Baccara Collection Band 469

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SINNLICHE NACHT MIT FOLGEN von LAQUETTE

Die sexy Fremde an der Bar flirtet so heiß mit Lennox, dass er sich auf einen One-Night-Stand einlässt. Ein Fehler? Er steckt im Wahlkampf für das Amt des New Yorker Bürgermeisters – und Amara entpuppt sich als die Anwältin seines Rivalen! Hat sie ihn in eine Falle gelockt?

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Der Bassist Maxton McCoy ist einfach unwiderstehlich attraktiv! Aber Tontechnikerin Teagan hat aus ihrer letzten, desaströsen Beziehung mit einem Musiker gelernt: Nie wieder will sie am Ende mit gebrochenem Herzen dastehen! Ist eine unverbindliche Affäre die Lösung?

GEFÄHRLICH ERREGENDE NÄHE von KIRA SINCLAIR

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  • Erscheinungstag 23.03.2024
  • Bandnummer 469
  • ISBN / Artikelnummer 9783751523073
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

LaQuette, Kianna Alexander, Kira Sinclair

BACCARA COLLECTION BAND 469

1. KAPITEL

„Was ich gesagt habe, gilt.“

Amara Angel Devereaux-Rodriguez versuchte mit aller Macht, sich von den Worten ihres Großvaters nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Sein Tonfall war lässig und entspannt, als säße er Zeitung lesend am Frühstückstisch, statt bei einem Zoom-Meeting über Verträge sprechen, in denen es um Milliarden-Beträge ging.

Aber genau das machte ihren Großvater so gut in seinem Job. Seine Unaufgeregtheit war wie eine tödliche Waffe, und bis die gegnerische Seite das realisiert hatte, waren seine Deals meist längst unter Dach und Fach.

„Das kannst du nicht machen, Großvater.“ Ihre Stimme war ruhig, aber ihre zusammengebissenen Zähne und ihre steife Körperhaltung verrieten, wie angespannt sie war.

„Ich habe zu viel Arbeit in unser Unternehmen investiert, als dass du mir jetzt einfach so den Teppich unter den Füßen wegziehen könntest.“

Er saß mit ungerührter Miene im Arbeitszimmer von Devereaux Manor und ließ seinen Blick über das Dokument in seiner Hand wandern. Dann setzte er seine Lesebrille ab und schaute sie zum ersten Mal während ihres Zoom-Meetings direkt an.

„Kann ich nicht?“ Er hob eine Augenbraue und richtete sich in seinem Stuhl auf. „Ich bin der Boss von Devereaux Incorporated – und ich kann tun und lassen, was ich will. Nur weil ich zurzeit weniger im Büro bin und deinem Onkel Ace bei seiner Krankheit beistehe, heißt das nicht, dass ich nicht mehr das Sagen habe. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich werde erst in den Ruhestand gehen, wenn der Deal mit Falcon Development abgeschlossen ist.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, ihre aufsteigende Wut zu unterdrücken. „Ich habe in den letzten drei Jahren mehr Geld für diese Firma verdient als jeder andere Anwalt hier – dich eingeschlossen. Dein Plan war, in den Sonnenuntergang zu segeln und mir die Zügel zu überlassen. Und dann schmeißt du plötzlich alles über den Haufen und drängst mich zur Seite? Was denkst du dir eigentlich dabei?!“

Kaum hatte sie das gesagt, realisierte sie, dass sie den Mund zu voll genommen hatte. Ja, David Devereaux war ihr liebender Großvater, aber er duldete keine Respektlosigkeit. Von niemandem. An der Art, wie er sich langsam nach vorne beugte, sah sie genau, dass es gleich richtig ungemütlich für sie werden würde.

„Amara, das Verhalten, das du gerade gezeigt hast, ist genau der Grund, warum ich dir die Zügel noch nicht überlassen werde. Du bist brillant und durchsetzungsfähig. Aber du weißt noch nicht, wie man ans Ziel kommt, ohne dabei jedes Hindernis mit einem Bulldozer plattzumachen.“

„Meine Methoden waren bisher kein Thema. Und dass ich diesem Unternehmen Unmengen von Geld eingebracht habe, hat dich bisher auch nicht gestört. Ich sehe das Problem nicht.“

„Das Problem …“ Er hielt inne. Seine Gesichtszüge wurden plötzlich weicher, und Amara wusste, dass sie in diesem Moment nicht mehr die schwierige Mitarbeiterin für ihn war, sondern sein einziges Enkelkind.

Er lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine langen Finger ineinander. Er war groß und schlank und trug den marineblauen Anzug von Brooks Brother, den er so liebte. Seine freundlichen, dunkelbraunen Augen, die immer voller Stolz auf Amara geschaut hatten, waren von einer Traurigkeit überschattet, die etwas in ihr tief berührte.

„Das Problem“, fuhr er fort, „ist, dass deine Alles-oder-nichts-Haltung bei manchen Geschäften nicht funktioniert. Deine größte Stärke – und deine größte Schwäche – ist, dass du immer versuchst, den finanziell einträglichsten Deal zustande zu bringen. Und Geld ist großartig – aber es ist nicht alles, mein Mädchen. Es beunruhigt mich, dass du das noch nicht zu wissen scheinst. Weil es dir eine Menge Ärger einbringen wird. Erfolg hat mit dem Herzen zu tun, nicht mit dem Bankkonto. Und weil du das nicht verstehst, hast du dich von Falcon Development dazu überreden lassen, dass wir die Baugenehmigung von der Stadtverwaltung selbst einholen.“

Sie zuckte mit den Schultern. Mit dem Herzen konnte man keine Rechnungen bezahlen. Das konnte man nur mit harter Währung.

„Ich verstehe nicht, was das Problem sein soll. Wir verdienen mehr Geld, wenn wir uns selbst um die Baugenehmigungen kümmern. Und wir haben schließlich eine Menge Erfahrung darin, bürokratische Hürden zu überwinden.“

Er schüttelte den Kopf.

„Ja, normalerweise ist Bürokratie kein Problem für uns. Aber das Grundstück, das wir bebauen wollen, liegt mitten im Bezirk von Lennox Carlisle. Hättest du dir die Mühe gemacht, etwas über diesen Stadtrat zu erfahren, wüsstest du, dass er Unternehmen wie unsere für die Gentrifizierung und die Vertreibung der Bewohner aus diesem Viertel verantwortlich macht. Aktuell kandidiert er mit denselben Argumenten für das Amt des Bürgermeisters von New York. Und genau das ist der Grund, warum Falcon uns vertraglich verpflichtet hat, die Genehmigungen an ihrer Stelle einzuholen. Lennox Carlisle hat Falcon bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Ohrfeige verpasst. Und das Gleiche wird er jetzt mit uns tun. Aber dein Ehrgeiz, diesen Deal abzuschließen, hat dich blind gemacht.“

Amara zuckte zusammen, als ob er sie geschlagen hätte. Sie war sehr akribisch bei ihren Recherchen, und wenn der Mann wirklich so ein Problem wäre, hätte sie davon gewusst.

„Das ist keine große Sache, Großvater.“

„Die Tatsache, dass du das nicht als Problem siehst, ist der Grund, warum ich dir bei diesem Deal nicht die Führung überlassen kann. Im Gegensatz zu einigen anderen Politikern lässt sich Carlisle nicht von den Vorzügen des Reichtums beeindrucken. Wenn du die Verhandlungen führst, wird er uns nie geben, was wir brauchen. Er spricht die Sprache des Herzens, und du sprichst die Sprache des Geldes. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich will dich bei diesem Deal nicht dabeihaben.“

„So etwas hättest du meiner Mutter nie angetan. Wenn sie noch für das Unternehmen arbeiten würde …“

„Wenn sie noch für das Unternehmen arbeiten würde“, unterbrach er sie, „müsste ich dieses Gespräch gar nicht erst führen. Weil sie genau wüsste, worauf es ankommt. Dass deine Mutter sich aus dem Anwaltsberuf zurückgezogen hat, war der schlimmste Schlag, den diese Firma je einstecken musste. Wenn sie und dein Vater nicht so glücklich wären, würde ich sie immer noch anflehen, zurückzukommen. Sie hat verstanden, dass man Herz braucht, um wirklich Erfolg zu haben. Ich warte noch immer darauf, dass auch du diese Lektion lernst.“

Sie sah die Enttäuschung in seinen Augen und wusste, dass nichts, was sie sagte, seine Meinung ändern würde. Als ihre Mutter Ja’Net Devereaux-Rodriguez vor Jahrzehnten ihren Abschluss an der juristischen Fakultät gemacht hatte, war sie von ihrem Vater auf ein Podest gestellt worden. Und er würde niemanden ihren Platz einnehmen lassen – auch nicht ihre Tochter.

