Baccara Collection Band 412

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

ZWÖLF NÄCHTE MIT DEM SEXY COWBOY von MAISEY YATES
Eingeschneit mit der Eisprinzessin! Auf der Ranch streiten Sam und Madison immer erbittert. Aber in der Blockhütte in den Bergen wird das Verlangen zwischen ihnen übermächtig. Und als am nächsten Morgen der Schneepflug kommt, hat sexy Cowboy Sam eine verführerische Idee …

SO VERBOTEN SINNLICH von JESSICA LEMMON
Eigentlich hat Stefanie den besten Freund ihres Bruders geheiratet, um einen Skandal zu verhindern - mit einer Zweckehe für ein halbes Jahr. Doch jetzt knistert es heiß, und sie landet mit Emmett im Bett! Woher kommen bloß diese verboten sinnlichen Gefühle?

WIE ZÄHMT MAN SEINEN FEIND? von CHARLENE SANDS
Mit diesem Herzensbrecher wollte sie nie wieder etwas zu tun haben! Nur weil es um ein großes Krankenhausprojekt geht, ist Drea bereit, mit ihrem Erzfeind Mason Boone zusammenzuarbeiten. Ihr Verstand sagt: Bleib auf Abstand! Wenn Mason nur nicht so unwiderstehlich wäre …


  • Erscheinungstag 05.11.2019
  • Bandnummer 412
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725686
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Maisey Yates, Jessica Lemmon, Charlene Sands

BACCARA COLLECTION BAND 412

MAISEY YATES

Zwölf Nächte mit dem sexy Cowboy

Eine eisige Nacht in einer Blockhütte, und dann auch noch Stromausfall! Bibbernd schafft Madison es gerade noch zur Nachbarhütte. Die hat ausgerechnet Sam McCormack gemietet, der arrogante sexy Cowboy, mit dem sie auf der Copper Ridge Ranch zusammenarbeitet! Soll Madison mit Sam streiten wie zu Hause – oder sich lieber in seine warmen Arme schmiegen?

JESSICA LEMMON

So verboten sinnlich

Sie ist sein Himmel auf Erden. Emmett ist verrückt nach der wunderschönen Stefanie. Ihr süßer Duft, ihr sinnlicher Körper – er kann einfach nicht genug von ihr bekommen. Doch eines Nachts flüstert sie ihm eine Liebeserklärung ins Ohr. Emmett erstarrt: Sie führen doch eine Zweckehe auf Zeit! Von Liebe war nie die Rede …

CHARLENE SANDS

Wie zähmt man seinen Feind?

Ein sexy Kostüm, rote High Heels, das dunkle Haar raffiniert frisiert: Aus dem süßen Teenager ist eine aufregende Karrierefrau geworden. Masons Verlangen nach Drea brennt mit jedem Treffen heißer. Er will sie. Dabei weiß er, dass Drea ihm die Schuld am Ruin ihrer Familie gibt. Ihre Rache und seine Leidenschaft – das klingt nach einer riskanten Affäre!

1. KAPITEL

„Kreative Fotografie“, murmelte Madison West, während sie einen Code eingab, um die Box zu öffnen, die den Schlüssel zu der Hütte enthielt, in der sie das Wochenende verbringen würde.

Sie blickte über die verschneite Landschaft hinweg auf ein weiteres Haus, das viel zu nah an ihrer Hütte stand. Die Aufnahmen, die die Ferienhausvermietung auf ihrer Website zeigte, hatten nicht erkennen lassen, dass sie das Grundstück mit jemandem teilen musste.

Offensichtlich waren die Bilder aus sehr ausgefallenen Blickwinkeln aufgenommen worden.

Es spielte keine Rolle. Nichts würde ihre Pläne ändern. Sie hoffte nur, dass die Nachbarn Ohrstöpsel griffbereit hatten. Denn sie würde dieses Wochenende Sex haben. Sex nonstop.

Zehn Jahre Enthaltsamkeit sollten heute Abend enden. Sie hatte endlich den einen gefunden. Keinen zum Heiraten, bloß das nicht. Liebe war für andere Menschen. Für Menschen, die mit siebzehn nicht betrogen, manipuliert und gedemütigt worden waren.

Nein, Maddy hatte kein Interesse an Liebe und Ehe. Dafür aber reichlich Interesse an Orgasmen. Und sie hatte den perfekten Mann gefunden, um dieses Bedürfnis zu befriedigen.

Den ganzen Tag, die ganze Nacht, die nächsten achtundvierzig Stunden.

Sie war mit einem Koffer voller Dessous und vier Flaschen Wein bewaffnet. Zur Hölle mit den Nachbarn. Sie hatte zwar auf etwas mehr Abgeschiedenheit gehofft, aber sei’s drum.

Maddy öffnete die Tür und trat ein. Dann schaute sie sich um und atmete erleichtert auf. Zumindest die Einrichtung entsprach ihren Erwartungen. Auch wenn die Hütte kleiner war, als sie auf den Fotos gewirkt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass das nicht ein düsteres Omen für den Rest ihres Abends war.

Energisch schüttelte sie den Kopf. Darum würde sie sich jetzt ganz bestimmt keinen Kopf machen. Es gab auch so schon genug zu bedenken, wenn man beabsichtigte, nach einem Jahrzehnt sein Zölibat zu beenden.

Christopher würde gleich eintreffen, also sollte sie besser schon mal nach oben gehen und die Inszenierung vorbereiten. Maddy machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer und holte das Spitzen-Teil aus dem Koffer, das sie für den Anfang ausgewählt hatte. Es war rot, was sehr gut an ihr aussah, wenn auch etwas offensichtlich. Doch sie zielte ja auch auf das Offensichtliche ab.

Christopher war nicht ihr Freund. Und er würde es auch nicht werden. Er war ein sehr netter Vertreter, der mit Vitamin-Zusatzpräparaten für Pferde handelte. Sie hatte ihn vor einigen Wochen kennengelernt, als er auf die Ranch der Wests kam, um seine Produkte zu verkaufen. Sie hatte ein paar davon für ihre Pferde erworben, dabei waren sie erst ins Plaudern, dann ins Flirten gekommen.

Normalerweise beendete Maddy die Sache sofort, wenn sich aus einem Gespräch ein Flirt entwickelte. Bei ihm hatte sie es nicht getan. Vielleicht, weil er etwas Besonderes war. Vielleicht, weil zehn keusche Jahre einfach viel zu lang gewesen waren. Egal, aus welchem Grund, sie hatte jedenfalls weiter mit ihm geflirtet.

Sie waren auf einen Drink ausgegangen, und sie hatte ihm erlaubt, sie zu küssen. Was viel mehr war, als sie irgendeinem anderen Mann in den letzten Jahren gestattet hatte. Es erinnerte sie daran, wie sehr sie das Küssen einmal genossen hatte. Und kaum war sie daran erinnert worden … nun ja.

Er hatte um ein weiteres Date gebeten. Sie hielt dagegen, dass eine körperliche Begegnung ohne irgendwelche Verpflichtungen doch viel besser wäre.

Natürlich hatte er zugestimmt. Weil er ein Mann war.

Doch es sollte nicht in der Stadt passieren. Sie wollte nicht riskieren, dass sie mit ihm in einem Hotel gesichtet wurde oder dass jemand seinen Wagen vor ihrem Haus auf dem Grundstück ihrer Eltern entdeckte.

So war die Idee von einem Wochenende im Ferienhaus entstanden.

Sie streifte ihre Kleidung ab und schlängelte sich in das hautenge Spitzenkleid, das kaum ihren Hintern bedeckte. Dann lockerte sie ihr blondes Haar und trug einen Lippenstift auf, der farblich zu ihren Dessous passte.

Natürlich würde sie in diesem Outfit nicht die Tür öffnen.

Sie zog ihre lange Jacke wieder an und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Es war lange her, dass sie sich für einen Mann so aufreizend gekleidet hatte. Gewöhnlich war sie darum bemüht, Männer auf Abstand zu halten.

„Nicht heute Abend“, murmelte sie. „Heute Abend nicht.“

Sie lief die Treppe hinunter, schaute aus dem Fenster und sah nichts außer einem Truck, der vor dem kleinen Haus auf der anderen Seite des Weges parkte, und dem Schnee, der immer dichter und schneller fiel.

Normalerweise schneite es nicht in Copper Ridge, Oregon. Man musste schon in die Berge fahren – so wie sie es heute getan hatte – um Schnee zu haben. Für sie war es ein Vergnügen, wenn auch ein kaltes. Aber das war perfekt, denn schon bald sollte ihr heiß werden.

Sie summte vor sich hin und schaute weiter nach draußen, während sie auf Christopher wartete. Sie überlegte, ob sie ein Kondom hätte mit nach unten nehmen sollen. Ja, das hätte sie tun sollen.

Also lief sie wieder nach oben, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und war dankbar, dass sie noch allein war, denn ihr Gerenne sah alles andere als sexy aus. Sie wühlte in ihrer Tasche, fand die Kondome und kehrte damit ins Erdgeschoss zurück.

Sie betrat gerade den Wohnbereich, als die Lampen anfingen zu flackern und dann erloschen. Plötzlich schien alles in dem Haus unnatürlich still, und auch wenn sie es sich vermutlich einbildete, so hatte sie doch das Gefühl, als wäre die Temperatur um ein paar Grad gesunken.

„Willst du mich veräppeln?“, sagte sie in die Dunkelheit.

Keine Antwort. Nichts als ein fast unmerkliches Knarren im Haus. Vielleicht war es der Schnee auf dem Dach. Vielleicht würde es einbrechen. Das würde passen.

Das war die Strafe für ihre Annahme, sie könnte normal sein und Sex haben.

Ein Schauder lief ihr über den Rücken, und sie zuckte zusammen.

Plötzlich verwandelte sich ihre hoffnungsvolle und schwungvolle Stimmung in eine trostlose. Das war definitiv nicht das beste Zeichen.

Nein. Das würde sie nicht zulassen. Sie würde nicht in Selbstmitleid versinken. Das hatte sie zehn Jahre lang getan.

Madison glaubte nicht an irgendwelche Zeichen. Absolut nicht. Sie glaubte an Sicherungen, die bei schlechtem Wetter durchbrannten, wenn überlastete Heizungen in alten Häuser zu hart arbeiten mussten. Ja, daran glaubte sie. Sie glaubte auch, dass sie auf Christopher würde warten müssen, damit er das Problem löste.

Sie seufzte und machte sich auf den Weg zu der Küchenzeile. Sie legte die Kondome auf die Theke, schnappte sich ihre Tasche und holte das Handy heraus. Als sie sah, dass sie kein Netz hatte, zog sie eine Grimasse.

Hatte sie tatsächlich gedacht, die schlechte Netzabdeckung könnte einen Ort wie diesen attraktiv machen? Dass es schön wäre, wenn sie und Christopher von der Außenwelt abgeschnitten wären, während sie sich hier vergnügten?

