Baccara Exklusiv Band 227

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LIEB MICH UNTERM MISTELZWEIG von SARAH M. ANDERSON
Natalies Karriere hängt von dieser Story ab: Die Herkunft von CJ Wesley. Als beim Interview ein Blizzard aufkommt, zählt CJs Vergangenheit nicht mehr. Sondern nur das Hier und Jetzt: Wo er ihr Schutz gibt, sie am Kaminfeuer küsst – und zweifeln lässt, ob sie in ihrem Leben die richtige Wahl getroffen hat.

EIN BLICK IN DEINE AUGEN … von EMILY MCKAY
Niemals hätte Portia gedacht, dass Cooper Schmetterlinge in ihrem Bauch entfesseln kann! Er ist der Bruder ihres Ex-Mannes und sie hat in ihrer Ehe gelernt, dass die Cain-Männer eiskalt und zu Gefühlen nicht fähig sind. Cooper scheint anders zu sein – doch kann sie ihm wirklich vertrauen?

EIN KUSS IM SCHNEE, EIN JA FÜR IMMER von CAT SCHIELD
Pferdezüchter Liam Wade hat alle Hände voll zu tun mit dem Baby seines Bruders … und der bezaubernden Nanny Hadley, in die er schon vor zehn Jahren heimlich verliebt war. Doch wo ist nur ihr Lachen geblieben? Liam ahnt: Um ihr einsames Herz zu erobern, muss er herausfinden, was sie ihm verschweigt …


  • Erscheinungstag 16.12.2022
  • Bandnummer 227
  • ISBN / Artikelnummer 9783751510325
  • Seitenanzahl 512
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sarah M. Anderson, Emily McKay, Cat Schield

BACCARA EXKLUSIV BAND 227

1. KAPITEL

Eine altmodische Glocke ertönte, als Natalie Baker Wilmers Futtermittelladen in Firestone betrat.

Unglaublich, wie schmutzig die Tür ist! Hoffentlich habe ich mir mein Kleid nicht ruiniert.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der alte Mann am Verkaufstresen. Er trug ein Flanellhemd, eine sackartige Hose und Hosenträger. Als sein Blick auf Natalies High Heels und ihre Beine fiel, riss er die Augen auf. Immerhin war er höflich genug, nicht lange dorthin zu starren. Er schaute Natalie wieder ins Gesicht – und nun blieb ihm der Mund offen stehen. Die junge Dame war außergewöhnlich schön und zudem perfekt geschminkt.

„Hallo“, grüßte sie mit ihrer schönsten Fernsehstimme. „Ich könnte wirklich ein bisschen Hilfe gebrauchen.“

„Sie haben sich verfahren?“ Noch einmal musterte er ihre Erscheinung. Zweifellos wäre diese hinreißende Frau nicht in seinen Laden gekommen, wenn die Not sie nicht dazu gezwungen hätte. „Sie sehen ein bisschen verloren aus, Miss. Also, wenn Sie nach Denver wollen, dann biegen Sie an der Kreuzung hinter dem Parkplatz links ab …“

Sie blickte ihn unter halb gesenkten Wimpern an, und es gelang ihr zu erröten.

Er unterbrach sich.

Gut, er wird meinem Charme nicht widerstehen können.

„Eigentlich“, begann sie, „habe ich mich nicht verfahren. Ich suche jemanden und hoffe, dass Sie ihn kennen.“

Vor Stolz schien er ein wenig zu wachsen.

Natalie hatte nicht gelogen. Sie suchte wirklich jemanden, sofern die Information richtig war, dass Isabel Santino – die Isabel Santino – einen Rancher namens Patrick Wesley geheiratet hatte, der irgendwo in der Nähe von Firestone, Colorado, lebte. Es war nicht leicht gewesen, die Heiratsurkunde ausfindig zu machen. Es hatte Natalie mehrere Monate gekostet.

Ihre Nachforschungen hatten im Spätsommer begonnen, nachdem Zeb Richards und Daniel Lee anlässlich der Übernahme der Beaumont-Brauerei eine spektakuläre Pressekonferenz gegeben hatten. Damals hatten die beiden attraktiven jungen Männer die Bewohner von Denver darüber informiert, dass sie Hardwick Beaumonts uneheliche Söhne waren. Das hatte für einige Aufregung in der Stadt gesorgt, zumal es Gerüchte gab, dass Zeb Richards den traditionsreichen Familienbetrieb auf nicht ganz legale Art in seinen Besitz gebracht hatte.

Sein Halbbruder Daniel Lee hatte Zeb von Anfang an zur Seite gestanden und spielte inzwischen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Führung der Brauerei. Mit Erfolg. Die Verkaufszahlen der verschiedenen Beaumont-Biere waren im Herbst deutlich in die Höhe gegangen.

Das war bemerkenswert, wenn man bedachte, welche Turbulenzen es in den Jahren zuvor gegeben hatte. Viel interessanter jedoch – zumindest für Natalie – war, dass Zeb bei der Pressekonferenz in einem unbedachten Moment preisgegeben hatte, dass es einen dritten unehelichen Sohn von Hardwick Beaumont gab. Er hatte weder den Namen noch den Wohnort dieses Mannes genannt. Doch Natalies Ehrgeiz war geweckt gewesen.

In ihrer Fernsehshow A Good Morning with Natalie Baker hatte sie die Dramen im Leben der Mitglieder der Familie Beaumont immer wieder zum Thema gemacht. Es gab reichlich Stoff für Klatsch und Spekulationen, als sich herausstellte, dass die Braumeisterin Casey Johnson ein Kind von Zeb Richards erwartete. Hatten die beiden sich Hals über Kopf ineinander verliebt? Oder taten sie nur so, als wären sie glücklich, damit das Geschäft nicht litt? Wie dem auch sei: Ihre Hochzeit war ein Ereignis gewesen, das Natalie, als sie in ihrer Sendung darüber berichtete, einen Zuschauerrekord beschert hatte.

A Good Morning with Natalie Baker lebte von Neuigkeiten. Und leider gab es jetzt – es war inzwischen Dezember – über die Beaumonts ebenso wenig Neues zu berichten wie über andere lokale Berühmtheiten. Natalies Einschaltquoten waren in letzter Zeit schlecht gewesen. Sie brauchte ein spannendes neues Thema.

Zunächst hatte sie sich bemüht, mehr über Daniel Lee herauszufinden. Vergeblich. Es war allgemein bekannt, dass er als Berater mehrerer Politiker gearbeitet und deren Wahlkämpfe gemanagt hatte. Ansonsten schien er ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Sie hatte absolut nichts über sein Leben vor der Beraterkarriere in Erfahrung bringen können.

Für Natalie bedeutete das, dass ihr nur eine Möglichkeit blieb, die Quoten ihrer Sendung wieder zu verbessern. Sie musste Hardwicks dritten unehelichen Sohn finden. Sie brauchte ihn und seine Geschichte, weil sie ihre Show brauchte. Wofür sonst hätte sie jeden Morgen aufstehen und ins Fernsehstudio gehen sollen? Wofür sonst hätte sie so viele Tage mit harter journalistischer Arbeit verbringen sollen?

Die Stimme des Mannes, dem der Futtermittelladen vermutlich gehörte, riss Natalie aus ihren Gedanken.

„Ich kenne so ziemlich jeden hier in der Gegend. Wen suchen Sie denn? Bestimmt kann ich Ihnen weiterhelfen“, behauptete er.

„Ich glaube, er heißt Carlos Julian Santino. Möglicherweise nennt er sich aber Wesley.“ Sie klimperte mit den Wimpern. „Haben Sie eine Idee, wo ich ihn finden könnte?“

Der Alte sah plötzlich gar nicht mehr so freundlich aus. „Wen suchen Sie?“, fragte er, als Natalie bereits glaubte, er würde gar nicht antworten.

Vermutlich wusste er, wo der Gesuchte zu finden war. Sein langes Schweigen hatte ihn verraten. Aber er würde ihr keine Auskunft geben. Was sehr aufschlussreich war. Offenbar kam sie ihrem Ziel näher.

„Seine Mutter heißt Isabel oder Isabella.“

„Tut mir leid, Miss. Ich kenne diese Leute nicht.“

„Sind Sie sicher?“ Erneut klimperte sie mit den Wimpern. „Ich verspreche Ihnen eine Belohnung.“

Jetzt schaute der alte Mann regelrecht böse. „Ich kann Ihnen nicht helfen. Es sei denn, Sie brauchen Katzen- oder Hundefutter. Oder vielleicht einen Leckstein für das Vieh?“

Verdammt! Sie war nur einen Schritt von ihrem Ziel entfernt und hatte doch irgendetwas falsch gemacht.

Eine Stimme in ihrem Innern riet ihr aufzugeben. Aber sie ignorierte die Stimme, so wie sie es immer tat. Sie musste Carlos Julian Santino finden, wenn sie ihre Show nicht verlieren wollte. Steve, ihr Produzent, hatte ihr bereits gedroht.

Immerhin war klar, dass sie in diesem schmutzigen Laden nicht weiterkommen würde. Also würde sie ihr Glück als Nächstes im Café am Marktplatz versuchen oder in dem Lokal, das sie vom Auto aus bemerkt hatte. Sie hatte nur deshalb in dem Futtermittelgeschäft begonnen, weil Patrick Wesley nach allem, was sie wusste, eine Ranch und Vieh besaß. Leider war Natalie nicht einmal sicher, ob die Isabel Santino, die Patrick Wesley geheiratet hatte, dieselbe Frau war, die im Medical Center von Denver Hardwick Beaumonts Sohn zur Welt gebracht hatte. Auf der Heiratsurkunde der Wesleys war kein Kind vermerkt. Und so intensiv sie auch gesucht hatte, es war Natalie nicht gelungen, Unterlagen über eine Adoption aufzutreiben.

Es war also durchaus möglich, dass sie eine falsche Spur verfolgt hatte. Andererseits ließ die Reaktion des alten Mannes darauf schließen, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte.

Sie hielt ihm eine ihrer Visitenkarten hin und sagte mit einem gewinnenden Lächeln: „Bitte, melden Sie sich, wenn Ihnen doch noch etwas einfällt.“ Da er sich nicht rührte, legte sie die Karte auf den Tresen. Dann wandte sie sich zur Tür – und blieb abrupt stehen. Denn da war wie aus dem Nichts ein großer breitschultriger Cowboy aufgetaucht. „Oh“, stammelte Natalie, „ich habe Sie gar nicht gesehen.“

War er die ganze Zeit über im Laden gewesen? Hatte er beobachtet, wie sie mit dem alten Mann geflirtet hatte?

Der Cowboy hatte den Hut tief in die Stirn gezogen, sodass sein Gesicht im Schatten lag. Doch seine ganze Erscheinung ließ vermuten, dass er sehr gut aussah. Kräftige Hände, muskulöse Oberschenkel, schmale Hüften. Und seine Schaffelljacke konnte nicht verbergen, wie beeindruckend breit seine Schultern waren.

„Sie suchen jemanden?“, fragte er. Seine Stimme war dunkel und sehr männlich. Sie klang fast ein wenig drohend.

Ein Schauer überlief Natalie. Es reizte sie, mit diesem Mann zu flirten. Wäre sie mit ihm allein gewesen, hätte sie behauptet, ihn zu suchen. Fasziniert musterte sie erneut seine Hände. Wie groß sie waren! Und wie rau! Sie stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, wenn diese Hände sie streichelten, wenn sie ihre Brüste berührten und die Brustspitzen …

Natalie biss sich auf die Unterlippe. Mit einem Mann wie ihm konnte eine Frau viel Spaß haben. Trotzdem durfte sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. „Kennen Sie eine Isabel oder einen Carlos Santino?“

Hätte sie nicht so oft Menschen getroffen, die Lügen erzählten, wäre es ihr sicher nicht aufgefallen. So aber bemerkte sie, wie ein Muskel an seiner Wange zuckte, ehe er Nein sagte.