Sie seufzte. „Ich habe keine Zeit für so etwas. Ich muss Jeremiah anrufen und ihn ins Büro holen. Martha führt irgendetwas im Schilde. Und was auch immer es ist, es kann nichts Gutes sein. Wir müssen vorbereitet sein, falls sie versucht, Treys Ernennung zum CEO zu sabotieren.“

Der Themenwechsel war nicht nur eine Ablenkungstaktik. Amaras Großonkel Ace Devereaux hatte Devereaux Incorporated zu einem Milliardenunternehmen gemacht, und seit er krank geworden war, befand sich die Firma in einer Krise. Zurzeit leitete Jeremiah Benton, der mit sechzehn Jahren von Ace adoptiert worden war, das Unternehmen. Er war die stärkste Stütze ihres Großonkels, und er versuchte mit aller Macht, Aces Schwester Martha davon abzuhalten, alles zu zerstören, was ihr Bruder aufgebaut hatte. In Aces Enkelin Trey Devereaux hatte Jeremiah eine Verbündete gefunden, und sie sollte jetzt nach dem Willen aller zum zweiten CEO ernannt werden. Nach dem Willen fast aller – Martha war der Meinung, dass ihr dieser Job zustand, und tat alles, um Sand ins Getriebe zu streuen.

Amara beendete das Zoom-Meeting, indem sie mit erzwungener Ruhe sagte. „Du wirst noch sehen, dass du einen Fehler gemacht hast, Großvater.“

Sie würde nicht zulassen, dass er ihren Blutdruck in die Höhe trieb. Die Devereauxs wurden nicht wütend – sie präsentierten ihre Rechnung. Amara musste nur noch herausfinden, wie das in ihrer aktuellen Situation aussehen könnte.

„Wenn du nur dastehst und mich anstarrst, kannst du dich auch gleich verziehen. Wie die anderen verängstigten kleinen Kakerlaken, die gerade diesen Raum verlassen haben.“

Amara stand in dem leeren Konferenzraum und starrte ihre Großtante Martha an. Die kurzfristig einberufene Vorstandssitzung, wegen der sie so besorgt gewesen war, hatte vor wenigen Augenblicken mit einem erfreulichen Ergebnis geendet. Zumindest erfreulich für das Unternehmen und diejenigen, die es zu retten versuchten – nicht so sehr für Martha, wie es schien. Der Vorstand hatte Trey und Jeremiah zu CEOs gewählt.

„Tante Martha“, begann Amara vorsichtig, „ich weiß, dass das gerade eine Enttäuschung für dich war. Aber wenn du dir die Zeit nehmen würdest, Trey besser kennenzulernen, würdest du dich viel sicherer fühlen mit ihr und Jeremiah an der Spitze des Unternehmens. Ich bin davon überzeugt, dass die heutige Entscheidung das Beste für Devereaux Incorporated ist. Und für die Familie.“

Martha stand langsam auf. Ihre Stimme war unheimlich ruhig. „Süße kleine Amara. Du weißt doch selbst nur zu gut, dass das, was gut für die Firma und die Familie ist, irgendwie nie gut ist für die Frauen in dieser Familie. Die im Übrigen die ganze Arbeit machen.“

„Wovon redest du? Trey ist auch eine Frau.“

„Trey ist eine Marionette, die benutzt wird, um die vorsintflutliche Nachfolgeregelung meines Bruders aufrechtzuerhalten. Diejenigen von uns, die frischen Wind in die Geschäfte bringen wollen, werden nach wie vor aufs Abstellgleis gestellt.“

„Tantchen, es waren ein paar lange Tage. Mein Gehirn ist zu erschöpft, um deine Rätsel zu entschlüsseln.“

Marthas Lächeln jagte Amara einen kalten Schauer über den Rücken. „Amara, du bist klug und entschlossen. Und du widersetzt dich jeder Regel, die meine Brüder aufgestellt haben. Du weißt genau, wovon ich spreche. Alles, was du jemals gewollt hast, wurde dir verwehrt, weil du die Dinge nicht so machst, wie dein Großvater es will.“

Martha stand auf, klemmte sich ihre Clutch unter den Arm und legte Amara sanft eine Hand auf die Wange.

„Gefällt es dir, wie du hier behandelt wirst?“ Sie lächelte versonnen. „Und willst du für immer im Schatten deiner Mutter leben?“

Amara antwortete nicht. Sie hatte Angst davor, wie ihre ehrliche Antwort ausfallen würde.

„Wenn du nicht für das kämpfst, was dir zusteht“, sagte Martha eindringlich, „wirst du dich irgendwann in der gleichen Lage wiederfinden wie ich – verleumdet, abgewiesen und vergessen von denen, die dich eigentlich lieben sollten.“

„Tante Martha“, unterbrach Amara sie mit fester Stimme. „Ich bin nicht du.“

Martha hob eine Augenbraue und warf Amara einen Blick zu, der deutlich machte, dass sie fand, dass ihre Großnichte keine Ahnung vom Leben hatte.

Dann drückte sie ihr einen sanften Kuss auf die Wange und ließ sie allein in dem großen Raum zurück.

Amara wollte es sich nicht eingestehen, aber die Parallelen zwischen Martha und ihr selbst waren offensichtlich.

Doch das Schlimmste war die Angst, dass ihr Schmerz sie eines Tages genauso verbittert und missgünstig machen könnte wie ihre Großtante.

„Hi, Ian. Einen Amaretto Sour bitte.“

Der freundliche Barkeeper im The Vault nickte Amara lächelnd zu und machte sich an die Arbeit.

„Harten Tag gehabt, Amara?“

„Na ja. Wenn du die Beförderung, auf die du scharf warst, nicht bekommen hast, weil dein Chef dich zu aggressiv für den Job findet, trifft harter Tag es irgendwie nicht richtig, finde ich.“

„Oha, das klingt, als hätten sie dich mit dem Label aggressive schwarze Frau ausgehebelt.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du hast dir einen Doppelten verdient.“ Er schüttete eine ordentliche Portion des Cocktails in ein Glas und schob ihr dieses über die Theke. „Sag Bescheid, wenn du Nachschub brauchst.“

„Werde ich mit Sicherheit brauchen. Ein paar Hot Wings wären auch toll.“

Er hob zustimmend seinen Daumen und ging zum Telefon, um ihr Essen zu bestellen.

Erleichtert, einen Moment allein zu haben, starrte sie auf ihren Drink. Was für ein Klischee – hier saß sie nun allein in einer Bar, leckte ihre Wunden und versuchte, sich mit Alkohol über ihre beruflichen Rückschläge hinwegzutrösten. Aber Ian hatte recht. Ihr Großvater hatte ihr wirklich das Label aggressive schwarze Frau übergestülpt. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr ärgerte sie sich.

Als Tochter einer afroamerikanischen Mutter und eines afrokubanischen Vaters hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, dass schwarze Frauen nur zu gern stereotypisiert wurden. Was es dieses Mal so schlimm machte, war, dass es jetzt jemand aus ihrer eigenen Familie getan hatte.

Amara hatte nie woanders als bei Devereaux Incorporated arbeiten wollen. Hier konnte sie ihre Brillanz zeigen und sich auszeichnen, ohne sich mit frauenfeindlichem Mist herumschlagen zu müssen. Die Weigerung ihres Großvaters, ihr bei dem aktuellen Deal die Führung zu überlassen, war einfach nur dumm und unvernünftig! Sie war das Beste, was Devereaux Incorporated zu bieten hatte. Und das sollte nicht gut genug sein, um ihr die Beförderung, die sie verdiente, zu geben?

Sie seufzte und murmelte: „Wie bin ich bloß hier gelandet?“

„Das kann ich leider nicht beantworten.“ Die weiche, tiefe Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihrem Selbstmitleid ab. „Ich kann nur sagen, dass ich persönlich es nicht so schlecht finde, dass du hier gelandet bist.“

Ihr lag eine schlagfertige Erwiderung auf der Zunge, doch als sie aufblickte und das zu der Stimme gehörende Gesicht sah, verpuffte ihre Schlagfertigkeit von einem Moment auf den anderen. Der Mann neben ihr hatte goldbraune Haut und haselnussfarbene Augen. Seine vollen Lippen wurden von einem dünnen Ziegenbart umrahmt. Er war extrem gut aussehend, aber da war noch etwas anderes … Er kam ihr irgendwie bekannt vor.

Er streckte seine Hand aus und schenkte ihr ein breites Lächeln. „Ich bin Len.“

Als sie nicht reagierte, ließ er die Hand sinken und neigte entschuldigend den Kopf.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht belästigen. Ich lasse dich besser mit deinem Drink allein.“

Sie sah ihm in die Augen und erkannte ihn mit einem Schock. Das war Lennox Carlisle, die Person, die im Mittelpunkt all ihrer gegenwärtigen Probleme stand. Sie sah ihn prüfend an, um festzustellen, ob er sie auch wiedererkannte. Aber zu ihrer Überraschung schien er das nicht zu tun.