In diesem Moment kam ihr diese Vorstellung verdammt dumm vor. Zumal sie wegen des Stromausfalls auch das Telefon im Haus nicht nutzen konnte. Sie war also vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten.

„Oh, nein“, sagte sie. „Ich spiele die ersten fünf Minuten in einer Krimiserie mit. Ich werde mit einer Axt ermordet werden. Und ich werde als wiedergeborene Jungfrau sterben.“

Sie machte ein finsteres Gesicht und starrte aus dem Fenster. Noch immer keine Spur von Christopher. Aber das Haus gegenüber schien Strom zu haben.

Sie presste die Lippen aufeinander, nicht erfreut bei dem Gedanken, ihren Nachbarn zu stören. Oder ihren Nachbarn zu treffen, denn sie hatte die Stadt in der Absicht verlassen, anonym zu bleiben und keinen Menschen zu sehen.

Sie zog den Gürtel ihrer Jacke fester zu und ging nach draußen.

Leise über die Kälte fluchend, legte sie den Weg zwischen den beiden Häusern zurück. Einen Moment blieb sie vor der größeren Hütte stehen, die hell erleuchtet war und mollig warm wirkte. Offensichtlich war dies die Premium-Unterkunft. Während ihre vermutlich von Nagetieren bewohnt war, die wichtige Leitungen durchgebissen hatten.

Sie schnaubte und klopfte an die Tür. Während sie wartete, trat sie von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. Sie wollte nur Christopher anrufen und herausfinden, wann er ankommen würde, und, falls es noch lange dauerte, eventuell ihren Nachbarn bitten, ihr dabei zu helfen, die Stromversorgung in Gang zu bringen. Oder ihr zumindest zu helfen, ein Feuer zu entzünden.

Die Haustür wurde geöffnet, und Madison blieb das Herz stehen. Der Mann, der dort stand, war groß, so groß, dass sie ihm gerade bis zur Mitte des Oberkörpers reichte. Er hatte breite, muskulöse Schultern und eine schmale Taille. Es war die Art von Körper, die nicht durch Training, sondern harte körperliche Arbeit entstand.

Dann schaute sie nach oben. Gerade Nase, kantiger Kiefer, kurzes braunes Haar und dunkle Augen, deren Blick noch härter war als seine Muskeln. Und viel zu vertraut.

„Was machst du denn hier?“

Sam McCormack biss verärgert die Zähne zusammen, als Madison West die Frage stellte, die ihm selbst auf den Lippen lag.

„Ich habe das Haus gemietet“, antwortete er, bat sie aber nicht hinein. „Ich könnte dir dieselbe Frage stellen.“

Sie trat weiter von einem Fuß auf den anderen, hielt die Arme vor dem Körper verschränkt. „Und du würdest dieselbe Antwort bekommen“, sagte sie. „Ich habe die Hütte auf der anderen Seite der Einfahrt gemietet.“

„Dann bist du hier an der falschen Tür.“ Er machte Anstalten, ihr besagte Tür vor der Nase zuzumachen. Sie streckte eine Hand aus, um ihn aufzuhalten.

„Sam. Musst du immer so unfreundlich sein?“

Eine Frage, die ihm mehr als einmal gestellt worden war. Und er gab seine Standardantwort. „Ja.“

„Sam“, sagte sie verärgert. „Der Strom ist ausgefallen, und mir ist schrecklich kalt. Darf ich reinkommen?“

Er stieß einen tiefen Seufzer aus und trat zur Seite. Er mochte Madison West nicht. Hatte sie nie gemocht. Vor acht Jahren war er bei den Wests als Hufschmied eingestellt worden, und sie hatte in all der Zeit, seit er angefangen hatte, ihre Pferde zu beschlagen, noch kein höfliches Wort für ihn übrig gehabt.

Er für sie allerdings auch nicht.

Sie war aalglatt, blond und eiskalt – und das nicht nur, weil sie gerade aus der Kälte kam. Und er war kein Fan von Eisprinzessinnen. Dennoch, sie hatte irgendetwas an sich, das ihm unter die Haut ging.

„Danke“, sagte sie knapp und trat über die Schwelle.

„Du bist reich und hübsch“, sagte er, während er die Tür hinter ihr schloss. „Und ich bin arm. Und ein mieser Kerl. Es würde mir nicht bekommen, dich draußen im Schnee sterben zu lassen. Ich würde vermutlich gehängt.“

Madison machte eine Show daraus, sich die Schneeflocken von ihrer Jacke zu streichen. „Ich bezweifle sehr, dass du arm bist“, erwiderte sie trocken.

Damit lag sie nicht falsch. Eine Menge hatte sich geändert, seit er vor acht Jahren angefangen hatte, für die Wests zu arbeiten. Mann, eine Menge hatte sich allein im letzten Jahr geändert.

Das Geschäft mit seiner Kunst war in Schwung gekommen und damit auch die Schlosserei und Schmiede, die er mit seinem Bruder Chase führte.

Mittlerweile war er mehr damit beschäftigt, echte kunsthandwerkliche Stücke herzustellen, als sich um die täglichen Routinearbeiten zu kümmern. Der Erlös vom Verkauf eines solchen Objekts reichte für ein ganzes Quartal. Seltsam und komplett anders, als er sich seinen Lebensweg vorgestellt hatte, aber wahr.

Er hatte immer noch Probleme damit, sich als Künstler zu definieren. In seiner Selbsteinschätzung war er immer noch ein Hufschmied. Meistens zu Hause auf der Ranch der Familie, meistens damit beschäftigt, Metall in eine andere Form zu bringen. Zufällig gab es Menschen, die aus irgendeinem Grund viel Geld für dieses Metall ausgeben wollten.

„Nun“, sagte er, „Es kommt immer auf die Perspektive an.“

Sie sah zu ihm auf. Der Blick aus ihren blauen Augen war wie ein Schlag in die Magengrube. Das war noch eine von Madison Wests unangenehmen Eigenschaften. Sie war hübsch. Sie war mehr als hübsch. Sie gehörte zu den Schönheiten, die einen Mann die ganze Nacht wachhielten, hart und voll Verlangen, erotische Fantasien im Kopf.

Sie war auch der Typ Frau, der nach einem Blowjob vermutlich Eiszapfen am Glied eines Mannes hinterließ.

Nein, danke.

„Sicher“, sagte sie und wedelte mit der Hand. „Meine Perspektive ist, dass ich dein Telefon benutzen muss.“

„Hier oben gibt es kein Netz.“

„Festnetz“, sagte sie. „Ich habe keinen Strom. Und kein Handynetz. Die Quelle all meiner Probleme.“

„In diesem Fall, tu dir keinen Zwang an.“ Er drehte sich um, ging in Richtung Küche, wo sich der Festnetzanschluss befand, und reichte ihr das Telefon.

Sie beäugte den Hörer, als wäre er eine lebende Schlange, und schnappte ihn sich dann aus seiner Hand. „Hast du nichts anderes zu tun als hier stehenzubleiben?“

Er zuckte mit den Schultern, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Nein.“

Sie schnaubte verächtlich, dann wählte sie und wartete ungeduldig darauf, dass die Person am anderen Ende abnahm. „Christopher?“

Die körperliche Reaktion, die Sam spürte, als sie den Namen eines anderen Mannes aussprach, kam völlig unerwartet. Sein Magen verkrampfte sich und etwas, das sich verdammt nach Eifersucht anfühlte, flammte in ihm auf.

„Was soll das heißen, du kannst nicht hier hochkommen?“ Sie drehte sich von Sam weg, starrte auf den Boden. „Die Straße ist gesperrt. Okay. Das bedeutet also, ich komme auch nicht wieder runter?“ Es entstand eine Pause. „Richtig. Hoffentlich erfriere ich nicht.“ Wieder eine Pause. „Nein, du musst niemanden anrufen. Ich werde schon nicht erfrieren. Ich rufe vom Telefon des Nachbarn aus an. Vergiss es einfach. Ich habe keinen Handyempfang. Ich rufe dich an, wenn ich wieder Strom habe.“

Sie legte auf.

„Ich vermute, du hattest Pläne.“

Sie sah ihn an, ihre Augen so kalt wie das Wetter. „Hast du das ganz allein herausgefunden?“

„Mit Mühe. Du weißt, Hufschmiede sind nicht für ihre Kombinationsgabe bekannt. Wir sind bekannt dafür, dass wir mit schweren Dingen auf andere schwere Dinge schlagen.“

„Irgendwie wie Höhlenmenschen.“

Er trat einen Schritt auf sie zu. „Irgendwie.“

Sie wich zurück, ihre Wangen nahmen einen Hauch Farbe an. „Da wir nun geklärt haben, dass es im Grunde keinen Unterschied zwischen dir und einem Neandertaler gibt, gehe ich besser zurück in meine dunkle, leere Hütte. Und hoffe darauf, dass du kein heimlicher Serienkiller bist.“

Er musste zugeben, dass er ihre spitze Zunge mochte. Es gab nicht viele Menschen, die solche Wortgefechte mit ihm austrugen. Vermutlich, weil er nicht mit vielen Menschen sprach. „Ist das eine berechtigte Sorge?“

„Ich weiß nicht. Die ganze Situation ist so verrückt, dass ich ohne weiteres in einem Horrorfilm sein könnte, in dem ich die Gefangene eines folternden Kunstschmieds bin, der auch heimlich mordet.“

„Ich schwöre dir, dass ich nicht morde. Wenn du mich draußen mit einer Axt siehst, dann nur, weil ich Brennholz hacke.“

Sie neigte den Kopf, ein Funkeln in den blauen Augen, das nicht eiskalt war, sondern sein Blut in Wallung brachte. „Dann bin ich ja erleichtert. Egal. Ich gehe jetzt. Dunkle, kalte Hütte. Keiner, der auf mich wartet. Wird bestimmt ein toller Abend.“

„Du hast keine Ahnung, warum der Strom ausgefallen ist, und was man tun kann?“, fragte er.

„Nein.“ Sie klang wütend, als würde sie gleich mit dem Fuß aufstampfen.

Verflucht sei sein Gewissen, aber er würde sie nicht in eine leere, dunkle, kalte Hütte zurückkehren lassen. Auch wenn sie ihn immer wie ein Stück Dreck behandelt hatte.

„Lass mich mal einen Blick auf den Sicherungskasten werfen“, erbot er sich.

„Du klingst, als würdest du lieber sterben.“

„Würde ich auch, aber ich werde dich trotzdem nicht sterben lassen.“ Er zog seine schwarze Jacke an und setzte den passenden schwarzen Cowboyhut auf, der am Haken hing. Dann nickte er.

„Danke“, murmelte sie, und er merkte, dass dieses kleine Gebot der Höflichkeit sie viel Überwindung kostete.

Sie gingen zur Tür, er öffnete und wartete darauf, dass sie zuerst hinausging. Seit seiner Ankunft heute morgen war die Außentemperatur drastisch gefallen. Er war auf den Berg gekommen, um seine nächsten Kunstprojekte zu planen. Er gestand es sich nur ungern ein, aber er brauchte irgendwie die Einsamkeit, um sich darüber klarzuwerden, woran er als Nächstes arbeiten wollte.