Natalie schob eine Hüfte vor, wie sie es in einem Film mit Marilyn Monroe gesehen hatte. Es wirkte sexy und war im Allgemeinen sehr wirkungsvoll. Heute jedoch schien nicht gerade ihr Glückstag zu sein. Der Cowboy, der aussah, als wäre er gerade einer lustvollen weiblichen Fantasie entsprungen, wirkte unbeeindruckt und benahm sich ganz und gar nicht so, wie Natalie gehofft hatte.

„Habe nie von diesen Leuten gehört“, behauptete er. „Und Firestone ist eine kleine Stadt.“

„Was ist mit Wesley? Kennen Sie einen Patrick Wesley?“

„Klar, jeder hier kennt Pat Wesley. Der ist aber nicht da.“

Inzwischen fiel Natalie das Lächeln schwer. „Und wo ist er?“

Der Cowboy lehnte sich an einen Stapel mit Futtersäcken. Eigentlich war er gar nicht Natalies Typ. Trotzdem zog seine Härte sie irgendwie an. „Warum wollen Sie das wissen?“, erkundigte er sich. „Wesley ist ein Rancher, ein Mann, der wenig unter Leute geht und sein ganzes Leben hier verbracht hat. Über ihn gibt’s nichts zu erzählen.“

Ärger flammte in Natalie auf. Dieser attraktive Mann nahm sie nicht ernst. Er weigerte sich, mit ihr zu flirten. Er schien immun gegen ihren Charme zu sein. Und er verriet nichts, was ihr weitergeholfen hätte. Rancher, die ein langweiliges Leben führten, eigneten sich nicht als Thema für ihre Sendung.

„Vielleicht wissen Sie ja, ob er einen Adoptivsohn hat?“, unternahm Natalie einen letzten Versuch. Carlos Santino musste jetzt Mitte dreißig sein. Der Cowboy vermutlich auch. Doch da sie sein Gesicht nicht richtig sehen konnte, hatte sie keine Chance herauszufinden, ob sie mit ihrer Schätzung richtiglag.

Wieder fiel ihr auf, wie der Muskel an seiner Wange zuckte.

„Miss“, sagte der Cowboy, „es hat nie jemand erwähnt, dass er ein Kind adoptiert hat.“

Er log. Oder irrte sie sich?

Natürlich irrst du dich, sagte die Stimme in ihrem Innern. So musste es wohl sein, denn warum sollte ausgerechnet sie jemanden finden, dem es bisher gelungen war, sich vor der ganzen Welt zu verstecken? Sie würde in ihrer Sendung nicht über den dritten Beaumont-Bastard berichten können. Und man würde ihr die Show wegnehmen. Verflucht!

Sie schluckte. Ihre Enttäuschung hatte einen bitteren Geschmack.

In diesem Moment wandte der Cowboy den Kopf zur Seite, sodass ein wenig Licht auf sein Gesicht fiel. Er sah umwerfend aus.

Schade, dass er so wenig Interesse an mir zeigt.

Gern hätte sie mit den Fingern sein eigenwilliges Kinn und den Dreitagebart berührt. Und auch andere Stellen seines Körpers …

Welche Farbe seine Augen wohl haben?

Das war absurd. Ihr Interesse hätte höchstens der Augenfarbe von Hardwicks drittem unehelichem Sohn gelten sollen. Der älteste Beaumont-Bastard, Zeb Richards, hatte grüne Augen, äußerst ungewöhnlich bei einem Afroamerikaner. Sie waren das Erbe seines Vaters. Die Chancen standen gut, dass auch Carlos Santino diese Augen geerbt hatte.

Und der Cowboy? Was würden seine Augen ihr verraten? Dass er vor ihr auf der Hut war? Oder vielleicht, dass er sie begehrte?

Tatsächlich verrieten sie ihr gar nichts. Weil sie sie nicht zu sehen bekam. Ihr war klar, dass er darauf bedacht war, sein Gesicht vor ihr zu verbergen. Sie musste sich wohl geschlagen geben. Mit einem kleinen Seufzer holte sie eine weitere Visitenkarte hervor und hielt sie dem Cowboy hin. „Wenn Sie mir etwas mitzuteilen haben, werde ich Sie großzügig belohnen.“

„Das kann ich mir vorstellen, Miss Baker“, gab er zurück, ohne die Karte zu berühren.

Er wusste, wer sie war? Sah er sich ihre Show an? War er womöglich ein Fan? Oder gehörte er zu jener Gruppe von Menschen, die sie insgeheim Trolle nannte? Zu jenen, die schimpften, beleidigten und drohten und die ihr doch wichtig waren, weil sie ihr zumindest Aufmerksamkeit schenkten?

Seltsamerweise schenkte er ihr keine weitere Beachtung. Er trat an den Tresen und begrüßte den alten Wilmer mit ein paar freundlichen Worten.

Kein Zweifel, Natalie war hier überflüssig.

„Gentlemen“, sagte sie und verließ hoch erhobenen Hauptes den Laden.

„Was sollte das?“, fragte Wilmer.

CJ Wesley behielt Natalie im Auge, solange sie noch durch das schmierige Fenster des Ladens zu sehen war. Er bewunderte sie, seit er zum ersten Mal ihre Sendung gesehen hatte. Und in Wirklichkeit war sie noch tausendmal schöner.

Ihm war klar, dass sie ihr sexy Outfit aus einem bestimmten Grund gewählt hatte. Schließlich würde kein normaler Mensch im Dezember so gekleidet in den Hügeln des nördlichen Colorado auftauchen. Eigentlich hätte sie in ihrem engen schwarzen Kleid mit dem Spitzenbesatz vor Kälte zittern müssen. Und diese High Heels! Erstaunlich, dass man darin überhaupt gehen konnte. Jedenfalls hatte sie Beine, über die man Gedichte schreiben sollte.

Aber ich bin weder ein Dichter, noch bin ich an Natalie Baker interessiert.

Gerade stieg sie in einen roten Mustang. Ein Cabrio. Etwas Unpassenderes für den Dezember in Colorado gab es kaum.

„Keine Ahnung, was sie wollte“, log CJ.

„Sie ist so eine Fernseh-Tussi“, stellte Wilmer fest.

CJ fragte sich, ob der alte Mann gelesen hatte, was auf der Visitenkarte stand, obwohl er doch so getan hatte, als interessierte sie ihn nicht. Zu denen, die sich schon vormittags irgendwelche Shows ansahen, gehörte Wilmer eher nicht. CJ selbst hingegen wusste genau, dass Natalie Baker diejenige war, die das Fernsehpublikum über die Seitensprünge der Promis informierte oder darüber, wer wegen Alkohol am Steuer mit einer Strafe rechnen musste. In ihrer Sendung hatte sie auch die Geschichte der Beaumonts ausgeschlachtet.

Und genau deshalb war sie wohl hier. Eine umwerfend schöne Frau, die ihre eigene Fernsehshow hatte, kam nicht ohne Grund nach Firestone.

„Warum will jemand vom Fernsehen was über deinen Dad wissen?“, erkundigte Wilmer sich.

„Keine Ahnung.“ Schon wieder eine Lüge. CJ wusste sehr gut, dass Natalie Bakers Interesse nicht Pat Wesley galt, sondern dem dritten sogenannten Beaumont-Bastard. „Mein Dad ist ja nicht einmal hier. Und bestimmt hat er in seinem ganzen Leben nichts getan, was auch nur im Entferntesten skandalös war.“

Jeder in Firestone kannte Pat Wesley, der vor 56 Jahren hier zur Welt gekommen war. Schon sein Vater und sein Großvater hatten die Ranch bewirtschaftet, auf der Pat wohnte und arbeitete. Er führte ein Leben, das vielen langweilig erscheinen musste. Tagsüber harte Arbeit, abends auf dem Sofa vor dem Fernseher eine Flasche Bier und am Wochenende vielleicht ein Ausflug in die nächste Stadt, um mit Freunden eine Runde Karten zu spielen. Pat gehörte zu denen, die sich im Allgemeinen schon nach zwei Stunden wieder auf den Heimweg machten.

Das war nichts, worüber Natalie Baker berichten würde.

Zorn wallte in CJ auf. Diese unglaublich attraktive Frau hatte nichts in Firestone verloren. Sie sollte keine Fragen stellen, die dazu führen konnten, dass man Pat und Bell Wesley hier womöglich bald anders behandeln würde als bisher.

Einen Moment lang war er auch auf sich selbst wütend. Er schaute sich Natalies Show regelmäßig an, obwohl er nichts für Klatsch und Tratsch übrig hatte. Es sei denn, es ging um die Beaumonts. Er mochte die glamouröse Familie nicht. Er mochte nicht einmal ihr Bier. Aber er fand es wichtig, auf dem Laufenden zu sein.

Und Natalie? Es wäre verlogen gewesen zu behaupten, dass er sie nicht reizvoll fand. Aber er wäre niemals auf die Idee gekommen, den Fernseher ihretwegen einzuschalten.

„Hm“, brummte Wilmer, „was will diese Frau hier? Du bist doch nicht adoptiert.“

„Zumindest weiß ich nichts davon“, sagte CJ und zwang sich zu einem Lachen. „Bestimmt sucht sie einen anderen Wesley.“

Wilmer nickte, und CJ nutzte die Chance, seine Bestellung aufzugeben. Es war ihm lieber, wenn sie das Thema Natalie Baker nicht vertieften, denn Wilmer teilte sein Wissen gern mit allen Kunden. Nachdem CJ seine Einkäufe bezahlt hatte, schleppte er sie zum Pick-up und machte sich auf den Heimweg.

Er würde seiner Mutter von Natalie Bakers Besuch in Firestone berichten müssen. Bell hatte jahrelang in der Furcht gelebt, die Beaumonts könnten CJ finden und ihn ihr wegnehmen. Es war eine Erleichterung für sie gewesen – und auch für CJ –, als die Nachricht von Hardwicks Tod durch die Medien ging. Es gab nichts, was CJ mit seinem biologischen Vater verband. Pat Wesley war der Mann, der ihn wie ein Vater geliebt und ihn großgezogen hatte. Das genügte.

CJ seufzte, als er sich vorstellte, wie sehr Natalie Bakers Fragen seine Mutter aufregen würden. Bell wusste natürlich, dass die Beaumonts inzwischen keine Macht mehr über ihren Sohn hatten. CJ war volljährig, und Hardwick war tot. Dennoch würde sie sich Sorgen machen.

Gut, dass sie wenigstens nicht daheim war. Seit ein paar Jahren verbrachten Pat und Bell Wesley die Wintermonate in Arizona. An den Weihnachtstagen vermisste CJ sie. Doch ansonsten gefiel es ihm, die Ranch für sich allein zu haben. Auch deshalb, weil seine Eltern so entspannt und glücklich wirkten, wenn sie im Frühjahr nach Hause kamen. Dann gab es nichts, was den Familienfrieden gefährdete.

Noch einmal stieß er einen langen Seufzer aus. Nicht auszudenken, wie entsetzt seine Mutter gewesen wäre, wenn Natalie Baker sie gefunden und mit Fragen traktiert hätte. Bell hätte vermutlich einen Nervenzusammenbruch erlitten.

In diesem Moment entdeckte CJ den roten Mustang. Er parkte vor dem Diner, dem Restaurant, wohin die Bewohner von Firestone gingen, wenn sie einmal nicht selbst kochen wollten.

