würden gern ein Angebot machen.“

„Na, das wurde aber auch Zeit“, sagte der alte Mann strahlend.

Aus der Menschentraube neben Erastus tauchte jetzt der Makler auf. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.“

Brad lächelte ihn unverbindlich an und sagte: „Gestatten, Mr. und Mrs. Brad Holbrook.“

Kara war sprachlos angesichts der Gelassenheit, mit der Brad sie als seine Ehefrau ausgab. Außerdem verunsicherte sie dieser Makler, den sie bisher gar nicht bemerkt hatte. Sicherlich würde er versuchen, den Preis nach oben zu drücken!

Erastus hingegen ignorierte den geschäftstüchtigen jungen Mann vollkommen und wandte sich direkt an Brad und Kara. „Ich kann mich hoffentlich darauf verlassen, dass Sie ‚Rocking J‘ ein paar Babys bringen! Sarah und ich wollten immer Kinder, aber es sollte nicht sein. Trotzdem waren wir auch so das glücklichste Paar weit und breit. Aber jetzt sind Sie dran.“

„Wenn Sie mit unserem Angebot einverstanden sind, gern“, sagte Brad.

„Selbstverständlich! Die Ranch gehört Ihnen“, rief Erastus aus, sodass es alle Anwesenden hörten.

Der Makler schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wortlos ging er zu einem Tisch hinüber, schnappte sich seine Aktentasche und holte die erforderlichen Papiere heraus.

Irgendwie mochte Kara diesen kauzigen alten Mann, auch wenn er seine Nachfolger auf der Ranch nach recht eigenwilligen Kriterien auswählte. Seine Entschlossenheit, den Wunsch seiner verstorbenen Frau zu erfüllen, rührte sie.

Sie war ganz in Gedanken versunken, als der emsige Makler ihr die Verträge und einen Stift hinhielt. Beinahe hätte sie unterschrieben, wenn Brad nicht nach ihrer Hand gegriffen hätte. „Wir sollten diese Papiere zunächst unseren Anwälten vorlegen, Liebes. Unterzeichnen werden wir dann, sobald alles geprüft ist.“

„Heutzutage ist Vorsicht nur vernünftig“, stimmte ihm Erastus zu. „Man kann nie wissen, ob da nicht irgendwo noch ein Haken ist.“

„Ich werde Ihnen eine Absichtserklärung unterschreiben“, sagte Brad. „Damit Sie wenigstens schon mal etwas in der Hand haben.“

Das ging Kara alles ein bisschen zu schnell. Sie fragte sich, was dieser scheinbar sehr ausgeschlafene Brad Holbrook wohl vorhaben könnte. Er unterschrieb und reichte ihr seinen Arm.

Beide lächelten Erastus kurz zu und gingen hinaus. Kara konnte es kaum erwarten zu erfahren, was sich hier gerade abgespielt hatte. „Was sollte das? Ich dachte, Sie könnten diese Verträge gar nicht schnell genug unter Dach und Fach bringen.“

„Nun, ich weiß zwar nicht, wie du mit Nachnamen heißt, aber es wird wohl kaum Holbrook sein. Ich wollte lediglich vermeiden, dass man dich wegen Urkundenfälschung belangt“, erklärte er ihr. „Damit wäre nämlich auch der Kaufvertrag ungültig geworden, und das wollen wir doch nicht, oder?“

Diese sachliche Stimme und die dunklen Augen wirkten in diesem Moment unverschämt gelassen. „Ähm, natürlich nicht. Ich heiße Lawrence. Und was jetzt?“

„Jetzt heiraten wir.“

2. KAPITEL

In Brads Plänen war die Spontanheirat mit einer wildfremden Frau eigentlich nicht vorgesehen. Aber er hatte ja auch nicht ahnen können, dass er dieser grünäugigen, blonden Schönheit begegnen würde!

Ebenso wenig hatte er damit rechnen können, dass diese Frau wilder funkeln und um sich treten könnte, als er es dem bösartigsten Strauß zutrauen würde. Sie war außer sich gewesen, als er ihr gesagt hatte, wohin sie fuhren. Dabei war es schließlich nicht seine Schuld, dass Texas eine dreitägige Wartefrist bei Eheschließungen verlangte. Ihnen war gar nichts anderes übrig geblieben, als nach Nevada zu fliegen – in den Staat der kurz Entschlossenen.

Kara war so aufgebracht, dass sie keine Augen für die Aufschrift „Holbrook Enterprises“ auf dem Flugzeughangar hatte. „Las Vegas?“, fragte sie schon zum x-ten Mal. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie tatsächlich mit ihm in einem Flugzeug saß.

„Keine Bluttests, keine Wartefristen. Wir unterschreiben die Papiere, sagen ein paar Worte, und dann …“

„… und dann sind wir verheiratet“, ergänzte sie matt.

Autor

Bonnie K Winn
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