„Also“, setzte er die Unterhaltung fort. Es ging ihm nicht wirklich um ein Gespräch, sondern eher darum, sie zu nerven und zu sehen, ob er sich wieder einen ihrer typischen tödlichen Blicke einhandeln konnte. „Christopher, hm? Dein Freund?“ Der spitze Stachel der Eifersucht bohrte sich wieder in seinen Bauch. Er versuchte, ihn zu ignorieren.

„Nein“, erwiderte sie kurz angebunden. „Nur ein Bekannter.“

„Verstehe. Du triffst dich also hier mit einem Mann zu einer netten Runde Twister?“

Sie drehte sich zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch. „Kniffel, genau genommen. Ich bin gut darin.“

„Und ich bin sicher, dein … Bekannter hofft darauf, Full House zu erreichen.“

Sie verdrehte die Augen und schaute wieder nach vorn. Schnellen Schrittes lief sie zu ihrer Hütte und öffnete die Tür. „Willkommen“, sagte sie und streckte den Arm aus. „Entschuldige bitte die eisige Kälte und die beklemmende Dunkelheit.“

„Ladies first“, entgegnete er.

Sie schüttelte den Kopf, betrat das Haus, und er folgte ihr und schloss schnell die Tür hinter sich. Es war schon kalt genug in dem dunklen, kleinen Raum. „Du wärst hierher zurückgekehrt und hättest in der Dunkelheit gesessen, wenn ich nicht angeboten hätte, in den Sicherungskasten zu sehen?“

„Vielleicht weiß ich selbst, wie man einen Schalter umlegt, Sam. Hast du daran mal gedacht?“

„Du hast gesagt, du kannst es nicht, Madison.“

„Ich bevorzuge Maddy“, sagte sie.

„Entschuldige, Madison.“

„Ich hätte einfach erfrieren sollen. Dann gäbe es eine Legende über mein tragisches und schönes Ableben in den Bergen.“ Er sagte nichts. Er sah sie einfach an, bis sie seufzte und weitersprach. „Ich weiß nicht, wo der Sicherungskasten ist. Du wirst ihn suchen müssen.“

„Ich denke, das schaffe ich.“ Er ging in die Küche und blieb stehen, als er zwei rote Päckchen auf dem Tresen sah. Ihm wurde heiß, als er erkannte, um was es sich dabei handelte, und was sie zu bedeuten hatten. Er blickte auf und begegnete ihrem schuldbewussten Blick. „Soso, Kniffel.“

„So heißt es bei den Kids.“ Sie legte die Hand über die verräterischen Päckchen.

„Nur, weil sie zu unreif sind, es Sex zu nennen.“

Sie wurde rot. „Oder nicht grob genug.“

Er hatte keine Ahnung, welcher Teufel ihn ritt, und es war ihm auch egal. Er drehte sich zu ihr und legte die Hände auf den Tresen, nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. „Das weiß ich nicht. Aber ich wette, du könntest etwas Grobheit in deinem Leben gebrauchen, Madison West.“

„Willst du damit sagen, dass ich dich brauche?“, fragte sie mit erstickter Stimme.

Es traf ihn wie ein Blitz, und in dem Moment war er verloren. Es spielte keine Rolle, dass er sie für unerträglich hielt, eine zimperliche kleine Prinzessin, die nicht zu schätzen wusste, was sie besaß. Es spielte keine Rolle, dass er hierhergekommen war, um zu arbeiten.

Es zählte nur, dass er schon lange keine Frau mehr angerührt hatte, und Madison West war so nah, dass er nur sein Gewicht etwas verlagern musste und schon konnte er sie in den Arm nehmen.

Er blickte demonstrativ auf ihre Hand. „Nun, du hast ein paar der wichtigsten Zutaten für einen schönen Abend. Alles, was dir zu fehlen scheint, ist der Mann dazu. Ich könnte mir vorstellen, dass der Mann, den du hierher eingeladen hast, nett ist. Ich bin nicht sehr nett, Madison …“, er beugte sich zu ihr, „… aber ich könnte dir mit Sicherheit zu einer guten Zeit verhelfen.“

2. KAPITEL

Das absolut Schlimmste war, dass Sams Worte ihr einen Schauder über den Rücken jagten. Sam McCormack. Warum musste es ausgerechnet Sam McCormack sein?

Sie sollte ihn rauswerfen. Rauswerfen und sich ihrem sehr enttäuschenden Abend widmen, an dem sie sämtliche Orgasmen durch Selbstbefriedigung erlangte. Im Grunde wäre es also ein ganz normaler Freitagabend.

Am liebsten hätte sie sich jammernd auf den Boden geworfen. Es sollte doch kein normaler Freitagabend sein! Sie wollte endlich das Sex-Fasten brechen. Vielleicht war das ja der Grund, weshalb die meisten Leute im Frühjahr eine Affäre hatten. Raues Wetter erschwerte Affären im Winter. Bei kalten Temperaturen behielt man am liebsten die Socken an. Und das war nicht sexy.

Vielleicht sollte ihre Libido noch mal eine Weile Winterschlaf halten. Und erst wieder aufwachen, wenn die Birnbäume blühten.

Sie schaute Sam an, und ihre Libido protestierte lauthals gegen alle Überwinterungspläne. Das war das Problem mit Sam. Er machte sie kirre. Er war genau der Typ Mann, den sie nicht mochte. Er war eingebildet. Er war grob und ungehobelt.

Wann immer sie ihm hilfreiche Hinweise zum Umgang mit den Pferden geben wollte, wenn er als Hufschmied auf das Gut kam, hatte er sie weggeschickt und grundsätzlich keinerlei Respekt gezeigt.

Okay, wenn er angekommen wäre, um ihr zu erklären, wie sie ihren Job machen sollte, hätte sie ihm auch gesagt, dass er sich die Hufschneidezange sonst wo hinstecken könnte. Trotzdem. Es waren schließlich ihre Tiere. Sie hatte also ein Recht darauf, ihre Meinung zu äußern.

Als sie das letzte Mal in die Scheune gekommen war, während er gerade die Pferde beschlug, hatte er nicht einmal aufgeschaut, sondern nur aufs Scheunentor gedeutet und „Raus!“ geschrien.

Ja, er war ein Mistkerl.

Dennoch, es war immer auch etwas Faszinierendes an seinem Anblick: das T-Shirt hauteng, die Muskeln angespannt von der schweren Arbeit, und die Faszination ließ den Hass, der in ihrer Brust brannte, zu einer Farce verkommen.

„Willst du nicht deinen Mantel ausziehen?“, erkundigte er sich in leicht spöttischem Ton. Die Frage löste augenblicklich ein heißes Pulsieren zwischen ihren Schenkeln aus.

Sie konnte ihren Mantel auf keinen Fall ausziehen. Denn sie trug nichts als einen Hauch roter Spitze darunter. Das war alles, woran sie in diesem Moment denken konnte. Daran, wie wenig zwischen Sam und ihrem nackten Körper stand.

Daran, was passieren würde, wenn sie einfach ihren Mantel fallenließ und sich ihm offenbarte.

„Es ist kalt“, fuhr sie ihn an. „Wenn du dich darum kümmern würdest, dass ich wieder Strom habe, statt dazustehen und blöde zweideutige Anspielungen zu machen, dann könnte ich meinen Mantel ausziehen.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du dann darüber nach, mein Angebot anzunehmen, dir eine gute Zeit zu bereiten?“

„Wenn du es schaffst, dass ich wieder Strom habe, dann könnte ich in der Tat darüber nachdenken. Ehrlich gesagt ist das alles, was ich will. Mir Popcorn in der Mikrowelle zubereiten und einen netten Abend genießen.“

Der unerträgliche Mann warf ihr einen Blick zu, der klar sagte: „Mach doch, was du willst!“, und fing an, nach dem Sicherungskasten zu fahnden.

Sie stand eine Weile allein da, die Arme um die Taille geschlungen. Schließlich stieß sie einen tiefen Seufzer aus und folgte ihm. Sie blieb stehen, als sie sah, dass er den Kasten gefunden hatte und die kleinen schwarzen Schalter prüfte.

„Es liegt nicht an einer Sicherung. Es muss noch etwas anderes sein.“ Er schloss den Sicherungskasten. Dann drehte er sich zu ihr. „Du solltest mit zu mir kommen.“

„Nein!“ Die abschlägige Antwort kam etwas zu eifrig. Etwas zu deutlich. „Ich meine – ich kann ein Feuer machen. Es ist in Ordnung. Ich werde nicht erfrieren.“

„Du willst dich mit einer Decke vors Feuer legen? Wie ein trauriges kleines Hündchen?“

„Nein, wie das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern.“

„Das ist ja noch schlimmer. Das Mädchen ist erfroren.“

„Was?“

„Hast du das nicht gewusst?“

„Ich habe den Film gesehen, als ich ein Kind war. Ist das Mädchen wirklich gestorben?“ Maddy blinzelte. „Wie kann man Kindern so eine Geschichte zeigen?“

„Eine frühe Lektion, vielleicht? Das Leben ist trostlos, und dann stirbt man allein?“

„Reizend.“

„Das Leben ist selten reizend.“ Er sah sie weiter an. Sein dunkler Blick war beunruhigend.

„Ich komme hier gut klar“, sagte sie, weil jemand etwas sagen musste.

„Stimmt nicht. Hol deinen Koffer – komm rüber zu mir! Wir können hier das Licht anschalten. Dann sehen wir von drüben, wenn der Strom wieder da ist, und du kannst hierher zurückkehren.“

Es war dumm, seinen Vorschlag abzulehnen. Sie kannte ihn zumindest so gut, dass sie wusste, dass er keine Gefahr für sie darstellte.

Die Alternative war, auf der Couch im Wohnzimmer zu schlafen und alle paar Stunden aufzustehen und sich darum zu kümmern, dass das Feuer nicht erlosch.

Mit zu ihm zu gehen, war definitiv sinnvoller. Doch der Gedanke erfüllte sie mit einer seltsamen Anspannung, die sie nicht ganz abschütteln konnte. Nun, sie wusste genau, was für eine Spannung das war. Sexuelle Spannung.

Zwischen Sam und ihr knisterte es gewaltig. Vielleicht deutete sie es auch falsch. Vielleicht war es auf seiner Seite nur wütendes Knistern und kein wollüstiges.

„Warum musst du so verdammt vernünftig sein?“, fragte sie, drehte sich um und lief in Richtung Treppe.

„Wohin gehst du?“

Sie blieb stehen, drehte sich wieder zu ihm. „Nach oben. Um mich umzuziehen. Und um meine Tasche zu holen. Ich habe Snacks da drin.“

„Ist Snacks ein Euphemismus für etwas Interessantes?“ Er zog eine Augenbraue hoch.