Verflucht! CJ wusste, dass er und seine Nachbarn Natalie Baker so bald nicht loswerden würden.

Zum Glück ahnten die meisten Leute in Firestone nicht einmal, dass Bell eigentlich Isabel hieß und ursprünglich aus Lateinamerika stammte. Sie würden Natalie Baker nicht viele Informationen geben können. Aber die schöne Fernsehmoderatorin war nicht dumm. Wie lange mochte es dauern, bis sie die Verbindung zwischen CJ und Carlos Julian herstellte?

Wie lange mochte es dauern, bis sie ihn als den dritten Beaumont-Bastard enttarnte?

2. KAPITEL

Natalie Baker hatte keine besonders hohe Meinung von sich selbst. Sie wusste, dass sie vieles nicht war: talentiert, liebenswert, klug. Aber niemand konnte behaupten, sie sei nicht hartnäckig. Selbst ihr Vater gab zu, dass sie nicht so leicht aufgab, wenn sie sich etwas vorgenommen hatte. Er war der Meinung, das sei das einzig Vernünftige, was sie sich jemals von ihm habe beibringen lassen.

Leider war es manchmal sehr unangenehm, hartnäckig zu sein. Natalie zitterte vor Kälte, obwohl sie die Heizung im Auto bereits auf die höchste Stufe gestellt hatte. Wahrscheinlich hatte sie noch nie zuvor so gefroren. Kein Wunder! Der eiskalte Wind blies mit einer Macht, der das Stoffverdeck ihres Autos nichts entgegenzusetzen hatte.

Seit drei Wochen pendelte Natalie nun zwischen Denver und Firestone hin und her. Es war aufreibend und enttäuschend. Die Menschen auf dem Lande waren so stur! Ständig bemühte sie sich, freundschaftliche Kontakte zu ihnen aufzubauen und so an Informationen zu kommen. Vergeblich! Manchmal kam es ihr vor, als hätten alle sich gegen sie verschworen. Man lächelte sie an und zuckte dann die Schultern. Dabei stand außer Frage, dass die meisten Patrick Wesley und seine Familie kannten. Aber angeblich gab es nichts über ihn und seine Angehörigen zu berichten.

Wenn wenigstens der Kaffee im Restaurant oder im Café am Markt besser gewesen wäre!

Natalie seufzte. Mit wem sie auch sprach, stets gab man ihr mehr oder weniger taktvoll zu verstehen, dass sie nicht dazugehörte. Möglicherweise hätte man sie noch viel abweisender behandelt, wenn sie nicht durch ihre Fernsehshow bekannt gewesen wäre. Mit einer Fernsehberühmtheit gesehen zu werden übte auf viele Menschen einen gewissen Reiz aus. Frauen bewunderten Natalie für ihre Weltläufigkeit und ihre Eleganz. Männer fühlten sich geschmeichelt, wenn sie mit ihnen flirtete. Was vollkommen ungefährlich war, da zwar alle gern darauf eingingen, gleichzeitig aber realistisch genug waren, sich keine falschen Hoffnungen zu machen.

Okay, das traf nur auf beinahe alle zu. Tags zuvor hatte Natalie die Bekanntschaft eines jungen Mannes gemacht, der mutiger als die anderen war. Er mochte auf die dreißig zugehen und hatte sich bereit erklärt zu reden, wenn Natalie ihn angemessen dafür belohne. Da er ihre einzige Hoffnung war, versprach sie ihm, dass er sich bei seinem nächsten Besuch in Denver bei ihr melden dürfe. Dabei hatte sie vielversprechend gelächelt. Der junge Mann war sich sehr wichtig vorgekommen. Seine Wangen hatten sich gerötet, und dann hatte er ihr verraten, dass Patrick Wesley – den anscheinend alle für eine Art Heiligen hielten – tatsächlich einen Sohn hatte. Das war an und für sich nicht weiter bemerkenswert. Aber dieser Sohn wurde CJ genannt.

Für Natalie stand fest: Carlos Julian Santino und CJ Wesley waren ein und dieselbe Person.

Also hatte sie sich informiert, wo die Ranch der Wesleys lag, und war dorthin gefahren. Inzwischen saß sie seit mehr als einer halben Stunde in ihrem Auto vor dem verlassen wirkenden Haus und fror erbärmlich. Sie kuschelte sich tiefer in ihren Mantel und rieb sich die Arme, um den Blutkreislauf anzuregen. Trotzdem spürte sie, dass sie die Kälte nicht mehr viel länger würde ertragen können.

Im Stillen ging sie noch einmal die Fragen durch, die sie CJ Wesley stellen wollte. Seltsamerweise schweiften ihre Gedanken ständig ab, und zwar zu dem Cowboy, den sie in dem Futtermittelladen getroffen hatte. Wahrscheinlich war ihr Denkvermögen eingefroren. Warum sonst hätte das Bild des großen breitschultrigen Mannes immer wieder vor ihrem inneren Auge auftauchen sollen? Schließlich war der Cowboy überhaupt nicht hilfsbereit gewesen.

Allerdings hatte er sie wohl zutiefst beeindruckt. Sie hatte sogar von ihm geträumt! Er hatte umwerfend ausgesehen, als er sich aus seiner dicken Lammfelljacke schälte und den Hut vom Kopf zog, um ihn achtlos in eine Ecke zu werfen. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt, und ein Schauer lustvoller Vorfreude war ihr über den Rücken gelaufen. Zärtlich hatte der Cowboy sie mit seinen kräftigen rauen Händen berührt – und dann war sie allein in ihrem Bett aufgewacht. Erregt und zutiefst enttäuscht, dass alles nur ein Traum gewesen war.

Jetzt überlegte sie, ob er wohl jemals ihre Show ansah. Ob er sich fragte, was für ein Mensch sich hinter der Fernsehpersönlichkeit verbarg.

Während sie ihrer Fantasie freien Lauf ließ, rief sie auf dem Smartphone ihren Twitter-Account auf. Nach der Show am Vormittag hatte sie getwittert, dass sie am nächsten Tag einen berühmten Star begrüßen würde. Es gab nur vier Reaktionen darauf. Verdammt! Aber vielleicht sah es bei Instagram besser aus? Nein. Es war zum Verrücktwerden!

Vor allem aber machte es ihr Angst. Seit ein paar Wochen hatte sie bemerkt, dass die Zahl ihrer Follower kleiner wurde. Wie lange noch, bis niemand sich mehr für sie interessierte? Sie musste diesen Abwärtstrend stoppen, wenn sie ihre Sendung nicht verlieren wollte. Sie musste!

Ihr Smartphone gab einen kurzen Ton von sich. Eine Nachricht von Steve, ihrem Produzenten.

Irgendwelche Neuigkeiten?

Sie holte tief Luft. Versuchte, sich zu beruhigen.

Ich arbeite daran.

Die Antwort kam umgehend.

Ich habe die letzten Quoten auf dem Tisch. Kannst du dir vorstellen, wie schlecht sie sind? Wenn es dir nicht gelingt, das Steuer herumzureißen, werde ich deine Sendezeit an Kevin geben.

Einen Moment lang wurde ihr regelrecht übel. Sie musste sich zwingen, gleichmäßig zu atmen. Sie durfte jetzt nicht aufgeben! Sie musste kämpfen. Und das bedeutete, dass sie nicht warten konnte, bis das Beaumont-Baby – alle nannten es so, obwohl der Vater Zeb Richards und die Mutter Casey Johnson hieß – geboren wurde. Sie brauchte eine Geschichte, die ihr Publikum fesselte. Sie brauchte Hardwick Beaumonts Sohn Carlos Julian Santino oder wie immer er sich nannte. Und sie brauchte ihn jetzt!

Die Vorstellung, dass sie ihre Show an Kevin Durante verlieren würde, war unerträglich. Kevin hatte wundervolles Haar. Doch darüber hinaus hatte er nichts zu bieten. Er war ein Vollpfosten, dumm und sogar im Bett ungeschickt. Trotzdem verkörperte er den Typ, den gewisse Leute gern im Vormittagsprogramm sahen. Ich würde mir eher eine Hand abhacken, als Kevin meine Sendezeit zu überlassen!

Entschlossen tippte sie ein paar Worte in ihr Smartphone:

Keine Sorge. Ich melde mich bei dir, sobald ich die Sensation im Kasten habe.

Steves Antwort ließ beunruhigend lange auf sich warten.

Ich hoffe für dich, dass das bald ist.

Du weißt genau, dass ich nie falsche Versprechungen mache.

Das hörte sich zumindest selbstbewusst an. Tatsächlich war Natalie nicht besonders optimistisch. Ihr war klar, dass Geduld nicht zu Steves hervorstechenden Eigenschaften gehörte. Was verständlich war. Er trug die Verantwortung dafür, dass das Vormittagsprogramm bei den Leuten ankam. Fallende Quoten brachten Jobs in Gefahr. Und zwar nicht nur Natalies Job. Auch Steve musste aufpassen, dass er nicht in die Kritik geriet. Natürlich würde er Kevin die Sendezeit von A Good Morning geben, wenn er sich davon bessere Quoten versprach.

Natalie, die eben noch im Begriff gewesen war, nach Hause zu fahren, um der beißenden Kälte endlich zu entkommen, beschloss, noch etwas auszuharren.

Zehn Minuten später spürte sie ihre Zehen nicht mehr. Nun gut, sie würde nicht nach Denver zurückkehren, aber sie würde zum Café in Firestone fahren, den scheußlich schmeckenden, aber zumindest heißen Kaffee trinken und hoffen, dass der Cowboy dort auftauchte.

Vorher würde sie allerdings noch einmal nachschauen, ob es bei Twitter, Instagram oder Facebook etwas Neues gab.

Nichts.

Der Verzweiflung nahe schrieb sie:

Man munkelt, dass Matthew Beaumonts Braut Whitney Wildz – ein ehemaliger Kinderstar – ein Baby erwartet. Aber ist der Bräutigam auch der Vater?

Einen Moment lang regte sich ihr Gewissen, da dieses Gerücht vermutlich völlig aus der Luft gegriffen war. Dann sagte sie sich, dass die Beaumonts seit jeher in der Öffentlichkeit gestanden und gelernt hatten, mit Klatsch und Tratsch fertigzuwerden. Eigentlich sollten sie ihr sogar dankbar sein. Schließlich half sie ihnen, ihr Bier zu verkaufen.

In der Hoffnung, die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen auf sich zu ziehen, setzte sie noch einige weitere Posts in den sozialen Netzwerken ab. Ihr Therapeut hatte vor einiger Zeit zu ihr gesagt, es sei nicht gesund, sich so von der Meinung anderer Leute abhängig zu machen. Sie solle sich so akzeptieren, wie sie war. Als Reaktion darauf hatte sie die Therapie abgebrochen.

Ein Windstoß brachte Natalies Auto zum Schwanken. Inzwischen fror sie so sehr, dass sie kaum noch die Hände bewegen konnte. Ihr blieb keine Wahl, sie musste ihren Beobachtungsposten aufgeben. Sie wollte gerade den Motor starten, als sie sah, wie ein Auto sich näherte.

Dem Himmel sei Dank!

Es war ein Pick-up, der ihr vage bekannt vorkam. Er hielt, die Tür wurde geöffnet, und ein Mann stieg aus.

Ein Mann, der ihr ebenfalls bekannt vorkam.

Ich hätte es wissen müssen! Der Cowboy ist niemand anderes als Carlos Julian Santino Beaumont Wesley.