„Ist schon okay“, antwortete sie. „Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich hatte bloß einen schwierigen Tag.“

„Es ist nicht unhöflich, wenn man mit seinen Gedanken allein sein will. Und nur weil ich Lust hatte, mich mit dir zu unterhalten, bist du noch lange nicht verpflichtet, dich mit mir abzugeben. Es tut mir leid, dass ich dich gestört habe.“

Er stand auf und klopfte auf den Tresen, um die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen. „Hey, Ian, alles, was die Dame heute Abend bestellt, geht auf mich.“

Sie hob abwehrend die Hände. „Das ist nicht nötig.“

Er zuckte mit den Schultern. „Nein. Aber jeder hat ab und zu eine Auszeit verdient. Ich hoffe, dein Tag wird heute noch besser.“

Er lächelte ihr noch einmal zu und durchquerte dann mit seinem Drink in der Hand den langen Raum, um schließlich in dem Flur Richtung Büro zu verschwinden.

Amara sah ihm nachdenklich hinterher. Sie war sich nicht ganz sicher, was gerade passiert war, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es ihr gefiel.

Ihr Großvater hatte sich heute als frauenfeindlicher Idiot erwiesen, aber dieser Fremde hatte ihr eine Art von Freundlichkeit entgegengebracht, die ihr irgendwie Hoffnung machte. Hoffnung auf was? Sie hatte keine Ahnung.

Aber sie war neugierig darauf, es herauszufinden.

2. KAPITEL

„Hey, Mann, wo bist du gerade?“

Lennox schaute auf. Sein bester Freund Carter saß auf der Kante seines Schreibtischs und schaute ihn fragend an.

„Tut mir leid“, antwortete Lennox. „Ich war mit den Gedanken woanders.“

„Ist mir schon klar“, antwortete Carter. „Aber ich habe gesagt, keine Arbeit in diesen vier Wänden. Hör auf, dir den Kopf über das nächste Rededuell zu zerbrechen. Chill einfach ein bisschen mit deinem alten Kumpel Carter, okay? The Vault ist die angesagteste Bar für erfolgreiche und viel beschäftigte Leute wie dich. Und zwar, um zu entspannen. Ob vorne an der Bar oder – wie in deinem exklusiven Fall – hier hinten in meinem bescheidenen Büro.“

Carter hatte nicht unrecht. Wenn Lennox mehr Zeit hier verbringen könnte als in seinem Büro, würde er es definitiv tun. Aber wenn man es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die einfachen Leute davor zu bewahren, von großen Unternehmen zerquetscht zu werden, blieb nicht viel Zeit für Privates.

Er ließ sich seufzend auf dem breiten Sofa neben dem Schreibtisch nieder und breitete die Arme auf der Rückenlehne aus. „Ich wünschte, es wäre die Arbeit.“

Abgesehen von seiner Familie gab es niemanden, dem Lennox mehr vertraute als Carter Jimenez. In seiner Gegenwart konnte er aus seiner üblichen Rolle aussteigen und sich wirklich öffnen.

„Ich bin gerade dieser Frau an der Bar begegnet …“

„Jemand, den du kennst?“

Lennox schüttelte den Kopf. „Nein. Sie war … offenbar hatte sie einen harten Tag.“

Carter verschränkte die Arme vor der Brust, und ein teuflisches Grinsen umspielte seine Lippen. „Lass mich raten, sie sah nicht zufällig umwerfend aus?“

Als Lennox nicht antwortete, stieß Carter einen Pfiff aus. „Mann, hör auf, so zu tun, als ob du dir Sorgen darum machst, wie der Tag dieser Fremden lief. Wenn du jemanden siehst, der dir gefällt, geh ran!“

„Sagt der Mann, der seit Jahren Single …“ Carters Gesicht überschattete sich, und Lennox bedauerte sofort seine unbedachten Worte. „Sorry, Mann. Ich wollte dich nicht …“

Carter fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, atmete tief durch und richtete dann wieder seinen Blick auf Lennox.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Len. Du hast recht, ich sollte niemandem Beziehungstipps geben. Es ist vier Jahre her, dass Michelle gestorben ist. Und ich habe immer noch nicht den Mut gefunden, mich wieder auf jemanden einzulassen. Sie war meine Welt.“

„Du hast Unglaubliches durchgemacht, Carter. Deine Frau bei einem tragischen Unfall zu verlieren und ein einjähriges Kind allein großzuziehen, wäre für die meisten Menschen eine komplette Überforderung. Dass du das geschafft und außerdem noch eine überaus erfolgreiche Bar eröffnet hast, ist weit mehr, als ich unter diesen Umständen hätte bewältigen können. Apropos Kind, wie geht es meiner süßen Patentochter?“

Carters fünfjährige Tochter Nevaeh war so ziemlich der Mittelpunkt im Leben ihres Vaters.

„Ich glaube, sie hat zu viel Zeit mit meiner Mutter verbracht. Mama liegt mir seit Monaten damit in den Ohren, dass ich zu viel arbeite und noch immer Single bin. Und jetzt hat Nevaeh begonnen, mir all die hübschen Männer und Frauen zu zeigen, mit denen ich mich ihrer Meinung nach treffen sollte.“

Lennox schüttelte den Kopf und lachte. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Nevaeh so etwas tat. Vor ein paar Monaten hatte sie zufällig ein Gespräch mitbekommen, in dem es um einen bisexuellen Bekannten ging. Als Carter merkte, dass seine Tochter im Raum war, zuckte er nicht einmal mit der Wimper. Er setzte sich einfach zu ihr und erklärte ihr in altersgerechter Sprache, dass auch er sich sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen fühlte.

Das war es, was Lennox an seinem Freund am meisten bewunderte. Wenn es um seine Tochter ging, tat er, was getan werden musste. Das bedeutete auch, dass er sich nie vor den schwierigen Seiten des Elternseins scheute.

Carter grinste ihn an. „Egal, zurück zum eigentlichen Thema. Was ist jetzt mit dieser Frau an der Bar?“

Lennox winkte ab. „Nee, Mann. Mein Wahlkampf ist in vollem Gange. Definitiv nicht die richtige Zeit, sich auf jemandem einzulassen.“

„Wer hat denn von sich einlassen geredet? Da gäbe es ja noch ein paar andere Optionen – zum Beispiel guten Sex haben.“

„Oh Mann“, stöhnte Lennox. „Dagegen hätte ich absolut nichts.“

Carter stand auf und ging zur Tür. „Ich habe heute Abend einen Kellner weniger, das heißt, ich muss selber einspringen. Du kannst hier chillen, so lange du willst.“

„Danke, Mann.“ Lennox ließ sich noch tiefer in die Couch sinken und seufzte. „Könntest du mir bei Gelegenheit ein Bier vorbeischicken?“

Als Carter gegangen war, schloss Lennox die Augen und genoss einen Moment lang die Stille. Während des Wahlkampfs war alles laut und in Bewegung. Wenn er ehrlich war, war das der Teil, den er am meisten an seiner Arbeit als Politiker hasste.

Nichts war erfüllender für ihn als die harte Arbeit für die Menschen in Brooklyn. Aber jetzt, wo er für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, musste er sich permanent darauf konzentrieren, wie gut er seine Rolle im Wahlkampf spielte.

Doch er wusste, wofür er es tat. Die ärmeren Viertel in Brooklyn wurden momentan so schnell gentrifiziert, dass die ursprünglichen Bewohner keine Chance hatten, in ihrer angestammten Nachbarschaft zu bleiben.

Die ersten Anzeichen eines Spannungskopfschmerzes kribbelten in seinen Schläfen. Er schloss die Augen und holte ein paar Mal tief Luft, um sich wieder zu sammeln. Heute hast du frei. Entspann dich einfach.

Es würde zwischen den Vorwahlen und dem eigentlichen Wahltag nicht mehr allzu viele dieser Momente geben. Er sollte die Zeit also besser nutzen.

Das Bild von der Frau an der Bar tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. Ihre weiche, hellbraune Haut. Ihre runden Hüften und ihre üppigen Schenkel. Das Feuer in ihren Augen, als sie sich ihm zugewandt hatte.

Sie strahlte eine scharfe Intelligenz aus, der er nicht widerstehen konnte. So umwerfend sie auch aussah – es war dieses besondere Etwas in ihrer Ausstrahlung, das sie unwiderstehlich für ihn machte. Mit dieser Frau war nicht zu spaßen – und das brachte ihn dazu, alles über sie wissen zu wollen.

Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sein Leben würde bald im Chaos versinken, und in den nächsten Monaten würde er unter scharfer Beobachtung stehen. Wie hatte sein Wahlkampfmanager John es ausgedrückt?

Mach keine Dummheiten und behalte deinen Schwanz in der Hose. Dann könntest du das Ding gewinnen.

Ein leises Klopfen unterbrach seine Gedanken. Carter hatte immer ein super Timing – ein kaltes Bier war genau das, was Lennox jetzt brauchte, um auf andere Gedanken zu kommen.

Er stand auf, war mit zwei langen Schritten an der Tür und öffnete sie schwungvoll „Danke, Mann. Ich wollte gerade …“

Er stoppte mitten im Satz. Vor ihm stand die umwerfende Frau, die er nicht aus dem Kopf bekommen hatte. Sie lehnte lässig im Türrahmen und zwinkerte ihm zu.

„Du wolltest gerade was?“

Er ließ seinen Blick über ihre üppigen Formen gleiten und machte sich nicht die Mühe, zu verbergen, wie gut ihm gefiel, was er sah.

Sie wartete seine Antwort nicht ab. „Ian steckt bis über beide Ohren in Arbeit, also habe ich ihm angeboten, dieses Bier ins Büro zu bringen. Ich wusste nicht, dass du es sein würdest.“

Sie reichte ihm eine ungeöffnete Bierflasche und schenkte ihm ein leicht verruchtes Lächeln. „Aber das ist eigentlich eine ganz angenehme Überraschung.“

„Als wir vorhin miteinander gesprochen haben, warst du nicht gerade bester Laune.“

„Stimmt. Aber dann war ein Fremder an der Bar supernett zu mir. Einfach so. Aus irgendeinem Grund hat das meine Stimmung gehoben.“

„Jetzt, wo deine Laune besser ist, möchtest du vielleicht reinkommen und mir Gesellschaft leisten?“

„Ich will mich nicht aufdrängen.“

„Das tust du nicht“, antwortete er und machte einen Schritt zur Seite. Sie trat langsam ein, setzte sich entspannt auf die Couch und musterte in mit laszivem Blick. Er blieb einen Moment lang an der geschlossenen Tür stehen.

Du machst einen Fehler, Lennox. Du weißt nichts über diese Frau.

Nein, er wusste nichts über sie. Aber das hielt ihn leider nicht davon ab, sich neben sie auf die Couch zu setzen.

Er nahm einen Schuck von dem kühlen Bier und überlegte, was er zu ihr sagen sollte. Er hatte normalerweise keine Probleme damit, mit schönen Frauen zu sprechen. Aber wenn man versuchte, Bürgermeister von New York City zu werden, musste man sich zweimal überlegen, was man sagte und was man tat.

Sie musterte ihn, ließ ihren Blick langsam über seinen Körper gleiten. Dann reichte sie ihm die Hand und schenkte ihm einen sinnlichen Blick, der ihn augenblicklich in Flammen setzte. „Ich bin übrigens Angel“, sagte sie mit belegter Stimme.

Er erwiderte ihren Händedruck und versuchte mit aller Macht, sich von der Berührung ihrer weichen Haut nicht komplett aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. „Ein schöner Name. Ich heiße Lennox.“

Sie lächelte ihn an, als wisse sie mehr als er. Dabei hielt sie seine Hand und ließ ihren Daumen sanft über seine Fingerknöchel streichen. Diese Geste in Kombination mit dem Feuer in ihren Augen sagte ihm deutlich, dass sie beide an dasselbe dachten. Einen Moment lang saßen sie unbeweglich da und schauten sich an.

„Nun“, brach sie schließlich das Schweigen. „Ich will dich nicht weiter stören. Ich nehme an, dass du hier hinten bist und nicht in der Bar, heißt, dass dir nicht nach Gesellschaft zumute ist.“

Sie stand auf.

Er räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin hierhergekommen, um der Menge zu entfliehen. Aber das ist nicht der Grund, warum du gehen solltest.“

„Okay … Und was ist dann der Grund, warum ich gehen sollte?“

Er zögerte einen Moment und presste seine Lippen aufeinander, um zu verhindern, dass die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, einfach so heraussprudelten.

Sie legte den Kopf schief und taxierte ihn unter schweren Lidern. „Komm schon, Lennox. Jetzt nicht schüchtern werden. Sprich aus, was du denkst.“

Alles an ihr war so unglaublich sexy. Er liebte diese rohe Wildheit, die sie wie eine zweite Haut trug.

„Du solltest gehen, weil ich unbedingt herausfinden will, ob dieses Gefühl in mir auf Gegenseitigkeit beruht. Dieses Gefühl, dich hier und jetzt auf dem Schreibtisch nehmen zu wollen. Denn wenn es so ist … wenn es dir genauso geht wie mir … weiß ich nicht, ob ich genug Willensstärke hätte, dieser Lust zu widerstehen.“

So, er hatte ihr die Wahrheit gesagt. Wenn sie klug war, würde sie sich jetzt verabschieden und das hier würde nie mehr werden als ein kleiner Flirt.

Doch sie machte keine Anstalten zu gehen. Stattdessen kam sie so nah an ihn heran, dass der seidige, schwarze Stoff, der ihre üppigen Hüften umspielte, nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Er stöhnte leise.

„Ich hoffe, du weißt, was du tust, Angel.“

„Keine Sorge, das tue ich.“ Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß und legte ihre Hand um seinen Nacken. „Ich habe das Gefühl, dass das hier so gut wird, wie ich es mir vorstelle.“

Er strich mit seinen kräftigen Händen über ihre Hüften, fasste sie fest an der Taille und zog sie an sich. Sie rieb sich sanft an seinem längst hart gewordenen Schwanz, und er zog scharf die Luft ein.

„Und was genau stellst du dir vor, Angel?“

Sie legte den Kopf schief und ließ ihre Hände über die Knöpfe seines Hemdes wandern. „Dass wir herauszufinden, ob das Gefühl, von dem du gerade gesprochen hast, auf Gegenseitigkeit beruht. Du weißt schon … wir … der Schreibtisch …“

Er stöhnte auf, als ihre weichen Lippen seinen Hals berührten. „Angel. Zwischen uns kann es nicht mehr geben als das hier. Für mehr ist im Moment kein Raum in meinem Leben.“

Sie legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen und lächelte ihn an. „Ganz ruhig, Lennox.“ Die bestimmte Art, wie sie seinen Namen aussprach, ließ sein Herz härter gegen seine Brust schlagen. „Ich hatte einen wirklich harten Tag, und ein bisschen gedankenloser Spaß mit dir würde mir sehr helfen, mich zu entspannen. Abgesehen davon brauche ich im Moment nichts anderes. Meinst du, du hältst es aus, ein bisschen Ekstase mit mir zu genießen – und sonst nichts?“

Er nickte. Dann packte er sie, schob sie von seinem Schoß und stand auf. Ohne ihren sinnlich über das Sofa gegossenen Körper aus den Augen zu lassen, ging er zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um.

„Steh auf“, sagte er heiser.

Sie stand auf und ging langsam zum Schreibtisch. Dann lehnte sie sich lässig dagegen und schloss die Augen. Es war der erregendste Anblick, den er je gesehen hatte.

Das war der Moment, in dem sein Gehirn aufhörte zu arbeiten. Er ging mit schnellen Schritten auf sie zu, packte sie an den Hüften und erlaubte seinen Lippen endlich, die ihren zu berühren. Er brannte innerlich, und als sie ihre Finger unter sein Hemd gleiten ließ und seine Haut berührte, ließ das die hungrigen Flammen, die ihn verzehren wollten, nur noch heißer brennen.

Er schob ihren schwarzen Seidenrock hoch und strich mit einem harten Finger fest über den Stoff ihres Slips. Sie schloss die Augen und warf den Kopf zurück. Mit der anderen Hand knöpfte er geschickt ihre Bluse auf. Ihre üppigen Brüste in dem sexy schwarzen Spitzen-BH raubten ihm einen Moment den Atem. Er begann, mit beiden Händen ihre Brüste zu liebkosen. Dann spürte er, wie ihre Hände den Reißverschluss seiner Hose öffneten und kühn seinen harten Penis umfassten. Er stöhnte tief auf und gab sich dem Gleiten ihrer Finger über die Länge seines Schafts hin. Nach ein paar Sekunden zog er ihre Hand weg.