Sie stotterte, war wirklich sprachlos. Was ungewöhnlich und geradezu einmalig war. „Nein“, erwiderte sie gereizt. „Es sind richtige Snacks.“

„Komm zu mir rüber und bring die Snacks mit!“

„Mache ich.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um.

„Vielleicht bringst du auch Kniffel mit.“

Die Worte trafen sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie spürte, dass sie knallrot wurde. Sie sah weder zu ihm hin, noch ging sie auf die Bemerkung ein. Das wollte er bestimmt nicht. Er wollte gewiss nicht das mit ihr spielen, was sie in ihrer Not Kniffel genannt hatte. Und sie wollte es auch nicht mit ihm spielen.

Wenn sie gerade etwas … nervös war, dann nur, weil sie sich auf heißen Sex gefreut hatte und jetzt enttäuscht war. Das war alles.

Sie ging in ihr Schlafzimmer, zog sich Jeans und Sweatshirt an, bevor sie den roten Hauch von Nichts in die Tasche stopfte.

Sie schleppte die Tasche nach unten, und ihr Herz schlug wie verrückt, als Sam wieder in Sichtweite kam. Groß, mit diesen breiten Schultern und unglaublich sexy schien er das perfekte Gegenmittel bei erotischen Enttäuschungen zu sein.

Aber eine unverbindliche Affäre mit einem Mann, den sie mochte, war das eine. Ihn durch einen Mann zu ersetzen, den sie nicht mal mochte? Nein, das kam nicht in Frage.

Auf keinen Fall.

„Okay“, sagte sie. „Lass uns gehen.“

Nachdem sie das freie Zimmer in seiner Hütte bezogen hatte, fühlte sie sich innerlich kribbelig. Sie könnte hierbleiben, doch sie war hungrig. Und Maddy hielt nichts davon, hungrig zu bleiben, wenn es etwas zu essen gab. Ja, sie hatte ein paar zuckerhaltige Dinge in ihrer Tasche, aber sie brauchte Eiweiß.

In der Vergangenheit hatte sie die schrecklichen Soireen, zu denen ihr Vater regelmäßig einlud, tapfer durchgestanden, um an die köstlichen in Bacon gewickelten Appetizer zu kommen.

Sie würde auch Sam McCormack trotzen, um nach Nahrung zu stöbern. Kein Mann würde sich zwischen sie und ihr Abendessen stellen.

Verstohlen machte sie sich auf den Weg nach unten, insgeheim hoffend, dass Sam sich schon für die Nacht zurückgezogen hatte.

Eigentlich kannte sie Sam McCormack gar nicht richtig, aber alles, was sie über ihn wusste, ließ sie vermuten, dass er ein äußerst unangenehmer Mensch war. Okay, abgesehen davon, dass er sie nicht in ihrer kalten Hütte erfrieren ließ. Vielleicht war er doch kein ganz so großer Mistkerl.

Auf leisen Sohlen schlich sie in die Küche.

„Suchst du etwas?“

Sie erschrak, drehte sich um und sah Sam in der Tür stehen, die muskulösen Arme vor der breiten Brust verschränkt. Sie gab ihr Bestes, cool zu wirken. Beherrscht. Nicht interessiert an seinen Muskeln. „Nun …“, sie strich sich das Haar hinters Ohr, „… ich hatte gehofft, etwas Essbares zu finden.“

„Du hast Snacks mitgebracht.“

„Nur Süßes.“

„Und deshalb ist es für dich okay, nach unten zu kommen und mein Steak zu klauen?“

Ihr Magen knurrte. „Du hast ein Steak?“

„Es ist mein Steak.“

Daran hatte sie wirklich nicht gedacht. „Nun, mein … du weißt schon, mein Bekannter. Er sollte Lebensmittel mitbringen. Und entschuldige. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass du persönlich die Lebensmittel in diesem Kühlschrank besorgt hast. Ich hatte einfach Lust auf etwas Eiweißhaltiges.“ Sie bemühte sich, traurig zu wirken. Doch es überraschte sie nicht, dass Sam davon nicht beeindruckt war.

„Ich meine, es wäre irgendwie grausam, vor deinen Augen ein Steak zu essen. Vor allem, wenn ich nicht bereit bin zu teilen.“ Er rieb sich das Kinn. Bei dem kratzenden Geräusch, das seine Bartstoppeln an seiner Handfläche verursachte, lief ihr ein Schauder über den Rücken. Warum auch immer.

„Ich traue dir zu, dass du das wirklich tust. Dass du genüsslich vor meinen Augen ein Steak isst und mich damit reizt.“ Plötzlich klang alles irgendwie erotisch. Was gewiss nur daran lag, dass sie in sexuell aufgeheizter Stimmung war.

Und die wiederum war natürlich auf den Mann zurückzuführen, mit dem sie hatte schlafen wollen. Es lag nicht an Sam. Nicht wirklich.

Er grinste breit. „Das würde ich nie tun, Madison. Wenn du probieren möchtest, dann musst du nur fragen. Nett.“

Sie spürte, dass sie rot wurde. „Kann ich bitte etwas von deinem Steak haben?“

„Brätst du es für mich?“

„Möchtest du, dass es genießbar ist?“

„Das wäre das Ziel, ja“, antwortete er.

Sie hob die Hände, Handflächen nach außen. „Diese Hände kochen nicht.“

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Hinter all der Härte sah sie etwas Schalkhaftes aufblitzen. Sie hatte gewusst, dass Sam gemein war. Sie hatte gewusst, dass er rau war. Aber ihr war nicht klar gewesen, dass er schalkhaft sein konnte. „Was machen diese Hände dann?“

Er ließ die Anspielung wie eine Herausforderung zwischen ihnen in der Luft hängen.

„Hast du Salat? Ich bereite den Salat zu. Du brätst das Steak. Dann können wir essen.“

„Einverstanden. Teilst du dann auch deine Süßigkeiten mit mir?“

Egal, was er sagte, es klang irgendwie anzüglich. Sie musste sich in den Griff bekommen. „Vielleicht“, erwiderte sie, „kommt drauf an, ob du dich so benimmst, dass du was Süßes verdienst.“ Das machte es auch nicht besser.

„Verstehe. Und was betrachtet Madison West als ein Süßes-verdienendes-Benehmen?“

Sie zuckte mit den Schultern, ging an den Kühlschrank und öffnete ihn. „Ich weiß nicht. Nicht völlig unerträglich zu sein?“

„Dein Anspruch ist gering.“

„Glück für dich.“

Sie blickte zu ihm auf und sah, dass sie ihm tatsächlich ein echtes Grinsen entlockt hatte. Der Mann war ein Rätsel. Was ihr total egal sein sollte. Sie sollte dieses Rätsel nicht lösen wollen.

Das Wunderbare an Christopher war, dass es sich mit ihm so einfach gestaltete. Er hatte in Wahrheit nichts mit ihr zu tun. Sie könnten hier oben eine Affäre haben. Das würde ihr Leben in Copper Ridge nicht berühren. Es wäre das Gegenteil zu allem, was sie mit David erlebt hatte. David, der ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte, der ihre beruflichen Ambitionen zerstört und ihr gutes Ansehen in der Gemeinde beschädigt hatte.

Bei der Geschichte mit Christopher ging es allein um Sex. Um nicht mehr und nicht weniger.

Mit Sam wäre es etwas anderes.

Die McCormacks waren zu sehr Teil der Struktur von Copper Ridge. Vor allem seit dem vergangenen Jahr. Sam und sein Bruder Chase hatten die abgehalfterte Ranch der Familie erfolgreich in Schuss gebracht, und irgendwo auf dem Weg dahin war Sam ein gefragter Künstler geworden. Obwohl er sich selbst nie so bezeichnen würde. Er arbeitete immer noch als Hufschmied auf der West-Ranch. Als würde er mit seiner Schmiedekunst nicht viel mehr Geld machen.

Sam war … Nun, er war irgendwie überall in ihrem Alltag. Seine Werke standen in Restaurants und Galerien in der ganzen Stadt. Er selbst tauchte regelmäßig auf der Ranch ihrer Familie auf. Er war absolut nicht die Art Mann, von der sie träumen sollte.

Als gebranntes Kind sollte sie vorsichtiger sein. Tatsächlich war sie das die letzten zehn Jahre auch gewesen. Doch seit sie sich wieder erlaubte, an Sex und Erotik zu denken, fiel es ihr schwer, diese Gedanken auszuschalten. Vor allem, wenn sie während eines Schneesturms bei einem Mann festsaß, für den die Beschreibung stahlharter Körper absolut keine Übertreibung wäre.

Sie machte sich an die Zubereitung des Salats, während Sam zwei Steaks briet. Irgendwann nahm er die Pfanne vom Herd und stellte sie in den Ofen.

„Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“ Fasziniert beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln, während er mit der Pfanne hantierte.

Selbst daheim auf der West Ranch, wo jede Begegnung damit endete, dass sie ihn angiftete, lungerte sie gern in seiner Nähe herum, wenn er die Pferde beschlug, weil das Muskelspiel in seinen Armen eine echte Show war. Und sie würde sich ganz sicher jetzt nicht abwenden, wo besagte Arme ihr so nah waren. Zumal niemand zugegen war und mitkriegte, wie sie ihn angaffte.

Sie besaß einfach nicht die Willenskraft wegzuschauen.

„Nun, Madison, ich esse eben gern. Da gehört Kochen dazu.“

„Richtig“, sagte sie, „da du keine Frau hast. Oder eine Freundin …“ Sie könnte sich ohrfeigen für diese Bemerkung. Es klang so offensichtlich. Als interessierte es sie, ob es eine Frau in seinem Leben gab.

Es interessierte sie nicht. Nun, irgendwie doch. Denn wirklich, sie gaffte keine Männer an, die mit einer anderen Frau zusammen sein könnten. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Sie hatte die kurze heiße Affäre mit einem verheirateten Mann, der in der Reitergemeinde hoch angesehen war, mit zehn Jahren emotionaler Verstörung bezahlt.

„Nein.“ Er legte den Kopf schräg. Sein arroganter Blick stellte merkwürdige Dinge mit ihrem Magen an. „Habe ich nicht.“

„Und ich habe keinen Freund.“ Du meine Güte. Wie verzweifelt klang das denn.

„Du wiederholst dich“, entgegnete er. „Du willst wirklich sichergehen, dass ich weiß, dass Christopher nicht dein Freund ist.“ In seinem Ton schwang etwas mit, das sie nicht ignorieren konnte.

„Weil er es nicht ist. Weil wir kein … Weil wir nie. Dies sollte unser erstes Mal sein.“ In den letzten Jahren war unvermittelte Ehrlichkeit, die andere Menschen in Verlegenheit brachte, ein sehr nützlicher Schutz gewesen, aber heute Abend wirkte besagte Ehrlichkeit ziemlich daneben.

„Ach, tatsächlich?“ Er wirkte plötzlich extrem interessiert.