Ihr fiel ein, wie dieser Muskel an seiner Wange gezuckt hatte, als sie ihn nach Isabel und Carlos Santino gefragt hatte. Damit hatte er sich verraten. Und sie hatte es nicht begriffen. Wie dumm von ihr.

Ihr Herz machte einen Sprung. Weil sie Hardwick Beaumonts unehelichen Sohn gefunden hatte? Oder weil sie sich freute, den attraktiven Cowboy wiederzusehen?

Betont langsam stieg sie aus dem Cabrio. Der Cowboy sollte ihre langen Beine bemerken und bewundern. „So sieht man sich wieder“, begrüßte sie ihn.

Ärgerlich runzelte er die Stirn. „Was wollen Sie hier?“

„Ich habe Sie gesucht, Mr. Santino. Oder soll ich Sie mit Mr. Beaumont ansprechen?“

Sein Ärger wuchs. Und selbst die schönsten Beine der Welt würden nichts daran ändern. Das spürte Natalie ganz deutlich.

„Ich heiße Wesley.“

„Gut, ich bin bereit, auf das Spiel einzusteigen. CJ Wesley, nicht wahr?“ Sie holte ihr Smartphone aus der Tasche, um es als Kamera zu verwenden.

Dann starrte sie auf ihre leeren Hände.

Sie sah gerade noch, wie Wesley das Smartphone in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

„Geben Sie es zurück!“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie befinden sich auf privatem Grund und Boden, Miss Baker. Ich könnte den Sheriff anrufen und Sie wegen Hausfriedensbruchs anzeigen. Ganz abgesehen davon, dass man Ihnen auch Stalking vorwerfen könnte. Eigentlich sollte man Sie allein schon wegen Ihrer Dummheit verhaften. Haben Sie denn nicht den Wetterbericht gehört, ehe Sie hierhergekommen sind? Wir erwarten einen Schneesturm, einen richtigen Blizzard. Und Sie tragen High Heels, Nylonstrümpfe und einen dünnen Mantel. Wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie sich den Tod holen.“

Seine Worte verwirrten sie so sehr, dass sie sogar vergaß, eine verführerische Pose einzunehmen. Daran, dass man ihr Stalking und Hausfriedensbruch vorwarf, war sie gewöhnt. Aber niemand machte sich Sorgen um ihre Gesundheit!

„Unser Meteorologe sagte, der Blizzard komme erst morgen“, erklärte sie.

„Steigen Sie in Ihr Auto, und fahren Sie nach Hause. Sofort!“

„Sie müssen verrückt sein! Ohne mein Smartphone gehe oder fahre ich nirgendwohin.“

Er legte den Kopf in den Nacken und musterte den Himmel.

Endlich sah sie seine Augen! Sie waren nicht grün. Aber er hatte das Kinn, das so typisch für alle Beaumonts war. Sie hatte den verlorenen Sohn gefunden. Trotzdem konnte sie sich nicht richtig freuen. Es war einfach zu kalt. Voller Neid musterte sie seine Lammfelljacke.

„Miss Baker, Sie müssen jetzt fahren. Der Blizzard kommt nicht erst morgen.“ Damit wandte er sich ab, um mehrere Einkaufstüten mit Lebensmitteln aus seinem Wagen zu holen. „Und vergessen Sie Ihr Smartphone. Ich werde nicht zulassen, dass Sie mich fotografieren und die Fotos gegen meinen Willen veröffentlichen.“ Er ging zur Haustür, setzte die Tüten ab und suchte nach dem Haustürschlüssel.

Natalie hatte das Gefühl, zu keiner Bewegung fähig zu sein. Sie konnte nicht ohne ihr Smartphone fahren. Es war ihre Verbindung zur Welt. Es war – sozusagen – ihr Leben.

Wesley öffnete die Haustür. „Wenn Sie nicht bald fahren, ist es zu spät.“ Er drehte sich zu ihr um und zeigte nach oben.

Sie wandte den Kopf und schaute in die angegebene Richtung. Der Wind war jetzt so stark, dass ihre Augen zu tränen begannen. Und der Himmel … O Gott, der Himmel! Eine riesige dunkle Wolke näherte sich. Und unter ihr schien sich eine weiße Wand zu erstrecken.

Natalie begriff, dass sie schon jetzt keine Chance hatte, heil nach Hause zurückzukommen. Daheim in Denver hatte sie einige heftige Schneestürme erlebt. Aber dort gab es Schneepflüge und … Und alles Mögliche, was es hier nicht gab. Hier würde kein Mensch merken, wenn sie unter den Schneemassen begraben wurde und erfror. Hölle und Teufel, ihr war ja schon jetzt so entsetzlich kalt.

Vielleicht schaffe ich es bis Firestone.

Am ganzen Körper zitternd, jedoch unfähig, sich von der Stelle zu rühren, stand Natalie auf halbem Weg zwischen ihrem Auto und der Tür zum Haus der Wesleys. Sie starrte den Himmel an.

Bis er plötzlich nicht mehr zu sehen war. Überall waren Schneeflocken. Sie fielen so dicht, dass das Haus, der Pick-up und der Mustang innerhalb von Sekunden unsichtbar waren.

Nie zuvor hatte Natalie sich dem Tod so nah gefühlt. Mein Auto, dachte sie, ich muss in mein Auto. Sie stemmte sich gegen den Sturm, machte zwei mühsame Schritte vorwärts. Aber war dies überhaupt die richtige Richtung?

Nicht aufgeben, befahl sie sich selbst.

Und plötzlich war da etwas Starkes, etwas Verlässliches. Kräftige Arme schlossen sich um ihre Taille. Jemand hob sie hoch und trug sie fort. Zum Haus. Es musste der Cowboy sein. Wesley. Jetzt ließ er sie los. Ihre Beine gaben unter ihr nach, und sie landete – wie peinlich! – auf dem Hintern.

Als sie aufschaute, sah sie, wie Wesley sich gegen den Sturm stemmte, um die Tür zu schließen.

Sogleich wurde es wärmer.

„Danke“, wollte Natalie sagen. Doch ihre Zähne klapperten so sehr, dass sie kein Wort herausbrachte.

Wesley schaute sie wütend an. Der Sturm musste ihm den Hut vom Kopf gerissen haben. Jedenfalls konnte sie sein Gesicht zum ersten Mal deutlich sehen. Dichtes braunes Haar, dunkle Bartstoppeln, trotz der kalten Jahreszeit noch immer sonnengebräunte Haut. Ein umwerfender Mann.

Was ihr zu Bewusstsein brachte, dass sie vor ihm auf dem Boden saß. O Gott, sie fühlte sich so wertlos. Und Wesley sah sie an, als wisse er genau, wie wertlos sie war.

Sie zwang sich aufzustehen. „Danke.“ Diesmal gelang es ihr zu sprechen. „Ich wärme mich nur ein bisschen auf und fahre dann. Und bitte geben Sie mir mein Smartphone zurück. Ich verspreche, keine Fotos zu machen.“

Er hatte ihr gerade das Leben gerettet. Und das, obwohl er sie nicht mochte. Dafür hatte er wahrhaftig Dankbarkeit verdient.

„Sie begreifen es wirklich nicht“, stellte er fest.

Sein Ton ärgerte sie. Aber sie rief sich in Erinnerung, dass sie ihm Dankbarkeit schuldete. „Wovon reden Sie?“

„Sie fahren ein Cabrio, nicht wahr? Es hat keinen Allradantrieb.“

„Nein.“

Er stöhnte laut auf. Dann fixierte er einen Punkt an der Decke über Natalies Kopf, so als könnte er es nicht ertragen, sie anzuschauen. „Wenn ich zulasse, dass Sie dort hinausgehen, dann schicke ich Sie in den sicheren Tod.“ Ganz langsam und deutlich sprach er, wie mit einem Kind, dem man einen äußerst schwierigen Sachverhalt erklären musste. „Wahrscheinlich erreichen Sie Ihr Auto gar nicht. Und wenn doch, werden Sie sehr bald von der Straße abkommen, in einem Graben landen und unter Schneemassen begraben werden.“

Jetzt endlich schaute er sie an. Sein Blick bewirkte, dass sie sich vorkam wie eine Idiotin.

„Sie sind hier gefangen, Miss Baker“, sagte CJ Wesley ruhig. „Bis der Blizzard vorbei ist, müssen Sie bei mir bleiben. Ob uns das nun gefällt oder nicht …“

3. KAPITEL

„O Gott …“

Es kostete CJ einige Mühe, Natalie nicht die Schneeflocken von den Wimpern zu wischen. Sie sah aus wie eine Eisprinzessin. Eine bezaubernde Eisprinzessin mit magischen Kräften. Wenn er nicht aufpasste, würde sie ihn verhexen. „Gefangen“, wiederholte er.

Sie zitterte noch immer. Und er glaubte, dass das nicht nur an der Kälte lag. Was nun, fragte er sich. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sie einfach draußen im Blizzard zu lassen. Jetzt würde er sie tagelang nicht mehr loswerden.

Noch ehe er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, regte sich sein Gewissen. Alle Wesleys waren hilfsbereit. Also würde er die nächsten Tage, vermutlich einschließlich des Weihnachtsfests, mit Natalie Baker verbringen. Mit der Frau, die herausgefunden hatte, dass er Hardwick Beaumonts Sohn war, und die dieses Wissen benutzen wollte, um … Ja, was eigentlich?

„Ich werde aufbrechen, sobald …“ Ihre Zähne klapperten. „… sobald ich mich richtig aufgewärmt habe.“

CJ brauchte nicht zum Fenster hinauszuschauen, um zu wissen, dass das absoluter Unsinn war. Draußen war es dunkel. Nicht, weil die Nacht hereingebrochen war, sondern weil der Schnee so dicht fiel.

„Sie bleiben hier“, stellte er in einem Ton fest, der keinen Widerspruch duldete. „Ich kann nicht zulassen, dass Sie erfrieren.“

Wie sollte er es bloß schaffen, sie nicht anzurühren, wenn sie sich längere Zeit unter demselben Dach aufhielt wie er? Sie zog ihn geradezu magisch an. Und er hatte sie ja schon angefasst! Er hatte sie gepackt und sie sich über die Schulter geworfen, um sie ins Haus zu bringen. Er hatte sich benommen wie ein Höhlenmensch. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass die Frauen damals ebenso verführerisch waren.

„Als Erstes“, sagte er, „müssen wir dafür sorgen, dass Ihnen wieder warm wird.“ Das war dringend nötig. Sie würde sich sonst eine Lungenentzündung holen oder sogar den Tod. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, sich bei diesem Wetter hinauszuwagen, ohne sich etwas wirklich Warmes anzuziehen? High Heels und Nylonstrümpfe, ha! „Am besten nehmen Sie eine heiße Dusche, solange wir noch Strom haben“, riet er ihr. „Und wenn Sie jemanden anrufen wollen, dann sollten Sie das jetzt tun. Das Telefonnetz wird mit Sicherheit zusammenbrechen.“

Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber CJ kam ihr zuvor. „Sie können mein Telefon nehmen. Es steht im Wohnzimmer.“

Sie rührte sich nicht, sondern sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Angst an. „Versuchen Sie, nett zu mir zu sein?“

„Nein“, log er, „ich möchte nur nicht für Ihren Tod verantwortlich sein.“

„Oh!“ Ihre Stimme klang verzweifelt.