„Zu viel davon und keiner von uns wird bekommen, was er will.“

Ohne seinen Blick von ihren Brüsten zu lassen, ließ er seine Hand langsam über die glatte, hellbraune Haut ihres Schenkels gleiten, bis er ihren Schamhügel erreicht hatte. Dann rieb er – wieder durch den Stoff ihres Slips – mit seinem Finger über ihre Klitoris. Sie stöhnte auf und presste ihre vollen Lippen auf die seinen. Seine Zunge erkundete ihren Mund, und seine Finger schoben gleichzeitig den seidigen Stoff ihres Slips zu Seite und machten sich an die Erkundung ihrer Vulva.

Sie belohnte ihn mit einem sinnlichen Kreisen ihrer Hüften. Es war, als tanze ihr Geschlecht mit seinen Fingern. Als er tiefer in ihre Hitze eindrang, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und gab sich seufzend seinen Liebkosungen hin. In dem Maße, wie die Bewegungen seiner Finger schneller wurden, beschleunigte sich auch ihr Atem. Sie ritt seine Hand mit der größten Entschlossenheit, die er je erlebt hatte, und ihr immer tiefer werdendes Stöhnen verriet ihm, dass sie auf einen heftigen Orgasmus zusteuerte.

Entschlossen, sie über die Klippe zu stoßen, strich er sanft mit seinem Daumen über ihren Kitzler, während seine Finger noch immer in ihrer Tiefe vergraben waren. Sie wimmerte, erst leise, dann immer lauter, bis sie schließlich mit einem lang gezogenen heiseren Schrei kam. Ihr in Ektase verzerrtes Gesicht zu beobachten, steigerte seine Erregung ins Unermessliche.

Als sie schließlich von ihrem Höhepunkt herunterkam, löste er sich lange genug von ihr, um ein Kondom aus seiner Brieftasche zu fischen. Er verschwendete keine Zeit mit seiner Kleidung, sondern befreite seinen harten, ungeduldigen Penis aus seiner Hose und zog sich vorsichtig das Kondom über.

Mit der einen Hand packte er ihre Hüfte, während seine andere Hand ihre Brüste aus dem BH befreite und ihre harten Nippel streichelte. Sie schob ihm ihren Unterleib entgegen, offensichtlich gierig auf mehr. Er ließ sich nicht lange bitten. Langsam und konzentriert drang er in sie ein.

Als er in den Tiefen ihres Körpers versank, war es, als kehre er in eine lang verlorene Heimat zurück.

Sie passten zueinander wie Schloss und Schlüssel. Von dem Moment an, als sein Fleisch das ihre berührte, waren sie im Einklang mit den Bewegungen des anderen.

Egal, wie schnell und hart er sie nahm. Egal, wie langsam und zurückgenommen er in sie hinein- und wieder hinausglitt. Wie auch immer sein Tempo war, sie gab ihm die perfekte Antwort auf jede seiner Bewegungen. Während er sie vögelte, bedeckte er ihren Körper mit seinen Küssen. Er ließ keinen Zentimeter ihres Halses und ihrer Brüste unbedeckt, und ihr Keuchen signalisierte ihm deutlich, wie sehr ihr Körper es liebte, von ihm verschlungen zu werden.

Als er spürte, dass ihr zweiter Orgasmus nahte, ließ er jede Kontrolle los. Sie spannte ihre Muskeln um seinen Penis, um seinen Höhepunkt zu verlängern, und kam selbst mit einem lang gezogenen Wimmern. Die gegenseitige Befreiung war das perfekte Ende für diesen gemeinsamen Moment. Für einen Moment, der sich nicht wiederholen durfte.

Wenn der Sex zwischen ihnen schon jetzt so gut war, wie wäre es dann erst, wenn sie mehr voneinander wüssten als ihre Vornamen? Ihm war klar, dass der Sex mit ihr das Potenzial hatte, ihn süchtig zu machen – ein Luxus, den er sich definitiv nicht leisten konnte. Er hatte schließlich eine Wahl zu gewinnen.

Als er endlich in der Lage war, seine Atmung zu verlangsamen, löste er sich von ihr. Er machte sich daran, das Kondom zu entfernen, und erstarrte. Eine Mischung aus Schock und Angst fuhr ihm eiskalt den Rücken hinunter.

„Lennox. Was ist los?“

Er schaute sie an und sah, wie ihre weit aufgerissenen Augen seine Panik spiegelten. Schließlich fand er den Mut, es auszusprechen.

„Das Kondom ist geplatzt.“

3. KAPITEL

„Lennox? Hast du mich gehört?“

Die Stimme seines Wahlkampfleiters riss ihn aus seinen Gedanken.

„Len?“ John Christos, ein großer, schlanker Mann griechischer Abstammung mit tiefschwarzem Haar und blauen Augen, starrte ihn an und wartete auf eine Antwort.

„Es tut mir leid, John. Ich war mit den Gedanken woanders.“

„Etwas Wichtiges?“

Nein, gar nicht. Ich frage mich bloß, ob ich vor vier Wochen eine fremde Frau geschwängert habe.

Lennox begegnete Johns prüfendem Blick und winkte ab.

„Nichts, worüber ich im Moment reden möchte. Lass uns wieder an die Arbeit gehen.“

Auf Johns Gesicht zeichnete sich eine seltsame Mischung aus Mitleid und Entschlossenheit ab.

„Lennox, ich weiß, die letzten vier Wochen waren brutal. Die ständigen Auftritte, die Debatten – und das alles, während du gleichzeitig deinen Pflichten als Stadtrat nachkommst. Es ist wirklich viel. Aber all deine harte Arbeit hat zu einem deutlichen Vorsprung in den Umfragen geführt. Halt noch ein bisschen durch, und du gewinnst die Wahl.“

Er atmete tief durch und versuchte, die schrillenden Alarmglocken in seinem Kopf zu ignorieren. John hatte völlig recht. Wenn seine Kampagne ihren derzeitigen Schwung beibehielt, würde er der nächste Bürgermeister von New York City werden. Deshalb ärgerte es ihn auch so ungemein, dass er diesen Erfolg durch einen Moment der Schwäche gefährdet hatte.

„Du schaffst das, Mann“, fuhr John fort. „Ich unterstütze keine aussichtslosen Fälle. Wenn ich zugestimmt habe, deine Kampagne zu leiten, dann nur, weil ich davon überzeugt bin, dass du gewinnen wirst.“

Genau wegen dieser Haltung war John als der Beste seiner Branche bekannt. Und falls Lennox seine Unvorsichtigkeit um die Ohren fliegen sollte, wäre es wenig hilfreich, wenn er John erst dann mit den Tatsachen überrumpelte. Er musste reinen Tisch machen – jetzt.

„Ich weiß, dass ich das Zeug habe, zu gewinnen“, flüsterte er. „Aber ich weiß nicht, ob ich am Ende die Chance dazu bekommen werde.“

John runzelte die Stirn. „Was ist passiert?“

„Vor etwa einem Monat habe ich eine Frau getroffen. In Carters Bar.“

John sog scharf die Luft ein. „Warum weiß ich jetzt schon, dass mir das Ende dieser Geschichte nicht gefallen wird?“

„Weil du klug bist“, antwortete Lennox. „Klüger als ich es war.“

„Okay. Bitte sag mir, dass es einvernehmlicher Sex war. Und dass sie keine Angestellte von dir ist.“

Lennox starrte John finster an und presste die Kiefer aufeinander. „Wie bitte?! Hältst du wirklich so wenig von mir?“

„Es geht nicht darum, was ich von dir halte. Es geht darum, wie die Frau sich gefühlt hat und ob sie vielleicht glaubt, dass du ihre Grenzen verletzt hast. Also frage ich dich noch einmal. War der Sex einvernehmlich?“

So beleidigt Lennox auch war, ihm war klar, dass John recht hatte. Es ging nicht um ihn. Es ging um harte Fakten.

„Ja. Hundertprozentig sicher.“

„Aber?“

„Das Kondom ist geplatzt.“

Johns strenger Gesichtsausdruck wurde milder.

„Das heißt, du hast Angst um deine Gesundheit? Und vor einer ungewollten Schwangerschaft?“

Lennox rieb sich über die Schläfen, in denen sich ein dumpfer Schmerz ausbreitete.

„Ich habe mich vor ein paar Tagen auf sexuell übertragbare Erkrankungen testen lassen. Alles negativ, aber mein Arzt möchte, dass ich mich nach dem dritten und sechsten Monat noch einmal testen lasse. Um sicher zu sein.“

„Und die Gefahr einer Schwangerschaft?“

„Diese Frau war eine völlig Fremde, John. Abgesehen von ihrem Vornamen habe ich keine Ahnung, wer sie ist. Ich habe ihr meine Kontaktdaten gegeben und ihr gesagt, dass sie mich anrufen soll, falls sie … falls sie durch mich schwanger geworden ist.“

„Hat sie das getan?“

Lennox schüttelte langsam den Kopf. Er wünschte, die Tatsache, dass seine geheimnisvolle Angel sich nicht gemeldet hatte, würde ihm so ein gutes Gefühl geben, wie es eigentlich angebracht wäre.