„Ja“, antwortete sie knapp und versuchte zu überspielen, wie verunsichert sie war. „Ich führe nur ein Tischgespräch.“

„Das ist die Art von Unterhaltung, die du normalerweise beim Abendessen führst?“

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Eigentlich ja. Leute zu schockieren ist irgendwie meine Gesprächsstrategie.“

„Ich finde dich gar nicht so schockierend, Madison. Ich finde es eher amüsant, dass der Schnee dir die Tour vermasselt.“

Sie erstickte fast. „Wein. Hast du Wein?“ Sie drehte sich um und suchte in dem Schrank, der ihr am nächsten war. „Natürlich hast du welchen. Vermutlich hast du auch ein Baguette. Das wäre doch typisch für einen Künstler. Einsame Hütte, Wein und Baguette.“

Er lachte kurz auf. „Ich muss dich leider enttäuschen. Meine künstlerische Begabung wird mit Jack Daniels befeuert.“ Er griff nach oben, öffnete den Schrank neben seinem Kopf und holte eine Flasche Whiskey heraus. „Ich gebe dir gern etwas ab.“

„Hast du Cola light?“

„Nur normale.“

„Dann nehme ich eben eine normale, schließlich wollte ich es heute richtig krachen lassen.“

„Nun, wenn eine Frau Sex erwartet hat und nicht kriegt, dann ist eine normale Cola vermutlich ein schwacher Trost, aber immer noch besser als eine Cola light.“

„Wie wahr.“ Sie beobachtete ihn, während er die Drinks für sie mixte. Er reichte ihr ein Glas, und sie prostete ihm zu, bevor sie nippte. Er war bereits dabei, die Steaks aus dem Ofen zu holen und die Pfanne wieder auf den Herd zu stellen.

Er schnitt eins der Steaks an und prüfte die Farbe im Inneren. „Perfekt.“

Sie runzelte die Stirn. „Warum habe ich nie gemerkt, dass du gar nicht so schrecklich bist?“

Er sah sie gespielt überrascht an. „Nicht schrecklich? Pass auf, wenn du mit solchen Komplimenten um dich wirfst. Ein Mann könnte auf falsche Gedanken kommen.“

Sie verdrehte die Augen. „Stimmt. Ich meine nur, du bist lustig.“

„Wie viel hast du von dem Whiskey getrunken?“

„Einen Schluck. Nicht einmal das.“ Sie starrte auf das Essen, das er jetzt auf Teller gab. „Ich will nicht lügen. Es könnte am Steak liegen.“

„Das ist in Ordnung.“

Er brachte die Teller zum Tisch. Sie holte eine Flasche Salatdressing aus dem Kühlschrank und stellte sie zu dem Getränk neben ihrem Teller. Und dann saß sie plötzlich an einem hübsch gedeckten Tisch mit Sam McCormack, der nicht der Mann war, mit dem sie eigentlich den Abend verbringen wollte.

Vielleicht lag es am Whiskey-Cola. Vielleicht verloren auch ihre vernachlässigten Hormone in Gegenwart eines so wunderbaren Exemplars von Mann die Selbstkontrolle. Vielleicht war es einfach nur Begierde. Vielleicht gab es keine Rechtfertigung für all das. Außer, dass Sam sehr attraktiv war. Der Meinung war sie schon immer gewesen, egal, wie sehr er ihr auf die Nerven ging.

Er war der Typ Mann, bei dem eine Frau sich vergessen könnte. Und sie hatte geglaubt, sie wäre damit durch, Fehler zu machen.

Jetzt fragte sie sich, ob eine Frau vielleicht einmal pro Jahrzehnt Anspruch auf einen hatte.

Den „sicheren“ Fehler, der ihr Leben nicht weiter beeinflussen würde, hatte sie heute nicht gemacht. Dafür bot sich ihr jetzt einer, direkt vor ihr, der das Potential hatte, riesig zu sein. Aber auch sehr, sehr gut.

Sie war nicht mehr so verdammt jung. Sie war absolut nicht naiv. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie war heiß auf Sam. Und zwar schon seit langem.

Sie war so lange vorsichtig gewesen. Hatte so lange nichts getan. Sie hatte es satt.

„Dass Christopher es nicht hier hoch geschafft hat, hat mich sehr enttäuscht“, sagte sie, als Sam den letzten Bissen von seinem Steak in den Mund steckte.

„Klar.“

„Wahnsinnig enttäuscht.“

„Niemand hat gern ‚blaue Eier‘, Maddy, auch wenn du keine hast.“

Sie rang sich ein Lachen ab. „Wahnsinnig komisch.“

Er sah sie an. „Nein, das ist es nicht.“

Sie atmete langsam aus. „Okay, es war nicht so lustig. Hör zu. Der Grund, warum ich mich auf heute Abend gefreut habe, ist, dass ich noch nie Sex mit Christopher hatte. Tatsächlich hatte ich überhaupt keinen Sex in den letzten zehn Jahren. Wie sieht es aus? Kannst du mir helfen, das zu ändern?“

3. KAPITEL

Sam war ziemlich sicher, dass er sich alles nur einbildete. Denn es konnte nicht sein, dass Madison West ihm gerade dieses eindeutige Angebot machte. Schon gar nicht, nachdem sie zugegeben hatte, seit zehn Jahren keinen Sex gehabt zu haben.

Zum Teufel, er hatte gedacht, er wäre der Champion in Sachen Enthaltsamkeit. Aber Maddy hatte ihn da ganz klar geschlagen. Oder auch nicht, denn es konnte eigentlich nicht sein, dass sie das alles wirklich gesagt hatte.

„Bist du betrunken, Madison?“ Es war das Erste, was ihm in den Sinn kam, und es schien wichtig, das herauszufinden.

„Nach einem Whiskey-Cola? Wirklich nicht. Ich bin eine West, verdammt. Wir vertragen Alkohol. Ich bin … unbesonnen, opportunistisch und geil. Sehr geil. Ich … ich brauche es einfach. Sam, weißt du, wie das ist, wenn man zehn Jahre keinen Sex hat? Der Gedanke beherrscht dich. Er definiert dich, auch wenn es nicht so sein sollte. Und du willst nicht, dass es irgendjemand weiß. Meine Güte, kannst du dir überhaupt vorstellen, was los wäre, wenn meine Freundinnen wüssten, dass ich seit zehn Jahren keinen nackten Mann mehr gesehen habe?“ Sie holte tief Luft und fuhr dann fort. „Ich schweife ab. Was ich sagen will: Ich brauche es einfach.“

Sam fühlte sich, als hätte ihm jemand mit dem Brecheisen auf den Kopf geschlagen. Er hatte keine Ahnung, wie er auf diesen Antrag reagieren sollte – dem seltsamsten aller Anträge überhaupt – und dann auch noch von einer Frau, die vor einem Moment noch gestanden hatte, dass sie ihn nicht mochte.

Er hatte Madison immer für einen Snob gehalten. Für eine Nervensäge, wenn auch eine hübsche. Sie war immer wieder aufgetaucht und hatte über ihn die Nase gerümpft, während er seinen Job machte. Als wüsste nur der Adel von Copper Ridge, wie man die niederen Arbeiten, die er zu leisten hatte, richtig ausführte. In der Theorie vielleicht, aber nicht in der Praxis.

Er hasste Leute, die sich die Hände nicht schmutzig machten.

Und er war nie ein Fan von Madison West gewesen.

Er, Sam McCormack, dürfte eigentlich keine Sekunde lang in Erwägung ziehen, ihr Angebot anzunehmen. Niemals. Allerdings war Sam McCormacks bestes Stück sehr interessiert daran, es anzunehmen. Viel interessierter, als er zugeben wollte.

Als er sich vorstellte, von ihren zarten, gepflegten Händen gestreichelt zu werden, war er sofort steinhart. Er selbst hatte raue Hände. Arbeiterhände. Die Art von Händen, die Madison West vermutlich noch nie auf ihrer weichen Haut gespürt hatte.

Verdammt, die Tatsache, dass sie seit zehn Jahren mit keinem Mann zusammen gewesen war, machte diese Annahme noch wahrscheinlicher. Und das törnte ihn unglaublich an. Es war irgendwie verdreht, krank, andererseits erwartete er auch nichts anderes von sich.

Er war vieles. Aber ganz bestimmt kein guter Mensch.

Geil, ja. Sein bestes Stück war bereit zu explodieren, nachdem Sam jahrelang seine Bedürfnisse unterdrückt und so getan hatte, als gäbe es sie nicht.

„Das willst du nicht wirklich?“ Was zum Teufel machte er da? Eröffnete er ihr einen Ausweg, obwohl er sie flachlegen wollte?

Maddy stand auf, wollte sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Er hätte wissen müssen, dass sie seine Worte als Herausforderung verstehen würde. Vielleicht hatte er es ja gewusst und genau deshalb gesagt.

Das würde zu ihm passen.

„Du weißt nicht, was ich will, Sam.“ Sie kam auf ihn zu, wobei sie die Hüften etwas mehr schwingen ließ als üblich.

Es wäre eine Lüge, wenn er behauptete, sich nie ausgemalt zu haben, wie es wäre, die Hände an diese Hüften zu legen und Maddy West an sich zu ziehen. Seine Härte an ihrem weichen Körper zu reiben und sie spüren zu lassen, was ihr snobistischer Blick und ihr Reiches-Mädchen-Gehabe mit ihm machten.

Aber auch wenn er davon geträumt hatte, hätte er nie damit gerechnet, diesen Gedanken jemals Taten folgen zu lassen. Und es hieß auch nicht, dass er es jetzt tun würde.

Dennoch wurde es, je näher sie kam, immer unwahrscheinlicher, dass er Nein sagen würde.

„Ich glaube, nach zehn Jahren Enthaltsamkeit kann man sagen, dass du nicht weißt, was du willst, Madison West.“

„Ich habe immer gewusst, was ich will. Ich habe vielleicht nicht immer die besten Entscheidungen getroffen, aber ich war immer sicher, dass ich es so wollte. In dem Moment jedenfalls.“

„Und so ist es auch jetzt. Du willst mich in diesem Moment. Sonst nichts.“

„Das war der Sinn dieses Wochenendes. Ich wollte etwas haben, was keine Konsequenzen nach sich zieht. Ich wollte etwas für mich haben. Ist das so falsch? Muss ich ein Leben ohne Leidenschaft führen, nur weil ich ein Mal einen Fehler gemacht habe? Werde ich mich für den Rest meines Lebens in Frage stellen? Ich muss einfach … ich muss das Pflaster abreißen.“

„Das Pflaster?“

„Das Sex-Pflaster.“

Er nickte und tat so, als würde er verstehen. „Okay.“

„Ich will es“, sagte sie selbstbewusst.

„Ich … ich soll dir also … eine sexuelle Heilung verschaffen?“

Sie schnaubte. „Lass es nicht so plump klingen. Das hier ist eine ernste Angelegenheit. Ich würde nie über meine sexuellen Bedürfnisse scherzen.“ Sie seufzte verärgert. „Ich gehe es falsch an. Ich bin nur …“

Plötzlich stürzte sie sich auf ihn, schlang die Arme um seinen Hals und presste ihren Mund auf seinen. In dem Moment, als sie es tat, war es, als würde ein Hammer auf heißes Eisen treffen. So starr er vorher gewesen war – in dem Moment gab er nach. Widerstandslos.