Der klägliche Ton berührte etwas in CJ. Nachdenklich musterte er Natalie noch einmal. Sie erinnerte nur noch entfernt an die selbstbewusste Fernsehschönheit. Denn jetzt wirkte sie hilflos und verletzlich. So als brauche sie Schutz. CJ hätte sie nur zu gern beschützt! Aber leider wusste er sehr genau, wie fatal das wäre. Nur ein Dummkopf würde auf die Idee kommen, Natalie Baker für unschuldig und schutzbedürftig zu halten. Und ein Dummkopf war er nicht. Ihm war klar, dass sie ihren wundervollen Körper einsetzte, um zu bekommen, was sie wollte. Da sie mit ihrer sexuellen Ausstrahlung bei ihm nichts hatte erreichen können, versuchte sie es jetzt auf einem anderen Weg.

Nun, sie würde sich an ihm die Zähne ausbeißen. Er fiel nicht auf sie herein. „Wen möchten Sie anrufen?“, erkundigte er sich.

Er traute seinen Augen nicht. Sie wurde tatsächlich noch kleiner und hilfloser.

„Also …“, stammelte sie. Eine lange Pause folgte. „Also …“ Plötzlich blitzten ihre Augen zornig auf. „Niemanden.“

Sprachlos starrte er sie an. „Ist Ihnen klar, dass Sie vermutlich die Weihnachtstage hier verbringen müssen?“ Unvorstellbar, dass es niemanden geben sollte, der sie während der Feiertage vermisste. Sie musste Verwandte haben, die auf sie warteten. Und Freunde, mit denen sie sich verabredet hatte. Sie war berühmt. In Denver und Umgebung kannten die meisten Menschen ihre Vormittagsshow. Er jedenfalls hatte sofort gewusst, wer sie war, als er sie so unerwartet in Wilmers Laden entdeckte. Die wunderschöne, talentierte Natalie Baker …

Sie schüttelte den Kopf. Dann versuchte sie zu lächeln. „Ich werde Sie nicht belügen. Ich möchte niemanden anrufen. Aber ich würde sehr gern heiß duschen. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so gefroren.“

Nachdenklich musterte er sie.

Sie hatte einen ihrer Schuhe draußen im Schnee verloren und schlüpfte jetzt aus dem anderen. Und als sie den dunklen Mantel öffnete, blitzte der Spitzenbesatz eines roten Unterrocks unter ihrem kurzen Kleid hervor.

Entweder sie ist dumm oder unglaublich leichtsinnig. Oder sie hat alles genau so geplant. Sie wollte, dass ich sie ins Haus hole.

Nun, wie dem auch sei, er würde dafür sorgen, dass sie nach der Dusche etwas Trockenes und Warmes anzuziehen hatte. In ihrem Kleidchen würde sie sogar vor dem Kaminfeuer frieren, das er sicherlich bald anzünden musste. Denn wenn der Strom ausfiel, gab es nicht nur kein heißes Wasser mehr, sondern auch keine Heizung.

„Hier gelten ein paar Regeln“, begann er. „Und ich erwarte, dass Sie sich an sie halten. Erstens: Solange Sie hier sind, bekommen Sie Ihr Smartphone nicht zurück. Zweitens: Sie schnüffeln nicht herum. Sonst muss ich Sie trotz des Wetters hinauswerfen.“

Tatsächlich wäre er niemals in der Lage, irgendwen – nicht einmal seinen schlimmsten Feind – in den Blizzard hinauszuschicken. Aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.

Sie hob kampflustig das Kinn. Und einen Moment lang dachte CJ, sie würde mit ihm diskutieren wollen. Doch dann rüttelte der Wind an der Tür, und das bisschen Farbe, das Natalies Wangen angenommen hatten, verschwand wieder. Sie sah aus wie eine Frau, die sich ihrer Niederlage bewusst ist.

„Verstehe“, murmelte sie. „Es tut mir leid, dass ich Sie ausgerechnet Weihnachten störe.“

Jetzt sah sie wieder so unschuldig aus.

Um sich gegen ihre seltsame Anziehungskraft zu wappnen, verdrehte CJ die Augen. „Es tut Ihnen leid? Tatsächlich?“

Das war keine nette Bemerkung. Überhaupt war er bisher nicht gerade nett zu ihr gewesen Dafür schämte er sich ein wenig. Sie wirkte so anders als in Wilmers Laden. Gar nicht mehr arrogant. Vielleicht lag es ja nur daran, dass ihr blondes Haar wirr, ihr Gesicht blass und ihre Kleidung feucht war. Jedenfalls erinnerte so gut wie nichts mehr an den gefeierten Fernsehstar.

Ehe seine Schuldgefühle zu stark wurden, sagte CJ: „Hier entlang!“

Ihm war klar, dass er einen Fehler beging. Jemanden wie Natalie Baker … Was genau war sie eigentlich? Journalistin, Moderatorin oder Reporterin? Also, jemanden wie sie hätte er von sich und seinem Leben fernhalten müssen. Unbedingt! Stattdessen würde sie nun mehrere Tage unter seinem Dach verbringen und bestimmt irgendwann auf etwas stoßen, was sie auf keinen Fall sehen sollte. Sei es nun das Fotoalbum mit seinen Kinderfotos oder sonst irgendetwas.

Er hoffte, sie würde sehr lange duschen, damit er in aller Eile ein paar verräterische Dinge forträumen konnte. Es war wichtig, sein Leben und seine Geschichte vor ihr geheim zu halten!

Als Erstes stellte er die Heizung höher. Es sollte so lange wie möglich angenehm warm sein. Wenn diese Miss Baker nicht aufgetaucht wäre, hätte er längst den Generator angeworfen. Denn früher oder später würde der Strom ausfallen.

Zunächst musste CJ sich um seinen ungebetenen Gast kümmern. Er führte Natalie zum Gästezimmer, das der unpersönlichste Raum im ganzen Haus war und glücklicherweise neben einem kleinen Bad lag. Am liebsten hätte er Natalie dort eingeschlossen. Aber leider konnte er sich nur zu deutlich die Schlagzeilen vorstellen: Lange verschwundener Beaumont-Bastard sperrt Fernsehberühmtheit im Gästezimmer ein.

„Wir müssen damit rechnen, bald ohne Strom zu sein“, sagte CJ. „Planen Sie also dementsprechend.“

Sie schien zu nicken. Aber möglicherweise zitterte sie auch nur besonders heftig. Ihre Lippen waren blau vor Kälte.

Nachdem er ihr gezeigt hatte, wie man das heiße Wasser anstellte, ermahnte er Natalie noch einmal, unter der heißen Dusche zu bleiben, bis ihre Körpertemperatur sich normalisiert hatte.

Das ließe sich natürlich auch erreichen, indem ich mit ihr ins Bett gehe und sie mit meinem Körper wärme.

Noch einmal wanderte sein Blick zu ihren Beinen. Schöne Beine, biegsame Beine, Beine, die eine Frau um die Hüften eines Mannes schlingen würde …

Verflucht! So etwas durfte er sich nicht vorstellen! Keine körperliche Nähe, kein Kuscheln, kein Sex! Als er die Tür des Gästezimmers schließen wollte, sah er gerade noch, wie Natalie aus ihrem Mantel schlüpfte und ihn zu Boden fallen ließ. Als Nächstes würde sie das Kleid ausziehen und dann …

„Ich bringe Ihnen trockene Sachen“, versprach er, ehe er davoneilte.

CJ hatte sich immer für einen starken Mann gehalten. Aber kein Mann – auch er nicht – konnte gleichgültig bleiben, wenn er einer faszinierenden Frau begegnete, die gleichzeitig verletzlich, sanft und sexy aussah.

„Danke“, hörte er sie noch mit leiser Stimme sagen.

Nun, er würde nicht daran denken, wie sanft sie wirkte. Wahrscheinlich war sowieso alles nur gespielt, um ihn dazu zu bringen, ihr zu vertrauen.

Dann holte er aus dem Kleiderschrank seiner Mutter lange Unterwäsche, Jeans, warme Socken und ein Sweatshirt. Bell war etwas kleiner als Natalie und viel rundlicher. Trotzdem würden die Kleidungsstücke schon irgendwie passen. Der Vorteil war, dass die weiten Teile Natalies verführerische Figur verbergen würden.

Schon stand er wieder vor dem Gästezimmer. Er klopfte. Keine Antwort. Also öffnete er die Tür, legte die warme Kleidung aufs Bett. Er war im Begriff, Natalies Kleidungsstücke aufzuheben, um sie zur Waschmaschine zu bringen, als sein Blick auf ihren BH und den dazu passenden Slip fiel. Winzige spitzenbesetzte Teile aus rosa Seide! Sogleich erschien vor seinem inneren Auge Natalies Bild. Nackt bis auf die Seidenwäsche. Einen Moment lang hielt er den Atem an. Dann befahl er sich, sofort an etwas anderes zu denken. O Gott, welch ein Desaster! Es war auch nicht gerade hilfreich, sich in Erinnerung zu rufen, dass sie momentan vollkommen nackt unter der Dusche stand.

CJ unterdrückte einen Fluch und verließ das Gästezimmer. Dann vergewisserte er sich, dass die Türen zu allen anderen Räumen in diesem Stockwerk geschlossen waren. Abschließen ließen sie sich leider nicht. Es war bisher auch nicht nötig gewesen … Dann eilte er ins Erdgeschoss, wo er im Wohnzimmer alle Familienfotos von der Wand nahm, um sie ganz hinten im Dielenschrank zu verstauen.

Er atmete auf, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, wo er glücklicherweise bereits am Morgen alles für ein Feuer im offenen Kamin vorbereitet hatte. Wenig später brannten die dicken Holzscheite, und CJ begab sich in die Küche.

Im Slow Cooker garte bereits seit einigen Stunden ein Rinderbraten. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der fertig war. Es blieb gerade noch Zeit genug, ein paar Kartoffeln zu kochen. Doch noch ehe CJ begann, Kartoffeln zu schälen, zündete er alle Flammen des Gasherdes an. Es war besser, wenn das Haus möglichst warm war, ehe der Strom ausfiel. Denn dann würden die Zimmer wegen des Sturms und der tiefen Außentemperatur rasch auskühlen.

Als er die Kartoffeln aufgesetzt hatte, blieb CJ einen Moment lang nachdenklich stehen. Dann fasste er einen Entschluss. Er holte einen Apple Pie, den speziellen Apfelkuchen seiner Mutter, aus der Tiefkühltruhe und schob ihn zum Auftauen in den Backofen.

Bei dem Gedanken an seine Mutter huschte zum ersten Mal, seit er Natalie Baker vor seinem Haus entdeckt hatte, ein Lächeln über sein Gesicht. Im Spätherbst verfiel Bell jedes Mal in einen wahren Back- und Kochrausch. Sie wollte ihr schlechtes Gewissen, weil sie ihren Sohn den Winter über allein ließ, besänftigen, indem sie die köstlichsten Gerichte für ihn vorbereitete. Wenn sie und Patrick dann im warmen Arizona waren, brauchte CJ sich nur aus der Tiefkühltruhe zu holen, worauf er Appetit hatte. Es gab praktisch alles, was das Herz begehrte: verschiedene Braten, Gulasch, Fisch, Gemüse in allen Variationen und eben auch alle möglichen köstlichen Kuchen.

Trotzdem hatte er vormittags in Firestone Pizza und Bier gekauft. Wenn er über die Weihnachtsfeiertage eingeschneit war, wollte er auch etwas zu essen und zu trinken haben, was nicht von seiner Mutter vorbereitet worden war.

CJ verließ die Küche und ging einmal durch alle Räume im Erdgeschoss. Hier und da gab es ein paar Fotos, die er abnahm. Da im Dielenschrank nicht mehr viel Platz war, brachte er alles in sein Büro, denn dessen Tür ließ sich abschließen.

Schade, dachte er, dass ich nicht das ganze Haus im Büro einschließen kann.