„Hast du sie angerufen?“

„Sie wollte mir ihre Nummer nicht geben.“

John stand auf und begann, im Büro auf und ab zu gehen. Das war typisch für ihn. Wenn es Probleme gab, konnte er besser denken, wenn er in Bewegung war. Und bei dem Brocken, den Lennox ihm gerade in den Schoß gelegt hatte, musste der Mann wahrscheinlich so einige Runden laufen, um herauszufinden, wie er diese Situation am besten lösen konnte.

„Muss man in Carters Bar nicht Mitglied sein? Das ist doch ein sehr exklusiver Ort. Selbst wenn man als Gast eines Mitglieds da ist, muss man seinen Ausweis vorlegen, oder?“

Lennox nickte. „Ja, das stimmt. Aber ich möchte meinen Freund wirklich nicht darum bitten, die Privatsphäre seiner Gäste für meine persönlichen Belange zu verletzen.“

„Das heißt, falls diese Fremde dir nicht sagt, dass sie mit deinem Kind schwanger ist …“

„… werde ich es nie erfahren. Ja.“

John starrte ihn stumm an, doch sein Gesicht verriet genau, was er dachte.

Du sitzt so was von in der Tinte, Mann.

„Hey, Cousine.“

Amara hatte gerade vor dem Landsitz der Familie Devereaux geparkt, als ihr Telefon klingelte. Sie schaltete den Motor aus und lehnte sich in ihrem Sitz zurück, bevor sie ihrem geliebten Cousin Stephan antwortete. Ihre wöchentlichen Telefonate waren zu einer neuen Tradition geworden, seit Ace letzten Monat ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

„Hey, Stephan, ich habe gehört, du kommst zurück nach New York? Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue! Ist eine Menge los zurzeit. Deine beruhigende Ausstrahlung wird mir sicher guttun.“

Wahrere Worte hatte sie nie gesprochen. Amara hatte einen Riesenfehler begangen, als sie mit Lennox Carlisle geschlafen hatte, und sie konnte definitiv jemanden an ihrer Seite brauchen.

Warum bin ich nur so dumm gewesen?

Weil ich verletzt war – so einfach ist das.

Das mangelnde Vertrauen ihres Großvaters in ihre Führungsqualitäten war eine Wunde, die sie jahrelang versteckt hatte. Tief in ihrem Inneren hatte Amara immer Angst gehabt, dass ihr Großvater recht hatte. Dass sie ihrer Mutter als Anwältin nicht das Wasser reichen konnte. Und dann hatte ihr Großvater ihr das Einzige weggenommen, das bewiesen hätte, dass sie mit den Erfolgen ihrer Mutter mithalten, sie vielleicht sogar übertreffen konnte. Als Lennox ihr an diesem schrecklichen Tag so freundlich begegnet war, hatte sie all die Gründe vergessen, warum sie sich von diesem Mann fernhalten sollte. Stattdessen hatte sie ihrem Bedürfnis nachgegeben, sich einfach mal gut zu fühlen – und sei es auch nur für einen Moment.

Stephans Stimme riss sie aus ihren Erinnerungen.

„Eine Menge los? Du meinst unseren neuen CEO Trey? Ist sie ein Problem? Soll ich kommen und den Laden mal so richtig aufmischen?“

Amara musste lachen. Bei all dem Stress tat es gut, für einen kurzen Moment loszulassen und Stephans Sinn für Humor zu genießen.

„Trey hat eine krasse Power. Ich mag sie sehr, und ich glaube, du wirst sie auch mögen. Und sie ist wirklich gut für die Firma – und für Ace.“

„Anders als meine liebe Mama, meinst du?“

Amara kicherte. Stephan wusste genau, dass seine Mutter Martha versucht hatte, Ace die Firma wegzunehmen. Leider hatte Amara das ungute Gefühl, dass diese Frau noch immer nicht damit fertig war, gegen den Rest der Familie Krieg zu führen.

„Ach Stephan, du weißt, dass deine Mutter Ace für alles verantwortlich macht, das in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Vielleicht kannst du ja mal vorbeischauen und mit ihr reden. Sag ihr, dass Randalls Tod und dein Weggehen nicht die Schuld unseres Onkels sind. Versuch, sie dazu zu bringen, diesen Unsinn zu beenden, bevor es zu spät ist.“

Der Verlust von Stephans älterem Bruder Randall war ein herber Schlag für die ganze Familie gewesen. Doch Martha hatte der Schmerz fast vernichtet.

„Ich komme nach New York, um meinen Onkel zu besuchen und um die Hochzeit von Trey und Jeremiah zu feiern. Die Dummheiten meiner Mutter müssen leider warten“, erwiderte er knapp. „Ich melde mich, sobald ich da bin. Sag dem alten Mann, dass ich auf dem Weg bin.“

„Das werde ich, Stephan. Bis bald.“

Sie ließ ihr Handy in ihre Handtasche fallen und stieg aus dem Auto. Als sie zu den großen weißen Säulen am Eingang des Anwesens hinaufblickte, machte sich eine vertraute Ruhe in ihr breit. Sie hatte als Kind viel Zeit hier verbracht und von ihrem Großvater und Ace eine Menge gelernt. Sie war nie glücklicher gewesen als in den Zeiten, in denen sie zu Füßen dieser beiden weisen Männer saß und alles aufsaugte, was diese einem jungen, neugierigen Mädchen über die Geschäftswelt beizubringen hatten.

Doch heute war sie voller Sorge, dass sich die Familiendynamik womöglich für immer verändern könnte. Und dass sie machtlos war, dies zu verhindern.

Nimm dich zusammen. Du musst stark sein für ihn.

Sie nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu beruhigen, und klingelte dann an der Tür.

Wenige Sekunden später begrüßte Alicia, die Pflegerin ihres Onkels, sie mit einem strahlenden Lächeln.

„Miss Amara“, rief die junge Frau fröhlich. „Wir schön! Ihr Onkel hat gerade von Ihnen gesprochen.“

„Ich schätze, deshalb haben meine Ohren so geklingelt.“ Amara lächelte und umarmte Alicia fest. Die Pflegerin kümmerte sich erst seit ein paar Monaten um Ace, aber sie war bereits ein unersetzlicher Teil der Familie. „Ist Onkel Ace bereit für Besuch?“

„Für seine Familie immer. Sie können gleich nach oben in sein Schlafzimmer gehen.“

Amara umarmte Alicia noch einmal. Dann ging sie die Treppe hinauf, klopfte an die schwere Holztür und schob sie langsam auf.

Ace saß in einem riesigen Himmelbett, das viel zu groß für seine zarte Gestalt schien. Er sah so viel kleiner aus, so zerbrechlich. Es war herzzerreißend. Dann sah sie das helle Funkeln der Freude in seinen Augen und vergaß seine Gebrechlichkeit. In diesen Augen sah sie die Kraft und die Liebe, die sie ihr ganzes Leben lang getragen hatten.

„Tío“, sagte sie in singendem Tonfall und ging mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, „te extrañé.“

Amaras afrokubanischer Vater hatte in ihrer Kindheit ausschließlich in seiner Muttersprache mit ihr gesprochen. Um diese Entscheidung zu unterstützen und sich mit seiner einzigen Großnichte unterhalten zu können, hatte auch Ace damals Spanisch gelernt.

„Du hast mich erst gestern gesehen.“ Er zog lächelnd eine Augenbraue hoch. „Wie kannst du mich jetzt schon vermissen?“

Sie setzte sich auf die Kante seines Bettes, und er schloss sie in seine Arme. Sie konnte seine Knochen spüren, als er sie umarmte. Es machte sie traurig, aber gleichzeitig war es ein Segen, noch immer von diesem Mann gehalten und geliebt zu werden.

„Du bist schließlich mein Lieblingsonkel“, sagte sie und strahlte ihn an. „Ich vermisse dich jeden Moment, den wir nicht zusammen sind.“

Er löste sich von ihr und legte seine langen Hände auf ihre Wangen.

„Und genau deshalb wirst du immer meine Lieblingsgroßnichte sein.“

Sie wusste genau, dass er etwas Ähnliches zu jedem einzelnen Familienmitglied sagte, aber sie liebte trotzdem das besondere Gefühl, das seine Worte ihr jedes Mal gaben.

„Das solltest du Lyric besser nicht hören lassen. Du weißt, dass sie denkt, sie sei dein Liebling.“

Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und lehnte sich gegen das Kopfteil seines Bettes.