Er schlang die Arme um Madisons Körper, strich mit den Händen über ihren Rücken, hinunter zu schmalen Taille und noch tiefer bis zu ihren wunderbaren Hüften. Den Hüften, auf die er in Gedanken so oft seine Hände gelegt hatte.

Es gab kein Zögern. Überhaupt nicht. Es gab nur dies. Nur sie. Nur ihren süßen, berauschenden Geschmack auf seiner Zunge. Zucker, Jack Daniels und etwas, was ganz Maddy war.

Zu reich für ihn. Viel zu teuer für einen Mann wie ihn. Es spielte keine Rolle, was er geworden war, wie viel Geld er auf dem Konto hatte. Er würde immer der bleiben, der er war. Es gab kein Entrinnen. Niemand wusste es. Nicht wirklich. Auch nicht die verschiedenen Frauen, mit denen er im Laufe der Jahre im Bett gewesen war. Nicht sein Bruder Chase.

Niemand kannte Sam McCormack.

Zumindest niemand, der lebte.

Und Madison West auch nicht. Doch hier ging es nicht darum, jemanden wirklich zu kennen. Es ging nur darum, Bedürfnisse zu befriedigen. Und den Gefallen konnte er ihr tun.

Er schob seinen Oberschenkel zwischen ihre Beine, legte die Hand an ihren Po und ermutigte sie, ihre Hüften im Rhythmus seiner Zunge zu bewegen. Ermutigte sie, das schmerzhafte Verlangen zu befriedigen, das zwischen ihren Schenkeln pochte.

Sie legte den Kopf in den Nacken, ihre Haut rötete sich, und in ihm breitete sich tiefe Zufriedenheit aus. Es hätte ihn wirklich überrascht, wenn er nicht der Mistkerl gewesen wäre, der solch eine Situation ausnutzte.

Der die Gelegenheit wahrnahm, diese wunderschöne, elegante Frau zu beobachten, wenn sie in seinen Armen kam.

Sie hatte recht. Das ganze Wochenende könnte ein Ausnahmezustand sein. Ein Moment, in dem sie Dinge genossen, die sie sich normalerweise nie erlauben würden. Dinge, die er sich jahrelang versagt hatte.

Zärtlichkeit, Wärme, Berührung.

All dem hatte er sich jahrelang verschlossen. Warum sollte er es sich jetzt nicht gönnen? Niemand würde es erfahren. Maddy würde dafür sorgen. Sie würde niemals zugeben, dass sie es mit einem Mann getrieben hatte, der im Grunde nur ein besserer Hufschmied war.

Auf keinen Fall.

Damit waren sie beide auf der sicheren Seite.

Sie biss ihn in die Lippe, und er knurrte und schob die Hände unter den Saum ihres Shirts. Er vertiefte den Kuss, ließ seine Fingerspitzen über ihren Rücken wandern, bis er ihren BH fand, öffnete ihn und zog ihn zusammen mit dem Shirt über ihren Kopf, sodass Maddy von der Taille aufwärts nackt war.

„Ich …“ Ihr Gesicht war knallrot. „Ich … ich habe Dessous. Ich wollte nicht …“

„Mich interessieren deine Dessous nicht. Ich will nur dich.“ Er senkte den Kopf und umkreiste eine ihrer aufgerichteten Brustwarzen mit der Zunge. „Ich will deine Haut.“ Er schloss die Lippen um die harte Spitze und sog mit Wollust daran.

„Ich hatte einen Verführungsplan“, flüsterte sie mit bebender Stimme. Er war nicht sicher, ob das ein Protest war oder sogar eine Beschwerde.

„Leidenschaft plant man nicht, Baby“, erwiderte er.

Zumindest er tat es nicht. Denn wenn er klar denken könnte, dann würde er ihr das Shirt wieder anziehen und ihr empfehlen, zurück in ihre eiskalte Hütte zu gehen, wo sie sicher war.

„Ich schon.“ Ihre Zähne klapperten, obwohl es in der Küche sehr war warm. „Ich plane alles.“

„Dies hier nicht. Du bist jetzt ein ganz schlimmes Mädchen, Madison West.“ Er strich mit dem Daumen über ihre feuchten Brustwarzen, zeichnete langsame Kreise, bis Maddy den Rücken durchdrückte und aufschrie. „Du wolltest dieses Wochenende mit einem anderen Mann schlafen, und du hast ihn so verdammt leicht ersetzt. Durch mich. Es spielt für dich keine Rolle, wen du hast. Hauptsache Sex. Stimmt’s?“

Sie winselte, biss sich auf die Lippe, rieb aufreizend ihre Hüften an ihm.

„Braves Mädchen.“ Seine Erregung war so stark, dass er fürchtete, die Nähte seiner Jeans könnten platzen. „Das gefällt mir. Ich mag es, wenn du versaut für mich bist.“

Er bewegte seine Hände, legte sie um ihre Mitte, die Daumen direkt unter ihren Brüsten. Sie war so weich, so zierlich und zerbrechlich. Er hätte so etwas Zartes eigentlich niemals in die Finger bekommen dürfen. Aber er verspürte kein Schamgefühl, sondern nur Erregung. So heiß und hart wie noch nie. „Gefällt dir das? Meine Hände sind rau. Vielleicht etwas zu grob für dich.“

„Nein.“ Eindeutig Protest. „Absolut nicht zu grob für mich!“

Er ließ seine Hände über ihren Rücken wandern und genoss das Gefühl ihrer weichen Haut unter seinen Fingern. Sie krümmte sich, was für ihn das Zeichen war, dass sie es wirklich mochte.

Das machte ihn noch heißer. Härter. Ungeduldiger.

„Du hast hoffentlich nicht diese verdammten Süßigkeiten mitgebracht und die Kondome vergessen.“

„Nein, ich habe die Kondome auch dabei.“

„Du hast immer gewusst, dass es mal so weit zwischen uns kommen würde, nicht wahr?“

Sie sah weg, und die Art, wie sie seinem Blick auswich, verwandelte eine beiläufige Frage in etwas sehr Ernstes.

„Madison.“ Sie sah ihn immer noch nicht an. Er legte die Hand an ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass sie ihn anschauen musste. „Du wusstest die ganze Zeit, dass das hier irgendwann passieren würde, oder?“

Sie antwortete immer noch nicht.

„Ich glaube, du hast es gewusst“, fuhr er fort. „Ich glaube, dass du deshalb nie ein freundliches Wort für mich übrig hattest. Deshalb bist du immer wie von der Tarantel gestochen aus dem Raum gestürmt, sobald ich ihn betreten habe. Weil du wusstest, dass es so enden würde. Weil du das hier wolltest. Weil du mich wolltest.“

Ihre Miene wurde trotzig.

„Madison. Spiel keine Spielchen mit mir. Oder ich gebe dir nicht das, was du haben willst. Du musst es mir sagen. Sag mir, dass du mich immer gewollt hast. Dass du immer meine dreckigen Hände auf deinem Körper spüren wolltest. Deshalb hasst du mich so sehr, oder? Weil du mich willst.“

„Ich …“

„Madison.“ Seine Stimme klang noch fester. „Sag es mir …“, er rieb mit dem Daumen über ihre Brustwarze, „… oder ich höre auf.“

„Ich wollte dich“, sagte sie schnell, aber deutlich.

„Mehr.“ Er erkannte kaum seine eigene Stimme. „Sag mir mehr!“

Es schien plötzlich wichtig zu sein zu wissen, dass sie ihn gewollt hatte. Er wusste nicht, warum. Es war ihm egal, warum.

„Ich habe dich immer begehrt. Vom ersten Moment an. Ich wusste, dass es so sein würde. Ich wusste, dass ich irgendwann auf deinen Schoß klettern und mich lächerlich machen würde, wenn ich mich wie eine Katze an dir reibe. Ich wusste es von Anfang an. Deshalb habe ich stattdessen mit dir gestritten.“

Er verzog den Mund zu einem zufriedenen Lächeln. „Braves Mädchen.“ Er öffnete den Knopf ihrer Jeans und zog den Reißverschluss langsam hinunter. „Du hast uns beide gerade sehr glücklich gemacht.“ Er schob seine Fingerspitzen unter den Saum ihres Höschens und hielt den Atem an, als er spürte, wie heiß und feucht sie schon war. Es war viel zu lange her, dass er eine samtweiche, begehrenswerte Frau berührt hatte.

Viel zu lange, dass er überhaupt Begierde verspürt hatte.

Aber Madison war nicht Elizabeth. Und das hier war nicht dasselbe.

Er brauchte nicht über sie nachzudenken. Er würde es nicht tun. Nicht heute Abend.

Er verdrängte jeden Gedanken an Elizabeth und freute sich stattdessen an den Lauten, die Madison von sich gab, als er mit den Fingern die Stelle berührte, an der sie sich am meisten nach ihm sehnte. Als er mit einem Finger tief in sie eindrang, spürte er, dass sie bereits kurz davor war zu kommen. Er könnte hier auf diesem Stuhl in sie eindringen. Sie hart und fest nehmen, und sie würde kommen. Er wusste es.

Doch sie hatte seit zehn Jahren keinen Sex gehabt und er seit fast fünf Jahren. Sie hatten beide mehr verdient. Sie hatten etwas Besseres verdient. Zumindest hatten sie ein verdammtes Bett verdient.

Diesen Gedanken im Kopf, schlang er die Arme fester um sie, legte die Hände unter ihren Po, stand auf und hob sie hoch. Sie legte die Beine um seine Taille, während er sie durch die Küche in Richtung Treppe trug.

Maddy quietschte wenig elegant. „Es passiert wirklich.“ Sie klang leicht benommen.

„Hast du nicht gesagt, du bist nicht betrunken?“

„Bin ich auch nicht.“

„Dann versuch, nicht so überrascht zu wirken. Denn das bringt mich dazu, Dinge in Frage zu stellen. Und das will ich nicht. Ich will einfach nur dich.“

Sie erschauderte. „Du bist anders als die meisten Männer, die ich kenne.“

„Schöne Jungs mit aufgestellten Kragen und pastellfarbenen Poloshirts? Ich muss eine echte Enttäuschung sein.“

„Offensichtlich nicht. Offensichtlich mache ich mir nichts aus Männern in pastellfarbenen Poloshirts, sonst wäre ich in den letzten zehn Jahren oft flachgelegt worden.“

Er stieß die Schlafzimmertür auf, warf Maddy auf das Bett, das viel zu schmal war für die akrobatischen Übungen, die er heute Nacht mit ihr anstellen wollte. Dann trat er zurück und bewunderte sie. Sie trug nichts weiter als die halb offene Jeans, die tief auf ihren Hüften saß. Ihr Bauch bewegte sich bei jedem Atemzug, ihre Brüste hoben und senkten sich.