Zu guter Letzt fielen ihm die Fotoalben ein, die in einem Regal in dem gemütlichen kleinen Zimmer standen, in dem seine Mutter Näharbeiten und Ähnliches zu erledigen pflegte. Doch es war zu spät, um die auch noch verschwinden zu lassen. Da es keinen Schlüssel gab, mit dem man das Zimmer abschließen konnte, würde er darauf achten müssen, dass Natalie den Raum nicht betrat. Was bedeutete, dass er ihr praktisch nicht von der Seite weichen durfte.

Zur Hölle mit ihr!

Er warf noch einen Blick in die Küche und stellte fest, dass dort alles in Ordnung war. Dann überlegte er kurz, was er noch tun konnte, damit sein ungebetener Gast so wenig wie möglich über sein Leben herausfand. Weil ihm nichts mehr einfiel, stieg er wieder die Treppe hinauf. Gerade als er in den Flur einbog, öffnete sich die Tür des Gästezimmers, und Natalie trat heraus.

CJ stockte der Atem. Die Fernsehschönheit war verschwunden, und an ihre Stelle war eine Frau getreten, die … die einfach bezaubernd war.

Natalie hatte das Haar zu einem seitlichen Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie hatte kein Make-up aufgelegt. Dennoch schien sie schöner geworden zu sein. Auf jeden Fall wirkte sie weicher.

Dass sie nicht mehr hart und kämpferisch auftrat, war gefährlich. CJ wusste das nur zu gut. Genauso gefährlich war die Vorstellung, dass sie ihren rosa BH und das dazugehörige Höschen trug.

Es kostete ihn große Mühe, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. „Fühlen Sie sich besser?“, erkundigte er sich. Dabei sah er genau, dass sie sich erholt hatte. Ihre Wangen hatten wieder ein wenig Farbe bekommen. Ihr Haar glänzte seidig. Ein dunkles, an Honig erinnerndes Blond. Ihre Augen wirkten noch größer, als er sie vom Fernsehschirm in Erinnerung hatte. Sie waren riesig und von einem unglaublich intensiven Blau. CJ hätte nie geglaubt, dass der Verzicht auf Lidstrich und Lidschatten einen solchen Unterschied machen konnte.

Oh, das alles war schlimm …

„Ja, danke“, beantwortete sie seine Frage. Selbst ihre Stimme klang anders.

Das, fuhr es CJ durch den Kopf, ist wahrscheinlich die wirkliche Natalie Baker. Aber er durfte in ihr nicht den echten Menschen sehen. Für ihn musste sie die ehrgeizige gefährliche Journalistin und Moderatorin bleiben. Sonst war er verloren.

Während er noch gegen das Gefühl, diese neue Frau zu mögen, ankämpfte, gingen mit einem Schlag alle Lichter aus.

Gott sei Dank, der Sturm hatte ihn gerettet!

Natalie schrie nicht auf. Aber CJ hörte, wie sie erschrocken den Atem anhielt.

„Keine Angst“, beruhigte er sie. „Sie sind in Sicherheit.“ Er streckte den Arm aus, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. Doch schon klammerte Natalie sich angstvoll an ihn.

Beinahe hätte er sie an sich gezogen. Woher kam bloß dieses Bedürfnis, sie zu beschützen? Er durfte solche Gefühle nicht zulassen!

„Entschuldigung“, murmelte sie und lockerte ihren Griff. „Ich bin sonst nicht so schreckhaft. Aber ich war auf all dies nicht vorbereitet.“

Sie lügt, dachte er. Es war einfach unvorstellbar, dass sie rein zufällig auf seiner Ranch gestrandet war. Sie musste es geplant haben. Doch da sie nun einmal da war, blieb ihm keine Wahl. Irgendwie würde er sich mit ihrer Anwesenheit arrangieren müssen.

Dann wurde ihm bewusst, dass sie in dem dunklen Flur standen und einander berührten. Er trat einen Schritt zurück, sodass Natalie ihn loslassen musste.

„Wir sollten die Kissen und Bettdecken nach unten bringen“, sagte er.

„Was?“

„Ich habe im Kamin im Wohnzimmer Feuer gemacht. Dort sollten wir bleiben, bis der Sturm so weit nachgelassen hat, dass ich mich hinauswagen und den Generator anmachen kann.“ Dass es weitere offene Kamine in seinem Schlafzimmer und im Zimmer seiner Eltern gab, brauchte sie nicht zu wissen. Im Übrigen würde sie weder in seinem noch im Bett seiner Eltern schlafen. Auf gar keinen Fall würden sie beide sich ein Bett teilen!

Er hörte, wie sie seufzte. „Sie wollen mich nicht aus den Augen lassen, nicht wahr?“

Es wäre zwecklos gewesen, das zu leugnen. Erstens fiel es ihm schwer zu lügen. Vielleicht war sein biologischer Vater Hardwick Beaumont gut darin gewesen. Doch sein Ziehvater Patrick Wesley hatte – soweit CJ wusste – nur ein einziges Mal die Unwahrheit gesagt. Nämlich als er behauptete, dass er Bell während seiner Militärzeit geheiratet habe und dass CJ sein Sohn sei.

CJ hatte sich immer gewünscht, dass Pat sein Vater wäre. Dass Hardwick Beaumont ihn gezeugt hatte, war beunruhigend und beängstigend. Er hatte große Erleichterung empfunden, als er von Hardwicks Tod erfuhr.

Natalie Baker wollte, dass Hardwick, obwohl er tot war, wieder einen Platz in seinem Leben einnahm. Deshalb war er wütend auf sie. So schön, sanft und bezaubernd sie auch sein mochte: Sie wollte beweisen, dass er Hardwicks Sohn war, und deshalb durfte er sie nicht mögen. Er war wütend. Und das war gut so.

Weil Natalie sich nicht rührte, ging er selbst ins Gästezimmer und nahm Kopfkissen und Decken vom Bett. „Hier!“ Er drückte ihr alles in die Arme. Dann ging er in sein eigenes Zimmer, um auch sein Bettzeug zu holen. Schließlich machte er sich auf den Rückweg ins Wohnzimmer.

Natalie folgte ihm schweigend.

Das Feuer erfüllte den Raum mit flackerndem Licht und angenehmer Wärme.

CJ warf sein Bettzeug auf die Couch und begann die Möbel im Raum umzustellen. Den Tisch schob er unters Fenster, dorthin, wo es am kältesten war. Die Couch bekam einen Platz nicht weit entfernt vom Kamin. Rechts und links vom Kamin wurden die Sessel hingestellt. So sorgten sie dafür, dass nicht zu viel Wärme in den restlichen Raum entwich. Zum Schluss nahm CJ sein Bettzeug und bereitete sich auf dem Boden ein Lager. „Sie können die Couch nehmen“, erklärte er Natalie.

Die hatte ihn schweigend beobachtet. Dabei war ihr nicht entgangen, dass er sein Lager so platziert hatte, dass sie über ihn würde hinwegsteigen müssen, wenn sie den Raum verlassen wollte. Unbemerkt würde sie nicht einmal zur Toilette gehen können. An Schnüffeln war also gar nicht zu denken.

„Sie tun das nicht zum ersten Mal“, sagte sie schließlich.

„Ich habe schon einige Blizzards erlebt“, gab er zu. „Aber vermutlich ist es Ihr erstes Mal.“

Noch während er sprach, wurde ihm klar, wie unglücklich seine Wortwahl war. Mist!

Freundlicherweise ignorierte Natalie seine Bemerkung. Stattdessen machte sie sich daran, ihre Kissen und Decken auf der Couch zu arrangieren. „In Denver ist es anders“, sagte sie. „Dort …“ Sie unterbrach sich, schaute CJ an und erklärte: „Ich habe das hier nicht geplant. Wahrscheinlich bin ich kein guter Mensch. Aber ich bin heute nicht hierhergekommen, um mich von Ihnen retten zu lassen.“

Wenn das die Wahrheit war – und er hegte immer noch Zweifel –, dann war das Geständnis Natalie sicher nicht leichtgefallen. „Wir wollen das Beste daraus machen“, sagte er. „Schließlich ist bald Weihnachten. Friede auf Erden und so …“

Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Und er sah, wie ihr Mund sich zu einem traurigen kleinen Lächeln verzog. Seine Mutter lächelte so, wenn sie sich Mühe geben musste, nicht zu weinen.

Warum hätte Natalie Baker jetzt weinen sollen? Sie hatte nicht geweint, als sie beinahe erfroren wäre. Er wollte nicht, dass sie weinte.

„… und den Menschen ein Wohlgefallen“, flüsterte sie.

„Eine stille Nacht kann ich Ihnen allerdings nicht versprechen. Der Wind wird so bald nicht aufhören.“

Tatsächlich pfiff der Sturm ums Haus, brauste und heulte.

Jetzt wurde Natalies Lächeln ein bisschen fröhlicher.

Und seltsamerweise hellte das auch CJs Stimmung auf.

Da er über die Gründe dafür nicht nachdenken wollte, wechselte er das Thema. „Das Essen muss jeden Moment fertig sein. Wir können unsere Teller in der Küche füllen und dann zurückkommen vors Feuer.“

Natalie folgte ihm in die Küche, wo er einen Kessel mit Wasser aufsetzte. Hier hatte es immer einen Gasherd gegeben, und zwar deshalb, weil der auch bei Sturm niemals ausfiel.

„Wir haben etwas Kaffee und jede Menge Tee.“ Natürlich erwähnte CJ nicht, dass seine Mutter Kaffee nicht besonders schätzte. Er hob den Deckel des Slow Cookers, und sofort erfüllte der Duft nach Rinderbraten den Raum.

„O Gott, das duftet himmlisch“, rief Natalie.

„Die Kartoffeln sind auch gar.“ Er schnitt das Fleisch in dicke Scheiben und forderte Natalie auf, sich zu bedienen, nachdem er ihr gezeigt hatte, wo die Teller standen. Dann erklärte er ihr noch, wo Tee und Kaffee aufbewahrt wurden.

Der Kessel pfiff. Und Natalie nahm ihn vom Feuer. Es war erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich in CJs Küche bewegte. Er musste sich mehrmals in Erinnerung rufen, dass sie hier eigentlich nichts zu suchen hatte.

Gleich darauf kehrten sie mit ihren gefüllten Tellern und Tassen ins Wohnzimmer zurück. In sicherer Entfernung voneinander nahmen sie auf der Couch Platz. Natalie seufzte zufrieden. „Das hier ist wundervoll.“

Nun, als wundervoll hätte er es gewiss nicht bezeichnet. Doch immerhin war er dankbar, dass sie ihn nicht weiter mit Fragen bedrängte.

Eine Weile aßen sie schweigend. Dann fragte CJ: „Wie kommt es, dass in Denver niemand auf Sie wartet?“

Es dauerte lange, bis sie antwortete. Einerseits war sie zu sehr mit ihrem Essen beschäftigt. Andererseits brauchte sie Zeit, um sich eine Antwort zurechtzulegen.

„Ich könnte Ihnen die gleiche Frage stellen. Sie sind allein hier. Und Sie haben das Haus nicht einmal weihnachtlich dekoriert.“

Er schaute sich um. Ohne die Fotos an den Wänden und auf dem Kaminsims sah das Wohnzimmer irgendwie kahl aus. Unpersönlich. Aber das war es ja, was er wollte.

„Natürlich werde ich Ihnen die Frage nicht stellen“, fuhr Natalie in diesem Moment fort. „Ich habe mir Ihre Regeln gemerkt.“

Seine Frage hatte sie allerdings nicht beantwortet.