„Sie ist meine Lieblingsnichte. Und du bist meine Lieblingsgroßnichte.“

Sie kicherte. „Du hast großes Glück, dass ich deine einzige Großnichte bin.“

Er grinste jungenhaft und streichelte ihre Hand. „Ich liebe alle meine Babys. Nichts macht mich glücklicher, als wenn ihr alle da seid.“

Sie sah, wie ein Anflug von Traurigkeit den Blick seiner braunen Augen überschattete.

„Er kommt nach Hause, Onkel.“

Sie musste nicht sagen, wen sie meinte. Sein breites Lächeln verriet, dass er genau wusste, von wem sie sprach.

„Wirklich?“

Sie nickte. „Ja, Stephan wird in zwei Stunden in ein Flugzeug steigen und gegen Mitternacht in Brooklyn ankommen.“ Sie legte den Kopf schief. „Er wäre schon früher gekommen, wenn du ihm nicht gesagt hättest, er solle in Paris bleiben.“

Ace drückte ihre Hand und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. „Ich wusste, wenn ich ihn frage, kommt er. Aber hier gibt es so viel Schmerz für ihn. Ich wollte nicht, dass mein Junge auf sein Glück verzichtet, nur damit ich die Freude habe, ihn ein letztes Mal in meinen Armen zu halten.“

Seine leisen Worte zermürbten ihre Entschlossenheit, und jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, die ihr heiß über die Wangen liefen. Mit zitternden Händen hielt sie sein Gesicht fest und schaute ihm fest in die Augen.

„Hör mir mal zu, Jordan Dylan Devereaux. Du bist jedes Opfer wert, das wir bringen müssen, um dich glücklich und stolz zu machen. Du bist das Fundament dieser Familie, und du hast dich für jeden einzelnen von uns eingesetzt. Es gibt nichts, was du von uns verlangen könntest, was wir dir nicht geben würden. ¿Lo entiendes?

Er zog sie in seine Umarmung und streichelte ihr Haar, wie er es getan hatte, als sie ein Kind war, das Trost brauchte. „Sí sobrina“, flüsterte er sanft. „Ich bin ein glücklicher Mann. Weil ich euch fünf in meinem Leben habe. Als ihr mir übergeben wurdet, habe ich Alva versprochen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um euch zu beschützen, euch zu lieben und euch in jeder Hinsicht zu unterstützen. Damit ihr ein glückliches Leben habt. Die anderen sind gut versorgt, glaube ich. Nur du und Stephan …“

Sie löste sich vorsichtig aus seiner Umarmung und sah ihn mit gespieltem Misstrauen an. „Onkel Ace …“

Er winkte ab. „Ich weiß, dass du keinen Mann brauchst, um dich zu verwirklichen. Du bist wild, entschlossen und kraftvoll. Und außerdem eines der schönsten Geschöpfe, die je auf dieser Erde wandelten.“

Amara konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Selbst so gebrechlich und krank war ihr Onkel ein gekonnter Charmeur.

„Aber Amara, ich möchte, dass du jemanden hast, der das für dich tut, was ich immer getan habe. Jemanden, der dich liebt, dich unterstützt und dich beschützt.“

Er streichelte ihre Hand und lächelte sie an. „Also, Nichte, wenn du mir zeigen willst, wie sehr ich geliebt werde, musst du mir diesen einen Gefallen tun. Erinnere dich an die Liebe, die ich dein ganzes Leben lang für dich empfunden habe – und wenn sie in einer neuen Form wiederkommt, erkenne sie an und lass sie in dein Leben.“

Die moderne, unabhängige Frau in ihr wollte seine Worte zurückweisen. Aber aus dem Mund ihres Onkels – der ihr ihr gesamtes Leben lang gezeigt hatte, wie tief und wunderschön Liebe sein konnte – klang dieses Bild unglaublich verlockend.

Sie atmete tief durch und schloss die Augen, um sich zu sammeln. Dann sagte sie mit fester Stimme: „Mach dir keine Sorgen um mich, Onkel Ace. Ich komme schon zurecht. Außerdem bin ich durch meine Arbeit bei Devereaux Incorporated so beschäftigt, dass ich kaum die Art von Liebe finden werde, die du dir für mich wünschst.“

Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. Dann sagte er: „Apropos Arbeit, ich habe mit David gesprochen.“

Amara schüttelte den Kopf. „Onkel Ace …“

„Lass mich ausreden. Dein Großvater hat einen Fehler gemacht, und das habe ich ihm auch gesagt. Es gibt niemanden, der härter gearbeitet hat als du. Du verdienst es, seine Nachfolgerin zu werden.“

Sie versuchte, ihre Frustration nicht an ihrem geliebten Onkel auszulassen. „Mein Großvater hat seine Entscheidung getroffen, und er hat offensichtlich kein Vertrauen in mich. Es hat keinen Sinn, darüber zu streiten.“

„Sei dir da nicht so sicher. Wenn dein Großvater dir vorwirft, dass du nicht in der Lage bist, das große Ganze zu sehen, hat er etwas vergessen. Es gab so einige Male in seiner Laufbahn, wo er ähnlich gehandelt hat. Daran habe ihn erinnert. Gib ihm etwas Zeit.“

Sie schüttelte den Kopf und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Ich bin hierhergekommen, um nach dir zu sehen und dir beizustehen. Und jetzt sorgst du dafür, dass es mir besser geht. Macht das Sinn?“

Er grinste. „Es spielt keine Rolle, dass ich krank bin. Es ist noch immer meine Aufgabe, mich um meine Kinder zu kümmern.“

Sie nahm seine welke, aber erstaunlich starke Hand und küsste sie. „Ich liebe dich, Onkel.“

„Nicht mehr, als ich dich liebe, Baby.“

4. KAPITEL

„Amara?“

Sie hob den Blick und sah ihren Großvater in der Tür ihres Büros stehen.

„Hast du ein paar Minuten Zeit?“

Etwas in seiner fast schon feierlichen Stimme jagte ihr die Angst in die Glieder und ließ sie aus ihrem Stuhl hochfahren.

„Ist alles in Ordnung? Ist es Onkel Ace?“

Die angespannten Gesichtszüge ihres Großvaters lösten sich, und er trat schnell auf sie zu und zog sie in seine Arme.

„Nein, Baby. Ace ist immer noch bei uns. Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.“

Erleichterung breitete sich in ihr aus. Wenn man wusste, dass man jemanden verlieren würde, hieß das noch lange nicht, dass man vorbereitet war. Dieser Moment zeigte ihr deutlich, dass sie wahrscheinlich nie bereit sein würde, diese schreckliche Nachricht zu erhalten.

Ihr Großvater ließ sie los und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. Sie nickte ihm zu und wies auf den Stuhl auf der anderen Seite ihres Schreibtisches, bevor sie sich selbst wieder setzte.

„Was gibt es, Großvater?“

„Als dein Onkel ins Krankenhaus kam, wurde ich ziemlich wachgerüttelt. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit mit meinem Bruder. Ich möchte den Rest, der mir bleibt, an seiner Seite verbringen. Ich weiß, ich habe dir vorgeworfen, dass du zu impulsiv bist, um meine Nachfolgerin zu werden.“

„Hat sich deine Meinung über mich geändert?“

Er grinste und schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist impulsiv. Aber du bist auch eine sehr gute Anwältin, und du kennst Devereaux Incorporated wie deine Westentasche. Ich würde es begrüßen, wenn du etwas mäßiger vorgehen würdest. Aber das sollte kein Grund sein, dir die Position vorzuenthalten, die du eindeutig verdient hast.“

Sie spürte einen Hoffnungsschimmer. Doch aus Angst vor Enttäuschung wollte sie diesen nicht wachsen lassen. Also richtete sie sich in ihrem Stuhl auf und wartete auf seine nächsten Worte.

Er holte tief Luft, stand auf und schüttelte ihr die Hand. „Ich will damit sagen, dass ich dich zur stellvertretenden Leiterin der Rechtsabteilung von Devereaux Incorporated mache. Ich werde mich beurlauben lassen, um Zeit mit meinem Bruder zu verbringen.“

Amara versuchte mit aller Macht, ihre Erregung zu zügeln, damit sie nicht auf und ab hüpfte wie ein kleines Kind.

„Ich verspreche dir, dass du stolz auf mich sein wirst, Großvater.“

„Ich bin davon überzeugt. Das ist deine Chance, mir zu zeigen, dass du auch auf Dauer die beste Wahl für diese Position bist. Vermassle es nicht, Amara.“

„Das werde ich nicht.“

„Gut. Und jetzt schaufle dir bitte etwas Zeit in deinem Terminkalender frei. Ich will so bald wie möglich einen Kaffee mit dir trinken und dich über den Falcon-Deal auf den neuesten Stand bringen. Du hast morgen früh einen Termin mit Stadtrat Lennox Carlisle.“

Amaras Magen fühlte sich an, als würde er ein paar Stockwerke in die Tiefe fallen. Sofort tauchten vor ihrem geistigen Auge Bilder von ihr selbst und Lennox auf – von ihrem schnellen und heißen Sex auf dem Schreibtisch.