„Hast du auf mich gewartet?“ In seiner Stimme schwang leichter Spott mit, weil er wusste, dass sie das mochte.

Sie hatte es immer gemocht, sich verbal mit ihm zu messen. Sie würde es auch jetzt mögen. Und ihm gefiel es ebenfalls. Vielleicht hatte das alles ja gar nichts mit ihr zu tun. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er so viel Blödsinn im Kopf hatte, der rausmusste.

„Du kannst mich mal.“ Sie rutschte hoch, bis ihr Kopf auf dem Kissen lag. Dann legte sie die Hände hinter den Kopf und sah Sam scharf an. „Komm schon, Cowboy. Zieh dich aus.“

„Oh nein, Maddy, du gibst nicht den Ton an.“

„Zehn Jahre, Sam. Zehn Jahre. So lange habe ich keinen nackten Mann gesehen. Und lass dir eines gesagt sein: Ich habe nie einen Mann wie dich nackt gesehen.“ Sie hielt einen Finger hoch. „Einen Mann nur. Einen einzigen langweiligen Mann. Und der war nicht einmal gut.“

„Du hast zehn Jahre lang keinen Sex gehabt, und dein letzter Lover war nicht einmal gut? Ich hatte irgendwie gehofft, dass er so gut war, dass du bei dem Gedanken an den Sex mit ihm noch Jahre später weiche Knie bekommen hast und deshalb keine Lust hattest, dir einen neuen Liebhaber zu suchen.“

„Wenn es nur so wäre. Ich hatte nie weiche Knie. Aber jetzt habe ich welche, und dabei hast du noch nicht mal deine Hose ausgezogen.“

„Rede weiter. Das törnt mich an.“

Sie hob eine Schulter. „Ich bin gut im Reden. Es ist das, was ich am besten kann.“

„Ich hoffe nicht, Baby. Ich hoffe, dein Mund ist auch für viele andere Dinge gut.“

Er sah, wie sich ihre Brüste hoben. Ihre Augen wurden groß und rund. Lächelnd zog er sich das Hemd über den Kopf. Ihre Reaktion war besser, als er erwartet hatte. Es war lange her, dass ihn eine Frau so angesehen hatte.

Sicher, Frauen musterten ihn oft anerkennend. Das passierte immer wieder. Aber das hier war anders. Dies war heiße, unverhüllte Begierde. Und Maddy gab sich keine Mühe, sie zu verbergen. Warum sollte sie auch? Sie waren beide hier, um Sex zu haben. Keine Tabus, keine Kleidung, gar nichts. Warum also schüchtern sein? Warum sich die Mühe machen, so zu tun, als ginge es hier um etwas anderes als um die Befriedigung ihrer Lust? Und wenn es nur darum ging, warum sollte sich einer von ihnen die Mühe machen, diese Lust zu verbergen?

„Wenn du mich weiter so ansiehst, Süße, dann ist es schnell vorbei.“

„Tu das nicht.“ Ein laszives Lächeln umspielte ihre Lippen. „So bringst du mir nichts.“

„Keine Angst, Baby. Ich bekomme ihn mehr als einmal hoch.“

Zumindest hatte er das mal gekonnt, wenn er sich richtig erinnerte.

„Gut, dass ich drei Schachteln Kondome mitgebracht habe.“

„Für zwei Tage? Du hattest viel vor an diesem Wochenende.“

„Zehn Jahre“, wiederholte sie.

„Ein Punkt für dich.“

Langsam öffnete er seinen Gürtel. Die Art, wie sie sich die Lippen leckte, ihre lustvollen Seufzer, während ihr Blick jeder seiner Bewegungen folgte, steigerte seine Erregung zusätzlich.

Er war schon eine verdammt lange Zeit nicht allein mit einer Frau im Schlafzimmer gewesen. Und das alles holte ihn jetzt ein.

Sich verschließen, ein gemeiner Mistkerl sein, der keinen an sich heranließ? Das war einfach. Es machte das Vergessen einfach. Er sperrte die Welt aus, schob alles von sich. War wieder so, wie er kurz nach dem Tod seiner Eltern gewesen war, als er nichts anderes spüren konnte als seine Trauer.

So hatte er es auch die letzten fünf Jahre gehalten. So war er mit einem Verlust umgegangen, den es nie hätte geben dürfen. Den es nicht gegeben hätte, wenn er nur einen Hauch von Selbstbeherrschung und Anstand besessen hätte.

Und jetzt, heute Abend, bewies er, dass er anscheinend immer noch keine Selbstbeherrschung und keinen Anstand besaß. Auch gut. Denn er würde es tun.

Er würde mit ihr schlafen.

Er schob die Jeans über seine schmalen Hüften, zeigte Maddy das Ausmaß seiner Begierde und genoss es, wie sich ihre Augen weiteten, als er seinen Körper ihrem hungrigen Blick ganz offenbarte.

„Ich habe noch nie einen so großen gesehen“, murmelte sie.

Er lachte. „Sagst du das, weil du glaubst, dass Männer das hören wollen?“

„Nein, ich sage das, weil es stimmt. Es ist der größte, und ich will ihn.“

„Baby, du kannst ihn haben.“

Maddy drehte sich auf den Bauch und kroch auf allen Vieren über das Bett. Sie so zu sehen, bescherte ihm fast einen Herzinfarkt. An der Bettkante richtete sie sich auf und strich mit ihren Fingernägeln über seinen Oberkörper, beugte sich dann vor und leckte über die Spitze seiner Erektion.

Er schauderte bei der Berührung, sein Glied zuckte, als sie mit der Zungenspitze daran entlangfuhr und ihn schließlich ganz in den Mund nahm. Sie summte, und er spürte die Vibration im ganzen Körper, seine Hoden zogen sich zusammen. Er würde dieses Spiel verlieren. Hier und jetzt, wie ein unreifer Teenager, wenn er sich nicht in den Griff bekam. Oder sie in den Griff bekam.

Er entschied sich für die zweite Option.

Er griff in ihr Haar und zog ihren Kopf zurück. „Wenn du so weitermachst, ist es wirklich gleich vorbei.“

Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen funkelten. „Ich habe es noch nie so sehr genossen wie jetzt.“

Sie tat seinem Ego richtig gut. Das hatte ein Mann wie er gar nicht verdient. Aber verdammt, er würde es annehmen.

„Du kannst mehr davon haben. Später. Aber jetzt muss ich in dir sein.“

„Genau genommen warst du in mir.“

„Und so sehr ich es mag, in deinem hübschen Mund zu sein, das ist nicht das, was ich jetzt will.“ Er biss die Zähne zusammen und sah sich im Zimmer um. „Die Kondome?“

Madison krabbelte aus dem Bett und schälte sich auf dem Weg zu ihrem Koffer aus ihren Jeans und ihrem Höschen. Sie öffnete den Koffer, durchwühlte ihn hektisch und zog die beiden Päckchen heraus, die er vorher schon gesehen hatte.

Alles in allem genoss er den kleinen Triumph, dass er derjenige war, der diese Kondome benutzen würde. Er kannte Christopher nicht, doch dieser arme Kerl saß jetzt mit einem Steifen zu Hause, während er es mit Maddy trieb. Er würde es genießen.

Madison drehte sich zu ihm, und der Anblick des verführerischen hellen Dreiecks zwischen ihren Schenkeln jagte eine heiße Welle der Begierde durch seinen Körper. Maddy sah ihn unverwandt an, während sie sich ihm wieder näherte und eins der Kondome wie einen Preis hochhielt.

Sie riss das Folienpäckchen auf, setzte sich aufs Bett und rollte das Kondom über seine Erektion. Dann legte sie sich wieder auf die Kissen und spreizte die Beine. Sie wandte den Blick ab, jetzt, da sie diese verletzliche Stellung eingenommen hatte.

„Okay“, sagte sie. „Ich bin bereit.“

Sie war es nicht. Bei weitem nicht.

Zehn Jahre.

Und er war im Begriff gewesen, ohne jegliches Feingefühl in sie einzudringen. Eine Frau, die zehn Jahre lang enthaltsam gelebt hatte, verdiente mehr als das. Sie verdiente mehr als einen Orgasmus. Verdammt, sie verdiente mehr als zwei.

Er war nie ein großer Fan von Madison West gewesen, doch heute Abend waren sie Verbündete. Verbündete in Sachen Lust. Und er würde seinen Teil der Abmachung so gut einhalten, dass sie beim Gedanken an diese Nacht noch lange weiche Knie bekommen würde.

„Noch nicht ganz, Maddy.“ Er kniete sich vor das Bett, zog sie zu sich heran und legte ihre Beine über seine Schultern, bis ihre intimste Stelle direkt vor seinem Mund war und er sie schmecken konnte.

„Sam!“, schrie Maddy.

„Jetzt tu nicht so, als wärst du prüde, Maddy“, sagte er. „Ich hatte zu viele Gespräche mit dir, um das zu glauben.“

„Ich habe nie … Niemand hat jemals …“

„Dann ist es Zeit, dass es jemand tut.“

Er senkte den Kopf und leckte sie. Langsam, wie ein Eis, für das man sich Zeit nahm. Als wäre sie eine Delikatesse, von der er nicht genug bekommen konnte.

Weil es so war.

Sie war warm und süß, viel besser als jede Frau, an die er sich erinnern konnte.

Wenn er sich in einem Moment verlieren könnte, dann wäre es dieser.

Und ganz sicher kein Moment, in dem er Metall erhitzte und hämmerte und mit den Schlägen versuchte, sich von seinen Schuldgefühlen zu befreien. Er verlor sich auch nicht in seinen verdammten Skulpturen. Die waren eine zutiefst persönliche Sache, die er angefangen hatte, mit der Welt zu teilen, obwohl er längst noch nicht sicher war, dass der Rest der Welt sehen sollte, was er in sich verbarg.

Zum Teufel, er selbst wollte nicht sehen, was er in sich verbarg.

Er machte eine Menge Geld damit, dass er etwas von seiner Persönlichkeit aus sich heraushämmerte und in ein Produkt steckte, das sich gut verkaufte. Das Geld konnte er gut gebrauchen, keine Frage. Aber das hieß noch lange nicht, dass es angenehm war.

Doch nichts davon spielte eine Rolle. Nicht jetzt. Nicht, solange es Maddy gab. Und ihren süßen Geschmack von Zucker und Whiskey.

Er leckte sie, bis sie aufschrie, und dann drang er mit zwei Fingern in sie ein, schnell und fast grob, bis ihr Orgasmus über sie beide hinwegfegte.

Dann richtete er sich auf. „Jetzt“, sagte er mit belegter Stimme. „Jetzt bist du bereit.“

4. KAPITEL

Maddy zitterte von Kopf bis Fuß, und sie wusste tatsächlich nicht, ob sie noch mehr aushalten würde. Sie hatte noch nie – in ihrem ganzen Leben – einen Orgasmus wie diesen gehabt. Noch immer bebte er in ihrem Körper nach, erzeugte kleine Wellen, die sie bei jedem Atemzug durchströmten.