Ihm war schon, wenn er ihre Show ansah, aufgefallen, dass sie keinen Ring trug. Möglicherweise war sie wirklich weder verlobt noch verheiratet. Trotzdem musste es Menschen geben, die das Weihnachtsfest gemeinsam mit ihr feiern wollten!

„Worüber“, sagte sie, „wollen wir reden? Ich darf Ihnen keine Fragen stellen. Und es ist mir unangenehm, Ihre Fragen zu beantworten.“

Er zuckte die Schultern. „Ich kann ziemlich gut schweigen.“

„Oh …“

Schon wieder sah sie so verletzlich aus. Er wünschte, es wäre anders.

„Ich will auf keinen Fall, dass Sie in Ihrer Sendung über mich und mein Leben berichten. Also schweige ich lieber.“

„Und wenn ich verspreche, nichts davon zu verwenden?“

Was mochte ein solches Versprechen wert sein? Nichts vermutlich!

„Patrick Wesley ist mein Vater. Punkt.“ Das glaubten alle. Und so sollte es bleiben. Außer mit seiner Mutter und seinem Stiefvater hatte er nur mit einem einzigen Menschen über seine Geschichte gesprochen. Als College-Student hatte CJ sich verliebt. Cindy hatte ihm so viel bedeutet, dass er ihr einen Heiratsantrag machte. Und er fand, dass seine zukünftige Frau die Wahrheit über seine Herkunft wissen sollte.

Nie würde er den Ausdruck auf Cindys Gesicht vergessen, als sie begriff, dass er mit den Beaumonts verwandt war. Sie hatte die Augen aufgerissen, ihre Wangen hatten sich gerötet, und sie hatte lange geschwiegen. Dann hatte sie tief Luft geholt und voller Begeisterung gerufen: „Das ist ja wunderbar! Stell dir nur vor, wie unser Leben sich ändern wird, wenn du deinen Platz in der Familie einnimmst! Die Beaumonts sind reich. Und dir steht ein Teil ihres Reichtums zu. Wir könnten …“

Panik hatte ihn ergriffen. Es war ihm gelungen, Cindy zu unterbrechen. „Es war nur ein Scherz“, hatte er behauptet. „Weißt du nicht, dass alle Beaumonts blond sind?“

Das hatte sie erneut sprachlos gemacht. Bis sie wütend über ihn hergefallen war und sich so dumme Scherze verbeten hatte.

Noch in derselben Woche hatten sie sich getrennt.

CJ hatte seine Lektion gelernt. Nie wieder hatte er mit irgendwem über seinen biologischen Vater gesprochen. Sein größter Wunsch war, dass diese Verwandtschaft für immer geheim blieb.

Jetzt allerdings saß ihm diese Journalistin gegenüber, die offensichtlich von seiner Verbindung zu Hardwick Beaumont wusste.

„Wie soll ich Sie ansprechen?“, fragte sie gerade.

„Nennen Sie mich CJ.“

Sie hielt ihm die Hand hin. „Ich bin Natalie.“

Er ergriff ihre Hand – und ein elektrischer Schlag durchfuhr seinen Körper. Himmel! Diese Anziehungskraft war nicht normal. Rasch zog er seine Hand zurück.

„Ich bringe die Teller in die Küche und hole uns den Nachtisch“, sagte er.

4. KAPITEL

Natalie saß still auf der Couch und versuchte zu verstehen, was passiert war. Doch je länger sie die Flammen im offenen Kamin beobachtete, desto weniger Sinn schien das alles zu ergeben.

Nun ja, so ganz stimmte das nicht. Als sie unter der heißen Dusche gestanden hatte, war ihr durchaus einiges klar geworden. Trotzdem war es unbegreiflich, wie innerhalb kurzer Zeit aus der Natalie Baker, die eine eigene Fernsehsendung hatte, zunächst ein menschlicher Eiszapfen und dann CJ Wesleys unerwünschter Gast geworden war.

Obwohl sie mehrere Schichten Kleidung übereinandertrug – und abgesehen von ihrer Unterwäsche passte ihr nichts davon wirklich –, fühlte sie sich nackt. Das lag daran, dass dieser attraktive Mann sie anschaute, als sähe er bis in ihr Innerstes. Was jedoch nicht stimmen konnte, sonst hätte er sie nicht gefragt, ob niemand sie vermissen würde.

Sie hätte ihn natürlich anlügen und behaupten können, ihr Produzent würde sich Sorgen machen, wenn sie sich nicht bei ihm meldete. Doch tatsächlich würde ihre Abwesenheit Steve gar nicht auffallen, da sie wegen der bevorstehenden Weihnachtstage mehrere Sendungen im Voraus aufgenommen hatten.

In den nächsten fünf Tagen würde niemand sie vermissen. Diese Erkenntnis war kein Schock, denn schließlich hatte Natalie schon eine Reihe von Weihnachtsfesten allein verbracht. Obwohl … Eigentlich konnte man nicht von Festen sprechen. Für sie gab es nichts zu feiern. Weihnachten war die Zeit des Jahres, die für Natalie mit den schlimmsten Erinnerungen verbunden war.

Trotzdem hatte es sie bedrückt, nein, sogar geschmerzt, als CJ sie fragte, ob es niemanden gebe, der auf sie warte.

Glücklicherweise schien er nicht die Absicht zu haben, die Situation auszunutzen. Er hatte nicht ein einziges Mal versucht, ihr zu schaden. Im Gegenteil! Er hatte sie mit warmer Kleidung und gutem Essen versorgt. Er gab sich Mühe, es ihr bequem zu machen. Wahrscheinlich war er ein guter Mensch.

Bisher hatte sie gar nicht gewusst, dass man im wirklichen Leben Leuten wie ihm begegnen konnte. Natürlich war ihr klar, dass es hilfsbereite Menschen gab. Sonst würde niemand sich ehrenamtlich um die Obdachlosen kümmern, die in die Suppenküchen kamen. Niemand würde unbekannte alte und kranke Menschen in Hospitälern und Altenheimen besuchen, um ihnen vorzulesen. Allerdings verirrten solche Männer und Frauen sich nie in ihre Welt. Jeder, den Natalie kannte, wollte etwas von ihr. Deshalb führte sie mit ihren Bekannten keine Gespräche, sondern Verhandlungen.

CJ hatte ihr mehr als deutlich gesagt, dass es nichts zu verhandeln gab. Sie hatte nichts, was ihn interessierte. Und er war fest entschlossen, ihr nicht zu geben, woran sie interessiert war. So waren sie in weniger als zwei Stunden in eine Sackgasse geraten.

Gerade kam er ins Wohnzimmer zurück. Selbst wenn Natalie ihn nicht gesehen hätte, hätte sie es gespürt. Ihre Haut begann zu prickeln, und plötzlich fühlte alles sich anders an. Trotz seiner Güte strahlte CJ eine unglaubliche Stärke aus. Er war ein Mann, den man auf keinen Fall unterschätzen durfte.

„Gut“, murmelte er und reichte ihr einen Teller, auf dem ein riesiges Stück Apple Pie lag.

Meinte er den Kuchen? Oder fand er es gut, dass sie den Raum nicht verlassen hatte, um irgendwelche Familiengeheimnisse aufzudecken?

„Danke!“ Sie griff nach dem Teller.

„Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Es macht mir nichts aus“, gab er zurück. An seiner Wange zuckte ein Muskel.

CJ log.

Und sie wusste es. „Ich bin Ihnen dankbar für alles, was Sie für mich tun“, erklärte sie. „Auch wenn Sie lügen …“

Statt seinen Pie zu essen, warf er Natalie einen langen Blick zu. „Ich lüge nicht.“

Obwohl die Gabel mit dem Kuchen den verräterischen Muskel halb verdeckte, bemerkte Natalie doch das neuerliche Zucken. „Es gibt etwas, das Sie verrät.“

Er antwortete nicht, sondern aß in aller Ruhe seinen Kuchen. Also begann auch Natalie zu essen.

O Gott, das muss der beste Apple Pie der Welt sein!

Einen Moment lang fragte sie sich tatsächlich, ob sie im Blizzard erfroren war und sich jetzt im Himmel befand. Aber gab es dort Cowboys, die zugleich abweisend und unglaublich sexy waren?

Sie nahm einen weiteren Bissen, seufzte zufrieden und sagte: „Der ist fantastisch.“

„Danke. Meine …“ Er unterbrach sich.

Hatte er meine Frau oder meine Mutter sagen wollen? Er trug keinen Ring. Eine Frau schien jedoch in diesem Haus zu leben. Ihr mussten die Kleidungsstücke gehören, die CJ ins Gästezimmer gebracht hatte. Natalie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was sie gesehen hatte, ehe sie unter die Dusche ging. Sie glaubte, gerahmte Fotos bemerkt zu haben. Aber die waren inzwischen verschwunden.

Sie kam zu dem Schluss, dass CJ nicht verheiratet war. Also musste seine Mutter den Pie gebacken haben. Isabel Santino, die Frau, deren Spur Natalie mit so viel Mühe verfolgt hatte. Aber Isabel war wohl nicht daheim. Und CJ war – so viel stand fest – nicht bereit, auch nur zuzugeben, dass sie existierte.

Wäre sie noch ihr altes Selbst gewesen, hätte Natalie alles getan, um mehr über ihn und seine Familie herauszufinden. Doch wie sie bereits festgestellt hatte, war sie irgendwie … anders. Sie genoss den unglaublich leckeren Pie und die Wärme, die das offene Feuer ausstrahlte. Sie wollte nicht fort von hier. Und sie wollte auch keinen Streit. Denn wenn CJ recht hatte, würde sie noch ein paar Tage mit ihm verbringen müssen. Oder dürfen.

Erneut seufzte sie zufrieden. Seit Langem hatte sie sich nicht so entspannt gefühlt. Noch entspannter wäre sie jedoch gewesen, wenn dieser Cowboy sie nicht so unwiderstehlich anziehen würde.

„Ich lüge nicht. Und es gibt nichts, was mich verraten würde, wenn ich es doch täte“, sagte er plötzlich.

„O doch!“ Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu, was sie noch nicht einmal besonders viel Überwindung kostete. Es war sogar ein gutes Gefühl, ihn ein wenig zu necken und zu wissen, dass er sie trotzdem nicht hinauswerfen würde.

Jetzt allerdings bemühte er sich, hart und zornig auszusehen. „O nein!“

Sie hob die Brauen, und noch immer lächelnd nickte sie verständnisvoll.

Ein paar Sekunden lang erwiderte er ihren Blick. Dann schüttelte er leicht und offensichtlich verwirrt den Kopf. „Was ist es?“

Sie stellte den leeren Kuchenteller auf den Boden und beugte sich zu CJ hinüber. Als sie die Hand hob und mit den Fingerspitzen seine Wange berührte, zuckte er zusammen. „Keine Sorge“, sagte sie leise, doch ihre Augen blitzten spitzbübisch. „Ich will es Ihnen nur zeigen.“ Sanft drückte sie die Hand gegen seine Wange. „Machen wir ein Experiment.“

Seine Bartstoppeln waren weder hart noch weich und weckten seltsame Gefühle in Natalie. Schon wieder prickelte ihre Haut, und ihr Puls beschleunigte sich ein wenig.

Ist Hardwick Beaumont Ihr Vater, hatte sie CJ fragen wollen. Doch einen Moment lang brachte sie kein Wort über die Lippen. Die Sekunden genügten, damit sie sich darüber klar wurde, was diese Frage zur Folge haben würde. CJ würde nicht antworten. Wahrscheinlich würde er überhaupt aufhören, mit ihr zu reden. Und das würde sie nicht ertragen.