„Geht es dir gut?“ Die Sorge ihres Großvaters ließ sie ihre Erinnerungen verdrängen. Ihre Hitzköpfigkeit hatte sie zu einer selbstbezogenen kleinen Rache verleitet, die ihr nun um die Ohren flog.

Sie wusste, dass sie ihrem Großvater die Wahrheit sagen sollte. Aber als sie in sein Gesicht sah, konnte sie es nicht über sich bringen. Sie hatte so hart gearbeitet, um zu bekommen, was sie wollte. Um ihren Wert zu beweisen. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass ein kurzer Fehltritt ihre Träume und ihre harte Arbeit zerstörte.

Die letzten vier Wochen hatte sie sich Sorgen gemacht, dass sie schwanger sein könnte. Das Einsetzen ihrer Periode hätte ihr endlich ermöglichen sollen, die Sache loszulassen. Dass ihre Blutungen leichter, früher und kürzer als sonst gewesen waren, führte sie darauf zurück, dass sie wegen der ganzen Geschichte wahnsinnig gestresst war.

Aber jetzt präsentierte das Universum ihr ihre gerechte Strafe, und sie war gezwungen, sich dem Schlamassel zu stellen, den sie angerichtet hatte.

„Alles in Ordnung, Großvater.“ Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Danke für die Chance.“

Er beugte sich zu ihr hinunter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ er ihr Büro. Amara saß wie erstarrt an ihrem Schreibtisch und verdrängte mit aller Macht die Angst, die sie in ihrer Magengrube aufsteigen spürte. Sie konnte nicht zulassen, dass sie von ihren Gefühlen überwältigt wurde. Nicht jetzt.

Sie legte ihren Kopf auf den Schreibtisch und versuchte, sich zu sammeln. Jetzt, wo sie und Lennox nur noch über ihre Arbeit verbunden waren, musste sie sich auf die anstehende Aufgabe konzentrieren. Niemand – nicht einmal der sexy Typ, der sie in kürzester Zeit zu erbebenhaften Höhepunkten gebracht hatte – würde sie davon abhalten, das zu tun, was sie am besten konnte: die Interessen von Devereaux Incorporated zu schützen …

Es klopfte laut, dann wurde die Tür direkt aufgerissen. Einen Moment lang wusste sie nicht, wo sie war.

„Das gibt es doch nicht! Du feierst die dicke Beförderung, für die du dir den Hintern aufgerissen hast, indem du an deinem Schreibtisch einschläfst? Liebe Cousine, du überraschst mich immer wieder.“

Amara hob den Kopf und schaute in Stephans blitzende Augen. Er setzte sich mit lässigem Schwung auf die Kante ihres Schreibtischs und grinste sie an.

Sie stand auf, blinzelte kurz und zog dann ihren geliebten Cousin in eine Umarmung. „Ich habe dich so vermisst“, murmelte sie. „Ich wünschte, die Umstände wären besser.“

Sie umarmten sich fest und lange, als wären sie dringend benötigte Rettungsanker füreinander. Dann löste sich Amara von Stephan und schaute ihn prüfend an. „Hast du Onkel Ace gesehen, als du gestern Abend angekommen bist, oder bist du direkt zu dir nach Hause gegangen?“

„Ich habe letzte Nacht in Devereaux Manor übernachtet. Ich werde dort für die Dauer meines Aufenthalts wohnen. Ich habe die letzten zwei Jahre schon auf zu viele gemeinsame Momente mit Onkel Ace verzichten müssen. Ab jetzt werde ich so wenig wie möglich von der Zeit verpassen, die ihm noch bleibt.“

Es tat ihr weh, die Traurigkeit in Stephans dunklen Augen zu sehen. Vor zwei Jahren hatte er seinen einzigen Bruder Randall verloren, und nun stand er kurz davor, einen weiteren geliebten Menschen zu verlieren.

„Ich wette, Onkel Ace war überglücklich, dich zu sehen.“

„Er hat schon geschlafen, als ich ankam. Ich habe die Nacht im Sessel neben seinem Bett verbracht. Nicht gerade das Angenehmste nach einem Langstreckenflug, das kann ich dir sagen. Aber das breite Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen, als er aufgewacht ist und mich an seinem Bett gesehen hat, war die Rückenschmerzen definitiv wert.“

Sie legte eine Hand auf die seine und schaute ihn ernst an. „Du bist so ein guter Mensch, Stephan.“

Er nickte nur und musterte sie schweigend von oben bis unten.

„Ich wollte eigentlich wissen, ob du mit mir essen gehen willst. Aber du scheinst nur Lust auf ein Nickerchen am Schreibtisch zu haben. Ist alles in Ordnung? Hast du zu Hause keinen Schlaf bekommen?“

Sie wollte antworten, wurde aber von einem unwiderstehlichen Gähnen aufgehalten.

„Ich weiß auch nicht, warum ich auf einmal so müde bin. Eigentlich schlafe ich gut.“

Sie war noch nie ein Mensch gewesen, der mittags einen Manager Nap einlegte. Aber in diesem Moment sehnte sie sich unglaublich danach, das unfreiwillige Nickerchen, das Stephan unterbrochen hatte, fortzusetzen.

„Ich schätze, es ist der Stress wegen dieses Falcon-Deals. Ich habe nur für eine Minute die Augen zugemacht … und dann war ich weg. Bis du reingekommen bist und mir das Leben schwer gemacht hast.“

Er winkte ab. „Seit wann bist du bitte gestresst, wenn es ums Business geht? Du hast die Leute schon über den Tisch gezogen, als wir noch in den Windeln lagen. Weißt du noch, wie du Ace davon überzeugt hast, dass es ein lehrreicher Ausflug wäre, uns in die neue Eisdiele Downtown mitzunehmen? Um deine wissenschaftliche Hypothese zu erforschen, dass Schwarzkirsche leckerer ist als Erdbeere?“

Sein warmes Lächeln tat ihr gut. „Eine Hypothese, an die ich noch immer glaube übrigens.“

„Ich will damit sagen …“, er stieß lachend mit dem Finger gegen ihre Schulter, „… in Anbetracht solcher Überredungskräfte sollte dieser Falcon-Deal ein Kinderspiel für dich sein. Also hör auf, dich zu stressen, und lade deinen hübschen Cousin zum Essen ein.“

Sie grinste. „Gut. Ich denke, ich werde dich satt bekommen.“

„Das will ich hoffen. Normalerweise haben Jeremiah oder Ace ein komplettes Menü für mich vorbereitet, sobald ich Devereaux Manor betrete. Gestern Abend gab es nur ein Schinkensandwich. Du solltest Mitleid mit mir haben.“

„Armes Baby“, gurrte sie. „Na, komm, wir besorgen dir etwas zu essen, und ich erzähle dir alle Neuigkeiten über die Familie. Aber nur, wenn du mir alles über die tollen Pariser Männer berichtest, die um deine Aufmerksamkeit buhlen. Wenn ich schon selbst nichts erlebe …“

Von Stephans Abenteuern zu hören, war im Moment die einzige Art von Aufregung, an der Amara interessiert war. Ihr Cousin schaffte es immer, sie zum Lachen zu bringen und sie von ihren Problemen abzulenken.

Und heute Abend brauchte sie seine humoristische Superpower mehr denn je – denn der morgige Tag würde viel zu schnell kommen.

Und mit ihm die Auseinandersetzung mit dem Chaos, das sie angerichtet hatte.

5. KAPITEL

Der platingraue Mercedes-Maybach fuhr über die Brooklyn Bridge, und Amara saß auf dem Rücksitz und trommelte nervös mit den Fingern auf der Armlehne. Wenige Minuten später navigierte der Fahrer sie durch den dichten Verkehr von Manhattan, um kurz darauf vor einem Bürogebäude auf dem Broadway zu halten.

Sie griff nach ihrer Aktentasche und drückte dem Chauffeur kurz die Schulter. „Das hier ist eine Bushaltestelle. Sie müssen nicht extra aussteigen, Mr. Parker. Ich will nicht, dass Sie einen Strafze...

Autor

Kianna Alexander
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Kira Sinclair
<p>Wenn Kira Sinclair gerade nicht als Büro – Managerin arbeitet oder neue Zeilen für eine Geschichte schreibt, verbringt sie Zeit mit ihrem Ehemann, zwei bezaubernden Töchtern und jeder Menge Tieren auf ihrer kleinen Farm im Norden Alabamas. Egal in welcher Form, Schreiben war schon immer ein Teil ihres Lebens.</p>
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