Und es sollte noch mehr geben. Sie waren nicht fertig. Darüber war sie froh. Sie wollte noch nicht fertig sein. Doch gleichzeitig war sie nicht sicher, ob sie den Rest bewältigen konnte. Aber da war Sam über ihr, so heiß und hart und männlich, dass sie ihn unmöglich zurückweisen konnte. Was sie auch gar nicht wollte.

Sie sah ihn an, sah, wie breit seine Schultern und seine Brust waren, sah, wie sich sein Oberkörper zur Taille hin verjüngte, sah seinen flachen Waschbrettbauch.

Er sah so aus, als hätte man ihren Traummann aus ihren tiefsten Fantasien in die Wirklichkeit geholt. Ihr wurde klar, dass Christopher nicht mal ansatzweise ein Traummann war. Vielleicht stellte eine Affäre mit ihm aus diesem Grund keine Gefahr für sie dar. Sam dagegen war immer gefährlich gewesen.

Bei Christopher war es ein Dahinplätschern. Sam McCormick hatte die Kraft, einen Tsunami der Empfindungen in ihr auszulösen.

Maddy wollte sich eigentlich von keinem Mann aufs offene Meer hinaus schwemmen lassen. Doch in diesem Fall verfügte sie ja über eine sichere Rettungsweste: ihre generelle Abneigung gegen Sam. Außerdem würde ihre gemeinsame Zeit nur auf dieses Wochenende beschränkt sein. Was spielte es also für eine Rolle, wenn sie sich vom Sturm ein wenig durchschütteln ließ? Gar keine. Sie war frei. Frei, dies hier so oft zu genießen, wie sie wollte.

Und wie sie es wollte! Unbändiges Verlangen durchflutete sie und wollte befriedigt werden.

Und er hatte die besten Voraussetzungen, sie zu befriedigen. Sie ließ ihren Blick tiefer wandern, bis hinunter zu dem eindeutigen Beweis seiner Männlichkeit. Sie hatte nicht gelogen, als sie sagte, er hätte den Größten, den sie je gesehen hatte. Beinahe machte er ihr ein wenig Angst.

„Jetzt“, sagte sie. Zwar war sie nicht ganz sicher, ob sie wirklich bereit für ihn war, aber sie wollte auch nicht länger auf ihn warten.

„Bist du sicher?“ Er beugte sich vor, stützte sich mit einer Hand auf dem Kopfteil des Bettes ab, schwebte über ihr wie die Verkörperung der fleischlichen Versuchung. Gerade außer Reichweite, doch nah genug, dass sie seinen männlichen Duft riechen konnte. So weit entfernt, dass er ihr nicht gab, was sie brauchte. Noch nicht.

Sie fühlte sich leer. Verspürte die tiefe Sehnsucht, ihn ganz in sich aufzunehmen, auch wenn es fast unmöglich schien. Denn sonst würde die Leere bleiben. Und das konnte sie nicht ertragen. Keine Sekunde länger.

„Bitte“, flehte sie. Und es war ihr egal, dass sie ausgerechnet Sam anflehte, den Mann, den sie in den letzten Jahren immer beschimpft und schikaniert hatte, sobald er auf ihre Ranch kam.

Ja, es war ihr egal. Sie würde alles tun, damit er ihr die Befriedigung schenkte, die sein Körper zu geben versprach.

Er schob die Hüften vor, die Spitze seiner Männlichkeit stieß gegen ihre empfindlichste Stelle. Ein Beben jagte durch ihren Körper, als er ihre heiße Mitte neckte und reizte, sich aber immer wieder zurückzog.

Sie fluchte leise. Es war ein kraftloser Laut in dem fast stillen Raum. Sie hatte keine Ahnung, wo die harte Maddy geblieben war. Die schlagfertige, flapsige Frau, die alle anderen mit Worten auf Abstand hielt. Die mit jeder Situation umgehen konnte, als wäre es keine große Sache.

„Bitte“, wiederholte sie.

Er schob seine Hüften weiter vor und drang aufreizend langsam, Zentimeter für Zentimeter, in sie ein. Sie keuchte, als er ganz in ihr war. Trotz seiner Größe verspürte sie nur Lust und keinen Schmerz.

Sie schlang die Beine um seine schmalen Hüften und nahm ihn noch tiefer in sich auf.

„Ja“, stöhnte sie, und eine Welle der Lust rollte über sie hinweg, gefolgt von dem Gefühl, dass es nicht genug war, dass es nie genug sein würde.

Dann begann er, sich zu bewegen. Sofort fachte er ihre Erregung weiter an, bis sie Höhen erreichte, die Maddy nie für möglich gehalten hätte. Er war zunächst maßvoll, achtete darauf, einen Rhythmus zu finden, der ihr half, sich der Vollendung zu nähern. Doch sie brauchte seine Vorsicht nicht. Sie wollte sie nicht. Sie wollte sich einfach vom Sturm mitreißen lassen.

Sie neigte den Kopf, kratzte mit den Zähnen entlang der Sehne an seinem Hals, die zum Bersten angespannt schien, ein Zeichen seiner schwer erkämpften Selbstbeherrschung.

Und das war’s.

Ein Stöhnen drang tief aus seiner Kehle. Seine Bewegungen wurden härter, schneller. Er folgte keinem anderen Rhythmus mehr als seinem eigenen. Das gefiel ihr. Sie genoss es. Er packte ihre Hüften, zog sie bei jedem Stoß an sich. Gröber. Tiefer. Schmerzhafter. Er gab ihr genau das, was sie brauchte, und es war ihr nicht einmal bewusst gewesen.

Sie küsste ihn leidenschaftlich, während er sich weiter in ihr bewegte. Sie klammerte sich an ihn, krallte ihre Fingernägel in seine Haut. Doch sie wusste, dass er nichts gegen den Schmerz hatte. Sie wusste es, weil es auch ihr nichts ausmachte. Wusste es, weil seine Stöße noch schneller, noch härter kamen, und auch er sich dem Höhepunkt näherte, während er ihre Lust immer mehr steigerte.

Plötzlich packte es sie, tief in ihr, eine kraftvolle Ekstase, gegen die sie machtlos war. Sie erstarrte. Der Schrei, der tief aus ihrer Kehle drang, passte nicht zu der Frau, die sie normalerweise war. Er war nicht kontrolliert, er war nicht schön, er hatte keinen besonderen Zweck. Er war einfach nur da. Ein Ausdruck dessen, was sie empfand. Jenseits ihrer Selbstbeherrschung, jenseits ihrer Grenzen.

Sie wurde erschüttert von ihrem Verlangen nach diesem Mann, von der Intensität des Orgasmus, der durch ihren Körper tobte. Und dann, als sie gerade wieder atmen konnte, fand auch er die ersehnte Erlösung.

Die Intensität seines Höhepunkts jagte eine weitere Welle der Lust durch ihren Körper. Sie sie klammerte sich noch fester an Sam. Sie brauchte ihn, um Halt zu finden, hier im Bett, auf der Erde, oder sie würde sich völlig verlieren.

Langsam landete sie wieder auf dem Boden der Tatsachen. An einen Fremden geklammert, dem sie gerade ihr intimstes Ich gezeigt hatte. Bei dem sie die Kontrolle über sich verloren hatte, wie es ihr niemals bei jemanden passiert wäre, den sie besser kannte. Vielleicht war das hier ja der einzige Weg, jemals diese Art von Freiheit zu erleben? Der einzige Weg, sich so gehen zu lassen. Was hatte sie bei Sam zu verlieren? Er hatte bereits eine schlechte Meinung von ihr. Wen interessierte es also, wenn er sie jetzt für eine Sexbesessene hielt?

Er löste sich von ihr, und sie legte den Arm über ihre Augen. Ihr eigenes Keuchen hallte in ihren Ohren wider.

Nachdem ihr Atem sich einigermaßen beruhigt hatte, nahm sie den Arm vom Gesicht, öffnete die Lider und sah, dass Sam nicht mehr im Zimmer war. Vermutlich war er ins Bad gegangen. Gut so. Sie brauchte einen Moment für sich.

Er kehrte schneller zurück, als sie gehofft hatte, ganz der zufriedene, große, muskulöse Mann. Es war sein Gesichtsausdruck, der die Anspannung in ihrer Brust löste. Er sah nicht verärgert aus. Er sah nicht aus, als würde er sie verurteilen. Und er sah nicht so aus, als wäre er in sie verliebt oder im Begriff, Versprechungen zu machen, die sie nicht hören wollte.

Nein, er sah einfach nur befriedigt aus. Genauso befriedigt, wie sie es war.

„Wahnsinn“, sagte er und legte sich neben sie aufs Bett. Er zog ihren nackten Körper an sich. Sie spürte, dass ein Lächeln ihre Lippen umspielte. „Das hat sich gerade wie das Paradies angefühlt.“

„Du bist ja romantisch.“ Sie lächelte noch breiter. Weil dieser Moment perfekt war. Absolut perfekt.

„Du willst nicht, dass ich romantisch bin“, erwiderte er.

„Nein.“ Sie fühlte sich glücklich, sogar in Hochstimmung. „Ganz bestimmt nicht.“

„Ich soll schlimm und unanständig sein. Damit du deine Fantasie ausleben kannst, es mit einem Mann zu treiben, der weit unter dir ist.“

„Ich denke nicht, dass du unter mir bist, Sam“, sagte sie. Er packte sie um die Hüften, hob sie auf sich und lächelte.

„Jetzt bin ich es.“

„Du bist unersättlich. Und schrecklich.“

„Für eine Wochenendaffäre, Süße. Das ist alles, was du wirklich brauchst.“

„Ach, verdammt. Was, wenn die Straße wieder frei ist, und Christopher versucht, hier hoch zu kommen?“

„Ich stehe nicht wirklich auf einen flotten Dreier.“ Er verstärkte seinen Griff. „Und ich teile nicht.“

„Keine Sorge. Ich verspüre nicht den Wunsch auf Sex mit ihm.“

„Habe ich dich für ihn ruiniert?“

Autor

Maisey Yates
<p>Schon von klein auf wusste Maisey Yates ganz genau, was sie einmal werden wollte: Autorin. <br/>Sobald sie mit einem Stift umgehen und ihre erste Worte zu Papier bringen konnte, wurde sie von der Leidenschaft fürs Schreiben gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. <br/><br/>Von da an konnte nichts und niemand...
Mehr erfahren
Jessica Lemmon
Mehr erfahren
Charlene Sands
<p>Alles begann damit, dass der Vater von Charlene Sands, ihr als Kind die schönsten, brillantesten und fantastischsten Geschichten erzählte. Er erfand Geschichten von plündernden Piraten, mächtigen Königen und Sagen von Helden und Rittern. In diesen Erzählungen war Charlene immer die Prinzessin, Königin oder Heldin um die gekämpft oder die gerettet...
Mehr erfahren