Also musste sie sich eine andere Frage überlegen. Eine, die er nicht wahrheitsgemäß würde beantworten wollen. „Hat Ihre Mutter den Pie gebacken?“, fragte sie schließlich.

„Nein.“

Unter ihrer Hand bewegte sich CJs Wangenmuskel.

„Sie haben es auch gespürt, nicht wahr?“ Natalie zog ihre Hand zurück, berührte dann aber mit dem Finger noch einmal den verräterischen Muskel. „Immer wenn Sie lügen, zuckt dieser Muskel.“

„Das glaube ich nicht.“ Er schob ihre Hand beiseite und verfiel in Schweigen. Still und reglos wie eine Statue saß er da. Dennoch konnte Natalie deutlich fühlen, wie misstrauisch er war.

Nach einer Weile griff sie nach seiner Hand und führte sie an seine Wange. „Bitte, geben Sie genau acht!“ Amüsiert stellte sie fest, wie er die Schultern straffte. Noch immer drückte sie seine Hand mit ihrer leicht gegen jenen Muskel. „Sehen Sie sich meine Sendung an?“

„Ja, hin und wieder.“ Er runzelte die Stirn. „Da war nichts.“

„Stimmt, weil Sie die Wahrheit gesagt haben.“ Ihr Herz hatte einen Sprung gemacht, als er zugab, ihre Show zu kennen. Er hatte also von Anfang an gewusst, wer sie war.

„Warum sollte ich lügen?“

Sie lachte. „Gut, wir sind uns darüber einig, dass nichts passiert, wenn Sie die Wahrheit sagen. Allerdings …“ Sie legte den Kopf schräg und überlegte, wonach sie ihn fragen konnte. Sie brauchte eine Frage, die er nicht würde beantworten wollen. „Haben Sie mich belogen, als Sie in dem Futtermittelladen mit mir über Pat Wesley sprachen?“

„Nein.“ Dann riss er die Augen auf. „Verdammt!“

Mit leichtem Bedauern zog Natalie ihre Hand zurück. „Sie haben es also gespürt.“

Er rieb sich die Wange. „Ich würde es gern abstreiten. Doch leider bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie mir nicht glauben würden.“

„Allerdings!“ Sie musterte ihn lächelnd. „Ich wette, Sie waren bei den Pfadfindern. Jeden Tag eine gute Tat …“

„Und wenn? Was würde das über mich aussagen?“ Obwohl die Worte abwehrend klangen, schien CJ nicht sauer zu sein. Und plötzlich erhellte ein Lächeln sein Gesicht.

Es war faszinierend. So faszinierend, dass Natalie den Blick nicht von ihm wenden konnte. Er sah so gut aus! Und er war so … so lebendig, mitfühlend und ehrlich, dass die unsichtbare Wand, die sie zum Selbstschutz um sich errichtet hatte, in Gefahr geriet einzustürzen.

Normalerweise fand sie Naturburschen wie ihn nicht besonders attraktiv. Und sie ließ sich schon deshalb nicht auf Affären mit ihnen ein, weil sie außer wildem Sex nicht viel zu bieten hatten.

Man konnte CJ zweifellos als Naturburschen bezeichnen. Dennoch unterschied er sich fundamental von allen anderen Männern, die Natalie bisher in diese Kategorie eingeordnet hatte. Er war rau und muskulös. Er lebte auf dem Land und kannte sich offenbar mit allen Arbeiten auf einer Ranch aus. Aber er würde einer Frau viel mehr zu bieten haben als wilden Sex.

O Gott, dachte sie, wenn er mich öfter so anlächelt, werde ich mein Ziel aus den Augen verlieren. Wie schrecklich! Eine Katastrophe! Sex mit ihm zu haben wäre verzeihlich. Ihn zu mögen war allerdings etwas ganz anderes. Denn wenn sie ihn mochte, würde sie ihn nicht unter Druck setzen wollen. Dann würde sie nie beweisen können, dass er Hardwick Beaumonts Sohn war. Und das bedeutete, dass sie ihre Sendung verlieren würde.

Verdammt! Sie durfte nicht vergessen, dass er sich wahrscheinlich nur deshalb so nett verhielt, weil dann die Zeit, die er witterungsbedingt gemeinsam mit ihr verbringen musste, leichter zu ertragen war. Das hatte absolut nichts damit zu tun, dass er Zuneigung für sie empfand. Das tat er nämlich nicht! Er wollte sie einfach im Auge behalten und dafür sorgen, dass die Stimmung trotzdem relativ entspannt blieb.

Was hätte er wohl gesagt, wenn ich ihn gefragt hätte, ob er sich zu mir hingezogen fühlt?

„Wissen Sie eigentlich, dass Sie auch etwas haben, was Sie verrät?“, erkundigte er sich in diesem Moment.

„Ich?“ Sie konnte es nicht glauben. Schließlich gehörte es zu ihrem Beruf, die Wahrheit so zu verändern, dass daraus spannende Geschichten für das Publikum wurden. „Netter Versuch“, spottete sie, „aber Sie können mich nicht hereinlegen.“

Er setzte sich im Schneidersitz auf die Couch, sodass er Natalie anschauen konnte, ohne den Kopf zu wenden. „Warum denken Sie, dass ich Sie hereinlegen will?“

Sie zuckte die Schultern, und ihr Gesicht wurde zu einer freundlichen Maske. „Es fällt mir leicht, ein wenig zu schwindeln. In meiner Position muss man das können.“

„Ah, es ist also ein Unterschied, ob man lügt oder schwindelt.“

Unter seinem Blick wurde sie unsicher. O Gott, ich erröte doch sonst nie!

„Es würde meinen Zuschauern nicht gefallen, wenn ich stets rücksichtslos die Wahrheit sagte“, erklärte sie. „Man setzt Erwartungen in mich.“

„Da!“

„Was?“

„Sie haben geschluckt. Damit verraten Sie sich.“

Es fiel ihr plötzlich schwer, gleichmäßig und langsam zu atmen. Doch irgendwie gelang es ihr, in beiläufigem Ton zu sagen: „Sie haben mir ja nicht einmal eine richtige Frage gestellt. Außerdem schlucken alle Menschen ab und zu. Vielleicht hat sich ja ein Stückchen Apple Pie in meiner Speiseröhre festgesetzt.“

CJ beugte sich ein wenig nach vorn. Er war ihr jetzt sehr nah. Zu nah womöglich. Auch wenn noch ein halber Meter zwischen ihnen lag … Die Luft schien zu knistern. Oder war es das Feuer? Natalie biss sich auf die Unterlippe.

„Okay, dann stelle ich Ihnen eben eine richtige Frage. Haben Sie einen festen Freund?“

„Nein.“ Es wäre unsinnig gewesen zu lügen.

„Warum wollten Sie niemanden anrufen? Gibt es wirklich niemanden, der Sie über die Feiertage vermisst?“

„Viele Menschen werden mich vermissen, sie schenken mir ihre Aufmerksamkeit. Aber ich telefoniere im Allgemeinen nicht mit ihnen.“

Er schüttelte leicht den Kopf. „Sie merken es nicht, nicht wahr? Aber Sie schlucken, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen.“ Damit wandte er sich dem Feuer zu.

„Aber ich sage die Wahrheit“, protestierte sie. „Viele Menschen interessieren sich für mich.“

Jetzt grinste er. „Sie haben es schon wieder getan. Geschluckt und gelogen.“

Ihr war klar, dass sie es dabei hätte belassen sollen. Doch sie konnte nicht anders: Sie widersprach ihm erneut. „Ich bin so etwas wie ein Star. Natürlich schenkt man mir Aufmerksamkeit.“

Zu ihrem Entsetzen holte er ihr Smartphone aus der Hosentasche. Da er ihr Passwort nicht kannte und sie es ihm niemals geben würde, konnte er nicht viel damit anfangen. Abgesehen davon, dass auf dem Display die Twitter-Nachrichten der letzten Stunden sichtbar waren.

„Okay, man ist an Ihnen interessiert. Oder …“ Er riss die Augen auf. „Oder an Ihren Tweets. Was zum Teufel …?“

Sie beobachtete, wie er die schrecklichen Dinge las, die andere über sie schrieben. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sagte: „Mir ist klar, dass es sehr boshafte Kommentare gibt. Aber Tatsache ist, dass viele Menschen sich für mich interessieren.“

Er schaute sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Sie müssen verrückt sein. Niemand möchte, dass man ihn auf so üble Art beschimpft. Himmel, das ist abscheulich!“

Nie zuvor hatte sie sich so geschämt. Und so kam es, dass sie die Nerven verlor und sich auf CJ stürzte, um ihm ihr Smartphone zu entwenden.

Vergeblich!

Natürlich. Er war nicht nur größer und stärker als sie, sondern offenbar auch schneller und geschickter.

„Bitte, machen Sie es aus!“, flehte Natalie.

Ohne zu zögern, erfüllte er ihre Bitte. Das Display wurde schwarz.

Gott sei Dank!

Leider steckte er das Gerät wieder in seine Hosentasche, statt es ihr zurückzugeben. Dann erkundigte er sich: „Womit haben Sie so bösartige Reaktionen ausgelöst?“

Sie schwieg.

Seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Haben Sie etwas über mich getwittert?“

„Nein.“

„Aber über einen der Beaumonts?“

Diesmal bemerkte sie es. Sie schluckte, ehe sie zu einer Erwiderung ansetzte. Also schloss sie den Mund, statt etwas zu sagen.

Wie kam es, dass dieser Mann sie so rasch durchschaut hatte? Es machte ihr Angst. Wusste er womöglich, wie hohl sie hinter ihrer kultivierten Fernsehfassade war?

„Ich nehme an“, stellte er fest, „das war ein Ja.“

Darauf hatte sie nichts zu erwidern.

Stille senkte sich über den Raum. Nur das Heulen des Sturms war zu hören. Natalie dachte darüber nach, ob jemals irgendwer vor CJ bemerkt hatte, dass sie schluckte, ehe sie eine Lüge aussprach. Nun, zumindest hatte niemand sie darauf hingewiesen. Ihr Vater glaubte grundsätzlich nicht, was sie sagte. Und ihre Kollegen beim Sender gingen ebenso kreativ mit der Wahrheit um wie sie selbst.

CJ riss sie aus ihren Gedanken. „Warum?“, fragte er.

Sie wusste sofort, was er meinte. „Es ist mein Job“, erklärte sie. „So wird das Spiel eben gespielt.“ Menschen wie Matthew Beaumont verstanden das. Aber jemand wie CJ Wesley? Nein, er konnte es nicht verstehen.

„Ein lausiges Spiel“, stellte er fest.

„Nicht alles daran ist schlecht.“ Nie zuvor hatte sie sich solche Mühe geben müssen, das zu glauben.

Autor

Sarah M Anderson
<p>Sarah M. Anderson sagt, sie sei 2007 bei einer Autofahrt mit ihrem damals zweijährigen Sohn und ihrer 92-jährigen Großmutter plötzlich von der Muse geküsst worden. Die Geschichte, die ihr damals einfiel, wurde ihr erstes Buch! Inzwischen konnte sie umsetzen, wovon viele Autoren träumen: Das Schreiben ist ihr einziger Job, deshalb...
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Emily Mc Kay
<p>Durch Zufall stieß Emily McKay schon in jungen Jahren auf einen Liebesroman und war von Anfang an fasziniert. Sie studierte Englisch an einer Universität in Texas und unterrichtete vier Jahre lang an einer Grundschule. Während ihrer Tätigkeit als Englischlehrerin setzte sie sich mit dem Schreiben auseinander und näherte sich dem...
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Cat Schield
<p>Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St. Croix...
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